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4 4 6 20 Überleben in Indien Neue Leiterin von Onesimo Lebensgeschichten aus Kambodscha SERVANTS Nr.42 / September 2004 to Asia's Urban Poor NEWS

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Überleben in Indien

Neue Leiterin von Onesimo

Lebensgeschichten aus Kambodscha

SERVANTS Nr. 42 / September 2004

to Asia's Urban Poor

N E W S

dem Körper durchzuführen. Ich beuge michvor und berühre den Arm der sterbendenFrau, der nur noch ein Knochen ist. Sieschaut in meine Richtung, aber sie siehtmich nicht. Soreem erklärt mir, dass sie vorein paar Tagen ihr Augenlicht verloren hat.Sie spricht die Frau an und sagt ihr, wer sieam Arm berührt hat.

Und dann passiert es. Eine einzi-ge Geste lässt das Skelett wieder zur Frauwerden. Ihre Finger bemühen sich, denZipfel der Decke zu finden. Sie wirft ihreDecke zurück. Sie nimmt alles, was ihr anKraft übrig geblieben ist, zusammen undpresst ihre Hände aneinander. Das ist dieförmliche Begrüssung bei den Khmer; einwortloser Ausdruck der Ehrerbietung undDemut. „Akoon“, bricht es aus mir heraus.„Danke.“ Ich schaue zu Soreem. Sie weint.Diese Aids-Patientin hat all ihre Würdeaufgeboten, um uns Ehre zu erweisen. Ih-re zusammengepressten Hände haben unsihr letztes Geschenk überreicht.

Sarah Aulie

Sarah Aulie studiert Fotografiean der Wheaton Universität in denVereinigten Staaten. Ende letzten Jahresbesuchte sie Servants in Kambodscha: einMonat, der ihr Leben veränderte. In die-ser Zeit schickte sie Fotos und Briefe nachHause. Sie spiegeln die Hoffnung wider,der sie gerade dort begegnete, wo sie esam wenigsten erwartet hätte: in denGesichtern von Menschen, die an Aidserkrankt sind und im Sterben liegen.

Das GeschenkDas Zimmer wartet darauf, dass

sie stirbt. Der Boden ist frisch gewischt. Ineiner Ecke stehen Blumen, die die Köpfehängen lassen. Drei Frauen sitzen da, an-gelehnt an die Wand. Über uns hängt eingerahmtes Bild der Frau, die jetzt im Ster-ben liegt. Auf diesem Bild hat sie nochein volles Gesicht.

Vor der Tür steht ein Mönch. Er isteingewickelt in orangefarbene Kleider, einleuchtender Kontrast zur dunklen Haut.Er wartet darauf, die letzte Zeremonie über

Briefe aus dem SlumTeil ll

Die Gesichter spiegeln die

Hoffnung wider, welcher

Sarah Aulie dort begegnete,

wo sie es am wenigsten

erwartete

Kambodscha

sere Gastfamilie hatte keine eigene – uner-träglich fanden und sie deswegen am liebs-ten in der Dämmerung aufsuchten. Oderals wir aus Mangel an Alternativen – dieöffentlichen Toiletten waren ab 23 Uhr ge-schlossen – nachts die Bahnschienen nut-zen mussten, dabei freundlicherweisevon unserer Gastmutter begleitet wurdenund uns zu ihren Füssen hinhocken durf-ten… Oder wenn die zwei Hähne, die mituns und unserer Gastfamilie den Raumteilten, einen unerträglichen Lärm undDreck machten, oder wenn wir, weil wir jaso gerne Obst essen, gleich sechs Bananenauf einmal essen sollten.

8 m2 für 6 PersonenUnser Ziel für unsere ersten Wo-

chen in Indien war, das Leben im Slumkennen zu lernen, einige der Schwierig-keiten am eigenen Leib zu erfahren undein paar Brocken der Sprache aufzuschnap-pen. Über eine christliche Organisation be-kamen wir Kontakt zu zwei Familien, dieuns für jeweils zwei Wochen aufnahmenund ihre acht Quadratmeter auch nochmit uns teilten – und das mit einer Selbst-verständlichkeit und Freude, die uns echtüberwältigt hat. Die erste Familie war ei-ne Hindufamilie mit zwei kleinen Kin-dern, ihr Raum war im ersten Stock undüber eine wackelige Leiter erreichbar. Diedreijährige Puja kletterte die Leiter raufund runter, als gäbe es nichts Selbstver-ständlicheres für eine Dreijährige. Wirschleppten Wassereimer und -kanister dieLeiter rauf und sparten uns so Geld fürsFitnessstudio. So nett diese Familie einer-seits war, so hart war auch ihr Umgangs-ton – und unter dem hatten auch wir zeit-weise zu leiden. Wir haben den Eindruckbekommen, dass Hindus im Allgemeineneinen sehr rauen Umgang miteinanderhaben.

In den nächsten zwei Wochenlebten wir bei einer sehr netten moslemi-schen Familie nochmal etwas einfacher:kein Zementfussboden und nur ein Well-blechdach, was die Temperaturen extremin die Höhe treibt. Gegen Mittag, bei etwavierzig Grad Aussentemperatur aus derHütte in die Sonne zu gehen, war oft eineErleichterung. Neben dem Fitnessstudiohaben wir also auch Geld für die Saunagespart…

Namaste und herzliche Grüsse aus Indien!Wir, Anne und Biene aus dem

nördlicheren Deutschland, sind Mitte Juniin eine Grossstadt Indiens ausgereist. Wirsind langjährige und gute Freundinnenund sehr froh darüber, dass wir diesen gros-sen Schritt gemeinsam tun konnten.

Mit Humor auf die ToiletteUnsere ersten paar Wochen in

Indien sind von unterschiedlichsten Erfah-rungen und Eindrücken gekennzeichnet.Wir sind sehr froh und Gott total dank-bar, dass wir bei bester Gesundheit sindund über so manche Schwierigkeiten, diedas Leben im Slum mit sich bringt, miteiner guten Portion Humor hinwegkom-men konnten. Oftmals hat es uns gehol-fen, über uns selbst zu lachen, wenn wirin der Gefahr standen, emotional zu über-reagieren. Solche Situationen entstanden,wenn wir die öffentlichen Toiletten – un-

If you don’t have what you like,you have to like what you have!

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Anne und Biene werden

herzlich aufgenommen

Titelbild: Start in einen neuenTag am Strand von Camp Rock

Indien

Internationale ÜberweisungenFür Spenden aus dem Ausland an

Servants Switzerland benötigen Sie jenach Überweisungsformular unsere IBAN-oder BIC-Nummer:

IBAN International Bank AccountNumber: CH29 0023 3233 9078 4640 J

BIC Swift-Adresse:UBSWCHZH80A

EhrenkodexServants Switzerland hat den

Ehrenkodex der Schweizerischen Evan-gelischen Allianz unterzeichnet. Dies ver-pflichtet zu einer wahren, sachgerechtenund aktuellen Informationspolitik, Daten-schutz in Bezug auf Adressen von Spen-dern und Freunden und zum wirtschaft-lichen Einsatz der anvertrauten Mittel fürden statutarischen Zweck.

Liebe Freunde, bitte betrachtenSie diesen Einzahlungsschein nicht alsZahlungsaufforderung. Er soll für diejeni-gen eine Erleichterung sein, die unser Werkunterstützen möchten. Für Druck undVer-sand der Servants News sind wir Ihnendankbar für einen jährlichen Beitrag vonsFr. 10.– . Spenden an Servants werden zu100% für die begünstigten Projekte ein-gesetzt und lassen sich in der Schweizweitgehend von den Steuern abziehen.Die Abzugsberechtigung gilt auf jedenFall bei den Bundessteuern und bei denKantonssteuern von Basel-Stadt, Basel-land und Thurgau. Bei allfälligen Proble-men in anderen Kantonen, rufen Sie unsan: 061 381 55 46.

Steuerabzug

Kambodscha

Manila Projekte

Onesimo

Onesimo Patenschaft

Administration

Anderes: ______________________________

Indien Projekte

Kambodscha Projekte

Fair Trade

haben keine Kraft, ihre Kinder zu liebenund wurden wahrscheinlich selbst nie ge-liebt. Sie dienen jetzt einem Mann, der fürsie ausgesucht wurde, stehen ihm zur Ver-fügung und setzen zu viele Kinder in dieWelt, die auch nicht geliebt werden undirgendwann, wenn alles gut geht und sieüberleben, verheiratet werden.

Who cares?Die Schicksale sind bewegend,

wir haben viele Fragen, ob und wie wir derNot dieser Frauen begegnen können.Jesus ist die Antwort, das wissen wir. Undwir wollen sehen, dass Gottes Herrlich-keit, Würde und Liebe aus den Augen die-ser Frauen strahlt. Sie sollen erfahren,dass sie schon immer geliebt wurden,vom Schöpfer des Universums, der sich da-nach sehnt, ihr Vater zu sein.

Anne und Biene

Hausgeburt bei KerzenlichtEs gibt dort sooo viele Menschen

mit sooo vielen Nöten. Ihre Nöte beste-hen oft nicht in der Einfachheit ihresLebensstils, sondern viel mehr in schwie-rigen Beziehungen innerhalb der Familieund in Krankheiten. Eine Nachbarsfrauwurde in der Zeit, in der wir dort lebten,von ihrem ältesten Sohn geschlagen undmit einem Strick stranguliert. Ein jugend-licher Nachtarbeiter versuchte, seinendringend nötigen Schlaf zu finden, wäh-rend andere im selben Raum unterrichtetwurden. Über seiner Liege hing ein Pla-kat: „If you don't have what you like, youhave to like, what you have! – Wenn dunicht hast, was du magst, musst du mö-gen, was du hast“. In unserer Wohlstands-gesellschaft eine ganz gute Aussage, aberin winzigen Löchern, in denen in Deutsch-land nicht mal ein Hund gehalten würde…

Wir konnten auch bei einer Haus-geburt dabei sein, mit Kerzenlicht und be-stimmt 45° im Raum, der Strom war aus-gefallen. Es war das siebte Kind dieserFrau, ein Mädchen! Sie beachtete es kaumund gab es später einer Verwandten zumStillen. Hier ist jedes Mädchen aufgrundder Mitgifttradition eine grosse finanziell-le Belastung für die Familie. Viele Frauen 5

Biene lernt ein Fladenbrot

backen

Indien

Viele Frauen haben keine Kraft, ihre Kinder zu lieben

und wurden wahrscheinlich selbst nie geliebt.

BuchhaltungZur Entlastung unserer Buchhal-

terin wird jemand gesucht, der sich in dasRechnungswesen von Servants Switzer-land einarbeitet und die Buchhaltung mitder Zeit selbstständig weiterführt.

Weitere Auskunft erhalten Sie beiServants Switzerland, 061 381 55 46.

Die Tätigkeiten für Servants Swit-zerland sind ausnahmslos ehrenamtlich.Herzlichen Dank an alle, die sich für dieArmen engagieren!

Timon FreudigerAm Schweizer Nationalfeiertag,

am 1. August 2004, ist der Sohn von Ka-tharina und Markus Freudiger im SpitalLangenthal zur Welt gekommen. Wir wün-schen einen guten Start und viel Freudeals Familie.

Sponsorenlauf „Domino 2004”Am 28. August hat der Basler

CVJM/F wieder seinen jährlichen Sponso-renlauf unter dem Namen „Domino”orga-nisiert. Der Erlös ist für das geplante Ausbil-dungszentrum von Onesimo in Manila be-stimmt.

Bei strahlendem Wetter haben380 Teilnehmer beim Laufen, Inlineskatenund Schwimmen sFr.79’451.– zusammen-geschwitzt. Erfahrungsgemäss werden dieBeträge oft noch etwas aufgerundet. Ganzherzlichen Dank an alle Sponsoren undSportler.

Mich für Servants engagieren?

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Servants CH

FairkaufDie Produktion von Fair-Trade-

Produkten gibt Slumbewohnern in Mani-la, Phnom Penh und Indien Arbeit undEinkommen. Essmäntel, Rucksäcke, Ta-schen aus rezyklierten Trinktüten, Pape-terie- und Schmuckwaren werden in dieSchweiz geliefert und unter der MarkeKamay Krafts verkauft. Gesucht wird je-mand, der diese Aufgabe weiterführt, dieWaren organisiert, sie auf Märkten undVeranstaltungen verkauft, dazu Ständeaufstellt, Beziehungen zu Wiederverkäu-fern aufbaut, Produktideen vorschlägt usw.

Weitere Auskunft erhalten Sie beiNatascha Schmid, Telefon 061 382 80 30.Die Produkte aus Manila können auch imInternet unter www.kamay-krafts.org be-stellt werden.

WebmasterZuraktuellen Informationüber die

Arbeit von Servants Switzerland ist eine ei-gene Homepage geplant. Gesucht wird einWebmaster für Aufbau und regelmässigesEditieren.

Weitere Auskunft erhalten Siebei Servants Switzerland, 061381 55 46.

Nach acht Monaten hatten sieetwa einen Drittel des Betrags zusammen.Und dann starb der Vater im Juni undmusste seine Familie allein zurücklassen.Nach der ersten Trauer wird ihnen nunbewusst, dass es weiterhin ums Überlebengeht. Alle müssen nun möglichst baldeine gute Verdienstmöglichkeit finden.Das ist nicht einfach, denn die Armenwerden schlecht bezahlt. Überleben – dasSchicksal von vielen.

M. & K.

WeihnachtskartenVerschenken Sie handgefertigte

Weihnachtskarten aus Stroh. Damit unter-stützen Sie ConneXions, wo Tanu mitar-beitet. Set mit 5 Karten sFr.18.– .Zu bestellen bei: www.bornpoor.comE-Mail: [email protected] +41 32 636 22 17

In den Servants News Nr. 40 ha-ben wir über das Projekt ConneXionsberichtet, welches jungen Frauen aus denSlums Ausbildung und Arbeit anbietet.Dabei haben wir auch die zehn Mitarbei-terinnen kurz portraitiert und über Tanuund ihren herzkranken Vater berichtet.Im Juni ist er an einem Herzstillstandgestorben.

Operation zu teuerÜberall auf der Welt ist der Tod

mit Trauer verbunden. Einen geliebtenMenschen zu verlieren, tut weh. Wenndamit auch ein Erwerbsausfall verbundenist, muss das Budget neu berechnet undder Lebensstil angepasst werden.

