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FASZINIERT 21. – 23. NOVEMBER 2014 IN HALLE (SAALE) PROGRAMM EIN HEFT – ALLE VERANSTALTUNGEN HäNDEL IM HERBST

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FASZINIERT

21. – 23. nOVeMBeR 2014 In HAlle (SAAle)

PROGRAMMEIN HEFT – ALLE VERANSTALTUNGEN

Händel IM HeRBST

Händel-FeSTSPIele 2015 „Händel Und SeIne InTeRPReTen“

30. MAI bis 14. JUnI 2015 In HAlle (SAAle)

Stiftung Händel-HausGroße Nikolaistraße 506108 Halle (Saale)

Telefon: +49 (0)345 /50090-0Fax: +49 (0)345 /50090-416

[email protected]

TIPPdas vollständige Programm der Händel-Festspiele Halle ist ab sofort erhältlich. Sie finden es auch unter www.haendelhaus.de

TIckETS der Vorverkauf der Händel-Festspiele 2015 hat begonnen.

Sichern Sie sich jetzt die begehrten Tickets! Hotline: + 49 (0) 345 / 565 27 06 (Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag: 7 bis 14 Uhr)Online: www.haendelhaus.deVorverkaufsstellen: bundesweit bei CTS Eventim, in Sachsen-Anhalt bei TiM Ticket, in den Service-Centern der Mitteldeutschen Zeitung und der Galeria Kaufhof Passage in Halle (Saale)

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WIR DANkEN DEN FÖRDERERN uND SPoNSoREN DER HÄNDEL-FESTSPIELE

WIR DANkEN FÜR DIE uNTERSTÜTzuNG VoN HÄNDEL IM HERBST 2014

Händel IM HeRBST 21. BIS 23. nOVeMBeR 2014 In HAlle (SAAle)

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GRUSSWORT

Liebe Hallenserinnen und Hallenser, liebe Gäste,

vom 21. bis 23. November treffen sich die Händel- und Barockmusik-Freunde aus aller Welt ein zweites Mal in diesem Jahr in Halle (Saale) – „Händel im Herbst“, die kleinen Händel-Festspiele, finden statt. Hierzu begrüße ich Sie alle sehr herzlich.

Besonders freue ich mich, bei dieser Gelegenheit Magdalena Kožená den Händel-Preis der Stadt Halle (Saale), vergeben durch die Stiftung Händel-Haus für 2013/14, überreichen zu können. Eigenwillig und einzigartig – so wird die Opernsängerin mit ihrem exklusiven Konzert- und Liedprogramm von Kritik und Publikum weltweit gefeiert. Im Jahr 2000 und 2002 erhielt Magdalena Kožená den Echo Klassik, in den Jahren 2001, 2003 und 2004 den Grammophon Award. Das Publikum der halleschen Händel-Festspiele erlebte die tschechische Mezzosopranistin 1997 und 1998 mit beeindruckenden Konzerten. Die wunder-bare Sängerin wird nun mit dem Händel-Preis der Stadt Halle (Saale) geehrt – und es ist zugleich auch eine Ehre für die Stadt.

Mit den „Händel im Herbst“-Tagen blicken wir auch voraus auf ein facettenreiches Programm der Händel-Festspiele 2015. Dabei können wir uns auf das Festkonzert mit dem Countertenor Philippe Jaroussky am 4. Juni freuen, der in diesem Rahmen den Händel-Preis 2015 erhält.

Ich wünsche Ihnen sehr schöne Musik- und Konzerterlebnisse und danke allen Akteuren und Unterstüt-zern, die „Händel im Herbst“ begleiten.

Ihr

Dr. Bernd WiegandOberbürgermeister der Stadt Halle (Saale)Vorsitzender des Kuratoriums Stiftung Händel-Haus

InHAlT

GrußwortDr. Bernd Wiegand, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) 3

GrußwortRoger Schenkel, Vorsitzender des Vorstandes der Saalesparkasse 4 Arminio HWV 36 | 21. november 2014 7

Goethe – seine Poesie ist musikalisch | 22. november 2014 9Johann Friedrich Reichardt (Konstanze Musketa) 10

Barocke Rivalitäten: Cuzzoni versus Bordoni | 22. november 2014 11Divendämmerung (Sabine Rademacher) 14Die Künstlerbiografien 18Das Textbuch 20 Focus Bohlenstube: Mit einem Bogen gestrichen | 23. november 2014 27Zum Konzert 28 Die Künstlerbiografie 29 „Einige nennen es auch Handbaßel …“ (Christiane Barth) 30 Rendezvous im Händel-Haus:„Godfrey Knellers Porträt von George I, König von england” | 23. november 2014 31Königin Anna – Eine Wohltäterin des Komponisten G. F. Händel (Gert Richter) 33

Festkonzert mit Magdalena Kožená | 23. november 2014 37Zum Konzert (Miriam Weiss) 38Die Künstlerbiografien 39Das Textbuch 43Der Händel-Preis der Stadt Halle 2013/14 49 die Händel-Festspiele 2015 50

Impressum 56

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GRUSSWORT

In den vergangenen Jahren veranstaltete die Stiftung Händel-Haus neben den Händel-Festspielen im Sommer ein Vorkonzert im November, das auf das Programm des nächsten Jahrganges einstimmen sollte. Aufgrund der Absage der Festspiele im vergangenen Jahr wurde um dieses Vorkonzert herum ein kleines Händel-Fest im Herbst angeboten. Dabei zeigte sich, dass diese kleinen Händel-Festspiele, die gleichzeitig programmatisch zurück- und vorausblickten, beim Publikum sehr nachgefragt waren. Auch 2014 wird es kleine Händel-Festspiele geben, die schon im zweiten Jahrgang unter dem Begriff „Händel im Herbst“ eine kleine Tradition festschreiben.

Auch „Händel im Herbst“ 2014 bietet einen Blick zurück: Im Festkonzert mit Magdalena Kožená wird der wunderbaren Mezzosopranistin der Händel-Preis 2013/2014 überreicht, der ihr aufgrund ihrer Schwan-gerschaft nicht im Sommer hatte übergeben werden können. Sie wird in der Konzerthalle Ulrichskirche mit dem aus Basel kommenden La Cetra Barockorchester Musik des italienischen Komponisten Claudio Monteverdi und dessen Zeitgenossen aufführen. Es erklingen Kompositionen aus einer Zeit, als sich die Oper als musikalische Gattung etablierte und begeisterte.

Mehrere Generationen später war es u.a. Händel, der von der italienischen Barockoper inspiriert wurde und diese Gattung zu einem besonderen Höhepunkt führte. Die Wiederaufnahme der Opernproduktion Arminio von Georg Friedrich Händel durch die Oper Halle gibt Zeugnis hierfür. In Händels Zeiten waren es aber nicht mehr alleine die Komponisten mit ihrer Musik, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen. Insbesondere lebten die Opernaufführungen von den Gesangsstars. Die Komponisten schrieben die Musik für diese Stimmen. Immer wieder kam es dabei zu Streitigkeiten zwischen Sängern und Kom-ponisten, aber auch zwischen den divenhaften und launischen Sängern untereinander. Ein Wettstreit zwischen zwei Stars des 18. Jahrhunderts wurde vielfach beschrieben: „Heute frage man nicht mehr, sind sie Whig oder Tory, für den Hof oder das Volk, sondern: sind sie für Faustina oder Cuzzoni“, schrieb ein Londoner Freund Georg Friedrich Händels. Genau diese Rivalität zwischen den genannten Diven weckt das Konzert mit Simone Kermes und Vivica Genaux am 22. November erneut zum Leben. Damit wird inhaltlich der Blick auf die kommenden Händel-Festspiele gerichtet, die sich schwerpunktmäßig dem Thema „Händel und die Interpreten“ widmen.

Die Saalesparkasse ist gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ein langjähriger und verläss-licher Partner der Händel-Festspiele. Wir freuen uns, dass wir mit „Händel im Herbst“ eingestimmt werden auf ein reichhaltiges Programm im Juni 2015. In besonderem Maße unterstützen die Ostdeutsche Spar-kassenstiftung und die Saalesparkasse die thematische Reihe des kommenden Jahrgangs: Der oben beschriebene Streit zwischen der Bordoni und der Cuzzoni fand im Rahmen einer Aufführung von Händels Oper Alessandro statt, die in Erinnerung daran am 6. und 8. Juni 2015 mit zahlreichen internationalen Stars der Gegenwart im Goethe-Theater Bad Lauchstädt zu erleben sein wird.

Doch zunächst wünschen wir den „kleinen“ Händel-Festspielen im Herbst viel Erfolg.

Roger Schenkel Vorsitzender des Vorstandes der Saalesparkasse

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ARMInIO HWV 36

Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel Libretto nach Antonio Salvi

Musikalische Leitung: Bernhard Forck

Inszenierung, Bühne und Kostüme: nigel loweryLicht: Matthias HönigVideoprojektionen: Anke TornowDramaturgie: Susanne Holfter Arminio Benno SchachtnerTusnelda Melanie HirschSegeste Tomasz RaffVaro Robert SellierSigismondo Jeffrey KimRamise Julia BöhmeTullio Ki-Hyun ParkEin Beobachter Bernd G. Albrecht Statisterie der Oper Halle (Leitung: Ann-Kathrin Franke, Helga Regehr-Blumenschein) Händelfestspielorchester Halle (auf historischen Instrumenten)

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Erstaufführung der Hallischen Händel-AusgabeGemeinschaftsproduktion der Oper Halle und der Händel-Festspiele Halle 2014

Ein gesondertes Programmheft ist in der Oper Halle erhältlich.

FReITAG | 21. nOVeMBeR 2014 | 19.30 UHR | OPeR HAlle

ARMINIo HWV 36

M U S I K I N D E R F R A U E N K I R C H E D R E S D E N

www.frauenkirche-dresden.de | Tickets & Gutscheine Telefon 03 51.6 56 06-701

Musikin der

FrauenkircheDresden

2015

10 JAHRE LEBEN IN DER FRAUENKIRCHE DRESDEN

Kammerchor und Chor der Frauenkirche | Sabine Meyer | Academy of St. Martin in the FieldsTine Thing Helseth | Regensburger Domspatzen | Dresdner Philharmonie | Albrecht MayerLudwig Güttler | Gustav Mahler Jugendorchester | Ton Koopman | Cappella GabettaGábor Boldoczki | Daniel Hope | Wolfgang Rihm | Sofi a Gubaidulina | amarcordMartin Stadtfeld | Sächsische Staatskapelle Dresden | Hannelore Elsner | Klaus-Maria BrandauerPreisträger des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD … und viele mehr

Kammerchor und Chor der Frauenkirche | Sabine Meyer | Academy of St. Martin in the FieldsKammerchor und Chor der Frauenkirche | Sabine Meyer | Academy of St. Martin in the Fields

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ZUR OPeR

Georg Friedrich Händels selten gespielter Arminio entstand 1736/1737 gegen Ende seiner Opernlaufbahn, als der Bedarf der Engländer an italienischer Oper stark nachließ. Wenige Monate nach der Uraufführung in London am 12. Januar 1737, der lediglich fünf Vorstellungen folgten, musste sowohl Händels Opern-unternehmen als auch dessen Konkurrenz schließen. Arminio verschwand in der Versenkung und wurde nur vereinzelt aufgeführt.

Dabei war es Händel mit seiner Musik gelungen, der Handlung um den später zum deutschen Gründungs-mythos stilisierten germanischen Cheruskerfürsten Arminius bzw. Hermann (16 v. Chr. – 21 n. Chr.) und der Varus-Schlacht gegen die Römer zwischen Rhein und Weser um 9 n. Chr. durch die Konzentration auf die zwischenmenschlichen Konflikte verfeindeter Familienteile psychologische Präzision und Emotionalität zu verleihen.

Arminio hat eine Schlacht gegen die Römer verloren. Seine Frau Tusnelda rät ihm, sich in Sicherheit zu bringen. Als der römische General Varo von Arminios Flucht erfährt, fühlt sich dieser um den Sieg betrogen. Stolz präsentiert ihm Tusneldas Vater Segeste, der sich auf die Seite der Römer geschlagen hatte, den verhassten Schwiegersohn Arminio als Gefangenen. Dieser bezichtigt Segeste des Verrats an dem germa-nischen Volk und der eigenen Tochter. Da Arminio sich lieber für sein Land opfern will, als es den Römern zu überlassen, beschließt Segeste, Arminio ermorden zu lassen. Segeste beginnt ein Intrigennetz zu spin-nen, das seine Tochter und Arminio entzweien und den Frieden zwischen Germanen und Römern durch Arminios Hinrichtung sichern soll.

Der international gefragte britische Regisseur und Ausstatter Nigel Lowery greift in seiner poetischen und tiefgründigen Interpretation dieses historischen Heldenepos’ die Frage auf, für welche existenziellen Ideale ein zunächst besiegter Herrscher für das Wohl seines Volks und dessen Kultur erneut kämpferisch (diesmal siegreich) zum Widerstand aufruft. Aus gegebenem Anlass ein Muss für alle kritischen Zeitgenossen. Am Dirigentenpult des Händelfestspielorchesters Halle steht dessen Künstlerischer Leiter Bernhard Forck.

Szenenfoto „Arminio“

GOeTHe – SeIne POeSIe IST MUSIKAlISCH

Sonderausstellung zum 200. Todestag Johann Friedrich Reichardts

Führung: Dr. Konstanze Musketa (Kuratorin, Stiftung Händel-Haus)

In Kooperation mit der Ausstellung „Johann Friedrich Reichardt und Felix Mendelssohn Bartholdy im Spiegel des romantischen Salons“ im Mendelssohn-Haus Leipzig

SAMSTAG | 22. nOVeMBeR 2014 | 15.00 UHR | Händel-HAUS SOndeRAUSSTellUnGSRäUMe 1. OG Und SCHATZKAMMeRTReFFPUnKT: MUSeUMSKASSe

GoETHE – SEINE PoESIE IST MuSIkALIScH

Johann Wolfgang von Goethe(1749–1832)

Johann Friedrich Reichardt(1752–1814)

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JOHAnn FRIedRICH ReICHARdT (*25. November 1752 in Königsberg in Preußen – † 27. Juni 1814 in Giebichenstein bei Halle)

Goethes Poesie ist musikalisch – das erkannte Reichardt als einer der ersten und vertonte insgesamt weit über hundert Texte des Dichters. Auch Goethe, der viele seiner Verse bewusst so anlegte, dass sie auch singbar waren, schätzte Reichardts Musik, da sie sich immer streng am Text ausrichtete und dadurch die Worte zu ihrer vollen Wirkung brachte. Aus der gemeinsamen Arbeit an dem Singspiel Claudine von Villa Bella für eine Aufführung am Berliner Hof, wo Reichardt als Kapellmeister tätig war, entwickelte sich eine persönliche Freundschaft, die jedoch auf Dauer keinen Bestand hatte.

Als Reichardt 1794 beim König in Ungnade fiel und aus seinen Diensten fristlos entlassen wurde, kühlte sich die Beziehung deutlich ab. Reichardts positive Einstellung zur Französischen Revolution, die Auslöser für die Entlassung war, stieß auch Goethe ab. Nicht nur eisiges Schweigen, sondern sogar ausgesprochen feindselige verbale Attacken gegen Reichardt in den Xenien folgten.

Vorübergehend kam es zu einer Aussöhnung, und als Goethe 1802 in Bad Lauchstädt sein Theater eröff-nete, besuchte er in diesem Zusammenhang auch Reichardt in Giebichenstein. Aber schon bald ging er wieder auf Distanz und brach schließlich den Kontakt endgültig ab. Was blieb, war die Wertschätzung der schöpferischen Leistungen, und noch Jahre nach Reichardts Tod wird er über ihn sagen, dass seine Musik „vortrefflich“ ist.

Die Ausstellung erinnert an den 200. Todestag Johann Friedrich Reichardts und lässt den Besucher in die ländliche Idylle seines Giebichensteiner Gartenreichs eintauchen. Im Fokus stehen Reichardts Goethe-Vertonungen. Originale Erstausgaben, mit schönen, romantischen Darstellungen illustriert, eigenhändige Briefe Reichardts und historische Musikinstrumente gehören zu den besonderen Schätzen dieser Präsen-tation. Eine Hörstation vermittelt einen Eindruck von Reichardts Musik zu Goethes Versen.

