Jahresbericht - Universitätsbibliothek...

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Uferschutzverband Thuner- und Brienzersee Jahresbericht 1935 1936 O tto Schlaefli, Buch- u nd Kunstdruckerei A.-G. u nd vormals K. J. Wyss Erben, Interlaken

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Uferschutzverband Thuner- und Brienzersee

Jahresbericht 1935

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O tto Schlaefli, Buch- und Kunstdruckerei A.-G. und vormals K. J. Wyss Erben, Interlaken

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Uferschutzverband Thuner- und Brienzersee

Jahresbericht 1935

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Otto Schlaefli, Buch- und Kunstdruckerei A.-G. und vormals K. J. Wyss Erben, Interlaken

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Uferschutzverband Thuner- und Brienzersee.

Vorstand:

Präsident: Spreng Dr. H., Sekundarlehrer, Interlaken-Unterseen (Vertreter des Heimatschutzes)

Vize-Präsident: Amstutz E., Stadtpräsident, ThunSekretär-Kassier: Bettler W., Fürsprecher und Notar, InterlakenBigler G., Sekretär der Kantonalen Forstdirektion, Bern (Vertreter des Staates)Freiburghaus E., Gemeindepräsident, HilterfingenHartmann M. R., Kurdirektor, Beatushöhlen (Vertreter des Verkehrs)Kasser W., Schulinspektor, SpiezKunz P., Grossrat, Thun (Vertreter des Verkehrs)Mühlemann A., Gemeindepräsident, Interlaken Müller Dr. W., Seminarlehrer, Thun

(Vertreter der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Thun)Roth H., Nationalrat, Interlaken (Vertreter der Stiftung Schloss Spiez) Schiffmann E., alt Gemeindeschreiber, Sigriswil Schneiter V, Gemeindepräsident, BrienzTenger E., Fürsprecher, Bern, Schwanengasse 7 (Vertreter des Naturschutzes) Walther R., Oberingenieur, Spiez (Vertreter des Staates)Zürcher F., Grossrat, Bönigen

Ausschuss für Naturschutzfragen:

Bettler, Bigler, Kasser, Müller, Spreng, Tenger

Ausschuss für Baufragen :Amstutz, Bettler, Mühlemann, Schneiter, Spreng, Walther

Vertreter im Vorstand der „Seva“:Freiburghaus, Spreng

Vertreter im Stiftungsrat Schloss Spiez:Spreng

Rechnungsrevisoren:Aider G., Direktor der Kantonalbankfiliale Interlaken Krebser W., Kaufmann, Thun

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Jahresbericht.Die erste, gutbesuchte General-Versammlung des Uferschutz-

verbandes Thuner- und Brienzersee, die am 19. Januar 1935 im Hotel Jura in Interlaken stattfand, zeigte in den zahlreich geäus- serten Wünschen und Anregungen eine erfreuliche Anteilnahme der Mitglieder an der Tätigkeit des Verbandes. Wir geben hier der Hoffnung Ausdruck, dieses Interesse möge auch in Zukunft wach bleiben, und wir sind dankbar, wenn unsere Arbeit durch anregende Teilnahme der Mitglieder an den Versammlungen, aber auch während des Jahres, gefördert wird. Die erste Generalversammlung brachte als Haupttraktandum ein Referat unseres Vorstandsmitgliedes Herrn Seminarlehrer Dr. W. Müller, Thun, über «Dringende Naturschutz­fragen im Kanton Bern». Der Vorstand beschloss, die Hauptgedanken dieses ausgezeichneten Referates drucken zu lassen, und wir haben in der Folge je ein Exemplar dieses Heftes allen Mitgliedern unseres Verbandes, den Herren Regierungsräten und Grossräten und weiteren Interessenten zukommen lassen.