Für unsere Nachbarn im Slum be-ginnt mit dem Tod eines Familienmit-glieds ein Überlebenskampf. Dieser Kampfhat bei Tanu bereits mit dem Herzinfarktihres Vaters im letzten Herbst begonnen.Er musste seinen Beruf als Taxifahrer auf-geben, weil der Stress in der Millionen-stadt zu gross wurde. Damit fiel auch seinEinkommen aus. Spitalaufenthalt und Me-dikamente sind aber teuer. Die Ärzte sag-ten, für das Weiterleben sei eine Herzopera-tion nötig, die aber über zweitausend Fran-ken kostet – ein riesiger Betrag für diese ar-men Leute. Der Vater verdiente vorher mo-natlich etwa hundert Franken, was geradezum Leben reichte. Krankenkassen gibt eshier nicht. Also sparte, sammelte und bet-telte die Familie, wo sie nur konnte.Um dengünstigsten Reis einzukaufen, marschier-ten sie durch die halbe Stadt. Für Gemüsereichte das Geld nur noch selten und aufFleisch mussten sie nun verzichten. Umdie nötigsten Medikamente zu bezahlen,verkauften sie ein paar Wertsachen. Undetwas vom Schlimmsten: Die Mutter muss-te den Goldschmuck, den sie für TanusHeirat bereithielt, verkaufen. Tanu soll baldheiraten und dazu gehört hier eine Mit-gift. All die Zukunftspläne und Träumesind plötzlich dahin, wenn es ums Über-leben geht.

Überleben

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Das Haus von Tanus Familie

Tanu stellt Strohkarten her

Tanu mit Arbeitskollegin

Indien

Neue Organisation „Task“Oft haben wir bisher den Ein-

druck vermittelt, wir würden unsere Ar-beit in Kambodscha selber verrichten. InWirklichkeit ist unser Einfluss als Aus-länder stark limitiert. Die Hauptarbeit ver-richten unsere achtzehn kambodschani-schen Angestellten und Dutzende frei-willige Helfer. Sie sind unsere Augen undOhren in den Gemeinden, Quartierenund Dörfern. Sie sind die Hände und Füs-se Jesu, die den Nachbarn und Armen die-nen.

Das Servants Team hat über zehnJahre in diese Menschen investiert. Schrittfür Schritt werden nun die Gesundheits-programme und Projekte,auch Halo,an ein-heimische Leiter übertragen. Dazu wird ei-ne neue Organisation mit dem NamenTask gegründet. Zur Vorbereitung sindnoch strategische Aufgaben zu erfüllenwie das Verfassen von Grundregeln,die Or-ganisationsstruktur und die Ausbildungder kambodschanischen Mitarbeiter.

Craig Greenfield,

Teamleiter und Gründer vonProjekt Halo

sie verschuldeten sich immer mehr. Kei-nes der Kinder konnte die Schule besu-chen. Nach dem Tod der Eltern wolltensie in ihrem Dorf bei ihren hilfsbereitenNachbarn und Verwandten bleiben. DasProjekt Halo ermöglichte dies und sorgtefür das Nötigste. Wöchentlich erhaltendie Kinder Besuch von einer Mitarbei-terin, die sie mit Rat und Tat unterstütztund sie ermutigt. Inzwischen ist die Fa-milie schuldenfrei. Kim möchte späterMotorradmechaniker lernen, Sok hofftauf einen Job in der Nähfabrik.

Ow NgaaDie Tochter der 69-jährigen Ow

Ngaa ist an Aids gestorben und hat zweikleine Mädchen zurückgelassen. Auch derVater ist nicht mehr am Leben. Darumschaut nun die Grossmutter zu ihren En-kelinnen und spendet ihnen Trost. DerPlan eines geruhsamen Lebensabends wur-de zerstört. Dafür verkauft Ow Ngaa nuntäglich Waren vom Fenster ihres Palm-blatthauses aus, während sie zu den Kin-dern schaut. Anfangs sorgte das ProjektHalo für die Schulutensilien der Kinderund für monatliche Reisrationen. Inzwi-schen konnte Ow Ngaa bei Halo einengünstigen Kleinkredit aufnehmen, wasihr mehr finanziellen Spielraum gibt. Siehat hier auch eine Art Sparkonto, wo sieGeld für den Wareneinkauf des nächstenMonats zurücklegt. Nun kann sie ihreFamilie und das Geschäft ohne weitereKredite selber finanzieren.

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Kambodscha

Ow Ngaa mit ihren

Enkelinnen

Sok, das jüngste von vier

Waisenkindern

Teammitglieder, die Boys und Girls vonOnesimo bereichern unser Leben. Auchunsere Nachbarn haben uns herzlich auf-genommen und stehen uns mit Rat undTat zur Seite. In Manila erleben wir, wieuns Gott durch die Wüste hindurch zumfrischen Wasser führt.

Zurück in Manila schätzen wirnun die vielen Oasen, Ruhepole und ver-tieften Beziehungen. Wir lernen, immer

besser mit der Kultur hier umzugehenund wollen auch das Sprachstudium ge-lassener angehen. Wir möchten ja selbereine Oase sein für die Menschen hier.Trotz allen Herausforderungen möchtenwir die erste intensive Zeit hier nicht mis-sen. Sie war nicht leicht, aber schön.

Ingrid & Lothar Weissenborn

Bevor wir nach fast anderthalbJahren in Manila unseren ersten Heimat-urlaub antraten, hatten wir Bedenken,wie wir unsere Rückkehr wohl emotionalverkraften würden. Wird es uns schwerfallen, unsere lieben Kinder, Verwandtenund Freunde nach dem Urlaub wieder zuverlassen? Doch diese haben realisiert,dass wir nur auf Besuch sind und unsmoralisch und geistlich unterstützt. Dashat uns sehr geholfen, unsere Heimat mitdem angenehmen Klima, dem schönenFrühling und den zwitschernden VögelnAnfang Juni wieder zu verlassen.

Der Aufenthalt in Deutschlandwar intensiv und geprägt von vielenBegegnungen, Gesprächen und Berichtenüber Servants und Onesimo. Dies war füruns selber eine Rückschau und wir erkann-ten, dass unsere erste Zeit in Manila ver-gleichbar ist mit einer Wüstenwande-rung. Seit unserer ersten Ausreise vertrau-en wir speziell der Zusage von Jesus inMatthäus 28,20: „Siehe ich bin bei euchalle Tage bis an das Ende der Welt.“ InManila erwarten uns einige grosse Her-ausforderungen. Wir üben, im Team eng-lisch zu sprechen, und um die Einheimi-schen zu verstehen, müssen wir auchTagalog lernen, was uns Mühe bereitet.Wir müssen uns einleben in die scham-und gruppenorientierte philippinischeKultur mit ganz anderen Lebenskonzep-ten. Dass nichts so läuft, wie unsere deut-schen Gedanken es planen, ist ein Stress-faktor. Neben der Sprache und der Kulturfordern uns hier auch das tropische Kli-ma, Lärm, Schmutz und Ungeziefer starkheraus.

Mitten in der Wüste finden wiraber auch viele Oasen, die uns stärkenund erfrischen: unser Team, Camp Rock,das Retreathaus, Gebetsabende mit Da-niel Wartenweiler sowie Briefe, E-Mailsund Päckchen aus der Heimat. Neue Be-ziehungen sind gewachsen und bringenFarbe in unsere Wüste. Unsere beidenHaustöchter Jessica und Jonalyn, die

Oasen in der Wüste

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Lothar und Ingrid

Weissborn mit ihren

erwachsenen Kindern

P h i l i p p i n e n

Dass nichts so läuft, wie unsere deutschen Gedanken

es planen, ist ein Stressfaktor.

KewietDie Eltern des bald einjährigen

Kewiet und seiner vier Geschwister warensehr arm. Das Baby war stark unterer-nährt und dem Tod nahe. Mutter undKind hatten beide Tuberkulose undbrauchten Medikamente. Servants konn-te mit Medikamenten und Milchpulverhelfen, besuchte sie regelmässig und ge-währte dem Vater einen Kredit, um einVelotaxi zu kaufen. Durch harte Arbeitstehen sie nun finanziell auf eigenen Füs-sen.

EwanDer achtjährige Ewan hat eine

Hirnlähmung. Er ist intelligent, aber seinKörper gehorcht den Befehlen des Hirnsnicht. Früher lag er nur in einer Ecke undkonnte weder sitzen, stehen, laufen, nochselbstständig essen. Er hatte kaum Chan-cen, je sein verborgenes Potenzial auszu-schöpfen. Nun wird er von „Little Con-querors“, einem Programm für behinder-te Kinder, gefördert und macht erstaunli-che Fortschritte. Mit Physiotherapie, Aus-dauerübungen und viel Ermutigung hater laufen gelernt und kann nun selberessen und zur Toilette gehen. Einmal proWoche erhält er zu Hause Unterricht.Nun wünscht er sich, die öffentliche Schu-le zu besuchen. Wer weiss, was in Zukunftnoch alles möglich wird!

AritArit, Kim und Sok sind drei Brü-

der zwischen neunzehn und zwölf Jah-ren. Ihre ältere Schwester ist verheiratetund wohnt in der Nähe. Als ihre Elterninnerhalb eines Monats beide an Aidsgestorben sind, übernahm der älteste Bru-der die Verantwortung für Kim und Sok.Schon während der Krankheitszeit derEltern führten die Kinder den Haushalt.Arit transportierte Kohle mit einem Velo-anhänger. Seine Brüder suchten im Abfallnach Rezyklierbarem, um es zu verkau-fen. Das reichte aber nicht fürs Essen und

Mehr SpendenErfreulicherweise haben die di-

rekten, projektbezogenen Spenden im letz-ten Jahr um sFr. 34’507.43 zugenommenund betragen insgesamt sFr. 467’827.92.In der Buchhaltung 2003 erscheinen zweineue Spendenkonti: Das Projekt Kambod-scha-Halo unterstützt HIV/Aids-Waisen,bei Onesimo Kids betreut Daniel Warten-weiler Strassenkinder unter zehn Jahren.Mit dem neuen Transferkonto unter übri-gen Erträgen und Aufwänden könnensich die Mitarbeiter auf dem Feld Geldaus ihrem Schweizer Privatbesitz überwei-sen lassen. Damit lassen sich Transferkos-ten sparen. Allfällige Spesen, die je nachWillkür der Banken trotzdem entstehen,werden prozentual zur gesamten über-wiesenen Summe abgerechnet.

100% für ProjekteServants Switzerland leitet hun-

dert Prozent der Spenden an die Projekteweiter. Durch diese „Durchlauferhitzer-Funktion“ hat der Spendeneingang auchkeinen Einfluss auf das Vereinsergebnis.Aufwand und Ertrag von Fair Trade wer-den in einem reinen Kreditorenkonto ge-führt und beeinflussen die Erfolgsrech-nung des Vereins ebenfalls nicht. Eineseparate Buchhaltung wäre zeitlich undfinanziell zu aufwändig. Der Verein darffür 2003 einen Gewinn von sFr. 4’987.05verbuchen, im Vorjahr resultierte ein Ver-lust von sFr. 1’661.90. Viele Leser der Ser-vants News kommen der Bitte nach, sichan den Kosten zu beteiligen. Dies hat zudiesem positiven Ergebnis geführt. DieKosten für Druck und Porti sowie Bank-spesen sind wieder um 20% gestiegenund bilden mit rund sFr. 9’100.– dengrössten Aufwandsposten. Der Newsletterhält aber den Kontakt zu Freunden undSpendern aufrecht und informiert sieüber die Arbeit in den Projekten.

Erna Scherrer

Kommentar zurJahresrechnung 2003

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Servants CHKambodscha

Vier Lebens-geschichten

mehrt bei Onesimo ein und bist nach unserer

Abreise zur tragenden Stütze geworden. Wie

erlebst du diese Arbeit?

Efren: Das Leitertraining und dieBetreuung von Teenagern und jungen Er-wachsenen, die bei uns Zuflucht suchen,fordert mich heraus. Ich muss mich derJugend und dem Strassenleben anpassen.Ich mache ganz andere Erlebnisse als inden zehn Jahren in der Gemeinde und alsStudienleiter. Ich brauche neue, kreativeWege, um in diesem Umfeld über Gott zureden. Und ich muss lernen, den Söhnenund Töchtern von Onesimo ein guter„Vater“ und Lehrer zu sein. Aber dasgelingt schon ganz gut und erste Früchtewerden sichtbar. Ich glaube, dass sichauch die Veränderungen in der Leitungauszahlen werden.

Ihr plant, in absehbarer Zeit als Missionare

in ein anderes asiatisches Land auszureisen.

Was ist eure Vision und wie können wir euch

unterstützen?

Efren: Seit dem Jahr 2000 habenmeine Frau und ich das Anliegen, Slum-Mitarbeiter in einem buddhistischenLand zu werden. Und nun erleben wir,wie wir Schritt für Schritt in diese Auf-gabe hineingeführt werden. Wir möchtenuns für unerreichte Menschen in denSlums von Bangkok oder Phnom Penheinsetzen. Unsere Erfahrungen in Ge-meindebau, Pastorenbetreuung, Ausbil-dung von Slum-Mitarbeitern, in Schuleund Jugendarbeit können uns auch ineiner anderen Kultur Türen öffnen. Inzwei Jahren möchten wir ausreisen. Wirbeten um moralische, geistliche und fi-nanzielle Unterstützung von Freundenund Partnern. Unsere arme Slumgemein-de unterstützt unsere Pläne, aber finan-ziell können sie nur wenig beitragen.

Armi, warum hast du die Herausforderung

angenommen, Gesamtleiterin von Onesimo

zu werden?

Armi: Noch nie habe ich sointensiv um eine Entscheidung gerun-gen. Ich forderte mehrere Zeichen, undsie trafen alle ein! Da musste ich einfachja sagen. Kompetente Leute, welche dieGrösse der Aufgabe erkannten, haben mireindringlich abgeraten. Aber ich zog

Die Leitungsübergabe vom ab-tretenden Pastor Noel Gabaldon zur neu-en Gesamtleiterin Armi Martinez ist gutaufgenommen worden. Armi Martinezunterstützt Onesimo seit Jahren ehren-amtlich, unter anderem als Vorstands-mitglied, und hat auch massgeblich beimVerfassen des Onesimo Leitfadens mitge-

arbeitet. Eine wichtige Rolle beim Lei-tungswechsel spielt Efren Roxas, derJugendpfarrer mit grosser Slumerfah-rung, der sich stark bei Onesimo enga-giert, nun aber die Ausreise in ein anderesLand plant. Christian Schneider hat mitihnen gesprochen.

Efren, du bist Slumbewohner und kooperierst

seit Jahren als Pastor und als Studienleiter

einer Mitarbeiterschulung mit Servants

Manila. Seit drei Jahren setzt du dich ver-

Neue Leiterin von Onesimo:Armi Martinez

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Efren Roxas plant die

Ausreise

P h i l i p p i n e n

Bei der Jugend und auf der Strasse mache ich ganz

andere Erlebnisse als in der Gemeinde.

Servants CH

Aktiven sFr. Passiven sFr.

