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    Irregulre Bestattungen in der UrgeschichteNorm, Ritual, Strafe ?

    Internationale Tagung, Frankfurt a. M.

    3.5. Februar 2012

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    Logoentwurf: Johannes Schrter(unter Verwendung des Befundes

    von Freiberg-Beihingen Gnsweidle,Grube 266, Grab 102)

    Rmisch-Germanische Kommissiondes Deutschen Archologischen Instituts

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    Inhalt

    Organisatorisches / Organisational matters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

    Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

    Zusammenfassungen der Vortrge / Abstracts of the papers . . . . . . . . . . . 11

    Sonderbestattungen: Vorberlegungen zu einem integrierten Ansatzesihrer Erforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

    Normale- und Sonder-Bestattungen: ber die dichotome Auffassung vonTotenbehandlung/Bestattungen und die Erforschung von Variabilitt in

    Totenpraktiken im archologischen Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11e social construction of disability in prehistoric societies a perspectivefrom funerary archaeology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

    Kopf und Krper eine soziokulturelle Betrachtung des vorderasiatischenSchdelkults . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

    Zerbrochene Knochen: vermischte Knochenakkumulationen und dieIdentifikation von Sekundrbestattungen und Kannibalismus im zentral-europischen Frhneolithikum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

    Interpretationsanstze zu irregulren Bestattungen whrend der Linien-bandkeramischen Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

    Sonderbestattungen in der Linearbandkeramik: alle oder keiner? . . . . 15

    Unusual norm? Child burials in Neolithic Germany . . . . . . . . . . . . . . 15

    Untypische Bestattungen der post-LBK in der Polnischen Tiefebene . 16

    berlegungen zur Norm und Abweichungen im Bestattungsbrauch der

    Trichterbecherzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Bestattungen in Siedlungen. Norm und Sonderfall in der BernburgerKultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

    Bestattungen der Lengyel Kultur im Karpatenbecken . . . . . . . . . . . . . 18

    Sonderbestattungen in der Badener Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

    Uniformitt oder Vielfalt des Bestattungsritus? Ergebnisse der Phosphat-analyse auf dem Aunjetitzer Grberfeld in Prag 9 Mikovice . . . . . . 19

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    Mitteldeutsche frhbronzezeitliche Sonderbestattungen inSiedlungsgruben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

    Formal classification of settlement burials from Moravia (Czech Republic)

    dating from the Early Bronze age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Menschliche Skelette in urgeschichtlichen Siedlungsgruben der Sdwest-slowakei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

    Menschliche Skelettreste aus der frhbronzezeitlichen befestigten Sied-lung in Budmerice (Sdwest-Slowakei) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

    Die Lichtensteinhhle bei Osterode am Harz (Niedersachsen): ein spt-bronzezeitlicher Hhlenfundplatz mit Menschenresten . . . . . . . . . . . . 23

    Menschendeposite in Siedlungsgruben der befestigten Hhensiedlung vonStillfried a.d.March, Niedersterreich. Weit verbreitete Praxis der Toten-behandlung in der Urnenfelderkultur? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

    Rckkehr in die Bestattungsgemeinschaft Zerrupfte Bestattungen derBronze- und frhen Eisenzeit am Nordharz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

    Early Iron Age Mass Graves in the Middle Tisza Region: Investigationand Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

    Opfer oder Abfall? Regel oder Sonderfall? Kulturgeschehen in der Eisen-zeit am Hohlen Stein bei Schwabthal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

    Einige Regelhaftigkeiten der irregulren Bestattungen und ihr Bezugzur gebauten Umwelt whrend der Eisenzeit in Oststerreich . . . . . . . 27

    ltereisenzeitliche Siedlungsbestattungen in Sddeutschland . . . . . . . 28

    Irregulre Bestattungen in der Eisenzeit? Ein bioarchologischer Ansatzzur Deutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

    Die vorgeschichtlichen Siedlungsbestattungen im Elsass . . . . . . . . . . . 29Menschliche Skelettreste aus dem Oppidum von Manching im Wechsel-spiel der Interpretationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

    Die Regelmssigkeit des Irregulren: Menschliche Skelettreste vom spt-latnezeitlichen Fundplatz Basel-Gasfabrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

    Moorleichen Grabbrauch, Straustiz, Opfer? Annherungen an einekontrovers diskutierte Quellengruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

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    Zusammenfassungen der Poster / Abstracts of the posters . . . . . . . . . . . . 33

    Schamane oder nicht Schamane? Ein berblick ber die Nutzung einesproblematischen ethnologischen Terminus als Kennzeichnung nicht-nor-

    mativer vorgeschichtlicher Bestattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Zerbrochene oder verkehrte Grabbeigaben als Ausdruck der allgemeinenGlaubensvorstellung des mundus inversus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

    Die Kulthhlen des Kosackenberges bei Bad Frankenhausen (ringen).Aussagemglichkeiten eines urgeschichtlichen Hhlenfundplatzes mitMenschenresten im interdisziplinren Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

    Sonderbestattungen in gypten von der prdynastischen Zeit bis zumMittleren Reich (ca. 45001750 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

    Wenn Sonderbestattungen zur Regel werden: Ergebnisse der Anthro-pologie fr Michelsberger Silobestattungen in der sdlichen Oberrhein-ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

    Katastrophe oder Ritual? ein Kriminalfall aus dem 4. Jahrtausendv. Chr.: Interdisziplinre Studie zu einer ungewhnlichen Mehrfach-bestattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

    What is typical? What is regular? About funerary practices on the Early

    Bronze Age cemetery at Kichary Nowe (Little Poland) . . . . . . . . . . . . 37

    Case studies of settlement burials from the Middle and East Moraviadating to the Early Bronze Age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

    Bestattungsritus der Aunjetitzer Kultur in Brands an der Elbe (Mittel-bhmen): Siedlungsbestattungen ein ganz normaler Teil des Bestat-tungsritus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

    Irregulre Bestattungen im 1. vorchristlichen Jahrtausend in Santa

    Luca, Cochabamba, Bolivien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Spatial patterns and multivariate analysis of deviant burials in WesternEurope (1st5th century AD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

    Teilnehmerverzeichnis / Table of participants . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

    Karte / Map . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

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    Organisatorisches

    Generally, it is advisable to use the well-organised public transport system to getto the conference. From the subway station Bockenheimer Warte all venues ofthe conference are within easy walking distance.On Friday between 10 and 12 the conference office will be located in the foyer ofthe Roman-Germanic Commission (No. 1 on map p. 43), from 1 p. m. onwardsyou will find it in the foyer outside of lecture hall III at Mertonstrasse (No. 2 on

    map p. 43) where the lectures will take place. e catering will also happen inthe foyer of lecture hall III. ere, the posters are presented as well, and you maydiscuss them with their authors during the coffee breaks on Saturday.

    All participants are heartily invited to the reception on Friday evening that isorganised in the Roman-Germanic Commission. However, due to limited capa-cities, the dinner on Saturday evening (No. 3 on map p. 43) has unfortunatelyto be restricted to the speakers.

    I wish us a productive and successful conference!

    Nils Mller-Scheeel

    Eine Anfahrt zur Tagung mit ffentlichen Verkehrsmitteln ist dringend anzura-

    ten, da Parkpltze in der Nhe des Tagungsortes nur schwer zu finden sind. Vonder U-Bahn-Haltestelle Bockenheimer Warte sind es nur wenige Minuten zuFuss zu allen Tagungslokalitten.Das Tagungsbro befindet sich freitags zwischen 10 und 12 Uhr im Foyer derRmisch-Germanischen Kommission (Nr. 1 auf der Karte S. 43), danach ist esvor dem Hrsaal III des Hrsaalgebudes an der Mertonstrasse (Nr. 2 auf derKarte S. 43) aufgebaut, wo die Vortrge stattfinden und wo sich auch der Cate-ringbereich befindet. Ferner werden dort die Poster prsentiert. In den Kaffee-pausen am Samstag stehen deren Autoren fr eventuelle Fragen zur Verfgung.

    Der Empfang am Freitagabend findet in der Rmisch-Germanischen Kommissi-on statt; alle Tagungsteilnehmer sind herzlich dazu eingeladen. Das gemeinsameAbendessen am Samstagabend (Nr. 3 auf der Karte S. 43) muss aus Platzgrn-den leider auf die Vortragenden beschrnkt bleiben.

    Ich wnsche uns allen eine ertragreiche und erfolgreiche Tagung!

    Nils Mller-Scheeel

    Organisational matters

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    Programm

    Fr. 3.2.2012,14.0016.00

    Begrung / Welcome:

    Dekan Prof. Dr. Rdiger Krause (Universitt Frankfurt)Prof. Dr. Svend Hansen (RGK)

    Mller-Scheeel Einfhrung in die ematik

    eorien und Konzepte / eories and Concepts

    Veit Sonderbestattungen: Vorberlegungen zu einem inte-grierten Ansatz ihrer Erforschung

    Aspck Normale- und Sonder-Bestattungen: ber die dichotomeAuffassung von Totenbehandlung / Bestattungen und dieErforschung von Variabilitt in Totenpraktiken im archo-logischen Befund

    Pavel e social construction of disability in prehistoric societies a perspective from funerary archaeology

    16.0016.30 Kaffeepause / Coffee break

    16.3018.30 Neolithikum / Neolithic Moderation: Peter Trebsche

    Perschke Kopf und Krper eine soziokulturelle Betrachtung desvorderasiatischen Schdelkults

    Orschiedt/Haidle Zerbrochene Knochen: vermischte Knochenakkumulatio-nen und die Identifikation von Sekundrbestattungen undKannibalismus im zentraleuropischen Frhneolithikum

    Meyer u. a. Interpretationsanstze zu irregulren Bestattungenwhrend der Linienbandkeramischen Kultur

    Hofmann/Pechtl Sonderbestattungen in der Linearbandkeramik: alle oderkeiner?

    19.30 Fr alle Tagungsteilnehmer: Empfang in der Rmisch-Germanischen Kommission / For all participants:

    Reception in the Roman-Germanic Commission

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    Sa. 4.2.2012,8.3010.30

    Moderation: Alexander Gramsch

    Fibiger Unusual norm? Child burials in Neolithic Germany

    Czerniak/Pyzel Untypische Bestattungen der post-LBK in der PolnischenTiefebene

    Drafehn/Schiesberg

    berlegungen zur Norm und Abweichungen im Bestat-tungsbrauch der Trichterbecherzeit

    Rinne Bestattungen in Siedlungen. Norm und Sonderfall in derBernburger Kultur

    10.3011.00 Kaffeepause und Poster-Session I / Coffee break and postersession I

    11.0013.00 Moderation: Andrea Zeeb-Lanz

    Bistkov/Painov

    Bestattungen der Lengyel Kultur im Karpatenbecken

    Sache Sonderbestattungen in der Badener Kultur

    Bronzezeit / Bronze age

    Erne Uniformitt oder Vielfalt des Bestattungsritus? Ergebnisseder Phosphatanalyse auf dem Aunjetitzer Grberfeld inPrag 9 Mikovice

    Metzner-Nebel-sick/Hubensack

    Mitteldeutsche frhbronzezeitliche Sonderbestattungen inSiedlungsgruben

    13.0014.00 Mittagspause / Lunch break

    14.0016.00 Moderation: Stefan Burmeister

    Pankowsk u. a. Formal classification of settlement burials from Moravia(the Czech Republic) dating from the Early Bronze age

    Jakab Menschliche Skelette in urgeschichtlichen Siedlungs-gruben der Sdwestslowakei

    entfllt krankheitsbedingt

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    Jelnek/Vavk Menschliche Skelettreste aus der frhbronzezeitlichen be-festigten Siedlung in Budmerice (Sdwest-Slowakei)

    Schoon u. a. Die Lichtensteinhhle bei Osterode am Harz (Nieder-

    sachsen): ein sptbronzezeitlicher Hhlenfundplatz mitMenschenresten

    16.0016.30 Kaffeepause und Poster-Session II / Coffee break andposter session II

    16.3018.30 Moderation: Carola Metzner-Nebelsick

    Hellerschmid/Griebl

    Menschendeposite in Siedlungsgruben der befestigtenHhensiedlung von Stillfried a. d. March, Niederster-reich. Weit verbreitete Praxis der Totenbehandlung in derUrnenfelderkultur?

