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Institut für Allgemeinmedizin Block- Praktikum Allgemein- Medizin Begleitbuch 2016 Bei Rückfragen wenden Sie Sich bitte an: Frau Annette Henniges Tel.: 0391/67-21009 Fax: 0391/67-21010 [email protected]

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Institut für Allgemeinmedizin

Block-

Praktikum

Allgemein-

Medizin

Begleitbuch 2016

Bei Rückfragen wenden Sie Sich bitte an:

Frau Annette Henniges Tel.: 0391/67-21009 Fax: 0391/67-21010

[email protected]

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BPAM Begleitbuch SS 2016

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INHALTSVERZEICHNIS

Modul Inhalt, Thema Seite

0 Ausbildungsinhalte des BPAM

Wieso Allgemeinmedizin mit „SEIFE“ (SOAP)?

3

4

1 „Schnuppern“ (Beobachter- / Patientenrolle, Arzt-Patienten-Beziehung)

4

2 „Subjektiv“

(Anamnese und soziales Umfeld) 7

3 „Objektiv“

(Untersuchung und Zusatzdiagnostik) 9

4 „Analyse“

(Befundbewertung, Differentialdiagnostik, Gefährdungsgrad) 10

5 „Planung“

(Patienteninformation, Therapieplanung, Verlaufskontrolle, Koordi-nation)

Abschlussgespräch und Bewertung

12

6 Formulare etc. 14

7 „Hausärztliche Arbeitsbedingungen“ 15

A Anhang (Hinweise und Tipps zu Diagnostik, Formularen, Impfungen, Prä-vention, Hausbesuche)

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A u s b i l d u n g s i n h a l t e: Im Blockpraktikum Allgemeinmedizin sollten kennen gelernt werden:

1. Anamnese und körperliche Untersuchung - selbst ausgeführt Anzahl erfolgt?

Anamnese und körperliche Untersuchung - mit Dokumentation nach Vorlagen (Initialen von einem Patienten müssen von Lehrärzten unter-schrieben auf dem Beurteilungsbogen abgeben werden)

mind. 5x

Blutdruck- und Pulsmessung mind. 10x

Basisuntersuchung des Herzens und der Lunge mind. 10x

Peripherer Gefäßstatus mind. 5x

Neurologische Basisuntersuchung (z.B. bei akuten Rückenschmerzen) mind. 3x

2. Diagnostik (technisch)

Urin-Streifentest selbst durchgeführt (evt. Sediment) mind. 3x

EKG selbst angelegt und selbständig interpretiert (Rhythmus, Lagetyp) mind. 3x

Blutzuckermessung selbst durchgeführt mind. 3x

Indikation für eine Laboruntersuchung gestellt: z.B. bei einem Patienten mit akuten Beschwerden inkl. Befundinterpretation

mind. 1x

3. Formulare – alle Angaben sind auszufüllen, „wie im Notdienst“

Rezeptformular (inkl. 2 BTM-Rezept) mind. 10x

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mind. 5x

Krankenhaus-Einweisung mind. 3x

Überweisung mind. 5x

4. Prävention – durchgeführt, gemeinsam mit Lehrärzten

Impfanamnese und Impfung mind. 1x

Gesundheitsuntersuchung („Check-Up“) mind. 1x

DMP (Diabetes-Mellitus) mind. 1x

5. Therapie – gemeinsam mit Patient/Lehrärzten besprochen

Medikation eines chronisch kranken, multimorbiden Patienten überprü-fen

mind. 2x

Aufstellung eines Therapieplans (Medikation, sonstige Maßnahmen) mind. 2x

6. Hausbesuche – Begleitung der Lehrärzte mind. 4x

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WIESO ALLGEMEINMEDIZIN MIT „SEIFE“ (SOAP)?

Das Akronym „SOAP“ steht seit 1968 (Weed LL, NEJM 278[11]:593-9) für die systematisierte und patientenzentrierte Dokumentation eines Beratungsanlasses. Wir glauben, für Sie mit Hilfe von SOAP die in der Allgemeinmedizin oft sehr komprimiert ablaufenden Prozesse – erster Eindruck, Befunderhebung, Wertung, Analyse und Planung weiteren Vorgehens mit dem Patienten – besser verstehbar und übersichtlicher zu gestalten.

Die bisher erlernten Anamneseformen und -techniken werden beibehalten, sind aber im Bereich Subjektiv zu bearbeiten; alle Befunde, ob bei der körperlichen Untersuchung oder mittels bildgebender Verfahren erhoben, sind unter Objektiv ein-zuordnen. Die bis zu diesem Zeitpunkt gewonnenen Erkenntnisse und (Differenzial)-Diagnosen werden zusammenfassend unter Integration der biopsychosozialen Aspekte in der Analyse gewürdigt, so dass dann der Plan für das weitere Vorgehen und die Vereinbarungen steht, die mit dem Patienten getroffen wurden.

SOAP ordnet das, was Sie bisher gelernt haben, für eine symptom- und patientenorientierte hausärztliche Konsultation und stellt Ihre Ergebnisse übersichtlicher und problemorientierter dar und ist somit besser begreifbar als z. B. der „klassische Arztbrief“.

MODUL 1 „Schnuppern“

Einführung und Erläuterungen zum 1. Modul

Ihr heutiger erster Praktikumstag in der Allgemeinmedizin wird Sie mit einer neuen Lern- und Arbeits-Umgebung konfrontieren:

Bisher hatten Sie es in der Universitätsmedizin mit einer hochselektionierten Patienten-klientel zu tun, die Ihnen exemplarisch aus der Distanz im Hörsaal oder liegend im Krankenbett vorgestellt wurde. Hierbei waren die Arbeits-Diagnosen meist bereits ge-stellt oder wurden mittels umfangreicher Diagnose-Algorithmen unter Einsatz vielfältiger technischer Mittel (Labor, Röntgen, Sonographie etc.) innerhalb von Tagen abgeklärt.

In der Hausarztpraxis läuft dagegen vieles anders: Der Einsatz technischer Mittel ist auf ein Minimum reduziert, bei der Diagnosefindung spielen die Schilderungen der Patien-ten, die körperlichen und psychischen Untersuchungsbefunde, Intuition und Erfahrung des Hausarztes und die erlebte Anamnese die Hauptrolle. Untersuchung, Aufklä-rung/Beratung und Erstellung eines Behandlungsplanes erfolgen sehr verdichtet, Ver-laufskontrollen werden oft kurzfristig vereinbart. Meist geht es nicht um klar umrissene Krankheitsbilder, sondern um vielfältige und unspezifische Beschwerden, die auf den ersten Blick „banal“ erscheinen können. Was Ihnen bislang in der Universitätsklinik an Behandlungsfällen präsentiert wurde, ist im hausärztlichen Alltag eher eine Seltenheit.

