Identitäten - Microsoft · 2018-03-24 · Auflage 2015. Buch. 325 S. Hardcover ISBN 978 3 8379...

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Bibliothek der Psychoanalyse Identitäten Eine Publikation der DGPT Bearbeitet von Yigal Blumenberg, Michael B. Buchholz, Sahap Eraslan, Klemens Färber, Matthias Franz, Robi Friedman, Michael J. Froese, Tilmann Habermas, Jürgen Hardt, Andreas Herrmann, Mathias Hirsch, Bernd Horn, Monika Huff-Müller, Beate Kienemund, Mechthild Klingenburg-Vogel, Aydan Özdaglar, Gerhard Schneider, Inge Seiffge-Krenke, Jürgen Straub, Dorothee C. von Tippelskirch-Eissing, Vamik D. Volkan, Hans-Jürgen Wirth, Susanne Walz-Pawlita, Beate Unruh, Bernhard Janta 1. Auflage 2015. Buch. 325 S. Hardcover ISBN 978 3 8379 2399 5 Format (B x L): 14,8 x 21 cm Gewicht: 599 g Weitere Fachgebiete > Psychologie > Psychotherapie / Klinische Psychologie schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Bibliothek der Psychoanalyse

Identitäten

Eine Publikation der DGPT

Bearbeitet vonYigal Blumenberg, Michael B. Buchholz, Sahap Eraslan, Klemens Färber, Matthias Franz, Robi Friedman,

Michael J. Froese, Tilmann Habermas, Jürgen Hardt, Andreas Herrmann, Mathias Hirsch, Bernd Horn,Monika Huff-Müller, Beate Kienemund, Mechthild Klingenburg-Vogel, Aydan Özdaglar, Gerhard Schneider,Inge Seiffge-Krenke, Jürgen Straub, Dorothee C. von Tippelskirch-Eissing, Vamik D. Volkan, Hans-Jürgen

Wirth, Susanne Walz-Pawlita, Beate Unruh, Bernhard Janta

1. Auflage 2015. Buch. 325 S. HardcoverISBN 978 3 8379 2399 5

Format (B x L): 14,8 x 21 cmGewicht: 599 g

Weitere Fachgebiete > Psychologie > Psychotherapie / Klinische Psychologie

schnell und portofrei erhältlich bei

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SusanneWalz-Pawlita, Beate Unruh, Bernhard Janta (Hg.)Identitäten

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DasAnliegen der Buchreihe B!"#!$%&'()'*P+,-&$./.#,+' besteht dar-in, ein Forum der Auseinandersetzung zu schaffen, das der Psychoanalyse als

Grundlagenwissenschaft, als Human- und Kulturwissenschaft sowie als klinischeTheorie und Praxis neue Impulse verleiht. Die verschiedenen Strömungen inner-halb der Psychoanalyse sollen zuWort kommen, und der kritische Dialog mit denNachbarwissenschaften soll intensiviert werden. Bislang haben sich folgende The-menschwerpunkte herauskristallisiert:

Die Wiederentdeckung lange vergriffener Klassiker der Psychoanalyse – bei-spielsweise der Werke von Otto Fenichel, Karl Abraham, Siegfried Bernfeld,W. R. D. Fairbairn, Sándor Ferenczi und Otto Rank – soll die gemeinsamenWurzeln der von Zersplitterung bedrohten psychoanalytischen Bewegung stärken.Einen weiteren Baustein psychoanalytischer Identität bildet die Beschäftigung mitdemWerk und der Person Sigmund Freuds und den Diskussionen und Konfliktenin der Frühgeschichte der psychoanalytischen Bewegung.

Im Zuge ihrer Etablierung als medizinisch-psychologisches Heilverfahren hatdie Psychoanalyse ihre geisteswissenschaftlichen, kulturanalytischen und politi-schen Bezüge vernachlässigt. Indem der Dialog mit den Nachbarwissenschaftenwieder aufgenommenwird, soll das kultur- und gesellschaftskritische Erbe der Psy-choanalyse wiederbelebt und weiterentwickelt werden.

Die Psychoanalyse steht in Konkurrenz zu benachbarten Psychotherapiever-fahren und der biologisch-naturwissenschaftlichen Psychiatrie. Als das ambitio-nierteste unter den psychotherapeutischen Verfahren sollte sich die Psychoanalyseder Überprüfung ihrer Verfahrensweisen und ihrer Therapieerfolge durch die em-pirischen Wissenschaften stellen, aber auch eigene Kriterien und Verfahren zurErfolgskontrolle entwickeln. In diesen Zusammenhang gehört auch die Wieder-aufnahme der Diskussion über den besonderen wissenschaftstheoretischen Statusder Psychoanalyse.

