HÄNDEL IM HERBST...Händel-Festspiele 2015 und stimmt zugleich auf die Festspiele des Jahres 2016...

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20. – 22. November 2015 in Halle (Saale) HÄNDEL IM HERBST

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20.– 22. November 2015 in Halle (Saale)HÄNDEL IM HERBST

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HÄNDEL IM HERBST 20. BIS 22. NOVEMBER 2015 IN HALLE (SAALE)

WIR DANKEN DEN FÖRDERERN UND SPONSOREN DER HÄNDEL-FESTSPIELE

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GRUSSWORT

Liebe Hallenserinnen und Hallenser, liebe Gäste,

das Festival „Händel im Herbst“ entstand nach der Hochwasserkatastrophe im Juni 2013 und war damals vor allem ein musikalischer Dank an die vielen Fluthelferinnen und Fluthelfer. Das Herbst-Festival fand ein so positives Echo, dass die Veranstalter sich entschlossen, dieses musikalische Ereignis kontinuierlich fortzuführen. An drei Tagen bereichert „Händel im Herbst“ die hallesche Musiklandschaft in diesem Jahr und setzt dabei besondere künstlerische Akzente. Das Festival ist ein ganz eigener Nachklang der großen Händel-Festspiele 2015 und stimmt zugleich auf die Festspiele des Jahres 2016 ein.

Zu den Glanzpunkten in diesem Herbst gehören das große Festkonzert mit der Echo-Klassik-Preisträgerin Julia Lezhneva, die Opernaufführung von „Lucio Cornelio Silla“ und das Oratorium „Israel in Egypt“ des in Halle geborenen Barockmusikers Georg Friedrich Händel.

„Händel im Herbst“ ist ein interessantes, junges Festival, das zur Attraktivität unserer Stadt mit ihren außerordentlichen Kulturangeboten und dem lebendigen musikalischen Erbe Georg Friedrich Händels beiträgt. Die renommierten Händel-Festspiele, das internationale Chortreffen „Happy Birthday Händel“, die beliebten Kinder-Händel-Festspiele und die jährliche Vergabe des Händel-Mozart-Stipendiums an junge Talente gehören zum fest etablierten Veranstaltungsreigen Händel’scher Musik, der mit „Händel im Herbst“ erfolgreich eine gelungene Erweiterung erfährt.

Ich wünsche Ihnen allen sehr schöne Konzerte und Erlebnisse mit „Händel im Herbst“ in Halle an der Saale.

Ihr

Dr. Bernd WiegandOberbürgermeister der Stadt Halle (Saale)

INHALT

GrußwortDr. Bernd Wiegand, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale) und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Händel-Haus 3

GrußwortDr. Jürgen Fox, Vorstandsvorsitzender der Saalesparkasse und des Freundes- und Förderkreises des Händel-Hauses zu Halle e.V. 4 Festkonzert mit Julia Lezhneva | 20. November 2015 7Zum Konzert (Götz Traxdorf) 9Künstlerbiografien 11Textbuch 13 Klänge sichtbar machen | 21. November 2015 15Zum Klangstudio im Händel-Haus (Christiane Barth) 16

Mars & Amor. Sang- und Klangstücke des Liebeskrieges | 21. November 2015 17Zum Konzert 19Künstlerbiografien 19Textbuch 21

Israel in Egypt HWV 54 | 21. November 2015 27Zum Konzert (Dr. Annette Landgraf) 28Künstlerbiografien 31

Baroque Rhapsody | 22. November 2015 35Zum Konzert (Piers Adams / Ewa Wessel) 37Künstlerbiografien 38

Lucio Cornelio Silla HWV 10 | 22. November 2015 41Zur Aufführung 42

Robert Franz im Original 45Dr. Konstanze Musketa zur Sonderausstellung 46

Händel-Festspiele 2016 48Ausgewählte Programmhöhepunkte 49

Impressum 56

DR. BERND WIEGANDOBERBüRGERMEISTER DER STADT HALLE (SAALE)VORSITzENDER DES KURATORIUMS DERSTIFTUNG HäNDEL-HAUS

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GRUSSWORT

Geboren 2013 aus der Idee, die herbstlichen Vorkonzerte nach dem hochwasserbedingten Ausfall des Händel-Festes aus Dank an Publikum und Beteiligte aufzuwerten, haben die „kleinen“ Festspiele längst die Herzen der Musikliebhaber und einen festen Platz im Veranstaltungskalender erobert. Als langjähriger Partner und Unterstützer der Händel-Festspiele freuen wir uns über diesen Erfolg und die wachsende überregionale Wahrnehmung dieses noch sehr jungen Formates.

Städte, die Festspiele ausrichten, werden kulturell aufgewertet. Das zahlt nicht nur auf die persönliche Lebensqualität ein – es ist auch ein wichtiger Motor für die regionale Wirtschaft. Man spricht dabei von der sogenannten „Umwegrentabilität“. So gilt es mittlerweile als erwiesen, dass jeder Euro, den die Öffentliche Hand in ein Festival investiert, mindestens zwei Euro an direkten und indirekten Steuern zurückbringt. Unser Kultusministerium hat in seinem Kulturkonzept die positiven wirtschaftlichen Aspekte aus einem in die Kultur investierten Euro branchen-übergreifend mit rund 5 Euro beziffert. Dementsprechend könnten Kulturevents vom Rang der Händel-Festspiele dieser Logik folgend aus den Budgets der Wirtschaftsförderung finanziert werden.

Die Ausführungen zur „Umwegrentabilität“ sollen allerdings nicht den Blick auf des Wesentliche ver-stellen: Dass bei einem Festival finanziell etwas zurückkommt, ist nicht das Entscheidende. Viel wichti-ger ist die Bedeutung für den Erhalt unserer Kulturlandschaft. Und dafür stehen wir als Sparkasse ein. Schließlich sehen wir es als unsere Aufgabe an, das Leben vor Ort aktiv mitzugestalten.

Auch jenseits von Finanzgeschäften übernehmen wir deshalb Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung. In der Musik gilt unsere Aufmerksamkeit darum dem Dreiklang aus der Pflege unseres musikalischen Erbes, der Wertschätzung kultureller Vielfalt und der Förderung von Talenten und zeit-genössischen Ausdrucksformen. Sollte dieser Dreiklang, dieser Brückenschlag zwischen Klassik und Moderne nicht gelingen, werden wir ganze Generationen verlieren und unsere Kulturlandschaft insge-samt gefährden. Es ist heute darum wichtiger denn je, auch unsere Kinder von der Musik zu begeistern. Und dazu gehört das magische Live-Erlebnis eines Konzerts. Händel ist dafür übrigens prädestiniert. Seine Themen sind noch heute brandaktuell, denn Liebe, Eifersucht und Macht kommen eben nicht so schnell aus der Mode. Seine Musik bewegt und reißt mit – alt wie jung.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen stimmungsreichen und mitreißenden „Händel im Herbst“.

Ihr Dr. Jürgen FoxVorstandsvorsitzender der Saalesparkasse

DR. JüRGEN FOxVORSTANDSVORSITzENDER DER SAALESpARKASSE UND VORSITzENDER DES BEIRATS DES „FREUNDES- UND FöRDERKREISES DES HäNDEL-HAUSES zU HALLE E.V.“

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FESTKONzERT MIT JULIA LEzHNEVA

Julia Lezhneva (Sopran)

Concerto KölnVioline I Mayumi Hirasaki, Stephan Sänger, Frauke Pöhl, Maren Ries, Horst-Peter Steffen Violine II Jörg Buschhaus, Hedwig van der Linde, Antje Engel, Chiharu AbeViola Antje Sabinski, Aino Hildebrandt, Claudia SteebVioloncello Jan Kunkel, Ulrike SchaarKontrabass Clotilde Guyon, Ioannis BabaloukisOboe Hans-Peter Westermann, Kristin LindeFagott Lorenzo AlpertLaute Michael DückerCembalo Luca Quintavalle

FREITAG | 20. NOVEMBER 2015 | 19.30 UHRKONzERTHALLE ULRICHSKIRCHE

FESTKONzERT MIT JULIA LEzHNEvAG. F. Händel, Ölgemälde von John Theodore Heins (1740), Ständige Leihgabe der Stiftung der Stadt- und Saalesparkasse Halle

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Francesco Geminiani (1687–1759)Concerto grosso d-Moll „La follia“ nach der Sonate für Violine und Continuo op. 5 Nr. 12 von Arcangelo Corelli

Georg Friedrich Händel „Brilla nell’alma“Arie der Rossane aus der Oper Alessandro HWV 21Text: paolo Antonio Rolli

Das Konzert wird von MDR Figaro live gesendet. Bitte schalten Sie die elektronischen Geräte aus.

zUM KONzERT

Dieses Konzert möchte uns neben festlichen instrumentalen Beiträgen vor allem eine Vorstellung davon vermitteln, welche Anforderungen das Repertoire des 18. Jahrhunderts der Stimmtechnik und den Aus-drucksmöglichkeiten von Sängerinnen oder Sängern abverlangen kann. Bekanntlich erwuchs dem zweiten Opernunternehmen Händels in London mit der so genannten Adelsoper seit 1733 eine gefährliche Konkurrenz. Für sie war der erfolgreiche Opernkomponist Porpora als künstle-rischer Leiter eigens aus Italien engagiert worden. Als gleichzeitiger Gesangspädagoge war er zweifellos einer der Zeitgenossen Händels, der den großen Sängerinnen und Sängern mit kompositorisch souverän gestalteten Arien wahrhaft virtuose Partien zu liefern imstande war. Das beweist auch eindrücklich das erste koloraturenreiche Vokalbeispiel des heutigen Programms, eine typische Gleichnisarie mit dem in den Libretti damals unverzichtbaren Bild vom schwankenden Schiff auf bewegtem Meer. Denn solchem Schwanken ähnlich empfindet der numidische König Siface die Unentschlossenheit seiner Geliebten, der er sich hier im zweiten Akt der nach ihm benannten Oper als hilfreicher „Steuermann“ anbietet (und dabei rücksichtslos seine portugiesische Braut missachtet). Porpora komponierte „Siface“ noch vor seinen Londoner Jahren (die erste Version in Mailand 1725) und wird dabei wohl die akrobatische Stimmtechnik mindestens von einem seiner herausragenden Kastraten-Schüler im Blick gehabt haben. Alle anderen Vokalbeispiele heute Abend stammen aus der Feder Händels, wovon die zeitlich frühesten noch in Italien entstanden und dort in der Interpretation der Margherita Durastanti zur Aufführung kamen. Aus Händels erstem Oratorium „Il trionfo …“ (1707) hören wir die letzte Arie des Piacere. Sie wird vom Affekt der Wut geprägt. Denn verärgert muss Piacere – eine im Italienischen maskuline Allegorie für Lust und Sorglosigkeit – einsehen, dass Belezza nicht mehr zu ausschweifendem Vergnügen zu überreden ist und stattdessen allen weltlichen Freuden absagt. – Im selben Jahr schrieb Händel wenig später im Auftrag des Marchese Ruspoli das „Salve Regina“ für eine Vesper in der Kirche am Landsitz Vignanello bei Rom. Erstaunlich professionell gelang hier dem jungen Protestanten aus Mitteldeutschland eine für die römisch-katholischen Gläubigen nachvollziehbare ehrfurchtsvolle Anrufung Marias. Denn seine melodischen Einge-bungen und das disziplinierte Herangehen an die musikalische Interpretation des Textes trafen genial die

DAS pROGRAMM

Georg Friedrich Händel (1685 –1759)Sinfonia „The Arrival of the Queen of Sheba” aus dem Oratorium Solomon HWV 67

Nicola Antonio porpora (1686 –1768)„Come nave in mezzo all’onde”Arie des Siface aus der Oper Siface (1725/1730)Text: pietro Metastasio

Georg Friedrich Händel„Felicissima quest’alma”Arie der Dafne aus der Kantate Apollo e Dafne: La terra è liberata HWV 122Text: unbekannter Dichter (nach Ovid: Metamorphosen I) Georg Friedrich HändelConcerto grosso B-Dur op. 3 Nr. 2 HWV 313Vivace – Largo – Allegro – Menuet (Andante-Allegro) – Gavotte (Andante)

Georg Friedrich Händel „Salve Regina”Geistliches Konzert für Sopran und Instrumente HWV 241Text: Marianische Antiphon (Herimannus Contractus zugeschrieben)Largo – Adagio – Largo – Adagissimo

Pause

Charles Avison (1709 –1770)Concerto grosso Nr. 6 D-Dur für Streicher und Basso continuo (1744)aus den Twelve concertos in seven parts nach Cembalosonaten von Domenico ScarlattiLargo – Con furia – Adagio – Vivacemente

Georg Friedrich Händel „Pensieri, voi mi tormentate“ Szene der Agrippina aus Akt 2 der Oper Agrippina HWV 6Text: Vincenzo Grimani

Georg Friedrich Händel „Come nembo che fugge col vento“Arie des Piacere aus dem Oratorium Il Trionfo del Tempo e del Disinganno HWV 46a

Text: Benedetto pamphilj

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ersten Satz den bekannten Rhythmus, den wir sonst vom langsamen Tanz Sarabande her kennen. Charles Avison in Newcastle, der es sich einmal in einer Veröffentlichung wagte, seinen Londoner Lehrer Geminiani weit über den altehrwürdigen Händel zu stellen, ist heute nur noch wenigen bekannt. Doch eine Reihe seiner Kompositionen, die er manchmal in eigenen Abonnementskonzerten erstmalig vorstellte, erreichten gewisse Popularität. Aus seinen „Twelve concertos in Seven Parts“, die Arrangements von Cembalosonaten Domenico Scarlattis in Form von Concerti grossi darstellen, fand der Satz „Con furia“ aus dem Concerto Nr. 6 D-Dur immerhin Eingang in belletristische Literatur. Laurence Sterne erwähnt ihn an einer Stelle seines großen ironischen Romanwerks „Tristram Shandy“ in einem witzig gemeinten Vergleich. Demnach konnte der auch Violine spielende berühmte englische Schriftsteller erwarten, dass seinen Lesern das Stück aus dem Repertoire der Orchester im Lande nach etwa 1760 noch eine Zeitlang durchaus geläufig war.Seit das ursprünglich in Portugal beheimatete melodisch-harmonische Tanz-Modell der so genannten Folia (ital. Follia, dt. eigentlich: „die Verrücktheit“) über verschiedene Entwicklungslinien zur – wie Tanzmeister Taubert es 1717 ausdrückte – „berühmtesten aller Sarabandenmelodien“ mutiert war, übte es immer wieder eine mitreißende Wirkung aus. Denn die Komponisten verwendeten die Folia als dankbares Thema überraschungsreicher Variationswerke. So auch Corelli 1700 in seinen Violinsonaten Opus 5. Diese Samm-lung wiederum nahm sich 1726/27 sein italienischer Kollege Geminiani vor. Er lebte da bereits über ein Jahrzehnt in London und hatte längst bemerkt, wie gut die Gattung „Concerto grosso“ beim englischen Publikum ankam. Entsprechend formte er nun Corellis Violinsonaten zu Orchesterwerken um – so wie es lange danach auch sein Schüler Avison mit Cembalosonaten Scarlattis tat. Zur Instrumentierung der Nr. 12 „La follia“ fühlte er sich übrigens besonders berechtigt. Stolz berichtete er noch viel später in einem Traktat, einstmals mit Corelli persönlich über dieses prägnante Thema und seine Verarbeitung diskutiert zu haben. Götz Traxdorf