Mit den Aufgabenvorschlägen für diesen ersten Tag möchten wir Ihren Blick auf die Un-terschiede zwischen den Arbeitsweisen von Hausärzten gegenüber den „Organ-Spezialisten“ lenken; wir möchten Ihre Sinne für die vielfältigen Umwelteinflüsse auf das Arzt-Patienten-Verhältnis im hausärztlichen Alltag schärfen. Daher möchten wir Sie ein-laden, zunächst für ein paar Minuten aus Ihrer (vertrauten) Rolle als „ärztlicher Mitspie-ler“ in die eines „neuen Patienten“ zu schlüpfen und, um zu erfahren, wie es aus Patien-tensicht in einer Hausarztpraxis zugeht und es sich anfühlt, auch wenn Sie glauben, das alles doch schon mal erlebt zu haben (natürlich ohne weiße Kleidung)

Wir wünschen „Viel Spaß und einen guten Start“ in die Allgemeinmedizin!

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„Schnuppern“ – Erste Eindrücke in einer Arztpraxis

Eingang und Empfang Vor dem Eintritt in Ihre BPAM-Praxis empfängt Sie das Arztschild mit Informationen über Ihre Lehrärztin/Lehrarzt. Neben den offiziellen Öffnungszeiten erfahren Sie etwas über die „Qualifikation“; außer dem Facharzt für .können Sie etwas lesen über Zusatz-bezeichnungen etc. und den Status Gemeinschaftspraxis oder Praxisgemeinschaft. Der ländliche oder städtische Standort weist meist auf unterschiedliche Arbeitsweisen hin. Sie betreten den Eingangsbereich – am Empfang werden Sie Sich morgens eher in Wartende einreihen müssen und schon mal offiziell etwas mithören dürfen: Was sind die Anliegen? Wie managt die Empfangsmitarbeiterin die an sie gestellten Wünsche und Erwartungen? Wie ist der Umgang zwischen Patienten und MFAs/Schwestern? Beobachtungsdauer: 10-20 Minuten Beobachtungsaufgaben: - Praxisschild/Qualifikation Ihrer Lehrärztin bzw. Lehrarzt - Art und Weise des Managements am Empfang und Atmosphäre der Praxis

Gemeinsam mit den Patienten im Wartebereich Bevor Sie sich einen ersten optischen Eindruck der Praxis verschaffen, möchten wir Sie bitten zunächst „inkognito“ einige Minuten unter den wartenden Patienten zu verweilen. Wie ist die Atmosphäre, was wird geredet und wie wirken die Hausarztpatienten auf Sie? Wie werden Sie - noch inkognito - von den anderen Patienten wahrgenommen? Welche Informationen hängen an der Wand oder liegen aus?

Beobachtungsdauer: 10-20 Minuten Beobachtungsaufgaben: - Gestaltung und Atmosphäre im Wartezimmer - Tätigkeit und Interaktion der wartenden Patienten - Wie werden Sie selbst durch die übrigen Patienten wahrgenommen?

Blick über die Schultern der MFAs/Schwestern Nach Anziehen weißer Kleidung begleiten Sie bitte zunächst das Assistenzpersonals bei ihrer Arbeit. Beobachten Sie, wie sich nun ihre soziale Rolle verändert. Wie werden Sie nun von Patienten wahrgenommen, wie erleben Sie sich selbst, wie reagiert das Praxispersonal auf Sie? Beobachten Sie auch die verschiedenen Tätigkeiten des Pra-xispersonals: Wie eigenständig arbeiten sie, welche organisatorischen Aufgaben sind zu bewältigen, was leistet die EDV in Ihrer Hausarztpraxis? Nach einem informativen Rundgang nehmen Sie Sich bitte etwas Zeit den Schwestern/MFAs über die Schultern zu sehen. Wer macht was und wer könnte mir in den nächsten Tagen bei Fragen etc. helfen? Worin bestehen die Tätigkeiten der Mitarbeiter einer Hausarztpraxis: Verbände, Bestrahlungen, Spritzen, eigenständige Beratungen, technische Untersuchungen, La-borarbeiten?

Beobachtungsdauer: 20-30 Minuten Beobachtungsaufgaben: - Verhalten und Umgang des Praxispersonals - Aufgaben und Tätigkeitsfeld der MitarbeiterInnen - Interaktion zwischen Patienten und Personal - Erleben der eigenen Rolle

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Selbst wie ein Patient untersucht werden Nutzen Sie die Zeit, dass einige Untersuchungen bei Ihnen selbst durchgeführt werden. Wie erleben Sie die Erwartung und möglicherweise Spannung der erhobenen Befunde? Chronisch Kranke stellen sich nicht selten die Frage: „Sind meine Werte besser bzw. sind Ärzte/Team zufrieden mit mir?“ Wie erleben Sie es aus Sicht eines Patienten? Beobachtungsdauer: 20-30 Minuten Beobachtungsaufgaben:

- Blut abnehmen und BSG sowie Ihren Blutzucker bestimmen (BZ-Stix)

- Untersuchung des Urins durch den Urin-Streifen-Test

- EKG-Kurzbefundung auf Rhythmus, Lagetyp, Frequenz, Auffälligkeiten

- Lungenfunktionsuntersuchung und -Kurzbefundung auf FEV1, PEF, Auffälligkeiten

Neben dem Patienten - gegenüber dem Arzt Zunächst sitzen Sie auf der Patientenseite (für 3-4 Kontakte) und können die Interaktio-nen zwischen Patient und Ärztin/Arzt aus Sicht des Patienten beobachten: Wie laufen die Begrüßung und das Gespräch ab, gibt es für den Patienten Möglichkeiten nachzu-fragen, werden Erklärungen gegeben? Beobachten Sie, inwieweit diese auch verstan-den werden! Beobachtungsdauer: 1-3 Stunden Beobachtungsaufgaben:

- Dauer der Konsultation?

- Länge der Gesprächsanteile für Patient und Arzt (Schätzung zum Beispiel 30/70 %)

- Art der Eröffnung der Konsultation

- Formen der Gesprächsbeendigung

- Umfang der Patienten-Mitentscheidung

- Rückversicherung, was der Patient verstanden hat

Wechsel auf die ärztliche Seite Nun der Wechsel auf die ärztliche Seite: Inwieweit merken Sie Veränderungen in der Wahrnehmung oder nehmen Sie eine andere Haltung ein? Wie wird die Konsultation ärztlicherseits strukturiert? Was würden Sie übernehmen, was hingegen anders ma-chen? Wir empfehlen bisher Gelerntes und Praktiziertes zu nutzen, zur Dokumentation benutzen Sie als Struktur das SOAP-Schema (M = Modul): S – Subjektiv: Eröffnung, Beratungsanlass, Anamnese M 2 O – Objektiv: Untersuchung, symptomorientiert M 3 A – Analyse: Arbeitsdiagnose, Patienteninterpretation, .. M 4 P – Planung: Therapie, Selbst oder Über-/Einweisung M 5 Beobachtungsdauer: nach Bedarf Beobachtungsaufgaben:

- Art der Beratungsanlässe

- Strukturierung der Konsultation

- Genutzte Untersuchungen oder diagnostische Techniken

- zur Anwendung kommende Diagnosen

- Form der Dokumentation

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Das Ziel von Modul 1 sollte es sein, durch die verschiedenen Perspektiven – unter Pa-tienten im Wartezimmer, an der Seite der Helferinnen, untersucht wie die Patienten, sit-zend neben dem Patienten während der Konsultation und zuletzt an der Seite des Arz-tes – mehr Einblick und Verständnis für Patienten, Mitarbeiter und Hausarzt zu gewin-nen, welches Ihnen erlaubt sich in diese als die verschiedenen Akteure besser hinein-zuversetzen (Empathie). Außerdem sollten Sie die wichtigsten Prozesse und Abläufe in der Hausarztpraxis prinzipiell schon kennen gelernt haben.

