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CHEMISCHES UND VETERINÄRUNTERSUCHUNGSAMT FREIBURG JAHRESBERICHT 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik Inhaltsübersicht Bakteriologie .......................................................................................................................................... 2 Parasitologie ......................................................................................................................................... 4 Pathologie .............................................................................................................................................. 6 Serologie ................................................................................................................................................ 8 Virologie / molekulare Diagnostik .......................................................................................................... 10 Psittakosediagnostik / Geflügelpathologie ............................................................................................. 16 Diagnostik und Bekämpfung von Bienenkrankheiten ............................................................................ 17 Toxikologie im Veterinärbereich ............................................................................................................ 19 Ethologie und Tierschutz ....................................................................................................................... 22 Landestollwut- und Epidemiologiezentrum Freiburg ............................................................................. 23 Lehranstalt für Veterinärmedizinisch-technische Assistenten (VMTA) ................................................. 25

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CHEMISCHES UND VETERINÄRUNTERSUCHUNGSAMT FREIBURG

JAHRESBERICHT

2008 Veterinärmedizinische Diagnostik Inhaltsübersicht

Bakteriologie .......................................................................................................................................... 2

Parasitologie ......................................................................................................................................... 4

Pathologie .............................................................................................................................................. 6

Serologie ................................................................................................................................................ 8

Virologie / molekulare Diagnostik .......................................................................................................... 10

Psittakosediagnostik / Geflügelpathologie ............................................................................................. 16

Diagnostik und Bekämpfung von Bienenkrankheiten ............................................................................ 17

Toxikologie im Veterinärbereich ............................................................................................................ 19

Ethologie und Tierschutz ....................................................................................................................... 22

Landestollwut- und Epidemiologiezentrum Freiburg ............................................................................. 23

Lehranstalt für Veterinärmedizinisch-technische Assistenten (VMTA) ................................................. 25

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 2

Bakteriologie

Bakterielle Erkrankungen erwachsener und junger Tiere sind in landwirtschaftlichen Tierbeständen seit je her ein wichtiger Faktor und rufen auch Aborte hervor. Überwachungsprogramme, wie z.B. das der Salmonellose des Rindes nehmen einen breiten Raum ein.

Probenzahl Probenart

2007 2008

Futtermitteluntersuchung 7 -

Nutztiere gesamt 16.821 15.219

Rinder

davon Mastitis davon Kotproben

11.875 9.643 1.110

10.443 8.696

897

Schweine 3.573 3.338

Schafe und Ziegen 738 845

Allgemeiner Hemmstoff-Test (3-Platten-Test)

3.602 3.296

Pferdetupferproben 2008 wurden insgesamt 514 Tupferproben von Pferden bakteriologisch und zytologisch untersucht, dabei wurde in 47 Fällen ein Antibiogramm angefertigt.

Allgemeiner Hemmstofftest Ein schnelles Screening auf Rückstände von Antibio-tika in Fleisch erlaubt der Hemmstofftest. Der als Testbakterium im sogenannten allgemeinen Hemm-stofftest verwendete Bacillus subtilis wird in Anwe-senheit auch geringster Antibiotika-Rückstände in seinem Wachstum gehemmt.

Die Probenzahlen blieben weiterhin auf hohem Ni-veau. Im Berichtsjahr reagierten nur vier von insge-samt 3.602 Proben (= 0,2%) im allgemeinen Hemm-stofftest positiv.

Anzahl Proben davon Hemmstoff positiv

Tierart

2007 2008 2007 2008

Rind 421 364 1 -

Kalb 187 160 3 -

Schwein 2.793 2.615 3 4

Schaf 190 126 - -

Geflügel 4 229 - -

Fische 7 2 - -

Gesamt: 3.602 3.296 7 4

Tabelle: Ergebnisse des allgemeinen Hemmstoff-Testes bei den einzelnen Tierarten

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Stall- bzw. Herden-spezifische Vaccine Probleme bei der Therapie von Herden können bei-spielsweise Fehlgeburten in Schafherden oder Durchfälle bei Kälbern bereiten. Hier wie auch in ähnlichen Fällen empfehlen sich vorbeugende Impfungen, die spätere therapeutische Maßnahmen wie die Gabe von Antibiotika überflüssig machen. Da industrielle Impfstoffe in der Regel nur für die gän-gigsten Erregertypen vorhanden sind, wurden wie-derum bestimmte Stall- bzw. Herden-spezifische Vaccine (s. Tabelle) - auch für Tierhalter aus ande-ren Regierungsbezirken - hergestellt.

Tabelle: Hergestellte Vaccine

Vaccine Menge in Litern

E. coli ( Muttertiervaccine) -

E. coli ( Kälber-Schluckimpfung) 9,00

Pasteurella 6,00

Salmonella abortus-ovis 13,50

Corynebacterium pseudotuber-culosis

-

Staphylococcus aureus 3,71

Warzenvaccine 11,20

Gesamt: 43,41

Nährbodenherstellung Eine wichtige zentrale Dienstleistung für das gesam-te CVUA Freiburg, beginnend bei der Lebensmittel-überwachung bis hin zur Veterinärdiagnostik, erfüllt das Nährbodenlabor. Die Gesamtmengen an flüssigen und festen Nähr-böden sind in nachfolgender Tabelle aufgelistet. Im Jahr 2007 bewegte sich die Produktion der Nährme-dien auf hohem Niveau, welches sich 2008 wieder auf dasjenige des Vorjahres eingestellt hat.

Tabelle: Übersicht der hergestellten Nährböden

Menge in Litern Nährbodenart

2007 2008

Flüssige Nährböden

bzw. Reagenzien

2.228,0 1.838,5

Feste Nährböden bzw.

Reagenzien

2.840,9 2.181,9

Gesamt: 5.068,9 4020,4

Bild: Nährbodenherstellung

Milchuntersuchung Im Bakteriologielabor werden auch Milchproben zur Ermittlung von Euterentzündungen und Sekretions-störungen routinemäßig untersucht. Nur durch eine kulturell-mikrobiologische Untersuchung mit Erreger-nachweis kann die Diagnose „Mastitis“ gestellt wer-den. Der Laborbefund ist einer der wichtigsten Bau-steine für die Eutergesundheit der Milchvieh-bestände.

Tabelle: Durchgeführte Milchuntersuchungen

Gesamtmilchproben

Gesamtanzahl Davon Rind Schaf

Ziege Stute

8.696 8.671

1

12 12

Zellzahlbestimmung 7.983

Kulturelle Untersuchung 8.515

Resistenzteste 2.673

Differenzierungen 1.102

Galtmastitis 4

Die hohe Probenzahl zeigt die enorme Wichtigkeit der bakteriologischen Milchuntersuchung für die Diagnostik in Milcherzeugerbeständen.

.

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Parasitologie

Im parasitologischen Labor wurden 5.052 Proben eingeliefert. Mit diesen Proben wurden 5.718 Untersuchungen durchgeführt. In der nachfolgenden Tabelle sind Probenzahlen, Probenarten und Tierarten und in den Grafiken die entsprechenden Diagnosen dargestellt.

Tabelle: Parasitologie - Probenzahlen, nach Probenart und Tierart

Tierart Kot Tierkörper/ Organe

Haut/Haare Blut Anzahl gesamt

Pferd 378 10 3 - 391

Rind 466 127 7 - 600

Schaf/Ziege 336 213 2 - 551

Schwein 99 27 6 10 142

Hund/Katze 28 13 20 - 61

Sonstige Heimtiere 31 - 5 - 36

Kaninchen/Pelztiere 6 47 3 - 56

Geflügel 102 214 12 - 328

Wildtiere 120 2.648* 11 - 2.779

Versuchstiere 1 - 2 - 3

Zootiere 88 - 1 - 89

Sonstige (Insekten) - 10 - - 10

Summe 1.655 3.309 72 10 5.052

* einschließlich 2.568 Muskelproben

Trichinenuntersuchungen Wie bereits in den Vorjahren wurden Muskelproben von Füchsen und sonstigen carnivoren Wildtieren aus ganz Baden-Württemberg mittels Magnetrühr-verfahren auf Trichinella-Larven untersucht.

Bei 2.568 Proben waren in einem Fall Trichinen-larven bei einem Fuchs nachweisbar. Hierbei han-delt es sich um den erstmaligen Nachweis von Trichinella nativa in Deutschland.

Der vom nationalen Referenzlabor für Trichinellose am BfR Berlin organisierte Ringversuch im November 2008 wurde mit sehr gutem Erfolg durchgeführt.

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Pathologie

Tierkörper und Organproben werden zur Krankheits-/Tierseuchendiagnostik in die Pathologie eingeliefert. Die pathomorphologischen Untersuchungen beinhalten die Sektion und die histologische Organbegutachtung ein-schließlich etlicher sogenannter Spezialfärbungen. Abhängig von den erhobenen Befunden werden weiterführende Untersuchungen (Bakteriologie, Virologie, Molekularbiologie, Parasitologie, Toxikologie) eingeleitet.

Sektionen: 1.293 Tierkörper, davon 598 Wildtiere

Organproben: 280 Einzelorgane und Teile, sowie Haut-, Haar- und Tumorproben

Histologische Untersuchung: 2.176 Gewebeschnitte, zusätzlich Spezialfärbungen.

Aufgliederung des Sektionsmaterials Pferd

Fohlen

Rind

Kalb Foetus

Schwein

Ferkel

Schaf

Ziege Lamm

Kaninchen

Meerschwein Tiere ähnl. Größe

Hund Katze Zootiere Wildtiere Versuchs-

Tiere

4 9

33 90 24

30 106

91 80 72

51 10 26

37 59 15 626 1

Im Jahr 2008 war eine insgesamt leichte Zunahme von Sektionen und Teileinsendungen zu beobach-ten. Dabei ergaben sich keine nennenswerten Ver-schiebungen der relativen Erkrankungshäufigkeiten (siehe u. a. Jahresberichte 2002-2007).

Ein deutlicher Zuwachs wurde bei der Untersuchung kleiner Wiederkäuer (Schafe und Ziegen) verzeich-net.