Vorstand.In der Zusammensetzung des Vorstandes sind im letzten Jahre

einige Aenderungen eingetreten. Schon die General-Versammlung hatte an Stelle des zurückgetretenen bisherigen Sekretär-Kassiers, Herrn Fürsprecher G. Stähli in Matten-Interlaken neu gewählt Für­sprecher und Notar W. Bettler in Interlaken. Später musste der Vorstand auch die Demission von Herrn Chr. Steiner, Architekt in Spiez, entgegennehmen. Als Ersatz konnte Herr Schulinspektor W. Kasser in Spiez gewonnen werden. Die Herren Kasser und Bettler wurden in der Vorstandssitzung vom 11. Mai 1935 auch in den Ausschuss für Naturschutzfragen gewählt, letzterer ebenfalls in den Ausschuss für Baufragen.

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Mitgliederbestand.Neben einem einzigen Austritt sind erfreulicherweise 27 Neu­

eintritte zu verzeichnen und zwar von 3 Kollektivmitgliedern und von 24 Einzelmitgliedern. Leider fehlen immer noch einige Seeufer­gemeinden und zwar die Einwohnergemeinden Därligen und Krat- tigen am Thunersee und Iseltwald und Niederried am Brienzersee. Trotz dem Mitgliederzuwachs ist es dringend zu wünschen, dass die Werbetätigkeit für unseren Verband in Zukunft noch reger erfolgt, damit wir die nötige Stärke erreichen, um unseren Auf­gaben gerecht zu werden.

A us der Tätigkeit des Vorstandes.Im Jahre 1935 fanden 6 Sitzungen des Gesamtvorstandes statt.

Ausserdem trat der Ausschuss für Naturschutzfragen einmal und der Ausschuss für Baufragen zehnmal zusammen zu Sitzungen oder Begehungen. In zwei ganztägigen Begehungen wurden die auszu­führenden Arbeiten am Thunersee geprüft; in einer Rundfahrt mit dem Boot «Iseltwald» auf dem Brienzersee wurden die Arbeiten an dessen Ufern einer ersten Uebersicht unterworfen.

In diesen Sitzungen hatte der Vorstand eine grosse Arbeit zu bewältigen, die an dieser Stelle nur auszugsweise angeführt werden kann.

U e b e r w a c h u n g der Bautätigkeit. In mehreren Fällen begut­achtete der Vorstand Baugesuche an den Seeufern. Er kam dabei verschiedene Male zum Schlüsse, dass der geplante Bau im Land­schaftsbild störend wirken müsste, und es wurde aus diesem Grunde gegen die betreffenden Gesuche Einsprache erhoben. In den meisten Fällen war es möglich, durch Verhandlungen mit den Bauherren und ihren Architekten zu einer für beide Teile befriedigenden Lösung zu gelangen, durch entsprechende Abänderung der Projekte.

Es handelte sich grösstenteils um die Frage der Flach- und Pultdächer. Im Vorstande herrscht selbstverständlich die Auffassung, dass nicht grundsätzlich gegen derartige Bauten Stellung zu nehmen ist, sondern nur dann, wenn sie sich nicht in den Rahmen des gege­benen Landschaftsbildes harmonisch einfügen. In diesen Bestrebungen

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durften wir uns der tatkräftigen Unterstützung der bernischen Bau­direktion erfreuen, die durchaus mit unserer Auffassung einig geht. Sie hat denn auch namentlich in einem Falle unsere Einsprache gutgeheissen mit der Begründung, dass das geplante Gebäude «orts­fremd wirke und die geschlossene Wirkung und Eigenart des Landschaftsbildes störe». Wir möchten hier der Baudirektion für ihre Mithilfe beim Schutze unserer Seeufer den wärmsten Dank aussprechen. Die Baudirektion hat sich ausserdem bereit erklärt, in einem Rundschreiben die Ufergemeinden einzuladen, schon vor der Publikation der Baugesuche mit unserem Verbände in Ver­bindung zu treten. Dies wäre sehr wünschenswert aus dem Grunde, weil es sich zeigte, dass Verhandlungen vor der Publikation und vor Abschluss des Bauvertrages viel leichter zu einer Einigung führen. Die Baudirektion lässt für die beiden Seen besondere Be­bauungspläne ausarbeiten, die nach ihrer Annahme durch die Ufer­gemeinden einen straffen und sicheren Schutz des Landschaftsbildes ermöglichen werden. Ferner ist die Ausarbeitung von Bauregiementen in Angriff zu nehmen, die vorschreiben, in welcher Weise gebaut werden darf und was für maximale Ausnützungen der Parzelle gestattet sind (s. Vortrag von Kantonsbaumeister Egger im Jahres­bericht 1934). Unser Vorstand wird an die Bewilligung von Sub­ventionen an Gemeinden besondere Bedingungen, wie namentlich die Annahme der erwähnten Bebauungspläne und Bauregiemente knüpfen.

