Journal Heimische Foerderung Ausgabe 2/2014

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ERDÖL UND ERDGAS IN DEUTSCHLAND. NEUES VON WINTERSHALL. AUSGABE NR. 2 / APRIL 2014 Wo schlummert unter der Erde noch Erdöl? Und wo lohnt sich eine Förderung? In einem der ältesten Ölfelder der Region Barnstorf gibt es noch unentdeckte Schätze. Experten von Wintershall wollen mithilfe von seismischen Messungen den Untergrund von Bockstedt erfor- schen – und ein faszinierter Erdölsucher berichtet. Seiten 2 bis 4 Kein Bundesland profitiert so sehr von der heimischen Erdgasförde- rung wie Niedersachsen. Wirtschaftlich und finanziell. Dennoch ist die Produktion auch 2013 deutlich gesunken. Innovative Tight-Gas- Projekte wie Düste Z10 bei Barnstorf können helfen, die Förderung zu stabilisieren. Seiten 4 bis 5 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Nachbarn! Faszinierender Blick unter die Erde Seismische Messungen im Ölfeld Bockstedt Heimische Gasförderung in der Warteschleife Eigene Ressourcen besser nutzen Sie halten die zweite Ausgabe unseres Wintershall-Journals „Heimische Förderung“ in den Händen. Über die vielen positiven Reaktionen auf unsere Premiere haben wir uns sehr gefreut. Seit 60 Jahren fördern wir in der Region Barnstorf Erdöl und Erdgas. Und es gibt immer noch Potenziale. Zu Jahresbeginn sind unsere Ingenieure bei einer Bohrung in Bockstedt auf eine neue Ölquelle gestoßen. Das Erdöl hat eine sehr hohe Qualität. Einen solchen Fund hätten wir vor einigen Jahren noch nicht für möglich gehalten. Ich bin sicher: Das Ölfeld Bockstedt, eines der ältesten der Region, bietet noch Überraschungen. Damit sich unsere Geologen ein genaues Bild davon machen können, planen wir seismische Messungen im Herbst. Finden wir weite- res Öl, kann dies den Standort Barnstorf für mehrere Jahrzehnte sichern. Ein richtiger Heimvorteil. Die Erdgasförderung in Deutschland ist 2013 erneut deutlich gesunken. Aber unser Tight-Gas-Projekt Düste Z10 liegt immer noch auf Eis. Um die heimische Erdgasförderung zu stabilisie- ren, muss der Genehmigungsstau aufgelöst werden. Die Politik ist am Zug, einen verlässlichen Rechtsrahmen zu schaffen. Denn Deutschland braucht heimische Energierohstoffe. Ihr Joachim Pünnel, Leiter Wintershall Deutschland „Die Region Barnstorf ist immer wieder für eine Überraschung gut: Erst jüngst sind wir auf eine neue Ölquelle gestoßen.“ 3 x mal so viel Energie wie die Stromerzeugung aus Solarzellen liefert heimisches Erdgas. Und im Vergleich zur Stromerzeugung aus Windrädern liefert Erdgas aus deutschen Quellen doppelt so viel Energie. VON DER NORDSEE BIS ZU DEN ALPEN: Wo wir in Deutsch- land tätig sind. Karte auf Seite 6 HÄTTEN SIE ES GEWUSST? Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre unseres zweiten Journals. Joachim Pünnel

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Erdöl und Erdgas in dEutschland. nEuEs von WintErshall.AusgAbe Nr. 2 / April 2014

Wo schlummert unter der Erde noch Erdöl? Und wo lohnt sich eine Förderung? In einem der ältesten Ölfelder der Region Barnstorf gibt es noch unentdeckte Schätze. Experten von Wintershall wollen mithilfe von seismischen Messungen den Untergrund von Bockstedt erfor-schen – und ein faszinierter Erdölsucher berichtet. seiten 2 bis 4

Kein Bundesland profitiert so sehr von der heimischen Erdgasförde-rung wie Niedersachsen. Wirtschaftlich und finanziell. Dennoch ist die Produktion auch 2013 deutlich gesunken. Innovative Tight-Gas-Projekte wie Düste Z10 bei Barnstorf können helfen, die Förderung zu stabilisieren. seiten 4 bis 5

liebe leserinnen und leser, liebe nachbarn!

Faszinierender Blick unter die Erdeseismische Messungen im ölfeld Bockstedt

heimische gasförderungin der WarteschleifeEigene ressourcenbesser nutzen

Sie halten die zweite Ausgabe unseres Wintershall-Journals „Heimische Förderung“ in den Händen. Über die vielen positiven Reaktionen auf unsere Premiere haben wir uns sehr gefreut.

