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Im Fokus: HEIMGESUCHT Schauspiel von Sibylle Dudek – Uraufführung Ab 12. März ALLE TERMINE März bis Mai 2011 Eine Anzeigensonderveröffentlichung der vom 26. Februar 2011 HOME. SWEET HOME. Interview mit Anthony Taylor

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Im Fokus: HEIMGESUCHTSchauspiel von Sibylle Dudek – Uraufführung

Ab 12. März

ALLE TERMINEMärz bis Mai 2011

Eine Anzeigensonderveröffentlichung der vom 26. Februar 2011

HOME. SWEET HOME.Interview mit Anthony Taylor

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Liebe Leserinnen und Leser!Dieses Theatermagazin erreicht Sie kurz vor Ausbruch der karnevalistischen Hoch-Zeit. Ich hoffe, Sie haben die Kostü-me schon parat – und wenn dann auch noch das Wetter mit-spielt, steht dem närrischen Vergnügen nichts im Wege.

Wir bieten in diesem Jahr für Karnevalsflüchtlinge eine at-traktive Alternative mit WERTHER, SPÄTLESE und unseren „Blockbustern“ WEST SIDE STORY und einer Wiederaufnah-me des Musicals SWEENEY TODD. Und als besonderen Spaß haben wir uns für Karnevalsfreunde ausgedacht: Kommen Sie zur ultimativ letzten Vorstellung von SWEENEY TODD am 5. März zu zweit im Kostüm, und wir erstatten Ihnen die günstigere der beiden Karten in Form eines Gutscheins an der Abendkasse.

Außerdem prämieren die Koblenzer Karnevals-Funken „Rot-Weiß e.V.“ das schrillste und am besten zu SWEENEY TODD passende Kostüm mit einem originellen Gewinn: einem Platz auf dem Sessionswagen auf dem Rosenmontagszug!

Ich drücke die Daumen und wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieser Zeitung!

Ihre

Juliane WulfgrammDramaturgin

P.S: Übrigens freut sich unsere Magazin-Redaktion über Anregungen und Hinweise zum Theatermagazin, per E-Mail an [email protected], sowie postalisch an: Theater Koblenz • Redaktion Theatermagazin • Clemensstraße 5 • 56068 Koblenz

Kartenreservierung im Internet: Für die meisten Vorstellungen können Sie auf unserer Website Karten reservieren. Klicken Sie dazu einfach auf den entsprechenden Link im Spielplan oder bei den Vorstellungsdaten des gewünschten Stücks.

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faul. ein bisschen. egozentrisch. derbe, mit wenig bis kaum bis gänzlich ohne sitte, anstand, re-spekt. ziellos. verdreht. verdor-ben. schmarotzend? verkorkst. – wahnsinnige – die man oft schlecht versteht, wenn sie reden. oft will man das auch gar nicht. dumm. hab ich faul erwähnt?! ohne geschmack. irgendwie pa-rasitär. und überall da am meisten zu finden, wo sie am wenigsten hingehören. und außerdem über-treiben sie. immer und überall. das große, unbekannte – das „alien“ & fremde mitten unter uns. gut möglich, dass ich hier ein KLEIN wenig übertreibe – wir machen hier schließlich theater –, aber: über „jugend“ wurde schon immer gern und mehr noch viel geredet. und oftmals wenig gutes.

wohin mit der nächsten verlorenen generation?sicher nicht ins theater. wenn man alle kultur der welt an einem ein-zigen punkt der weltkarte – sagen wir koblenz – zusammenscharren könnte, möchte man die jungen menschen von heute irgendwo in australien vermuten. wenigstens südliches afrika. kap der guten hoffnung. oder freiwillig versenkt im ozean darunter. ja, vieles ist gesche-hen seit anno dazumal eines jungen menschen „werther“ noch die ju-gend en masse (zu dt. ‚in massen‘, anm. f. d. jug.) in buch und selbst-zerstörung lockte. das herz der neuen medien – mit ihrer überflut an reizen, schnelllebigkeit, leichter konsumierbarkeit, stets & ohne je-den aufwand zu haben – buhlt mit viel erfolg um die gunst der immer nächsten „neuen generation“.

was also suchen diese „aliens“ am theater?was ich da sehe in unserem ju-gendclub? schreib- und spielwüti-ge. von donnerstag zu donnerstag. manchmal auch über wochenen-den. manchmal auch zwischen-drin. scheu vor extraschichten (zumal während des abis?!) – kennen die gar nicht. scheu vor hausaufgaben – übles wort, aber: „nope“. junge menschen – ich nenn das jetzt mal so –, die über

was ist nur mit unserer jugend los?!?(Roman Senkl schreibt und übertreibt zur Jugend von heute)**

Suchst du ein Vorbild, um ein Abbild zu sein?Ein Scheinbild, das weint, nur um jemand zu seinoder etwas oder weniger kleinals du bist, denn du zwängst dich wo rein und du engst dich nur ein und du atmest tief – nein!Denn das kannst du nicht mehr,was machst du’s so schwer,wenn du willst, dass du mehrbist als du selbst? Du machst kehrt. Willst, dass niemand erfährt, wie du dich spaltest veraltest neu entfaltest. Behalt es.Das Gute ist irgendwo Faser zum Flechten,du sollst nicht fesseln, nicht knechten,sollst nur mischen und klebenund bau dir ein Seil, das dich hebenkann über die Köpfe hinweg, frei zu leben, nach oben und unten zu schauen zu sehen, wie andere Seile bauen, mit Fasern von anderen, mit Fasern von dir, und alle werden sie bunter.

Und du lässt dich runter.

