indition - Das Fachmagazin für independent publishing

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Marken und Marketing INDEPENDENT PUBLISHING l . l3 WWW.INDITION.DE

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indition - Das Fachmagazin für independent publishing von tredition Seit Jahren erlebt die Buchbranche eine Rezession, die Vorhersagen zufolge weiter anhalten wird. Eine Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) prognostiziert, dass die Umsätze im deutschen Buchmarkt 2013 gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent sinken. Selbst bis 2016 erwartet PwC in der Studie „German Entertainment and Media Outlook 2012-2016“ keine Erholung. Die Branche hat jedoch das Potenzial, dieser Prognose zu entgehen. Ziel des neuen Online-Fachmagazins „indition“ ist es, solche Wachstumsimpulse und Möglichkeiten anhand von Fallbeispielen, Marktanalysen und -kennzahlen zu betrachten.

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„Die Klage über die Schärfe des Wettbewerbs ist in Wirklichkeit meist nur eine Klage über den Mangel an Einfällen“Walther Rathenau (1867—1922), Industrieller und Politiker

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Was ist „independent publishing“ und welchen Sinn macht ein Magazin mit diesem Fokus? Für die Herausgeber dieses Magazins umfasst independent publishing alle Aktivitäten mit Inhalten (Content) Geld zu verdienen. Der Fo-kus liegt auf Chancen jenseits der klassischen Wertschöpfungskette im Buchmarkt (Autor—Verlag—Auflagendruck —Handel). 

Die klassische Wertschöpfungskette verän-dert sich immer schneller durch neue Web- Technologien, neue Herstellungsverfahren, innovative Dienstleister und die Globalisie-rung. Die daraus resultierenden Chancen zie-hen neue Marktteilnehmer an und ermöglichen neuartige profitable Geschäftsmodelle. So nut-zen Autoren beispielsweise die Möglichkeiten, Bücher nicht mehr bei Verlagen veröffentli-chen zu lassen, sondern nehmen ihr Glück selbst in die Hand. Zeitungs- und Zeitschrif-tenverlage publizieren bereits verwendete In-halte in digitaler oder gedruckter Form in Zweitverwertung und Interessen-Communities ermöglichen ihren Nutzern, Inhalte innerhalb der Community zu verkaufen.

Unser Ziel ist es, durch die Beiträge von Branchenimpulse zu vermitteln und

diese Chancen aufzuzeigen.Wir sind überzeugt, dass wir gerade erst

am Anfang einer nachhaltigen Veränderung der Wertschöpfungskette im Medienmarkt und speziell im Buchmarkt stehen. Beispiels-weise wurden 2012 in Deutschland mit 15.000 Titeln 30 % mehr Werke im Self- Publishing publiziert als im Jahr davor.

In Summe zeichnete sich der Self-Publishing-Arm im Buchmarkt verantwortlich für knapp 19 % aller Print-Neuerscheinungen im ver-gangenen Jahr – Tendenz steigend. In den USA waren es 2011 nach einer Bowker-Stu-die bereits 43 % bei Print-Titeln. 2012 wird dort wohl die 50 %-Hürde genommen worden sein. Diese und andere Veränderungen im Markt des independent publishing finden wir Grund genug, ihn durch ein Magazin mit Hintergrundberichten, Zahlen, Fakten und Analysen zu begleiten.

erscheint quartalsweise (vorerst) als reines Online-Magazin mit jeweils einem Themenschwerpunkt. Die erste Ausgabe hat den Titel „Marken & Marketing“.

Wir betrachten die Chancen, die u. a. durch independent publishing für Branchenbetei- ligte und branchenfremde Unternehmen im Buchmarkt entstehen und zeigen anhand von Beispielen Potenziale auf. Das Magazin ent- hält mehrere Rubriken, die stets den Bezug zum Thema der aktuellen Ausgabe haben.

wird von tredition herausgegeben. Die schreibenden Redakteure und Mitarbeiter von tredition sind sich über die Gratwanderung im Klaren, dass sich dieses Magazin nur dann nachhaltig im Markt etablieren kann, wenn die Berichterstattung objektiv ist und die Artikel zum Nachdenken anregen. Wir stellen uns dieser verantwortungsvollen Aufgabe.

