Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen...
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Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung und Bauwesendes Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)
Einführung zum WorkshopSeniorenorientiertes Design und Marketing im Bereich Verkehr und Mobilität
Möglichkeiten zur Sicherung der Mobilitätschancen älterer Menschen
Dr. Herbert KemmingInstitut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen
des Landes NRW (ILS NRW)
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Inhalt
• Begriffe, Abgrenzungen
• Ausgangslage
• Anspruch• Handlungsfelder
- Wohnungsnahbereich- Verkehrssystem insgesamt- Verkehrsmittel
• Umsetzungsperspektiven
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Begriffe: Mobilität und Verkehr
Mobilität
•Möglichkeit der Wahrnehmung von Aktivitäten und damit der Teilhabe am sozialen Leben•zentrale Bedingung für ein eigenständiges Leben und für die
Erhaltung der Lebensqualität älterer Menschen
Verkehr
•entsteht aus der Realisierung von Ortsveränderungen im Rahmen des vorhandenen Verkehrssystems
Viel Verkehr (gemessen etwa in Personen-km) bedeutet nicht unbedingt die Wahrnehmung vieler Aktivitäten und hohe Lebensqualität.
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Ältere Menschen sind keine homogene Gruppe.
Gesellschaftlicher und individueller Umgang mit dem Älterwerden verändert sich.
Daher Verzicht auf eine eindeutige Abgrenzung
Ich beziehe die Menschen ein, deren Mobilitätsmöglichkeiten im Laufe des Älterwerdens – oft schleichend und zunehmend – durch eine Verminderung ihrer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit eingeschränkt werden.
Davon sind Hochbetagte in besonders starken Maße betroffen.
Was sind für mich ältere Menschen?
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Mobilitätsprobleme Älterer
Außerhäusliche Mobilität wird im Alter immer schwieriger.
• Körperliche Kräfte lassen nach.
• Wahrscheinlichkeit sensorischer Beeinträchtigungen wächst.
• Bewältigung ungünstiger Umweltbedingungen nur noch mit großen Mühen oder gar nicht mehr zu bewältigen.
Zugleich hat die räumliche Trennung und Konzentration von Daseinsfunktionen zu wachsenden Entfernungen geführt. Diese Entwicklung geht einher mit einem Sinken der Raumwiderstände.
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Mobilitätskennziffern nach Altersgruppen
bis 59 60 bis 69 70 bis 79 80 bis 84 über 84
Außer-Haus-Anteil 91,8% 85,0% 78,0% 70,1% 46,4%
Zahl der Wege / Tag 3,8 3,7 3,4 2,9 2,3
Anteil der Wege über 5 km 38,5% 34,0% 26,3% 18,9% 12,0%
Modal Split (Wege)
Zu Fuß 19,4% 25,7% 30,1% 37,5% 40,3%
Fahrrad 9,3% 11,1% 10,1% 6,7% 2,8%
Pkw-Fahrer 42,2% 41,5% 34,9% 20,2% 15,7%
Pkw-Mitfahrer 21,4% 16,7% 17,3% 22,8% 22,8%
Öffentlicher Verkehr 5,9% 3,9 6,5% 11,2% 15,7%
Quelle: Mobilität in Deutschland / erweiterte Stichprobe NRW; eigene Berechnungen.An 100% fehlende Werte ergeben sich durch sonstige, hier nicht genannte Fahrzeuge
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Absehbare Veränderungen in der Zukunft
•Zunehmende Pkw-Nutzung älterer Menschen•Zunahme der Zahl hochbetagter Menschen bei besserer Gesundheit•Zunahme der Verkehrsleistung älterer Menschen insbesondere im
Freizeitverkehr•Zunahme der Zahl alter Menschen in suburbanen Quartieren mit
Ausstattungsmängeln und Erreichbarkeitsproblemen insbesondere im Öffentlichen Verkehr
Quelle: Kasper
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Anspruch
Ermöglichung einer weitgehenden Teilhabe älterer Menschen am sozialen Leben (Design-Aspekt)• Ausstattung des Wohnquartiers mit Grundversorgungseinrichtungen• Sicherstellung der Erreichbarkeit seniorenspezifischer Ziele• Bereitstellung eines für ältere Menschen leicht und gefahrlos benutzbaren Verkehrssystems
Ausrichtung des Handelns relevanter Akteure auf dieses Ziel (Marketing-Aspekt)• Erforschung der Bedürfnisse älter werdenden Menschen• Konsequente Ausrichtung des Handelns öffentlicher und privater Akteure auf diese Zielgruppen• Einbeziehung von Mitgliedern dieser Zielgruppen bei der Entwicklung umfassender Produkt- und Vermittlungskonzepte• Kommunikation und Werbung
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Versorgungsangebote im Wohnungsnahbereich gehen immer weiter
zurück
Eine Trendwende ist nicht in Sicht.
• Lebensmittelladen• Arzt• Apotheke• Post, Briefkasten• Grünflächen• Treffpunkte
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Handlungsfeld Wohnungsnahbereich
Ausgestaltung der Wohnungsnahbereiche mit
• Einrichtungen der Grundversorgung • kurzen Wegen, die die gefahrlose und bequeme Erreichbarkeit dieser Einrichtungen sichert • Aufenthaltsflächen auch im Straßenraum• sicheren Querungsmöglichkeiten an Hauptverkehrsstraßen • sicheren und als sicher empfundenen öffentlichen Räumen
Anforderungen: Dichte der baulichen Strukturen und Nutzungsmischung.