Seva-Anteil. Auf den 1. Januar 1935 waren die Anteile der Seva-Genossenschafter an der I. Lotterie zur Auszahlung fällig. Da für diese die Bedingung gestellt wurde, dass das Verwendungs­programm durch den Regierungsrat genehmigt ist, hatten wir uns mit der Aufstellung eines derartigen Programms zu befassen. Nach verschiedenen Verhandlungen mit dem bernischen Regierungsrat, nach Prüfung der zahlreich eingegangenen Subventionsgesuche und weiteren Programmpunkten, nach Begehung und Besichtigung der auszuführenden Arbeiten an Ort und Stelle, konnten wir am 9. O k ­tober 1935 dem Regierungsrat ein detailliertes Programm vorlegen, das sich zur Zeit noch zur Prüfung bei der genannten Behörde befindet. Dieses Programm sieht folgende Punkte unserer Tätig­keit vor:

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A. Thunersee.1. Bäckimatt, Gemeindegebiet Thun und Hilterfingen: (siehe Jahres­

bericht 1934). Für den Landerwerb und die erforderlichen Aus­bauarbeiten der Promenade wurde eine Totalausgabensumme errechnet von Fr. 87,000.— . Die Gemeinden Thun und Hilterfingen stellen ein Gesuch um Gewährung eines Beitrages von 2 5 % oder Fr. 22,000.— .

2. Seepromenade Eichbühl-Hünegg, Gemeinde Hilterfingen.j. Aussichtsplatz auf dem Schönbühl, Hilterfingen. Die sogenannte

Schönbühlmatte soll verkauft werden. Die Gemeinde beabsichtigt, dieses Land zu erwerben und wird bei uns um Bewilligung eines Beitrages nachsuchen.

4-. Heidenhaus im Längenschachen, Oberhofen. Der Erwerb des Heidenhauses durch die Rebbaugenossenschaft wird erwogen. UnserVerband wird zur Frage der Beitragsleistung an die Re­novation Stellung zu nehmen haben.

5. Oberländerweg, Gemeinde Sigriswil. Es besteht ein Gesamtprojekt für den Ausbau des alten Oberländerweges von Fr. 202,520.— zuzüglich Fr. 28,730.— für Landerwerb. Davon sollen vorläufig ausgeführt werden drei Teiletappen in einem Kostenbeträge von Fr. 89,810.— . Hieran wünscht die Gemeinde Sigriswil namhafte und höchstmögliche Beiträge.

6. Kirche in Merligen, Sigriswil. In Merligen soll eine kleine Kirche gebaut werden. Der Kirchgemeinderat stellt ein Gesuch um Bewilligung eines kleinen Beitrages an die Umgebungsarbeiten.

7. Gemeinde Beatenberg und Unterseen. Das Projekt des Ober­länderweges, soweit er sich auf dem Gebiet dieser Gemeinden befindet, wird zur Zeit noch studiert.