KüNSTLERBIOGRAFIEN

Julia Lezhneva wurde auf der Insel Sachalin geboren, wo ihre musikbegeisterten Eltern als Geophysiker tätig waren. Bereits in sehr jungen Jahren studierte sie am Tschaikowski-Konservatorium Moskau Gesang und auch Klavier. Danach führte sie ihr weiterer Ausbildungsweg an die International Academy of Voice in Cardiff und schließlich an die Guildhall School of Music and Drama in London, wo sie bei Yvonne Kenny ihr Masterstudium mit Auszeichnung abschloss. Internationale Aufmerksamkeit errang sie mit 17 Jahren, als sie in St. Petersburg beim Elena-Obraztsova-Wettbewerb für Opernsänger als Gewinnerin hervorging. So sang sie schon im Jahr darauf bei der Eröffnung des Rossini Opera Festivals in Pesaro und wurde au-ßerdem beim Label Naive als Solistin in der Aufnahme von Bachs h-Moll-Messe mit Marc Minkowski und Les Musiciens du Louvre verpflichtet. Ihre erste Solo-CD 2011 (Label Naive) mit Rossini-Arien unter dem Dirigat von Minkowski wurde mehrfach international ausgezeichnet. Auf den Tourneen durch Frankreich, Deutschland, Polen, Spanien, Österreich und Russland – häufig mit Marc Minkowski und Les Musiciens du Louvre – interpretierte Julia Lezhneva bis jetzt vor allem Bach, Vivaldi, Mozart und Rossini, begeisterte

demütige Grundaussage der alten Antiphon. Zur Kontrastierung setzte er dem Flehen, Klagen und Weinen der Betenden einen ganz anderen Affekt mit der lebhaften Arie „Eia ergo“ entgegen. Denn die folgenden, auf den Hoffnungsträger Jesus verweisenden Zeilen gestatteten es, mit Koloraturen des Soprans und der munter konzertierenden Orgelstimme den tröstlichen Eindruck unbeschwerter Zuversicht zu vermitteln. – 1709 übernahm die Durastanti in Händels venezianischer Oper „Agrippina“ die Titelpartie. Im Auf und Ab von Agrippinas Intrigenspiel, mit dem sie ihrem Sohn Nerone das Thronrecht sichern will, hatte Händel auf entsprechend wechselnde Affekte zu achten. Die Szene 13 aus dem zweiten Akt beschreibt musikalisch nicht nur eine extrem zerrissene Gefühlslage, sondern macht auch deutlich, wie die Intrigantin im Macht-kampf gegen den Thronfolger Ottone inzwischen an einen Punkt größter Verunsicherung gelangt ist. Nachdem sich der junge Händel bereits als versierter Opernkomponist erwiesen hatte, war es gewiss eine herbe Enttäuschung, sich auf diesem Gebiet während seiner Anstellung in Hannover nicht weiterent- wickeln zu können. Aber mit der weltlichen Kantate „Apollo e Dafne“, die er schon in Italien begonnen hatte zu komponieren, gelang ihm 1710 wenigstens eine Art Oper im Kleinformat. In der heute Abend ausgewählten Arie, die nicht zuletzt durch das konzertierende Holzblasinstrument eine ländlich-liebliche Szenerie assoziieren soll, erleben wir die Nymphe Dafne, die ihre ungestörte Freiheit schätzt und sich daher auch im weiteren Verlauf der Handlung gegenüber dem werbenden Apoll abweisend verhalten wird. Der historisch jüngste Vokalbeitrag des Konzerts stammt aus der Zeit von Händels erstem Opernunterneh-men. In der Produktion der Oper „Alessandro“ von 1726 traf auf die bereits seit drei Jahren engagierte Diva Francesca Cuzzoni nun noch eine andere berühmte Sopranistin: Faustina Bordoni. Beide Sängerinnen, die in der Opernhandlung zwei um die Liebe Alessandros kämpfende Damen zu verkörpern haben, musste der Komponist natürlich möglichst gleichberechtigt mit vorteilhaft publikumswirksamen Arien bedenken. Mit „Brilla nell‘ alma“ erhielt die Bordoni (in der Rolle der Rossane, der zukünftigen Gattin Alessandros) noch im dritten Akt eine ausgesprochen bravouröse Arie zugeteilt. Gerade hat Rossane zu ihrer Freude bemerkt, dass sich die Nebenbuhlerin Lisaura offenbar zurückziehen will.Das Programm bereichern zusätzlich vier Instrumentalkompositionen. Passend zum Beginn des Konzerts bietet die aufgeregt-heftig daherkommende Sinfonia aus dem Oratorium „Solomon“ Schattierungen des Affekts der (Vor-)Freude. Händel setzte sie bei einigen Aufführungen des Oratoriums als Einleitung vor den dritten Akt, in dem es um den Staatsbesuch der Königin aus Saba bei König Salomo geht. Deswegen gab man dem Stück später den heute allgemein bekannten Titel. Die Musik lässt jedoch weniger an einen feierlichen schreitenden Einzug als an freudige Erwartungshaltung denken, die sich bei Gastgeber und Besucherin gleichermaßen eingestellt haben wird. Nach den verlegerischen Erfolgen der Concerti grossi von z.B. Corelli oder Geminiani war es vielleicht 1734 die Idee von Verleger Walsh, Händel in der Werk-Sammlung Opus 3 Teile früherer Kompositionen so umformen zu lassen, dass sie mit dem gelegentlichen „Gespräch“ zwischen einer Soligruppe und dem vollen Orchester weitgehend den Charakteristika der Gattung entsprechen. Wegen ihrer farbigen Instru-mentierung – im Concerto Nr. 2 B-Dur fallen die zwei Oboen im Wechselspiel mit Soloviolinen besonders auf – sind diese Orchesterwerke in den Konzertsälen recht beliebt. Nach dem Vorbild Corellis bestehen die Concerti Händels nie aus weniger als vier Sätzen und weisen ganz unterschiedliche Satzfolgen auf, die nicht selten bei Tanzsuiten Anleihen nehmen. So tauchen in dem heute zu hörenden Beispiel an vierter und fünfter Stelle die Tänze Menuett und Gavotte auf, und eigentlich verbirgt nur das Tempo Vivace im

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TExTBUCH

Nicola Antonio porpora„Come nave in mezzo all’onde“Arie des Siface aus der Oper SifaceLibretto: pietro Metastasio

Come nave in mezzo all’ondesi confonde il tuo pensiero;non temer che il buon nocchieroil cammin t’insegnerà.Basterá per tuo confortol’amor mio nella procella;la tua guida, la tua stella,il tuo porto egli sará.

Georg Friedrich Händel„Felicissima quest’alma“Arie der Dafne aus der Kantate Apollo e Dafne: La terra è liberata HWV 122Text: Dichter unbekannt (nach Ovid: Metamorphosen I)

Felicissima quest’alma, ch’ama sol la libertà.Non v’è pace, non v’è calma, per chi sciolto il cor non ha.

Georg Friedrich Händel„Salve Regina“Geistliches Konzert HWV 241Text: zugeschrieben Herimannus Contractus (1013−1054)

Salve, Regina,mater misericordiae,vita, dulcedo, et spes nostra.Ad te clamamus exsules filii Evae.Ad te suspiramus gementes et flentes in hac lacrimarum valle.Eia, ergo, advocata nostra, illos tuos misericordes oculos ad nos converte.Et Jesum, benedictum fructum ventris tui nobis post hoc exsilium ostende.O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria.

aber auch mit einem reinen Händel-Programm. Seit der letzten Saison tritt sie mit Concerto Köln auf. DECCA führt die junge Sängerin seit 2011 als Exklusivkünstlerin. Ihre 2012 erschienene CD „Alleluia“, die u.a. Händels „Saevit tellus inter rigores“ enthält, wurde von der Kritik bejubelt: ,,Was für eine Stimme! ... kraftvoll in der tiefen, fast wie ein Mezzosopran gefärbten Lage, funkelnd wie ein Diamant und perfekt fokussiert in der Höhe, von einer schier unglaublichen Leichtigkeit und Agilità in den Koloraturen und Passagen, dabei absolut makellos in der Intonation – es kann einem geradezu schwindelig werden beim Zuhören!“ (Stereoplay). Ebenso glänzte sie in der preisgekrönten Opernaufnahme von Händels „Alessandro“ unter Leitung von George Petrou. 2013 wurde Julia Lezhneva mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet.

Mit allen Konzertauftritten im laufenden Jahr 2015 feiert Concerto Köln gleichsam seinen 30. Geburtstag. Kaum gegründet zählte es bald zu den führenden Ensembles der historischen Aufführungspraxis. Sein le-bendiger Musizierstil begeisterte rund um den Globus und führte zu einer bis heute anhaltenden Nachfrage in den renommierten Konzertsälen und bei den entsprechenden Musikfestivals. Bei der mit Hingabe betrie-benen Verbindung von Forschung und Praxis kommt es nicht selten zur Wiederentdeckung fast vergessener Komponisten. Die daraufhin entstandenen Aufnahmen wurden unter anderem mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. Derzeitiger künstlerischer Leiter des Ensembles ist der Flötist Martin Sandhoff. Für größere Produktionen werden z.B. Dirigenten wie Kent Nagano, Ivor Bolton, Daniel Harding, René Jacobs, Marcus Creed u.a. zur Zusammenarbeit gewonnen. Groß ist die Liste der Sängerinnen, Sänger, Instrumentalisten und Chöre, die zu den bevorzugten künstlerischen Partnern aus dem Bereich Alte Musik gehören. In diesem Jahr gibt es erstmalig eine Zusammenarbeit mit Julia Lezhneva. Das eigentliche Geburtstagskonzert mit Arien für Farinelli wird Concerto Köln zusammen mit dem Countertenor Valer Sabadus im Dezember in der Kölner Philharmonie gestalten. Das weltweit gefragte Ensemble zeigt seine Verbundenheit mit Köln unter anderem mit einer eigenen Konzertreihe vor Ort und mit den regelmäßigen Schülerkonzerten im Rahmen des Projekts „Hörpiraten“. Kooperationen mit einer Vielfalt von Partnern aus Wirtschaft, Politik und Gesell-schaft stärken zusätzlich Außenwirkung und Ansehen der Musiker über die Region hinaus.

Julia Lezhneva Concerto Köln

Wie ein Schiff inmitten der Wellenverirren sich deine Gedanken;sei unbesorgt, ein guter Steuermannwird den Weg dir weisen.Trost genug wird dir sein im Sturm meine Liebe; sie wird dich leiten, dein Stern, dein Hafen sein.

Übergücklich die Seele, die allein die Freiheit liebt.Denn es gibt weder Frieden noch Ruhe für den, dessen Herz nicht ungebunden ist.

Gegrüßet seist du, Königin,Mutter der Barmherzigkeit,unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung.Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas.Zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.Wohlan denn, unsere Fürsprecherin,wende deine barmherzigen Augen uns zu.Und auf Jesus, die gesegnete Frucht deines Leibes,verweise uns gütig nach diesem Elend. O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!

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Georg Friedrich Händel„Pensieri, voi mi tormentate“Szene der Agrippina aus Akt 2 der Oper Agrippina HWV 6Libretto: Vincenzo Grimani

Pensieri, voi mi tormentate.Ciel, soccorri ai miei disegni!Il mio figlio fa che regni e voi Numi il secondate! Quel ch’oprai è soggetto a gran periglio. Creduto Claudio estinto, a Narciso e a Pallante fidai troppo me stessa. Ottone ha merto ed ha Poppea coraggio, s’è scoperto l’inganno, di riparar l’oltraggio. Ma fra tanti nemici a voi, frodi, or è tempo; deh, non m’abbandonate!Pensieri, voi mi tormentate!

Georg Friedrich Händel„Come nembo che fugge col vento“Arie des Piacere aus dem Oratorium Il Trionfo del Tempo e del Disinganno HWV 46a

Libretto: Benedetto pamphilj

Come nembo che fugge col vento da te fuggo sdegnato e severo.Se l’inganno è il mio solo alimento come viver io posso nel Vero?

Georg Friedrich Händel„Brilla nell’alma“Arie der Rossane aus der Oper Alessandro HWV 21Libretto: paolo Antonio Rolli

Brilla nell’alma un non inteso ancor dolce contento, e d’alta gioia il cor soave inconda.Si nella calma azzurro brilla il mar, se splende il sole, e i rai fan tremolar tranquilla l’onda.

Gedanken, ihr quält mich.Himmel, hilf meinen Plänen!Verschaffe meinem Sohn die Herrschaft,und ihr, Götter, steht ihm bei! Was ich begonnen habe, ist in großer Gefahr. Ich hatte Claudio tot geglaubt, zu sehr habe ich mich Narciso und Pallante anvertraut. Ottone besitzt Ansehen, Poppea hat den Mut, um – ist die Täuschung aufgedeckt – die Schmach zu rächen. Aber inmitten von vielen Feinden ist es Zeit zum Betrug; Ach, verlasse mich nicht!Gedanken, wie quält ihr mich!

Wie eine Wolke, die sich mit dem Wind verflüchtigt, fliehe ich dich, erzürnt und streng.Wenn die Täuschung meine einzige Nahrung ist, wie vermag ich [da noch] in Wahrheit zu leben?

In der Seele erglänzt ein noch nie gekanntes Behagen, das mit großer Freude das Herz süß überflutet.In solcher Ruhe erglänzt das blaue Meer, wenn die Sonne scheint und die Strahlen die Welle sanft erzittern lassen.

KLäNGE SICHTBAR MACHEN

Experimente zur Akustik der menschlichen Stimme und der MusikinstrumenteFührung: Christiane Barth (Stiftung Händel-Haus)

HINWEISHier darf gekurbelt, gedreht, geschlagen und gezupft werden!Das Klangstudio im Händel-Haus zeigt auch ohne Führung, wie Töne bei Musikinstrumenten und der menschlichen Stimme entstehen. Neben der Klangentstehung geht es um Klangveränderung und schließ-lich um Klangabstrahlung. Das Klangstudio ist zu den Öffnungszeiten des Museums geöffnet. Eine An-meldung oder Anleitung ist nicht notwendig.