Seit 60 Jahren fördern wir in der Region Barnstorf Erdöl und Erdgas. Und es gibt immer noch Potenziale. Zu Jahresbeginn sind unsere Ingenieure bei einer Bohrung in Bockstedt auf eine neue Ölquelle gestoßen. Das Erdöl hat eine sehr hohe Qualität. Einen solchen Fund hätten wir vor einigen Jahren noch nicht für möglich gehalten. Ich bin sicher: Das Ölfeld Bockstedt, eines der ältesten der Region, bietet noch Überraschungen. Damit sich unsere Geologen ein genaues Bild davon machen können, planen wir seismische Messungen im Herbst. Finden wir weite-res Öl, kann dies den Standort Barn s torf für mehrere Jahrzehnte sichern. Ein richtiger Heimvorteil.

Die Erdgasförderung in Deutschland ist 2013 erneut deutlich gesunken. Aber unser Tight-Gas-Projekt Düste Z10 liegt immer noch auf Eis. Um die heimische Erdgasförderung zu stabilisie-ren, muss der Genehmigungsstau aufgelöst werden. Die Politik ist am Zug, einen verlässlichen Rechtsrahmen zu schaffen. Denn Deutschland braucht heimische Energierohstoffe.

Ihr Joachim Pünnel, Leiter Wintershall Deutschland

„ Die Region Barnstorf ist immer wieder für eine Überraschung gut: Erst jüngst sind wir auf eine neue Ölquelle gestoßen.“

3 xmal so viel Energie wie die stromerzeugung aus solarzellen liefert heimisches Erdgas. und im vergleich zur stromerzeugung aus Windrädern liefert Erdgas aus deutschen Quellen doppelt so viel Energie.

von dEr nordsEE Bis zu dEn alpEn:

Wo wir in deutsch-land tätig sind. Karte auf seite 6

hättEn siE Es gEWusst?

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre unseres zweiten Journals.

Joachim Pünnel

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Eine eigene Welt mehrere Tausend Meter unter der Erde. Genau wie Ärzte mit Ultraschall den menschlichen Körper untersuchen, können Geophysiker und Geologen mithilfe von seismischen Messungen in den Untergrund blicken. „Das ist schon faszinierend“, sagt Helmut Pinnekamp. „Man sieht hier Dinge, die noch nie jemand gesehen hat. Strukturen, die sich vor Millionen von Jahren unter der Erde ge-bildet haben.“

Pinnekamp arbeitet mehr als 20 Jahre als Geophysiker. Und wenn der 55-Jährige über seinen Beruf spricht, dann spüren seine Ge-sprächspartner die Begeisterung. Denn so wie jede Landschaft ihre ganz eigene Charakteristik hat, so viele Unterschiede gibt es auch unter der Erde. Wie es da aussieht, zeigt ein dreidimensionaler Daten-würfel – das Ergebnis einer seismischen Messung.

Bei einer seismischen Messung erzeugen zum Beispiel Fahrzeuge an der Erdoberfläche künstliche Schallwellen, indem sie mit einer abgesenkten Bodenplatte Vibrationen auslösen. Das Echo der Schall-wellen dringt in die Erde ein, wird von den verschiedenen Gesteins-

schichten des Untergrundes in unterschiedlicher Weise reflektiert und an der Erdoberfläche von Geophonen aufgenommen.

Diese wandeln die Schallwellen in elektrische Impulse um, die wie-derum von Computern aufgezeichnet werden. Haben Hochleistungs-computer nach mehreren Monaten die vielen Daten einer seismi-schen Messung umgerechnet, so erscheint auf dem Bildschirm des Auswerters ein Abbild der geologischen Formationen: Schichten aus Ton, Stein oder Salz schlängeln sich durch den Untergrund. Manche Linien sehen aus wie kleine Hügel. Und irgendwo sind auch Kohlenwasserstoffe versteckt. Die zu finden, ist Aufgabe von Geo-physikern wie Pinnekamp, und zwar genau jetzt.

Wintershall Deutschland plant in Bockstedt unweit von Barnstorf seismische Messungen, die im Herbst starten sollen. Die letzte 3D-Seismik ist fast 30 Jahre alt. „Mittlerweile hat sich die Seismik weiter-entwickelt, wir bekommen heute noch besseres Datenmaterial“, sagt Pinnekamp. „Da lohnt sich eine neue Untersuchung auf jeden Fall.“ So kann noch gezielter nach Öl gesucht und gebohrt werden.

auch in alten ölfeldern gibt es noch Überraschungen, etwa in Bockstedt unweit von Barnstorf. hier fördert Wintershall bereits seit 60 Jahren Erdöl. Wintershall plant, den Untergrund zu erforschen.