Jule Bröcker Jugendclub

eben diese welt – der oft zitierten schönen neuen, den medialen licht- und irrlichtern unserer zeit, der schnellen, leichten konsu-mierbarkeit – sprechen. eben über sich selbst sprechen. schreiben. ehrlich. ohne selbstzensur-raster. die um „sekundärliteratur“ bitten (und wissen wie man das buch-stabiert, das wort). und um „mehr politische debatten“. und die am ende dennoch nicht alles gar zu ernst nehmen mögen. die sich im-mer wieder selbst ins bühnenlicht stellen. „zerren“ (das klingt schön theatralisch). weil sie am ende et-was sagen wollen. erzählen. über sich z.b. ihre zeit. ihr leben. prob-leme. gefühle. ihre „aliens“. und ganz alltägliches. über identität und körper und neue, mögliche formen der verzerrung, verschö-nerung, entstellung. der selbst-darstellung. der manipulation und des selbstbetrugs. der möglichen hoffnung. möglichen angst.

und was erzählt uns das? wenn ihr sie seht – lauft so schnell ihr könnt.

Foto: Thorsten Fiedler

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liebt, entbrennt die sich hinter Cesario verbergende Viola in Liebe zu ihrem Herzog. Schon hier stellt sich das für Shakes-peares Komödien typische Ver-wechslungsspiel als durchaus verschlungen dar. Doch der Lie-besverwicklungen nicht genug: Als auch noch der Bruder von Viola-Cesario auftaucht, ist die Verwirrung komplett...

Inszenierung: Wolf E. RahlfsBühne und Kostüme: Franziska SmolarekDramaturgie: Anne Riecke

Mit: Sami El Gharbi, Marcel Hoffmann, Jan Käfer, Dorothee Lochner, Isabel Mas-carenhas, Felix Meyer, Jona Mues, David Prosenc, Reinhard Riecke, Katja Thiele

Premiere am 19. März 2011 in den Kammerspielen

WAS IHR WOLLT Komödie von William Shakespeare

Orsino, Herzog von Illyrien, liebt die Gräfin Olivia. Als Liebesbo-ten sendet er seinen Diener Ce-sario. Was er nicht weiß: Hinter dem vermeintlichen hübschen Jüngling verbirgt sich eine Frau. Während Olivia die Lie-be Orsinos nicht erwidert, sich jedoch in seinen Diener ver-

Eine kleine Frage bitteschön ...Ab 19. März spielen wir das bislang personenreichste Stück der vergangenen Spielzeiten in den Kammerspielen: WAS IHR WOLLT, die verschlungene und turbulente Verwechslungsko-mödie von William Shakespeare. Der Originaltitel hat viel mit Maskenbällen, karnevalistischen Umzügen und üppigen Feiern zu tun – und passt somit ideal in die närrische Saison und in die Leichtigkeit des beginnenden Frühlings.

Können Sie uns verraten, wie Shakespeare selbst das Stück im Original nannte, das vermutlich 1601 oder 1602 uraufgeführt wurde?

Nennen Sie uns bis zum 15. März 2011 die richtige Antwort und gewinnen Sie mit ein wenig Glück zwei Eintrittskarten für eine Aufführung Ihrer Wahl (mit Ausnahme der WEST SIDE STORY). Die Aufführungstermine von März bis Mai 2011 finden Sie auf der Terminseite 11.

Antworten an die Magazin-Redaktion per E-Mail an [email protected] oder postalisch an: Theater Koblenz • Redaktion Theatermagazin • Clemensstraße 5 • 56068 Koblenz

... ist ein waschechtes New Yorker Künstlerkind. 1979 in Greenwich Village/Manhattan geboren und mit vielen Puertoricanern in der Upper West Side aufgewachsen. Diese ganze Erinnerung konnte er kürzlich in die Probenarbeit der WEST SIDE STORY einbringen. Was für ein glücklicher Zufall für das ganze Team!

Mit vier Jahren hat ihn seine Mutter, sie sang die Maria Mag-dalena in einer Einstudierung von Andrew Lloyd Webber in JE-SUS CHRIST SUPERSTAR, schon in die MET geschleift. Ich treffe ihn auf der Probebühne 3 im Ver-waltungsteil des Theaters und Christopher sprudelt sofort los. „Hier habe ich vorgespielt und es war gleich so ein Zuhause-Gefühl in mir. Ich wusste, dass ich engagiert wurde. Die halbe Musikabteilung samt Intendant war dabei und wir haben locker miteinander musiziert. Great!“

Christopher hat die Professional Children School für talentierte

Neu im Ensemble Christopher Bruckman...

Kinder in New York besucht und sein Klavierstudium am Mannes College of Music absolviert. Da-nach hatte er als Freiberufler, hauptsächlich als Liedbegleiter in New York, alle Hände voll zu tun. „Es gibt so viele Theater, die Leute wie mich engagieren, die am Klavier fast wie ein ganzes Or-chester spielen können und das für kleines Geld. Dabei habe ich meine Leidenschaft fürs Dirigie-ren entwickelt. Wir haben in der Manhattan-Nachbarschaft alle komischen Opern und Operetten von FLEDERMAUS bis DON PAS-QUALE übersetzt und aufgeführt.“ 2006 startete er eine musikali-sche Pilgerreise nach Europa, kam nach Wien und Salzburg, wo er sich so „deep“ verliebte und in der Schweiz schließlich konnte er eine Ausbildung als Orchesterlei-ter machen.

Besonders freut er sich in Ko-blenz auf die vielen Produkti-onen in den unterschiedlichen Sprachen und Musikrichtungen. Kann man sich als New Yorker

in dem „kleinen“ Koblenz wohl fühlen. „Sure, die Viertel überm Teich sind auch nicht viel grö-ßer!“ sagt Christopher.

