CHRISTIAN LÜTHI, PETER RÖLLIN CLAUDIA ENGLER...

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1 ZEITSCHRIFT DER STADT- UND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK BERN 2˙2002 LIBERNENSIS CHRISTIAN LÜTHI, PETER RÖLLIN «stadtbahnhof – bahnhofstadt» CLAUDIA ENGLER Neue Sammlungen in der StUB CHRISTINE FELBER, THOMAS MEIER, SILVIA MÜLLER Museumsmarketing im Dienst des Stadtmarketings J. HARALD WÄBER Die Burgerbibliothek ist 50 Jahre alt STADT- UND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK BERN

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CHRISTIAN LÜTHI, PETER RÖLLIN«stadtbahnhof – bahnhofstadt»

CLAUDIA ENGLERNeue Sammlungen in der StUB

CHRISTINE FELBER,THOMAS MEIER, SILVIA MÜLLERMuseumsmarketingim Dienst des Stadtmarketings

J. HARALD WÄBERDie Burgerbibliothek ist 50 Jahre alt

STADT- UND UN IVERS ITÄTSB IBL IOTHEK BERN

Inhalt

Aktuell4 Christian Lüthi/Peter Röllin: stadtbahnhof – bahnhofstadt8 Claudia Engler: Neue Sammlungen in der StUB

10 Hansruedi Kull: Veröffentlichung von Berner Dissertationen im Internet

Projekte11 Christine Felber: Die neuen StUB-Drucksachen

Interview12 Christine Felber/Thomas Meier/Silvia Müller:

Museumsmarketing im Dienst des Stadtmarketings

Partner16 J. Harald Wäber: Die Burgerbibliothek Bern ist 50 Jahre alt19 Olearius alias Wolfgang: Olearius in Bern

Bücher und andere Medien20 Buch am Mittag vom 14. Mai 2002

Christian v. Zimmermann: Spanien in der Reiseliteratur vor 180021 Aktuelle Bernensia22 Christophe v. Werdt: 19 Jahre seit dem Untergang der Sowjetunion

Weiterbildung23 Nina Grossenbacher: Der Weg in die Zukunft: Die neue Ausbildung

Informations- und Dokumentationsassistent/in

Eine StUB-Abteilung stellt sich vor24 Sabine Wahrenberger: Der Katalog – das Tor zu den Bibliotheksschätzen

26 Ausstellungen und Veranstaltungen

28 Personelles

28 Personalkommission

34 Ansprechpartner der StUB/ImpressumTitelbild: Nouvelle Bibliothèque Sainte-Geneviève in Paris, Lesesaal. – Das Bild stammt aus der Zeitschrift «L’ILLUSTRATION, JOURNAL UNIVERSEL»vom 14. Januar 1851.Vgl. den Beitrag von Claudia Engler, Seite 8f.

LIBERNENSIS 2˙2002

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Aktuell

Die Ausstellung in der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern

zeigt den Bahnhof Bern als urbanes Zentrum

stadtbahnhof – bahnhofstadt

Christian Lüthi ist Historiker und wissenschaftlicher Direktionsassistent der StUBPeter Röllin ist Kultur- und Kunstwissenschaftler und Kurator der Ausstellung

Bahnhöfe sind Schnittpunkte und Schaltstellen stadtge-schichtlicher Entwicklungen wie urbanen Lebens. Aus Anlassdes Jubiläums 100 Jahre SBB veranstaltet die Stadt- undUniversitätsbibliothek Bern eine Ausstellung zum histori-schen, alltäglichen sowie aktuellen Spannungsbereich zwi-schen Bahnhof und Stadt. Am Beispiel Bern werden dieseBezüge besonders deutlich, ist doch hier der KnotenpunktBahnhof ohne Bahnhofstrasse direkt in das historische Zen-trum der Zähringerstadt gerückt.

Die Ankunft der Eisenbahn stellte innerhalb der indust-riellen Entwicklung des 19. Jahrhunderts für Stadt und Landwichtige Weichen einer umfassenden Neuorientierung. Dasneue Verkehrsmittel transportierte Güter und Personen viel

billiger und schneller, als dies bis dahin auf den Strassen mög-lich war. Dadurch entstanden Anreize, die Güterproduktion inFabriken mit Eisenbahnanschluss zu konzentrieren. Die Bahnerhöhte innerhalb weniger Jahre die Erreichbarkeit der Orteentlang des neuen Verkehrsnetzes. Besonders die grossenStädte profitierten von dieser Entwicklung. Hier entstandenüberdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze, was einengrossen Zuwanderungsstrom auslöste.

Im gesamtschweizerischen Vergleich hat die Stadt Bern1857/58 relativ spät den Anschluss an die eiserne Vernetzunggefunden. Zürich war dank dem Engagement des Eisenbahn-

pioniers und Politikers Alfred Escher (1819 –1882) eine Na-senlänge voraus. Unter Eschers Führung wurde Zürich zumbest erreichbaren Knotenpunkt des schweizerischen Eisen-bahnnetzes.DiewirtschaftlichenWachstumsimpulse,dievomneuen Verkehrsmittel ausgelöst wurden, waren im KantonBern zwischen 1860 und 1880 schwächer als beispielsweisein der Ostschweiz oder in Basel.

Die topografische Lage der Stadt Bern machte es denEisenbahnbauern nicht leicht. Der Aaregraben um die Alt-stadt war ein Hindernis, das überwunden werden musste, umzur Stadt zu gelangen. Der Bau der Roten Brücke, die dasAaretal parallel zur heutigen Lorrainebrücke überquerte, öff-nete den Weg zum neuen Bahnhof am oberen Ende der Alt-

stadt. Die Bahnhofhalle wurde zumVerbindungstor der Bundesstadt mitder Welt. Die Rote Brücke diente nichtnur dem Fernverkehr.Durch einen Git-terkasten, der unterhalb der Plattformmit den zwei Bahngleisen angebracht

war, führte eine Strasse zum Lorrainequartier. Der Kasten warbloss rund 3,5 Meter breit. Wenn ein Fuhrwerk die Brückeüberquerte wurde es sehr eng, und wenn auf dem oberen Ni-veau gleichzeitig ein Zug über die Gleise donnerte, konnte eseinem angst und bange werden. Deshalb hiess die Rote Brüc-ke im Volksmund auch «Würgengel».

Explodierende Bodenpreise in BahnhofnäheDie Stadt Bern kennt keine «Bahnhofstrasse», wie sie dieBahnhöfe in vielen in- und ausländischen Städten mit histori-schen Zentren verbinden. Zu nahe an den historischen Kern

Im aufkommenden Eisenbahnzeitalter der zweiten Hälfte

des 19. Jahrhunderts verschob sich das wirtschaftliche

Zentrum der Städte in die Bahnhofstrassen.

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Der Kopfbahnhof zwischenPost- und Telegraphen-gebäude, Heiliggeistkircheund Burgerspital aufeiner Fotografie von MoritzVollenweider, Bern,vor 1889.

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kam der neue Bahnhof zu stehen. Im aufkommenden Eisen-bahnzeitalter der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ver-schob sich das wirtschaftliche Zentrum der Städte in dieBahnhofstrassen. Dieses typische Phänomen marktwirt-schaftlicher Verschiebungen spielte sich in Bern innerhalbder einstigen Stadtbefestigung ab. Vor 1860 waren die Kram-gasse und die Gerechtigkeitsgasse das Zentrum des gesell-schaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in Bern. Mit der Er-öffnung des Bahnhofes wurden vor allem die Spitalgasse unddie Marktgasse sowie weitere Bereiche der westlichen Alt-stadt zu attraktiven Geschäftsstandorten. Damit war der Um-nutzungsdruck auf die obere Altstadt eingeleitet. Handel undGewerbe drängten in Bahnhofnähe. Bodenwertsteigerungenbegannen sich in Bern zu überstürzen. Die durchschnittlichenBodenpreise in der Spitalgasse stiegen zwischen 1850 und1910 um das Zwölffache. 1899 eröffneten David und FannyLoeb an der Spitalgasse das erste Warenhaus der Stadt, 1904folgten die Brüder Kaiser an der Marktgasse. Im 20. Jahrhun-dert wurden die Altstadthäuser vollständig umgebaut. Hinterden Fassaden entstand ein riesiges Einkaufs- und Arbeits-zentrum.

Die Aufwertung der Parzellen rund um den Bahnhof for-derte auch Opfer. Der Christoffelturm, der als Teil der mittel-alterlichen Wehranlagen bis ins 19. Jahrhundert einen bau-lichen Abschluss der Altstadt bildete, geriet unter den Ab-bruchhammer. Da er mitten in der Verkehrsachse der Spital-gasse stand, war er verkehrstechnisch und städtebaulich imWeg. Nach einer äusserst umstrittenen politischen Ausein-andersetzung beschloss die Gemeindeversammlung imDezember 1864 mit knapper Mehrheit, den Christoffelturmabzubrechen. Teile der Christoffelfigur, die in einer Nische desTurms gegen die Spitalgasse den Reisenden beim Verlassen

der Stadt entgegenblickte, befinden sich heute im BernischenHistorischen Museum.

Treffpunkt und Ort des FernwehsBahnhöfe sind seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertsals neue Torwerke zur Welt und zur Stadt nicht nur feste Be-standteile der Stadtbilder geworden. Sie haben sich als Sta-tionen des Reisens auch rasch zu erstrangigen öffentlichenOrten, zu Freiräumen und Kommunikationszentren ent-wickelt. Eine wichtige Qualität des Bahnhofs als öffentlicherOrt ist seine Anonymität: Es gibt auch in der Stadt Bern keinen

anderen Ort, an dem so viele und unterschiedliche Menschenfrei zusammenkommen.

Die Bahnhofhalle und später auch die Bahnhofunterfüh-rung waren Treffpunkte für unterschiedliche soziale Gruppen.Heute ist nur der offizielle «Treffpunkt» der SBB als solcherbezeichnet. Daneben finden sich an weiteren Orten regel-mässig Menschen jeden Alters und aus allen sozialen Schich-ten ein, um hier miteinander zu plaudern oder um einige Zeitzu verweilen. Bahnhöfe waren immer auch Orte des Ankom-mens, des Trennens, des Wartens und des Verabschiedens.Da hier Züge aus anderen Städten und Ländern ein- und aus-fahren, sind Bahnhöfe Orte der Sehnsucht nach der Ferne. EinAspekt, der besonders wichtig für Zugewanderte war, die nurauf Zeit in der Stadt arbeiteten und lebten.

In Bern ist seit den 1970er-Jahren für Menschen undGewerbe im Bahnhof buchstäblich «Untertauchen am Platz».

Die öffentlichen Räume des Bahnho-fes befinden sich grösstenteils unterdem Boden. Im Rahmen des Umbausdes Berner Bahnhofs 1957–1974wurde die Fussgängerunterführunggeschaffen, damit der Verkehr unge-

stört über den Bahnhofplatz rollen konnte. Seit den 1990er-Jahren unternehmen die SBB zusammen mit der Stadt undanderen Partnern im Rahmen des Masterplans Bahnhof Berngrosse Anstrengungen und Kosten, damit der Bahnhof «zu-gumzug» wieder ans Licht und ins Leben der Stadt gelangt.Als erste Schritte sind die oberirdischen Fussgängerverbin-dungen wieder hergestellt worden. Seit 2000 ist das ganzeBahnhofgebäude im Innern neu gestaltet und durch die Lichtdurchflutete Nordhalle ergänzt worden. Zurzeit entsteht einneuer Ausgang gegen die Heiliggeistkirche, der ein Fenstervom Bahnhof zum Stadtzentrum öffnet.

Aktuell

Die Bahnhöfe haben sich als Stationen des Reisens

rasch zu erstrangigen öffentlichen Orten, zu Freiräumen

und Kommunikationszentren entwickelt.

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Stadt fährt aufs Land und umgekehrtGleich «Fangarmen eines Polypen», so schrieb schon 1945der Corbusier-Schüler und PTT-Architekt Werner Hauser,greife die Stadt Bern in die freie Landschaft und reisse Kultur-land an sich. Die Mobilität war und ist wesentlicher Promotordieser Entwicklung. Umgekehrt schafft ein Bahn-, Bus- undTramangebot vorteilhafte Verbindungen von den ländlichenRäumen zurück in die Stadt. In alle Richtungen der BernerMittelland-Regionen führen heute schnelle Verbindungen aufder Schiene. Seit den 1960er-Jahren hat die Motorisierung inder Schweiz dazu geführt, dass die Kerngemeinden Einwoh-nerinnen und Einwohner verloren haben, die in die umliegen-den Vororte gezogen sind. Die Zahl der Arbeitsplätze hatgleichzeitig in den Stadtzentren stark zugenommen. Diesebeiden Trends haben den Pendlerverkehr für Arbeiten undFreizeit massiv ansteigen lassen. Seit den 1980er-Jahren zähltdie Gemeinde Bern mehr Arbeitsplätze als Einwohnerinnenund Einwohner. Der Prozentsatz der Pendelnden, die den öf-fentlichen Verkehr benutzen, erreicht in der AgglomerationBern Spitzenwerte. 56 Prozent der Pendlerinnen und Pendlergelangten 1990 mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Ar-beitsplatz in der Stadt Bern und 27 Prozent benutzten dasAuto. Als zweites S-Bahn-Netz der Schweiz nach Zürichnahm die S-Bahn Bern 1997 ihren Betrieb auf. Sie wird heutevon den drei Bahnunternehmen SBB, BLS Lötschberg-bahn AG und RM Regionalverkehr Mittelland betrieben. DieS-Bahn Bern bedient vom Bahnknotenpunkt Bern aus 138Bahnhöfe und Stationen in fünf Kantonen. Wenn zum Fahr-planwechsel 2004 die Bahn 2000 mit einem stark verdichte-ten Fahrplan den Betrieb aufnehmen wird, werden noch mehrFahrgäste den Bahnhof Bern durchqueren. Um den zusätz-lichen Ansturm bewältigen zu können, sind für die nächstenJahre weitere Bauprojekte geplant.

Die AusstellungDie Ausstellung «stadtbahnhof – bahnhofstadt» fokussiertüber vier Ausstellungskojen verkehrs- und stadtgeschicht-liche, wirtschaftliche, soziale und planerische Aspekte rundum den Bahnhof Bern. Die vier Themenschwerpunkte lassenden Bahnhof als einen sehr komplexen und erstrangigen öf-fentlichen Ort einer Stadt verstehen. Institutionen wie die Bur-gerbibliothek Bern, die SBB Infothek/Stiftung für das Histo-rische Erbe der SBB, das Verkehrshaus der Schweiz in Luzernund andere haben wichtige Dokumente, Bilder und Plakatezur Verfügung gestellt. Ferner ergänzen ein Film von CharlesZbinden über den Bahnhofumbau 1957–1974 und die Dia-Sequenz «Unterwegs im Zug» von Ricabeth Steiger die Aus-stellung um weitere eindrückliche Bilder.

