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Liebe Leserin, lieber Leser Wie umfangreich soll der Jazzletter sein? Für unsere Jubiläumsausgabe mussten wir von 8 Seiten auf 16 verdoppeln.Was es zum besonderen Ereignis mitzuteilen gab, dazu reichten die üblichen 8 Seiten nicht aus. Nach dem Jubiläum gehen wir wieder auf 8 Seiten zurück. Das wollten wir, konnten es aber nicht. Schon bei der letzten Ausgabe haben sich 12 Seiten als zweck- mässig erwiesen. Auch dieses Mal gibt es eine Reihe interessanter Beiträge, für deren leserfreundliche Gestaltung wir 12 Seiten benötigen. Unter «Worte des Präsidenten» kann uns Andrea Engi wiederum berichten, dass sich das SwissJazzOrama auf einem guten Weg befindet. Er ist zuversichtlich, dass wir in nächster Zukunft dank unserem gemein- samen Engagement unsere gesteckten Ziele erreichen werden. Fernand Schlumpf schreibt über den Sam- melschwerpunkt Helvetica. Dieses Projekt soll helfen, unsere Bestände an Dokumen- tationen der Schweizer Jazzaktivitäten von gestern und heute zu erweitern. Der grösste Teil unserer Beiträge weist in diese Rich- tung. Ernst Höllerhagen (Seite 6), Glyn Paque (Seite 7). Beides grosse Namen in unserer Helvetica-Sammlung! Herzlich 1 INHALT 2 SJO ist auf dem Weg / Sammelschwerpunkt «Helvetica» 3 Neun europäische Jazzarchive trafen sich 4 Schaffhauser Jazzfestival 2011 5 Neue Ausstellung: AVO-Session 6 Ernst Höllerhagen 7 Stanley Dance / Besuch im SJO 8 100 Jahre Robert John- son / Big Joe Turner 9 SJO-Mitarbeiter 10 Notre page en français 11 Nostra pagina in italiano 12 In memoriam / Blick ins Archiv 1 Nr. 24, August 2011 swissjazz orama jazzletter 2 Namen – 1 Festival : 25 Jahre Rhein- knie Jazzsession /AVO Session EDITORIAL 1986 haben eine Handvoll Amateure mit viel Enthusiasmus in Basel ein Jazzfestival auf die Beine gestellt und gleich mit einem Paukenschlag begonnen, war doch ihr erster Headliner kein geringerer als der legendäre Pianist Oscar Peterson. Die Rheinknie Jazzsession war geboren und entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einem Jazzfestival der Spitzen- klasse, bei dem sich einige der grössten Namen der Jazz-Geschichte ein «Stell- dichein» gaben. Aus der Rheinknie Jazz- session wurde 1998 die AVO Session und das Programm auch für artverwandte, publikumsnahe Stile geöffnet. Das Swiss- JazzOrama widmet den Jazzmusikern und -musikerinnen, die am Festival auftraten, eine Ausstellung. Siehe auch Seite 5. 1986: Oscar Peterson an der 1. Rheinknie Jazzsession in Basel

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Liebe Leserin, lieber Leser

Wie umfangreich soll der Jazzletter sein?Für unsere Jubiläumsausgabe mussten wirvon 8 Seiten auf 16 verdoppeln.Was eszum besonderen Ereignis mitzuteilen gab,dazu reichten die üblichen 8 Seiten nichtaus. Nach dem Jubiläum gehen wir wiederauf 8 Seiten zurück. Das wollten wir,konnten es aber nicht. Schon bei der letztenAusgabe haben sich 12 Seiten als zweck-mässig erwiesen.Auch dieses Mal gibt eseine Reihe interessanter Beiträge, für derenleserfreundliche Gestaltung wir 12 Seitenbenötigen.

Unter «Worte des Präsidenten» kann unsAndrea Engi wiederum berichten, dass sichdas SwissJazzOrama auf einem guten Wegbefindet. Er ist zuversichtlich, dass wir innächster Zukunft dank unserem gemein-samen Engagement unsere gestecktenZiele erreichen werden.

Fernand Schlumpf schreibt über den Sam-melschwerpunkt Helvetica. Dieses Projektsoll helfen, unsere Bestände an Dokumen-tationen der Schweizer Jazzaktivitäten vongestern und heute zu erweitern. Der grössteTeil unserer Beiträge weist in diese Rich-tung. Ernst Höllerhagen (Seite 6), GlynPaque (Seite 7). Beides grosse Namen inunserer Helvetica-Sammlung!

Herzlich

1

INHALT 2 SJO ist auf dem Weg / Sammelschwerpunkt «Helvetica» 3 Neun europäische Jazzarchive trafen sich 4 SchaffhauserJazzfestival 2011 5 Neue Ausstellung: AVO-Session 6 Ernst Höllerhagen 7 Stanley Dance / Besuch im SJO 8 100 Jahre Robert John-son / Big Joe Turner 9 SJO-Mitarbeiter 10 Notre page en français 11Nostra pagina in italiano 12 In memoriam / Blick ins Archiv

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Nr. 24, August 2011

swissjazzorama jazzletter

2 Namen – 1Festival : 25 Jahre Rhein-knie Jazzsession /AVO Session

EDITORIAL

1986 haben eine Handvoll Amateure mitviel Enthusiasmus in Basel ein Jazzfestivalauf die Beine gestellt und gleich miteinem Paukenschlag begonnen, war dochihr erster Headliner kein geringerer alsder legendäre Pianist Oscar Peterson.

Die Rheinknie Jazzsession war geborenund entwickelte sich in den nächstenJahren zu einem Jazzfestival der Spitzen-klasse, bei dem sich einige der grösstenNamen der Jazz-Geschichte ein «Stell-dichein» gaben. Aus der Rheinknie Jazz-

session wurde 1998 die AVO Session unddas Programm auch für artverwandte,publikumsnahe Stile geöffnet.Das Swiss-JazzOrama widmet den Jazzmusikern und -musikerinnen, die am Festival auftraten,eine Ausstellung. Siehe auch Seite 5.

1986:Oscar Peterson an der 1. Rheinknie Jazzsession in Basel

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Hurra dürfen wir sicher noch nichtrufen. Aber Ende Juli, vier Monate nachder denkwürdigen Mitgliederversamm-lung, die dem Vorstand auf allen Ebenengrünes Licht gegeben und ihn mit einerRiesenkiste an Aufgaben in die Zukunftentlassen hat, können wir immerhinschon von einem Flickenteppich berich-ten, an dem wir mit unterschiedlichemTempo an zahlreichen Baustellen amWerk sind:

Die Buchhaltung 2010 wurde von fach-kundigen Leuten fertiggestellt und revi-diert. Sie wird unseren Mitgliedern ander nächsten Vereinsversammlung prä-sentiert. Überarbeitete Dossiers überden «Stiftungsplan» und den «Finanzplan2011 bis 2015» liegen vor, ebenso einEntwurf für die Zusammenarbeit mitder Schweizerischen Nationalbibliothek(graphische Sammlung) im Bereich un-serer Plakate.Wie bei den Schellacks

geht es da insbesondere um die profes-sionelle Betreuung unserer Sammlung,deren klimatisierte Lagerung und dieDigitalisierung des Zugangs. Der Vor-stand hat mehrere Arbeitsgruppen ge-bildet, die sich mit verschiedenenThemen vertieft befassen.

Die Übertragung der Geschäfts- undProjektleitung von Fernand Schlumpf auf Christian Steulet ist weitgehendabgeschlossen, und Christian ist mitFeuereifer an allen Fronten am Werk.Für die Crew konnten etliche neue, teil-weise sehr spezialisierte Mitarbeitergefunden werden.Auch wurde mit derCrew eine Informations-Sitzung abgehal-ten, an welcher sich nach gründlicher«Kropfleerete» eine entspannte Stim-mung und viel Goodwill für die neueLeitung eingestellt hat. Der Aufbau einerneuen Mitgliederdatei und -verwaltungist im Gange.

