Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

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DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 5 2014/15 APRIL, MAI, JUNI URAUFFÜHRUNG »la bianca notte / die helle nacht« von Beat Furrer BALLETT Crankos »Onegin« und Neumeiers »Tatjana« SIMONE YOUNG Abschied mit »Simon Boccanegra«

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DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

5 2014/ 15 A PR IL , MA I , JUN I

URAUFFÜHRUNG »la bianca notte / die helle nacht« von Beat FurrerBALLETT Crankos »Onegin« und Neumeiers »Tatjana«SIMONE YOUNG Abschied mit »Simon Boccanegra«

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Ob Wohnung, Haus oder Turm:Haushaltshilfen müssen angemeldet werden.

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Generalmusikdirektorinund Opernintendantin Simone Young hat dieStaatsoper von 2005 bis 2015 geleitet.

BALLETT

09 Repertoire Onegin und Tatjana Alexander Puschkins »EugenOnegin« animierte zahlreiche Komponis ten, Regisseure undChoreografen zu eigenen Bühnenbearbeitungen. John Crankoschuf ein Handlungsballett, das als Inbegriff des erzählendenTanzes gilt. Mit »Tatjana« brachte John Neumeier 2014 eineFassung heraus, die in narrativen Wechseln den Traumweltender Protagonisten nachgeht.

11 Repertoire Giselle Kaum ein Ballett atmet mehr den Geist derRomantik als »Giselle« – wenn die Nacht zum eigentlichen Ortdes Geschehens wird und schwebende Wesen ruhelos umherir-rende Männer zum Tanzen verführen. Die Aufführungsserie imMai präsentiert wechselnde Besetzungen.

29 Ensemble Ob als junger Aschenbach, Wolf Beifeld, Thisbe,Puck oder Touchstone – allen Neumeier-Rollen gibt er eine unverwechselbare Prägung: Konstantin Tselikov im Porträt.

RUBRIKEN

26 Opera stabile After work, Beiprogramm

27 Opernrätsel Mitraten und Mitgewinnen

32 Namen und Nachrichten

36 Leute Premieren in der Staatsoper

38 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick

40 Finale Impressum

OPER

04 Premiere la bianca notte / die helle nacht Als letzte Premiereihrer Hamburger Amtszeit dirigiert Simone Young eine Ur-aufführung: Im Auftrag der Hamburgischen Staatsoper kom-ponierte Beat Furrer ein Werk nach Texten des visionärenitalienischen Dichters Dino Campana.

14 Repertoire Rückblick und Highlight Im Interview mit FrancisHüsers und Annedore Cordes schaut Simone Young zurückauf zehn Jahre als Intendantin und Generalmusikdirektorin.Im Juni begrüßt sie außerdem Plácido Domingo in der Titel-partie von Verdis »Simon Boccanegra«.

24 Premiere Wien: Heldenplatz Ein letztes Mal öffnet sich auchdie Black Box. Diesmal mit einer galligen Österreich-Montagevon Texten Thomas Bernhards und Chansons der WienerKomponisten-Doyens Friedrich Cerha und Kurt Schwertsik.

22 Repertoire Un Ballo in Maschera Verdis große Oper mit Star-besetzung: Norma Fantini und Marcello Giordani singen dasunglückliche Liebespaar, Asher Fisch dirigiert.

PHILHARMONIKER

34 Konzerte Rachmaninow und Tschaikowsky Russisches Reper-toire liegt im 9. Philharmonischen Konzert mit Simone Youngund Cédric Tiberghien auf den Pulten. In Kammerkonzertensind die philharmonischen Hornisten und die Orchesteraka-demisten mit originellen Programmen am Start.

April, Mai, Juni 2015Inhalt

T I T E L B I L D : B E R T H O L D F A B R I C I U S

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OPER Momentaufnahme»Die tote Stadt«

Rückkehr nach 95 Jahren: Erich Wolfgang Korngolds Oper »Die tote Stadt«erlebte nach ihrer Hamburger Uraufführung 1920 nun eine umjubelte Neu-produktion. Regisseurin Karoline Gruber legte das Geschehen als psycho-logisch feinfühlige Studie eines Mannes an, dessen Träume und Ängsteimmer stärker ins Surreale abdriften. Die opulent schillernde Partitur wurdevon Simone Young zum Leuchten und Glühen gebracht. Stürmisch feiertedas Publikum auch Lauri Vasar (Frank/Fritz), Meagan Miller (Marie/Ma-rietta) und in der sängerisch wie darstellerisch enorm herausforderndenPartie des Paul den Tenor Klaus Florian Vogt.

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Der Kompositionsauftrag wurde unterstützt durch die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.Die Premiere wird von NDR Kultur live übertragen.

Gehalt und jede Zeile voll von sich wechselseitig durch-kreuzenden Bildern. So scheint selbst im Detail beinaheunmöglich, einen narrativen Faden, eine ›Handlung‹auszumachen. Gleichwohl bestätigt sich doch immerwieder der Eindruck, die »Canti Orfici« seien von DinoCampana zur »Verteidigung und Rechtfertigung seinesLebens« geschrieben, wie er selbst es in einem Brief an-gegeben hat – also zum Beweis eines existentiell gelebtenKünstlertums.Der Komponist Beat Furrer hat sich schon für seineletzte Oper, dem 2010 in Basel uraufgeführten Musik-theater »Wüstenbuch«, das Libretto selbst zurecht gelegtaus Fragmenten von einem altägyptischen Papyrus biszu Texten von Ingeborg Bachmann und Händl Klaus.Die frei assoziierte Text-Collage wurde so zum Aus-gangspunkt eines Musiktheaters, das keine Geschichtemehr erzählt, aber wie der Kritiker Reinhard Brembeckes formuliert hat, »dank seines poetischen ReichtumsRelevanteres erzählt, als Geschichten und Gestalten diesüberhaupt können«. Und ausgerechnet dieser Kompo-nist nun behauptet mit Blick auf sein neues Werk »labianca notte« dass die »Krise der industriellen Gesell-