Kontakt: [email protected], Telefon 031 320 32 [email protected], Telefon 055 210 69 33

Konzept: Peter Röllin (in Zusammenarbeit mit der StUB)Grafik: Stacy Müller, Art Direction, ZürichOrt der Ausstellung: Stadt- und Universitätsbibliothek Bern,Ausstellungsraum, Münstergasse 61– 63, 3011 BernDauer der Ausstellung: 6.November 2002 bis 29.März 2003Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 8 bis 20 Uhr; Sa 10 bis 12 UhrBegleitheft: Beschreibung der Ausstellung, Hinweise aufVeranstaltungen. Bestellung: Stadt- und Universitäts-bibliothek Bern, Telefon 031 320 32 56,Telefax 031 320 32 99,E-Mail [email protected]: Die Ausstellung begleiten verschie-dene Veranstaltungen: Theater, Vorträge, Podiumsdiskussion,Film, Führungen.Kontakt: Christine Felber, Öffentlichkeitsarbeit,Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, Münstergasse 61,3000 Bern 8, Telefon 031 320 32 56, Telefax 031 320 32 99,E-Mail [email protected] auch unter www.stub.unibe.ch

Das Warenhaus Kaiser & Coan der Marktgasse warb1914 mit seiner Lage nahebeim Bahnhof. Reklamevon Hans Eggimann aufKatalogen der Schweizeri-schen Landesausstel-lung 1914.

Schon früher herrschteenormer Andrang im Bahn-hof: Schulreise in den1950er-Jahren. FotodienstSBB.

Bern-Wylerfeld mit Blick-richtung Zollikofen.Die Mobilität ist Promotorder Landnahme. Vororts-und Regionalbahnenverbinden den ländlichenRaum mit der Stadt.Fotodienst SBB, um 1963.

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Aktuell

Drei Schenkungen bereichern die historischen Buchbestände der StUB –

Neu im Internet abrufbar ist der Katalog der Druckschriften Bongars

Neue Sammlungen in der StUBClaudia Engler ist Fachreferentin und Konservatorin für den Historischen Buchbestand der StUB

Schenkungen spielen in der Geschichte der StUB seit ihrerGründung im 16. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Sie tru-gen nicht nur wesentlich zur Bestandserweiterung bei, dankihnen konnten immer wieder bestehende Sammlungslückengeschlossen werden. Da sowohl geschenkte Einzelwerke alsauch geschlossene Sammlungen einzigartige Zeugnisse deswissenschaftlichen und kulturellen Lebens einzelner Persön-lichkeiten, Familien oder Institutionen sind, ist die StUB ihnengegenüber zu besonderer Sorgfalt verpflichtet. Dazu gehörtdie konservatorisch fachgerechte Lagerung und die Benut-zung nur im beaufsichtigten Lesesaal. Zudem werden histo-risch wertvolle Sammlungen nach Möglichkeit als geschlos-sener Bestand belassen und neben der Aufnahme in den IDS-Katalog in einem gedruckten Sonderkatalog dokumentiert.Damit bleibt der Sammler der Nachwelt in Erinnerung und dasGesammelte stets rekonstruierbar. Die StUB freut sich, in denvergangenen Jahren dank grosszügigen Donatoren um dreiweitere historische Sammlungen reicher geworden zu sein.

Sammlung LindtIm Februar 2000 schenkte Herr Thomas Lindt aus Sigriswilder StUB eine 33 Werke umfassende Sammlung theologi-scher Werke hauptsächlich des 16. und 17. Jahrhunderts. Inder Sammlung finden sich neben Werken der Berner Theolo-gen und Professoren Benedicht Aretius (ca. 1525 –1574) undChristoph Lüthard (1590 –1663) Schriften von Melanchthon,Calvin, Rudolf Gwalther, Josias Simler und Johann JacobGrynaeus ebenso wie römische Klassiker und Philippe deCommynes «Histori des Burgundischen Krieges» in einerStrassburger Ausgabe von 1551.

Bibliothek Charles Rathgeb

Eine ganz spezielle Bereicherung erfuhr die StUB mit der Bi-bliothek von Divisionär Charles Rathgeb (1897–1988), die imJuni 2001 von seinen Erben geschenkt worden war. Mit ihrenrund 300 Werken aus dem 19. und 20. Jahrhundert, vorwie-gend französische Literatur und Geschichte, dokumentiertsie nicht nur aufs Schönste die wissenschaftlichen Interessenvon Charles Rathgeb, sie zeigt insbesondere auch den Biblio-philen, der mit Sachverstand, Sinn für Ästhetik und grosserPassion seine Bücher wählte, binden liess und zeitlebenspflegte. Einen eigentlichen Schwerpunkt der Bibliothek bildendie Werke zur Byzantinistik. Alle bedeutenden Autoren zu die-sem Forschungsthema sind vertreten.

Bibliothek Gerzensee I und IIIn der Mitte des 18. Jahrhunderts war das «Neue SchlossGerzensee» Sitz der Familie von Graffenried. Diese pflegteüber Generationen eine enge Beziehung zu Büchern.1980übernahm die Schweizerische Nationalbank das Schloss undbaute es zum Tagungs- und Weiterbildungszentrum um. Sieschenkte der StUB 1998 die Reste der sich noch im Schlossbefindlichen Bibliothek, rund 120 Werke. Eine wichtige Ergän-zung erfuhr diese Schenkung durch Dr. Rudolf von Graffen-ried, Gerzensee-Längmoos, welcher der StUB im März 2001einen weiteren Teil der ehemaligen Schlossbibliothek undTeile seiner eigenen Sammlung übergab. Nachdem die bei-den Bibliotheken unter eigener Signatur (Gerz) zusammenge-führt worden sind, vermögen sie ein aufschlussreiches Bildüber das Kulturleben und die Leseinteressen des bernischenPatriziats im Ancien Régime zu geben.

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Ein neuer Katalog im Netz: Die Druckschriftender BongarsianaDie kostbarste und international bekannteste Schenkung inder StUB ist sicher diejenige von 1632, als der StrassburgerJakob Graviseth sein Erbe, die Büchersammlung des franzö-sischen Diplomaten Jacques Bongars (1554 –1612), der Ber-ner Bibliothek vermachte. Sie umfasst an die 7000 gedruckteSchriften, darunter mehr als 100 Inkunabeln, und 500 gröss-tenteils mittelalterliche Handschriften. Dank diesem «herr-lichen Präsent» genoss die Berner Bibliothek seit dem17. Jahrhundert unter den Gelehrten des In- und Auslandeshohes Ansehen und führt noch heute regelmässig Wissen-

schafter nach Bern. Seit 1951 werden die Druckschriften inder StUB, die Handschriften hingegen in der Burgerbibliothekverwahrt.

Rund 200 Jahre waren die Bongarschen Druckschriftenmit dem übrigen Bestand der StUB vermischt. In jahrelangerArbeit wurden sie wieder als Sonderbestand zusammenge-stellt und neu katalogisiert. Neben dem Formalkatalog ent-standen zusätzlich eine Drucker- und Provenienzkartei. AlleKataloge liegen seit 1993 auch in Microficheform vor. Um dieRecherchen im Bongarschen Druckschriftenkatalog zu ver-einfachen und auch unabhängig von einem Besuch vor Ortzu ermöglichen, wurde im laufenden Jahr der alphabetischeAutoren- und Titelkatalog mit seinen rund 13 000 Eintragun-gen digitalisiert und steht seit Mitte Oktober als reines Abbild(Image) im Internet zur Verfügung. Die Benutzung und Re-cherchemöglichkeiten entsprechen denjenigen des schonlänger aufgeschalteten «Alten Alphabetischen Kataloges».Die Bestände der Bibliothek Bongars sind nur im Lesesaaleinsehbar. Stark eingeschränkt sind ebenfalls aus konserva-torischen Gründen die Reproduktionsmöglichkeiten.

Katalog Bongarsiana:http://edbessrv6.unibe.ch/de/index_Bon.htm mit weiter-führenden Links zur Geschichte, weiteren Katalogen und inhalt-lichen Aspekten der Bongarsiana

Kontakt: [email protected], Telefon 031 320 32 50

Stark annotierte Seiten in«De consolatione philo-sophiae» von Boethius, Köln1535, aus der SammlungLindt (StUB-Signatur:Rar alt 99)

Titelblatt der Zeitschrift«L’ILLUSTRATION» vom18. Januar 1851, BibliothekGerzensee II(ohne Signatur)

Bibliothek Charles Rathgeb:Titelblatt der Architecturamilitaris von Johannes Teyler,Rotterdam 1697 (StUB-Signatur: Rar 904)

Sonderkatalogezu den Sammlungen:– Sammlung Lindt: Geschenk

von Pfr. Thomas Lindt, Sigris-wil, Februar 2000, bearb. vonClaudia Engler, Bern 2002(StUB-Signatur: RAE 4011)

– Bibliothek Charles Rathgeb:Geschenk von Albert Rathgeb,Yvonne Schürch-Rathgeb undMarianne Gautschi-Rathgeb,bearb. von Nancy Narbel undClaudia Engler, Bern 2002(StUB-Signatur: RAE 4109)

– Bibliothek Neues SchlossGerzensee I: Geschenk derSchweizerischen National-bank, Dezember 1998, bearb.von Claudia Engler, Bern 2000(StUB-Signatur: RAE 2463:1)

– Bibliothek Neues SchlossGerzensee II : Geschenk vonDr. Rudolf von Graffenried,März 2001, bearb. von ClaudiaEngler, Bern 2002 (StUB-Signatur: RAE 2463: 2)

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Aktuell

Veröffentlichungvon Berner Dissertationen im Internet

Hans Rudolf Kull ist Webmaster der StUB

Dissertationen werden im In- und Ausland vermehrt im Inter-net publiziert. Meist wird dann auf eine gedruckte Versionverzichtet, die wesentlich teurer ist. Auch die Stadt- und Uni-versitätsbibliothek Bern (StUB) bietet Doktorandinnen undDoktoranden an, ihre Dissertation als Volltext im Internet zuveröffentlichen. Das geschieht in folgender Weise:

Im Online-Katalog IDS Basel/Bern wird im Katalogein-trag der betreffenden Dissertation ein Link auf eine Seite derStUB eingefügt. Auf ihr findet man eine bibliografische Be-schreibung der Dissertation sowie je einen Link zum Abstract

und zum Volltext der Arbeit. Die StUB unterhält im Web eineListe ihrer elektronischen Dissertationen.

Die Dissertation wird von der Doktorandin oder demDoktoranden gemäss Anleitung im PDF-Format bereit ge-stellt. Es handelt sich dabei um ein gängiges Anzeigeformat,das auch für Volltextzeitschriftenartikel im Internet verwendetwird. Das Format bietet die Möglichkeit, Textausschnitte zukopieren und in andere Dokumente einzufügen.

Für das Herunterladen der Dokumente ist keine Anmel-dung erforderlich. Es werden auch keine Gebühren erhoben.Die Werke sind jedoch urheberrechtlich geschützt, wobei dieRechte in der Regel beim Autor respektive bei der Autorin lie-gen. Für die Publikation im Web unterschreibt der Autor oderdie Autorin eine Einverständniserklärung.

Auch andere Universitätsbibliotheken der Schweiz bie-ten Dissertationen im Netz an. Besonders ausgebaut ist derDienst bei der ETH-Bibliothek in Zürich. Seit 1999 werden alleDissertationen anhand eines Belegexemplars systematischgescannt und im PDF-Format angeboten. Vorbehalten bleibtdie Einwilligung der Doktorandin oder des Doktoranden. DieVolltexte werden – abgesehen vom Nachweis im NEBIS-

Katalog – auf einer speziellen Webseite angeboten: http://e-collection.ethbib.ethz.ch/diss/

Die Öffentliche Bibliothek der Universität Basel bietetDoktorandinnen und Dok-toranden die Möglichkeitan, ihre Dissertation unent-geltlich im Internet zu pub-lizieren. Mitte September2002 sind so 19 Arbeiten

auf dem Server der UB Basel zu finden, davon sind 18 Titelaus der philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und einer aus der philosophisch-historischen Fakultät:http://www.unibas.ch/diss/

Die Universität St. Gallen hat ein ähnliches Angebot wiedie Universitätsbibliothek Basel: http://verdi.unisg.ch /www/edis.nsf

Wer sich für die Publikation seiner Dissertation im Inter-net interessiert, kann sich an den Webmaster der Stadt- undUniversitätsbibliothek Bern wenden.

Kontakt: [email protected], Telefon 031 320 32 58

Die Stadt- und Universitätsbibliothek Bern bietet als neue Dienstleistung an,

Dissertationen im Internet zu veröffentlichen.

Ein Muster für eine elektronische Dissertation wird unter

http://www.stub.unibe.ch/html/recherche/diss/eldiss.html

angezeigt.

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Projekt

Die gestalterischen Möglichkeiten, welche der Computer unddie zahlreichen Gestaltungsprogramme bieten, haben vieler-orts dazu geführt, dass Drucksachen «im Hause» hergestelltwerden. Dies hat den Vorteil, dass sie rascher und kosten-günstiger realisiert werden können. Die einfache Umsetzungbirgt aber auch den Nachteil, dass die Drucksachen oft nicht ineiner Hand bleiben und gerade kleinere Aufgaben wie Hin-weiszettel mehrere Gestalter finden. Der Anspruch, den dieGestaltung und Typografie an eine Drucksache stellen, wirddabei in der Regel unterschätzt. Die Folgen davon: Die Druck-sachen werden immer vielfältiger und uneinheitlicher, und dieProfessionalität ist immer weniger spürbar. Diese Situation hatdie StUB dazu bewogen, ihre Drucksachen zu überprüfen undfür sie einheitliche grafische Vorgaben zu entwickeln. Den Auf-trag dazu erteilte sie den beiden typografischen Gestaltern UrsBernet und Jürg Schönenberger aus Zürich, welche die Ent-würfe zu den neuen Drucksachen vorlegten.

Das grafische Erscheinungsbild der StUB ist stark ge-prägt von drei bestimmenden Elementen: dem Logo mit denbeiden aufgeschlagenen Büchern, der Farbe Blau und demSchrifttyp Helvetica. Diese sollten beibehalten werden, dadas ganze Leitsystem der Bibliothek auf ihnen beruht. Frei-räume gewährten wir den Gestaltern in Bezug auf weitereFarben und zusätzliche Schrifttypen. Diese sollten dazu bei-tragen, die einzelnen Gefässe besser zu unterscheiden unddas Schriftbild lebendiger zu machen. Neu verbinden nun dieim rechten Winkel stehenden Schriftzüge mit dem Logo im«Nullpunkt» sowie ein Schwarzweissbild die verschiedenenDrucksachen, wobei beide Gestaltungselemente analog zuden Büchern im Logo leicht nach links ausgedreht sind.

Gleichzeitig zur grafischen Erneuerung der Drucksachenwurden auch inhaltlich-konzeptionelle Veränderungen vorge-nommen. Die grösste erfuhr die Mitarbeiterzeitschrift StUBs-nase, die sich inhaltlich neu ausgerichtet zu LIBERNENSIS

gewandelt hat. Als Drucksache, die am konstantesten bleibt,ist sie im leicht veränderten StUB-Blau gehalten. Als zweiterSchrifttyp wird hier zusätzlich zur Helvetica die Glypha ver-wendet.

Aus dem früheren Kaleidoskop wurde neu der Kalenderfür Vorträge, Lesungen, Ausstellungen, Führungen und Schu-lungen, der halbjährlich erscheint und den Beginn einesneuen Semesters jeweils mit einem Farbwechsel, Orange imSommer und Grün im Winter, anzeigt. Die Drucksachen zu denAusstellungen und ihrem Begleitprogramm tragen die FarbeRot. Dem Bedürfnis nach Einheitlichkeit und klarer typogra-fischer Vorgabe entsprechen fast am stärksten die neuen Hin-weiszettel mit blauem und rotem Rand, die für die Ankündi-gung von einzelnen Veranstaltungen eingesetzt werden.

Die «neue Schräge» in den StUB-Drucksachen erregtzuweilen Schwindel. Die Ziele, welche wir uns bei dieser Neu-gestaltung gesetzt haben, sind jedoch erfüllt: Die Druck-sachen wirken professioneller und einheitlicher, und für dieHerstellenden «im Hause» ist die Ausführung dank präzisergrafischer Vorgaben einfacher geworden.