Ob es schon ein schillerndes Er-lebnis in Koblenz für ihn gab, will ich zum Schluss von ihm wissen. „Oh, yeah, bei der Generalprobe zum Kostproben-Abend für den

Freundeskreis fehlte der Sänger des Leporello in DON GIOVANNI. Ich hab dann die Partie gesungen und war fast ein wenig enttäuscht, als der Kollege Alexander Trauth dann doch zur Vorstellung kam“, lacht Christopher und verschwin-det auf die nächste Probe.

Markus Scherer

William Shakespeare

Christopher Bruckman fühlt sich sichtlich wohl in dem „kleinen“ Koblenz.

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Kassandra kehrt zurück in ihr Elternhaus. Dort lebt ihr Vater Christian inzwischen mit seiner neuen Freundin Halina und – zum Unwillen beider – mit ihrem Groß-vater Helmut, der sich dem gesell-schaftlichen Ideal, alt, sanft und weise, aber vor allem pflegeleicht zu sein, widersetzt. Nach einem vorgetäuschten Selbstmordver-such ist Helmut aus dem sorgfäl-

Schauspiel von Sibylle DudekIm Fokus: HEIMGESUCHT

ImpressumHerausgeber: Theater Koblenz

Clemensstraße 556068 Koblenz

V.i.S.d.P.: Markus Dietze (Intendant)

Fotos: Matthias Baus

Redaktion: Juliane Wulfgramm

Anzeigen: rz-Media GmbHAugust-Horch-Str. 2856070 Koblenz

Geschäftsführer: Jens Trabusch

Verkaufsleiter: Günther Breuer

Druck: IndustriedienstleistungsgesellschaftmbH, 56055 Koblenz

tig ausgewählten Seniorenheim in den Schoß der Familie zurückge-kehrt. Kassandra soll ihn zum Ge-hen überreden. Doch sie hat etwas anderes vor: verunsichert von ih-rem Leben als erfolglose Schrift-stellerin und von Selbstzweifeln geplagt, sucht sie Sicherheit in der Familie. Statt ihren Großvater zum Gehen zu überreden, nistet sie sich selber wieder Zuhause ein

und entdeckt die Familie als Sujet für ihr Schreiben.

Das zweite Schauspiel, das Sibylle Dudek, Hausautorin der Spielzeit 2009/10, für das Theater Koblenz schreibt, erzählt von einer Fami-lie, die vor der Zerreißprobe steht, von Verantwortung, individueller Glückssuche und der beständigen Sehnsucht nach einem Zuhause.

Inszenierung: Olga WildgruberBühne und Kostüme: Claudia Rüll Calame-RossetDramaturgie: Juliane Wulfgramm

Mit: Raphaela Crossey, Jana Gwosdek, Tatjana Hölbing, Rainer Karsitz, Gerold Ströher, Daniel Wagner

In HEIMGESUCHT gibt es die Figur der schreibenden Tochter der Familie, die zwischen den Ebenen wechselt: mal beschreibt sie, mal prophezeit sie und mal kann sie selbst der Entwicklung im Stück nicht entkommen und ist – durchaus nicht glücklich – ins Geschehen involviert.

Warum schreibt sie sich keine glückliche Fa-milie? Warum schreibt sie sich kein Stipendi-um in New York, einen Traummann und Geld wie Heu?Ich nehme an, weil das Unglück eine größere Anziehungskraft auf sie hat. Krisen sind Zeiten, in denen man sehr intensiv fühlt und lebt, und das sucht sie: In-tensität. Natürlich gibt es ein diffuses Sehnen nach einer ei-genen Familie und Erfolg – nach dem, was gemeinhin als Glück angesehen wird – aber sie tut ei-gentlich nichts dafür. Unglück ist das intensivere Gefühl und auch

Fragen an Sibylle Dudek zur Uraufführung von HEIMGESUCHT

literarisch von größerer Span-nung. Und da sie ihr Leben wie einen Roman denkt, ist das Un-glück wohl einfach interessanter.

Es steckt sicher aber auch eine Verweigerungshaltung dahin-ter. Glück ist ja momentan ein wahnsinniger Verkaufsschlager. Alleine wie viele Bestseller es in den letzten Jahren dazu gab! Und alle tun so, als könnte man dauerhaft glücklich sein oder glücklich werden. Daran glaube ich nicht.

Natürlich sind Erfolge schön oder eine Liebe, die sich erfüllt, aber in sich tragen diese Glücks-momente doch immer schon das Vergehen, den Verlust und das Scheitern. Kassandra misstraut dem Glück und auch der Glücks-suche, die ihr Umfeld ja auf un-terschiedliche Art und Weise betreibt.

Kassandra – da assoziiert man natürlich so-fort die trojanische Prinzessin, deren Prophe-zeiungen niemand Glauben schenkt. Leidet Kassandra am Kassandrakomplex?Auf eine Weise ja. Aber mir ging es weniger darum, dass ihr nie-mand Glauben schenkt, als viel-mehr um das Wissen, was sie von sich und den Dingen hat. Die mythologische Kassandra weiß ja schon um ihr Ende und ihren gewaltsamen Tod - sie sieht ihn voraus, aber das ändert an ih-rem Schicksal nichts. Sie muss sehenden Auges in ihr Unglück gehen.

Bei der Kassandra in HEIMGE-SUCHT ist das ähnlich, auch wenn es hier nicht um Leben und Tod geht. Sie sieht und hin-terfragt viel, ohne es dadurch ändern zu können. Sie hat das Gefühl, immer Außenstehende zu bleiben. Es gibt noch einen anderen Aspekt: Kassandra hat

sich ihren Namen ja nicht selber gegeben. Das waren ihre Eltern, die sich ein ganz besonderes Kind gewünscht haben und mit diesem besonderen Namen ih-rem Wunsch Ausdruck verliehen haben. Etwas ganz Besonderes sein zu müssen, kann aber auch ein Fluch sein. Für die Kassan-dra in meinem Stück ist es das.