Konstanze Musketa

BAROCKe RIVAlITäTen: CUZZOnI VeRSUS BORdOnI

Musikalische Leitung: Andrés Gabetta

Vivica Genaux, Mezzosopran

Simone Kermes, Sopran

Cappella GabettaOboe Diego Nadra, Thomas MeranerHorn Konstantin Timokhine, Silvia CentomoVioline I Andrés Gabetta, Valentina Giusti, Francesco Colletti Violine II Boris Begelman, Juliana Georgieva, Betina PasteknikViola Ignacio Aranzasti Pardo Cello Petr Skalka, Maria SaturnoKontrabass Daniel SzomorCembalo Giorgio ParonuzziGitarre Eduardo EgüezNoten/Musik Giovanni Sechi

SAMSTAG | 22. nOVeMBeR 2014 | 19.30 UHR KOnZeRTHAlle UlRICHSKIRCHe

BARockE RIVALITÄTEN: cuzzoNI VERSuS BoRDoNI

Reichardts Gehöft Händel-Haus, Ausstellungsräume

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nicola Porpora Ouverture aus dem Opernpasticcio Orfeo (1736)

Giuseppe Arena (1713–1784) „Come potesti, oh dio“aus der Oper La Clemenza di Tito (Turin 1739)

leonardo Vinci (um 1690–1730)„L’onda chiara che dal fonte“aus der Oper Ifigenia in Tauride (Venedig 1725)

Geminiano Giacomelli (1692–1740)„Villanella nube estiva“aus der Oper Scipione in Cartagine Nuova

Johann Adolph Hasse „Impallidisce in campo“aus der Oper Issipile (Neapel 1732)

Johann Adolph Hasse „Va tra le sleve ircane“aus der Oper Artaserse (Venedig 1730)

Johann Adolph Hasse „Padre ingiusto“aus der Oper Cajo Fabricio (Dresden 1734)

Pietro Torri (um 1650–1737)Rezitativ „Ferma crudel!“ und Arie „Son costretta esser crudele“aus der Oper Amadis di Grecia (München 1724)

dAS PROGRAMM

Carlo Francesco Pollarolo (um 1653–1723)Ouvertüre aus der Oper Ariodante

Giovanni Battista Bononcini (1670–1747)„Spera che questo cor“aus der Oper Astianatte (London 1727)

Georg Friedrich Händel (1685–1759)„Scoglio d’immota fronte“aus der Oper Scipione (London 1726)

Attilio Ariosti (1666–1729)„Vorreste o mie pupille“aus der Oper Lucio Verro (London 1727)

Georg Friedrich Händel„Piangerò la sorte mia“aus der Oper Giulio Cesare in Egitto (London 1724)

Johann Adolph Hasse (1699–1783)„Priva del caro bene“aus der Oper Dalisa (Venedig 1730)

nicola Porpora (1686–1768)„Nobil onda“aus der Oper Adelaide (London 1726)

Johann Adolph Hasse Rezitiativ „Lode agli die“ und Arie „Se mai più sarò geloso“aus der Oper Cleofide (Dresden 1731)

PAUSE

BARockE RIVALITÄTEN: cuzzoNI VERSuS BoRDoNI

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HÄNDEL IM HERBST 201414 15BARockE RIVALITÄTEN: cuzzoNI VERSuS BoRDoNI

ZUM KOnZeRT

dIVendäMMeRUnG

“They say we shall have operas in a fortnight, but I think Madam Cuzzoni and the Faustina are not per-fectly agreed about their parts ...”(Mary Pendarves an ihre Schwester Ann Granville; London 27. Novembre 1726)

Nach den Hochblüten der Bildenden Kunst im 16. und der Architektur im 17. Jahrhundert, hatte zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Oper als geniales Konglomerat aus Historie, Musik, Choreographie, Maschinen-zauber und Architektur Italien wieder zum künstlerischen Zentrum Europas gemacht. Italienische Künstler wurden dabei unter der „Markenbezeichnung“ des „Virtuosen“ zum Exportschlager Nr. 1. Sehr bald schon hatte sich gerade im Opernbereich das Virtuosentum als Selbstzweck – d. h. als reine Demonstration von Kunstfertigkeit fernab jeden Interesses an Darstellung und Handlungsinhalt – besonders breit gemacht, wie zahllose Traktate, Satiren, Polemiken und vor allem Augenzeugenberichte nordeuropäischer Italien-reisender belegen. Sänger und Sängerinnen wurden von einem in seiner Sensationslust (Höhenrausch!) schier unersättlichen Publikum für ihr so verschwenderisch zur Schau gestelltes Können mit Ehren, uner-messlichen Reichtümer bis hin zu Adelstiteln belohnt. Der Erfolg einer Operproduktion stand und fiel mit der Qualität und der Einstellung bzw. „Lust“ ihrer Sänger. Die ganze Aufführungspraxis war daher auf einen Starkult ausgerichtet, der nur mit der heutigen Popszene vergleichbar ist. Entsprechend „riet“ der venezianische Komponist und Anwalt Benedetto Marcello 1720 in seinem berühmten Satire-Traktat „Il teatro alla Moda“ den Opernschaffenden: Librettist („Häufig besuche er die Primadonna, da von ihr im Allgemeinen der Erfolg bzw. Misserfolg einer Oper abhängt. Deshalb schneide er das gesamte Stück auf sie zu.“), Komponisten, damals in Personalunion mit dem Kapellmeister („Er ignoriere all ihre Allüren, wohl wissend, dass sein eigener Erfolg, sein Ruf und seine Karriere in ihren Händen liegt.“), „Sponsoren“ („Gemeinsam mit dem Intendanten sollten die Mäzene eines Theaters den Sängerinnen in allem entge-genkommen“) bis hin zum Pächter der Theaterkantine („er kümmere sich äußerst liebevoll um alle Dar-steller“) und vor allem dem Intendanten („Aus purer Angst ertrage er alle, aber auch alle Allüren der Sänger … Beschweren sich bei ihm Darsteller über ihre Partie, gebe er Librettisten wie Komponisten die ausdrückliche Anordnung, die Oper zwecks deren Genugtuung zu ruinieren“).

FRAnCeSCA CUZZOnI (1696–1778)

Als „ebenso dumm wie phantastisch“ („as silly as fantastical“) charakterisierte der englische Politiker Horace Walpole die am 2. April 1696 in Parma geborene Sopranistin Francesca Cuzzoni. Über ihren Cha-rakter gibt es so gut wie keine positiven Äußerungen, aber über ihre Gesangskunst herrschte allgemeine und hellste Begeisterung. Mit 18 gab sie ihr Bühnendebüt in ihrer Heimatstadt, mit 22 in der Opernmet-ropole Venedig in Ariodante von Carlo Pollarolo. Sie wurde kurz darauf von Georg Friedrich Händel ent-deckt und 1720 nach London engagiert, wo Händel gemeinsam mit den Komponisten Attilio Ariosti und Giovanni Battista Bononcini das King’s Theatre bespielte. Aber erst Ende Dezember 1722 traf sie endlich dort ein. Zur Sicherheit hatte Händel ihr seinen zweiten Cembalisten Pier Giuseppe Sandoni entgegen

geschickt, den sie auf der Reise nach London heiratete. Eine verheiratete Sängerin, die öffentlich auftrat, war damals schon fast ein Skandal; wenig später wurde Francesca Cuzzoni sogar Mutter – und sang weiter. Ihr London-Debüt am 12. Januar (!) 1723 in Händels Oper Ottone (Teofane) war eines der sensa-tionellsten in der Londoner Operngeschichte. Die Eintrittskarten erreichten auf dem Schwarzmarkt den sechsfachen Preis und es kam zu tumultartigen Szenen vor und im Theater. Sogar ihre Bühnenkostüme (!) wurden in London Mode. Dabei entsprach Francesca Cuzzoni äußerlich offenbar keineswegs dem heutigen Ideal eines Opernstars. Zeitzeugen zufolge war sie keine Schönheit („klein, untersetzt, mit teigigem, mürrischem Gesicht“) und auch keine gute Schauspielerin. Trotzdem komponierte Händel für sie u. a. die Partie der Kleopatra!

Francesca Cuzzonis ganze Faszination und Bühnenpräsenz lagen offenbar in ihrer phänomenalen Gesangskunst. Der deutsche Oboist Johann Joachim Quantz beschrieb ihre Stimme als „reiner, ange-nehm klingender Sopran“ mit „klarer Intonation und feinem Ausdruck“ und ihren Gesangsstil als „unschuldig und berührend, ihre Grazie nahm Besitz von der Seele eines jeden Zuhörers“. Vor allem aber konnte die Cuzzoni schier alles singen, wie Francesco Mancini noch 1774 in seinem berühmten Gesangs-traktat „Pensieri e riflessioni pratiche sopra il canto figurato“ betonte: „Es war für den Hörer schwer festzustellen, ob sie in schnelleren oder in langsameren Arien mehr brillierte. Ein angeborenes Vibrato erlaubt es ihr, Passagen mit größter Leichtigkeit auszuführen (...) und ihre Stimme war so angenehm und berührend, dass alles, was sie sang, Gefühl hatte. (...) Ihr Triller war perfekt, sie hatte kreative Phantasie. (...) Ihre hohen Töne waren ohne Gleichen in Klarheit und Süße und ihre Intonation so genau und klar, als ob es ihr unmöglich wäre, falsch zu singen.“ Als Kehrseite ihres Erfolges waren Francesca Cuzzonis Extravaganzen und Unvorhersehbarkeiten berühmt-berüchtigt. Sie soll Händel in London so sehr zur Weißglut getrieben haben, dass er handgreiflich wurde und drohte, sie aus dem Fenster zu werfen (die Sängerin rächte sich Jahre später, indem sie Händels Opernkompanie in einer Krisensituation verließ und zur Konkurrenzoper unter Nicola Porpora wechselte). Ihren verschwenderischen Lebensstil konnten letztlich sogar die sündhaft hohen Gagen nicht auffangen. Und so erlebte Francesca Cuzzoni nach phantastischer Karriere einen brutalen Niedergang. Als sie 1749 mit 53 Jahren ihr letztes Konzert in England gab („nur um meine Schuldner zu bezahlen“ wie es in der Ankündigung hieß!), war sie „alt, arm und völlig ohne Stimme“, wie Charles Burney notierte, der zu ihren besten Zeiten in Händels Orches-ter gespielt hatte. Die letzten Jahrzehnte ihres Lebens musste sich die einst gefeierte Diva in Italien als Knopfmacherin durchschlagen.

FAUSTInA BORdOnI (1697–1781)

„Was könne erst daraus werden, wenn das Legato und Portamento der Cuzzoni sich mit der Beweglichkeit der Bordoni verbinden ließ“ – spekulierte der Kastrat Pier Francesco Tosi, eine der Hauptautoritäten in Sachen Gesangskunst des frühen 18. Jahrhunderts, in seinem 1723 erschienen Traktat „Opinioni de’ cantori antichi, e moderni o sieno osservazioni sopra il canto figurato”. Es war das Jahr von Francesca Cuzzonis furiosem London-Debüt, und in Florenz wurden Faustina Bordoni zu Ehren drei Münzen geprägt: ein ungeheures Vorgehen, waren solche Medaillen doch ausschließlich Adeligen, Päpsten, Feldherren oder Dichterfürsten vorbehalten! Aber mit ihren damals 26 Jahren war die gebürtige Venezianerin eben die gefeiertste Sängerin ihrer Zeit. Eine jener Münzen zeigt auf der einen Seite ein Segelschiff, mit dem am

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Mast gefesselten Odysseus, auf der anderen eine Sirene im Meer und die Inschrift: „Die so eisern an sich fesselt.“. „La nuova Sirena“– „die neue Sirene“ war der Kosename, mit dem ihre zahllosen Fans Faustina Bordoni bedachten: eine Sirene, deren Stimme die Zuhörer schier ins Paradies versetzte.

Unüberschaubar sind die Versuche ihrer Zeitgenossen, Faustinas Gesangskunst in Worte zu fassen. Sie besaß einen eher dunklen (Mezzo-)Sopran. Stupende Virtuosität in Läufen, Passagen und Verzierungen waren ihre Spezialität. Man schuf für ihre Art zu singen und zu rezitieren gar ein eigenes Verb: „fausti-nieren“. Gemeint war damit vor allem eine neue Gesangstechnik für besonders schnelle Tonrepetitionen und Passagen, die auch von anderen Sängern oft imitiert wurde. Aber niemandem gelang dies so, mit allergrößter Natürlichkeit, wie ihr. Dazu war Faustina temperamentvoll, brillant, ausgesprochen hübsch und eine begeisterte Schauspielerin. 1730 sollte sie den deutschen Komponisten Johann Adolf Hasse heiraten – damals ein aufgehender Stern am europäischer Musikhimmel (dabei hatte der seinen Durch-bruch in Venedig ausgerechnet mit einer Oper, in der Francesca Cuzzoni die weibliche Hauptrolle sang) – und mit ihm das absolute Traumpaar der Opernszene bilden, vergleichbar heute in etwa mit Angelina Jolie und Bratt Pitt. Auch Faustina verfolgt ihre internationale Karriere als Ehefrau und mehrfache Mutter weiter; ihre Ehe mit Hasse, der unzählige Partien für sie komponierte, sollte über 50 Jahre bis zu ihrem Lebensende halten.

Dabei war auch ihr Charakter offenbar keineswegs unkompliziert. Als Schülerin Benedetto Marcellos in Venedig dürfte Faustina Bordoni diesem gar für seine Theater-Satire als Studienobjekt der typischen „Sängerin“ (S. 15, Kapitel 4) gedient haben. So sorgte ihr Engagement als zweite Primadonna neben Francesca Cuzzoni ab 1726 am Londoner Haymarket-Theater vor und hinter den Kulissen für eine äußerst explosive Stimmung. Bald berichtete der Arzt und Satiriker Dr. John Arbuthnot von „gar schrecklichen und blutigen Gefechten zwischen Faustina und Madame Cuzzoni“ (ähnliche Szenen sollten sich rund zwei Jahrzehnte später auch am Hof zu Dresden zwischen Faustina und der Sängerin Regina Mingotti abspie-len, bei denen Ehemann Hasse und der Dichter Metastasio schlichten mussten). Ihren Höhepunkt fanden die Londoner Auseinandersetzungen zwischen den Sängerinnen und ihren jeweiligen „Fangruppen” (deren Verhalten vor, nach und während der Vorstellung durchaus Hooligan-Charakter hatte) mit einer spektakulären Prügelszene der beiden Primadonnen auf offener Bühne während einer Aufführung von Giovanni Bononcinis Oper Astianatte im Juni 1727 in Anwesenheit der englischen Königin. Der Vorfall bewirkte Faustinas Abreise und eine höchst kreative Satire-Welle in London, die ihren Gipfel in dem Meisterwerk „The Beggar’s Opera“ von John Gay fand, welcher die beiden Gesangs-Rivalinnen im Zank-duett der Gangstertochter Polly und der Bordellbesitzerin Jenny verewigte …

Sabine Radermacher

Kapitel 4: „Für Sängerinnen“ aus Benedetto Marcello, Il Teatro alla Moda (das neumodische Theater), Venedig 1720

„Besuchen sie der Librettist und der Intendant, um ihr das Textbuch vorzulesen, sollte sie kaum ihre eigene Partie verfolgen, jedoch darauf bestehen, dass diese nach ihren Vorstellungen überarbeitet wird, so z. B. durch Hinzufügung und Streichung zahlloser Rezitativverse, Weinkrämpfe, Wahnvorstellungen, Verzweiflungsszenen etc. etc. etc. (…) Bei Proben lasse sie ständig auf sich warten, erscheine dann am Arm ihres Herrn Gönners und begrüße alle Umstehenden mit einem Augenzwinkern. Macht ihr der Herr Gönner deswegen Vorhaltungen, stauche sie ihn zusammen: ,Bist du übergeschnappt? Weißt du nicht, dass so was zu meinem Beruf gehört? Ach, ich bin Dich jetzt schon leid!‘ etc. (…) Die moderne Sän-gerin verwende ihre ganze Energie darauf, ihre Arien allabendlich zu variieren. Es macht dabei nichts aus, wenn die jeweiligen Verzierungen dann nicht mehr zum Basso continuo und den konzertierenden bzw. colla parte spielenden Violinen passen oder wenn sie sich selbst total versingt: der moderne Kapellmeister ist ja sowieso längst taub und stumm. Hat sie die gesamte Arie restlos variiert, versuche die Sängerin noch in die Triller Koloraturen einzuflechten. (…) Die Sängerin beherrsche alle übrigen Partien auswendig besser als die eigene und singe diese hinter den Kulissen mit. (…) Für die Prima-donna sei die zweite Sängerin Luft, für die zweite die dritte etc. Sie ignoriere sie auf der Bühne und gehe bei ihrer Arie ab, um sich von ihrem Gönner eine Prise Schnupftabak geben zu lassen, sie die Nase zu putzen, sich im Spiegel zu betrachten etc. etc. (…) Bei Dialogszenen oder während der Arie eines anderen Darstellers sollte die moderne Sängerin (wie bereits dem Sänger empfohlen) die Zuschauer in den Logen grüßen, dem Kapellmeister, Orchester, den Komparsen, dem Souffleuer etc. zulächeln und dann das Gesicht hinter ihrem Fächer verbergen, damit das Publikum in ihr auf jeden Fall die Frau Soundso erkennt und nicht etwa die Kaiserin, die sie darstellt. Deren majestätisches Gehabe darf sie dann außerhalb des Theaters zur Schau tragen.“ (Übersetzung und Hrg. Sabine Rademacher; mk-Verlag Heidelberg 2001, ISBN-10: 3831116768)

BARockE RIVALITÄTEN: cuzzoNI VERSuS BoRDoNI

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HÄNDEL IM HERBST 201418 19

dIe KÜnSTleRBIOGRAFIen

Mit einer guten Portion Selbstironie und Augenzwinkern schlüpfen die Leipzigerin Simone Kermes und die aus Alaska stammende Vivica Genaux in die Haut ihrer berühmten Vorgängerinnen, interpretieren Para-denummern aus deren Repertoire und zelebrieren die Lust am Rollenspiel. „Neben aller Bravour packen auch wiederentdeckte Arien von Geminiano Giacomelli und Attilio Ariosti. Hier zeigen Kermes und Genaux auf berührende Art, wie nah Barock und Blues beieinander liegen. Famos!“ (Audio, September 2014) Die cha-rismatischen Gesangsstars aus der heutigen Szene der Alten Musik waren bereits mehrfach Gast bei den Händel-Festspielen.