Kontakt: [email protected], Telefon 031 320 32 56

Die Gestalter der neuen StUB-DrucksachenUrs Bernet und Jürg Schönenberger sind ausgebildete TypografischeGestalter und arbeiten seit sechs Jahren freiberuflich. Ihr grafischesAtelier Bernet&Schönenberger in Zürich hat sich spezialisiert auf dieGestaltung von Büchern und Zeitschriften sowie auf die Konzeptionvon Ausstellungsbeschriftungen. Sie arbeiten unter anderem für dasBernische Historische Museum, die Schweizerische Gesellschaft fürKunstgeschichte, das Stapferhaus Lenzburg, den Verlag hier+ jetzt undfür das Institut gta der ETH Zürich. www.typographie.ch.

Die StUB hat ihre Drucksachen einer einheit-

lichen und professionellen Gestaltung

unterzogen und sie inhaltlich neu konzipiert.

Die neuenStUB-Drucksachen

Christine Felber ist Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit in der StUB

STADT- UND UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK BERN

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Interview

Die im Verein «museen bern» zusammengeschlossenen Berner Museen und Ausstellungs-

häuser betreiben seit fünf Jahren gemeinsam Marketing und Öffentlichkeitsarbeit.

Museumsmarketingim Dienst des Stadtmarketings

Christine Felber, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der StUB, im Gespräch mit Thomas Dominik Meier,Präsident des Vereins «museen bern» und Direktor des Museums für Kommunikation, und Silvia Müller,Geschäftsführerin der Koordinationsstelle des Vereins «museen bern»

Im November 1997 haben sich Museen und Garten-anlagen der Stadt Bern im Verein «Museen in Bern»zusammengeschlossen. Was hat Sie und Ihre Mitin-itianten dazu bewogen, diese Einrichtung ins Lebenzu rufen?

TM: Es hat seit Jahren einen lockeren Verband gegeben, beidem die grossen Ausstellungshäuser auf freiwilliger Basis ge-meinsame Anliegen verfolgten. Da im Kulturbereich profes-sionelles Marketing und Public Relations immer wichtigerwerden, hätte diese Arbeitsform jedoch längerfristig keineZukunft gehabt. 1997 haben wir daher den Verein «Museen inBern», heute «museen bern» gegründet, mit dem Ziel, die Zu-sammenarbeit und den gemeinsamen Auftritt von BernsMuseen und Anlagen zu fördern. Neu wurde eine Geschäfts-stelle geschaffen, welche Koordinations- und andere Auf-gaben übernimmt.

Seit 1999 koordinieren Sie, Frau Müller, die Ge-schäfte des Vereins. Welches sind die Schwerpunk-te Ihrer Tätigkeit?

SM: Das sind zunächst die Drucksachen, die wir regelmässigherausgeben: den Jahresprospekt, das dreisprachige Lepo-rello und das Plakat, die beide alle vier Monate erscheinen.Hinzu kommt die Betreuung der Homepage, auf der die Aus-stellungen und Vernissagen publiziert werden. Die Mitgliederdes Vereins können die Daten zu den Ausstellungen, Vernis-sagen und weiteren Veranstaltungen selbst eingeben undgleich kontrollieren, welche Tage schon belegt sind. So findeteine optimale Koordination statt. Zu meinen Aufgaben gehörtauch die ganze administrative und finanzielle Seite. Einmal im

Jahr kommen die Institutionen zu einer Mitgliederversamm-lung und einmal zu einer Koordinationssitzung zusammen.Eine sehr wichtige Aufgabe ist zudem die Kontaktpflege zuden Institutionen. Es möchten auch immer mehr Museenausserhalb von Bern mit uns zusammenarbeiten. Und wirwiederum suchen die Zusammenarbeit mit anderen grösse-ren Museumsstädten. Dann gelangen die unterschiedlichstenAnfragen von Museumsbesuchern an uns, beispielsweisewann ein Museum geöffnet ist. Je bekannter wir werden,desto häufiger werden wir angegangen.

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Treten die Mitglieder mit speziellen Anliegen an denVerein?

SM: Ja, aus dem Kreis der Mitglieder kommen immer wiederVorschläge zu gemeinsamen Problemlösungen. So haben wirzum Beispiel schon über einen koordinierten Einkauf einesAudio Guide Systems beraten. Auch über die Einrichtung vonMuseumsshops haben wir diskutiert. Ein Thema, das uns seitBeginn unserer Tätigkeit beschäftigt, ist ein Signalisations-system, das alle kulturellen Institutionen umfasst. Ein solchesSystem macht die Kulturinstitute sichtbar und erleichtert denBesucherinnen und Besuchern den Zugang. Bei solchen Ge-sprächen geht es in erster Linie um den Austausch von In-formationen, aber natürlich auch um das Bündeln von Res-sourcen.

Besteht unter den Institutionen nicht zuweilen einKonflikt zwischen gemeinsamen und eigenen Inte-ressen?

TM: Diesen gibt es in der Tat. Die Institutionen haben aufder einen Seite das gemeinsame Interesse, die Museen undAusstellungshäuser in Bern bewusster zu kommunizieren.Auf der anderen sind sie verständlicherweise um einen eige-nen starken Auftritt bemüht. Da muss man einen Ausgleichfinden, wo man zusammenarbeiten kann und wo die Insti-tutionen selbst ihr Profil entwickeln müssen. Die Interes-sen überlappen sich zum Beispiel auch bei der Sponsoren-suche. So kann es vorkommen, dass der Verein und die Insti-tutionen bei den gleichen Unternehmen und Geldgebern an-klopfen.

Sie haben ein Budget von Fr. 200 000. Die Mitglie-derbeiträge machen Fr. 90 000 aus. Wie finanzierenSie die übrige Vereinstätigkeit?

SM: Der Löwenanteil unserer Mittel stammt aus den Bei-trägen der Mitglieder. Diese bezahlen allerdings unterschied-lich viel. Die Bandbreite reicht von Fr. 800 bis Fr. 12 000jährlich. Dieses solidarische System mit verschiedenenBeitragskategorien, dessen Zustandekommen als beacht-liche Leistung anzusehen ist, trägt der unterschiedlichenFinanzkraft der einzelnen Institutionen Rechnung. Eine Ko-operation besteht zudem mit der Berner Kantonalbank

(BEKB). Die dritte Finanzquelle sind die Inserenten unsererPublikationen.

Wie haben die Stadtbehörden auf ihr Engagementreagiert?

TM: Lange Zeit überhaupt nicht. Wir hatten den Eindruck,dass sich die Stadt Bern ihres kulturellen Potenzials kaum be-wusst ist. Dies hat sich allerdings geändert. Mit den kulturel-len Erneuerungsschüben durch das Paul Klee-Zentrum, dasProjekt Gegenwart des Kunstmuseums und den Annexbaudes Historischen Museums ist offenbar das Bewusstsein ge-stiegen, dass man das Angebot, das die Stadt als Ganzes hat,besser vermarkten muss – und mit Vorteil auch Synergiennutzt. Ein grosser Einschnitt bedeuteten auch die Budgetkür-zungen, bei denen ein grosser Aufschrei durch den Vereinging und gemeinsames Handeln angesagt war. Derzeit ver-suchen wir mit Vertretern der Stadt Strategien zu entwickeln,wie es mit der Koordinationsstelle weitergehen könnte. Wir

Silvia Müller, Geschäfts-führerin der Koordinations-stelle des Vereins «museenbern», und Thomas Domi-nik Meier, Präsident des Ver-eins und Direktor des Mu-seums für Kommunikation.

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beraten auch, welche Rolle die Stadt oder der Kanton beimMuseumsmarketing einnehmen könnte.

Gibt es noch eine weiter gehende Zusammenarbeitunter den Mitgliedern, in dem Sinn, dass Sie ge-meinsame Projekte, wie eine Publikation oder eineAusstellung, entwickeln?

SM: An Ideen mangelt es uns nicht, hingegen an der Zeit. Mit40 Stellenprozenten für die Koordinationsstelle lässt sichnicht allzu viel ausrichten. Doch Projekte sind zum Beispielder VMS-ICOM-Kongress, den wir nach Bern geholt und or-ganisiert haben. Das andere Projekt ist die Berner Museums-nacht, die im März 2003 stattfinden wird. Dies ist unser erstesgrosses gemeinsames Projekt, das uns hoffentlich noch stär-ker zusammenführen wird.

Welche Rolle spielen die Bibliotheken im Museums-verbund?

TM: Dies ist eine Frage, die uns häufig gestellt wird, da derVerein «museen bern» heisst, er aber doch recht heterogenzusammengesetzt ist. Der Verein schliesst sowohl Museenals auch Bibliotheken, Archive und den Botanischen Gartenein und hiess daher früher «Museen und Anlagen». Die Bib-liotheken haben sich von Anfang an um eine Mitgliedschaftbemüht, da sie wie Museen über Sammlungen verfügen –über Büchersammlungen eben – und sie diese in Ausstel-lungen auch präsentieren. In Bibliotheken gehören Aus-stellungen zwar nicht zum Kerngeschäft, sondern sind Teilder Promotion. Sie sprechen jedoch dasselbe Zielpublikuman.

Wie ist es denn beim Botanischen Garten, einemMitglied, das keine Sammlung hat?

TM: Das sieht Klaus Ammann anders. Er sagt, er sei das Blu-menmuseum und er stelle aus. Sie gehen in den BotanischenGarten wie Sie ein Museum besuchen. Die Ausstellungen sindebenfalls thematisch.

In Ihre Öffentlichkeitsarbeit – zumindest im Jahres-prospekt – schliessen Sie das WeltkulturdenkmalBern mit ein. Welche Überlegungen spielen dabeieine Rolle?

TM: Wie die Museen und Bibliotheken gehört auch die ge-schützte Altstadt zum Kulturgut Berns. Wir möchten in un-serem Jahresprospekt nicht den Anschein erwecken, dassdas Weltkulturdenkmal Bern Mitglied bei uns sei. Wenn manjedoch Stadtmarketing breit versteht, dann ist es einer derAnziehungspunkte Berns, das den Kulturbereich integraltangiert. Für den Besuch unserer Museen ist daher die Attrak-tivität der Stadt ganz entscheidend. Insofern sind das Marke-ting der Museen und das Marketing der Stadt eng miteinan-der verwoben und unterstützen sich auch gegenseitig.

Inwieweit arbeiten Sie mit Bern Tourismus und an-deren Stellen, die Stadtmarketing betreiben, zu-sammen?

SM: Bern Tourismus ist ein Mitglied unseres Vereins. Der Di-rektor Raymond Gertschen ist sogar im Vorstand «museenbern» vertreten. Bern Tourismus übernimmt einen grossenTeil der Verbreitung unserer Prospekte und Plakate. Es be-steht auch eine enge Zusammenarbeit beim Einholen der In-

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Mitgliederdes Vereins «museen bern»:– Abegg-Stiftung Riggisberg– Antikensammlung Bern– Bern Tourismus– Bernisches Historisches

Museum– Botanischer Garten

der Universität Bern– Burgerbibliothek Bern– Centre Dürrenmatt

Neuchâtel– Einstein-Haus– Kornhausforum– Heilsarmee-Museum

und Archiv– Kunsthalle Bern– Kunstmuseum Bern– Museum für Kommunikation – Naturhistorisches Museum

der Burgergemeinde Bern– Paul Klee-Zentrum– Psychiatrie-Museum Bern– Schloss Oberhofen

am Thunersee– Sammlung Im Obersteg

in Oberhofen – Schloss Landshut –

Schweizer Museum für Wildund Jagd in Utzenstorf

– Schloss Jegenstorf –Museum für bernischeWohnkultur in Jegenstorf

– Schweizerische Landes-bibliothek, SchweizerischesLiteraturarchiv

– SchweizerischeTheatersammlung

– Schweizerisches AlpinesMuseum

– Schweizerisches Bundes-archiv

– Schweizerisches Schützen-museum

– Staatsarchiv des KantonsBern

– Stadt- und Universitäts-bibliothek Bern

– Stadtgärtnerei Bern,Orangerie Elfenau

KontaktePräsident:– Dr. Thomas Dominik Meier,

Direktor Museumfür Kommunikation

Vorstand des Vereins«museen bern»:– Prof. Dr. Klaus Ammann,

Direktor Botanischer Gartender Universität Bern

– Peter Edwin Erismann,Schweizerisches Literatur-archiv, SchweizerischeLandesbibliothek

– Raymond Gertschen,Direktor Bern Tourismus

– Peter Jezler,Direktor BernischesHistorisches Museum

– Dr. Urs Kneubühl, DirektorSchweizerischesAlpines Museum

– Dr. Peter Lüps, SchlossLandshut, p.a. Natur-historisches Museum derBurgergemeinde Bern

– Silvia Müller, Geschäfts-führerin KoordinationsstelleVerein «museen bern»

– Dr. Claudia Rosiny,Kornhausforum

– Kunstmuseum Bern, vakant

Koordinationsstelle undGeschäftsstelle:– Silvia Müller, Geschäfts-

leiterin, Brunngasse 60,3011 BernTelefon 031 312 72 72Telefax 031 312 38 [email protected]

jekt Gegenwart des Kunstmuseums wird es noch mehr Institu-tionen geben, die mit einem hohen Ansehen in den Markt ein-treten. Dieser Ausbau im Angebot erfordert, dass die Stelle,welche die Stadt im Museumsbereich vermarktet, ebenfallsausgebaut wird. Die Stadt Bern hat mit ihren Sammlungen einsehr grosses Potenzial. Ich sage immer, das Kirchenfeld ist dasgrösste Landesmuseum der Schweiz, wenn man die dortigenSammlungen zusammennimmt. Und die künftige Kunstmeilean der Hodlerstrasse hat zusammen mit dem Paul Klee-Zen-trum ebenfalls ein grosses Potenzial. Insgesamt ist das eineungeheure Kraft, die entsprechend nach Ausdruck verlangt!

Kontakt: [email protected], Telefon 031 320 32 [email protected], Telefon 031 357 55 [email protected], Telefon 031 312 72 72

formationen, die teils für die Medien von Bern Tourismus undgleichzeitig für unsere eigenen Medien benötigt werden. DasProjekt Museumsnacht wird von Bern Tourismus und BernHotels mitgetragen.

Kennen Sie vergleichbare Einrichtungen in anderenSchweizer Städten oder im Ausland, die Ihnen alsVorbild dienen?

TM: Der Museumsdienst Basel ist für uns der wichtigste An-sprechpartner oder Orientierungspunkt in der Schweiz. Danngibt es ähnliche Institutionen in Zürich, Luzern, Lausanne undGenf. Basel ist für uns jedoch der «Leuchtturm». Im deut-schen Raum gibt es viele Städte, in denen die Museumsleis-tungen sehr engagiert kommuniziert werden.

Erfüllt der Verein «museen bern» nicht im Grundeeine städtische Aufgabe?

TM: Das Problem ist, dass die Museen in Bern im Unter-schied zu Basel sehr heterogene Trägerschaften haben, sodie Stadt, den Kanton oder die Burgergemeinde. Dadurch istein Zusammengehen nicht ganz einfach. Wenn alle Museen instädtischem Besitz wären oder von der Stadt finanziert wür-den, wäre das eine andere Geschichte. Aber die Stadt hatimmer die Haltung eingenommen, dass es unterschiedlicheTräger gibt. Unsere Aktivitäten dienen jedoch nicht allein denInstitutionen, sondern fördern ganz klar die Attraktivität derStadt. Es gibt Städte, die weit weniger Museen haben undsich als Museumsstädte anpreisen.