Die Herausgeber Sandra Latußeck und Sönke Schulz

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ist bei tredition vor allem für die Bereiche IT, Finanzen und Recht verantwortlich. Sie ist Diplom-Kauffrau (FH) und greift auf mehrjäh-rige Erfahrung in diesen Bereichen zurück. Vor der Gründung von tredition war sie u.a. sechs Jahre als Projekt- managerin bei einem Emissionshaus für ge- schlossene Fonds tätig.

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ist bei tredition für die Bereiche Marketing, Vertrieb und Strategie zuständig. Nach seinem wirtschaftswissen-schaftlichen Studium hat er vier Jahre als Unternehmensberater in den USA und Europa gearbeitet. Danach sammelte er fünf Jahre Vertriebserfahrung bei einem führenden Elektronikkonzern.

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Der Buchmarkt verzeichnet seit vielen Jah-ren nahezu kaum Wachstum. Die ersehnte Rettung durch das e-Book bleibt bisher aus. Durch den Einstieg von branchenfremden, innovativen Unternehmen besteht jedoch neue Hoffnung. Erste Anzeichen deuten auf ein großes Potenzial hin, den Buchmarkt langfristig zu verändern und den Umsatz der Branche endlich zu steigern.

Wirtschaftsunternehmen kann man in zwei Gruppen aufteilen. Es gibt solche, die Märk-te und Nachfrage kreieren, die es noch nicht gab und solche, die diesen dann hinterherlau-fen. Beispiele gibt es viele: Starbucks schafft es, einen „Java Chip Light Frappuccino“ für fünf Euro zu verkaufen, während Tchibo die-sen Trend verschlafen hat und nun versucht, Marktanteile zurückzugewinnen. Die Deut-sche Telekom verzeichnet heftige Umsatz-verluste durch internetbasierte Kommunika-tionsangebote wie Skype oder WhatsApp. Viel zu spät wurde der Trend erkannt, dass eine „App“ wie WhatsApp das margenträch-tige SMS-Geschäft zerstört. Ein vergleichba-res Angebot der Deutschen Telekom lässt auf sich warten.

In der Buchbranche passiert etwas Ver-gleichbares. In 2012 veröffentlichten Autoren bei den Top 30 Self-Publishing-Anbietern knapp 15.000 Bücher. Im Jahr zuvor waren es noch 11.500. Dieses Segment des Buchmark-tes ist also allein in einem Jahr um rund 30 % gewachsen. Branchenkenner müssen lange zu-rückdenken, wann im Buchmarkt überhaupt in den vergangenen zehn Jahren positive Wachs-tumszahlen verzeichnet werden konnten. Bei insgesamt ca. 81.000 neuen Titeln auf dem deutschen Buchmarkt in 2012 beträgt das Titelvolumen der Self-Publishing-Anbieter also immerhin knapp 19 %. Da das Umsatzvolumen des Buchmarktes seit vielen Jahren bei 9,5 Mrd. Euro stagniert – unter Berücksichtigung der Inflation sogar eigentlich jedes Jahr schrumpft – 

Marken und Marketing

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Bei insgesamt etwa 81.000 neuen Titeln auf dem deutschen Buchmarkt in 2012 beträgt das Titelvolumen der Self-Publishing-Anbieter bereits 19 %.

Starke Marken vergrößern den Self-Publishing-Markt und sind eine Belebung für die Branche

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Im Jahr 2020 wird die Hälfte aller Neu- erscheinungen im Self- Publishing-Verfahren veröffentlicht werden.

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nießen ein größeres Maß an Gestaltungshoheit bei ihrer Buchveröffentlichung. So kann ein Buchcover nach eigenen Wünschen erstellt werden. Die „Norddeutsche Reihe“ hat ein wie-dererkennbares Reihendesign, jedoch ist jedes Buch nach dem Geschmack des Autors indivi-duell gestaltet. Einen weiteren Vorteil sehen Autoren darin, dass sie zwar auf freie Lektoren zugreifen können, ihr Buch aber nicht zwin-gend durch ein Lektorat bearbeiten und dadurch verändern lassen müssen. Vor jeder Veröffent-lichung wird das Buch dennoch auf kritische Inhalte und die Rechtschreibung geprüft. Es ist dann binnen weniger Tage im Buchhandel erhältlich. Autoren müssen also nicht lange auf Entscheidungen eines Verlages warten, ob und wann ihr Buch veröffentlicht wird.