Juliane Wulfgramm

Foto: privat

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Alles muss raus! oder: Achtung, hier kommt ein Karton.Heute nacht hat mich ein Alb-traum geweckt. Auf meinem Rü-cken brannte es und in meinem Bett war es entsetzlich eng. Ver-klebten Auges tastete ich nach rechts und links – niemand. Knapp über mir jedoch schwebte Rizomi in Figur einer bemalten Kuh, ein fünfblättriges Kleeblatt um den Hals und blonde Locken um die Fesseln. Ich stand senk-recht im Bett. Wenn ich wieder zu spät zur Generalprobe komme … Das Engelchen war vor mir im Bad – musste pinkeln und kürz-te durch die Wand ab. Und ich? Oh nein, wie spät ist es? Schon kurz nach zehn? Noch zwanzig Minuten? Wer sagt Klaus-Uwe Bescheid? Wo ist mein Klavier? Was war mit meinem Rücken?

Judiths WG (4)

Hufabdrücke. „Good bye, Horst.“ Rizomi? Ja, hm. Streit. Gestern. Schlimm. Es ging um den Ab-wasch. Sie stellt immer ihre Glä-ser statt in die Spülmaschine ne-ben die Spüle. Und dann stehen sie da, zwei Tage, drei. Und ich habe nie darauf geachtet, dass sie sie immer zwei Tage, drei be-nutzt. Ich war halt …

*RAMON: entschuldigung, ju-dith, dass ich da hier so reinplat-ze. aber da unten, kantine, wird es grade ein bisschen übereng.

abgesehen davon, dass dein vieh … Ju-dith nimmt R. den Stift weg.

Jaja. Also gut. Ri-zomi ist über den Winter fett ge-worden. Seitdem wir zu siebt woh-nen, steigt das Konfliktpoten-

zial. Als ich dann neu-lich nachts die Hasen ängstlich umklammert im Kühlschrank und kurz darauf Rizomi in flag-ranti im Hasenkäfig erwischte, riss mir die Hutschnur. Ich wollte Horst nie wieder im Haus haben. Horst, den hysterischen, ideellen Untermieter der Theaterwoh-nung, R.´s innere Stimme. Und seitdem Rizomi zum Vorlesen öf-ter dort war, klebt er sich immer an sie ran. Das ist überhaupt der Grund für die Fettigkeit. Und meine Eifersucht. Das konnte ich ihr aber nicht sagen. Das hatten wir ja ei-gent-lich! schon längst

geklärt. Ich sagte nur: „Fuck off, biatch!“ Das wiederum … ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie schnallte sich Horst auf den Rücken und stob in die Theater-wohnung. Da lebt sie jetzt. Hat alles stehen und liegen gelas-sen. Und immer, wenn ich von meinem Büro in R.´s Wohnzim-mer gegenüber linse, sehe ich höchstens noch ihren Ringel-schwanz aus der Türe huschen. Rüber gehen … Ich bin noch nicht so weit. Neulich habe ich in ihrer verwaisten Kommode ein signiertes Exemplar von Schulz von Thuns „Miteinander reden“ gefunden, rein geschmiert den Smash Hit aus „Trüffel“:

blasses grünim lehnstuhl die liebehurz

Ja, hm. Ich brauche den Zw … Und mein neuer Mitbewohner hatte eine dieser Uhren mitge-bracht, die scheinbar rückwärts laufen. Judith Pielsticker

stretchen. morphen durch perlende bühnenluft. theatrale ursuppe. alles viel und laut und gar nicht jeder gesprochene s-tz ist im--r----ch-- zu verstehen. ist hier frei ...? alles klar. und wir also da, arm in arm, an diesem wahrscheinlich fast quadratischen tisch. und du merkst schon – es wird ganz eng hier, dicht. singendes, tanzendes gewebe aus fleisch und worten. und lärm von der straße. und irgendwo hinter uns viel-leicht auch eine wort-

lose person. und ihre augen kullern ohne fokus durch fünf doppelspiegelbilder ihrer selbst auf leeren gläsern. und sie wird heute vielleicht noch irgendwo ein leid zufügen. aber kommen wir mal zur sache:

sagen wir, ich sage hier also: ramon hat heute keine lust. auf halbzeit, 3. akt. auf höhepunkt.

diese ganze katastrophe. kämp-fen. schreiben. und sich wieder nur selber sprechen hören. über koblenz. oder text. oder theater. „kunst“. oder szenen bauen, „DIALOG“. und schlussendlich wieder alles irgendwie enden sehen, scheitern auf halber strecke viel zu abrupt, grotesk, und zeichenm-- viel zu viel und also am ende viel zu wenig und gek. u. sow. u. überh.: unverständlich. kennen wir ja inzwischen. und sagen wir also, ramon hätte ohnehin mal gesagt „dir zuhören“ und er sage, ich sage, wieso drehen wir das spiel dann nicht mal um – ich frage. du sprichst. einverstanden? sag wenn es dich-? also gut – ..im-mer willst du wissen, wie ich dich finde – ich könnte fragen, wie findest z.b. DU dich denn!? – oder anders gefragt: wenn also DU jetzt unsere geschichte weiter, zuende schreiben müss-test. was denkst DU denn, was

passieren müsste, zwischen dir und mir?

K-

R.: ja also nein- es geht mal ausnahmsweise nicht um thea-ter – „figuren“. oder „konflikt“. nicht sowas. hör zu – was ich sagen will, koblenz, ist einfach nur: was MÜSSTE denn pas-sieren – 6 monate beziehung. höhen. tiefen. was sollte man ins auge fassen, worüber denn reden – jetzt und zwischen uns!?

auftritt >hr. wagner< & >haus-autor<

HR. WAGNER: leute, hört mal bitte her, ich brauch mal-

JUDITH: Rizomi ist weg. Wächst mir alles-

Fortsetzung auf Seite 7.

gedankensplitter 3: möglichkeiten des scheitern im 3. akt oder: KONFLIKT (endlich).