PostFinance Basel - 40 38079-9 10’153.94UBS AG Basel - 233-907846.40J 100’620.87DEB Verrechnungssteuer 47.15

Kreditoren Kambodscha Phnom Penh, House of Hope 200.00Kreditoren Kambodscha,Phnom Penh Projekte 1’100.00Kreditoren Kambodscha, Child to Child 100.00Kreditoren Kambodscha, Halo Projekt 600.00Kreditoren Manila, Projekte 6’055.00Kreditoren Onesimo, Jugendarbeit 59’271.20Kreditoren Onesimo, Camp Rock 1’100.00Kreditoren Onesimo, House 100.00Kreditoren Onesimo, Patenschaften 10’500.00Kreditoren Onesimo, Kids 1’350.00Kreditoren Indien Projekt, auf Abruf 2’405.40Kreditoren Fair Trade, Umlaufvermögen 9’615.59Kreditoren IC Funding, Restguthaben 2003 218.00Transitorische Passiven 2’227.80Mehrertrag 2003 4’987.05

Eigenkapital 01.01.03 10’991.92

110’821.96 110’821.96

Vereinsvermögen per 01.01.03 sFr. 10’991.92+ Mehrreinnahmen 2003 sFr. 4’987.05

Vereinsvermögen per 31.12.03 sFr.15’978.97

4104 Oberwil, 3.Februar 2004Verantwortlich für Buchhaltung: Erna ScherrerIm Lohgraben 114104 Oberwil

Bilanz

Aktiven

Passiven

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Hauptleiterin bei Onesimo) genannt. DenWunsch nach einem Sohn hatte ich schonlange aufgegeben. Und siehe da, Gott hat-te eine andere Idee!

Mit Veränderungen muss ichmich noch zurückhalten, denn zuerstmuss ich vor allem zuhören. So macheich mir sehr viele Notizen über möglicheVerbesserungen und Verstärkungen. Dabeiist mir auch Efrens Rat eine grosse Hilfe.

Was möchtest du unseren Freunden in

Deutschland und der Schweiz noch sagen?

Armi: Mich ermutigt Gottes Idee,dass wir als Christen ein Leib sind. Gottbeauftragt für eine Aufgabe nicht blosseine Person, sondern viele Persönlichkei-ten mit verschiedenen Rollen.

Leiterschaft kann hart und aucheinsam sein. Dann denke ich an den Leibund danke Gott für Menschen wie ihr inEuropa, die mit uns unterwegs sind.

Interview: Christian Schneider

einen unpopulären Entscheid vor, weilich glaube, damit Gottes Willen zu tun.In meiner Vorstandszeit wurde ich auchmit schwierigen Situationen konfrontiert.Dabei ist mir klar geworden, dass ichmich besser für ein direktes Engagementeigne. Die Gesamtleitung entsprach aberzunächst überhaupt nicht meinemWunsch, besonders wenn ich an meinenkranken Mann dachte. Aber mein Herzsagte mir, dass ich mit meinen Begabun-gen und Erfahrungen ein Segen fürOnesimo sein kann.

Was für eine Ausbildung und welche

Erfahrungen hast du?

Armi: Ich bin Sozialarbeiterinmit einem Universitätsdiplom mit Schwer-gewicht Stadtarbeit. Ich arbeitete für meh-rere Organisationen in Stadt- und Land-gebieten, auch unter Stämmen. Ich warfast immer für Ausbildung verantwort-lich. Auch in meiner Kirchgemeinde warich über zehn Jahre lang für die Schulungmitverantwortlich. Seit 2001 bilde ich beiOpen Doors Frauen in Vietnam und Laosaus. Seit kurzem helfe ich auch Nichtre-gierungs-Organisationen, die ein Zertifi-kat zur Steuerbefreiung anstreben.

Und wie geht es deiner Familie?

Armi: Ezra, mein Mann, ist Geo-loge/Hydrologe, war aber sechs Jahre langvollzeitlich Pastor, bis er 1999 ernsthaftan den Nieren erkrankte. Er braucht zwei-mal pro Woche eine Dialyse. Im Aprilsetzte eine Niere vollständig aus. Sobaldein geeigneter Organspender gefundenwird, muss er sich einer Transplantationunterziehen. Trotzdem hilft er so weit wiemöglich mit seinem geologischen Wis-sen. Kürzlich war sein Expertenwissengefragt, als ein Bergstamm eine Wasser-versorgung erhielt. Diese Leute sind sehrdankbar, dass sie jetzt nicht mehr auf denBerg klettern müssen, um Wasser zu holen.Unsere älteste Tochter studiert, die beidenjüngeren gehen noch zur Schule.

Seit zwei Wochen leitest du Onesimo. Wie

sind deine ersten Erfahrungen?

Armi: Es war überwältigend. Fastfünfzig Burschen haben mich Nanay(d.h. Mutter, die Bezeichnung für eine 9

P h i l i p p i n e n

Fast fünfzig Burschen nennen mich Mutter.

Armi Martinez, die neue

Leiterin

Servants CH

Aufwand sFr. Ertrag sFr.

Spendeneingang 2003Phnom Penh Projekte, House of Hope 5’296.10Kambodscha, Phnom Penh Projekte 12’890.00Kambodscha, Child to Child 1’350.00Kambodscha, Halo (neu ab 10.03.) 1’200.00Manila, Projekte 33’463.00Onesimo, Jugendarbeit 263’815.52Onesimo, Camp Rock 26’285.00Onesimo, House 350.00Onesimo, Patenschaften 97’646.90Onesimo, Kids (neu) 13’350.00Indien, Projekt 1’405.40IC Beiträge, Missionare 3’876.00IC Spenden, allgemein 6’900.00

Übriger Ertrag/TransfersFair Trade, Barverkäufe CH 7’379.65Zinsertrag, Bank/Post 134.70Mitarbeitertransfer, Daniel Wartenweiler 10’000.00Beiträge Administration, Missionare 1’744.00Administration, gebunde Spenden 12’556.00Verein Servants, Mitgliederbeiträge 140.00

Spendentransfers 2003Via UBS/PostKambodscha Phnom Penh, House of Hope 5’796.10Kambodscha, Phnom Penh Projekte 13’190.00Kambodscha, Child to Child 1’350.00Kambodscha, Halo Projekt 600.00Manila, Projekte 28’863.00Onesimo, Jugendarbeit 235’384.52Onesimo, Camp Rock 25’555.00Onesimo, House 250.00Onesimo, Patenschaften 95’736.90Onesimo, Kids 12’000.00Indien Projekt, auf Abruf -IC Funding, Zahlung für 2002+2003 14’985.50

Übriger AufwandFair Trade, Wareneinkauf/Spenden 3’193.46Büromaterial 77.80Rundbriefe, Druck- + Versandkosten 7’816.70Bank-/Postspesen/Porti, Fixkosten 1’283.15Öffentlichkeitsarbeit, Jahresbeitrag SEA usw. 410.00Reisekosten, Missionare IC Meeting -Mitarbeitertransfer, Daniel Wartenweiler 10’000.00

456’492.13 499’782.27Kreditoren Bilanz 2002, ausbezahlt 2003 54’312.10Kreditoren Bilanz 2003, fällig Zahlung 2004 92’615.19Mehreinnahmen 2003, Ertrag Verein 4’987.05

554’094.37 554’094.37

Jahresrechnung 2003 1. Januar bis 31. Dezember 2003

Ertrag

Aufwand

Erfolgsrechnung

20

zweites Lager mit dreissig Strassenkin-dern durch, die viel schwieriger waren alsdie im ersten Camp, doch die Leiterwaren erfahrener, reifer und verantwor-tungsbewusster. Die Zerbrochenheit derKinder hat uns erschüttert, aber ihreDankbarkeit hat uns ermutigt.

Stimmen aus dem Camp„Wir sind glücklich hier, es gibt

jeden Tag zu essen und die Leiter sind gut zu

uns“ (Jimboy,11).

„Zum ersten Mal fühle ich mich

geliebt, auch wenn ich etwas Dummes

gemacht habe. Zu Hause werde ich geschla-

gen“ (Rose-Ann, 6).

„Können wir noch eine Woche län-

ger bleiben? Ich will nicht heim. Es tut so

gut, zu weinen“ (Jimily, 5).

Die ZukunftTäglich sind wir von den Ge-

schichten und Nöten unserer Schützlingebetroffen. Einige Beispiele:

Jessica (4) sei von einem Auto an-gefahren und ins Spital gebracht worden,berichten uns Kinder. Als wir dort ein-treffen, läuft eine Untersuchung, weilniemand weiss, zu wem das Mädchengehört. Seine Mutter ist im Gefängnis, derVater ist süchtig und will seine Tochternicht einmal besuchen. Dafür bleibt ihreelfjährige Schwester über Nacht bei ihr.

Rosalie (11) lebt mit ihrer Mutterund fünf Geschwistern auf der Strasse,der Vater hat sie verlassen. Nun hat siehohes Fieber und seit einer Woche nichtsmehr gegessen. Ihre Atmung ist schwachund der Puls schnell. Das Geld für eineBehandlung fehlt. Als wir sie zum Arztbringen, diagnostiziert er eine schwereLungenentzündung, die zweithäufigsteTodesursache von Kindern.

Andi (11) möchte gerne zur Schu-le, aber seine Mutter hat ihn verlassenund sein Vater ist Alkoholiker und kaumansprechbar. Wir helfen ihm bei den For-malitäten, kaufen ihm die nötige Schul-uniform und Schulmaterial. Einer meinerMitarbeiter betreut ihn nun regelmässig.Auch andere Kinder wollen ohne Unter-stützung der Eltern zur Schule. Wir möch-ten ihnen helfen, können aber den Elternauch nicht alle Verantwortung abneh-men.

Vor wenigen Monaten habe ichbegeistert über mein neues Team für dieKinderarbeit und über die Eröffnung einesZentrums in San Roque berichtet. Zu viertzogen wir dort ein, um uns besser kennenzu lernen und uns auf die Arbeit unterden Strassenkindern zu konzentrieren.Wir hatten eine intensive Zeit des Ler-nens, Austauschens, Betens und warenoft auf der Strasse in Quiapo.

Die KriseDann geschahen einige sehr trau-

rige Dinge in meinem Team und wir gin-gen durch einen sehr schwierigen Pro-zess der Aufarbeitung. Nelson, mein engs-ter Mitarbeiter und Freund musste mitzwei weiteren Mitarbeitern Onesimo ver-lassen. Joseph und ich blieben alleinübrig. Wir waren wie gelähmt und konn-ten so nicht weitermachen. Wir schlos-sen unser Zentrum für zwei Monate,Joseph zog zurück ins Onesimozentrum.Ich blieb allein zurück und fragte mich,ob alles zu schnell ging, ob ich meinenMitarbeitern zu fest vertraute und wie esnun weitergehen soll. Doch die Visionund die Leidenschaft für die missbrauch-ten und vernachlässigten Kinder bliebenund ich ging weiterhin auf die Strassenvon Quiapo.

Der NeuanfangFür Joseph und mich war klar,

dass wir das geplante zweite Camp mitden Kids von Quiapo nur zusammen mitweiteren Mitarbeitern durchführen konn-ten. An den Onesimo-Camps lernten wirverschiedene junge Leiter aus den Slum-kirchen kennen, die sich sehr für unsereArbeit interessierten. In kurzer Zeit hat-ten wir ein Team von sechzehn Mitarbei-tern mit Erfahrung in Kinderarbeit zu-sammen. Ferdie, ein reifer junger Ge-meindeleiter, arbeitet nun als freiwilligerMitarbeiter bei uns und lebt mit Joseph,Boy und mir in unserem Teamzentrum.Im Mai führten wir in Camp Rock unser

Mein Wunsch: ein Drop-in-Zentrum für die Schwächsten

10

P h i l i p p i n e n

und nun können sie die Schule besuchen.Sie möchten mit mir basteln, wozu ichleider nicht Zeit habe. Darum spielen siemiteinander Memory, während ich meinBrot mangels Ofen in einer grossen Pfan-ne backe. Die Mädchen staunen über meinBrot. Meine Kostprobe schmeckt ihnenaber nicht, denn sie kennen nur süssesWeissbrot.

Anerkennung für den AbfallwartDanach besuche ich eine benach-

barte hochschwangere Freundin. Der ge-plante Kaiserschnitt ist verschoben wor-den, weil das Baby noch zu klein sei. Diearme Frau kann sich kaum mehr bewe-gen. Die Familie lädt mich zum Nacht-essen ein. Der Reis, die saure Suppe undeine Avocadocrème zum Dessert schme-cken sehr fein. Die Familie geniesst dieZeit miteinander, denn sonst arbeitet die-se Mutter sehr viel ausser Haus. Auf demHeimweg plaudere ich wieder da unddort ein wenig und merke, wie mich diesglücklich macht. Oft fehlt mir dazu dieZeit. Nach neunzehn Uhr komme ichnach Hause und ich bringe noch meinenAbfall zur Recyclingstelle, die auf Initia-tive meines Servants Mitarbeiters PeterNitschke erstellt worden ist. Nun regnetes und ich rutsche in meinen Flipflopsdurch den Schlamm. Der Betreuer derRecyclingstelle zeigt mir, was in welchenSack gehört. Alles was mit Abfall zu tunhat, ist in dieser Kultur schlecht angese-hen. Umso höher achte ich alle, die indiesem Projekt mitarbeiten und betonemeine Anerkennung für seinen guten Job.

Daheim wasche ich mir gründ-lich die Füsse und setze mich wieder anden Schreibtisch. Ich sollte noch einenArtikel für die Servants News schreiben…Ich notiere mir einige Stichworte undklappe dann aber das Pult bald zu. ZumSchreiben bin ich zu müde, aber ich lesenoch eine Weile, nehme ein Bad mit Kes-sel und Schöpfkelle und stelle fest, dass esheute gar nicht so heiss war. Gegen 23 Uhr lege ich mich unter meinem Mos-kitonetz schlafen und wünsche meinerSchildkröte eine gute Nacht.

Regula Hauser

P h i l i p p i n e n

19

Simon Fank-hauser ist Ende Juni nachManila ausgereist undhat die erste Zeit als an-genehm empfunden.SeitMitte Juli lebt er beieiner Familie in SanRoque, die sehr dafürbesorgt ist, dass er sich wie zu Hausefühlt. Dennoch realisiert er erst allmäh-lich, wo er jetzt lebt und was mit ihmpassiert. Sich an die neuen Lebensum-stände und Tagesabläufe im Slum zu ge-wöhnen, braucht Zeit, ebenso das Spra-chenlernen und Kontaktknüpfen. Simonstellt sich Schritt für Schritt den neuenspannenden Herausforderungen der Phi-lippinen.

Simon Fankhauser, Manila

Konfrontiert mit den Schicksalenvon über fünfzig Strassenkindern wün-schen wir uns ein Drop-in-Zentrum, da-mit wir die vielschichtigen Probleme ge-samtheitlich angehen können.

Mit einem vielseitigen Angebotwie Schulhilfen, Kidsclub, Essen, medizi-nische Versorgung, Dusche, Zufluchtsort,Workshops und Seelsorge auch für dieEltern könnten wir auf mehreren Ebenenwirken und Hand bieten zu einer nach-haltigen Veränderung im Kampf für dieSchwächsten unserer Gesellschaft: die miss-brauchten und vernachlässigten Kinder.

Daniel Wartenweiler

Brand in San Roque

P h i l i p p i n e n

In der letzten Ausgabe der Ser-vants News haben wir vom Brand in SanRoque berichtet.