OPER Premiere

Ein durch die Nacht donnernder Güterzug – radikal sensitiv

Von Dino Campana (1885-1932), dem histori-schen Vorbild der zentralen Figur in un serer Ur-aufführungsproduktion »la bianca notte / diehelle nacht« von Beat Furrer, ist eine Liste der vonihm ausgeübten Berufe überliefert, darin u. a.: »Bettler,Messerschleifer, Quacksalber, Zöllner, Heizer, Lehrlingauf einer Fazienda in Argentinien, Weltenbummler,Mähdrescherfahrer, Akrobat, Schiffsjunge, Leierkasten-spieler, Stallbursche, Zielscheibenbudenhelfer, Straßen-händler …« Dino Campana aber war in Wirklichkeit vor allem Dich-ter – ein Künstler, visionär und »mit Visionen«, ein Lie-bender, ein Suchender, ein Zurückgestoßener, der dieletzten 14 Jahre seines Lebens im Irrenhaus zubrachte.In Deutschland nahezu unbekannt, erlangte er in Italiendurch das 1971 gefundene Originalmanuskript seineseinzigen Buches posthum Berühmtheit. Das »Canti Or-fici« (Orphische Gesänge) betitelte Werk, auf eigeneKos ten des Dichters 1914 in seiner toscanischen Hei-matstadt Marradi erschienen, versammelt Lyrik und Er -zähltexte Campanas in nicht erkennbar inhaltlicher Be-zogenheit: Alles ist Poesie, jede Wendung schwer von

Musikalische LeitungSimone YoungInszenierungRamin GrayBühnenbildJeremy HerbertKostümeJanina BrinkmannLichtCharles Balfour

»Vor der Premiere«Einführungsmatineemit Mitwirkenden der Produktion und Musikeinlagen Moderation: Francis Hüsers

26. April 2015 um 11.00 UhrProbebühne 1

SibillaGolda SchultzIndovinaTanja Ariane BaumgartnerDinoTómas Tómasson RegoloDerek WeltonIl RussoTigran Martirossian

Premiere A

10. Mai 2015

18.00 Uhr

Premiere B

13. Mai 2015

19.30 Uhr

Aufführungen

16., 19., 24., 27., 31.

Mai 2015, jeweils

19.30 Uhr

OPER Premiere»la bianca notte«

ChorEberhard FriedrichChoreografieSasha Milavic DaviesDramaturgieFrancis HüsersKerstin Schüssler-Bach

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schaft« die »Krise der Identität« sei – »erzählen« aber»erzeugt Identität«, und genau das sei Thema seinerOper über Dino Campana.Tatsächlich lässt sich durchaus eine ›Handlung‹ in Fur-rers neuer Oper finden, auch wenn sie mehr in Themen-blöcken zu erfassen ist als in Form eines konventionellenPlots. Und obwohl sich diese Handlungsblöcke zum Teilüberlagern, spielen sie sich doch im chronologischenAblauf des Stücks ab und lassen sich jedenfalls fast wieeine Handlungszusammenfassung auflisten:1. Die Initiation der Hauptfigur Dino Campana alsMann und gleichzeitig als Dichter.2. Die Liebesgeschichte von Dino und Sibilla, die imKontrast zu den auf Sex ausgerichteten Kontakten zuProstituierten nun explizit ›romantisch‹ daherkommt.3. Die ästhetische Diskussion zwischen Jahrhundert-wende und Erstem Weltkrieg, also das Ringen um eineÄsthetik der Moderne; wobei die eigene Ästhetik Cam-panas in der Gestalt der von der Mezzosopranistin ver-körperten Figur der »Indovina«, der Wahrsagerin, dieStücke aus Campanas Gedichten vorträgt, greifbar wird.4. Wanderung, Reise, Suche: Der Künstler als »giro-vago«, als Herumtreiber – in den Gassen Genuas undder alten Städte der Toscana, in der Pampa Argentiniensund den Bergen der Alpen …5. Die Versammlung der Gestrandeten im »Nachtasyl«.6. Vereinsamung und Tod, vorgeführt am Beispiel von»il russo«, dem Russen, einem Mitgefangenen Dinos,und schließlich an Dino selbst, der im Irrenhaus von derElektrizität faselt …Die wirkliche Sibilla Aleramo übrigens hatte Campanas»Canti Orfici« gelesen und daraufhin beschlossen, seineGeliebte zu werden – die Liaison hielt ein paar Monatevon Sommer bis Herbst 1916. In »la bianca notte« wirdso die Affäre der Realbiografie zur Ikone für das roman-tische, in Wahrnehmung und Darstellung aber moder-nistisch gebrochene Liebeserlebnis.Die Musik von Beat Furrer für diese Art von ästhetisch-biografisch-dramatisch unterfütterter Meditation isthochgradig komplex und überaus filigran gemacht, undzwar auch in den expressiv und dezidiert lauten Stellen.Das erzeugt einen besonderen Effekt: Furrers Musik iststets zugänglich, ja emotional, und doch spürt man inihr die Reflexion des Materialstands – eine im positivenSinne ›selbstreflexive‹ Komposition. Die kritische Aus-einandersetzung mit den musikästhetischen Konzeptenvon der klassischen Moderne bis zur Musik unserer Ge-genwart ist also ständig präsent, und doch entfaltendiese Klänge eine Sensualität, der sich das Ohr nicht ent-ziehen kann. Furrers Musik ergreift einen unwillkürlichemotional und stößt einen doch im selben Moment indie (selbst-)kritische Reflexion. Möglich, dass die Mu-sikkritik in diesem Personalstil eine Art ästhetisches Va-gabundieren auszumachen meinte und Furrer deshalbauch als »Tramp der Avantgarde« bezeichnete – jeden-