Aus der Schreibwerkstatt

gut, also sagen wir, wir tre-ten eben durch die pforte der theaterkantine. schummriges licht. straßenlärm. theaterle-bensformen – schauspieler, sänger, tänzer & ein halbes orchester –, die sich um vor neben uns schlängeln, singen,

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Gedanken zur MusikvermittlungWarum nicht auch mal Mu-sik? – Nein, nicht die neusten Charts. Wie wäre es mit so-genannter klassischer Musik! Und warum nicht mal live – so ganz in echt, Musiker in Aktion erleben, hören, sehen, die At-mosphäre spüren, eintauchen, sich mitnehmen lassen in eine andere Welt ... Ja, warum denn eigentlich nicht? Für viele Menschen scheint es eine Hemmschwelle zu geben, diesen Schritt zu wagen. Fehlt es an Zeit, Interesse, Geld? Am Gefühl der Zugehörigkeit? Kann man mit den Werken, die aufgeführt werden nichts an-fangen? Sind die Konzerte zu lang? – zu langwierig? Verunsi-chert die Begegnung mit unge-wohnten Klangwelten, mit einer nicht vertrauten Umgebung? Erscheint einem diese Welt zu abstrakt, gar zusammenhangs-los? Die Frage, wie man mehr Menschen erreichen kann, wie Orchesterkonzerte auch für ein junges oder ein ‚jungfräuliches’ Publikum, für ein Publikum aus anderen Kulturkreisen ebenso wie für das heimische Publi-kum interessant gestaltet wer-den können, beschäftigt uns zunehmend.

Seit Januar bin ich beim Staats-orchester Rheinische Philhar-

monie als Konzertpädagogin beschäftigt und ich habe ein Anliegen: Ich möchte Sie und Euch anstecken mit meiner Be-geisterung und Faszination für die Musik. Bei mir hat alles an-gefangen, als ich mit meinem Instrument, Oboe, Mitglied im Jugendsinfonieorchester Bre-men wurde. Dieses Gefühl, Teil von einem großen Ganzen zu sein, gemeinsam musikalisch zu arbeiten, zuhören zu lernen, etwas gemeinsames zu er-schaffen und Menschen damit zu erreichen, ist einmalig. Mu-sik kann so viel! Berühren, er-zählen, kulturelle Differenzen und Sprachbarrieren überbrü-cken, dazu beitragen die Ohren und Seelen zu öffnen und sie lehrt, sein Gegenüber anders wahrzunehmen.

Stellvertretend für das Staats-orchester Rheinische Philhar-monie möchte ich Sie und Euch einladen „R(h)einzu:blicken“ und zu entdecken, „R(h)einzu:tauchen“, teilzunehmen! Es gibt neben unseren Kon-zerten bereits einige Projekte

– insbesondere für Kinder und Jugendliche – die über den rei-nen Besuch eines Konzertes hinaus reichen. Neu geplant sind, u.a. eine Art ‚musikali-scher Führerschein’ für Grund-schüler und die Reihe R(h)ein:geblickt – ein Besuch beim Orchester, eine Kooperation mit der katholischen Famili-enbildungsstätte Koblenz, bei der interessierte Menschen, Familien, Senioren nach ei-nem gemeinsamen informellen Gespräch und Einführung die Gelegenheit haben, eine Gene-ralprobe des Orchesters mitzu-erleben, mit den Musikern zu reden und Fragen zu stellen. Auch arbeiten wir daran, das

Programm noch mehr auszu-weiten. Wir suchen Zugänge für jeden, ob groß oder klein, aus diesem Kulturkreis oder einem anderen. Wir wollen erreichen, verbinden, Brücken schlagen, faszinieren und begeistern. In diesem Sinne möchte ich Sie ermuntern, mir jegliche Wün-sche und Anregungen, Vor-schläge und Kritik mitzuteilen ([email protected]) und freue mich darauf, Sie hoffentlich bald bei einem unserer Konzerte oder Projekte begrüßen zu dürfen!

Zoë Schempp, Konzertpädagogin des Staatsorchesters Rheinische Philharmonie

Fortsetzung von Seite 6.

R.: leute, das ist -rritierend, wir versuchen hier ein gespr- -- führen! ich glaube, das hier ist wichtig. also – ich red hier also erstmal von dem worum es geht.

K-

R.: schön, wenn noch einmal das wort „konf--“ fällt, komm ich rüber und h-

K-!

heftiges handgemenge, schreie,

blut, erdbeben. flut. das gebäu-de erschüttert. einige personen gehen schwer verletzt zu boden. HAUSAUTOR: damit hab ich n--- (stirbt.)

Ramon flieht – s.* und ** – all-gemeine und äußerste verwir-rung, während MONI (ex machi-na) beginnt, servietten, körper und diversen kantinenabfall mit den übrigen anwesenden aus der türe zu fegen. eine wort-lose person steht auf, ohne zu bezahlen, und geht.

unter heft. gedöse fällt d. VORHANG.