Wie in den vergangenen Jahren traten etliche Krank-heitsbilder bei den verschiedenen Tierarten gehäuft auf (z. B. klassische Durchfall- und Atemwegserkran-kungen bei Kälbern oder Ferkeln) und auch Tierver-luste durch die seit kurzem erst heimische Blauzun-genkrankheit kamen wieder vor. Bei drei Hunden wurde eine Vergiftung mit Gerinnungshemmern zweifelsfrei nachgewiesen. In einem Fall wurde eine Tollwuterkrankung bei einem Hund aus Lörrach festgestellt (siehe Jahresbericht Virologie). Ansons-ten traten, wie auch bei vielen Katzen und Heimtie-ren, etliche Einzelfallkrankungen auf. Bei Katzen wurden am häufigsten die klassischen Infektions-krankheiten FIP (Feline Infektiöse Peritonitis) und die feline Panleukopenie („Katzenseuche“) diagnosti-ziert. Bei Rindern aus fünf verschiedenen Betrieben fielen auch in diesem Jahr wieder BVD- (Bovine-Virusdiarrhoe) Infektionen auf, die meist unter dem Erkrankungsbild der Mucosal Disease verliefen.

Die Ergebnisse zu den Untersuchungen von Wildtie-ren sind in einem separaten Jahresbericht Wild dar-gelegt.

Bei Schafen und Ziegen fiel 2008 wiederholt hoch-gradiger Wurmbefall mit massiver Schadwirkung auf. Bei 33% der Ziegen und bei 39% der Schafe standen die Wurmparasitosen deutlich an der Spitze der Haupterkrankungs- und Todesursachen. Die durch Würmer hervorgerufenen Erkrankungen ste-hen im Gegensatz zu den medienwirksamen neu- oder wiederauftretenden „Emerging Diseases“, wie Blauzungenkrankheit o. ä. obschon ihrer immensen Bedeutung für Tiergesundheit und Volkswirtschaft nicht im Fokus des öffentlichen Interesses. Dabei sind die beteiligten Wurmarten und Bekämpfungs-strategien seit langem bekannt. Die Schadwirkungen durch Würmer sind dabei speziesabhängig. Am gefährlichsten sind Blut- und Eiweißverluste durch saugende Peitschen- und Labmagenwürmer (Trichu-ris sp. und Haemonchus contortus), die zur hochgra-digen Abmagerung und Blutarmut führen. Die übri-gen im Darm lebenden Wurmarten schädigen den Wirt insbesondere durch Irritation der Darmschleim-haut, was die Nährstoffaufnahme nachteilig beein-flusst und bakterielle Sekundärinfektionen begüns-tigt.

Neben den Magen-Darmwürmern kommen häufiger auch Leberegel und Lungenwürmer als Parasiten beim kleinen Wiederkäuer vor. Große Leberegel (Fasciola hepatica) rufen die Fasciolose hervor. Am häufigsten treten bei Schaf und Ziege subakute bis chronische Fasciolosen im Spätjahr und Winter auf. Akute Fasciolosen sind eher selten und treten dann meist im Herbst als habitatgebundene Weide-infektion auf.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 7

Werden die infektiösen Larvenstadien (Meta-zerkarien) von den Tieren mit dem Futter aufge-nommen, durchbohren die Jungegel die Darmwand und gelangen über die Leibeshöhle in die Leber, in der sie bis zur Geschlechtsreife (6-8 Wochen) wan-dern, bevor sie die Gallengänge besiedeln. Von hier aus scheiden die adulten Egel Eier über den Kot ins Freie aus. In den Eiern entwickelt sich tem-peraturabhängig ein erstes Larvenstadium (Mira-cidium). Im Süßwasser sucht diese sich schwim-mend ihren Zwischenwirt, eine Süßwasser-schnecke. Hier verläuft die Entwicklung des Egels über weitere Larvenstadien bis hin zur Zerkarie, die die Schnecke schwimmend verlässt und sich am Rand des Gewässers absetzt und zur infektiösen Metazerkarie reift. Durch deren orale Aufnahme durch weidende Tiere vervollständigt sich der Le-benszyklus des Parasiten. Im Jahr 2008 wurden zwei ungewöhnliche Fälle von akuter Fasciolose Ende Januar bei Stallhaltung diagnostiziert. Beide Schafe wiesen hochgradige frische Blutungen in die Bauchhöhle mit vielen freiliegenden Jungegeln und frischen Bohrgängen im Lebergewebe ebenfalls mit hochgradigen Blutungen auf (Abb. 1). Daneben konnten fehlgewanderte Egel in der Lunge festge-stellt werden. Letztendlich führten die starken Blu-tungen und die Zerstörung des Leberparenchyms zum sofortigen Tod der Tiere.

Rückschauend muss die Ansteckung in diesen Fällen über das verfütterte Heu erfolgt sein, das gewässernah und damit im Habitat des Zwischen-wirts (Süßwasserschnecke) geerntet worden war. Im Heu beträgt die Überlebenszeit der infektiösen Egellarven (Metazerkarien) 4-6 Monate, während Silierung sie schnell abtötet.

Bei der subakuten Fasciolose kommt es durch die fortschreitende Zerstörung des Lebergewebes wäh-rend der Wanderphase der Egel zum protrahierten Leberversagen. Nach der Wanderphase gelangen die Egel in die Gallengänge der Leber. Während die Bohrgänge bindegewebig vernarben, entwickelt sich eine chronische proliferative Entzündung der Gal-lengänge und des benachbarten Lebergewebes (Cholangitis und Pericholangitis). Der chronische Verlauf der Fasciolose ist durch Gewichtsverlust und schlechten Allgemeinzustand des betroffenen Tieres gekennzeichnet.

BSE-Symptome bei einem Hund? Im Oktober 2008 wurde ein 18 Monate alter Misch-lingshund zur Untersuchung überwiesen, nachdem er von der behandelnden Tierärztin aufgrund einer hoffnungslosen Prognose euthanasiert worden war. Die klinische Symptomatik wurde beschrieben mit schwankendem, ataktischem Gang, Hypermetrie und Hyperästhesie aller vier Gliedmaßen, zeitweiser Kopfschiefhaltung bei ungestörtem Allgemeinbefin-den. Therapieversuche verliefen erfolglos und die Symptomatik verstärkte sich zusehends. Der be-handelnde Tierarzt beschrieb die klinischen Er-scheinungen zusammenfassend als „BSE-ähnlich“. Neben der klinischen Untersuchung lieferten auch sämtliche Blutparameter, Röntgenbilder und sogar die Magnetresonanztomographie keine abschlie-ßend verwertbare Diagnose des auftretenden Krankheitsbildes. Eine Verdachtsdiagnose lautete „Granulomatöse Meningoencephalitis“, eine Hirn- und Hirnhautentzündung unbekannter Ursache.

Bei der routinemäßigen Sektion des Hundes erga-ben sich keine entscheidenden Hinweise auf das vorliegende Krankheitsgeschehen, obwohl sowohl Rückenmark als auch Gehirn eingehend untersucht wurden. Histologisch konnten bei der Erstuntersu-chung der Organe ebenfalls keine schlüssigen Be-funde erstellt werden. Bei der folgenden, intensiven Aufarbeitung wurden weitere 0,5 cm dicke Scheiben des formalinfixierten Gehirns angefertigt. Dabei konnte ein beigegrau gefärbtes, circa glassteckna-delkopfgroßes, unscharf begrenztes Areal im Be-reich der Medulla oblongata gefunden werden (Abb. 2).

Die histologische Untersuchung dieses Bereichs lieferte als abschließende Diagnose ein kleines Astrozytom. Es handelt sich dabei um einen Tu-mor, der von entarteten Astrozyten, die zu den so-genannten Gliazellen des Gehirns gehören, aus-geht. Trotz seiner geringen Größe verursachte der Tumor durch sein expansives und infiltratives Wachstum in das umgebende, gesunde Gehirnge-webe eine massive zentralnervöse Krankheitssym-ptomatik.

Durch die eingehende pathomorphologische Unter-suchung des Hundes konnten Tierseuchen oder Zoonosen wie z. B. Tollwut und Aujeszkysche Krankheit, die ähnliche Krankheitsbilder hervorrufen können, eindeutig ausgeschlossen werden.

Abb. 2: Astrozytom; unscharf begrenzte Zubildung im Hirnstammbereich (Ellipse) und mikroskopisches Bild in der Übersicht (HE-Färbung; 25x)

ca. 1 cm

Abb. 1: links: frische Blutung in die Bauchhöhle mit flotierenden Jungegeln rechts: frischblutende Leberegelbohrgänge in einer Schafleber Insert: Gewebeschnitt Leber mit Anschnitt eines Leber egels (HE-Färbung; 25x)

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 8

Serologie

Einen Schwerpunkt in der Serologie stellen die Überwachungsuntersuchungen dar. Hierzu werden erkrankte und verendete Tiere sowie Stichproben in regelmäßigen Abständen untersucht. Der Zweck der Überwachungsuntersu-chungen ist erstens, einen Neuausbruch einer Tierseuche schnellstmöglich zu erkennen, um dann umgehend Maßnahmen ergreifen zu können, damit eine Ausbreitung verhindert werden kann. Zweitens kann mittels serologi-scher Untersuchungen die Freiheit von einer Tierseuche nachgewiesen werden, damit der Handel mit Tieren nicht eingeschränkt werden muss. Drittens dienen die Überwachungsuntersuchungen dazu, laufend den Erfolg von Tierseuchenbekämpfungsmaßnahmen festzustellen.

Der zweite Schwerpunkt ist die Erhaltung der Tiergesundheit. Zu diesem Zweck werden Blutproben von erkrankten und genesenen Tieren untersucht. Die serologischen Befunde dienen der Erstellung der Diagnose.

Im Berichtszeitraum wurden 25.380 serologische Untersuchungen durchgeführt, die in der folgenden Tabelle zu-sammengefasst sind.