Simone Kermes studierte bei Prof. Helga Forner an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendels-sohn Bartholdy“ ihrer Heimatstadt Leipzig. Ihr Studium sowie zwei Aufbaustudien absolvierte sie mit Aus-zeichnung. Sie ist Preisträgerin zahlreicher internationaler Gesangswettbewerbe. Operngastspiele führten sie als Konstanze, Königin der Nacht, Fiordiligi, Donna Anna, Giunia, Rosalinde, Lucia, Gilda, Ann Truelove, Alcina und Laodice u. a. nach New York, Paris, Lissabon, Kopenhagen, Moskau, Peking und an die deutschen Staats-opern. Sie gab Solokonzerte und Liederabende in ganz Europa, den USA und in Japan, u. a. in der Carnegie Hall New York, im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums und im Palau de la Musica Barcelona. Neben vielen Rundfunk- und Fernsehproduktionen hat sie zahlreiche CDs aufgenommen. Für ihre Soloalben erhielt sie mehrfach internationale Auszeichnungen wie den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik, den Diapason d‘Or, Midem Award, Choc le monde de la Musique und Gramophon Magazins Recording of the Month. Für ihre CD „Colori d`amore“ erhielt sie 2011 den ECHO Klassik in der höchsten Kategorie als „Sän-gerin des Jahres“. Die Abendzeitung München verlieh Simone Kermes den Stern des Jahres 2012 und im April 2013 wurde sie im Rahmen der Opernproduktion „Così fan tutte” von W. A. Mozart als Fiordiligi in der Produktion des Theaters P. I. Tschaikowski Perm mit der Goldenen Maske, dem bedeutenden russischen Kulturpreis, ausgezeichnet. Zuletzt war sie unter anderem zu Konzerten in Frankreich, Polen, Österreich und Australien sowie in zahlreichen deutschen Städten wie Berlin, München, Köln und Leipzig zu Gast.

Vivica Genaux gilt als eine der führenden Interpretinnen des Barock- und Belcanto-Repertoires. Zu bewundern sind sowohl das Timbre ihres dunkel getönten Mezzosoprans und die vollendet beherrschte Stimmführung als auch die ausdrucksstarke Darstellung der jeweiligen Opernpartien. In Fairbanks (Alaska) geboren, absolvierte sie ihre Schulzeit überwiegend in Japan und in Texas und studierte unter anderem in Rochester (NY) und Pittsburgh (PA). Die Rollen in Opern des 17. und 18. Jahrhunderts – und darin häufig

die ursprünglichen Kastratenpartien – zählen zu ihrer Spezialität. Dazu gehören z. B. die Titelrollen in Händels Arminio, Giulio Cesare, Rinaldo und Ariodante, aber auch solche Raritäten wie Partien in Opern von Vivaldi oder Hasse (Solimano 1999 in Berlin). Gastengagements führten Vivica Genaux regelmäßig an die bedeutendsten Bühnen der Welt, so zum Beispiel nach Wien, London, New York, Salzburg, Paris, München, Madrid, Amsterdam, Berlin, Halle, Dresden und regelmäßig in den USA. Ihr langjähriger Beglei-ter am Klavier ist Craig Rutenberg und ihr bevorzugter Partner am Dirigentenpult – Carlos de Aragon. Sie konzertierte bisher vor allem mit Concerto Köln und Les Talents Lyriques (Christophe Rousset), aber auch mit Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon. Zahlreiche Opernaufnahmen von Vivica Genaux sowie Auswahlprogramme mit Arien von Händel, Hasse, Vivaldi u. a. sind auf CDs dokumentiert.

Cappella Gabetta wurde 2010 gegründet und setzt sich aus handverlesenen Spezialisten der Alten-Musik-Szene zusammen, welche sich aus der gemeinsamen Arbeit des kammerorchesterbasel, des Orchestre Baroque de Limoges, aus Il Giardino Armonico, La Chimera und anderen Ensembles kennen. Sie gastierte bereits mit großem Erfolg u. a. in Paris (Salle Gaveau), Hamburg (Musikhalle), München (Prinzregententhe-ater), Zürich (Tonhalle), Berlin (Philharmonie), Istanbul sowie bei bedeutenden Festivals wie dem Musikfest Bremen, dem Festival Baroque de Lyon oder dem Rheingau Musikfestival und anderen. Das Ensemble pro-duzierte seitdem Aufnahmen bei Sony Music mit Sol Gabetta und italienischem Barockrepertoire (darunter mehrere Weltersteinspielungen von Werken von Giovanni Platti) sowie mit der Mezzosopranistin Vivica Genaux und Musik von Händel und Hasse. Für diese Aufnahmen erhielt das Orchester u. a. die Monatsemp-fehlung beim Gramophone-Magazine, die Auszeichnung der „CD der Woche“ bei NDR-Kultur, BR-Klassik und RBB (Berlin). Die Musiker spielen auf historischen Instrumenten und gastieren mit renommierten Instru-mentalisten, Sängerinnen und Sänger mit barocker oder frühklassischer Musik wie der Sopranistin Simone Kermes, der Mezzosopranistin Vivica Genaux, der Sopranistin Nuria Rial, den Trompeter Gabor Boldoczki und den Violinisten Giuliano Carmignola. Neben Programmen von Meisterwerken bekannter Komponisten des Barocks und der Frühklassik möchte die Cappella auf Raritäten unbekannter Komponisten wie Giovanni Platti, Fortunato Chelleri, Andrea Zani oder Johann Adolph Hasse aufmerksam machen. Eine besonders enge Zusammenarbeit pflegt die Cappella Gabetta mit dem Musikarchiv von Schloss Wiesentheid.

Der Konzertmeister Andrés Gabetta gilt als brillanter Barockviolinist. Er ist einer der engsten musikali-schen Partner des renommierten Cellisten und Dirigenten Christophe Coin, dessen Orchester, das Orchestre Baroque de Limoges, Gabetta als Konzertmeister anführt. Überdies ist er regelmäßiger Konzertmeister beim kammerorchesterbasel. Für eine Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte von Bach (Naxos) mit seinem eigenen Ensemble, den Swiss Baroque Soloists, wurde er im Jahre 2008 für einen Grammy nominiert.

BARockE RIVALITÄTEN: cuzzoNI VERSuS BoRDoNI

Simone kermes Vivica Genaux cappella Gabetta Andrés Gabetta

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HÄNDEL IM HERBST 201420 21

Ma poi morta d’ogn’intornoil tiranno e notte e giornofatta spettro agiterò.

Johann Adolph Hasse (1699–1783)„Priva del caro bene“aus der Oper Dalisa (Venedig 1730)

DalisaPriva del caro beneAh, che partit conviene,e pur (non so che sia)sento nell’alma miaqualche speranza ancor.Tal per campagna errandoVedova tortorella,trova la cara e belladelizia del suo amor.

nicola Porpora (1686–1768)„Nobil onda“aus der Oper Adelaide (London 1726)

ElisaNobil ondaChiara figlia d’alto montePiù ch’è e stretta e prigionierapiù gioconda scherza in fonte,più leggera all’aure va.Tal quest’almaPiù ch’è oppressa dalla sorteSpiegherà più in alto il voloE la palma d’esser forteDal suo duolo acquisterà.

Johann Adolph Hasse Recitiativ „Lode agli die“ und Arie „Se mai più sarò geloso“aus der Oper Cleofide (Dresden 1731)

RecitativoPoroLode agli dei: son persuaso alfinedella tua fedeltà.CleofideLode agli dei: Poro di me si fida,più geloso non è.PoroDov’è, dov’è chi diceche un femminil pensierodell’aura è più leggero?CleofideDov’è, dov’è chi dice

dAS TeXTBUCH

Giovanni Battista Bononcini (1670–1747)„Spera che questo cor“aus der Oper Astianatte (London 1727)

ErmioneSpera che questo corSe cade il traditorNon più drudel sarà.Ma vivo se il vedròPietà quest’alma, no,di te mai non avrà.

Georg Friedrich Händel (1685–1759)„Scoglio d’immota fronte“aus der Oper Scipione (London 1726)

BereniceScoglio d’immota fronte nel torbido elementoCima d’eccelso monteAl tempestar del ventoÈ negli affetti suoiQuest’alma amante.Già data è la mia féS’altri la meritoNon lagnisi di meLa sorte gli mancòIn ogni istante.

Attilio Ariosti (1666–1729)„Vorreste o mie pupille“aus der Oper Lucio Verro (London 1727)

BereniceVorreste o mie pupilleSfogar la doglia riaMa la sventura miaNon vuol ch’io pianga.Così tolto al dolorL’unico sfogoConvien ch’ei nel mio corTutto rimanga.

Georg Friedrich Händel„Piangerò la sorte mia“aus der Oper Giulio Cesare in Egitto HWV 17 (London 1724) Piangerò la sorte miasì crudele e tanto riafinché vita in petto avrò;

HermioneMan kann hoffen, dass dieses Herz, sollte der Verräter fallen, nicht länger grausam sei. Doch sollte ich ihn lebendig sehen, dann wird mein Herz, nein, niemals Mitleid mit dir haben.

BerenikeWie eine unbewegliche Felswand im trüben Wasser, wie der Gipfel des höchsten Bergsim Toben des Windessteht zu seinen Gefühlendies liebende Herz.Längst habe ich meine Treue verpfändet, auch wenn andere sie verdient hätten. Er soll sich über mich nicht beklagen, mein Schicksal habe ich ihm überlassenzu jeglicher Stunde.

BerenikeIhr würdet gerne, o Augen, meinem üblen Weh freien Lauf lassen, doch mein Unglückerlaubt nicht, dass ich weine.So bleibt dem Schmerzdas einzige Ventil verwehrt,und es muss alles in meinem Herzen bleiben.

Beweinen werde ich mein Los,so grausam und dermaßen hart,solange sich ein Hauch von Leben in meiner Brust findet;

Doch bin ich dann tot, zum Geist geworden,allerorten suche ich den Tyrannen heim,Tag und Nacht.

DalisaMeines Herzallerliebsten beraubt, muss ich wohl, ach, von hier scheiden,und doch (ich weiss nicht wie),spüre ich in meinem Innern, dass noch Hoffnung besteht. So über die Felder irrendfindet die verwitwete Taubedie süsse, teure Wonne ihrer Liebe.

ElisaDie edle Welle, klare Tochter des hohen Bergs, je eingeengter und gefangener, desto fröhlicher scherzt sie an der Quelle,desto leichter steigt sie zum Himmel.So auch dies Herz:Je mehr vom Schicksal unterdrückt,desto höher wird es fliegen,und den Siegeskranz für seine Stärkeerwirbt es sich durch den Schmerz.

RezitativPorosGelobt seien die Götter: Endlich bin ichüberzeugt von deiner Treue.KleophisGelobt seien die Götter: Poros vertraut mir,er ist nicht länger eifersüchtig.PorosWo nur, wo gibt es einen, der behauptet,der Gedanke einer Frausei leichter als ein Lufthauch?KleophisWo nur, wo gibt es einen, der behauptet,

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Giuseppe Arena (1713–1784) „Come potesti, oh dio“aus der Oper La Clemenza di Tito (Turin 1739)

VitelliaCome potesti, oh dio,perfido traditor?Ah, che la rea so io!Sento gelarmi il cor,mancar mi sento.Pria di tradir la fe’,perché, crudel, perché …Ah, che del fallo mioTardi mi pento.

leonardo Vinci (um 1690–1730)„L’onda chiara che dal fonte“aus der Oper Ifigenia in Tauride (Venedig 1725)

IfigeniaL’onda chiara che dal fontesussurrando adacqua il pratova scherzando fra le rose,alla ninfa, al pastorellobacia il piede e lo rallenta.Ma se torbida s’aumentadi ruscello in rio torrentegià sormonta la campagna,rompe i paschi e fugge l’agna,e d’orror freme e spaventa.

Geminiano Giacomelli (1692–1740)„Villanella nube estiva“aus der Oper Scipione in Cartagine nuova (Parma 1730)

ElviraVillanella nube estivaTalor guarda e si scoloraIn lei teme ascoso il nemboChe la messe gli divoraQuando i solchi col suo gremboSi prepara a ristorar.Ma se al fine si diffondeSciolta in dolci amiche stilleSulle piagge sitibondeTorna il riso alle pupilleE ravviva il suo sperar.

che più del mare un sospettoso amanteè torbido e incostante?Io non lo credo.PoroEd io no ‘l posso dir.CleofideMi disinganna assai.PoroMi convince abbastanzaCleofideLa placidezza tuaPoroLa tua costanzaCleofideRicordo il giuramentoPoroLa promessa rammentoCleofideSi conosce …PoroSi vede …CleofideChe placido amator!PoroChe bella fede!CleofideSe mai più sarò geloso,mi punisca il sacro numeche dell’India è domator.PoroSe mai turbo il tuo riposo,se m’accendo ad altro lumepace mai non abbia il cor.Infedel, questo è l’amore?CleofideMenzogner, questa è la fede?a due:Chi non crede al mio doloreche lo possa un dì provar.PoroPer chi perdo, giusti dei,il riposo dei miei giorni?CleofideA chi mai gli affetti miei,giusti dei, serbai finora?a dueAh, si mora, e non si torniper l’ingrato a sospirar.

mehr als das Meer sei ein argwöhnischer Liebhaberfinster und unberechenbar?Ich glaube es nicht. PorosAuch ich kann es nicht sagen.KleophisIch bin von meinem Irrtum ziemlich befreit …PorosIch bin recht überzeugt …Kleophisdank deiner Friedfertigkeit.Porosvon deiner Standhaftigkeit.KleophisIch denke an deinen Schwur.PorosIch erinnere mich an dein Versprechen.KleophisMan weiss …PorosMan sieht …KleophisWas für ein sanfter Liebhaber!PorosWelch schöne Treue!KleophisSollte ich je wieder eifersüchtig sein, dann bestrafe mich der heilige Gott, der Indien bezwungen hat. PorosSollte ich je deinen Seelenfrieden stören,sollte ich je an einem anderen Licht Feuer fangen, möge mein Herz nie Frieden finden. Treulose, ist das deine Liebe?KleophisLügner, ist das etwa Treue?BeideDer meinem Schmerz nicht glaubt, könnte er/sie ihn eines Tages nur selber erfahren.PorosFür wen, gerechte Götter, gebe ich die Ruhe meines Lebens auf?KleophideFür wen habe ich, gerechte Götter, bis heute meine Liebe aufgespart? BeideAch, lieber jetzt sterben und nicht von neuemder Undankbaren hinterherseufzen.

VitelliaWie konntest Du nur, oh Gott, du gemeiner Verräter!Ach, und die Schuldige bin ich! Ich spüre, wie mein Herz mir friert,ich fühle, wie ich vergehe.Ehe du die Treue brichst, warum nur, Grausamer, warum …?Ach, zu spät bereue ichmeine Verfehlung.

IphigenieDas helle Bächlein, das von der Quelle herplätschernd die Wiese benetzt,fliesst scherzend zwischen die Rosenzur Nymphe, zum Hirten,küsst seinen Fuss und verlangsamt ihn. Doch wenn es sich trübt und anschwillt, vom Rinnsal zum bösartigen Strom,überflutet es schon das Landund zerstört die Weiden; es flieht das Lamm,stöhnt vor Angst und erschrickt sich.

ElviraSo schaut das Bauernmädchen das sommerliche Wölkchen an und erbleicht, fürchtet sie doch darin versteckt ein Gewitter, welches ihr die Saat verschlingt, wenn sie sich anschickt, aus ihrer Schürzedie Furchen herzurichten.Doch wenn sie sich schliesslich verzieht, aufgelöst in süsse, freundliche Tröpfchenüber den ausgedörrten Hügeln,dann kehrt auch das Lächeln in ihre Augen zurückund entfacht von neuem die Hoffnung.