    Heske/Grefen-Peters

    Rckkehr in die Bestattungsgemeinschaft Zerrupfte Be-stattungen der Bronze- und frhen Eisenzeit am Nordharz

    Eisenzeit / Iron Age

    Sebk/Kirly Early Iron Age Mass Graves in the Middle Tisza Region:Investigation and Interpretation

    Noack/Hendel Opfer oder Abfall? Regel oder Sonderfall? Kulturgesche-hen in der Eisenzeit am Hohlen Stein bei Schwabthal

    19.30 Gemeinsames Abendessen der Vortragenden / Dinner ofthe speakers

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    So. 5.2.2012,8.3010.30

    Moderation: Immo Heske

    Trebsche Einige Regelhaftigkeiten der irregulren Bestattungen

    und ihr Bezug zur gebauten Umwelt whrend der Eisen-zeit in Oststerreich

    Mller-Scheeelu. a.

    ltereisenzeitliche Siedlungsbestattungen in Sddeutsch-land

    Meyer u. a. Irregulre Bestattungen in der Eisenzeit? Ein bioarcho-logischer Ansatz zur Deutung

    Fleischer u. a. Die vorgeschichtlichen Siedlungsbestattungen im Elsass

    10.3011.00 Kaffeepause / Coffee break

    11.0012.30 Moderation: Jrg Orschiedt

    Sievers Menschliche Skelettreste aus dem Oppidum von Man-ching im Wechselspiel der Interpretationen

    Pichler/Rissanen Die Regelmssigkeit des Irregulren: Menschliche Skelett-

    reste vom sptlatnezeitlichen Fundplatz Basel-GasfabrikBurmeister Moorleichen Grabbrauch, Straustiz, Opfer? Annhe-

    rungen an eine kontrovers diskutierte Quellengruppe

    12.30 Abschlussdiskussion / Final discussion

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    Zusammenfassungen der Vortrge / Abstracts of the papers

    Sonderbestattungen: Vorberlegungen zu einem integrierten Ansatz ihrer

    ErforschungUlrich Veit

    Ziel des geplanten Beitrags soll es sein, den Grundriss fr einen integriertenAnsatz zur Erforschung des Phnomens der Sonderbestattung oder irregu-lren Bestattung zu legen. Ausgangspunkt dazu werden die in der archologi-schen Grberforschung bereits vorliegenden Konzepte sein, die sowohl mit Blickauf jngere kulturanthropologische und archologische eorieanstze wie auf

    ausgewhlte ethnographische und archologische Quellen kritisch evaluiert wer-den sollen. Zu thematisieren sind dabei u. a. die Abhngigkeit dieses Konzeptsvon einem heute berholten normativen Kulturbegriff und die Frage, inwieweitSonderbestattungen als ein Phnomen der longue dure verstanden werdenknnen.

    Normale- und Sonder-Bestattungen: ber die dichotome Auffassung von To-tenbehandlung/Bestattungen und die Erforschung von Variabilitt in Toten-

    praktiken im archologischen Befund

    Edeltraud Aspck

    Dieser Beitrag thematisiert die Verwendung der Begriffe normale Bestattungund Sonderbestattung im Zusammenhang mit Totenbehandlung und Bestat-tungen in der archologischen Forschung. Zur Veranschaulichung der Relativittdieser Begriffe wird die Entstehung meiner Doktorarbeit zu diesem ema wirdvorgestellt (Aspck 2009). Der Ausgangspunkt des Projektes war die Hypothese

    von Ludwig Pauli (1975: 185-90) dass Sonderbestattungen ein Indikator frsoziale Umwandlungen und Stressperioden sein knnen (Arbeitstitel Deviantburials as signifiers for periods of change). Die Verwendung des Begriffs Son-derbestattung in der Archologie wurde untersucht und die unterschiedlichenKonzepte mit ethnographischen Berichten verglichen und diskutiert. Als Resul-tat wurde die dichotome Auffassung von Totenpraktiken, d. h. Totenpraktikenbzw. Bestattungen werden in zwei Kategorien, normale- und Sonder- Behand-lungen / Bestattungen eingeteilt, aufgegeben. Die archologische Analyse kon-zentrierte sich schlielich auf die Erforschung von Variabilitt in der Totenbe-

    handlung im archologischen Befund (Fallbeispiel Winchester und Umgebungvon g von der spten Eisenzeit zum Mittelalter).

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    e social construction of disability in prehistoric societies a perspectivefrom funerary archaeology

    Catalin Pavel

    e paper aims at creating a methodological framework for the evaluation ofthe possible correlation between atypical burials and skeletal palaeopathology,and thereby for the reconstructionof social attitudes towards individuals withimpairments in prehistoric societies using as indicators funerary customs. Statis-tics suggest that impairments affect 1012% of the world population today, andtheir numbers must also have been significant in past societies. Since no writtensources, and few if any relevant artistic representations, are available, the studyof burials is the only source on which, albeit with numerous caveats, we can base

    our assessment of the connections between social deviancy and impairment inpast societies. Particularly it is proposed here to establish whether and to whatextent a (medically defined) impairment could become a (socially defined) disa-bility in prehistoric societies. By assessing if, in a given society, physical or mentalimpairment had as a consequence a different burial rite being applicable, we arecloser to understanding how different were such people perceived to be by othersocial actors. is project has wide implications for both the understanding ofprehistoric man and for the complex and often tensed debates around disabilitytoday. Such a study cannot lead to sustainable conclusions about prehistoric

    societies by analyzing only one burial ground or a cluster of cemeteries; a largescale analysis is necessary, given both the scarcity of data on atypical burials withpathognomonic markers on the skeleton and the number of variables and ambi-guities with which the study is confronted. e concept of atypical burial will befurther defined and the social (as opposed to the now prevalent, medical) modelof disability will be proposed as a conceptual tool for the study. Palaeopathology,ethnography and funerary anthropology will assist with case studies, theoreticalinsights and analysis models, while Anglo-Saxon and German traditions in in-terpreting funerary data will be used complementarily.

    Kopf und Krper eine soziokulturelle Betrachtung des vorderasiatischenSchdelkults

    Reena Perschke

    In der Levante und in Anatolien wurden seit den 1950er Jahren Hunderte voneinzelnen oder in Nestern deponierten Schdeln geborgen. Teilweise waren die-

    se Schdel bermodelliert, bemalt oder plastisch bearbeitet. An Fundorten wie

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    Jericho, Ain Ghazal, Beisamoun und Neval ori wurden zustzlich kopfloseSkelettbestattungen entdeckt. Seit Beginn der archologischen Interpretation

    werden diese Befunde immer wieder als Bestandteile eines sogenannten Schdel-kults gedeutet und trotz ihrer insgesamt hohen Anzahl dem Regelbefund dervollstndigen, primr bestatteten Skelette gegenbergestellt. MitteleuropischeSchdelnester oder einzeln aufgefundene Schdelkalotten mit Bearbeitungsspu-ren werden diesem postulierten Schdelkult oft unkritisch an die Seite gestelltund zu einem paneuropischen Netz von Schdeldeponierungen whrend derDauer des gesamten Neolithikums (bzw. vom Natufien bis ins Chalkolithikum)hochstilisiert. Nebenschaupltze der Diskussion bleiben das zeitliche Intervallvon primrer, sekundrer und terminaler Niederlegung, die Mglichkeit ritu-eller Entfleischung sowie der kultische Nutzen von bermodellierten Schdeln.

    Zu hinterfragen ist, ob die einzelnen Schdel- und akephalen Krperbestattun-gen tatschlich eine kultur- und epochenbergreifende Kontinuitt erkennenlassen, ob sie einen Regel- oder Sonderbefund darstellen, ob es empirisch fassba-re soziale Prferenzen bei Schdelnestern und bermodellierungen gibt, ob diegngigen Interpretationen evt. auf einem zeitgenssisch geprgten und zu starkethnologisch beeinflussten Blickwinkel der Interpreten beruhen und inwieferndie Deutung von kultischen Sekundrbestattungen anhand neuerer Diffusi-onstheorien und gut dokumentierter Befunde (z.B. Kk Hyk) aufrechterhal-ten werden kann.

    Zerbrochene Knochen: vermischte Knochenakkumulationen und die Identifi-kation von Sekundrbestattungen und Kannibalismus im zentraleuropischenFrhneolithikum

    Jrg Orschiedt, Miriam Haidle

    Bestattungen auf Grberfeldern werden fr das mitteleuropische Frhneo-

    lithikum als die blichste Bestattungspraxis bezeichnet. Whrend der letztenJahrzehnte wurden zahlreiche Grberfelder der LBK mit insgesamt ber 1200Individuen ausgegraben. Die wesentlich hhere Zahl von Siedlungspltzen zumTeil in erheblicher Ausdehnung, lsst jedoch die Vorstellung, dass Bestattungenauf Grberfeldern die dominante Bestattungsform war, als unwahrscheinlicherscheinen. Auch wenn davon ausgegangen werden kann, dass die wesentlichseichter eingetieften Brandgrber ein Opfer der Erosion oder der Grabungsme-thoden geworden sind, bleibt die Frage nach den fehlenden Bestattungen derLBK offen. Siedlungsbestattungen sind vor allem auf Grund ihrer relativ gerin-

    gen Zahl kaum geeignet, dieses Defizit zu erklren.

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    Desartikulierte menschliche Reste in Siedlungsgruben oder Hhlen sind in derRegel stark fragmentiert und weisen neben Tierfra auch Manipulationsspu-ren in Form von Brand- und Schnittspuren sowie perimortale und postmortaleBruchmuster auf. Neue Untersuchungen dieser Reste zeigen dass diese durcheine hohe Reprsentation von Schdel- und Langknochenfragmenten charak-terisiert sind. Zustzlich gilt es festzuhalten, dass sich die Manipulationsspu-ren von solchen an Tierknochen unterscheiden und auch nicht auf kriegerischeHandlungen zurckgefhrt werden knnen.Fundstellen wie Tiefenellern, Herxheim und Zauschwitz verdeutlichen exemp-larisch diese Problematik. Diese Fundstellen wurden und werden kontrovers alsBelege fr kannibalistische Aktivitten diskutiert. Sie spielen damit eine wesent-liche Rolle in dieser Debatte. Archologische Grabungsbefunde, osteologische

    Analysen und ethnographische Analogien belegen einen komplexen Umgangmit den menschlichen Resten im Frhneolithikum. Unsere Vorstellungen vonBestattungen drfen sich daher keinesfalls nur auf primre Krper- oder Brand-bestattungen beschrnken.Kannibalistische Aktivitten sind in historischen und ethnographischen Kon-texten dagegen selten belegbar. Dennoch ist grundstzlich davon auszugehen,dass Aktivitten dieser Art auch in der Vorgeschichte existiert haben. Die ber-betonung des eher marginalen emas, ob menschliches Fleisch im Rahmenvon Ritualen konsumiert wurde oder nicht, verdeckt die eigentliche Problematik

    eines komplexen und differenzierten Umganges mit menschlichen Resten. Aufder anderen Seite erscheint es naiv, mit Hilfe von modernen naturwissenschaft-lichen und taphonomischen Methoden, Rituale und Einbettungsereignisse bisins kleinste Detail rekonstruieren zu wollen. Die Rekonstruktion einer chineoperatoire eines Rituals muss immer lckenhaft bleiben, da wir in der Regel nurden Endpunkt einer komplexen Handlungskette fassen. Wir pldieren daher freine auf Fakten basierenden Fundvorlage mit einer deutlichen Trennung einereher spekulativen Interpretationsebene, die sich ihrer Lckenhaftigkeit bewusstsein muss.