MODUL 2 „Subjektiv“

Einführung und Erläuterungen zum 2. Modul

Beim ersten Modul haben Sie durch Anschauung und eigene Erfahrungen in der Patientenrolle den Aufbau und die Arbeitsabläufe einer Hausarztpraxis kennen gelernt: Möglicherweise ist Ihnen bereits aufgefallen, dass der Arzt-Patienten-Kontakt häufig durch eine langjährige Beziehung gekennzeichnet ist und daher viele Beschwerden oder Beratungsanlässe vom Hausarzt anders eingeordnet oder bewertet werden, als Sie es aus dem Lehrkrankenhaus oder der Uniklinik gewöhnt sind. Die Basis für diesen, auf den einzelnen Patienten bezogenen Erfahrungshintergrund des Hausarztes ist die durch den Arzt „erlebte Anamnese“ des Patienten und die Kenntnis des Patientenumfeldes.

Hierzu ein Beispiel: Wenn sich ein dem Hausarzt länger bekannter Patient mit Brust-schmerzen vorstellt, diese in der Vergangenheit schon häufiger aufgetreten sind und jeweils gut auf physiotherapeutische Maßnahmen zur Behandlung einer durch berufli-che Überlastung verspannten Rückenmuskulatur ansprachen, wird der Arzt möglicher-weise nach einer symptomorientierten Untersuchung auf die Durchführung eines EKG und/oder eines Troponin-Testes verzichten. In der Notaufnahme eines Krankenhauses könnte dies ein kunstfehlerhaftes Vorgehen sein; in der Hausarzt-Sprechstunde ist es jedoch tägliche Praxis.

Sie sollen aktiv unter Anleitung des Lehrarztes in der Anamneseerhebung und Umfeld-beobachtung mitarbeiten und Ihre bisherige „Zuschauerrolle“ verlassen. Sprechen Sie mit Ihrem Lehrarzt über seine Anamnese- und Gesprächstechniken.

Dies dient dem Erlernen des ersten Schritts des SOAP-Schemas, nämlich die Erhe-bung der „subjektiven“ Befunde aus der Patientenanamnese und dem Patientenumfeld. Sie werden diese Kenntnisse zur Bearbeitung der Aufgaben benötigen.

Mit den Aufgabenvorschlägen (s. u.) für dieses zweite Modul möchten wir Sie an die Erhebung und (selbst-)kritische Wertung typisch hausärztlicher Anamnese-Erfahrungen heranführen: Zur Wahrnehmung von Informationen aus der „Übertragung“ und „Gegen-übertragung“ im Arzt-Patienten-Verhältnis versetzen Sie sich dazu in die Person des Patienten und des Arztes und versuchen Sie, sich in deren Gefühle und Impulse einzu-fühlen.

Hiermit soll Ihnen verständlicher werden, wie und warum sich ein Hausarzt hinsichtlich Diagnostik und Therapie durchaus anders verhalten kann, als Sie es bisher gelernt ha-ben und neben biomedizinische auch psychosoziale und emotionale Aspekte in sein Handeln einbezieht.

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„Subjektives Befinden“ und „Beschwerden“ ermitteln „Was führt Sie zu mir?“ oder „Was haben Sie für ein Anliegen?“ oder „Warum haben Sie mich zu einem Hausbesuch gebeten?“ könnten als offene Eröffnungsfragen benutzt werden.

Sofort sollten Sie eine vitale Gefährdung ausschließen.

Bei Verdacht auf vitale Gefährdung ist nach Prüfung und ggf. Sicherstellung der Vitalfunktionen eine sofortige körperliche Untersuchung zur Prüfung durchzuführen ( M 3), bei Bestätigung des Verdachts ist Notfallversorgung zu leisten, evtl. die Veranlassung von stationärer Behandlung, Transport oder gar Notarzt-Alarmierung erforderlich.

Nach Ausschluss vitaler Gefährdung sind die Hauptbeschwerden und Patientener-wartungen zu konkretisieren:

- Art der Hauptbeschwerden, seit wann, wo, wodurch?

- beschwerdeverändernde Faktoren?

- Verlauf (wie stark, wie oft), Begleitbeschwerden?

- bisherige Behandlung, eigene Maßnahmen?

Um sich noch besser in den Patienten hineinzuversetzen, könnte man folgende Fragen stellen: „Was erwarten Sie jetzt hier/von mir?“ und/oder „Was haben Sie für eine Erklärung für Ihre Beschwerden?“ So können Sie evt. frühzeitig Ängste und Sorgen des Patienten erkennen.

Im weiteren Verlauf sollten Sie beschwerdenabhängig ergänzen:

- vegetative Funktionen, Alkohol, Nikotin, Drogen

- Funktionseinschränkungen, Arbeitsfähigkeit

- frühere Erkrankungen, Operationen, Unfälle

- Erkrankungen in Familie, Umfeld

- Situation in Familie und Beruf, eigene Ressourcen

- szenische Information (z.B. Aussehen, Auftreten, Charakter des Pat.; Art der Inter-aktion)

- sozialmedizinische Aspekte und sekundärer Krankheitsgewinn (z.B. Rentenwunsch, finanzielle Unterstützung durch Krankengeld, beruflich/familiäre Schonung)

Nach einer guten Anamnese sollte es Ihnen oft gelingen, den Beratungsanlass zu iden-tifizieren und eine vorläufige Verdachtsdiagnose(n) – zunächst noch ohne jegliche Befunde zu stellen!

Das Ziel von Modul 2 soll sein, sich der vielfältigen subjektiven Informationsquellen aus szenischer Information, „erstem Eindruck“, aktueller und ggf. auch „erlebter“ Anam-nese bewusst zu werden und zu erkennen, aus welchen Quellen sich das Gefühl „intui-tiven Erkennens“ speist.

Wichtig ist auch das Patientenanliegen zu erfassen: Nicht jeder erwartet oder wünscht „Behandlung“ bzw. nicht so, wie es in den Lehrbüchern verbreitet wird.

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MODUL 3 „Objektiv“

Einführung und Erläuterungen zum 3. Modul

Im vorherigen Modul haben Sie mit dem ersten Schritt des SOAP-Schemas die für den Hausarzt wichtigen subjektiven Informationen aus der Anamnese und dem Patienten-umfeld aufnehmen gelernt.

