Impressum - Peter LausterDer große Häuptling sendet uns auch Worte der Freundschaft und des guten...

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    Impressum

    Coverbild: Peter LausterHistorische Rekonstruktion: René BardetIllustrationen: Peter Laustere-Edition: e-Books-Production

    © 2001 Gestaltung der e-Edition by P. Lauster.

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    Der Häuptling Seattle hielt 1855 (also vor 146 Jahren)die nachfolgende Rede vor dem Gouverneur Isaac Ste-vens (der mit präsidialer Vollmacht ausgestattet war). Diehistorische Rekonstruktion stammt von René Bardet.

    Es ist für mich die schönste, poetischste und visionärs-te Rede, die ich kenne. Sie ist heute genauso aktuell wievor fast 150 Jahren.

    Vorwort

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    Seattles Rede an den Präsidentender Vereinigten Staaten

    Der große Häuptling in Washington sendet Nachricht,dass er unser Land zu kaufen wünscht.

    Der große Häuptling sendet uns auch Worte derFreundschaft und des guten Willens. Das ist freundlichvon ihm, denn wir wissen, er bedarf unserer Freundschaftnicht.

    Aber wir werden sein Angebot bedenken, denn wirwissen – wenn wir nicht verkaufen – kommt vielleicht derweiße Mann mit Gewehren und nimmt sich unser Land.

    Wie kann man den Himmel kaufen oder verkaufen –oder die Wärme der Erde? Diese Vorstellung ist unsfremd.

    Wenn wir die Frische der Luft und das Glitzern desWassers nicht besitzen – wie könnt ihr sie von uns kau-fen?

    Wir werden unsere Entscheidung treffen.Was Seattle sagt, darauf kann sich der große Häuptling

    in Washington verlassen, so sicher wie sich unser weißerBruder auf die Wiederkehr der Jahreszeiten verlassenkann.

    Meine Worte sind wie die Sterne, sie gehen nicht unter.

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    Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig,jede glitzernde Tannennadel, jeder sandige Strand, jederNebel in den dunklen Wäldern, jede Lichtung, jedessummende Insekt ist heilig, in den Gedanken und Erfah-rungen meines Volkes. Der Saft, der in den Bäumensteigt, trägt die Erinnerung des roten Mannes.

    Die Toten der Weißen vergessen das Land ihrer Ge-burt, wenn sie fortgehen, um unter den Sternen zu wan-deln. Unsere Toten vergessen diese wunderbare Erdenie, denn sie ist des roten Mannes Mutter.

    Wir sind ein Teil der Erde und sie ist ein Teil von uns.Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, die

    Rehe, das Pferd, der große Adler – sind unsere Brüder.Die felsigen Höhen – die sanften Wiesen, die Körper-

    wärme des Ponys – und des Menschen – sie alle gehörenzur gleichen Familie.

    Wenn also der große Häuptling in Washington unsNachricht sendet, dass er unser Land zu kaufen gedenkt– so verlangt er viel von uns.

    Der große Häuptling teilt uns mit, dass er uns einenPlatz gibt, wo wir angenehm und für uns leben können. Erwird unser Vater sein und wir seine Kinder.

    Aber kann das jemals sein? Eurer Gott ist nicht unserGott!

    Euer Gott liebt euer Volk und hasst meines. Er schicktMaschinen, um dem weißen Mann bei der Arbeit zu hel-fen und baut große Dörfer für ihn. Er macht euer Volkstärker, Tag für Tag.

    Bald werdet ihr das Land überfluten, wie FlüsseSchluchten hinabstürzen nach einem unerwarteten Re-gen. Mein Volk ist wie eine ebbende Gezeit – aber ohneWiederkehr.

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    Nein, wir sind verschiedene Rassen.Unsere Kinder spielen nicht zusammen, und unsere Altenerzählen andere Geschichten.

    Wenn wir einen gemeinsamen himmlischen Vater ha-ben, so muss er parteiisch sein, denn er kam zu seinenbleichgesichtigen Kindern. Wir haben ihn niemals gese-hen. Unsere Religion besteht aus Überlieferungen unsererAhnen – den Träumen unserer alten Männer, die ihnen infeierlichen Nachtstunden eingegeben werden von derallumfassenden geheimnisvollen Kraft, die unser höchstesWesen ist. Dieser große Geist scheint uns auch verlassenzu haben, und wir sind Waisen.