OPER Premiere

Beat Furrer

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falls passt »Tramp« wunderbar zu dem auf dem Dacheines Güterzugs durch die nächtliche Pampa rauschen-den Dichter Dino als Held von »la bianca notte / diehelle nacht«.Furrer selbst hat über die Musik seiner für Hamburg ge-schriebenen Oper gesagt, dass sie in Beziehung zur Er-zählhaltung Dino Campanas stehe, denn dort sei »in derErzählung eine fast mythologische Zeitlosigkeit wichtig,die in einem dialektischen Verhältnis steht zu einer rast-los rasenden Erzählung. Das hat mich auf eine Form derErzählung gebracht, die mit diesen Schnitten arbeitet,vor allem in den Ensembles, ein Ineinander von ver-schiedenen Klanglichkeiten, die den einzelnen Figurenihren ganz eigenen Raum geben.« Die als gemischter Chor auftretenden »Futuristen« in»la bianca notte« singen Textschnipsel aus dem futuris -tischen Manifest von Filippo Tommaso Marinetti von1909 – ein Text, der die Verbindung von Modernismus,Technik, Männlichkeitswahn und Faschismus ahnenlässt. Die Chorpartie in dieser Szene zeigt dabei eineEntwicklung, die von Ich suchend, individualisiert – d. h. erst Laute von sich gebend, dann sprechend, dannsingend – bis zur chorischen Einheit, dem echten Zu-sammen-Singen führt. Aber diese Einheit ist in der Ab-weisung Dinos begründet. Dino selbst singt nur einekurze Phrase dazwischen, nämlich »Schöne Ideen, fürdie man stirbt«, die zwar ebenfalls aus dem ManifestMarinettis stammt, aber inhaltlich, eben ganz der Posi-tion Dinos entsprechend, die individuell vereinsamtePerspektive des schöpferisch Empfindenden markiert.Auch hinter dieser Szene steht ein historisch belegterZusammenhang aus Campanas Biografie. Denn er hatteim Herbst 1913 den Futuristen in Florenz das Manu-skript seines Werkes in die Hände gegeben, und die hat-ten es verloren oder verschwinden lassen. Jedenfalls er-hielt Campana das Manuskript tatsächlich nicht ausFlorenz zurück und schrieb die »Canti Orfici« erneutaus dem Kopf nieder, um sie drucken zu lassen. Cam-pana, der zunächst die Anerkennung der Futuristensuchte, wurde so zu ihrem wütendsten Gegner.Überraschenderweise ist die unbedeutend erscheinendeEpisode um den Russen im belgischen Gefängnis, die inCampanas Werk nur eine Nebengeschichte darstellt, inFurrers Libretto zu »la bianca notte« zum einzigen we-nigstens im Text durcherzählten Handlungsfaden ge-worden. Doch auch hier bricht die Vertonung und mitihr die Aufteilung der Narration auf Dino, seinenFreund und Alter Ego Regolo und den Russen die erzäh-lerische Glätte. So wird der Russe ebenfalls zum AlterEgo des Dichters, und Dino erkennt im Nachtasyl in derBetrachtung des Russen seine eigene Zukunft. Der Russewiederum schreibt über »einen Mann«, der die »Schre -cken seiner Einsamkeit« verspürt, in einer Winternachtnach draußen geht, um andere vor dem Erfrieren zu ret-ten, am Morgen bei seiner Rückkehr vor seiner Tür

dann eine erfrorene Frau findet und sich umbringt …»la bianca notte« von Beat Furrer kann nicht zuletztschon aufgrund des Stoffes durchaus als »Künstleroper«verstanden werden, von denen Simone Young in ihremHamburger Wirken eine ganze Reihe als Dirigentin per-sönlich realisiert hat – von Hindemiths »Mathis derMaler« 2005 über Brittens »Death in Venice« 2009 zuPfitzners »Palestrina« 2011. Gegen die Etikettierung sei-ner neuen Oper als »Künstlerdrama« wehrt sich BeatFurrer selbst allerdings vehement. Warum? Vielleichtweil das Klischee des Künstlerdramas, inklusive des spä-testens seit der Romantik etablierten Bilds vom imWahnsinn zugrunde gehenden, »an der Welt« scheitern-den Künstler-Genie, das selbst zum literarischen Stofftaugt, ein zu verlockendes Angebot machen würde, unsselbst die eigentliche Problematik vom Leibe zu halten.Denn unter dem Etikett des Künstlerdramas müsstenwir vielleicht nicht, wie von Furrer intendiert, »die Kriseder industriellen Gesellschaft« als unsere eigene »Kriseder Identität« erkennen. Die aber betrifft tatsächlichjeden von uns, sei er nun Künstler, Messerschleifer,Quacksalber, Weltenbummler, Schiffsjunge … oder ein-fach nur Opernliebhaber.

Ramin Gray als Regisseur der Hamburger Urauffüh-rungsproduktion wird mit seinem Team (Bühne: Je-remy Herbert, Kostüme: Janina Brinkmann) dieses An-liegen in einer szenischen Realisierung aufgreifen, diedem Traumhaften und wild Assoziativen des Stoffes imganz wörtlichen Sinne »Raum« gibt. Denn während dieKostüme mit historischen Verweisen auf Stile von derklassischen Moderne des frühen 20. Jahrhunderts bisheute durchaus eine Art Zeitreise andeuten können, undPersonenregie und szenische Anlage uns die Geschich-ten von Dino und Sibilla, von Dinos Kampf mit den Fu-turisten und seine in Reisen und Begegnungen gelebte(Ich-)Suche mitverfolgen lassen, wird die konkrete Aus-formung des Bühnenraums selbst Reflexion und Kom-mentierung, »Bereit-« und »Ausstellung« modernerund »modernistischer« Kunst sein. Beat Furrer hat über frühe Impulse seiner künstleri-schen Entwicklung als Komponist einmal gesagt: »Esgab ganz am Anfang verschiedene Formen der Offenheitund schon sehr früh das Interesse am dialektischen Ver-hältnis von Wiederholung und Veränderung.« DieseDialektik von Wiederholung, Veränderung, Transfor-mation, Überblendung, prozesshafter Form, die dieKlangwelten von Beat Furrer auch in »la bianca notte«wesentlich ausmacht, soll so auf der Hamburger Bühnenicht nur hörbar, sondern auch sichtbar und also spür-bar, mit allen Sinnen erlebbar werden – ein rasender Gü-terzug als filigran gewebtes Motiv in radikaler Sensitivi-tät.| Francis Hüsers

Dino Campana

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OPER Premiere»la bianca notte«

