Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter · Quelle: Richard Sennett: Der flexible Mensch....

46
Prof. Dr. Heiner Keupp Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter Vortrag im Rahmen des Bildungskongresses der Institute bibor – EIBOR – KIBOR am 10.12.2016 in Mainz

Transcript of Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter · Quelle: Richard Sennett: Der flexible Mensch....

Prof. Dr. Heiner Keupp

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Vortrag im Rahmen des Bildungskongresses der Institute bibor – EIBOR – KIBOR am 10.12.2016 in

Mainz

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

2

Identität in aller Munde

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

3

Meine Fragestellung

Wer bin ich in einer sozialen Welt, deren Grundriss sich unter Bedin-gungen der Individualisierung, Pluralisierung und Globalisierung radikal verändert? Sich in einer solchen Welt in einer berechen-baren, geordneten und verlässlichen Weise dauerhaft verorten zu können, erweist sich als unmöglich.

Es geht heute um die Überwindung von „Identitätszwängen“ und die Anerkennung der Möglichkeit, sich in normativ nicht vorde-finierten Identitätsräumen eine eigene ergebnisoffene und be-wegliche authentische Identitätskonstruktion zu schaffen. Aber wir müssen auch das gewachsene Risiko des Scheiterns in dieser Suche nach einer lebbaren Identität in den Blick nehmen. Viele psychosoziale Problemlagen heute verweisen auf diese Schei-ternsmöglichkeiten.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

4

Eine Vision

Die „zweite Moderne“ ist nicht nur „Risikogesell-schaft“, sondern erhöht auch – im Sinne Theo-dor W. Adornos – die Chancen für "das Ende des Identitätszwanges": "Das befreite Ich, nicht länger eingesperrt in seine Identität, wäre auch nicht länger zu Rollen verdammt", es wäre nicht mehr Erfüllungsgehilfe gesellschaftlicher Kon-ventionen und Standardisierungen. In den Ruinen des modernen Identitätsideals entsteht die Chance, "ohne Angst verschieden sein zu können".

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Kinder der Freiheit

„Kinder der Freiheit“ ist eine Metapher für eine Gesellschaft, die für Heran-wachsende historisch neue Optionen der Lebensführung eröffnet, aber auch neue Risiken des Scheiterns be-inhaltet. Das erfordert ein „Handwerk der Freiheit“. Das Gelingen setzt spe-zifische „Verwirklichungschancen“ voraus.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Einstiegsthese 1

Die Lebensphasen Kindheit und Jugend sollen Menschen die psychosoziale und qualifikatorische Basis für ein gelingendes Erwachsenenleben schaffen. Von einer sich dramatisch verändernden globalisierten kapita-listischen Gesellschaft ist auch das Aufwachsen be-troffen. Es kommt vor allem im Bildungssystem (in Schule und Hochschule) zu einer Beschleunigung und Verdichtung der Jugendphase und zu einer Engfüh-rung durch das Ziel „employability“.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Einstiegsthese 2

Das marktradikale Menschenbild bestimmt zunehmend die Vorstellungen gelingenden Aufwachsens. Es ist die Botschaft der vom einzelnen geforderten geistigen, seelischen und körperlichen „Fitness“: Sei bereit, dich auf alles einzulassen! Aus diesem Diskurs werden Her-anwachsende von der Botschaft erreicht, dass sie bis-lang gesetzte Grenzen überschreiten können, ja müssen, wenn sie erfolgreich an dem gesellschaftlichen Wettbewerb um Chancen und Macht beteiligt sein wollen. Wer diesen Erwartungen nicht entspricht, ist von Exklusion bedroht.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Einstiegsthese 3

Die aktuellen gesellschaftliche Entwicklungen haben zu-nehmend die Spielräume für Experimentieren mit mög-lichen Identitätsentwürfen reduziert. Die wachsenden psychosoziale Problemen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigen uns die „Kostenseite“ dieser Ent-wicklung. Wir brauchen eine Kultur des Aufwachsens, die die Verwirklichungschancen für ein selbstbestimmtes Leben fördert – auch und gerade für Heranwachsende, die der Mainstreamnorm nicht entsprechen können oder wollen.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