2 HEIMISCHE FÖRDERUNG – ERDÖL UND ERDGAS IN DEUTSCHLAND. NEUES VON WINTERSHALL. 02 / 2014

WintErshall dEutschland

auf der suche nach unentdeckten ölschätzen unter der Erde

MessinstrumenteDie hochempfindlichenGeophone sind durchKabel miteinanderverbunden und liegenin Linien von etwa dreiKilometer Länge aus.Die einzelnen Liniensind rund 200 Metervoneinander entfernt.

Jede Gesteinsschicht reflektiert die Wellen, erzeugt also ein

eigenes Echo, das je nach Dichte und Beschaffenheit des Gesteins

unterschiedlich ausfällt.

FahrzeugeMaximal drei Vibro-Truckswerden ab Herbst parallel inBockstedt im Einsatz sein.

Die Vibro-Truckssenken ihre

Bodenplatte aufden Untergrund ab

und vibriereneinige Sekunden

lang. So erzeugensie Schallwellenim Untergrund.

Die nicht hörbarenSchallwellen haben

Frequenzen zwischencirca 10 und 100 Hertz

und werden „seismi-sche Wellen“ genannt.

Die seismischenWellen treffen

jede Gesteins-schicht einzeln.

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02 / 2014 HEIMISCHE FÖRDERUNG – ERDÖL UND ERDGAS IN DEUTSCHLAND. NEUES VON WINTERSHALL. 3

Wintershall fördert in Bockstedt bereits seit 60 Jahren Erdöl. Und es gibt weiteres Potenzial für die Erdölförderung. Das haben erfolg-reiche Neubohrungen Anfang des Jahres gezeigt. „Das Erdölfeld Bockstedt bietet noch Überraschungen“, sagt Pinnekamp. Hebt Win tershall diese Schätze, könnte die Erdölförderung an diesem Standort für mehrere Jahrzehnte gesichert werden.

Erfi nder der Seismik ist der deutsche Geophysiker Ludger Mintrop. Er meldete 1916 ein Patent auf seismische Verfahren zur Exploration von Kohlenwasserstoffen und Mineralien an. Seitdem haben sich die Verfahren ständig weiterentwickelt. Große Sprünge gab es bei der Umstellung von zweidimensionaler auf dreidimensionale Seismik in den 1970er-Jahren. „Mit der 3D-Seismik können wir noch besser Öl- und Gaslagerstätten erkennen, weil das Bild der geologischen Schichten des Untergrunds genauer ist“, erklärt Pinnekamp. Auch die Mehrfachüberdeckung bei seismischen Messungen habe große Fortschritte gebracht.

Die seismischen Messungen im Umfeld der Konzession Bockstedt auf einer Fläche von 59 Quadratkilometern sollen in diesem Herbst beginnen und etwa viereinhalb Monate dauern. Die Verarbeitung und Auswertung der Daten wird etwa zwölf Monate dauern. Neue Öl-bohrungen sind frühestens 2016 zu erwarten.

MessungBei der 3D-Seismik werden mehrere Linien von Schallquellen und -empfängern netzförmig angeordnet. Vibro-Fahrzeuge senden die Schallwellen aus, Geophone nehmen sie auf.

simulationDie gewonnenen Daten ermöglichen ein dreidimensionales Schnitt-bild der Gesteins schichten unterhalb der vermessenen Fläche.

MesswagenDie elektrischen Impulse der Geophone werden über Kabel zum Mess wagen gesendet und dort für die spätere Aus-wertung aufgezeichnet.

Die Geophonewerden vonHand in dieErde gesteckt.

ExplorationDie 3D-Seismik ist im Umfeld des Ölfelds Bockstedt (Bewilligungs-feld) geplant. Sie umfasst eine Fläche von 59 Quadratkilometern. Aktiv gemessen wird stets nur in kleineren Teilabschnitten.

produktionWintershall fördert im Ölfeld Bockstedt bereits seit 60 Jahren Erdöl – bis heute 3,6 Millionen Tonnen. Mit der Seismik kann die Lebens-dauer des Ölfelds verlängert werden.

DatenmengenDie riesigen Datenmengen wer den von Hoch leistungsrechnern verarbeitet. Sie errechnen daraus ein dreidimen-sionales Modell des Untergrunds und liefern damit die Basis für die weitere Arbeit der Geologen.

