Im Anfang war das Wort

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Im Anfang war das Wort Vier Predigten zu 1. Mose 1–2 Thomas Reiner 2013 ERKWB Winterthur

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Vier Predigten zu 1. Mose 1-2

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Im Anfang war das WortVier Predigten zu 1.Mose 1–2

Thomas Reiner

2013

ERKWB Winterthur

Und Gott sah an alles,was er gemacht hatte,

und siehe, es war sehr gut.1.Mose 1,31

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Inhaltsverzeichnis

1.Mose 1,1–31: Das Wort ruft ins Leben 4Wüst und leer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Gott spricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Gott macht es gut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1.Mose 2,1–3: Das Wort ruft zur Ruhe 8Von der Vollendung der Schöpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Vom Segen der Ruhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Vom Feiern der Ruhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

1.Mose 2,4–17: Das Wort schenkt Fülle 12Die Fülle des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12Die Fülle der Ruhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Die Fülle der Sorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

1.Mose 2,18–25: Das Wort schenkt Hilfe 16Gottes Auftrag für die Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Gottes Hilfe für den Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16Falsche Hilfen des Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

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Das Wort ruft ins Leben1.Mose 1,1–31

Mose schrieb diese Worte, um seinem Volk den ewi-gen Gott vorzustellen. Sie lebten seit Jahrhunder-ten in Ägypten, umgeben von allerlei Götterglau-ben. Die Gestirne wurden verehrt und der Königals Vertreter der Sonne angebetet. Ägypten war einsehr fruchtbares Land und man erzählte sich vieleMythen davon, was der Grund für diese Fruchtbar-keit sei. Als Mose nun wieder nach Ägypten kamund von einem Gott der Väter erzählte, verstandenviele Israeliten nicht, was er damit meinte. Darumerzählte Mose die Geschichte der Väter und stellteseinem Volk seinen Gott vor.Heutzutage kann man diese Worte kaum mehr

lesen, ohne an die Auseinandersetzung mit der Evo-lutionstheorie zu denken. Man kämpft um das rech-te Verständnis der Geschichte, die so unfassbar ist.Selbst evangelische Theologen verstehen den Textnicht mehr streng wortwörtlich. Man ist sich nichtsicher, ob die Schöpfungstage wirklich unserem heu-tigen Tag mit vierundzwanzig Stunden entsprochenhaben und ist bereit an längere Zeitabschnitte zudenken. Beim Studium dieses Textes und der Aus-legung in der Geschichte habe ich die interessanteEntdeckung gemacht, dass schon Calvin sich fürdie angegebenen Zeiten wehrte. Damals dachten of-fenbar einige Theologen, dass Mose hier die Schöp-fung nur auf Tage aufteilt, damit die Leser das riesi-ge Schöpfungswerk erfassen können. Eigentlich, someinten bekannte Denker zur Zeit der Reformati-on, hat Gott die Schöpfung an einem Tag ins Lebengerufen. Doch Calvin hielt entgegen, dass in derOrdnung der Schöpfung etwas von Gottes Wesenzu lernen ist.Zugegeben, es fällt schwer, sich vorzustellen, dass

das alles, worin wir heute leben, einmal nicht warund dann innerhalb von sechs Tagen entstandenist. Der Bericht über die Schöpfung liess darum dieMenschen schon immer zweifeln. In all jenen Zwei-fel kann man das erste Wort hören, dass ich gegenGott erhoben hat: «Ja, sollte Gott wirklich gesagthaben?» Es scheint mir so, als ob sich der Teu-fel höllisch darüber freue, dass wir uns über etwasstreiten, das sowieso niemals erfassen können. Vorlauter Streit und Zweifel werden wir nämlich nie-mals hinhören und bemerken, was der Schöpfer uns

in diesem Text lehren möchte. Darum möchte ichheute Morgen keine menschliche Theorie über denUrsprung des Universums bekämpfen, sondern esschlicht mit dem Verfasser des Hebräerbriefes hal-ten, der schreibt (Hebr 11,3): «Durch den Glaubenerkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort ge-schaffen ist, os dass alles, was man sieht, aus nichtsgeworden ist.» Der Glaube an Gott wird schliess-lich in diesem Text gestärkt. Genau dafür hat ihnMose geschrieben.

Wüst und leer

Der Text beginnt mit der Feststellung, dass die Er-de wüst und leer war – so wird der hebräische Be-griff Tohuwabohu in der Übersetzung von Lutherwiedergegeben. Gemeint ist nicht, so wie wir es heu-te verstehen, ein wildes Durcheinander, in dem sichniemand zurecht finden kann, sondern ein Ort, andem kein Leben möglich ist. Die leere Wüste, in derdie Hitze jeden Lebenssaft verdampft ist ein gutesBild dafür. Es ist ein Ort, an dem weder Schatten,der vor der Hitze schützen könnte, noch Wasser,das den Durst lindert gefunden werden kann. Aneinem solchen Ort kann nichts gedeihen und nie-mand am Leben bleiben.Genau in eine solche Wüste ist das Volk Israel

Mose gefolgt, um seinem Gott zu begegnen. Eswar heiss, die Wanderung war beschwerlich unddie Menschen begleitete ständig die Angst, dass siebald sterben werden. Darum murrte das Volk undwünschte sich mehr als einmal, doch in Ägyptengeblieben zu sein, wo es ihr Häuser und Nahrunghatte. All diejenigen, die allerdings mit offenen Her-zen zurückdachten, erkannten, dass sie in Ägyptenebenfalls in einer Wüste lebten. Zwar hatten sieihre Häuser und Nahrung, aber der Pharao press-te durch den Frondienst, den der von den Israeli-ten verlangte, das Leben aus den Menschen her-aus. Auch hinter ihnen lag Tohuwabohu. Ein gros-ser Schritt lag noch vor dem Volk. Sie sollten indas verheissene Land kommen. Allerdings war jenesLand bereits bewohnt. Bevor Häuser gebaut undÄcker angelegt werden konnten, mussten zuerst dieEinwohner jenes Landes vertrieben werden. Wiederwarteten Widerstände und Widrigkeiten auf das

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Volk, das Mose in die Wüste geführt hatte. Wie-der war das Leben der Menschen bedroht. Wiederwird es so weit kommen, dass die Menschen nichtmehr ein noch aus wissen. Auch am anderen Endeder Wüste wartet Tohuwabohu auf sie. So standendie Israeliten in der Wüste. Sie waren von allenSeiten bedroht. Zurück konnten sie nicht, in derWüste bleiben konnten sie auch nicht und die Wüs-te verlassen war auch nicht so einfach. Rundherumlauerte der Tod auf sie.Es erlebt wohl jeder Mensch in seinem Leben Si-

tuationen, in denen er weder ein noch aus weiss.Es sind Momente, die uns überfordern und in dieEnge treiben. Situationen, aus denen wir selbst kei-nen Ausweg mehr sehen. Es sind jene Momente, indenen wir uns fragen, wo denn nun jener allmächti-ge und liebende Gott ist. Auch Menschen, die Gottvertrauen möchten, kommen in solche Situationen.Vielleicht sind sie gerade wegen ihres Glaubens indiese verzwickte Lage gekommen. Was kann in ei-ner solch bedrohlichen und ausweglosen Situationhelfen?Mose gibt in seinem Bericht Antwort auf genau

diese Frage. Es heisst im Text: «und der Geist Got-tes schwebte über dem Wasser.» Die Tiefe, die allesLeben verschlang war nicht sich selbst überlassen.Gottes Geist war über dieser unwirtliche Situati-on. Wenn Gottes Hand damals die Erde nicht be-wahrt hätte, wäre alles zersprungen oder in sichzusammen gefallen. Bereits in den ersten beidenVersen, bevor der Bericht der Schöpfung so richtiglosgeht, sagt Mose seinem Volk und all jenen, diesich in Schwierigkeiten nach Gottes Hilfe sehnen,dass Gott bereits da ist. Gottes Geist hält das Bö-se und die Schwierigkeit zurück, die dir das Lebenrauben möchten, damit du überhaupt noch atmenkannst. Gott hält die Widrigkeiten zurück, damitdu noch nach ihm fragen, ihn suchen kannst. Erhat dich nicht dem Bösen und den Schwierigkeitenüberlassen, die ihr Spiel mit dir treiben. Gott stehtüber allen bedrohlichen Dingen, wie gross sie aucherscheinen mögen.

Gott spricht . . .

Wenn wir nun den Text weiterlesen, erkennen wir,dass Gott sich der Erde annimmt, um sie von derWüste und der Leere zu befreien. Er lässt die Er-de nicht in ihrer elenden Situation, sondern verän-dert sie zu Guten. Gott nimmt sich beidem an: derWüste und der Leere. So können die sechs Tage derSchöpfung in je drei Tage eingeteilt werden. In den

ersten drei bringt Gott Ordnung in die Wüste undein Lebensraum entsteht und in den zweiten dreiTagen wird dieser Lebensraum mit Leben erfüllt.

Bevor ich jetzt allerdings von den Dingen rede,die Gott an der Erde veränderte, möchte ich eu-re Aufmerksamkeit darauf lenken, wie er das al-les gemacht hat. David, der bekannte Liederschrei-ber Israels brachte es mit einem einfachen und ein-prägsamen Satz zum Ausdruck (Ps 33,9): «Dennwenn er [Gott] spricht, so geschieht‘s; wenn er ge-bietet, so steht‘s da.» Zehn mal heisst es im Be-richt der Schöpfung: «und Gott sprach.» Was erda sagte, wird danach genauer beschrieben – es pas-sierte wirklich, wurde Wirklichkeit. Gottes Wortesind keine leeren Worte, die im Nichts verhallen,sondern sie haben die Kraft etwas grundlegend zuverändern.