Welchen Erfolg würden Sie als den schönsten IhrerArbeit bezeichnen?

TM: Das Erfreulichste ist für mich, dass wir den Verein – in An-betracht dessen, dass weder die Stadt noch der Kanton dafürMittel bereit stellt – aufrecht erhalten konnten, das heisst,dass wir die finanziellen Probleme, die wir lange Zeit hatten,auffangen konnten. Wir können zwar nur ein Minimum rea-lisieren, doch dieses Minimum ist finanziert. Es ist auch schönzu sehen, wie sich unter den Museen eine Solidargemein-schaft entwickelt hat.

SM: Für mich ist es sehr befriedigend, dass die ArbeitAnerkennung findet und eine grosse Nachfrage besteht –auch wenn diese dauernd zunimmt. Unsere Aufgabe ist dem-nach unbestritten.

Was wünschen Sie sich für Ihre künftige Arbeit?TM: Mehr finanzielle und personelle Ressourcen, damit wir dieArbeit im Dienste der Stadt besser machen können. Es bestehtein Bedarf, das Angebot der Stadt im Museumsbereich besserzu kommunizieren. Mit dem Paul Klee-Zentrum und dem Pro-

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Die Burgerbibliothek Bern hat sich seit ihrer Eröffnung 1952 zu einer Institution

entwickelt, die für Forschende der Berner und Schweizer Geschichte unentbehrlich

geworden ist.

Die Burgerbibliothek Bernist 50 Jahre alt

J. Harald Wäber ist Direktor der Burgerbibliothek Bern

Am 15. Oktober dieses Jahres feierte die Burgerbibliothek imKreise ihrer Freunde mit einem Festakt im Kultur-Casino Bernihr 50-jähriges Bestehen. Sie tut dies in geistiger Frische undbester Laune, kann sie doch erfreulicherweise auf ein halbesJahrhundert erfolgreiche Geschichte zurückblicken.

Wenn die Burgerbibliothek Bern 1951 ins Leben gerufenwurde und 1952 dem Publikum ihre Tore öffnete, so war diesdem Umstand zu verdanken, dass die bisher der Burgerge-meinde Bern gehörende Stadt- und Hochschulbibliothek, diezu einer allzu grossen finanziellen Belastung geworden war, in

eine Stiftung umgewandelt und damit verselbständigt wurde.Die Burgergemeinde behielt dabei die gesamte Handschrif-tenabteilung und bildete daraus die Burgerbibliothek Bern,die auch heute noch eine Abteilung der Burgergemeinde ist.Der Kern der Burgerbibliothek ist also eng mit der Geschichteder städtischen Bibliothek verbunden, die bis in die Reforma-tionszeit zurückverfolgt werden kann. Sie erhielt in der FolgeauchdenNamen,dendiese im18. Jahrhundert trug,wasnichtganz glücklich ist, stellt doch die Burgerbibliothek mit denHandschriften, die sie verwaltet, im Wesentlichen keine Bi-bliothek, sondern vielmehr ein Archiv dar.

In den ersten Jahren ihrer Existenz wurde die Traditionder ehemaligen Handschriftenabteilung der Stadt- und Hoch-schulbibliothek weitergeführt. Die Burgerbibliothek nahm fast

ausschliesslich Bestände auf, die privaten Charakter hattenund aus Privatbesitz stammten. In den 1960er und 70er-Jah-ren veränderte sich der Charakter des Instituts durch zuneh-mende Ablieferungen von Beständen der burgerlichen Ver-waltung und von Zunftarchiven von einem Archiv mit privatenSchriften in Richtung eines Gemeindearchivs der Burgerge-meinde Bern.

Darüber hinaus entwickelte sich die Burgerbibliothekschon bald zu einer Dokumentationsstelle für bernische Ge-schichte, die immer neue Fassetten hinzugewann: Die 1953

erfolgte Gründung der Publikationsreihe«Schriften der Burgerbibliothek Bern»,die Errichtung einer Dokumentation zubernischen Ahnenporträts, der Aufbaueiner Fotosammlung historisch-topogra-fischer Berner Ansichten, die seit 1975

jährlich erscheinende«Bibliographie der Berner Geschichte»,die Übernahme der grafischen Bildersammlung der Stadt-und Universitätsbibliothek und schliesslich das vor der Voll-endung stehende Berner Albrecht v. Haller-Projekt waren fürdie Burgerbibliothek Schritte auf dem Weg zu einer Institution,welche für eine Benutzerschaft, die in bernischer und schwei-zerischer Geschichte forscht, unentbehrlich geworden ist.

Was bieten die insgesamt drei Abteilungen der Burger-bibliothek Bern heute der Benutzerschaft?Die Abteilung Helvetica-Bernensia ist die umfangreichsteund beinhaltet rund 1 400 Laufmeter Archivalien und Hand-schriften zur Berner und Schweizer Geschichte. Darunter be-finden sich zum Teil sehr bedeutsame Einzelstücke, so etwa

Die Burgerbibliothek Bern verfügt heute über die dritt-

grösste mittelalterliche Handschriftensammlung

der Schweiz, die über 650 mittelalterliche Codices umfasst.

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die Bilderchroniken Diebold Schillings (†1485), aber auch un-gefähr 350 Privatarchive. Dazu zählen Archive historischerFamilien, Nachlässe von Persönlichkeiten, Vereins- und Ge-sellschaftsarchive sowie einige Firmenarchive. Die Beständebesitzen zuweilen einen beträchtlichen historischen Wert.So befinden sich darunter zum Beispiel die Nachlässe desGelehrten Albrecht v. Haller (1708 –1777), des PädagogenPhilipp Emanuel v. Fellenberg (1771–1844), des Epikers Jere-mias Gotthelf (1797–1854) sowie des Kinderbuchautors undMalers Ernst Kreidolf (1863 –1956). Da die Burgerbibliothekauch die Funktion des Endarchivs der Burgergemeinde Bernausübt, enthält die Abteilung ebenfalls deren Verwaltungs-archive sowie die Archive der Berner Gesellschaften undZünfte.

Die Abteilung Bongarsiana-Codices widmet sich einerinternational bekannten Sammlung vorwiegend mittelalter-

licher Handschriften. Deren Schwerpunkte bilden die römi-sche Literatur, besonders Grammatik, Literatur und Ge-schichtsschreibung in Abschriften, vornehmlich aus der karo-lingischen Epoche, sowie altfranzösische und mittelhoch-deutsche Texte. Man findet darunter Manuskripte von grös-ster Bedeutung für die Texttradition, aber auch Handschriftenmit prächtiger Buchmalerei. Die Sammlung hat der hugenotti-sche Diplomat und Gelehrte Jacques Bongars (1554 –1612)zusammengetragen. Während der Hugenottenkriege hattedieser gegen 1000 Handschriften sowie 6 000 Drucke erwor-ben, darunter auch solche, die aus französischen Klöstern ge-plündert worden waren. Sein Erbe, Jacques Graviseth (1598 –1658) aus Strassburg, der sich mit der Bernerin Salome v. Er-lach (1604 –1636) ehelich verband, schenkte die Sammlungder Bibliothek als Dank für die Erteilung des bernischen Bur-gerrechts. Im Laufe der Jahrhunderte kamen zu dieser «Bon-

In der Abteilung Bongar-siana-Codices lagert dieseAnfangsminiatur mit derangeschlossenen Initiale«U» in einer altfranzösischenChronik von Karls desGrossen angeblichem Kreuz-zug ins Baskenland, ge-schrieben und gemalt inNordfrankreich am Ende des13. Jahrhunderts. (Burger-bibliothek Bern, Codex 115,fol. 72r, Ausschnitt)

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garsiana» genannten Sammlung weitere Ankäufe und Schen-kungen hinzu. So verfügt Bern heute über die drittgrösstemittelalterliche Handschriftensammlung der Schweiz, dieüber 650 mittelalterliche Codices umfasst. In neuerer Zeit sindweitere 360 europäische Handschriften sowie 50 orienta-lische, 40 griechische und 25 hebräische Manuskripte dazu-gekommen.

Die Abteilung Grafik und Bibliografie schliesslich ver-waltet eine Grafik- und Fotosammlung mit über 20 000 histo-rischen Bilddokumenten. Darunter befinden sich mindestens4 500 Ansichten der Stadt Bern und Umgebung, historischeBerner Stadtpläne, Abbildungen bernischer Herrschafts- undLandsitze sowie Bildmaterial zu kulturhistorischen Themen.Die Abteilung ist auch für die Handbibliothek zur Berner undSchweizer Geschichte verantwortlich sowie für die zwei Spe-zialbibliotheken zu Albrecht v. Haller und Jeremias Gotthelf

und für die historischen Familienbibliotheken v. Mülinen undv. Mutach. Zudem erarbeitet die Abteilung die seit 1975 jähr-lich erscheinende «Bibliographie der Berner Geschichte».

Als Archiv und Dienstleistungsbetrieb stellt die Burger-bibliothek eine kommunikationsfreudige Institution dar, in derneben der direkten Betreuung der Benutzerschaft die durchPublikationen, Führungen, Ausstellungen sowie Vorträge undReden bestimmte Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rollespielt. Die Burgerbibliothek Bern steht nicht nur der berni-schen Burgerschaft, sondern jeder interessierten Personoffen. Mit 50 Jahren so neugierig wie am ersten Tag, freut siesich auch auf Ihren Besuch!

Kontakt: [email protected],Telefon 031 320 33 62

Eine der oft benutzten Quel-len der Abteilung Helvetica-Bernensia ist die mehr-bändige Chronik «Die Brunnenzu Bern» des GeistlichenKarl Howald (1796 –1869). Indieser erzählt er, von denzahlreichen Brunnen Bernsausgehend, schriftlich undzeichnerisch vom städtischenLeben und den Alltagssorgenund -freuden der Bewohne-rinnen und Bewohner der um-liegenden Häuser undGassen, so auch vom Hut-macher Vinzenz Schumacher(1739 –1809), einem wohl-beleibten Stadtoriginal.(Burgerbibliothek Bern, Mss.h. h. XXIb 365, S.133)

Die Abteilung Grafik und Bi-bliografie verwahrt dieseAnsicht des Schultheissens-aals der StadtbibliothekBern während der Ausstellungzum Gedenken Albrechtv. Hallers im Jahr 1788. Dieanonyme Albuminpapier-Fotografie ist wohl die ältesteInnenaufnahme der Grafik-und Fotosammlung derBurgerbibliothek, deren the-matischen Schwerpunkttopografische Ansichten ausder Stadt Bern bilden.(Burgerbibliothek Bern,ohne Signatur, Repro-Neg.Nr. 12476.)

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«Die Musscowiter oder Russen wollen wir erstlich vonaussen, nemblich nach Ihrem aeusserlichen Ansehen Gestalt:Wie auch Kleidungen und hernach von innen als nach IhrenGemüthern, Geschicklichkeiten und Sitten betrachten»,schrieb Adam Olearius 1656. Adam Olearius alias Brügge-mann war Mitglied der Holsteinischen Gesandtschaft im Mo-skauer Reich in den Jahren 1635 –1639 und hinterliess derWelt für viele Jahre den besten Bericht über die Verhältnisse inRussland. Olearius II., der sich hier vorstellt, beruft sich gerneauf den holsteinischen Gesandten und Reisenden Olearius. Erimportiert aus Russland neue wissenschaftliche Literatur, vorallem zur russischen Geschichte, und möchte damit wie seinVorbild sinnvolle Kenntnisse vermitteln. Sein Angebot ist aufdiesem Gebiet weltweit mit das grösste. Mittlerweile sind esrund 10 000 Titel. Einer der Nutzniesser dieses Russland-imports ist die Schweizerische Osteuropabibliothek.

Um an die russischen Bücher zu gelangen, nimmt Olea-rius II. den etwas modifizierten «hansischen» Weg. Dieserführt über Lübeck durch die Ostsee, dann über Finnland nachSt. Petersburg. Von Helsinki nach St. Petersburg braucht mannur eine Grenze zu überschreiten, wobei der Weg zweieinhalbStunden in Anspruch nimmt, ausser die GPPBD, die Staatli-che Strasseninspektion, die Verkehrspolizei, die so umständ-lich ist wie ihre Abkürzung, halte den Fahrer länger auf.

In der schönen ehemaligen Zarenstadt St. Petersburgund natürlich auch in Moskau gibt es die begehrten Bücherzur russischen Geschichte. Aber auch die Provinz, dazu ge-hören die Wolgastädte, der Ural und Sibirien, bringt immermehr Bücher heraus. Moskau ist jedoch übermächtig. 70 %des Kapitals Russlands liegt in Moskau. Dies wirkt sich auch

auf den Buchmarkt aus. Entsprechend werden 90 % aller Bü-cher in Moskau verlegt, nur 7 % in St. Petersburg, der Restentfällt auf die Provinz. Kaufen kann man sie auf den Buch-messen – insbesondere auf der Moskauer –, die eine Mi-schung aus Messe und Bazar sind. Zu hohe Standgebührenhaben in den letzten Jahren aber dazu geführt, dass immermehr kleinere Verlage die Messe meiden. Ein neues ernst-haftes Problem für den Buchmarkt stellt zudem die trotz lang-jährigem Widerstand eingeführte Mehrwertsteuer auf dieBuchproduktion in der Höhe von 20 % dar, die sich auch aufden Verkaufspreis auswirkt.

Der Weg der Bücher in die Schweiz mutet mittelalterlichan. Der Kaufmann begleitet seine «Kinder» auf dem Hin- undRückweg. Dieser ist mit Papieren behaftet. Hat man aber dieEU-Aussengrenze überschritten, ist er sehr bequem und un-bürokratisch. Zur Zeit von Olearius I. hätten auf dem Weg indie Schweizer Eidgenossenschaft weit mehr Grenzen über-wunden werden müssen, so mindestens acht Zollämter:schwedisches Estland, Lübeck, dänisches Holstein, Lüne-burg, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Baden und derösterreichische Breisgau, ganz abgesehen von anderen Hin-dernissen wie kriegerische Auseinandersetzungen.

Kontakt: [email protected] oderSchweizerische Osteuropabibliothek: [email protected]

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Wie die begehrten Bücher zur russischen

Geschichte nach Bern gelangen.

Olearius in BernOlearius alias Wolfgang Sartor ist Buchlieferant aus Russland

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Bücher und andere Medien«Buch am Mittag»-Thema vom 14. Mai 2002

Spanien in der Reiseliteratur vor 1800

«Fast fremderals Japan»

Christian v. Zimmermann

Als im Jahr 1799 der Reisebericht Christian A. Fischers unterdem Titel Reise von Amsterdam über Madrid und Cadiz nachGenua in den Jahren 1797 und 1798 erschien, wurde er mitgrösstem Interesse aufgenommen und als eines der bestenReisewerke überhaupt gefeiert. Fischer hatte es verstanden,unterhaltsam und selbst literarischen Ansprüchen genügendvon einem Land zu schreiben, das immer noch weithin unbe-kannt war. Zurecht stellte Fischer fest: «Die Schweiz und Ita-lien, Frankreich und Holland waren bereits seit einem Jahr-hundert häufig besucht worden, indess man noch vor dreys-sig Jahren eine Reise nach Spanien wie eine Reise an dasEnde der Welt betrachtete.»