Hundert Jahre nach ihrer Schöpfung durch Sigmund Freud sieht sich die Psy-choanalyse vor neueHerausforderungen gestellt, die sie nur bewältigen kann, wennsie sich auf ihr kritisches Potenzial besinnt.

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Susanne Walz-Pawlita, Beate Unruh,Bernhard Janta (Hg.)

IdentitätMVMit Beiträgen von Yigal Blumenberg, Michael B. Buchholz,

!ahap Eraslan, Klemens Färber, Matthias Franz, Robi Friedman,Michael J. Froese, Tilmann Habermas, Jürgen Hardt,Andreas Herrmann, Mathias Hirsch, Bernd Horn,

Monika Huff-Müller, Beate Kienemund,Mechthild Klingenburg-Vogel, Aydan Özdaglar,

Gerhard Schneider, Inge Seiffge-Krenke, Jürgen Straub,Dorothee C. von Tippelskirch-Eissing, Vamık D. Volkan und

Hans-Jürgen Wirth

Psychosozial-Verlag

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Originalausgabe© 2015 Psychosozial-Verlag

Walltorstr. 10, D-35390 GießenFon: 06 41 - 96 99 78 - 18; Fax: 06 41 - 96 99 78 - 19

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil desWerkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie,Mikrofilmoder andereVerfahren) ohne schriftlicheGenehmigungdesVerlages reproduziertoder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet

werden.Umschlagabbildung: Matthias Oppermann: »Passanten 1«, 2013, Öl auf Leinen

80 x 120 cm, www.matthiasoppermann.de © VG Bild-Kunst, Bonn 2015Umschlaggestaltung & Innenlayout nach Entwürfen von Hanspeter Ludwig, Wetzlar

www.imaginary-world.deSatz: metiTEC-Software, me-ti GmbH, Berlin

Lektorat: Vera Kalusche, Literaturbüro Schreibschlüssel, Bonnwww.schreibschluessel.de

Druck: CPI books GmbH, LeckPrinted in Germany

ISBN 978-3-8379-2399-5

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Inhalt

Einleitung 9

Identität oder Identitäten?

Ein Selbstbildnis erzählen 17Narrative Identität, Kontingenz und MigrationJürgen Straub

Essenzialistische Identität und narrative Identitäten 43Was mag ein »richtiger« Analytiker sein?Tilmann Habermas

Identität und Beziehungen 55Therapeutische Konsequenzen der verändertenIdentitätsentwicklung bei JugendlichenInge Seiffge-Krenke

Identitäten: Verflüchtigt sich die Identität in der Postmoderne? 71Gerhard Schneider

Identität? Individualisierung, Intimität, Interaktion! 89Michael B. Buchholz

Zum Identitätsbegriff im politischen und historischen Kontext

Großgruppenidentität, schweres Trauma und seinegesellschaftlichen und politischen Konsequenzen 111Vamık D. Volkan

Die Angst vor der Großgruppe – Identität und Soldatenmatrix 131Robi Friedman

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Kollektives Morden 144Versuch das radikal Böse zu verstehenHans-JürgenWirth

Der Einfluss kollektiver Traumatisierungen auf dieGroßgruppenidentität und die Gefahr ihrer politischenFunktionalisierung 155Mechthild Klingenburg-Vogel

Der Osten in uns 170Vomweitergegebenen Trauma zur kulturellen AdoleszenzMichael J. Froese

Gruppenidentitäten

Von der Loyalität zur Identität 187Eine Illusion oder eine Perspektive für die Männer?Matthias Franz

In Between – Identität undMigration 205Aydan Özdaglar

Annäherungen an das Thema der Beschneidung 220Dorothee C. von Tippelskirch-Eissing

Zum »Gesetz über den Umfang der Personensorge bei einerBeschneidung des männlichen Kindes« 226Beate Kienemund

Die Bedeutung der Beschneidung in der türkischen Kultur 232!ahap Eraslan

Worüber sprechen wir, wenn wir über die Beschneidung sprechen? 239Yigal Blumenberg

