Index 2012 - 2015 „Wettbewerbsfaktor Analytics - Reifegrad ... · Wie in der aktuellen Studie zu...
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Index 2012 - 2015
„Wettbewerbsfaktor Analytics - Reifegrad ermitteln, Wirtschaftlichkeitspotenziale entdecken“
Trendentwicklung Business Analytics
Prof. Dr.-Ing. Norbert Gronau Dipl.-Kffr. Corinna Fohrholz M.A. Christof Thim
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Electronic GovernmentUniversität PotsdamAugust-Bebel-Str. 8914482 Potsdam
E-Mail: [email protected]: +49 331 977 3379Fax: +49 331 977 3406
Einleitung
Der Einsatz analytischer Verfahren ist für Unternehmen im „Big Data“-Zeitalter von zentraler
Bedeutung, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Die heute vielfach
und in großer Zahl vorliegenden Daten müssen effektiv und effizient genutzt werden, da sie
wertvolle Gestaltungs- und Optimierungspotenziale für den Unternehmenserfolg enthalten.
In der einschlägigen Literatur zu diesen Themen wird zwischen Business Intelligence und
Business Analytics unterschieden. Während ersteres mit den Anwendungen Standard- und
Adhocberichten, Alarmen sowie Drilldowns eher eine vergangenheitsorientierte Sichtweise
auf Daten verfolgt, ermöglichen die dem Business Analytics zugeordneten statistischen
Analysen, Prognosen, Extrapolationen und Optimierungen eine zukunftsweisende Nutzung
von Daten. Mit diesen Anwendungen können Unternehmen wettbewerbsrelevanten
Fragestellungen wie „Was wird als nächstes passieren“ oder „Was ist das Beste, was passieren
kann?“ nachgehen. Soweit zur Theorie. Doch wie werden diese Systeme und Anwendungen
in der täglichen Praxis von Unternehmen genutzt? Haben Unternehmen die Potenziale der
neuen Analyseverfahren bereits für sich erkannt und streben deren Einsatz an? Hat die
ausführliche und weitverbreitete Berichterstattung zu den Themen des Big Data eine Wirkung
auf das analytische Verhalten von Unternehmen aus der DACH-Region? Welchen Reifegrad
weisen Unternehmen in den drei Säulen der Erschließung von Big Data Analytics,
Analyticsverfahren, die organisatorische Umsetzung und das Datenmanagement auf?
Um diesen und anderen Fragestellungen nachzugehen, führt der Lehrstuhl für
Wirtschaftsinformatik und Electronic Government der Universität Potsdam bereits im dritten
Jahr eine Studie zum Thema „Wettbewerbsfaktor Analytics“ durch. Der vorliegende Bericht
liefert einen Vergleich zu den zentralen Ergebnissen der Studie aus den Jahren 2012, 2013/14
sowie aktuell für 2015 mit dem Ziel, eine Trendentwicklung für Business Analytics in
deutschsprachigen Unternehmen aufzuzeichnen. Diese soll in den folgenden Jahren
fortgesetzt werden.
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Wettbewerbsfähigkeit durch Business Analytics
Die deutschsprachige Wirtschaft ist sich einig: die Fähigkeit, Geschäftsdaten für die
Geschäftsentwicklung zu nutzen und auszuwerten, wirkt sich positiv auf den Erfolg und damit
auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens aus. Die Vorgängerstudien (2012 sowie
2013/14) haben gezeigt, dass Unternehmen einen klaren Zusammenhang zwischen Big Data
Analytics und ihrer Wettbewerbsfähigkeit sehen. Es ist daher interessant zu betrachten,
welche Vorstellungen Unternehmen davon haben, wie ihre Wettbewerbsfähigkeit mittels
Analytics gesichert werden kann. Abbildung 1 verdeutlicht, dass 2/3 der befragten
Unternehmen Optimierung als Kerneinsatzgebiet von Analytics sehen. Nur etwas über 13%
erschließen Innovationen mit analytischen Verfahren und verfeinern damit ihre
Geschäftsmodelle und Produktportfolios.