Obwohl Reiseberichte als das populäre Medium aufge-klärt-statistischer Welterfahrung, als unverzichtbares Infor-mationsmedium über den aktuellen Zustand der Nationen fürDiplomaten, Kaufleute und Wissenschaftler grosse Nachfragehatten, blieb die iberische Halbinsel eine terra incognita aufder Landkarte der beschriebenen Reiseziele. Einem staats-kundlichen Handbuch von 1785 zufolge war sie «fast fremderals Japan». Vor Fischer hatten nur wenige deutsch schreiben-de Reisende Berichte verfasst, und keiner hatte es sich bisherzum Ziel zu setzen gewagt, nicht nur über Spanien zu infor-mieren, sondern Spanien als Reiseland populär zu machen.

Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein habe es nur wenigeund abenteuerliche Berichte über Spanien gegeben, schreibtFischer: «So wurden ihre Berichte noch funfzig Jahre daraufohne die mindeste Einschränkung geglaubt, und man be-trachtete Spanien als ein verwildertes Land, dessen Einwoh-ner von Hottentotten oder Ostiaken wenig verschieden seynkönnten.» Der Anspruch aufgeklärter Reisender war es,

gegen solche Legendenbildungen verlässliches, aktuellesMaterial zu sammeln, um zu einem ‹objektiven› Urteil überden Entwicklungsstand des bereisten Landes zu gelangen.Greuelmärchen über die Inquisition wurden so ersetzt durchexakte Angaben über die Zahl der Klöster, Nonnen und Mön-che, der kirchlichen Besitzungen und durch ironische Seiten-hiebe auf die unaufgeklärten Spanier. Historische Daten, Er-zählungen aus der Geschichte des Landes erschienen nichtso interessant wie die ökonomisch-statistische VerfassungSpaniens in der Gegenwart. Reiseziel der Aufgeklärten warenstaatliche Institutionen, Manufakturen und soziale Einrich-tungen – die Alhambra, die Reste der maurischen Geschich-te besuchte Fischer nicht. Die Spanierinnen, denen jeder Rei-sende für das heimische Lesepublikum beiderlei Geschlechtsseine Aufmerksamkeit zu widmen hatte, empfingen manchenTadel für ihre an mitteleuropäischen Massstäben gemesseneFreizügigkeit und den Mangel an Bildung und Erziehung.

Unter romantischen Vorzeichen änderte sich diesesSpanienbild rasch. Die kritisierte Abergläubigkeit wandeltesich unter den neuen Blicken zur ungebrochenen Volksfröm-migkeit; die maurischen Denkmäler wurden zum Ziel roman-tisch-exotischer Träume; die Spanierinnen schienen nun denHauch arabischen Feuers zu tragen und wurden Gegenstanderotischer Phantasien. Der Däne Hans C. Andersen schrieb1862 bedauernd: «Die Inquisition ist ja nun in Spanien abge-schafft, und noch mehr wird man abschaffen, doch nicht an-dalusische Augen, das wäre eine weltweite Sünde. Das hies-se die Sterne auslöschen, und die funkeln in Spanien, amHimmel und unter den langbewimperten, feinen Augenlidern,nicht nur hinter der spitzenbesetzten, schwarzen Seidenman-tille, sondern auch bei dem armen Kind, der schönen Zigeu-nerin, die wir Kastanien verkaufen sahen, ja, hätte man nur einBild von ihr, sie selbst zu besitzen wäre zuviel verlangt.»

Kontakt: [email protected],Telefon 031 631 86 62

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Aktuelle Bernensia

Kaleidoskop der Berner MusikDer vierte Band der Reihe Berner Almanach rückt die Musikins Zentrum: zum einen mit mehr als 60 Kurzbeiträgen überBerner Musiker/innen – porträtiert werden in Bern geborene,zugezogene, ausgewanderte, bekannte und weniger bekann-te Vertreter/innen aus verschiedensten Bereichen von zeit-genössischer klassischer Musik über Jazz und Ethno bis zuElectronic Pop; zum andern mit Artikeln zu einzelnen musika-lischen Genres, Institutionen oder kulturpolitischen Themen.Die Publikation bietet mehr als nur Text: Nahaufnahmen inSchwarzweiss sind wesentlicher Bestandteil der Personen-porträts. Und eine CD mit fünfzehn eigens für den Almanachproduzierten Werken ist vielfältig klingender Reflex des heuti-gen Berner Musikschaffens. Trotz einzelner Lücken und nichtgerade leserfreundlicher Gliederung: ein spannendes Kalei-doskop einer vitalen Musikszene. Jörg Müller

KAEGI, GABRIELA; LANZ, DORIS; OMLIN, CHRISTINA(Hrsg.): Musik. Bern: Stämpfli 2001 (Berner Almanach,Band 4). 424 Seiten, illustriert (64 Porträtfotos von S. Nowacki),1 CD, Fr. 44.–. StUB-Signatur: FHB LQ 81500 B517 2

Bernische Musikgesellschaft 1960 – 2000Die Geschichte der Bernischen Musikgesellschaft (BMG ) istmit derjenigen des Berner Symphonieorchesters (BSO ) engverzahnt. Die zum 125. Jubiläum des BSO entstandene Fest-schrift versteht sich entsprechend nicht als blosse Vereins-chronik, sondern ist Abriss und Analyse eines bewegten öf-fentlichen Konzertlebens der letzten 40 Jahre. Die Darstellungführt prägenden Dirigentenpersönlichkeiten entlang (etwaPaul Klecki, Charles Dutoit, Dimitri Kitajenko) und thematisiertauch schwierige Phasen im Spannungsfeld zwischen Orches-ter, Dirigent und Verwaltung/Intendanz oder zwischen Sym-phonie-Orchester und Stadttheater. Ein zweiter Teil beleuch-tet die Programmpolitik über vier Jahrzehnte und wirft Schlag-lichter etwa auf den Umgang mit Neuer Musik. Eingescho-bene Statements von Zeitzeugen aus Vorstand, Orchesterund Publikum erweitern jeweils die Perspektive. Jörg Müller

FUHRIMANN, DANIEL: Wechselklänge: Die Bernische Musikge-sellschaft 1960–2000. Festschrift zum 125-jährigen Bestehendes Berner Symphonieorchesters (1877– 2002). Bern: Stämpfli2002. 227 Seiten, illustriert, Fr. 48.–. StUB-Signatur: FHB LQ81500 B517 3

Die FelsenburgDie Burgergemeinde Bern renovierte 1998 bis 2002 die Fel-senburg, den früheren Torturm neben der Untertorbrücke amunteren Ende der Altstadt. Die archäologischen Untersuchun-gen im Rahmen dieser Renovation lieferten neue Erkenntnis-se, die im Buch zur Geschichte dieses Gebäudes präsentiertwerden. Der um 1260 errichtete Torturm stand auf einer Fels-rippe und war auf der Stadtseite offen. Da er sich am Hangfussbefand, musste er eine beträchtliche Höhe aufweisen. DieUmbauten von 1583 und 1755 bis 1764 veränderten das Äus-sere des Turms entsprechend dem Geschmack der Zeit. 1803übernahm der Kanton den ehemaligen Wehrturm. Da mit demBau der Nydeggbrücke 1840 bis 1844 die Hauptverkehrsaderverlegt wurde, stand der mittelalterliche Turm etwas im Ab-seits. Deshalb verkaufte ihn der Kanton 1862 an einen Hand-werker, der ihn zum Wohnhaus umbaute, das er «Felsenburg»nannte. 1963 übernahm die Einwohnergemeinde das Gebäu-de. Seit den 1920er-Jahren planten die Stadt und verschie-dene Architekten mehrmals massive Eingriffe in der Nachbar-schaft der Felsenburg. Davon wurde jedoch nichts realisiert.1997 verkaufte die Stadt das verlotterte Gebäude der Burger-gemeinde, welche es sanierte. Christian Lüthi

Die Felsenburg. Das Buch zur Restaurierung. Die Felsenburg inihrer geschichtlichen und kulturellen Bedeutung. Mit Textenvon KURT HAURI, DANIEL GUTSCHER, ARMAND BAERISWYL,BERNHARD FURRER, RUDOLPH V. WERDT, PETER VALENTIN.Bern: Burgergemeinde Bern, Murten: Verlag Luce, 2002.136 Seiten, illustriert, Fr. 38.–. StUB-Signatur: RAA 450 16.

Kantianismus und Fichteanismus in BernMartin Bondeli widmet nach mehreren Publikationen zu He-gels Berner Periode auch dem damaligen philosophischenKontext Berns, dem Berner Kantianismus und Fichteanismus,eine eigenständige Studie. Während die bernische Politiknach dem Ausbruch der Französischen Revolution alle Neue-rungen vehement bekämpfte, wurde in philosophischen Krei-sen Berns die geistige Umwälzung, welche die neueste deut-sche Philosophie mit sich brachte, begrüsst. Es entstand einesowohl akademisch als auch politisch bedeutsame Ära desAufklärungsdenkens im Geiste Kants und Fichtes. MartinBondeli zeichnet die Hauptideen der beiden herausragendenBerner Kantianer Johannes Ith und Philipp Albert Stapfer so-wie die profilierten, zur Berner Fichte-Diskussion gehörendenDenkentwürfe Jens Baggesens und Johann Rudolf Stecksnach. Dabei zieht er bisher unbeachtet gebliebene hand-schriftliche Dokumente bei. Adrian Waldmann

BONDELI, MARTIN: Kantianismus und Fichteanismus in Bern.Zur philosophischen Geistesgeschichte der Helvetik sowiezur Ent-stehung des nachkantischen Idealismus. Basel:Schwabe 2001 (Schwabe Philosophica, Band II ). 419 Seiten,Fr. 68. –. StUB-Signatur: RAA 42055

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Bücher und andere Medien

Im Dezember des Jahres 1991 wurde das Ende der Sowjetu-nion besiegelt. Die Teilrepubliken der ehemaligen Union derSozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) entsprangen mehroder weniger zielgerichtet und willentlich in die Unabhängig-keit. An die Stelle des ehemaligen Imperiums traten – belas-tet mit dem maroden Erbe der Sowjetunion – mehrheitlichStaaten ohne moderne nationalstaatliche Tradition, die vorder schwierigen Aufgabe standen, die politischen, sozialenund wirtschaftlichen Verhältnisse weitgehend neu zu ordnen.

Zehn Jahre danach ist die anfängliche Begeisterung fürSchlagworte wie «Demokratie» und «Marktwirtschaft» einergewissen Ernüchterung gewichen. Trotz mancher Erfolge ha-ben sich viele postsowjetische Gesellschaften nicht nach denkühnen Träumen der Bevölkerung entwickelt. Zwar hat sich inden einzelnen Nachfolgestaaten manches verändert, und eswurden weite Wege zurückgelegt. Doch diese Wege führtennicht immer in die erwünschte Richtung. Denn die Entwick-lung der letzten zehn Jahre fand nicht nur unter dem Vorzei-chen der politischen und wirtschaftlichen Transition zu Demo-kratie und Marktwirtschaft statt. Die spezifischen kulturellenVoraussetzungen und historischen Erfahrungen, die teils weitvor das 20. Jahrhundert zurückreichen, haben diesen Wandelebenso mitgeprägt.

Die Schweizerische Osteuropabibliothek und das Polit-Forum des Bundes haben dem postsowjetischen Raum imWandel eine Vortragsreihe im Käfigturm Bern gewidmet. Nachzehn ereignisreichen Jahren seit dem Ende der UdSSR schienes den beiden Institutionen angezeigt, ein breites Publikumzur Reflexion darüber einzuladen, wo die Länder der ehema-ligen Sowjetunion heute stehen und welches die kulturellen

und historischen Bedingungen dieses Zustandes sind. Die Schweizerische Osteuropabibliothek hat als grösstewissenschaftliche Spezialbibliothek der Schweiz für zeitge-schichtliche und aktuelle Osteuropafragen jüngere Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftler zu den entsprechendenVorträgen im Käfigturm versammelt, um zu dieser Problema-tik Stellung zu nehmen. Das Polit-Forum des Bundes imBerner Käfigturm, das von seiner Konzeption her kein Ge-fängnis, sondern ein Marktplatz der konträren Auffassungenund des Meinungsaustausches ist, bot dafür den richtigenRahmen.

Die Vortragsreihe ist beim Publikum auf grosses Interes-se gestossen. Aus diesem Grund werden die Beiträge nun inBuchform publiziert. Es ist der erste Band der «Schriften derStadt- und Universitätsbibliothek», die in lockerer Folge er-scheinen sollen.

Die in der vorgestellten Schrift versammelten kurzen Auf-sätze stellen dabei mehr dar als eine Momentaufnahme; sieberücksichtigen die kulturellen und historischen Wurzeln derjüngsten Vergangenheit und verschaffen damit einen fundier-ten Einblick in die letzten zehn Jahre dieser jungen Staaten-welt. Der Band enthält Beiträge zu Estland, Russland, Weiss-russland, der Ukraine, den transkaukasischen Staaten undUsbekistan. Er ist angereichert mit Karten und Grafiken sowiestatistischen Daten. Jeder Beitrag wird ergänzt mit Hinweisenauf Internet-Quellen und mit einer Auswahlbibliographie.

Der Band kann ab dem 10. Dezember 2002 für Fr. 20.–in allen Filialen und im Haupthaus der Stadt- und Universi-tätsbibliothek an den Ausleihschaltern bezogen werden, aufWunsch auch per Postversand (zuzüglich Fr. 8.– für Porto-und Verpackungskosten).

Kontakt: Schweizerische Osteuropabibliothek:[email protected], Telefax 031 631 41 70

Eine Schrift zum postsowjetischen

Raum im Wandel

10 Jahreseit dem Untergangder Sowjetunion

Christophe v. Werdt ist Leiterder Schweizerischen Osteuropabibliothek

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Weiterbildung

Der Weg in die Zukunft:Die neue Ausbildung Informations- undDokumentationsassistent/in

Die Stadt- und UniversitätsbibliothekBern kann auf eine lange Zeit als Ausbil-dungsinstitution zurückblicken. Nach-dem 1999 der letzte Kurs für Diplom-bibliothekare zu Ende ging, sah manskeptisch aber interessiert dem neu ge-schaffenen Ausbildungsgang, der drei-jährigen Lehre zur Informations- undDokumentationsassistentin, entgegen.Nachfolgend soll dieser neue Beruf, derdenjenigen des Diplombibliothekarsablöst, näher erläutert, seine Hauptauf-gaben beschrieben und die Arbeits-und Weiterbildungsmöglichkeiten auf-gezeigt werden.

Seit einigen Jahrtausenden gibt esSchreibmaterialien und Beschreibstof-fe, die es unseren Vorfahren ermöglich-ten, ihr Wissen aufzuschreiben. So wur-de zum Beispiel mit Erdfarben auf Kno-chen, Felsen und in Stein geritzt. Um3000 v. Chr. wurden Schriftzeichen mitHolzgriffeln auf Tontafeln festgehalten.Im Laufe des Mittelalters entwickelteman in Europa (in China und Japan umeiniges früher) den Beschreibstoff, derheute nicht mehr wegzudenken ist: dasPapier. Doch die Entwicklung geht wei-ter. Der Computer wurde erfunden unddamit die Basis geschaffen für zahlrei-che bahnbrechende Technologien, dar-unter die Digitalisierung. Eine echteHerausforderung für den «Informations-verwalter», der die Datenflut in Schachzu halten hat.

Archive, Bibliotheken und Doku-mentationsstellen hatten seit jeher dieFunktion, die Aufbewahrung und Ver-waltung von Dokumenten zu gewähr-leisten. Während es bereits 3000 v. Chr.