Am 1. Mai 2004 brannte ein Teildes Slumgebiets ab, weil die Löschfahr-zeuge nicht in die engen Gassen vordrin-gen konnten. Über tausend Familien wur-den obdachlos. Der Staat beschränkteseine Hilfe auf die Verteilung von Essens-rationen. Zahlreiche Freunde von Ser-vants sind dem Spendenaufruf von Da-niel Wartenweiler gefolgt und haben sFr. 40’000.– einbezahlt. Die Opfer orga-nisierten selber den Einkauf und die Ver-teilung der Hilfsgüter wie Küchenartikel,Bettwaren und Wellblech an über tau-send Familien. In Ruinen und unter Plas-tikblachen leben sie weiter und bauen wie-der auf. Sie können immer noch lachenund hoffen auf eine bessere Zukunft.Danke für die spontane Hilfe! 11

Brand in San Roque:

die Opfer organisierten selber

den Einkauf und die

Verteilung von Hilfsgütern an

über tausend Familien

Servants SwitzerlandHegenheimerstrasse 193CH-4055 BaselTelefon: +41 61 381 55 46E-Mail:[email protected]

Bank: PC 40-4614-0, UBS Basel, Konto 907846.40J-233, Servants Switzerland

Auflage: 1400 ExemplareRedaktion: Markus SiegenthalerLayout: Rita Binkert

Impressum

www.servantsasia.orgwww.onesimo-foundation.orgwww.kamay-krafts .orgwww.bornpoor.com

Servants Kambodscha G.P.O. Box 538Phnom Penh CambodiaTelefon / Fax +855 23 425 045 E-Mail:[email protected]

Servants PhilippinenP.O. Box AC-5691109 Quezon CityMetromanila, PhilippinesTelefon: +632 926 76 88E-Mail:[email protected]

Servants Indienc/o Servants SwitzerlandHegenheimerstrasse 151CH-4055 Basel+41 61 381 55 46E-Mail: [email protected]

Links

Aufregung kostet EnergieGegen neun Uhr gehe ich aus

dem Haus. Ich habe mit drei Jugend-lichen abgemacht, um ihnen Geld für einAusbildungsprojekt zu übergeben. EineMutter hat dafür Geld geliehen, brauchtes nun aber zurück. Ich will den Betragvom Konto abheben, leider komme ich auchnach zwei Stunden Verhandeln mit derBank nicht an mein Geld. Ich kann derFrau so viel übergeben, wie sie dringendbraucht, den Rest muss ich ihr späterüberweisen. Die Bank erteilt mir wiedereinmal eine Lektion in Bürokratie. Und mei-ne Aufregung kostet mich noch zusätzli-che Energie.

Nun gehe ich zu Fuss zum Ser-vants Büro. Das Gehen durch die ruhigeStrasse mit Pflanzen am Rand tut mir gutund gibt etwas Energie. Im Büro erwartenmich einige dringende Telefonate und E-Mails. Meistens teilen sich hier mehrerearme Familien ein Handy und kommuni-zieren mit SMS, weil dies günstiger ist alsein Telefonanschluss. Auf dem Heimweggehe ich bei Emma vorbei. Sie hat michper SMS gebeten, bei einem Kirchenkon-flikt zu vermitteln. Das Problem ist kom-plex und ich verspreche, einen Beitragzur Bewältigung zu leisten. Ich werde ge-nügend Zeit brauchen, um mich gut dar-auf vorzubereiten.

Während ich am Markt vorbei-gehe, kaufe ich Gemüse und Mehl ein.Die Mittagszeit ist vorüber und meineWohnkollegin hat bereits gegessen, ver-mutlich bei ihren Verwandten. Ich kochemir Hörnli an Peperoni-Käsesauce. Wennich alleine esse, koche ich nur selten Reis.Nach dem Essen mache ich einen Brot-teig. Der Kindergarten ist zu Ende und esist recht ruhig. Ich gönne mir ausnahms-weise einen Mittagsschlaf.

Von der Strasse in die SchuleNun bereite ich ein Modul für

eine Leiterschulung von Onesimo zumThema innere Heilung vor. Bis jetzt hateine Psychologin dieses Modul geleitet,aber diesmal ist sie verhindert. Dafürkönnen wir das Programm nun spezifischauf die Bedürfnisse der Teilnehmer aus-richten. Plötzlich klopfen drei Nachbars-mädchen heftig an die Tür, frühere Stras-senkinder unseres Slums. Meine FreundinGilda hat ihnen das Lesen beigebracht

An den meisten Tagen bin ichviel unterwegs, nehme an Besprechungenteil und arbeite im Büro von Servants.Manchmal arbeite ich auch zu Hause anmeinem Schreibtisch und besuche Nach-barn. Meistens diktieren verschiedensteUmstände meine Zeiteinteilung.

Mein „Feiermorgen“Ich erwache um sechs Uhr und

geniesse meinen „Feiermorgen“. Weil amAbend meine produktivste Zeit ist, habeich mir als Alternative zu einem norma-len Feierabend eine ruhige Zeit am Mor-gen eingerichtet. Ich nütze die Zeit bisneun Uhr zum Nachdenken und zum Le-sen. Mindestens einmal in der Wochegehe ich joggen. Schon nach sieben Uhrwird es dafür zu heiss. Ich nehme mir Zeitfür ein gemütliches Frühstück mit einemphilippinischen Espresso. Wenn nicht ge-rade jemand die Lautstärke seiner neuenSoundanlage testet, bleibt es bis acht Uhrruhig. Dann kommen die Vorschulkinderin das untere Stockwerk. Da wir keineTüren haben, ist der Kinderlärm bis nachdem Mittag gut hörbar, was mich abernicht stört.

Ein Tag im Leben von Regula Hauser

P h i l i p p i n e n

In Regulas Wohnquartier

che Mahlzeit. Viele haben vorher nochnichts gegessen. Hunger gehört hier zumAlltag, gesprochen wird darüber aberkaum. Weil die Kasse leer ist, gibt esheute nur ein kleines Stück Kuchen, wel-ches von einem Sozialarbeiter gestiftetwird. Ein Junge nimmt sein Kuchen-stück nach Hause. “Meine Mutter istkrank und wir haben daheim nichts zuessen”, erklärt er.

Später führt uns Ruth zu einigenFamilien. Sie leben in provisorischen Un-terkünften in einer langen Reihe riesigerLagerhallen, die mit Sperrholz in kleineetwa zwölf Quadratmeter grosse Räumeunterteilt sind. In jedem Raum lebt eineFamilie, manchmal sogar zwei. Diemeisten Räume sind ohne Tageslicht. Diemeisten Familien sind kinderreich undihre Mütter wirken müde. Ruth Palmakennt sie alle persönlich und wechseltmit allen ein paar Worte. Unverkennbarsind die Lighthouse-Kinder besser ge-nährt als andere und ihre Augen strahlenHoffnung aus.

In einem halb abgebrannten Ge-bäude treffen wir auf die kranke Mutter,die von ihrem Jungen das Kuchenstückerhalten hat. Wir rühmen ihr Kind undhoffen, dass ihr dies Energie zur Gene-sung gibt. Am liebsten würden wir hiernoch mehr helfen, aber weil wir vonHunderten ebenso Bedürftiger beobach-tet werden, können wir nicht Einzelnebevorzugen. So überwältigend ist Armut.

Seit einem Jahr unterstützt Ser-vants Manila den Lighthouse Kindergar-ten im Smokeygebiet in Tondo. Weil hierdie Armut besonders gross ist, verzichtetServants auf ein Schulgeld. Die Leiterindes Kindergartens, Ruth Palma, kümmertsich besonders um Kinder der ärmstenFamilien und hat mich und Jo Ward zueinem spontanen Besuch empfangen.

Kuchen für die kranke MutterEtwa hundert Kinder sitzen in ei-

nem offenen Korridor zum Singen, Bas-teln und Spielen. Ruth Palma leitet siemit einem Mikrofon an. Die Schule um-fasst etwa 160 Kinder, die zu verschiede-nen Zeiten in kleineren Klassen unterrich-tet werden. Die Atmosphäre ist freund-lich und fröhlich. Die Kinder beteiligensich stolz und aktiv am Unterricht. Anden meisten Tagen erhalten sie zusam-men mit ihren Lehrerinnen eine einfa-

Der Leuchtturm – ein bemerkenswerterKindergarten

12

Ruth Palma leitet ihre

vielen Lighthouse-Kinder mit

einem Plakat an

P h i l i p p i n e n

Diese Leute handeln ganz im Sinn von Servants, nur

besser und umfassender.

handlung findet im renommierten Maka-ti Medical Center statt, soll aber mehrund mehr in die Slums, wo ja die Patien-ten leben, verlagert werden. Hier kann ichmeine Erfahrungen mit Servants, meineAusbildung und mein Forschungswissen

gut einbringen. Vergleichbare Institutio-nen gibt es nur eine Handvoll auf derWelt. Ich erhalte nur einen philippini-schen Lohn, was zu wenig ist. Aber wirsind zuversichtlich, dass sich eine Lösungfinden lässt. Wir freuen uns auf nächstesJahr. So ist es schön, wieder direkt bei Ser-vants und Onesimo zu sein, wo sichJanice engagieren wird. Ich wünsche mirneben der Arbeit genug Zeit, um den Ar-men ganz einfach Freund und Gefährtezu sein.

Christian Auer

Mehr HungerKürzlich las ich in einer philippi-

nischen Tageszeitung, dass in den Philip-pinen nun 36 Millionen Leute vom Hun-ger bedroht sind, beinahe sieben Millio-nen mehr als anfangs dieses Jahres. EinKommentator ereifert sich über die Poli-tiker: „Jeder Parlamentarier erhält pro Mo-nat mindestens sechs Millionen Pesos,die er zum Wohle des Landes einsetzensoll. Aber man sagt, dass mindestens einViertel davon direkt in die Taschen dieserPolitiker wandert. Politik bedeutet für sieden Zugang zum Leben der Reichen undBerühmten. Nun ja, sie arbeiten an Ge-setzen, dem Grund ihrer Existenz. Abersie arbeiten an Gesetzen, die vor allemden Reichen oder Superreichen zugutekommen. Ein paar Brosamen mögen zuden Armen gehen. Unsere Politiker lebenalso in vergoldeten Villen. Unsere Armendarben in den Slums. Sie sind Welten von-einander getrennt. Dies ist die philippini-sche Wirklichkeit. Demokratie ist eineIllusion.” Vor achtzehn Jahren war ich daserste Mal in den Philippinen und mirscheint, dass die Situation noch nie soschlecht war wie jetzt.

Vor der AusreiseManchmal haben wir als Ehe-

paar und unsere Freunde im Servants Teamgenug von diesem so schönen aber auchso kaputten Land. Und doch bereichernuns die Filipinos mit ihrer liebenswürdi-gen, gewinnenden Art und wir erfahrenGottes Güte gerade auch dort. Nach knappzwei Jahren im schönen Bottmingen stell-te sich meiner Frau Janice und mir dieFrage nach unserem künftigen Zuhause.Uns wurde klar, dass wir mit unserer Le-bensgeschichte und den beruflichen Er-fahrungen eher in die Philippinen zu denArmen gehören. Wenn alles klappt, lebenwir ab Februar 2005 wieder in Manila. Ichhabe ein Stellenangebot in einem Zen-trum, das Patienten mit hochresistenterTuberkulose kostenlos behandelt. Die Be-

Zentrumfür arme Tuberkulosekranke

17

Janice und Christian Auer

mit Natalia(3)und Jonathan(2)

P h i l i p p i n e n

Ich wünsche mir Zeit,

um den Armen ganz einfach Freund und Gefährte zu sein.

an der Decke. Ruth erinnert sich an dieDunkelheit bei ihrem letzten Besuch.

Ich bewundere Leute wie RuthPalma und ihr Team, die sich ganzheit-lich für die Menschen einsetzen. Immerwieder finden sie neue Energie und Ideen,um zu helfen: Sie verhandeln für Wohn-raum, verhelfen zu Eheverträgen und Ge-burtsurkunden, damit die Kinder zurSchule gehen dürfen, helfen bei medizi-nischen Notfällen und auch bei Bestat-tungen. Diese Leute handeln ganz imSinn von Servants, nur besser und um-fassender. Wir unterstützen sie darumweiterhin und haben den Vertrag mitdem Lighthouse Kindergarten um ein wei-teres Jahr verlängert.

Regula Hauser

Fünfjährige helfen, Geld zu verdienenAuf dem Hallendach treffen wir

einen fünf- und einen achtjährigen Jun-gen, die dem Kindergarten plötzlich fernblieben. Mit Abfallsammeln verdienen sietäglich einige Pesos. Der Gestank ist hierbeissend. Auch Leim ist zu riechen. Da-mit betäuben sich Kinder, damit sie dieseArbeit überhaupt aushalten. Die Auswir-kungen auf ihre Entwicklung sind ver-heerend. Die Lehrerinnen berichten, dasseinige Kinder nicht auf die Schulreisekommen wollten, weil sie dies am Geld-verdienen gehindert hätte. Die Fünfjäh-rigen liessen sich dann aber doch vomMehrwert der Reise überzeugen und ka-men begeistert wieder nach Hause.

Ein anderes Kind lebt mit seinerFamilie auf einem Kariton, einem selbstgebastelten Holzwagen, der sonst fürTransporte oder als Marktstand dient.Menschen, die auf einem Kariton schla-fen, leben eine knappe Stufe besser alsjene direkt auf dem Trottoir. Um ihreWürde zu wahren, verzichte ich darauf,ein Foto von ihnen zu machen.

Zuletzt besuchen wir Jamie, einaufgewecktes Mädchen, das mir schonam Morgen aufgefallen ist. Ihr Vater istkürzlich tödlich verunfallt, ein Bruder er-trank letztes Jahr im Fluss. Die schäbigeHütte von Jamies Familie misst etwa sie-ben Quadratmeter und ist unter einerBrücke gebaut. Dafür bietet sie eine schö-ne Aussicht aufs Meer. Stolz bittet uns Ja-mie herein und zeigt auf die Glühbirne

13

Fischverkauf im Slum:

beissender Verwesungsgeruch

in der brütenden Hitze

Kinder spielen in kleinen

Räumen im Lighthouse

P h i l i p p i n e nP h i l i p p i n e n

WorkcampsGleich nach den Feriencamps be-

gannen die Vorbereitungen für zwei Work-camps im Juli.

Einundzwanzig Boys und Girlshaben sich entschlossen, in eine der the-rapeutischen Lebensgemeinschaften vonOnesimo einzusteigen. Das sind vor allemheimatlose Teenager von den Müllhaldenund Strassen Manilas, die durch Strassen-einsätze in Kontakt mit Onesimo gekom-men sind. Wir hoffen, dass ihnen der Ein-stieg in ein neues Leben gelingen wird.

Ende Juli haben fünfzehn Mäd-chen den Ausstieg aus dem Strassenlebengewagt und mit einer Freizeit in CampRock begonnen.