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OPER Premiere

TÓMAS TÓMASSON(Dino)

stammt aus Island. Als Basstrat er in international be-deutenden Opernhäusernauf, darunter Covent Garden,Teatro Regio di Torino,

Staatsoper Berlin, Grand Théâtre de Genève,Théâtre de la Monnaie in Brüssel, Teatro Real inMadrid, Teatro San Carlo in Neapel, BayerischeStaatsoper in München, Netherlandse Opera undLyric Opera of Chicago. Inzwischen hat TómasTómasson einen Fachwechsel zum Heldenbaritonvollzogen. Seine ersten Erfolge im neuen Reper-toire waren Wagners Holländer, Tomskij (»PiqueDame«) am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüs-sel und an der San Francisco Opera und Wozzeckan der Oper in Nancy. Weitere Engagements wa -ren Pizarro (»Fidelio«), Conte di Luna (»Il Trova-tore«) und Jago (»Otello«) an der HoustonOpera, »Mazeppa« an der Opéra de Montecarlo,»Lear« an der Oper in Frankfurt, »Salome« (Jo-chanaan) am Opernhaus in Zürich und Klingsor(»Parsifal«) an der Lyric Opera of Chicago.

DEREK WELTON(Regolo)

wurde 1982 im australischenMelbourne geboren und stu-dierte in London. Er gewannden renommierten Händel-Gesangswettbewerb in Lon-

don und beim Australian Youth Aria-Wettbewerb.Auf der Bühne, vornehmlich im englischenSprach raum, präsentiert er sich mit einem vielfäl-tigen Repertoire in Opern von Gluck über Puc-cini bis hin zu zeitgenössischen Partien, z. B. alsKing Hildebrand in Jonathan Doves »The En-chanted Pig«. Bei den Festspielen in Salzburg undBaden-Baden debütierte er unter Christian Thie-lemann in »Parsifal« und unter Thomas Hengel-brock in »Le Nozze di Figaro«. In Hamburg reüs-sierte Derek Welton als Voland in »Der Meisterund Margarita« sowie als Escamillo in »Carmen«.

TIGRAN MARTIROSSIAN(Il Russo)

ist seit 2005 Ensemblemit-glied der Ham burger Oper,wo er bisher in vielen Fach-partien reüssierte. Zu seinenErfolgen zählen Méphisto-

phélès in Gounods »Faust«, Philippe II in »DonCarlos«, Selim in »Il Turco in Italia« und GrafWalter in »Luisa Miller«. Nebenher führen ihnGast spiele an die New Yorker Met so wie an diegroßen Opern häuser in Chi cago, San Fran cisco,Kopen hagen, Wien, Madrid, Paris, Mailand undzu den Salzburger und Bre genzer Festspielen.

JANINA BRINKMANN(Kostüme)

wurde in Hamburg geboren.Sie absolvierte ihr Studium ander Hochschule für Ange-wandte Wissenschaften inHamburg. Janina Brinkmann

entwirft Kostümbilder für die Inszenierungen derRegisseure Leander Haußmann, Christoph Mehler,Kevin Rittberger und Samuel Weiss am Berliner En-semble, Maxim Gorki Theater Berlin, DüsseldorferSchauspielhaus, Schauspielhaus Hamburg, Schau-spiel Frankfurt, Schauspiel Köln, Schauspiel Stutt-gart, den Staatstheatern Mainz und Nürnberg unddem Schauspielhaus Wien.

GOLDA SCHULTZ(Sibilla)

stammt aus Südafrika undstudierte u. a. an der NewYorker Juilliard School. AlsMitglied des Opernstudiosder Bayerischen Staatsoper

debütierte sie dort 2012 als Contessa di Almavivain »Le Nozze di Figaro«. Nach ihrem Erfolg alsSophie (»Der Rosenkavalier«) bei den MünchnerOpernfestspielen 2014 wurde sie ins Ensembleder Bayerischen Staatsoper engagiert. Dort singtsie unter anderem Musetta (»La Bohème«), Mi-caëla (»Carmen«) oder Freia (»Das Rheingold«).Sie nahm an Meisterkursen mit Kiri Te Kanawa,Sondra Radvanovsky und Michelle Breedt teil.Unter Franz Welser-Möst trat sie an der Bayeri-schen Staatsoper bei einer Strauss-Gala auf, undbeim Rheingau Musik Festival sang sie in »AMidsummer Night’s Dream« unter Paavo Järvi.

TANJA ARIANEBAUMGARTNER(Indovina)

gehört zum Ensemble derFrankfurter Oper, wo sie di-verse Erfolge feiern konnte,darunter als Fremde Fürstin

(»Rusalka«), Iocaste (»Oedipe«), Charlotte(»Werther«), Eboli (»Don Carlo«), Fricka (»DasRheingold« und »Die Walküre«), Amme (»DieFrau ohne Schatten«), Gora in der deutschenErstaufführung von Reimanns »Medea« (auf CDbei OehmsClassics erschienen) sowie in der Titel-partie von Schoecks »Penthesilea«, die zu vor inBasel gespielt und von den Kritikern der Opern-welt zur »Inszenierung des Jahres 2008« gewähltwurde. Im Sommer 2013 debütierte sie am RoyalOpera House in London als Clairon in Strauss’»Capriccio«. Außerdem gastierte sie bei den Salz-burger Festspielen, beim Edinburgh-Fes tival, amTheater Basel, der Opéra Marseille, De VlaamseOpera in Ghent / Antwerpen, der DeutschenOper am Rhein und der Berliner Staatsoper.

SIMONE YOUNG(Musikali sche Leitung)

ist Hamburgische General-musikdirektorin und Inten-dantin der Staatsoper. Hierdirigiert sie ein breites Spek-trum von Premieren und Re -

per toire vorstellungen. Ihre internationaleKarrier e führt sie an alle großen Opern- undKon zerthäuser der Welt, z. B. Wie ner Staatsoper,Pariser Opéra Bas tille, ROH London, BayerischeStaats oper, Dresd ner Semper oper und New Yor-ker Met. Neben ihren großen Erfolgen mit spätro-mantischem Repertoire von Wagner, Strauss oderjüngst Korngold widmet sie sich engagiert auchder Neuen Musik: in Hamburg etwa mit Werkenvon Wolfgang Rihm, Aribert Reimann, Hans Wer-ner Henze, Brett Dean, Luciano Berio, EinojuhaniRautavaara oder Olivier Messiaen.

