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Institutionelle Infrastruktur und allgemeine Charakteristika von Sozialstatistiken II Die Zuverlässigkeit retrospektiv erhobener Lebensverlaufsdaten Analysen zur Partnerschaftsbiografie des Familiensurvey, Thomas Klein & David Fischer- Kerli Informationelle Grundlagen der empirischen Sozialforschung Asmara Degenhardt

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Institutionelle Infrastruktur und allgemeine Charakteristika von Sozialstatistiken II

Die Zuverlässigkeit retrospektiv erhobener Lebensverlaufsdaten

Analysen zur Partnerschaftsbiografie des Familiensurvey, Thomas Klein & David Fischer-Kerli

Informationelle Grundlagen der empirischen Sozialforschung Asmara Degenhardt

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Gliederung

1. Methoden einer retrospektiven Erhebung

2. Daten der Analyse

3. Hypothesen

4. Ergebnisse

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Methoden einer retrospektiven Erhebung

Retrospektivfragen u.a. bei Panelerhebungen, um Informationen über die Zeit zwischen den Befragungszeitpunkten zu erhalten.

Besonderes Interesse für empirische Untersuchungen zu biografischen Prozessen

Problem: Die Datenqualität wird mit Skepsis betrachtet, da mehrere Faktoren auf das Datenmaterial einwirken.

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Methoden einer retrospektiven Erhebung

Determinanten der Datenqualität nach Sudman und Bradburn:

1. Merkmale der gestellten Aufgabe und des Interviewsettings

2. Merkmale des Interviewers

3. Merkmale des Befragten, insbesondere das Ausmaß seiner Motivation zur Erfüllung der Befragtenrolle

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Methoden einer retrospektiven Erhebung

Zu vermutende Einflussfaktoren auf das Datenmaterial:

Die zurückliegende Zeit Die Bedeutsamkeit des Themengebietes Der Affektgehalt eines biografischen Ereignisses Allgemeine intellektuelle Befähigung Das Alter der Befragten auf die Bewältigung der

Erinnerungsaufgabe – Problem: Rückerinnerungseffekt

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Methoden einer retrospektiven Erhebung

Das Behalten und das Abrufen von Informationen aus dem Langzeitgedächtnis ist von

Effekten der Zeitdauer der Überlagerung mit anderen Gedächtnisinhalten

(Interferenz) der Häufigkeit, mit der eine gespeicherte Information wieder

aktiviert wird (rehearsal)

abhängig.

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Methoden einer retrospektiven Erhebung

Rückerinnerungseffekt: Frühere Theorien haben Erinnerungen als relativ exakte

Kopien von Originalinformationen aufgefasst, die mit der Zeit schwächer wurden

Heutige Ansätze gehen davon aus, dass Erinnerungen in einem bestimmten Maße selektiert und modifiziert sind.

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Methoden einer retrospektiven Erhebung

Gedächtnisproblematik hat Bedeutung für retrospektive Erfassung von Informationen, denn verschiedene Faktoren lassen einen Einfluss auf die Datenqualität vermuten

Emotionale Faktoren Selektieren und modifizieren von Erinnerungen „cues“ – Aspekte der Interviewsituation, Frageformulierung,

Erinnerungshilfen Individuelle Faktoren – Alter, Bildung, Motivation

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Daten der Analyse

Grundlage des Datenmaterials: Familiensurvey des Deutschen Jugendinstitutes (DJI)

Die zwei Wellen wurden 1988 und 1994 in Westdeutschland durchgeführt.

Insgesamt fließen 1131 Personen in die Analyse ein, wobei retrospektive Angaben von 1482 Partnerschaften miteinander verglichen werden.

Es wurden einzelne Fragen miteinander verglichen, aber auch aus Fragen gebaute Konstrukte auf Zuverlässigkeit überprüft.

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Hypothesen

1. „Auf Basis der theoretischen Überlegungen ist vor allem ein negativer Effekt der zurückliegenden Zeit seit dem erfragten Ereignis auf die Datenqualität zu erwarten.“

2. „Auf der Ebene der abgefragten Partnerschaften lassen erste Partnerschaften eine höhere Datenqualität erwarten.“

3. „Auf der Befragtenebene wird in erster Linie ein negativer Effekt des Alters auf die Datenqualität erwartet."

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Ergebnisse

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Auf Ebene von Einzelfragen:

Es ist davon auszugehen, dass die unterschiedliche Daten-qualität auch von Merkmalen des Befragten und/oder der Partnerschaft abhängt.

In Bezug auf die rückliegende Zeit besteht ein signifikant negativer Einfluss auf die Datenqualität.

Ergebnisse

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Auf Ebene der Befragten haben einen negativen Einfluss auf die Datenqualität:

Personen mit mehreren Partnerschaften Der Gesundheitszustand von Befragten Datumsangaben Emotional konnotierte Sachverhalte (sowohl positive als

auch negative) bringen eine geringe Zuverlässigkeit des Datenmaterials.

Ergebnisse

Widererwartend haben Alter, Bildung und Geschlecht keinen Einfluss auf die Datenqualität.

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Abschließend: Große Unzuverlässigkeit lastet auf Datumsangaben und auf

den Gesundheitszustand.

Trotz methodischen Problemen sind retrospektiv erhobene Lebensverlaufsdaten zu sehr zuverlässigen Ergebnissen in der Partnerschaftsbiografie gekommen.

Ergebnisse

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