Kohlenwasserstoffewie Erdöl und Erdgas sammeln sich in porösem Gestein, vorzugsweise unter emporgewölbten Schichten.

Potenziale aufspürenAus dem seismischen Bild vomUntergrund können Geologen die Strukturen ermitteln, unter denen sich Öl und Gas befi nden könnten, und so geeignete Stellen für Bohrungen festlegen.

Geophone registrierendie Laufzeiten und Schwingungs-stärken der Echos und wandelnsie in elektrische Impulse um.

Bockstedt

twistringen

natenstedt

aldorf

Barnstorf

drentwede

heiligenloh

51

Bewilligungs- feld Bockstedt

diE 3d-sEisMiK

das ölFEld BocKstEdt

3 Weitere informationen zu den seismischen Messungen: www.heimische-foerderung.de/bockstedt

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Zwischen Ems, Elbe und Nordsee sind ganze 95 Prozent der deut-schen Erdgasproduktion angesiedelt. „Kein anderes Bundesland ist so unmittelbar von der heimischen Förderung betroffen. Und kein anderes Bundesland profi tiert zugleich wirtschaftlich und fi nanziell so stark wie das Energieland Niedersachsen“, erklärt Joachim Pünnel, Leiter von Wintershall Deutschland. „Umso wichtiger ist es, dass Niedersachsen die eigenen Interessen nachdrücklich vertritt und es nicht anderen Bundesländern überlässt, die Regeln aufzustellen.“

Derzeit deckt die heimische Förderung nur noch elf Prozent unse-res Erdgasbedarfs ab – vor zehn Jahren war es noch doppelt so viel. Um die Förderung wieder zu stabilisieren, ist es notwendig, den Genehmigungsstau bei Tight-Gas-Projekten (s. auch „Kurz erklärt“ Seite 5) aufzuheben und einen klaren Rechtsrahmen zu defi nieren, der die heimische Förderung weiterhin ermöglicht. „Wenn die Rah-menbedingungen stimmen, sind wir bereit langfristig in Niedersach-sen zu investieren“, bekräftigt Joachim Pünnel. „Das Bekenntnis des

niedersächsischen Wirtschafts- und Umweltministers zur heimischen Förderung verstehen wir als ein wichtiges Zeichen.“

Niedersachsen spürt die sinkende Produktion schon heute: Die Förderabgaben an die Landeskasse sinken. Mit rund 600 Millionen Euro im letzten Jahr macht die Einnahmequelle aber immer noch das Dreifache von dem aus, was Niedersachsen aus seiner 20-prozenti-gen Beteiligung an Volkswagen an Dividende erhält.

deutschland braucht Energierohstoffe, daran wird sich über kurz oder lang nichts ändern. Doch die heimische Erdgasförderung ist 2013 erneut um zehn Prozent gesunken, weil Debatten um Fördermethoden es verhindern, dass Projekte genehmigt werden.

Niedersachsen muss eigene Interessen vertreten

4 HEIMISCHE FÖRDERUNG – ERDÖL UND ERDGAS IN DEUTSCHLAND. NEUES VON WINTERSHALL. 02 / 2014

WintErshall dEutschland

heimische gasförderung weiter in der Warteschleife

niedersachsens Einnahmequellen

600 Millionen euro/Jahr Förderabgabe

200 Millionen euro/Jahr Dividendenausschüttung

Wintershall hat die Anwohner in Bockstedt bereits über die Pläne informiert, mit seismischen Messungen weitere Ölvorkommen zu er-kunden. Rund 90 Bürger nutzten die Gelegenheit, mit den Winters-hall-Experten ins Gespräch zu kommen. „Das war für mich sehr in-teressant und informativ“, sagte Horst Niemann aus Drentwede. Er könne sich noch gut an die letzte seismische Messung in Bockstedt im Jahre 1985 erinnern. „Ich hätte nicht gedacht, dass es hier mög-licherweise noch weitere Ölvorkommen gibt“, so Niemann. Maria-Theresia Böckermann aus Drentwede ergänzt: „Ich fi nde gut, dass Wintershall hier neue Möglichkeiten für die Erdölförderung untersucht. Das sichert den Standort und die Arbeitsplätze hier in der Region.“

Wintershall wird die Anwohner in Bockstedt auch über die nächsten Schritte in Bockstedt zeitnah und umfassend informieren.

im dialog mit den nachbarn

Pressesprecher Mark Krümpel (Mitte) erläutert interes sierten Anwohnern in Bockstedt, wie Wintershall neue Ölvorkommen aufspüren will

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in der aktuellen diskussion rund um unkonventionelles gas werden wichtige unter scheidungen oftmals außer acht gelassen. Zwar kommt Hydraulic Fracturing als Förderverfahren sowohl bei Tight Gas als auch bei Schiefergas zum Einsatz. Aber damit enden die Gemeinsamkeiten. Während die Tight-Gas-Förderung (s. auch „Heimische Gasförderung weiter in der Warteschleife“ Seite 4) längst erprobt und bewährt ist, gibt es bei Schiefergas noch erheblichen Forschungsbedarf.