Im kommenden Herbst können wirnach Fertigstellung unserer Dokumen-tationen damit beginnen, gezielt einzelnePrivate und öffentliche Organisationenanzusprechen, um sie für unserStiftungsprojekt zu gewinnen.

In die Kinderschuhe zurückversetztwurden vorerst unsere Bemühungenum neue Archivräume.

Eine geschickte Lösung für die Übertra-gung der EDV-Daten vom Jazzindex aufdie Homepage des SJO konnte nochnicht gefunden werden. Die Geldmittelreichen weiterhin nur für eine sehrkurze Frist, was die Planung spürbarbehindert.

Ich danke allen, die sich für unsere Be-lange nach Kräften engagieren, und ver-suche höchst zuversichtlich, die Ohrenfür jede Anregung offen zu halten.

Mit den allerbesten GrüssenAndrea Engi, Präsident

Das SwissJazzOrama ist auf dem Weg ...

WORTE DES PRÄSIDENTEN

Helvetica heisst: Hinweise auf SchweizerMusiker und Bands, auf Daten von Jazz-Konzerten in der Schweiz, auf Auftritteberühmter Bands in der Schweiz. Sam-meln von Konzert-Programmen, vonUnterschriften von Jazz-Grössen anläss-lich ihrer Auftritte in der Schweiz, von78er-Schellacks von Schweizer Bandsusw. All dies suchen wir für das einzigeSchweizer Jazzarchiv.

Das Projekt «Helvetica» wird nun un-sere Helferinnen und Helfer auf Trabhalten. Alle Archivbestände von Schwei-zer Bands, Schweizer Musikerinnen undMusikern oder Schweizer Produktionenund anderes werden separat gekenn-zeichnet und auf unserer Webseiteveröffentlicht. Auf der Webseitewww.jazzorama.ch sind bereits die imArchiv erfassten Schweizer 78er-Schel-lacks ersichtlich.

Wir freuen uns auch über weitere frei-willige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Fernand Schlumpf

Sammelschwerpunkt«Helvetica»

Helfen Sie uns,vertrauen Sie unsIhre Unterlagen an,sie sind bei uns inbesten Händen.

Ein Anruf genügt(044 940 19 82)oder ein E-Mail [email protected] wir melden uns.

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Jede einzelne Organisation hat ihreEigentümlichkeit. Sie baut ein Bezie-hungsnetz mit der kulturellen Szene deseigenen Landes.

Zusammenfassung und Ausblickdes aussichtsreichen Treffens:

Leitung des Anlasses hatte das seit 30Jahre aktive «Klaus Kuhnke Archiv fürPopuläre Musik». Das bedeutsame Mu-sik-Archiv (LP, CD, Zeitschriften undBücher) konnte die Sammlungen vonzwei Mitarbeitern bei Radio Bremenübernehmen, die als Lebenswerk eineumfangreiche Dokumentation der Volks-musik, ohne Einschränkung bezüglichStilrichtung, aufgebaut haben.

Das Archiv in der Musik-Hochschule in Bremen ist für jedermann frei zu-gänglich.

Das Online-Informationssystem undinsbesondere die analytische Katalogi-sierung der Musik-Zeitschriften sindmustergültig.

«JazzAhead» ist eine Begegnung zwi-schen Musikern und Kulturprotagonis-ten, die seit gut 10 Jahren an der Messein Bremen, unterstützt durch die deut-sche Regierung, stattfindet. Die Schwei-zerszene ist gut vertreten und pflegteinen regen Kontakt mit den Messeteil-nehmern, auch zum Thema «Überliefer-te Information in Europa». Langfristigstellt man sich auch einen Austausch der Ton- bzw. Text-Datenbanken imInternet vor.

Aufgrund der geschilderten Erfahrungenin Deutschland und als Fazit für das SJOsollen als Richtlinien gelten:

– Weiterentwicklung des Beziehungs-netzes in der Schweiz und in Europa.

– Weiterausbau eines benutzerkon-formen Informationssystems nachinternationalen Normen.

Die Organisations-Mitglieder

Das europäische Netz der Archivarenverfügt über sein eigenes Internet-Kommunikationssystem mit folgenderAdresse: www.jazzarchive.eu

Hier findet man nützliche Links und dieneuesten Informationen der Netzmit-glieder. Ulrich Duwe, Direktor des KlausKuhnke Archivs Bremen, schlägt eineNeugestaltung für diese Seiten vor, miteinem öffentlichen Teil und einem pri-vaten Teil für die Mitglieder.

Klaus Kuhnke Archiv für PopuläreMusik (Bremen)www.kkarchiv.de

Jazzinstitut Darmstadtwww.jazzinstitut.deDas Jazzinstitut Darmstadt verwaltet die Archive von Joachim-Ernst Berendtsowie von vielen anderen Sammlungen,die dem Institut hinterlassen wurden.Es ist ein Informations- und Dokumen-tations-Zentrum, das Jazz fördert, ohnesich nur auf die Jazz-Szene in Deutsch-land zu beschränken.

Centro Nazionale Studi Sul JazzArrigo Polillo (Siena)http://centrostudi.sienajazz.itSiehe den entsprechenden Artikel in derletzten Jazzletter-Ausgabe. Das Doku-mentar-Zentrum von Siena stellt eingrosses Interesse der Medien, Musikerund Musikliebhaber an den Unterlagenüber italienische und europäische Musi-ker fest. Dies könnte auch ein Schwer-punkt für die SJO-Aktivitäten werden.

Muziek Centrum Nederland(Amsterdam)www.muziekcentrumnederland.nlDas MCN ist ein Archiv-, Informations-und Promotions-Zentrum, das alleMusik-Stile, Jazz eingeschlossen, doku-mentiert. Es wird unterteilt in Rock,Klassik, Modern, Jazz und Welt. DieAbteilung Jazz gibt neu historischeKonzerte, die vom Radio aufgenommenwurden, heraus.

Center for Black Music Research(Lecce)www.cbmr.unisalento.itCBMR ist eine neue mit der Uni Lecceverbundene Organisation, die den Jazz inSüditalien dokumentiert und eine wich-tige Sammlung von afro-amerikanischerMusik und Musicals enthält.

Lippmann+Rau Musikarchiv(Eisenach)www.lr-musikarchiv.deDieses Musik-Archiv verwaltet denNachlass von 2 privaten Sammlern undarbeitet partnerschaftlich mit dem Lehr-stuhl der Jazz-Geschichte und populärerMusik der Universität Weimar zusam-men. Es wurde kürzlich in eine privateStiftung übergeführt.

Norsk Jazz Arkivwww.jazzarkivet.noDas Archiv Jazz in Norwegen ist seit1981 dank der Initiative eines passionier-ten Sammlers aktiv. Es handelt sich umeine rein private Organisation mit kleiner Unterstützung durch den Staat.

Center for Dansk Jazzhistoriewww.jazz.aau.dk Christian Steulet

Übersetzung: André Hager / Giulietta und Klaus Nägeli

Europäische Jazz-Archivierung und -Datenbank

Neun europäische Jazzarchive trafen sich in Bremen

Die jährliche Messe von «JazzAhead» fand Ende April in Bremen statt.Bei diesem Treffen von neun europäischen Archivierungszentren,ausgerichtet auf Jazz und Volksmusik, wurde das SwissJazzOrama (SJO) durch Christian Steulet vertreten.

«Now let me get this deal straight:you say you can get me every record I ever asked for … Surely you must

want something from me!?!»

Kommentar des Layouters:Jazzplattensammeln ist ein heikles Hobby!

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Rückschau auf das Schaffhauser Jazzfestival 2011

Schweizer Jazz – international gewürzt In Schaffhausen präsentierte die Schweizer Jazzszene Ende Mai ihre neuesten Kreationen.Die 22. Ausgabe des dortigen Festivals machte deutlich, dass junge Jazzschaffende vermehrt auf internationale Vernetzung setzen (müssen).