    Interpretationsanstze zu irregulren Bestattungen whrend der Linienband-keramischen Kultur

    Christian Meyer, Christian Lohr, Detlef Gronenborn, Kurt W. Alt, Hans-Christoph Strien

    Aus dem Verbreitungsgebiet der Linienbandkeramischen Kultur (LBK) in Mit-

    teleuropa liegen eine Vielzahl von menschlichen Bestattungsformen vor, vondenen einigen eine gewisse Regelhaftigkeit zugewiesen wird, andere wiederum

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    werden demgegenber als irregulr betrachtet. Unter Bercksichtigung natur-wissenschaftlicher Ergebnisse zu menschlichen Skelettserien aus der LBK wirdder Datenbestand bewertet und fr die irregulren Bestattungen Deutungssan-stze vorgeschlagen, die gleichzeitg eingebunden sind in eine kulturgeschichtli-che Gesamtinterpretation des mitteleuropischen Altneolithikums.

    Sonderbestattungen in der Linearbandkeramik: alle oder keiner?

    Daniela Hofmann, Joachim Pechtl

    Whrend Siedlungsbestattungen und einzelne Tote aus Erdwerken und ande-ren Kontexten fr das mittlere und sptere Neolithikum nun fast als Regelfall

    betrachtet werden, ist die Interpretation entsprechender Befunde whrend derLinienbandkeramik noch immer in alten Mustern verhaftet. Trotz einschlgigerKritik werden Bestattungen auf Grberfeldern oftmals als implizite Norm vonden Sonderbesattungen aus Siedlungen unterschieden, und die Fragmentierungmenschlicher Leichname soll gar auf Krisensituationen oder andere atypischeUmstnde hinweisen.Dies lsst sich allerdings relativieren. Auf der einen Seite zeigen berlegungenzur Bevlkerungsstruktur, dass die auf Grberfeldern beigesetzten Personen kei-nesfalls den Groteil der Bandkeramiker darstellen knnen numerisch gesehenhandelt es sich hier also ebenfalls eigentlich um Sonderbestattungen. Anderer-seits gibt es verbindende Elemente, die Beisetzungen auf Grberfeldern und inSiedlungen, sowie die Fragmentierung von Toten mittels Verbrennung oder Se-kundrbestattung als Teil eines kohrenten Brauchtums erscheinen lassen, demeine Auffassung des menschlichen Krpers als wandelbar zu Grunde liegt. Ob-

    wohl im manchen Fllen die Prsentation des Leichnams und im anderen dessenZerfall im Vordergrund stehen sind die Grenzen fliessend, und Aspekte wie dieZerstrung mitgegebener Objekte oder mgliche kommemorative Handlungen

    finden in allen Situationen statt. Dieser Vortrag pldiert dafr, althergebrachteAnnahmen neu zu berdenken und angesichts der Kreativitt im bandkerami-schen Totenbrauchtum auch unsere Interpretationen flexibel zu halten.

    Unusual norm? Child burials in Neolithic Germany

    Linda Fibiger

    Mortuary practices in Neolithic Germany are chronologically and culturally va-ried, ranging from cemeteries and settlement burials to collective burials, cave

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    burials and multi-stage rituals involving disarticulation. One aspect commonto most of these practices is the underrepresentation of the younger section ofthe population. It is probable that at any given time up to 50% of the Neolithicpopulation would have been under 18 years of age and child mortality relativelyhigh. At the same time, younger individuals are noticeably underrepresentedin the burial record with the exception of settlement burials, which seem toshow a general bias mainly towards children and to a lesser extent towards adult

    women. Based on the direct anthropological analysis of over 600 adult and non-adult skeletal individuals from a variety of contexts in Neolithic Germany as wellas a detailed literature survey of the region, this paper explores potential reasonsfor the prominence of young individuals in settlement burials. Not simply theirage but also unusual circumstances relating to their deaths, mainly violence and

    conflict, appear to play a prominent role. e violence-related death of an indi-vidual may have been among the circumstances that necessitated this particularburial rite, raising important questions about how different groups were viewedand valued within Neolithic society.

    Untypische Bestattungen der post-LBK in der Polnischen Tiefebene

    Lech Czerniak, Joanna Pyzel

    In einer groen LBK Siedlung in Kujawien (Fundstelle Ludwinowo 7 bei BrzeKujawski) mit mehreren typischen Langhusern wurden zwei Skelettbestattun-gen freigelegt, die beide C14 fast identisch in den Anfang der Brze KujawskiKultur datieren (44004300 cal BC). Bei dem einen Skelett, das untypisch ineiner sehr tiefen Grube lag, wurde ein stichverziertes Gef entdeckt. Bei demanderen fanden sich zwar keine Beigaben, aber obwohl der Leichnam in einerklassischen Hockerlage bestattet wurde, war er in eine hausbegleitende LBKLngsgrube eingegraben. Es stellt sich die Frage, ob wir es in diesen Fllen mit

    intentionellen Anknpfungen der Vertreter der Brze Kujawski Kultur an lte-re Traditionen zu tun haben: einerseits durch die Verbindung mit einem nochsichtbarem LBK Haus (Ahnenhaus?), andererseits durch die Beigabe eines ein-deutig archaischen Gefes.Die Bestattungen aus Ludwinowo sind ein Ausgangspunkt fr die Diskussionsowohl ber Normen und deren Abweichungen als auch Kontinuitten undDiskontinuitten in dem Bestattungsritus der post-LBK Kulturen in der Polni-schen Tiefebene. Dies ist bisher noch nicht ausreichend problematisiert worden.Besondere Aufmerksamkeit widmen wir dabei dem rumlichen und zeitlichen

    Verhltnis von Grbern und Husern.

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    berlegungen zur Norm und Abweichungen im Bestattungsbrauch der Trich-terbecherzeit

    Anselm Drafehn, Sara Schiesberg

    Die Grber aus Ostorf-Tannenwerder (Mecklenburg-Vorpommern) sind bislangals Einzelbestattungen angesprochen worden (Grimm 1965), was der generellenEinschtzung zu Bestattungssitten in trichterbecherzeitlichen Flachgrbern ent-spricht (z. B. Kossian 2005, 167). Eine anthropologische Neuaufnahme (Patol-la unpubl.) erbrachte jedoch eine hhere Individuenzahl pro Grab. Dabei gibtes pro Grab eine relativ vollstndige Hauptbestattung und wenige Skelette-lemente weiterer Individuen (Schiesberg in Vorb.). Daher stellt sich die Fragenach mehrstufigen Bestattungsriten, wie sie fr die zeitgleichen Megalithgrber

    diskutiert werden (z.B. Raddatz 1980).Im Hinblick auf die Frage nach der Gleichzeitigkeit der Niederlegungen mssenneben der Befundsituation auch die Skelettzusammenhnge betrachtet werden.Dabei gilt es zu berprfen, ob eine Selektion spezieller Knochen mit ins Grabgelangte, die nicht durch natrliche Dekompositionsphnomene erklrt werdenkann. Ferner werden die Individuenzahlen und die Beigaben sowie die Beigabenund das Alter und Geschlecht der am besten reprsentierten Skelette auf Zusam-menhnge hin untersucht.Ob mit dem Ostorfer Grberfeld ein irregulrer Aspekt des Bestattungsbrauches

    zum Ausdruck kommt, ist im Kontext aller trichterbecherzeitlichen Flachgrbermit Knochenerhaltung zu diskutieren. Zudem wird die Anzahl von spezifischenKnochen pro Grabtyp durch eine Korrespondenzanalyse ausgewertet. Dadurchkann die hnlichkeit von Skelettkomplexen aus Flachgrbern und Megalithgr-ber untereinander und zu Grbern mit bekannter Bestattungsform (z.B. Ossua-rien [Ubelaker 1974]) untersucht werden.

    Bestattungen in Siedlungen. Norm und Sonderfall in der Bernburger Kultur

    Christoph Rinne

    Ausgehend von der ungewhnlichen Beisetzung von drei Individuen in einerbefestigten Bernburger Siedlung bei Haldensleben werden vergleichbare Fllevorgestellt. Den hier erkennbaren Merkmalen werden die Charakteristika derallgemeinen Bestattungssitte gegenbergestellt, wobei der Rckblick auf die For-schungsgeschichte, so z. B. zur Deutung der Kollektivgrber als Ossuarien, die

    Komplexitt der Befunde und der zu erschlieenden Totenbehandlung offenbart.Mit Blick auf diese Komplexitt wies bereits Fischer 1956 auf eine gewisse sozi-

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    ologische Differenzierung als Voraussetzung hin und unternahm somit von derTotenbehandlung ausgehend den Rckblick auf die ausfhrende Gesellschaft.

    An dem Befund aus der befestigten Bernburger Siedlung von Hundisburg lsstsich die Fragen aufwerfen: Was ist eigentlich das Besondere, sind es die bestatte-ten Toten oder ist es der Umstand ihres Todes, der die Gemeinschaft zu aueror-dentlichen Handlung veranlasst? Weder eine auffallend hohe noch eine niedrigesoziale Stellung sind erkennbar. Die laufenden naturwissenschaftlichen Analysen

    werden weitere Informationen zur Kontextualisierung des Befundes liefern. Diedarber hinaus laufende Untersuchung lterer Befunde und die Ergebnisse neu-erer Grabungen erlauben voraussichtlich neue Akzente in der Logik hinter denphnotypisch so variablen Bestattungsformen des Bernburger Horizontes unddem Charakter des nicht konformen aufzuzeigen.

    Bestattungen der Lengyel Kultur im Karpatenbecken

    Alena Bistkov, Nomi Painov

    Die sptneolithisch-frhkupferzeitliche Lengyel-Kultur gehrt zu den wichtigs-ten und aus der Sicht der Befunde zu den reichsten Kulturen der jungen Stein-zeit. Sie erstreckt sich von Polen in Norden, bis zu Slowenien in Sden, und von

    Bhmen (eventuell Bayern) in Westen bis zu Slowakei in Osten. Im Beitrag kon-zentrieren wir uns an die Bestattungen dieser Kultur in ihrem Kern im Kar-patenbecken. Die Behandlungsweise der Toten variiert von den regelmigenGrberfeldern mit Skelett- und Brandgrbern, birituellen, sekundren, Teil-,Doppel- und symbolischen Bestattungen bis zu auf den Siedlungen vorkom-menden Skelett- und Brandgrber, primren, sekundren und Teilsbestattungenin Grab- bzw. Siedlungsgruben, Husern, Grben oder Grabenanlagen. Nicht zubersehen sind auch einige menschliche Knochenreste in Hhlen. In unseremBeitrag versuchen wir neben einem aussagekrftigen berblick der Grber, Sied-lungsbestattungen und Grberfelder, und einem Vergleich der gleichen so wieabweichenden Zeichen des Bestattungswesens, auch mgliche Interpretationenzu anomalen Haltungen, Manipulationen am Skelett, anthropologischen Beson-derheiten und aufflligen Beigaben zu liefern. Dabei vertreten wir die Ansichtdass es sich nicht im jeden Fall um besondere Sitten handeln muss, sonderndie Bestattungsweise durchwegs humane Regeln in den Gemeinschaften spie-gelt und eine unmittelbare Reaktion auf den Augenblick des Todeseintritts seinknnte.