8. Reservat Weissenau-Neuhaus. Unser Verband hat dem Re­gierungsrat das Begehren gestellt, es möchte das Gebiet Neu- haus-Weissenau am oberen Thunersee vorläufig als Naturdenkmal erklärt werden (siehe Jahresbericht 1934). Im Berichtsjahre fanden Verhandlungen mit der Burgergemeinde Unterseen statt. Das Geschäft befindet sich gegenwärtig bei der Forstdirektion, die es übernommen hat, die weiteren Verhandlungen zu führen.

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In der Sitzung vom 28. Dezember 1985 hat unser Vorstand beschlossen, dass die Arbeiten der Wegverbesserung und des Schutzes vor Wellenschlag mittelst eines Arbeitslagers ausgeführt werden sollen, wobei der Uferschutzverband selber als Auftrag­geber auftreten wird.Stoffelbergweg, Gemeinden Därligen und Leissigen: Es besteht ein Projekt für den Ausbau dieses Weges mit einem Voran­schlag von Fr. 56,200.— . Hievon sollen sofort ausgeführt werden Arbeiten für einen Betrag von Fr. 23,800.— . Der Stoffelberg­weg ist gedacht als Teilstück eines Projektes für einen Aus­sichtsweg auf dem linken Seeufer von der Spiezbucht an bis Därligen. Als solcher ist der W e g für unseren Verband interes­sant und wird grundsätzlich als subventionsfähig erachtet.In der Gemeinde Spiez sind z. Zt. folgende Aufgaben bekannt'a) Gipsfabrik am Strandweg: Es sollen Mittel und Wege ge­

sucht werden, u m den hässlichen Anblick der verlassenen Gipsfabrik zu mildern.

b) Entfernung eines Kioskes in Faulensee.c) Spiezberg: Unsere Aufgabe beim Spiezberg besteht darin,

dafür besorgt zu sein, dass dieser prächtige Wald in seinem gegenwärtigen Zustande erhalten wird und offen bleibt für den Zutritt der Oeffentlichkeit.

d) Schaffung von Badeplätzen in Einigen.e) Kanderkies A.-G.: Eine Kommission unseres Verbandes

prüft die Möglichkeit der Tarnung der Anlagen der Kander­kies A.-G. durch Bäume.

Gwattlischenmoos, Gemeinde Spiez: Für die Erstellung eines Zugangsweges mit Zaunanlage sind von unserem Verbände der Gemeinde Spiez Fr. 3,250.— bewilligt worden Der W e g ist heute schon erstellt.

Betreffend die weiteren Verpflichtungen unseres Verbandes gegenüber diesem Reservat verweisen wir auf die Ausführungen von Herrn Dr. Müller im Jahresbericht 1934.

B Brienzersee.Bärtigen. Die Gemeinde Bönigen stellt ein Gesuch u m die Subventionierung eines Projektes betreffend die Verbesserung

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des Strandweges von der Lanzenen bis zum Ruderboothafen in Bönigen mit einem Kostenvoranschlag von total Fr. 74,000.— .

13. Ringgenberg plant eine Ruderbootländte mit Zugangsweg. Herr Architekt von Moos in Unterseen ist von der Baudirektion mit der Ausarbeitung eines Projektes betraut worden.

14. Oberried. Es besteht ein Projekt für eine Quaianlage mit einem Kostenvoranschlag von total Fr. 27,050.— . Davon sollen sofort ausgeführt werden Arbeiten für Fr. 3,450.— , eventuell sogar für Fr. 12,350. — , je nach dem Bedürfnis der Arbeitsbeschaffung. Die Gemeinde Oberried ersucht u m einen wesentlichen Beitrag.

15 Brienz beschäftigt sich mit der Anlage eines Strandweges von Tracht bis Kienholz.

C. Weitere Programmpunkte.16. Schutz der Fauna und Flora. Siehe Vortrag von Kantons­

baumeister Egger im Jahresbericht 1934.77. Kehrichtablagerungen. Unser Vorstand hat in diesem Jahre die

Frage der Kehrichtablagerungen am See in Brienz und Merligen studiert. Wir werden uns noch ganz eingehend mit diesem Problem befassen, vor allem mit der Frage der Organisierung der Kehrichtabfuhr.