Dass das einzige Festival der Schweiz,das sich erklärtermassen dem einhei-mischen Jazzschaffen widmet, ennet desRheins stattfindet und damit im geografi-schen «Ausland», ist Zufall, macht aberSinn. Denn in Schaffhausen wird jeweilsim Mai nicht nur musiziert. Das Schaff-hauser Jazzfestival ist als Werkschaukonzipiert, wo auch der Austausch statt-findet zwischen Musikschaffenden,-vermittlern, -promotoren und -fans.Als Ort also des Netzwerkens und -wirkens, wozu auch eine (Selbst-)Re-flexion der Szene gehört. Und bekannt-lich lässt sich von aussen trefflicheranalysieren, hinterfragen, debattierenund spintisieren.

An der 22. Ausgabe, die vom 18.–21. Maiüber die Bühnen der Kammgarnhalle,des TapTab-Clubs und des Haberhaus-Gewölbes ging, war dies nicht anders.Nur wurde heuer offensichtlich wiekaum je zuvor, dass Schaffhausen auch inanderer Beziehung höchst stimmigerPlatz ist für das Schweizer Jazzfestival.Die Musikerinnen und Musiker derauftretenden Bands reisten nämlichnicht nur aus Bern, Zürich oder Lausan-ne an, sondern auch aus Berlin, Paris,New York, aus Afrika und Indien. Daswar in Ansätzen schon immer so, dennSchweizer Jazzerinnen und Jazzer tunsich gerne mit ausländischen Kollegenzusammen. Doch noch kaum je wardieses Networking in diesem Ausmassspür- und hörbar wie 2011.

Kein Zufall deshalb, dass die zum Festi-vals stattfindenden Jazzgespräche unterder Themenklammer «Schweizer Jazz imGlobal Village» standen. Auf drei Podiendiskutierten Musik- mit Medienschaffen-den und Hochschuldozierenden, mitKulturförderern und Musikmanagernden Status quo des Jazz made in Swit-zerland, der sich vermehrt hinaus in dieweite Welt wagt. Als «Flucht aus derEnge» wollten dies zwar weder UrsLeimgruber noch Hans-Peter Pfammat-ter sehen, die beide längere Zeit imAusland weilten. Sowohl der LuzernerSaxer mit Jahrgang 1952 als auch der

37-jährige Walliser Pianist betonten aberdie zunehmende Wichtigkeit internatio-naler Vernetzung, wobei Pfammatter alsBeispiel die fruchtbare Luzern-Chicago-Connection nannte. Und Irène Schwei-zer, die vor 50 Jahren ihre HeimatSchaffhausen Richtung Zürich verlassenhatte, betonte, dass ihre Karriere letzt-lich auf Beziehungen nach Deutschland,England und später Südafrika basiere.Dass solche «Connections» heute über-lebenswichtig sind auch im wirtschaft-lichen Sinne, machte die Diskussion zurZukunft der CD deutlich. Harald Haer-ter, Gitarrist und Manager von UnitRecords, erzählt von seinem Vorhaben,Unit-Jazzer gezielt im internationalenUmfeld spielen zu lassen. Und NilsWogram, deutscher Posaunist mitWohnsitz Zürich, erklärte anhand seineseigenen Labels nwog die Mechanismendes internationalen Jazz-Business.

Auf dem Podium zum Thema Jazz alsHochschulstudium schliesslich betontensowohl der junge Student Jakob Hampelwie der frische diplomierte MasterSimon «Sha» Haslebacher, dass interna-tional vernetzte Spielpraxis einem an-gehenden Jazzer ebenso wichtige Impulse geben wie das Studium von Musik-theorie und -geschichte.

Dies zeigte sich höchst eindrücklich auf den Konzertbühnen. Etwa in derBand von Altmeister Daniel Humair. DerSchlagzeuger, 1938 in Genf geboren undseit 1958 in Paris lebend, reiste mit dreiExponenten der jungen Pariser Szenean, darunter Saxer Emile Parisien, derdas Schaffhauser Publikum (und kurzspäter auch jenes des Zürcher TaktlosFestivals) restlos begeisterte. Für seineSuite «Orbital Garden» setzte sich derBerner Holzbläser Don Li mit VidyaShah und Sujay Bobade aus Indien, demisländischen Bassisten Skúli Sverrissonund dem Schweizer Produzenten PeterScherer aus New York zusammen.

Beste Beispiele für internationale Net-workings waren die Formationen «Tran-sit Room» oder «Schneeweiss und

Rosenrot», die einen frischen, stilistischungebundenen Urban-Jazz pflegen.Beide an sich von Berlin aus agierend,vereinen sie Jazzerinnen und Jazzer aushalb Europa. In «Transit Room» spieltder Thuner Bassist Andreas Waelti mitKollegen aus Deutschland, Norwegenund Frankreich. Zu «Schneeweiss undRosenrot» hat sich die Zürcher SängerinLuzia Cadotsch vor Jahren schon mitder Berliner Pianistin Johanna Borchertzusammengetan. Später kamen einBassist aus Schweden und ein Drummeraus Luxemburg dazu.

Mit dem Drumquartet Beat Bag Bohe-mia des Ustermer Perkussionisten LucasNiggli spielte ein spezielles Projekt imHof des Museums Allerheiligen. DieBand ist anlässlich eines Pro-Helvetia-Stages von Niggli entstanden und vereintDrummer aus der Schweiz, Südafrikaund Moçambique.

Diese formale Buntheit wurde in Schaff-hausen freilich auch ohrenfällig. DasFestival 2011 machte auf überzeugendeWeise deutlich: Der Schweizer Jazz lebt, vibriert und riecht nicht nur selt-sam, sondern betörend.Auch dank inter-nationaler Würzmischungen.

Frank von NiederhäusernKulturjournalist BR, UsterKurator Schaffhauser Jazzgespräche 2010–2012

Daniel Humair

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Angefangen hat es 1986 als RheinknieJazzsession. 1998 bekam das Festivaleinen neuen Namen und hiess nun AVO Session. Unter diesem Namen konnte das Festival im Jahr 2010 seinen25. Geburtstag feiern.

War das Festival anfänglich ein reinesJazzfestival, öffnete es sich mehr undmehr auch anderen Stilrichtungen wieBlues, Soul, Pop, Rock, Country, latein-amerikanische Musik,Worldmusic u.a.Im Laufe der Jahre sind aus allen Spartenbedeutende Musikerinnen und Musikeraufgetreten und haben ein grosses Publikum begeistert. Die Idee, nebsteinem Jubiläumsbuch auch eine Aus-stellung zu gestalten, lag also in der Luft.

Als SwissJazzOrama sehen wir es alsunsere Aufgabe, Ihnen die wichtigstenJazz-Protagonisten, die in 25 Jahren inBasel aufgetreten sind, in Wort und Bildzu präsentieren. Und das sind klingendeNamen aus der internationalen undauch schweizerischen Jazzszene. Diefolgende Aufzählung ist nur ein kleinerQuerschnitt. An der Ausstellung gibt esnoch viel mehr zu entdecken.

Aufgetreten sind im Lauf der Zeit:Nat Adderley, Franco Ambrosetti, DaveBrubeck, Ray Charles, Miles Davis, BillEvans, Stan Getz, Dizzy Gillespie, Sté-phane Grappelli, George Gruntz, HerbieHancock, Jay Jay Johnson, Abbey Lin-coln, Gerry Mulligan, Oscar Peterson,Peter Schärli, Daniel Schnyder, ArchieShepp, und viele andere. Walter Abry

NEUE AUSSTELLUNG IM SWISSJAZZORAMA

AUSSTELLUNG MIT WETTBEWERBab Ende September 2011im SwissJazzOrama www.jazzorama.ch(Musikcontainer,Asylstrasse 10, Uster)

Geöffnet (Ausstellung und Jazz Record Shop):Dienstag bis Freitag 13.30–17.30 Uhrund bei Konzerten www.jazzinuster.ch

1988 Miles Davis

1990 Dizzy Gillespie 1985 George Gruntz

1998 Dee Dee Bridgewater 2000 James Brown

2006 Philipp Fankhauser 2009 Diana Krall

Nächste AVO Session 21.10. – 13.11.2011

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Ernst Höllerhagen –der Benny Goodman aus Wuppertal

Neu erschienen ist das reich bebilderteBuch «Die Ernst Höllerhagen Story»von Heiner Bontrup und E. Dieter Fränzel. Es erzählt die Geschichte einesWunderknabens, der 1012 in Wuppertalgeboren wurde und 1956 als Mitglieddes Hazy Osterwald Sextett in Inter-laken starb. Eingeschlossen ist die im-posante Diskografie des Klarinettistenund Altosaxofonisten.