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    Sonderbestattungen in der Badener Kultur

    Claudia Sache

    Die sptkupferzeitliche Badener Kultur zeigt sich als zeitlich und regional starkdifferenzierter Komplex mit bergreifenden Gemeinsamkeiten. Auch die Grab-und Skelettfunde ergeben neben verbindenden Elementen in den einzelnenZeitstufen regionale Ausprgungen. Dabei ist der Anteil an Sonderbefunden vorallem im mittleren Donauraum evident.Bestattungspltze auerhalb von Siedlungen enthalten vergleichsweise seltenSonderbefunde. Ein Zehntel dieser Fundstellen lieferte einzelne Schdel, iso-liert oder in Grbern regulr beigesetzter Individuen, dazu wenige Befunde mitpostcranialen Skeletteilen oder unvollstndigen Skeletten. Von den zahlreichen

    Badener Siedlungen mit Bestattungen bzw. Skelettfunden, in Siedlungsgrubenoder separat angelegten Grabgruben, lieferte etwa ein Viertel vielfltige Sonder-befunde: Kollektiv-Deponierungen, regellos eingebrachte Individuen, einzelneSchdel, unvollstndige Skelette, Skeletteile, einzelne Knochen oder Knochen-fragmente. Teils stehen sie in Befundeinheit mit der Deponierung vollstndigerTiere. Die Spanne reicht von Einzelbefunden bis hin zu komplexen Befund-systemen mit Jahrhunderte langer Kontinuitt in der Sonderbehandlung vonIndividuen.Der zeitliche Rckblick ergibt in Teilaspekten Anzeichen von Kontinuitt der

    regulren und Sonderbehandlung von Verstorbenen seit der lteren Kupferzeit.Doch besonders zur jngsten Badener Stufe hin besteht eine hohe Dichte anSonderbefunden, whrend regulre Grabbefunde rcklufig sind korrespon-dierend zur allmhlichen Auflsung des Badener Komplexes.Das Erscheinungsbild von Sonderbefunden in der Badener Kultur in Bezug zuden regulren Bestattungsformen, auch unter Rcksicht auf die vorangehendenStufen, soll Gegenstand dieses Beitrages sein.

    Uniformitt oder Vielfalt des Bestattungsritus? Ergebnisse der Phosphatanaly-se auf dem Aunjetitzer Grberfeld in Prag 9 Mikovice

    Michal Erne

    Auf dem 19992001 untersuchten Grberfeld mit insg. 44 Grber wurden ne-ben regulren Bestattungen (rechten Hockern mit komplett erhaltenem Ske-lett in anatomisch korrekter Lage), auch Grabgruben mit entweder a) gar kei-

    nen, bzw. b) verstreuten, oder c) nur an einer Stelle konzentrierten menschlichenKnochen identifiziert. Insgesamt wurden 23 verdchtigte, aber auch regulre

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    Grber mit der Phosphatmethode untersucht. Die Grabgruben wurden in einenstark kalkhaltigen Lboden eingegraben (Gehalt von CaCO3 etwa 25 %), dereine alkalische, d.h. basische Reaktion aufweist. Dies bedeutet, a) dass der Bo-den das Phosphat aus den verwesenden Weichteilen sehr gut binden kann, b)dass die Bodenverhltnisse die Verwesung der Knochen und die Auslaugung desPhosphats aus den Knochen verzgern, c) dass die Phosphatanomalien (d.h. h-here Phosphor-Konzentrationen) in den Grabgruben somit von den Weichteilendes Krpers und nicht aus den Knochen stammen. Der sterile Boden hat sichvon dem durch das Phosphor aus einer Leiche angereichertem Boden signifikantunterscheidet. Mit Hilfe der Phosphatanalyse konnte dann untersucht werden:a) ob es in der Grabgrube zur Verwesung der Krperweichteile kam, oder b) obder Tote in bereits skelettiertem Zustand bestattet wurde. Die Ergebnisse der

    Phosphatanalyse untersttzen die archologischen und anthropologischen Beo-bachtungen. Es lieen sich wenigstens vier folgende Bestattungsarten identifi-zieren: 1) Regulre Bestattungen intakter Krper, die durch komplett oder fastkomplett erhaltene Skelette in anatomisch korrekter Lage und gleichzeitig durcheine Phosphatanomalie charakterisiert sind; 2) Niederlegung von Skelettresten,d.h. der Knochen ohne Weichteile, oft aber zusammen mit reichen Beigaben;3) sog. Kenotaphe, d.h. symbolische Bestattungen in Form von leeren Grab-gruben ohne Funde (Skelettreste und Beigaben) und ohne Phosphatanomalien,manchmal aber mit regulrer Steinabdeckung; 4) Grabgruben ohne Skelett

    und Beigaben, die aber eine eindeutige Phosphatanomalie aufweisen. Hinzukommt eine Pithos-Bestattung.Eine Phosphatuntersuchung sollte immer im Zusammenhang mit einem kon-kreten archologischen Befund und in engem Zusammenhang mit den archo-logischen und anthropologischen Beobachtungen interpretiert werden.

    Mitteldeutsche frhbronzezeitliche Sonderbestattungen in Siedlungsgruben

    Carola Metzner-Nebelsick, Vera Hubensack

    Im Rahmen der Aufnahme aller frhbronzezeitlichen Bestattungen in Mittel-deutschland seit 1990 wurde deutlich, da es eine Vielzahl von Sonderbestat-tungen aus dieser Zeit gibt. Dabei konnten unterschiedliche Befundsituationennachgewiesen werden. Eine Sonderform stellen in diesem Zusammenhang dieBestattungen in Siedlungsgruben dar, die ungefhr in 10% der Gesamtzahlder Bestattungen vorkommen. Sie bezeichnen Skelette in runden oder ovalen,

    im Profil meist zylindrischen oder kegelstumpffrmigen Gruben. Diese Bestat-tungsart ist in unterschiedlichen Varianten ausgeprgt, es gibt sowohl Skelette

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    in regulrer Ausrichtung und Lage als auch solche, die unsanft in enge Grubengequetscht wurden. In einigen Fllen lagen nur noch Knochenhaufen ohne ana-tomischen Zusammenhang vor oder es kamen lediglich menschliche Einzelkno-chen zum Vorschein. Die Verfllung der Gruben bestand oft aus einer groen

    Anzahl von Keramikfragmenten und Tierknochen, manchmal waren auch ge-brannter Lehm und Steine enthalten. Nur in wenigen Bestattungsgruben sindtypische Grabbeigaben aufgefunden worden, in Einzelfllen waren aber Schmuckoder Trachtelemente erhalten. Diese Siedlungsgrubenbestattungen sind nur inden seltensten Fllen tatschlich in einer zeitgleichen Siedlung angelegt worden,daher wird der Begriff Siedlungsbestattungen vermieden.Neben AMS-Datierungen einiger fraglicher Befunde wurden an allen Skelettenumfassende anthropologische Untersuchungen durchgefhrt, um gegebenenfalls

    Angaben zu pathologischen Besonderheiten, Verletzungen und insgesamt zurKonstitution zu erhalten. Auerdem sind an einigen Siedlungsgrubenbestat-tungen und zum Vergleich auch von regulren Bestattungen Strontium- undSauerstoff-Isotopie zur Herkunftsbestimmung der Verstorbenen eingesetzt wor-den. Darber hinaus erfolgten Untersuchungen zur Kohlenstoff- bzw. Stickstof-fisotopie, um Ernhrungsrekonstruktion durchfhren zu knnen, die Hinweiseauf mgliche soziale Unterschiede zwischen den Bestatteten geben knnen.

    Formal classification of settlement burials from Moravia (Czech Republic) da-ting from the Early Bronze age

    Anna Pankowsk, Miroslav Dahel, Jaroslav Peka, Arkadiusz Tajer

    In this study we focus on burials in settlements from the area of Moravia (theCzech Republic), dated back to the Early Bronze Age (especially the UneticeCulture and the Vteov group). e aim of this paper is to catalogue thesetypes of inhumations and formally classify the different ways of depositions insettlement pits. Classification is accomplished according to the disposition ofeach skeleton, its preservation, placing in the pit, age and sex. Furthermore, weobserve the frequency of remains in pits and the representation of sex and agein multiple burials. Variability of settlement burials is considerable. We do notdistinguish ritual and non-ritual dispositions of individuals. Either form may bea reflection of a very sophisticated funeral. erefore, we use formal classifica-tion.

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    Menschliche Skelette in urgeschichtlichen Siedlungsgruben der Sdwestslo-wakei

    Jlius Jakab

    Generell kann man die menschlichen Knochen und Skelette aus urgeschichtli-chen Siedlungsgruben der Sdwestslowakei in rituell und nicht rituell bestat-tete unterscheiden. Im allgemeinen wird anerkannt, dass die rituelle Bestattungdurch ein piettvolles Begrbnis eines einzelnen Toten, oft unter Beigabe vonGegenstnden, charakterisiert ist. Im Falle einer sog. nicht rituellen Bestattungkann man ein Hinwerfen, eventuell auch eine andere unnatrliche und respekt-lose Manipulation der Leiche voraussetzen. In diesen Fllen begleiten das Skelettkeine Objekte, die man eindeutig als Beigaben interpretieren knnte, zudem

    finden sich in der Grubenfllung neben Tierknochen auch andere typische Bele-ge fr ihre Deutung als Abfallgruben. In solchen Fllen gleichen die Befundum-stnde von menschlichen Knochen in Siedlungsgruben der slowakischen Urge-schichte jenen von Tierknochen.In diesem Beitrag werden die Erkenntnisse aus unverffentlichten anthropolo-gischen Untersuchungen zusammenfassend dargestellt. Neben der Beschreibungliegt der Schwerpunkt auf der fotografischen Dokumentation von ausgewhltenperimortalen Knochenbrchen. Praktisch alle menschlichen Skelettreste aus slo-

    wakischen urgeschichtlichen Siedlungsgruben zeigen solche perimortalen Br-

    che oder Risse in den Knochen. Die Mglichkeiten ihres Zustandekommensund ihre Bedeutung fr die Interpretation der menschlichen Skelettreste in denSiedlungsgruben werden eingehend diskutiert.

    Menschliche Skelettreste aus der frhbronzezeitlichen befestigten Siedlung inBudmerice (Sdwest-Slowakei)

    Pavol Jelnek, Jlius VavkDieser Beitrag prsentiert die Ergebnisse systematischer Ausgrabungen in einerbefestigten Siedlung bei Budmerice. Die Siedlung, die der frhbronzezeitlichenMaarovce-Kultur zugerechnet werden kann, befindet sich im Sdwesten derSlowakei im Einzugsgebiet des Flusses Gidra in der Nhe der Kleinkarpaten.

    hnlich wie bei anderen frhbronzezeitlichen Gesellschaften sah der Begrbnis-ritus der Maarovce-Kultur offenbar die Krperbestattung mit geschlechtsspezi-fischer Seitenlage vor: Mnner liegen auf der rechten Seite, Frauen auf der linken

    Seite. Zum Ende der Maarovce-Kultur ist auch die Brandbestattung bekannt.

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    Bei den 2010 durchgefhrten Ausgrabungen wurden unter anderem zwei Sied-lungsgruben entdeckt, in denen sich menschliche Skelettreste fanden. Objekt 1enthielt das Skelett eines Erwachsenen in linker Hockerlage. Diese Position ist,

    wie gesagt, typisch fr Frauenbestattungen, was sich bei der anthropologischenAnalyse besttigte. Zudem war das Skelett mit Schmuck ausgestattet. Einzigartigsind die Flussmuscheln und durchbohrte Muschelartefakte, wie man sie bishernicht in den Grbern dieser Zeit gefunden hat. Zuweilen wurden sie allerdingsin Siedlungsgruben zusammen mit menschlichen Skeletten oder als Bauopferentdeckt. Hierin lag offenbar ein wichtiger Unterschied zu dem regulren Grab-ritus. In Objekt 2 fanden sich isolierte menschliche Knochen, welche wohl in-tentionell zusammen mit Keramikgefen, Metallwerkzeugen und anderen Ar-tefakten auf einer Getreideschicht deponiert worden waren. Auch hier waren die

    Funde mit zum Teil durchbohrten Muscheln vergesellschaftet.Die Funde und Befunde aus Budmerice lassen uns einen Blick in das spirituel-le Leben der Trger der Maarovce-Kultur werfen; gemeinsam mit den Ergeb-nissen der anthropologischen, archobotanischen, dendrochronologischen undpalynologischen Analysen dienen sie als Ausgangspunkt fr berlegungen zuden Ritualen der Maarovce-Kultur ber die Slowakei hinaus. EntsprechendeFundsituationen interpretieren wir als Relikte chthonischer Opferungen undpostmortaler Manipulationen menschlicher Leichen.