RAMIN GRAY (Regie)

wurde in London geboren.Er inszenierte u. a. für dieRoyal Shakespeare Companyund ist aktuell Direktor desLondoner ATC Theatre. Von

2000 bis 2009 war er eng mit dem LondonerRoyal Court Theatre verbunden. 2006 brachte erdort die Uraufführung von Si mon Stephens’»Motor town« heraus, die zu den Wie ner Festwo-chen eingeladen wurde. Bei den Salzburger Fest -spie len 2008 setzte er »Harper Regan« als Kopro-duktion mit dem Schauspiel haus Hamburg inSzene. Seine erste Arbeit am Hamburger Opern-haus war Brittens »Death in Venice« im März2009. Ein Jahr später folgte die deutsche Erstauf-führung von Brett Deans »Bliss«. 2013 inszenierteer Gerald Barry »The Importance of Being Ear-nest« am Royal Opera House London..

JEREMY HERBERT (Bühne)

ist ein gefragter Bühnenbild-ner und Multimedia-Künst-ler. Für sein Bühnenbild zurUraufführung von »4.48 Psy-chosis« wurde er mit dem

Barclay Award ausgezeichnet. Zu seinen jüngstenProjekten zählen »Rodelinda« an der English Na-tional Opera, »La Traviata« bei den Wiener Fest-wochen sowie »Hamlet«, »The Glass Menagerie«und »Blackta« am Young Vic Theatre. 2008/09 ar-beitete er erstmals mit dem Regisseur RaminGray zusammen und schuf das Bühnenbild fürdessen Inszenierung »Harper Regan« am Deut-schen Schauspielhaus in Hamburg und bei denSalzburger Festspielen. Eine weitere gemeinsameArbeit war die Neuproduktion von Brittens»Death in Venice« an der Staatsoper Hamburg.

Biografien der Mitwirkenden la bianca notte / die helle nacht

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»Onegin« »Tatjana«

BALLETT Repertoire

on John Cranko stammt der Satz: »DerChoreograf ist wie ein Dichter, der seineSprache kennen muss, ohne sich längerGedanken über die Grammatik zu ma-chen. Das klassische Ballett ist wie gutes

Deutsch: ein Sprachsystem, das denjenigen, der es be-herrscht, nicht einschränkt, sondern im Gegenteil be-freit.« Dichtung und Choreografie liegen nah beieinan-der, wenn in John Crankos »Onegin« die SpracheAlexander Puschkins in mitteilsame Bewegung über-geht. Seit Mitte der sechziger Jahre feiert Crankos Fas-sung von Puschkins »Eugen Onegin« weltweite Erfolge.Sein Tanzdrama gilt als eines der beliebtesten Hand-lungsballette, das die unglückliche Liebe der träumeri-schen Tatjana zu dem städtisch geprägten Dandy One-gin u.a. in eindrucksvollen Pas de deux wiedergibt.Crankos Choreografie arbeitet mit dramatischen Un-vereinbarkeiten. Dadurch verdeutlicht sie die Aussichts-losigkeit einer tatsächlichen Annäherung der Lieben-den. Was bei Puschkin in kraftvollen Versen zur Sprachekommt, wird bei Cranko in erzählerischer Balancesichtbar. Ähnlich wie im Roman erfährt der Zuschauerbei Cranko mehr da rüber, wie die Liebenden einer Vi-sion des Begehrten erliegen und sich im Widerscheinder Fantasie immer weiter von einer wirklichen Begeg-nung entfernen. »Das Glück war möglich, es war sonah«, lässt Puschkin am Ende Tatjana sagen. Im Grundeschwingt darin die Erkenntnis mit, nie entfernter geliebtzu haben, nie illusionsreicher. Was nah scheint, ereignetsich im Spiel, in der Fiktion. Der Versuch einer Übertra-gung in die Wirklichkeit führt unweigerlich zu einemPunkt, wo die Verhältnisse in Bewegung geraten.

Tschaikowskys Musik, die viel von der Tiefe der rus-sischen Empfindung im neunzehnten Jahrhundertweiß, trug zum Erfolg des Balletts bei. Indes verwendetCranko weniger bekannte Werke von Tschaikowsky, umeinen weitgehend neuen, unverstellten Raum für diechoreografische Umsetzung zur Verfügung zu haben.John Neumeier erinnert sich an die Entstehung des Bal-letts: »Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen nocharbeitenden Tanzkünstler, der damals die Premiere von›Onegin‹ miterlebt und die gesamte Probenzeit diesesBallettes mitbegleitet hat. Seine Art, den literarischenStoff in Tanz zu verwandeln, hat mich tief geprägt. Noch

heute ist Crankos klare und verständliche Sprache fürmich beispielhaft.« Fast vierzig Jahre nach der Urauf-führung von Crankos »Onegin« legte John Neumeier2014 mit »Tatjana« seine Fassung des Puschkins-Stoffesvor. In der weiblichen Hauptfigur vollzieht sich für Neu-meier eine starke Entwicklung. Gebunden zunächst ineiner Traumwelt findet Tatjana zu einer Eigenständig-keit, die viel mit Mut und einem Bewusstsein für dieKonsequenz ihres Handelns zu tun hat. Hier unterschei-det sie sich von Onegin, der unverbindlich, ohne dasEingehen von Verpflichtungen, seine Bahnen zieht undschließlich Opfer seiner Überzeugungen wird. »Wäh-rend Tatjana nicht stehenbleibt, ist Onegin jemand, derreagiert. Er sucht nach etwas, was ihn erfüllt – und findetdoch nichts, was seine Hingabe oder Leidenschaft er-regt«, macht John Neumeier deutlich. Die Erregungendes Herzens stellen sich dem städtisch Unbeständigenein, wenn es zu spät ist. Mehr noch, sie überkommen ihnin seiner ureigenen Domäne, dem urbanen Raum, wasdurchaus eine ironische Wendung ist, da sie Tatjana, dieauf dem Lande aufgewachsen ist, um so souveräner er-scheinen lässt: Sie ist jetzt die Frau des vermögendenPrinzen N. und führt in Sankt Petersburg eine gesicherteExistenz. Doch ist ihre Souveränität teuer erkauft. Amliebsten würde sie den »Flitterglanz des verhassten Le-bens« eintauschen für »ein Regal Bücher« und »einearmselige Behausung«. Im Grunde erträumt sich Tat-jana ein Wiedereintauchen in ihre weltabgeschiedeneJugend. Damit deutet sie an, was nur bedingt mit ihrerLiebe zu Onegin zu tun hat und warum sie auf OneginsWerben nicht eingehen kann: sie will mehr als seineHingabe und weiß, wie utopisch ihr Verlangen ist.