SAMSTAG | 21. NOVEMBER 2015 | 16.00 UHR HäNDEL-HAUS, KLANGSTUDIO

KLÄNGE SICHTBAR MACHEN

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zum Klangstudio im Händel-HausWie entstehen Töne, kommen unterschiedliche Klangfarben zustande, wie verteilen sie sich im Raum? In einer Dachstube, zwischen Händel- und Musikinstrumentenausstellung gelegen, werden diese Fragen im Klangstudio im Rahmen einer Sonderführung durch die Leiterin des Museums, Christiane Barth, beantwor-tet. Einfache Experimente zeigen, dass die akustischen Phänomene sowohl bei den Musikinstrumenten als auch bei der menschlichen Stimme gleichen Prinzipien folgen. Klangstäbe, Membrane, Saiten, Luftsäulen oder Stimmlippen werden geschlagen, gezupft, gestrichen, geblasen bzw. einem Luftstrom ausgesetzt. Sie geraten ins Schwingen und erzeugen Schallwellen. Diese werden über Resonanzkörper, d. h. größere schwingende Flächen, oder über Schallbecher an die Luft abgestrahlt. Sie verbreiten sich im Raum und gelangen nun auch zu unserem Ohr. Umso mehr Schwingungen es in der Sekunde sind, umso höher wird der Ton. Eine Orgelpfeife klingt höher umso kürzer sie ist. Das ist auch bei der Saite der Fall. Durch die halbe Länge ergibt sich die nächsthöhere Oktave. Für einen guten Klang sorgen die sogenannten Obertöne. Sie färben den Grundton, der ohne Obertöne wie ein steriles Telefonfreizeichen klingen würde, zu einem Klang. Auch diese werden bei den Musikinstrumenten ähnlich gebildet wie bei der menschlichen Stimme. Bei der Stimme geschieht die Klangfärbung in der Nasen-, Mund- und Rachenhöhle. Ein gutes Beispiel für Klang-farben sind die fünf unterschiedlich klingenden Vokale A – E – I – O – U. Beim Artikulieren verändern wir ganz unbewusst Zungenstellung, Gaumensegelstellung und Mundöffnung. Im Klangstudio wird dies mit Hilfe von fünf Zylindern, die schematisch die Nasen-, Mund- und Rachenhöhle abbilden, dargestellt. Tat-sächlich färbt sich nun derselbe Ton zu einem A – E – I – O oder U. Ohne aufwendige Anleitungen, mit vielen klingenden Momenten, besonders geeignet für Familien mit Kindern, lädt dieser Raum den Besu-cher zum aktiven Mitmachen ein. Übrigens wurde durch den Ausbau des Dachs nicht nur ein zusätzlicher Raum gewonnen, sondern es öffnen sich auch neue, ungewohnte Blicke in Händels kleinen Hof hinein.Das Klangstudio entstand in Kooperation mit der Hochschule für Musik Detmold und Prof. Dr.-Ing. Malte Kob, Professor für Theorie der Musikübertragung. Studierende der Hochschule haben für das Projekt ein Programm geschrieben, um Frequenzen verschiedener Töne sichtbar zu machen. Aus Japan stammt ein spannendes Experiment zur Vokalbildung bei der menschlichen Stimme.Christiane Barth

MUSIK IM HäNDEL-HAUSMARS & AMOR. SANG- UND KLANGSTüCKE DES LIEBESKRIEGES

Wolf Matthias Friedrich (Bass)Markus Märkl (Cembalo)Alexander Scherf (Barockcello)Sören Leupold (Chitarrone)

SAMSTAG | 21. NOVEMBER 2015 | 18.00 UHR HäNDEL-HAUS | KAMMERMUSIKSAAL

A musical study – Ein Musikzimmer. Radierung von T. Cook nach W. Hogarth (um 1740), Stiftung Händel-Haus, BS-Iv, 63

MARS & AMOR. SANG- UND KLANGSTüCKE DES LIEBESKRIEGES

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zUM KONzERT

Das Programm dieses Konzertes repräsentiert eine Auswahl kammermusikalisch weltlichen Musizierens, wie es vom frühen bis ins spätere 18. Jahrhundert in Adels- und Bürgerhäusern von professionellen aber auch dilettierenden Sängern und Musikern praktiziert wurde. Dabei reichte der Anlass der musikalischen Zusammenkunft von häuslicher Erbauung und Unterhaltung musikalisch gebildeter Kreise bis hin zum höfisch repräsentativen Kammerkonzert. Anlässe wie Hochzeiten, Taufen, Geburts- und Namenstage, Willkommensfeste prominenter Besucher, akademische Feiern und militärische Sieges-Ereignisse boten dafür einen breiten Rahmen. Groß ist die Fülle an Kompositionen, die zum Teil nur handschriftlich überliefert und vielfach verschollen sind oder in Ausnahmen immer noch in Archiven und Bibliotheken schlummern. Johann Philipp Kriegers Arien, die zum großen Teil für Opern-Aufführungen am Weißenfelser Hof komponiert wurden, sind uns beispielsweise nur bekannt, weil sie in einer Auswahl als Best of gedruckt wurden, um in der Öffentlichkeit Verbreitung zu finden. Die gesamten Partituren gingen hingegen vollständig verloren. Die musikalische Form des kammermusikalischen Musizierens variiert je nach Anlass und Verfügbarkeit des künstlerischen Personals, für welches der Komponist tätig wurde. Im Einzelfall kann sie höchste An-forderungen an die Ausführenden stellen, wie man insbesondere an vokaler Kammermusik Georg Friedrich Händels studieren kann, die während seiner Italienreise (1706–1710) entstand.Wolf Matthias Friedrich

KüNSTLERBIOGRAFIEN

Wolf Matthias Friedrich studierte Gesang an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig bei Prof. Eva Schubert. 1980 war er Preisträger des Internationalen Dvořák-Wettbewerbes in Karlovy Vary. Von 1982 bis 1986 war Wolf Matthias Friedrich Mitglied des Opernstudios der Staatsoper Dresden. Zahlreiche Opern- und Konzertverpflichtungen unter Dirigenten wie Howard Arman, Peter Neu-mann, Alessandro De Marchi, Rafael Frühbeck de Burgos, Roy Goodmann, Marek Janowski, Konrad Jung-hänel, Fabio Luisi, Rudolf Lutz, Nicholas McGegan, Kurt Masur, David Timm u. v. a. führten ihn in Opern- und Konzerthäuser sowie zu Festivals auf allen Kontinenten. Weit über 60 Rundfunk-, CD- sowie DVD-Produktionen zeugen von seiner großen Variabilität, die von der Musik des Frühbarock bis zur Moderne reicht. Seit seinem Studium nimmt die Musik Georg Friedrich Händels eine besondere Stellung in seinem Schaffen ein: Neben den Opernproduktionen „Deidamia“ (Halle), „Semele“ (Halle), „Aci, Galatea e Poli-femo“ (Potsdam), „Orlando“ (Göttingen, Berlin Komische Oper, Drottningholm, New York, Tanglewood), „Admeto“ (Göttingen, Edinburgh), „Rinaldo“ (Köln, Prag), „Alcina“ (Köln), „Almira“ (Hamburg, Inns-bruck) sind es Händels Oratorien, denen er sich besonders verpflichtet fühlt.

DAS pROGRAMM

Chaconne C-Durfür Cembalo, Barockcello und Chitarrone

Johann philipp Krieger (1649 –1725)Sieben Arien und Lieder aus verschollenen Opern Johann Philipp KriegersTextdichter: unbekannt„Mars und Amor“„Bosheit muß gestraffet werden“ – „In dem Dunckeln ist gut munckeln“ – „Aeol‘ auf mit deiner Macht!“ – „Jungfern lieben diß und das“ – „Gezwungene Liebe“ – „Ohne das Geliebte sein“

Silvius Leopold Weiss (1687 –1750)Ouverture B-Dur für Barocklauteaus einer Londoner Handschrift

Johann Christoph Friedrich Bach (1732 – 1795)Larghettoaus der Sonata per il Cembalo o Piano-Forte et Violoncello obligato A-Dur (1789)

Antonio Caldara (1670 –1736)„Titano all‘ Inferno“Kantate für Bass und Basso continuoTextdichter: unbekannt

Pause

Georg philipp Telemann (1681 –1767)„Sagt, ihr allerschönsten Lippen“ TVWV 20:66Cantata per Basso solo con Continuo Textdichter: unbekannt

Georg Friedrich Händel (1685 –1759)Chaconne G-Dur mit 21 Variationen HWV 435aus 9 Suites de Pièces pour le Clavesin, 2. Sammlung (ca.1733)

„Dalla guerra amorosa“ HWV 102a

Kantate für Bass solo und Basso continuoTextdichter: unbekannt

MARS & AMOR. SANG- UND KLANGSTüCKE DES LIEBESKRIEGES

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Der aus dem bayerisch-schwäbischen Dillingen stammende Cembalist, Organist und Pianist Markus Märkl lebt seit 1998 in Köln. Nach seinen Studien in Augsburg und Basel führte ihn sein künstlerischer Lebensweg für drei Jahre nach Paris. Seit 1992 ist Markus Märkl als freiberuflicher Musiker sowohl als Solist wie auch als Begleiter aktiv. Konzerte führten ihn durch Europa sowie nach Australien, Singapur, Israel und in die USA. Als langjähriger Begleiter von Andreas Scholl, Mitglied des Kölner Ensembles CordArte und Pianist des Ensembles Le Quatuor Romantique liegen mit Markus Märkl zahlreiche CD-Einspielungen vor. Er unterrichtet seit Jahren im Rahmen von Kursen. Als zweiter Vorstandsvorsitzender der im Januar 2011 gegründeten Kölner Gesellschaft für Alte Musik e. V. (KGAM) engagiert er sich zudem für die Kölner Alte-Musik-Szene.

Alexander Scherf studierte Violoncello, Dirigieren und Historische Aufführungspraxis in Düsseldorf und London und tourt seitdem als Cellist mit Concerto Köln rund um den Globus. Dabei war er zu Gast in bedeu-tenden Konzertsälen wie der Carnegie Hall New York, der Tonhalle Zürich, dem Théâtre des Champs Élysées Paris, Concertgebouw Amsterdam und Barbican Centre London sowie bei allen wichtigen Festivals. Zusam-men mit dem Pianisten Alexander Puliaev bildet er ein festes Kammermusikduo. Regelmäßig entwickelt und moderiert er Konzertprogramme für junge Hörer. Für Concerto Köln gestaltet er das viel beachtete Education-Programm „Die Hörpiraten“. Zuweilen setzt er seine musikalischen Ideen auch vom Dirigentenpult aus um. Als Gastdirigent realisierte er Projekte bei den Stuttgarter Philharmonikern, den Bergischen Symphonikern, beim Stuttgarter Kammerorchester und beim Württembergischen Kammerorchester Heilbronn.

Sören Leupold studierte klassische Gitarre bei Prof. Eliot Fisk an der Musikhochschule in Köln. Sein Gi-tarrenexamen machte er 1993 schon unter der Leitung des Lautenprofessors Konrad Junghänel. Im An-schluss studierte Sören Leupold Lauteninstrumente bei K. Junghänel und schloss mit Auszeichnung ab. Heute konzertiert Sören Leupold mit den renommiertesten Orchestern, Ensembles, Chören und Solisten in der ganzen Welt, wie z. B. mit der Akademie für Alte Musik Berlin, der Academy of Ancient Music, Musica Antiqua Köln, Al Ayre Español, Cantus Cölln, Concerto Köln, La Fenice, Gesualdo Consort Amster-dam, Die Kölner Akademie, Collegium Vocale Gent, Janine Jansen, Andreas Scholl, Nederlands Kamerkoor, Kammerchor Stuttgart, Musikfabrik NRW. Seit 1995 ist er ständiges Mitglied des Orchesters Combatti-mento Consort Amsterdam. 2003 gründet er das Leupold Trio mit der Geigerin Eva Stegeman und dem Cellisten Wouter Mijnders.

TExTBUCH

Johann philipp Krieger (1649 –1725)Sieben Arien und Lieder aus verschollenen Opern

„Mars und Amor“

1. Mars und Amor sind zwey Helden/ den‘n die Welt zu Fusse fällt: Alles muß sich auff der Welt bey den beyden Helden melden.

2. Mars und Amor sind zwey Printzen/ den‘n ein jeder unterthan: Was das blancke Schwerdt nicht kan, muß ein schönes Auge müntzen.

„Bosheit muß gestraffet werden“

1. Bosheit muß gestraffet werden/ Dieser kalte Brand nimmt leicht überhand/ mit den größten Leid-Beschwerden.

2. Bosheit muß gedämpfet werden/ Unkraut wächst viel eh als der süsse Klee/ aus dem feuchten Schoos der Erden.

„In dem Dunckeln ist gut munckeln“

1. In dem Dunckeln ist gut munckeln. Wer die Liebe hat erdacht/ hat sie bey er Nacht gemacht/ wenn uns keine Sterne funckeln.

2. S‘ist im Dunckeln nicht gut munckeln/ da sind alle Küh geschwärtzt/ und man weiß nicht was man hertzt; wenn gar keine Sterne funckeln.

3. Ja im Dunckeln ist gut munckeln/ weil ein scharff verliebtes Blut/ nimmermehr so blöde thut/ als wenn Titans Strahlen funckeln.

„Aeol‘ auf mit deiner Macht!“

1. Aeol‘ auf mit deiner Macht! Auf! Wer will dir widerstehen? Läßt du deine Winde wehen/ so zwerfällt die größte Pracht. Denn von meinen Ungewittern müssen Erd und Meer erzittern.

Wolf Matthias Friedrich Sören Leupold Alexander Scherf Markus Märkl

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2. O wie mußte Xerxes fliehn! Und mit seiner grossen Flotte/ zu der Perser Hohn und Spotte/ auf mein Wort den Kürtzern ziehn. Denn von meinen Ungewittern müssen Erd und Meer erzittern.

3. Kommt ihr Zeugen meiner Macht! Ihr zerstückten Thürm und Wälder/ ihr zerrissnen Städt und Felder/ kommt verehret meine Pracht. Denn von meinen Ungewittern müssen Erd und Meer erzittern.

„Jungfern lieben diß und das“

1. Jungfern lieben diß und das/ wissen öffters selbst nicht/ was: drum muß sich ein Freyer bücken/ und in alle Händel schicken.

2. Diese trachtet nach Gewalt/ jene liebet die Gestalt/ Einer andern ist gerathen mit viel Thalern und Ducaten.

3. Wer sich als ein kluger Mann in die Possen finden kann/ und erforscht der Weiber Willen/ der kan seinen Wundsch erfüllen.