Die Anzeigen und die vertraute Marke Ham-burger Abendblatt schlagen sich auch in den Verkaufszahlen nieder. Mehrere der Titel ha-ben bereits vierstellige Absatzzahlen erreicht. Für einen Verlag mit regionalem Buchinhalt sind solche Absatzzahlen ein voller Erfolg. Am Beispiel des Hamburger Abendblatts wird deutlich, dass branchenfremde Unternehmen

ist belegt, dass Self-Publishing dem traditio-nellen Verlagswesen Marktanteile abnimmt.

Mittelfristig haben innovative Dienstleister das Potenzial, dem Buchmarkt auch endlich wieder zu Wachstum zu verhelfen. Mit Ange-boten wie der „Norddeutschen Reihe“, einem Self-Publishing-Angebot des Hamburger Abendblatts (Axel Springer), kommen Impul-se für den Buchmarkt. Das Angebot wendet sich an Autoren, deren unveröffentlichtes Buch einen Bezug zu Hamburg hat. In 2012 ver-öffentlichten 35 Autoren ein Buch in dieser Reihe. Eine Veröffentlichung kostet 699 Euro. Das Besondere an diesem Angebot ist, dass jedes Buch im Hamburger Abendblatt mit drei farbigen, großen Anzeigen beworben wird. Bei mehr als 500.000 Lesern des Hamburger Abendblatts hat diese Anzeigenwerbung einen Wert von ca. 10.000 Euro. Ein solcher Betrag ist für einen traditionellen Regionalverlag nicht finanzierbar. Axel Springer nutzt für die Rea-lisierung dieser Reihe die Verlagsservices der tredition GmbH.

Ein Angebot wie das der Tageszeitungen bringt Autoren noch weitere Vorteile. Sie ge-

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wie brand eins, kress, CHIP, Computerwoche und andere veröffent-lichen ihre Bücher mitt - lerweile nicht mehr mit einem Verlagspartner, sondern selbst. Der Er- trag ist dadurch oft hö- her als in Kooperation mit einem traditionellen Verlag.

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In 2012 wurden 15.000 Self-Publishing Titel (Print) veröffentlicht. Damit wuchs die Anzahl der Neuveröffentlichun-gen im Vergleich zum Vorjahr um 3.500 Titel bzw. um 30 %.

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mit einem guten An gebot für Bewegung im Buchmarkt sorgen.

Vertraute Marken, die mit einem überzeu-genden Vermarktungskonzept und auch einer entsprechenden Reichweite die Aufmerk-samkeit von Autoren gewinnen, haben gerade erst begonnen, den Buchmarkt zu verändern. Da der Aufbau eines solchen Self-Publishing-Angebotes mit geringem Aufwand und Inves-titionen verbunden ist, starteten bereits viele Unternehmen eigene Buchreihen oder Verlage. Neben dem Hamburger Abendblatt haben be-reits weitere Tageszeitungen wie die Neue West-fälische (siehe Interview auf S. 7) und der Nord-bayerischen Kurier derartige Angebote für ihre Leser ins Leben gerufen. Auch bei Universitä-ten wie der Bucerius Law School entstehen Veröffentlichungsangebote für Studenten und Professoren. So können in der eigenen „Buce-rius Law School Press“ wissenschaftliche Ar-beiten und Lehrbücher publiziert werden. Eine Vielzahl renommierter wissenschaftlicher Fach-verlage verlangt mittlerweile Druckkostenzu-schüsse von Autoren. Bei der Bucerius Law School sah man u.a. aus diesem Grund keinen Mehrwert mehr in einer Zusammenarbeit mit einem Fachverlag für Rechtswissenschaften und nutzt die vorher gezahlten Druckkosten-zuschüsse zum Ausbau der Marken bekanntheit und der Bewerbung des Verlagsprogrammes. Auch eine wachsende Zahl von Medienhäusern wie brand eins, kress, CHIP, Computer woche u. v. m. veröffentlichen ihre Bücher mittlerwei-le nicht mehr mit einem traditionellen Verlag, sondern selbst. Der Ertrag ist für alle Beteilig-ten i. d. R. deutlich höher als in Kooperation mit einem traditionellen Verlag.