. . . und der Lebensraum wird geordnet

Gottes Wort ordnet das Wüste. Was kein Leben zu-lässt, die Finsternis und das Wasser wird an einenbesonderen Ort gewiesen und es entsteht Licht, ei-ne Atmosphäre und das trockene Land. Auf demtrockenen Land schuf Gott bereits am dritten Tagdie Pflanzen. Damit war alles bereit, dass Lebenauf die Erde kommen und bleiben konnte.Wo Gott spricht, wird Leben möglich. Der Le-

bensraum wird vorbereitet. Wo Gott ordnet, ge-schieht das zum Heil alles Lebens. Diese Lektionsollen die Israeliten in der Wüste lernen. Gott ord-nete ebenfalls mit zehn Worten das Leben der Men-schen, die mit ihm in Gemeinschaft stehen. DieseGebote sind den Menschen zu Gute und nicht, umsie einzuschränken. Wer sie befolgt, so schreibt Mo-se, wird leben. Das Leben ist erst dort Rahmenmöglich, wo das Böse und Lebensfeindliche zurück-gedrängt wird und das Gute und die Gerechtigkeitihren festen Platz erhalten.Diese Lektion nimmt Paulus auf, wenn er an die

Korinther schreibt (2Kor 4,6): «Denn Gott, dersprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuch-ten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen ge-geben, dass durch uns entstünde die Erleuchtungzur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem An-gesicht Jesu Christi.» Wo auf Gottes Wort gehörtwird, da wird Gottes Herrlichkeit deutlich. DieseHerrlichkeit besteht in der wahren Gerechtigkeit.Das Böse, unter dem wir alle Tage leben, mussvon Gottes Wort zurückgedrängt werden, damitwir überhaupt Gottes Herrlichkeit erkennen kön-nen. Gottes Sohn kam auf unsere Welt, um uns dieHerrlichkeit des Vaters zu zeigen. Sein Wort ordnet

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unser Tohuwabohu, lässt Gottes Gerechtigkeit zumVorschein kommen und zeigt gleichzeitig, dass denMenschen nur Tod und Verderben erwartet, wo ersich vom Lebensraum des Wortes entfernt.

. . . und der Lebensraum wird gefüllt

Gottes Wort ordnete nicht nur die Wüste so, dassLeben auf der Erde möglich ist, sondern erfüllteauch die Leere, die darauf herrschte. An die Him-melswölbung setzte er die Gestirne und machte siezum Träger des Lichts. Die Luft und die Meerewurden auf Gottes Wort hin mit Lebewesen erfüllt.In beiden Elementen gab es von da an Tiere, diein Schwärmen leben. Schliesslich wurde auch dastrockene Land erfüllt. Zuerst brachte die Erde vie-le verschiedene Arten von Tieren hervor und amSchluss schuf Gott selbst, in Wort und Tat, denMenschen. Alle Lebewesen wurden von Gott geseg-net und bekamen den Auftrag, die Erde zu erfüllen.Das können sie tun, weil er jedes nach seiner Artschuf und sie sich nach seinem Willen fortpflanzten.Das ist mehr als eine naturwissenschaftliche Tat-sache. Gott lässt seine Geschöpfe sich fortpflanzen,damit darin Gottes Fülle deutlich wird und Menschund Tier auf der Erde erhalten bleiben. Was Gotttut ist nicht nur für den Augenblick gedacht – ein-fach schön anzusehen. Der ewige Gott schuf Dinge,die bleiben sollen. Wie sein Reichtum und seineHerrlichkeit nie vergehen, so soll auch seine reiche,von Schönheit erfüllte Schöpfung erhalten bleiben.Dieser Plan steht hinter der ganzen Schöpfung.Die Lektion, die Israel lernen sollte ist die: Gott

ruft nicht bloss ins Leben, sondern lässt seine Men-schen an seiner Fülle so teilhaben, dass sie ihm er-halten bleiben. Wenn Gott dieses Volk in die Wüs-te führte, wird er es auch wieder herausführen undan den versprochenen Ort führen. Er hatte verspro-chen, sie in ein Land zu bringen, darin Milch undHonig fliesst. Dieser Ausdruck soll an die Fülle derSchöpfung erinnern. Gottes Fülle gibt es wirklich.Darum sollte das Volk ruhig den Weg weitergehen,den Gott sie führte. Jeden Tag erhielten sie ein Zei-chen von Gottes Fülle. Jeden Tag sammelte dasVolk das Manna, das Brot, das Gott vom Himmelschickte. Jeden Tag hatte das ganze Volk genugzu Essen und zu Trinken. Auch das ist ein Zeug-nis vom Füllegott, der das Tohuwabohu mit seinerGüte überwindet.Es mag sein, das wir auf der Erde manchen Man-

gel erleben. Dieser Mangel ist aber immer Aus-druck, unserer Möglichkeiten. Der Gott, der allesaus dem Nichts geschaffen hat, hat unendlich vie-

le Möglichkeiten uns zu helfen. Jeden Tag, an demwir aufwachen, atmen und das Licht des neuen Ta-ges sehen, soll uns ein Zeichen von Gottes Reich-tum und Fülle sein. Jeder Tag, an dem wir essenund trinken, zeigt uns, dass der Füllegott uns reichbeschenkt. Er gibt jedem Geschöpf sein Essen. Dar-über hinaus gibt er seinen Sohn, der uns seine Liebezeigt, in dem er unsere Schuld auf sich nimmt. Anunserer Stelle ist Gottes Sohn gestorben, damit wirnicht selbst für unsere Sünde gerade stehen müssen.Vielmehr schenkt er allen, die auf Christus hoffenund glauben, dass er für ihre Schuld gestorben ist,die vollkommene Gerechtigkeit, die sein Sohn aufdieser Erde gelebt hat. Er führt sie schliesslich, ge-nauso wie das Volk Israel aus der Wüste, an einenOrt, wo es absolut keinen Mangel mehr geben wird– in Gottes ewiges Reich.

Israel, das seinen Gott noch nicht genau kannte,sollte sehen, dass Gottes Wort Wirklichkeit wird.Wenn der Schöpfer von Himmel und Erde etwasverspricht zu tun, dann wird es ganz genau so kom-men. Die Worte, die er sagt führen die Menschenzum Leben. Darum ist es gut auf den ewigen Herrnzu hören, seine Worte sich zu Herzen nehmen unddarauf zu vertrauen, dass sie uns zu Gut gespro-chen sind. Darum ist auch sein Versprechen gutund wird Wirklichkeit werden: das Volk wird in imherrlichen Land, das Gott ihnen zugesagt hatte, ei-ne neue Heimat finden.Jeden Sonntag werden wir in unserer Liturgie ge-

nau an dieses Lehrstück erinnert (Mt 24,35): JesusChristus spricht: «Himmel und Erde werden ver-gehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.»Gott steht nicht nur zu seinen Worten, in demSinne, dass er zugibt sie einmal gesagt zu haben,sondern wird sie ganz sicher verwirklichen. Dar-um kann Christus sagen, dass sie nicht vergehen.Sie werden nicht vergessen, sondern in Zeit undRaum Wirklichkeit. Dann sind sie da und könnennicht wieder ungeschehen gemacht werden. An die-sen Gott glauben wir, liebe Geschwister. Wenn eruns zusagt, auch in schwersten Zeiten bei uns zusein, unsere Sünde zu vergeben, uns als seine Kin-der anzunehmen und uns schliesslich nach unseremirdischen Leben zu sich in sein herrliches Reich neh-men wird, dann wird das ganz genau so geschehen,wie er es sagt. Genau das ist das Evangelium, diegute Botschaft, die Gott in seinem Wort schenkt.Er wird auch dieses Versprechen erfüllen, genauwie alles in der Schöpfung zu Leben eingerichtetund genauso, wie Gottes Volk zum Land des Le-ben geführt wurde.

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Gott macht es gut

Am Schluss des Textes berichtet Mose, dass Gottseine ganze Schöpfung ansieht und sie beurteilt.Das Urteil des Schöpfer ist: «Es ist alles sehrgut.» Sehr gut war es nicht allein darum, weil al-les funktionierte und zueinander passte, so wie wiretwas was wir machten ansehen und stolz daraufsind, dass alles funktioniert, sondern weil die gan-ze Schöpfung von Gottes Wesen zeugte. Alles wasentstanden war, war gut, so wie Gott gut ist. Dasgilt auch gerade für den Menschen. Darum wirdder Mensch Gottes Ebenbild genannt. Er war sogut, heilig und gerecht, wie Gott selbst. Damit warer wirklich Gottes Abbild auf Erden. Gott machtkeine halben Sachen. Wo er spricht und ins Lebenruft, da wird alles umfassend gut – seinem Mass-stab entsprechend.Gottes Wort führt zum «Sehr gut». Auch diese

Lektion sollte Gottes Volk erfahren. Ihr braucht kei-ne zusätzliche Hilfe und Regel, um das, was ihr vonGott gehört habt, noch ein wenig zu vervollkomm-nen. Nein, Gottes Wort genügt absolut. Das wirdin den Büchern Mose dadurch deutlich, dass Gottselbst die ganze Gemeinschaft seines Volkes ordnet.All diese Regeln sind eine Anwendung der Gebote.Darum spricht Gott viel vom Gottesdienst und wieer selbst verehrt werden will. Er gibt Vorschriften,wie sein Volk zusammen leben soll. Wer auf seineWorte hört, wird alles erhalten, was zum Leben nö-tig ist – es wird an nichts fehlen.Diese Lektion gilt es heute noch zu lernen. Gott

führt zum Guten. Der Mensch kann Gottes Wortnichts hinzufügen. Wir sind aufgerufen, GottesWort zu hören, es zu Herzen zu nehmen und es zubefolgen. Auf diese Art werden wir das Gute finden.Das Gute, so sagt es Jesus Christus, kommt einzigund allein von Gott. Darum ist Christus der wah-re Mensch, der Gottes Gebote vollkommen erfüllteund damit vollkommen gerecht vor seinem Vater ist– siehe, er ist sehr gut. Er zeigte in vollkommenerArt und Weise, die Herrlichkeit, die Gerechtigkeitund das Gute, das von Gott kommt und erfüllt denAuftrag über alles auf der Erde in Gerechtigkeitzu herrschen in vollkommener Art und Weise. Werzu dieser Herrschaft gehört, wird ebenfalls verän-dert – gut gemacht werden. Genau das meint Pau-lus, wenn er von denen schreibt, die zu Christusgehören (Kol 3,9b-10): «Denn ihr habt den altenMenschen mit seinen Werken ausgezogen und denneuen angezogen, der erneuert wird zur Erkennt-nis nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffenhat.» Gott verändert seine Menschen, in dem er ih-

nen die Gerechtigkeit, die sein Sohn geleistet hat,zurechnet und ihnen damit eine neue Ausrichtungauf dieser Erde gibt. Er wirkt noch heute durch seinWort und bringt Menschen zu seiner Gerechtigkeit,damit sie erneut sein Bild auf Erden leben.

