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www.eht-werkzeug-maschinen.deEHT Werkzeugmaschinen GmbH

IM SPAGAT ZWISCHEN HIGHTECH UND HANDWERK

Es gehört schon viel Mut dazu, als Pilotanwender den Main-stream zu verlassen und mit innovativer Technologie neue Wege zu gehen. Viele dieser besonders mutigen Unterneh-men kommen aus dem Mittelstand. Im Gegensatz zu breit aufgestellten Konzernen ist das Risiko jeder Innovation hoch. Umso wichtiger ist es, mit neuen Entwicklungen von Anfang an erfolgreich zu sein. Ein Beispiel für einen solchen Hidden Champion ist die EHT Werkzeugmaschinen GmbH aus Teningen bei Freiburg im Breisgau, Deutschland. Sie führt mit der neu-en Abkantpresse MultiPress 110 den von HOERBIGER neu entwickelten elektrohydraulischen Pressenantrieb ePrAX in den Markt ein. TEXT: Nikolaus Fecht · FOTOS: Richard Unger

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HOERBIGER@MOTION: Herr Ebin, was zeichnet die neue Abkantpresse MultiPress 110 von EHT generell aus?HOLGER EBIN: Wenn wir uns mit dem Wettbewerb vergleichen, mes-sen wir immer den Biegezyklus, also die gesamte Zeit zum Fertigen eines Bauteils. Da spielt das Zusammenspiel von Steuerungs-, An-triebs- und Sicherheitstechnologie die Hauptrolle. Hier sehen wir enorme Vorteile bei der Maschine. Sie bietet hohe Dynamik, Präzisi-on und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

HOERBIGER@MOTION: Herr Reif, in der MultiPress kommt erst-mals der neue elektrohydraulische ePrAX Antrieb von HOERBIGER zum Einsatz. Seit wann arbeiten Sie mit HOERBIGER zusammen, was schätzen Sie an diesem Unternehmen?THOMAS REIF: Die Zusammenarbeit begann 2011, als HOERBIGER einen Entwicklungspartner für die Entwicklung des ePrAX Antriebes suchte. Obwohl HOERBIGER sehr viel größer als EHT ist, fiel uns doch sofort auf, dass die Strukturen und Vorgehensweisen beider Unternehmen sich sehr ähneln. Außerdem hat uns das Antriebskon-zept aufgrund seiner Einfachheit und der zu erwartenden unkompli-zierten und schnellen Montage überzeugt.

HOERBIGER@MOTION: Was war das ausschlaggebende Argument, den ePrAX Antrieb einzuführen?THOMAS REIF: Vor zwei Jahren waren elektrische Antriebe für Werk-zeugmaschinen und die Energieeffizienz in unserer Branche ziem-lich hoch aufgehängte Themen. Wir haben allerdings bei den elek-trischen Antrieben eine technische Lösung mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und einer guten Energiebilanz vermisst.

HOERBIGER gelang es, mit dem ePrAX Antrieb eine Lösung zu entwickeln, die einerseits die Einfachheit elektrischer Antriebe bietet und andererseits eine sehr gute Energiebilanz. Das hat bei uns den Systemwechsel ermöglicht.

Es war natürlich schon mutig, eine neue Technologie erstmals einzusetzen, die in einer Gesenkbiegepresse bisher noch nie erprobt und getestet worden war – auch für ein innovationsorientiertes Un-ternehmen wie EHT.

HOERBIGER@MOTION: Sie haben schon vor der Messe die erste Maschine verkauft. Wie reagierten die Besucher der EuroBLECH in Hannover, der Leitmesse für den Werkzeugmaschinenbau, auf die Innovation?HOLGER EBIN: Die Resonanz fiel sehr gut aus, weil wir mit unserem Gesamtkonzept überzeugen konnten. Aus Steuerungs-, Antriebs- und Sicherheitstechnologie haben wir ein Paket geschnürt, das die potenziellen Kunden bei anderen Mitbewerbern so nicht finden konnten.

HOERBIGER@MOTION: Welche ersten Erfahrungen haben Sie mit der kompakten Elektrohydraulik von HOERBIGER gemacht?HOLGER EBIN: Beim Maschinenbediener kommen die sogenannten „soft facts“ gut an. Die Maschine arbeitet sehr leise und macht Ge-

räusche nur noch, wenn sie fährt. Der Besitzer wird das positiv be-merken, wenn er die Stromrechnung bezahlt.