Im nächsten Schritt sind sie eingeladen unter Anleitung Ihres Lehrarztes die problem-orientierte Untersuchung von Patienten einzuüben und Ihre Fertigkeiten bei der körper-lichen und psychopathologischen Untersuchung sowie bei der Erhebung apparativer Zusatzbefunde (z.B. EKG, Lungenfunktion oder Basislabor) auszubauen. Sprechen Sie mit dem Lehrarzt über seinen (meist seit Jahren geübten) symptomorientierten Unter-suchungsgang und lassen Sie sich ggf. einzelne Untersuchungsschritte zeigen bzw. üben Sie sie unter Aufsicht am Patienten. Hiermit soll Ihnen verständlicher werden, wel-che Möglichkeiten und Grenzen die Diagnostik in der Hausarztpraxis hat.

Bei der Abschlussaufgabe werden Sie anhand des SOAP-Schemas selbstständig ei-nen Patienten körperlich untersuchen und die erhobenen Befunde in der Falldokumen-tation festhalten. Sehen Sie bitte jeden Teil des Praktikums als gute Möglichkeit, sich auf Ihr Staatsexamen übend vorzubereiten.

In diesem Modul geht es um die Selbsteinschätzung Ihrer praktischen Fähigkeiten und Ihre Wahrnehmung der Bedeutung von „Untersuchungen“.

„Objektiv“ – körperliche und psychische Untersuchung

Zur Erinnerung: Kurze „ABC-Notfalldiagnostik“ (zitiert nach: http://flexikon.doccheck.com/ABC-Regel):

Als ABC-Regel bezeichnet man ein Maßnahmenschema im Rahmen des ACLS (Advanced Cardiac Life Support), nach dem in der Notfallmedizin bei einer Reanimation vorgegangen werden soll.

Zur ABC-Regel gehören:

A ("Airway"): Atemwege freimachen und offen halten B ("Breathing"): Beatmen C ("Circulation"): Kompression des Brustkorbs (Thorax), d.h. Durchführung einer

Herzdruckmassage (HDM)

Für professionelle Helfer ferner lässt sich die Regel erweitern:

D ("Drugs"): Intravenöse Gabe von kreislaufwirksamen Medikamenten, z.B. Ad-renalin oder Amiodaron

E ("ECG"): EKG-Diagnose zur Erkennung der Kreislaufstörung F ("Fibrillation"): Defibrillation bei Kammerflimmern

Eine andere Variante der ABC-Regel ist wie folgt definiert:

A ("Airway") B ("Breathing") C ("Circulation") D ("Disability"): Überprüfung des Bewusstseins und des neurologischen Status E ("Exposure"): Entkleiden des Patienten und gründliche körperliche Untersu-

chung

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Nach Ausschluss einer vitalen Gefährdung gehen Sie bitte dazu über, zunächst einen evtl. bestehenden Lokalbefund symptomorientiert anzusehen, zu betasten, zu messen etc. und abschließend zu beschreiben. Zu ergänzen sind Allgemeine Parame-ter nach Bedarf/Relevanz: AZ, EZ, Farbe, Geruch, Körpertemperatur, -gewicht, -größe, Mimik, Bewegung, Verhalten während der Untersuchung etc.

Weitere Untersuchungen sollten beschwerdenabhängig als problemorientierte Un-tersuchung (lassen Sie sich von Ihrem Lehrarzt seinen Untersuchungsgang zeigen) er-folgen:

- Kopf und Hals

- Brustbereich, Bauchbereich

- Bewegungsapparat

- Nervenssystem, Gefäßsystem

- Haut, Schleimhäute, Haare, Nägel, Lymphknoten

- psychischer Befund: Orientierung, Konzentrations-, Denk- und Merkfähigkeit, An-trieb, Emotionalität, Stimmung, Affektivität, Suizidalität, psychotische Inhalte, An-haltspunkte für Sucht oder riskanten Konsum psychotroper Substanzen.

Das Ziel von Modul 3: Nach dem Erheben subjektiver und objektiver Informationen sollten Sie den Beratungsanlass des Patienten identifizieren und (eine) vorläufige Di-agnose(n) / Verdachtsdiagnose stellen können. Beispielsweise könnte der Bera-tungsanlass „Husten“ von Ihnen aufgrund Ihrer Befunde mit der Verdachtsdiagnose „Bronchitis“ versehen werden, aber Vorsicht: Oft ist die Feststellung eines Beratungsan-lasses und das „Abwartende Offenlassen“ einer Diagnose der für Arzt und Patient si-chere Weg. Sie haben bei Ausschluss eines „abwendbar gefährlichen Verlaufes“ gut die Möglichkeit, ohne Zeitnot den natürlichen Verlauf über Stunden bzw. gegebenenfalls auch wenige Tage zu beobachten.

MODUL 4 „Analyse“

Einführung und Erläuterungen zum 4. Modul

Im 3. Modul haben Sie mit dem zweiten Schritt des SOAP-Schemas die selbstständige Erhebung und Dokumentation hausärztlich relevanter Befunde aus problemorientierten Untersuchungen geübt. Zusätzlich haben Sie einige apparative Untersuchungstechni-ken selbständig durchgeführt und fühlen sich hierin jetzt ein wenig „sicherer“.

Im nächsten Schritt gilt es unter Anleitung des Lehrarztes die Befundbewertung, Schrit-te (Algorithmen) zur Differenzial-diagnostik und schließlich die Einschätzung des Ge-fährdungs-grades des Patienten kennen zu lernen.

Aufgrund der Häufigkeit „harmloser“ Befunde und Beschwerden in der Hausarztsprech-stunde, aber auch aufgrund der Vielfalt der vorgebrachten Beschwerden und Symptome (Phänomen des „un-ausgelesenen Patientengutes“) ist die Unterscheidung zwischen möglichem „abwendbar gefährlichen Verlauf“ und (zunächst) harmlosen Beschwerden („abwartendes Offenlassen“) sehr viel wichtiger als die Festlegung einer „korrekten“ Di-agnose!

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In der Abschlussaufgabe werden Sie mit Hilfe des SOAP-Schemas nach selbständiger Befunderhebung sich (unter Anleitung des Lehrarztes) entscheiden müssen, ob Sie „abwarten“ oder aufgrund eines möglichen „abwendbar gefährlichen Verlaufes“ umge-hend weitere Schritte einleiten müssen. Genau diese Frage ist die tagtäglich wichtigste Herausforderung für den Hausarzt.

Mit den Aufgabenvorschlägen (s.u.) für dieses vierte Modul möchten wir Sie zur kriti-schen Befundbewertung und Einschätzung von Gefährdungsgraden anleiten; auch die systematische Überlegung welche Maßnahmen zur Differentialdiagnostik angemessen sind, gehört heute zu Ihren Aufgaben. Benötigt wirklich jeder Patient mit neu aufgetre-tenen Kopfschmerzen ein CCT/MRT zur Abklärung oder muss jeder „Rückenschmerz“ mindestens einmal eine Röntgendiagnostik erhalten?

In diesem 4. Modul geht es um die Selbsteinschätzung Ihrer Urteilsfähigkeit – schließ-lich kann man nur gut das erkennen, was man schon einmal gesehen hat.