Hohe Durchlässigkeit Keine Durchlässigkeit

Deckgebirge und Fallenstruktur notwendig Deckgebirge nicht notwendig

3.000 bis 5.000 Meter tief in Deutschland < 2.000 Meter tief

Wirtschaftliche Gasproduktion Keine Gasproduktion ohne Frac

Produktion seit 60 Jahren Keine Produktion in DeutschlandProduktion seit 30 Jahren

Unwirtschaftliche Gasproduktion ohne Frac

Niedrige Durchlässigkeit

tight-gas-lagerstätte

Porenzwischen-raum

Mineralkorn Gas ist an Gesteinsoberfl äche gebunden

* Muttergestein

Zusammen-hängende Poren geben dem Gestein seine Durchlässigkeit.

Klassische gaslagerstätte

Gas ist aus Muttergestein in das Speichergestein gewandert und lagert dort im Porenraum

schiefergas-lagerstätte

Gas ist an Oberfl äche von Kohle o. Schiefer* gebunden

Konventionell unkonventionell

lagErstättEn iM vErglEich

„Normale“ Gaslagerstätte

NutzbaresGrundwasser

Tight-Gas-Lagerstätte

Schiefergas-Lagerstätte

schiefergas-vorkommen gehören, ebenso wie Kohle-fl öze, zu den sogenannten unkonventionellen Lagerstät-ten. Die Förderung ist sehr aufwendig, denn das Gas ist dort verblieben, wo es vor Jahrmillionen entstanden ist: im Muttergestein (Schiefer beziehungsweise Kohle). Da es in diesem äußerst dichten Gestein praktisch keine Poren gibt, ist das Gas an die Gesteinsoberfl ächen gebunden.

tight-gas-lagerstätten gehören dagegen geologisch zu den konventionellen Lagerstätten. Hier ist das Gas aus dem Mutter gestein nach oben gewandert, bis es auf eine undurchlässige Barriereschicht gestoßen ist. Im Falle von Tight Gas ist die gasführende Gesteinsschicht Sandstein. Das Gas befi ndet sich hier in kleinen Poren. Diese Poren sind im Sandstein jedoch weniger gut verbunden als bei anderen konventionellen Lagerstätten. Daher wird bei Tight Gas in begrenztem Maße die Frac-Technologie eingesetzt, um für das Gas Fließkanäle zu schaffen – in Deutschland bereits seit mehr als 30 Jahren, ohne dass es zu Umwelt-beeinträchtigungen gekommen ist.

die Förderung aus Sandstein unterscheidet sich tech-nisch gravierend von der Schiefergasproduktion. Denn Sandstein ist etwa 100-mal durchlässiger als Schiefer ge-stein! Demgemäß erfordert Tight Gas wesentlich weniger Fracs – und damit verbunden: weniger Wasser und Zu-satzstoffe – als Schiefergas. Außerdem liegen Tight-Gas-Vorkommen in Deutschland deutlich tiefer als Schiefergas, meist um mehrere Tausend Meter.

diE untErschiEdE von tight gas und schiEFErgas

3 Weitere informationen:www.heimische-foerderung.de/hydraulic-fracturing

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WintErshall dEutschland

von der nordsee bis zu den alpen

6 HEIMISCHE FÖRDERUNG – ERDÖL UND ERDGAS IN DEUTSCHLAND. NEUES VON WINTERSHALL. 02 / 2014

BARNSTORF Forschung in BockstedtNach dem Biopolymer Schizophyllan wird nun die nächste Innovation im Erdölfeld Bockstedt getestet: Gemeinsam mit dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ will Win ters hall im Gebiet zwischen Heiligenloh und Aldorf elektromagnetische Felder messen, um die geologische Struktur des Untergrunds zu ermitteln. Das Verfahren an sich ist bekannt und erprobt. Neu ist, es für die Erdölförderung zu nutzen. Verläuft der Test erfolgreich, könnte Wintershall mithilfe solcher Messungen künftig genauer ermitteln, wie sich der Ölgehalt einer Lagerstätte im Laufe der Produktion verändert – und so überprüfen, ob die eingesetzten Technologien zur Verbesserung der Förderung Wirkung zeigen. Die Messungen beginnen voraussichtlich im Mai und dauern etwa drei Wochen.