Wie werden sich die Einsatzgebiete in Zukunft entwickeln? Auch hier zeigt die aktuelle Studie,
dass die Bedeutung der Erzeugung von Innovationen stark zunehmen wird (22%).
Optimierung bestehender Prozesse und Produkte bleibt wichtig (28%), es tritt jedoch die
Erhöhung der Rentabilität weiter hervor (21%). Es ist zudem zu beobachten, dass die Nutzung
des reinen Berichtswesens stark an Bedeutung verliert. Die analytischen Kapazitäten, die
Ermittlung von Zusammenhängen, Prognosen und die Identifikation von Schwachstellen löst
die reine Darstellung von Kennzahlen ab.
Am häufigsten werden nach wie vor Standardberichte verwendet. Auch die Reihung in der
Verwendungshäufigkeit der Verfahren des BI und BA hat sich im Verlauf nicht verändert.
Abbildung 1: Aktuelle und zukünftige Einsatzfelder von Business Analytics
0 %
25 %
50 %
75 %
100 %
aktuell zukünftig
22,0 %13,4 %
20,7 %
16,8 %
9,9 %17,9 %
19,3 %19,5 %
28,1 %32,4 %
OptimierungPrognoseReportingRentabilitätInnovation
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Unternehmen konzentrieren sich weiterhin auf deskriptive Verfahren wie Berichte,
Abfragen/Drilldowns und AdHoc-Berichte. Die Bereiche Kundenmanagement und
Risikomanagement orientieren sich sehr stark an diesen Berichten. Der Einsatz statistischer
Analyse ist das einzige Analytics-Verfahren, dass häufig in Unternehmen genutzt wird.
Datenexploration, Prognosen und Optimierungsverfahren sind jedoch noch nicht fest
etabliert. Sie finden sich am stärksten in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie
Logistik wieder. Insbesondere in der Logistik ist im Vergleich zu den vorherigen Jahren eine
Zunahme der Nutzung analytischer Verfahren zu sehen. Bereits in der Studie 2013/14 wurde
dieses Potenzial identifiziert. Wie in der aktuellen Studie zu sehen ist, haben die Unternehmen
dies nun umgesetzt.
Prof. Gronau: „In der Breite fällt jedoch eine Umsetzungslücke bei der Einschätzung der
Potenziale von Big Data Analytics und ihrer Verankerung im Unternehmen auf“.
Der insgesamt positive Trend bei der Bewertung der Bedeutung von Daten und Business
Analytics lässt vermuten, dass im Entscheidungsverhalten der deutschsprachigen
Unternehmen ein Wandel stattgefunden hat. Das heißt Unternehmen sollten ihren
Entscheidungen verstärkt Daten zu Grunde legen und sich von personengebundenen
Erfahrungen und Unsicherheiten lösen. Die Studie zeigt ein inkonsistentes Bild im Vergleich
zu den Vorjahren. So hat die Nutzung von Daten bei der strategischen Entscheidungsfindung
stark zugenommen. Nur noch eine kleine Anzahl der Befragten gab an, überwiegend auf Basis
von Erfahrungen zu entscheiden. Der überwiegende Teil entscheidet datenbasiert.