HOERBIGER@MOTION: Auf der EuroBLECH sagten Sie uns, dass für die MultiPress auch ihre hohe Effizienz spricht?HOLGER EBIN: Das trifft dank des ausgeklügelten Zusammenspiels von Steuerungs-, Antriebs- und Sicherheitstechnologie zu. Für schnelle Reaktionszeiten sorgt der integrierte Servomotor. Die bei den Vorgängermodellen bisher als Pressenantrieb eingesetzten Hydraulikzylinder erhielten ihr Öl nach dem Nachsaugerprinzip aus einem großen Tank. Beim schnellen Pressenbetrieb muss der An-wender immer aufpassen, dass der Ölstrom nicht abreißt. Es kommt daher oft zu Totzeiten, in denen die Zylinder mit Öl befüllt werden.

Beim ePrAX Antrieb von HOERBIGER entfallen diese Füll- und Wartezeiten. Man könnte auch sagen, die Totzeiten sind passé. Ent-sprechend schneller und effizienter ist die Maschine.

HOERBIGER@MOTION: Der ePrAX verhält sich wie ein elektrischer Servomotor und wird von Ihnen ja auch gerne so bezeichnet …HOLGER EBIN: Das ist richtig. Er ist nur dank der Hydraulik deutlich kräftiger als ein rein elektrischer Antrieb.

HOERBIGER@MOTION: Wie lässt sich ePrAX mit der über-geordneten elektronischen Steuerung verknüpfen?THOMAS REIF: Problemlos. Die Parameter lassen sich leicht und mit wenigen Handgriffen einstellen. Eine grundlegende Neueinstellung dauert in der Regel nur ein bis zwei Stunden.

HOERBIGER@MOTION: Was war das größte Problem bei der Einführung des neuen Antriebs, und wie haben Sie es gelöst?THOMAS REIF: Aufgrund der Einführung dieses für die Branche völlig neu-en Antriebskonzepts hatte die Berufsgenossenschaft etliche Fragen. Diese Fragen konnten EHT und HOERBIGER im Rahmen der Entwicklungspart-nerschaft gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft aber alle klären.

HOERBIGER@MOTION: Was erwarten Sie als Hersteller von Abkantpressen generell von den Entwicklern von Antrieben?HOLGER EBIN: Unser größter Wunsch ist, dass die Antriebe noch kleiner und kostengünstiger werden.

HOERBIGER@MOTION: HOERBIGER bezeichnet die mit dem ePrAX eingeläutete Entwicklung zur Elektrohydraulik als langfristigen Trend. Stimmen Sie zu?THOMAS REIF: Mir gefällt an der Neuentwicklung, dass wir – einfach gesagt – die Kraftdichte eines Hydraulikzylinders mit der intelligen-ten Regelungstechnik eines Servoantriebs verbinden können.

Nach meinem Rundgang auf der EuroBLECH habe ich festge-stellt, dass sich der HOERBIGER ePrAX in jeder Hinsicht von ande-ren Antriebskonzepten abhebt – durch mehr Laufruhe, eine höhere Dynamik und eine bessere Energiebilanz sowie durch deutlich bes-sere Ergebnisse bei allen leistungsbestimmenden Kennwerten.

Erst Hammerschmiede, dann Maschinenbauer, heute Spezialist für Werkzeugmaschinen für die Blechver-arbeitung: Kontinuierliche Innovation ist ein Markenzeichen der EHT Werkzeugmaschinen GmbH. Wie es dem Unternehmen beim Umstieg auf ein völlig neuartiges Antriebskonzept für eine neue Abkantpresse erging, berichten Konstruktions- und Entwicklungsleiter Thomas Reif sowie Vertriebsleiter Holger Ebin.

MUTIGE ELEKTROHYDRAULIK-PREMIERE

„TOTZEITEN SIND PASSÉ“

„„„ALS AUSGESPROCHENE ALS AUSGESPROCHENE ALS AUSGESPROCHENE BIEGESPEZIALISTEN KÖNNEN BIEGESPEZIALISTEN KÖNNEN BIEGESPEZIALISTEN KÖNNEN WIR DEM KUNDEN FÜR JEDE WIR DEM KUNDEN FÜR JEDE WIR DEM KUNDEN FÜR JEDE

ANFORDERUNG EINE PASSENDE ANFORDERUNG EINE PASSENDE ANFORDERUNG EINE PASSENDE MASCHINE LIEFERN.MASCHINE LIEFERN.MASCHINE LIEFERN.“““Holger Ebin, Holger Ebin, Holger Ebin, Vertriebsleiter EHT.Vertriebsleiter EHT.Vertriebsleiter EHT.