9

Identität – Ein Krisenkonzept

„Identität kann nur als Problem existieren, sie war von Geburt an ein ‚Problem‘, wurde als Problem geboren. (…) Man denkt an Identität, wenn man nicht sicher ist, wohin man gehört. (…) ‚Identität‘ ist ein Name für den gesuchten Fluchtweg aus dieser Unsicherheit.“

Quelle: Zygmunt Bauman (1997), Flaneure, Spieler und Touristen. Essays zu postmodernen Lebensformen. Hamburg

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

10

Identität – Kein Sicherheitshort, sondern eine Konfliktarena

„Identitäten sind hochkomplexe, span-nungsgeladene, widersprüchliche sym-bolische Gebilde – und nur der, der behauptet, er habe eine einfache, ein-deutige, klare Identität – der hat ein Identitätsproblem.“

Sami Ma‘ari

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

11

„Identität darf alles sein, nur nicht ein-

deutig. Dann wird sie gefährlich.“

Navid Kermani

Die Identitätskämpfe im Namen Gottes, Allahs oder anderer

Ideologien zeigen uns die Wahrheit dieser Aussage.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

12

Erik H. Erikson 1902 - 1994

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

13

Definition von Erik H. Erikson:

Identität bedeutet die "unmittelbare Gleichheit und Kontinuität in der Zeit, und die damit verbundene Wahrnehmung, dass auch andere diese Kontinuität und Gleichheit erkennen."

„Das Kernproblem der Identität ist die Fähigkeit des Ichs, angesichts des wechselndes Schicksals Gleich-heit und Kontinuität aufrechtzu-erhalten.“

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

14

Das epigenetische Schema von Erik Erikson

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

15

Einschätzung der Identitätstheorie von Erik H. Erikson

Ein bleibendes Verdienst der Eriksonschen Theorie ist die Heraus-arbeitung der frühen Entwicklungsphasen (wie Urvertrauen, Auto-nomie und Initiative) für die spätere Identitätsarbeit.

Problematisch ist die Annahme einer durchnormierten Abfolge von Stufen, die gesetzmäßig durchlaufen werden müssen.

Ein traditionelles Modell des Sozialisationsverlaufes in bürgerlichen Mittelschichten wird unzulässig verallgemeinert.

Identitätsentwicklung ist ein lebenslanger Prozess und kann nicht in der Adoleszenz abgeschlossen werden.

In einer globalisierten kapitalistischen Gesellschaft verändern sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in einem hohen Maße und deshalb ist eine permanente Identitätsarbeit erforderlich.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Die Normalitätskrise des Heranwachsens

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Erwachsenwerden ist ein Projekt, das in eine Welt hineinführt, die zunehmend unlesbar geworden ist, für die unsere Erfahrungen und unsere Begriffe nicht ausreichen, um eine stimmige Interpretation oder eine verlässliche Prognose zu erreichen. Für diese Welt existiert kein Atlas, auf den Erwachs-enen zurückgreifen könnten, um Heranwachsen-den ihren möglichen Ort und den Weg dorthin erklären zu können.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

18

Jugend im gesellschaftlichen Strukturwandel

Der Strukturwandel des Aufwachsens wird in der Fachdiskussion mit Be-griffen wie

„entgrenzt“, „individualisiert“, „pluralisiert“ oder „verdichtet“

umschrieben.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

19

Verdichtung

„Jugendliche müssen heute stabile und kohärente Identitäten ausbilden, was angesichts der ‚flüchtigen Moderne‘ immer schwieriger wird. Sie müssen in kürzerer Zeit mehr Wissen und mehr Kompetenzen erwerben als noch vor zwanzig Jahren. Anders formuliert: Die typischen Entwicklungsauf-gaben des Kindes- und Jugendalters sind für die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen angewachsen und müssen schneller erledigt werden.“

Quelle: Lüders, C. (2007). Entgrenzt, individualisiert, verdichtet. Überlegungen zum Strukturwandel des Aufwachsens. In: SOS-Dialog 2007, S. 4 – 10.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Bewältigung der Entwicklungsaufgaben

unter erschwerten Voraussetzungen

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

22

Entwicklungsaufgaben des Jugendalters

Den Körper bewohnen lernenden Umgang mit Sexualität lernen den Umbau der sozialen Beziehungenden Umbau der Leistungsbereitschaft: Schule als Entwicklungsaufgabe die Berufswahl Bildung Identitätsarbeit