Grosse und herrliche Lehrstücke kommen in die-sem ersten Kapitel der Bibel zum Vorschein. Dar-um lasst uns damit aufhören, Gottes Handeln zuverteidigen. Wir verpassen sonst den herrlichen Se-gen, den Gott in diese Worte legte. In erster Linieerzählt dieser Text, wie jeder andere Text der Bi-bel, vom Schöpfer und seinem Sohn Jesus Christus,unserem Erlöser. Er hat sich von der Wüste undder Leere unseres gottlosen Lebens nicht abschre-cken lassen, sondern kam mitten in die lebensfeind-liche Situation hinein, in der wir leben und ordnetdurch sein Wort alles, damit wir einen Raum zumLeben erhalten. Der folgende Abschnitt, den wiram nächsten Sonntag lesen werden zeigt, dass die-ser Lebensraum keine vergängliche Angelegenheitist, sondern für immer halten soll. Wir können nurdann bei Gott bleiben, wenn er uns und unser Le-ben ansieht und uns das Gute in unser eigenes To-huwabohu schenkt, das uns fehlt. Nicht das was wirselbst tun, kann Gottes heiligen Ansprüchen genü-gen, sondern ausschliesslich das, was sein eigenerSohn für uns geleistet hat. Wenn wir diesen Textin einer Art und Weise lesen, wie es bereits die Leu-te getan haben, denen diese Worte zuerst gegebenwurden, werden wir entdecken, dass der herrlichreiche Füllegott uns all das schenken will, was wirzum Leben bei ihm nötig haben. Statt immer neueZweifel zu wälzen, wird so der Glaube an ihn durchsein Wort gestärkt.

Amen.

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Das Wort ruft zur Ruhe1.Mose 2,1–3

Der Mensch liebt den Gedanken, die Krone derSchöpfung zu sein – selbst jene Leute, die nicht dar-an glauben, dass Gott alles aus dem Nichts schuf.Es schmeichelt, zu wissen, eine besondere Stellungzu haben. Der biblische Schöpfungsbericht räumtdem Menschen tatsächlich eine solche Stellung ein.Anders als bei allen anderen Dingen, dem Licht, derAtmosphäre, dem Land, den Pflanzen und allen Ar-ten von Tieren, hat Gott den Menschen nicht ein-fach ins Leben gerufen, sondern legte selbst Handan. Dieses besondere Geschöpf soll einen besonde-ren Auftrag erfüllen. Der Mensch wurde gemacht,um Gottes Wesen zu zeigen. Darum heisst es, Gotthabe den Menschen zu seinem Ebenbild gemacht.Dieser Auftrag adelt tatsächlich. Sich aber auf dar-auf etwas einzubilden und die besondere Stellungfür sich selbst zu nutzen, ist ein Fehler, zu demwir Menschen geneigt sind. Um uns vor diesem ver-heerenden Fehler zu schützen, berichtet Mose voneinem siebten Schöpfungstag.

Von der Vollendung der SchöpfungMit dem Menschen war die Schöpfung nicht ab-geschlossen. Obwohl Himmel und Erde und alleswas sie erfüllt innerhalb von sechs Tagen geschaffenwurde, war die Schöpfung am sechsten Tag nochnicht vollendet. Erst am nächsten Tag, am siebten,heisst es, dass alle Dinge vollendet wurden. Die Er-de war zwar nach dem sechsten Tag erfüllt mit Le-ben und der Mensch zeigte mit seinem ganzen We-sen die Herrlichkeit, die Heiligkeit und Gerechtig-keit Gottes, aber entstand etwas Neues, was vorhernoch fehlte. Gott ruhte von seinen Werken. Es isteine falsche und unbiblische Vorstellung, dass sichGott in seine Hängematte gelegt und die Welt sichselbst überlassen habe. Nein, er regiert sie weiterdurch seine ständige Vorsehung. Er sieht alles vor,was die Welt und die Geschöpfe, die darauf leben,täglich brauchen. Bereits bei der Schöpfung hatteer Nahrung vorgesehen und sie vorbereitet. Nunsorgt er täglich dafür, dass die Nahrung wächst undjedes Geschöpf seinen Anteil bekommt. Mit GottesRuhe war die Schöpfung vollendet. An diesem Tagentstand kein neues Ding auf der Erde, aber die

Erde wurde durch die Ruhe zu einem perfekten Le-bensort.Das Volk Israel, das mit Mose in die Wüste zie-

hen sollte, wurde in Ägypten hart mit Arbeit ge-plagt. Es gab keine Ruhe für sie. Die Forderungendes Pharaos, des Königs von Ägypten, wurden im-mer grösser. Der Herrscher presste ihre Kraft förm-lich aus ihnen heraus. Diesem Volk musste Moseausrichten, dass Gott sie aus ihrer Sklaverei be-freien und ihnen eine neue Heimat geben werde:ein Land, darin Milch und Honig fliesst. Es ist einLand, das blüht und in dem weder mit Mühe be-baut noch mit Mühe geerntet werden muss. Mo-se beschreibt folgendermassen (5. Mose 11,10-12):«Denn das Land, in das du kommst, es einzuneh-men, ist nicht wie Ägyptenland, von dem ihr aus-gezogen seid, wo du deinen Samen säen und selbsttränken musstest wie einen Garten, sondern es hatBerge und Auen, die der Regen vom Himmel tränkt,ein Land, auf das der Herr, dein Gott, achthat unddie Augen des Herrn, deines Gottes, immerdar se-hen vom Anfang des Jahres bis an sein Ende.» Dastönt fantastisch – zu schön, um wahr zu sein. Gibtes wirklich ein solches Land? Kann das geschunde-ne Volk den Worten eines einzelnen Mannes glau-ben? Mit der Geschichte der Schöpfung lehrte Mosesein Volk, dass Gott das Letzte, die Ruhe, schaffenkann und schaffen wird. Gott befreite Israel nichtbloss von der Unterdrückung und überliess es dannin der Wüste sich selbst, sondern führte es an seinZiel – zu seiner Ruhe.Jahrhunderte später rief in Israel wieder ein

Mann die Menschen auf ihm nachzufolgen (Mat-thäus 11,28-30): «Kommt her zu mir, alle, die ihrmühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; dennich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so wer-det ihr Ruhe finden für eure Seelen.» Lasst eucheinspannen in mein Joch und geht meinen Weg.Es ist der Weg, der in die Freiheit von Elend undMühsal führt. Christus weist, genau wie Mose inder Schöpfungsgeschichte, auf eine wunderbare Ru-he hin. Christus tut mehr, als nur Menschen vonder Sünde zu erlösen und sie danach sich selbst zuüberlassen. Das Letzte wäre nicht damit getan. DasLetzte, worauf Menschen, die auf den Ruf Christihin ihm nachfolgen, noch warten, ist die perfekte

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Ruhe. Perfekt wird sie sein, weil sie nicht mehr vonder Sünde gestört werden kann und sie darum niemehr aufhören wird. Bereits der Bericht der Schöp-fung gibt einen deutlichen Hinweis auf diese ewigeRuhe. Alle anderen Tage werden mit einem Abendund einem Morgen begrenzt. Nicht so der siebteTag. Dieser hat weder Anfang noch Ende – es istein ewiger Tag.Wie das Volk Israel in der Sklaverei in Ägypten

stehen wir heute in unserer Zeit und fragen uns:Kann es einen solchen Tag geben? Wird es je einenOrt ohne Elend geben? Ehrlich gesagt, können wiruns das kaum vorstellen und wir sind gerne geneigt,wie das Volk Israel, nicht auf eine wage Hoffnungeinzugehen. Auch uns lehrt Mose mit diesem Text,dass Gott der Schöpfer der Ruhe ist. Was Menschensich vielleicht wünschen, aber kaum für machbarhalten, kann der Allmächtige aus dem Nichts schaf-fen. Wie bereits das Volk Israel, das Mose in dieWüste folgte, so wird Christus für uns sorgen unduns sicher an jenes Ziel bringen, das er versprochenhat: zur Ruhe für unsere Seele.

Vom Segen der Ruhe

Mose berichtet nun weiter, dass Gott diesen einenTag der Ruhe ganz besonders behandelte: er segne-te und heiligte ihn. Segnen bedeutet, etwas mit heil-schaffender Kraft ausrüsten. Das heisst nicht, dassvon jenem gesegneten Tag eine magische Kraft aus-gehen würde, sondern, dass in der Ruhe des Tagesder erkannt werden kann, der das Heil gibt. DasHeiligen wiederholt und bestärkt diesen Aspekt.Geheiligt wird im Alten Testament vor allem da-durch, dass etwas vom profanen Gebrauch abgeson-dert wird. So waren die Geräte in der Stiftshütteheilig und durften nicht zum gewöhnlichen Kochenverwendet werden. Sie hatten ihren Platz im Got-tesdienst. Genau wie jene heiligen Geräte, wähltGott einen Tag aus, der zum Gottesdienst verwen-det werden soll und damit ein deutliches Zeichenfür das Heil wird, das er den Menschen schenkenwill.