Abbildung 2: Art der Entscheidungsfindung
Datenbasiert
Überwiegend datenbasiert
Basierend gleichermaßen auf Daten und Erfahrungen
Überwiegend erfahrungsbasiert
0 % 18 % 35 % 53 % 70 %
Studie 2012 Studie 2013/2014 Studie 2015
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Ein Grund hierfür kann die zunehmende Präsenz des Themas in der öffentlichen Diskussion
sein. Digitalisierung, Industrie 4.0 und Big Data erscheinen nicht nur Fachpublikationen
sondern werden auch in der Tagespresse diskutiert. Es ist anzunehmen, dass die Aussagen
zum Entscheidungsverhalten entsprechend eingefärbt werden. Es ist jedoch nicht von der
Hand zu weisen, dass eine Verschiebung stattfindet. Selbst wenn es primär statische Berichte
sind, auf Basis derer Entscheidungen getroffen werden, werden doch eher Fakten zur
Untermauerung von Standpunkten genutzt, als das Bauchgefühl. Im Branchenvergleich sind
es vor allem Banken und Versicherungen, die vermehrt datenbasierte Entscheidungen treffen
und dafür auf vernetzte Datenquellen zugreifen (63%), während dies z.B. in der Fertigung
seltener erfolgt (22%). In beiden Branchen ist dies ein starker Anstieg im Vergleich zu den
Vorjahren.
Prof. Gronau: „Das datenbasierte Entscheiden ist, auch aufgrund der aktuellen
Diskussion um Industrie 4.0 und Digitalisierung, endlich bei den Entscheidern
angekommen. Das bauchgetriebene Entscheiden ist auf dem Rückzug.“
Die vermehrte Entscheidungsfindung auf Basis von Daten spiegelt sich auch in den genutzten
Datenquellen wider. Daher wurde in der Studie gefragt, aus welchen Quellen Geschäftsdaten
für Analysen stammen. Von besonderer Relevanz bleiben für die befragten Unternehmen
Systeme, die überwiegend strukturierte Daten liefern, wie CRM- oder ERP Systeme. Beide
Bereiche verzeichnen jedoch im Vergleich zu den Vorjahren Einbußen. Insbesondere die
Bedeutung von CRM-Systemen verringerte sich um 1/4 im Vergleich zum Jahr 2012. Auch das
Erschließen der Daten aus ERP-Systeme für Analysezwecke nahm um 21% ab.
Quellen für Geschäftsdaten Studie 2012 Studie 2013 / 2014 Studie 2015
Customer-Relationship-Management 73,2 % 61,2 % 46,3 %
Enterprise-Resource-Planning-Systeme 53,7 % 82,4 % 61,1 %
Externe Marktforschungsdaten 40,2 % 34,1 % 55,6 %
Point of Sale 39,0 % 15,3 % 22,2 %
Social Media 15,2 % 25,9 % 16,7 %
Sensor- und Maschinendaten 14,0 % 25,9 % 33,3 %
Websites 23,8 % 20,0 % 18,5 %
Tabelle 1: Quellen für Geschäftsdaten
Von steigender Bedeutung sind hingegen externe Marktforschungsdaten. So ziehen über die
Hälfte der befragten Unternehmen externe Daten zu den Analysen hinzu. Dies ist
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insbesondere im Bereich Finance der Fall, in dem knapp 90% der Befragten diese
Datenquellen einbinden. Des Weiteren steigt die Nutzung von Standort- und Sensordaten
stark an. Ein Drittel der Befragten werten diese Daten aus. Hier zeichnet sich der Trend zur
Industrie 4.0 in der Fertigung und zu mobilen Geschäftsprozessen im Handel und bei Banken
und Versicherungen ab. Weiterhin niedrige Nutzungsgrade verzeichnen Website- und
Social-Media-Daten. Im Bereich Social-Media scheint eine Ernüchterung im Bezug auf die
Verwertbarkeit und Erschließung der unstrukturierten Daten zu geben, da nach einem Hoch
in den Jahren 2013/14 das Niveau von 2012 wieder erreicht ist.