Quelle: Helmut Fend (2001). Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Ein Lehrbuch für pädagogische und psychologische Berufe. Opladen.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

23

Identitätsrelevante Entwicklungsthemen

12- bis unter 18-Jährige: Körper spüren, Grenzen suchen, Identität finden

Um eine stimmige Identität auszubilden, suchen und brauchen Jugendliche Herausforderungen und Grenzen. Sie benötigen genügend soziale Lern-und Erfahrungsräume auch jenseits von Schule und Elternhaus, in denen sie zum einen den eigenen Körper und die eigene Sexualität ausprobie-ren und spüren können, um so zu lernen, ihren Körper anzunehmen und zu „bewohnen“. Sie brauchen weiterhin genügend Möglichkeiten, um in ihrem Freundeskreis ihren jugend-kulturellen Interessen und Praxen nach-zugehen, die ihnen Abgrenzung und die Ausbildung von Eigenständigkeit ermöglichen, wobei dies auch Mädchen und Jungen mit Behinderungen mehr als bisher ermöglicht werden sollte.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

24

Identitätsrelevante Entwicklungsthemen

12 - bis unter 18-Jährige: Körper spüren, Grenzen suchen, Identität finden

Jugendliche bedürfen weiter der Unterstützung bei ihrer Auseinandersetzung mit den gesellschaftlich und medial vermittelten Botschaften des „Alles ist möglich“, denn Jugendliche in dieser Altersphase sind mit der unum-gänglichen Herausforderung konfrontiert, eine für sie stimmige Balance zwischen ihren Vorstellungen und Bedürfnissen und den hierfür vorhan-denen Möglichkeiten und Grenzen zu finden. Um mit den sich anbieten-den riskanten Freiheiten zurechtzukommen, brauchen Jugendliche auch hier Lebenskompetenzen, die ihnen neben dem Elternhaus in Settings der (non-)formalen Bildung, z. B. in der Schule und in den Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, vermittelt werden können.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

25

Dekonstruktion moderner Identitätsannahmen

In der Dekonstruktion grundlegender Koordinaten mo-dernen Selbstverständnisses sind vor allem Vorstel-lungen von Einheit, Kontinuität, Kohärenz, Entwick-lungslogik oder Fortschritt zertrümmert worden.

Begriffe wie Kontingenz, Diskontinuität, Fragmentie-rung, Bruch, Zerstreuung, Reflexivität oder Übergänge sollen zentrale Merkmale der Welterfahrung themati-sieren.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

26

Vom Ringen um Identität in der spätmodernen Gesellschaft

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

27

SPIEGEL-WISSEN 1/2009:

„Kann es ein festgefügtes, klar abgegrenztes Selbst überhaupt geben? Gilt nicht vielmehr ‚Ich bin viele‘, angesichts der verschiedenen Ich-Zustände und Rollen, die unser Leben be-stimmen? Und ist der Weg zum eigenen Selbst deshalb nicht ein unendlicher Suchprozess, erschwert durch moderne Technologien, die uns herausfordern?“

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

28

Die Identitätsrisiken des flexiblen Menschenim Spätkapitalismus

„DRIFT“: Von einer „langfristigen Ordnung“ zu einem „neuen Regime kurzfristiger Zeit“.

Deregulierung: Anstelle fester institutioneller Muster netzwerkartige Struturen.

Von „festen Charaktereigenschaften“ zum „vermeiden langfristiger Bindungen“ und zur „Hinnahme von Fragmentierung“.

Deutungsverlust: „Im flexiblen Regime ist das, was zu tun ist, unlesbar geworden“.

Der flexible Mensch: ein „nachgiebiges Ich, eine Collage von Fragmenten“ - ohne Kohärenz.