    Die Lichtensteinhhle bei Osterode am Harz (Niedersachsen): ein sptbronze-zeitlicher Hhlenfundplatz mit Menschenresten

    Stefan Flindt, omas Saile, Reinhold Schoon, Susanne Hummel, GiselaWolf

    Die Lichtensteinhhle zhlt aufgrund einer komplexen, teils spektakulren ar-chologischen Befundkonstellation mit Feuerstellen und Brandhorizonten, einergroen Anzahl an menschlichen berresten und Tierknochen sowie einem um-fangreichen Spektrum an archologischen Funden unterschiedlicher Kategorienzu den bedeutendsten Hhlenfundsttten Mitteleuropas. Kulturell ist der Fund-platz aufgrund verschiedener Merkmale, z.B. dem Fund von Hakenspiralen, derurnenfelderzeitlichen Unstrutgruppe zuzuordnen.

    Aus mehreren Abschnitten der Lichtensteinhhle liegen insgesamt etwa 6500menschliche Skelettknochen und Knochenfragmente vor, die sich etwa 70 Indi-viduen unterschiedlicher Altersklassen zuordnen lassen. Darunter befindet sich

    jedoch lediglich ein einziges in situ angetroffenes vollstndiges Skelett. Das Vor-kommen mehrerer im anatomischen Verband erhaltener Teilskelette lsst aber

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    vermuten, dass ursprnglich weitere Leichname in unzerteiltem Zustand oder ingreren Partien in das Hhleninnere verbracht wurden.Der fr die Interpretation der Geschehnisse in der Hhle wichtigste Befundist der anhand von molekulargenetischen Untersuchungen erbrachte Nachweiseines mehrere Generationen umfassenden Familienclans, dem 24 von insgesamt40 bislang per genetischem Fingerabdruck typisierten Individuen angehren.

    Whrend aufgrund der archologisch-anthropologischen Situation zunchst aufdie Existenz einer Menschenopfersttte in der Hhle geschlossen wurde, fhrenvor allem die Ergebnisse der DNA-Analysen nunmehr zur Formulierung alter-nativer Nutzungsmodelle, speziell zu einer Deutung als Sonderbestattungsplatz.

    Menschendeposite in Siedlungsgruben der befestigten Hhensiedlung vonStillfried a.d.March, Niedersterreich. Weit verbreitete Praxis der Totenbe-handlung in der Urnenfelderkultur?

    Irmtraud Hellerschmid, Monika Griebl

    Etwa 40 km nordstlich von Wien gelegen, zhlt die befestigte Anlage vonStillfried a. d. March zu einer der bedeutendsten Zentralsiedlungen der Podo-ler Kultur (1100750/720 v. Chr.) in sterreich. Von derzeit etwa 100 bear-

    beiteten urnenfelderzeitlichen Befunden, groteils 23 m tiefe, trapezfrmige(Speicher)Gruben, sind aus 25 Objekten menschliche Skelette bzw. deren Teilebefundet. Dazu kommen noch Gruben mit Niederlegungen von vollstndigenTieren und Hirschgeweihen. Die Individuen wurden intentionell in unter-schiedlichsten Krperhaltungen abgelegt, und danach mit Scherben, Asche oderLsssediment abgedeckt. Dazu kommen unvollstndige menschliche Krper in-nerhalb des Befundzusammenhanges. Inwieweit die Gruben anschlieend voll-stndig verfllt wurden, ist unklar. Der Befund der Skelettgrube 841 erbringt

    jedoch den eindeutigen Nachweis einer mehrmaligen Verwendung. Insgesamtverstrken die Befunde den Eindruck, dass ein Teil der Bevlkerung nach ihremTod keine regulre Brandbestattung erfuhr. Auch die im zugehrigen Grber-feld befundeten Leichenbrnde mit einem durchschnittlichen Gesamtgewichtvon nur 100g geben zur Vermutung Anlass, dass vielleicht sogar nur (bestimmte)Teile der Verstorbenen in der Urne deponiert wurden. Unser Vortrag stellt einmgliches Klassifikationsschema dieser menschlichen Deponierungen vor undgibt einen Einblick in das Niederlegungsgeschehen einer Sonderbestattungvon insgesamt 23 Individuen.

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    Rckkehr in die Bestattungsgemeinschaft Zerrupfte Bestattungen derBronze- und frhen Eisenzeit am Nordharz

    Immo Heske, Silke Grefen-Peters

    Die Grberlandschaft am Nordharz wird im frhen Abschnitt der Bronzezeitberwiegend von Hockerbestattungen, in ihrer letzten Phase von Brandbestat-tungen - mitunter in Hausurnen - geprgt. Die Bestattungspltze sind dem-nach fest umrissene Einheiten, welche die Basis fr Untersuchungen zur Bevl-kerungsstruktur bilden. Bisher ausgeklammert wurden fr die spte Bronzezeitdie so genannten irregulren Siedlungsbestattungen, dabei handelt es sich ummehr oder weniger vollstndige Skelette oder anatomische Teilverbnde. Diezunehmende Auffindung dieser zerrupften Skelette und einzelner Skelettele-

    mente zeigt, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Verstorbenen regelhaftin die Siedlungsgruben gelangte. Anthropologische Untersuchungen belegen,dass die Skelette in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung deponiert

    wurden, auch finden sich anthropogene Manipulationen ihrer Zerteilung undZurichtung. Die Auffindung eng verwandter Befunde der Aunjetitzer Kultur inGrbern und Siedlungen, die auch in den anthropologischen Analysen eine guteVergleichbarkeit liefern, weiten das Zeitfenster deutlich aus und sollen mit in dieUntersuchungen einbezogen werden. In Anstzen deutet sich damit ein verste-tigtes soziales Handeln an, welches die Epoche der Bronze- und frhen Eisenzeit

    durchzieht. Damit kehren auch die mehr oder weniger vollstndigen Skelettin-dividuen aus dem Siedlungsareal in die Bestattungsgemeinschaft zurck.

    Early Iron Age Mass Graves in the Middle Tisza Region: Investigation andInterpretation

    Katalin Sebk, gnes Kirly

    In the last three years, three Early Iron Age objects (pits) containing a greatquantity of human remains were found in the middle of the Great HungarianPlain (near the Lake Tisza). Part of the bones were in approximate anatomicalorder (whole skeletons or articulated limbs), but others came to light in a stateof complete decomposition. According to the anthropological investigation, theremains belonged to children, younger and older men as well as women (roughlyrepresenting a natural population). Moreover, practically none of the bones sho-

    wed traces of violent actions or taphonomic lesions, which means that these re-mains most probably derive from individuals having died from natural causes,

    with the corpses saved, enclosed or primarily buried before they got to their fi-

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    nal resting place. As it could be observed during the excavation, in all the threeobjects the remains were deposited at once, only some intentional steril strata

    wedged between them. ese conditions, and the fact that from the precedingperiod of the Hungarian Late Bronze Age (Reinecke BD-Ha A1), normativeburials (cremation) seem to disappear, raise a lot of questions: who were the people buried there for what reason did they die why were they buried in settlement objects what happened to them and where were they kept before being deposited inthe pits can we call these objects mass graves at all was this action normal or deviant, etc.

    e paper will focus on questions like these; on the difficulties of excavating suchobjects; on the problems of related definitions; on the methods, possibilities andlimits of micro- and macro-scale interpretation of the finds and further perspec-tives of their archeological research.

    Opfer oder Abfall? Regel oder Sonderfall? Kulturgeschehen in der Eisenzeit amHohlen Stein bei Schwabthal

    Elisabeth Noack, Lydia Hendel

    Im Rahmen des Projektes Die kultische Nutzung von naturheiligen Pltzenauf der Nrdlichen Frankenalb in der Urgeschichte wurde das direkte Umfelddes Hohlen Steins, eines imposanten Felsblocks bei Schwabthal, Lkr. Lichten-fels in Oberfranken archologisch untersucht. Die Ausgrabungen erbrachtenvornehmlich erhebliche Mengen an keramischem, vom Frhneolithikum bis indie Neuzeit datierendem Material, sowie zahlreiche osteologische Funde. Untereinem berhang am Fue des Felsens (Grabungsschnitt 3) konnte eine groe

    Anzahl menschlicher berreste, die berwiegend von Ften, Neugeborenen,Kindern und nur wenigen Erwachsenen stammen, freigelegt werden.Beim aktuellen Untersuchungsstand betrgt die Mindestindividuenzahl der un-ter dem berhang gefundenen Konzentration ungebrannter Menschenknochen23. Es lieen sich 4 infantile, 5 adulte sowie 14 Individuen der AltersklassenFtus/Neonatus/bis 6 Monate feststellen. Alle beprobten Menschenknochendatieren nach den 14C- Untersuchungen in die Hallstattzeit. Sie sind damitim Zusammenhang mit den umliegenden, zeitgleichen Grabhgeln sowie den

    Schachthhlen der Frankenalb zu betrachten.

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    Die anthropologischen und archozoologischen Funde werden derzeit durchElisabeth Noack, Eberhard-Karls Universitt Tbingen und die keramischenFunde durch Lydia Hendel, Otto-Friedrich-Universitt Bamberg vornehmlichauf die Fragen untersucht, welche unterschiedlichen Aktivitten sich anhanddes keramischen und osteologischen Materials in den jeweiligen prhistorischenEpochen rekonstruieren lassen. Fr eine rumliche Betrachtung werden dafrGIS-gesttzte Methoden angewandt.Im Vortrag soll eine kurze Zusammenfassung der die Eisenzeit betreffenden an-thropologischen, (typo)chronologischen und taphonomischen Ergebnisse vorge-stellt sowie die Diskussion um den Hohlen Stein als Ritual-, Sonderbestattungs-,Opfer- oder Verlochungsplatz erffnet werden.

    Einige Regelhaftigkeiten der irregulren Bestattungen und ihr Bezug zur ge-bauten Umwelt whrend der Eisenzeit in Oststerreich

    Peter Trebsche

    Der Vortrag beruht auf einer aktuellen Zusammenstellung eisenzeitlicher Son-derbestattungen und Menschenknochen aus eisenzeitlichen Siedlungen im Os-ten sterreichs (Bundeslnder Salzburg, Ober- und Niedersterreich, Burgen-

    land), die zum grten Teil von der Anthropologin Doris Pany neu bearbeitetwurden. Dabei sind drei Gruppen zu unterscheiden: erstens Sonderbestattungenvon Erwachsenen, zweitens Siedlungsbestattungen von Suglingen und drittenseinzelne Menschenknochen aus Siedlungskontexten. Fr jede der drei Gruppenknnen Regelhaftigkeiten herausgearbeitet werden, weshalb im Grunde nichtvon irregulren Bestattungen gesprochen werden sollte.Fr die zwei bedeutendsten Sonderbestattungen aus Leonding bei Linz (Obe-rsterreich) und aus Vsendorf (Niedersterreich), die von den Ausgrbern alsMenschenopfer gedeutet wurden, wird eine neue Lesart der Deponierungspro-zesse vorgeschlagen. Fr diese Interpretation ist vor allem die Suche nach kom-plementren Befunden von Bedeutung, die auch die regulren Bestattungender Eisenzeit mit einschliet. Hinsichtlich der einzelnen Menschenknochen ausSiedlungen lsst sich in Summe keine Selektion wie es etwa bei den Menschen-knochen aus Manching, Bad Nauheim oder Roseldorf der Fall ist nachweisen.Die regelhafte Prsenz von Menschenknochen in Siedlungen bleibt dennoch er-klrungsbedrftig.Schlielich soll der Bezug der Siedlungsbestattungen zur gebauten Umwelt un-

    tersucht werden. Auffllig ist ein klarer Bezug der Suglingsbestattungen zurHimmelsrichtung Nordost, wofr mehrere Erklrungen denkbar sind. Ob hin-

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    ter der Bevorzugung bestimmter Befundtypen (Fuboden, Fundamentgraben,Silogruben, Grubenhaus, Brunnenschacht etc.) ein symbolischer Bezug stehtoder ob es sich um eine erhaltungsbedingte Erscheinung handelt, wird quellen-kritisch untersucht.

    ltereisenzeitliche Siedlungsbestattungen in Sddeutschland

    Nils Mller-Scheeel, Gisela Grupe, Annette Schwentke, Anja Staskiewicz,Joachim Wahl

    Im Vortrag werden die wichtigsten Ergebnisse eines zur Zeit noch laufenden

    Projektes zu ltereisenzeitlichen Siedlungsbestattungen vorgestellt. Aus demGebiet Baden-Wrttembergs und Bayerns sind ungefhr 120 Deponierungenmehr oder weniger vollstndiger menschlicher Skelette bekannt, die in lterei-senzeitlichen Siedlungskontexten entdeckt wurden; hinzu kommen zahlreicheEinzelknochen. Trotz auf den ersten Blick vollkommen willkrlicher Orientie-rungen, Lagen und Haltungen lassen sich aus dem Gesamtbestand eine Reihevon Regelhaftigkeiten ableiten, die sie mit den regulren Bestattungen in dengleichzeitigen Grberfeldern sowohl verbinden als auch trennen (Orientierung,bestimmte Armhaltungen, Existenz von Steinpackungen etc.). Doch erst im

    Zusammenspiel mit neuen anthropologischen und Isotopenanalysen, mit derenHilfe sich Aussagen zur Auswahl hinsichtlich Alter und Geschlecht der in Sied-lungskontexten deponierten Toten sowie zu ihrer Ernhrung und ihrer Herkunft(lokal, fremd) treffen lassen, kann es gelingen, zu einer berzeugenden Interpre-tation der ltereisenzeitlichen Siedlungsbestattungen zu gelangen.