Self-Publishing wird ein Nachteil nachge-sagt: Autoren müssen sich um die Vermark-tung des Buches komplett selbst kümmern. Der vermeintliche Vermarktungsnachteil, den Self-Publishing im Vergleich zu einer Buch-publikation in einem traditionellen Verlag hat, ist bei vielen Anbietern aber gar nicht gege-ben. Das Angebot der Tageszeitungen zeigt, dass die Vermarktung sogar deutlich umfang-reicher und wirkungsvoller ist, als sie der durchschnittliche traditionelle Verlag leisten kann. Auch die Bucerius Law School nimmt ihr Renommee selbst in die Hand, indem Verlagsvorschauen über die Publikationen an

Bibliotheken, Kanzleien und Fachinforma-tionsdienste versendet werden.

Self-Publishing hat in Deutschland noch nicht so hohe Marktanteile wie in den USA. Das Wachstum der Self-Publishing-Titel in Deutschland mit 30 % in 2012 verdeutlicht jedoch, dass diese Dienstleistung weiter an Akzeptanz gewinnt. Eine Umfrage von „Digital Book World“ und „Writer’s Digest“ unter 5.000 Autoren in den USA ergab, dass ein Drittel der Autoren, die bislang bei tradi-tionellen Verlagen veröffentlicht haben, In-teresse haben, das nächste Buch bei einem Self-Publishing-Anbieter zu publizieren. Zwei Drittel der Autoren, die Erfahrungen mit Verlagen und mit Self-Publishing-Anbie-tern gesammelt haben, wollen möglicherwei-se ihr nächstes Buch bei einem solchen Dienstleister veröffentlichen. Zu einem ähn-lichen Ergebnis kommt eine Umfrage, die der Verlag tredition in 2012 unter 1.200 Autoren in Deutschland durchgeführt hat. 27 % der Autoren, die ein Buch im Self-Publishing-Verfahren bei tredition veröffentlicht haben, haben zuvor schon einmal ein Buch bei einem traditionellen Verlag herausgebracht. Wich-tigste Gründe für den Wechsel waren Unzu-friedenheit mit dem Autorenhonorar und man-gelnde Vermarktung des Buches.

Eine Prognose in die Zukunft darf gewagt werden. Bei den Wachstumszahlen, den neu-en Self-Publishing-Anbietern und -Autoren sowie auch einer zunehmenden Akzeptanz dieser Veröffentlichungsweise wird in 2020 die Hälfte aller Neuerscheinungen im Self-Publishing-Verfahren veröffentlicht sein. Die Titelvielfalt wird sich erhöhen und durch die stärkere Vermarktung der quereinsteigenden, branchenfremden Unternehmen ist auch das Potenzial für Umsatzzuwächse noch groß. Allerdings wird es sich im Buchmarkt wie beim Kaffee oder Telefonieren verhalten: Nur die Unternehmen, die den Markt aktiv mit entwickeln, werden Erfolg im Buchmarkt haben. Unternehmen der Buchbranche, die Self-Publishing nicht aktiv verfolgen oder nicht mitwirken, werden in Kürze von der Entwicklung überholt – und dann ist es meis-tens zu spät. ●

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hat ein wiedererkenn-bares Reihendesign, jedoch ist jedes Buch nach dem Geschmack des Autors individuell gestaltet.

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Frau Rosenbaum, Sie haben für die Neue Westfälische das Portal „nw-buch.de“ aufgebaut – ein Self-Publishing Angebot der Neuen Westfälischen. Was hat Sie dazu bewogen? Als Tageszeitungsverlag versu-chen wir stets neue, lukrative Ge-schäftsfelder zu erschließen. Für uns war nicht nur der Ertrag durch Buchverkäufe wichtig, sondern auch eine Erhöhung der Leser-Blattbindung und eine Verlänge-rung der Marke „NW“ in den Buchmarkt. Ein wesentliches Entscheidungskriterium war da-bei, dass Investition und Arbeitsaufwand über-schaubar bleiben. Eine White-Label Self-Pu-blishing-Plattform wie sie tredition bietet, war daher das Richtige für uns.

Liegt in Ihren Augen noch viel unveröffent-lichtes Potenzial in den Schubladen der Deut-schen? Ich denke schon. Viele Menschen pflegen den Gedanken ein Buch zu schreiben oder haben ein halbfertiges Manuskript. Mit nw-buch.de haben wir die Erfahrung gemacht, dass vor allem ältere Menschen ein Buchmanuskript vorliegen ha-ben. Jüngere, berufstätige Menschen haben weniger Zeit ein Buch zu schreiben. Für ein Veröffentlichungsangebot, das auch für ältere Autoren ansprechend ist, müssen zum Teil technische Barrieren abgebaut werden. Nicht jeder von ih-nen kann so selbstverständlich mit einem PC arbeiten, wie man es selbst im täglichen Umgang macht. Mit unterstüt-zenden Online-Tipps und einem Netzwerk von Lektoren konnten schon 40 Bücher bei uns veröffentlicht werden.