„Gezwungene Liebe“

1. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut: Verliebte Gemüther die müssen vor allem ein ander gefallen/ sonst sincket gar plötzlich der fröhliche Muth.

2. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut: Man hat es vor vielen un zehlichen Jahren mit Schmertze erfahren; sie schwächet das aller fürtrefflichste Blut.

3. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut: Man lasse den Freyern das freye Belieben/ so wir ihr Betrüben verwechselt mit einer erfreulichen Glut.

„Ohne das Geliebte sein“

1. Ohne das Geliebte seyn/ ist die größte Hertzens Pein/ Kein Verlust kann auf der Erden schmertzlicher erfunden werden/ als die grosse Hertzens Pein: ohne das Geliebte seyn.

2. Ohne das Geliebte seyn/ ist die größte Hertzens Pein/ Alles Dencken Thun und Dichten muß sich auf die Liebe richten: denn es geht recht bitter ein: ohne das Geliebte seyn.

3. Ohne das Geliebte seyn/ ist die größte Hertzens Pein/ Weil man sich umsonst muß sehnen/ und nur zur Gedult gewehnen/ ja es macht uns Angst und Pein: ohne das Geliebte seyn.

Antonio Caldara „Titano all‘ Inferno“Kantate für Bass und Basso continuoTextdichter: unbekannt

RecitativoCessate inique furie, orridi spirtidi tormentar mi ognor,che basta solo a lacerarmi il corvedermi cinto da nemiche catene in quest‘orrore,

e il continuo pensar, e dir son vinto:questi, questi è il maggiore dell‘ atroce supplicio,e in un vedere girne fastoso un empioe goder di mie pene e del mio scempio.

AriaFrangetevi o catene e duri ceppi omaie voi cessate o pene di lacerarmi il cortroppo crudeli siete in tormentar quest‘ almadeh se pietade avete scemate il mio dolor.

RecitativoMa se non v‘è più speme empi mi date almen morte crudele;ma cada meco insieme l‘empio tiranno, il ciel s‘oscuri, e seco smorasi in fin dal Fondoin suol l‘inferno e pera tutto il mondo.

AriaIntatto sol resti quel core inumanoda me si calpesti e chieda ma invanopietade e mercè .Qual sempre fù meco tiranna spietatasarò sempre seco se il vedo al mio piè.

MARS & AMOR. SANG- UND KLANGSTüCKE DES LIEBESKRIEGES

RecitativoLaßt ab, verruchte Furien, schnöde Gespenster,zu mehren meine Qual!Sich selbst allmählich verzehrt mein armes Herz,wenn ich mich sehe in den schrecklichen Ketten, in diesem Dunkel!Und ich sage mir selbst: ich bin vernichtet!O welch furchtbares Schicksalmit den eigenen Augen zu sehnwie grausam höllische Macht sich weidet an der Pein,die ich leide an meinen Qualen!

AriaZerbrecht ihr schweren Ketten! Du Henker, hab Erbarmen, du Folter an mir Armen, mach‘ doch ein End‘.Gibt es denn kein Erretten! Wem soll ich es denn klagen,ich kann‘s nicht mehr ertragen, zu groß ist meine Qual!

RecitativoDoch darf ich das nicht hoffen, Grausame,laßt mich dann wenigstens sterben!Dann geh mit mir, Tyrann, auch du ins Verderben!Der Tag verlösche und mit ihm fort in das tiefste Dunkelversink die Hölle! Die ganze Welt verderbe!

AriaVergebliche Klage, kein Gott hilft mir Armen,verzweifelt die Lage! Verzeihn und Erbarmenist höllischer Wahn!Doch naht einst die Stunde, und bist du der Schwache,dann fürchte die Rache, verdammter Tyrann!

(Übersetzung nach Denkmäler der Tonkunst in Österreich, XXXIX 75)

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Georg philipp Telemann„Sagt, ihr allerschönsten Lippen“Cantata per Basso solo con Continuo TVWV 20:66Textdichter: unbekannt

1. AriaSagt, ihr allerschönsten Lippen, darf ich lieben oder nicht?Ach, ihr schweiget, das heißet nein,so muß ich des Todes seyn.Brich nur, brich mein Augenlicht!

2. RecitativoDoch zwar, es ist wohl wahr, anbetenswürdige Tevinde,daß ich dich mehr als menschlich finde,die Tugend wohnt in deiner Brust,du bist der Frömmigkeit gewogen,die Klugheit hat dich selbst erzogen,die Schönheit nennet dich den Auszug aller Lust.So darf ich Schwacher mich nicht klagen,von Lieben dir ‚was vorzusagen:

3. AriaDennoch aber will ich lieben bis in Tod.Fliehest du, so bin ich da,sprichst du nein, so sag ich ja.Denn ein Trieb, den ich nicht kenne,zwingt mich, daß ich an dir brenne,ob mir gleich dein Zürnen drohtund dein Haß mich will betrüben.

4. RecitativoAch, auserwähltes Kind,laß einen Gnadenblick auf meine Demut schießen.Ich lege mich zu deinen Füßenund flehe dich, so hoch ich kann,um dein Erbarmen an.Erbarme dich doch meiner Not.Was hilft dir denn mein Tod,was kannst du durch mein Sterben für Lust erwerben?Ob ich gering und du vollkommen bist zu schätzen,so wird die Liebe das, was mir gebricht, ersetzen.Die Liebe, die unendlich ist,die dich mit solcher Innbrunst küßt,so daß die Wahrheit selbst von ihr das Urteil fällt,dergleichen sei nicht auf der Welt.

5. AriaDarum will ich freudig hoffen, Hoffnung soll die Losung sein.Ja, mein Wunsch wird noch getroffen, mein Vergnügen stellt sich ein.Doch wenn sich das Glück verkehret und verstößt mich ganz und gar,hab ich dennoch die verehret, die höchst liebenswürdig war.

Georg Friedrich Händel„Dalla guerra amorosa” HWV 102a

Kantata für Bass und Basso continuo Textdichter: unbekannt

RecitativoDalla guerra amorosa, or che ragion mi chiama, oh miei pensieri,fuggite pur, fuggite, vergognosa non è in amor la fuga, che sol fuggendo un‘ almadel crudo amor può ritornar la palma.

1. AriaNon v‘alletti un occhio nerocon suoi sguardi lusinghiero,che da voi chieda pietà.Che per far le sue vendette,e con arco e con saette,ivi amor nascosso stà.

RecitativoFuggitte, si fuggitte,ahi! di quanto veleno amoreasperge i suoi pianceri,ah quanto ministra duol,e pianto, a chi lo segue,e le sue leggi adora.Se un volto v‘innamora,sapate, oh pensieri miei,che ciò che piace in brev‘ ora svanisce, e poi dispiace.

2. AriaLa bellezza è come un fiore:sul matin vivace e bello,sul matin di primavera.

Che la sera langue e more,si scolora e non par quello.

3. Recitativo ed AriosoFuggite, si fuggite,a chi servo d‘amor viene in catena,è dubbioso il gioir, certa la pena.

Aus dem Kampf mit der Liebe – riet mir die Vernunft –o meine Sinne, entflieht nur.Vor der Liebe zu fliehen, bringt euch keine SchandeDen Kampf mit Amor endet das Herz doch nur, wenn es zur Flucht sich wendet.

Hüte dich vor der Verlockung eines dunklen Auges,das schmeichelhaft fleht.

Denn um Rache zu nehmen, sind darin Bogen und Pfeile – aus Liebe – versteckt.Amor schon verborgen stehn.

Entflieht nur, ach! gefährliche Giftehat Amor den Lüsten beigegeben;viel Weinen und Leiden brachte er immer dem,der ihm diente und sein Gesetz befolgte.Wenn euch ein Antlitz fesselt, bedenkt, ihr Sinne wohl: was Euch gefallen,wird ja bald schon verbleichen und euch missfallen.

Alle Schönheit gleicht der Blume:morgens lebendig und schön, (wie) am Frühlingstag.

Doch des Abends ermattet und todesträchtig,nichts deutet mehr auf sie hin.

Entflieht nur, ja entflieht, nur in den Ketten der Liebesind dem Herzen unbeständig die Lust,stetig die Schmerzen.

(Übersetzung Emilie Dahnk-Baroffio)

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ISRAEL IN EGypT HWV 54

Oratorium von G. F. Händel (Fassung von 1739, Teil II und Teil III)

Musikalische Leitung: Irénée peyrot

Gesine Adler (Sopran)Kathrin Hildebrandt (Alt)Robert Macfarlane (Tenor)Stephan Heinemann (Bass)Tobias Mengs (Bass)

Marktkantorei HalleEinstudierung: Irénée Peyrot

Kantorei HalberstadtEinstudierung: Claus-Erhard Heinrich

Neues Leipziger Barockensemble

Veranstalter: Marktkirche Halle

Ein Textbuch ist in der Marktkirche erhältlich.

SAMSTAG | 21. NOVEMBER 2015 | 20.00 UHRMARKTKIRCHE zU HALLE

ISRAEL IN EGyPT HWv 54

Information & TicketsTelefon 0351.65606-701www.frauenkirche-dresden.de

04. | 05.12. Bach: Weihnachtsoratorium07. | 08.12. Solisten | Kammerchor der Frauenkirche | ensemble frauenkirche11. | 12.12. Leitung Frauenkirchenkantor Matthias Grünert

09.12. Windsbacher Knabenchor Modern Slide Posaunen-Quartett | Leitung Martin Lehmann Werke von Bruckner, Corelli, Gervaise, Reger u.a.

16.12. Harmonic Brass Orgel Frauenkirchenorganist Samuel Kummer Werke von Arcangelo, Bach, Corelli, Händel und Vivaldi

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unter Ramses II. geschehen sein kann. Ein Pharao galt als ein göttliches oder zumindest gottähnliches Wesen. Von dieser Warte aus gesehen, kann man die Geschichte des Exodus auch als eine direkte Kraft-probe zwischen zwei Göttern interpretieren, die auf dem Rücken der jeweils auf sie vertrauenden Völker ausgetragen wird und bei der Gott überlegen siegt.Händel wählte für sein Oratorium also einen Text, der vom Beginn der Formierung der Israeliten als eigen-ständiges Volk und vom Beginn der Verbindung dieses Volkes zu Gott Jahwe berichtet. Hier gibt es keine Einzelhelden, die durch ihr Handeln den Ablauf bestimmen. Aus diesem Grund kam dieses Werk nicht für die Besetzung mit einem traditionellen Solistenensemble in Frage. Der Chor, der das Volk der Israeliten verkörpert, übernimmt die Hauptrolle. Die Rezitative werden einem Tenor übertragen, der als Erzähler im Exodus in die Geschichte einführt und in „Moses’ Song“ zum Schluss überleitet. Dort stellt er das wich-tigste Ereignis heraus, das Ertrinken der ägypter im Meer und die Errettung des Volkes Israel, und er stellt den Anschluss zur abschließenden Lobpreisung Gottes her, indem er beschreibt, wie Miriam hervortritt und das Gotteslob „Sing ye to the Lord“ anstimmt. Das Volk Israel ist ein Ganzes, trauert und leidet ge-meinsam, zieht als Volk aus, die Geschichte lebt im ganzen Volk weiter und wird vom Volk berichtet. Die Israeliten agieren als Gemeinschaft, und nur selten treten einzelne Personen aus der Menge hervor. Viele der Chöre sind dementsprechend als Chor-Rezitative, Chora-Ariosi oder Chor-Arien gestaltet. Es gibt nur eine geringe Anzahl von Sätzen für Solisten, und die wenigen Arien haben kein Da capo. Diese Form ist bewusst so gewählt, denn die Da-capo-Arie gehört dem Bereich der Oper an und wurde in englischer Kirchenmusik, wie beispielsweise dem Anthem, nicht verwendet.Dieses außergewöhnliche Werk entstand in einer Schaffensphase, in der der Komponist besonders expe-rimentierfreudig und kreativ neue musikalische Gestaltungsmöglichkeiten erprobte. Stilistisch und textlich ist es ein rein sakrales Werk, das aus drei Anthems besteht. Damit bot Händel seinem von der italienischen Oper geprägtem Publikum eine völlig unerwartete neue Oratorienkonzeption. Vermutlich wollte er eine Möglichkeit finden, das „Funeral Anthem“ HWV 264, zu bewahren, indem er es in ein vom Anlass unab-hängiges Werk zu integrieren versuchte. Er verwarf sowohl seine ursprüngliche Absicht, es zunächst im März 1738 italienisch textiert in das Pasticcio-Oratorium HWV deest einzubinden, als auch den späteren Plan von August / September 1738, es gekürzt als Totenklage in „Saul“ einzufügen. Sofort nach dem Abschluss des „Saul“ (27. September 1738) begann Händel mit der Komposition von Teil III, „Moses’ Song“ (1. Oktober 1738), der am 11. Oktober 1738 vollendet war. Zuletzt, in der Zeit vom 15. bis zum 20. Oktober 1738, entstand Teil II, „Exodus“.Betrachtet man den geringen Zeitabstand zwischen dem Abschluss von „Saul“ und dem Beginn der Arbeit an „Moses’ Song“, dann scheint es, Händel hätte den Plan zu dem neuen Werk bei der Komposition von Saul gefasst und als hätte es ihn geradezu gedrängt, mit der Arbeit an dem neuen Oratorium anzufangen. Händel komponierte für „Israel in Egypt“ dreizehn Doppelchöre und damit ist dieses sein Oratorium mit den meisten Doppelchören. Jeder Teilchor wird von einer eigenen Orgel begleitet. In den Teilen zwei und drei fällt die Besetzung mit Posaunen auf; Händel verwendete sie nur in „Saul“ und in „Israel in Egypt“, in Letzerem, um die Erhabenheit und Größe Gottes zu illustrieren. Da die beiden Werke kurz nacheinander entstanden sind, kann man davon ausgehen, dass Händel in dieser Zeit ausnahmsweise Posaunisten zur Verfügung hatte. Auch für „Samson“, komponiert von September bis 29. Oktober 1741, war ursprünglich der Einsatz von Posaunen geplant, wurde aber bei der Überarbeitung 1742 wieder verworfen, wahrscheinlich waren sie dann

