HL. JOSEF- ARBEITER IM WEINBERG DES HERRN · 2017-09-07 · 2!! Wenn wir also über die Arbeit...

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1 HL. JOSEF- ARBEITER IM WEINBERG DES HERRN Mit besonderen Beispiel des geistlichen Lebens des Karmel nach der Schriften von Edith Stein. P. Ryszard Dyc JOSEF - ARBEITER. Wir erinnern uns noch, dass Papst Benedikt XVI zum Beginn seines Pontifikats gesagt hat: „Ich bin nur ein einfacher, kleiner Arbeiter im Weinberg des Herrn“ (19.04.2005). Es ist klar, dass der damalige Papst Benedikt XVI, als Patron den hl. Josef gehabt hat... Wenn wir soweit den Bezug verstehen können, dass ein Patron auch der Lehrer und Schützer ist, dann ist es mehr verständlich, dass nicht der Papst zum heutigen Thema inspiriert hat, sondern der Patron durch den damaligen hl. Vater Benedikt XVI. Eigentlich wird dadurch mehr klar, dass der Arbeiter nicht nur der ist, der mit seiner Axt und Säge ständig als Zimmermann arbeitet, sondern besonders der ist, der in seinem Inneren, in der Seele und dem Herzen arbeitet. In der Tat ist es so. Unsere äußeren Beschäftigungen sehen so aus, wie unsere innere Einstellung des Herzens, der Seele ist, z.B. wenn jemand seine Arbeit ehrlich tut oder nicht, da zeigt sich seine innere Einstellung. Also die Arbeit ist nicht nur eine rein menschliche Beschäftigung, so wie bei unseren Maschinen mit verschiedenen Leistungen. Die Arbeit des Menschen hat auch einen inneren Wert und braucht echte Inspiration.

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HL. JOSEF- ARBEITER IM WEINBERG DES HERRN

Mit besonderen Beispiel des geistlichen Lebens des Karmel nach der Schriften von Edith Stein.

P. Ryszard Dyc

JOSEF - ARBEITER.

Wir erinnern uns noch, dass Papst Benedikt XVI zum Beginn seines Pontifikats gesagt hat: „Ich bin nur

ein einfacher, kleiner Arbeiter im Weinberg des Herrn“ (19.04.2005). Es ist klar, dass der damalige

Papst Benedikt XVI, als Patron den hl. Josef gehabt hat...

Wenn wir soweit den Bezug verstehen können, dass ein Patron auch der Lehrer und Schützer ist, dann

ist es mehr verständlich, dass nicht der Papst zum heutigen Thema inspiriert hat, sondern der Patron

durch den damaligen hl. Vater Benedikt XVI.

Eigentlich wird dadurch mehr klar, dass der Arbeiter nicht nur der ist, der mit seiner Axt und Säge

ständig als Zimmermann arbeitet, sondern besonders der ist, der in seinem Inneren, in der Seele und

dem Herzen arbeitet.

In der Tat ist es so. Unsere äußeren Beschäftigungen sehen so aus, wie unsere innere Einstellung des

Herzens, der Seele ist, z.B. wenn jemand seine Arbeit ehrlich tut oder nicht, da zeigt sich seine innere

Einstellung.

Also die Arbeit ist nicht nur eine rein menschliche Beschäftigung, so wie bei unseren Maschinen mit

verschiedenen Leistungen. Die Arbeit des Menschen hat auch einen inneren Wert und braucht echte

Inspiration.

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Wenn wir also über die Arbeit sprechen, müssen wir eigentlich über die innere Haltung des Arbeiters

sprechen. So ist es bestimmt auch beim hl. Josef.

Der Begriff Arbeiter hat in diesem Zusammenhang viel mehr mit seiner inneren Haltung zu tun, als wir

es gewöhnlich verstehen. Auch wenn wir über den Weinberg reden wollen, geht es hier um einen

Bereich der Arbeit, der mehr die innere Haltung und Einstellung wiederspiegelt, als das äußere Wirken.

Arbeiter im Weinberg des Herrn ist also eine Beschreibung der Person, die beschäftigt ist, in dem

Bereich der zu dem Herrn gehört. Oder noch besser gesagt: in dem Bereich, der zu dem Herrn in seinem,

in Josefs Glauben gehört. Josef hat geglaubt, dass alles was er erfahren hat, eine Gabe Gottes ist.

„Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für Menschen; ihr wisst, dass ihr vom Herrn

euer Erbe als Lohn empfangen werdet. Dient Christus, dem Herrn!” [Kol 3,23-24]

UMGEBUNG.

Sicher gab es in der damaligen, unruhigen Zeit bestimmt viel mehr ähnliche Fälle, wo ein Mädchen ihre

Schwangerschaft verstecken musste.

Es waren auch viele Familien, die zu ihrem Geburtsort gehen mussten, um den kaiserlichen Befehl zu

erfüllen1; „Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.“ [Lk 1,2] Es gab bestimmt auch

viele Menschen, die sich von ihrer Heimat verabschieden mussten, um sich selbst vor einer Gefahr zu

retten. [Mt 2,13 und Mt 2,14-15] So war der hl. Josef sicher nicht allein, derjenige der die schwere

Entscheidung der Heimkehr treffen musste. „Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines

Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten

                                                                                                               1 Apostolisches Schreiben Redemptoris Custos von Papst Johannes Paul II, vom 15. August 1989 –(RC), am 15. August 1989 veröffentlicht. Das Rundschreiben erscheint zum 100. Jahrestag der Enzyklika Quamquam pluries von Papst Leo XIII; Nr 15. (RC 15) (vgl. Lk 1,2ff)

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hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte

sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.“ [Mt 2,22-

23]

Er war sicher auch nicht der einzige Vater, der die Verantwortung für die Familie, für die Kindheit des

Kindes, eines (in Anführungszeichen) „adoptierten“ Kindes übernommen hat.

In allem war der hl. Josef sehr ähnlich, allen, die auch mit der Problemen des Alltags lebenslang

beschäftigt waren und sind.

DAS LICHT DES GLAUBENS.

Nun kommt aber das Außergewöhnliche, der Blickwinkel, oder der Punkt, auf den es ankommt, wenn

wir über den Hl. Josef als Arbeiter im Weinberg des Herrn etwas sagen wollen.

Weil ER – der hl. Josef alles geglaubt hat, was Er von Gott über Jesus erfahren hat.

Er hat alles getan, alles was sein persönliches Leben betrifft, im Licht des Glaubens. Entdecken wir die

Einstellung, die den Hl. Josef ein Arbeiter im Weinberg des Herrn sein ließ.

Sein, Josefs Job – wie wir im heutigen Sprachgebrauch sagen, war Zimmermann: „Ist das nicht der

Sohn des Zimmermanns?“ „[Mt 13,55 u Mk 6,2b-6]

Josef ließ auch seinen Sohn Jesus den Beruf erlernen: „Jesus kam in seine Heimatstadt und lehrte die

Menschen dort in der Synagoge. Da staunten alle und sagten: Woher hat er diese Weisheit und die Kraft,

Wunder zu tun? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?“ [Mt 13,54-55]

Wenn Josef schon in seiner Umgebung bekannt war, musste er einen guten Ruf haben, der ihn in dieser

Umgebung arbeiten ließ.

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Seine Arbeit war nicht nur für sich selbst. Es war selbstverständlich damals so wie heute zu arbeiten, um

seine Familie zu ernähren. Also gibt es keine andere, vernünftige Erklärung seiner Haltung, als die

Liebe zu seiner Familie.

Die Liebe hatte ihren Ursprung in Gott, der selbst die Liebe ist.

Es ist ein Teil der Antwort auf die Frage: Worin besteht das besondere Tun des Josef, als er Arbeiter im

Weinberg des Herrn wurde ?

Sein Wirken war auf zwei Ebenen: die Innere und die Äußere. Und es ist fast unmöglich sie getrennt zu

beschreiben.

Was für eine Einstellung musste er haben, um sich in eine junge Frau - Maria - zu verlieben. „Mit der

Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt“ [Mt 1,18] Er, so wie jeder

Mann hatte bestimmt den Traum mit einer Frau bis zum Ende des Lebens zu leben.

Er stammte aus der jüdischen Kultur und Religion. Dort war es undenkbar untreu zu sein. Das zeigt uns

die religiöse Einstellung des Hl. Johannes des Täufers, der sogar den Herodes, den König für seine

Untreue öffentlich ermahnt hat.[Mt 14,4] Also es war – in der Zeit Josefs - eine Selbstverständlichkeit in

Treue bei einer Frau zu bleiben.