Erkrankung / Verfahren

Probenzahl negativ positiv fraglich

IBR

VV-gB ELISA gE ELISA

7.852 1.222

7.443 1.122

399 97

10 3

Leukose

ELISA AGIT

2.834 7

2.830 7

3 0

1 0

Brucellose SLA-KBR

6.895

6.737

0

158

Q-Fieber / KBR

1.500 1.165 146 189

Chlamydien KBR

ELISA

1.061

29

833

19

18

8

210

2

Neospora / ELISA 889 790 64 35

CAE/MVV / ELISA

1.101 1.084 5 12

Bluetongue / ELISA 1.583 859 637 87

Paratuberkulose (MAP) / ELISA 407 351 37 19

Blauzungenkrankheit Die in Deutschland 2006 erstmalig aufgetretene Blauzungenkrankheit wird on einem Orbivirus, BTV Serotyp 8, hervorgerufen. Das BTV wird von Stech-mücken der Gattung Culicoides übertragen, selten werden diaplazentare Infektionen nachgewiesen. Rinder, Schafe, Ziegen und Wildwiederkäuer erkran-ken mit bis zu 80% Morbidität und bis zu 50% Morta-lität, wobei der Krankheitsverlauf abhängig von Tier-art und Rasse ist. Die Krankheit geht mit Fieber, Hyperämien und Ödemen der Mund-, Augen- und Nasenschleimhaut sowie der Zitzen und des Kron-saumes einher.

Der Name der Krankheit kommt daher, dass sich in schweren Krankheitsfällen die Zunge der Tiere blau verfärbt.

Im November 2008 ist der Serotyp BTV 6 erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. Der Serotyp BTV 1 hat sich in Frankreich und Spanien aus-gebreitet.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 9

Infektiöse Bovine Rhinotracheitis Die IBR ist eine anzeigepflichtige, übertragbare Viruserkrankung, die Rinder aller Rassen und Al-tersgruppen befallen kann. Der Erreger der IBR ist das Bovine Herpes-Virus 1. Ein infiziertes Tier bleibt in der Regel zeitlebens Virusträger und kann eine ständige Infektionsgefahr darstellen.

Leukose der Rinder Die enzootische Leukose des Rindes ist eine anzei-gepflichtige Tierseuche, die durch das Bovine Leu-kose-Virus (BLV) hervorgerufen wird. Sie stellt eine übertragbare, unheilbare Krankheit des blutbilden-den Systems dar, die erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen kann.

Brucellose der Rinder Die Brucellose ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Erreger dieser Tierseuche sind Bakterien der Gat-tung Brucella (v.a. Br. abortus und Br. melitensis). Brucellen sind Zoonoseerreger. Diese führten beim Menschen zu akuten bis chronischen schweren Erkrankungen und stellen in vielen wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern ein großes gesund-heitliches Problem dar.

Q-Fieber Q-Fieber ist eine weltweit verbreitete Zoonose, die durch das Bakterium Coxiella burnetii hervorgerufen wird. Hauptansteckungsquellen sind Zeckenkot und Nachgeburtsteile infizierter Säugetiere, vorwiegend von Schafen. Beim Menschen kommt es zu Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Pneumonien und Hepatitis oder Endocarditis. Bei Wiederkäuern kommt es zu Aborten, Frühgeburten, Nachgeburts-verhalten und Umrindern.

Chlamydien Die Erreger der Chlamydien-Infektionen sind intra-zellulär lebende Bakterien. Krankheitszeichen von Chlamydien-Infektionen sind systemische und lokale Erkrankungen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen. Symptome sind Aborte, Bronchopneu-monien, Enteritiden, Polyarthritiden und Entzündun-gen des Urogenitalsystems. Beim Geflügel wird die Erkrankung als Ornithose/Psittakose bezeichnet. Bei Wiederkäuern spielt Chlamydia psittaci eine beson-dere Rolle; sie verursacht Fruchtbarkeitsstörungen und Aborte.

Neospora Neospora caninum, ein erst vor wenigen Jahren entdeckter protozoärer Parasit, wird weltweit als bedeutender Aborterreger beim Rind angesehen. N. caninum besitzt ein breites Wirtsspektrum. Der Hund kann dem Parasiten als Endwirt dienen. Die Infektion wird beim Rind mit hoher Effizienz diapla-zentar übertragen, wobei die Mehrzahl der diapla-zentar infizierten Kälber bei und nach der Geburt klinisch unauffällig ist. Die Neosporose des Rindes kann zu Aborten, Totgeburten und der Geburt le-bensschwacher Kälber führen. Die Neosporose hat aufgrund der neuesten Erkenntnisse wesentlich an Bedeutung gewonnen.

CAE Caprine Arthritis Encephalitis (CAE)-Virus. CAE Infektionen führen bei Ziegen zu chronischen Ge-lenkserkrankungen und bei Jungtieren manchmal zu Encephalitiden. Da nicht alle infizierten Ziegen er-kranken, ist in enzootischen Gebieten die serologi-sche Kontrolle der Herden angesagt. Ca. 70% der infizierten Tiere zeigen keine Krankheitssymptome. Lämmer zeigen mit 2 - 4 Monaten Hinterhand-hwäche, Parese, Ataxie, können abmagern, selten sind auch die Vordergliedmaßen betroffen. Adulte Tiere zeigen Arthritiden, besonders im Carpalgelenk.

Paratuberkulose Die Paratuberkulose (Johne´sche Krankheit) ist eine bakterielle Infektionskrankheit der Wiederkäuer, die durch Mycobacterium avium subspecies paratuber-culosis (MAP) hervorgerufen wird. Rinder, die mit MAP infiziert sind, erkranken nach einer langen Inkubationszeit an einer chronischen, therapieresis-tenten Darmentzündung, die nach Jahren zum Tod des Tieres führen kann. Subklinisch infizierte Tiere scheiden über einen langen Zeitraum Bakterien mit dem Kot aus und sind eine ständige Infektionsquelle im Tierbestand.

Der Erreger steht im Verdacht, an der Entstehung des Morbus Crohn beim Menschen beteiligt zu sein.

Ein Instrument bei der Bekämpfung der Paratuberku-lose ist der Antikörpernachweis mittels ELISA. Hier-mit lässt sich schnell und kostengünstig eine Be-standsanalyse durchführen. Auch der Sanierungser-folg ist mit dem ELISA schnell überprüfbar.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 10

Virologie / molekulare Diagnostik

Untersuchungs- und Probenzahlen 2008 2007

Anzahl der eingesandten Proben

7.151 6.613

Anzahl der Untersuchungen 11.576 10.447

davon

Antigennachweise 1.771 1.803

Virusnachweise 523 412

Genomnachweise 4.703 3.474

Antikörpernachweise 4.579 4.758

Highlights Tollwut bei einem illegal aus Kroatien eingeführten Hund festgestellt Mit großem Engagement hat sich das Land Baden-Württemberg an der Europäischen Veterinärwoche im November 2008 beteiligt. Mit Aktionen und Pos-tern wurden hierbei u.a. auch ganz besonders auf Risiken des illegalen Tiertransportes hingewiesen.

Poster „Krankheiten kennen keine Grenzen“

Kurze Zeit später, am 29. Dezember 2008, wurden bei einem tollwutverdächtigen Hund, der illegal aus Kroatien eingeführt wurde, bei der Tollwutuntersu-chung massenhaft tollwutvirusspezifische Fluores-zenzherde im Gehirn gefunden.

Bild: Tollwutvirusspezifische Fluoreszenzherde im Gehirnmaterial des Hundes (To 668/2008)

Der positive Tollwutbefund der Immunfluoreszenz wurde in sofort eingeleiteten Bestätigungsuntersu-chungen u.a. auch im Nationalen Referenzlabor für Tollwut am Friedrich-Löffler-Institut in Wusterhausen bestätigt. Die dort durchgeführte Sequenzanalyse ergab im Vergleich zu den in Kroatien vorkommen-den Tollwutviren eine sehr hohe Übereinstimmung, was als eindeutiger Hinweis für die Erregerherkunft bewertet wird.

Bild: Tollwutsituation in Europa (Quelle: Rabies Bul-letin)

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 11

Durch die illegale Einfuhr von Tieren wurde die Toll-wut im Jahr 2008 mit insgesamt fünf Fällen (2 in Frankreich, je 1 in Belgien, Deutschland und Eng-land) in anerkannt tollwutfreie Mitgliedsstaaten der EU eingeschleppt.

Der letzte Tollwutfall im Regierungsbezirk Freiburg ereignete sich August 1994 im Landkreis Waldshut-Tiengen bei einem Schaf.

Molekulare Diagnostik erstmals stärkste Fraktion im Labor 72 Die molekulare Diagnostik expandierte in den ver-gangenen Jahren im Labor 72 (Virologie/molekulare Diagnostik) enorm. Die Anzahl der Genomnachweise ist mit 4.703 zum ersten Mal die stärkste Fraktion des Untersuchungsspektrums innerhalb des Labors. Da die vorhandenen Räume dem gestiegenen Platz-bedarf nicht mehr gerecht werden konnten, wurde im Sommer 2007 mit umfangreichen Baumaßnahmen begonnen, bei denen aus ehemals dunklen Lager-räumen vollwertige und funktionelle Laborräume geschaffen wurden.