Die Kunde vom stupenden Könnendieses Wunderknaben verbreitete sichrasch. Mit 17 Jahren begann er bereits inTanzorchestern, darunter 1931 bei SamWooding, einer der ersten, die Europaden Jazz beibrachten! Jack Hylton undMarek Weber waren andere bekannteNamen, auch Kurt Hohenberger istheute noch ein Begriff. Ab 1936 gabserste Auftritte und Aufnahmen in derSchweiz, ab 1939 verstärkte Ernie dieTruppe um Teddy Stauffer – u.a. an derLandesausstellung in Zürich – mit der erbei einem der Gastspiele in Berlin Ärgermit der Reichsmusikkammer bekam.«Entartete Musik» oder «Tötet denNigger-Jazz» hiess es, und man zog sichin die Schweiz zurück.

Teddy, Eddie und Hazy

Bei fast allen (ausser Fred Böhler), die inder Kriegszeit bei uns Rang und Namenhatten, wirkte Ernst als willkommener,brillanter Solist mit – Teddy Stauffer,Eddie Brunner (zusammen mit GlynPaque!) und schliesslich Hazy Oster-wald, bei dem er blieb, als dieser – derNot gehorchend – 1949 ein eigenesSextett gründete. In Hazys Show war ervielleicht nicht der Lustigste, doch ichentsinne mich mit Vergnügen an seineParodie eines Teppichverkäufers.

Ernst Höllerhagen litt an Depressionen,die er oft im Alkohol ertränken wollte,wozu im Sextett ja genügend viele Zech-kumpane zu finden waren. Eine tragischeLiebesgeschichte, die Trennung von Frauund Kind und ein Herzinfarkt gabenihm den Rest. Im Juli 1956 bereitete er in Interlaken, wo er auch begraben ist,seinem Leben ein Ende.

Zurück zum Anfang in der Schweiz

Ernie Höllerhagen war auch Mitglied beiThe Berries (mit André Berners Vater

Ernest), mit denen er schon vor demKrieg in Zürich Coleman Hawkins begleitete! Auch wurde er 1941 vonWillie Lewis and his Negro Band zuPlattenaufnahmen eingeladen. Mitseinem eigenen Quartett (als RhythmSection diejenige von Teddy Stauffer,manchmal mit Vibrafonist Hazy Oster-wald erweitert) hat er sich auf Schellackverewigt.

Eine gigantische Diskografie

Der Mann, dem einmal in Stockholm einbeeindruckter Benny Goodman angebo-tan hatte, er dürfe auf seiner Klarinettespielen (unserem KurtA. Müller in Bang-kok hat er immerhin eine geschenkt!),konnte auf eine immense Diskografiezurückblicken. Die ersten Aufnahmenstammen aus dem Jahr 1934 mit demOrchester Melle Weersma aus Hilver-sum (mit Eddie Brunner!). 1936 folgtenals wahre Rarität die Platten mit Cole-man Hawkins in Zürich. Einen grossenPlatz nahmen die Goldenen Sieben und ihr Orchester unter Kurt Hohen-berger ein (Aufnahmen zwischen1936und 1939), und dann kam schon TeddyStauffer!

Erst 1940 wurde diese Hegemonie dankEddie Brunner durchbrochen.Von WillieLewis und seinen in Zürich produziertenPlatten sprachen wir bereits, von ErniesQuartett oder Quintett auch.

Mittlerweile hatte sich Teddy Stauffernach Acapulco verzogen. Dessen Drum-mer Paul Guggisberg finden wir inHöllerhagens Kleinformationen undbeim Philippe Brun Septett, wo Ernieauch zu Aufnahmen gebeten wurde.

1947 taucht erstmals Hazy Osterwald,als Chef einer Bigband, in der Disko-grafie auf,1950 sein Sextett. Am 31.März 1954 wurde in Basel das Stück«Ernie» aufgenommen! Den «Kriminal-tango» musste Ernst Höllerhagen nicht mehr erleben! Ueli Staub

Wer Ernst Höllerhagen hören will,kann dies auf folgenden Tonträgern tun:

Ernst Höllerhagen, 1942 – 1948ES 9522001 (2 CDs)SJO-CD 01089

Swing in Europa, 1939 – 1945(Ernst Höllerhagen Quartett) ES 73311SJO-CD 00437

Jazz in Switzerland, 1930 – 1975ES 9544002 N (4 CD Box)SJO-CD 00462-1

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Ganz spezieller Besuch im SwissJazzOrama:

Wir blenden zurück:

2001: Wir erhalten aus Bern eine um-fangreiche Schenkung von Zeitungsaus-schnitten, Zeitschriften und persön-liches Sammelmaterial eines bekanntenSchweizer Jazz Freundes.Beim Archivieren entdecken wir darun-ter viel persönliches Material des be-kannten US-Saxofonisten Glyn Paque(1907 – 1953), der in den 1940er-Jahrenhier in der Schweiz mit Fred Böhlerunterwegs war und auch hier in derSchweiz verstarb. All dieses Material

sortierten wir und legten 2 Ordner an.2010: Im Jazzletter vom August 2010veröffentlichten wir einen Hinweis aufdieses Dokumentationsbeispiel aus un-serem Archiv. Am 16. September be-suchte uns ein sympathisches älteresEhepaar aus Birsfelden und fragte nachUnterlagen über «Glyn Paque». Un-schwer zu erkennen, dass Frau Ernst(die Gattin des Besuchers) einen Anteil«Schwarzer Erbmasse» in sich trägt.Es stellte sich heraus, dass es sich beiunserer Besucherin um die leiblicheTochter von Glyn Paque handelte.

Völlig überwältigt, entdeckte unsere Be-sucherin Material über ihren leiblichenVater, das sie bisher nirgends zu sehenbekam, wie auch ihren Geburtsschein.

Fernand Schlumpf

Mit John Hammond war er seit 1935 inKontakt.

Er hat Duke Ellington auf verschiedenenWelt-Tourneen begleitet. Seine intensi-ven Aktivitäten rund um die EllingtonBand und seinen Solisten gingen überden Tod von Duke hinaus.

Verdankenswerterweise hat er auch Earl Hines überzeugt, für Konzerte vonKalifornien nach New York zu reisen.Der Erfolg war überwältigend und hatdie Karriere von Earl Hines neu gestar-tet. Dieser bestand dann auch darauf,dass Stanley Dance sein Manager werde,was dieser bis zum Tode von Earl Hines1983 blieb.

Stanley Dance liess vor allem die Musi-ker sprechen und hielt sich – ausser inseinen Artikeln in «Lightly and Politely»– mit persönlichen Kommentarenzurück. Klaus Nägeli

Stanley DanceGeboren 1910 in EnglandGestorben 1999 in den USAAus Platzgründen können wir leider diesen Artikel zu seinem 100. Geburtstag (1910) erst in dieser Ausgabe platzieren.

Bilder:Oben: Stanley Dance und Earl Hines.Unten: Stanley Dance gratuliert am 4.August 1968Vic Dickenson zum Geburtstag.

Stanley Dance ist einer der bedeutend-sten Chronisten der Swing Ära. Er be-gann schon 1935 Jazz-Artikel für JazzHot zu schreiben. 1937 ging er nachNew York, wo er auch seine spätereFrau Helen Oakley kennen lernte, dieselber eine sehr bekannte und aktiveJazz-Produzentin (Variety Records),Journalistin und Buchautorin war.