Und so hat die Bekanntschaft mit Maria begonnen, in der Atmosphäre und inneren Einstellung, dass

eine Frau und ein Mann bis zuletzt zusammen bleiben.

Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Treue gegenüber einer Frau im Judentum selbstverständlich war,

zeigen die Gedanken Josefs, seine Absicht „sich in aller Stille von Maria zu trennen“, als er erfahren

hatte, dass Maria schwanger war, dass das Kind mit der Beziehung zu ihm, zu Josef nichts zu tun

hatte. „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille

von ihr zu trennen.“ [Mt1,19] Dieser Entschluss Josefs, war ein Zeichen, dass Josef nicht unbarmherzig,

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sondern barmherzig war. Es war ein Zeichen seiner religiösen Erziehung, also seiner Frömmigkeit, und

echte Menschlichkeit.

Es ist uns aus unserer Erfahrung bekannt, dass wir, wenn wir schwere Erlebnisse haben, träumen.

Wir kämpfen im Inneren um eine Entscheidung, was wir tun sollen und haben dabei Stress. - Ein

Philosoph Jean Paul Sartre hat gesagt, dass, es die schwierigste Aufgabe des Menschen ist, wenn wir mit

dem freien Willen eine Entscheidung treffen sollen. Und es ist auch so, dass obwohl wir ins Bett gehen

und schlafen, unser Unterbewusstsein weiter wirkt.

Für Gott ist alles möglich2 !! Das kennen wir, und wir glauben auch daran. Daher erscheint es uns nicht

unnormal, wenn wir hören: „Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im

Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn

das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den

Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“[Mt 1,20-21]

Ja, Gott kann auch menschliche Träume nutzen um seinen Willen zu offenbaren. Sicher ist dieser Weg

mit einem Menschen zu sprechen außergewöhnlich.

Stellen wir uns diesen Kampf Josefs vor. Seine natürliche Einstellung sagt ihm, dass er ein eigenes Kind

haben möchte. Ebenso ist es auch eine natürliche Einstellung, dass er sich nicht von der Frau, in die er

verliebt ist, mehr noch, die er liebt, trennen will.

                                                                                                               2 Mk 9,14-27 - Für Gott ist nichts unmöglich, (Mt 19,26 - Bei Gott ist alles möglich!)

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AUTORITÄT GOTTES

Und jetzt, der Grund der Entscheidung: was ist der Grund, trotz der Enttäuschung, dass Maria

schwanger ist, aber nicht von ihm, von Josef, sich nicht von ihr zu trennen, sondern sie trotzdem bei sich

zu behalten?

Wir lesen in der Bibel: „erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum“, und sehen wir, was die Ursache

des Glaubens war. Es war die Autorität Gottes, die in einem „Engel des Herrn“ präsent war oder anders:

erschienen ist.

Die andere Seite des Traumes Josefs war sein Handeln, das nicht mehr ein Traum war, sondern sichtbare

Tatsache.

Wichtig ist vor allem der Glaube Josefs an Gott, und an das was Gott dem Josef durch seinen Boten, den

Engel sagen ließ.

Dieser Glaube heißt in der Theologie „Glauben, durch den geglaubt wird“ – fides qua creditur.3

Wir versuchen es mit einer Erklärung Erzbischofs Robert Zollitsch näher zu bringen: „Glauben, durch

den geglaubt wird“ dieser meint den Glaubensakt, die persönliche Gottesbeziehung oder wie es der

Religionspsychologe William James bereits vor mehr als hundert Jahren formuliert hat: „Die Beziehung

zwischen Herz und Herz, zwischen Seele und Seele, zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer.“

                                                                                                               3 Mit dem „Glauben, der geglaubt wird“ (fides quae creditur) sind konkrete Glaubensinhalte, bestimmte Glaubenssätze gemeint, /.../- Komplementär dazu sprechen wir vom „Glauben, durch den geglaubt wird“ (fides qua creditur); dieser meint den Glaubensakt, die persönliche Gottesbeziehung oder wie es der Religionspsychologe William James bereits vor mehr als hundert Jahren formuliert hat: „Die Beziehung zwischen Herz und Herz, zwischen Seele und Seele, zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer.“ - FORUM-Schulstiftung Heft 38, Seite 3 – 6, Katholische Schulen: Erziehung und Bildung - mit Leidenschaft, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch

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Also es ist nicht nur ein intellektueller Akt des Willens –„Glauben, der geglaubt wird“ fides quae

creditur: Glaube an..., was wir in der Naturwissenschaft alltäglich erfahren können, sondern ein Akt der

gesamten Person.