15. Propaganda. Bewilligt ist ein Kredit von Fr. 1,000.— für die Herstellung von Bildbändern zur Gratisabgabe an die Schulen.

19. Die kleinen Seelein. Geist-, Uebeschi-, Amsoldingen-, Dittlig-, Faulen-, Weissen- und H interburgsee sollen von unserem Ver­bände ebenfalls betreut werden, insbesondere durch Ueber- wachung der sie betreffenden Baugesuche.

20. Steinbruchfragen. Unser Vorstand hat beschlossen, die Be­strebungen auf Schaffung eines Verbotes der Neueröffnung von Steinbrüchen lebhaft zu unterstützen.Es ist zu betonen, dass es sich nur um ein vorläufiges Programm

handelt. Die Durchführung einer Grosszahl der erwähnten Arbeiten wird nicht nur von der Zusicherung eines Beitrages durch unseren Verband, sondern vor allem auch von der Subventionierung durch Bund und Kanton abhängen. Die geplanten Bauarbeiten werden in der Regel nicht durch den Uferschutzverband ausgeführt, sondern

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nur gegebenenfalls subventioniert. Ausser einem Beitrag von Fr. 3,250.— an die Einwohnergemeinde Spiez für den Zugangsweg zum See beim Gwattlischenmoos und einigen kleinen weiteren Bei­trägen (an prähistorische Forschungsarbeiten am Thunerseeufer, an die Segelschule Thunersee, an die Kosten der Entfernung eines störenden Kioskes in Faulensee, für die Schaffung von Nistgelegen­heiten im Gebiet der Weissenau und für die Fütterung der Schwäne in Leissigen) sind bisher keine Subventionen definitiv zugesprochen worden, doch werden wir uns schon in allernächster Zeit über ver­schiedene Gesuche endgültig auszusprechen haben, da die betref­fenden Arbeiten möglichst bald als Notstandsarbeiten ausgeführt werden sollen. Obschon auch unser Verband bereit ist, bei der Verwendung seiner Mittel weitgehend auf die Bedürfnisse der Arbeits­beschaffung Rücksicht zu nehmen, wie dies aus obigem Programm hervorgeht, muss dabei doch stets im Auge behalten werden, dass erster Zweck unseres Verbandes Schutz und Erhaltung des Land­schaftsbildes und Erschliessung der Ufer ist und dass eine Sub­ventionierung von Arbeiten nur dann erfolgen darf, wenn diese Arbeiten dem genannten Zwecke dienen. Dies ist bei allen vor­stehenden Programmpunkten der Fall, insbesondere bei den W e g ­anlagen. Sie sollen der Erschliessung der Ufer dienen durch Schaffung von Aussichtswegen abseits der gefährlichen Landstrasse, die es dem Fussgänger ermöglichen, in Ruhe die Schönheit des Sees und seiner Ufer zu geniessen.

Das angeführte Programm ist ausschliesslich eine Zusammen­fassung der einzelnen Punkte, die sich bisher zur Bearbeitung auf- drängten. Weitere Aufgaben werden folgen und wir werden die Belange des Natur- und Heimatschutzes in den beiden Seegebieten betreuen und hoffen dabei, vor allem auch auf die Mithilfe der Verkehrsinteressenten zählen zu dürfen.

D er Berichterstatter;W. Bettler.

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Schloss Spiez.Wuchtig und schwer an Geschichte grüsst das Spiezer Schloss

in die unvergleichliche Landschaft des Thunersees hinein. Betrachte man es von der See- oder Landseite, nach allen Seiten übt es, sei es als Kulminationspunkt in der Uferlinie oder als Symbol bernischer und eidgenössischer Geschichte, seinen grossen malerischen Reiz aus. In ihrem wehrhaften und hochragenden Aussehen, in der schönen Linienführung ihrer Silhouette, fesselt die mittelalterliche Burganlage jeden Freund der Heimat durch ihren starken Stimmungsgehalt. Die Neuzeit gibt den Alten recht, die diese landschaftliche Perle des Thunersees «Zum Goldenen Hof» nannten.