Archive gab, entstanden Bibliothekenim Sinne von Büchersammlungen erstin der Antike. Ende des 19. Jahrhun-derts wurden dann Dokumentations-stellen eingerichtet. Archive, Bibliothe-ken und Dokumentationsstellen warenfrüher zum Teil stärker getrennt. Da-durch, dass sie ähnliche Ziele und Auf-gaben haben und sich auch die neuenMedien (vor allem Internet und Daten-banken) immer mehr durchsetzen,wuchsen diese Einrichtungen zusam-men. Um dieser Entwicklung Rechnungzu tragen, wurden 1998 die Berufe undAusbildungen zum Archivar, Bibliothe-kar und Dokumentalist zu den BerufenInformations- und Dokumentations-assistent und Informations- und Do-kumentationsspezialist zusammenge-fasst: ein weiterer Schritt in die Zukunft.

Das Aufgabengebiet eines Infor-mations- und Dokumentationsassisten-ten ist sehr vielfältig. Es umfasst sowohldie Erwerbung und Eingangskontrolle,die inhaltliche und formale Erschlies-sung, das Erstellen von Findmitteln alsauch die Ausleihe und Auskunftsertei-lung. Auch Grundkenntnisse der Kon-servierung, des Buchbindens und derkaufmännischen Arbeit sind notwendig.Das Interesse an neuen Medien und dieBereitschaft, mit der technologischenEntwicklung Schritt halten zu können,runden das Berufsbild ab. Im Gegen-satz zur früheren zweijährigen Ausbil-dung zum Diplombibliothekar berück-sichtigt der neue Ausbildungsgangnicht allein die Bibliotheksarbeit, son-dern er legt den Schwerpunkt, je nachdem, in welchem Betrieb die neue drei-

jährige Lehre absolviert wird, auf die Ar-chiv-, Dokumentations- oder Biblio-theksarbeit. Damit alle drei Fachgebieteganz abgedeckt werden können, ist esnotwendig, dass die I+D-Lehrlinge ex-terne Praktika in den anderen zwei I+D-Sparten absolvieren. Neben der Aus-bildung im Betrieb besuchen die Auszu-bildenden eineinhalb Tage pro Wochedie Berufsschule.

Die schulischen Voraussetzungenfür die neue Ausbildung sind der Ab-schluss der höheren Volksschulstufe.Weiterbildungsmöglichkeiten nach derLehre gibt es mehrere. Mit der Berufs-matura und dem «Eidgenössischen Fä-higkeitszeugnis I+D-Assistent» kannman sich zum I+D-Spezialisten weiter-bilden. Diese Ausbildung dauert dreiJahre und wird an den Fachhochschu-len in Chur und Genf angeboten. Es istauch möglich, mit abgeschlossenergymnasialer Matura und einem einjähri-gen Praktikum in einem I+D-Betrieb dieFachhochschule zu absolvieren. Zieldieser Ausbildung ist es, dass der Spe-zialist fähig ist, anspruchsvollere Aufga-ben sowie Leitungsfunktionen in einerBibliothek, einem Archiv oder in einerDokumentatiosstelle zu übernehmen.Als dritte Ausbildungsstufe nach derFachhochschule oder nach einem uni-versitären Hochschulabschluss folgtdas Nachdiplomstudium I+D. Die Aus-bildung zum wissenschaftlichen Biblio-thekar für Personen mit Hochschulab-schluss (unter Aufsicht des BBS ) wirdvorerst noch in der bisherigen Formweitergeführt. Ein I+D-Assistent hatauch die Möglichkeit, in der Privatwirt-schaft eine Stelle im Bereich Informa-tionsbeschaffung, -management und-vermittlung zu erhalten.

Kontakt: [email protected],Telefon 031 320 32 63

Für weitere Informationen zur Aus-bildung und persönliche Aspekte:Martina Maurer: [email protected], Telefon 031 320 33 23

Nina Grossenbacher

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Eine StUB-Abteilung stellt sich vor

In der Abteilung Alphabetische Katalogisierung werden die Bücher

und andere Medien nach formalen Kriterien in den Katalog aufgenommen.

Der Katalog –das Tor zu den Bibliotheksschätzen

Sabine Wahrenberger ist Leiterin der Abteilung Alphabetische Katalogisierung der StUB

Die StUB beherbergt in ihren Magazinen, Lesesälen und Filia-len über zwei Millionen Bücher. Stellt man alle Bücher anein-ander, so ergibt das eine längere Distanz als von Bern nachThun. In dieser Menge ein Buch ohne Hilfe zu finden, ist un-möglich. Früher wurden die Bücher nach Autor und Titel im Al-phabetischen Katalog auf einer Karteikarte nachgewiesen.Heute findet man das Buch im Online-Katalog neben derAutor- und Titelsuche zusätzlich über die Stichwortsuche. DerBenutzer oder die Benutzerin wählt im Online-Katalog die ge-wünschte Literatur und bestellt am Bildschirm das Buch zurAusleihe.

Die nötigen Daten über das Buch, wie Autor, Titel, Verlagoder Erscheinungsjahr, und die Daten über das Exemplar,welches die Bibliothek besitzt, wie Signatur, Standort oderAusleihbedingungen, werden von uns, dem Team des Alpha-betischen Katalogs, im Online-Katalog erfasst.

Bis 1989 bestand in der StUB die Katalogisierungsarbeitaus dem Schreiben einer Karteikarte mit der Schreibmaschineund deren Einordnen von Hand an der richtigen Stelle im Al-phabetischen Katalog. Seit 1990 geben wir die Daten zu denBüchern und anderen Medien am Bildschirm ein. Einen gros-sen Teil davon können wir über Internet von anderen elektro-nischen Katalogen der grossen Bibliotheken (Library of Con-gress, Deutsche Bibliothek) kopieren. Die Daten geben wir inden Verbundkatalog des IDS Basel/Bern (Informationsver-bund Deutschschweiz Basel/Bern) ein. Das Katalogisierenerfolgt nach strengen Regeln und in enger Zusammenarbeitmit den Bibliotheken der Universitäten Bern und Basel. DieStUB kooperiert mit den anderen Deutschschweizer Universi-tätsbibliotheken im Informationsverbund Deutschschweiz

Das Team der AbteilungAlphabetische Katalogisierung(total 8,4 Stellen) Hans Businger, Lesesaal,Musik-CDsMario Denoth, Signatur-verwaltung FreihandbibliothekClaudia Engler, Altbe-stände, eher kleiner Prozent-anteil an der KatalogisierungAngelika Gensetter, Aus-bildung, PartnerbibliothekenAnne Jolidon, BernerBibliographieMartin Kohler, Partner-bibliotheken, KartenAnnemarie Luck, BernerSchiftstellerInnen,Ethnografische Sammlunglaufende Katalogisierung

Adrian Mühlemann, Nonbooks,EDV-Support, laufende Kata-logisierungBernd Rohde, Musikalien, lau-fende KatalogisierungJeannot Schoell, laufendeKatalogisierungEdeltraud von der Schmitt,arabische und persische LiteraturSylvia Vonlanthen, Zeit-schriftenkatalogisierungMartina Wagner, StellvertretendeLeiterin, Systembibliothekarin,Fachdokumentation Restau-rierung, Musik-CDs, EinheitstitelSabine Wahrenberger, LeiterinSusanne Zumstein, Zeit-schriftenkatalogisierung sowieAuszubildende und temporärangestelltes Personal

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( IDS ). Das bedeutet für uns, dass wir nach den gleichen Ka-talogisierungsregeln (AACR2) und der gleichen Kodierung(MARC-Format, vgl. Abb. 2), die den gültigen internationalenNormen entsprechen, arbeiten.

Jedes Jahr katalogisieren wir durchschnittlich 20 000Dokumente unter folgenden Zielsetzungen:

– Hohe Präzision und Vollständigkeit der Daten: Einschlecht katalogisiertes Buch ist ein verlorenes Buch!

– Rasche Zugänglichkeit: Der Benutzer soll innert kürzes-ter Zeit ein neu erworbenes Buch oder eine CD im Kata-log finden und ausleihen können.

Wir katalogisieren aber nicht nur Bücher, sondern auch ande-re Medien, so CDs, CD-ROMs, geografische Karten, Musik-partituren und Datenbanken. Eine zentrale Arbeit ist die Pfle-ge der Datei, dies sind Kontrollen und Korrekturen sowie nöti-ge Anpassungen, welche die Voraussetzung für einen Online-Katalog von guter Qualität sind. Die Ausbildung der Lehrlinge,Praktikantinnen und Praktikanten spielt ebenfalls eine wich-tige Rolle. Wir sind auch zuständig für die Ausbildung und Be-treuung der Kolleginnen und Kollegen in den Berner Partner-

bibliotheken. Dies sind zum Beispiel die Bibliotheken der Ber-ner Fachhochschule, des Gosteli-Archivs und der InfothekSBB. Wie die Institutsbibliotheken der Universität Bern sindauch die Partnerbibliotheken dem Verbund IDS Basel/Bernangeschlossen.

Unser Arbeitsgebiet erfordert besondere Qualifikatio-nen. Es ist daher kein Zufall, dass fast alle Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter in der Abteilung Diplombibliothekarinnen res-pektive Diplombibliothekaren sind, die meisten mit mehr-jähriger Erfahrung im Katalogisieren. Die schnelle Entwick-lung im technischen Bereich, insbesondere die neuen Mög-lichkeiten, die das Internet bietet, verändern immer wiederdas Arbeitsumfeld. Die Weiterbildung spielt eine grosse Rolle,sei es mit monatlichen Sitzungen, Informationen übers Inter-net oder einem Kursbesuch. Ausserdem profitieren wir vonguten Kontakten zu anderen Bibliotheken in der Schweiz undim Ausland und haben dadurch die Möglichkeit, einen Aus-tausch oder ein Praktikum zu absolvieren.

Kontakt: [email protected],Telefon 031 320 32 44

Bild Seite 24:Das Katalogisieren er-fordert eine grosseGenauigkeit. MartinaWagner und SabineWahrenberger beimKatalogisieren.

Was der Benutzer sieht:eine Titelanzeige(Katalogaufnahme) klarpräsentiert, suchbarunter verschiedenenKriterien wie Autor, Titeloder Schlagwort.

Was der Benutzer unddie Benutzerin nichtsieht: Jeder Eintrag ineiner Katalogaufnahmeist präzis kodiert.Das KodierungsformatMARC ist das A und Ofür den Zugang über denOnline-Katalog.

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Ausstellungen und Veranstaltungen

Mi, 20., 20.00 Theaterstück zur AusstellungDer Mann des Zufalls. Theaterstückvon Yasmina Reza Spiel: Graziella Rossiund Klaus Henner Russius.Regie und Bild: Verena Buss

Mi, 27.,18.30 Podiumsdiskussion zur AusstellungBahnhof Bern. Ein nicht ganz leichterZugang zur Stadt

Dezember_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Di, 3., 18.30 Vortrag SOB/Polit-ForumJERONIM PEROVIC: Russlandund die Erweiterung der EU

Di, 10., 12.30 Buch am MittagMAX WAIBEL: Über Grimsel und Gries:Auf dem alten Handelsweg von Bern nachMailand

Di, 17., 18.30 Vortrag SOB/Polit-ForumDANIEL MÜLLER: Südosteuropaund die EU

Januar _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Di, 14., 12.30 Buch am MittagBRUNO BLECKMANN: Die Geschichtedes Peloponnesischen Kriegs.Thukydides und seine Fortsetzer

Di, 14., 18.30 Vortrag SOB/Polit-ForumNICOLE GALLINA: Die Ukraineund die neuen Aussengrenzen der EU

Vorträge, PodiumsdiskussionenNovember _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Di, 5., 18.00 Vernissage der Ausstellungstadtbahnhof – bahnhofstadt.Bahnhof Bern als urbanes Zentrum

Di, 5., 18.30 Vortrag SOB/Polit-ForumROMAIN KIRT: Europäische Integrations-politik ist Friedenspolitik mit anderen Mitteln:Die Osterweiterung aus der Sicht der EU

Di, 12., 12.30 Buch am MittagPETER RÖLLIN: Alle verstehen nur«Bahnhof». Oder vielleicht mehr

Di, 16., 10 – 16 Tag der offenen Tür der Infothek SBB

Im Rahmen des SchweizerischenArchivtags, Tag der offenen Tür in Bern(Infothek SBB, Bollwerk12, 3000 Bern 65)

Di, 19., 18.30 Vortrag SOB/Polit-ForumJAKOB JUCHLER: Die EU-Osterweite-rung – Akzeptanz, Hoffnungenund Enttäuschungspotentiale in denKandidatenländern

VeranstaltungskalenderWintersemester 2002/2003

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Mi, 15., 18.30 Vortrag zur AusstellungCHRISTIAN LÜTHI : Der Bahnhofstellt die Berner Altstadt auf den Kopf.Um- und Aufbruch nach demBahnhofbau von 1858

Di, 21., 18.30 InformationsabendZUGUMZUG zum neuen Bahnhof Bern

Di, 28., 18.30 Vortrag SOB/Polit-ForumALBERTO GROFF: Die Schweizund die Osterweiterung

Mi, 29., 18.30 Film zur AusstellungDer neue Bahnhof Bern. Die Baugeschichteeines grossen Werks, 1957 bis 1974

Februar _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Di, 11., 12.30 Buch am MittagCORNELIA KLEIN: Die expressive Bild-sprache des Malers Chaim Soutine

Mi, 12., 18.30 Vortrag zur AusstellungTHOMAS HENGARTNER: BahnhöfischeWelten. Städtisches Leben und Alltags-kultur im Bahnhof

März_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Di, 11., 12.30 Buch am MittagIRINA CERNOVA BURGER: Neue Welle:Russland liest Detektivromane

Nähere Angaben zu den Veranstaltungen und zur Ausstellungfinden Sie im Kalender für Vorträge, Lesungen, Ausstellungen,Führungen und Schulungen sowie im Begleitheft zur Aus-stellung «stadtbahnhof – bahnhofstadt». Bahnhof Bern alsurbanes Zentrum, zu beziehen bei der Stadt- und Univer-sitätsbibliothek Bern, Münstergasse 61, 3000 Bern 8, Telefon031 320 32 56, Telefax 031 320 32 99, E-Mail [email protected]

AusstellungenNovember bis März _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

stadtbahnhof – bahnhofstadtBahnhof Bern als urbanes ZentrumBahnhöfe sind Schnittpunkte und Schaltstellen stadtge-schichtlicher Entwicklungen wie urbanen Lebens. Aus Anlassdes Jubiläums 100 Jahre SBB zeigt die Stadt- und Universi-tätsbibliothek Bern eine Ausstellung zum historischen, alltäg-lichen wie aktuellen Spannungsbereich zwischen Bahnhofund Stadt. Am Beispiel Bern werden diese Bezüge besondersdeutlich, berührt hier doch der Knotenpunkt Bahnhof ohneBahnhofstrasse direkt das historische Zentrum der Zähringer-stadt. Die Ausstellung «stadtbahnhof – bahnhofstadt» fokus-siert über vier Themen verkehrs- und stadtgeschichtliche,wirtschaftliche, soziale sowie planerische Aspekte. Ein Filmvom Bahnhofumbau 1957 bis 1974 von Charles Zbinden, einefotografische Bildsequenz «Unterwegs im Zug» von RicabethSteiger (1999), einModell 1:10 des NiederflurtramwagensBe 4/8 Nr. 731 von Bernmobil sowie Originalentwürfe vomersten Bahnhof Bern aus dem Jahre 1860 aus dem Verkehrs-haus der Schweiz in Luzern, SBB-Plakate und Fahrpläne derInfothek SBB/Historisches Erbe SBB, Bücher zum Thema ausBeständen der StUB sowie Veranstaltungen (Theater, Vorträ-ge, Podiumsdiskussion und Führungen) begleiten die Aus-stellung.