ISRAEL IN EGyPT HWv 54

zUM WERK

Händel komponierte sein Oratorium „Israel in Egypt“ HWV 54 zwischen dem 1. Oktober und dem 1. November 1738. Es besteht aus drei Teilen: „The Lamentation of the Israelites for the Death of Joseph, Exodus und Moses’ Song“. Die Uraufführung fand am 4. April 1739 in London im King’s Theatre (Theatre in the Haymarket) statt. Für die beiden weiteren Vorstellungen in dieser Spielzeit änderte Händel das Werk, danach führte er es 1740 noch ein Mal und dann erst 1756 wieder auf, jedoch mit einem völlig anderen ersten Teil, zusammengestellt aus Sätzen aus „Solomon“, dem „Occasional Oratorio“ und dem „Peace Anthem“. Eine weitere Vorstellung wurde 1757 in The Public Advertiser für den 4. März 1757 angekün-digt. Die letzte Aufführung des Werkes zu Händels Lebzeiten fand am 24. Februar 1758 statt.Wie bei den meisten Oratorien Händels liegt auch dem Libretto von „Israel in Egypt“ ein alttestamentli-cher Stoff zugrunde. Alle vorangehenden Oratorientexte waren freie Dichtungen des Librettisten, der Text von „Israel in Egypt“ hingegen besteht zum großen Teil aus reinen Bibelzitaten. Der Text des ersten Teils des Oratoriums, die ursprüngliche Begräbnismusik für Königin Caroline („Funeral Anthem“), ist eine Auswahl einzelner Bibelstellen. Jeder Teil ist in sich abgeschlossen: Mit dem Tod Josephs (Teil I), durch den die Israeliten nach ägypten gekommen waren, wird deren Auszug eingeleitet, der dann in Teil II („Exo-dus“) vollzogen und in Teil III besungen wird. Der Text für das „Funeral Anthem“ wurde von dem Geistli-chen George Carleton zusammengestellt, den Text für den zweiten und dritten Teil wählte vermutlich Charles Jennens aus, der auch für das Libretto von „Messiah“ verantwortlich zeichnete. Kern des Librettos sind die zehn biblischen Plagen. Die Verdienste Josephs waren in Vergessenheit geraten, und die ägypter wollten das Volk Israel dezimieren, weil es zu stark geworden war. Gott sandte Moses und Aron, die es aus ägypten herausführen sollten, aber der Pharao wollte die Israeliten nicht ziehen lassen. Daraufhin verwandelte Gott das Wasser in Blut, schickte die Froschplage, Pest und Blattern, Fliegen, Läuse und Heuschrecken, Hagel und Finsternis, und schließlich tötete er sämtliche Erstgeborenen. Damit sein Volk trockenen Fußes hinwegziehen konnte, teilte er das Meer – über den Verfolgern schlugen dann die Wogen zusammen. All das stellt Händel in atemberaubender Folge im „Exodus“ mit beeindruckender Klanggewalt dar. Die Tonmalereien sind einfach grandios und ziehen den Hörer unweigerlich in ihren Bann. Der Hagel-chor beispielsweise lässt das Publikum fast atemlos zurück, und der Untergang der Armee des Pharaos in den rollenden Wogen der tosenden See ist einzigartig gezeichnet. Vergleicht man das Libretto mit den Ursprungstexten, fällt zunächst auf, dass Teil II und Teil III unterschiedlich eng an die biblische Vorlage ge-bunden sind. In den zuerst entstandenen Teil III wird der Bibeltext nahezu wörtlich und in fast lückenloser Aufeinanderfolge übernommen. Es ist der Abschnitt des Exodus, Chap. XV, 1–21, aus der King James Bible, der komplette Lobgesang Moses. Das Book of Common Prayer empfiehlt als „First Lesson“ für den Früh-gottesdienst am Ostermontag „Exodus 15 to v. 22“, also genau denselben Text.„Israel in Egypt“ ist ein Oratorium ohne fortschreitende Handlung. Die Ereignisse liegen in der Vergan-genheit, es wird erzählt, was sich zugetragen hat. Hintergrund der Geschichte ist der Machtkampf zwi-schen Pharao und Gott um das Volk Israel. Ramses II. (Lebenszeit vermutlich 1301–1234 v. Chr., Regie-rungszeit vermutlich ungefähr 1290 –1224 v. Chr.) gilt als der Pharao, unter dem der Exodus stattfand, auch wenn inzwischen anhand archäologischer Zeugnisse nachgewiesen wurde, dass dieser Auszug nicht

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KüNSTLERBIOGRAFIEN

Die Leipzigerin Gesine Adler ist eine gefragte Interpretin. Ihre große Liebe gilt dem Werk Johann Sebas-tian Bachs, aber auch beim klassischen und romantischen Repertoire überzeugt sie ihr Publikum durch ihre musikalische Vielseitigkeit.Gesine Adler sang bereits im GewandhausKinderchor, später im Jugendchor desselben renommiertem Leipziger Konzerthauses. Nach dem Studium der Germanistik und Musikerziehung absolvierte sie das Grund- und Aufbaustudium im Fach Barockgesang an der Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“. Zu ihren Lehrern und Meisterkursleitern gehörten Maria Jonas, Marek Rzepka, Jill Feldman und Andreas Scholl. Ihre umfassenden Erfahrungen sowohl im Solofach als auch im Chor- und Ensemb-legesang haben Gesine Adlers musikalische Entwicklung entscheidend geprägt. Dass sie dank ihres Ein-fühlungsvermögens und ihrer großen Musikalität hervorragend mit Solistenkollegen, Chören und Orches-tern in verschiedenster Besetzung zusammenarbeitet, stellt sie im Rahmen ihrer regen Konzerttätigkeit im In- und Ausland immer wieder unter Beweis. Auch bei Tonaufnahmen und bei Festivals wie dem Bachfest Leipzig oder den Händel-Festspielen Halle ist die Sopranistin ein gern gesehener Gast.

Kathrin Hildebrandt studierte Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg i.Br. bei Beata Heuer-Christen, war Mitglied der Opernschule und absolvierte 2001 ihr Solistenstudium mit Aus-zeichnung. Bereits während des Studiums sang sie am Theater Freiburg, es folgten Gastengagements in Linz, Lissabon, Dresden, Leipzig und Nürnberg. Von 2003 – 2007 war sie Ensemblemitglied des Staats-theaters Braunschweig, wo sie u. a. Dritte Dame, Preziosilla, Annina, Lucia, Annio, Ottone und Kabanicha darstellte. Sie sang in zahlreichen Konzerten und bei internationalen Festivals (u. a. biennale Venedig, Voci d’Europa / Sardinien, Bachfest Schaffhausen), Konzertreisen führten sie nach Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Polen, Russland, Israel und Brasilien. Ihr großes Konzert- und Liedrepertoire reicht von der Renaissance bis zur Moderne. 2009 sang sie mit dem Ensemble Concert Royale den Anemone in der Barockoper „L’Huomo“ von A. Bernasconi in Bayreuth und Gotha, 2012 mit der Chapelle Rhénane Hän-dels Messiah bei verschiedenen Festivals in Frankreich, 2013 die Kundry in Wagners „Parsifal“ in konzer-tanten Aufführungen in Bad Homburg und Wiesbaden.

Der Tenor Robert Macfarlane studierte Gesang am Elder Conservatorium in Adelaide, an der Musik-hochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig bei Jeanette Favaro-Reuter, und er beschäftigte sich intensiv mit barockem Repertoire unter Anleitung von Howard Crook in Paris. Außerdem arbeitete er mit dem berühmten Liedbegleiter Malcolm Martineau. 2013 war er Finalist beim Lortzing Wettbewerb in Leipzig und 1. Preisträger bei vielen Wettbewerben in Australien. In Deutschland singt er regelmäßig in der Thomaskirche mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester und mit der Kantorei Halber-stadt und dem Mitteldeutschen Kammerorchester. 2014 debütierte er in Europa als Ircano in „Semiramide riconosciuta“ von J. A. Hasse in Graz und Leipzig. Sein umfangreiches Repertoire als Konzert- und Oratoriensänger umfasst u. a. Bachs Passionen und das „Weihnachtsoratorium“ (Evangelisten und Arien), die „h-Moll-Messe“ und zahlreiche Kantaten, Brittens

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nicht mehr präsent. In dieser Zusammenstellung ist die Instrumentierung nur ein einziges Mal in Händels Werk zu finden, und sie ist hinsichtlich ihrer Vielfalt nur noch mit der in „Saul“, zu vergleichen. „Israel in Egypt“ ist das erste Oratorium Händels und neben „Messiah“ das einzige, dessen Libretto reiner Bibeltext zugrunde liegt. Deshalb löste die Aufführung einer Komposition auf das Wort aus der Bibel im Theater offenbar auch Kritik aus. Das Werk war seit seiner ersten Aufführung Händels umstrittenstes Oratorium. Diskutiert wurden die ausufernde Tonmalerei, die zahlreichen Entlehnungen aus Werken frem-der Komponisten und der geringe solistische Anteil gegenüber einer Überzahl von Chören. Es herrschte einige Unsicherheit, wie man gerade „Israel in Egypt“ beurteilen sollte: Waren die Tonmalereien nun genial oder geschmacklos? Waren die Entlehnungen geistiger Diebstahl, ein Zeichen nachlassender Schöp-ferkraft im Zusammenhang mit seinem gesundheitlichen Zusammenbruch von 1737, waren die Namen der Komponisten Francesco Antonio Urio (um 1631–um 1719) und Dionigi Erba (vor 1670–1730), aus deren Werken Händel massiv entlehnt hatte, italienische Orte, in denen er die Stücke komponiert hatte, oder trifft nichts von alldem zu? Händel hatte eine solche Reputation, dass man es selbst nach seinem Tod nicht wagte, ihn offen zu kritisieren.In einem großen Teil der Literatur, die sich diesem Werk widmet, liest man, „Israel in Egypt“ sei zu Händels Lebzeiten ein Misserfolg gewesen – eine inzwischen widerlegte Theorie. Wer die äußerungen über Musik aus dem 19. Jahrhundert durchforstet, wird feststellen, dass es neben dem Messiah eines der am meisten erwähnten und geschätzten Händel’schen Oratorien jener Zeit ist. Es wurde nicht nur regelmäßig in der Musikliteratur und in den Kritiken besprochen, sondern auch sehr häufig aufgeführt. In England stand es in der Wertschätzung durch das Publikum und die Presse zeitweise sogar höher als „Messiah“, besonders bei den monumentalen Handel Festivals im Kristallpalast mit fast 4000 Mitwirkenden und Zuhörerzahlen im fünfstelligen Bereich. 1859, einhundert Jahre nach Händels Tod, wurden 26.827 Besucher gezählt, während bei der Aufführung des „Messiah“ „nur“ 17.109 Zuhörer anwesend waren. Vom Ende des 20. Jahrhunderts an gehört es zum Kanon der Oratorienliteratur und gilt als eines der Meisterwerke Händels.Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts hielt man „Israel in Egypt“ fälschlich für das einzige zweiteilige Ora-torium Händels. Der Irrtum, das Werk bestehe nur aus dem „Exodus“ und „Moses’ Song“, ist auf die Überlieferung durch die Partiturabschriften zurückzuführen, die ausnahmslos nur diese beiden Teile wieder-geben (die wenigen erhaltenen Librettoexemplare überliefern das komplette Werk). Händels Direktionspar-titur muss aus zwei Teilen bestanden haben, es ist jedoch nur der Band mit Teil II und III überliefert. Lediglich eine Kopie aus der Shaftesbury Collection weist mit einer Vorbemerkung auf der ersten Seite auf die Fassung der Uraufführung hin. Die gedruckten Ausgaben von Samuel Arnold (ca. 1791), Felix Mendelssohn Bartholdy (Ausgabe der Handel Society 1845/46) und Friedrich Chrysander (1863) bieten ebenso ein zweiteiliges Oratorium an. Chrysander wusste jedoch, dass Händel das Werk in drei Teilen aufgeführt hat. In seiner Händel-Biographie äußert er, dass die von Händel unbeabsichtigte Zufallskürzung auf zwei Teile dem Orato-rium zu der Wertschätzung im 19. Jahrhundert verhalf, und deshalb empfahl er die Beibehaltung der Zwei-teiligkeit. So ist „Israel in Egypt“ auch am heutigen Abend zu hören.Dr. Annette Landgraf

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Solopartien von Heinrich Schütz über viele wichtige Bass- und Bariton-Partien des Barock, der Klassik, der Romantik und des 20. Jahrhunderts bis hin zu Uraufführungen.

Irénée peyrot wurde in Lyon geboren und begann sein musikalisches Doppelstudium in den Haupt- fächern Orgel und Bratsche, in denen ihm jeweils ein Premier Prix zugesprochen wurde, an den Staatlichen Conservatoires von Lyon und Saint-Étienne. Seine Orgelausbildung schloss er an der Musikhochschule Lübeck (Prof. Martin Haselböck) ebenfalls mit Auszeichnung ab. Parallel zu seinem A-Kirchenmusikstudium war er Organist an der St.-Jakobi-Kirche zu Lübeck.Eine rege Konzerttätigkeit führte ihn durch die meisten Länder Europas und nach Übersee. Seit einigen Jahren setzt Irénée Peyrot einen besonderen interpretatorischen Akzent im Bereich der Orgelwerke Max Regers, speziell auch bei dessen Transkriptionen von Klavierwerken Johann Sebastian Bachs für die Orgel.Diverse CD- und Rundfunkeinspielungen (Werke von Samuel Scheidt, Max Reger, Transkriptionen, auch mit Orchestern und instrumentalen Duopartnern) sowie eine DVD über die Orgeln der Marktkirche in Halle belegen sein universelles musikalisches Können. Seit 2005 ist er als Kantor und Organist an der Markt-kirche zu Halle (Saale) tätig.

Die Kantorei Halberstadt wurde 1950 von Domkantor Hans Kühnemund gegründet. Nach dessen Nachfolgern Andreas Weber und Klaus-Jürgen Teutschbein leitet Claus-Erhard Heinrich seit 1997 den Chor, der Musik von Praetorius bis hin zu Uraufführungen singt. Neben den Oratorienaufführungen ge-staltet er regelmäßig Gottesdienste am Dom zu Halberstadt.Claus-Erhard Heinrich studierte Kirchenmusik, Klavier und Orchesterdirigieren in Frankfurt am Main. Als Korrepetitor und Kapellmeister war er am Stadttheater Regensburg und Nationaltheater Mannheim tätig, bevor er nach Halberstadt kam. Mit seinen Chören wurde er u. a. nach Schweden, England und Frankreich eingeladen. Er ist auch als Organist und Komponist tätig.