Roman Senkl, Hausautor

„Nachtgesänge“: Die Nacht als Zeit des Irrationalen, der Sehnsucht nach Ruhe und nicht zuletzt nach dem Tod – ein Faszinosum für Musik und Literatur. Konzept: Doris Schumacher Mit: Aurea Marston, Felix Meyer, Karsten Huschke (Klavier)17.3.2011, 22:00 Uhr – Treffpunkt Foyer

„HOTDOG“ - Szenischer Monolog mit TV und iPhone Ein Mann mittleren Alters wird sich selber unerklärlich. In einer Welt, vulgo Deutschland, gesteht man Revolutionen nur Jugendli-chen (in der Mode) oder Toten (RAF) zu. Was tun, wenn man beides nicht ist und dann noch allein und trotzdem will? Was tun?Regie: Alexander WangMit: Klaus Philipp14.4.2011, 22:00 Uhr – Treffpunkt Foyer

LATE NIGHT: Veranstaltungsreihe

Foto: privat

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... wurde am 17. Juli 1979 in Bu-karest/Rumänien geboren. Be-reits im Alter von fünf Jahren hat sie Klavierspielen gelernt, im Haus ihrer Tanten, die „sehr schön dilettantisch“ gespielt ha-ben und deshalb auf Roxana auf-merksam wurden. Mit sechs Jah-ren wurde sie an der Musikschule in Bukarest aufgenommen, von der ersten Klasse bis zum Abitur. Danach hat sie noch zwei Jahre an der Musikuniversität in Bu-karest Klavier studiert, bevor sie im Jahr 2000 auf die Hochschule nach Weimar wechselte, um dort ihr Diplom in den Fächern Klavier und Opernrepetition zu machen. Ihr erstes Engagement hatte sie im schönen Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. 2007 bis 2009 war sie am Theater Linz/Österreich als Solorepetitorin engagiert.

Neu im Ensemble

Durch Zufall hat sie von der freien Stelle der Studienleitung in Kob-lenz gehört, hat vorgespielt und wurde engagiert. Koblenz gleicht sehr ihrer frühe-ren Wirkungsstätte Linz, findet Roxana, dort die Donau, hier der Rhein und als Zugabe noch die Mosel. Diese Nähe zu den Flüs-sen schätzt sie besonders. We-niger schön findet sie die vielen Baustellen, die zurzeit in Kob-lenz das Stadtbild markieren, aber die besondere Freundlich-keit und Fröhlichkeit der Kob-lenzer macht das alles wieder wett. Sie will die schöne Stadt und ihre Umgebung noch bes-ser kennen lernen, dazu fehlt bisher die Zeit. Die Oper DIE NASE war ihr bisheriges High-light am Theater Koblenz, da sie Schostakowitsch sehr liebt und

Olga Engelmann wurde bei einem Praxissemester mit dem Theatervirus infiziert.

überhaupt der „mo-dernen Musik“ sehr zugewandt ist. Sie freut sich unglaub-lich auf ALCESTE (Premiere am 9. Ap-ril) und auch auf die Einstudierung für DIE DREI RÄTSEL in der Kulturfabrik mit Kindern und „alten“ Profis.Auch für andere Sparten kommt Ro-xana ins Schwär-men: Den OEDIPUS fand sie als großer Fan der griechischen Stoffe ganz toll.Sehr gespannt ist sie auf den Karneval in Koblenz, den kennt sie ja noch gar nicht. Mich interessiert, wo sie ihren Ausgleich für ihren so hoch-konzentrierten und intensiven Job findet. An den wenigen frei-en Wochenenden besteigt die begeisterte Bergwanderin und

... wurde 1987 in Omsk (Russ-land) geboren. 1995 zog sie mit ihrer Familie zur Verwandtschaft nach Andernach. Als wir uns treffen, hat sie das Diplom für Ihr Architekturstudium an der FH Koblenz gerade bekommen. Das sieht gut aus!Im vergangenen Jahr absolvierte sie ihr Praxissemester am The-ater Koblenz, hat die berühmte Theaterluft geschnuppert und wurde mit dem Theatervirus in-fiziert. Kurz darauf wurde die Stelle der Technischen Assis-tenz (nicht gerade ein typischer Frauenberuf) frei und sie hat zu-

geschlagen. Sie ist fasziniert von den unterschiedlichen Aufgaben am Theater. Dazu gehören die Betreuung der Produktionen, insbesondere der Bühnenbild-ner, die Beschaffung von Arbeits-material, das Anfertigen von Zeichnungen für die Werkstätten (Schreinerei, Schlosserei und Malsaal), sowie die Organisati-on. Besonders aufwändig war in dieser Spielzeit die Produktion der Schostakowitsch-Oper DIE NASE, bei der alle Beteiligten an die Grenze ihrer Kapazitä-ten gegangen sind. Da Olga an der FH auch im ASTA sehr en-

Olga Engelmann ...

Roxana Ionescu ...

Kletterin mit ihrem Verlobten mal eben einen Viertausender. „Für mehr Höhenmeter reicht die Zeit leider nicht“ schmunzelt Roxana. Respekt!

Markus Scherer

Roxana Ionescu hatte mit der Oper DIE NASE ihr erstes Highlight am Theater Koblenz.

gagiert war, ist sie nach wie vor ehrenamtlich für z.B. politische Veranstaltungen tätig. Die Archi-tektur will sie auch nicht aus den Augen lassen und träumt von einer Karriere, wo sie die künst-lerische und technische Arbeit kombinieren kann. Am Theater ist sie, weil sie über ein weiteres Studium letztlich Bühnenbildne-rin werden möchte; und es kann ja nicht schaden, sich ein zwei-tes Standbein mit der (Innen-) Architektur zu erhalten. Diese Kreativität kann man natürlich nur im Theater ausleben!

Markus Scherer

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Ein Besuch bei Anthony Taylor im Dachgeschoss eines Altbaus in der Kurfürstenstraße erfordert gute Kondition. Überall in seiner Wohnung stehen Bücherregale. Da in Kürze ein Umzug ansteht, ist Tony im Ausmist-Fieber. Also darf ich mir erst einmal Bücher und Programmhefte aus einem großen Stapel aussuchen, bevor wir beginnen, über ihn und seine Koblenzer Zeit zu reden. Wie sieht dein Alltag aus?Im Moment hat der einen weib-lichen Namen – ALMA MAHLER. Am 25. März ist die Premiere. Ich stehe früh auf, denn ich brauche morgens meine Stunde, in der ich mich bei einer Tasse Tee auf die Proben des Tages vorbereite. Proben und Training umfassen dann ca. sieben Stunden des Tages. Wie viele Stunden das auf mein gesamtes Berufsleben umgerechnet ausmacht, kann kein Mensch sagen. Schließlich waren es über hundert Ballett-abende.