Josef also hat die Entscheidung vor allem mit dem Herzen getroffen, um bei Maria zu bleiben und sich

nicht von ihr zu trennen.

DIE URSACHE DES ZUSAMMENLEBENS WAR DIE LIEBE.

Josef ist dafür ein Beispiel, dass man einen Menschen lieben kann, unabhängig davon in welch

schwieriger Situation er sich befindet.

Josef glaubte Maria und glaubte Gott.

Stellen wir die Frage: Sind Glauben und Vertrauen ohne Liebe möglich ? Glauben ist eine Tat, nicht nur

eine Tugend. Glaube ist auch eine innere, geistige und geistliche Tat. Glauben und Vertrauen sind in

diesem Fall nicht möglich ohne die Liebe des hl. Josefs zu Gott, und auch ohne seine Liebe zur Mutter

Gottes.

Die Liebe zu Gott und zur Maria, als ein inneres Geschehen in Josef, waren der Grund der Liebe zu dem

Kind Jesus. Sonst wäre die Liebe zum Kind Jesus fast unmöglich gewesen.

Die Liebe enthält in sich schon den Glauben gegenüber Gott.

WEINBERG - BEREICH DER ARBEIT JOSEFS.

VATERSCHAFT

Der Grund warum sich Josef so um die Familie gekümmert hat, war seine echte Vaterschaft. Um die

Vaterschaft Josefs zu erklären benutzen wir vor allem die Aussage des Papstes Johannes

Paul des zweite JPII, im Apostolischen Schreiben „Redemptoris custos“(Beschützer des Erlösers):

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„Wie man aus der Heiligen Schrift ableitet, bildet die Ehe mit Maria die Rechtsgrundlage der

Vaterschaft Josefs. Um Josefs väterlichen Schutz für Jesus sicherzustellen, hat Gott ihn als Mann

Mariens auserwählt. Daraus folgt, daß Josefs Vaterschaft - eine Beziehung, die ihn in größtmögliche

Nähe zu Christus, dem Ziel jeder Erwählung und Vorherbestimmung (vgl. Röm 8,28 f), stellt - über die

Ehe mit Maria, das heißt über die Familie, führt4.“ Und:

„Kraft des Ehebandes, das Maria und Josef verbindet, ist der Sohn Mariens auch der Sohn Josefs:

„Aufgrund jener treuen Ehe verdienten es beide, Eltern Christi genannt zu werden, nicht nur seine

Mutter, sondern auch sein Vater, und zwar in derselben Weise, wie er der Gemahl seiner Mutter war,

beides in geistiger, nicht in fleischlicher Hinsicht“5

FAMILIE ALS WEINBERG DES HERRN

Das Leben in der Familie war für Josef der Sinn des Lebens. Was schon über seine Sorge für die

Familie gesprochen wurde, ist ein Zeugnis, dass die Familie sein Wirkungsfeld gewesen ist, als der, der

dem Herrn geglaubt hat.

Die Familie Josefs wurde im Laufe der Zeit die heilige Familie genannt. Hauptgrund der Familie ist die

Ehe.

Nach der jüdischen Tradition6, kam zuerst die Eheschließung und danach konnte der Mann seine Frau

zu sich nehmen. Und so war es in Josefs Ehe auch.

„Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie

zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen

Geistes.“ [Mt 1,18]

                                                                                                               4 RC 7 5 Ibid 6 RC 18

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Der Theologe German Rovira sagt dazu: „Zu Josefs Würde gehört auch, dass er nicht nur Vater des

Gottessohnes ist, sondern auch Ehemann Marias, der allzeit jungfräulichen Mutter Gottes. Jesus ist

Josefs Sohn auch durch das Eheband, das sie vereinigt und das von Gott gewollt ist: „Aufgrund der Ehe,

in der beide treu waren, ist er Vater Jesu ... Beide wegen des Geistes, nicht des Fleisches.“7“8

„In dieser Ehe – heißt es in „Redemptoris custos“- fehlt keines der für die Begründung einer Ehe

konstitutiven Erfordernisse: „Bei den Eltern Christi haben sich alle Güter der Ehe verwirklicht:

Nachwuchs, eheliche Treue, Sakramentalität. Wir wissen Bescheid über den Nachwuchs, denn das ist

der Herr Jesus selbst; über die Treue, denn es gab keinen Ehebruch; über die Sakramentalität, denn es

kam zu keiner Scheidung“9.