22 23HÄNDEL IM HERBST 2014 BARockE RIVALITÄTEN: cuzzoNI VERSuS BoRDoNI

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Johann Adolph Hasse „Impallidisce in campo“aus der Oper Issipile (Neapel 1732)

IssipileImpallidisce in campoanche il guerrier ferocea quella prima voceche all’armi lo destò.D’ardir non è difettoquel resto di terroreche nel fuggir dal pettoSul volto si fermò.

Johann Adolph Hasse „Va tra le sleve ircane“aus der Oper Artaserse (Venedig 1730)

MandaneVa’ tra le selve ircane,barbaro genitore,fiera di te maggiore,mostro peggior non v’è.Quanto di reo producel’Africa al sol vicina,l’inospital marina,tutto s’aduna in te.

Johann Adolph Hasse „Padre ingiusto“aus der Oper Cajo Fabricio (Dresden 1734)

SestiaPadre ingiusto, sposo ingrato,che usi forza a’ miei lamenti,che le lagrime correggi;Odi, senti:il mio duol non prende leggidalla vostra crudeltà.Questo cor del pari irritanofier rigor, pietà indiscreta;chi di piangere mi vietadi morir non mi torrà.Padre ingiusto, etc.

Pietro Torri (um 1650–1737)Rezitativ „Ferma crudel!“ und Arie „Son costretta esser crudele“aus der Oper Amadis di Grecia (München 1724)

MelissaFerma crudel! Ogn’un ritragga il passo.Perfido, ingrato, deluder ardirai le mie speranze? E partirai sprezzandoil mio dolore?

AmadisQuella gloria che sempre …

MelissaNel labbro inghiotti sì odiosi accenti:di già t’intendo: il volto di Niceanel tuo petto ha introdotto quell’amorch’è cagion de’ miei tormenti.

AmadisMa poiché già ti è noto,con qual ragion pretendiche d’ardor cangi il core,mentre ch’è destinato ad altro oggetto?S’io mancassi di fedemeritar non potrei da te mercede,anzi indegno sarei d’ogni tuo affetto.

MelissaCrudel tu m’abbandoni, e mi disprezzi,ma di vana speranza il cor nutrisci.Più tosto bramerei che i demoni, giganti, mostri e fiamme ti squarcino della rivale ai piedi.E se col tuo valore resisterli potraitu l’ira mia crudel non vincerai.

ArieMelissaSon costretta esser crudele

AmadisHo giurato esser fedele

Melissa, Amadise d’amor mai cangerò.

MelissaColl’affetto, e col furreil mio ben m’acquisterò.

AmadisColla fede, e coll’amoreil mio ben conserverò.

MelissaSon costretta etc.

HypsipyleEs erbleicht im Feldeauch der wildeste Kriegerbei jener ersten Stimme, die ihn zu den Waffen ruft. Es ist kein Mangel an Kühnheit, dieser Rest von Furcht,der beim Entweichen aus der Brustauf dem Gesicht innehielt.

MandaneGeh in die tiefsten Wälder, grausamer Vater, scheusslicher als duist keine noch so wilde Bestie. Wieviel an Schlimmem auch das die Sonne nahe Afrika hervorbringtoder die unwirtliche Küste – alles vereint sich in dir.

Ungerechter Vater, undankbarer Gatte!Du, der du meinen Klagen mit Gewalt begegnest,und du, der mich meiner Tränen wegen tadelt,hört, vernehmt:keine Vorschriften macht meinem Schmerzeure Grausamkeit.Mein Herz erzürnen gleichermaßenstolze Unerbittlichkeit wie aufdringliches Mitleid.Wer mir das Weinen verwehrt, am Sterben wird er mich nicht hindern können. Ungerechter Vater usw.

MelissaWarte, Grausamer! Keinen Schritt weiter!Hinterhältiger, Undankbarer, du wagtestmeine Hoffnungen zu enttäuschen? Gehst fort, meinen Schmerz verachtend?

AmadisJener Ruhm, der stets …

MelissaDein Mund schlucke solch verhasste Worte herunter!Ich habe dich längst verstanden: Es ist Nikes* Antlitz,welches in dein Herz jene Liebe einpflanzte, die den Grund meiner Pein bildet. AmadisDa du es so oder so schon weisst, mit welcher Begründung verlangst du, dass mein Herz seine Glut anderswohin richtet, wo es doch diesem Ziel zugeeignet ist? Hätte es mir an Treue gefehlt, dürfte von dir ich keine Belohnung erwarten,wäre vielmehr deiner Zuneigung unwürdig. MelissaGrausamer, du verlässt und verachtest michund nährest doch mein Herz mit aussichtsloser Hoffnung. Viel lieber wäre mir, dich zerfetzten böse Geister,Riesen, Ungeheuer und Flammen,der Rivalin zu Füssen. Und widerstündest dank deiner Tapferkeit du denen, dann besiegtest du doch nicht meinen grausamen Zorn.

ArieMelissaIch bin gezwungen grausam zu sein…

AmadisIch habe Treue geschworen…

Melissa, Amadis… und meine Liebe wird sich nie ändern.

MelissaMit Hingabe und mit Ragewerde ich mir den Geliebten kaufen.

AmadisMit Treue und mit Liebe werde ich mir meinen Schatz erhalten.

MelissaIch bin gezwungen usw.

* = die Siegesgöttin

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HÄNDEL IM HERBST 201426 27

FOCUS BOHlenSTUBe:MIT eIneM BOGen GeSTRICHen

Sergey Malov, Geige, Bratsche, Violoncello da spalla Johann Sebastian Bach (1685–1750) Partita III E-Dur BWV 1006Preludio – Loure – Gavotte en Rondeaux – Menuet I – Menuett II – Bourrée – Gigue Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll für Bratsche solo BWV 903Bearbeitung: Zoltán Kodály Suite für Violoncello solo Nr. 3 C-Dur BWV 1009Prélude – Allemande – Courante – Sarabande – Bourrée 1 – Bourrée 2 – Bourrée 1 – Gigue

SOnnTAG | 23. nOVeMBeR 2014 | 11 UHR Händel-HAUS, BOHlenSTUBe

Der „Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e. V.“ unterstützt die Arbeit der Stiftung Händel-Haus ideell und finanziell in allen Belangen, die im zusammenhang mit dem Geburtshaus von Georg Friedrich Händel stehen. Dazu gehören die Aufgaben als Musik- und Instrumentenmuseum, die Pflege der Musik des Meisters mit konzerten und Veranstaltungen, die Erhaltung des Hauses selbst, die Händel-Forschung und die Forschung zur regionalen Musikgeschichte.

Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, werden Sie Mitglied unseres Freundes- und Förderkrei-ses. Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 25,00 für Einzelpersonen und € 30,00 für Familien im Jahr.

Das Aufnahmeformular erhalten Sie in unserer Geschäftsstelle im Händel-Haus oder Sie finden dieses unter www.haendelhaus.de/Freundes- und Förderkreis/Mitgliedschaft.

WeRden SIe MITGlIed

Für Mitglieder des Freundes- und Förderkreises des Händel-Hauses zu Halle e. V. ist der Eintritt in das Händel-Haus Musikmuseum frei.

TIPP

Freundes- und Förderkreisdes Händel-Hauses zu Halle e.V.

FocuS BoHLENSTuBE: MIT EINEM BoGEN GESTRIcHEN

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HÄNDEL IM HERBST 201428 29

ZUM KOnZeRT

Die Musik Johann Sebastian Bachs und die Streichinstrumente stehen im Mittelpunkt des Konzerts. Der junge Geiger Sergey Malov bemüht sich um die Wiederbelebung der historisch belegten Spielweise auf dem Violoncello da spalla, das auch als Viola pomposa oder „Schultercello“ bekannt ist. Johann Sebastian Bach komponierte verschiedene Werke für ein vier- bzw. fünfsaitiges Violoncello da spalla, das er auch selbst in Kammerkonzerten spielte. Der Korpus des Violoncello da spalla ist kleiner als der des uns geläu-figen Cellos. Das Instrument wird nicht zwischen den Knien gespielt, sondern mit einem Riemen um den Hals an die Schulter gehalten.

Sergey Malov liebt dieses besondere Instrument: „Es war das, wovon ich immer träumte. … Mit seinem schlanken aber immer noch cellotypischen Klang wirkt die Musik Bachs viel stimmiger, technisch überzeu-gender – und wegen der leichten Bauweise und der zentrierten Haltung vor der Brust ist es entgegen allem Anschein sogar ergonomischer.“

Die spieltechnischen und klanglichen Ergebnisse werden dem Publikum im Konzert erlebbar gemacht.

„eInIGe nennen eS AUCH dAS HAndBASSel; …“ (leopold Mozart, 1756)

Bevor sich der vierstimmige Streichersatz mit Violine, Viola (Bratsche), Violoncello und Kontrabass endgül-tig etablierte, gab es im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert noch etliche Instrumente in der Basslage, die auch auf dem Arm, manchmal mit Umhängevorrichtungen versehen, gespielt wurden. Die Tenorgeige, die Viola pomposa, das Violoncello piccolo und das Violoncello da spalla gehören dazu. Von zwei Richtungen her kann man sich diese Instrumente erklären. Einmal handelt es sich um Instrumente, die gebaut wurden, um die Bratschentöne akustisch besser wiederzugeben. Denn die normal große Viola (Bratsche) ist nicht wesentlich größer als die Violine. Sie ist eine Quarte tiefer gestimmt als die Violine und ist für ihre Stimmlage zu klein dimensioniert. Sie klingt nicht so voll wie eine Violine, sondern eher etwas zurückhaltend und ein wenig „näselnd“. Da klingen größere Instrumente, wie die Viola pomposa oder die Tenorgeigen, angemessener.

Andere auf dem Arm zu spielenden Mittellagen, bzw. Bassinstrumente, wie das Violoncello piccolo und das Violoncello da spalla lassen sich, wie ihr Name bereits verkündet, vom Violoncello ableiten. Hier wird in der Fachliteratur der Wunsch an beweglichen Bassinstrumenten und der gleichzeitige Mangel an aus-gebildeten Violoncellisten als Motivation für diese besondere Bauform angeführt. Diese Instrumente waren eine Oktave tiefer als die Violine gestimmt und verwendeten einen oktavierenden Violinschlüssel – waren damit also geeignet auch von den Geigern gespielt zu werden. Sehr große Instrumente auf dem Arm zu halten ist jedoch anstrengend. Aus dem Grund haben sich alle diese Sonderformen nicht durchgesetzt. Gespannt sein darf man jedoch auf das rekonstruierte Violoncello da spalla durch den Instrumentenbauer Dmitry Badiarov, das wir im Konzert mit Sergey Malov hören werden.

In der Sammlung der Stiftung Händel-Haus befinden sich drei solcher Sonderformen: eine Tenorgeige, ausgestellt in der zweiten Vitrine der Musikinstrumenten-Ausstellung, eine nicht ausgestellte Viola pom-posa und eine sogenannte Ritterbratsche, in der letzten Vitrine in der zweiten Ausstellungsetage.

Christiane Barth

Tenorgeige mit zweifelhaftem Signaturzettel: „Paulus Alletsee .../München 1735“Gesamtlänge 78,7 cm. brauner Lack.

Inventarnummer: MS-211, Stiftung Händel-Haus

FocuS BoHLENSTuBE: MIT EINEM BoGEN GESTRIcHEN

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HÄNDEL IM HERBST 201430 31

RendeZVOUS IM Händel-HAUSGOdFRey KnelleRS PORTRäT VOn GeORG I . , KönIG VOn enGlAnd

Nach dem Tod von Königin Anna am 1. August 1741 trat Georg Ludwig, Händels ehemaliger Dienstherr aus Hannover, als Georg I. die britische Thronfolge an.Der Direktor der Stiftung Händel-Haus, Clemens Birnbaum, und ein kleiner, exklusiver Besucherkreis nehmen ein Exponat der Dauerausstellung besonders in den Blick.

SOnnTAG | 23. nOVeMBeR 2014 | 15.00 UHR | Händel-HAUS

RENDEzVouS IM HÄNDEL-HAuS

Georg I., könig von England (1660–1727)Ölgemälde von Godfrey kneller (1646–1723)

Leihgabe von Dr. M. v. Münchhausen

dIe KÜnSTleRBIOGRAFIe

„… stilsicher, intensiv und gespannt, betörend expressiv und hochkonzentriert. Was für eine fantastische interpretatorische Souveränität!“ Eckhard Weber, Concerti Der Geiger als Multiinstrumentalist – dieser barocken Praxis hat sich auch Sergey Malov verschrieben: Der Ausnahmekünstler, der die verschiedenen Saiteninstrumente höchst virtuos zum Klingen zu bringen vermag, ist Preisträger namhafter Wettbewerbe für Violine und Viola (unter anderem Paganini, Heifetz, ARD, Tokyo Viola Competition, W. A. Mozart Salzburg). Außer historisch informierten Aufführungen von Barock-musik (wie beim Barockfestival Oude Muziek in Utrecht) und Uraufführungen avancierter Neuer Musik (u. a. mit dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik) beinhaltet sein Repertoire fast alle klassischen, romantischen und modernen Viola- und Violinkonzerte, die er besonders gerne mit führenden Orchestern in London, Tokyo, St. Petersburg, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der Camerata Salzburg, dem Mozarteum Orchester Salzburg und Lahti Symphony spielt. Gastspielreisen führten ihn nach Nordamerika, Neuseeland, Südafrika, jährlich nach Japan und immer mehr durch Europa und Russland. Im Solokonzert wird er auf gleich drei verschiedenen Streichinstrumenten spielen und dabei seine musikalische und technische Wandlungsfähigkeit gleichermaßen unter Beweis stellen. Sergey Malovs reiches Instrumentarium umfasst eine Geige von Peter Greiner (ca. 2004), eine Bratsche von Pietro Gaggini (1958) aus der Stiftung Carlo van Neste und ein Violoncello da Spalla, speziell für ihn gebaut von Dmitry Badiarov (2011).

Sergey Malov Händel-Haus, Bohlenstube

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KönIGIn AnnA − eIne WOHlTäTeRIn HändelS

Zum Ankauf eines Portäts für das Geburtshaus des Komponisten G. F. Händel

In ihrem 300. Todesjahr und zugleich im Jubiläumsjahr der Übernahme des englischen Thrones durch die Hannoveraner Welfen gelang es der Stiftung Händel-Haus ein Ölporträt der Anna (1665−1714) zu erwer-ben. Ein unbekannter Künstler des frühen 18. Jahrhunderts stellte dieses Bruststück nach dem Vorbild des ganzfigurigen Krönungsporträts Annas her, das der aus Lübeck gebürtige Künstler Godfrey Kneller (Gott-fried Kniller) 1705 geschaffen hatte. Der bei dem Rembrandt-Schüler Ferdinand Bol ausgebildete Maler gehörte zu den begehrtesten Porträtisten seiner Zeit. Er arbeitete als Hofmaler unter vier englischen Herrschern, zuletzt unter Georg I., der als Georg Ludwig von Hannover zuvor Händels Dienstherr in Deutschland gewesen war. Im Händel-Haus kann man auch ein von Kneller gemaltes Porträt dieses vor drei Jahrhunderten, nach Annas Tod gekrönten Königs in Augenschein nehmen. Das Königinnen-Porträt des Hofmalers, der Vorgängerin Georgs auf dem englischen Thron, ist in mehreren Varianten überliefert, die Ausschnittgestaltung, einige Details und auch die Urheberschaft betreffend. Es existiert in eigenhän-digen Versionen, Werkstattarbeiten und Kopien. Hinzu kommt eine große Zahl druckgrafischer Kopien, von denen auch die Stiftung Händel-Haus eine besitzt.

Das erworbene Ölporträt ist ein ovales Brustbild, in Öl auf Leinwand gemalt, die später auf Holz aufgezo-gen wurde. Der Rahmen dürfte aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen. Frontal und selbstbewusst ist die bereits 37-jährige Königin dargestellt. Ihr Herrschertum symbolisiert die St.-Edwards-Krone auf dem stolzen Haupt. Um den Hals trägt sie eine Perlenkette, eine andere ziert über dem prächtigen Kleid mit geschlitzten Ärmeln ihre Schulter. Die Brust wird von einer schweren rautenförmigen Brosche geschmückt. Neben diesen Kleinodien und den sicher kostbaren Ohrgehängen fallen vor allem die Insignien auf, die sie als Trägerin des Hosenbandordens ausweisen.