In ihrer aktuellen Form besteht die Marktkantorei Halle seit 2005. Neben der regelmäßigen Mitwir-kung im Gottesdienst mit Kantaten und Motetten (vom einfachen Chorsatz bis zur Doppelchörigkeit) ist die Umsetzung von Werken aus dem Repertoire ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. So konnten seit 2006 Oratorien verschiedener Gattungen aufgeführt werden, u. a. wurden das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms, „Paulus“ und „Elias“ von Mendelssohn Bartholdy, „König David“ von Arthur Honeg-

Tobias Mengs Irénée Peyrot Kantorei Halberstadt

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Serenade für Tenor, Horn und Streicher, op. 31, „Les illuminations“ und die „Sankt Nikolaus-Kantate“, Händels Oratorien „Messiah“ und „Solomon“, Mozarts „c-Moll-Messe“ und sein Requiem, Schuberts Liederzyken „Die schöne Müllerin“, „Die Winterreise“ und „Schwanengesang“, Schumanns „Dichterliebe“und Wolfs „Italienisches Liederbuch“. Zu seinem Repertoire gehört auch moderne Musik.

Stephan Heinemann wurde in Halle (Saale) geboren und erhielt seine musikalische Grundausbildung im Stadtsingechor Halle, dem er bis zum Abitur angehörte. Er studierte Gesang und Gesangspädagogik bei Hermann Christan Polster an der Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Nach dem Examen setzte er sein Gesangsstudium als Privatschüler bei Kammersänger Siegfried Lorenz in Berlin fort.Zu seinem Repertoire gehören die wichtigsten Oratorien des 18. und 19. Jahrhunderts, wobei die Werke von Bach und Händel einen besonderen Schwerpunkt bilden. Liederzyklen von Schubert, Schu-mann, Brahms und Poulenc hat er u. a. mit Leonhard Hokanson erarbeitet.Als gefragter Konzertsänger arbeitet Stephan Heinemann u. a. mit dem Thomanerchor Leipzig, dem Ge-wandhausorchester, dem Monteverdi-Chor Hamburg, dem Philharmonischen Staatsorchester Halle und dem Kammerorchester Basel zusammen. Er ist regelmäßig bei renommierten deutschen Festivals wie den Hän-del-Festspielen Halle, dem Bachfest Leipzig, den Musikfestspielen Mecklenburg-Vorpommern oder den Telemann-Tagen Magdeburg zu Gast. Konzertreisen führten Stephan Heinemann nach Norwegen, Estland, Italien, Russland, Frankreich und in die USA. Neben seiner Konzerttätigkeit arbeitet Stephan Heinemann als Gesangslehrer beim Thomanerchor in Leipzig und an der Berufsfachschule für Musik in Kronach.

Der gebürtige Quedlinburger Tobias Mengs erwarb als ehemaliger Schüler des Landesgymnasiums für Musik in Wernigerode und Mitglied des dort ansässigen Rundfunk-Jugendchores eine große Konzertpra-xis im In- und Ausland. Sein musisches Talent brachte ihn an die Leipziger Hochschule für Musik und Theater, an der er 2013 sein klassisches Gesangsdiplom absolvierte. Im Jahre 2011 führte ihn sein Studium an das Konservatorium in Florenz zu Prof. Gianni Fabbrini, wo er sich intensiv mit dem italienischen Lied- und Operngut beschäftigte. Der Bassbariton wirkte bereits in diversen Musiktheaterproduktionen mit. Sein Debüt gab er schließlich 2012 als Massetto in Mozarts „Don Giovanni“ bei den Opernfestspielen in Bad Hersfeld. Als Mitglied des Jungen Bach Ensembles Stuttgart musizierte er unter Helmuth Rilling die „h-Moll Messe“ von J. S. Bach. Jüngste Verpflichtungen u. a. beim Bachfest Leipzig machen ihn derzeit zu einem gefragten Oratoriensänger im mitteldeutschen Raum. Das umfangreiche Repertoire reicht von

Gesine Adler Stephan Heinemann Kathrin Hildebrandt Robert Macfarlane

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ger, das „Magnificat“ von Carl Philipp Emanuel Bach oder das Lied-Oratorium über Dietrich Bonhoeffer von Matthias Nagel erfolgreich aufgeführt. Ein besonderer Schwerpunkt der kirchenmusikalischen Arbeit liegt bei der jährlichen Aufführung der „Johannes-Passion“ sowie des „Weihnachtsoratoriums“ von J. S. Bach, die im gottesdienstlichen Rahmen bei freiem Eintritt vielen Zuhörern den Zugang zur Musik und zum Wort ermöglichen.

Das Neue Leipziger Barockensemble wurde 1987 von Studenten der Leipziger Hochschule für Musik als Leipziger Barockensemble gegründet, damals noch mit modernen Instrumenten. Zu den Mentoren dieser experimentierfreudigen Gruppe zählten Prof. Christine Schornsheim, Stephan Mai (Akademie für Alte Musik Berlin) und Nicholas Parle.Die Musiker dieser Gründungsbesetzung spielen heute in Orchestern wie der Staatskapelle Dresden, der Staatskapelle Halle (Saale), dem Gewandhausorchester Leipzig oder haben eine Professur inne. Die wach-sende Erfahrung mit Barockmusik führte zu einer Neuorientierung und Erweiterung des Ensembles. Mit der konsequenten Verwendung historischer Instrumente in authentischer Spielpraxis ging die Namenser-weiterung in Neues Leipziger Barockensemble einher.Das Ziel des Orchesters ist es, ein breit gefächertes musikalisches Repertoire von der Musik des 16. Jahr-hunderts bis zur Frühklassik authentisch aufzuführen. Dabei sollen Absolventen der hiesigen Hochschulen zusammen mit erfahrenen Musikern aus Mitteldeutschland musizieren.

Neue Leipziger Barockensemble Marktkantorei Halle

BAROqUE RHApSODy

Leider ist Julia Bishop, Violine, erkrankt. Aus diesem Grund musste das Programm geändert werden, aller-dings ließ sich der Einführungstext zum Konzert aus Zeitgründen nicht mehr anpassen. Wir bitten um Verständnis.

Red priest Piers Adams (Blockflöten)Angela East (Violoncello)David Wright (Cembalo)

SONNTAG | 22. NOVEMBER 2015 | 11.00 UHRHäNDEL-HAUS | KAMMERMUSIKSAAL

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Red Priest

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Anonym (Irland, 18. Jahrhundert)Budro Georg Friedrich Händel„Vo‘ far guerra”Arie aus der Oper Rinaldo HWV 7Bearbeitung für Cembalo von William Babell (ca. 1690–1723) Johann Sebastian BachSonate e-Moll BWV 1034Adagio ma non tanto – Allegro – Andante – Allegro Georg Friedrich Händelaus der Suite Nr. 5 E-Dur HWV 430 für Cembalo soloAir con 5 Variazioni (The harmonious Blacksmith)

zUM KONzERT

Wie viele andere Tonsetzer der Barockzeit vermochte Georg Friedrich Händel mit Hochgeschwindigkeit zu komponieren – und Cembalo zu spielen. Sein „Messiah“, wahrscheinlich das beliebteste Werk im gesam-ten Chorrepertoire, wurde in nur drei Wochen großartig geschrieben, im Laufe seiner glänzenden Karriere komponierte er über 40 Opern sowie Oratorien, Anthems, Konzerte und eine Fülle von Kammermusik – und all dies von höchster Qualität.Möglicherweise ist Händels fruchtbare Schaffenskraft zum Teil einer gesunden Sparsamkeit im Umgang mit musikalischen Ideen zu verdanken. Gute Motive können in vielen verschiedenen Kontexten wieder-verwertet und adaptiert werden – so tauchen manche Opernarien als Themen in den Violin- oder Flöten-sonaten auf, Suiten für Cembalo werden als Orchesterouvertüren bearbeitet und sogar gelegentliche „Anleihen“ aus Werken anderer Komponisten lassen sich in seinem Œuvre finden. In diesem Punkt war Händel allerdings keine Ausnahme, da die Kunst des Arrangements generell zu den bedeutenden Gestal-tungsmerkmalen der Barockmusik gehörte, und zwar nicht allein unter den Komponisten, sondern auch unter den Interpreten und Verlegern, die nicht selten ihre eigenen Versionen populärer Werke hervorbrach-ten. Im Grunde genommen könnte man behaupten, dass allein schon die Idee, Musik nach einer festge-legten Lesart darzubieten, wie der Komponist es getan hätte (auf dieses Konzept stützt sich wohl der ganze Trend der „authentischen Aufführungspraxis” der letzten Jahre), auf einem Trugschluss basiere. In der Barockzeit waren die eigene Laune und Kreativität des Interpreten von höchster Bedeutung.

DAS pROGRAMM

Andrea Falconieri (um 1585–1656)Dance SuiteBrando dicho el Melo – Corrente dicha la Cuella – Il spiritillo brando Marco Uccellini (um 1603 –1680)Sonate für Violine und Basso continuo op. 5 Nr. 9 Jacob van Eyck (1590 –1657)aus der Sammlung Der Fluyten Lust-hof für SopranblockflöteThe „English Nightingale“ Variationen Georg Friedrich Händel (1685 –1759)aus 9 Suites de Pièces pour le Clavesin, 2. Sammlung, Suite Nr. 1 B-Dur HWV 434Prelude Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 –1704)Sonate Nr. 3 F-Dur für Violine und Basso continuo (arr. Piers Adams)Adagio. Presto – Aria – Variation Johann Sebastian Bach (1685 –1750)aus der Suite Nr. 3 C-Dur für Violoncello BWV 1009Sarabande – Gigue Georg Friedrich HändelSonate h-Moll für Querflöte und Basso continuo HWV 367bLargo – Vivace – Presto – Adagio – Alla breve Pause Georg Friedrich HändelSonate G-Dur für Querflöte HWV 363b und 378Adagio – Allegro – Adagio – Bourrée – Recitativo – Gigue Salvatore Lanzetti (1710 –1780)Amoroso

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zutiefst fantasievoll“ bezeichnet und ist vielleicht am besten mit den Worten des englischen Musikwis-senschaftlers und Rundfunksprechers George Pratt zusammenzufassen: „Wenn niemand über den höchsten Punkt geht, wie werden wir erfahren, was auf der anderen Seite liegt?“ Das Ensemble gibt Konzerte weltweit an zahlreichen renommierten Aufführungsorten in den meisten Ländern Europas, in Japan, Hongkong, Australien, Nord- und Mittelamerika, tritt in Radio- und Fernsehsendungen auf und ist präsent mit einer exklusiven Serie von CD-Aufnahmen unter eigenem Label, Red Priest Recording, das 2008 gegründet werde. Zuletzt erschienen eine verwegene Sammlung unter dem Titel „Pirates of Baroque“ und der Bach-Hit „Johann, I‘m only dancing“.

piers Adams wurde in der Washington Post als der „führende Blockflötenvirtuose weltweit“ bezeichnet. Als Solist gab er Konzerte mit renommierten Klangkörpern wie der Academy of Ancient Music, dem Phil-harmonia Orchestra London, BBC Symphony Orchestra oder Singapore Symphony Orchestra in den be-deutendsten Konzertsälen, darunter Londons Royal Festival, Wigmore und Queen Elizabeth Halls. Seine Aufnahmen reichen von der preisgekrönten Debüt-CD mit Werken von Antonio Vivaldi bis zum Blockflö-tenkonzert von David Bedford, einer der für ihn geschriebenen und von ihm uraufgeführten Kompositio-nen. Darüber hinaus erforschte er und arrangierte zahlreiche klassische, romantische, impressionistische und folkloristische Kabinettstücke, die den Kernbereich seiner Recital-Programme bilden.

Julia Bishop ist eine der herausragenden Barock-Violinistinnen ihrer Generation. Ihr virtuoser Stil wird im BBC Musik Magazin als „psychedelisch“ beschrieben. Sie konzertierte weltweit mit führenden briti-schen Alte-Musik-Ensembles, insbesondere als Mitglied von The English Concert sowie als Konzertmeis-terin und Solistin mit Florilegium, The Brandenburg Consort, The Hanover Band und vornehmlich mit Gabrieli Consort, mit dem sie auch zahlreiche CDs für die Deutsche Grammophon einspielte.

Angela East ist weithin als eine brillante und dynamische Instrumentalistin in der Alte-Musik-Szene anerkannt. Die Londoner Times lobt die „elementare Kraft“ ihres Cellospiels. Sie trat mehrmals in den Londoner Queen Elizabeth und Wigmore Halls, in der Mailänder Scala, in Sydney Opera House, Versailles und Glyndebourne auf, spielte als Solistin und Continuo-Cellistin mit mehreren führenden europäischen Barockorchestern sowie mit ihrem eigenen Ensemble, dem Revolutionary Drawing Room. Ihre Einspielung der Suiten für Violoncello solo von Bach erschien zusammen mit der Aufnahme der populären Cellosona-ten der Barockzeit bei Red Priest Recordings.

David Wright, seit 2011 Mitglied von Red Priest, ist ein gefragter und sehr vielseitiger Cembalist. Als Autodidakt am Royal College of Music aufgenommen, gewann er dort mehrere Preise, darunter die Inter-national Broadwood Competition, und absolvierte sein Studium mit Auszeichnung. Seitdem arbeitet er mit einigen der weltweit führenden Musiker zusammen und ist als Solist international geschätzt. Darüber hinaus leitete er vom Cembalo aus mehrere Konzerte, einschließlich die zeitgenössische Erstaufführung der Oper „The Blind Beggar of Bethnal Green“ von Thomas Arne (1741), und dirigierte als Gast zahlreiche europäische Orchester. Mit den „Goldberg-Variationen“, die er 2007 einspielte, trat er auf Tourneen sowie im Rundfunk und Fernsehen auf.