Geflügelpest-Diagnostik (Erregernachweis)

Anzahl und Herkunft der Proben zum Influenza A Virus-Genomnachweis (M-PCR) Untersuchungs-

zeitraum

Wildvögel Hausvögel Katzen gesamt

Anzahl Proben

M-PCR positiv

davon H5N1-

positiv

1. Quartal 2007 65 18 0 83 1 0

2. Quartal 2007 19 5 0 24 0 0

3. Quartal 2007 1 2 1 4 0 0

4. Quartal 2007 39 65 2 106 3 0

Gesamt 2007 124 90 3 217 4 0

Tollwut-Diagnostik (Erregernachweis)

Anzahl Proben Anzahl Proben Tierart (Wildtiere) DIFT PCR positiv

Tierart (Haustiere) DIFT PCR positiv

Fuchs 475 9 0 Rind 5 2 0

Reh 57 3 0 Hund 3 7 1

Marder 11 7 0 Pferd 2 1 0

Fledermaus 9 0 0 Ziege 1 0 0

Dachs 7 1 0 Katze 0 13 0

Eichhörnchen 3 17 0 Schaf 0 3 0

Kaninchen 1 3 0 Esel 0 1 0

Damwild 1 0 0 Sonstiges Tier 0 1 0

Maus 0 5 0 Summe HT: 11 28 1

Hase 0 1 0

Igel 0 1 0

Iltis 0 1 0

Känguruh 0 1 0

Ratte 0 1 0

Streifenhörnchen 0 1 0

Wiesel 0 1 0

Summe WT: 565 52 0

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 12

Viro- und serologische Diagnostik bei Säugetieren Tierart Rind

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Zellkultur Erreger 9 0 Bovines Herpesvirus Typ 1, BHV1

SNT Antikörper 29 2

Bovines Coronavirus, BCV Schnelltest Erreger 270 22

Zellkultur Erreger 11 11

ELISA Erreger 554 36 Bovines Virusdiarrhoe Virus Typ 1, BVDV1

ELISA Antikörper 2510 1129

DIFT 31 2 Bovines Respiratorisches Synzytialvirus, BRSV PCR

Erreger 9 0

Parainfluenza 3-Virus, PI3V Zellkultur Erreger 20 0

Rotavirus Schnelltest Erreger 271 73

Tierart Schwein

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Zellkultur Erreger 28 0

PCR Erreger 4 0 Klassisches Schweinepest Virus, KSPV

ELISA Antikörper 696 0

- Genus Pestivirus (panpesti) PCR Erreger 24 0

Porkines Parvovirus, PPV HAHT Antikörper 78 71

Porkines Respiratorsches und Reprodukti-ves Syndrom Virus, PRRSV

ELISA Antikörper 212 74

Suid Herpesvirus Typ 1, SHV1 (Erreger der

Aujeszkyschen Krankheit) ELISA Antikörper 694 0

Tierart Wildschwein

Parameter Methode Target Anzahl

Proben

davon

positiv

Zellkultur Erreger 6 0

Panpesti-PCR Erreger 372 0

Klassisches Schweinepest Virus, KSPV

ELISA Antikörper 365 0 Tierart Pferd

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Equines Herpesvirus 1+4, EHV1+4 PCR Erreger 4 0 Tierart Hund

Parameter Methode Target Anzahl

Proben

davon

positiv

DIFT 2 2 Canines Distemper Virus, (= Staupe-Virus), CDV PCR

Erreger

4 2

Canines Parvovirus, CPV Schnelltest Erreger 6 0

Rotavirus Schnelltest Erreger 0 0

Page 13: JB2008_CVUAFR_Teil B Veterinärmedizinische Diagnostik

Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 13

Tierart Katze

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Felines infektiöses Peritonitisvirus, FIPV Schnelltest Antikörper 2 0

Felines Leukosevirus, FeLV Schnelltest Erreger 5 0

Felines Parvovirus, FPV Schnelltest Erreger 17 10

Rotavirus Schnelltest Erreger 0 0 Tierart Kaninchen

Parameter Methode Target Anzahl

Proben

davon

positiv

Rabbit Hemorrhagic Disease Virus, RHDV HAT Erreger 14 4

Virologische Diagnostik bei Fischen Parameter Methode Target Anzahl

Proben davon positiv

Infektiöses Hämatopoetisches Nekrose Virus der Salmoniden, IHNV

Zellkultur Erreger 148 0

Infektiöses Pankreasnekrose Virus der Salmoniden, IPNV

Zellkultur Erreger 145 3

Pike fry disease Virus, PFDV Zellkultur Erreger 3 0

Spring viremia of carp virus, SVCV Zellkultur Erreger 1 0

Virales Hämorrhagisches Septikämie-Virus der Salmoniden, VHSV

Zellkultur Erreger 146 1

Molekulare Diagnostik bei Säugetieren

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Actinobacillus pleuropneumoniae, APP PCR Erreger 1 0

Bluetongue-Virus (pan-BTV-spez.) PCR Erreger 732 238

Bluetongue-Virus 8 (BTV8-spez.) PCR Erreger 992 250

Borna Disease Virus PCR Erreger 9 2

Bovines Herpesvirus Typ 1, BHV1 PCR Erreger 2 0

Bovines Leukose Virus, BLV (Provirus) PCR Erreger 2 0

Bovines Respirator. Syncytial Virus, BRSV PCR Erreger 9 0

Bovines Virusdiarrhoevirus Typ 1, BVDV1 PCR Erreger 17 15

Bovines Virusdiarrhoevirus Typ 2, BVDV2 PCR Erreger 17 0

Brachyspira hyodysenteriae PCR Erreger 5 1

Canines Distemper Virus (Staupe-Virus) PCR Erreger 12 3

Chlamydiaceae spp. PCR Erreger 52 4

Coxiella burnetii (Q-Fieber) PCR Erreger 29 0

Equines Herpesvirus Typ 1, EHV1 PCR Erreger 7 0

Equines Herpesvirus Typ 4, EHV4 PCR Erreger 7 0

Eur. Brown Hare Syndrome Virus, EBHSV PCR Erreger 6 1

Influenza A-Virus (Schwein) PCR Erreger 14 1

Influenza A-Virus (Katze) PCR Erreger 3 0

Klassisches Schweinepest Virus, KSPV PCR Erreger 4 0

Lawsonia intracellularis (=Erreger der PIA) PCR Erreger 20 3

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 14

Mycobact. avium ssp. paratubercul., MAP PCR Erreger 125 35

Neospora caninum PCR Erreger 27 0

Ovines Herpesvirus Typ 2, OHV2 (BKF) PCR Erreger 33 7

Pestivirus (Panpesti-spezifisch) PCR Erreger 453 12

PRRS-Virus US, amerikanischer Genotyp PCR Erreger 79 11

PRRS-Virus EU, europäischer Genotyp PCR Erreger 79 20

Porcines Circovirus Typ 1, PVC1 PCR Erreger 10 0

Porcines Circovirus Typ 2, PVC2 PCR Erreger 81 42

Tollwutvirus Serotyp 1 PCR Erreger 74 1 bei Geflügel

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Influenza A-Virus H5-Gen PCR Erreger 4 0

Influenza A-Virus H7-Gen PCR Erreger 4 0

Influenza A-Virus M-Gen PCR Erreger 214 4

Influenza A-Virus N1-Gen PCR Erreger 4 0 bei Fischen

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Flavobacterium columnaris PCR Erreger 10 7

Flavobacterium psychrophilium, CWD PCR Erreger 11 7

Infectious salmonid anaemia virus, ISAV PCR Erreger 0 0

Infektiöses Hämatopoetisches Nekrose Virus der Salmoniden, IHNV

PCR Erreger 10 0

Infektiöses Pankreasnekrose Virus der Salmoniden, IPNV

PCR Erreger 7 1

Koi Herpesvirus PCR Erreger 52 16

Renibacterium salmoninarum (Erreger der

BKD) PCR Erreger 9 1

Spring viremia of carp virus, SVCV PCR Erreger 8 1

Tetracapsuloides bryosalmonae (Erreger

der PKD) PCR Erreger 5 1

Virales Hämorrhagisches Septikämie-Virus der Salmoniden, VHSV

PCR Erreger 5 1

bei Bienen

Parameter Methode Target Anzahl Proben

davon positiv

Acute Bee Paralysis Virus, ABPV PCR Erreger 470 44

Deformed Wing Virus, DWV PCR Erreger 471 240

Paenibacillus larvae larvae, PLL PCR Erreger 24 18

Sackbrut Virus, SBV PCR Erreger 448 134

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 15

Entwicklung der molekularbiologischen Diagnostik am CVUA Freiburg Die nachfolgenden Zahlen verdeutlichen eindrucksvoll die gestiegene Bedeutung der molekularen Diagnostik. Im Vergleich zu den Daten früherer Jahre haben sich die aktuellen Untersuchungszahlen der letzten Jahren mehr als verzehnfacht!

Jahr 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Anzahl der Untersuchungen

141 386 422 364 2.090 4.153 3.474 4.703

2008 neu etablierte Methoden:

• Bluetonguevirus pan-BTV-spezifisch (Real time RT-PCR)

• Alcephalines Herpesvirus Typ 1 (Real time PCR)

• Francisella tularensis ssp. holarctica (Real time PCR)

• Flavobacterium columnaris (konv. PCR )

• Flavobacterium psychrophilum (konv. PCR )

• Black Queen Cell Virus (konv. PCR )

• Maul- und Klauenseuchevirus (Real time PCR)

• Actinobacillus pleuropneumoniae (konv. PCR)

• Brachyspira hyodysenteriae (Real time PCR)

• Mycobacterium-tuberculosis-complex (Real time PCR)

• Chlamydiaceae spp. (Real time PCR)

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 16

Psittakosediagnostik/Geflügelpathologie

Psittakose/Ornithose Die Ergebnisse der Psittakose- bzw. Ornithoseuntersuchungen (Realtime-PCR) im Berichtszeitraum 2008 sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Tierart Probenart Probenzahl davon positiv Positiv in % (Vorjahreszahlen)

Organe 16 4 25 (22,2)

Kot 94 5 5,3 (3,9)

Psittaciden

gesamt 110 9 8,2 (5,6)

Organe 9 4 *

Kot 26 2 7,7 (0)

sonstige 0 0 0 (0)

Ziervögel

gesamt 35 6 17 (0)

Organe 94 2 2,1 (0)

Kot 1 0 0

Tauben

gesamt 95 2 2,1 (2,2)

Organe 0 0 0 (0)

Kot 0 0 0 (*)

sonstiges

Geflügel

gesamt 0 0 0 (*)

gesamt 240 17 7,1 (4,5)

*) kein Wert = wegen geringer Probenzahl nicht berücksichtigt

Salmonellen in Wirtschaftsgeflügel Im Wirtschaftsgeflügelbereich wurden im Rahmen der „Freiwilligen Selbstkontrolle“ bzw. nach der Ver-ordnung (EG) Nr. 2160 insgesamt 90 Eier, 60 Kot-proben, 12 Staubproben und 517 „Socken“ (Boots-waps) aus 118 Beständen auf Salmonellen unter-sucht. Hierbei wurde in 7 Beständen S. enteritidis und in einem Bestand S. Typhimurium nachgewie-sen.