Bei traditionellen Verlagen hoffen Autoren auf eine gute Vermark-tung ihres Buches, ein Vorteil gegenüber den Self-Pub lishing-Angeboten. Bei nw-buch.de erhalten die Auto-ren eine umfangreiche Werbeleis-tung. Inwiefern bieten Sie damit eine echte Alternative zur Veröf-fentlichung im Buchverlag? nw-buch.de bietet ein Gesamtpaket für interessierte Autoren an. Dies beinhaltet z. B. drei Anzeigen in-

nerhalb eines Jahres nach dem Veröffentli-chungsdatum in der Gesamtausgabe der Neu-en Westfälischen. Bei einer Reichweite von 350.000 Lesern pro Tag kommen also bei drei Anzeigen mehr als 1 Mio. Kontakte zustande. Dieses Anzeigenpaket hat sicherlich einen großen Reiz für unsere Autoren. Ich glaube aber auch, dass einfach das gesamte Rundum-Sorglos-Paket überzeugt. Der Autor muss „nur“ das Manuskript hochladen, sein Cover

gestalten und der Rest wird ihm komplett abgenommen (ISBN, Listung im Buchhandel, Anzeigen etc.).

Wo sehen Sie Potenziale für Zeitungs- und Zeitschriften-unternehmen? Sicherlich im regionalen Markt. Die regionale Tageszei-tung steht für einen vertrauenswürdigen Namen in ihrem Verbreitungsgebiet. Die Zielgruppe der Zeitungsleser ist vermutlich aufgeschlossener, ein Buch zu schreiben als die der Nichtleser. ●

annette RosenbauM

betreut seit 2010 den Bereich von nw-buch.de. Seit 2012 ist sie in der Chefredaktion als re-daktionelle Controllerin und im Projektmanage-ment bei der Neuen Westfälischen tätig.

Im Gespräch

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Anstelle einer Handels-marge von 30 % reali-siert ein Buchhändler bei Verkäufen aus der eigenen Edition über 60 %.

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Eine Produktmarke aufzubauen, die das Ver-trauen von Konsumenten genießt und daher zu einem höheren Preis verkauft werden kann, ist eine langwierige und sehr kostspielige Ange-legenheit. Die Taschentuchmarke „Tempo“ wird uns regelmäßig in der Schnup-fensaison zur teuersten Fernsehzeit präsentiert. Kein Wunder, dass „Tem-po“ durchschnittlich 76 % teurer ist als die Eigenmarken der führenden Drogeriefilialisten. Bei der Entschei-dung, welches Taschentuch in der Drogerie in den Einkaufswagen kommt, haben die meisten Käufer die Fernsehwerbung vergessen oder sind doch nicht bereit, den hohen Preisun-terschied zu zahlen. Laut eines Arti-kels des Wirtschaftsmagazins brand eins haben bei Hygienepapier die gün stigen Handelsmarken einen Marktanteil von 63 %.

Auch bei Textilien, sind Handelsmarken ein wichtiges Segment geworden. brand eins zitiert den Generalbevollmächtigten des Mode-Un-ternehmens, der „ein großes Wertschöpfungs-potenzial“ sehe. Das Modehaus Peek & Clop-penburg mache mit diversen Eigenmarken zwei Drittel seines Umsatzes. Der Umsatz ist aber nur eines. Die Unternehmensberatung Roland Berger stellt in einer Untersuchung, die im Handelsblatt vorgestellt wird, fest, dass Han-delsmarken den Händlern zudem bis zu 25 % höhere Margen einbringen.

Die Händler stellen die Produkte, die als Handelsmarken oder „White-Label“ ange-boten werden, nicht selbst her. Es sind nicht selten die Hersteller der Markenware, die da-mit ihre Produktionskapazitäten auslasten. Sie produzieren im Auftrag der Händler nach deren Disposition. Remissionen müssen die Hersteller von Handelsmarken daher nicht fürchten. Diese Sicherheit reduziert den Preis.

Wie würde eine Handelsmarke im Buchhan-del funktionieren?