Das ist also der Kontext, in dem wir unsere Arrangements einiger der berühmtesten Werke Händels vor-stellen. Unser Ziel ist es allemal, eher etwas Wirkungsvolles nach eigenem Gesetz zu kreieren, als ein fahles Imitat des Originals anzubieten. Wir überlassen es dem Publikum, ob es sich für die sofort erkenn-baren Klänge von „Messiah“ oder „Zadok the Priest“ entscheidet, die ihre Ausstrahlungskraft auch ohne einen mitunter ungewöhnlichen Auftritt von einem Hundertschaft-Chor aufrechtbehalten!Die Tatsache, dass viele Themen aus Händels Kammermusik in seinen dramatischen Vokalkompositionen in neuer Gestalt auftauchen, gibt uns wiederum einen guten Anhaltspunkt für die Erstellung deren ins-trumentaler Fassungen. Seine Sonaten (zwei der Schönsten von ihnen bringen wir heute zur Aufführung) können dagegen durchaus als Mini-Opern an sich betrachtet werden – mit ihrem rhetorischen Gestus und ihrer Aussagekraft, mit kontrastierenden Charakteren in Themen und Dialogen, und bisweilen einer fie-berhaften Handlung. Die Kunst, ein solches Drama zu entwerfen, war in der Barockzeit eins der primären Ziele des Instrumentalspiels und Gegenstand zahlreicher Aufsätze von Musikern und Theoretikern, zum Beispiel von Johann Joachim Quantz, der in seinem Buch über das Flötenspiel schrieb: „Der musikalische Vortrag kann mit dem Vortrage eines Redners verglichen werden. Ein Redner und ein Musikus haben sowohl in Ansehung der Ausarbeitung der vorzutragenden Sachen, als des Vortrages selbst, einerley Ab-sicht zum Grunde, nämlich: sich der Herzen zu bemeistern, die Leidenschaften zu erregen oder zu stillen, und die Zuhörer bald in diesen, bald in jenen Affect zu versetzen. (…) Man [muß] sich also, so zu sagen, bey jedem Tacte in einen andern Affect setzen, um sich bald traurig, bald lustig, bald ernsthaft, u.s.w. stellen zu können: welche Verstellung bey der Musik sehr nöthig ist.” (zit. Nach: J. J. Quantz, Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Das XI. Hauptstück. Vom guten Vortrage im Singen und Spie-len überhaupt, §§ 1, 16, Berlin 1752, S. 100, 108)Beim Erforschen altertümlicher, verstaubter Manuskripte verliert man leicht aus den Augen, welch einen beherrschenden Einfluss die damaligen Interpreten auf ihr Publikum ausübten. In einigen Berichten werden Szenen geschildert, die eher an die heutigen Rock-Konzerte erinnern als an die klassischen Recitals, wie sie uns bekannt sind. Händels Aufführungen waren mit Sicherheit berühmt für ihre ungeheure Virtuosität, weite Verbreitung fanden die Geschichten von abenteuerlichen Duellen musikalischer und leiblicher Art ... Wir hoffen, einen Hauch von diesem ungezügelten barocken Geist heute heraufzubeschwören!Piers Adams, 2015 (Übersetzung von Ewa Wessel)

KüNSTLERBIOGRAFIEN

Red priest, gegründet 1997, steht für eine der größten Erfolgsgeschichten in der heutigen internationa-len Alte-Musik-Szene. Benannt nach dem „Rothaarigen Priester“ Antonio Vivaldi, hat dieses visionäre englische Ensemble die Kunst der Aufführung barocker Musik neu definiert. Die internationale Fachpresse vergleicht Red Priest mit den Rolling Stones, Jackson Pollock, Spike Jones oder dem Cirque du Soleil und spricht von echtem „Barock‘n Roll“ und vom „Rock-Kammerensemble“, das „alle Gesetze brechend sich der Alten Musik nähert“. Das extravagante Barock-Ethos der Gruppe wurde als „visionär und ket-zerisch“, „frevelhaft, dennoch obligatorisch“, „total respektlos und hoch erleuchtet“, „völlig wild und

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LUCIO CORNELIO SILLA HWV 10

Dramma per musica in drei Akten von Georg Friedrich Händel Libretto von Giacomo Rossi

Musikalische Leitung: Enrico OnofriRegie: Stephen LawlessBühne und Kostüme: Frank philipp SchlößmannVideos: Anke TornowDramaturgie: André Meyer

Die Personen und ihre DarstellerLucio Cornelio Silla Filippo Mineccia (Altus)Metella Ks. Romelia Lichtenstein (Sopran)Lepido Jeffrey Kim (Altus)Flavia Ines Lex (Sopran)Claudio Antigone papoulkas (Mezzosopran)Celia Eva Bauchmüller (Sopran)Il dio / Scabro Ulrich Burdack (Bass)

Händelfestspielorchester Halle

Erstaufführung nach der Hallischen Händel-Ausgabe.In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

Eine Veranstaltung der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle.

Ein ausführliches Programm ist im Opernhaus Halle erhältlich.

SONNTAG | 22. NOVEMBER 2015 | 15.00 UHR | OpER HALLE

LUCIO CORNELIO SILLA HWv 10

Der „Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e. v.“ unterstützt die Arbeit der Stiftung Händel-Haus ideell und finanziell in allen Belangen, die im zusammenhang mit dem Geburtshaus von Georg Friedrich Händel stehen. Dazu gehören die Aufgaben als Musik- und Instrumentenmuseum, die Pflege der Musik des Meisters mit Konzerten und veranstaltungen, die Erhaltung des Hauses selbst, die Händel-Forschung und die Forschung zur regionalen Musikgeschichte.

Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, werden Sie Mitglied unseres Freundes- und Förder-kreises. Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 25,00 für Einzelpersonen und € 30,00 für Familien im Jahr.

Das Aufnahmeformular erhalten Sie in unserer Geschäftsstelle im Händel-Haus oder Sie finden dieses unter www.haendelhaus.de/Freundes- und Förderkreis/Mitgliedschaft.

WERDEN SIE MITGLIED

Für Mitglieder des Freundes- und Förderkreises des Händel-Hauses zu Halle e. v. ist der Eintritt in das Händel-Haus Musikmuseum frei.

TIpp

Freundes- und Förderkreisdes Händel-Hauses zu Halle e.V.

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zUR AUFFüHRUNG

Mit einem echten Thriller und einer großen Rarität wartete die Oper Halle in diesem Jahr zu den Händel-Festspielen auf: Erstmals war Georg Friedrich Händels „Lucio Cornelio Silla“ szenisch in der Saalestadt zu erleben. Tatsächlich entpuppt sich das Werk als Psychogramm eines Diktators wie es spannender nicht sein könnte. Stephen Lawless zeigt in seiner Inszenierung den allmählichen Verfall Sillas, der mit seinem willkür-lichen Verhalten selbst vor seinem unmittelbaren Umfeld nicht Halt macht. Am Pult des Händelfestspielor-chesters steht erneut der italienische Dirigent Enrico Onofri, der bereits mit vielen renommierten Orchestern musiziert hat. 1713 machte Georg Friedrich Händel Lucius Sulla, einen der grausamsten Tyrannen der römi-schen Antike, zum Helden einer Oper, die den italienischen Titel „Lucio Cornelio Silla“ trägt. Das Libretto entwickelte der Dichter Giacomo Rossi auf der Grundlage der „Parallelen Lebensbeschreibungen“ des Plutarch. Dabei griff er einzelne Aspekte der Biografie Sullas auf, die er für die Opernhandlung komprimierte. Dessen Grausamkeit und Unberechenbarkeit werden ebenso thematisiert wie sein Leben als Wüstling, der seine Ehefrau betrügt und verschiedene Frauen zwingen will, sich ihm hinzugeben. So entstand ein Werk, das ein kompaktes Porträt eines Diktators entwirft, der in seiner Hybris und seiner Verachtung selbst seine engsten Vertrauten verliert. Händel unterstreicht mit seiner Musik, die von großer Eleganz ist, die Hinterhäl-tigkeit seiner Hauptfigur ebenso wie den kämpferischen Mut des Rivalen Claudio.Bis vor gut 20 Jahren war „Lucio Cornelio Silla“ einzig durch Fragmente aus Händels Originalmanuskript und eine Dirigierpartitur bekannt. Hinzu kam noch die in Kalifornien gefundene Ausgabe des gedruckten Librettos. Auf diesen Quellen basiert die Rekonstruktion der Oper, die eine Wiederaufführung des Werkes erst möglich machte. So war sie u.a. 1993 bereits konzertant in Halle im Rahmen der Händel-Festspiele zu erleben. Als Erstaufführung der Hallischen Händel-Ausgabe ist „Lucio Cornelio Silla“ 2015 nun erst-mals auch szenisch in der Saalestadt zu sehen.

Die HandlungDer Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des Diktators und Feldherrn Lucio Cornelio Silla und seines Widersa-chers Marius ist in der entscheidenden Phase. Obwohl letzterer bei den vorangegangenen Gefechten gefallen ist, sind seine Truppen weiter auf dem Vormarsch. Trotz seiner Lage glaubt Silla immer noch über den toten Marius triumphieren zu können. Seine Gattin Metella sorgt sich um den mentalen Gesundheitszustand ihres Mannes, der scheinbar die Realität falsch einschätzt. Der in letzter Zeit übermüdete, aber gleichzeitig schlaflose Diktator lässt sich von seinem Leibarzt Lepido ein Schlafmittel verabreichen. Kaum eingeschlafen vermischen sich bei ihm Realität und Wahnvorstellungen: Er träumt, seine Macht sei göttlich legitimiert. Folglich dürfe er alle seine Ziele und Wünsche mit Krieg, Gewalt und Mord durchsetzen. Nach und nach bekommen Sillas Willkür seine bisherigen Vertrauten zu spüren. Er lässt nicht nur seinen Leibarzt, sondern auch den Neffen seiner Frau Metella verhaften und zum Tode verurteilen. Doch Metella kann die Ermordung ihres Neffen und des Arztes verhindern. Aufgrund seines angeschlagenen mentalen Gesundheitszustandes soll Silla nach Sizilien verlegt werden. Doch bevor es dazu kommt, sehen die ehemals engsten Vertrauten Sillas in dem Mord an dem Dikta-tor die letzte Möglichkeit, ihm Einhalt zu gebieten. Am Tag der Abreise nach Sizilien kommt es zu einer letzten Begegnung. Silla muss erkennen, dass die, deren Hinrichtung er befohlen hatte, noch am Leben sind ...

F. Mineccia (Silla), U. Burdack (Scabro) in „Lucio Cornelio Silla“

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ZUR SONDERAUSSTELLUNG:ROBERT FRANz IM ORIGINAL

Kabinettausstellung anlässlich des Gedenkjahres seines 200. Geburtstages

SEIT 30. OKTOBER 2015 BIS 31. JANUAR 2016 HäNDEL-HAUS, SCHATzKAMMER

ROBERT FRANz IM ORIGINAL

Stiftung Händel-Haus | Gr. Nikolaistraße 5 | 06108 Halle (Saale) www.haendelhaus.de

Mit der Konzertkarte für „Musik im Händel-Haus“ und „Focus Bohlenstube“ erhalten Sie am Konzerttag freien Eintritt in das Museum im Händel-Haus.Tickets unter 0345 / 500 90 103 oder [email protected]

MUSIKIM HÄNDEL-HAUS

16. Januar 2016Sophie Klussmann (Sopran), Chou-chane Siravossian (Violine), Fiona Stevens (Violine), Kathrin Sutor (Violoncello), Wiebke Weidanz (Cembalo) Heldinnen 20. Februar 2016Yeree Suh (Sopran), Gergely Bodoky (Flöte), Adele Bitter (Cello), Jos van Immerseel (Cembalo) La sorte mia – Geburtstagskonzert für G. F. Händel 19. März 2016Seldom Sene Scintille di Musica – Ein musikalischer Funkenregen aus drei Epochen 16. April 2016Concerto Melante Barocke Kammermusik

BOHLENSTUBEFOCUS6. März 2016Katharina Bäuml (Schalmei, Alt‐, Tenorpommer), Martina Fiedler (Truhenorgel, Cembalo) Schalmei, Chalémie, Shawm, Ciaramella 24. April 2016Ayre Baroque Flöten: Händel und die englische Musik

Seldom Sene

Sophie Klußmann Yeree Suh

Katharina Bäuml

Concerto Melante

Ayre Baroque

27. Januar 2016„Dieses Instrument leidet viele Verstimmung“ – Die Viola d’amore 23. März 2016„O Haupt voll Blut und Wunden“ – Musik am Hofe Friedrichs II 22. Juni 2016„Vivat, Sancta Cecilia!“ – Musik und Darstellungen zu Ehren der Heiligen Cäcilie

SCHÄTZE – MUSIK IM DIALOGHÄNDELS Gesprächskonzert-

reihe in Kooperation mit dem Händelfest-spielorchester Halle

KONZERTSAISON 2016

ANZ_HH_Spielzeit_2015 Programmheft HiH_148x210+3_DU_16.10.15.indd 1 15.10.15 10:59

Robert Franz (1815 –1892), Stich von Adolf Neumann nach einer Photographie aus der zeit nach 1867

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Robert Franz (1815–1892) war einer der bedeutendsten Liederkomponisten des 19. Jahrhunderts. Er wurde am 28. Juni 1815 in Halle als Sohn einer Hallorenfamilie geboren und wirkte hier viele Jahre als Organist an der Ulrichskirche. Bis zu seiner Ertaubung 1867 war er außerdem Universitätsmusikdirektor und Dirigent der Singakademie. Er leitete diese Institution mit großem Erfolg, weshalb sie seit 1907 seinen Namen trägt. Es gehört zu seinen Verdiensten, Werke alter Meister, besonders von Bach und Händel, dem Publikum wieder zugänglich gemacht zu haben. Ihm selbst war diese Tätigkeit nicht minder wichtig als sein eigenes kompositorisches Schaffen. Das geht auch aus einem autobiographischen Aufsatz hervor, den er an den renommierten Brockhaus-Verlag nach Leipzig sandte.Insgesamt schrieb Robert Franz ca. 300 Lieder, vor allem Natur- bzw. Liebeslieder. Seine Texte wählte er sorgfältig aus; Heinrich Heine, Nikolaus Lenau und Wilhelm Osterwald, aber auch Joseph von Eichendorff und Eduard Möricke gehörten zu den von ihm bevorzugten Dichtern. In ihrer nahezu zeitlosen Schönheit verfehlen die Lieder noch heute ihre Wirkung nicht. Franz’ kompositorisches Schaffen weist jedoch auch jenseits der Lieder noch einige interessante Facetten auf.Die Stiftung Händel-Haus besitzt eine beachtliche Robert-Franz-Sammlung, zu der Gegenstände aus sei-nem Nachlass, wie ein Flügel der Firma Blüthner, Möbelstücke, Notenbände, Photographien und andere Erinnerungsstücke gehören. Außerdem verfügt sie über mehrere Porträts von Robert Franz und zahlreiche Manuskripte – insbesondere Briefe und Notenhandschriften – aus seiner Feder. Ein Teil davon ist in der Ausstellung „Musikstadt Halle“ im Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus zu sehen. Hier ist Franz’ Wirken an-hand von Schautafeln, Exponaten und Hörbeispielen dargestellt. Ergänzend dazu wird seit 30. Oktober 2015 in der Schatzkammer des Händel-Hauses eine Kabinettausstellung mit mehreren selten zu sehenden Porträts und Originalmanuskripten, wie Briefen und Notenhandschriften, präsentiert. Besucher haben die Gelegenheit, in den Schriften zu blättern – wenn auch nur virtuell.Konstanze Musketa

Brief von Robert Franz an den Brockhaus-verlag Leipzig vom 13./14. Juni 1865

TIpp Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus„Musikstadt Halle“DauerausstellungSonderöffnung: 20. bis 22. November 2015, 10.00 bis 17.00 Uhr

Museumsshop im Händel-HausCD „Robert Franz, Lieder op. 1 bis 4“Hans Jörg Mammel (Tenor), Ludwig Holtmeier (Klavier)aufgenommen im Händel-Haus Halle