Der Hosenbandorden (Order of the Garter) ist bis zur Gegenwart die höchste Auszeichnung des britischen Königreiches. Träger dieses Ordens sind der jeweilige Monarch, Mitglieder des Königshauses und 24 weitere vom König bzw. der Königin eingesetzte Ritter. Diese Ritterwürde können von Alters her auch Damen er-langen. Als König Edward III. sie 1348 erstmals vergab, wollte er wohl seine treuesten Ritter mit bzw. in diesem Orden enger an sich binden, wie dies König Artus der Legende nach mit seiner Tafelrunde be-zweckte. Nur die Legende überliefert auch die Herkunft der merkwürdigen Bezeichnung des Ordens: Näm-licher König soll bei einem Ball seiner Geliebten aus der Klemme geholfen haben, als diese ihr Strumpfband verlor. Majestät habe sie aus der peinlichen Situation gerettet, indem er dieses um sein eigenes Bein band oder die Dame verdeckte, damit sie es diskret wieder an ihrem eigenen Bein befestigen konnte. Auf jeden Fall soll er dazu gesagt haben: „Honi soit qui mal y pense“ (altfrz. = „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“). Historiker vermuten, dass das künftige Ordensmotto wohl eher bedeuten sollte: „Böses dem, der Böses denkt“, wobei Edward auch seine Ansprüche auf den französischen Thron im Sinne hatte.

Anna trägt auf dem Porträt drei der Ordensinsignien: die schwere Ordenskette (Collane), daran das Ordenszeichen (das Kleinod) und links, ziemlich verdeckt, den Bruststern mit dem darauf dargestellten

RENDEzVouS IM HÄNDEL-HAuS

Anna, königin von England (1665–1714)Anonymes Ölgemälde nach Godfrey kneller, frühes 18. Jh.

Stiftung Händel-Haus, BSIII, 821

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Anna, königin von England (1665−1714)Mezzotinto von Johann Georg Wolffgang nach Godfrey kneller

Stiftung Händel-Haus, kupferstich BS-III, 821

Ihren Vater Jakob I., der die Rekatholisierung Englands anstrebte und im Zuge der „Glorious Revolution“ (1682/9) ins französische Exil fliehen musste, konnte und wollte die Protestantin nicht unterstützen. Die Beziehung zu ihrem Gemahl Prinz Georg von Dänemark soll aber glücklich gewesen sein. Doch wurde dem Paar nach dreizehn Fehlgeburten und vier früh verstorbenen Kindern nur ein Sohn geschenkt, der mit elf Jahren an den Pocken starb.

Königin Anna wurde von den Zeitgenossen als Förderin der Künste und Wissenschaften gepriesen, was man hinterfragen könnte. Zumindest war sie wohl den Künsten und der Musik nicht abgeneigt. Übri-gens wurde der zurückhaltend elegante „klassizistische“ Barockstil des frühen 18. Jahrhunderts in England, der auch Händels Umfeld maßgeblich prägte, als „Queen Anne Style“ bezeichnet. (Unsere Zeitgenossen, die Händel zumeist als barocken Genussmenschen sehen wollen, inszenieren ihn hinge-gen oft im kontinentalen südlichen Hochbarock-Stil). Als junges Mädchen erhielt Anna in den musi-schen Fächern die für ihre Kreise übliche Ausbildung und soll auch Cembalo und Gitarre gespielt haben. Als sie 1702 nach dem Tod ihres Stiefbruders König William II. zur Königin gekrönt wurde, führte man das Anthem „The Queen shall rejoice“ von Wiliam Turner (1651−1740) auf. In ihrer Residenz im St James’s Palace wirkten 24 Instrumentalisten und die Chapel Royal unter der Leitung von John Eccles als „Master of the Musick“. Privatkonzerte und Gastspiele ausländischer Künstler schien es mangels eines größeren Interesses der Königin aber nicht gegeben zu haben. Allerdings soll sie zu ihrem Ge-burtstag am 6. Februar 1711 bei dem Konzert eines „Mr Hendel“ anwesend gewesen sein, das sie sehr entzückte. Zur Aufführung gelangten vermutlich italienische Kammerduette oder die Kantante „Apollo e Dafne“ HWV 122.

St.-Georgs-Kreuz und dem Ordensmotto. Auf dem Kleinod ist der Heilige Georg dargestellt. Mit den Kreuzzügen wurde St. Georg, ursprünglich ein Märtyrer, in Europa als Drachentöter und Bezwinger des Bösen zu einem Schutzpatron. 1222 soll der Heilige auf einer Synode zum Patron Englands gewählt worden sein. Richard Löwenherz galt er als Schutzherr. Das Symbol Georgs, das Georgskreuz − ein rotes Kreuz auf einer ursprünglich weißen Grundfläche −, wurde in den „Union Jack“, die englische Nationalflagge, aufgenommen. Sicher sollte mit der Namenswahl der auf dem Thron folgenden Nachkommen des deutschen Georgs (die Georges II bis IV) diese nationalenglische Bedeutung demonstrativ unterstrichen werden. Auch auf Annas Kleinod kann man das Ordensmotto lesen. Nicht abgebildet findet man das eigentliche „Hosenband“, ein blaues Schnallenband, das die Lords am linken Knie und die Ladies am linken Oberarm tragen. An diesem Band wird das Kleinod befestigt, wenn die Collane nicht angelegt wurde. Der Kunst-historiker Raimund Lacher, Verfasser einer Expertise zu unserem Bild (von dem einige inhaltliche An- regungen übernommen wurden), stellt fest, dass das Porträt im Unterschied zu den Originalgemälden Farbunterschiede aufweist, die innere Haube der Krone und den Umhang des Heiligen auf dem Orden betreffend. Er folgert daraus, dass eine schwarzweiße Druckgrafik als Vorlage des Ölbildes gedient haben könnte.

Doch wenden wir uns nun der Dargestellten zu. Beinahe wäre der in Königin Annas Regentschaft fallende große politische Erfolg, die Vereinigung Eng-lands mit Schottland, der „Act of Union“ (1707), in diesem Jahr 2014 einem Referendum des schottischen Volkes zum Opfer gefallen. Wie groß der persönliche Anteil der letzten Königin aus dem Hause der Stuarts an der Gründung Großbritanniens war, sei dahingestellt. Das schottische Parlament war mit wirtschaftli-chen Repressalien dazu gebracht worden, der Vereinigung zustimmen und den „Act of Settlement“ (1701) des englischen Parlamentes zu akzeptieren, der es erlaubte, 57 katholische Thronfolger zu übergehen und den Protestantismus in England festzuschreiben, eine Voraussetzung für die Gründung des „United King-dom“. Dies ermöglichte nach dem Tod der Königin Georg Ludwigs Krönung.

In die Regierungszeit der „Good Queen Anne“, wie sie respektvoll in den Geschichtsbüchern genannt wurde, fallen eine Reihe politischer und militärischer Erfolge wie der Sieg der Engländer in der Schlacht von Hochstädt (1704) oder der Friede von Utrecht (1713) im Spanischen Erbfolgekrieg. Auch wirtschaft-lich gab es im Königreich eine gute Entwicklung. Doch dürfte Anna, auch wenn sie ihre Staatsgeschäfte im Kabinett und Ihre Königswürde sehr ernst nahm, selbst wenig Anteil an den politischen Erfolgen gehabt haben, die im komplizierten Wechselspiel von Tories und Whigs unter einflussreichen Politikern wie John Churchill, dem 1. Duke of Marlborough, oder dem High Treasurer Sidney Godolphin, dem 1. Earl of Godolphin, erzielt wurden. Es heißt, dass sie weder sehr gebildet noch besonders klug gewesen sei und ihre Zeit mit Klatschgeschichten und Kartenspielen verbracht habe. Großen politischen Einfluss soll ihre Freundin Sarah Churchill auf die Königin gehabt haben. Einer deren Nachfahren, der große Premier Winston Churchill, prägte den Satz: „Sarah lenkte die Königin, Malborough lenkte den Krieg und Godolphin das Parlament.“

Die gesundheitlich labile Königin war bestimmt keine besonders glückliche Frau. Die Historikerin Ulrike Jordan schrieb, dass sie durch die politischen und religiösen Gegensätze in der Familie isoliert gewesen sei.

RENDEzVouS IM HÄNDEL-HAuS

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FeSTKOnZeRT MIT MAGdAlenA KOžená

Musikalische Leitung: Andrea Marcon

Magdalena Kožená (Mezzosopran)

la Cetra Barockorchester Basel Violine 1 Katharina Heutjer, KonzertmeisterinVioline 2 Johannes Frisch Viola Sara Giger Violoncello Daniel Rosin, Amélie Chemin Kontrabass Federico Abraham Schlagwerk Philip Tarr Theorbe Daniele Caminiti, Josias Rodriguez Gandara Cembalo I Andrea Marcon Cembalo II Johannes Keller

Das La Cetra Barockorchester Basel ist Kulturpartner der Händel-Festspiele Halle (Saale) für das Festspieljahr 2014/15.

Im Anschluss an das Konzert wird Magdalena Kožená der Händel-Preis 2013/14 der Stadt Halle, vergeben durch die Stiftung Händel-Haus, überreicht. Der Händel-Preis ist ein undotierter Ehrenpreis.Die Laudatio hält Andrea Marcon.

SOnnTAG | 23. nOVeMBeR 2014 | 19.30 UHR KOnZeRTHAlle UlRICHSKIRCHe

FESTkoNzERT MIT MAGDALENA kožENá

Annas letzte Lebensjahre waren von Krankheit und politischen Problemen überschattet. Ihr katholischer Halbbruder James strebte nach der Krone, es war zu befürchten, dass er auf der Insel landen könnte und es zum Bürgerkrieg käme. In ihrer Regierung gab es Zwistigkeiten. Der charmante, strahlende junge Komponist aus Hannover – oder vielmehr dessen Musik – mochten sie aufgeheitert haben. Vielleicht auch mit einem Gruß Georg Ludwigs beauftragt, war Händel von Annas Leibarzt Dr. John Arbuthnot, einem Musikliebhaber, bei Hofe eingeführt worden. Auch Persönlichkeiten der Queen‘s Band und Chapel Royal, die ihn bei seinem Orgelspiel in der St Paul’s Cathedral und anschließendem gemeinsamen Musizieren mit Umtrunk in der nahegelegenen „Queen‘s Arms Tavern“ kennengelernt hatten, oder der Earl of Burlington, bei dem der Komponist wohnte, mochten Händel bei Hofe schon erwähnt bzw. protegiert haben. Bereits drei Wochen später, am 24. Februar 1711, fand die sensationell umjubelte Uraufführung der Oper „Rinaldo“ HWV 7a statt. Das Textbuch hatte Aaron Hill der Königin gewidmet. Vor Händels Rückkehr nach Hannover Ende Juni 1711 ist wohl noch die fragmentarisch erhaltene Kantate „Echeggiate, festeggiate, Numi eterni“ HWV 119 entstanden, die vermutlich als Auftragswerk inhaltlich auf die Friedensverhandlungen zum Ende des Spanischen Erbfolgekrieges Bezug nimmt. Sie wurde aber nicht mehr aufgeführt.

Händel kehrte im Spätherbst 1712 nach London zurück. Möglicherweise hörte die Königin noch vor Jahresende in der Kapelle des St James‘s Palace das für die Chapel Royal geschriebene Anthem „As pants the hart“ HWV 251a. Es könnte sie beeindruckt haben, denn im Januar 1713 bat sie Georg Ludwig, er möge ihr seinen Hofkapellmeister noch eine Weile überlassen. Sie beauftragte den jungen Deutschen in Erwartung des Friedensschlusses von Utrecht mit der Komposition des Te Deums für den Dankgottesdienst in der St Paul‘s Cathedral. Als der Brief der Königin in Hannover ankam, hatte Händel das „Utrechter Te Deum“ HWV 278 und das Jubilate HWV 279 schon fertiggestellt. Wenig später komponierte er die Ge-burtstagsode für die Königin „Eternal source of light divine“ HWV 74, in der Anna als Friedensbringerin gefeiert wird. Die Königin litt zu dieser Zeit stark unter der Gicht und es kam vermutlich 1713 nicht mehr zu einer Aufführung. Die Krankheit hinderte sie auch, die grandiose Aufführung des Te Deums am 7. Juli zu erleben. Offensichtlich hatte sie aber die Erfolge des achtundzwanzigjährigen Komponisten wahrge-nommen und sicher schätzte sie auch seine wirkungsvolle Musik, denn am 28. Dezember 1713 gewährte sie Händel, nachdem Georg Ludwig ihn aus diplomatischen Gründen aus seinen Diensten entlassen musste, eine jährliche Pension in Höhe von 200 Pfund. Der Komponist erhielt diese Zuwendung, die dem Gehalt des Musikmeisters der Königin John Eccles entsprach, bis zu seinem Tod. Sie bot ihm eine sichere Lebensgrundlage. Er hätte auch bei künstlerischem Misserfolg nicht verarmen können. Das Wohlwollen der Königin war für Händel eine wichtige Grundlage für den Start seiner Karriere in England.

Königin Anna starb am 1. August 1714 und wurde am 24. August bei ihrem Mann und den Kindern in der Westminster Abbey beigesetzt, wo auch Händel 1759 seine letzte Ruhe finden sollte.

Gert Richter

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dAS PROGRAMM

Marco Uccellini (ca. 1610–1680)Aria quinta sopra La Bergamasca, a treaus Sonate, arie et correnti op. 3 (Venedig 1642)

Claudio Monteverdi (1567–1643)„Con che soavità“aus Libro Vll dei Madrigali (Venedig 1619)

„Disprezzata Regina“ Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto primo, scena quinta), (Venedig 1642)

Tarquinio Merula (ca. 1594–1665)Sonata XXIV, Ballo detto Pollicioaus Canzoni overo sonate concertate per chiesa e camera op. 12 (Venedig 1637)

Aria sopra la ciacconaaus Canzoni overo sonate concertate per chiesa e camera op. 12 (Venedig 1637)

Claudio Monteverdi „Addio Roma, addio Patria, amici addio“Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto terzo, scena settima), (Venedig 1642)

dario Castello (1590–1658)Sonata XV a Quattroaus Sonate concertate in stil moderno, libro secondo (Venedig 1629)

Claudio Monteverdi „Quel sguardo sdegnosetto“aus Scherzi musicali (Venedig 1632)

„Sì dolce è‘l tormento“aus Quarto scherzo delle ariose vaghezze (Carlo Milanuzzi), (Venedig 1624)

„Damigella, tutta bella“aus Scherzi musicali (Venedig 1607)

PAUSE

Biagio Marini (1594–1663)Passacaglio a quattroaus Per ogni sorte di strumento musicale diversi generi di sonate, da chiesa, e da camera op. 22 (Venedig 1655)

Claudio Monteverdi „Il combattimento di Tancredi e Clorinda“aus Madrigali guerrieri, et amorosi, libro ottavo (Venedig 1638)Text: Episode aus dem 12. Gesang des Epos Das befreite Jerusalem von Torquato Tasso

ZUM KOnZeRT

Monteverdi – Meisterhafte Verbindung von Text und Ton

Claudio Monteverdi landete im Jahr 1605 einen musikalischen Coup, der die italienische Musik – die europäische Musikgeschichte überhaupt – nachhaltig beeinflussen sollte. Als Hofkapellmeister in den Diensten des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga in Mantua veröffentlichte er im Jahr 1605 sein fünftes Madri-galbuch, welches das berühmte Vorwort zur „seconda pratica“ enthält. Diese neue, von Monteverdi eingeführte Kompositionspraxis befürwortete einen freieren Umgang der Tonsatzregeln, als es die soge-nannte „prima pratica“ der traditionellen Vokalpolyphonie erlaubte. Für das Madrigal, die damals wich-tigste weltliche Vokalmusikgattung, bedeutete dies eine Lockerung der Kompositionsregeln, welche im Zuge einer lebendigeren Textgestaltung sogar bewusst überschritten werden durften. Monteverdi reagierte damit auch auf die Kritik des konservativen Musiktheoretikers Giovanni Maria Artusi, der ihm die harmo-nischen Neuerungen bzw. die aus seiner Sicht fehlerhafte Dissonanzbehandlung als Missachtung der Kontrapunkt-Tradition vorwarf. So war das Eröffnungsstück des Buches Cruda Amarilli, mit vielen Disso-nanzen gespickt, die den Schmerz des Hirten, der sein Liebesleid über die vermeintliche Zurückweisung von Amarilli besingt, musikalisch ausdeutet.