John Neumeier beauftragte Lera Auerbach für dieMusik zu seinem Ballett: »Mir war klar, dass ich nichtmit einer bereits existierenden Musik arbeiten konnte.Ich dachte sofort an Lera. Nach unserer Zusammenar-beit vor allem an der ›Kleinen Meerjungfrau‹, aber auchaufgrund ihrer russischen Herkunft und intensiven Be-schäftigung mit Gedichten ihres Heimatlandes schiensie mir die ideale Partnerin für dieses Projekt zu sein«,schildert der Choreograf. Entstanden ist so ein musika-lisch-choreografisches Gewebe, das Puschkins Ansatzeiner Realistik in lyrischer Form bühnenwirksam zuverbinden sucht. | André Podschun

Erregungen des HerzensMit John Crankos »Onegin« und John Neumeiers »Tatjana« stehen im Mai und Juni zwei Ballette auf dem Spielplan, die sich auf unterschied -liche Wei se mit Alexander Puschkins Versroman »Eugen Onegin« ausei nandersetzen.

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linke Seite oben: ONEGINunten: TATJANA

AufführungenONEGIN29. und 30. Mai (2x)

TATJANA26. Mai und3., 4., 5., 6. Juni

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Fanny Ardant

BALLETT Repertoire»Romeo und Julia« »Shakespeare Dances«

n JEDER KENNT die Liebesgeschichte vonRomeo und Julia und weiß um ihren tragi-schen Ausgang. Es ist fraglos Shakespearesberühmtestes Drama, das mit der unsterb-lichen Musik von Sergej Prokofjew Eingangin die Welt des Balletts gefunden und vieleChoreografen zu eigenen Fassungen ange-regt hat. So auch John Neumeier, der ausge-hend von seiner Frankfurter Fassung mitdiesem Stoff 1974 sein erstes Handlungsbal-lett für Hamburg vorgelegt hat. Auch inihrem 41. Bühnenjahr hat seine Choreogra-fie nichts von ihrer Beliebtheit eingebüßt. Inder Ausstattung von Jürgen Rose ergründetJohn Neumeier die Untiefen einer tragi-schen Verwicklung und setzt sie in bewe-gende Tanzbilder um.

Die UnsternbedrohtenJohn Neumeiers »Romeo und Julia«

Aufführungen 11., 12. Juni

Die ganze Welt ist Bühne»Shakespeare Dances« von John Neumeier

Aufführungen 26., 30. April | 2., 3., 6. Mai

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Nächtliches Schweben und TanzenJohn Neumeiers »Giselle«

BALLETT Repertoire»Giselle«

Anna Laudere als Myrhta, Alina Cojocaru als Giselle und Alexandr Trusch als AlbertSilvia Azzoni als Giselle und Alexandre Riabko als Albert, Carolina Agüero als Giselle und Christopher Evans als Albert

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Wer die »Giselle«-Wiederaufnahme zur Eröffnung der Spielzeit verpasst hat, bekommt jetzt die Gelegenheit, ansieben Vorstellungen im Mai wechselnde Besetzungen zu erleben. Die Aufführungsserie wartet neben der Okto-ber-Besetzung mit Alina Cojocaru und Alexandr Trusch (20. und 21. Mai) mit teilweise Hamburger Rollendebütsauf. Schon auf dem Gastspiel in Baden-Baden im Oktober waren Silvia Azzoni und Alexandre Riabko in den Ti-telrollen zu sehen, die bereits 2003 in Hamburg die Liebenden in »Giselle« verkörpert haben und nun am 15. und17. Mai tanzen. Im Herbst in Baden-Baden und jetzt als Hamburger Debüt: Carolina Agüero und ChristopherEvans (12. und 14. Mai.). Am 14. Mai kommt es in der Abendvorstellung zu einem weiteren Rollendebüt, wennAnna Laudere und Edvin Revazov erstmals die Hauptrollen in »Giselle« übernehmen.

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Rückblick: Oman und Madrid

BALLETT Gastspiele

n GASTSPIELE SIND IN jeder Hinsichtauf wendig. Jahre im Voraus beginnen diePlanungen. Alles, damit am Ende der ent-scheidende Moment stattfinden kann: diePremiere auf der Gastbühne. Die erwar-tungsvollen Sekunden, bevor der Applauseinsetzt. Ist der Funke übergesprungen? Istes gelungen, etwas von der eigenen Arbeitdem neuen Publikum nahezubringen?

John Neumeier wählt mit Bedacht aus,welches Ballett seines über 160 Werke um-fassenden Œuvres er in einem bestimmtenGastland zeigt. Ist es das erste Mal, dass wirdort gastieren? Ist dem Publikum unser Stilbereits vertraut? Im Sultanat Oman gab die

Arabischer Wüstenstaat und europäische MetropoleAuf Tour in Muscat und Madrid

Compagnie am 27. und 28. Februar ihrenEinstand mit »Der Nussknacker« im RoyalOpera House Muscat. Die Kunstform Bal-lett ist jung in dem Wüstenstaat am arabi-schen Golf. »Als ein Ballett über das Ballettist mein ›Nussknacker‹ das ideale Stück fürein unerfahrenes, aber offensichtlich inter-essiertes Publikum. Eigentlich spiegelt dasStück meine eigene Entdeckung des Ballettswider, Marie ist wie ich als kleiner Junge« –und wie viele der Menschen im Zuschauer-raum, die den Vorstellungen enthusiastischapplaudierten.