Bis zum Zeitpunkt, da der letzte Erlach’sche Besitzer zur ver­meintlichen Rettung seines wirtschaftlichen Niedergangs das Hotel Spiezerhof bauen Hess, hatte die Burganlage, bestehend aus: Turm, Bubenberg- und Erlachwohnbauten, neues Wohnhaus südlich vom Turm, romanische Kirche, Pfarrhaus, Befestigungsanlagen und ver­schiedene Oekonomiegebäude, sein ursprüngliches Aussehen. Im Schutze des Schlosses lag ergeben das «Städtli». Das gesamte Bild ein Idyll von grösstem romantischen Reiz, wie es Heinrich Rieter künstlerisch mit darstellerischer Treue und Wahrheit in einer statt­lichen Radierung von allen topographischen Darstellungen am schönsten festgehalten hat. Ein Blatt, das Goethe entzückte, als er in seinen Besitz kam, ein Idyll von reinster Thunerseestimmung, das den jungen Mendelssohn begeisterte.

Wie durch den Bau des vorgelagerten Hotels, durch profane Umbauten und Zutaten, Planieren und Terrassieren aus der Be­sitzerepoche von Wilke (1875— 1904), durch sogenanntes «Ver­schönern» die Unverdorbenheit der Schlossanlage in einigen Teilen pietätlos gestört wurde, wie die Gant von 1875 das wertvolle Gut an Dokumenten und Altertümern vieler Jahrhunderte verloren gehen liess, das kann nur mit Bedauern festgestellt werden. Dagegen soll die Rede sein von den Bemühungen der Stiftung Schloss Spiez, die am Bundesfeiertage 1929 das Schloss erwarb, um das kostbare Denkmal alter Zeiten der Oeffentlichkeit zu erhalten und ihm durch eine verständnisvolle Restauration wieder den ursprünglichen Cha­rakter zu verleihen. Bereits ist die Wiederherstellung wichtig

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gefördert worden. Der Schlosshof ist wieder hell und weit; der wuchernde Hecken- und Baumwuchs, der einer Dornröschen-Frei­lichtaufführung die Szenerie geliehen hätte, ist gelichtet, so dass der Blick ungehindert Ausschau halten kann. Das unglückliche Peristyl, das den untern Teil des Nordflügels verdeckte und die Harmonie der monumentalen Schlossfront hart unterbrach, ist ver­schwunden. Die östliche Fassade bietet sich nun wieder in ein­drucksvoller Geschlossenheit. In der alten Kirche ist die Instand­stellung der Glasfenster, im Winter 1934/35 die Dachrenovation der Kirche, des Turmes und vieler spitzer Türme unter gefahrvollen Verhältnissen vorgenommen worden.

Eine weitere Aufgabe, an welcher sich der Uferschutzverband direkt interessiert, ist die Gestaltung der äusseren Schlossansicht und ihre Wirkung auf das Landschaftsbild. In dieser Hinsicht ist das Schlossbild in den letzten Jahrzehnten sehr beeinträchtigt worden. Auf der Ost-, Nord- und Westseite war eine regellose Gestrüpp- und Baumvegetation derart hoch gewachsen, dass fast alle bau­geschichtlich interessanten Einzelheiten, namentlich von der See- und Spiezbergseite her, verdeckt blieben und auch die starke Eigenart der Burg aus der Nähe kaum mehr zu erkennen war. Sogar von erhöhten Aussichtspunkten aus, wie vom Bahnhof oder vom Rebberg waren wichtige Bestandteile nicht mehr zu erkennen, so z. B. die besonders eigenartige Architektonik des Erlach’schen Baues, des stattlichsten Bauteiles. Ueber der Baumwildnis mochten einzig noch die Türmchen und Steildächer als Nachbarn des Schlossturmes herausragen. Von der grossen Ringmauer, die sich in weitem Halb­bogen vom Truel bis zur Schlosskirche hinzieht und die Burganlage von drei Seiten überaus wuchtig und architektonisch notwendig stützt, die vor allem von der Uferseite her das Schlossbild erst vervollständigt, davon konnte selbst der Besucher aus nächster Nähe nichts mehr wahrnehmen. Die hohe Ringmauer, selbst ein typischer und gebieterischer Bestandteil der Burg, war durch das gefügesprengende Wurzelwachstum stellenweise derart am zer­bröckeln, dass sie in wenigen Jahrzehnten dem Untergang geweiht gewesen wäre.