ERZIEHUNG JESU.

In dieser Ehe, in diese Familie lebte auch Nachwuchs, der Jesus hieß. Das Milieu war gleichzeitig

politisch, religiös und gesellschaftlich nicht einfach – ́Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?'

[Joh 1.46] .... Es war keine einfache Aufgabe ein Kind zu erziehen. Und trotzdem hat Josef, als Haupt

der Familie Geborgenheit in seinem Heim geschaffen. Johannes Paul II in „Redemptoris

custos“ schreibt:

„Jesus wuchs heran und nahm zu „an Weisheit, Alter und Gnade“ (vgl. Lk 2,52) im Kreis der heiligen

Familie, unter den Augen Josefs, der die hohe Aufgabe hatte, Jesus „aufzuziehen“, das heißt ihn zu

ernähren, zu kleiden und im Gesetz und in einem Handwerk zu unterweisen, wie es den Pflichten, die

dem Vater aufgetragen sind, entspricht.“10

                                                                                                               7 AUGUSTINUS, DenuptiisetconcupiscentiaI,11-12:PL44,421. 8 „Der Glaube des hl. Josef“ von German Rovira, 9 RC 7 10 RC 16

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GESELLSCHAFT ALS WEINBERG DES HERRN.

Die Menschen haben Jesus als Sohn Josefs gekannt...

„Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen?“ [Joh 6,42]

Jeder in der Umgebung der Familie in Nazareth hat so gedacht. Und nicht der Sohn, sondern der Vater

Josef war der Vertreter der Familie.

Da es keinen Zweifel über die Hierarchie in der Familie bei den Zuhörern gab, gab es sicher die Frage:

wie kann Josef mit einem solchen Sohn zurechtkommen, der nicht nur sagt: „Ich bin das Brot, das vom

Himmel herabgekommen ist.“ [Joh 6,41]. Sondern auch: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht

der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt;“ [Joh 6,44]

Die Gesellschaft hat Anstoß genommen – „Da murrten die Juden gegen ihn“ [Joh 6,41], weil sie noch

nicht in ihren Gedanken und Herzen begreifen konnten, dass in der Familie Josefs etwas

außergewöhnliches geschah.

Das Schweigen Josefs war auch präsent in solchen Situationen, besonders, wenn die Worte Jesu die

Vorstellung über die gewöhnliche Vaterschaft Josefs überstiegen; Für die Zuhörer waren die Worte Jesu

rätselhaft: wie ist das möglich, dass der Vater Josef so viele Jünger, so viele Zuhörer zu Jesus führt?

Jesus nämlich sagte: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater,/.../, ihn zu mir führt“

Diese Haltung Josefs, dass er in dieser Situation geschwiegen hat -, fordert damals wie auch heute viel

Nachdenken und Besinnung über diese Worte Jesu. Vor allem fordern die Worte Jesu eine innere

Wandlung der Zuhörer von nur irdischen Gedanken zu geistlichem Denken.

Josef hat das alles auch nicht verstanden, aber mit seinem Herzen angenommen und er hat vor dem

Geheimnis Gottes geschwiegen. Aber er bewahrte bestimmt auch alles, was geschehen war, in seinem

Herzen, wie Maria. [Lk 2,51]

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SEIN INNERES – DIE SEELE DES HL. JOSEF, ALS WEINBERG DES HERRN.

Diese Innere Einstellung, diese Demut Josefs, die bereit war so vieles anzunehmen und zu schweigen,

wäre unmöglich gewesen ohne innere Arbeit. Die Seele Josefs war außergewöhnlich vom Hl. Geist

erfüllt. In dieser Seele wurden alle Entscheidungen getroffen. Aber auch, wie bei jedem Menschen, der

vor einem Geheimnis steht, wurden auch innere Kämpfe geführt.

Josef hat zwei Mal gehört: „Fürchte Dich nicht.....“: „fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu

nehmen“ [M1 1,20] und “Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes

regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen.“ [Mt 2,22],

Gott wusste, dass im Herzen Josefs Liebe und Angst da waren. Josef wurde vor allem mit einer

besonderen Tugend beschenkt, und zwar mit Gerechtigkeit: „Josef, ihr Mann, der gerecht war“ [Mt1,19].