Stanley Dance wurde durch seine aus-sergewöhnlichen Bücher wie ;The JazzEra / The World of Duke Ellington / The World of Swing / The World of EarlHines / The Night People (Dickie Wells)/ Duke Ellington in Person: An IntimateMemoir (with Mercer Ellington) / TheWorld of Count Basie / Those SwingingYears (Charlie Barnet) berühmt.

Zudem schrieb er für Jazz Times, JazzJournal, Down Beat, Metronome, MelodyMaker,The Gramophone,The New YorkHerald Tribune etc. Er hat auch unzählige«liner notes» verfasst und dafür einenGrammy Award erhalten.

Den Ausdruck «Mainstream» hat ergeprägt – siehe in diesem Zusammen-hang die von ihm organisierten, ausser-gewöhnlichen Aufnahmen auf Felsted.Stanley Dance war auch erfolgreicherSchallplatten-Produzent für Columbia,Black Lion und RCA Camden.

Ein bedeutender Jazzpromoter und Autor: Stanley Dance

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Hellhound on my trial«Robert Johnson was both the most influential and most influenced blues guitarist of his time“.*

Die Wirkungszeit dieses nach den meis-ten Quellen 1911 geborenen Bluessän-gers und -gitarristen fällt bereits insZeitalter der Schallplatte, was ihm er-möglichte, die verschiedensten Blues-richtungen in sich aufzusaugen. Seinemusikalischen Einflüsse reichten vomarchaischen Mississippi-Delta-Blues der«Gründerväter» wie Charlie Pattonoder Son House bis zum städtischverfeinerten Blues des Pianisten undSängers Leroy Carr, welcher zu Beginnder 1930er-Jahre neben Persönlichkeitenwie dem Boxer Joe Louis zu den promi-nentesten Afroamerikanern und Afro-amerikanerinnen in den Schwarzen-Ghettos gehörte. Dieser Ruhm warJohnson zu seinen Lebzeiten nicht ver-gönnt, konnte er doch lediglich mit dem«Terraplane Blues» einen kleinen Erfolgverbuchen. Etliche der berühmten undoft neu interpretierten 29 Meisterwer-ke, die Johnson aufnahm, stellen ziemlichvielschichtige Coverversionen andererBluestitel dar, die erst rund 20 Jahre spä-ter weltweit Kultstatus erlangen sollten.

Johnsons komplexes Gitarrenspiel mitseinen im Gegensatz zu früheren Vorbil-dern differenzierten und wegweisendenBasslinien übte jedoch schon früh einennicht zu unterschätzenden Einfluss aufMuddy Waters und andere Schöpfer desmodernen Chicagoer Nachkriegs-Bluesaus. Aber erst im Gefolge des interna-tionalen Blues-Booms, der zu Beginn der1960er-Jahre von englischen und ameri-kanischen Gruppen von Rockmusikernund -musikerinnen (Eric Clapton, Rolling

Stones, Janis Joplin...) ausgelöst wurde,mutierte Robert Johnson zu einer legen-denumwobenen Kultfigur. So soll ereines Nachts an einer Strassenkreuzungdem Teufel gegen das Versprechen,künstlerische Vollkommenheit zu erlan-gen, seine Seele verkauft haben – einTopos, der auch in anderen Kulturkrei-sen zu finden ist. Gestorben sein sollJohnson an einer Dosis Gift, die ihm eingehörnter Ehemann in den Whiskygegossen habe. Andere Quellen wollenwissen, dass er 1938 der Syphilis odereiner durchaus heilbaren Alkoholver-giftung erlag, weil er sich keinen Arztleisten konnte. Johnsons Tod ist ebensosagenumwoben wie jener der ebenfallszur Blues-Ikone gewordenen SängerinBessie Smith. Für die posthume Bedeu-tung dieses grossen, teilweise immernoch unbekannten Bluesmusikersspricht auch die Tatsache, dass er wohlder einzige seines Faches ist, dem eineSchweizer Tageszeitung jemals eineDoppelseite gewidmet hat (Tages-Anzei-ger vom 7.5.2011).

Shake, Rattle and RollDer Bluesshouter Big Joe Turner(1911–1985) machte seine ersten Aufnahmen 1938, im Todesjahr von Robert Johnson.

Der Gesangs- und Bluesstil von Turnerbildete sich während der 1920er-Jahre inKansas City heraus. Diese Bluesrichtungwar eng mit dem Spiel der Blues- undBoogie-Woogie-Pianisten sowie derschwarzen Swingbands verbunden, wel-che die Bluessänger und -sängerinnenauch begleiteten (Pete Johnson, BennyMoten, Jay McShann, Count Basie usw.).Dieser kraftvoll swingende und oft aufRiffs aufbauende Blues zeichnet sich

durch einen schreienden Gesang (Shout)aus, der (zuerst ohne Mikrofon!) dieBegleitung eines Klaviers oder einerganzen Band überlagert.

Der Kansas-City-Blues hat eindeutigurbanen Charakter und grenzt sichbewusst von seinen ländlichen Wurzelnab. Dieser Bluesstil ist optimistischerund selbstbewusster, aber auch standar-disierter und oberflächlicher als derBlues eines Robert Johnson, dessenliterarisch hochstehenderen Texte oftvon Existenz- oder gar im wörtlichenSinne von Höllenängsten geprägt waren.Davon zeugt der eingangs zitierte Blue-stitel «Hellhound on my trial». DerKansas-City-Blues widerspiegelt eineneue Etappe in der Bewusstseinsent-wicklung der sich verstädternden Teileder afroamerikanischen Bevölkerung,die zu jener Zeit wirtschaftlich etwasweniger schlecht gestellt waren als die schwarzen Landarbeiter und Land-arbeiterinnen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg trugTurner wesentlich zur Verbreitung desRhythm'n'Blues bei. Die von ihm mit-initiierte, teilweise auf dem Kansas-City-Blues beruhende Form des Rhythm'n'Blues sollte zu einer der wichtigstenEinflussquellen für den Rock'n'Rollwerden. Big Joe Turner konnte sich auchin diese neue musikalische Strömungintegrieren, ohne seinen Stil grossändern zu müssen.

Anlässlich des berühmten «From Spiri-tuals to Swing»-Konzertes im Jahre 1938erzielte Turner bei einem breiteren, auchweissen Publikum einen ersten Durch-bruch. Der Organisator John Hammondwollte ebenfalls Robert Johnson andiesem Konzert auftreten lassen. Nach-forschungen ergaben jedoch, dass John-son bereits verstorben war. Mit seinerInterpretation von «Shake, Rattle andRoll» aus dem Jahr 1954 gelangte Turnerzu nationalem (und später internatio-nalem) Ruhm. Die musikalisch und text-lich entschärfte spätere Version von BillHaley, welche auf die sozio-kulturelleAufnahmebereitschaft/-fähigkeit einesjungen weissen Massenpublikums zugeschnitten war, erzielte eine Auflagevon fast fünf Millionen, eine Zahl, vonder Turner nur träumen konnte...Mit zunehmendem Alter kehrte Turnerwieder vermehrt zu seinen Wurzeln,dem Blues, zurück. Albert Stolz

* Stephen Calt im Booklet zur CD «Roots of Robert Johnson» (Yazoo 1073)

Blues: 100 Jahre Robert Johnson und Big Joe Turner

Dieser Gedenkartikel ist zwei der bedeutendsten und einflussreichstenBluesmusikern aller Zeiten gewidmet, die unterschiedlicher kaum seinkönnen. Ihr musikalisches Werk ist in unserem Archiv gut dokumentiert.

Schwerzenbach sorgt für die richtigeStimmung. Auch ein Elektronik-Laborgibt's dort. Nach der Pensionierung indiesem Herbst wird das Jazzorama vonseinen Erfahrungen in Audio-/Video-Computertechnik profitieren können.Bis jetzt hat er dort eine neue Multime-dia Ecke eingerichtet, nicht nur zurWiedergabe aller wichtigen Ton- undBildträger sondern auch zum Digitalisie-ren auf hohem Niveau.