Prof. Gronau: „Die Quick-Wins durch Social Media Analytics sind gehoben, wer jetzt
seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern will, muss weitere Quellen erschließen.“
Bereitschaft zu Business Analytics
Die langfristige Nutzung von Business Analytics ist zum einen von der Befürwortung des Top
Managements und zum anderen von der Bereitschaft der Mitarbeiter, neue Analyseverfahren
anzuwenden, abhängig. Die erste Bedingung scheint erfüllt zu sein. Der Vergleich der beiden
Studien ergibt, dass die Unternehmensführung dem Thema Business Analytics offen
gegenübersteht. Hier gibt es eine leichte Tendenz zur teilweisen Unterstützung. Es ist
auffällig, dass offene Ablehnung von Business Analytics nicht mehr vorkommt. Andererseits
ist auch die volle Zustimmung des Top Management zurückgegangen. Insgesamt unterstützt
jedoch die breite Mehrheit des Top Management Analyticsvorhaben (siehe Abbildung 3).
Die Befürwortung des Top Managements ist vorhanden, doch gibt es Hemmnisse auf Seiten
der Mitarbeitern gegenüber dem Einsatz von Business Analytics? Um auch die Mitarbeiter von
Abbildung 3: Befürwortung von Business Analytics durch das Top Management
Trifft nicht zu
Trifft eher nicht zu
Trifft eher zu
Trifft voll zu
0 % 15 % 30 % 45 % 60 %
Studie 2012Studie 2013/2014Studie 2015
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den Vorteilen durch Business Analytics zu überzeugen, sind Schulungen für den Umgang mit
entsprechenden analytischen Anwendungen wichtig. Auch dieser Aspekt wurde in beiden
Studien erfragt und zeigt folgendes Ergebnis:
Die Anzahl der Unternehmen, die Schulungen zu Analytics anbieten ist weiter
zurückgegangen. Diese Bewegung lässt sich über alle Branchen hinweg nachvollziehen.
Auch hier existiert eine Umsetzungslücke. Befragt man die Unternehmen nach notwendigen
Konsequenzen bei der Analytics-Einführung, so befürworten 30% der Unternehmen die
Schulung aller Mitarbeiter und rund 41% die Schulung spezifischer Analyticsfachleute. Ein
ähnliches Bild ergibt sich, wenn man die genannten Hemmnisse bei der Analyticseinführung
erfragt. Es geben 80% der Unternehmen an, dass fehlendes Know-How eine Hürde bei der
Nutzung darstellt. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Frage, was die größten Probleme bei
der Informationsversorgung sind. Hier geben 66% der Unternehmen an, dass die
Interpretierbarkeit der Ergebnisse ein Problem darstellt.
Prof. Gronau: „Die schwache Nutzung von Schulungen lässt sich nicht nur auf
Kostenreduzierungen, sondern auch auf das fehlende Angebot an speziell auf
Analytics-User gerichtete Schulungen zurückführen. Hier sind die Unternehmen
gefordert, den Einheitsbrei an Schulungsangeboten viel stärker bedarfsspezifisch
auszurichten.“
Informationen werden vorwiegend zentral verteilt (64%) oder Nutzer auf bestehende
Auswertungen verwiesen (40%). Trotz der Nutzung von Analyticswerkzeugen ist somit eine
adäquate Informationsversorgung nicht gewährleistet. Möglichkeiten zur individualisierten
Abbildung 4: Angebot für Schulungen zum Umgang mit Business Analytics Anwendungen
0 %
18 %
35 %
53 %
70 %
Ja Nein Nicht bekannt
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Analyse, z.B. über Visual Analytics werden sehr selten genutzt. Generell ist in diesem Bereich
Potenzial zu entdecken, um die Nutzungsbereitschaft für Business Analytics zu stärken.
Die Verantwortung für Business Analytics lag im Vergleich zur aktuellen Studie im
vergangenen Jahr noch verstärkt direkt beim Top Management. Hier zeigt sich der Trend auf,
dass Business Analytics direkt in den Fachabteilungen oder in der IT verortet wird und somit
von einem Managementtool den Eingang zur Mitarbeiterebene findet.
Insbesondere die starke Zunahme der Verantwortung der IT für Business Analytics birgt
jedoch auch das Risiko, dass die Nutzung verstärkt technisiert betrachtet wird und daher die
Nutzbarkeit der Analysen und die Wertschöpfung nicht berücksichtigt werden.