Ort: Stadt- und Universitätsbibliothek Bern, Ausstellungsraum,Münstergasse 61– 63, Parterre, 3011BernDauer: 5. November 2002 bis 29. März 2003

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Mitarbeitende verabschiedenMitarbeitende

Pierre Gavin,Leiter AlphabetischeKatalogisierungWenn dereinst die Geschichte der Bib-liotheksautomatisierung in der Schweizim letzten Viertel des 20. Jahrhundertsgeschrieben wird, wird Pierre Gavin,dem scheidenden Leiter AlphabetischeKatalogisierung der StUB, eine promi-nente Rolle zukommen! Nach dem Stu-dium war Pierre Gavin zuerst in der Bi-bliothèque cantonale et universitaire(BCU ) Lausanne tätig und übernahmdann die Verantwortung für das Bib-liothekssystem «Sibil» im Reseau ro-mand. Doch sein «Aktionsradius» gingweit über die Westschweiz hinaus. AlsExperte war Pierre Gavin bei allen ande-ren Anwendern von «Sibil» geschätzterGast, so in Montpellier, Luxemburg,Basel, St. Gallen, Vaduz und Bellinzo-na. Immer ausgerüstet mit seinen Mar-kenzeichen, dem Notizbrettchen unddem spitzem Drehbleistift, erfasste er inBesprechungen sofort die wesentlichenProbleme, begann zu skizzieren undversprach einen «rapport», der dannimmer in kürzester Frist eintraf und oftgeradezu mirakulöse Lösungen ent-hielt.

Pierre Gavin war mitverantwort-lich für wesentliche Entscheide beiden Schweizer Bibliothekskatalogen:vor rund 20 Jahren für die Entwicklungund Einführung der «VSB-Regeln» undvor fünf Jahren für den Übergang zumangelsächsischen Regelwerk.

Als die StUB Pierre Gavin vor achtJahren als Mitarbeiter gewinnen konn-te, war das ein echter Glücksfall. Seine

profunden Kenntnisse verschiedenerBibliothekssysteme haben den Wech-sel auf das Aleph-System wesentlicherleichtert. Mit wachen Augen hat erimmer wieder Schwachstellen im Ge-samtbetrieb erkannt und kooperativVerbesserungen mit anderen Abteilun-gen realisiert. Wir freuen uns, PierreGavin auch im «Ruhestand» weiter alsExperten und Gast in der StUB begrüs-sen zu dürfen! Robert Barth

Albert Locher,Rechnungsführer der StUBAlbert Locher trat am 1. Juli 1968 in dieStadt- und Universitätsbibliothek Bernein, zunächst als Mitarbeiter der Abtei-lung Erwerbung. Als früherer Mitarbeiterder Firma Herbert Lang AG, Buchhand-lung und Antiquariat, war er gewisser-massen «vorbelastet». 1972 wurde erzum Rechnungsführer der StUB be-stimmt. Während 30 Jahren bewältigteer eine Arbeitsmenge, die von Jahr zuJahr grösser und mit der Zeit auch kom-plizierter wurde: Von 1972 bis 2001 istdas Budget der StUB von gut 2,5 Mil-lionen auf über 15 Millionen Franken, dieZahl der Mitarbeitenden von 40 auf 120gestiegen. Die zunehmende Komple-xität zeigt sich auch in den seit Beginnder 90er Jahre zusätzlich zu verwalten-den Projekt- bzw. Investitionskrediten(EDV-Projekte, Projekt Kartensamm-lung Ryhiner, Rekat-Projekt). Im Som-mer 2001 trat Albert Locher die Haupt-verantwortung für das Rechnungs-wesen seiner bisherigen MitarbeiterinClaudia Schädeli ab und reduziertesein Arbeitspensum auf 40 %. AnfangNovember 2002 hat er nun die StUBganz verlassen.

Albert Locher war nicht «nur» einemsiger und zuverlässiger Rechnungs-führer, sondern er blieb den Büchernund der Literatur während seiner gan-zen beruflichen Tätigkeit zugetan. Sel-ber Büchersammler, führte er einigeJahre ein kleines Buchantiquariat und

Personelles

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verschickte seine Antiquariatskatalogein alle Welt. Albert Locher ist aber auchein begabter Schreiber. Bald wird seingrosses Werk über Mark Twains Euro-pareisen erscheinen: Er hat dazu be-harrlich recherchiert, korrespondiertund einige grosse Reisen unternom-men. Bisweilen ist er sich allerdingsauch wie der berühmte Zauberlehrlingvorgekommen. Für die sehr lange aus-gezeichnete, angenehme und unge-trübte Zusammenarbeit sei ihm sehrherzlich gedankt. Anton Buchli

Michael Haldemann,Leiter der Abteilung ErwerbungNeben den ausgebildeten Bibliothe-karen gibt es zwei Berufsgruppen, ausdenen es in der StUB je rund ein Dut-zend Vertreter gibt: die Buchhändlerund die Lehrer. Michael Haldemanngehört zu den ersteren, dazukommt beiihm noch ein betriebswirtschaftlichesStudium. Dies waren beste Vorausset-zungen für die Stelle eines Erwerbungs-leiters, die er 1994 in der StUB antrat,nachdem er hier zuvor fünf Jahre alsFachreferent gearbeitet hatte. MichaelHaldemann hatte die Umstellung seinerAbteilung auf Aleph zu leiten, zeichneteverantwortlich für die Automatisierungder Zeitschriftenabteilung und war kon-frontiert mit dem wachsenden Angebotan elektronischen Zeitschriften. Neben-amtlich wirkt er als Gemeinderat vonHinterkappelen und ist nicht zuletzt Fa-milienvater. Alles in allem ein beacht-liches Pensum, das er mit der ihm eige-nen Ruhe und Besonnenheit erledigte.Für die rund 14-jährige Tätigkeit dan-ken wir Michael Haldemann herzlichund wünschen ihm im neuen Wirkungs-feld in der Dokumentation von Schwei-zer Radio DRS alles Gute und viel Er-folg. Robert Barth

Fritz Schmutz,Mitarbeiter MagazindienstFritz Schmutz trat am 1. September1969 als Hauswart in die StUB ein.Während rund zehn Jahren arbeitete erin dieser Eigenschaft unter dem stren-gen Regime des damaligen Chef-Haus-wartes Ernst Arnold. 1979 wechselte erin den Magazindienst, dem er bis zuseiner Pensionierung am 31. Mai 2002treu geblieben ist. In den über zwanzigJahren seiner Tätigkeit als Magazinerholte er Tausende von Büchern undZeitschriften für ganze Generationenvon Benutzerinnen und Benutzern undlegte dabei einige tausend Kilometer zuFuss zurück. Dank seiner langjährigenErfahrung und seinem guten Gespürgelang es Fritz Schmutz immer wieder,im Magazin unauffindbare Bücher zufinden oder anscheinend «nicht-exis-tente» Signaturen zu eruieren. Die Ver-antwortung für zuverlässiges und exak-tes Arbeiten war ihm stets bewusst;denn ein einmal falsch eingestelltesBuch bleibt meistens für längere Zeitvermisst.

Fritz Schmutz ist ein sehr heitererMensch, sein unbeschwertes Lachenwar oft unüberhörbar. Seine robusteKonstitution erlaubte es ihm, sich in derFreizeit an Distanzmärschen zu betei-ligen oder grosse Bergwanderungenzu unternehmen, trotz des respektab-len Laufpensums, das er täglich in derStUB zu absolvieren hatte. Nebenbe-ruflich amtete Fritz Schmutz als Musik-wart bei der Metallharmonie Bern, eineTätigkeit, die ihm stets Freude bereitete.Auch nach seiner Pensionierung bleibter aktiv: Er arbeitet in der Holzhandels-Firma seines Bruders im St. GallerRheintal mit. Die Bindung zur StUB hater aber nicht verloren, wie wir neulichfeststellen konnten. Für seine 33-jährigeMitarbeit danken wir Fritz Schmutzherzlich und wünschen ihm alles Guteim neuen Lebensabschnitt.

Anton Buchli

Martin Good,Leiter der Juristischen BibliothekBern (JBB)

Werden wir mit Pierre Gavins Pensio-nierung das französische Idiom in derStUB missen, so verlieren wir mit demRücktritt von Martin Good, dem Leiterder Juristischen Bibliothek Bern (JBB ),einen Vertreter des kehlig-markantenSchaffhauser Dialekts. (Immerhin rücktmit Sabine Wahrenberger eine andereSchaffhauserin in die Abteilungsleiter-Konferenz nach.) Martin Good hatRechtswissenschaften in Fribourg stu-diert und wirkte als Leiter der Juris-tischen Bibliothek in Zürich, bevor er1996 dieses Amt in Bern übernahm –bereichert allerdings durch das Fach-referat in der StUB. Diese Kooperationzwischen der Juristischen Fakultät undunserem Haus erwies sich als modell-haft: Martin Good sorgte für einen koor-dinierten und optimalen Mitteleinsatzin beiden Bibliotheken. Darüber hinauswirkte er immer wieder in Arbeitsgrup-pen der StUB mit, zeichnete sich durchklare, prägnante Meinungen aus undtrug zu engagierten Diskussionen etwain den Fachreferentensitzungen bei:Martin Goods Stil war immer direkt undschnörkellos: alles in allem klare Vor-aussetzungen, um «im besten Alter»etwas Neues zu wagen. Und MartinGood hat seine Chancen genutzt: Er istzum Direktor der Bibliothèque canto-nale et universitaire (BCU ) Fribourg ge-wählt worden.

So ungern wir ihn ziehen lassen,so sehr freut es die StUB, dass MartinGood diese prominente Stelle erhaltenhat. Und wir sind auch ein wenig stolz,dass innerhalb von fünf Jahren nachden Stadtbibliotheken von Yverdon undBiel sowie der Kantonsbibliothek Grau-bünden eine weitere Bibliotheksleitungin die Hände eines ehemaligen StUBia-ners übergeht. Robert Barth

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Neue Mitarbeitende der StUBstellen sich vor

Roberta Cozzi,PapierrestauratorinIn der Nähe von Chiasso aufgewachsen,zeichnete ich bereits als Kind sehr gerneund gestaltete auch gerne etwas mitden Händen. Es lag für mich daher nahe,die Kunstgewerbeschule zu besuchen.Nach der vierjährigen Ausbildung wäreich gerne Zeichenlehrerin geworden.Dieser Wunsch liess sich allerdings nichteinfach erfüllen, weshalb ich mich dazuentschloss, die Berufsmatura zu absol-vieren und weiter in Richtung Restaurie-rung zu gehen. Im Jahre 1996 bin ichdaher nach Bern gezogen, um michhier zur Papierrestauratorin ausbilden zulassen. Das einjährige Vorpraktikum ab-solvierte ich im Bundesarchiv, danach

besuchte ich die Berner Fachhoch-schule (HGKK) und studierte hier dieFächer Konservierung/Restaurierung.Während der vierjährigen Ausbildungarbeitete ich in verschiedenen Institu-tionen, so in der Biblioteca NazionaleCentrale in Florenz, im Staatsarchiv Lu-zern, in der Bibliothèque Nationale inParis und in der Direction des Musées de France ebenfalls in Paris. Ich sam-melte in dieser Zeit verschiedene Er-fahrungen in meinem Fachgebiet underwarb gleichzeitig wertvolle Sprach-kenntnisse. Seit dem 1. September 2002bin ich zu 100 % in der StUB tätig. ImRestaurierungsatelier habe ich ein gutesTeam gefunden, und es warten auchviele interessante Arbeiten auf mich.

Maria Luigia Pagnotti,Diplombibliothekarin in der BTO

Mein Vorname ist eigentlich Maria Lui-gia, aber alle nennen mich Marilou. Ichbin italienischer Abstammung, meineMuttersprache ist jedoch Französisch.Die Schulen habe ich in Biel und Neuen-burg durchlaufen. Nach der Maturitätbin ich nach England gegangen, ummeine Englischkenntnisse zu verbes-sern. Anschliessend kehrte ich nachNeuenburg zurück und besuchte dortdie Universität. Nach einem Jahr stellteich fest, dass mir eine praktische Aus-bildung wohl mehr zusagen würde. Ichentschied mich daher für ein Praktikumin der Stadtbibliothek Biel. Meine ersteArbeitsstelle nach der Ausbildung zur

Personelles

Obere Reihe von links nachrechts: Margrit Zbinden,Daniela Schär, Ewa Lanz-Fasnacht (ohne Text); untereReihe: Antonia Kosseva,Maria Luigia Pagnotti,Roberta Cozzi; nicht auf demBild Katharina Steiner.

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Diplombibliothekarin hatte ich in derETH-Bibliothek Lausanne. Mit den«trockenen» Büchern der Naturwissen-schaften konnte ich mich allerdingsnicht anfreunden. Ich war daher froh, alsich an die Universitätsbibliothek Lau-sanne wechseln und dort auf dem Ge-biet der romanischen Literatur arbeitenkonnte. Drei Jahre lang war ich in dieserBibliothek tätig, bevor ich aus persön-lichen Gründen von Lausanne fortzog.Bern ist wirklich eine schöne Stadt, undich fühle mich auch wohl in der BTO.Zwar muss ich noch meine Deutsch-kenntnisse verbessern, doch mit derZeit wird mir dies bestimmt gelingen!

Katharina Steiner,Leiterin der BasisbibliothekUnitobler (BTO)

Im September dieses Jahres habe ichdie Leitung der Basisbibliothek Unitob-ler übernommen und bin noch dabei,mich in die verschiedenen Bereiche ein-zuarbeiten: in den lebhaften Ausleihbe-trieb mit dem komplexen Kurierdienst,in die Sacherschliessung, in all die Auf-gaben, welche die Administration einerStUB-Filiale mit sich bringt. Vieles istneu – und doch irgendwie vertraut. Obdas damit zusammenhängt, dass ichvor acht Jahren im Rahmen meinerAusbildung zur wissenschaftlichen Bi-bliothekarin ein dreimonatiges Prakti-kum in der StUB absolviert habe? Odermit meiner fast fünfzehnjährigen Tä-tigkeit im Medienzentrum SchulwarteBern, welche trotz grosser Unterschie-de doch auch viele Gemeinsamkeitenmit der BTO aufweist? Ganz sicheraber ist es meinen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern in der BTO zu verdanken,dass ich mich hier so schnell eingelebthabe: ihr Teamgeist, ihre Flexibilität undihre Geduld haben mir die Einarbeitungsehr erleichtert!

Antonia Kosseva,Praktikantin im Restaurierungs-atelierAn der Sonne liegen und der Brandunglauschen: Dort wo Ossis und Wessiszusammen die Haut röteten, bin ich auf-gewachsen, an der SchwarzmeerküsteBulgariens. Gleichzeitig zu meinem Ma-turaabschluss, den ich in den FächernKunst, Malerei, Skulptur und Zeichnenerreichte, ging die kommunistische Ärain Bulgarien zu Ende. Diese wirtschaft-lich schwierige Zeit bestimmte vorerstmeine berufliche Laufbahn. Ich absol-vierte die Hotelfachschule und arbeiteteanschliessend im elterlichen Hotellerie-betrieb am Meer. Nach meiner Heiratvor sechs Jahren zog ich zu meinemLebenspartner nach Bern. Hier fandich zuerst eine Stelle im Gastgewerbe,danach arbeitete ich als Kleinkinder-zieherin.

Seit diesem Oktober bin ich im Re-staurierungsatelier der StUB als Prak-tikantin tätig. Hier finde ich die idealenBedingungen, um mich für die Aufnah-meprüfungen an der Hochschule fürGestaltung, Kunst und Konservierungvorzubereiten. Ich bin sehr glücklich,dass ich meine früheren Berufszieleweiterverfolgen kann. Es ist schön, imRestaurierungsteam zu arbeiten undeine neue, spannende Arbeit kennen zulernen.