Analyse, Bewertung von Befunden, Differenzialdiagnostik und Gefährdungsgrad

Nochmals sollte der Gefährdungsgrad eingeschätzt werden:

- Besteht vitale Bedrohung? JA / NEIN

- Wie ist der Behandlungsbedarf: nach Dringlichkeit: (1) eilig; (2) sofort, aber nicht eilig; (3) später; (4) gar nicht

Sie sollten sich früh üben in der Entscheidung:

- Kann man abwarten („abwartendes Offenlassen“)?

- Liegt ein „abwendbar gefährlicher Verlauf“ vor?

- Wann ist der Patient zu Kontrollen einzubestellen/ zu besuchen?

- Besteht die Gefahr einer Chronifizierung?

Die Festlegung eines Vorgehens zur Differenzialdiagnostik der Hauptbeschwerden sollte (bei Bedarf) in der Reihenfolge nach ihrer patientenbezogenen Auftretens-Wahrscheinlichkeit erfolgen.

Stellen Sie eine die Konsultation abschließende Arbeitsdiagnose unter Einbeziehung der relevanten bio-psycho-sozialen Beschwerden und Befunde (z.B. Brustschmerzen und Ängstlichkeit bei V.a. KHK und belastender familiärer Situation bei einer perfektio-nistisch erscheinenden Persönlichkeit).

Weiter müssen Sie jetzt entscheiden, welche Zusatzdiagnostik erforderlich ist bzw. wie dringlich sie sein muss. Wie umfangreich und wie invasiv sollte zum jetzigen Zeitpunkt die weitere diagnostische Abklärung einer bestimmten Verdachtsdiagnose sein? Wie ist das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko einer solchen Abklärung für den Patienten?

Jetzt sollte weiter entschieden werden, wie weit Diagnostik im hausärztlichen Bereich möglich ist oder wann sie im gebietsärztlichen Bereich ambulant bzw. stationär zu erfol-gen hat. Eine Auswahl wird Ihnen angeboten:

Labor: Praxisuntersuchung BSG/BKS (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit), Leu-kozyten-Zahl, Schnellteste wie Blutzucker, Troponin etc. Urinuntersuchung mit Streifen-test, Sediment, Antibiogramm

durch Laborgemeinschaft/ Speziallabor: notwendige Parameter exakt vorgeben, keine „Laborlatte“ zum Aussuchen anfordern

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Apparativ, in Praxis selbst durchgeführt: EKG, Lungenfunktion, Langzeit-Blutdruck-Messung, Sonografie, Hörtest, evt. Endoskopien (Proktium, Rektum), Punktionen, Ge-websprobe etc.

Apparativ, veranlasst durch Ein- oder Überweisung: Sonografie, Röntgen, RÖ-CT, MRT, Belastungs-/Langzeit-EKG, Herzkatheter, Coloskopie etc.

Die Abklärung kann gezielt mit Auftrag oder offen an Spezialisten mittels Überweisung ambulant bzw. Einweisung stationär erfolgen. Hausärzte sollten neben der Fachrichtung evtl. auch erforderliche Transporte organisieren. Hier ist die Koordinationsfunktion des gesamten Praxisteams gefordert, damit der Patient schnell und gezielt beim gewünsch-ten Spezialisten ankommt.

Standardisierte Fragebögen zur Ergänzung/ Vervollständigung der Anamnese bzw. Analyse psychischer Probleme können hilfreich sein. (z.B. Screeningfragen zur Depres-sion (aus Leitlinie Müdigkeit): 1. Haben Sie sich in den letzten vier Wochen oft nieder-geschlagen/ schwermütig/ hoffnungslos gefühlt? Haben Sie wenig Interesse/ Freude an Tätigkeiten gehabt?).

Das Ziel von Modul 4: Sie sollen einen Eindruck von der Analyse und Bewertung ap-parativer und anderer Befunde durch einen Hausarzt gewonnen haben, da diese sich von den anderen Fachbereichen unterscheiden.

Idealerweise nutzen Sie auch die DEGAM-Leitlinien (www.degam.de) zum strukturier-ten Vorgehen bei der Abklärung häufiger Behandlungsanlässe.

MODUL 5 „Plan“

Einführung und Erläuterungen zum 5. Modul

Im Modul 4 haben Sie sich mit dem dritten Schritt des SOAP-Schemas vertraut ge-macht; unter Anleitung des Lehrarztes haben Sie die problemorientierte Befundbewer-tung, Schritte zur Differentialdiagnostik und die Einschätzung des Gefährdungsgrades von Patienten mit den Mitteln der Hausarztpraxis geübt.

In diesem Modul sind Sie eingeladen die gezielte Patienten-Information und die Pla-nung des weiteren therapeutischen und/ oder verlaufskontrollierenden Vorgehens ken-nen zu lernen.

Sicher haben Sie schon bemerkt, dass der „gelungenen“ Kommunikation zwischen Arzt und Patient eine Schlüsselrolle hinsichtlich einer erfolgreichen Versorgung zukommt („das therapeutische Bündnis“). Dies gilt besonders – aber nicht nur – für den Umgang mit chronisch-kranken Menschen. In diesem Modul 5 dreht es sich um die Selbstein-schätzung Ihrer Kommunikationsfähigkeiten – gelingt es Ihnen das zu sagen, was Sie sagen wollen und den Patienten mit in den therapeutischen Prozess einzubinden?

In der zu bearbeitenden Abschlussaufgabe werden Sie mit Hilfe des SOAP-Schemas auf der Basis von subjektiven und objektiven Informationen eine Analyse zur Befund-bewertung vornehmen und dann Ihre Vorstellungen zur Patienteninformation, Therapie-planung, Verlaufskontrollen und Koordination weiterer Maßnahmen darlegen.

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Mit den Aufgabenvorschlägen für dieses fünfte Modul möchten wir Sie auf Wege zu ei-ner erfolgreichen Kommunikation mit dem Patienten aufmerksam machen; auch die Planung der Therapie und Verlaufskontrollen gehört unter Anleitung des Lehrarztes zu Ihren Aufgaben.

Wie viele verschiedene Medikamente sollte ein Mensch höchstens einnehmen, wie oft muss ein Blutdruck in der Praxis kontrolliert werden und wie oft sind Laborkontrollen bei einem Typ-2-Diabetiker oder einem chronisch kompensiert-niereninsuffizienten Patien-ten sinnvoll?

Heute ist auch der Tag für das Abschlussgespräch mit und die Bewertung durch Ihren Lehrarzt - eine gute Gelegenheit zum gegenseitigen „Feedback“. Nach guter Analyse: Planung und Umsetzung Nach Ausschluss einer vitalen Bedrohung sollte im Gespräch mit dem Patienten über Ergebnisse, Analyse, Planung zum weiteren Vorgehen (ggf. auch schriftlich) informiert werden. Ein Arbeitsbündnis zwischen Patient und Arzt ist zu vereinbaren: zum Behandlungsziel und dem Weg dorthin („shared decission making“). Die konkrete Vereinbarung von Maßnahmen oder deren Unterlassung mit dem Patienten ist zu do-kumentieren.