Analytisches Denken zur christlichen Religion 244Ein Denkanstoß wider die ewigen GlaubensillusionenBernd Horn

Überlegungen zum Identitätsthemaaus der klinischen Arbeit

Körpermodifikation als Identitätszeichen oder aber alsIdentitätsersatz 259Mathias Hirsch

Inhalt

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Umgangmit Fremdheit und Befremdung in der Psychotherapiemit traumatisierten Patienten 267Monika Huff-Müller

Das Fremde im Konflikt um die Identität 279Klemens Färber

Zur professionellen Identität

Leistet das Konzept der professionellen Identität,was wir uns von ihm versprechen? 295Jürgen Hardt

Identität und Institution 307Ein Diskussionsbeitrag zur Frage der professionellenpsychoanalytischen IdentitätAndreas Herrmann

Autorinnen und Autoren 321

Inhalt

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Einleitung

Mit dem Thema Identitäten hat sich die 65. Jahrestagung der DGPT im Sep-tember 2014 in Lindau ein Themengebiet gewählt, das sich im Grenzbereichvon Psychoanalyse, Philosophie und den benachbarten Sozial- und Kulturwis-senschaften bewegt. Anlass für die Themenwahl waren die aktuellen globalenUmwälzungen in Form neuer Kriege, nicht endender Flüchtlingsströme und einerzunehmenden Globalisierung ökonomischer Prozesse, die traditionelle kulturelleund soziale Identitätsmuster immermehr infrage stellen.Wie bilden sich unter denneuen Bedingungen Identitäten heraus? Ist der aus der Philosophie und Sozial-wissenschaft in die Psychoanalyse übernommene Begriff der Identität überhaupteine sinnvolle Kategorie, die Anforderungen an persönliche Veränderungsprozessezu beschreiben? Gleichzeitig gerät in den berufspolitischen Auseinandersetzungendie Psychoanalyse als »unzeitgemäßes« Verfahren immer stärker in einen Legiti-mationsdruck, ihre Notwendigkeit für die psychotherapeutische Versorgung undPatientenbehandlung darzulegen.

Die in diesem Jahrbuch versammelten Beiträge versuchen eine Auswahl der re-levanten Themengebiete der Tagung zu treffen, die dem Leser hoffentlich einenEindruck von der Lebendigkeit und Vielfalt der angesprochenen klinischen undsozialwissenschaftlichen Forschungsfragen gibt, die durch die Zwischenüberschrif-ten für diesen Band in eine neue innere Zuordnung gestellt wurden.

Identität oder Identitäten?

Die Einführung in die Texte des Bandes macht Jürgen Straub mit seiner Arbeit»Ein Selbstbildnis erzählen.Narrative Identität, Kontingenz undMigration«.Un-ter Rückgriff auf die sozialökonomischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert siehter die Diskussion des Selbst und des Identitätsbegriffs eingebettet in die Selbst-verortung des Individuums, das sich zu jedem Zeitpunkt seines Lebens vor die

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Frage nach seinem Selbst, seinen Zielen und seinem Geworden-Sein gestellt sieht.Anhand von Eva Hoffmanns Roman Lost in Translation zeigt er die besonderenMöglichkeiten und Potenziale, über literarische und cineastische Produktionen ei-nen Zugang zum Thema der »narrativen Identität« herzustellen.

Dieser Forschungsansatz wird vonTilmannHabermas in seinerArbeit »Essen-zialistische Identität und narrative Identitäten.Wasmag ein ›richtiger‹ Analytikersein?« klinisch fruchtbar gemacht. Anhand derUntersuchung erzählter Lebensge-schichten betont er die integrative Fähigkeit der Befragten, eine Selbstkontinuitätherzustellen, die auch Krisen und biografische Belastungen in der narrativen Kon-struktion überbrückt. ImLicht dieserUntersuchungen enthält der Identitätsbegriffals weder zu starres noch zu offenes Konzept durchaus einen sowohl konzeptuellenwie subjektiv bedeutsamen Sinn in der psychologischen wie sozialwissenschaftli-chen Diskussion.

In ihrem Beitrag »Identität und Beziehungen. Therapeutische Konsequenzender veränderten Identitätsentwicklung bei Jugendlichen« befasst sich Inge Seiffge-Krenke aus der Perspektive einer Kinder- und Jugendlichen-Therapeutin stärkermit Beobachtungen zu den zeitlichen Verschiebungen kritischer Entwicklungs-phasen und zu typischen Formen der Gestaltung relevanter Beziehungen bei denheutigen Jugendlichen und Adoleszenten.