Bruno Gut.1968 war ich zwanzig. DieWelt um mich herum vibrierte, fieberte,fantasierte. Hendrix und Shepp, dieStones und MC5, Esther Ofarim undRoland Kirk, Bessie Joplin, Janis Smith,John Canned, Lee Hooker, Heat, Ella &Louis, Mr.Acker Bilk, Dr. John. Jazz, Rock,Blues, Folk und Beethoven. Ich hattekeine Berührungsängste. Angefangen hates in den Sechzigerjahren mit Radio

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DAS SWISSJAZZORAMA UND SEINE MITARBEITER

Neu im Vorstand: Pietro Ribi

Pietro Ribi, unser neues Vorstandsmit-glied, kam am 26. Februar 1948 in Giu-biasco im Tessin zur Welt. Er wuchs im Tessin auf, stammt aber aus einerDeutschschweizerfamilie. Er war mass-

geblich mit dabei, als die SRG das RadioSwiss Jazz startete. Pietro wurde alsdessen Leiter eingesetzt, überwandanfängliche Startschwierigkeiten underreichte, dass sich nun täglich etwa 65 000 Hörerinnen und Hörer an dergesendeten Musik erfreuen können.Im Jazz'n'More erschien ein Interviewüber Pietros Radio-Engagement, ausdem wir mit gütiger Erlaubnis derJazz’n’More-Redaktion ein paar auf-schlussreiche Angaben zu seiner Radio-arbeit übernommen haben: «Das Inte-ressante an der Geschichte von RadioSwiss Jazz ist, dass es das erste öffent-lich-rechtliche Jazzradio in ganz Europawar. Der Start war schwierig. Ab denSechzigerjahren erhielt der Jazz mit derFreejazz-Bewegung etwas Intellektuel-les und Abgehobenes. Das Wort Jazzwurde Synonym für Schwerverdauliches.Vor dem Start haben wir eine Positio-nierungs-Studie gemacht.Wir wollten

wissen, was eigentlich das Publikumwünscht.Wir befragten ca. 800 Per-sonen anhand von Musikbeispielen undkamen zum Schluss:Wenn ein reines Jazzprogramm in derSchweiz Erfolg haben soll, ist dies nur mitMainstream-Jazz möglich. Mit Free Jazzhätten wir keine Chancen gehabt. Ebensohätten wir uns mit viel Dixieland den Erfolgbeim jüngeren Publikum verbaut. Deshalbsagten wir uns, dass wir bewusst mit Main-stream, ergänzt durch Blues und Soul,beginnen sollten. Es ist so, dass unser Sen-der seinen Platz innerhalb der schweizeri-schen Radiolandschaft finden musste. Un-sere Hörerzahl wird noch weiterwachsen.»

Wir danken Pietro Ribi für diese Infor-mationen und wünschen ihm auch bei seiner Arbeit in unserem Vorstandviel Erfolg. J.T.S.

Foto: Peewee Windmüller für Jazz’n’MoreTextpassagen: Quelle Jazz’n’More, Nr. 3, 2009

Thomas Reich, geboren am 1.8.1946 inZürich, wuchs neben dem Radio Studioauf. Radiobasteln und Banjospielen waren mit 12 seine wichtigste Hobbys.Vaters Teddy Wilson- und Benny Good-mann-Platten erweiterten den Jazz-Horizont, so kam bald die Gitarre hinzu.Nach über 1000 Auftritten dauern dieseAktivitäten bis heute an. Die ZürcherJazz-Festivals im Kino Urban war in den1960er- und 70-Jahren genauso Pflichtwie z.B. «Jazz From A Swinging Era» imKongresshaus. Die Interessen lagen starkbei Musik, Bands und Technik. So bracher das Medizinstudium 1968 ab undspielte mit einer Pop-Band am Uniball.Das Hobby Technik wurde dann zumBeruf. Als Elektroingenieur entwickelteer an der Uni Zürich 36 Jahre langMessgeräte für die Forschung. Ein Radio-und Plattenmuseum in seinem Heim in

Sottens:Am Dienstagabend eine Stundeamerikanische Musik. Die ersten 30Minuten, dicht am Monolautsprechergeklebt, die neuesten Gospel-Plattengehört, das hat mir den Ärmel herein-genommen – weniger das Religiöse,mehr die Inbrunst, der Rhythmus, dasEkstatische und gleichzeitig das Unge-schliffene, Raue – das war es! MeinZuhause war die stetig wachsende Plat-tensammlung, waren die Plattenlädenvon Zürich bis New York, meine Heimatwar die Ferne, New Orleans, Louisiana,the Delta, the South. Meine erste «rich-tige» Jazzplatte: Moanin' von Art BlakeysJazz Messengers. (Hier käme die Listemeiner favourites, das gäbe dann gutzwei Seiten.) Bin «nur» Passiv-Musiker,kein ausübender (weil üben nicht zumeinen Stärken gehört).Wenn an denKonzerten die schwarzen Scheiben sichin lebendige (meist) schwarze Musikerverwandelten im Weissen Wind, im Afri-cana, im Kongresshaus, sass hingerissender Setzerstift, bis das letzte Tram abge-fahren war. Den Bleisatz hängte ich dannan den Haken und verdingte mich für 36Jahre beim Schweizer Fernsehen alsMedien-Dokumentalist. Da hat sich eini-ges an Wissen angesammelt, das ich nunim Jazzarchiv einbringen will. Und auchder Typograf in mir ist noch unverdros-sen lebendig und will bei Gelegenheitseinen Senf dazugeben.

Neu in der Crew

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NOTRE PAGE EN FRANÇAIS

La réunion était présidée par la «KlausKuhnke Archiv für Populäre Musik»,une entreprise active depuis trente ans.Cette importante archive musicale (LP,CD, revues et livres) a hérité des collec-tions de deux journalistes de RadioBremen qui ont consacré leur vie à do-cumenter les musiques populaires sanshiérarchie de style. L'archive est héber-gée par la Haute Ecole de Musique deBrême.Tout le monde peut consulter etécouter sur place les documents. Le sys-tème d'information en ligne est un mo-dèle du genre, avec notamment un cata-logage analytique des revues musicales.

«JazzAhead!» est une rencontre entremusiciens et acteurs culturels proposéepar la foire d'exposition de Brêmedepuis une dizaine d'années. Favoriséepar le gouvernement allemand, quidemande aux organisateurs de proposerun volet culturel dans leur programme,la foire du nord de l'Allemagne a gagnéen importance malgré des débuts diffi-ciles. La scène suisse y est bien repré-sentée, et l'on peut y échanger des idéeset parler projets. Parmi celles et ceuxévoqués, Francesco Martinelli, le res-ponsable du centre de documentationde Sienne, souhaite travailler en réseaudans le domaine des interviews (histoireorale du jazz en Europe). Il envisage àterme des échanges avec des fichierssons ou des fichiers textes sur l'internet.

La leçon que je tire de ces échanges estque SJO doit encore développer sonréseau en Suisse et en Europe. En effet,la plupart des organisations rencontréesont réussi à resserrer leur activités et à financer des projets uniquement ens'inscrivant dans la durée. Ainsi, la plu-part d'entre elles disposent d'un sys-tème d'information public qui répondaux normes internationales en la ma-tière, et demande des années depersévérance pour faire ses preuves.

Christian Steulet

Encadré: les organisationsmembres du réseau

Le réseau européen des archivistes dis-pose de son propre outil de communi-cation sur l'internet à l'adresse suivante:www.jazzarchive.eu

On y trouvera les liens utiles et les der-nières informations des membres duréseau. Ulrich Duwe, le directeur de laKlaus Kuhnke Archiv de Brême, proposede mettre au point pour ces pages unenouvelle formule, avec une partie publi-que et une partie privée réservée auxmembres.

Klaus Kuhnke Archiv für PopuläreMusik (Brême)www.kkarchiv.de

Jazzinstitut Darmstadtwww.jazzinstitut.deLe Jazzinstitut Darmstadt gère les archi-ves de Joachim-Ernst Berendt et denombreuses autres collections qui luisont léguées. Il est devenu un centred'information et de documentation quifait la promotion du jazz sans se limiterà la vie musicale en Allemagne.