Das Volk Israel wurde mit dem Schöpfungsbe-richt belehrt, dass der Segen und damit das Heileinzig und allein von Gott kommt. Gott hat jenesVolk auf seinen Weg gerufen. Er ging ihm in einerFeuer- und Wolkensäule voran und sie folgten ihmin das gelobte Land, wo sie Ruhe finden werden.An jedem letzte Tag der Woche sollte sich das Volkdaran erinnern, dass Gott an jenes Ziel führen wirdund dabei lernen, dass man auf Gottes Wort ver-

trauen kann. Dass das den Menschen schwer fällt,wurde bald schon deutlich. Als das Volk lange aufseinen Propheten warten musste, der alleine aufden Berg stieg, um mit Gott zu reden, verlorensie die Geduld, schrieben Mose und seinen Gott abund machten sich einen Gott – das goldene Kalb– dem sie folgen wollten. Sie sagten gar, das jenesKalb sie aus Ägypten geführt habe. Das Volk wolltenicht mehr einfach warten, sondern etwas tun undsich selbst mitten in der Einöde Hilfe und Freudeschaffen. Sie sind von Gottes Weg und dem Heildes Ruhetages abgewichen, weil sie nicht auf Got-tes Heil und Ruhe warten wollten.Noch immer fällt es uns Menschen schwer, still

zu halten und den Segen aus Gottes Hand zu er-warten. Viel lieber möchten wir uns gemäss demSprichwort – «hilf dir selbst, so hilft dir Gott» –selbst helfen. Hinter dem Ruhetag steht ein geist-liches Prinzip, dass wir jede Woche neu begreifenmüssen: nur Gott wird uns zur ewigen Ruhe. Wannimmer wir uns aufmachen, um uns Lebenshilfe, Ab-lenkung von schwierigen Situationen, oder einen ei-genen Sinn für sein Leben zu suchen, sind wir aufdem sicheren Weg, einen Götzen zu bauen, ihn zuverehren und Gott und sein Heil darüber zu ver-gessen. Darum ist es nötig, dass wir jede Wocheeinmal innehalten und daran erinnert werden, dassder Segen, der uns zur Ruhe führen wird, nicht vondem kommt, was wir tun, sondern einzig und alleinvom allmächtigen Gott.

Bei Christus ist das zu finden, worauf der Ruhe-tag hinweist: er bringt das Heil, das uns zur Ruhebei Gott führen kann. Er ist von Ewigkeit her wah-rer Gott und wohnte in Gottes Ruhe. Er wurdeder wahre Mensch, der wie du und ich auf der Er-de lebte, aber ohne eine Sünde den Weg von Got-tes Gerechtigkeit ging. Christus hat den Auftragals Schöpfers vollkommen erfüllt und indem er inseinem Handeln und Reden Gottes Heiligkeit undGerechtigkeit zeigte. Johannes schreibt in seinemEvangelium (Johannes 1,14): «Und das Wort wardFleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seineHerrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenenSohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.»Gott weiss, dass wir seinen Auftrag niemals voll-

kommen erfüllen können. Darum hat Christus dieseschwere Aufgabe für mich erfüllt und ein vollkom-men gerechtes Leben geführt. Er hat sich für michtöten lassen, weil ich wegen meiner Sünde mit demTod bestraft werden muss. Christus hat genau die-se Strafe auf sich genommen. Nun bin ich frei. Freivon der Sklaverei der Sünde, die das Leben aus mirherauspresst und mich in den Tod führt. Befreit

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davon, das Vollkommene selbst leisten zu müssen.An diesen Segen soll uns der Ruhetag erinnern, der,seitdem Christus von den Toten auferstanden ist,zurecht auf den ersten Tag der Woche verlegt wur-de. Christus ist der erste, der an diesem Wochentagden Tod überwunden hat. Darum erinnert nun derSonntag daran, dass Christus uns den Weg zur Ru-he frei gemacht hat.

Vom Feiern der Ruhe

Nachdem wir nun also gesehen haben, dass der Ru-hetag ein Zeichen des Heils ist, das uns jede Wo-che neu begegnet, müssen wir noch der Frage nach-gehen, wie wir diesen Tag zu feiern haben. DerSchöpfungsbericht gibt keine direkten Anweisun-gen. Das lässt einige Ausleger schliessen, dass derSabbat erst dem Volk Israel am Sinai geboten wur-de und für uns heute darum keine Bedeutung mehrhabe. Dieses Argument wird damit unterstrichen,dass Jesus selbst jedes Gebot bestätigt habe undvom falschen rabbinischen Verständnis befreit ha-be, aber das Sabbatgebot in der Bergpredigt nichtangesprochen habe.Beide Einwände sind die Folge falscher Interpre-

tation. Es stimmt nicht, dass Israel erst nachdem,sie die Zehn Gebote erhielten, den Sabbat als Ru-hetag hielten. Bereits bei den Bestimmungen desMannas lesen wir, dass Gott forderte, dass am sieb-ten Tag nichts gesammelt werden soll. Ausserdemheisst es in den Geboten nicht, «du sollst den Sab-bat halten», sondern «gedenke des Sabattages, dassdu in heiligest». Man könnte den Inhalt dieses Ge-bots auch mit «erinnere dich an den Sabbat, wieer bereits von deinen Vätern gehalten wurde» wie-dergeben. Am Sabbat sollte das Volk, gemäss deralten Ordnung, daran denken, dass das Heil aussch-liesslich von Gott kommt.Jesus hat diesen besonderen Tag nicht abge-

schafft, sondern ihn vielmehr ins richtige Licht ge-rückt – ganz genau wie er das mit den anderen Ge-boten tat. Zu den Schriftgelehrten und Pharisäern,die ihn wegen Sabbatbruchs anklagen wollte, weilsie vermuteten, dass er einen Mann heilte, der eineverdorrte Hand hatte, sagte er (Lukas 6,9): «Ich fra-ge euch: Ist’s erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oderBöses, Leben zu erhalten oder zu vernichten.» DerRuhetag ist gerade dazu gegeben, dass der Menschdas Gute und das Leben findet. Wer sich selbstfür gerecht hält, weil er seine eigenen Vorschriftenganz genau befolgt, der verstösst ja gerade gegendas Gebot des Ruhetages, weil er meint, sich selbst

helfen zu können. Seine Vorschriften werden zumgoldenen Kalb und betet sie an, dient ihnen undsagt zu ihnen: «Ihr habt mich aus der Sklavereider Ungerechtigkeit herausgeführt.» Das allerdingskann gar kein Gesetz tun, sondern nur der wahreMensch, der von Gott gekommen ist – Jesus Chris-tus.Von dem, was Christus für uns geleistet hat,

muss am Sonntag die Rede sein. Darum feiern wirgemeinsam einen Gottesdienst, der diese Botschaftim Zentrum hat. Gar nichts anderes kann uns zurRuhe bringen, als das Evangelium, die gute Nach-richt davon, dass Christus alles vollkommen für unserfüllt hat. Darum ist in Liedern, in den Texten ausder Bibel, die gelesen werden, und in der Predigtdavon die Rede. Die Gemeinde legt ihre alltäglicheArbeit beiseite, kommt zusammen und hört jedenSonntag, dass kein Mensch sich selbst Ruhe schaf-fen kann. Gemeinsam lernen wir es, von Gott zu er-bitten, was uns fehlt. Menschen, die das tun, wirdGott erhören und sie zu seiner Ruhe führen. Esist nötig, einmal in der Woche unsere Arbeit zurSeite legen und uns Zeit nehmen für den Gottes-dienst, um daran erinnert zu werden, dass unsereLeistung uns niemals das geben kann, was Christusuns schenken möchte. Es ist nötig, dass wir in einerZeit, die so gehetzt und von vielen Bösen Dingen ge-prägt ist, vom wahrhaft Guten, von Jesus Christushören und miteinander lernen, was es heisst, ihmnachzufolgen. Es ist nötig, dass wir uns wenigstensan diesem Tag uns reichlich Zeit nehmen, um Gottausgiebig für seine Gnade zu danken – nicht nur imgemeinsamen Gottesdienst, sondern auch zu Hausein den Familien und stillen Kämmerchen. Der Sonn-tag wird richtig gefeiert, wenn an diesem Tag dasHeil, das Christus gibt gehört und geglaubt wird.Was wir am Sonntag lernen, soll schliesslich un-

ser ganzes Leben prägen. So wird Gott nicht nur aneinem Tag, sondern mit unserem ganzen Leben ge-ehrt und unser ganzes Leben ein Gottesdienst sein.Jeder Tag soll Gott um seine Gnade angerufen wer-den. Jeden Tag soll Gott für seine Barmherzigkeitgedankt werden. Jeden Tag entschliessen sich Got-tes Kinder die bösen Werke liegen zu lassen undsich von der Sünde abzuwenden. Jeden Tag suchenbefreite Menschen das Gute zu tun und ihren Herrnmit Reden und Handeln zu ehren. Auf diese Weiseerleben wir jetzt schon ein Stück von Gottes Ruhe,die in Ewigkeit bleiben wird.