Eine starke Lichtung der Vegetation gehörte hier zur Forderung der Ufergestaltung und es hiesse Naturschutz und Heimatschutz in

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einen unnützen Gegensatz bringen, wenn man einer falschen Wald- und Krähenrefugium-Romantik wegen (die im nahen Spiezberg- und Bürgwald viel geheimnisvoller anzutreffen ist) diesen schädigenden «Urzustand» hätte belassen wollen, w'ie man dies hier und dort verlangt hat. Die Lichtung wurde mit Takt und Gefühl vorgenommen; denn das Abwägen, in Verbindung von Architektur und Pflanzen­wuchs die richtige Verteilung zu finden, war nicht so einfach. Einzelne markante Bäume, wie z. B. die selten schöne und mächtige Linde am Wallrainufer, wurden stehen gelassen, um mit gutverteilten Baumgruppen und Bepflanzungen eine malerische und stimmungs­vollere Wirkung zu erzielen, die den landschaftlichen Reiz des Schlosses nur erhöht, indem nun die einstige Schönheit der Anlage, vom Seespiegel anstrebend bis zum helmbedachten Turm, wieder zum Vorschein kommt. Man beachte, in welchem Masse z. B. der Toreingang mit der Freilegung des Truelaufbaues und dem Rund­turm gewonnen hat! Eine kraftvolle Eigenart, die uns mehr Mittel­alter und Wehrhaftigkeit, Rittertum und echte Romantik vermittelt, als eine alles verdeckende Vegetation, die in ihrem Uebergewicht die Proportionen eines seltenen Baudenkmales verdeckt. D e m Natur­schutz ist übrigens genügend Rechnung getragen worden, indem das Unterholz in Hecken und Gebüschen der Vogelwelt reichlich Brut- und Schlupfwinkel freigibt.

Wohl mag der Besucher vor dem neuen, vom einstigen Wald­dickicht entblössten Bild zuerst überrascht stehen bleiben und er wird sich an den Anblick gewöhnen müssen. Aber die neue Schloss­ansicht entfaltet sich nun wieder ähnlich wie jahrhundertelang, so wie wir sie aus zahlreichen und reizenden alten Bilddokumenten kennen. Die Anlage, hart über den See hingebaut, ist wieder in Zusammenhang mit der Uferlinie gebracht worden, ein Stück Ufer­schutzarbeit ist damit erfüllt, um an der Aufgabe das ihre beizu­tragen, ein Wahrzeichen unseres Landes, gross, als Spiegelbild heimatlicher Geschichte und als Höhepunkt eines einzigartigen Land­schaftsbildes, unserem Volke zu erhalten.

Spiez, den 4. Januar 1936.Alfr. Heubach.