Schließlich kommt in der Frage »Verflüchtigt sich die Identität in der Postmo-derne?« von Gerhard Schneider die Auslotung moderner Identitätskonzeptionenfür die psychoanalytischeKlinik zuWort: Identitätsbildung ist demnach neben derstabilisierenden Positivität immer mit der Abwehr negativer Identitätsanteile, derAbwehr des Fremden verknüpft und als ein dynamischer Prozess der Integrationanzusehen, der kulturellen und zeitlichen Entwicklungen unterworfen ist. Gleich-zeitig untersucht er die psychische Bedeutung von Kohärenz und Kontingenz füreine zumindest rudimentäre Identitätsbildung und die psychischen Folgen wach-sender Anforderungen an flexible situativ geprägte Lebensentwürfe.

Diesen Arbeiten mit einer grundlegend positiven Haltung zur Verwendung ei-ner dynamischen Identitätskonzeption folgt der kritische Aufsatz vonMichael B.Buchholz: »Identität? Individualisierung, Intimität, Interaktion!«, der sich gegeneine Verwendung des Identitätsbegriffs in der Theoriebildung klinischer Psycho-logie und Psychoanalyse wendet. In seinem Beitrag untersucht er das Identitäts-oder Zwillingsmotiv in der Literatur und kommt zu dem Ergebnis, dass Identitätals ein durch historische Traumata geschaffener Begriff im Dienste kollektiver Ab-wehrprozesse und imDienste ordnender Homogenisierung und der Regelung vonZugehörigkeiten aufzufassen ist. Seine Übertragung in die Psychologie nach ErichFromm sieht er kritisch, sei doch auch hier der Begriff der Identität immer geeig-net, Gruppenzugehörigkeiten zu definieren und Spaltungsprozesse zu befördern.Stattdessen verweist er auf zentrale Momente der analytischen Situation, die in je-der therapeutischen Beziehung zu lösen seien: Dort komme es nicht auf Identität,

Einleitung

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sondern »auf Individualität der therapeutischen Dyade mit hohen Graden an In-timität und kunstvollerHandhabung interaktiver Dichte« an.

ZumIdentitätsbegriff impolitischenundhistorischenKontext

Auf der Basis seiner langjährigen Erfahrungen in der internationalen Politikbe-ratung befasst sich Vamık Volkan mit der Bedeutung der Großgruppenidentität,die als nationale, ethnische oder religiöse Einheit die Zugehörigkeit zu einerGruppe darstelle und gerade in politischen, ethnischen oder religiösen Konflik-ten besondere Bedeutung bekomme. Diese diene dabei besonders der Abgrenzungund Ausgrenzung von anderen als feindlich oder usurpierend wahrgenommenenGruppierungen und der Legitimation eigener Angriffe. Dabei werde die Groß-gruppenidentität meist auf lange zurückliegende sogenannte »chosen traumata«bezogen, deren kollektive Bedeutung als historische Traumata über Generationenin die Kultur eines Volkes eingewoben sei. In der Diplomatie sei es notwendig, dasWissen um diese Großgruppenprozesse in Verhandlungen zur Konfliktlösung ein-zubeziehen, da sich sonst reale Konflikte mit den unbewusst wirkenden Traumataverweben und eine Lösung verhindern.

Wie ein weiteres Elaborieren des Themas auf aktuelle historische und politi-sche Bezüge wirkt die Arbeit von Robi Friedman: »Die Angst vor der Großgrup-pe – Identität und Soldatenmatrix«, in der Friedman als israelischer Gruppenana-lytiker die väterliche Soldaten-Identifikation als Muster unbewusster kollektiverIdentifizierungsprozesse, die eine ganze Gesellschaft umfassen, beschreibt. AmBeispiel der deutschen Debatte zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft an-lässlich der »Wehrmachtsausstellung« und an der aktuell zu beobachtendenMilitarisierung der israelischen Zivilgesellschaft unter dem Motto »Nie wiederOpfer« zeigt er die transgenerationalen Folgen historischer Traumatisierungenauf alle Teile einer Gesellschaft, die er als Soldatenmatrix beschreibt. Aus sei-nen Erfahrungen mit Großgruppendialogen beschreibt er diese als möglichenWeg einer Lösung dieser unbewusst wirkenden identitätsstiftendenKonflikte undMuster.