    Wir werden Euer Angebot, unser Land zu kaufen,bedenken. Das wird nicht leicht sein, denn dieses Land istuns heilig.

    Wir erfreuen uns an diesen Wäldern. Ich weiß nicht- unsere Art ist anders als die Eure.Glänzendes Wasser, das sich in Bächen und Flüssen

    bewegt, ist nicht nur Wasser – sondern das Blut unsererVorfahren. Wenn wir Euch Land verkaufen, müßt ihr wis-sen, dass es heilig ist und Euren Kindern lehren, dass esheilig ist und dass jede flüchtige Spiegelung im klarenWasser der Seen von Ereignissen und Überlieferungenaus dem Leben meines Volkes erzählt.

    Das Murmeln des Wassers ist die Stimme meiner Vor-väter und Vormütter.

    Die Flüsse sind unsere Brüder – sie stillen unserenDurst. Die Flüsse tragen unsere Kanus und nähren unsereKinder.

    Wenn wir unser Land verkaufen, so müßt Ihr Euchdaran erinnern und Eure Kinder lehren: Die Flüsse sindunsere Brüder – und Eure – und Ihr müßt von nun an denFlüssen Eure Güte geben, so wie jedem anderen Bruderauch.

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    Die roten Menschen zogen sich immer zurückvor dem eindringenden weißen Mann – so wie der Früh-nebel in den Bergen vor der Morgensonne weicht. Aberdie Asche unserer Väter und Mütter ist heilig, ihre Gräbersind geweihter Boden und so sind diese Hügel, dieseBäume, dieser Teil der Erde uns geweiht.

    Wir wissen, dass der weiße Mann unsere Art nichtversteht. Ein Teil des Landes ist ihm gleich wie jederandere, denn er ist ein Fremder, der kommt in der Nachtund nimmt von der Erde, was immer er braucht. Die Erdeist sein Bruder nicht, sondern Feind und wenn er sie ero-bert hat, schreitet er weiter.

    Er läßt die Gräber seiner Väter zurück – und kümmertsich nicht. Er stiehlt die Erde von seinen Kindern – undkümmert sich nicht. Seiner Väter Gräber und seiner Kin-der Geburtsrecht sind vergessen. Er behandelt seineMutter, die Erde, und seinen Bruder, den Himmel, wieDinge zum Kaufen und Plündern, zum Verkaufen wieSchafe und glänzende Perlen.

    Sein Hunger wird die Erde verschlingen und nichtszurücklassen als die Wüste.

    Ich weiß nicht - unsere Art ist anders als die Eure. DerAnblick Eurer Städte schmerzt die Augen des roten Man-nes. Vielleicht, weil der rote Mann ein Wilder ist und nichtversteht.

    Es gibt keine Stille in den Städten der Weißen. KeinenOrt, um das Entfalten der Blätter im Frühling zu hörenoder das Summen der Insekten.

    Aber vielleicht nur deshalb, weil ich ein Wilder bin undnicht verstehe. Das Geklappere scheint unsere Ohren zubeleidigen.

    Was gibt es schon im Leben, wenn man nicht deneinsamen Schrei des Ziegenmelkervogels hören kannoder das Gestreite der Frösche am Teich bei Nacht.

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    Ich bin ein roter Mann und verstehe das nicht.Der Indianer mag das sanfte Geräusch des Windes, derüber eine Teichfläche streicht – und den Geruch desWindes, gereinigt vom Mittagsregen und schwer vom Duftder Kiefern.

    Die Luft ist kostbar für die roten Menschen, denn alleDinge teilen denselben Atem – das Tier, der Baum, derMensch – sie teilen alle denselben Atem.

    Der weiße Mann scheint die Luft, die er atmet, nicht zubemerken, wie ein Mensch, der seit vielen Tagen stirbt, ister abgestumpft gegen den Gestank.

    Aber wenn wir Euch unser Land verkaufen, dürft ihrnicht vergessen, dass die Luft uns kostbar ist - dass dieLuft ihren Geist teilt mit all dem Leben, das sie erhält. DerWind gab unseren Vätern und Müttern den ersten Atemund empfängt ihren letzten. Und der Wind muß auchunseren Kindern den Lebensgeist geben.

    Und wenn wir Euch unser Land verkaufen, so müßt ihres als ein Besonderes und Geweihtes schätzen, als einenOrt, wo auch der weiße Mann spürt, dass der Wind süßduftet von den Wiesenblumen.