LANDAU/RÜLZHEIMMöglicherweise weiteres PotenzialSeit fast 60 Jahren fördert Wintershall am Standort Landau in Rhein-land-Pfalz Erdöl. Zum Betrieb zählt auch die Lagerstätte Rülzheim, 20 Kilometer von Landau entfernt. Die erste Auswertung der Anfang 2013 in Rülzheim durchgeführten seismischen Messung deutet auf zusätzliches Potenzial für die weitere Ölförderung hin. Nach Abschluss der Bewertung Mitte 2014 kann entschieden werden, ob eine weitere Bohrung 2015 vorbereitet wird. Mit den bei einer seismischen Messung gewonnenen Daten lässt sich ein dreidimensionales Schnittbild der Gesteinsschichten unterhalb der Erdoberfl äche erstellen. So können mögliche Ölvorkommen entdeckt werden.

AITINGENNeuartiger FlachbodentankWintershall Deutschland investiert am Standort Großaitingen bei Augsburg rund 2,5 Millionen Euro in den Bau eines neuartigen Flachbodentanks für Reinöl. In den Tank passen 2500 Kubikmeter Öl. Das Besondere: Der Tank ist von zwei Wänden umschlossen. Der sogenannte Ringraum dazwischen ist 1,50 Meter breit und damit begehbar. Hier wird auch eine Gas- und Flüssigkeitsüberwachung installiert, die mögliche Leckagen sofort erkennen soll. Der Tank, dessen Bau von Sach-verständigen begleitet wird, soll im Sommer 2014 erstmals befüllt werden.

MITTELPLATEUmrüstung der LandbohrungenVor 14 Jahren wurde die Erdölförderung aus der Lagerstätte Mittelplate im Wattenmeer durch sehr weit abgelenkte Bohrungen von Land aus aufgenommen. Aus den sieben Landbohrungen in Dieksand an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste wurden 2012 noch knapp 400.000 Tonnen Öl gefördert. Die Produktion ist allerdings rückläufi g. Daher werden zwei der Bohrungen, die Dieksand 5 und 7, bis Mitte Juni mit einer umfassenden Wartung und Umrüstung für die Zukunft fi t gemacht. Sie zählen mit Längen von 8.995 und 8.450 Metern zu den am weitesten abgelenkten Bohrungen der Welt. Wintershall und Betriebsführer RWE Dea versprechen sich davon eine deutliche Steigerung der Produktion.

Wintershall ist weltweit aktiv. Ob in der libyschen Wüste, den hohen Wellen der Nordsee oder dem Permafrost Sibiriens.Die Heimat ist und bleibt jedoch Deutschland. Lesen Sie hier, was an unseren heimischen Standorten passiert.

EMLICHHEIMPraxis statt nur TheorieNachwuchsförderung: Die European Association of Geoscientists and Engineers (EAGE) hat in Kooperation mit Wintershall in Emlichheim und zwei britischen Universitäten das zweite „Geoscience Boot Camp“ für Studenten, Doktoranden und Berufsanfänger veranstaltet. Im Rahmen des Seminars haben die rund 80 Teilnehmer seismische Messungen in der Praxis durchgeführt, um die Erdöllagerstätte Emlichheim zu erkunden. „Das EAGE Boot Camp ist ideal, in der Praxis zu üben, wie man mit geophysikalischen Messungen Erdöl fi nden kann. Und Wintershall wird für talentierte Nachwuchskräfte noch attraktiver“, sagt Matthias Schäfer, stellvertretender Betriebsleiter von Wintershall in Emlichheim.

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BocKstEdt. Mit Hilfe von Pilzen mehr Erdöl fördern? Wie das funktioniert, zeigt Wintershall derzeit im niedersächsischen Öl-feld Bockstedt: Dort läuft seit über einem Jahr der erste Praxistest mit dem Verdickungs-mittel Schizophyllan. Der Clou: Das biologisch abbaubare Produkt wird von einem Pilz, dem Gemeinen Spaltblättling, produziert.