In die Planung sind Kontrollen, die Verlaufsbeobachtung und die weitere Langzeit-versorgung einzubeziehen:

- Kontrolltermin vereinbaren? Praxis/zuhause – Angehörige?

- Maßnahmen für Kontrollen festlegen - Laufzettel? S O A

- Arbeitsunfähigkeit (Bescheinigung), Rehabilitation (Anträge)

- LANGZEITVERSORGUNG: Teamwork, Prävention, Rehabilitation, Koordination ärztl./ nichtärztl. Maßnahmen, Selbsthilfe

Änderungen im Befinden, des Befundes und der Therapie sind in der Planungsphase zu berücksichtigen.

Das Ziel von Modul 5: Therapeutische Maßnahmen sollen zielorientiert und nach in-dividuellen Ressourcen erörtert werden. Eigene Möglichkeiten und Erwartungen des Patienten (Ernährung, körperliche Aktivität etc.) sollten berücksichtigt und Medikamente sowie andere Therapiemaßnahmen (Empfehlung, Verordnung) in einem schriftlichen Plan festgehalten werden.

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Abschlussbemerkungen und Gesamtbewertung

Reflexion Blockpraktikum und Abschlussgespräch:

- Für eine Bewertung des Praktikums und eigener Leistungen sollten sich Studierende und Lehrärzte am besten in der zweiten Hälfte des BPAM etwas Zeit nehmen. So können zusammen mit der Liste zu den Ausbildungsinhalten (siehe vorne) und dem ausgefüllten Selbsteinschätzungsbogen noch Lücken ausfindig gemacht und aufgefüllt werden.

- Verbesserungsvorschläge für beide Seiten können auch in dieser Reflexion besprochen bzw. in eine spätere Diskussion eingebracht wer-den

MODUL 6 Formulare etc.

Einführung und Erläuterungen zum 6. Modul

Ihnen sind in Ihren Praktikumstagen viele Formulare in der Hausarztpraxis aufgefallen; auch Sie werden sich damit – und zwar in jedem Fachgebiet, sei es Klinik oder Praxis – beschäftigen müssen. Wir möchten Sie daher anleiten, die gebräuchlichsten Formular-vordrucke der Hausarztpraxis auszufüllen.

Ein wichtiger Schwerpunkt hausärztlicher Tätigkeit ist die Früherkennung chronischer Erkrankungen („Sekundärprävention“) z.B. mit Hilfe der sogenannten „Gesundheitsun-tersuchung“ (Check Up) und die Gesundheitsvorsorge („Primärprävention“) z.B. durch Impfungen oder Gesundheitsberatungen sowie die Begleitung chronisch Kranker (DMP).

Sie werden im Praktikum u.a. Gelegenheit haben, Ihre erlernten Untersuchungsfähig-keiten in einer systematischen Ganzkörperuntersuchung („Gesundheitsuntersuchung“) anzuwenden und ggf. daraus sich ergebende neue Erkenntnisse mit Ihrem Lehrarzt zu besprechen.

Wir hoffen, dass Sie auch Gelegenheit haben werden, Impfungen (mit) durchzuführen.

Wann machen Vorsorge- oder Früherkennungsmaßnahmen Sinn und wann nicht; wem nutzt eine frühzeitige Diagnosestellung, wenn sich daraus keine Verbesserung der Prognose für den Patienten ableiten lässt? Idealerweise nutzen Sie auch die DEGAM-Leitlinien (www.degam.de) zum strukturierten Vorgehen bei der Abklärung häufiger Be-handlungsanlässe.

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MODUL 7 „Hausärztliche Arbeitsbedingungen“

Einführung und Erläuterungen zum 7. Modul

Nachdem Sie sich im Rahmen des Blockpraktikums mit einem hoffentlich breiten Spekt-rum hausärztlicher Tätigkeiten vertraut machen konnten, möchten wir Sie abschließend auffordern, die Arbeitsbedingungen von Hausärzten und -ärztinnen in den Blick zu nehmen. Viele Ärzte und Ärztinnen sind mit zunehmenden stressbedingten Belastungen konfrontiert. Wie stellt sich dies in der Praxis Ihres Lehrarztes/ihrer Lehrärztin dar? Auf welche Ressourcen und Bewältigungsstrategien können die Ärzte und Ärztinnen mit ih-rer oftmals langjährigen Berufserfahrung zurückgreifen? Für viele zukünftige Ärzte und Ärztinnen ist auch die Möglichkeit der Vereinbarkeit von ärztlicher Berufsausübung und Familie eine zentrale Fragestellung. Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit, um Ihren Lehrarzt/ihre Lehrärztin anhand des folgenden Leitfadens zu den genannten Themen zu befragen

Was erleben Sie derzeit in ihrem Berufsalltag als belastend oder haben es in der Vergangenheit als belastend erlebt?

Worin besteht der Ausgleich zu den beruflichen Herausforderungen?

Wie vereinbaren Sie Familie und Beruf miteinander?

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A – ANHANG

Aufgabenvorschläge („Subjektiv“)

Aktiver Patientenkontakt:

Beschreiben Sie anhand zweier Arzt-Patienten-Kontakte die Klärung von Beratungsan-lass und die Anamnese-Erhebung

- Welche Gründe gaben die Patienten für den Besuch der Sprechstunde an?

- Welche Gründe gab der Arzt nach der Konsultation als Auslöser für die Konsultation an?

- Welche Angaben zu seinem Anliegen machte der Patient spontan (ohne gezielte Frage des Arztes)?

- Welche Erklärung für seine Beschwerden gibt der Patient selbst („Laien-Ätiologie“)?

- Welche Fragetechniken setzt der Arzt ein?

- Worin besteht ein möglicher sekundärer Krankheitsgewinn?

Beschreiben Sie anhand zweier Arzt-Patienten-Kontakte die Ebenen der Kommunikati-onskompetenz

- Wie wirkt der Patient auf mich?

- Welche Erwartung hat der Patient an den Arzt / an mich?

- Wie nimmt der Arzt die Beschwerden des Patienten auf?

- Welche weiteren anamnestischen Informationen (vegetative Anamnese, Eigen-, Familien-, Sozial-Anamnese etc.) sind hier bedeutsam?

- Welche Stärken oder Ressourcen zur eigenen Gesundheitsförderung zeigt der Patient?

Aktive Teilnahme am Patientenkontakt:

Beschreiben Sie an einem Arzt-Patientenkontakt die Bedeutung der „erlebten Anamnese“

- Welcher Patient wurde heute aufgrund der individuellen „erlebten Anamnese“ anders be-handelt (und warum)? Was war evt. anders als bisher?

Beschreiben Sie an einem Arzt-Patientenkontakt die Bedeutung von „Übertragung“/ „Gegenübertragung“

- Übertragung bezeichnet den Vorgang, dass ein Mensch alte – oftmals verdrängte – Gefüh-le, Affekte, Erwartungen (insbesondere Rollenerwartungen), Wünsche und Befürchtungen aus der Kindheit unbewusst auf neue soziale Beziehungen überträgt und reaktiviert. Unter Gegenübertragung werden aufkommenden Gefühle, Wünsche, Erwartungen und Vorurteile des Arztes gegenüber dem Patienten beschrieben.