Am Anfang der Predigt habe ich darauf hingewie-sen, dass es ein schwerer Fehler ist, die besondereStellung, die Gott den Menschen gegeben hat, für

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sich selbst zu missbrauchen. Einen ebenso grossenFehler ist es, den Ruhetag, den Gott seinen Ge-schöpfen verordnete, unter seine eigene Interessenzu stellen. Wir reden gerne von unserer Ruhe, diewir brauchen. Wir reden gerne von unserem Tag,an dem wir tun und lassen können, was wir wollen.Wir reden von unserer Kraft, die an diesem Tagfrisch aufgetankt wird. Alles dreht sich dabei nurum uns. Wir selbst werden so zur Krone des Tages.Das ist falsch.Gott heiligte den Ruhetag, damit wir auf ihn

aufmerken und erkennen, dass das Leben von ihmkommt. Darum berichtet die Bibel von Gottes Ru-he, zu der der Schöpfer uns einlädt. Es ist sein Tag,an dem Gott die erste Rolle spielen soll. Wir er-fahren dabei von Gottes Kraft, die selbst den Todüberwindet und Menschen zum ewigen Leben ruft.An diesem siebten Tag ist genauso wie an den

anderen Schöpfungstagen etwas Neues entstanden:Gott zeigt seine Ruhe, die kein Ende haben wird.Damit wir von dieser Ruhe erfahren, ist es nötig,dass wir zur Ruhe kommen und aufmerken, dassalles, was wir zum Leben brauchen, aus der Handunseres Schöpfers kommt, der das Leben schenktund erhält. Mit diesen Gedanken, und nicht mitdem Gedanken der Überlegenheit, beginnen wir un-sere Woche. Der Gedanke, dass alles Gute von Gottkommt, soll unsere Woche, unser Arbeiten und Ru-hen prägen. So erfüllen wir den Auftrag, den Gottdem Menschen bei der Schöpfung gab; nämlich seinEbenbild zu sein.

Amen.

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Das Wort schenkt Fülle1.Mose 2,4–17

Wir Menschen leben alle mit Wünschen und Träu-men – wir wünschen uns Zufriedenheit, Glück undErfüllung. Frustrierend wird es dann, wenn wir ah-nen, dass wir das, was wir uns so sehr wünschen,wahrscheinlich niemals erreichen. Es kommt mitun-ter vor, dass Menschen darüber so frustriert sind,dass sie sich selbst ein Ende setzen möchten. In unsgibt es eine Sehnsucht nach Zufriedenheit, nach Er-füllung, nach Liebe und Freude. Diese Sehnsuchtist oft klein und wird meistens kaum wahrgenom-men. Wenn die Sehnsucht allerdings zu lange un-erfüllt bleibt, beginnt sie unsere Hoffnung, unsereFreude und unseren Lebensmut zu zersetzen – wieein Schwelbrand, der ein Haus anfangs unsichtbarzerfrisst. Darum brauchen wir irgendeine Befriedi-gung für diese Sehnsucht. Mose berichtet davon,was uns Zufriedenheit geben kann, was unser Sehn-sucht erfüllen und den Schwelbrand in unseren Her-zen löschen kann. Am Anfang gab es keinen Man-gel. Ganz im Gegenteil: die Menschen lebten in ei-ner heute unvorstellbaren Fülle. Gott gibt sich indiesem Bericht als Gott der Fülle zu erkennen, derseinen Geschöpfen alles gibt, was sie zum Lebenbrauchen.

Die Fülle des LebensDer Mensch ist ein ganz besonderes Geschöpf, weilGott ihn ganz anders gemacht hat als alles andere.Bei den Tieren sagte Gott, dass die Erde sie hervor-bringen solle. Alle Arten von Tieren sind auf eineinziges Wort hin entstanden. Der Mensch aber istkeine Massenware, sondern mit Liebe handgemacht.Eigentlich heisst es hier, dass Gott den Mensch ge-bildet hat. Das Wort lässt an einen Künstler den-ken, der sein Kunstwerk sorgfältig erarbeitet, sichZeit nimmt, bis schliesslich alles stimmt und er sichselbst zuerst daran freuen kann. Genau auf dieseWeise wurde der Mensch ein herrliches Geschöpf,an dem die ganze Kunstfertigkeit des Schöpfersdeutlich wird. Wir freuen uns selbstverständlichdarüber, dass sich Gott für uns so ins Zeug legte.Damit wir uns allerdings nichts darauf einbilden,schrieb Mose, woraus Gott sein Kunstwerk bildete:aus dem Staub der Erde. Das Besondere an dir ist

nicht dein Fleisch, die irdische Hülle, sondern das,was Gott aus dem gemacht hat, was er vom nich-tigen Staub genommen hat. Gott ist zu bestaunen,dass er aus dem Staub der Erde ein so herrlichesWesen wie dich machen kann. Damit, dass Gottden Menschen aus der Erde bildete, war er aller-dings noch nicht fertig. Von den Tieren heisst es,dass sie aus der Erde kamen und wie der Menscheine lebendige Seele waren. Der Mensch wurde aller-dings zuerst nur aus der Erde geformt und war nochnicht lebendig. Gott nahm den Menschen ganz nahzu sich, so nah, wie sich zwei Liebende kommen.Es ist das Bild eines Kusses, wie er im Hohenliedbeschrieben wird, wo zwei Menschen miteinanderatmen. Die Schöpfung des Menschen ist so ganzanders als das Bild von Michelangelo in der Sixtini-schen Kapelle. Dort kommen sich Gott und Menschnicht nahe. Nein, der Mensch wendet sich sogar vonGott ab und wird nur an einer Fingerspitze vonseinem Schöpfer berührt. So distanziert, wie wires auf diesem Bild sehen können, beschreibt Mosedie Schöpfung des Menschen nicht. Gott nahm denMenschen ganz nah zu sich, zeigte ihm seine Liebeund schenkte ihm das Leben. Erst durch den Atemseines Schöpfers, wurde der Mensch ein lebendigesWesen. Der Mensch hat sein Leben nicht von derErde, sondern von Gott.Das ist Botschaft von Mose an zerschundenes

und lehmverschmiertes Volk. Israel musste näm-lich jeden Tag in den Lehmgruben schuften, umdie Ziegel herzustellen, die für die gewaltigen Bau-vorhaben des Königs von Ägyptens nötig waren.Mit diesem schweren Dienst wollte der Pharao die-sem fremden Volk, das in seinem Land wohnte, denGaraus machen. Die Israeliten sollten sich in Ägyp-ten zu Tode schuften. Im Dreck sollten sie ihr Le-ben lassen – wieder zur Erde werden. Diesen Men-schen sagte Gottes Prophet: «Du Mensch, der du je-den Tag dreckverschmiert aus deiner Grube steigstund für nichts geachtet bist bei den Menschen desLandes, du hast dein Leben von Gott. Du hast deinLeben nicht, um es am Ende in der Lehmgrube zulassen. Du gehörst Gott und nicht dem Dreck derErde.»Das ist die Botschaft, die du heute hören sollst,

obwohl du nicht mehr in einer Lehmgrube schuf-test. Heutzutage geht es uns gut. Wie unglaublich

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ist es doch, dass Menschen sauber geputzt und par-fümiert stolz davon sprechen, zusammen mit demTier bloss aus Zufall aus einer blubbernden Ursup-pe, dem Urlehm entstanden zu sein. Der Menschzieht es vor, dass sein Leben nur Staub und Er-de sein soll. Er zieht es vor gottlos zu sein – Gottlos zu sein, damit er nicht jemanden gehört, son-dern selbst über sich verfügen kann. Die Ursuppeund der Zufall kann nichts von mir wollen, darumbin ich mein eigener Herr. Mose erinnert dich dar-an, dass das was dich ausmacht, nicht die Erde ist,sondern das, was dein Schöpfer aus der Erde ge-macht hat und in dich hineinlegte. Er ruft durchdie Worte Mose dir zu: «Steig heraus aus deinerLehmgrube und erkenne, dass Gott dir dein Lebengegeben hat und du deinem liebevollen Schöpfergehörst, der dich nicht dem Tod überlassen will.»

Die Fülle der Ruhe

Passend zu seinem besonderen Geschöpf, machteGott einen besonderen Ort, an dem der Menschleben konnte. Es heisst, dass Gott einen Garten be-reit machte. Dieser Garten wird Paradies genannt.Das ist der griechische Ausdruck für Garten, derursprünglich von den Persern stammt – sie nann-ten die königlichen Gärten so. Einen solchen Gar-ten legte Gott für den Menschen an, in Eden. Frü-her war wohl dieser besondere Landstrich bekannt.Eden trägt allerdings auch eine besondere Bedeu-tung – Eden bedeutet nämlich grosse Freude. Gottmachte auf der Erde einen Ort, wo sich der Menschfreuen konnte. Er nahm den Menschen und setzteihn in den Garten der Freude. Wörtlich heisst es,dass Gott den Menschen nahm und ihn in Eden be-friedete oder zur Ruhe brachte. Am Ort der Freude,lässt Gott den Menschen zur Ruhe kommen. Hierfehlt ihm nichts. Hier findet er vollkommene Erfül-lung für Leib und Seele. Das war das Paradies, nachdem wir Menschen uns heute noch sehnen.Auch diese Botschaft hörte das zerschundene