Centro Nazionale Studi Sul JazzArrigo Polillo (Sienne)http://centrostudi.sienajazz.itVoir l'article correspondant dans la der-nière édition de la Jazzletter. Le centrede documentation de Sienne constateun important intérèt des médias, desmusiciens et des mélomanes pour ladocumentation papier relative aux musi-ciens italiens et européens. Ceci pour-rait devenir aussi un point fort desactivités de SJO.

Muziek Centrum Nederland(Amsterdam)www.muziekcentrumnederland.nlLe MCN est un centre d'archivage, d'in-formation et de promotion qui docu-

mente tous les styles de musique, yinclus le jazz. Il est divisé en départe-ments rock, classical, contemporary, jazzet world. Son département jazz rééditedes concerts historiques enregistrés par la radio.

Center for Black Music Research(Lecce)www.cbmr.unisalento.itLe CBMR est une nouvelle organisationreliée à l'Université de Lecce, qui docu-mente le jazz dans le sud de l'Italie et a recueilli une importante collection dedisques afro-américains et de revuesmusicales.

Lippmann+Rau-Musikarchiv(Eisenach)www.lr-musikarchiv.deCe centre d'archives musicales gèrel'héritage de deux collectionneurs privéset travaille en partenariat avec la chaired'histoire du jazz et des musiques popu-laires de l'université de Weimar. Il vientd'être constitué en fondation privée.

Norsk JazzArkivwww.jazzarkivet.noLes archives du jazz en Norvège sont enactivité depuis 1981, grâce à l'initiatived'un collectionneur passionné. L'organi-sation est entièrement privée, avec unepetite aide de l'Etat.

Center for Dansk Jazzhistoriewww.jazz.aau.dk

Mémoires européennes du jazzA l'occasion de la foire annuelle de JazzAhead à Brême à la fin du mois d'avril, j'ai représenté SwissJazzOrama (SJO) à une réunion de neuf centres d'archives européens dédiés au jazz et aux musiques popu-laires. Chacune de ces organisations a sa propre spécificité et s'est forgé un réseau de contacts avec les scènes culturelles de son pays.Bilan d'une rencontre riche de perspectives.

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La scorsa fin d'aprile, in occasione della fiera internazionale «JazzAhead !»di Brema ho rappresentato SwissJazz-Orama (SJO) in un incontro che riunivanove centri europei dedicati al jazz e alla musica popolare. Ognuna di questeorganizzazioni possiede una sua specifi-cità e si è creata una rete di contatti con la scena culturale del suo paese.Bilancio di un incontro pieno di buoneprospettive.

L'incontro era diretto dall' «Archivio perla musica popolare Klaus Kuhnke»,un sodalizio attivo da trent'anni. L'im-portante istituzione (che possiede LP,CD, riviste e libri) ha ereditato gli archi-vi di due giornalisti di Radio Brema,i quali hanno trascorso la loro vita adocumentare musiche popolari senzaporre limiti di stile. L'archivio è oggiospitato dall'Alta scuola musicale di

Brema. I documenti sono consultabili e fruibili liberamente nella sede. Il siste-ma di catalogazione online è un veromodello nel suo genere e possiede tral'altro un archivio analitico delle rivistemusicali.

«JazzAhead!» è un incontro tra musicistie attori del settore culturale specificoche l'esposizione di Brema proponeormai da una decina d'anni. Sostenutadal governo tedesco, che ha chiesto agliorganizzatori di includere aspetti cul-turali nel loro programma, la fiera èdiventata oggi un riferimento impor-tante, malgrado gli inizi siano stati diffi-coltosi. La scena svizzera vi è ben rap-presentata e vi avvengono scambi di idee e messe in comune di progetti.Tra quelli di cui si è discusso, FrancescoMartinelli, responsabile del centro di documentazione di Siena, propone

una collaborazione in rete perciò cheriguarda le interviste (cioè la storiaorale del jazz in Europa). Propone per ilfuturo uno scambio di dati via internetsotto forma di files audio o di testo.

La riflessione che posso trarre da questiscambi è che SJO deve maggiormentesviluppare la sua rete relazionale in Svizzera e in Europa. In effetti, la maggiorparte delle organizzazioni con cui hopotuto entrare in contatto sono riuscitea consolidare le loro attività e a finan-ziare i loro progetti soltanto garanten-done la durata. In questo modo la maggior parte di esse possiede un sistema di informazione aperto al pubb-lico che risponde alle norme interna-zionali specifiche, e che richiede anni dicontinuità e impegno per dimostrarsiefficace. Christian Steulet

Übersetzung: Alessandro Zanoli

NOSTRA PAGINA IN ITALIANO

La memoria europea del jazz

Ceux qui ont commencé leur collectionde disques au début de l’époque béniedu LP ont certainement eu entre lesmains un disque dont la couverture avaitété créée par cet important artiste.Ils se souviennent avec émotion de sesœuvres d’art imprimées sur le cartondes pochettes. J’ai toujours en mémoireun disque de Billie Holiday où elle estreprésentée, à terre, de dos, nue, lebuste incliné sur un lit. (…) David StoneMartin savait imaginer un dessin reflétantl’âme de l’artiste représenté – poignantet superbe! Dès le milieu des annéesquarante, David Stone Martin a créé plusde 400 pochettes de disque. NormanGranz a maintes fois eu recours à lui,et plusieurs albums 78 tours ont déjàbénéficié de cet artiste au style immé-diatement reconnaissable. La productionde DSM pour le marché du disque devaitplus ou moins cesser vers la fin desannées cinquante, et j’imagine que sontalent a su s’employer dans d’autresmédias. Une excursion à Uster s’impose.Horaires d’ouverture sur leur site :www.jazzorama.ch <http://www.jazzorama.ch>

Source: Jazz One More Time (AGMJ, Genève)

Exposition David Stone Martinà SwissJazzOrama (Uster)

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Der Jazzletter erscheint 2 x jährlichRedaktion: Jimmy T. Schmid (J.T.S.) Layout:Walter AbryMitarbeiter dieser Ausgabe: Walter Abry, AndreaEngi, Bruno Gut, André Hager, Giulietta und KlausNägeli, Frank von Niederhäusern,Thomas Reich,Fernand Schlumpf, Ueli Staub, Christian Steulet,Albert Stolz,Alessandro ZanoliCopyright: SwissJazzOrama, Im Werk 8, 8610 UsterTelefon ++41(0)44 94019 [email protected], www.jazzorama.ch

Contact pour la Suisse romande: Christian SteuletTél. 022 786 75 38, [email protected] per la Svizzera italiana: Nicolas GillietTel. 079 428 9765, [email protected]

IN MEMORIAM BLICK INS ARCHIV

IMPRESSUM

Sammelschwerpunkt«Helvetica»

Besuch in der Altersresidenz Elfenaupark in Bern.Wir treffen Herr Fredy Ejsen, geb. 28.12.1925 inBern. Aufgewachsen in Basel, sein Start in die«Wanderjahre» in der Region La Chaux de Fonds.

«Vom Blitz getroffen» während einer Radio-Sendung mit der neuen Musik aus den USA mitLouis Armstrong, hat ihn das Jazzfieber nie mehrverlassen. Seine Augen funkeln, wenn er aus denfrüheren Zeiten erzählt, von Begegnungen mit denMusikern der New Hot Players, von Anlässen inBasel, wo er die Band von Eddie Brunner hörte,und später von den grossen US-Stars an denKonzerten in Basel und Bern, wo er eifrig Unter-schriften sammelte.