Christine & Christian Schneider

Workcamps

Gemeinsames Arbeiten

während dem Drogenentzug:

Camp Rock bekommt ein

neues Geländer

16

„Ich habe Wertschätzung gelernt“

P h i l i p p i n e n

15

P h i l i p p i n e n

14

FeriencampsIm April und Mai fanden in Camp

Rock wieder sechs Feriencamps statt mitinsgesamt 510 Teilnehmern und Leiternaus den Armenvierteln. Die Leiterin derCamps, Hazel Formillieza, hat die Teilneh-mer am Schluss gefragt, was für sie dasWichtigste ist, das sie gelernt haben. Hierein paar Antworten:

Christine & Christian Schneider

«Ich habe viele neue Freunde.»

«Gott hat einen Plan mit meinem Leben.»

«Gott liebt die Armen und Unterdrückten.»

«Wertschätzung für die Schöpfung und für mein Leben.»

«Ich bin nun unabhängiger.»

«Ich lernte zu vergeben.»

«Leiden führt zum Sieg.»

«Ich habe Geduld gelernt.»

«Ein Christ soll wahrhaftig sein, in- und auswendig.»

Hazel Formillieza (links

aussen) hat die Feriencamps

organisiert

an der Decke. Ruth erinnert sich an dieDunkelheit bei ihrem letzten Besuch.

Ich bewundere Leute wie RuthPalma und ihr Team, die sich ganzheit-lich für die Menschen einsetzen. Immerwieder finden sie neue Energie und Ideen,um zu helfen: Sie verhandeln für Wohn-raum, verhelfen zu Eheverträgen und Ge-burtsurkunden, damit die Kinder zurSchule gehen dürfen, helfen bei medizi-nischen Notfällen und auch bei Bestat-tungen. Diese Leute handeln ganz imSinn von Servants, nur besser und um-fassender. Wir unterstützen sie darumweiterhin und haben den Vertrag mitdem Lighthouse Kindergarten um ein wei-teres Jahr verlängert.

Regula Hauser

Fünfjährige helfen, Geld zu verdienenAuf dem Hallendach treffen wir

einen fünf- und einen achtjährigen Jun-gen, die dem Kindergarten plötzlich fernblieben. Mit Abfallsammeln verdienen sietäglich einige Pesos. Der Gestank ist hierbeissend. Auch Leim ist zu riechen. Da-mit betäuben sich Kinder, damit sie dieseArbeit überhaupt aushalten. Die Auswir-kungen auf ihre Entwicklung sind ver-heerend. Die Lehrerinnen berichten, dasseinige Kinder nicht auf die Schulreisekommen wollten, weil sie dies am Geld-verdienen gehindert hätte. Die Fünfjäh-rigen liessen sich dann aber doch vomMehrwert der Reise überzeugen und ka-men begeistert wieder nach Hause.

Ein anderes Kind lebt mit seinerFamilie auf einem Kariton, einem selbstgebastelten Holzwagen, der sonst fürTransporte oder als Marktstand dient.Menschen, die auf einem Kariton schla-fen, leben eine knappe Stufe besser alsjene direkt auf dem Trottoir. Um ihreWürde zu wahren, verzichte ich darauf,ein Foto von ihnen zu machen.

Zuletzt besuchen wir Jamie, einaufgewecktes Mädchen, das mir schonam Morgen aufgefallen ist. Ihr Vater istkürzlich tödlich verunfallt, ein Bruder er-trank letztes Jahr im Fluss. Die schäbigeHütte von Jamies Familie misst etwa sie-ben Quadratmeter und ist unter einerBrücke gebaut. Dafür bietet sie eine schö-ne Aussicht aufs Meer. Stolz bittet uns Ja-mie herein und zeigt auf die Glühbirne

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Fischverkauf im Slum:

beissender Verwesungsgeruch

in der brütenden Hitze

Kinder spielen in kleinen

Räumen im Lighthouse

P h i l i p p i n e nP h i l i p p i n e n

WorkcampsGleich nach den Feriencamps be-

gannen die Vorbereitungen für zwei Work-camps im Juli.

Einundzwanzig Boys und Girlshaben sich entschlossen, in eine der the-rapeutischen Lebensgemeinschaften vonOnesimo einzusteigen. Das sind vor allemheimatlose Teenager von den Müllhaldenund Strassen Manilas, die durch Strassen-einsätze in Kontakt mit Onesimo gekom-men sind. Wir hoffen, dass ihnen der Ein-stieg in ein neues Leben gelingen wird.

Ende Juli haben fünfzehn Mäd-chen den Ausstieg aus dem Strassenlebengewagt und mit einer Freizeit in CampRock begonnen.

Christine & Christian Schneider

Workcamps

Gemeinsames Arbeiten

während dem Drogenentzug:

Camp Rock bekommt ein

neues Geländer

16

che Mahlzeit. Viele haben vorher nochnichts gegessen. Hunger gehört hier zumAlltag, gesprochen wird darüber aberkaum. Weil die Kasse leer ist, gibt esheute nur ein kleines Stück Kuchen, wel-ches von einem Sozialarbeiter gestiftetwird. Ein Junge nimmt sein Kuchen-stück nach Hause. “Meine Mutter istkrank und wir haben daheim nichts zuessen”, erklärt er.

Später führt uns Ruth zu einigenFamilien. Sie leben in provisorischen Un-terkünften in einer langen Reihe riesigerLagerhallen, die mit Sperrholz in kleineetwa zwölf Quadratmeter grosse Räumeunterteilt sind. In jedem Raum lebt eineFamilie, manchmal sogar zwei. Diemeisten Räume sind ohne Tageslicht. Diemeisten Familien sind kinderreich undihre Mütter wirken müde. Ruth Palmakennt sie alle persönlich und wechseltmit allen ein paar Worte. Unverkennbarsind die Lighthouse-Kinder besser ge-nährt als andere und ihre Augen strahlenHoffnung aus.

In einem halb abgebrannten Ge-bäude treffen wir auf die kranke Mutter,die von ihrem Jungen das Kuchenstückerhalten hat. Wir rühmen ihr Kind undhoffen, dass ihr dies Energie zur Gene-sung gibt. Am liebsten würden wir hiernoch mehr helfen, aber weil wir vonHunderten ebenso Bedürftiger beobach-tet werden, können wir nicht Einzelnebevorzugen. So überwältigend ist Armut.

Seit einem Jahr unterstützt Ser-vants Manila den Lighthouse Kindergar-ten im Smokeygebiet in Tondo. Weil hierdie Armut besonders gross ist, verzichtetServants auf ein Schulgeld. Die Leiterindes Kindergartens, Ruth Palma, kümmertsich besonders um Kinder der ärmstenFamilien und hat mich und Jo Ward zueinem spontanen Besuch empfangen.

Kuchen für die kranke MutterEtwa hundert Kinder sitzen in ei-

nem offenen Korridor zum Singen, Bas-teln und Spielen. Ruth Palma leitet siemit einem Mikrofon an. Die Schule um-fasst etwa 160 Kinder, die zu verschiede-nen Zeiten in kleineren Klassen unterrich-tet werden. Die Atmosphäre ist freund-lich und fröhlich. Die Kinder beteiligensich stolz und aktiv am Unterricht. Anden meisten Tagen erhalten sie zusam-men mit ihren Lehrerinnen eine einfa-

Der Leuchtturm – ein bemerkenswerterKindergarten

12

Ruth Palma leitet ihre

vielen Lighthouse-Kinder mit

einem Plakat an

P h i l i p p i n e n

Diese Leute handeln ganz im Sinn von Servants, nur

besser und umfassender.

handlung findet im renommierten Maka-ti Medical Center statt, soll aber mehrund mehr in die Slums, wo ja die Patien-ten leben, verlagert werden. Hier kann ichmeine Erfahrungen mit Servants, meineAusbildung und mein Forschungswissen

gut einbringen. Vergleichbare Institutio-nen gibt es nur eine Handvoll auf derWelt. Ich erhalte nur einen philippini-schen Lohn, was zu wenig ist. Aber wirsind zuversichtlich, dass sich eine Lösungfinden lässt. Wir freuen uns auf nächstesJahr. So ist es schön, wieder direkt bei Ser-vants und Onesimo zu sein, wo sichJanice engagieren wird. Ich wünsche mirneben der Arbeit genug Zeit, um den Ar-men ganz einfach Freund und Gefährtezu sein.

Christian Auer

Mehr HungerKürzlich las ich in einer philippi-

nischen Tageszeitung, dass in den Philip-pinen nun 36 Millionen Leute vom Hun-ger bedroht sind, beinahe sieben Millio-nen mehr als anfangs dieses Jahres. EinKommentator ereifert sich über die Poli-tiker: „Jeder Parlamentarier erhält pro Mo-nat mindestens sechs Millionen Pesos,die er zum Wohle des Landes einsetzensoll. Aber man sagt, dass mindestens einViertel davon direkt in die Taschen dieserPolitiker wandert. Politik bedeutet für sieden Zugang zum Leben der Reichen undBerühmten. Nun ja, sie arbeiten an Ge-setzen, dem Grund ihrer Existenz. Abersie arbeiten an Gesetzen, die vor allemden Reichen oder Superreichen zugutekommen. Ein paar Brosamen mögen zuden Armen gehen. Unsere Politiker lebenalso in vergoldeten Villen. Unsere Armendarben in den Slums. Sie sind Welten von-einander getrennt. Dies ist die philippini-sche Wirklichkeit. Demokratie ist eineIllusion.” Vor achtzehn Jahren war ich daserste Mal in den Philippinen und mirscheint, dass die Situation noch nie soschlecht war wie jetzt.

Vor der AusreiseManchmal haben wir als Ehe-

paar und unsere Freunde im Servants Teamgenug von diesem so schönen aber auchso kaputten Land. Und doch bereichernuns die Filipinos mit ihrer liebenswürdi-gen, gewinnenden Art und wir erfahrenGottes Güte gerade auch dort. Nach knappzwei Jahren im schönen Bottmingen stell-te sich meiner Frau Janice und mir dieFrage nach unserem künftigen Zuhause.Uns wurde klar, dass wir mit unserer Le-bensgeschichte und den beruflichen Er-fahrungen eher in die Philippinen zu denArmen gehören. Wenn alles klappt, lebenwir ab Februar 2005 wieder in Manila. Ichhabe ein Stellenangebot in einem Zen-trum, das Patienten mit hochresistenterTuberkulose kostenlos behandelt. Die Be-

Zentrumfür arme Tuberkulosekranke

17

Janice und Christian Auer

mit Natalia(3)und Jonathan(2)

P h i l i p p i n e n

Ich wünsche mir Zeit,

um den Armen ganz einfach Freund und Gefährte zu sein.

Konfrontiert mit den Schicksalenvon über fünfzig Strassenkindern wün-schen wir uns ein Drop-in-Zentrum, da-mit wir die vielschichtigen Probleme ge-samtheitlich angehen können.

Mit einem vielseitigen Angebotwie Schulhilfen, Kidsclub, Essen, medizi-nische Versorgung, Dusche, Zufluchtsort,Workshops und Seelsorge auch für dieEltern könnten wir auf mehreren Ebenenwirken und Hand bieten zu einer nach-haltigen Veränderung im Kampf für dieSchwächsten unserer Gesellschaft: die miss-brauchten und vernachlässigten Kinder.

Daniel Wartenweiler

Brand in San Roque

P h i l i p p i n e n

In der letzten Ausgabe der Ser-vants News haben wir vom Brand in SanRoque berichtet.

Am 1. Mai 2004 brannte ein Teildes Slumgebiets ab, weil die Löschfahr-zeuge nicht in die engen Gassen vordrin-gen konnten. Über tausend Familien wur-den obdachlos. Der Staat beschränkteseine Hilfe auf die Verteilung von Essens-rationen. Zahlreiche Freunde von Ser-vants sind dem Spendenaufruf von Da-niel Wartenweiler gefolgt und haben sFr. 40’000.– einbezahlt. Die Opfer orga-nisierten selber den Einkauf und die Ver-teilung der Hilfsgüter wie Küchenartikel,Bettwaren und Wellblech an über tau-send Familien. In Ruinen und unter Plas-tikblachen leben sie weiter und bauen wie-der auf. Sie können immer noch lachenund hoffen auf eine bessere Zukunft.Danke für die spontane Hilfe! 11

Brand in San Roque:

die Opfer organisierten selber

den Einkauf und die

Verteilung von Hilfsgütern an

über tausend Familien

Servants SwitzerlandHegenheimerstrasse 193CH-4055 BaselTelefon: +41 61 381 55 46E-Mail:[email protected]

Bank: PC 40-4614-0, UBS Basel, Konto 907846.40J-233, Servants Switzerland

Auflage: 1400 ExemplareRedaktion: Markus SiegenthalerLayout: Rita Binkert

Impressum

www.servantsasia.orgwww.onesimo-foundation.orgwww.kamay-krafts .orgwww.bornpoor.com

Servants Kambodscha G.P.O. Box 538Phnom Penh CambodiaTelefon / Fax +855 23 425 045 E-Mail:[email protected]

Servants PhilippinenP.O. Box AC-5691109 Quezon CityMetromanila, PhilippinesTelefon: +632 926 76 88E-Mail:[email protected]

Servants Indienc/o Servants SwitzerlandHegenheimerstrasse 151CH-4055 Basel+41 61 381 55 46E-Mail: [email protected]

Links

Aufregung kostet EnergieGegen neun Uhr gehe ich aus

dem Haus. Ich habe mit drei Jugend-lichen abgemacht, um ihnen Geld für einAusbildungsprojekt zu übergeben. EineMutter hat dafür Geld geliehen, brauchtes nun aber zurück. Ich will den Betragvom Konto abheben, leider komme ich auchnach zwei Stunden Verhandeln mit derBank nicht an mein Geld. Ich kann derFrau so viel übergeben, wie sie dringendbraucht, den Rest muss ich ihr späterüberweisen. Die Bank erteilt mir wiedereinmal eine Lektion in Bürokratie. Und mei-ne Aufregung kostet mich noch zusätzli-che Energie.

Nun gehe ich zu Fuss zum Ser-vants Büro. Das Gehen durch die ruhigeStrasse mit Pflanzen am Rand tut mir gutund gibt etwas Energie. Im Büro erwartenmich einige dringende Telefonate und E-Mails. Meistens teilen sich hier mehrerearme Familien ein Handy und kommuni-zieren mit SMS, weil dies günstiger ist alsein Telefonanschluss. Auf dem Heimweggehe ich bei Emma vorbei. Sie hat michper SMS gebeten, bei einem Kirchenkon-flikt zu vermitteln. Das Problem ist kom-plex und ich verspreche, einen Beitragzur Bewältigung zu leisten. Ich werde ge-nügend Zeit brauchen, um mich gut dar-auf vorzubereiten.