Volk in Ägypten. In seinen Lehmgruben, wo es sichzu Tode schuftete, wurde ihm gesagt, dass es einenOrt der Ruhe gibt. Israel musste nicht am Ort desTodes bleiben. Gott will sein Volk an einen Ort füh-ren, wo es in Ruhe und Frieden leben kann und woihn nichts mehr fehlen wird. Die Geographie, dieMose in diesem Text seinem Volk vor Augen zeich-net, ist sehr interessant. Er redet von vier Strömen.Zuerst schreibt er von einem grossen Strom, deraus dem Paradies kommt. Dieser Strom teilt sichin vier Ströme. Normalerweise kennen wir das um-

gekehrt: die kleinen Ströme sammeln sich in einengrösseren. Hier war es umgekehrt. Das grosse Was-ser des Lebens kam aus dem Paradies und verteiltsich über die ganze Erde. Wir können diese Geo-graphie heute nicht mehr nachvollziehen. Es ist zuvermuten, dass vor der Sintflut die Erde andersaussah als wir sie heute kennen. Und doch muss-te diese Geographie dem Volk Israel, das in Ägyp-ten im Dreck hockte, etwas ganz besonderes zeigen.Zwei Flüsse kennen wir heute noch: Tigris und Eu-phrat. Diese Flüsse liegen im heutigen Irak, damalshiess das Land Assur. Diese Gegend war ausgespro-chen fruchtbar. Die anderen beiden Flüsse kennenwir nicht mehr, aber zwei Gegenden, die Mose er-wähnt, können wir zuordnen, nämlich Hawila undKusch. Diese beiden Namen werden in der Bibelfür die Gegen von Ägypten verwendet. Auch die-se Region war sehr fruchtbar und reich. Gott sagtzu seinem Volk: «Die reichen und prächtigen Län-der, die ihr kennt, haben ihre ganze Herrlichkeitvon einem Land, das dazwischen liegt. Dieses Landdazwischen ist viel fruchtbarer – ein Ort, an demMilch und Honig fliesst –, als ihr es von Ägyptenkennt und von Assur gehört habt.» Gott sagte sei-nem Volk, dass es keinen Grund gibt, in Ägyptenzu bleiben. Es gibt etwas Besseres, das der Gottder Väter für sein Volk bereitet hat, nämlich dasLand Kanaan. Gott ruft sein Volk auf, aufzustehenund die Herrlichkeit Ägyptens zu verlassen und sichaufzumachen in das Land, das jenseits der Wüsteliegt.Gott offenbart auch uns, dass er einen herrli-

chen Ruheort bereitet: es ist der neue Himmel unddie neue Erde, das himmlische Jerusalem, das al-le Herrlichkeit übersteigt, die wir uns vorstellenkönnen. Alles Herrliche, das uns auf dieser Erdebeeindruckt, ist nur ein kleiner Abklatsch von derHerrlichkeit, die in der Ewigkeit unvergänglich seinwird. Alle Freude, die wir in unserem Leben erfah-ren, ist nichts verglichen mit der Freude die in derEwigkeit in einer einzigen Sekunde herrscht. Alles,was wir hier geniessen auf dieser Erde, ist nicht ver-gleichbar mit dem vollkommenen Frieden, in demfür alle Ewigkeit keine Sehnsucht mehr unerfülltbleiben wird. Gott hat den Menschen nicht auf dieErde gestellt, um ihn im Dreck sitzen zu lassen,sondern will ihn an einen guten Ort bringen. Esist ein Ort der Ruhe, der Freude und des Friedens.Ein Ort, an dem sich der Mensch nicht mehr zu sor-gen braucht. Darum ruft Gott den Menschen undsagt auch dir heute: «Komm, mach dich auf undbleib nicht in der Grube der Gottlosigkeit sitzen,sondern komme zu mir und vertrau mir, dass ich

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dich an einen Ort der Ruhe und der Freude führenwerde.» Gott befreit Menschen nicht nur aus derSklaverei der Gottlosigkeit um ihm dann ein besse-res Leben auf der Erde zu geben. Nein, genau wieer einst Israel nicht nur von seinem Unterdrückerbefreite, sondern es in das verheissene Land führte,so führt er noch heute Menschen zu seiner Ruhe.Gott hat die Fülle der Ruhe für die Menschen be-reit, die ihm vertrauen und ihre Befriedigung nichtin irdischen Dingen suchen.

Die Fülle der Sorge

Gott gibt alles, was Menschen zum Leben brauchen.Im Paradies fand der Mensch wirklich alles, was ernötig hatte. Es gab dort nichts, was dem Menschenwiderstanden hätte. Jeden Tag durfte er von denherrlichsten Früchten essen. Alles, was der Menschvor sich hatte, schien im begehrenswert. Gott hatso für den Menschen gesorgt, dass es ihm richtiggut ging und er sich an allem, was er vor sich hat-te, uneingeschränkt freuen konnte. Aber wie gesagt,ist der Mensch nicht nur von der Erde genommen,sondern hat sein Leben von Gott. Darum brauch-te der Mensch mehr, als nur die Früchte der Na-tur, damit sein Leib leben kann. Seine Seele muss-te ebenfalls ernährt werden. Diese Nahrung fandder Mensch bei zwei besonderen Bäumen, die imGarten standen. Da war zum einen der Baum desLebens. An diesem Baum konnte der Mensch jedenTag erkennen, dass er sein Leben von Gott hat unddass Gott für sein Leben sorgte. Und zum anderenstand der Baum der Erkenntnis des Guten und desBösen im Paradies. Es fällt uns schwer zu glauben,dass dieser Baum ein gutes Geschenk von Gott war.Aber genau so war es. An diesem Baum konnteder Mensch etwas lernen, was er im ganzen Gartennicht erkennen konnte. Die Früchte dieses Baumeswaren verboten. Gott sagte, dass wenn der Menschvon den Früchten dieses Baumes essen wird, er ganzbestimmt sterben wird. Ein Verbot empfinden wirbloss als Einschränkung. Wir meinen, dass uns da-durch eine Freude verwehrt wird. Lasst uns aberzuerst daran denken, was der Mensch in diesemGarten hatte: tausend leckere Früchte. Mitten indiesem Garten gab es nur einen einzigen Baum,den er nicht anrühren sollte. Der Mensch lebte inder Fülle von Gottes Sorge. An der einen Ausnah-me sollte der Mensch erkennen, dass das Gute vonGott kommt und Gott weiss, was das Gute ist. Andiesem Baum konnten die Menschen lernen, ihremSchöpfer zu vertrauen. Darum war dieser Baum

keine Falle. Gott sorge durch ihn dafür, dass derMensch seinen Schöpfer richtig erkennt. Diese Lek-tion konnte an keiner anderen Pflanze und an kei-nen Geschöpf im Garten gelernt werden.Israel sollte diese Lektion ebenfalls lernen. Das

Volk lebte in einem gottlosen Land und diente so-gar den Götzen des Landes. Viele haben den Gottder Väter vergessen. Mose kam nun zu diesem Volkund sagte ihm, dass der Gott der Väter sie in einsehr gutes Land führen will. Woher sollten die Men-schen wissen, dass das Land Kanaan tatsächlich sofruchtbar war, wie Mose es versprach? Wie soll esgehen, dass ein so grosses Volk einfach in die Wüs-te zieht? Wie sollen all die Menschen essen, trinkenund wo sollen sie in der Wüste schlafen? Zu diesenFragen sagte Mose durch seinen Bericht vom Para-dies: «Gott wird für euch sorgen. Selbst wenn ihrees jetzt nicht begreifen könnt, wird er euch ganz si-cher alles geben, was ihr braucht.» Genau das hatGott getan. Jeden Tag gab Gott seinem Volk dasMannah, das Brot vom Himmel. Gott führte seinVolk. Er ging ihm voraus in einer Wolkensäule amTag und einer Feuersäule in der Nacht. Sein Volkwar nicht auf sich allein gestellt und verloren in derWüste. Gott sprach zu seinem Volk und gab ihmdie Gebote, die ihm die Gerechtigkeit und das Gutezeigte. Anders als beim Baum sagte Gott von die-sen Geboten: «Wer sie tut, der wird leben.» Gottweisst den Menschen darauf hin, dass der er Ge-rechtigkeit braucht, um leben zu können.Uns heute lässt Gott ebenfalls die gleiche Lekti-

on hören. Wie Israel leben wir in einer gottfremdenZeit und haben uns manche Gottlosigkeit gewöhnt.Uns sagt Gott, dass wir nicht allein vom Brot le-ben, das wohl von unserem Schöpfer kommt – erlässt es wachsen und gedeihen. Wir brauchen wohldas Brot, das aus dem Boden kommt, weil wir vonder Erde genommen sind; genauso brauchen wiraber Gottes Wort, das was aus dem Mund unse-res Schöpfers kommt, weil unser Leben aus seinemAtem kommt. Mit seinem Wort zeigt er seine Ge-rechtigkeit, die uns zum Leben führt. So sagt erheute zu dir: «Mach dich auf und bleib nicht inder Grube der Gottlosigkeit hocken, wo du Neid,Hass, Angst, Zorn und Lüge stampfen musst undvon der Sehnsucht nach einem erfüllten Leben zer-fressen wirst. Steh auf und folge deinem Schöpfer,der dich mit allem Guten und der nötigen Gerech-tigkeit versorgen will und dir alles im Überfluss ge-ben kann.»