Begeisterte Reaktionen gab es auch inMa drid, wo das Hamburg Ballett vom

18. bis 21. März für fünf Vorstellungen von»Tod in Venedig« gastierte. Das Teatro Realist für John Neumeier und die Compagnieein Ort mit Geschichte – mit der Auswahlseines Balletts nach der Novelle von ThomasMann schließt sich der Kreis zum letztenGastspiel mit »Nijinsky« im Jahre 2003.

Damals begann John Neumeier im Bal-lettsaal des Teatro Real mit den Kreations-proben zu »Tod in Venedig«. Die erstenSchritte entwickelte er damals mit LloydRiggins, der nun – 12 Jahre später – als Gus -tav von Aschenbach auf der Bühne stand.

| Daniela Rothensee

Das Opernhaus in Muscat unten: John Neumeier mit Joan Matabosch, Künstlerischer Leiter des Teatro Real Madrid

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BALLETT News»Giselle«

Hommage für John NeumeierDie Konrad-Adenauer-Stiftung würdigt den Hamburger Ballettintendanten

n AM 3. MÄRZ 2015 ehrte die Konrad-Adenauer-Stiftung John Neumeier als eineder vielfältigsten und einflussreichsten Per-sönlichkeiten des Balletts. In einer abendli-chen Zeremonie begrüßte der Präsident desDeutschen Bundestages Prof. Dr. NorbertLammert die rund 400 Gäste in der Akade-mie der Stiftung in Berlin. Die Laudatiohielt der Hamburger Designer PeterSchmidt, der Bühnenbilder für Ballette wieu.a. »Tod in Venedig« schuf. Dr. Hans-JörgClement, Leiter Kultur der Stiftung lobte inseiner Schlussrede John Neumeier als einenChoreografen, Förderer und Ausbilder, derTanz zu einem generationsübergreifendenErlebnis mache. Im Rahmenprogrammtanzten die acht Tänzerinnen und Tänzerdes Bundesjugendballetts sowie die jungenCompagniemitglieder Emilie Mazon’ undAljoscha Lenz. Das Mahler Chamber Or -ches tra sorgte für die musikalische Unter-malung des Abends.

John Neumeier mit Prof. Vladimir Klos, Designer Peter Schmidt, Birgit Keil, Leiterin der Akademiedes Tanzes Mannheim, MdB Rüdiger Kruse, Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. MonikaGrütters, Galeristin Vera Munro und Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert

»Allüberall und ewig blauen licht die Fernen«Uraufführung von John Neumeiers »Das Lied von der Erde« im Februar mit dem Ballett der Pariser Oper

n AM 24. FEBRUAR 2015 hob sich inParis der Vorhang für eine neue Choreogra-fie von John Neumeier zu einem sinfoni-schen Werk Mahlers. Damit schloss sich fürden Hamburger Choreografen ein wichtigerKreis: »Für mich ist das ›Lied von der Erde‹die ergreifendste und erhabenste Sinfonievon Gustav Mahler, die ich noch nie zu cho-reografieren gewagt habe – und die viel-leicht meine letzte bleiben wird«, bekannteJohn Neumeier. Die Pariser Neuschöpfungbeschrieb zum einen das Ende einer Zeit deskünstlerisch fruchtbaren Einverständnisseszwischen John Neumeier und Brigitte Le-fèvre und gleichzeitig den Beginn der Zu-sammenarbeit mit Benjamin Millepied.»Das Ballett der Pariser Oper bleibt für micheine der wenigen Compagnien, bei denenich mich ›zu Hause‹ fühle – eine Compa-gnie, die mir die Möglichkeit gibt, meinerInspiration freien Lauf zu lassen«, erfasstJohn Neumeier seine Pariser Verbundenheit. John Neumeier während der Proben mit der Pariser Compagnie

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OPER Wiederaufnahme»Simon Boccanegra«

Sir John Tomlinson übernimmt wieder die Rolle des Jacopo Fiesco (Szenenfoto)

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OPER Thema

Wer Oper machen will, muss auch Theater liebenSimone Young im Gespräch mit Annedore Cordes und Francis Hüsers

Annedore Cordes: Mit der Aufführungsseriedes »Simon Boccanegra« im Juni werden Siedas letzte Operndirigat Ihrer HamburgerAmts zeit absolvieren. Dieses Werk standauch gleich in Ihrer ersten Saison auf demSpielplan.

Simone Young: »Simon Boccanegra« habe ichfür unsere erste Hamburger Spielzeit ausge-wählt, weil es eine meiner Lieblingsopernist. Ich halte sie für ein Meisterwerk, musi-kalisch perfekt konzipiert, obwohl es sichum die Revision eines früheren Werkes han-delt. »Simon Boccanegra« hat dramatur-gisch eine sehr klare Linie und ist eine derwenigen Opern, in denen das Politischewirk lich im Vordergrund steht und das Lie-bes-Dreieck eine zweitrangige Rolle spielt.Verdi nutzt die Chance, eine politische Aus-sage zu machen, eine Utopie aufzuzeigen,die er noch für möglich hält. Und seine Uto-pie legt er Simon Boccanegra in den Mund.

A. C. : Zugleich erfüllen Sie sich mit dem En-gagement von Plácido Domingo in der Ti-telrolle einen lange gehegten Wunsch?

S. Y. : Ja, da bot sich eine besondere Gelegen-heit. Bei der Premiere 2006 verkörperte dergroßartige Franz Grundheber diese Rolle,aber er hatte uns schon vor mehreren Jahrenangekündigt, dass er diese Rolle 2015 nichtmehr singen würde. Etwa um die gleicheZeit hat Plácido Domingo den Simon Boc-canegra das erste Mal mit Daniel Baren-boim in Berlin gesungen. Das habe ich da-mals gehört und war so beeindruckt, dassich dachte, »Simon Boccanegra« mit Plá-cido Domingo in der Titelrolle könnte einwürdiger Abschluss meiner Intendanz sein.Ich wollte auf keinen Fall eine große Retro-spektive mit allen meinen Produktionenhier machen, dafür hätten wir eine ganzeSpielzeit opfern müssen.