N eue Technologien, neue Lösun-gen, jederzeit offen für neue Wege – das hat bei uns Tradition!“ Selten trifft die Selbstdarstellung eines Unternehmens so genau

und wahrhaftig zu. Denn neue Wege ging und geht die EHT Werkzeugmaschinen GmbH im-mer wieder. Das belegt ein Blick auf die Firmen-historie. Die 1771 gegründete Hammerschmiede wandelte sich zunächst zu einem Hersteller von Maschinen und Anlagen aller Art. 1950 stieg EHT in die Produktion von Schneide- und Bie-gemaschinen für die Blechbearbeitung ein. Heute ist das Unternehmen einer der weltweit technologisch führenden Hersteller von Werkzeug-maschinen, insbesondere von Abkantpressen.

Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern fertigt EHT seine Werkzeugmaschinen nicht in höchs-ter Fertigungstiefe. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen auf seine Kernkompe-tenzen. Bei der Entwicklung von Komponenten,

bei denen EHT nicht über eigene Kernkompe-tenzen verfügt, sucht man die Partnerschaft mit Lieferanten, die ihrerseits Expertenwissen ein-bringen. Das haben die Badener von der Auto-mobilindustrie gelernt, die systematisch alle nicht zur Kernkompetenz zählenden Kompo-nenten von externen Lieferanten bezieht.

Biegen und Schneiden von S bis XXLDie EHT Werkzeugmaschinen GmbH legt vor al-lem auf ihr Fertigungs-Know-how größten Wert. In Teningen entstehen in Großbearbeitungszen-tren insbesondere komplette Maschinengestelle und Druckbalken für CNC-Tafelscheren und Biegemaschinen.

Zu den bislang zugekauften Bauteilen gehören standardisierte Antriebselemente, etwa die Hydraulik zylinder für die herkömmlichen hy-draulischen Abkantpressen. „Wir haben diese Elemente jedoch bisher auch nicht als einbau-fertige Systeme bezogen, sondern montieren sie

in eigener Regie“, betont Vertriebsleiter Holger Ebin. „Auf diese Weise stellen wir unseren Quali-tätsstandard sicher. Mit HOERBIGER ist diese Ei-genmontage nicht mehr nötig: Der ePrAX kommt als einbaufertiges Komplettsystem zu uns.“

Analog zur Bekleidungsindustrie bezeichnet EHT die Maschinen mit Konfektionsgrößen: „Biegen und Schneiden von S bis XXL“. Die klei-nen Maschinen nennt EHT intern „Hakenma-schinen“. Sie werden in Ganzstahlbauweise hergestellt und können zum Transport auf einen Lkw geladen werden. Die größeren Maschinen bestehen aus mehreren Einzelteilen, die zerlegt in Kisten zum Kunden kommen, um dort wieder zusammengebaut zu werden. Bei den größten XXL-Modellen geschieht die komplette Montage vor Ort beim Käufer. „Diese XXL-Modelle sind so groß, dass wir selbst die Komponenten nicht mehr in unserer eigenen Fertigung aufbauen können“, erklärt Vertriebsleiter Holger Ebin. „In diesen Fällen kann die komplette Montage

Innovation aus dem Hause EHT: die

Abkantpresse MultiPress 110 mit dem

von HOERBIGER neu entwickelten elek-

trohydraulischen Pressenantrieb ePrAX.

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PART In der MultiPress-Abkantpresse von EHT arbeitet erstmals der von HOERBIGER neu entwickelte elektrohydraulische ePrAX Antrieb. Das System vereint Elektrik und Hydraulik in einem völlig neuen Konzept. Der ePrAX Antrieb setzt auf die Stärken von Elektrik und Hydraulik. Er ist im Ge-gensatz zu einem reinen Elektroantrieb aufgrund der Eigenschaften der Hydraulik kräftig und langlebig. Dank der kompakten, geschlossenen Bauweise arbeitet er ohne Ölleitungen sauber und leckagefrei. EHT befestigt das geschlossene System mit acht Schrauben an der Abkant-presse. Darüber hinaus müssen nur die elektrischen Zuleitungen angeschlossen werden. Dadurch verkürzt sich die Einbauzeit bei EHT von mehreren Tagen auf wenige Stunden. www.hoerbiger.com

PART OFInnovativ, mutig und traditionsreich: So lässt sich die EHT Werkzeugmaschinen GmbH aus Teningen, Deutschland, beschreiben. Das Unternehmen beschäftigt 140 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von rund 33 Millionen Euro. Gegründet wurde die Firma 1771 als Hammerschmiede. Zunächst wurden Geräte für die Land- und Forstwirtschaft hergestellt. Später folgten unter an-derem Textilmaschinen und Produktionsanlagen für Stahlwolle. In der Umformtechnik, dem heutigen Hauptgeschäftsfeld, engagiert sich EHT seit 1950. Zum Portfolio gehören hydraulische Tafelscheren und Abkantpressen/Gesenkbiegepressen. Seit 2003 arbeitet EHT eng mit der TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG in Ditzingen zusammen. Das Lieferspektrum für die Blechbearbeitung reicht von der Einzelmaschine bis zur vollautoma tischen Systemanlage.www.eht-werkzeugmaschinen.de