Giulio Cesare Monteverdi bringt das künstlerische Ziel seines berühmten Bruders im Vorwort zu dessen Scherzi Musicali (erschienen 1607) auf den Punkt: Die Rede wird zur Herrin über den Tonsatz und nicht zu seiner Dienerin („L’oratione sia padrona dell’armonia e non serva“). Weiterhin erwähnt er in diesem Vorwort noch eine besondere Art des Gesangs, den „canto francese“, den Claudio in seinen Kompositio-nen bevorzugte. Was darunter genau zu verstehen ist, etwa die reich verzierte Melodik oder der Wechsel zwischen Solo und Ensemble, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Eine Kostprobe aus den Scherzi Musicali ist „Damigella, tutta bella“, ein fröhlich gestimmtes Liebeslied, in dem sich Vokalstrophen und instrumentale Zwischenspiele (Ritornelle) abwechseln und das seinen Reiz in der Kombination von Zweier- und Dreierrhythmen entfaltet. „Quel sguardo sdegnosetto“ entstammt einer weiteren „scherz-haften“ Kollektion, den Scherzi musicali cioè arie, et madrigali in stile recitativo aus dem Jahr 1632. Das Stück ist ebenso rhythmisch beschwingt und handelt vom lieblich-entrüsteten Blick, der einen wie ein „vergifteter“ Pfeil mitten ins Herz zu treffen vermag. Die von Carlo Milanuzzi 1624 herausgegebene Sammlung Quarto scherzo delle ariose vaghezze enthält eine der schönsten Liebesleid-Melodien Monte-verdis, „Si dolce è’l tormento“. Die „süße Qual“ wird nicht humorvoll besungen, wie es der Sammlungs-titel vermuten lässt, sondern melancholisch und schmerzvoll.

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Das als „Concertato“ bezeichnete Solomadrigal „Con che soavità“ mit Instrumentalbegleitung weist den Schritt in die Richtung der dramatisch inszenierten Arie. Hier zeigt sich Monteverdis Meisterschaft, den Text und dessen emotionalen Gehalt so lebendig wie möglich darzustellen und dieser Idee auch alles unterzuordnen. Die musikalischen Mittel hierzu sind die sogenannten Madrigalismen, melodische und harmonische Wendungen oder bestimmte Formeln für Bewegung (Läufe, Sprünge), die Gemütsregungen und Gefühle symbolisieren. Auf diese Art wurden der Musik dramatische Effekte hinzugegeben, die aus jedem Madrigaltext eine kleine opernhafte Szene machten. „Con che soavità“ entstammt dem siebten Madrigalbuch (1619), in welchem der Komponist die klassische Fünfstimmigkeit des Madrigals endgültig aufgab und darin stattdessen ein- bis sechsstimmige Madrigale mit unterschiedlicher Instrumentalbeglei-tung versammelte.

Mit beeindruckender Konsequenz lässt sich bei Monteverdi die Entwicklung vom klassischen polyphonen Madrigal zur dramatischen Opernszene verfolgen. Das achte Madrigalbuch (1638), dessen vollständiger Titel Madrigali guerrieri, et amorosi con alcuni opusculi in genere rappresentativo lautet, ist Monteverdis letztes dieser Art und erschien im Gegensatz zu den vorherigen, die im Schnitt nur etwa fünf Jahre ausei-nander lagen, fast 20 Jahre nach dem siebten Buch aus dem Jahr 1619. Wie im Titel angedeutet, handeln die in Monteverdis opus magnum enthaltenen Kompositionen von Kampf und Liebe; Einige darunter sind sogar für die szenische Aufführung gedacht („genere rappresentativo“). Monteverdi fügte in das Buch

auch eine dramatische Szene ein, die er bereits 1624 komponiert hatte. Torquato Tassos Versepos La Gerusalemme liberata entlehnt, schildert Il Combattimento di Tancredi e Clorinda den Zweikampf zwischen dem Kreuzritter Tankred und der Sarazenin Clorinda. Monteverdis „unerhört“ moderner Ansatz der musikalischen Textausdeutung erreicht hier eine neue Dimension im sogenannten „stile concitato“. Die Instrumente unterstreichen sämtliche Aspekte der Bewegung wie das Reiten zu Pferde oder die Kampfhandlungen und legen die Gemütsregungen der Protagonisten musikalisch offen. Diese werden hauptsächlich durch die im Parlando vorgetragene Schilderung des Erzählers, aber auch durch Tankred und Clorinda selbst vermittelt. Aufregung bzw. Erregung (ital. „concitazione“) symbolisiert das Streicher-tremolo, aber auch Pizzicato-Effekte, Tempowechsel und eine klug kalkulierte Dynamik dienen der musi-kalisch lebendigen Erzählung.

Die Oper L’incoronazione di Poppea aus dem Jahr 1642 ist Monteverdis letztes Bühnenwerk. Das Libretto von Giovanni Francesco Busenello basiert auf dem 13. und 14. Buch der Annalen des Tacitus und stellt die historische Figur des Kaiser Nero ins Zentrum der Handlung. Nero verstößt seine Frau Ottavia, um an ihrer Stelle seine Geliebte und nunmehr neue Gattin Poppea zur Kaiserin Roms zu krönen. Auch die mörderischen Rachepläne Ottones, dem Poppea einst versprochen wurde, und die Beschwichtigungsver-suche des Philosophen Seneca können dies nicht verhindern. Monteverdi differenziert hier deutlich zwi-schen rezitativischen und ariosen Abschnitten, zwischen offener und geschlossener Form und wirkte damit wegweisend für die weitere Entwicklung der Oper. Einen kleinen Ausschnitt aus diesem „Dramma in musica“ bilden zwei Arien der gekränkten, von Nero verlassenen und ins Exil verbannten Ottavia, „Dis-prezzata Regina“ aus dem ersten und „Addio Roma“ aus dem dritten Akt.

Merula, Castello und Marini – eigene Wege der Instrumentalmusik

Drei etwas jüngere Zeitgenossen Monteverdis bereichern den konzertanten Querschnitt der italienischen Musik aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und belegen zugleich, dass neben den bahnbrechenden Entwicklungen in der Vokalmusik auch nach kreativen Lösungen für die Instrumentalmusik gesucht wurde, die sich zeitgleich in einem emanzipatorischen Ablösungsprozess von textgebundener Musik befand. Der damals vor allem in Cremona wirkende und zudem für den polnischen König Zygmund III. im Dienst stehende Tarquinio Merula ist mit einem instrumentalen Ballo und einer „Aria sopra la ciaccona“ aus seiner Canzonensammlung op. 12 vertreten. Die Chaconne (ital. „ciaccona“), ursprünglich ein spanischer Volkstanz, war im 16. und 17. Jahrhundert aufgrund ihres prägnanten Dreierrhythmus und ostinaten Harmonieschemas eine beliebte Kompositionsvorlage für Instrumental- sowie Vokalmusik. Vom Venezianer Komponisten Dario Castello sind zwei Sonatensammlungen für diverse Besetzungen überliefert. Die darin enthaltenen Sonaten zeichnen sich jeweils durch ihre kontrastierenden Abschnitte und durch einen farbi-gen und virtuosen Instrumentalsatz aus, in welchem besonders dem Fagott viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Ähnlich wie in Merulas Canzonensammlung sind auch in Biagio Marinis Kollektion op. 22 Kammer- und Kirchensonaten gemeinsam erschienen. Die daraus entnommene Passacaglia gibt ein eindrucksvolles Beispiel, wie ein Instrumentalsatz auch ohne Zugabe von Text oder virtuosem Flitter den für dieses Modell charakteristischen Klagegestus überzeugend gestalten kann.

Miriam Weiss

FESTkoNzERT MIT MAGDALENA kožENá

Magdalena kožená

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dIe KÜnSTleRBIOGRAFIen

Magdalena Kožená studierte am Konservatorium ihrer Heimatstadt Brünn sowie anschließend in Press-burg bei Eva Blahová. Sie gewann mehrere nationale und internationale Preise, gipfelnd im 6. Internatio-nalen Mozart Wettbewerb in Salzburg 1995, im Jahr ihres Diploms. Für die Deutsche Grammophon nahm sie mehrere erfolgreiche Alben auf. Ihre Bühnentätigkeit umfasst Liederabende ebenso wie Konzertauftritte mit namhaften Orchestern in den großen Häusern Europas und der USA. Auch auf den renommierten europäischen Klassikfestivals – darunter Salzburg, Lucerne und Edinburgh – ist die tschechische Mezzo-sopranistin regelmäßig zu Gast. Zu ihren Klavierbegleitern gehören Daniel Barenboim, Malcolm Martineau und Mitsuko Uchida. Als Opernsängerin gastierte Magdalena Kožená unter anderem an der Deutschen Staatsoper Berlin als Mélisande in Pelleas und Melisande, als Carmen bei den Salzburger Festspielen unter Sir Simon Rattle, in Glucks Orpheus und Eurydike in Paris und an der Metropolitan Opera in New York. Im Jahr 2003 wurde Magdalena Kožená der Titel „Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres“ durch das französische Kulturministerium zuteil.

Der italienische Organist, Cembalist und Dirigent Andrea Marcon ist einer der anerkanntesten Musiker und Spezialisten für Alte Musik. Er studierte unter anderem an der Schola Cantorum Basiliensis. Heute ist Andrea Marcon ein weltweit gefragter Operndirigent für klassische und frühbarocke Musik. Er arbeitet mit namhaften Solisten wie Magdalena Kožená, Andreas Scholl, Cecilia Bartoli und Angelika Kirchschlager zusammen. Bei internationalen Festivals tritt er ebenso auf wie in den bedeutendsten Konzert- und Opern-häusern Europas, Amerikas und Asiens. An über 50 CD-Einspielungen wirkte er mit und gewann u. a. den Edison Preis und den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Seit 2009 ist Andrea Marcon Künstlerischer Leiter des La Cetra Barockorchesters und Vokalensembles Basel.

Das la Cetra Barockorchester gründete sich 1999 in Basel als Barockorchester auf Initiative des dama-ligen Direktors der Schola Cantorum Basiliensis, Dr. Peter Reidemeister. Der Name wurde bei Antonio Vivaldi entlehnt, der seine 1727 in Amsterdam erschienenen Violinkonzerte op. 9 „La Cetra“ nach dem der Leier ähnlichen Instrument betitelte, dem Instrument des Orpheus und des Apollo. La Cetra reihte sich rasch unter die Spitzenorchester der historischen Musikpraxis ein und feierte Erfolge bei wichtigen internationalen Festivals und Auftritten in den bedeutendsten Konzertsälen Europas. Ausdrückliches Credo des Ensembles ist, die Musik von gestern für Menschen von heute erfahrbar zu machen – in lebendigen und packenden Interpretationen. Dafür wurde La Cetra 2009 der Europäische Preis für Alte Musik verliehen. Das La Cetra Barockorchester Basel ist Kulturpartner der Händel-Festspiele Halle (Saale) für das Festspieljahr 2014/15.

dAS TeXTBUCH

Claudio Monteverdi (1567–1643)„Con che soavità“aus: Libro Vll dei Madrigali (Venedig 1619)

Con che soavità,labbra adorate vi bacio e v’ascolto:ma se godo un piacer,l’altro m’è tolto.Come i vostri diletti s’ancidono fra lor, se dolcemente vive per ambedue l’anima mia?Che soave armonia fareste, o dolci baci, o cari detti,se foste unitamente d’ambeduele dolcezze ambo capaci,baciando i detti e ragionando i baci.

Claudio Monteverdi „Disprezzata Regina“ Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto primo, scena quinta), (Venedig 1642)

Disprezzata regina,Del monarca romano afflitta moglie,Che fo, ove son, che penso?O delle donne miserabil sesso:Se la natura e’l cieloLibere ci produce,Il matrimonio c’incatena serve.

Se concepiamo l’uomo,O delle donne miserabil sesso,Al nostr’empio tiran formiam le membra,Allattiamo il carnefice crudele.Che ci scarna e ci svena,E siam forzate per indegna sorteA noi medesme partorir la morte.

Nerone, empio Nerone,Nerone, marito, o dio, maritoBestemmiato pur sempreE maledetto dai cordogli miei,Dove, ohimè, dove sei?

In braccio di Poppea,Tu dimori felice e godi, e intantoIl frequente cader de’ pianti mieiPur va quasi formandoUn diluvio di specchi, in cui tu miri,Dentro alle tue delizie i miei martiri.

Destin, se stai lassù,Giove ascoltami tu,

Andrea Marcon La cetra Barockorchester

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Mit welcher Lieblichkeit, verehrungswürdige Lippen, ich euch küsse, ich euch zuhöre:Aber wenn ich der einen Freude nachgehe, wird mir die andere entzogen.Wie können sich diese Freuden gegenseitig aufheben, wenn doch meine Seele so zärtlich für beide lebt?Welch süße Harmonie ginge von euch aus, oh innige Küsse, oh feinfühlige Worte,wenn ihr im Stande wäret, beide Freuden zur gleichen Zeit auszuführen:die Worte zu küssen und die Küsse zu sprechen.

Verschmähte Königin, erbärmliche Gattin des römischen Kaisers! Was soll ich nur tun? Was denken? Wo bin ich? Oh unseliges Geschlecht der Frauen! Frei geboren von Natur und Gottes Wille, werden wir in der Ehe wie Sklaven gekettet.

Wenn wir einen Knaben empfangen, oh unseliges Geschlecht der Frauen, so bilden wir die Glieder unseres eigenen Tyrannen! Wir nähren den grausamen Henker,der uns zerfleischt und tötet,und unser unwürdiges Schicksal zwingt uns,unseren eigenen Tod zu gebären!

Nero, schändlicher Nero,mein Gatte, oh Gott, mein Gatte,den ich mit meinen Klagenfortwährend schmähe und verfluche,wo bist du, ach, wo bist du?

Du ruhst glücklichin Poppeas Armen und genießt dabeiden endlosen Strom meiner Tränen,der dir, wie ein Wasserfall von Spiegeln,in deinem Genussmeine Verzweiflung wiedergibt.

Schicksalsmacht im Himmel,Jupiter, erhöre mich!

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HÄNDEL IM HERBST 201444 45FESTkoNzERT MIT MAGDALENA kožENáHÄNDEL IM HERBST 201444 45FESTkoNzERT MIT MAGDALENA kožENá

Gioite di piagarmiin fin ch’io venga meno!E se da vostri dardiio resterò conquiso,feriscano quei sguardi,ma sanami quel riso

Claudio Monteverdi „Sì dolce è‘l tormento“aus: Quarto scherzo delle ariose vaghezze (Carlo Milanuzzi) (Venedig 1624)

Si dolce è’l tormentoCh’in seno mi sta,Ch’io vivo contentoPer cruda beltà.Nel ciel di bellezzaS’accreschi fierezzaEt manchi pietà:Che sempre qual scoglioAll’onda d’orgoglioMia fede sarà.

La speme fallaceRivolgam’ il piè.Diletto ne paceNon scendano a me.E l’empia ch’adoroMi nieghi ristoroDi buona mercè:Tra doglia infinita,Tra speme traditaVivrà la mia fè.

Se fiamma d’amoreGià mai non sentìQuel riggido coreCh’il cor mi rapì,Se nega pietateLa cruda beltateChe l’alma invaghì:Ben fia che dolente,Pentita e languenteSospirimi un dì.

Claudio Monteverdi „Damigella, tutta bella“aus: Scherzi musicali (Venedig 1607)

Damigella tutta bellaversa versa quel bel vino,fa che cada la rugiadadistillata di rubino.

Ho nel seno rio venenoche vi sparse Amor profondo

Se per punir NeroneFulmini tu non hai,D’impotenza t’accuso,D’ingustizia t’incolpo;Ahi, trapasso tropp’oltre e me ne pento,Sopprimo e sepelliscoIn taciturne angoscie il mio tormento.

Claudio Monteverdi „Addio Roma, addio Patria, amici addio“ Arie der Ottavia aus der Oper L‘incoronazione di Poppea (atto terzo, scena settima), (Venedig 1642)

Addio Roma, addio patria, amici addio.Innocente da voi partir conviene.Vado a patir l’esilio in pianti amari,Navigo disperata i sordi mari.L’aria, che d’ora in oraRiceverà i miei fiati,Li porterà, per nome del cor mio,A veder, a baciar le patrie mura,Ed io, starò solinga,Alternando le mosse ai pianti, ai passi,Insegnando pietade ai tronchi, e ai sassi.Remigate oggi mai perversa genti,Allontanatevi omai dagli amati lidi.Ahi, sacrilego duolo,Tu m’interdici il piantoMentre lascio la patria,Né stillar una lacrima poss’ioMentre dico ai parenti e a Roma: addio

Claudio Monteverdi „Quel sguardo sdegnosetto“aus: Scherzi musicali (Venedig 1607)

Quel sguardo sdegnosettolucente e minaccioso,quel dardo velenosovola a ferirmi il petto,Bellezze ond’io tutt’ardoe son da me divisopiagatemi col sguardo,Sanatemi col riso.

Armatevi, pupilled’asprissimo rigore,versatemi su’l coreun nembo di faville.Ma ’labro non sia tardoa ravvivarmi ucciso.Feriscami quel squardo,ma sanimi quel riso.Begl’occhi a l’armi, a l’armi!Io vi preparo il seno.

Bestrafst du Nero nichtmit Blitzschlag,so erkläre ich dich für unfähigund beschuldige dich der Ungerechtigkeit!Oh! Ich bin zu weit gegangen. Verzeih mir.Ich werde meine Qual unterdrückenund in Schweigen begraben.