AI-Monitoring Im Rahmen des AI-Geflügelmonitorings wurden insgesamt Blutproben von 30 Hühnern und 40 Puten mittels ELISA auf AI-Antikörper mit negativem Er-gebnis untersucht.

Geflügelpathologie Ein überwiegender Schwerpunkt im Wirtschaftsge-flügelbereich bei Untersuchungen von Tierkörpern im Zusammenhang mit Bestandsproblemen lag bei Stoffwechselerkrankungen (Fettleber/Knochen-weiche). Ausfälle durch Infektionen waren gering-fügig.

Parasitosen (Endoparasiten überwiegend in Boden- bzw. Freilandhaltungen und Befall mit Roter Vogel-milbe) sowie durch Kannibalismus bedingte Ausfälle sind weiterhin häufige Ursachen für Bestandsprob-leme.

Im Ziervogel- und Rassegeflügelbereich war das Vorkommen des gesamten Spektrums von Vogel-krankheiten ohne besondere aktuelle Schwerpunkte festzustellen.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 17

Diagnostik und Bekämpfung von Bienenkrankheiten

Der Fachbereich Bienen hat sich im Berichtsjahr erneut intensiv mit den im Winter auftretenden akuten Völkerver-lusten beschäftigt (siehe auch Bericht des Bienengesundheitsdienstes). Weiterhin war der Fachbereich in die Untersuchungen zu den Bienenvergiftungen im Rheintal involviert, worüber an anderer Stelle berichtet wird.

Der Fachbereich Bienen veranstaltete als internationales Referenzlabor der OIE im Berichtsjahr erstmals in Deutschland ein internationales Symposium zur Diagnose und Bekämpfung von Bienenkrankheiten.

Weiterhin wurde im Berichtsjahr das dreijährige vom BMELV/BLE geförderte Forschungsprogramm zur Biologie und Bekämpfung des Befalls mit dem kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida), einer anzeigepflichtige Seuche, ab-geschlossen.

Wo steht die Bekämpfung von Bienen-krankheiten in Deutschland? Das nationale Referenzlabor für anzeigepflichtige Bienenkrankheiten am CVUA Freiburg veranstaltete in seiner Funktion als internationales Referenzlabor der OIE vom 26. bis 28. August 2008 ein Symposi-um in Freiburg. Zum Thema „Diagnose und Be-kämpfung von Bienenkrankheiten“ hatten sich etwa 150 Teilnehmer aus 40 Ländern eingefunden , um die neusten wissenschaftlichen Ergebnisse in 33 Vorträgen und 20 Postern ausführlich zu diskutie-ren.

Hohe Verluste von Bienenvölkern treten periodisch nicht nur in Deutschland, sondern nahezu in der ganzen Welt auf. Als wesentliche Ursache wird allgemein die Parasitierung der Honigbiene mit der Varroa-Milbe gesehen. Andere Faktoren, wie ande-re Krankheiten, durch die Umwelt bedingte Ursa-chen und Haltungsprobleme schwächen die Bie-nenvölker zusätzlich. Hier wird es notwendig sein, das in Deutschland seit drei Jahren durchgeführte Monitoring fortzusetzen.

Da Virosen als sekundäre Erkrankungen der Parasi-tierung mit der Varroa-Milbe auftreten und deren krankmachende Wirkung offensichtlich verstärken, stellten diese auf der Tagung einen Schwerpunkt dar. In den Vorträgen konnte zwar ein deutlicher Fortschritt in der Diagnose vor allem mit molekular-genetischen Methoden festgestellt werden, große Lücken bestehen jedoch weiterhin hinsichtlich der Pathogenese. Ebenso ist die Bekämpfung vieler Virosen zur Zeit nur indirekt über die der Varroa-Milbe möglich.

Die Bekämpfung der Varroa-Milben erfolgt heute fast ausschließlich mit natürlichen oder syntheti-schen chemischen Substanzen. Da diese jedes Jahr und oft mehrmals wiederholt angewandt wer-den müssen, wird die Widerstandskraft der Bienen-völker durch deren Nebenwirkungen nachhaltig vermindert. Die heutigen Bekämpfungsmethoden führen daher letztendlich in eine Sackgasse. Über-einstimmend wurde festgestellt und in verschiede-nen Vorträgen untermauert, dass es dringend not-wendig ist, mittel- und langfristig neue Wege, wie z.B. die Entwicklung von Impfstoffen, zu gehen.

Noch relativ wenig ist zur Zeit über die ursprünglich aus Asien stammende und seit einigen Jahren in Deutschland und Europa verbreitete Nosema-Art (Nosema ceranae) bekannt. Auch die neue Art verursacht bei den Honigbienen Durchfall, aber offensichtlich mit anderen saisonalen Verläufen und pathogenen Wirkungen. Die Bekämpfung erfolgt außerhalb der Europäischen Union meist mit Anti-biotika. Um dies zu vermeiden, muss der Krank-heitsverlauf geklärt und die für die früher hier ver-breitete Art entwickelten biologischen Vorbeuge-maßnahmen angepasst werden.

Neu bisher noch nicht in der europäischen Union verbreitete Bienenseuchen, der anzeigepflichtige Befall mit der Tropilaelaps-Milbe sowie mit dem Kleinen Beutenkäfer, werden als weltweites Prob-lem gesehen. Bereits in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts haben neben dem nationalen Referenzlabor am CVUA Freiburg verschiedene deutsche Arbeitsgruppen intensiv in Asien die Bio-logie und Bekämpfung der Tropilaelaps-Milbe er-forscht. Obwohl noch Fragen besonders hinsichtlich der Überlebensfähigkeit der Milben ohne Kontakt mit Bienen offen sind, hat Deutschland auf diesem Gebiet den wohl höchsten Forschungsstandard in Europa erreicht. Dies gilt ebenso für den Befall mit dem kleinen Beutenkäfer. Mit dem vom BMELV geförderten Forschungsprogramm „Diagnose und Bekämpfung des Kleinen Beutenkäfers“ konnten der Veterinärbehörde geeignete Werkzeuge für die Seuchenbekämpfung zur Verfügung gestellt wer-den. Die vom nationalen Referenzlabor am CVUA Freiburg entwickelten Diagnosestreifen werden inzwischen in ganz Europa verwendet. Bei der Be-kämpfung des Kleinen Beutenkäfers konnten jedoch nur bedingt Fortschritte erzielt werden, da die entwi-ckelten Methoden nur eine Reduktion des Befalls, aber keine vollständige Beseitigung des Käfers ermöglichen. Hier besteht weiterer Forschungsbe-darf.

Bei der wohl ältesten Bienenkrankheit, der Ameri-kanischen Faulbrut, konnte das Wissen um die biologischen Zusammenhänge weiter vertieft wer-den. Mit den vornehmlich am nationalen Referenz-labor am CVUA Freiburg entwickelten diagnos-tischen Methoden kann die Seuche heute bereits

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 18

vor ihrem Ausbruch erkannt werden. Gleichzeitig wurden dort einfache Methoden zur Bekämpfung entwickelt, die in den meisten Fällen eine Abtötung der betroffenen Bienenvölker überflüssig macht. Die noch offenen Fragen, z.B. von Mischinfektionen und von rezent gefundenen veränderten klinischen Symptomen, müssen in weiteren Forschungen geklärt werden. Die Bundesrepublik Deutschland hat bei der Amerikanischen Faulbrut nicht nur im Forschungsstandard sondern auch bei der Organi-sation der Seuchenbekämpfung durch die Veteri-närbehörde weltweit einen sehr hohen, wenn nicht den höchsten Standard erreicht. Dies kommt nicht nur der Tiergesundheit zugute, sondern dient, in-dem auf die Anwendung von Medikamenten ver-zichtet werden kann, auch dem Verbraucherschutz.

Forschungsprojekt „DUKAT“ abgeschlossen Ende August 2008 konnte das CVUA Freiburg zu-sammen mit den Universitäten in Halle, Hohenheim und Würzburg das dreijährige Forschungsprojekt DUKAT abschließen, das vom BMELV über die BLE finanziert wurde. In diesem Forschungsprojekt soll-ten Möglichkeiten der Diagnose und Bekämpfung des Kleinen Beutenkäfers, Aethina tumida, unter-sucht werden. Da der Käfer in Europa zur Zeit noch nicht vorkommt, wurden die Untersuchungen in Australien (University of Western Sydney), Südafri-ka (Rhodes University) und Nordamerika (USDA/Beltsville) durchgeführt.

Ziel der zusammen mit dem Forschungsinstitut des USDA in Beltswille durchgeführten Untersuchungen war die Aufklärung der Interaktionen des Kleinen Beutenkäfers mit anderen Pathogenen der Honig-biene, um den Veterinärbehörden und den Imkern eine koordinierte Bekämpfung zu ermöglichen. Dies ist notwendig, da Maßnahmen zur Behandlung der Varroose und der Amerikanischen Faulbrut sowohl die Vermehrung als auch die Verbreitung des Kä-fers fördern können. Darüber hinaus können der Käfer bzw. die Larven des Käfers auch bei der Verbreitung der anzeigepflichtigen Amerikanischen Faulbrut eine Rolle spielen, was bei Einrichtung und Untersuchung von Sperrgebieten bedacht werden müsste. Weiterhin könnte die Behandlung der Ame-rikanischen Faulbrut unter bestimmten Bedingungen einen Einfluss auf die Ausbreitung und Vermehrung des Käfers haben. Die zuständige Behörde muss daher die Anordnung einer Bekämpfung des Klei-nen Beutenkäfers mit der Behandlung anderer an-zeigepflichtiger Krankheiten koordinieren.