- Bei welchem Patienten habe ich anhand welcher „Übertragung“ heute meine eigene „Ge-genübertragung“ bemerkt und worin bestand sie?

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Aufgabenvorschläge („Objektiv“)

Aktiver Patientenkontakt:

Beschreiben Sie anhand zweier Arzt-Patienten-Kontakte die Befunde aus einer symptom-orientierten Untersuchung

- Welcher Beratungsanlass liegt vor?

- Welche körperlichen Befunde (z.B. aus Inspektion, Auskultation, Palpation etc.) wurden er-hoben?

- Welche allgemeinen Parameter (z.B. Körpergewicht, Größe, AZ, EZ etc.) wurden erfasst?

- Welche apparativen Zusatzuntersuchungen (z.B. Blutdruckmessung, Labor, EKG) wurden veranlasst und warum?

Aktive Teilnahme am Patientenkontakt:

Führen Sie selbstständig (unter Anleitung) die folgenden symptomorientierten Untersuchungen durch und dokumentieren Sie den Befund

- „Schnupfen“: Inspektion und Palpation im HNO-Bereich

- „Husten“: Inspektion, Palpation u. Auskultation d. Thorax, Untersuchung des Oberbauchs, Racheninspektion

- „Bauchschmerzen“: Inspektion, Palpation und Auskultation des Abdomens

- „Rückenschmerz“: Inspektion, Palpation und Funktionsprüfung der Wirbelsäule

- „Brustschmerzen“: Körperliche Untersuchung des Thorax, Abdomens und des Bewegungs-apparates im Bereich der Brustwirbelsäule etc., Ableitung eines 12-Kanal-EKG

- „Luftnot“: s. „Husten“ und „Brustschmerzen“ und evtl. Lungenfunktionsuntersuchung, Zyano-se?, Ödeme?

Erheben Sie (unter Anleitung) einen psychischen Status und dokumentieren sie die Be-funde

Orientierung; Konzentrations-, Denk- und Merkfähigkeit; Verhalten und Antrieb, Affektivität / Stimmung, Suizidalität, Sucht, Störungen des Ich-Erlebens, Wahrnehmungsstörungen

Aufgabenvorschläge („Analyse“)

Aktiver Patientenkontakt:

Beschreiben Sie anhand zweier Arzt-Patienten-Kontakte die Befundbewertung nach der Untersuchung

- Welche Verdachtsdiagnose gab der Lehrarzt nach der Anamnese und körperlichen Befunderhebung an?

- Welche objektiven Befunde (z.B. aus Inspektion, Auskultation, Palpation) führten zur Ver-dachtsdiagnose?

- Welche anderen wahrscheinlichen Differenzialdiagnosen stellten sich?

- Welche psychosozialen Aspekte sind für die Analyse bedeutsam?

- Welche „abwendbar gefährlichen“ Verläufe sind zu erwägen?

Beschreiben Sie anhand zweier Arzt-Patienten-Kontakte die Gefährdungseinschätzung

- Welche Verdachtsdiagnose gab der Lehrarzt nach der Anamnese und körperlichen Befun-derhebung an?

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- Welcher Gefährdungsgrad wird der Verdachtsdiagnose zugeordnet (niedrig, mittel, höher, Notfall) und warum?

- Welche Maßnahmen zur Senkung des Gefährdungsgrades sind notwendig (z.B. Wiedervor-stellung, Laborkontrollen)?

- Welche Koordinationsaufgaben ergeben sich für den Hausarzt?

Aktive Teilnahme am Patientenkontakt:

Beschreiben Sie an einem Arzt-Patientenkontakt die Bedeutung des „abwartenden Of-fenlassens“

- Welcher Patient wurde heute aufgrund der Befundkonstellation „ohne klare Diagnose“ be-handelt und wie ist hierbei das weitere Vorgehen geplant?

Aufgaben („Plan“)

Aktiver Patientenkontakt:

Beschreiben Sie anhand zweier Arzt-Patienten-Kontakte die Therapieplanungen, -kontrollen und Patienteninformierung sowie die getroffene Vereinbarung

- Welchen Beratungsanlass gab der Lehrarzt nach der Konsultation an?

- Welche Therapie wurde geplant und womit?

- Welche weitere Versorgung (durch Wen? abhängig von Zeit oder Beschwerden?) ist vorge-sehen?

- Welche Gesprächshaltungen wurden vom Arzt eingesetzt?

- Welche Informationsmedien werden dem Patienten mitgegeben?

- Wie reagierte der Patient auf die Informationen zur Therapieplanung?

- Welche Vereinbarungen wurden wie mit dem Patienten getroffen?

Aktive Teilnahme am Patientenkontakt:

Beschreiben Sie an einem Arzt-Patientenkontakt die Bedeutung des „therapeutischen Bündnisses“

- Bei welchem Patienten habe ich eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Arzt und Pati-ent mit dem Ziel der besseren Krankheitsbewältigung beobachtet und wie hat der Lehrarzt dieses Ziel erreicht?

Beschreiben Sie anhand der heutigen Sprechstunde die Unterschiede in Therapiepla-nung und Patienteninformation zwischen „akut“ und „chronisch“ erkrankten Patienten

- Bei welchen Patientengruppen sind welche Schritte zur Therapieplanung, -kontrolle und In-formierung erforderlich?

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Aufgabenvorschläge (Formulare etc.)

Bitte bearbeiten Sie die folgenden „Formularaufgaben“ unter Anleitung des Lehr-arztes

„GKV-Rezept-Muster – Rp“

Patient: Mustermann, Erna; geb. 11.11.1977; Torweg 1; 01234 Musterdorf; Mitglied in der Mus-ter-Kasse

Bitte verordnen Sie eine Therapie mit Amoxicillin für eine 60 Kg schwere Erwachsene (Präpara-te-Name, Form, Menge) über 6 T. Nicht gebrauchte Zeilen streichen, um Missbrauch zu ver-meiden.

„GKV-Rezept-Muster für Betäubungsmittel – Btm-Rp“

Patient: Mustermann, Erich; geb. 11.01.1937; Torweg 1; 01234 Musterdorf; Mitglied in der Mus-ter-Kasse

Bitte verordnen Sie Morphin retard 10 mg Tabl. N 1 zur Einstellung einer Schmerztherapie bei Prostata-Ca.

„GKV-Arbeitsunfähigkeit-Muster – AU“

Bitte füllen Sie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für Frau E. Mustermann über 3 Werktage als „Erstbescheinigung“ aus und kodieren Sie dafür die Diagnose „Akute Sinusitis maxillaris re.“, evtl mit ICD 10.