Ein weiterer Punkt, der Beachtung verdient, ist die Abnahme von eigenen
Organisationseinheiten zur Datenanalyse. Die Unternehmen gehen also dazu über die
Analyticskompetenz nicht zu bündeln, sondern entweder fachlich oder technisch integriert
zu betrachten.
Datenqualität
Bereits in der Studie aus dem letzten Jahr wurden die Unternehmen gebeten, Aussagen über
ihre Datenqualität zu treffen. 68% der Unternehmen geben an, dass zwischen 20% und 50%
aller Daten für Analytics verfügbar sind. Nur zwei Prozent geben an, mehr als 75% der
verfügbaren Daten zu erschließen. 20% der Befragten binden weniger als 20% ihrer
verfügbaren Daten ein. Insgesamt zeigten bereits die Vorjahresbefragungen, dass aus Sicht
der Datenverfügbarkeit erst in wenigen Unternehmen die Voraussetzungen für Business
Analytics geschaffen wurden. Neben der Verfügbarkeit der Daten ist die Datenqualität von
Bedeutung für die Analysen. Nur konsistente und aktuelle Daten liefern eine brauchbare
Entscheidungsbasis.
Abbildung 5: Befürwortung von Business Analytics durch das Top Management
CIO / IT-Leiter
Eigene Organisationseinheit
Top Management
Fachabteilungen
0 % 10 % 20 % 30 % 40 %
Studie 2012Studie 2013/2014Studie 2015
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In der aktuellen Studie zeigen die Ergebnisse, dass die Qualität der Daten befriedigend bis
gut eingeschätzt wird (Notenschnitt 2,75). Hier sind Unterschiede zwischen den Branchen zu
beobachten. So sind Banken und Versicherungen besser aufgestellt als Handel und Fertigung.
Dies zeigt, dass die Voraussetzungen für den unternehmensweiten Einsatz von Business
Analytics noch nicht bewältigt wurden.
Prof. Gronau: „Bereits bei den derzeit schon verfügbaren Daten besteht eine
Anwendungslücke. Wer die zuerst schließt, verschafft sich Wettbewerbsvorteile“.
Nutzenpotenziale
Der Einsatz von Business Analytics kann sich auf unterschiedliche Weise positiv auf ein
Unternehmen auswirken. In 2015 war die Funktion mit dem höchsten Potenzial die
effizientere Unternehmenssteuerung, gefolgt von proaktivem Handeln. Aktuell realisieren
hier 40% der befragten Unternehmen Vorteile. Eine detaillierte Branchenbetrachtung ergibt,
dass hier Banken führend sind, während die Unternehmenssteuerung eher im Bereich
Fertigung als Vorteil genannt wird.
Die realisierten Potenziale sind im Betrachtungszeitraum gesunken. Einzig die höhere
Wertschöpfung konnte in der aktuellen Studie einen Zuwachs realisieren. Dies zeigt, dass die
meisten Unternehmen zwar analytische Verfahren einsetzen, daraus jedoch noch keine
Vorteile ziehen können. Dies ist insbesondere an der oben angesprochenen Nutzung
BI-orientierter Werkzeuge festzumachen. Das Erstellen von Berichten bietet weniger Raum für
verbesserte Wertschöpfung und neuen Produkte als Prognose, Optimierungen und
statistische Analysen des Business Analytics.
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Wie die Analyse zeigt, ist der Optimismus bezüglich Business Analytics jedoch ungebrochen.
Die zukünftig realisierbaren Nutzenpotenziale werden höher eingeschätzt. Insbesondere dem
proaktiven Handeln auf Basis von Analysen wird ein hohes Potenzial zugeschrieben. Im
Branchenvergleich setzt die Fertigung große Hoffnungen in die Analysemöglichkeiten, 82%
der befragten Unternehmen sehen im proaktiven Handeln das größte Nutzenpotenzial. Auch
in den anderen Branchen ist diese Erwartung bei über 50% der Unternehmen vorhanden.