Lass uns doch einmal auf den Anfang deines Berufsweges schauen. Mit dem Tanzen habe ich be-gonnen im Alter von fünf oder sechs Jahren. So lange ich klein war, fanden meine Eltern das auch sehr putzig. Als sich dar-aus mein Berufswunsch ergab, änderte sich ihre Meinung al-lerdings. Und mit Beginn der

Home. Sweet Home. Interview mit Ballettdirektor Anthony Taylor

höheren Schule verlangten sie, dass ich mich ausschließlich auf die schulische Leistung konzen-trierte. Aber mit Hilfe meiner Großmutter machte ich heimlich mit dem Tanzen weiter. Sie war es auch, die mich schon als klei-nes Kind mit klassischer Musik vertraut gemacht hatte.

Mit 16 wusste ich dann: Wenn ich Tänzer werden will, muss ich jetzt nach London zum Vortanzen – vormit-tags an der Royal Ballet School, nach-mittags an der Rambert School. Beide wollten mich auf Anhieb nehmen.

Ich teilte also meinen Eltern mit: Ich gehe jetzt nach London, ich habe ein Stipendium, es kostet euch nichts. Mein Vater hat drei Tage lang getobt, hat mich im Zimmer eingesperrt, aber geän-dert hat das nichts an meinem Entschluss. Ich besuchte dann die Rambert School, mit 17 lan-dete ich zudem beim Fernseh-ballett – aber mit meinen 1,86 wurde ich ständig angeschrieen: Du bist zu lang, du bist zu dünn! Nach einer Tourneevorstellung, ich war inzwischen 19, sprach mich ein kleiner dicker Mann an: Ich bin Ballettchef in Deutsch-land, willst Du zu mir kommen? Ich hatte überhaupt keine Ah-nung, wo Dortmund ist, aber ich sagte zu.

Das war toll: ein Jahresver-trag mit 640 Mark im Monat. Und dann war meine erste Vor-stellung: „Clivia“ – also stand ich auf einer deutschen Bühne und tanzte Flamenco! Und kein Mensch hat mir gesagt warum! Zwei Wochen später landete ich auf dem Mond in „Frau Luna“ und wusste wieder nicht warum. Ich war schnell enttäuscht. Doch schon bevor ich in Dortmund an-fing, hatte ich den Vertrag für ein Anschlussengagement in Oslo. Das zu wissen half mir über die Anfangszeit hinweg. Dann fuhren gute Freunde nach Hannover zu einem Vortanzen für eine neue Kompanie in Bremen. Da ich Hannover nicht kannte, fuhr ich mit und tanzte auch vor – obwohl ich es ja nicht brauchte. Aber letztlich war ich der einzige, der genommen wurde. Und Richard Adama, der Ballettchef, sagte: Ich mache dich zum Solotänzer. Also sagte ich Oslo ab und ging nach Bremen. Dort bekam ich Hauptrollen, konnte gastieren – zum Beispiel in Kiel / Lübeck, was damals ein gemeinsames Ballett hatte. Dort tanzte ich als

Gast den Prinzen in „Schwanen-see“ und wechselte nach drei Jahren in Bremen nach Kiel, wo ich immerhin 14 Jahre blieb. Ich erhielt ein Engagement als ers-ter Solotänzer, wurde dann aber auch Assistent des Ballettdirek-tors und begann zu choreogra-fieren: erst in Musiktheater- und Schauspielinszenierungen (auch auf Plattdeutsch, wovon ich kein Wort verstand), später dann gro-ße Ballettabende.

Und dann begann schon die Ära Koblenz?Eigentlich plante ich, Trainings-leiter an einer großen Kompanie zu werden. Ich hatte mehrere Bewerbungstermine und kam an meinem Geburtstag im Dezem-ber gerade zurück aus Holland, als mein Telefon läutete und das Stadttheater Koblenz anrief – auf der Suche nach einem Ballett-meister. Zunächst zögerte ich noch… aber die Koblenzer blie-ben hartnäckig und am Valen-tinstag kam der nächste Anruf und ich habe das erste

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Im August 1910 begab sich Gus-tav Mahler auf eine mehrmona-tige Konzertreise durch Europa und Amerika. In seinem Kom-ponierhäuschen ließ er die Ent-würfe zur 10. Symphonie zurück. Er wusste längst, dass er schwer krank war. Seelisch litt er zudem an dem Verhältnis seiner Frau Alma zu dem jungen Architekten Walter Gropius. Zwar hatte Alma, vor die Wahl gestellt, die Affäre beendet, doch der Schmerz in Gustav Mahlers Seele saß tief. Er starb, bevor er sich seiner Sym-phonie noch einmal zuwenden konnte.

ALMA, MEINE SEELEMusikalische Leitung: Jan StulenChoreografie: Anthony TaylorBühne: Dirk Steffen GöpfertKostüme: Claudia CaséraDramaturgie: Juliane Wulfgramm

Mit: Martina Angioloni, Yolanda Bretones Borra, Melanie Bürkle, Irina Golovatskaia, Yao-Yi Hsu, Asuka Inoue, Olivia Jenkins, Michael Jeske, Alexey Lukashevich, Lou-is Marteau, Rory Stead, Iskra Stoyanova, Campbell Watt, Nathaniel Yelton

Staatsorchester Rheinische Philharmonie

Premiere am 25. März 2011

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Mal mit Hannes Houska gespro-chen. Und so kam ich zu mei-nem Vertrag in Koblenz für zwei Jahre, aus denen schließlich 29 wurden. Die Kompanie bestand damals aus drei Männern und elf Frauen: ein echtes Operet-tenballett. Es hat fast zehn Jahre gedauert, um ein Ensemble aus gleichviel Männern und Frauen zu etablieren.