Weil er vor allem ein Liebender war, war er ein Gerechter.

Die Gerechtigkeit und die Liebe Josefs waren in der Geschichte der Kirche „ein leuchtendes Beispiel

des inneren Lebens.“11

Die Haltung des hl. Josef war eine freie ... ohne Egoismus, ohne Suche nach eigenem Gewinn, eine

suchende Haltung . Noch mehr, er musste auf eigenen Nachwuchs verzichten, ihm reichte dieser

Nachwuchs, den er von Maria bekommen hat. ER musste glauben, so wie Maria, dass er dadurch

gewürdigt ist Vater Jesu genannt zu werden und zu sein: „Dein Vater und ich haben dich voll Angst

gesucht“ [Lk 2,48]

Die Betrachtungen in seinem Innern waren schon durch seine Schweigen in der Evangelien zum

Ausdruck gebracht.12

                                                                                                               11 RC 27 12 „Auch über die Arbeit des Zimmermanns im Haus von Nazaret breitet sich dieselbe Atmosphäre des Schweigens aus, die alles, was sich auf die Gestalt des heiligen Josef bezieht, begleitet. Tatsächlich ist das Schweigen das hervorragende

 12  

Die Würdigung Mariens: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen“ [Lk 1,42], betrifft auch Josef.

Da sie im Ehebund Eins sind. „Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins.“(vgl. Gen2,24)[Mt 19,6]

Nur das „unerforschliche Innenleben“ kann ein Verständnis für seinen großen Verzicht ein Bisschen

annähern. Apostolisches Schreiben Redemptoris Custos weist uns darauf: „Josefs völlige Übereignung

seiner ganzen Existenz an die Erfordernisse des Kommens des Messias in sein Haus findet den

angemessenen Grund „in seinem unerforschlichen Innenleben, aus dem ihm einzigartige Anweisungen

und Tröstungen zukommen und ihm die einfachen, reinen Seelen eigene Logik und Kraft zu großen

Entscheidungen erwachsen, wie jener, seine Freiheit, seine rechtmäßige menschliche Berufung, sein

Eheglück sogleich den göttlichen Plänen zur Verfügung zu stellen, indem er den Stand, die

Verantwortung und die Last der Familie auf sich nimmt und um einer unvergleichlichen jungfräulichen

Liebe willen auf die natürliche eheliche Liebe, die sie begründet und nährt, verzichtet.

Diese Fügsamkeit gegenüber Gott, die Bereitschaft zur Hingabe in allem, was seinen Dienst betrifft, ist

nichts anderes als die Ausübung der Frömmigkeit, die eine der Ausdrucksformen der Tugend der

Gottesfurcht darstellt.“13

DIE KIRCHE.

Der Weinberg des Herrn, in dem der hl. Josef gegenwärtig ist, ist die Kirche Jesu.

Bis heute spüren wir die Wirkung des Hl. Josef. Schon der hl. Irenäus (um 135; † 202), der hl.

Augustinus (354 - 430) und Johannes Chrysostomus (*349 oder 344 -407), haben den hl. Josef, zu den

größten Heiligen der Kirche Jesu gezählt.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Kennzeichen des inneren Wesens dieser Gestalt. Die Evangelien sprechen ausschließlich von dem, was Josef „tat“; übereinstimmend decken sie jedoch in seinen bisweilen von Schweigen umhüllten „Handlungen“ eine Atmosphäre tiefer Beschaulichkeit auf. Josef stand in täglichem Kontakt mit dem „von Ewigkeit her verborgenen“ Geheimnis, das unter dem Dach seines Hauses „Wohnung genommen hat“. Dies erklärt, weshalb zum Beispiel die hl. Theresia von Jesus, die große Reformatorin des beschaulichen Karmel, die Erneuerung der Verehrung des hl. Josef in der abendländischen Christenheit so nachdrücklich förderte.“ RC 25 13 RC 26

 13  

Für die hl. Theresa von Avila war der hl. Josef Schutzpatron für all ihr Wirken und vor allem für

zahlreiche ihrer neuen Klöster.

In der modernen Zeit gibt es viele Bruderschaften unter dem Namen des hl. Josef. ER ist nicht nur ein

„Schmuck“ um einen Verein zu gründen oder Wirkung zu zeigen, sondern er ist der Heilige, der

wirklich weiter wirkt.