Während ich am Markt vorbei-gehe, kaufe ich Gemüse und Mehl ein.Die Mittagszeit ist vorüber und meineWohnkollegin hat bereits gegessen, ver-mutlich bei ihren Verwandten. Ich kochemir Hörnli an Peperoni-Käsesauce. Wennich alleine esse, koche ich nur selten Reis.Nach dem Essen mache ich einen Brot-teig. Der Kindergarten ist zu Ende und esist recht ruhig. Ich gönne mir ausnahms-weise einen Mittagsschlaf.

Von der Strasse in die SchuleNun bereite ich ein Modul für

eine Leiterschulung von Onesimo zumThema innere Heilung vor. Bis jetzt hateine Psychologin dieses Modul geleitet,aber diesmal ist sie verhindert. Dafürkönnen wir das Programm nun spezifischauf die Bedürfnisse der Teilnehmer aus-richten. Plötzlich klopfen drei Nachbars-mädchen heftig an die Tür, frühere Stras-senkinder unseres Slums. Meine FreundinGilda hat ihnen das Lesen beigebracht

An den meisten Tagen bin ichviel unterwegs, nehme an Besprechungenteil und arbeite im Büro von Servants.Manchmal arbeite ich auch zu Hause anmeinem Schreibtisch und besuche Nach-barn. Meistens diktieren verschiedensteUmstände meine Zeiteinteilung.

Mein „Feiermorgen“Ich erwache um sechs Uhr und

geniesse meinen „Feiermorgen“. Weil amAbend meine produktivste Zeit ist, habeich mir als Alternative zu einem norma-len Feierabend eine ruhige Zeit am Mor-gen eingerichtet. Ich nütze die Zeit bisneun Uhr zum Nachdenken und zum Le-sen. Mindestens einmal in der Wochegehe ich joggen. Schon nach sieben Uhrwird es dafür zu heiss. Ich nehme mir Zeitfür ein gemütliches Frühstück mit einemphilippinischen Espresso. Wenn nicht ge-rade jemand die Lautstärke seiner neuenSoundanlage testet, bleibt es bis acht Uhrruhig. Dann kommen die Vorschulkinderin das untere Stockwerk. Da wir keineTüren haben, ist der Kinderlärm bis nachdem Mittag gut hörbar, was mich abernicht stört.

Ein Tag im Leben von Regula Hauser

P h i l i p p i n e n

In Regulas Wohnquartier

zweites Lager mit dreissig Strassenkin-dern durch, die viel schwieriger waren alsdie im ersten Camp, doch die Leiterwaren erfahrener, reifer und verantwor-tungsbewusster. Die Zerbrochenheit derKinder hat uns erschüttert, aber ihreDankbarkeit hat uns ermutigt.

Stimmen aus dem Camp„Wir sind glücklich hier, es gibt

jeden Tag zu essen und die Leiter sind gut zu

uns“ (Jimboy,11).

„Zum ersten Mal fühle ich mich

geliebt, auch wenn ich etwas Dummes

gemacht habe. Zu Hause werde ich geschla-

gen“ (Rose-Ann, 6).

„Können wir noch eine Woche län-

ger bleiben? Ich will nicht heim. Es tut so

gut, zu weinen“ (Jimily, 5).

Die ZukunftTäglich sind wir von den Ge-

schichten und Nöten unserer Schützlingebetroffen. Einige Beispiele:

Jessica (4) sei von einem Auto an-gefahren und ins Spital gebracht worden,berichten uns Kinder. Als wir dort ein-treffen, läuft eine Untersuchung, weilniemand weiss, zu wem das Mädchengehört. Seine Mutter ist im Gefängnis, derVater ist süchtig und will seine Tochternicht einmal besuchen. Dafür bleibt ihreelfjährige Schwester über Nacht bei ihr.

Rosalie (11) lebt mit ihrer Mutterund fünf Geschwistern auf der Strasse,der Vater hat sie verlassen. Nun hat siehohes Fieber und seit einer Woche nichtsmehr gegessen. Ihre Atmung ist schwachund der Puls schnell. Das Geld für eineBehandlung fehlt. Als wir sie zum Arztbringen, diagnostiziert er eine schwereLungenentzündung, die zweithäufigsteTodesursache von Kindern.

Andi (11) möchte gerne zur Schu-le, aber seine Mutter hat ihn verlassenund sein Vater ist Alkoholiker und kaumansprechbar. Wir helfen ihm bei den For-malitäten, kaufen ihm die nötige Schul-uniform und Schulmaterial. Einer meinerMitarbeiter betreut ihn nun regelmässig.Auch andere Kinder wollen ohne Unter-stützung der Eltern zur Schule. Wir möch-ten ihnen helfen, können aber den Elternauch nicht alle Verantwortung abneh-men.

Vor wenigen Monaten habe ichbegeistert über mein neues Team für dieKinderarbeit und über die Eröffnung einesZentrums in San Roque berichtet. Zu viertzogen wir dort ein, um uns besser kennenzu lernen und uns auf die Arbeit unterden Strassenkindern zu konzentrieren.Wir hatten eine intensive Zeit des Ler-nens, Austauschens, Betens und warenoft auf der Strasse in Quiapo.

Die KriseDann geschahen einige sehr trau-

rige Dinge in meinem Team und wir gin-gen durch einen sehr schwierigen Pro-zess der Aufarbeitung. Nelson, mein engs-ter Mitarbeiter und Freund musste mitzwei weiteren Mitarbeitern Onesimo ver-lassen. Joseph und ich blieben alleinübrig. Wir waren wie gelähmt und konn-ten so nicht weitermachen. Wir schlos-sen unser Zentrum für zwei Monate,Joseph zog zurück ins Onesimozentrum.Ich blieb allein zurück und fragte mich,ob alles zu schnell ging, ob ich meinenMitarbeitern zu fest vertraute und wie esnun weitergehen soll. Doch die Visionund die Leidenschaft für die missbrauch-ten und vernachlässigten Kinder bliebenund ich ging weiterhin auf die Strassenvon Quiapo.

Der NeuanfangFür Joseph und mich war klar,

dass wir das geplante zweite Camp mitden Kids von Quiapo nur zusammen mitweiteren Mitarbeitern durchführen konn-ten. An den Onesimo-Camps lernten wirverschiedene junge Leiter aus den Slum-kirchen kennen, die sich sehr für unsereArbeit interessierten. In kurzer Zeit hat-ten wir ein Team von sechzehn Mitarbei-tern mit Erfahrung in Kinderarbeit zu-sammen. Ferdie, ein reifer junger Ge-meindeleiter, arbeitet nun als freiwilligerMitarbeiter bei uns und lebt mit Joseph,Boy und mir in unserem Teamzentrum.Im Mai führten wir in Camp Rock unser

Mein Wunsch: ein Drop-in-Zentrum für die Schwächsten

10

P h i l i p p i n e n

und nun können sie die Schule besuchen.Sie möchten mit mir basteln, wozu ichleider nicht Zeit habe. Darum spielen siemiteinander Memory, während ich meinBrot mangels Ofen in einer grossen Pfan-ne backe. Die Mädchen staunen über meinBrot. Meine Kostprobe schmeckt ihnenaber nicht, denn sie kennen nur süssesWeissbrot.

Anerkennung für den AbfallwartDanach besuche ich eine benach-

barte hochschwangere Freundin. Der ge-plante Kaiserschnitt ist verschoben wor-den, weil das Baby noch zu klein sei. Diearme Frau kann sich kaum mehr bewe-gen. Die Familie lädt mich zum Nacht-essen ein. Der Reis, die saure Suppe undeine Avocadocrème zum Dessert schme-cken sehr fein. Die Familie geniesst dieZeit miteinander, denn sonst arbeitet die-se Mutter sehr viel ausser Haus. Auf demHeimweg plaudere ich wieder da unddort ein wenig und merke, wie mich diesglücklich macht. Oft fehlt mir dazu dieZeit. Nach neunzehn Uhr komme ichnach Hause und ich bringe noch meinenAbfall zur Recyclingstelle, die auf Initia-tive meines Servants Mitarbeiters PeterNitschke erstellt worden ist. Nun regnetes und ich rutsche in meinen Flipflopsdurch den Schlamm. Der Betreuer derRecyclingstelle zeigt mir, was in welchenSack gehört. Alles was mit Abfall zu tunhat, ist in dieser Kultur schlecht angese-hen. Umso höher achte ich alle, die indiesem Projekt mitarbeiten und betonemeine Anerkennung für seinen guten Job.

Daheim wasche ich mir gründ-lich die Füsse und setze mich wieder anden Schreibtisch. Ich sollte noch einenArtikel für die Servants News schreiben…Ich notiere mir einige Stichworte undklappe dann aber das Pult bald zu. ZumSchreiben bin ich zu müde, aber ich lesenoch eine Weile, nehme ein Bad mit Kes-sel und Schöpfkelle und stelle fest, dass esheute gar nicht so heiss war. Gegen 23 Uhr lege ich mich unter meinem Mos-kitonetz schlafen und wünsche meinerSchildkröte eine gute Nacht.

Regula Hauser

P h i l i p p i n e n

19

Simon Fank-hauser ist Ende Juni nachManila ausgereist undhat die erste Zeit als an-genehm empfunden.SeitMitte Juli lebt er beieiner Familie in SanRoque, die sehr dafürbesorgt ist, dass er sich wie zu Hausefühlt. Dennoch realisiert er erst allmäh-lich, wo er jetzt lebt und was mit ihmpassiert. Sich an die neuen Lebensum-stände und Tagesabläufe im Slum zu ge-wöhnen, braucht Zeit, ebenso das Spra-chenlernen und Kontaktknüpfen. Simonstellt sich Schritt für Schritt den neuenspannenden Herausforderungen der Phi-lippinen.

Simon Fankhauser, Manila

Hauptleiterin bei Onesimo) genannt. DenWunsch nach einem Sohn hatte ich schonlange aufgegeben. Und siehe da, Gott hat-te eine andere Idee!

Mit Veränderungen muss ichmich noch zurückhalten, denn zuerstmuss ich vor allem zuhören. So macheich mir sehr viele Notizen über möglicheVerbesserungen und Verstärkungen. Dabeiist mir auch Efrens Rat eine grosse Hilfe.

Was möchtest du unseren Freunden in

Deutschland und der Schweiz noch sagen?

Armi: Mich ermutigt Gottes Idee,dass wir als Christen ein Leib sind. Gottbeauftragt für eine Aufgabe nicht blosseine Person, sondern viele Persönlichkei-ten mit verschiedenen Rollen.

Leiterschaft kann hart und aucheinsam sein. Dann denke ich an den Leibund danke Gott für Menschen wie ihr inEuropa, die mit uns unterwegs sind.

Interview: Christian Schneider

einen unpopulären Entscheid vor, weilich glaube, damit Gottes Willen zu tun.In meiner Vorstandszeit wurde ich auchmit schwierigen Situationen konfrontiert.Dabei ist mir klar geworden, dass ichmich besser für ein direktes Engagementeigne. Die Gesamtleitung entsprach aberzunächst überhaupt nicht meinemWunsch, besonders wenn ich an meinenkranken Mann dachte. Aber mein Herzsagte mir, dass ich mit meinen Begabun-gen und Erfahrungen ein Segen fürOnesimo sein kann.

Was für eine Ausbildung und welche

Erfahrungen hast du?

Armi: Ich bin Sozialarbeiterinmit einem Universitätsdiplom mit Schwer-gewicht Stadtarbeit. Ich arbeitete für meh-rere Organisationen in Stadt- und Land-gebieten, auch unter Stämmen. Ich warfast immer für Ausbildung verantwort-lich. Auch in meiner Kirchgemeinde warich über zehn Jahre lang für die Schulungmitverantwortlich. Seit 2001 bilde ich beiOpen Doors Frauen in Vietnam und Laosaus. Seit kurzem helfe ich auch Nichtre-gierungs-Organisationen, die ein Zertifi-kat zur Steuerbefreiung anstreben.

Und wie geht es deiner Familie?

Armi: Ezra, mein Mann, ist Geo-loge/Hydrologe, war aber sechs Jahre langvollzeitlich Pastor, bis er 1999 ernsthaftan den Nieren erkrankte. Er braucht zwei-mal pro Woche eine Dialyse. Im Aprilsetzte eine Niere vollständig aus. Sobaldein geeigneter Organspender gefundenwird, muss er sich einer Transplantationunterziehen. Trotzdem hilft er so weit wiemöglich mit seinem geologischen Wis-sen. Kürzlich war sein Expertenwissengefragt, als ein Bergstamm eine Wasser-versorgung erhielt. Diese Leute sind sehrdankbar, dass sie jetzt nicht mehr auf denBerg klettern müssen, um Wasser zu holen.Unsere älteste Tochter studiert, die beidenjüngeren gehen noch zur Schule.

Seit zwei Wochen leitest du Onesimo. Wie

sind deine ersten Erfahrungen?

Armi: Es war überwältigend. Fastfünfzig Burschen haben mich Nanay(d.h. Mutter, die Bezeichnung für eine 9

P h i l i p p i n e n

Fast fünfzig Burschen nennen mich Mutter.

Armi Martinez, die neue

Leiterin

Servants CH

Aufwand sFr. Ertrag sFr.

Spendeneingang 2003Phnom Penh Projekte, House of Hope 5’296.10Kambodscha, Phnom Penh Projekte 12’890.00Kambodscha, Child to Child 1’350.00Kambodscha, Halo (neu ab 10.03.) 1’200.00Manila, Projekte 33’463.00Onesimo, Jugendarbeit 263’815.52Onesimo, Camp Rock 26’285.00Onesimo, House 350.00Onesimo, Patenschaften 97’646.90Onesimo, Kids (neu) 13’350.00Indien, Projekt 1’405.40IC Beiträge, Missionare 3’876.00IC Spenden, allgemein 6’900.00

Übriger Ertrag/TransfersFair Trade, Barverkäufe CH 7’379.65Zinsertrag, Bank/Post 134.70Mitarbeitertransfer, Daniel Wartenweiler 10’000.00Beiträge Administration, Missionare 1’744.00Administration, gebunde Spenden 12’556.00Verein Servants, Mitgliederbeiträge 140.00

Spendentransfers 2003Via UBS/PostKambodscha Phnom Penh, House of Hope 5’796.10Kambodscha, Phnom Penh Projekte 13’190.00Kambodscha, Child to Child 1’350.00Kambodscha, Halo Projekt 600.00Manila, Projekte 28’863.00Onesimo, Jugendarbeit 235’384.52Onesimo, Camp Rock 25’555.00Onesimo, House 250.00Onesimo, Patenschaften 95’736.90Onesimo, Kids 12’000.00Indien Projekt, auf Abruf -IC Funding, Zahlung für 2002+2003 14’985.50

Übriger AufwandFair Trade, Wareneinkauf/Spenden 3’193.46Büromaterial 77.80Rundbriefe, Druck- + Versandkosten 7’816.70Bank-/Postspesen/Porti, Fixkosten 1’283.15Öffentlichkeitsarbeit, Jahresbeitrag SEA usw. 410.00Reisekosten, Missionare IC Meeting -Mitarbeitertransfer, Daniel Wartenweiler 10’000.00

456’492.13 499’782.27Kreditoren Bilanz 2002, ausbezahlt 2003 54’312.10Kreditoren Bilanz 2003, fällig Zahlung 2004 92’615.19Mehreinnahmen 2003, Ertrag Verein 4’987.05

554’094.37 554’094.37

Jahresrechnung 2003 1. Januar bis 31. Dezember 2003

Ertrag

Aufwand

Erfolgsrechnung

20

mehrt bei Onesimo ein und bist nach unserer

Abreise zur tragenden Stütze geworden. Wie

erlebst du diese Arbeit?