    Irregulre Bestattungen in der Eisenzeit? Ein bioarchologischer Ansatz zur

    DeutungChristian Meyer, Frauke Jacobi, Corina Knipper, Christina Roth, Marc Fecher,Leif Hansen, Kurt W. Alt

    In der mitteleuropischen Eisenzeit treten neben als regulr bezeichneten Be-stattungen in vielen Fllen menschliche Skelettreste in Befundkontexten auf, dienicht primr oder ausschlielich als Grber erkannt bzw. angesehen werden.Ein Beispiel sind sekundr genutzte Siedlungsgruben, in denen einzelne odermehrere vollstndige Skelettindividuen liegen knnen, oder auch nur vereinzelte

    Knochenelemente ohne anatomischen Zusammenhang. Ein Charakteristikum

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    stellen wie die Siedlungen von Colmar Jardin des Aubpines und GeispolsheimSchwobenfeld einige neue Erkenntnisse zu dieser Gruppe von Befunden.Die eisenzeitlichen Siedlungsbestattungen beinhalten beide Geschlechter undalle Altersklassen, ohne dass eine jeweilige Bevorzugung festgestellt werdenkann. Die einzelnen Individuen scheinen meistens intentionell niedergelegt zusein oft allein, allerdings sind auch wenige Mehrfachbestattungen bekannt. Esknnen auch regulre Riten beobachtet werden wie die normale Positiondes Toten oder die Beigabe von Schmuckobjekten. Die Ausgangspositionen derToten bei der Niederlegung sind auerordentlich vielfltig. Viele Individuen mitBeigaben sind in Seitenlage mit gebeugten Knien und Ellenbogen bestattet. Diesdarf aber nicht dazu verleiten, beigabenlose Bestattungen oder Niederlegungenin unkonventionellen Positionen generell als Sonderflle zu betrachten. Tat-

    schlich finden sich Schmuckobjekte auch bei Bestattungen in unkonventio-nellen Positionen. Fr den Fundplatz Geispolsheim lassen sich darber hinausbei mehreren Individuen gleiche pathologische Variationen nachweisen, die aufeine verwandtschaftliche Beziehung zwischen diesen Personen hindeutet. DerGrad dieser Beziehung wird sich jedoch erst ber genetische Untersuchungenfeststellen lassen.

    Menschliche Skelettreste aus dem Oppidum von Manching im Wechselspielder Interpretationen

    Susanne Sievers

    Seit Werner Krmer in den 50er Jahren die menschlichen Skelettreste und Waf-fen aus dem Oppidum von Manching mit dessen Eroberung durch die Rmer inZusammenhang gebracht hat eine eorie, die sich lange hielt ist vor allemdurch Gnter Lange in den 80er Jahren das Modell der stufenweisen Bestat-tungssittte fr die Sptlatnezeit etabliert worden, das sich, obwohl es anfangsvon der internationalen Keltenforschung kaum wahrgenommen wurde, inzwi-schen grorumig durchgesetzt hat. Was die Masse der Manchinger Menschen-knochen betrifft, ist der Eindruck des Irregulren damit dem des Regulren gewi-chen, zumal die beiden Manchinger Grberfelder Hundsrucken und Steinbichelnur in der spten Frh- und Mittellatnezeit belegt worden sind. Doch tuschtdas Modell der stufenweisen Bestattungssitte eine zu groe Einheitlichkeit vor.Denn es gilt in Manching weiterhin zu differenzieren zwischen Deponierungenund verstreut aufgefundenen Menschenknochen, zwischen vollstndigen Ske-

    letten und Teilskeletten, zwischen gestreckten und Hocker-Bestattungen sowieBestattungen, die sich nur indirekt nachweisen lassen. In den letzten Jahren er-

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    mglichte die Strontium-Isotopie in Einzelfllen, den Begriff des Irregulren mitdem des Fremden zu verknpfen. Somit stellt sich die Frage des Irregulren inManching immer wieder neu.

    Die Regelmssigkeit des Irregulren: Menschliche Skelettreste vom sptlatne-zeitlichen Fundplatz Basel-Gasfabrik

    Sandra Pichler, Hannele Rissanen

    Der vielgestaltige Umgang mit Toten ist ein aufflliges Charakteristikum derSptlatnezeit. Neben regulren Brand- und Krperbestattungen in Grber-feldern finden sich im Kontext von Siedlungen und Heiligtmern immer wie-

    der menschliche Skelettreste, die Spuren vielfltiger Manipulationen aufweisen.Fr diese Sonderbestattungen werden eine Reihe alters-, geschlechts- oderstatusspezifischer Selektionskriterien diskutiert. Die Siedlung Basel-Gasfabrikmit zwei Krpergrberfeldern, mit (Teil-)Bestattungen in Siedlungsgruben so-

    wie mit zahlreichen isolierten Skelettresten aus vielfltigen Siedlungskontextenbietet ideale Voraussetzungen, Fragen nach dem Umgang mit toten Krpernnachzugehen. In den Grberfeldern wie auch in der Siedlung sind Mitgliederaller Altersklassen und beider Geschlechter nachgewiesen. Die grosse Zahl anIndividuen aus Siedlungskontexten erschwert ihre Ansprache als Sonderflle.Unterschiedliche Manipulationsspuren weisen auf komplexe Praktiken, die vor-derhand keine einheitliche Totenbehandlung erkennen lassen. TaphonomischeErwgungen weisen z.T. auf mehrstufige Handlungen, die in den unterschiedli-chen beobachteten Kontexten ihren Niederschlag finden. Die Charakterisierungder Individuen in Bezug auf ihren Fundzusammenhang und mgliche Beigaben,auf ihre persnliche Identitt, ihre Ernhrung, ihren Gesundheitszustand, ihregeographische Herkunft sowie ihre demographische und genetische Strukturmit Hilfe archologischer, anthropologischer und bioarchometrischer Metho-

    den bildet die Grundlage, auf der sich Hypothesen zu der Bestattung, Nieder-legung oder Entsorgung von Toten berprfen lassen. Eine Gegenberstellungvon Basel-Gasfabrik mit Fundpltzen der gleichen Zeitstellung unterstreicht dieVielgestaltigkeit der Phnomene.

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    Moorleichen Grabbrauch, Straustiz, Opfer? Annherungen an eine kontro-vers diskutierte Quellengruppe

    Stefan Burmeister

    Moorleichen ziehen seit jeher das ffentliche Interesse auf sich; die lebensnaheErhaltung der Toten, aber auch die vielfach nachweisbaren Spuren exzessiver Ge-

    walt an den Leichen oder deren aus heutiger Sicht merkwrdigen Behandlungmacht die Moorleichen zu einer besonderen und im weiteren Kontext irregul-ren Fundgruppe. Im fachlichen Diskurs fristen sie jedoch ein Randdasein. Nichtzuletzt durch zahlreiche unsachliche Beitrge wurde die Moorleichenforschungdiskreditiert. Anhand neuerer Untersuchungen lassen sich Trugbilder frhererInterpretationen korrigieren und neue Erkenntnisse zu dieser Fundgruppe ge-

    winnen. Eine allgemeine kulturgeschichtliche Deutung der Toten aus dem Moorkonnte bislang jedoch nicht erzielt werden.Moorleichen wurden als Opfer einer Straustiz, als rituelles Opfer oder als Aus-druck von Wiedergngerfurcht gesehen. Gegenwrtig werden die Wiedergn-ger- und Bestattungsthese kontrovers zur Sakralopferthese diskutiert. Beide Po-sitionen haben gute Argumente auf ihrer Seite; eine Lsung war bislang wederber den Einzelfall noch eine Pauschalbetrachtung zu erzielen. Fr ein besseresVerstndnis der Moorleichen sind die regulren Bestattungen in strkerem Maeals bisher heranzuziehen. Auch wenn eine allgemeine Lsung zunchst nicht zu

    erwarten ist, kann eine kritische Synopse der relevanten Quellen auf das Regu-lre wie Irregulre der Moorleichendeponierungen in ihrem kulturellen Kontextfokussieren und so dazu beitragen, Aspekte kultureller Praxis herauszuarbeiten.

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    Zusammenfassungen der Poster / Abstracts of the posters

    Schamane oder nicht Schamane? Ein berblick ber die Nutzung einesproblematischen ethnologischen Terminus als Kennzeichnung nicht-normati-ver vorgeschichtlicher Bestattungen

    Andy Reymann

    Bei der Interpretation archologischer Quellen im Hinblick auf ihre Aussage-mglichkeiten ber soziale Gegebenheiten frherer Kulturen war es seit den An-fngen unserer Wissenschaft hufige Praxis, sich der Konzepte benachbarter F-cher zu bedienen. Auf diesem Wege fand auch der seit dem 17. Jahrhundert bei

    westlichen Gelehrten bekannte Begriff Schamane als Erklrungsmodell Ein-gang in die Vorgeschichtsforschung und stand zunehmend fr eine besondereForm religiser Spezialisten. Jedoch bediente man sich hier, vor allem aufgrundder verworrenen Diskussion ber die eigentliche Definition in der Ethnologie,eher unscharfer Konzepte, die insbesondere im Bereich des Bestattungswesenssehr lckenhaft sind und mit der Praxis unseres Faches nur wenige Verbindun-gen aufweisen.Die archologische Posterprsentation will einen Einblick in ein momentan ander Goethe-Universitt Frankfurt entstehendes Dissertationsprojekt vermitteln,das sich im Rahmen eines DFG-Frderungsprojektes der Problematik des Be-griffes und mit Schwerpunkt auf der archaeology of death den Grenzenund Mglichkeiten seiner Verwendung in der Archologie annimmt.

    Zerbrochene oder verkehrte Grabbeigaben als Ausdruck der allgemeinenGlaubensvorstellung des mundus inversus

    Janina DuerrIn etlichen archologisch untersuchten Grbern finden sich nicht nur im Laufeder Zeit zerbrochene oder zerfallene Gegenstnde, sondern auch solche, die denToten absichtlich zerstrt oder verkehrt in die Grber gegeben wurden. DieseBeigaben haben in der Forschung bereits sehr unterschiedliche Interpretationenerfahren. Oftmals werden sie als irregulre Bestattungen angesprochen, etwaals symbolische Vernichtung der Besitztmer eines aufgrund seiner Andersar-tigkeit oder seiner Todesumstnde gefrchteten Wiedergngers interpretiert.