Fredy Ejsen hat glücklicherweise alte Unterlagen behalten und kann uns zwei Säcke voll mit auf den Weg geben:

hot-REVUE,Nr. 3, 1947Die erste Jazz-Zeitung aus der Romandie (Lau-sanne) mit Chefredaktor René Langel enthältArtikel von Hugues Panassié, Kurt Mohr und LoysChoquart und das Editorial von Jacques Valmetüber den berühmten Artikel von Ernest Ansermet«Sur un orchestre noir».Weiter gibt es einen Artikel über das Orchester von Marion Cook mitSidney Bechet, erschienen 1919. Die Rede ist auchvom ersten Jazzorchester, das in London vor dem 1.Weltkrieg aufgetreten ist (Louis Mitchell).Das Heft beinhaltet auch einen längeren Artikelvon Loys Choquart über Glyn Paque, von dem wirja schon zwei Ordner mit Unterlagen im Archivaufbewahren.

hot-REVUE,Nr. 8, 1946Dieser Nummer entnehmen wir, dass zum bestenJazz-Orchester der Schweiz, mit 350 Stimmen,die «DIXIE DANDIES» gewählt wurden,gefolgt vom Hazy Osterwalder Orchester mit 340 Stimmen.

JAZZ HOTEbenfalls im Gepäck dabei ist eine Nummer des«Jazz Hot» aus Frankreich von 1952. Darin ist einHinweis des Jazzclubs Luzern auf die erste Darbie-tung des Filmes «Jazz-Cocktail» in der Schweiz.

«DOWN BEAT»-Ausgaben von 1947Bezeichnender Story-Titel: «Variety of styles Mark 52nd Street» oder Neuigkeiten zu den Anti-Labor-Laws. «What Europeans write aboutJazz» von Andy Gurwitch (Member of the SwissBroadcasting Corporation`s New York Bureau).Er schreibt über die vielen Jazz-Magazine in Europau.a. hot-REVUE aus der Schweiz.

«SONG MAGAZIN» Nr. 1, April 1946Herausgegeben in Basel, Redaktion Peter Heiber.Daraus entnehmen wir dass «The Berrys» im Aprilund Mai im Baslerstab in Basel auftreten, FredBöhler im Bellevue-Palace in Bern, Rio de Gregoriim Corso Palais in Zürich und im Odeon in Basel,die «Lanigiro's» im Grillon in Genf, René Schmas-smann auf Tournee in der Schweiz ist und dieOriginal Teddies im Moulin-Rouge in Genf, JerryThomas im Odeon und Bob Wagner im Perroquetin Bern auftreten. Dazu gibt es einen Artikel überdas beliebte Schweizer Orchester «Die Lanigiros»(27 Jahre stetige Entwicklung, geschrieben 1947)und über den Schweizer Jazzpianisten Rio deGregori sowie ein Artikel über den 30-jährigenCedric Dumont, der die Chance bekam, dasOrchester des Radio-Studio Basel zu leiten. Esfolgt ein Hinweis auf seine Wanderjahre in Lon-don, wo er für Jack Hylton Arrangements schrei-ben konnte. Auf Reisen in den USA lernte erAndré Kostelanetz und Benny Goodman kennen.

Es gibt Werbung und einen Artikel über die Bandvon Don Redman, die nach dem 2.Weltkrieg alserstes US-Orchester in die Schweiz kam, mit u.a.Don Byas (ts), Billy Taylor (p), Peanuts Holland (tp),Tyree Glenn und Quentin Jackson (tb). Ein Artikelüber Hazy Osterwalder und sein Orchester undseine Liebe zum Trompeten-Stil von Harry James,darf natürlich in jener Zeit nicht fehlen.

Herzlichen Dank an Fredy Ejsen, der uns wahreSchätze vermachte. Fernand Schlumpf

SwissJazzOrama empfiehlt

Es gibt heute zahlreiche Homepages für Musik,und darunter zwei kleine, aber feine Websites, dievon SwissJazzOrama-Partnern vorgeschlagenwerden. Beide sind einen Besuch wert, weil dortviele Informationen und Berichte über die Jazz-szene in der Westschweiz (und auch anderswo)angeboten werden.

www.chercheorchestre.comSeit Jahren betreibt der Bassist Jacques Fleurydiese Homepage, die eine Brücke zwischen Musikern, Bands,Veranstaltern und Publikum ist.Jacques Fleury ist Mitglied der «Association Genevoise des Musiciens de Jazz» (AGMJ) und hat die Jazzgeschichte in der Schweiz seit denFünfzigerjahren miterlebt. Diese Geschichte dokumentiert er in einer neuen CD-Produktionmit reichem Booklet: «60 ans déjà… Dix ans de premier prix au Festival amateur de jazz deZurich».Bestelladresse: Jacques Fleury 5, Maraîchers, 1205 Genève

www.jazzphone.chDen Informatiker und Fotografen Michel Von-lanthen trifft man seit Jahren in allen wichtigenClubs und den Festivals in der Westschweiz.Er liebt Jazz und alle mit Jazz verwandte Musik,sei sie bluesig, funkig oder frei improvisiert.Er publiziert auf seiner Homepage sowohl reicheFotoberichte von den Konzerten als auch eineausführliche Agenda des Jazz in der Westschweiz.Dort finden Sie auch ein Forum mit zahlreichenInformationen über die Musikszene.

Christian Steulet

RAY BRYANT 24.12.1931–2.6.2011Pianist

Bryant war seit 1953 Hauspianist des Labels BlueNote in Philadelphia, wo er u.a. Aufnahmen mitCharlie Parker, Miles Davis und Lester Youngeinspielte. Er arbeitete auch mit Sonny Rollinszusammen und leitete ein eigenes Trio. Er war ein versierter Pianist, der sich mit seinem immer swingenden Spiel in Gruppen verschiedener Stil-richtungen (auch als Begleiter von Sängerinnen)einfügen konnte.

CORNELL DUPREE 19.12.1942 – 8.5.201IGitarrist

Dupree aus Fort Worth,Texas, spielte schon mitzwanzig Jahren in der R&B-Gruppe von KingCurtis. Als Sessionmusiker begleitete er BarbraStreisand, Harry Belafonte, Lena Horne u.a.Ab Ende der 1980er-Jahre nahm er einige Jazzalbenauf. 1988 wurde seine LP «Coast to Coast» sogarfür einen Grammy nominiert. Cornell Dupree warein von Musikern sehr geschätzter Sessiongitarrist.

FRANK FOSTER 23.9.1928 –26.7.2011Tenorsaxofonist und Sopransaxofonist,Arrangeur und Komponist

Foster studierte an der Wilberforce University und spielte mit knapp 20 Jahren in Detroit mitWardell Gray und Elvin Jones. Nach dem Militär-dienst ging er zum Orchester von Count Basie,wo er während den 1950er-Jahren zusammen mitdem Tenoristen Frank Wess den Basie-Sound weit-gehend prägte. Als Komponist arbeitete er u.a.mit Sarah Vaughan und Frank Sinatra. Unvergesslichbleiben seine Erfolge als Leiter des Count Basie-Orchesters. Er starb in seinem 83. Lebensjahr inChesapeake,Virginia.

RUEDI GRAF 9.8.1931– 6.6.2011Pianist,Vibrafonist und Organist

Graf spielte in den 1950er-Jahren als Pianist undVibrafonist bei einer Reihe von Zürcher Swing-bands, u.a. auch in Kleinformationen der SchweizerJazzlegende Fred Böhler. Nachdem er einige Jahremit den Orchestern Pierre Brun und AmbrosSeelos unterwegs war, arbeitete er als Musik-redaktor bei Radio Zürich und spielte mit seinemOrgeltrio zusammen mit Curt Treier am Schlag-zeug und K.T. Geier am Bass.

DANNY TOBLER 31.7.1939 – 4.4.2011Jazz-Förderer und Jazz-Manager

Schon früh entdeckte der Basler Danny Toblerseine Liebe zum Jazz. Er spielte klassisch Cello undim Jazz den Bass, u.a. mit Peter Schwalms Band«Savannah Junkmen». Seit den 1970er-Jahren machte sich Danny Tobler als Organisator vielerJazzfestivals einen Namen. AussergewöhnlicheVerdienste errang er in der Jazz-Nachwuchsförde-rung und in der Jazz-Ausbildung. Jugendförderungwar ihm immer ein Anliegen. Die Jazzszene derRegion Basel ist um eine verdienstvolle Persön-lichkeit ärmer. J.T.S.