Nach dem Prinzip der Handelsmarken wür-den Buchhändler selbst eigene Editionen oder Buchreihen veröffentlichen und exklusiv in

ihren Filialen und Onlineshops an Leser verkaufen. Buchhändler kön-nen sogar selbst Verleger werden – ohne dafür viel Erfahrung mitbrin-gen zu müssen.

Buchhändler warten auf die Neu-erscheinungen traditioneller Verla-ge oder nehmen erfreut zur Kennt-nis, wenn Self-Publishing-Titel eine gute Nachfrage verzeichnen. Das ist aber nur reaktiv. Unternehmen, die mit Handelsmarken ihr Geschäft erweitern, nehmen ihren wirtschaft-lichen Erfolg und ihre Chancen stär-ker selbst in die Hand. Genau diese Chance besteht auch für Buchhänd-

ler mit einer Filialstruktur oder gut frequen-tiertem Online-Shop. Ein Buchhändler kann selbst Bücher herausbringen. Dabei haben Angebote für Autoren, die eine bevorzugte Präsentation im Handel garantieren, ein hohes Erfolgspotenzial.

Bietet ein Buchhändler ein Self-Publishing-Angebot mit inhaltlicher Qualitätskontrolle und aktiver Vermarktung in seinen Filialen an, hat er entschieden bessere Margenerträge. Er verbucht dann die Händler- und die Verlags-marge, setzt die Buchpreise selbst fest und kann die Absatzzahlen der Bücher entspre-chend beeinflussen. Anstelle einer Handels-marge von 30 % realisiert ein Buchhändler bei Verkäufen aus der eigenen Edition über 60 %. Für Buchhändler mit einer Filialstruktur erge-ben sich so große Chancen. Die Garantie einer tatsächlichen Präsenz und Präsentation im Handel überzeugt Autoren und erzeugt Ver-trauen in eine Handelsmarke.

Was wir aus anderen Branchen lernen können.Thema: Handelsmarken

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HinterfragtAus den Teilnahmebedingungen des

„Sir Walter Scott-Preis für herausragende historische Romane“, vergeben durch Quo Vadis Autorenkreis: „Book-on-Demand-Veröffentlichungen

können ebenfalls nicht für den Preis eingereicht werden.“

Dass Print-on-Demand-Titel bei Literatur-Wettbewerben ausgeschlossen werden, ist kei-ne Ausnahme. Wer darf also nicht teilnehmen? Ein Blick auf Referenzkunden von Books on Demand, einem Schwesterunternehmen des Barsortimentes Libri, offenbart einen kleinen Einblick in die Liste der schwarzen Verlags-schafe. So dürften Suhrkamp, die Springer Fachverlage und de Gruyter nicht teilnehmen. Na klar, der Vergleich hinkt, die Letzteren sind ja Fachverlage. Dennoch darf man die Bedin-gungen infrage stellen.

Print-on-Demand ist ein intelligentes, wirt-schaftliches Herstellungsverfahren für Bücher. Nicht ohne Grund bieten neben dem Unterneh-men Books on Demand auch das Bar- sortiment KNV und Amazon diese Dienstleis-tung für Verlage an. Auch große Druckereien in Deutschland bieten Verlagen Auflagen-Ma-nagement mit Print-on-Demand an. Vielleicht hätte einer der Gewinner des Preises in 2012, der insolvent gegangene Eichborn Verlag, die-ses Verfahren nutzen sollen, dann wäre es viel-leicht nicht so schlimm gekommen. Aber dann hätte er ja nicht teilnehmen dürfen – wahrschein-lich ist aber bei den Teilnahmebedingungen

etwas anderes gemeint. Auto-ren, die nicht bei einem tra-ditionell agie-renden Verlag verlegt wurden, sondern einen

Self-Publishing-Dienstleister gewählt

haben, dürfen nicht mit-machen. Viel sinnvoller

wäre, die Qua litätsmaßstäbe von Self-Publishing-Verlagen zu

berücksichtigen und nicht alle Anbie-ter über einen Kamm zu scheren. So wer-

den beispielsweise Buch titel des Self-Pub-lishing-Angebotes „Norddeutsche Reihe“ des Hamburger Abendblattes oder des tredition Verlages vor Veröffentlichung durch Lektorate nach vorgegebenen Qualitätskri terien geprüft.