Das Projekt stößt bei Bürgern, Journalis-ten und Politikern gleichermaßen auf großes Interesse. Um ihnen die Methode anschau-lich erklären zu können, ließ Wintershall den Wunder-Pilz in Kunststoff nachbauen – ein echter ist nämlich nur begrenzt haltbar. Der richtige Spaltblättling wurde jedoch als Vor-lage für das Modell gebraucht. Hier kam Gerhard Schuster zu Hilfe. Der Geologe, der in einem Gesteinslabor arbeitet, widmet fast seine gesamte Freizeit dem Aufspüren und Fotografi eren von Pilzen. Extra für Winters-hall suchte der Nordhesse im heimischen Wald nach dem maximal fünf Zentimeter

großen Baumbewohner – und kam mit zahl-reichen Exemplaren zurück. „Der Schizophyl-lum commune wächst eigentlich überall. Man muss nur wissen, wo man suchen muss“, so der Pilz-Liebhaber, der seit 2006 regelmäßig Pilze und andere Pfl anzen für Kalender und Fachbücher fotografi ert. Schusters Einsatz hat sich gelohnt: Das Kunststoff-Modell steht dem Original in nichts nach und wird bereits fl eißig in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt.

BarnstorF. In Aldorf bei Barnstorf wer-den Spaziergänger und Radfahrer mit einer Informationstafel nun daran erinnert, dass Wintershall hier vor 60 Jahren die Ölförde-rung begonnen hat. Im Rahmen der Feier zum 60. Geburtstag der Wintershall Deutsch-land in Barnstorf, die Ende 2013 mit einer offi ziellen Feierstunde und dem Besuch des niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies begann, stellt Wintershall weitere Info-tafeln an bedeutenden Standorten in der Region auf – die nächste auf dem Testgelän-de des Forschungsprojekts Schizophyllan.

Die Informationstafel an der ersten Win-ters hall-Bohrung Aldorf 1 zeigt nicht nur, wie eine Ölförderung mit einer Pferdekopfpum-pe funktioniert, sondern auch, in welchen

Produkten Erdöl steckt – etwa in Smart-phones, Windrädern, Textilien oder Kos-metik artikeln. „Die Tafel ist sehr verständlich und informativ“, sagte der Barnstorfer Samt-gemeindebürgermeister Jürgen Lübbers bei der Enthüllung.

Im Jahre 1952 fl oss das erste Erdöl aus der Bohrung Aldorf 1. „Damit haben wir die Grundlagen für eine erfolgreiche Öl- und Gasförderung hier in der Region gelegt“, be-tonte Pünnel. Noch heute arbeitet die Pfer-dekopfpumpe der Aldorf 1 – sie hebt und senkt sich etwa 5.000-mal am Tag rund um die Uhr.

3 Weitere informationen:www.wintershall.com/60jahre

Ein pilzsammler im Einsatz für Wintershall

informationstafel erinnert an erste ölbohrung aldorf 1 vor 60 Jahren

01 Frau Brandt, Sie sind auch privat eng mit Barnstorf verbunden, leben hier und engagieren sich ehrenamtlich. Was bedeutet Wintershall für Sie?Eine Menge. In den vergangenen Jahrzehn-ten ist hier eine enge Beziehung entstanden. Lassen Sie es mich so sagen: Wintershall ist seit meiner Kindheit ein Bestandteil unserer Familie. Mein Vater und mein Mann haben über lange Jahre hier gearbeitet. Mein Bruder absolvierte bei Wintershall seine Ausbildung. Somit war und ist Win ters hall auch immer wieder ein Gesprächsthema im Privatleben.

02 Aktivitäten in der Öl- und Gasförderung werden in der Öffentlichkeit zum Teil auch kritisch diskutiert. Wie erleben die Wintershall-Mitarbeiter die Debatte?Meiner Meinung nach kennen die Kollegin-nen und Kollegen unser Geschäft sehr ge-nau und können daher Sachverhalte, die oft auch emotional debattiert werden, kompe-tent bewerten. Viele Mitarbeiter leben mit ihren Familien in Barnstorf oder der näheren Umgebung. Klar ist, dass wir alle in einer intakten Umwelt leben wollen und nichts anderes akzeptieren!

03 Als Betriebsratsvorsitzende sowie Projektkoordinatorin für Arbeitssicher-heit und Gesundheitsschutz stehen Sie im Dialog mit Ihren Kolleginnen und Kollegen. Wie wird Wintershall als Arbeitgeber gesehen?Wintershall hat ein sehr hohes Pfl ichtbe-wusstsein gegenüber seinen Mitarbeitern. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz ste hen an erster Stelle. Sichere und gesund-heitsgerechte Arbeitsplätze sind ein Muss. Auch als Ausbildungsbetrieb ist Wintershall eine begehrte Adresse in der Region, weil Wintershall gute Ausbildungen und interes-sante Zukunftsperspektiven bietet.