Es kann klar festgestellt werden, dass eine Übertra-gung von P. larvae Sporen durch den Kleinen Beu-tenkäfer möglich ist, sogar auf den Käfern der nächsten Generation konnten noch Sporen gefun-den werden. Die Anzahl der durch Käfer übertrage-nen Sporen reicht in unserer Untersuchung nicht

aus, um die Amerikanische Faulbrut in unbefallenen Völkern ausbrechen zu lassen. Jedoch könnte unter bestimmten Bedingungen (z.B. nach dem Schwär-men des Bienenvolkes), wenn nur junge Larven im Bienenvolk aufgezogen werden, die Menge der Sporen für den Ausbruch der Seuche ausreichen. Aber auch bei der Sanierung von Seuchenherden müsste berücksichtigt werden, dass die Käfer auch außerhalb der Bienenvölker überlebend und eine neue Infektionsquelle darstellen könnten.

In den Freilandversuchen kamen die Völker, welche relativ geringen Befall an Varroa hatten bei gleich-zeitigem Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer sehr gut durch den Winter und konnten im Frühjahr schnell heranwachsen. Nur in einem bereits im Spätsommer verendeten Volk konnte eine Repro-duktion von Aethina tumida festgestellt werden. Varroa hat also nur dann einen positiven Einfluss auf die Vermehrungsmöglichkeiten des Kleinen Beutenkäfers, wenn das Volk an Varroa zugrunde geht und gleichzeitig die Temperaturen warm genug für eine erfolgreiche Reproduktion im Volk sind. Der negative Einfluss von Varroa war in unseren Unter-suchungen wesentlich größer als der des kleinen Beutenkäfers.

In den zusammen mit der Rhodes Universität in Südafrika durchgeführten Untersuchungen wurden im natürlichen Verbreitungsgebiet des Käfers mögli-che Antagonisten des Kleinen Beutenkäfers ge-sucht, um zu prüfen, ob nahe verwandte Arten auch in Europa vorkommen und ob diese einheimischen Arten eine mögliche Bekämpfung- und/oder Ein-dämmungsstrategie gegen den Kleinen Beutenkäfer darstellen. Dabei wurden bei ausgewählten Imkern einzelne Völker zur Ermittlung von natürlichen An-tagonisten in einer Langzeituntersuchung ausge-wählt. Es wurden Fallen in und um Bienenvölker aufgestellt, um Insekten und Milben zu sammeln. Es konnten keine auf dem Boden lebenden (epigäi-schen) Antagonisten im natürlichen Verbreitungs-gebiet von A.tumida gefunden werden. Die Untersu-chung mit parasitären Wespen, die im Pflanzen-schutz gegen Insekten eingesetzt werden, zeigten keine Wirkung auf den Kleinen Beutenkäfer.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 19

Toxikologie im Veterinärbereich

Hauptaufgabe dieses Zentrallabors ist die chemisch-toxikologische Untersuchung vermuteter bzw. tat-sächlicher Vergiftungsfälle bei Tieren (Haustieren, landwirtschaftlichen Nutztieren und Wildtieren). Einsendungen von Probenmaterial erfolgen durch die anderen Chemischen und Veterinäruntersu-chungsämter des Landes, durch die Polizei, durch die Veterinärämter der Landkreise und Kommunen, durch Tierärzte sowie Organisationen des Natur- und Tierschutzes. Auch für Privatpersonen werden Un-tersuchungen durchgeführt, da in Baden-Württem-berg kein anderes Labor über die notwendigen spe-ziellen Erfahrungen für derartige Untersuchungen verfügt und an der Aufklärung von Tiervergiftungen i.d.R. ein öffentliches Interesse besteht.

Im Berichtsjahr wurde in 207 Fällen Probenmaterial zur Abklärung von Vergiftungsverdacht eingesandt. Bei den Einsendungen handelte es sich um Tierkör-per, Organmaterial, Mageninhalt und Erbrochenes, Giftköder, Futter- und Pflanzenproben sowie anderes giftverdächtiges Material. An den 279 einzelnen Proben wurden insgesamt 763 toxikologische bzw. chemisch-physikalische Untersuchungen durchge-führt. In 53 Fällen wurde der Verdacht bestätigt und die Ursache der Vergiftung festgestellt. Exemplarisch wird in der Folge auf zwei böswillige Vergiftungen näher eingegangen. Die übrigen Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.

Die Bandbreite der nachgewiesenen Giftstoffe ist groß. Neben gängigen, derzeit im Handel frei erhält-lich Rattengiftpräparaten fand sich in zwei Fällen auch wieder der Klassiker Parathion-ethyl (E605). Obwohl die Zulassung für diesen Wirkstoff aufgrund seiner hohen Giftigkeit auch für Warmblüter bereits im Juli 2001 EU-weit aufgehoben wurde, scheinen immer noch Rest- und Altbestände zu existieren. In drei Fällen wurden Arzneimittel aus der Humanmedi-zin zur Herstellung von Giftködern benutzt. Die ver-wendete Menge an Schlaftabletten bzw. Abführmit-teln hätte vermutlich nicht ausgereicht, einem Tier ernsthaft zu schaden. Neben dem Schrecken für den Tierbesitzer, der so etwas in seinem Garten findet, stellt dieser grobe Unfug auch eine Gefahr für Kinder im Krabbelalter dar, die alles gerne in den Mund nehmen.

Beispiele böswilliger Vergiftungen Die auffällige Färbung handelsüblicher Pflanzen-schutzpräparate verhindert oft das Schlimmste bei der missbräuchlichen Verwendung in Giftködern. In zwei Fällen bemerkten Hundebesitzer die tiefblauen

Körnchen rechtzeitig, in zwei weiteren Fällen waren die Hunde schneller und verendeten nach Aufnahme der Carbofuran-haltigen Köder.

Die folgende Abbildung zeigt einen der ausgelegten Giftköder:

Carbofuran gehört zur Gruppe der Carbamat-Insektizide und war als Wirkstoff in einigen Pflan-zenschutzmittel-Handelspräparaten (Carbosip, Car-bosip blau, Curaterr) enthalten. Der Wirkstoff ist nicht mehr zugelassen. Die Aufbrauchfristen endeten im Dezember 2006, für das Handelspräparat Carbosip im Dezember 2007. Carbofuran weist auch für Säu-getiere, Vögel und für den Menschen eine hohe Giftigkeit auf.

Im Gegensatz dazu ganz unauffällig waren unbe-kannte Giftköder, die ein aufmerksamer Hundbesit-zer in seinem Hof vorfand. Wachsartige, fingerhut-große Zylinder, mit einem weißen Pulver gefüllt, kamen ihm verdächtig vor. Bei der Untersuchung entpuppte sich der Inhalt als ein Gemisch aus Natri-um- und Kaliumcyanid. Die perfekte Form der Zylin-der lässt auf eine industrielle Fertigung schließen. Woher die Präparate stammten und was ihr eigentli-cher Zweck war, ließ sich nicht ermitteln.

Cyanide (Blausäure, Zyankali) entfalten ihre giftige Wirkung beim Kontakt mit der Magensäure. Der freigesetzte Cyanwasserstoff komplexiert das Eisen-ion im Hämoglobin und stört so den Sauerstofftrans-port im Blut. Außerdem wird das Atmungsenzym Eisen-II-Cytochromoxidase sofort blockiert. Die mi-nimale orale Dosis für Cyanid liegt bei 1 - 10 mg/kg Körpergewicht.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 20

Nachgewiesene Ursachen von böswilligen und sonstigen Vergiftungen bei Tieren

Insektizide

Carbofuran 4 Fälle In den Kropf- und Mageninhalten zweier verendeter Milane wurden hohe Konzentrationen des Insektizids festgestellt. Ein Hund verendete nach Auf-nahme eines vergifteten Köders.In zwei Fällen wurden präparierte Würstchen ausgelegt; siehe auch Text.

Carbofuran und Spuren an Coumatetralyl und Warfarin (Rodentizide)

1 Fall Ein Hund verendete nach Aufnahme eines vergifteten Köders. In seiner Leber fanden sich darüber hinaus Rodentizidspuren, die vermutlich von einer schon zurückliegenden Aufnahme geringer Rattengiftmengen herrühren.

Carbofuran und Pyra-nocoumarin (Rodenti-zid)

1 Fall Eine hohe Insektizidkonzentration im Magen und Rodentizidspuren in der Leber wies auch ein verendeter Rotmilan auf.

Oxydemeton-methyl 2 Fälle Eine Taube und drei Krähen wurden tot aufgefunden. In beiden Fällen ent-hielten Kropf- und Mageninhalt hohe Konzentrationen des Phosphorsäure-ester-Insektizids, dessen Aufbrauchfrist nach dem Ende der Zulassung im Dezember 2006 endete.

Parathion-ethyl (E605) 2 Fälle Ein Bussard sowie zwei Hunde verendeten nach Aufnahme von vergiftetem Ködermaterial; siehe auch Text.

Aldicarb 1 Fall Nachdem in der Vergangenheit bereits drei Tiere im Bestand verendet waren wurde die vierte Katze nach ihrem plötzlichen Tod toxikologisch untersucht. Im Mageninhalt fanden sich hohe Konzentrationen des seit Dezember 2007 nicht mehr zugelassenen Carbamat-Insektizids.

Azoxystrobin 1 Fall Im Zusammenhang mit einem Fischsterben wurde in den Kiemen verendeter Fische der Wirkstoff in auffällig hoher Konzentration gefunden.

Endrin 1 Fall Drei Hunde zeigten nach einem Spaziergang an der gleichen Stelle Vergif-tungssymptome, einer davon verendete. Im Mageninhalt des Hundes sowie im aufgefundenen Ködermaterial waren hohe Konzentrationen des seit 1982 in der Bundesrepublik Deutschland und seit 2004 weltweit verbotenen Chlor-kohlenwasserstoffs enthalten.

Methiocarb 1 Fall Im Kot eines Hundes, der Vergiftungssymptome zeigte, war der sowohl als Insektizid wie auch als Molluskizid (Schneckengift) verwendete Wirkstoff enthalten.