Und so bist du in Koblenz geblieben?Ja, ich hatte zwar auch Angebote von anderen Häusern. Aber nach der langen Zeit, in der ich hier meine Kompanie aufgebaut hat-te, wollte ich nicht noch einmal anderswo ganz von vorne anfan-gen. Und ich habe mich in Kob-lenz auch wohl gefühlt. Ich hatte die Freiheit, an anderen Häusern zu gastieren. Ich kann jedenfalls von meiner Koblenzer Zeit sa-gen: sie war wertvoll und nichts

Anthony Taylors Ballettabend ALMA, MEINE SEELE hat am 25. März Premiere. Das Staatsorchester Rheinische Philharmonie spielt unter der Leitung von Jan Stulen die 10. Symphonie von Gustav Mahler. Der Komponist starb, bevor er sein letztes Werk vollenden konnte. So hinterließ er ein Fragment – und gibt dem Ballettabend, ALMA, MEINE SEELE Anlass, sich aus verschie-denen Perspektiven, aus verschiedenen Bruchstücken eines zu Ende gehenden Lebens den großen existenziellen Themen Liebe und Tod, Kunst und Leben anzunähern.

Der Freundeskreis Theater Koblenz e.V. unterstützt Anthony Tay-lors Ballettabend ALMA, MEINE SEELE durch einen finanziellen Zuschuss und wünscht an dieser Stelle viel Erfolg und TOI-TOI-TOI!

Werden auch Sie Mitglied im Freundeskreis Theater Koblenz e.V. und unterstützen Sie mit Ihrem Mitgliedsbeitrag das Theater Ko-blenz.

www.freundeskreis-theater-koblenz.de

FREUNDESKREISTHEATER KOBLENZ

hier war umsonst. Und ich kann mit dem ruhigen Gefühl gehen: Es geht weiter hier, für meine Tänzer, für das Ballett Koblenz.

Und was planst du nun nach der ALMA?Ich ziehe nach Gießen zu meiner Frau, die am dortigen Theater als Schauspielerin engagiert ist. Und ich habe Angebote, als Gast zu choreografieren, wenn ich Lust dazu habe. Aber ich muss ja auch den Prozess durchma-chen, nicht zu arbeiten. Die Idee, ein Buch zu lesen, ohne an einen Ballettabend zu denken, oder – noch deutlicher – Mu-sik zu hören, ohne im Geiste zu choreografieren, das sind ja al-les neue Erfahrungen für mich. Nach 50 Jahren Berufsleben wird das spannend. Aber ich habe immer noch meine Neu-gier auf Neues, das ändert sich zum Glück nicht.

Juliane Wulfgramm

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ALCESTETragedia von Christoph Willibald Gluck

GROSSES HAUS

Einführungssoiree: 3. April9./16./20./24. April3./5./20./30. Mai ?

März - Mai 2011

Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Oberen Foyer Änderungen vorbehalten!

HEIMGESUCHTSchauspiel von Sibylle Dudek · Uraufführung

12./15./21./23./31. März8./10./11./28. April14./15. Mai GROSSES HAUS

DAS TRAUMFRESSERCHENKlassenzimmerstück von Thilo Reffert

auf der BUGA20./21./27./28. April

WAS IHR WOLLTKomödie von William Shakespeare 19./24./28./30. März

2./5./7./8./12./15./16. April KAMMERSPIELE

IS IT ME?Projekt des Jugendclubs

KAMMERSPIELE29./30. April3./6./12./13./19./21./27. Mai

IRRGARTEN DER GEFÜHLEEin Shakespeare-Projekt

auf der BUGA17./27. Mai

FLASCHE LEERKlassenzimmerstück von Thilo Reffert

als mobile Produktion zubuchen über die TheaterkasseUNTERWEGSseit September

DAS KLEINE ICH-BIN-ICHMusikalisches Erzähltheater von Elisabeth NaskeMobile Produktion für Kinder ab 3 Jahren

13. Märzals mobile Produktion zu buchen über die TheaterkassePROBEBÜHNE 222. Mai

ALMA, MEINE SEELEBallettabend von Anthony Taylor

25. März12./18./30. April4. Mai GROSSES HAUS?

OEDIPUSTragödie von Sophokles

13./14./18./26./27. März GROSSES HAUS?

SWEENEY TODDMusical von Stephen Sondheim

GROSSES HAUS2./5. März

WEST SIDE STORYMusical von Leonard Bernstein 6./7./10. März

23. April GROSSES HAUS

WERTHERLyrisches Drama von Jules Massenet

GROSSES HAUS1./11. März14./17./21./25. April

KASIMIR UND KAROLINEVolksstück von Ödön von Horváth 7./9./12./13./21./22.

25./28./29./31. Mai GROSSES HAUS?

?

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Wer hier sitzt, zahlt 20% weniger!*

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Die Spielzeit2011/2012

Abonnementsab 15. März 2011

* Inhaber/innen eines Voll-Abonnements des Theaters Koblenz mit 12 Vorstellungen im Großen Haus sparen relativ zum Kassenpreis 20%. Voll-Abonnements gibt es jeweils bezogen auf einen spezifischen Wochentag für alle Wochentage au-ßer montags in den Preiskategorien 1, 2, 3 und 4; Platzverfügbarkeit vorausgesetzt. Der Rabatt für andere Abonnements ist geringer als der für Voll-Abonnements. Genaue Preise und Bestell-möglichkeiten ab dem 15. März 2011 an der Thea-terkasse und unter www.theater-koblenz.de · Be-triebsbedingte Spielplanänderungen vorbehalten.