Ach! Lebt wohl, Rom, Vaterland, meine Freunde!Schuldlos muss ich euch dennoch verlassen.Vor mir liegt ein Exil voll bitterer Tränen,verzweifelt bin ich dem tauben Meer ausgeliefert.Die Winde, die zuweilenmeinen Atem aufnehmen,sollen ihn im Namen meines Herzensnach Rom tragen und seine Mauern küssen.Ich werde einsam seinund weinend umherirrenund die gefühllosen Steine das Mitleid lehren.Setzt eure Ruder in Bewegung, treulose Männer,und tragt mich weit fort vom geliebten Ufer!Ach, frevelhafte Trauer,du verbietest mir das Weinenbeim Verlassen des heimatlichen Ufers;du erlaubst mir nicht eine Träne,wenn ich meiner Familie und Rom Lebewohl sage.

Dein lieblich-entrüsteter Blick,Strahlend und bedrohlichWie ein vergifteter PfeilTrifft er mir ins Herz:Wonnen, die mich entflammen,Und ich bin außer mir.Verwundet mich mit Blicken,Doch heilt mich mit Eurem Lachen.

Bewaffnet euch, ihr AugenMit bittrer, bittrer HärteUnd richtet auf mein HerzDie Bündel voller Blitze.Doch es zögere nicht die LippeDen Toten zu beleben.Verletzt mich auch der Blick,So heilt mich doch das Lachen.An die Waffen, schöne Augen!Ich biete euch die Brust.

Erfreut euch meiner Wunden,Lasst mich getrost vergehen.Wenn ich von Euren PfeilenGetroffen niederliege,Verletzt mich auch der Blick,So heilt mich doch das Lachen.

So süß ist die Qual,die im Busen ich trage,dass glücklich ich lebeaus grausamer Lust.Mag am Himmel der Schönheitauch wachsen der Stolzund fehlen das Mitleid,fest wie ein Felsin der Woge des Hochmutswird stehen meine Treue.

Soll falsche Hoffnungden Schritt mir verwirren,nicht Freude noch Friedefall auf mich herab.Es verweigre die Unwürdige,die ich lieb,das Erbarmen:In endlosen Schmerzen,vergeblichem Hoffensteht fest meine Treue.

Wenn die Flamme der Liebenoch niemals fühltedies grausame Herz,das mein Herz mir nahm.Wenn die grausame Schöne,die mir die Seele verwirrte,kein Mitleid empfindet,so kann es doch sein,dass sie, voll Reue und Pein,eines Tages noch seufzt.

Fräulein, oh Schöne,oh gieße ein, den süßen Weinlass den Tau herniederdestilliert aus Rubingestein.

Ich trage in meiner Brust ein böses Gift,das mir die Liebe dort säte,

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HÄNDEL IM HERBST 201446 47FESTkoNzERT MIT MAGDALENA kožENáHÄNDEL IM HERBST 201446 47FESTkoNzERT MIT MAGDALENA kožENá

L‘onta irrita lo sdegno a la vendetta,e la vendetta poi l‘onta rinova:onde sempre al ferir, sempre a la frettastimol novo s‘aggiunge e piaga nova.D‘or in or più si mesce e più ristrettasi fa la pugna, e spada oprar non giova:dansi con pomi, e infelloniti e crudicozzan con gli elmi insieme e con gli scudi.

Tre volte il cavalier la donna stringecon le robuste braccia, e altrettantepoi da quei nodi tenaci ella si scinge,nodi di fier nemico e non d‘amante.Tornano al ferro, e l‘un e l‘altro il tingedi molto sangue: e stanco e anelantee questi e quegli al fin pur si ritira,e dopo lungo faticar respira.

L‘un l‘altro guarda, e del suo corpo essanguesu‘l pomo de la spada appoggia il peso.Già de l‘ultima stella il raggio languesul primo albor ch‘è in oriente acceso.Vede Tancredi in maggior copia il sanguedel suo nemico e se non tanto offeso,ne gode e in superbisce. Oh nostra follemente ch‘ogn‘aura di fortuna estolle!

Misero, di che godi? Oh quanto mestisiano i trionfi e infelice il vanto!Gli occhi tuoi pagheran (s‘in vita resti)di quel sangue ogni stilla un mar di pianto.Così tacendo e rimirando, questisanguinosi guerrier cessaro alquanto.Ruppe il silenzio al fin Tancredi e disse,perchè il suo nome l‘un l‘altro scoprisse:

– Nostra sventura è ben che qui s‘impieghitanto valor, dove silenzio il copra.Ma poi che sorte rea vien che ci nieghie lode e testimon degni de l‘opra,pregoti (se fra l‘armi han loco i preghi)che‘l tuo nome e‘l tuo stato a me tu scopra,acciò ch‘io sappia, o vinto o vincitore,chi la mia morte o vittoria onore. –

Rispose la feroce: – Indarno chiediquel c‘ho per uso di non far palese.Ma chiunque io mi sia, tu innanzi vediun di quei due che la gran torre accese. –Arse di sdegno a quel parlar Tancredie: – In mal punto il dicesti; (indi riprese)e‘l tuo dir e‘l tacer di par m‘alletta,barbaro discortese, a la vendetta.

Torna l‘ira ne‘ cori e li trasporta,benchè deboli, in guerra a fiera pugna!Ù‘l‘arte in bando, ù‘già la forza è morta,

ma gittarlo e lasciarlovo’ sommerso in questo fondo.

Damigella tutta belladi quel vin tu non mi satiifa che cada la rugiadadistillata da topatii.

Nova fiamma più m’infiammaarde il cor foco novellose mia vita non s’aitaah ch’io vengo un Mongibello!

Ma più fresca ogn’ hor crescadentro me sì fatta arsuraconsumarmi e disfarmiper tal modo ho per ventura.

Claudio Monteverdi „Il combattimento di Tancredi e Clorinda“ („Der Kampf zwischen Tancredi und Clorinda“)aus: Madrigali guerrieri, et amorosi, libro ottavo (Venedig 1638)

Tancredi che Clorinda un uomo stimavuol ne l‘armi provarla al paragone.Va girando colei l‘alpestre cimaver altra porta, ove d‘entrar dispone.Segue egli impetuoso, onde assai primache giunga, in guisa avvien che d‘armi suonech‘ella si volge e grida: – O tu, che porte,correndo sì? – Rispose: – E guerra e morte.

– Guerra e morte avrai: – disse – io non rifiutodarlati, se la cerchi e fermo attende. –Ne vuol Tancredi, ch‘ebbe a piè vedutoil suo nemico, usar cavallo, e scende.E impugna l‘un e l‘altro il ferro acuto,ed aguzza l‘orgoglio e l‘ira accende;e vansi incontro a passi tardi e lentiquai due tori gelosi e d‘ira ardenti.

Notte, che nel profondo oscuro senochiudesti e nell‘oblio fatto sì grande,degne d‘un chiaro sol, degne d‘un pienoteatro, opre sarian sì memorande.Piacciati ch‘indi il tragga e‘n bel serenoa le future età lo spieghi e mande.Viva la fama lor, e tra lor gloriasplenda dal fosco tuo l‘alta memoria.

Non schivar, non parar, non pur ritrarsivoglion costor, ne qui destrezza ha parte.Non danno i colpi or finti, or pieni, or scarsi:toglie l‘ombra e‘l furor l‘uso de l‘arte.Odi le spade orribilmente urtarsia mezzo il ferro; e‘l piè d‘orma non parte:sempre il piè fermo e la man sempre in moto,né scende taglio in van, ne punta a voto.

aber ich werde es besiegenund belasse es vergraben in diesen Tiefen.

Fräulein, oh Schöne,mit diesem Wein stellst du mich nicht zufrieden;lass den Tau herniederdestilliert aus Topazgestein.

Diese neue Flamme brennt umso mehr,möge es mein Herz aufs Neue entzünden;Wenn mein Leben noch nicht verwirkt ist,werde ich zum Feuer des Etna.

Dergestalt ist die Hitze in mir,wächst Stunde um Stunde,verschlingt mich und löscht michauf die glücklichste Art und Weise aus.

Tancredi, der Clorinda für einen Mann hält,will sie auf die Waffenprobe stellen.Sie schreitet um den Berggipfel herumauf ein anderes Stadttor zu, wo sie hineinzugehen sich anschickt.Er folgt ihr derart ungestüm, dass viel früher,als er sie erreicht, seine Rüstung zu hören ist,und sie sich umdreht und ruft: „Du da, was bringst du,Der du so läufst?“ Er antwortete: „Krieg oder Tod.“

„Krieg und Tod sollst du haben“, sagte sie, „ich habe nichts dagegen,ihn dir zu geben, wenn du ihn suchst und still stehenbleibst.“Und Tancredi, der seinen Feind zu Fuß gesehen hat,will nicht zu Pferd kämpfen und steigt ab.Beide greifen zu den scharfen Schwerternund reizen ihren Stolz und entflammen ihren Zorn.Und gehen sich entgegen mit verhaltenen, langsamen Schrittenwie zwei lauernde, wutentbrannte Stiere.

Nacht, die du in deiner tiefen dunklen Brustund in Vergessenheit eine so bedeutende Tat einschlossest(Würdig des hellen Sonnenlichts, würdig eines vollen Theaterswären so bemerkenswerte Taten),möge es dir gefallen, dass ich sie von dort hervorhole, und im hellen Lichtkünftigen Generationen erzähle und überliefere.Möge ihr Ruhm leben; und unter ihren Heldentatenleuchte aus deinen Dunstschleiern die edle Erinnerung.

Nicht ausweichen, nicht abwehren und nicht zurückweichenwollen sie, noch spielt Geschicklichkeit hier mit, sie teilen die Schläge nicht mal vorgetäuscht, mal voll, mal knapp aus.Die Dunkelheit und ihre Wut verhindern jede Kampfeskunst.Hör ihre Schwerter schrecklich klirren in der Mitte der Klinge, und jeder bleibt dem andern auf den Fersen. Immer stehen sie auf festen Füßen und halten ihre Hände immer in Bewegung. Und kein Schlag fährt vergeblich nieder, kein Stich trifft ins Leere.

Schmähworte reizen die Feindseligkeit zur Rache,und die Rache erneuert drauf die Beleidigung,weshalb es zum Verletzen und zum Hastenimmer neuen Anreiz gibt und immer neue Wunden.Mit der Zeit teilen sie immer mehr Schläge aus, und engerwird der Kampf, und das Schwert ist nicht mehr angebracht;Sie schlagen sich mit den Schwertknäufen, und wild und grausamstoßen sie mit den Helmen und Schilden aufeinander.

Dreimal presst der Ritter die Frau an seine Brustmit seinen starken Armen, und ebensooftbefreit sie sich aus diesen festen Umarmungen,Umarmungen eines wilden Feindes und nicht eines Liebhabers.Sie greifen erneut zu den Schwertern und beflecken es beidemit viel Blut; und müde und außer Atemziehen sich beide schließlich zurückund erholen sich nach dem mühevollen Kampf.

Sie blicken sich gegenseitig an und stützen ihre matten Körperschwer auf den Schwertknauf.Schon verlöscht das Licht des letzten Sternsim ersten Morgenlicht, das sich im Osten zeigt.Tancredi sieht mehr Blutan seinem Feind, und sieht sich selbst nicht so sehr verletzt.Er freut sich und wird stolz. Oh unser törichterSinn, der jeden Glückshauch gleich verherrlichen muss!

Armseliger! Woran hast du Gefallen? Oh wie traurigwerden die Triumphe sein und wie unglücklich dein Grund zur Prahlerei!Deine Augen werden (wenn du am Leben bleibst)jeden Tropfen dieses Blutes mit einem Meer von Tränen bezahlen.So, schweigend und sich anstarrend, unterbrachen dieseblutüberströmten Krieger einige Zeit ihren Kampf.Tancredi schließlich brach das Schweigen und sprach,auf dass einer dem anderen seinen Namen entdecke:

„Es ist wohl unser Missgeschick, dass wir hierso große Tapferkeit beweisen, wo Schweigen sie verdeckt.Doch da ein feindliches Schicksal unsLob und Zeugnis, die der Tat würdig wären, versagt,bitte ich dich (wenn Bitten im Kampf Platz haben),mir deinen Namen und deinen Stand zu enthüllen,Damit ich wissen möge, ob als Besiegter oder als Sieger,wer mich mit Tod oder Leben beehrt.“

Wild erwiderte sie: „Umsonst fragst dunach dem, was ich gewöhnlich nicht kundtue.Doch wer auch immer ich sei, du siehst vor direinen der beiden, die den großen Turm in Brand setzten.“Vor Wut brannte Tancredi bei diesen Worten:„In einem ungünstigen Augenblick hast du dies gesagt.dein Reden und dein Schweigen reizt mich gleichermaßen,unhöflicher Barbar, zur Rache.“

Der Zorn kehrt in ihre Herzen zurück und treibt sie,obgleich sie schwach sind, zum Kampf. Ach wilder Streit!Wo die Kampfeskunst darniederliegt und die Kraft schon gebrochen ist,

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HÄNDEL IM HERBST 201448 49FESTkoNzERT MIT MAGDALENA kožENáHÄNDEL IM HERBST 201448

deR Händel-PReIS deR STAdT HAlle 2013/14

„Es gibt bei Händel so viel Musik, die Tiefe und Emotionalität hat.“ Magdalena Kožená (2007)

Die tschechische Mezzosopranistin Magdalena Kožená erhält den Händel-Preis der Stadt Halle 2013/14. Verliehen wird der künstlerin die Auszeichnung für ihre hervorragenden Händel-Interpre-tationen.

Der undotierte Händel-Preis der Stadt Halle an der Saale wird im Rahmen der jährlichen Händel-Festspiele von der Stiftung Händel-Haus vergeben. Der genaue Name lautet seit 2011: „Händel-Preis der Stadt Halle, vergeben durch die Stiftung Händel-Haus“. Geehrt werden Einzelpersönlich-keiten und Ensembles für herausragende künstlerische, wissenschaftliche oder kulturpolitische Leistungen, soweit diese in einem zusammenhang mit der Händel-Pflege stehen.

Händel-Preisträger der Stadt Halle seit 1993: Magdalena kožená (2013/14) | Ragna Schirmer (2012) | Wolfgang Ruf (2011) | cecilia Bartoli (2010) | Jordi Savall (2009) | christopher Hogwood (2008) | Paul Goodwin (2007) | klaus Froboese (2006) | Stanley Sadie (2005) | Wolfgang katschner (2004) | Marc Minkowski (2003) | Jean claude Malgoire (2002) | Sir John Eliot Gardiner (2001) | Dr. Donald Burrows (2000) | Trevor Pinnock (1999) | Helmut Gleim (1998) | Emma kirkby (1997) | Howard Arman (1996) | Winton Dean (1995) | Axel köhler (1994) | Nicholas McGegan (1993)

ove, in vece, d‘entrambi il furor pugna!O che sanguigna e spaziosa portafa l‘una e l‘altra spada, ovunque giugnane l‘armi e ne le carni! e se la vitanon esce, sdegno tienla al petto unita.

Ma ecco omai l‘ora fatal è giuntache‘l viver di Clorinda al suo fin deve.Spinge egli il ferro nel bel sen di puntache vi s‘immerge e‘l sangue avido beve;e la veste che d‘or vago trapuntale mammelle stringea tenere e lieve,l‘empiè d‘un caldo fiume. Ella già sentemorirsi, e‘l piè le manca egro e languente.

Segue egli la vittoria, e la trafittavergine minacciando incalza e preme.Ella, mentre cadea, la voce afflittamovendo, disse le parole estreme:parole ch‘a lei novo spirto addita,spirto di fè, di carità, di speme,virtù che Dio le infonde, e se rubellain vita fu, la vuole in morte ancella

– Amico, hai vinto: io ti perdon … perdonatu ancora, al corpo no, che nulla pave,a l‘alma sì: deh! per lei prega, e donabattesmo a me ch’ogni mia colpa lave. –In queste voci languide risuonaun non so che di flebile e soavech‘al cor gli scende ed ogni sdegno ammorza,e gli occhi a lagrimar invoglia e sforza.

Poco quindi lontan nel sen d’un montescaturia mormorando un picciol rio.Egli v’accorse e l’elmo empiè nel fonte,e tornò mesto al grande ufficio e pio.Tremar sentì la man, mentre la frontenon conosciuta ancor sciolse e scoprio.La vide e la conobbe: e restò senzae voce e moto. Ahi vista! ahi conoscenza!

Non morì già, ché sue virtuti accolsetutte in quel punto e in guardia al cor le mise,e premendo il suo affanno a dar si volsevita con l’acqua a chi col ferro uccise.Mentre egli il suon de’ sacri detti sciolse,colei di gioia trasmutossi, e rise:e in atto di morir lieta e vivacedir parea: „S’apre il ciel: io vado in pace“.

Wo statt dessen beider Wut den Kampf bestimmt.Ach, welche blutigen, klaffenden Wundenschlagen beide Schwerter, wo immer siein die Rüstung und ins Fleisch treffen! Und wenn das Lebennicht schwindet, so nur, weil Zorn es in der Brust zurückhält.