Methomyl 1 Fall Im Kropf- und Mageninhalt von Wildvögeln sowie einer Futterprobe (Getrei-dekörner) war der Wirkstoff aus der Gruppe der Carbamate enthalten.

Mevinphos 1 Fall Der Organophosphatwirkstoff fand sich im Kropf- und Mageninhalt eines Pfaus und eines Seidenhuhns.

Rodentizide

Cumatetralyl 7 Fälle In zwei Fällen wurde in der Leber eines Hundes, in einem weiteren Fall im Erbrochenen eines Hundes der seit März 2004 nicht mehr zugelassene Wirk-stoff festgestellt. In drei Fällen wurde in den Lebern von Katzen, einmal auch noch im Mageninhalt der Wirkstoff festgestellt. Bläulich eingefärbte Fertigkö-der (Giftgetreide) wurden vor einem Hundezwinger ausgelegt.

Cumatetralyl und Di-fethialon

2 Fälle Ein Stück Bierwurst bzw. ein Stück Leberwurst wurden mit hellgelben Pellets präpariert. Seit März 2004 sind die Wirkstoffe nicht mehr zugelassen.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 21

Rodentizide (Fortsetzung)

Chloralose 5 Fälle In vier Fällen wurden mehrere wilde Stadttauben im Großraum Stuttgart, in einem Fall vier Tauben in Emmendingen durch chloralosehaltige Weizenkör-ner vergiftet.

Pyranocoumarin 3 Fälle In der Leber eines Hundes, eines Mäusebussards und eines Fuchses wurde der seit 2004 EU-weit nicht mehr zugelassene Rodentizidwirkstoff festgestellt.

Difethialon 2 Fälle Mit Hackfleisch sowie mit Wurstbrät gemischt wurden die blau eingefärbten Pellets eines Rodentizidpräparates als Giftköder ausgelegt.

Difethialon und Broma-diolon

1 Fall Mit Hackfleisch gemischt dienten offensichtlich zwei Präparate als Giftköder. Bromadiolon ist in mehreren zugelassenen Handelspräparaten als Wirkstoff enthalten.

Flocoumafen 2 Fälle Einmal direkt und einmal mit Hackfleisch gemischt dienten die blauen, eiför-migen Fertigköder als Giftködermaterial. Flocoumafen ist als „sehr giftig“ eingestuft. Seit Dezember 2004 gibt es kein zugelassenes Präparat mehr im Handel.

Brodifacoum 1 Fall Der für mehrere Handelspräparate zugelassene Wirkstoff wurde in den Le-bern von drei vergifteten Hunden festgestellt.

Brodifacoum und Pyra-nocoumarin

1 Fall Untersucht wurde die Leber eines verendeten Rotmilans.

Warfarin und Sulfachi-noxalin

1 Fall Hellrot gefärbte Fertigköder aus gepresstem Getreideschrot waren an einem Weg ausgelegt worden.

Sonstige böswillige Vergiftungen

Cyanid 1 Fall Unbekanntes Ködermaterial; siehe Text.

Metaldehyd 1 Fall Im Magen eines Hundes wurde der Wirkstoff von Schneckenbekämpfungs-mitteln festgestellt.

Phosphid 1 Fall Fünf Hühner wurden mit einem phosphidhaltigen Mittel vergiftet.

Styrol 1 Fall Im Zusammenhang mit einem Fischsterben wurden Fische untersucht, um eine Styroleinleitung in einen Bach nachzuweisen.

Identifizierung von Substanzen im Zusammenhang mit Vergiftungen bzw. Verdacht auf Vergiftungen

Blei 2 Fälle Erhöhte Gehalte in den Lebern von Rindern

Kupfer 1 Fall Erhöhter Gehalt in der Leber eines Schafes

Zolpidem (Schlafmittel) 1 Fall Wurstköder mit Tabletten

Iminostilben (Abbau-produkt des Antiepilep-tikums Carbamazepin), Ambroxol (Schmerzm.) und Opipramol (Antide-pressivum)

1 Fall Hackfleischköder mit Tablettenstückchen aus dem Garten einer Katzenbesit-zerin

Bisacodyl (Laxativum) 1 Fall Wurstköder mit tablettenartigen Stückchen

Pflanzenöl 1 Fall Das Fell eines Ponys wurde mit Öl behandelt. Die Analyse zeigte, dass es sich dabei nicht, wie vermutet, tierschutzwidrig um Altöl gehandelt hat.

blaue Kügelchen 1 Fall Ausgelegtes Ködermaterial entpuppte sich als „Blaukorn“-Dünger.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 22

Ethologie und Tierschutz

Hauptaufgaben des Referats Ethologie und Tier-schutz sind Untersuchungen und Bewertungen so-wie - soweit erforderlich - Tierversuche zur Förde-rung der Gesundheit und Vermeidung von Leiden und Schäden bei Tieren bei tierschutzrechtlichen Fragestellungen sowie Beratung von Behörden und Einrichtungen des Landes (u.a.) in Fragen aus dem Bereich des Tierschutzes (Zentralaufgabe).

Aus dem Jahr 2008 ist auf folgende Aktivitäten besonders hinzuweisen:

Ganzjährige Weidehaltung von Rindern Einige Tierhalter praktizieren bereits die ganzjährige Freilandhaltung von Mutterkühen und in den Höhen-lagen des Südschwarzwalds wird sie von politischer Seite auch unterstützt, um bei der dort immer mehr zurückgehenden Milchviehhaltung die Offenhaltung der Landschaft und damit das typische Landschafts-bild des Südschwarzwaldes zu erhalten. Dem steht gegenüber, dass auch unter Fachleuten keine ein-heitliche Meinung darüber besteht, ob unter den hiesigen Klimabedingungen - insbesondere in der kalten Jahreszeit - Rinder ganzjährig ohne Stall im Freien gehalten werden können, ohne dass es zu tierschutzrelevanten Situationen kommt. Speziell was die Anforderungen an einen funktionstüchtigen natürlichen Witterungsschutz betrifft, gehen die Mei-nungen teilweise auseinander. In diesem Zusam-menhang wurden vom Referat Ethologie und Tier-schutz des CVUA Freiburg im Jahr 2008 folgende Aktivitäten getätigt: Besuch von Betrieben, welche diese Haltungsform bereits praktizieren, Berichter-stattung und Bewertung der vorgefundenen Hal-tungsbedingungen bei einer Sitzung der Leiter der zuständigen Unteren Verwaltungsbehörden, Vermitt-lung von Geldern einer Stiftung zur Durchführung von wissenschaftlichen Untersuchungen zu noch offenen Fragen durch die Universität Hohenheim sowie eine Veröffentlichung über den derzeitigen Stand der Erkenntnisse in der Badischen Bauernzei-tung. Der Stand der Kenntnisse sieht derzeit so aus, dass die ganzjährige Freilandhaltung von Rindern grundsätzlich tierschutzgerecht möglich ist, aller-dings nur unter der Voraussetzung, dass eine ganze Reihe von Bedingungen und Voraussetzungen erfüllt sind. Somit kann und wird diese Haltungsart nur eine Einzelfalllösung für prädestinierte Betriebsstrukturen bleiben, bei denen vor allem die Geländeformation geeignet und das Management entsprechend enga-giert sein müssen.

Bundeswettbewerb „Landwirtschaftli-ches Bauen 2007/08“ Aus Baden-Württemberg hatten sich insgesamt 16 landwirtschaftliche Betriebe mit einer Gruppen-haltung von Pferden zu diesen Wettbewerb ange-meldet. Diese Betriebe mussten von einer eigens dafür zusammengestellten Landeskommission auf-gesucht und bewertet werden, zu welcher vom MLR BW neben der Referatsleiterin Ethologie und Tier-schutz des CVUA Freiburg jeweils ein Vertreter aus dem Kompetenzzentrum Pferdezucht und Pferdehal-tung am Haupt- und Landgestüt Marbach (Herr Vollmer) sowie aus der Abteilung für Landwirtschaft des RP Tübingen (Herr Wagner) berufen wurden. Ein Betrieb aus Baden-Württemberg gehörte schließ-lich zu den 7 Preisträgern des vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) ausgeschriebenen Bundeswettbewerbs.

Pferdemesse Euro Cheval in Offenburg Der Fachbereich Ethologie und Tierschutz des CVUA Freiburg war auf der Euro Cheval 2008 in Offenburg wieder mit einem eigenen Stand vertreten. Thema der diesjährigen Informationsschau war die ‚Verhaltensgerechte Pferdehaltung’ mit Fragen und Informationsmaterial zu diesem Wissensbereich.

Internationale Tagung Angewandte Ethologie Im Jahr 2008 wurde von der Fachgruppe Ethologie und Tierhaltung der Deutschen Veterinärmedizini-schen Gesellschaft e.V. (DVG), deren Geschäftsstel-le im Dienstgebäude Tierhygiene angesiedelt ist, die 40. Internationale Tagung Angewandte Ethologie organisiert und durchgeführt. Wie gewohnt fand die Tagung im November (20.-22.11.2008) in den Räu-men des Historischen Kaufhauses am Münsterplatz in Freiburg statt. An dieser Veranstaltung nahmen insgesamt 137 Personen aus Deutschland und den angrenzenden Staaten teil.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 23

Landestollwut- und Epidemiologiezentrum Freiburg

Tollwut Vom 2. Quartal 2006 bis zum Dezember 2008 wur-den in Deutschland keine Fälle von Tollwut bei Wild- oder Haustieren mehr gemeldet. Am 29. Dezember 2008 wurde jedoch im Landkreis Lörrach bei einem aus Kroatien mitgebrachten Hund amtlich die Tollwut festgestellt.

Bei Fledermäusen werden regelmäßig Einzelfälle von Tollwuterkrankungen vom Typ 2 festgestellt. Die bei Fledermäusen vorkommenden Tollwuterreger sind jedoch eigenständige Virustypen. Sie werden als European Bat Lyssavirus (EBL) mit den Varian-ten 1 und 2 oder als Europäisches Fledermaus-Tollwutvirus bezeichnet. In den Jahren 2005 bis 2008 wurden insgesamt 42 Fälle der Fledermaus-Krankheit in Deutschland erfasst. Der erste und bisher einzige Nachweis von Fledermaustollwut in Baden-Württemberg war am 27. August 2007 im Landkreis Biberach. Die Fledermaustollwut ist eine eigenständige Erkrankung, die von der Fuchstollwut abzugrenzen ist.