Die Fülle ist keine blosse Idee und Vorstellung, dieden menschlichen Wünschen entsprungen ist, son-

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dern eine Tatsache. Sie war eine Tatsache für Adamim Paradies. Er hatte sie jeden Tag, was er zum Le-ben brauchte und konnte sich an allem freuen, wasum ihn war. Ihm fehlte überhaupt nichts. Auch dasverheissene Land war nicht bloss ein Gedanke, einfrommer Wunsch der aus der Not der Lehmgrubengeboren wurde. Gott hat sein Volk tatsächlich indas verheissene Land geführt. Es heisst sogar, dasswährend der langen Zeit in der Wüste kein einzi-ger Schuhriemen gerissen sei. So gut hat Gott fürsein Volk gesorgt. Genauso wenig ist die Fülle, zuder Gott seine Geschöpfe ruft, bloss ein Idee. DerApostel Paulus schrieb davon, wo diese Fülle zu fin-den ist (Kolosser 2,8–10): «Seht zu, dass euch nie-mand einfange durch Philosophie und leeren Trug,gegründet auf die Lehre von Menschen und auf dieMächte der Welt und nicht auf Christus. Denn inihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftigund an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der dasHaupt aller Mächte und Gewalten ist.» In Christusist die ganze Fülle von Gott. Er hat die Fülle desLebens. Er hat den Tod überwunden und ist zurRuhe gekommen. Er sitzt zur Rechten Seite seinesVaters im Himmel. Er braucht nie mehr für etwaszu sorgen.Nun könnte man sagen, dass das zwar schön sei

für Christus, dass er zu dieser Fülle gekommen sei.Die Frage bleibt nun, was du dafür tun musst, umebenso zur Ruhe und zur Fülle zu kommen, dieChristus schon geniesst. Paulus sagt, dass wir ander Fülle, die Christus bereits hat, Anteil haben.Die Fülle ist so unbeschränkt, dass du dazugehö-ren kannst. Christus gibt von dieser Fülle allenMenschen, die Gott vertrauen und auf seinen Rufhören. Es sind Menschen, die glauben, dass Gottihnen Ruhe schafft. Wie hat Gott das getan? Chris-tus ist Gottes ewiger Sohn, der schon immer in dervollkommenen Fülle beim Vater lebte. Er verliessdiesen herrlichen Ort und kam in unsere Lehmgru-be der Sklaverei der Gottlosigkeit. In dieser Lehm-grube lebte Christus so, als ob er im Paradies wäre– auf der Erde lebte er so, als wäre er im Him-mel. Er sagte: «Ich tu nichts als das, was mein Va-ter getan haben will und ich leben aus nichts, alsaus dem, was von meinem Vater kommt.» So wur-de er selbst der erste vollkommen gerechte Mensch.Ihm galt das Wort nicht, das Adam gegolten hatte:«Wenn du selbst nach dem Guten strebst und da-nach greifst, musst du sterben.» Ihm galt aber dasWort, das Mose mit den Geboten erhielt: «Wenndu danach tust, wirst du leben.» Christus hat nurganz genau das getan, was sein himmlischer Vaterwollte. Und doch liess er sich töten. Er hat so die

Strafe auf sich genommen, zu der die Menschen we-gen ihrer Gottlosigkeit und Selbstgerechtigkeit ver-urteilt wurden. Nun werden all jene Menschen vonihrer Strafe freigesprochen, die auf das Gute hof-fen, das Gott gibt – Gerechtigkeit und Vergebungdurch Christus. Wenn du das tust gilt dir: «Chris-tus hat deine Strafe auf sich genommen, damit duaus der Lehmgrube der Sklaverei der Gottlosigkeitbefreit wirst und von ihm zur ewigen Ruhe geführtwirst. Weil er deine Strafe bezahlt hat, musst dunicht mehr dafür aufkommen – du bist tatsächlichfrei. Du kannst tatsächlich an seiner Fülle, seinerFreude und seiner Ruhe teilhaben.» So wird dieSehnsucht wirklich gestillt, die dich in diesem Le-ben zu zerfressen droht. Du kannst dich am Gutenfreuen, das Gott dir jeden Tag gibt. Darüber hinauskannst du dich auf das grenzenlos und ewige Gutefreuen, zu dem dein Schöpfer dich führen wird.

Amen

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Das Wort schenkt Hilfe1.Mose 2,18–25

Dieser Bibeltext wird üblicherweise verwendet, umzu zeigen, dass Mann und Frau füreinander geschaf-fen wurden und in der Ehe zu einer Einheit zusam-mengefügt werden. Tatsächlich schreibt Mose hiervom grossartigen Geschenk der Ehe zwischen Mannund Frau. Alles was Gott gibt ist gut, ja, das Bestefür den Menschen. In diesem Guten lässt sich Gottselbst erkennen. Er zeigt seinen Geschöpfen seinWesen. Der gute Gott gibt den Menschen, was siebrauchen, um heilig leben zu können. Aus eigenerKraft und Antrieb könnten wir das nie leisten. DieGemeinschaft zwischen Mann und Frau ist ein heil-sames Zeichen dafür, dass der Mensch, und damitmeine ich auch die Menschin, eine Hilfe braucht,die Gott ihm gibt.

Gottes Auftrag für die MenschenUm die Tiefe dieses Textes verstehen zu können,müssen wir der Sache auf den Grund gehen. Die-ser Grund wurde bereits im letzten Kapitel gelegt.Dort heisst es (1. Mose 1,27): «Und Gott schuf denMenschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schufer ihn; und schuf sie als Mann und Weib.» DerMensch ist Mann und Frau. Beide zusammen sol-len Gottes Ebenbild sein. Beide miteinander sollenGottes Herrlichkeit, Gottes Heiligkeit und GottesMacht auf der Erde darstellen. Durch ihr Wesenund ihr Tun soll Gott selbst in seiner Schöpfungsichtbar werden. Gott schuf nicht den Menschen,um zu sehen, wie sich sein Geschöpf entwickelt, son-dern hat einen ganz speziellen Plan mit ihm. DerMensch wurde so gemacht, dass er den Auftrag Got-tes, das Ebenbild des Schöpfers zu sein, optimalausführen konnte.Gott hat sich vorgenommen, seine Heiligkeit auf

Erden sichtbar werden zu lassen und tut alles dafür,damit sein Plan ausgeführt werden kann. Genaudazu befreite er das Volk Israel aus Ägypten. AmBerg Sinai, in der Wüste, lässt er diesem Volk durchseinen Propheten Mose sagen (2. Mose 19,5-6a):«Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen undmeinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentumsein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein.Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und

ein heiliges Volk sein.» Die ganze Erde gehört Gott,weil er sie gemacht hat. An einem Volk wollte derSchöpfer seine Herrschaft besonders deutlich sicht-bar machen – an dem Volk, das er mit seiner herr-lichen Macht aus der Sklaverei in Ägypten befreite.Es soll, so heisst es wörtlich, seine Heiligkeit zeigen,wie die Priester sie in ihrem Dienst darstellen.

Genau diesen Auftrag hat Jesus Christus voll-kommen erfüllt. Er zeigte Gottes Ehre, Herrlichkeitund Heiligkeit auf der Erde. Der Apostel Johan-nes, der am Anfang seines Evangeliums an die ers-ten Kapitel der Bibel erinnert, schreibt (Johannes1,14.18): «Und das Wort ward Fleisch und wohnteunter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eineHerrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Va-ter, voller Gnade und Wahrheit. Niemand hat Gottje gesehen; der eingeborene Sohn, der Gott ist undin des Vaters Schoss ist, der hat ihn uns verkün-digt.» Gottes Sohn tat, was vor ihm keinem Men-schen gelungen ist: er erfüllte den Auftrag seineshimmlischen Vaters vollkommen. Er zeigte das We-sen des himmlischen Vaters mit allem, was er sagte,mit der Art, wie er anderen Menschen begegnete,mit seinem Beten – kurz gesagt: mit seinem ganzenLeben. Alles an ihm weisst auf seinen himmlischenVater hin.

Gottes Auftrag bleibt bestehen. Er hat den Men-schen so gemacht, dass er mit seinem Wesen, mitseinem Reden, damit, dass er für anderes sorgt, mitseiner Freude, mit seiner Kraft, mit seinem Wil-len und mit seinem Glauben und Beten auf seinenSchöpfer hinweisen kann. Genau dieser Auftrag istbis heute der Massstab, an dem das Leben einesMenschen gemessen und von seinem Schöpfer beur-teilt wird.

Gottes Hilfe für den Menschen

Gott weiss, dass kein Mensch allein diesen Auftragerfüllen kann. Bereits im Paradies, dem herrlichenGarten und perfekten Lebensort, überforderte esden Menschen, der von der Erde genommen ist, mitseinem Tun vom seinem himmlischen Herrn zu zeu-gen, der ihm den Lebensodem gab. Der Versuch,aus eigener Kraft Gott und seinem Wesen gerechtzu werden, war schon damals zum Scheitern ver-

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urteilt. Darum gab Gott dem Menschen eine Hilfezur Seite. Diese Hilfe sollte ihn bei seinem Auftragunterstützen. Luther übersetzt: «Ich will ihm eineGehilfin machen, die um ihn sei.» Genauer heisstes an dieser Stelle: «Ich will ihm eine Hilfe machen,die ihm entspricht.» Die Hilfe, muss ihm weiter-helfen können. Das heisst, dass sie einerseits demMenschen entsprechen muss – zu ihm passen muss–, aber andererseits etwas zur Erfüllung des Auf-trags beitragen können muss – zum Auftrag pas-sen muss. Beide Anforderungen erfüllte die Frau.Sie kann dem Mann dabei helfen, Gott vor Augenzu haben und nicht nur dem Irdischen zu dienen.Sie wurde ebenso wie der Mann sorgfältig und lie-bevoll vom Schöpfer gemacht. Wörtlich heisst es,dass Gott eine Frau baute. Das Wort bringt zumAusdruck, dass Gott einen Plan hatte, nämlich demMenschen eine Hilfe zu schaffen, und alles dafür tat,dass der Plan gelingt. Sie ist wie der Mann nichtnur vom Erdboden genommen, sondern trägt dengöttlichen Odem in sich. Damit ist sie dem Mannein Zeichen dafür, dass Gott sich dem Menschenliebevoll zugewandt hat. Die Frau hilft dem Mannauf eine Weise, die er erfassen kann. Er hat nun einGegenüber, das bereits mit ihrer Anwesenheit vonGottes Schöpfermacht zeugt.Dem versklavten Volk Israel, das in Ägypten un-