Den Wurzeln einer durch die nationalsozialistische Ideologie geprägten Mit-täterschaft gehtHans-Jürgen Wirth in seinem ausführlichen Beitrag anlässlich desFilmsDas radikal Böse von Stefan Ruzowitzky (2014) nach, in dem die »ganz nor-malen Männer« im Hamburger Polizeibataillon 101, das die Massenmorde undTötungen der sogenannten Einsatzgruppen hinter der deutschen Front verrichtete,zu Wort kommen. Er untersucht die kollektiven psychischen Identifizierungsme-chanismen, die es auch den nicht selbst psychopathologisch auffälligen Männernmöglich machten, sich unbewusst mit dem narzisstischen Größenselbst natio-nalsozialistischer Führer zu identifizieren und dieses als abgespaltenen Teil ihrer

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»harmlosen« Identität als Familienväter und einfache Soldaten zu leben. Ergän-zend zudenArbeiten vonVamıkVolkanundRobi Friedmanuntersucht schließlichMechthild Klingenburg-Vogel in ihrem Beitrag zur Gefahr politischer Instrumen-talisierung von Großgruppenidentitäten den Zusammenhang zwischen Bindungund Beziehungsentwicklung in den frühesten Lebensmonaten und ihren Zusam-menhang mit unbewusst wirksamen kollektiven Identitätsbildungen und ihrertransgenerationalenWeitergabe. Die Verweigerung von Einfühlung und Empathiein der nationalsozialistischen Kindererziehung führt zu einer Persönlichkeitsent-wicklung, in der narzisstische und projektive Mechanismen die Entwicklung einerdepressiven Position im Sinne Melanie Kleins mit der Anerkennung von SchuldundWiedergutmachung verhindern.

Aufgrund eigener Erfahrungen als psychodynamisch arbeitender Psychothera-peut und Gruppenanalytiker in der ehemaligen DDR berichtet Michael Froese inseinem Text »Der Osten in uns. Vom weitergegebenen Trauma zur kulturellenAdoleszenz« über die Erschütterungen einer ganzen Generation nach der Wen-de 1989, in der alte unbewusste Identifizierungen aufgegeben werden mussten.Gerade mit dem System verstrickte Patienten erwiesen sich als besonders leidend,gleichzeitig aber unfähig, ohne therapeutische Hilfe diese Anteile eigener Täter-schaft zu bearbeiten und aus der kollektiven Traumatisierung neue Wege für eineeigene Identitätsbildung zu gewinnen. Für den Zugang zu dieser Geschichte spieledabei eine Reflexion der eigenen historisch-kulturellen Zugehörigkeit des Thera-peuten eine besondere Rolle.

Gruppenidentitäten

Unter dem Titel »Von der Loyalität zur Identität. Eine Illusion oder eine Perspek-tive für die Männer?« untersucht Matthias Franz in seinem Text die heutigenIdentitätskonflikte des sowohl in gesundheitlicher wie auch psychopathologischerPerspektive gefährdeten Geschlechts der Männer, das er durch historische und so-ziale Entwicklungsbedingungen der männlichen Geschlechtsrollen unterfüttert.Den im Vergleich zu den Mädchen konfliktreicheren Entwicklungsbedingungender Jungen in der frühen Kindheit folgt eine lebenslange Suche nach einer Aner-kennung durch den Vater in der Identifizierung mit den unbewusst verankertenmännlichen Stereotypen im Versuch, die gefährdete männliche Identität zu fes-tigen. Die durch die Frauenbewegung veränderten Rollenerwartungen an dieMänner seien für diese nicht erfüllbar, da sie in einen noch nicht kollektiv lösba-renKonfliktmit den bisherigen Identitätskonstruktionen gerieten. Ausgehend vonihren Erfahrungen aus Behandlungen und kollegialen Supervisionen und Intervi-sionsgruppen beschreibt Aydan Özdaglar in ihrem Text »In Between – IdentitätundMigration« die besonderen Anforderungen, die bei der Behandlung von Pati-

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enten mit Migrationshintergrund aufträten: stärker als in anderen Behandlungenseien sie über projektive Identifizierungen in die narzisstisch geprägte eigene Zuge-hörigkeits- undAusschlussthematik verwickelt, die sie immerwieder vor besondereHerausforderungen stellten. Das »In-Between« ist ihre Metapher für die Zuge-hörigkeit zu zwei Welten, deren Integration erst durch ein Aufgeben der Spaltungund eine Anerkennung des Verlusts im Sinne einer depressiven Position gelingenkann.