Nach etwa einem Vierteljahrhundert der Bekämpfung der Tollwut konnte am 5. November 2008 in Frank-furt beim Tollwutsymposium die Deklaration der Tollwutfreiheit gefeiert werden.

Offiziell gilt Deutschland seit dem 28. September 2008 als tollwutfrei. An diesem Datum hat Deutsch-land eine entsprechende Erklärung der Weltorgani-sation für Tiergesundheit (OIE) übergeben. Voraus-setzung für eine solche Erklärung ist, dass die Vor-gaben des Tiergesundheitskodex für die Landtiere der OIE erfüllt sind. Diese sehen vor, dass in den letzten zwei Jahren kein Fall von Tollwut bei Men-schen oder Tieren festgestellt wurde. Da die Infekti-on in Deutschland letztmalig am 3. Februar 2006 bei einem Fuchs im Kreis Mainz-Bingen (RP) festgestellt wurde, erfüllt Deutschland nun die Bedingungen für die Anerkennung als frei von Tollwut.

Aviäre Influenza Themenschwerpunkt 2008 war wie im Jahr zuvor die Pflege und Weiterentwicklung des vom Landestoll-wut- und Epidemiologiezentrum Freiburg errichteten Erfassungssystems DTM (Datenerfassung Tierseu-chenmonitoring). Hierbei konnten zahlreiche Auswer-tungen in Zusammenhang mit der AI-Überwachung erstellt werden. Die im DTM erfassten Daten wurden zudem an die zentrale Wildvogel-Monitoring-Datenbank des FLI übersandt, über die bundesweit alle Daten auch an die EU weitergeleitet werden.

Weiterhin wurden über DTM Forschungsprojekte im Zusammenhang mit AI, wie z.B. „Constanze und WuV“ bedient.

Klassische Schweinepest Auf Initiative der Europäischen Kommission wurde 2002 in der Arbeitsgruppe (AG) Wildschweinepest der Vorschlag für das Betreiben einer Datenbank zur Überwachung der Schweinepest bei Wildschweinen CSF of wild boar data base (CSF-DB) erarbeitet.

Entsprechend der Übereinkunft der teilnehmenden Mitgliedsstaaten und Bundesländer wurde die Da-tenbank im Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundes-forschungsinstitut für Tiergesundheit (ehemals Bun-desforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere) entwickelt und implementiert. Hier wird sowohl der Web-Server bereitgestellt, der einen permanenten Zugriff auf die Datenbank gestattet, als auch der Support für die Datenbank geleistet.

Seit April hat nun auch Baden- Württemberg die Möglichkeit, auf diese Datenbank zuzugreifen. Dabei soll es den unteren Verwaltungsbehörden und Re-gierungspräsidien ermöglicht werden, eben diese zu nutzen. Die aktuellen Daten aus Baden- Württem-berg werden dabei durch das Landestollwut- und Epidemiologiezentrum über DTM (Datenerfassung Tierseuchenmonitoring) bereitgestellt.

2008 wurden in Baden-Württemberg 2.170 Wild-schweine auf KSP untersucht. Gefordert war ein landesweites Probensoll von 2.349 Tieren.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass einige Landkreise die geforderte Probenzahl überschritten, wurde ein Probendefizit von 672 Tieren errechnet. Dies bedeutet zwar eine Verbesserung zum Vorjahr, liegt aber immer noch hinter dem eigentlich geforder-ten Probensoll zurück.

In Baden-Württemberg wurde kein Fall von KSP im Berichtszeitraum festgestellt. Rheinland-Pfalz melde-te 2007 noch einen Fall von KSP, in NRW waren es noch 10 Fälle. 2008 wurden bundesweit keine weite-ren Fälle gemeldet.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 24

Blauzungenkrankheit (Blue-tongue) Die Blauzungenkrankheit ist eine virale Infektionskrankheit von Wiederkäuern wie z. B. Schafen, Rindern und Ziegen. Ihr Name leitet sich von der blauen Farbe (Zyanose) der Zunge ab, einem der Leitsymptome bei Krankheitsausbruch. Das Blauzungenvirus wird durch Mücken der Gat-tung Culicoides aus der Familie der Gnitzen über-tragen. Die Empfänglichkeit für diese Infektions-krankheit ist beim Schaf, besonders bei den Läm-mern, am größten, bei den verschiedenen Schaf-rassen jedoch ungleich verteilt. Ziegen und andere Haustiere erkranken weniger häufig und schwer.

2008 wurden bundesweit 5.125 Fälle von Blueton-gue an die zentrale Tierseuchendatenbank in Wust-erhausen gemeldet, auf Baden-Württemberg entfie-len 319 Fälle. Mit diesen Daten konnten zahlreiche Kartierungen und Auswertungen erstellt werden.

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Lehranstalt für Veterinärmedizinisch-technische Assistenten (VMTA)

Allgemeines Im Jahr 2008 fanden weder Abschlussprüfungen statt, noch wurden neue Schüler aufgenommen. Trotzdem gibt es für die VMTA-Schule zwei beson-dere Ereignisse zu vermelden:

Zunächst feierte das Tierhygienische Institut Frei-burg seinen 100. Geburtstag, weshalb Schüler und Schulpersonal an Planung und Durchführung sowohl des Festaktes am 10. März 2008, als auch des Mitte Juli durchgeführten Sommerfestes für jetzige und ehemalige Mitarbeiter, intensiv beteiligt waren.

Im zweiten Halbjahr stand für die meisten Schüler des Unterkurses die Teilnahme am MTA-Wettbewerb 2008 im Mittelpunkt. Dieser Wettbe-werb wird alle zwei Jahre vom dvta, dem Berufsver-band der technischen Assistenten in der Medizin, durchgeführt. Neben dem Wettbewerb für schon berufstätige MTA werden jeweils auch Preise für MTA-Schüler vergeben. Erstmalig beteiligte sich unsere Schule gleich mit zwei Projektarbeiten an diesem Wettbewerb, wobei die eingereichte Arbeit „MRSA bei Rindern und Menschen“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Auch die zweite Gruppe erreichte mit einer Arbeit über histologi-sche Untersuchungen an Fischrogen und Imita-ten im weiteren Ranking von 12 eingereichten Schülerarbeiten einen erfreulichen 3. Rang.

Bild: Preisträgerinnen des MTA-Wettbewerbs

Ausbildungsaufgaben Es wurde für insgesamt 24 VMTA-Schüler/innen theoretischer und praktischer Unterricht sowie die praktische Ausbildung durchgeführt. Während die Vorbereitung, Durchführung und Nacharbeitung des praktischen Unterrichts im Wesentlichen in der Verantwortung der beiden Lehr-VMTA lag, wurde der theoretische Unterricht von 16 Fachdozenten erteilt. Im Rahmen von Exkursionen wurden ein Schlachthof, ein Molkereibetrieb, eine Besamungs-station sowie das Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg besucht.

Die Bemühungen um die Einrichtung eines weiteren Lehrlabors für Histologie konnten erfolgreich fortge-setzt werden. So wurde - auch mit Hilfe unseres VMTA-Schulfördervereins - jeweils ein Gefrier- Rotations- sowie Schlittenmikrotom nebst Zubehör angeschafft.

In 2008 wurden außerdem sechs Berufserkun-dungs-Praktikanten des CVUA Freiburg betreut. Sie bekamen eine abgestimmte ein- bis zweiwöchige theoretische und praktische Unterweisung in die Labortätigkeiten des Hauses.

Sonstige Tätigkeiten • Teilnahme einer Lehrassistentin am jähr-

lichen Treffen der deutschen VMTA-Lehranstalten vom 17. - 18. April in Zwickau.

• Führungen von Tierarzthelferinnen, ange-henden Chemielaboranten sowie anderen Besuchergruppen durch die Laboratorien des Gebäudes Tierhygiene.

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Jahresbericht 2008 Veterinärmedizinische Diagnostik CVUA Freiburg 26

Dank

Wir danken dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum und dem Umweltministerium Baden-

Württemberg, ferner den Regierungspräsidien Freiburg, Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen sowie den anderen

Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern in Baden-Württemberg und dem STUA Aulendorf – Diagnostik-

zentrum – für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung, ebenso der Europäischen Kommission hinsicht-

lich der Gemeinschaftsreferenzlaboratorien.

Bei den unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden, Veterinär-, Landwirtschafts-, und Gesundheitsbehörden

der Landkreise und Städte, den Tiergesundheitsdiensten der Tierseuchenkasse Baden-Württemberg sowie der

Futtermittel- und Handelsklassenüberwachung der Regierungspräsidien bedanken wir uns für die qualifizierte

Probennahme und -zufuhr und die gute Zusammenarbeit.

Aufgrund unserer vielfältigen wissenschaftlichen und administrativen Vernetzungen arbeiten wir mit vielen weite-

ren, hier nicht einzeln genannten Institutionen gut zusammen, wofür wir uns ebenfalls sehr bedanken.

Allen Beschäftigten des Hauses gebührt herzlicher Dank für den unermüdlichen Einsatz im Interesse des

Verbraucherschutzes und der Tiergesundheit, ebenso allen speziell am Jahresbericht 2008 Beteiligten.

Herausgeber

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg

Bissierstraße 5 Postfach 10 04 62

79114 Freiburg 79123 Freiburg

Tel.: 0761-8855-0 Fax: 0761-8855-100

E-Mail: [email protected]

Internet: www.cvua-freiburg.de

Verantwortlich:

Dr. Roland Renner, Amtsleiter

Dr. Heike Goll, tierärztliche Leiterin und stv. Amtsleiterin

Redaktion:

Hans-Ulrich Waiblinger

Dr. Ursula Pollmann

Weitergabe und Vervielfältigung mit Quellenangabe gestattet.

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