Doch sieh, nun ist die Schicksalsstunde gekommen,da Clorindas Leben zu Ende gehen muss.Er stößt die Spitze seines Schwertes in ihre schöne Brust,die dort tief eindringt und das Blut begierig trinkt,und das goldbestickte Gewand,das die Brüste sanft und leicht umschloss,tränkt es mit einem warmen Strom. Sie fühlt schonden Tod nahe, und der Fuß wird schwach und matt.

Er treibt seinen Sieg zum Ende und setztder durchbohrten Jungfrau drohend nach und bedrängt sie.Sie sprach im Fallen mit gequälter Stimmedie letzten Worte:Worte, die ein neuer Geist ihr eingibt,der Geist des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung,Tugenden, die Gott ihr eingibt, und wenn sie rebellischim Leben war, so will er sie im Tod als sein Geschöpf.

„Freund, du hast gesiegt: Ich vergebe dir – vergibauch du, nicht dem Leib, der nichts fürchtet,aber der Seele: Ach, bete für sie und gib mirdie Taufe, die all meine Schuld fortwäscht.“In diesen sehnsuchtsvollen Worten klingtetwas so Wehmütiges und Süßes,dass es ihm das Herz anrührt und seinen Zorn dämpftund ihm die Tränen in die Augen treibt.

Und nicht weit entfernt am Fuße eines Bergesquoll murmelnd ein kleiner Bach hervor.Er lief dorthin und füllte seinen Helm an der Quelleund kehrte traurig zu seiner großen, frommen Aufgabe zurück.Er fühlte seine Hand zittern, während er die unbekannte Stirnfrei macht und entblößt.Er sah sie und erkannte sie: und erstarrteohne Sprache und Bewegung. Oh welch Anblick! Oh welche Erkenntnis!

Doch starb er nicht, weil er seine ganze Kraft zusammennahmin diesem Zeitpunkt, und sie in seinem Herzen bewachte.Und seinen Schmerz bezähmend gab er ihrdas Leben mit dem Wasser, die er mit dem Schwert tötete.Während er die heiligen Worte sprach,wurde sie von Freude durchdrungen und lächelte:und im Sterben schien sie froh und lebhaftzu sagen: „Der Himmel öffnet sich, ich gehe in Frieden.“

Anstecknadel aus Gold und Emeille mit Noten aus Händels „Messiah“

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HÄNDEL IM HERBST 201450 HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 51

FASZINIERT

30.5.–14.6.2015 in Halle (Saale)

Händel und seine Interpreten

PROGRAMMHöHePUnKTe

OPeRn

Freitag, 05.06.2015, 19.00 Uhr, Oper HallelUCIO CORnelIO SIllA HWV 10 (Premiere)Oper von G. F. Händel (auch am 07.06. und 13.06.)Musikalische Leitung: Enrico OnofriRegie: Stephen LawlessHändelfestspielorchester Halle

Samstag, 06.06.2015, 14.30 Uhr, Goethe-Theater Bad LauchstädtAleSSAndRO HWV 21 Oper von G. F. Händel (auch am 08.06.)Musikalische Leitung: George PetrouRegie: Lucinda ChildsSolisten: Max Emanuel Cencic, Dilyara Idrisova, Blandine Staskiewicz, Xavier Sabata, Pavel Kudinov, Juan Sancho, Vasily KhoroshevArmonia AteneaEin Projekt der Parnassus Arts Productions in Kooperation mit Decca Classics, Camerata Athen und den Händel-Festspielen Halle (Saale)

Sonntag, 07.06.2015, 15.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE IMeneO HWV 41 (konzertante Aufführung der Konzertfassung Dublin 1742) Oper von G. F. HändelMusikalische Leitung: Fabio BiondiSolisten: Magnus Staveland, Ann Hallenberg, Monica Piccinini, Fabrizio Beggi, Cristiana ArcariEuropa Galante

Szenenfoto „Alessandro“ Szenenfoto „Semiramide“

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HÄNDEL-FESTSPIELE 201552 HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 53

Freitag, 12.06.2015, 19.00 Uhr, Goethe-Theater Bad Lauchstädt SeMIRAMIde HWV A8 Oper von L. Vinci und G. F. Händel (auch am 13.06. und 14.06.)Musikalische Leitung: Rubén DubrovskyInszenierung / Ausstattung: Francesco MicheliSolisten: Çigdem Soyarslan, Gan-ya Ben-Gur Akselrod, Andrew Owens, Rupert Enticknap, Igor Bakan, Gaia Petrone, Alessio CalciolariBach Consort WienProduktion Theater an der Wien

SZenISCHeS KOnZeRT

Samstag, 06.06.2015, 16.00 Uhr, LöwengebäudeAMInTA e FIllIde HWV 83Kantate von G. F. Händel Szenisch-gestische Einrichtung: Sigrid T‘HooftBarockensemble scenitasKoproduktion der Händel-Festspiele Halle (Saale) mit dem Liebhabertheater Schloss Kochberg

ORATORISCHe WeRKe

Freitag, 05.06.2015, 17.00 Uhr, Marktkirche zu Halle MeSSIAH HWV 56 Oratorium von G. F. HändelMusikalische Leitung: Heinz FerleschSolisten: Cornelia Horak, Markus Forster, Daniel Johannsen, Matthias HelmBarucco, Chor ad libitum

Freitag, 12.06.2015, 17.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLESeMele HWV 68Oratorium von G. F. HändelMusikalische Leitung: Ivor BoltonSolisten: Carolyn Sampson, James Gilchrist, Lawrence Zazzo, Ruby Hughes, Andrew Foster-WilliamsConcerto Köln, Collegium Vocale Gent

KOnZeRTe ZUM MOTTO deR Händel-FeSTSPIele

Sonntag, 31.05.2015, 16.00 Uhr, LeopoldinaHändelS BASSIST JOHAnn GOTTFRIed RIeMSCHneIdeRWerke von J. S. Bach und G. F. HändelMusikalische Leitung: Wolfgang KatschnerSolisten: Dorothee Mields (Sopran), Tobias Berndt (Bass)Lautten Compagney Berlin

Mittwoch, 03.06.2015, 19.30 Uhr, Händel-HausHAndel AT HOMeWerke von G. F. HändelLondon Handel Players

Samstag, 06.06.2015, 19.30 Uhr, Händel-HausHändelS GeIGeR AM dRURy lAne THeATeR Werke von G. F. Händel, W. Babell, G. S. Carbonelli u. a. Hélène Schmitt (Violine), Jonathan Pesek (Violoncello), Jonathan Rubin (Laute), Vital Frey (Cembalo)

Ivor Bolton Filippo Mineccia Franco FagioliLondon Handel Players Roberta Invernizzi

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HÄNDEL-FESTSPIELE 201554 HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 55

Sonntag, 07.06.2015, 11.00 Uhr, Leopoldina Il CASTRATO del GRAndUCA: GAeTAnO BeRenSTAdT Werke von G. F. Händel, A. Lotti, F. Gasparini, G. M. Capelli u. a.Musikalische Leitung: Antonio FlorioSolist: Filippo Mineccia (Altus), I Turchini

Sonntag, 07.06.2015, 19.30 Uhr, Konzerthalle Ulrichskirche ARIen FÜR CAFFARellI Werke von G. F. Händel, D. Sarro, N. A. Porpora, J. A. Hasse u. a. Musikalische Leitung: Ricardo Minasi Solist: Franco Fagioli (Altus), Il Pomo d’Oro

Dienstag, 09.06. 2015, 19.00 Uhr, Franckesche StiftungenFAUSTInA BORdOnIWerke von A. Bononcini, D. Sarro, F. Mancini u. a.Musikalische Leitung: Antonio FlorioSolistin: Roberta Invernizzi (Sopran), I Turchini

Samstag, 13.06.2015, 16.00 Uhr, Kapelle St. Maria-Magdalena zu Halle… PeR lA SIGnORA dURASTAnTI Kirchenmusik von G. F. HändelMusikalische Leitung: Amandine Beyer (Violine)Solistin: María Cristina Kiehr (Sopran), Gli Incogniti

Sonntag, 14.06.2015, 11.00 Uhr, Löwengebäude lA STRAdAArien von G. F. Händel für Anna Maria Strada del PòMusikalische Leitung: Dani Espasa (Cembalo)Solistin: María Espada (Sopran), Vespres d’Arnadí

STARS In COnCeRT

Donnerstag, 04.06.2015, 20.00 Uhr, Georg-Friedrich-Händel HALLE FeSTKOnZeRT MIT PHIlIPPe JAROUSSKy (Countertenor) Werke von G. F. HändelMusikalische Leitung: Nathalie Stutzmann Orfeo 55

Samstag, 06.06.2015, 20.00 Uhr, Konzerthalle UlrichskircheHeROeS FROM THe SHAdOWS Werke von G. F. HändelMusikalische Leitung und Solistin: Nathalie Stutzmann (Alt)Orfeo 55

Donnerstag, 11.06.2015, 19.30 Uhr, Marktkirche zu HalleFeSTKOnZeRT MIT CHRISTIne SCHäFeR (Sopran) Werke von G. F. Händel, A. Corelli, G. Pergolesi u. a.Concerto Melante

OPen AIR

Freitag, 12.06.2015, 22.00 Uhr, SalzgrafenplatzFeUeRWeRKSMUSIK

Samstag, 13.06.2015, 21.00 Uhr, Galgenbergschlucht HalleBRIdGeS TO ClASSICS

Sonntag, 14.06.2015, 21.00 Uhr, Galgenbergschlucht HalleABSCHlUSSKOnZeRT

(Änderungen vorbehalten)

María Espada Philippe Jaroussky christine SchäferNathalie Stutzmann Abschlusskonzert in der Galgenbergschlucht

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HÄNDEL IM HERBST 201456 57

IMPReSSUM

Herausgeber: Stiftung Händel-HausClemens Birnbaum, Direktor, Intendant der Händel-FestspieleGroße Nikolaistraße 5, 06108 Halle (Saale)[email protected]

Redaktion: Patricia Reese, Anja TelzerRedaktionsschluss: 02.10.2014Anzeigen: Anja TelzerSatz: Jo Schaller, Angela Schubert, Halle (Saale)Gestaltung Titel: Atelier Brömme, Fotografie Kampagnenmotiv: mettanest DresdenDruck: Impress Druckerei Halbritter KG, Halle (Saale)Auflage: 600Einzelheftpreis: 2,50 EFotos: S. 3 – Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) Bernd Wiegand (Thomas Ziegler), S. 4 – Roger Schenkel (Saalesparkasse), S. 7 – Oper Halle (Thomas Ziegler), S. 8 – Szenenfoto „Arminio“ (Mikesh Kaos), S. 9 oben – Händel-Haus (Thomas Ziegler), S. 9 links – J. F. Reichardt, Kupferstich von Wegner und Singer, Stiftung Händel-Haus, S. 9 rechts – J. W. Goethe, Kupferstich von M. Steinla nach F. Fagemann, 1806, Stiftung Händel-Haus, S. 10 links – Ansicht vom Berge des Königlichen Grundstücks, Kolorierte Lithographie um 1860, Sammlung von Dr. H. Stula, Hannover (Patricia Reese), S. 10 rechts – Händel-Haus, Ausstellungsräume (Patricia Reese), S. 11 oben – Konzerthalle Ulrichskirche (Thomas Ziegler), S. 11 unten – Simone Kermes und Vivica Genaux (Gregor Hohenberg, Sony Classical), S. 17 – Simone Kermes und Vivica Genaux (Gregor Hohenberg, Sony Classical), S. 18 links – Simone Kermes (Gregor Hohenberg, Sony Classical), S. 18 rechts – Vivica Genaux (Christian Steiner), S. 19 links – Cappella Gabetta (CapellaGabetta), S. 19 rechts – Andrés Gabetta (Privat), S. 27 – Händel-Haus, Historische Bohlenstube (Thomas Ziegler), S. 29 – Tenorgeige, Stiftung Händel-Haus, S. 30 links – Sergey Malov (Julia Wesely), S. 30 rechts – Händel-Haus, Historische Bohlenstube (Thomas Ziegler), S. 31 oben – Händel-Haus (Thomas Ziegler), S. 31 unten – Georg I., König von England (1660–1727), Ölgemälde von Godfrey Kneller (1646–1723), Dr. M. v. Münchhausen (Leihgabe von Dr. M. v. Münchhausen), S. 32 – Anna, Königin von England (1665–1714), Anonymes Ölgemälde nach Godfrey Kneller, frühes 18. Jh., Stiftung Händel-Haus (Thomas Ziegler), S. 35 – Anna, Königin von England (1665−1714), Mezzotinto von Johann Georg Wolffgang nach Godfrey Kneller, Stiftung Händel-Haus, S. 37 – Konzerthalle Ulrichskirche (Thomas Ziegler), S. 40 – Magdalena Kožená (Matthias Bothor), S. 42 links – Andrea Marcon (Privat), S. 42 rechts – La Cetra Barockorchester (La Cetra Barockensemble), S. 49 oben – Magdalena Kožená (Matthias Bothor), S. 49 unten – Händel-Preis, Stiftung Händel-Haus, S. 51 links – Szenenfoto „Alessandro“ (Wiesbaden copyright Kaufhold), S. 51 rechts – Szenenfoto „Semiramide“ (Sebastian F. Schwarz), S. 52 links – Ivor Bolton (Agentur), S. 52 rechts – London Handel Players (Chris Christodoulou), S. 53 links – Filippo Mineccia (Agentur), S. 53 Mitte – Franco Fagioli (Parnassus Arts Productions), S. 53 rechts – Roberta Invernizzi (Ribaltaluce Studio), S. 54 links – Maria Espada (www.mitocon-certs.com), S. 54 Mitte – Philippe Jaroussky (Simon Fowler), S. 54 rechts – Nathalie Stutzmann (Simon Fowler), S. 55 links – Christine Schäfer (Bodo Vitus), S. 55 rechts – Abschlusskonzert in der Galgenbergschlucht (Thomas Ziegler)

Programmänderungen vorbehalten.

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© Stiftung Händel-Haus

STIFTUnG Händel-HAUS HAlle

öFFnUnGSZeITenApril bis oktober: 10 bis 18 uhrNovember bis März: 10 bis 17 uhrMontag geschlossen

eInTRITTErwachsene: 4 e | Ermäßigt: 2,50 eEintritt frei für kinder bis 6 JahreGruppenkarte ab 10 Pers.: 2,50 e pro Person Familienkarte: 9 e (Eltern und kind)

dAUeRAUSSTellUnGen„Händel – der europäer“Historische Musikinstrumente

öFFnUnGSZeITenFreitag und Samstag geöffnetApril bis oktober: 10 bis 18 uhrNovember bis März: 10 bis 17 uhr

eInTRITT2,50 e (keine Ermäßigung)

dAUeRAUSSTellUnG „Musikstadt Halle“

Große Nikolaistraße 506108 Halle (Saale)

Große klausstraße 12 (Eingang Hallorenring)06108 Halle (Saale)

WILHELM-FRIEDEMANN-BACH-HAUS

WIlHelM-FRIedeMAnn-BACH-HAUS

kombi-Ticket Händel-Haus/Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus: Erwachsene: 6 e | Ermäßigt: 4 e

Ab 01.01.2015 gelten neue Eintrittspreise.

Page 31: Händel IM HeRBST - · PDF filebare Sängerin wird nun mit dem Händel-Preis der Stadt Halle (Saale) geehrt – und es ist zugleich auch eine Ehre für die Stadt. Mit den „Händel

HÄNDEL IM HERBST 201458 59

FASZINIERT

21. – 23. NovEMBER 2014 IN HALLE (SAALE)

PROGRAMMEIN HEFT – ALLE VERANSTALTUNGEN

HÄNDEL IM HERBST

HÄNDEL-FESTSPIELE 2015 „HÄNDEL UND SEINE INTERPRETEN“

30. MAI bis 14. JUNI 2015 IN HALLE (SAALE)

Stiftung Händel-HausGroße Nikolaistraße 506108 Halle (Saale)

Telefon: +49 (0)345 /50090-0Fax: +49 (0)345 /50090-416

[email protected]

TIPPDas vollständige Programm der Händel-Festspiele Halle ist ab sofort erhältlich. Sie finden es auch unter www.haendelhaus.de

TICKETS Der vorverkauf der Händel-Festspiele 2015 hat begonnen.

Sichern Sie sich jetzt die begehrten Tickets! Hotline: + 49 (0) 345 / 565 27 06 (Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag: 7 bis 14 Uhr)online: www.haendelhaus.devorverkaufsstellen: bundesweit bei CTS Eventim, in Sachsen-Anhalt bei TiM Ticket, in den Service-Centern der Mitteldeutschen Zeitung und der Galeria Kaufhof Passage in Halle (Saale)