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Schloss Spiez N a c h einer kolorierten Radierung von Heinrich Rieter 1751— 1818

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Brienzersee - Iseltwald Photo: U. Brunner, Iseltwald

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Verzeichnis der Mitglieder.A. Einwohnergemeinden:

1. Beatenberg 8. Ringgenberg2. Bönigen 9. Sigriswil3. Brienz 10. Spiez4. Hilterfingen 11. Thun5. Interlaken 12. Unterseen6. Oberhofen 13. Oberried (hat einen ein-7. Leissigen maligen Beitrag bezahlt)

B. Korporationen:1. Beatenbergbahn2. Bernische Vereinigung für Heimatschutz, Bern3. Burgergemeinde Thun4. Heimstätte für die reformierte Jugend, Gwatt5. Kanderkies A.-G., Thun6. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Thun7. Oberingenieurbureau des I. Kreises, Thun8. Ortsverein Sundlauenen9. Stiftung Schloss Spiez, Bern10. Verkehrsverein Berner Oberland, Interlaken11. Verkehrsverein Interlaken12. Verkehrsverein Brienz13. Verkehrsverband Thunersee

(hat einen einmaligen Beitrag bezahlt)C. Einzelmitglieder (mit Jahresbeitrag):

1. A m m o n W., Oberförster, Thun2. Amstutz E., Stadtpräsident, Thun3. Aider G., Bankdirektor, Interlaken4. Amstutz Gottfr., Bauunternehmer, Merligen5. Aerni Hermann, Architekt, Hilterfingen6. Beck Dr. Paul, Sekundarlehrer, Thun7. Bigler G., Oberförster, Bern, Kantonale Forstdirektion8. Benatzky Dr. Ralph, Thun9. Barben Hans, Verwalter, Spiez10. Egger Ernst, Geometer, Spiez11. Freiburghaus E., Gemeindepräsident, Hilterfingen12. Fischer Hans, Holzhändler, Merligen13. Freiburghaus Alfred, Pensionshalter, Merligen14. Günther-Dennler Louise, Thun15. Grossmann P., Techniker, Brienz

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16. Gilgien Robert, Hilterfingen17. Grünig Albert, Wirt, Merligen18. Hofer Hugo, Lehrer, Merligen19. Hossmann Marta, Bern20. Itten Hans, Gerichtspräsident, Interlaken 21 ltten Arnold, dipl. Arch , Thun22. Jacobi Marcus, Kunstmaler, Merligen23. Jacob Fred, Wirt, Merligen24. Krebser Werner, Kaufmann, Thun25. Kaden A. T., Instruktionsoffizier, Spiez26. Kunz Paul, Redaktor, Thun27. Kasser Walter, Schulinspektor, Spiez28. Lohner E., alt Regierungsrat, Bern29. Lanzrein Peter, dipl. Arch., Thun30. Müller Dr. W., Seminarlehrer, Thun31. Mühlemann Adolf, Gemeindepräsident, Interlaken32. Oppliger Vinz., Maler, Merligen33. Oppliger Rud., Maurer, Gunten34. Roth Hans, Nationalrat, Interlaken35. Reichen H., Hotel Kreuz, Oberhofen36. Ryter-von Känel A., Grossrat, Spiez37. Surbeck V., Bern38. Seegers Carl, Hotelier, Merligen39. Sorgen Rud., Transporte, Merligen40. Schüpbach Hermann, Fürsprecher, Thun41. Schöni Hans, Wirt, Merligen42. Schneiter Viktor, alt Gemeindepräsident, Brienz43. Steiner Chr., Architekt, Spiez44. Stämpfli Willy, Redaktor, Thun45. Streuli Heinrich Dr., Augenarzt, Thun46. v. Steiger K., alt Kantonsbaumeister, Bern47. Trog, Frau Dr., Thun48. Tschan Fritz, Betriebsleiter, Beatenbucht49. Tschan J. G., Handlung, Merligen50. Wehrli Hans, Zahnarzt, Interlaken51. Wyss Rudolf, Redaktor, Interlaken52. Zürcher Fritz, Grossrat, Bönigen

D. Einzelmitglieder mit einmaligem Beitrag:1. Bühler, alt Nationalrat, Frutigen2. Frutiger F., Ingenieur, Merligen3. Schiffmann E., alt Gemeindeschreiber, Sigriswil4. Spreng Dr. Hans, Sekundarlehrer, Unterseen5. Tenger Ed., Fürsprecher, Bern, Präsident des S. B. N.

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