Selbst im Rahmen der KAB14 wurde der hl. Josef schon im XIX Jahrhundert, zum Namenspatron

gewählt.

Seine geistliche Kraft liegt darin, dass er ein Vorbild ist. Vorbild nicht nur für die Männer, sondern auch

für die Frauen, wie die hl. Theresa v. Avila, oder auch die hl. Edith Stein.

EIN KONKRETES BEISPIEL DES WIRKENS DES HL. JOSEF IM GEISTLICHEN LEBEN

VON EDITH STEIN.

Ein besondere Weinberg des Herrn, ist das Leben in der Karmel. Hier wirkt der hl. Josef bis heute, nicht

nur als eine Inspiration, sondern auch durch die Seelen der modernen Heiligen,; „Nirgends kann die

Heilige Nacht und die ganze Weinachtzeit schöner und freudenreicher begangen werden.“15 So bringt es

Edith Stein – die hl. Theresa Benedikta vom Kreuz (1891-1942) zum Ausdruck, diese Atmosphäre des

Inneren Lebens im Karmel, wo der Hl. Josef so präsent ist.

Zum Schluss der Aussage wollen wir diesen besonderen Bereich des geistlichen Handelns des hl. Josef,

als Beispiel ansprechen.

                                                                                                               14 Katholischen Arbeitnehmer Bewegung - in Deutschland. 15 „Eine Meisterin der Erziehung- und Bildungsarbeit: Teresia von Jesu“ in: Edith Stein Gesamtausgabe, Band 16 (ESGA 16) Freiburg 2001, s.107

 14  

Wie schon gesagt, seine, des hl. Josefs geistliche Anwesenheit im Karmel ist präsent, seitdem die hl.

Theresa von Avila den hl. Josef zum Patron des Ordens gemacht hat. „ Das innere Leben ist die tiefste

und reinste Quelle des Glücks...“16 – mit diesen Worten stellt Edith Stein das Ideal des Lebens der

Karmelitinnen dar. In der Suche nach dem echten Glück führt Schwester Theresia Benedikta zur Krippe

von Bethlehem. „Mit der Andacht zur Kindheit Jesu ist die Liebe zu Gottesmutter und das Vertrauen auf

den stets hilfsbereiten Vater Joseph untrennbar verbunden.“17

In der Liebe zur „heiligsten Menschheit“ hat - nach dem Bericht von Edith Stein, Theresa von Avila die

größte Freude gesucht und gefunden, für sich selbst und für ihre Mitschwestern. Zu dieser „heiligsten

Menschheit“ hat der hl. Josef in besonderer Weise gehört. Zu Josef hat Jesus18 volles Verstrauen. Josef

leistete auch den besonderen Beitrag für eine „schöne und freudenreiche“ Weihnachtzeit, die im Karmel

so feierlich begangen wurde und wird. Von ihm, von Josef kommt auch das Schweigen und Hören,

welche auch Tugenden des Karmel sind. An anderen Stellen unterstreicht Edith Stein, die ständige

Bereitschaft Josefs dem Heiland zu dienen.19

Durch die Engel und den hl. Josef hat sich der „Heiland“ Gottvater unterworfen. Zitat von Edith Stein:

„Jesus selbst hat sich als Mensch gehorsam den von Gottvater durch die Engel gewirkten Gestalten

unterworfen. Durch ihren Dienst geschah die vom Vater angeordnete Flucht des Sohnes nach Ägypten

und wurde seine Rückführung aus Ägypten nach Judäa Joseph angekündigt.“20 Der Dienst Josefs

bestand sogar darin, sich dem Göttlichen Befehl und dem irdischen Gesetz zu unterwerfen und auch

dem neugeborenen Kind den Namen Jesus zu geben. [vgl. Mt 1,21]

Josef ist darin ein Vorbild, echte Freude und Glück zu bringen: den geistlichen Dienst Gott, dem

Heiland gegenüber zu leisten und auch das, was irdisch ist, nicht aus den Augen zu verlieren, weil es

auch zur geistlichen Ebene gehört.

                                                                                                               16 ESGA Bd 16, s.107 17 Ibid 18 Ibid 19 „Dionysius Areopagita: Himmlische Hierarchie“ in: ESGA 17, S.167 20 Ibd., (vgl. Lk 1,30; Mt 2,13; Lk 2,9; Hebr 2,7)

 15  

Es ist die die Antwort auf die Frage: warum in diese Ordensgemeinschaft, in Karmel der hl. Josef so

verehrt ist.