Efren: Das Leitertraining und dieBetreuung von Teenagern und jungen Er-wachsenen, die bei uns Zuflucht suchen,fordert mich heraus. Ich muss mich derJugend und dem Strassenleben anpassen.Ich mache ganz andere Erlebnisse als inden zehn Jahren in der Gemeinde und alsStudienleiter. Ich brauche neue, kreativeWege, um in diesem Umfeld über Gott zureden. Und ich muss lernen, den Söhnenund Töchtern von Onesimo ein guter„Vater“ und Lehrer zu sein. Aber dasgelingt schon ganz gut und erste Früchtewerden sichtbar. Ich glaube, dass sichauch die Veränderungen in der Leitungauszahlen werden.

Ihr plant, in absehbarer Zeit als Missionare

in ein anderes asiatisches Land auszureisen.

Was ist eure Vision und wie können wir euch

unterstützen?

Efren: Seit dem Jahr 2000 habenmeine Frau und ich das Anliegen, Slum-Mitarbeiter in einem buddhistischenLand zu werden. Und nun erleben wir,wie wir Schritt für Schritt in diese Auf-gabe hineingeführt werden. Wir möchtenuns für unerreichte Menschen in denSlums von Bangkok oder Phnom Penheinsetzen. Unsere Erfahrungen in Ge-meindebau, Pastorenbetreuung, Ausbil-dung von Slum-Mitarbeitern, in Schuleund Jugendarbeit können uns auch ineiner anderen Kultur Türen öffnen. Inzwei Jahren möchten wir ausreisen. Wirbeten um moralische, geistliche und fi-nanzielle Unterstützung von Freundenund Partnern. Unsere arme Slumgemein-de unterstützt unsere Pläne, aber finan-ziell können sie nur wenig beitragen.

Armi, warum hast du die Herausforderung

angenommen, Gesamtleiterin von Onesimo

zu werden?

Armi: Noch nie habe ich sointensiv um eine Entscheidung gerun-gen. Ich forderte mehrere Zeichen, undsie trafen alle ein! Da musste ich einfachja sagen. Kompetente Leute, welche dieGrösse der Aufgabe erkannten, haben mireindringlich abgeraten. Aber ich zog

Die Leitungsübergabe vom ab-tretenden Pastor Noel Gabaldon zur neu-en Gesamtleiterin Armi Martinez ist gutaufgenommen worden. Armi Martinezunterstützt Onesimo seit Jahren ehren-amtlich, unter anderem als Vorstands-mitglied, und hat auch massgeblich beimVerfassen des Onesimo Leitfadens mitge-

arbeitet. Eine wichtige Rolle beim Lei-tungswechsel spielt Efren Roxas, derJugendpfarrer mit grosser Slumerfah-rung, der sich stark bei Onesimo enga-giert, nun aber die Ausreise in ein anderesLand plant. Christian Schneider hat mitihnen gesprochen.

Efren, du bist Slumbewohner und kooperierst

seit Jahren als Pastor und als Studienleiter

einer Mitarbeiterschulung mit Servants

Manila. Seit drei Jahren setzt du dich ver-

Neue Leiterin von Onesimo:Armi Martinez

8

Efren Roxas plant die

Ausreise

P h i l i p p i n e n

Bei der Jugend und auf der Strasse mache ich ganz

andere Erlebnisse als in der Gemeinde.

Servants CH

Aktiven sFr. Passiven sFr.

PostFinance Basel - 40 38079-9 10’153.94UBS AG Basel - 233-907846.40J 100’620.87DEB Verrechnungssteuer 47.15

Kreditoren Kambodscha Phnom Penh, House of Hope 200.00Kreditoren Kambodscha,Phnom Penh Projekte 1’100.00Kreditoren Kambodscha, Child to Child 100.00Kreditoren Kambodscha, Halo Projekt 600.00Kreditoren Manila, Projekte 6’055.00Kreditoren Onesimo, Jugendarbeit 59’271.20Kreditoren Onesimo, Camp Rock 1’100.00Kreditoren Onesimo, House 100.00Kreditoren Onesimo, Patenschaften 10’500.00Kreditoren Onesimo, Kids 1’350.00Kreditoren Indien Projekt, auf Abruf 2’405.40Kreditoren Fair Trade, Umlaufvermögen 9’615.59Kreditoren IC Funding, Restguthaben 2003 218.00Transitorische Passiven 2’227.80Mehrertrag 2003 4’987.05

Eigenkapital 01.01.03 10’991.92

110’821.96 110’821.96

Vereinsvermögen per 01.01.03 sFr. 10’991.92+ Mehrreinnahmen 2003 sFr. 4’987.05

Vereinsvermögen per 31.12.03 sFr.15’978.97

4104 Oberwil, 3.Februar 2004Verantwortlich für Buchhaltung: Erna ScherrerIm Lohgraben 114104 Oberwil

Bilanz

Aktiven

Passiven

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Teammitglieder, die Boys und Girls vonOnesimo bereichern unser Leben. Auchunsere Nachbarn haben uns herzlich auf-genommen und stehen uns mit Rat undTat zur Seite. In Manila erleben wir, wieuns Gott durch die Wüste hindurch zumfrischen Wasser führt.

Zurück in Manila schätzen wirnun die vielen Oasen, Ruhepole und ver-tieften Beziehungen. Wir lernen, immer

besser mit der Kultur hier umzugehenund wollen auch das Sprachstudium ge-lassener angehen. Wir möchten ja selbereine Oase sein für die Menschen hier.Trotz allen Herausforderungen möchtenwir die erste intensive Zeit hier nicht mis-sen. Sie war nicht leicht, aber schön.

Ingrid & Lothar Weissenborn

Bevor wir nach fast anderthalbJahren in Manila unseren ersten Heimat-urlaub antraten, hatten wir Bedenken,wie wir unsere Rückkehr wohl emotionalverkraften würden. Wird es uns schwerfallen, unsere lieben Kinder, Verwandtenund Freunde nach dem Urlaub wieder zuverlassen? Doch diese haben realisiert,dass wir nur auf Besuch sind und unsmoralisch und geistlich unterstützt. Dashat uns sehr geholfen, unsere Heimat mitdem angenehmen Klima, dem schönenFrühling und den zwitschernden VögelnAnfang Juni wieder zu verlassen.

Der Aufenthalt in Deutschlandwar intensiv und geprägt von vielenBegegnungen, Gesprächen und Berichtenüber Servants und Onesimo. Dies war füruns selber eine Rückschau und wir erkann-ten, dass unsere erste Zeit in Manila ver-gleichbar ist mit einer Wüstenwande-rung. Seit unserer ersten Ausreise vertrau-en wir speziell der Zusage von Jesus inMatthäus 28,20: „Siehe ich bin bei euchalle Tage bis an das Ende der Welt.“ InManila erwarten uns einige grosse Her-ausforderungen. Wir üben, im Team eng-lisch zu sprechen, und um die Einheimi-schen zu verstehen, müssen wir auchTagalog lernen, was uns Mühe bereitet.Wir müssen uns einleben in die scham-und gruppenorientierte philippinischeKultur mit ganz anderen Lebenskonzep-ten. Dass nichts so läuft, wie unsere deut-schen Gedanken es planen, ist ein Stress-faktor. Neben der Sprache und der Kulturfordern uns hier auch das tropische Kli-ma, Lärm, Schmutz und Ungeziefer starkheraus.

Mitten in der Wüste finden wiraber auch viele Oasen, die uns stärkenund erfrischen: unser Team, Camp Rock,das Retreathaus, Gebetsabende mit Da-niel Wartenweiler sowie Briefe, E-Mailsund Päckchen aus der Heimat. Neue Be-ziehungen sind gewachsen und bringenFarbe in unsere Wüste. Unsere beidenHaustöchter Jessica und Jonalyn, die

Oasen in der Wüste

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Lothar und Ingrid

Weissborn mit ihren

erwachsenen Kindern

P h i l i p p i n e n

Dass nichts so läuft, wie unsere deutschen Gedanken

es planen, ist ein Stressfaktor.

KewietDie Eltern des bald einjährigen

Kewiet und seiner vier Geschwister warensehr arm. Das Baby war stark unterer-nährt und dem Tod nahe. Mutter undKind hatten beide Tuberkulose undbrauchten Medikamente. Servants konn-te mit Medikamenten und Milchpulverhelfen, besuchte sie regelmässig und ge-währte dem Vater einen Kredit, um einVelotaxi zu kaufen. Durch harte Arbeitstehen sie nun finanziell auf eigenen Füs-sen.

EwanDer achtjährige Ewan hat eine

Hirnlähmung. Er ist intelligent, aber seinKörper gehorcht den Befehlen des Hirnsnicht. Früher lag er nur in einer Ecke undkonnte weder sitzen, stehen, laufen, nochselbstständig essen. Er hatte kaum Chan-cen, je sein verborgenes Potenzial auszu-schöpfen. Nun wird er von „Little Con-querors“, einem Programm für behinder-te Kinder, gefördert und macht erstaunli-che Fortschritte. Mit Physiotherapie, Aus-dauerübungen und viel Ermutigung hater laufen gelernt und kann nun selberessen und zur Toilette gehen. Einmal proWoche erhält er zu Hause Unterricht.Nun wünscht er sich, die öffentliche Schu-le zu besuchen. Wer weiss, was in Zukunftnoch alles möglich wird!

AritArit, Kim und Sok sind drei Brü-

der zwischen neunzehn und zwölf Jah-ren. Ihre ältere Schwester ist verheiratetund wohnt in der Nähe. Als ihre Elterninnerhalb eines Monats beide an Aidsgestorben sind, übernahm der älteste Bru-der die Verantwortung für Kim und Sok.Schon während der Krankheitszeit derEltern führten die Kinder den Haushalt.Arit transportierte Kohle mit einem Velo-anhänger. Seine Brüder suchten im Abfallnach Rezyklierbarem, um es zu verkau-fen. Das reichte aber nicht fürs Essen und

Mehr SpendenErfreulicherweise haben die di-

rekten, projektbezogenen Spenden im letz-ten Jahr um sFr. 34’507.43 zugenommenund betragen insgesamt sFr. 467’827.92.In der Buchhaltung 2003 erscheinen zweineue Spendenkonti: Das Projekt Kambod-scha-Halo unterstützt HIV/Aids-Waisen,bei Onesimo Kids betreut Daniel Warten-weiler Strassenkinder unter zehn Jahren.Mit dem neuen Transferkonto unter übri-gen Erträgen und Aufwänden könnensich die Mitarbeiter auf dem Feld Geldaus ihrem Schweizer Privatbesitz überwei-sen lassen. Damit lassen sich Transferkos-ten sparen. Allfällige Spesen, die je nachWillkür der Banken trotzdem entstehen,werden prozentual zur gesamten über-wiesenen Summe abgerechnet.

100% für ProjekteServants Switzerland leitet hun-

dert Prozent der Spenden an die Projekteweiter. Durch diese „Durchlauferhitzer-Funktion“ hat der Spendeneingang auchkeinen Einfluss auf das Vereinsergebnis.Aufwand und Ertrag von Fair Trade wer-den in einem reinen Kreditorenkonto ge-führt und beeinflussen die Erfolgsrech-nung des Vereins ebenfalls nicht. Eineseparate Buchhaltung wäre zeitlich undfinanziell zu aufwändig. Der Verein darffür 2003 einen Gewinn von sFr. 4’987.05verbuchen, im Vorjahr resultierte ein Ver-lust von sFr. 1’661.90. Viele Leser der Ser-vants News kommen der Bitte nach, sichan den Kosten zu beteiligen. Dies hat zudiesem positiven Ergebnis geführt. DieKosten für Druck und Porti sowie Bank-spesen sind wieder um 20% gestiegenund bilden mit rund sFr. 9’100.– dengrössten Aufwandsposten. Der Newsletterhält aber den Kontakt zu Freunden undSpendern aufrecht und informiert sieüber die Arbeit in den Projekten.

Erna Scherrer

Kommentar zurJahresrechnung 2003

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Servants CHKambodscha

Vier Lebens-geschichten

Nach acht Monaten hatten sieetwa einen Drittel des Betrags zusammen.Und dann starb der Vater im Juni undmusste seine Familie allein zurücklassen.Nach der ersten Trauer wird ihnen nunbewusst, dass es weiterhin ums Überlebengeht. Alle müssen nun möglichst baldeine gute Verdienstmöglichkeit finden.Das ist nicht einfach, denn die Armenwerden schlecht bezahlt. Überleben – dasSchicksal von vielen.

M. & K.

WeihnachtskartenVerschenken Sie handgefertigte

Weihnachtskarten aus Stroh. Damit unter-stützen Sie ConneXions, wo Tanu mitar-beitet. Set mit 5 Karten sFr.18.– .Zu bestellen bei: www.bornpoor.comE-Mail: [email protected] +41 32 636 22 17

In den Servants News Nr. 40 ha-ben wir über das Projekt ConneXionsberichtet, welches jungen Frauen aus denSlums Ausbildung und Arbeit anbietet.Dabei haben wir auch die zehn Mitarbei-terinnen kurz portraitiert und über Tanuund ihren herzkranken Vater berichtet.Im Juni ist er an einem Herzstillstandgestorben.

Operation zu teuerÜberall auf der Welt ist der Tod

mit Trauer verbunden. Einen geliebtenMenschen zu verlieren, tut weh. Wenndamit auch ein Erwerbsausfall verbundenist, muss das Budget neu berechnet undder Lebensstil angepasst werden.

Für unsere Nachbarn im Slum be-ginnt mit dem Tod eines Familienmit-glieds ein Überlebenskampf. Dieser Kampfhat bei Tanu bereits mit dem Herzinfarktihres Vaters im letzten Herbst begonnen.Er musste seinen Beruf als Taxifahrer auf-geben, weil der Stress in der Millionen-stadt zu gross wurde. Damit fiel auch seinEinkommen aus. Spitalaufenthalt und Me-dikamente sind aber teuer. Die Ärzte sag-ten, für das Weiterleben sei eine Herzopera-tion nötig, die aber über zweitausend Fran-ken kostet – ein riesiger Betrag für diese ar-men Leute. Der Vater verdiente vorher mo-natlich etwa hundert Franken, was geradezum Leben reichte. Krankenkassen gibt eshier nicht. Also sparte, sammelte und bet-telte die Familie, wo sie nur konnte.Um dengünstigsten Reis einzukaufen, marschier-ten sie durch die halbe Stadt. Für Gemüsereichte das Geld nur noch selten und aufFleisch mussten sie nun verzichten. Umdie nötigsten Medikamente zu bezahlen,verkauften sie ein paar Wertsachen. Undetwas vom Schlimmsten: Die Mutter muss-te den Goldschmuck, den sie für TanusHeirat bereithielt, verkaufen. Tanu soll baldheiraten und dazu gehört hier eine Mit-gift. All die Zukunftspläne und Träumesind plötzlich dahin, wenn es ums Über-leben geht.