Dies zeigt, das Vorhersagefunktionen und die Identifizierung neuer Geschäftsfelder in
Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.
Nutzung von Business Analytics zur Identifikation neuer Geschäftsfelder
Es wurde aufgezeigt, dass durch den Einsatz von Business Analytics eine Vielzahl an
Nutzenpotenzialen realisiert werden können. Die Identifikation neuer Geschäftsfelder ist
eines dieser Nutzenpotenziale. Es wurde bereits hervorhoben, dass die Generierung neuer
Produkte und Dienstleistungen aus Analysedaten heraus in Zukunft an Bedeutung gewinnen
wird. Die aktuelle Analyse zeigt, dass bereits 2/3 der befragten Unternehmen angeben, neue
Geschäftsfelder über Analytics zu erschließen. Es zeigt sich, dass dies im Vergleich zum
Abbildung 6: Realisierbare Nutzenpotenziale durch Business Analytics
0 %
20 %
40 %
60 %
80 %
2012 2013/14 2015 zukünftig
Höhere Wertschöpfung Proaktives HandelnProfitableres Wachstum Erhöhung der ZielgenauigkeitEffizientere Unternehmenssteuerung
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Vorjahr eine erhebliche Zunahme bedeutet. Insbesondere die Branchen Banken und
Versicherungen sowie der Handel nutzen hier die Möglichkeiten von Business Analytics stark.
Die Fertigung ist eher zurückhaltend, jedoch reagiert die Brache im Vergleich zur Studie
2013/14 optimistischer bei dieser Frage.
Prof. Gronau: „Wenn die Fertigungsindustrie auf den Analytics-Zug aufspringt, winken
erhebliche Produktivitäts- und Wettbewerbsvorteile.“
Abbildung 7: Wir erschließen neue Geschäftsfelder durch Business Analytics
Zusammenfassung
Die Studienreihe „Wettbewerbsfaktor Analytics“ wird bereits im dritten Jahr vom Lehrstuhl für
Wirtschaftsinformatik und Electronic Government der Universität Potsdam durchgeführt. Ziel
ist die Abbildung des Verlaufs der Nutzung und Verbreitung von Business Analytics in
deutschsprachigen Unternehmen.
In den letzten Jahren konnte festgestellt werden, dass der Bedarf für Business Analytics und
dessen Potenziale erkannt, die Nutzung aber noch ausbaufähig ist. Diese Umsetzungslücke ist
auch dieses Jahr sichtbar. Die Anwendungen des Business Intelligence (Berichte und
Abfragen) dominieren über denen des Business Analytics (Prognosen und statische
Analysen). Es findet jedoch in einigen Branchen eine vermehrte Nutzung der
Vorhersagefunktion. Die etablierten Berichtssysteme sind hingegen noch vielen Nutzern und
dem Management vertraut. Auch die zentrale Informationsversorgung spielt nach wie vor
0 %
25,0 %
50,0 %
75,0 %
100,0 %
Studie 2012 Studie 2013/2014 Studie 2015
Trifft nicht zu Trifft eher nicht zuTrifft eher zu Trifft voll zu
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eine wichtige Rolle. Die Chancen, die Business Analytics und Big Data bei der
individualisierten Informationsversorgung bieten, sind noch nicht überall erkannt und
umgesetzt.
Es kann aber festgestellt werden, dass die deutschsprachige Wirtschaft die Bedeutung der
Datenanalyse für den unternehmerischen Erfolg noch stärker erkannt hat. Die Stärkung der
Innovationskraft durch Business Analytics und die Erhöhung der Rentabilität bestehender
Prozesse und Produkte stehen dabei auch zukünftig im Mittelpunkt. Es ist eine sukzessive
Bewegung weg von reinem Reporting, hin zu Vorhersage zu sehen. Einzelne Potenziale
hiervon werden insbesondere in den Branchen Banken und Versicherungen sowie Handel
realisiert. Es existieren dort eine Reihe von Projekten, welche Analytics erproben und für den
Arbeitsalltag nutzbar machen. Hierbei spielen stärker als in den Jahren zuvor externe
Marktforschungsdaten eine Rolle. Die Datenlage wird somit heterogener und die Chance
Erkenntnisse mit Business Intelligence Werkzeugen zu gewinnen geringer. Entsprechend
muss eine Konzentration auf Analytics-Werkzeuge erfolgen.