„GKV-Überweisung-Muster – Ü“

Bitte stellen Sie für o.a. Patientin eine Überweisung zum HNO-Arzt wegen o.a. Diagnose unter Angabe von (möglichen) Gründen (z. B. kurativ, präventiv, als Zielauftrag, Konsiliaruntersu-chung, Mit-/ Weiterbehandlung) Neben der Auftragsangabe sollten Sie Informationen zu Diag-nose, Symptomen etc. nennen.

„GKV-Krankenhauseinweisung-Muster - E“

Bitte weisen Sie o.a. Patientin aufgrund plötzlich aufgetretenen hohen Fiebers mit starken Kopf-schmerzen und Nackensteife in das nächstgelegene Krankenhaus ein. Die Genehmigungs-pflicht durch die GKV entfällt nur bei Notfällen. Die Durchschrift für die Krankenhausärzte sollte Angaben über Untersuchungsergebnisse, bisherige Maßnahmen etc. enthalten.

DMP-Formular Diabetes mellitus

Bitte führen Sie unter Aufsicht Ihres Lehrarztes eine Konsultation eines im DMP-Programm Di-abetes mellitus eingeschlossenen Patienten durch und füllen Sie das dafür vorliegende Formu-lar aus.

Gesundheitscheck-Up

Bitte führen Sie unter Aufsicht Ihres Lehrarztes einen Gesundheitscheck durch und füllen Sie das dafür vorliegende Formular aus.

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Aktive Teilnahme am Patientenkontakt:

Bitte lassen Sie sich die Durchführung einer Impfung mit Impfberatung und Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen zeigen und/ oder führen Sie diese dann (unter Anleitung) selbst durch

- Welche Impfung(en) ist (sind) vorgesehen?

- In welchen Intervallen muss eine Auffrischung erfolgen?

- Für welchen Personenkreis wird von der STIKO diese Impfung als „Regelimpfung“ / „Indika-tionsimpfung“ empfohlen?

- Über welche möglichen Impfgefahren muss vor der Impfung aufgeklärt werden?

Hinweise und Tipps zu häufigen Praxis-Aufgaben:

Urin-Schnelltest (Teststreifenmethode):

- Urin möglichst in Praxis gewinnen lassen („Mittelstrahl“), am besten in Glasgefäß (sterili-siert), für Kultur nutzbar; Farbe/ Geruch beurteilen, evt. Dokumentieren;

- mit Handschuhen Teststreifen bis zur vollständigen Benetzung eintauchen (bei wenig Material evt. beträufeln), im Gefäß abstreifen und darauf ablegen. Nach 1 Min ablesen, dokumentieren; evt. Sediment anfertigen

Blutzucker-Schnelltest (Teststreifenmethode mit Gerät):

- Fingerbeere (Ohrläppchen?) seitlich nach Desinfektion mit Lanzette stechen und Blut-tropfen „melken“ (Handschuhe);

- Teststreifen bis zur vollständigen Durchtränkung an Bluttropfen halten, evtl. Streifen in Gerät schieben. Nach vorgeschriebener Zeit ablesen und dokumentieren. (Vorgehen ist unterschiedlich je nach Gerätetyp)

EKG (Elektrokardiogramm) ableiten:

- Pat. in warmem Raum auf einer möglichst bequemen Liege Platz nehmen lassen;

- bei freiem Oberkörper, Armen und Beinen Elektroden nach Anfeuchtung oder mittels Creme bzw. „Kleberingen“ nach Vorgabe (Praxis-Info, Lehrbuch, Link) positionieren;

- EKG schreiben, evt. nachher dokumentieren; Auswerten nach Frequenz, Lagetyp

Blutentnahme:

- Pat. hinlegen und Arm in bequemer Position am Oberarm stauen, Füllung der Venen abwarten, evtl. Arm nach proximal streichen oder Arm anwärmen (Wasserbad);

- Injektionsstelle desinfizieren, Kanüle auf Serumröhrchen (ohne Flüssigkeit) nach oben offen tangential schnell durch Haut in die Vene schieben und langsam aspirieren;

- beim Röhrchenwechsel Nadel gut festhalten; letztes Röhrchen von Kanüle entfernen; Stauschlauch lösen, Kanüle rausziehen (kein Rekapping, am besten Sicherheitskanüle verwenden), Pat. mind. 5 Min. den Tupfer auf Injektionsstelle drücken lassen;

- bei Dokumentation: Laborröhrchen Identität mit Patient prüfen

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Impfungen (www.stiko.de):

- Das hausärztliche Impfmanagement sollte Informationen (Plakate, Flyer) zu Impfungen und die regelmäßige Überprüfung des Impfstatus (bei Früherkennungsmaßnahmen) verstärkt anbieten.

- Der Impfausweis ist besonders bei älteren Personen zu kontrollieren, auch ohne Fern-reisewunsch; häufig besteht kein ausreichender Tetanus-Impfschutz.

- Impfungen sind vom Impfenden im internationalen Impfausweis mit genauer Angabe von Impfdatum, Impfstoff-Dosis/-Charge, sowie Stempel/Unterschrift zu dokumentieren.

Verordnungsplan – Patienteninformierung:

- Schriftliche Informationen in übersichtlicher Form (Tabelle oder Aufzählung) sollten Pati-enten zur regelmäßigen Therapie anhalten (Adherence?): Wie/ wann muss das Medi-kament eingenommen werden? Ergänzend evtl.: für wie lange und warum?

- Bei unübersichtlichen Beipackzetteln wirken ärztliche Informationen über häufige Ne-benwirkungen, normale Begleiterscheinungen und Warnhinweise entängstigend.

Hausbesuche:

- Hausbesuche sind fast ein Alleinstellungsmerkmal der Allgemeinmedizin. Sie ermögli-chen es dem Hausarzt wie in keiner anderen ärztlichen Disziplin Einblick in das alltägli-che Lebensumfeld seiner Patienten zu bekommen.

- Es gibt vielfältige Gründe für Hausbesuche, beispielsweise Hausbesuche im Notfall oder im Bereitschaftsdienst, präventive Hausbesuche, Hausbesuche zur Einschätzung des Lebensumfeldes und regelmäßige Hausbesuche bei funktionell stark eingeschränkten und pflegebedürftigen Patienten.

- Sind Sie mit allen Ihren Sinnen, fast „schnuppernd“, auf den Hausbesuchen: Wie lebt der Patient? Wie riecht es? Gibt es Stolperfallen? Schauen Sie Sich um – aber bitte nicht zu neugierig.

- Sie sollten sich auf jeden Fall die einmalige Chance bei Hausbesuchen teilzunehmen, nicht entgehen lassen. Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit in Ihrem Arztleben, Patienten in ihrem häuslichen Umfeld zu erleben; Hausbesuche sind meist sehr ein-drucksvoll.

- Schauen Sie sich auch die Hausbesuchstasche Ihres Lehrarztes an, was nimmt er zu Hausbesuchen mit?

- Sprechen Sie mit Ihrem Lehrarzt darüber, ob und warum er Hausbesuche durchführt.

- Überlegen Sie sich nach einem Hausbesuch, wie sie den Hausbesuch empfunden ha-ben, wie war die Atmosphäre vor Ort, was fanden Sie unangenehm, was angenehm?