    Ich mchte argumentieren, dass die meisten dieser Akte des Verbiegens, andersPlatzierens oder Zerbrechens Ausdruck einer durchaus regelhaften Vorstellung

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    sind, die aufgrund ethnologischer und historischer Vergleiche fr viele Toten-reiche gilt: der des mundus inversus. Im Land der Toten wird der Tag zurNacht, ist oben unten; sie sagen ja und meinen nein. Diese Vorstellung der

    Jenseitswelt schlgt sich in inversem Verhalten im Bestattungsbrauch oder inder Manipulation von Gegenstnden nieder, weswegen sie sich auch im Grab-kontext archologisch nachweisen lsst: Die Grabbeigaben werden zerbrochen,damit sie in der anderen Welt wieder ganz sind; die Waffen an die linke, diefalsche Seite, gelegt, damit sie im Jenseits wieder der rechten Hand zur Verf-gung stehen etc.Diese historisch und ethnologisch gewonnenen Erkenntnisse lassen sich auchauf archologische Funde bertragen und ermglichen somit Rckschlsse aufVorstellungen, die zwar nicht regelmig bei jeder Bestattung sichtbar wurden,

    dennoch aber Normen darstellen, die durch die Zeiten immer wieder anzutref-fen sind und somit nicht zu den Sonderbestattungen zu zhlen sind, auchwenn sie auf den ersten Blick als solche erscheinen mgen.

    Die Kulthhlen des Kosackenberges bei Bad Frankenhausen (ringen).Aussagemglichkeiten eines urgeschichtlichen Hhlenfundplatzes mit Men-schenresten im interdisziplinren Kontext

    Sabine Birkenbeil, Sandy Tpfer-Apel, Diethard Walter, Klaus-Peter Wechleru. a.

    Zur Deskription und Rekonstruktion der geistigen, kultischen und religisenVorstellungswelt der Menschen in der Urgeschichte in Mitteleuropa gab es inden vergangenen Jahrzehnten archologischer Forschung vielfltige Anstze.Die Hhlen des Kosackenberges bei Bad Frankenhausen am Sdrand des Kyff-husers stellen diesbezglich zweifellos einen Schlsselfundplatz dar und zhlendaher zu den bedeutendsten Hhlenfundstellen Mitteleuropas. In den Jahren

    1951 bis 1957 erfolgte dort unter der Leitung von Prof. Gnter Behm-Blanckedie systematische Ausgrabung von zwanzig, zum Teil miteinander verbundenenHhlen, Spalten und den zugehrigen Hangschuttablagerungen. Darber hin-aus lie der Ausgrber umfangreiche Sondagen auf dem Bergplateau und im Tal

    westlich des Berges anlegen.Das Fundmaterial lsst eine Zeitstellung vom frhen Neolithikum bis zurFrhlatnezeit erkennen. Eine umfassende Aufarbeitung der Funde und Befundeist aus verschiedenen Grnden bis heute nicht erfolgt, so dass die vom Ausgrberpostulierten Interpretationen der Fundpltze beim derzeitigen Forschungs- und

    Publikationsstand nur schwer nachprfbar sind. Die Vielfalt des archologischenFundmaterials, der Befundkomplexe mit Feuerstellen und ausgeprgten Brand-

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    horizonten und der Deponierungen lassen nach der kulturhistorischen Bedeu-tung des Fundplatzes fragen. Neben zahlreichen Sonderfunden, wie Nachweisefr Metallverarbeitung und Salzgewinnung, absichtlich unbrauchbar gemach-ten Gegenstnden sowie formenkundlich fremd anmutenden Keramik- undBronzefunden, ist die groe Anzahl an dislozierten Menschenknochen, die inden Hhlen und Spalten entdeckt wurden, fr die Interpretation der Fundpltzevon besonderer Bedeutung. Ein bisher nicht nher zu bestimmender Anteil deretwa 15.000 menschlichen Skelettreste weist Manipulationen und Oberflchen-spuren (vor allem Hieb- und Schnittspuren) auf.Im Rahmen eines geplanten, interdisziplinren Forschungsprojektes gilt es u. a.zu untersuchen, ob hier in der Bronze- und Eisenzeit anthropophagische Ritenbzw. gewaltsame Ttungen vorgenommen wurden oder ob die Befunde post-

    mortale Aktivitten erschlieen lassen, die eher mit dem Bestattungsritual inVerbindung stehen.

    Sonderbestattungen in gypten von der prdynastischen Zeit bis zum Mittle-ren Reich (ca. 45001750 v. Chr.)

    Antje Kohse

    Obwohl bereits Anfang des 20. Jahrhunderts innerhalb verschiedener Grberfel-der gyptens Bestattungen entdeckt wurden, die nicht der sonst blichen Be-stattungsweise entsprachen, sind derartige Phnomene in der gyptologie bisherkaum untersucht worden. Daher sollen im Rahmen dieses Posters ausgewhl-te Sonderbestattungen von der prdynastischen Zeit bis zum Mittleren Reich(ca. 45001750 v. Chr.) und ihre mgliche Interpretation vorgestellt werden.Hierbei handelt es sich besonders um Grber, die Aufflligkeiten in der Ausfh-rung der Bestattungsweise zeigen, ohne dass eine sptere Strung des Befundeserkennbar wre. In erster Linie lassen sich Abweichungen in der Lage der Be-

    statteten (jedoch nicht in der Orientierung), Manipulationen am Skelett (v.a.Bestattungen mit fehlendem Schdel oder fehlenden Gliedmaen) bzw. Abwei-chungen im Grabbau nachweisen. Weiterhin lsst sich feststellen, dass jeweilsnur ein sehr geringer Prozentsatz aller Bestattungen diese Sonderbehandlungaufweist. Im Vergleich zu den normal bestatteten Individuen wird deutlich,dass es sich bei den hier vorgestellten, von der Regel abweichenden Bestattungennicht um eine Varianz in der blichen Bestattungsweise handelt, sondern dasssie tatschlich vereinzelt auftretende Sonderflle darstellen. Auffallend ist auch,dass diese Abweichungen von der Bestattungsnorm sich nicht nur whrend des

    angegebenen Betrachtungszeitrahmens, sondern ber den gesamten Zeitraumder altgyptischen Kultur nachweisen lassen. Eine Interpretation, die sich fr das

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    gyptische Material auch aufgrund der vorhandenen Textquellen nachvollziehenlsst, sieht diese Befunde durch die Furcht vor bestimmten Toten und damitverbunden auch die Angst vor Wiedergngern motiviert, da in der Vorstellungder Alten gypter Verstorbene durchaus Einfluss auf die Welt der Lebendenhaben konnten.

    Wenn Sonderbestattungen zur Regel werden: Ergebnisse der Anthropologiefr Michelsberger Silobestattungen in der sdlichen Oberrheinebene

    Amelie Sophie Alterauge, Ursula Wittwer-Backofen

    Die Michelsberger Kultur zeichnet sich im Allgemeinen durch ihren besonde-

    ren Umgang mit den Toten aus, wobei Einzel- oder Mehrfachbestattungen inso genannten Silogruben die dominierende Bestattungsform in der sdlichenOberrheinebene darstellen. Die Ausgangsbasis fr diese Untersuchung zu alters-und geschlechtsspezifischen Bestattungsmustern bilden drei Grubenkomplexemit menschlichen berresten aus Didenheim/Morschwiller-le-Bas (Dparte-ment Haut-Rhin, Frankreich), die im Institut fr Biologische Anthropologieeiner morphognostischen Untersuchung unterzogen wurden. Der berregionaleVergleich mit anderen jungneolithischen Fundstellen kann damit sowohl auf ar-chologischer (Befundstruktur, Beigaben) als auch auf anthropologischer Ebene(Alter, Geschlecht, Pathologie, Verwandtschaft, Taphonomie) erfolgen, wobeider Zusammensetzung der Mehrfachbestattungen besondere Aufmerksamkeitgewidmet wird. Obwohl der Variantenreichtum des Michelsberger Bestattungs-rituals gro ist, was die Totenhaltung und -behandlung betrifft, zeichnen sichim Didenheimer Material bestimmte Trends ab, die fr die gesamte Region dersdlichen Oberrheinebene charakteristisch sind.

    Katastrophe oder Ritual? ein Kriminalfall aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.:Interdisziplinre Studie zu einer ungewhnlichen Mehrfachbestattung

    B. Schlenker, G. Brandt, Ch. Meyer, C. Knipper, N. Niklisch, S. Karimina, M.Stecher, K.W. Alt, S. Friederich

    Wir befinden uns in Mitteldeutschland, im Sden des heutigen BundeslandesSachsen-Anhalt. Oberhalb der Saale bei Halle (S.) dominierte whrend der Salz-mnder Kultur (36003000 v. Chr.) ein monumentales Erdwerk: Zwei tiefeUmfassungsgrben, Wlle und eventuell auch Palisaden umschlossen ein fast 40Hektar groes Areal. Vor Errichtung dieser Anlage, welche schon nach wenigen

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    Jahren im Rahmen ritueller Niederlegungen menschlicher Schdel und Tierske-lette zerstrt wurde, lebten bereits Menschen der Salzmnder Kultur. Sie legtenin unmittelbarer Siedlungsnhe ihre Grber an meist einzelne, mit zahlreichenScherben abgedeckte Krperbestattungen. Besonders hervorzuheben ist dabeieine mit ber 10.000 Keramikbruchstcken abgedeckte Kollektivbestattungvon neun Personen: Vier erwachsene Frauen umarmen je ein Kind, und beieiner Frau blieb im Beckenbereich ein Ftus erhalten. Die muskelarmen Partien(Schdel, Wirbelsule, Gelenke) der Erwachsenen weisen noch heute am Kno-chen starke Brandeinwirkungen auf.

    Auf der Grundlage modernster Methoden naturwissenschaftlicher Disziplinen(aDNA/Molekulargenetik, Biogeochemie etc. zur Erforschung von Verwandt-schaftsbeziehungen, einzelnen Lebenslufen und Gesundheitsbildern) wird

    gemeinsam mit archologischen Synthesen und forensischen Analysen demhochkomplexen Totenkult der damaligen Zeit nachgegangen. Neben der Neun-fachbestattung liegen weitere 25 Individuen aus zeitgleichen Grbern vor; dane-ben 31 Teil- bzw. unspezifische Einzelbestattungen. Aus den Umfassungsgrbendes Erdwerkes kennen wir 45 Schdel. Anhand der Analyse aller Bestatteten

    wird die genaue Todesursache der Neunergruppe sowie deren familiengeschicht-liche Zusammensetzung intensiv beleuchtet werden. Fassen wir hier die rituelleOpferung einer Kleinfamilie, oder drfen wir anhand dieses archologischenBefundes an einer fast 5.000 Jahre alten Katastrophe teilhaben? Zu denken

    wre bspw. an einen Hausbrand, bei dem sich die vier Mtter evtl. zum Schutzvor dem beienden Qualm ber die Kinder beugten. Doch sind es berhauptMtter mit den eigenen Kindern? Oder sind die Kinder mit den Erwachsenengar nicht verwandt? Oder handelt es sich um eine Randgruppe der damaligenGesellschaft aufgrund ortsfremder Herkunft oder um eine besondere sozialeSchicht ggf. kombiniert mit einer ungewhnlichen Berufsausbung? Dies alles

    wird mit Fragestellungen und Arbeitsweisen geklrt, wie wir sie von der heutigenKriminalpolizei kennen.

    What is typical? What is regular? About funerary practices on the Early BronzeAge cemetery at Kichary Nowe (Little Poland)

    Hanna Kowalewska-Marszaek, Henri Duday

    Funerary practices of the Early Bronze Age in SE Poland seem to be rather wellrecognised and their rules established. Individual inhumations are consideredtypical for this period, and their specific layout has often been emphasized: sim-

    ply contracted corpses, put on their left or on the right side, according to the sexof the dead. ere are, however, also atypical burials known from several cem-

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    eteries in this region. One of them is the cemetery at Kichary Nowe (Little Po-land) excavated recently (from 1987) where more than 40 graves of that periodhave been unearthed. e detailed taphonomical analyses of human remainsallow to state that there different funerary practices concerning primary burials

    were used; however, secondary burials were also present. Similar at first sight, theburials differ considerably as to details of grave construction as well as to corpsestreatment, and they are not as uniform as they were presumed to be.