Quelle: Richard Sennett: Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus 1998.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

29

Identitätsarbeit als Patchworking

Schon eigene Alltagserfahrungen stützen die Vermutung, dass von den einzelnen Personen eine hohe Eigenleistung bei diesem Prozess der konstruktiven Selbst-verortung zu erbringen ist. Sie müssen Erfahrungsfragmente in einen für sie sinnhaften Zusammenhang bringen. Diese individuelle Verknüpfungsarbeit bedeutet “Identitätsarbeit” und ihre Typik lässt sich mit der Metapher vom “Patchworking” auszudrücken.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

30

Wie finde ich heraus, wer ich bin und wer ich sein werde

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

31

These

Identitätsarbeit hat als Bedingung und als Ziel die Schaf-fung von Lebenskohärenz. In früheren gesellschaftli-chen Epochen war die Bereitschaft zur Übernahme vorgefertigter Identitätspakete das zentrale Kriterium für Lebensbewältigung. Heute kommt es auf die indi-viduelle Passungs- und Identitätsarbeit an, also auf die Fähigkeit zur Selbstorganisation, zum "Selbsttätigwer-den" oder zur „Selbsteinbettung“. Das Gelingen dieser Identitätsarbeit bemisst sich für das Subjekt von Innen an dem Kriterium der Authentizität und von Außen am Kriterium der Anerkennung.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

32

Alltägliche Identitätsarbeit

Identität wird nicht mehr als Entstehung eines inneren Kerns thematisiert, sondern als ein Prozessgeschehen beständiger "alltäglicher Identitätsarbeit", als perma-nente Passungsarbeit zwischen inneren und äußeren Welten. Die Vorstellung von Identität als einer fort-schreitenden und abschließbaren Kapitalbildung wird zunehmend abgelöst durch die Idee, dass es bei Iden-tität um einen "Projektentwurf' des eigenen Lebens“.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Identitätsarbeit: Die Balance der inneren und der äußeren Welt

Äu

ßere

Wel

t

Inne

re W

elt

Passung: Identitäts-balance

Authentizität

Selbstvertrauen

Kohärenz

Zugehörigkeit

Vertrauen

Anerkennung

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Das Konzept Verwirklichungschancen sozialpsychologisch betrachtet braucht eine Reihe zentraler Theoriebausteine

Verwirklichungschancen

Salutogenese

SelbstwirksamkeitPositiveJugendentwicklung: 6 C´s (Lerner)

Resilienz

Handlungsbefähigung durch Empowerment

Identitätsarbeit

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Wie vollzieht sich alltägliche Identitätsarbeit? Situative Selbstthematisierungen: Erfahrungsmodi

Selbstwahrnehmung: kognitiv

Wahrnehmung des realisierten Produkts

Selbstwahrnehmung: emotional

Wahrnehmung: Leibliche Befindlichkeit

Wahrnehmung der Einschätzung

durch Andere

Identitätsarbeit ist immerverknüpfte Kognitions- und Emotionsarbeit

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Biographische Kernnarrationen

DominierendeTeilidentitäten

IdentitätsgefühlAuthentizitäts- und

Kohärenzgefühl

Geschlecht

Beruf/Arbeit

Unterhaltung/Freizeit Politik

Konsum

Handeln

EbeneMeta-

identität

EbeneTeilidentitätenz.B.

Ebenesituative Selbst-

thematisierungen

Identitätsprojekte

Wertorientierungen

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

+-

+

++

- -+

Erfahrungen in der Familie

+-

+

++

- -+

Erfahrungen in der Schule/Beruf

-- -

-

- +

+

-

++

+-

-

+

Erfahrungen im Freundschaftsnetz

+-

+

++

- -+

Identitätsangebote der Medien

Identitätsrelevantes Erfahrungsmuster zum Zeitpunkt X

-- -

-

- +

+

-

++

+-

-

+

Erfahrungen im Engagement

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Aaron Antonovsky 1923 - 1994

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Kohärenz ist das Gefühl, dass es Zusammenhang und Sinn im Leben gibt, dass das Leben nicht einem unbeeinflussbaren Schicksal

unterworfen ist.

Der Kohärenzsinn beschreibt eine geistige Haltung:

Meine Welt erscheint mir verständlich, stimmig, geordnet; auch Pro-bleme und Belastungen, die ich erlebe, kann ich in einem größeren Zusammenhang sehen (Verstehbarkeit).