Unter der Einführung und Moderation von Dorothee von Tippelskirch-Eissingfand in Lindau ein Forum zur »Annäherung an das Thema der Beschneidung«statt. Die Beiträge von Beate Kienemund (Bundesjustizministerium): »Zum ›Ge-setz über den Umfang der Personensorge bei einer Beschneidung des männlichenKindes‹«, von !ahap Eraslan: »Die Bedeutung der Beschneidung in der türki-schen Kultur«, und Yigal Blumenberg: »Worüber sprechen wir, wenn wir über dieBeschneidung sprechen?«, sind in diesem Jahrbuch in voller Länge abgedruckt.

Nachgetragen aus den Diskussionen der Jahrestagung 2013 sei an dieser Stelleder Text von Bernd Horn: »Analytisches Denken zur christlichen Religion. EinDenkanstoß wider die ewigen Glaubensillusionen«, in dem sich der Autor mitden seit den kulturkritischen Arbeiten von Freud veränderten psychoanalytischenAuffassungen zur Religiosität befasst.

Überlegungen zum Identitätsthema aus der klinischen Arbeit

Die Frage, ob»Körpermodifikation als Identitätszeichen oder aber als Identitätser-satz« aufzufassen seien, untersuchtMathias Hirsch vor allem anhand des sozialenKontextes und des psychosozialen Hintergrundgeschehens, vor dem sich dieseKörperpraktiken bewegen. Er unterscheidet drei Formen dieser Praktiken, die sichin ihrer kulturellen Einbettung, vor allem aber in derDurchlässigkeit ihrer Darstel-lung unterscheiden. Lediglich bei schweren, psychosenahen Störungen wird dermodifizierte und selbst gestaltete Körper zum lebensnotwendigen Identitätsersatz,der nicht aufgegeben werden kann, da er wie eine Plombe das Ich vor dem Selbst-verlust schützt. Mit Bezug auf zwei Falldarstellungen nimmtMonika Huff-Müllerin ihrem Beitrag »Umgang mit Fremdheit und Befremdung in der Psychothera-pie mit traumatisierten Patienten« den Heimatverlust als traumatische Erfahrungunter stärker klinischer Perspektive auf und zeigt zwei bisher gescheiterte Lösungs-versuche von Patienten, mit dem eigenen Migrationstrauma umzugehen, die erstin der Behandlung eine Integration ermöglichten. Schließlich nimmtKlemens Fär-ber in »Das Fremde im Konflikt um die Identität« die Abwehr von Fremdheit alszentrale Kategorie der Identitätskonzeption in den Blick und betont die oft hinterscheinbar einfachen klinischen Anpassungsstörungen liegendenmassiven angstbe-setzten Konflikte um die eigene Identität.

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Zur professionellen Identität

Im Zuge der aktuellen berufspolitischen Auseinandersetzungen sind die Fragennach der professionellen psychoanalytischen oder psychotherapeutischen Identitätzunehmend drängend: Auf was können wir als Berufs- und Fachverband verzich-ten und an welchen Stellen ist unsere Kernkompetenz, unsere Identität betroffenoder bedroht? In den beiden abschließenden Aufsätzen dieses Bandes untersuchenJürgen Hardt: »Leistet das Konzept der professionellen Identität, was wir uns vonihm versprechen?«, und Andreas Herrmann: »Identität und Institution. Ein Dis-kussionsbeitrag zur Frage der professionellen psychoanalytischen Identität«, mitje eigenem Blickwinkel die Identitätsdiskussionen im Spannungsverhältnis von In-dividuum, therapeutischer Methode und Institution. Allein aus der Tatsache, dassIdentitätsfragen gestellt werden, ist bereits ein Zeichen für eine Krise herauszule-sen, in der das Zentrum der eigenen Professionalität zunehmend weniger sicherbestimmbar wird. In der Anerkennung der Pluralität liege aber nach Herrmannauch eine Chance: »Psychoanalytiker zu werden heißt, sich auf einen spezifischenLernprozess einzulassen, der mit Identifikationen einhergeht, unabschließbar istund lebendige Institutionen voraussetzt, die sich ihrerseits weiterentwickeln.«

SusanneWalz-Pawlita, Beate Unruh & Bernhard Janta

Einleitung

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