    Das Ansinnen, unser Land zu kaufen werden wir be-denken, und wenn wir uns entschließen anzunehmen, sonur unter einer Bedingung. Der weiße Mann muß die Tieredes Landes behandeln wie seine Brüder.

    Ich bin ein Wilder und verstehe es nicht anders. Ichhabe tausend verottende Büffel gesehen, vom weißenMann zurückgelassen – erschossen aus einem vorüber-fahrenden Zug. Ich bin ein Wilder und kann nicht verste-hen, wie das qualmende Eisenpferd wichtiger sein soll alsder Büffel, den wir nur töten, um am Leben zu bleiben.

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    Was ist der Mensch ohne die Tiere?Wären alle Tiere fort, so stürbe der Mensch an großerEinsamkeit des Geistes. Was immer den Tieren geschieht– geschieht bald auch den Menschen. Alle Dinge sindmiteinander verbunden. Was die Erde befällt, befällt auchdie Kinder der Erde.

    Ihr müßt Eure Kinder lehren, dass der Boden unterihren Füßen die Asche unserer Großväter und Großmütterist. Damit sie das Land achten, erzählt ihnen, dass dieErde erfüllt ist von den Seelen unserer Vorfahren.

    Lehrt Eure Kinder, was wir unseren Kindern lehrten: DieErde ist unsere Mutter. Was die Erde befällt, befällt auchdie Söhne der Erde. Wenn Menschen auf die Erde spu-cken, bespeien sie sich selbst.

    Denn das wissen wir – die Erde gehört nicht den Men-schen – der Mensch gehört zur Erde – das wissen wir.Alles ist miteinander verbunden, wie das Blut, das eineFamilie vereint. Alles ist verbunden. Was die Erde befällt,befällt auch die Söhne der Erde. Der Mensch schuf nichtdas Gewebe des Lebens, er ist nur darin eine Faser. Wasimmer ihr dem Gewebe antut, das tut ihr Euch selber an.

    Nein, Tag und Nacht können nicht zusammenleben.Unsere Toten leben fort in den süßen Flüssen der Erde,

    kehren wieder mit des Frühlings leisem Schritt und es istihre Seele im Wind, der die Oberfläche der Teiche kräu-selt.

    Das Ansinnen des weißen Mannes, unser Land zukaufen, werden wir bedenken. Aber mein Volk fragt, wasdenn will der weiße Mann kaufen? Wie kann man denHimmel oder die Wärme kaufen – oder die Schnelligkeitder Antilope. Wie können wir Euch diese Dinge verkaufen– und wie könnt ihr sie kaufen?

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    Könnt Ihr denn mit der Erde tun,was ihr wollt – nur weil der rote Mann ein Stück Papierunterzeichnet – und es dem weißen Mann gibt? Wenn wirnicht die Frische der Luft und das Glitzern des Wassersbesitzen, wie könnt ihr es von uns kaufen? Könnt ihr dieBüffel zurückkaufen, wenn der letzte getötet ist?

    Wir werden Euer Angebot bedenken. Wir wissen, wennwir nicht verkaufen, kommt wahrscheinlich der weißeMann mit Waffen und nimmt sich unser Land. Aber wirsind Wilde. Der weiße Mann, vorübergehen im Besitz derMacht, glaubt, er sei schon Gott – dem die Erde gehört.

    Wir werden Euer Angebot, unser Land zu kaufen,bedenken. Tag und Nacht können nicht zusammenleben –wir werden Euer Angebot bedenken, in das Reservat zugehen. Wir werden abseits in Frieden leben.

    Es ist unwichtig, wie wir den Rest unserer Tage verbrin-gen. Unsere Kinder sahen ihre Väter gedemütigt undbesiegt. Unsere Krieger wurden beschämt. Nach Niederla-gen verbringen sie ihre Tage müßig – vergiften ihre Körpermit süßer Speise und starkem Trunk.

    Es ist unwichtig, wo wir den Rest unserer Tage verbrin-gen. Es sind nicht mehr viele. Noch wenige Stunden, einpaar Winter – und kein Kind der großen Stämme, die einstin diesem Land lebten oder jetzt in kleinen Gruppen durchdie Wälder streifen, wird mehr übrig sein, um an denGräbern eines Volkes zu trauern - das einst so stark undvoller Hoffnung war, wie das Eure.