Überleben

6

Das Haus von Tanus Familie

Tanu stellt Strohkarten her

Tanu mit Arbeitskollegin

Indien

Neue Organisation „Task“Oft haben wir bisher den Ein-

druck vermittelt, wir würden unsere Ar-beit in Kambodscha selber verrichten. InWirklichkeit ist unser Einfluss als Aus-länder stark limitiert. Die Hauptarbeit ver-richten unsere achtzehn kambodschani-schen Angestellten und Dutzende frei-willige Helfer. Sie sind unsere Augen undOhren in den Gemeinden, Quartierenund Dörfern. Sie sind die Hände und Füs-se Jesu, die den Nachbarn und Armen die-nen.

Das Servants Team hat über zehnJahre in diese Menschen investiert. Schrittfür Schritt werden nun die Gesundheits-programme und Projekte,auch Halo,an ein-heimische Leiter übertragen. Dazu wird ei-ne neue Organisation mit dem NamenTask gegründet. Zur Vorbereitung sindnoch strategische Aufgaben zu erfüllenwie das Verfassen von Grundregeln,die Or-ganisationsstruktur und die Ausbildungder kambodschanischen Mitarbeiter.

Craig Greenfield,

Teamleiter und Gründer vonProjekt Halo

sie verschuldeten sich immer mehr. Kei-nes der Kinder konnte die Schule besu-chen. Nach dem Tod der Eltern wolltensie in ihrem Dorf bei ihren hilfsbereitenNachbarn und Verwandten bleiben. DasProjekt Halo ermöglichte dies und sorgtefür das Nötigste. Wöchentlich erhaltendie Kinder Besuch von einer Mitarbei-terin, die sie mit Rat und Tat unterstütztund sie ermutigt. Inzwischen ist die Fa-milie schuldenfrei. Kim möchte späterMotorradmechaniker lernen, Sok hofftauf einen Job in der Nähfabrik.

Ow NgaaDie Tochter der 69-jährigen Ow

Ngaa ist an Aids gestorben und hat zweikleine Mädchen zurückgelassen. Auch derVater ist nicht mehr am Leben. Darumschaut nun die Grossmutter zu ihren En-kelinnen und spendet ihnen Trost. DerPlan eines geruhsamen Lebensabends wur-de zerstört. Dafür verkauft Ow Ngaa nuntäglich Waren vom Fenster ihres Palm-blatthauses aus, während sie zu den Kin-dern schaut. Anfangs sorgte das ProjektHalo für die Schulutensilien der Kinderund für monatliche Reisrationen. Inzwi-schen konnte Ow Ngaa bei Halo einengünstigen Kleinkredit aufnehmen, wasihr mehr finanziellen Spielraum gibt. Siehat hier auch eine Art Sparkonto, wo sieGeld für den Wareneinkauf des nächstenMonats zurücklegt. Nun kann sie ihreFamilie und das Geschäft ohne weitereKredite selber finanzieren.

23

Kambodscha

Ow Ngaa mit ihren

Enkelinnen

Sok, das jüngste von vier

Waisenkindern

haben keine Kraft, ihre Kinder zu liebenund wurden wahrscheinlich selbst nie ge-liebt. Sie dienen jetzt einem Mann, der fürsie ausgesucht wurde, stehen ihm zur Ver-fügung und setzen zu viele Kinder in dieWelt, die auch nicht geliebt werden undirgendwann, wenn alles gut geht und sieüberleben, verheiratet werden.

Who cares?Die Schicksale sind bewegend,

wir haben viele Fragen, ob und wie wir derNot dieser Frauen begegnen können.Jesus ist die Antwort, das wissen wir. Undwir wollen sehen, dass Gottes Herrlich-keit, Würde und Liebe aus den Augen die-ser Frauen strahlt. Sie sollen erfahren,dass sie schon immer geliebt wurden,vom Schöpfer des Universums, der sich da-nach sehnt, ihr Vater zu sein.

Anne und Biene

Hausgeburt bei KerzenlichtEs gibt dort sooo viele Menschen

mit sooo vielen Nöten. Ihre Nöte beste-hen oft nicht in der Einfachheit ihresLebensstils, sondern viel mehr in schwie-rigen Beziehungen innerhalb der Familieund in Krankheiten. Eine Nachbarsfrauwurde in der Zeit, in der wir dort lebten,von ihrem ältesten Sohn geschlagen undmit einem Strick stranguliert. Ein jugend-licher Nachtarbeiter versuchte, seinendringend nötigen Schlaf zu finden, wäh-rend andere im selben Raum unterrichtetwurden. Über seiner Liege hing ein Pla-kat: „If you don't have what you like, youhave to like, what you have! – Wenn dunicht hast, was du magst, musst du mö-gen, was du hast“. In unserer Wohlstands-gesellschaft eine ganz gute Aussage, aberin winzigen Löchern, in denen in Deutsch-land nicht mal ein Hund gehalten würde…

Wir konnten auch bei einer Haus-geburt dabei sein, mit Kerzenlicht und be-stimmt 45° im Raum, der Strom war aus-gefallen. Es war das siebte Kind dieserFrau, ein Mädchen! Sie beachtete es kaumund gab es später einer Verwandten zumStillen. Hier ist jedes Mädchen aufgrundder Mitgifttradition eine grosse finanziell-le Belastung für die Familie. Viele Frauen 5

Biene lernt ein Fladenbrot

backen

Indien

Viele Frauen haben keine Kraft, ihre Kinder zu lieben

und wurden wahrscheinlich selbst nie geliebt.

BuchhaltungZur Entlastung unserer Buchhal-

terin wird jemand gesucht, der sich in dasRechnungswesen von Servants Switzer-land einarbeitet und die Buchhaltung mitder Zeit selbstständig weiterführt.

Weitere Auskunft erhalten Sie beiServants Switzerland, 061 381 55 46.

Die Tätigkeiten für Servants Swit-zerland sind ausnahmslos ehrenamtlich.Herzlichen Dank an alle, die sich für dieArmen engagieren!

Timon FreudigerAm Schweizer Nationalfeiertag,

am 1. August 2004, ist der Sohn von Ka-tharina und Markus Freudiger im SpitalLangenthal zur Welt gekommen. Wir wün-schen einen guten Start und viel Freudeals Familie.

Sponsorenlauf „Domino 2004”Am 28. August hat der Basler

CVJM/F wieder seinen jährlichen Sponso-renlauf unter dem Namen „Domino”orga-nisiert. Der Erlös ist für das geplante Ausbil-dungszentrum von Onesimo in Manila be-stimmt.

Bei strahlendem Wetter haben380 Teilnehmer beim Laufen, Inlineskatenund Schwimmen sFr.79’451.– zusammen-geschwitzt. Erfahrungsgemäss werden dieBeträge oft noch etwas aufgerundet. Ganzherzlichen Dank an alle Sponsoren undSportler.

Mich für Servants engagieren?

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Servants CH

FairkaufDie Produktion von Fair-Trade-

Produkten gibt Slumbewohnern in Mani-la, Phnom Penh und Indien Arbeit undEinkommen. Essmäntel, Rucksäcke, Ta-schen aus rezyklierten Trinktüten, Pape-terie- und Schmuckwaren werden in dieSchweiz geliefert und unter der MarkeKamay Krafts verkauft. Gesucht wird je-mand, der diese Aufgabe weiterführt, dieWaren organisiert, sie auf Märkten undVeranstaltungen verkauft, dazu Ständeaufstellt, Beziehungen zu Wiederverkäu-fern aufbaut, Produktideen vorschlägt usw.

Weitere Auskunft erhalten Sie beiNatascha Schmid, Telefon 061 382 80 30.Die Produkte aus Manila können auch imInternet unter www.kamay-krafts.org be-stellt werden.

WebmasterZuraktuellen Informationüber die

Arbeit von Servants Switzerland ist eine ei-gene Homepage geplant. Gesucht wird einWebmaster für Aufbau und regelmässigesEditieren.

Weitere Auskunft erhalten Siebei Servants Switzerland, 061381 55 46.

sere Gastfamilie hatte keine eigene – uner-träglich fanden und sie deswegen am liebs-ten in der Dämmerung aufsuchten. Oderals wir aus Mangel an Alternativen – dieöffentlichen Toiletten waren ab 23 Uhr ge-schlossen – nachts die Bahnschienen nut-zen mussten, dabei freundlicherweisevon unserer Gastmutter begleitet wurdenund uns zu ihren Füssen hinhocken durf-ten… Oder wenn die zwei Hähne, die mituns und unserer Gastfamilie den Raumteilten, einen unerträglichen Lärm undDreck machten, oder wenn wir, weil wir jaso gerne Obst essen, gleich sechs Bananenauf einmal essen sollten.

8 m2 für 6 PersonenUnser Ziel für unsere ersten Wo-

chen in Indien war, das Leben im Slumkennen zu lernen, einige der Schwierig-keiten am eigenen Leib zu erfahren undein paar Brocken der Sprache aufzuschnap-pen. Über eine christliche Organisation be-kamen wir Kontakt zu zwei Familien, dieuns für jeweils zwei Wochen aufnahmenund ihre acht Quadratmeter auch nochmit uns teilten – und das mit einer Selbst-verständlichkeit und Freude, die uns echtüberwältigt hat. Die erste Familie war ei-ne Hindufamilie mit zwei kleinen Kin-dern, ihr Raum war im ersten Stock undüber eine wackelige Leiter erreichbar. Diedreijährige Puja kletterte die Leiter raufund runter, als gäbe es nichts Selbstver-ständlicheres für eine Dreijährige. Wirschleppten Wassereimer und -kanister dieLeiter rauf und sparten uns so Geld fürsFitnessstudio. So nett diese Familie einer-seits war, so hart war auch ihr Umgangs-ton – und unter dem hatten auch wir zeit-weise zu leiden. Wir haben den Eindruckbekommen, dass Hindus im Allgemeineneinen sehr rauen Umgang miteinanderhaben.

In den nächsten zwei Wochenlebten wir bei einer sehr netten moslemi-schen Familie nochmal etwas einfacher:kein Zementfussboden und nur ein Well-blechdach, was die Temperaturen extremin die Höhe treibt. Gegen Mittag, bei etwavierzig Grad Aussentemperatur aus derHütte in die Sonne zu gehen, war oft eineErleichterung. Neben dem Fitnessstudiohaben wir also auch Geld für die Saunagespart…

Namaste und herzliche Grüsse aus Indien!Wir, Anne und Biene aus dem

nördlicheren Deutschland, sind Mitte Juniin eine Grossstadt Indiens ausgereist. Wirsind langjährige und gute Freundinnenund sehr froh darüber, dass wir diesen gros-sen Schritt gemeinsam tun konnten.

Mit Humor auf die ToiletteUnsere ersten paar Wochen in

Indien sind von unterschiedlichsten Erfah-rungen und Eindrücken gekennzeichnet.Wir sind sehr froh und Gott total dank-bar, dass wir bei bester Gesundheit sindund über so manche Schwierigkeiten, diedas Leben im Slum mit sich bringt, miteiner guten Portion Humor hinwegkom-men konnten. Oftmals hat es uns gehol-fen, über uns selbst zu lachen, wenn wirin der Gefahr standen, emotional zu über-reagieren. Solche Situationen entstanden,wenn wir die öffentlichen Toiletten – un-

If you don’t have what you like,you have to like what you have!

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Anne und Biene werden

herzlich aufgenommen

Titelbild: Start in einen neuenTag am Strand von Camp Rock

Indien

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Servants Switzerland benötigen Sie jenach Überweisungsformular unsere IBAN-oder BIC-Nummer:

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EhrenkodexServants Switzerland hat den

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Steuerabzug

Kambodscha

Manila Projekte

Onesimo

Onesimo Patenschaft

Administration

Anderes: ______________________________

Indien Projekte

Kambodscha Projekte

Fair Trade

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6

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Überleben in Indien

Neue Leiterin von Onesimo

Lebensgeschichten aus Kambodscha

SERVANTS Nr. 42 / September 2004

to Asia's Urban Poor

N E W S

dem Körper durchzuführen. Ich beuge michvor und berühre den Arm der sterbendenFrau, der nur noch ein Knochen ist. Sieschaut in meine Richtung, aber sie siehtmich nicht. Soreem erklärt mir, dass sie vorein paar Tagen ihr Augenlicht verloren hat.Sie spricht die Frau an und sagt ihr, wer sieam Arm berührt hat.

Und dann passiert es. Eine einzi-ge Geste lässt das Skelett wieder zur Frauwerden. Ihre Finger bemühen sich, denZipfel der Decke zu finden. Sie wirft ihreDecke zurück. Sie nimmt alles, was ihr anKraft übrig geblieben ist, zusammen undpresst ihre Hände aneinander. Das ist dieförmliche Begrüssung bei den Khmer; einwortloser Ausdruck der Ehrerbietung undDemut. „Akoon“, bricht es aus mir heraus.„Danke.“ Ich schaue zu Soreem. Sie weint.Diese Aids-Patientin hat all ihre Würdeaufgeboten, um uns Ehre zu erweisen. Ih-re zusammengepressten Hände haben unsihr letztes Geschenk überreicht.

Sarah Aulie

Sarah Aulie studiert Fotografiean der Wheaton Universität in denVereinigten Staaten. Ende letzten Jahresbesuchte sie Servants in Kambodscha: einMonat, der ihr Leben veränderte. In die-ser Zeit schickte sie Fotos und Briefe nachHause. Sie spiegeln die Hoffnung wider,der sie gerade dort begegnete, wo sie esam wenigsten erwartet hätte: in denGesichtern von Menschen, die an Aidserkrankt sind und im Sterben liegen.

Das GeschenkDas Zimmer wartet darauf, dass

sie stirbt. Der Boden ist frisch gewischt. Ineiner Ecke stehen Blumen, die die Köpfehängen lassen. Drei Frauen sitzen da, an-gelehnt an die Wand. Über uns hängt eingerahmtes Bild der Frau, die jetzt im Ster-ben liegt. Auf diesem Bild hat sie nochein volles Gesicht.

Vor der Tür steht ein Mönch. Er isteingewickelt in orangefarbene Kleider, einleuchtender Kontrast zur dunklen Haut.Er wartet darauf, die letzte Zeremonie über

Briefe aus dem SlumTeil ll

Die Gesichter spiegeln die

Hoffnung wider, welcher

Sarah Aulie dort begegnete,

wo sie es am wenigsten

erwartete

Kambodscha