saBinE Brandt, Betriebsratsvor-sitzende Wintershall Barnstorf

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Joachim Pünnel, Leiter Wintershall Deutschland (links), und der Barnstorfer Samtgemeindebürger-meister Jürgen Lübbers vor der neuen Infotafel

Gerhard Schuster im Wald

drEi FragEn an

3 Weitere informationen:www.wintershall.com/forschung

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8 HEIMISCHE FÖRDERUNG – ERDÖL UND ERDGAS IN DEUTSCHLAND. NEUES VON WINTERSHALL. 02/2014

Wie wird Plastik hergestellt? Die Kinder-Wissenssendung „Che-cker Tobi“, die im KiKA von ARD und ZDF ausgestrahlt wird, hat sich auf die Spurensuche gemacht und Wintershall in Groß-aitingen bei Augsburg besucht. Dort fördert Wintershall Erd öl, das am Ende in vielen Alltagsprodukten landet – auch in Kunst-stoffen. „Und wie holt ihr das Öl aus der Erde? Ist das wirklich in Millionen von Jahren entstanden?“, fragte Moderator Tobias Krell (Mitte), der als Checker Tobi die Verstärkung des bekannten Checkers Can ist. Jürgen Mahr, stellvertretender Betriebsleiter und selbst Vater, offenbarte großes Talent. Geduldig beantwortete er alle Fragen sehr verständlich: „Die Kinder sollen es ja verstehen.“

checker tobi bohrt nach öl

KontaKt Wintershall holding gmbhrechterner straße 249406 barnstorf

Mark Krümpel Tel. +49 5442 20-1251Fax +49 5442 [email protected]

hier können sie das Journal „heimische Förderung“ abonnierenund abbestellen: www.heimische-foerderung.de/journal

60 Jahre ist es her. Damals war Ewald Meyer 15 Jahre alt. Mit kurzer Hose radelte er am 6. April 1954 in die Rechterner Straße in Barns-torf, auf dem Gepäckträger eine Kiste Bier. Dort feierte Wintershall gerade die Grundsteinlegung für das neue Betriebsgebäude.

„Mir war schon etwas mulmig. Das war ja ein sehr feierlicher Mo-ment mit wichtigen Leuten wie Bürgermeister Stockinger und ande-ren Prominenten. Und ich war ein kleiner Junge“, erinnert sich Ewald Meyer heute. Er brachte eine Kiste Haake-Beck zur Feier der Grund-steinlegung. Ein Wintershall-Mitarbeiter hatte sie in der Gaststätte seiner Eltern Karl und Dora Meyer bestellt.

60 Jahre später macht Joachim Pünnel, Leiter von Wintershall Deutschland, den Gegenbesuch. Mit einer Kiste Haake-Beck radelt Pünnel rüber in die Osnabrücker Straße zu Ewald Meyer, der seit 60 Jah ren Nachbar von Wintershall ist – einmal zur Rechten im „Mäkeler Bahnhof“ und jetzt zur Linken auf dem Grundstück seiner Frau Annegret.

Pünnel überreicht die Kiste Bier und einen Blumenstrauß. „Wir möchten damit an die Grundsteinlegung von Wintershall hier in Barns-torf vor 60 Jahren erinnern. Und uns bei Ihnen für sechs Jahrzehnte gute und vertrauensvolle Nachbarschaft bedanken“, sagt Pünnel.

Wintershall hatte vor 60 Jahren begonnen, in der Region Barnstorf Erdöl und Erdgas zu fördern. Bereits am 6. April 1954 legte das Unternehmen in der Rechterner Straße den Grundstein für das heu-tige Verwaltungsgebäude.

Mit der Ansiedlung von Wintershall in Barnstorf beginnt ein Auf-schwung. „Alles war plötzlich in Bewegung“, erinnert sich der 76-jährige Meyer heute. Viele im Ort fanden einen Job bei Win-tershall. Auch Annegret Meyer arbeitete bis zur Geburt ihres Sohnes 14 Jahre in der Finanzbuchhaltung.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einem Plausch über die Anfänge von Wintershall in Barnstorf verabschieden sich Anne-gret und Ewald Meyer von Joachim Pünnel. „Wintershall ist ein herz-licher Nachbar“, sagt Ewald Meyer. „Das wurde mit dem Besuch heute wieder mal deutlich.“

WintErshall dEutschland

Joachim Pünnel (links), Leiter Wintershall Deutschland, überrascht Annegret und Ewald Meyer mit einem Besuch an der Haustür.

3 sendetermin ist voraussichtlich Sonnabend, 26. April, um 19:25 Uhr im KiKA.

hingEschaut

Wie vor 60 Jahren: Eine Kiste Bier für den nachbarn