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ROBERT FRANz IM ORIGINAL

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AUSGEWäHLTE pROGRAMMHöHEpUNKTE

OpERN

Freitag | 27. Mai 2016 | 19.30 Uhr | Oper Halle (auch am 04. Juni und 13. Juni)SOSARME, RE DI MEDIA HWV 30 (Premiere)Oper von G. F. Händel Musikalische Leitung: Bernhard ForckRegie / Bühne: Philipp Harnoncourt Kostüme: Elisabeth AshefSolisten: Benno Schachtner, Robert Sellier, Svitlana Slyvia, Julia Böhme, Ki-Hyun Park, Michael TaylorHändelfestspielorchester HalleIn italienischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnEine Veranstaltung der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle

Samstag | 28. Mai 2016 | 14.30 Uhr | Goethe-Theater Bad Lauchstädt (auch am 29. Mai, 14.30 Uhr und am 30. Mai, 19.00 Uhr)DIDONE ABBANDONATA HWV A12Pasticcio (Oper) von G. F. Händel und L. Vinci Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner Inszenierung: Yona Kim Ausstattung: Hugo Holger Schmidt, Margrit FlagnerSolisten: Rinnat Moriah, Kangmin Justin Kim, Terry Wey, Elisabeth Auerbach, Namwon Huh, Polina Artsis Lautten Compagney BerlinIn italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.Produktion der Lautten Compagney Berlin, der Händel-Festspiele und des Theaters und Orchesters Heidelberg

Händelfestspielorchester mit Bernhard Forck

27.5.–12.6.2015 in Halle (Saale)

BERÜHRT

Wolfgang Katschner

HÄNDEL-FESTSPIELE 2016

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Hippolyte et Aricie (Szene)

Samstag | 28. Mai 2016 | 19.00 Uhr | Konzerthalle UlrichskircheCATONE HWV A7 (Konzertante Aufführung) Pasticcio (Oper) von G. F. Händel und L. LeoMusikalische Leitung: Carlo IpataSolisten: Sonia Prina, Roberta Invernizzi, Lucia Cirillo, Riccardo Novaro, Kristina HammerströmAuser Musici Koproduktion des Festival Opera Barga mit demTeatro di Pisa in Zusammenarbeit mit den Händel-Fest-spielen Halle

Samstag | 4. Juni 2016 | 16.00 Uhr | Carl-Maria-von-Weber-Theater Bernburg (auch am 05. Juni)HIppOLyTE ET ARICIE OU LA BELLE-MèRE AMOUREUSE (Deutsche Erstaufführung)Parodie nach einer Oper von Jean-Philippe Rameau Musikalische Leitung: Mira Glodeanu (Violine)Regie: Jean-Philippe DesrousseauxSolisten: Marie Lenormand, Alain Buet Puppenspieler: Gaelle Trimardeau, Bruno Coulon, Jean-Philippe DesrousseauxEnsemble PhilidOrIn französischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnProduktion des Centre de musique baroque de Versailles

Donnerstag | 2. Juni 2016 | 19.30 Uhr | Konzerthalle UlrichskircheDIDO AND AENEAS Z 626 (Konzertante Aufführung) Oper von Henry Purcell THE LOVES OF MARS AND VENUSMasque von J. Eccles und G. FingerMusikalische Leitung: Fabio BonizzoniSolisten: Raffaella Milanesi, Richard Helm, Stefanie True, Iason Marmaras, Michaela Antenucci, Anna Bessi Coro Costanza Porta – La Risonanza

Samstag | 11. Juni 2016 | 14.30 Uhr | Goethe-Theater Bad Lauchstädt (auch am 12. Juni)pUBLIO CORNELIO SCIpIONE HWV 20 Oper von G. F. Händel (Fassung der Erstaufführung 1726)Musikalische Leitung: George PetrouInszenierung: Angela Kleopatra SaroglouChoreographie: Dimitra KastellouBühne: Georgos KoliosKostüme: Giannis KatranitsasLicht: Styliani KaltsouSolisten: Yuriy Mynenko, Xavier Sabata, Juan Sanchoo; Hasnaa Bennani, Dilyara Idrosova, Petros MagonlasArmonia Atenea In italienischer Sprache ohne Übertitel.Produktion der Parnassus Arts Production in Verbindung mit den Händel-Festspielen Halle

ORATORIEN UND CHORSINFONISCHE WERKE

Freitag | 03. Juni 2016 |18.00 Uhr | Marktkirche zu Halle MESSIAH HWV 56 Oratorium von G. F. HändelMusikalische Leitung: Fabio BonizzoniSolisten: Katherine Watson, Markéta Cukrová, Krystian Adam, Thomas Bauer Coro Costanza Porta – La Risonanza

Samstag | 4. Juni 2016 | 19.00 Uhr | Georg-Friedrich-Händel HALLEBELSHAzzAR HWV 61 Oratorium von G. F. HändelMusikalische Leitung: Ottavio DantoneSolisten: Rosemary Joshua, Delphine Galou, Thomas Walker, Andreas Wolf, Valer Sabadus RIAS Kammerchor – Accademia Bizantina

Carlo Ipata George Petrou Fabio Bonizzoni Ottavio Dantone

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Freitag | 10. Juni 2016 | 20.00 Uhr | Georg-Friedrich-Händel HALLECAECICILIENODEWerke von G. F. HändelMusikalische Leitung: Diego FasolisSolisten: Lucy Crowe, James Gilchrist MDR Rundfunkchor – Kammerochester Basel

KONzERTE

Sonntag | 5. Juni 2016 | 19.30 Uhr | Marktkirche zu HalleFESTKONzERT MIT DEM GABRIELI CONSORT & pLAyERSWerke von A. Corelli und G. F. Händel Musikalische Leitung: Paul McCreeshSolistin: Gillian Webster (Sopran)Gabrieli Consort & Players

Dienstag | 7. Juni 2016 | 19.00 Uhr | Dom zu HalleHäNDELS ipOD – WAS KLANG DEM JUNGEN HäNDEL IN DEN OHREN?Musikalische Leitung: Katharina Bäuml (Barockoboe)Capella de la Torre

Donnerstag | 9. Juni 2016 | 20.00 Uhr | Georg-Friedrich-Händel HALLEHANDEL GOES WILD Improvisationen über Werke von Georg Friedrich HändelMusikalische Leitung: Christina Pluhar (Theorbe)Solisten: Nuria Rial, Valer Sabadus, Gianluigi Trovesi L’Arpeggiata

Samstag | 11. Juni 2016 | 16.00 Uhr | Leopoldina, FestsaalCONCERTI GROSSI – HäNDEL IM KREIS SEINER zEITGENOSSENWerke von G. F. Händel, A. Caldara, F. Geminiani, G. Bononcini und Ch. Avisonvon G. F. Händel und Ch. AvisonCafe Zimmermann

STARS IN CONCERT

Montag | 30. Mai 2016 | 19.30 Uhr | Leopoldina, FestsaalFESTKONzERT MIT DAVID HANSEN (ALTUS)Werke von G.F. Händel u. a.Musikalische Leitung: Alessandro De Marchi – Academia Montis Regalis

Mittwoch | 1. Juni 2016 | 20.00 Uhr | Leopoldina, FestsaalFESTKONzERT MIT ROMELIA LICHTENSTEIN (SOpRAN)Werke von G. F. Händel und G. Ph. TelemannMusikalische Leitung: Bernhard Forck – Händelfestspielorchester Halle

Samstag | 11. Juni 2016 | 19.30 Uhr | Konzerthalle UlrichskircheFESTKONzERT MIT ANNA pROHASKA (SOpRAN) UND GIOVANNI ANTONINIWerke von H. Purcell, F. Cavalli, J. A. Hasse, G. F. Händel u. a.Musikalische Leitung: Giovanni Antonini – Il Giardino Armonico

Sonntag | 12. Juni 2016 | 16.00 Uhr | Dom zu HalleFESTKONzERT MIT IAN BOSTRIDGE (TENOR)Musikalische Leitung: Steven Devine – Orchestra of the Age of Enlightenment

Paul McCreesh Capella de la Torre Christina Pluhar David Hansen Romelia Lichtenstein Anna Prohaska Ian Bostridge

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OpEN AIR

Samstag | 11. Juni 2016 | 21.00 Uhr | Galgenbergschlucht HalleBRIDGES TO CLASSICS

Sonntag | 12. Juni 2016 | 21.00 Uhr | Galgenbergschlucht HalleABSCHLUSSKONzERT G.F. Händel: Foundling Hospital Anthem u.a.Musikalische Leitung: Jan Michael HorstmannStadtsingechor zu Halle, St. Florianer Sängerknaben, Knabenchor Hildesheim – Staatskapelle Halle

Freuen Sie sich außerdem auf Vincenzo Capezzuto, Dorothee Mields, Dorothee Oberlinger & Friends, Stefan Temmingh, Bell’Arte Salzburg, Dunedin Consort, Hamburger Ratsmusik, Spark u. a. m.sowie auf mehrere genreübergreifende bzw. interkulturelle Konzerte, Kinderveranstaltungen und diverse kostenfreie Angebote.

(änderungen vorbehalten)

Abschlusskonzert in der GalgenbergschluchtJan Michael Horstmann

HÄNDEL-FESTSPIELE 2016

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IMpRESSUM

Händel im Herbst-Tage 2015 Herausgeber: Stiftung Händel-HausClemens Birnbaum, Direktor, Intendant der Händel-FestspieleGroße Nikolaistraße 5, 06108 Halle (Saale)[email protected]

Redaktion: Patricia Reese, Maria ScheunpflugRedaktionsschluss: 30.09.2015Anzeigen: Maria ScheunpflugSatz: Jo Schaller, Angela Schubert, Halle (Saale)Gestaltung Titel: Atelier Brömme, Fotografie Kampagnenmotiv: mettanest DresdenDruck: Impress Druckerei Halbritter KG, Halle (Saale)Auflage: 600Einzelheftpreis: 2,50 EFotos: Titelbild: Fotografie Kampagnenmotiv: mettanest DresdenS. 3 – Dr. Bernd Wiegand (Thomas Ziegler), S. 5 – Dr. Jürgen Fox (Saalesparkasse), S. 12 – Julia Lezhneva (Franck Juery), Concerto Köln (Harald Hoffmann), S. 15/16 – Klangstudio im Händel-Haus (Uwe Köhn), S. 20 – Wolf Matthias Friedrich (Stefan Schweiger), Sören Leupold, Markus Märkl (privat), Markus Märkl (Xenia Löffler), S. 32/33 – Gesine Adler ( Anne Hornemann), Kathrin Hilde-brandt, Robert Macfarlane, Stephan Heinemann, Tobias Mengs Irènée Peyroth, Kantorei Halberstadt (privat), S. 34 – Neue Leipziger Barockensemble (privat), Marktkantorei Halle (privat), S. 39 – Red Priest (Graham Flack), S. 43 – Filippo Mineccia, Ulrich Burdack (Anna Kolata), S. 49 – Bernhard Forck (Thomas Ziegler), Wolfgang Katschner (Ida Zenna), S. 50/51 – CXarlo Ipata (privat), Szenenfoto „Hippolyte et Aricie“ (DTombarel), George Petrou (Ilias Sakalak), Fabio Bonizzoni (Laura Crippa ), Ottavio Dantone (Mutius Music Concept), S. 52/53 – PaulMcCreesh (Ben Wright), Capella de la Torre (Thorsten Eichhorst), Christina Pluhar (Marco Borggreve), David Hansen (privat), Romelia Lichtenstein (Falk Wenzel), Anna Prohaska (Harald Hoffmann), Ian Bostridge (Sim Canetty-Clarke), S. 53 – Jan Michael Horstmann (privat), Galgenbergschlucht (Thomas Ziegler)

Programmänderungen vorbehalten.

Die Daten und inhaltlichen Informationen beruhen auf den Angaben des jeweiligen Autoren/Veranstalters/Agentur. Alle veröf-fentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste bzw. Datenbanken und Internet sowie Vervielfältigungen dürfen nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers erfolgen. Zitate aus dem Inhalt des Programmbuches der „Händel im Herbst“ 2015 erlaubt der Herausgeber, wenn die Quelle dabei angegeben wird und erbittet Belegexemplare. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Stö-rungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.

© Stiftung Händel-Haus

STIFTUNG HäNDEL-HAUS HALLE

öFFNUNGSzEITENApril bis Oktober: 10 bis 18 UhrNovember bis März: 10 bis 17 UhrMontag geschlossen

EINTRITTErwachsene: 5 e | Ermäßigt: 3,50 eEintritt frei für Kinder bis 6 JahreGruppenkarte ab 10 Pers.: 4,50 e pro Person Familienkarte: 10 e (Eltern und Kind)

DAUERAUSSTELLUNGEN„Händel – der Europäer“Historische Musikinstrumente

öFFNUNGSzEITENFreitag und Samstag geöffnetApril bis Oktober: 10 bis 18 UhrNovember bis März: 10 bis 17 Uhr

EINTRITT2,50 e (keine Ermäßigung)

DAUERAUSSTELLUNG „Musikstadt Halle“

Große Nikolaistraße 506108 Halle (Saale)

Große Klausstraße 12 (Eingang Hallorenring)06108 Halle (Saale)

WILHELM-FRIEDEMANN-BACH-HAUS

WILHELM-FRIEDEMANN-BACH-HAUS

Kombi-Ticket Händel-Haus/Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus: Erwachsene: 6,50 e | Ermäßigt: 5,50 e

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HÄNDEL-FESTSPIELE 2016

„GESCHICHTE – MYTHOS – AUFKLÄRUNG“

27. Mai bis 12. Juni 2016 in Halle (Saale)

Stiftung Händel-HausGroße Nikolaistraße 506108 Halle (Saale)

Telefon: +49 (0)345 /50090-0Fax: +49 (0)345 /50090-416

[email protected]

TIPPDas vollständige programm der Händel-Festspiele Halle ist ab sofort erhältlich. Sie finden es auch unter www.haendelhaus.de

HÄNDEL IM HERBST 201625. bis 27. November 2016

u. a. mit vivica Genaux, Olena Tokar, Monica Piccinini, Cappella Gabetta, Ensemble Daimonion

sowie der Oper Halle mit Händels „Sosarme“

TICKETS Der Vorverkauf der Händel-Festspiele 2016 hat begonnen. Sichern Sie sich jetzt die begehrten Tickets!

Hotline: + 49 (0) 345 / 565 27 06 (Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Samstag: 7 bis 14 Uhr)Online: www.haendelhaus.deVorverkaufsstellen: bundesweit bei CTS Eventim, in Sachsen-Anhalt bei TiM Ticket in den Service-Centern der Mitteldeutschen Zeitung und der Galeria Kaufhof Passage in Halle (Saale)