Das Leben stellt mir Aufgaben, die ich lösen kann. Ich verfüge über Ressourcen, die ich zur Meisterung meines Lebens, meiner aktuellen Probleme mobilisieren kann (Handhabbarkeit).

Für meine Lebensführung ist jede Anstrengung sinnvoll. Es gibt Ziele und Projekte, für die es sich zu engagieren lohnt (Bedeutsamkeit).

Kohärenzfördernd sind die Widerstandsressourcen: Individuelle, soziale, gesellschaftliche und kulturelle Ressourcen.

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Generalisierte Widerstandsressourcen und Resilienzfaktoren

Im Individuum: organisch-konstitutionelle Widerstandsressourcen, Intelli-genz, Bildung, Bewältigungsstrategien und Ich-Stärke, emotionale Sicherheit, Selbstvertrauen.

Im sozialen Nahraum: Sozialen Beziehungen, Netzwerke, Verortung, Vertrauen und Anerkennung, zivilgesellschaftlichem Engagement.

Auf gesellschaftlicher Ebene: Anerkennung über die Teilhabe an gesellschaftlich relevanten Ressourcen (Verfügbarkeit über Geld, Arbeit, Wohnung….).

Auf der kulturellen Ebene: Zugang zu kulturellem Kapital im Sinne tragfähiger Wertorientierungen (bezogen aus philosophischen, politischen, religiösen oder ästhetischen Quellen).

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Dr. Florian Straus

Gesellschaft-liche Er-

wartungen

(+/-) Heraus-forderung

Bewältigungs-strategien

Negative Verläufe

Positive Verläufe

Subjektive Erwartungen

Fähigkeiten, Ressourcen

Belastungs-wahrnehmung

Soziale, kulturelle und ökonomische Grundstrukturen der Gesellschaft – ökologische Bedingungen

Psychologische Grundstrukturen der Persönlichkeit, genetische Disposition

S O C

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Kohärenz und Partizipation

P =Mitgestalten/-bestimmen

P =die Richtung mitbestimmen

wo wollen wir hin?

P =Transparenz

(was? Wer? mit wem? Warum?)

SOC

Verstehen

Beeinflussen

Sinn sehen

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

PositiveEntwicklung

Caring = Fürsorge & Mitgefühl

Connection = Bindung

Confidence = Vertrauen

Character

beruflich

emotional

sozial

kognitiv

Empathie

Identifizierung mit Anderen

Achtsamkeit

Beziehungen zu Anderen IdentitätSelbstwirksamkeit Selbstwertgefühl

moralisches Handeln

Selbstkontrolle Spiritualität

Die 5 Cs Positiver Entwicklung: „Gedeihen“ (Thriving) von

Richard M. Lerner

Competence

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Confidence = Vertrauen

Ein 6. C Positiver Entwicklung kommt dazu: „Gedeihen“ (Thriving) von

Richard M. Lerner

Contribution = Beitrag

IchFamilie

GemeinschaftZivilgesellschaft

CharacterCompetence

Caring = Fürsorge & Mitgefühl

Connection = Bindung

PositiveEntwicklung

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Verwirklichungschancen für die Identitätsarbeit

(Ur-)Vertrauen als Basis für Selbstvertrauen

Herstellung eines kohärenten Sinnzusammenhangs.

Die Fähigkeit zur persönlichen „Grenzziehung“.

Zeitkompetenz: Reflektierter Umgang mit Zeitressourcen

Sie brauchen „einbettende Kulturen“.

Sie benötigen eine materielle Basissicherung.

Sie benötigen die Erfahrung der Zugehörigkeit.

Sie brauchen einen Kontext der Anerkennung.

Beteiligung am alltäglichen interkulturellen Diskurs.

Sie brauchen zivilgesellschaftliche Basiskompetenzen.

Prekäre Lebenslagen Jugendlicher und Sucht als Bewältigungsversuch

Professor Heiner Keupp » Reflexive Sozialpsychologie «

Identitätsbildung und Sinnfindung im Jugendalter

Herzlichen Dank für

ihre Aufmerksamkeit