Edith Stein hat nicht nur einen Bericht über das geistliche Leben des Karmel gegeben, sondern sie gab

auch damit ihre eigene Identifikation.

Im Leben des hl. Josefs fehlt es nicht an Verwirrungen der Zeiten und verschiedener Erfahrungen. Seine

Absicht in Liebe mit einer Frau und mit eigenen Kindern zu leben, wurde von Gott umgestaltet oder

sogar umgeworfen, da er nach außen, nach dem Gesetz der Vater Jesu geworden ist. Er läßt sein Inneres

mit seinen weltlichen Gedanken, entsprechend den Bräuchen und Sitten des Volkes Israels, über sein

eigenes Leben und Planen von Gottes Hand verwandeln.

Das Leben der Edith Stein wurde auch von Gott „gesteuert“ und verwandelt, was sie erst später entdeckt

hat. Sie hat es nicht einmal in ihren Werken zum Ausdruck gebracht21 . Hier sprechen wir nur ein

Beispiel an, dass sie vor allem als Phänomenologie des religiösen Erlebnisses.

In „Die Seelenburg“22 von Edith Stein heißt es: dass „niemand so in die Tiefen der Seele eingedrungen

ist wie die Menschen, die mit einem heißen Herzen die Welt umfasst hatten und dann durch die starke

Hand Gottes aus der Verstrickung gelöst und in das eigene Innere und Innerste hineingezogen

wurden.“23

Es strahlte danach in ihre vielen Werke hinein. Nun wollen wir noch ansprechen, was sie in Erziehungs-

Schriften über den Gehorsam Marias gegenüber Josef geschrieben hat: „... diese Frau, die zur höchsten

Mutterschaft berufen war, hatte vor der Verkündigung dieser Erwählung, entgegen allen Traditionen

ihres Volkes, nicht Ehe und Mutterschaft für sich gewollt. Sie war entschlossen, frei von

geschlechtlicher Bindung zu leben. Als ́Magd des Herrn ́ gebar sie Gottes Sohn und gehorchte dem                                                                                                                21 Was bräuchte ein ganz separates Studium. 22 dargestellt hat. „Die Seelenburg“ von Edith Stein ist eine Interpretation des Hauptwerks von Teresa von Avila: „Wohnungen der Inneren Burg“ in der modernen philosophischen Sprache. 23 ESGA 11/12,s.524

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Mann, der ihr zu ihrem und des Kindes Schutz zur Seite gestellt wurde.“24 Bei Edith Stein gibt es auch

Jemanden, der sie an die Hand genommen und überirdische Pläne ausgeführt hat.

Sie verfasste zahlreiche geistliche Texte und Gebete über den hl. Josef, für das geistliche Leben im

Karmel, die noch nicht so bekannt sind.

Wir können wagen zu behaupten, dass Edith Stein ohne den geistlichen Einfluss des hl. Josefs bestimmt

nicht, von Johannes Paul II.25 1999, zur Mit-Patronin Europas ernannt worden wäre.

ABSCHLUSS.

Wenn wir in der Gemeinschaft der Heiligen glauben, dann ist er mit seiner demütigen Haltung unter uns

anwesend, mit seiner Treue Gott und Maria gegenüber. Eigentlich war der Alltag, mit seiner vielfältigen

Facetten für hl. Josef dem Weinberg des Herrn, der mit seinem geistlichen und irdischen Inhalt einem

Weg in die Himmel war:

„Schließlich geht es um die Heiligung des Alltagslebens, die ein jeder seinem Stand entsprechend

erlangen soll und die nach einem für alle annehmbaren Vorbild gefördert werden kann: „Der hl. Josef ist

das Vorbild der Demütigen, die das Christentum für große Ziele bestimmt; ... er ist der Beweis dafür,

daß es, um gute und glaubwürdige Nachfolger Christi zu sein, keiner ,großartigen Dinge’ bedarf,

sondern nur allgemeine, menschliche, schlichte, aber wahre und glaubwürdige Tugenden erforderlich

sind“.26

                                                                                                               24 ESGA 13, S.177 25 Edith Stein wurde von Papst Johannes Paul II. am 1. Oktober 1999, zusammen mit Birgitta vin Schweden und Katharina von Siena zur Mit-Patronin Europas erklärt. 26 RC 24.