terdrückt wurde, musste ebenfalls geholfen werden.Über ihnen stand der mächtige Pharao, der KönigÄgyptens, der ihnen keine Freiheit gewährte, son-dern sie ständig in Angst und Schrecken leben liess.In diese Situation wurde Mose gesandt. Er war derHelfer für sein Volk. Ihm ist der allmächtige Gottbegegnet. Zu ihm hat der Gott Israels gesprochen.Auf Gottes Wort hin kam der Prophet zum Volk inÄgypten, redete mit ihnen, erklärte ihnen GottesPlan, dass sie den Ort der Sklaverei verlassen sollenund ging mit dieser Botschaft zum Pharao, dem ir-dischen Machthaber. Mose war geeignet für diesenAuftrag, weil er selbst von diesem Volk stammteund am Hof des Pharaos aufgewachsen war. Dar-um kannte er beide Seiten und wusste, wie er denMenschen seines Volkes und den Mächtigen am Hofbegegnen musste. Gott gab seinem Volk genau denHelfer, den es nötig hatte.Auch Christus kannte beide Seiten. Er ist Gott

von Ewigkeit her. Zu der von Gott bestimmten Zeitwurde er Mensch. Maria wurde dieses Wunder vomEngel Gabriel folgendermassen erklärt (Lukas 1,31-33): «Siehe, du wirst schwanger werden und einenSohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesusgeben. Der wird gross sein und Sohn des Höchs-ten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm

den Thron seines Vaters David geben, und er wirdKönig sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, undsein Reich wird kein Ende haben.» Der Sohn derMaria ist Gottes Sohn, weil er von Gott kommt,weil Gott ihn in den Leib der Maria legte. So wur-de Gottes Sohn Mensch und wurde zu jener Hilfe,die wir begreifen können. Als Mensch hat er denAuftrag Gottes vollkommen erfüllt. Er selbst muss-te nicht beweisen, dass er gerecht und gut war, ermusste auch keinen Test bestehen, denn er war undist und bleibt Gottes ewiger Sohn. Aber er kam aufdie Erde und hat für andere Menschen jenen Auf-trag erfüllt, der ihnen zu schwer ist. An Christuszu glauben bedeutet, darauf zu vertrauen, dass erden schweren und heiligen Auftrag für mich erfüllthat.Die Frau, das erkannte der erste Mensch sofort,

entspricht ihm. Sie ist von ihm genommen. DasResultat von Gottes Handeln war eindeutig – derMensch brauchte keine weitere Erklärung von sei-nem Schöpfer. Nun konnten sie gemeinsam, wieGott das bereits vorgesehen hat, ihrer Aufgabe mitFreuden nachgehen. Genauso erkannten die Men-schen, die in Ägypten auf Gottes Hilfe hofften so-fort, dass Moses von ihrem Herrn gesandt wurde.Seine Worte sprachen die Sprache ihres Herrn. Ge-nauso erkennen Gottes Kinder heute, ohne weite-re Erklärung, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist,der nicht nur als Vorbild dient, sondern mit seinemWerk das wieder gut macht, worin sie versagt ha-ben.

Falsche Hilfen des Menschen

Im biblischen Bericht davon, wie Gott dem Men-schen die Frau zur Hilfe gab, gibt es einen bemer-kenswerten Einschub. Bevor der Schöpfer demMen-schen seine eigentliche Hilfe vorstellte, zeigte er ihmdie Tiere und wollte sehen, was er von ihnen hielt.Der Mensch musste ihnen Namen geben, die zumWesen jener Geschöpfe passte. Damit sollte der ers-te Mensch erkennen, dass die Frau wirklich die ein-zige Hilfe auf der Erde ist, die ihm entspricht. Dasbezeugte er damit, dass er ihr den Namen Männinoder Menschin gab. Die Tiere konnten dem Men-schen nicht dabei helfen, den göttlichen Lebens-auftrag zu erfüllen. Sie kamen von der Erde undtrugen den göttlichen Odem nicht in sich. Nur dieFrau kann den Mann an den herrlichen Schöpfer er-innern. Nur die Frau kann den Menschen erinnern,dass er nicht nur Staub ist, sondern Gottes Lebenso-

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dem in sich trägt. Darum ist sie seine einzig wahreHilfe.Es gehört offensichtlich zum Wesen des Men-

schen, dass er sich mit der Hilfe schwertut, die Gottihm zukommen lässt, und sie im schlimmsten Fallsogar ablehnt. Mehr als einmal murrte das Volk Is-rael gegen den Propheten, den Gott ihnen geschickthatte. Einmal stellten sich die Geschwister von Mo-se gegen ihren Bruder (4. Mose 12,2): «Und siesprachen: Redet denn der Herr allein durch Mo-se? Redet er nicht auch durch uns?» Warum sollteMose die einzige Hilfe sein? Es gibt doch so vie-le Menschen, die weisen Rat wissen und das Volkvielleicht sogar noch viel besser anführen könnten.Damit verachtet sie nicht nur Mose, sondern auchden, der ihnen die Hilfe schickte.Genauso wurde Christus von den Menschen abge-

lehnt, verfolgt und verleugnet. Matthäus beschreibtdie Gerichtsverhandlung der religiösen Führer Jeru-salems folgendermassen (Matthäus 26,59-66): «DieHohenpriester aber und der ganze Hohe Rat such-ten falsches Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn töte-ten. Und obwohl viele falsche Zeugen herzutraten,fanden sie doch nichts. Zuletzt traten zwei herzuund sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tem-pel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen.Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm:Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dichbezeugen? Aber Jesus schwieg still. Und der Ho-hepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich beidem lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob duder Christus bist, der Sohn Gottes. Jesus sprachzu ihm: Du sagst es. Doch sage ich euch: Von nunan werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zurRechten der Kraft und kommen auf denWolken desHimmels. Da zerriss der Hohepriester seine Kleiderund sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfenwir weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Got-teslästerung gehört. Was ist euer Urteil? Sie antwor-teten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.» Derreligiöse Obrigkeit genügte es nicht, sich von Jesuszu distanzieren und ihre Anhänger vor ihm zu war-nen. Sie wollten ihn, mit allen ihnen zur Verfügungstehenden Mitteln, zur Strecke bringen. Am Endewurde Christus, der Sohn Gottes, angeklagt Gottgelästert zu haben. Jene Menschen, die doch GottesWillen hätten kennen müssten, weil sie die Schrif-ten studierten, glaubten nicht, dass jener Menschvon Gott gesandt wurde. Sie lehnten seine Hilfe ab.

Das menschliche Herz neigt dazu, sich eigene Hilfenzu suchen zu wollen. Niemand will einfach das hin-nehmen, was Gott schenkt. Dieser einfache Mann,

Jesus aus Nazareth, der Sohn eines Zimmermanns,hat sicher viel Gutes getan und seine Lehre zeugtunbestritten von Weisheit. Aber warum soll nur erdie Hilfe sein, die uns zu unserer Bestimmung füh-ren kann? Es gibt doch so viele Weisheiten, so vieleLebensentwürfe, so viele gute Dinge, die man tunkönnte. Warum soll man also nicht überall nachdem Guten Ausschau halten und aus dieser Fül-le das wählen, was mir selbst am besten gefällt?Die Antwort ist: Weil es nur einen Schöpfer gibt,der allen Menschen das Leben gibt. Dieses Lebenhat einen ganz bestimmtes Ziel. Nur wer sein Le-ben auf diese Art lebt, dem ist es zum Segen. Wersein Leben für seine eigene Ehre einsetzt oder ei-ner anderen Ideologie verschreibt, missbraucht Got-tes Geschenk. Wer das tut gleicht jemandem, dermit einem Mixer Löcher in eine Wand bohren will.Vielleicht gelingt es irgendwie einen Bohren anzu-bringen, aber spätestens bei der Arbeit wird mansehen, dass das keine gute Idee war. Der Mixerist nicht dazu gemacht, Löcher in eine Wand zubohren und wird diese Aufgabe nicht erfüllen kön-nen. Wer es trotzdem mit Gewalt versucht, wirddie Maschine zerstören. Das Leben, das du von dei-nem Schöpfer erhalten hats, ist für einen ganz be-stimmten Zweck gegeben: nämlich, damit du Got-tes Herrlichkeit und Heiligkeit bezeugst. Wenn dudas tust, wirst du erkennen, dass diese Aufgabe vollund ganz zu deinem Leben passt.Warum, so fragen heute viele Menschen, soll eine

Partnerschaft nur zwischen einem Mann und einerFrau bestehen? Warum können nicht zwei Frauenoder zwei Männer miteinander glücklich leben kön-nen? Warum soll ein Mensch sich überhaupt mitanderen Menschen abgeben und nicht mit seinenHaustieren glücklich und zufrieden sein, die ihmviel lieber sind als alle zänkischen und schwierigenZeitgenossen? Warum soll ich überhaupt auf ande-re Menschen Rücksicht nehmen müssen und nichtbloss meinen eigenen Wünschen und Zielen nachle-ben? Die Antwort findet man tatsächlich in diesemAbschnitt der Bibel. All jenen Möglichkeiten, dieuns so viel besser zu passen scheinen, fehlt etwasEntscheidendes. Nur durch die eheliche Verbindungmit einer Frau wird ein Mann heute noch daran er-innert, dass er Hilfe braucht, um Leben zu erhalten.So ist die Gemeinschaft von Mann und Frau einherrlicher Hinweis auf Christus, der Mensch wurde,um den göttlichen Auftrag zu erfüllen, mit unterdem das Leben nicht zerstört wird. Die Ehe zwi-schen Mann und Frau ist eine heilige und heilsameSache, weil sie uns zum Heil hinweist, das in Chris-tus gegeben wird. Wo immer Menschen sich von

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ihren Leidenschaft zu anderen Verbindung leitenlassen, werden sie mit der Zeit den vergessen, derihnen das Leben gab und werden vergessen, dasser nur ein Mensch, Jesus Christus, sie vom siche-ren Untergang erlösen kann.

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