    Case studies of settlement burials from the Middle and East Moravia dating tothe Early Bronze Age

    Arkadiusz Tajer, Jaroslav Peka, Miroslav Dahel, Anna Pankowsk

    In this poster we present new findings of irregular settlement burials from themiddle and eastern part of Moravia dating to the Early Bronze Age. Findings ofthis phenomenon extend our knowledge about prehistory of settlements, religi-on, and sociocultural live of prehistoric populations in this geographical region.

    We present here less common cases of complete and incomplete burials and theirpossible interpretations.

    Bestattungsritus der Aunjetitzer Kultur in Brands an der Elbe (Mittelbhmen):Siedlungsbestattungen ein ganz normaler Teil des Bestattungsritus?

    Michaela Langov

    Die Befunde von Brands an der Elbe zeigen einen vielfltigen Bestattungs-ritus. Bei der Ausgrabung, die im Jahr 2007 vom Archologischen Institut inPrag durchgefhrt wurde, wurden nicht nur Grber der lteren, sondern auchSiedlungsbestattungen der klassischen Phase der Aunjetitzer Kultur entdeckt.

    In den Siedlungsobjekten aus Brands wurden menschliche Skelettreste in ver-schiedenen Varianten gefunden: Standardbestattungen (Hockerskelette) undNicht-Standardbestattungen (Skelette in anderer Lage und einzelne Knochen).

    Als Sondersiedlungsbestattung wrde ich ein fnfseitiges, annhernd trapez-frmiges Objekt (eine vertiefte Htte?) bezeichnen, in dessen Mitte ein kleinesKind in Hockerlage bestattet worden waren.Drei Objekte aus Brands knnten einen bergang zwischen Grbern undSiedlungsbestattungen darstellen, d. h. sie stehen irgendwo an der Grenzezwischen diesen zwei Bestattungsformen. In zwei Fllen handelt es sich um Be-funde, die als normale Grber anzusprechen sind, die allerdings in den Boden

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    einer Siedlungsgrube eingetieft wurden. In einem dieser Grber befand sich nureine einzige Bestattung, whrend in dem anderen insgesamt drei Personen nie-dergelegt worden waren. Die Knochen der drei Skelette aus diesem Grab fandensich dicht beinander in einem Bereich von viereckiger Form, was die ehemalige

    Anwesenheit eines Sargs anzeigen knnte. Im dritten Fall handelt es sich umein Hgelgrab mit einer gut erhaltenen runden Steinsetzung. Auch fr diesesGrab wurde kein eigener Schacht angelegt, sondern eine ltere Siedlungsgrubebenutzt, die dafr in nrdlicher und sdlicher Richtung erweitert wurde. In demHgelgrab fand sich zuunterst ein erwachsener Mann und darber ein Kind, beidem es sich um eine Nachbestattung handeln knnte.

    Irregulre Bestattungen im 1. vorchristlichen Jahrtausend in Santa Luca,Cochabamba, Bolivien

    Olga Gabelmann

    In der formativzeitlichen Siedlung Santa Luca fanden sich vier Bestattungen inungewhnlichen Positionen. Bei der aufflligsten Bestattung scheint der Mit-telfinger in einer Krperffnung unter dem Kreuzbein platziert worden zu sein.Die Skelette wurden, meist in Bauchlagen, in einem Aschehgel mit Resten derKeramikproduktion gefunden, was eine Entsorgung der Bestatteten nahelegt.Die Befunde sind bislang einmalig in Bolivien, was ihre Interpretation im regi-onalen Kontext erschwert.

    Spatial patterns and multivariate analysis of deviant burials in Western Europe(1st5th century AD)

    Marco Milella, Marcia Ponce de Len, Christoph P. E. Zollikofer

    Prone, decapitated and variously disturbed burials represent a relevant topic inarchaeology, having been described in several geographical and chronologicalcontexts. However, the lack of written sources and the lack of well-defined crite-ria for analysis and interpretation still hamper a satisfactory discussion of deviantburials.Here we present a sample of inhumations from two Italian funerary contexts:Bologna (1st-3th c. AD; n=6) and Casalecchio di Reno (5th6th c. AD; n=4).Relevant features relate both to the disposal of the body (prone) and to traces ofintervention on the corpse (mutilation, nailing).

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    In order to discuss these findings in a wide temporal and spatial context, wecompiled a review of published cases of deviant burials from Continental Euro-pe and Britain, spanning the time between the 1st and 5th centuries AD. ecompiled dataset (354 burials) was then checked for spatial patterns in burialdistribution and similarity between burial features.Co-occurrence of features was analyzed by quantifying presence/absence of 13burial variables and analyzing them via Non Metric Multidimensional Scaling(NMDS). Results from Point Pattern Analysis (PPA) suggest that demic/culturalprocesses brought about the observed patterns, which were possibly linked to thespread of Celtic and Germanic peoples into Europe and Britain. On the otherhand, NMDS isolates a set of deviant practices characterized by specific traits(such as beheaded burials provided with grave goods opposed to careless pro-

    ne burials). e comparative data from Europe/Britain place the findings fromBologna and Casalecchio in a coherent frame, evidencing the influence of localCeltic and invasive Germanic traditions on the so-called Roman culture.

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    Teilnehmerverzeichnis / Table of participants

    Abel, MartinAlterauge, Amelie (Freiburg)Aspck, Edeltraud (Wien)Bauer, Silja (Speyer)Baumann, Nadine (Frankfurt a. M.)Berbsse, Constanze (Mainz)Bergmann, Claus (Wiesbaden)Birkenbeil, Sabine (Weimar)Bistkov, Alena (Nitra)

    Blum, RenateBockmeyer, Sarah (Mnster)Blckow, Belinda (Hamburg)Braune, Ellen (Mainz)Breese, Bettina (Frankfurt a. M.)Brcken, GnterBurger, Daniel (Frankfurt a. M.)Burmeister, Stefan (Kalkriese)Catlin, Pavel (Decatur)

    Dahel, Miroslav (Olomouc)Damrau, ClaudiaDonat, Martin (Mainz)Dotzler, Gerhard (Frankfurt a. M.)Duerr, Janina (Wrzburg)Eichentopf, JulianeErne, Michal (Prag)Fibiger, Linda (Oxford)Fleischer, Felix (Slestat)Flindt, Stefan (Osterode am Harz)Frster, DavidFranz, Katharina (Bonn)Friederich, Susanne (Halle [Saale])Gabelmann, Olga (Berlin)Gramsch, Alexander (Herxheim)Grefen-Peters, Silke (Braunschweig)Griebl, Monika (Wien)

    Gronenborn, Detlef (Mainz)Haack, Fabian (Speyer)

    Hahn, ErwinHhn, Catrin (Marburg)Haidle, Miriam (Tbingen)Hansen, Leif (Mainz)Hansen, Svend (Frankfurt a. M.)Hendel, Lydia (Bamberg)Heske, Immo (Gttingen)Hintz, RolandHofmann, Daniela (Cardiff)

    Hohle, Isabel (Leipzig)Hubensack, Vera (Mnchen)Hujic, Alisa (Berlin)

    Jacob, Christina (Heilbronn)Jger, SilkeJakab, Jlius (Nitra)Janas, AlexanderJanas, AnikaJelnek, Pavol (Nitra)

    Jnger, Konstanze (Mainz)Karimnia, S. (Mainz)Kirly, gnes (Budapest)Knipper, Corina (Mainz)Koch, Leonie (Bochum)Kohse, Antje (Berlin)Knig, Roland (Leipzig)Kortalic, HelenaKowalewska-Marszaek, Hanna

    (Warzawa)Kranzbhler, Johanna (Lich)Krause, Rdiger (Frankfurt a. M.)Landolt, Michal (Slestat)Langova, Michaela (Prag)Lauer, Michael (Berlin)Lichter, Clemens (Karlsruhe)Listemann, Kathleen (Gttingen)

    Lorscheider, Frank (Wiesbaden)Messerschmidt, Kati (Weimar)

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    Metzner-Nebelsick, Carola(Mnchen)

    Meyer, Christian (Mainz)Meyer, JessicaMilella, Marco (Zrich)Morgan, Johanna (Frankfurt a. M.)Mller-Scheeel, Nils (Frankfurt

    a. M.)Ngeler, Jens (Gttingen)Noack, Elisabeth (Tbingen)Oelze, Victoria (Leipzig)Orschiedt, Jrg (Hamburg)

    Pankau, Claudia (Frankfurt a. M.)Pankowsk, Anna (Olomouc)Pape, Eleonore (Frankfurt a. M.)Painov, Nomi (Nitra)Pechtl, Joachim (Manching)Peka, Jaroslav (Olomouc)Perschke, Reena (Berlin)Pichler, Sandra (Basel)Pingel, Claudia

    Pyzel, Joanna (Gdask)Reymann, Andy (Frankfurt a. M.)Rinne, Christoph (Kiel)Rissanen, Hannele (Basel)Roth, MarkusRoth-Zehner, Muriel (Habsheim)Saile, omas (Regensburg)Sarnowski, David (Schlangenbad-

    Brstadt)

    Schafferer, Georg (Frankfurt a. M.)Schewe, Christina (Berlin)

    Schiesberg, Sara (Kln)Schlenker, Bjrn (Halle [Saale])Schnabel, NikolasSchoon, Reinhold (Regensburg)Schrer, Sandra (Mainz)Sebk, Katalin (Budapest)Seidel, Ute (Freiburg)Sievers, Susanne (Frankfurt a. M.)Sommer v. Blow, Gerda (Frankfurt

    a. M.)Stadelbacher, Anja (Halle [Saale])Stadler, Harald (Innsbruck)

    Staskiewicz, Anja (Mnchen)Stecher, M. (Mainz)Steffens, Peter (Mainz)Strze, Tobias (Mainz)Tajer, Arkadiusz (Olomouc)Teichmann, Konstantin (Wrzburg)Temann, Barbara (Berlin)evenet, Corinne (Paris)Tomo, Nicolas (Freiburg i. Br.)

    Tpfer-Apel, Sandy (Weimar)Trebsche, Peter (Asparn a. d. Zaya)Unland, Stefanie (Mnster)Vavk, Jlius (Nitra)Veit, Ulrich (Leipzig)

    Wei, MichaelWendling, Holger (Frankfurt a. M.)Wetschei, CorinnaWinger, Katja (Frankfurt a. M.)

    Zeeb-Lanz, Andrea (Speyer)Zipp, Katja

  • 8/3/2019 Irregul Bestatt Heft

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    Karte

    Goethe-Universitt Frankfurt,

    Campus Bockenheim, Hrsaalgebude

    Mertonstrae

    Restaurant LUnico,

    Mendelssohnstrae 81

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    Skelette in unnatrlichen Haltungen, Leichen, die scheinbar ohne greren Aufwand

    wie Abfall entsorgt worden waren seitdem entsprechende Funde zu Ende des 19.

    Jahrhunderts erstmals aufgetaucht sind, haben wohl wenige Bestattungsweisen

    grere Irritiationen bei den modernen Ausgrbern ausgelst als die so genannten

    Sonder- oder Siedlungsbestattungen der Urgeschichte. Mal wurden sie als piett-

    lose Verlochungen angesprochen, mal als Opfer von Morden oder Unfllen. Die Viel-

    gestaltigkeit mglicher Interpretationen ist ein deutliches Indiz, dass irregulre

    Bestattungen sinnvoll nur vor der Folie der zeitgenssischen regulren Bestattungs-

    weisen soweit nachweisbar betrachtet werden knnen. Diesem Sachverhalt will

    die Tagung Irregulre Bestattungen in der Urgeschichte insofern Rechnung tragen,dass sie nicht nur menschliche Skelettreste in ungewhnlichen Kontexten d. h. in

    Siedlungen, Hhlen etc. thematisiert, sondern immer auch die gleichzei