Die Fertigung befindet sich insbesondere durch die Digitalisierung im Zuge von Industrie 4.0
im Aufbruch. Hier werden zwar noch nicht der gleiche Nutzen erzielt wie in anderen
Branchen, aber die Unternehmen beginnen vermehrt Datenquellen zu erschließen und sich
aktiv mit prädiktiven Methoden auseinanderzusetzen.
In allen Branchen nimmt die datenbasierte Entscheidungsfindung zu. Diese erfolgt zwar
bisher auf Basis von Berichten und weniger auf Prognosen und Simulationen, aber die
Unternehmen sind auf dem Weg zu einer analysegestützten Unternehmensführung.
Der Nutzung von Business Analytics stehen immer noch eine Vielzahl von Hemmnissen
gegenüber. In den letzten beiden Jahren konnte festgestellt werden, dass die Daten in den
Unternehmen in unterschiedlichem Umfang und unterschiedlicher Qualität vorliegen.
Insbesondere die Fertigung hat hier Aufholbedarf. Auch die Integration der Daten zur
unternehmensweiten Entscheidungsfindung ist noch nicht weit vorangeschritten. Analysen
erstrecken sich auf Abteilungsebene oder integrieren Daten einiger Abteilungen. Eine
umfassende Datenintegration ist nur bei wenigen Unternehmen zu finden.
Die Ergebnisse der Befragungen erwecken den Eindruck, dass die Unterstützung durch das
Management vorliegt, wenngleich die Unterstützung im Jahresvergleich etwas
zurückgegangen ist. Die Probleme im Umgang mit Business Analytics scheinen eher auf der
Umsetzung und Mitarbeiterebene verankert zu sein. Auf der Umsetzungsebene sind es häufig
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die IT-Abteilungen, die das Analyticsangebot strukturieren. Entsprechend technisch ist die
Ausgestaltung. Zentrale Bereitstellung von Informationen, schwer anpassbare Analysen und
die fehlende Einbettung in Entscheidungszusammenhänge können als Folgen genannt
werden. Auch der Aufbau der Fähigkeiten von Mitarbeitern, mit den Daten umzugehen und
selbst problembezogene Analysen zu gestalten, ist nicht weit vorangeschritten. Die
Unternehmen identifizieren zwar das fehlende Know-How der Mitarbeiter als Hemmnis,
bieten aber keine entsprechenden Schulungen an. In der Trendbetrachtung scheint auch hier
keine Verbesserung eingetreten zu sein, sondern eher eine Verschlechterung.
Die Begriffe Big Data, Business Analytics und Industrie 4.0 wurde in den letzten Monaten
ausführlich in den Medien diskutiert. Die Berichterstattung hat dazu beigetragen, dass das
Verständnis über die Bedeutung von Big Data und Business Analytics gewachsen ist. Die
aktuelle Studie liefert auch den Beweis: Die deutschsprachigen Wirtschaft hat die
Möglichkeiten von Big Data Analytics erkannt. Auf dem Weg zur datenbasierten
Unternehmung sind jedoch weiterhin Datenquellen zu erschließen, die Nutzung der
Analyseverfahren voranzutreiben und in besonderer Art die Mitarbeiter zur eigenständigen
Problemlösung mit den neuen Werkzeugen zu qualifizieren. Es gilt daher die
Umsetzungslücke zu schließen und die gewünschten Potenziale zu greifen. Dies geschieht
bisher nur in Ansätzen.
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