Wenn die Anzahl von derartigen Self-Pub-lishing-Angeboten und deren Buchtiteln wei-ter wie in den vergangenen Jahren wächst, werden hoffentlich auch die Teilnahmebedin-gungen von Literatur-Wettbewerben aktuali-siert. Welche Bedeutung hätte ein Preis sonst noch, wenn wie in den USA und bald auch in Deutschland rund die Hälfte der Autoren ihr Buch im Self-Publisching veröffentlicht haben und damit nicht teilnehmen dürfen? ●

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t ao .de ist ein Self-Publishing-Angebot der Kamphausen Mediengruppe, welche jedes Jahr ca. 4.000 Buchmanuskrip-te ablehnt. Mit tao.de monetarisiert die Kamphausen Mediengruppe ihre Beliebt-heit bei Autoren. Für 399,00 Euro erhalten Autoren mit einem thematisch auf Esoterik und Lebenshilfe spezialisierten Buchinhalt eine Veröffentlichung als Taschenbuch, gebundene Ausgabe und als e-Book. Durch das angeschlossene Leserportal wird die passende Leserzielgruppe direkt über Neu-erscheinungen informiert.

buchundnetz .coM Ein Portal mit einem sehr breiten Themenspektrum rund um Bücher beginnt zunächst mit Publika-tionen ausgewählter Autoren. Auch buch & netz verfügt mittlerweile über eine umfassende Community von interessierten Lesern, die in den letzten Jahren aktiv gepflegt wurde. So kann ein eigener Titel direkt bei der passenden Leserzielgruppe vorgestellt werden.

wIndsoR-VeRlag .coM Mit „Value added Self-Publishing“ betritt der Dienst-leister Windsor Verlag den Markt. Jedes Buch wird lektoriert, ein Coverdesign für das individuelle Buch erstellt und dann primär über Social Media vermarktet. Autoren zahlen 179,90 Euro für Taschen-buch, gebundene Ausgabe und e-Book.

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Die tredition GmbH ist ein Hamburger Unternehmen, das Verlags- und Publikations-Dienstleistungen für Autoren, Verlage, Unternehmen und Self-Publishing-Dienstleister anbietet. tredition vertreibt für seine Kunden Bücher in allen gedruckten und digitalen Ausgabeformaten über alle Verkaufskanäle weltweit (stationärer Buchhandel, Online-Stores) mit Einsatz von professionellem Buch- und Leser-Marketing.

Der 2006 gegründete Anbieter ist darauf spezialisiert, durch das Optimieren von Auflagenmanagement, Vertrieb und Abrechnungswesen die Erträge für Verlage, Unterneh-

men und Autoren zu maximieren. tredition ist Preisträger des Webfuture Awards der Hansestadt Hamburg und erhielt den Förderpreis des Mittelstandsprogramms.

Darüber hinaus gewann das Unternehmen den Preis Digitale Innovation Pitch (BUDIP). Neben privaten Auto-ren auf seinem eigenen Self-Publishing-Portal tredition.de hat tredition auch Unternehmen wie brand eins, Hamburger Abendblatt, Hamburger Mor genpost, Neue West fälische, Bucerius Law School, kress, CHIP oder Windsor Verlag im Kunden-Portfolio. tredition ist Herausgeber dieses Magazins.

Über treditiond I e VoRstehenden geschäftsModel le

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indition – Independent publishingHerausgeber: tredition GmbHGrindelallee 188, 20144 HamburgTel: +49-(0)40-41 42 778-00

www.indition.dewww.tredition.dewww.tredition.de/inditionE-Mail: [email protected]

Registergericht: HamburgRegisternummer: HRB 100409Umsatzsteuer-ID gemäß § 27a Umsatzsteuergesetz: DE253532036

Verantwortliche Redakteure: Sönke Schulz und Sandra LatußeckIllustrationen: Andrea VasariDesign: toepferschumann, Berlin

Die Ausgabe Nr. 2 erscheint im Mai 2013. Der Themenschwerpunkt ist „(Don’t) do it yourself“. Unbezahlte Praktika, niedrig honorierte Volontariate und Selbstausbeutung der Ver-leger schaden nicht nur ihnen selbst, son-dern bremsen Wachstum und Inno vation der gesamten Branche.Wir beleuchten die Chancen und Vorteile, wenn sich die Marktteil-nehmer auf ihre Kernkompe-tenzen fokussieren und in Kooperation mit innovati-ven Dienstleistern ihre Erträge maximieren.

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