PARTNERSHIPDie Zusammenarbeit zwischen EHT und HOERBIGER begann 2011. Damals suchte die HOERBIGER Automatisierungstechnik GmbH, Altenstadt, Deutschland, einen innovationsbegeisterten Ent-wicklungspartner für einen elektrohydraulischen Antrieb für Abkantpressen. HOERBIGER konnte mit der Konzeption des ePrAX die Entscheider bei EHT überzeugen. Dabei hat sich EHT nicht nur aus technischen Gründen bereit erklärt, das Pilotprojekt mitzutragen. EHT-Konstruktions- und Entwicklungsleiter Thomas Reif: „Obwohl HOERBIGER sehr viel größer als EHT ist, fiel uns sofort auf, dass sich unsere Strukturen und unsere Vorgehensweisen sehr ähneln. Der Erfolg der MultiPress-Baureihe auf der EuroBLECH 2012 gibt uns Recht. Es hat sich gelohnt.“

nur mit vormontierten Baugruppen erfolgen.“ Die Bandbreite des EHT-Portfolios für Abkant-pressen reicht von Maschinen mit unter 100 Tonnen Presskraft bis zu solchen mit 2.000 Tonnen Presskraft bei Abkantlängen der Bleche von 2 bis 12 Metern.

„Als ausgesprochene Biegespezialisten können wir dem Kunden für jede Anforderung eine pas-sende Maschine liefern“, erklärt Ebin. „Das ak-tuelle Spektrum reicht von der einfachen, preis-günstigen Einsteigermaschine ProfiPress über unsere neu entwickelte hochdynamische und sehr sichere MultiPress-Reihe bis hin zur kun-denspezifischen VarioPress in unterschied-lichen Längen und mit verschiedensten Press-kräften.“

Kundenspezifi sche LösungenViele Jahre hat sich EHT auf die Produktion von Standardmaschinen konzentriert. Der Wandel kam 2003, als die Badener mit der TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG, Ditzin-gen, Deutschland, eine Vertriebskooperation vereinbarten. EHT übernahm damals die Her-stellung kundenspezifischer Sondermaschinen zum Schneiden und Biegen. Seit Kurzem wer-den diese Maschinen auch wieder in eigener Regie vermarktet. Um die Lieferzeiten bei sol-chen kundenspezifischen Lösungen niedrig zu halten, setzt EHT auf ein sogenanntes Gleichtei-le-Konzept: Auch Sondermaschinen entstehen weitgehend aus einem Baukasten mit aus-tauschbaren Komponenten.

Neben dem Sondermaschinenbau will die EHT Werkzeugmaschinen GmbH langfristig zuneh-mend auch preisgünstige Maschinen aus dem Katalog anbieten. Ein erster Schritt dazu ist die neue MultiPress-Generation, die auf der Euro-BLECH in Hannover der Fachöffentlichkeit vor-gestellt wurde.

Die MultiPress-Abkantpressen können je nach Ausführung Bleche bei Hüben von 280 mm mit einer Kraft von 110 bis 250 Tonnen biegen – mit

hoher Dynamik, im sogenannten Eilgang mit bis zu 230 mm/s. Bei der Fertigung der MultiPress setzt EHT auf neue interne Abläufe. Die Serienma-schinen werden auf Basis verschiedener, separat vor gefertigter Bauteilegruppen zusammengestellt. „Während wir die VarioPress-Baureihe individuell für Einzelkunden entwickeln und fertigen, setzen wir bei der MultiPress auf fest definierte Hauptan-

triebe, die mit Zusatzpaketen ergänzt werden kön-nen“, er läutert Konstruktions- und Entwicklungs-leiter Thomas Reif. „Von HOERBIGER stammt die Anregung, mit den neuen, in der MultiPress-Bau-reihe erstmals eingesetzten elektrohydraulischen Antrieben des Typs ePrAX sieben verschiedene Maschinentypen mit unterschiedlichen Längen und Presskräften zu fertigen.“

EHT befestigt das geschlossene System mit acht Schrauben an

der Abkantpresse. Darüber hinaus müssen nur die elektrischen

Zuleitungen angeschlossen werden. Dadurch verkürzt sich die

Einbauzeit bei EHT von mehreren Tagen auf wenige Stunden.