    Aber warum soll ich trauern über den Untergang mei-nes Volkes. Völker bestehen aus Menschen – nichtsanderem. Menschen kommen und gehen, wie die Wellenim Meer.

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    Selbst der weiße Mann– dessen Gott mit ihm wandelt und redet, wie Freund zuFreund, kann der gemeinsamen Bestimmung nicht entge-hen. Vielleicht sind wir doch – Brüder. Wir werden sehen.Eines wissen wir, was der weiße Mann eines Tagesvielleicht erst entdeckt – die allumfassende geheimnisvolleKraft ist auch Euer Gott.

    Ihr denkt vielleicht, dass ihr sie besitzt – so wie ihrunser Land zu besitzen trachtet – aber das könnt ihr nicht.Sie ist die Schöpferin der Menschen – gleichermaßen derRoten und der Weißen. Dieses Land ist ihr wertvoll – unddie Erde zu verletzen, heißt ihre Schöpferin zu verachten.

    Auch die Weißen werden vergehen, eher vielleicht alsalle anderen Stämme. Fahret fort Euer Bett zu verseuchenund eines Nachts werdet Ihr im eigenen Abfall ersticken.

    Aber in Eurem Untergang werdet ihr hell strahlen –angefeuert von der Stärke des Gottes, der Euch in diesesLand brachte – und Euch bestimmte, über dieses Landund die roten Menschen zu herrschen. Diese Bestimmungist uns ein Rätsel.

    Wenn die Büffel alle geschlachtet sind – die wildenPferde gezähmt, die heimlichen Winkel des Waldesschwer vom Geruch aller Menschen – und der Anblickreifer Hügel geschändet von redenden Drähten – wo istdas Dickicht – fort – wo ist der Adler - fort und was bedeu-tet es, Lebewohl zu sagen dem schnellen Pony und derJagd: Das Ende des Lebens – und der Beginn des Über-lebens.

    Euer Gott gebot Euch Herrschaft über die Tiere, dieWälder und die roten Menschen aus einem besonderenGrund. Doch dieser Grund ist uns ein Rätsel. Vielleichtkönnten wir es verstehen, wenn wir wüßten, wovon derweiße Mann träumt – welche Hoffnungen er seinen Kin-dern an langen Winterabenden schildert – und welcheVisionen er in ihre Vorstellungen brennt, so dass sie sichnach einem Morgen sehnen.

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    Aber wir sind Wilde– die Träume des weißen Mannes sind uns verborgen.Und weil sie uns verborgen sind, werden wir unsere eige-nen Wege gehen. Denn vor allem schätzen wir das Rechteines jeden Menschen, so zu leben, wie er selber eswünscht – gleich wie verschieden er von seinen Brüdernist.

    Da ist nicht viel, was uns verbindet.Wir werden Euer Angebot bedenken. Wenn wir zustim-

    men, so nur, um das Reservat zu sichern, das ihr verspro-chen habt. Dort vielleicht können wir unsere kurzen Tageauf unsere Weise verbringen. Wenn der letzte Indianerverschwunden ist, wenn das Andenken an mein Volk nurnoch ein Mythos beim weißem Mann sein wird, werden dieSchatten unserer Verstorbenen diese Ufer bevölkern.

    Und die Kinder Eurer Kinder werden nie allein sein inden Feldern, im Innern ihrer Häuser, in der Stille der Wäl-der – sie werden nie allein sein.

    Nachts scheinen die schweigenden Straßen EurerStädte leer. Doch die Verstorbenen meines Volkes werdenkommen, um die Erde, die sie einst bewohnten, und diesie stets weiterlieben, wiederzusehen. Sie kommen wiederund der weiße Mann wird nie alleine sein.

    Der weiße Mann soll mein Volk mit Ehrfurcht und Ge-rechtigkeit behandeln. Denn die Toten sind nicht ohneMacht. Sagte ich die Toten? Es gibt keinen Tod, nur einÜbergehen von einer Art des Daseins in eine andere.

    Denn eines wissen wir- die umfassende geheimnisvolleKraft ist unser aller Schöpferin. Diese Erde ist heilig.Selbst der weiße Mann kann dieser gemeinsamen Bestim-mung nicht entgehen. Vielleicht sind wir doch – Brüder.Wir werden sehen.

    Ende

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    2001-08-03T15:04:09+0100KölnPeter LausterDokument ist zertifiziert.