Daniela Schär,I+D-Assistentin in AusbildungIm Juli dieses Jahres habe ich die Aus-bildung zur I+D-Assistentin begonnenund werde mich daher die nächsten dreiJahre in der StUB aufhalten. Was mei-nen Kollegen in der Ausleihe sicherschon aufgefallen ist: Wenn ich nacheinem Wochenende heiser zur Arbeitkomme, liegt das nicht daran, dass icherkältet bin. Nein, dann war am Woche-nende bestimmt ein YB-Match im Neu-feldstadion. YB ist meine heimliche Lei-denschaft, die ja nun nicht mehr so

heimlich ist. Ich komme aus Huttwil, ge-nauer gesagt aus Schwarzenbach. DieSchwarzenbacher haben es im Fussballleider nicht sehr weit gebracht. Eishoc-key (EHC Napf) ist eher unsere Stärke.Schwarzenbach ist ein eher verschlafe-nes Dörfchen, das niemand kennt, aberaus Huttwil ist ja auch schon jemandvertreten (Christine Rothenbühler). Sokönnen sich alle ungefähr vorstellen, inwelche Region ich einzuordnen bin. Ichfreue mich jedenfalls auf meine weitereZeit und die neuen Gesichter, die ich inanderen Abteilungen zu sehen bekom-men werde.

Margrit Zbinden,LohnbuchhaltungKinderernährungsmittel, Haushalt- undHotelbedarf, Statistiken, Solaranlagen,Treuhandwesen: Dies sind die Bran-chen, die ich durch meine kaufmänni-sche Ausbildung und Tätigkeit im Laufeder Jahre kennengelernt habe. Und nunBücher: Ich freue mich sehr, bei derStUB eine neue Herausforderung ange-nommen zu haben, bei der ich meineberuflichen Fähigkeiten einsetzen kann.In der Lohn- sowie Finanzbuchhaltungbringe ich langjährige Erfahrung mit. Esist mir ein Anliegen, meine Arbeit zur all-seitigen Zufriedenheit auszuführen.

In meiner Freizeit lese ich gerneund unternehme zusammen mit mei-nem Partner oft Velo- oder Töfftouren inFrankreich. Als Altstadt-Bewohneringeniesse ich besonders den Sommerim Marzili. Durch meine Wohnlage habeich auch das Privileg, nach wenigenSchritten durch die Altstadt meinen Ar-beitsplatz in einem historischen Gebäu-de vorzufinden.

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Sind Sie entspannt?Gesundheit am Arbeitsplatz

Die Bibliothekarin und der Bibliothekararbeiten immer mehr am Bildschirm.Die Daten für den Katalog werden inden Computer eingegeben, und für denLeser wird die Recherche am Online-Katalog oder im Internet gemacht. Diesitzende Tätigkeit ist aber auf längereDauer nicht gesund und bei einigenmelden sich nach einem langen Ar-beitstag Rücken-, Kopf- oder Glieder-schmerzen. Eine Mitarbeiterin der Ab-teilung Alphabetische Katalogisierunghat daher im Frühjahr 2000 einen Ent-spannungskurs organisiert. Mit der di-plomierten Atempädagogin UrsinaFriedli Fuhrer haben die Kolleginnenund Kollegen der Abteilung Übungengelernt, die während der Arbeit in einerkurzen Pause etwas Bewegung undLuft in den Alltag bringen. Im darauf-folgenden Jahr haben sie einen Wieder-holungskurs gemacht, diesmal aberim Grossraumbüro der Abteilung. FrauFriedli Fuhrer konnte so sehen, wie dieArbeitsplätze eingerichtet sind und wel-che Möglichkeiten im Büro für Entspan-nungsübungen bestehen. Die Abteilunghat von den Kursen sehr profitiert undhat daher auch der Personalkommis-sion den Vorschlag gemacht, die Atem-pädagogin einmal für eine Informations-veranstaltung einzuladen.

Im Rahmen eines «Infozmorge»vom 18. Juni 2002 hat Frau Friedli Fuh-rer den Kolleginnen und Kollegen ausallen Abteilungen der StUB einen Ein-blick zum Thema «Gesundheit am Ar-beitsplatz» gegeben und einige Ent-spannungsübungen zur Verbesserungder eigenen Befindlichkeit gezeigt.

Am Arbeitsplatz ist es besonderswichtig, Rücksicht auf die Gesundheitzu nehmen. Der Einsatz von modernenKommunikationsmitteln ist nicht mehrwegzudenken. Der zeitgemässe Com-puterarbeitsplatz erleichtert die täg-lichen Arbeitsabläufe enorm und unter-stützt ein effizientes Arbeiten. Folglichkönnen und werden 90 % aller Arbeitenim Sitzen oder Stehen ausgeübt. Durchden schleichenden Bewegungsmangelbegründen sich häufig erhebliche Be-schwerden des Bewegungsapparates.Rückenschmerzen und Verspannungender Muskulatur sind die Konsequenz.

Entspannungsmethoden wirkenauf zahlreichen Ebenen von Körper undGeist. Sie lösen zum Beispiel Muskel-verspannungen, senken Puls und Blut-druck, beruhigen die Atmung und dieHirnaktivität. Dadurch kann der Körpersich regenerieren und Widerstands-kräfte aufbauen. Auch auf psychischerEbene bewirkt Entspannung einegrundlegende Verbesserung der Be-findlichkeit. Die Entspannungsübun-gen, welche Frau Friedli gezeigt hat,sind aber keine Therapie. Personen mitlänger anhaltenden Beschwerden sol-len den Arzt konsultieren.

Auch mit anderen kleinen Mass-nahmen kann für zusätzliche Bewegunggesorgt werden:

– Vermeiden Sie Telefonate,wenn Sie auch schnell zum Kol-legen ins Büro gehen können.

– Lassen Sie Ihre Dokumentedoch einmal auf einem anderenDrucker ausdrucken,z. B. in einem anderen Stock.

– Vermeiden Sie den Lift, Treppensteigen regt den Kreislauf an!

– Pausen sind wichtig, doch wennSie schon den ganzen Morgengesessen haben, stehen Sie oderspazieren Sie während der Pause.

Dazu finden Sie viele Tipps auf derWebseite «Feel your Power» der Ge-sundheitsförderung Schweiz: http://www.feelyourpower.ch/

Für die Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter der StUB sind die Übungen imIntranet zugänglich.

Kontakt: [email protected] 031 320 32 44

Literaturauswahl zum Thema«Gesundheit am Arbeitsplatz»:– Gesundheit am Arbeitsplatz: Ein (fast)

revolutionäres Konzept. In: Diagonal:offizielles Organ des Bernischen Staats-personalverbandes BSPV. – Jg. 87,Nr. 6 (29. 8. 2000 ), S. 6 – 9

– Firmen fördern Fitness/Text :Sara Allerstorfer. In: Meyer’s. – 2000,Nr. 44, S. 56 – 59

– Arbeitsgestaltung: Positiv handeln/vonLuc Hagmann. In: Beobachter Gesundheit. – 2000, Nr. 17, S.14 –16

– Bewegung: Achtbare Beweggründe/von Urs Zanoni. In: Beobachter Gesund-heit. – 2000, Nr. 17, S.18 –19

– Handbuch betriebliche Gesundheits-förderung: Arbeits- und organisations-psychologische Methoden und Kon-zepte/hrsg. von Eva Bamberg[et al.]. Göttingen: Verl. für AngewandtePsychologie, 1998. 534 S. StUB-Sig-natur : RAA 23969

– Stress am Arbeitsplatz – ein Leitfaden:«Würze des Lebens – oder Gifthauchdes Todes?»/Europäische Kommission,Generaldirektion Beschäftigung undSoziales. Luxemburg: Amt für amtl. Ver-öffentlichungen der EuropäischenGemeinschaften, 2000. 112 S. BE StUBMagazin. Sign.: RAE 288

Personalkommission

Sabine Wahrenberger

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Schärfer als das Originalbild –der Fotograf Gerhard Howaldging in den Ruhestand

Man schwärmt von seinen fotogra-fischen Fähigkeiten! Man sagt, wennGerhard Howald, der Meister von Kirch-lindach, ein Ahnenporträt aufnehme,dann könne es leicht geschehen, dassdie Fotografie schärfer sei als das Origi-nalbild.

Dreiunddreissig Jahre ist GerhardHowald als freischaffender «Hoffoto-graf» für die Stadt- und Universitätsbi-bliothek Bern und die BurgerbibliothekBern tätig gewesen. Hier ist er ein undaus gegangen. Nun hat er sich, selb-ständig, wie er immer war, ohne fremdeHilfe in den Ruhestand versetzt.

In Burgdorf geboren und in Bernausgebildet, wurde Gerhard Howaldnach verschiedenen Anstellungen imDekorations- und Ausstellungswesenvor allem vom berühmten FotografenMartin Hesse in die Berufstätigkeit ein-geführt. Hierauf war er in Zürich, Bülachund Bern auf dem Gebiet der Freizeit-

gestaltung tätig, gab Fotokurse für Kin-der, Jugendliche und Erwachsene undgestaltete die Fotoausstellung an derHyspa-Messe in Bern mit. Nach demTode Martin Hesses übernahm er 1968dessen Atelier und schuf sich in den fol-genden Jahren rasch einen hervorra-genden Namen als Spezialist für Foto-aufnahmen von Kulturgütern, um die ihnMuseen, Bibliotheken und Archive, dasKunstdenkmäler-Inventar des KantonsBern, die städtische Denkmalpflege so-wie private Auftraggeber in Handel, Ge-werbe und Industrie angingen. Dabeikam es auch oft zur Mitarbeit bei Ver-lagen. Zahlreiche seiner Fotoarbeitenerschienen in Büchern, Bildbänden undZeitschriftendes In-undAuslandes.Da-neben führte seine freie Fototätigkeit zuKalendern, Reportagen und zur Land-schaftsfotografie.

Seit einigen Monaten hat seine Tä-tigkeit im Dienste der Benutzenden derbeiden Kulturinstitute unseres Biblio-theksgebäudes ein Ende gefunden. Er-halten bleiben seine wertvollen Arbei-ten in den Sammlungen der Burgerbib-liothek Bern. Hier hinterlässt GerhardHowald kommenden Generationen vonForschern in den beiden grossen Do-kumentationen zu bernischen Porträtsund zur bernischen Topografie insge-samt 7117 Aufnahmen, für die rund 270Quadratmeter Fotopapier nötig waren– beeindruckende Zahlen!

Sowohl in der Stadt- und Univer-sitätsbibliothek als auch in der Burger-bibliothek hinterlässt Gerhard Howaldaber auch eine menschliche Lücke. Sei-ne Persönlichkeit zeichnet sich nicht

nur durch ein hohes Berufsethos aus,sondern auch durch Bescheidenheit,Flexibilität, gute Nerven und eine an-steckend ruhige Wesensart. Tritt eineAufgabe an ihn heran, packt er sie anund beschäftigt sich so lange damit, bisdas Ergebnis stimmt. So wurde er –ganz nebenbei – zu einem bedeuten-den und geachteten Fachmann.

Wir danken Gerhard Howald fürseine Rolle in der Geschichte unse-res Hauses und hoffen sehr, dass ihmdas scharfe Auge noch lange erhaltenbleibt!

Kontakt:[email protected],Telefon 031 320 32 [email protected],Telefon 031 320 33 62

Claudia Engler und J. Harald Wäber

Ansprechpersonen– Direktor

Prof. Dr. Robert Barth– Vizedirektor

Anton Buchli– Wiss. Direktionsassistent

Christian Lüthi, lic. phil. – Direktionssekretariat /

PersonalwesenBeatrix Glättli-Maurer

– ÖffentlichkeitsarbeitChristine Felber, lic. phil.

– RechnungsführungClaudia Schaedeli, Dipl. Kff.

– BenutzungBeatrix Stuber, lic. phil. Judith Fahrländer

– EDV

Alfred Fasnacht– Erwerbung

vakant– Alphabetische Katalogisierung

Sabine Wahrenberger– Sachkatalogisierung

Adrian Waldmann, lic. phil.– Fachreferate

Jörg Müller, lic. phil.– Restaurierung

Ulrike Bürger– Historische Buchbestände

Dr. Claudia Engler– Sammlung Ryhiner

Dr. Thomas Klöti

Filialen– Basisbibliothek Unitobler (BTO)

Katharina Steiner, lic. phil.– Schweizerische Osteuropa-

bibliothek (SOB)

Christophe v. Werdt, lic.phil.

Kooperationsbibliotheken– Fachbereichsbibliothek Bühlplatz

(FBB)

Jean-Daniel Enggist, lic. phil. – Juristische Bibliothek (JBB)

vakant

Stiftungsrat– Kantonsvertretung

Prof. Dr. Heinz E. Herzig, Präsident,emeritierter Professor für AlteGeschichte und Epigraphik der Uni-versität BernProf. Dr. Ralph Bloch, Direktor des Instituts für Aus-, Weiter- und Fortbildung am Inselspital BernProf. Dr. Gerhard Walter, Vizerektorder Universität BernDaniela Pedinelli Stotz, Fürspreche-rin, Vorsteherin der Abteilung 1Universität im Amt für Hochschulender Erziehungsdirektion1 Vertretung vakant

– StadtvertretungEdith Olibet, Vorsteherin der Direktion für Bildung, Umwelt und IntegrationSven Baumann, Fürsprecher, Generalsekretär der Direktion fürBildung, Umwelt und Integration

– BurgergemeindevertreterCarl-Ludwig von Fischer, FürsprecherHeinz Sommer, alt Rektor desLiterargymnasium Bern-Neufeld

ImpressumLIBERNENSIS, Zeitschrift der Stadt-und Universitätsbibliothek Bern 2˙2002Erscheint zweimal jährlichISSN 1660-2439

– RedaktionChristine Felber, Christian Lüthi,Christophe v. Werdt

– Redaktionsadresse /AnzeigenStadt- und UniversitätsbibliothekBern, Christine FelberStelle für ÖffentlichkeitsarbeitMünstergasse 61, 3000 Bern 8Telefon 031 320 32 56Telefax 031 320 32 99, [email protected]

– Gestaltung und SatzBernet & Schönenberger, Zürich

– DruckGraf-Lehmann AG, Bern

Bildnachweise– StUB: S. 11; Kaspar Hiltbrand: S. 9,

12,13, 14, 19 (aus: Moscowitischeund Persianische Reisebeschreibungvon Adam Olearius.Hamburg 1696),30; Adrian Mühlemann: S. 24, 25

– Burgerbibliothek Bern, GerhardHowald, Kirchlindach: S. 17, 18;Sammlung Berger: S. 5; MartinHesse: S. 27

– Reklame von Hans Eggimann aufKatalogen der SchweizerischenLandesausstellung 1914: S. 6

– Verkehrshaus der Schweiz, Luzern,Archiv: S. 7

– Aus: Jean Charles Davillier,L‘Espagne. Illustrée de 309 gravures dessinés sur bois parGustave Doré. Paris 1874: S. 20

– Keystone: S. 22– http://europa.eu.int/comm/

enlargement/index.htm: S. 26(Osteuropakarte)

– Stiftung Roth, Burgdorf: S. 26(Säumer mit Pferden)

– Hanspeter Lässer, Nussbaumen:S. 26 (Theaterstück)

Stadt- und Universitätsbibliothek Bern Münstergasse 61, 3000 Bern 8Telefon 031 320 32 11Telefax 031 320 32 99 E-Mail [email protected]