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Anforderungen an ein seniorengerechtes Verkehrssystem
Berücksichtigung der Bedürfnisse der Senioren sowohl als Nutzer des Systems als auch als Betroffene
Nutzerperspektive:• Kurze direkte Wege, gleichmäßiger Verkehrsfluss• Leichte Verständlichkeit und Nutzbarkeit• Mobilitätsberatung und Information
Betroffenenperspektive:• Schutz vor Unfällen und Unsicherheitsgefühlen• Minimierung der Beeinträchtigungen des Aufenthalts im Straßenraum• Schutz des nichtmotorisierten Verkehrs• Minimierung der Lärm- und Schadstoffimmissionen
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Handlungsfeld nicht-motorisierter Verkehr
• Flächendeckende komfortable Wegenetze ohne Umwege
• Gute Zugänglichkeit der Haltestellen von Bussen und Bahnen
• Minimierung der Gefährdungen durch den motorisierten Verkehr u.a. durch Verkehrsberuhigung, ausreichend dimensionierte Fuß- und Radwege)
• Sichere Querungsmöglichkeit von Hauptverkehrsstraßen u.a. durch Zebrastreifen, Lichtsignalanlagen mit ausreichend langen Grünphasen für Fußgänger)
• Sichere Ausgestaltung des öffentlichen Raumes (Beleuchtung, soziale Kontrolle)
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Altersbedingte Einschränkungen beim Autofahren
•Sicht und Akustik– Nachtsichtfähigkeit vermindert– Eingeschränktes Gesichtsfeld durch altersgerechte Brille– Verminderte akustische Wahrnehmung
•Körperkraft und Beweglichkeit– Probleme beim Ein- und Ausstieg– Verminderte taktile Fähigkeiten– Verminderte Rotationsfähigkeit von Hals und Rumpf
•Aufmerksamkeit und Wahrnehmung– Verlangsamtes Reaktionsvermögen– Verarbeitung komplexer Informationen wird langsamer
Quelle: Diehr 2002
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Anforderung Anwendung
Orientierung,Wegbeschreibung
Navigations- und GPS-SystemeNavigationssystem erweitern (nicht nur Vogelperspektive)
Unterstützung Körperfunktionen
Rückfahr-AssistentParktronicRückfahrkamera
Sicht BlendschutzAutomatische Scheinwerfereinstellung
Lösungen für das seniorengerechte Auto
Quelle: Diehr 2002
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Altersbedingte Mobilitätseinschränkungen im Öffentlichen Verkehr
Nutzungsbarrieren insbesondere für ältere Menschen ergeben sich aus
•Großen Entfernungen zu den Haltestellen•Zugangsbarrieren•Mangelnder Anbindung von Zielen•Unübersichtlichkeit des Angebots und des Tarifsystems•Mangelnden Kenntnissen in der Bedienung des Systems•Als zu hoch empfundenen Preisen•Der Notwendigkeit des Gepäcktransports•Als unsicher empfundenen Situationen•Unzureichenden Informationen
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Lösungen für einen seniorengerechten Öffentlichen Verkehr
• Anbindung der Wohngebiete an die Ziele älterer Menschen• Zugänglichkeit der Verkehrsmittel• Kompensation von Mobilitätsbeeinträchtigungen: Barrierefreiheit• Übersichtlichkeit des Systems• Gewährleistung objektiver und
subjektiver Sicherheit• Service und Komfort in den Fahrzeugen
und an Haltestellen• Information
Herausforderung: Mit neuen Angebotengegenüber dem Auto attraktiv sein.
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Einschätzungen
•Die Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Menschen muss zum Standard in der Siedlungs- und Verkehrsplanung werden.
•Die Veränderungen in der Leistungsfähigkeit älter werdender Menschen können als Ansatzpunkt für neue Angebote und die Offenheit für Beratung genutzt
werden. Hier liegen Chancen des Öffentlichen Verkehrs, aber auch z.B. für Beratungs- und Umzugsangebote etwa von Wohnungsunternehmen.
•Die Kommunikation hierzu muss allerdings positiv besetzt sein. Leistungsverluste werden meist geleugnet.
Merkposten: Abhängigkeit persönlichen Handelns von gesellschaftlichen Raum- und Zeitstrukturen und von Politik und Planung.
Fachtagung Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW28. Mai 2004, Design Zentrum NRW
Umsetzungsperspektiven
• Öffentliche und private Akteure müssen ihren Handlungsspielraum zur Sicherung der Mobilitätschancen alterer Menschen nutzen.
• Das Handeln der Akteure im Rahmen eines Marketingansatzes verlangt – die detaillierte Erforschung der Bedürfnisse – die Entwicklung zielgruppenspezifischer Produkte und
Dienstleistungen – den Einsatz geeigneter Kommunikationsstrategien
• Damit können ältere Menschen unterstützt werden, lang eingeschliffene Verhaltensweisen zu verändern und gleichzeitig ihre Lebensqualität zu erhöhen.