A. C. : »Dieses Werk setzt sich für die Auto-nomie der Kunst ein, vergleichbar mit derAufgabe eines großen Opernhauses« – sobegründeten Sie die Wahl Ihrer ersten Pre-miere, »Mathis der Maler« von Paul Hinde-mith. Das Thema »Künst ler drama« findetsich als Schwerpunkt Ihrer Intendanz auchbei Pfitzners »Palestrina«, Brittens »Deathin Venice«, Höllers »Der Meister und Mar-garita« und jetzt bei der kurz bevorstehen-den Uraufführung von Furrers »la biancanotte«. Schließt sich da ein weiterer Kreis?

S. Y. : Absolut. Ein Intendant konzipiertnicht jede Spielzeit für sich, sondern plantmit einem Blick auf mehrere Jahre. Da gabes von Anfang an wichtige Schienen, die ichdann weiter ausbauen wollte. Eine davon istdas Künstlerdrama, was ich bezogen aufKom ponisten besonders faszinierend finde.Auch Tristan ist für mich ein schaffenderKünstler ebenso wie Tannhäuser oder Par-sifal. Auch bei den zeitgenössischen Werkenfindet sich oft das Thema Künstler und Ge-sellschaft. Und so schließen wir nun damitauch durch »la bianca notte / die hellenacht«. Das wird meine erste Uraufführungeines abendfüllenden Werkes sein. Seit 1997

mit Lachenmanns »Das Mädchen mit denSchwefelhölzern« hat es keine große Urauf-führung hier am Haus gegeben.

Francis Hüsers: Aber bei dem Opernabend»Trilogie der Frauen«, den Simone Young jaauch dirigiert hat, gab es neben Schönbergs»Erwartung« und Wolfgang Rihms »DasGehege« mit »Le Bal« von Oscar Strasnoyauch im Großen Haus schon eine Urauffüh-rung – und in der Opera stabile waren so-wohl bei der Kinderoper wie bei den Pro-duktionen des Opernstudios und nichtzuletzt in der Reihe »Black Box 20_21« auchUraufführungen zu erleben und jede Mengezeitgenössische Musik.

S. Y. : Ich habe ein besonderes Gewicht da -rauf gelegt, wichtigen zeitgenössischen Wer-ken eine weitere Produktion zu ermögli-chen, denn das ist bei vielen neuen Opernein Problem, weil es oft nur eine einzige In-szenierung gibt und die Oper dann nir-gendwo wieder auftaucht. Daher habe ichHenzes »L’Upupa«, Brett Deans »Bliss«, Rei-manns »Lear« und Höllers »Der Meisterund Margarita« in den Spielplan genom-men.Trotzdem wollte ich unbedingt auch eineUraufführung machen, und wir haben langeüber die Wahl des Komponisten nachge-dacht und uns dann für Beat Furrer ent-schieden, der jetzt diese wunderbare undkomplexe Oper für uns fertig komponierthat. Beat Furrer behauptet zwar immer, essei kein Künstlerdrama, aber dennoch ist eseine Oper mit einem Künstler als zentraleFigur, nämlich dem Dichter Dino Campana.

F. H. : Ich denke, dass er die BezeichnungKünstlerdrama nicht will, weil das so for-muliert zu weit weg von unserer Alltagsge-genwart erscheinen könnte, sich das Publi-kum den Stoff also quasi »vom Leibe haltenkönnte«, weil das Klischee von der an derGesellschaft zugrunde gehenden Künstler-

Simone Young ist seit September 2005 Generalmusikdirektorin und Intendantin derStaatsoper

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OPER Repertoire»Simon Boccanegra«

existenz mit dem heutigen Leben des nor-malen Publikums nichts zu tun hat. BeatFurrer betont ja immer, dass seine Opereinen gesellschaftspolitischen Aspekt hat,der für unsere heutige IndustriegesellschaftBedeutung hat, weil die Situation der klas-sischen Moderne, die Zeit von Dino Cam-pana, durchaus mit unserer heutigen Gesell-schaft vergleichbar sei.

S. Y. : Die Oper trifft auch eine Aussage übermodernes Denken, das sich gegen die Modestellt. Das empfinde ich als einen faszinie-renden Aspekt, weil man zum Beispiel inden achtziger oder neunziger Jahren musi-kalisch extrem in die Richtung Elektronikging oder in die extremste Form von Seria-lismus. Wenn man außerhalb dieser beidenSchienen komponierte, wurde man als re-trospektiv, als konventionell, als Deko-Komponist abgestempelt. Und Dino Cam-pana war jemand, der gegen die Mode-Strö mungen seiner Zeit arbeitete, insofernkann man das Werk als Metapher sehen fürdas Individuelle, gegen die Anpassung anbloß Modisches und gegen gewisse Tenden-zen des Zeitgeistes. Ein ziemlich spannendesThema.

F. H. : Wir waren uns ja übrigens auch mitBeat Furrer von Anfang an einig, dass eskeine elektronische Musik in diesem Werkgeben sollte.

S. Y. : Wir wollten vor allem, dass er mit Blickauf die praktischen Verhältnisse in der

Giuseppe Filianoti (GabrieleAdorno) zählt seit längeremzu den hiesigen Gaststars: Erübernahm die Titelrollen derPremieren »Les Contesd’Hoffmann« und »Faust«. Er reüssierte außerdem alsIdomeneo, Rodolfo in »LaBohème« sowie als Pelléas.

Barbara Frittoli (Amelia) ge-hört zu den gefragten italie-nischen Sopranistinnen. DieHäuser in New York, Tokio,Paris, London und Wien ste-hen in ihrem Terminkalender.Bei ihrem Hamburger Auftrittals Mimì in »La Bohème« ern-tete sie Ovationen.

George Gagnidze (SimonBoccanegra) machte sich mitseinen Auf tritten als Scarpiaund als Jago in Hamburgschlag artig bekannt. DerGeorgier gastiert in denwich tigsten Musikzentren mititalienischen, französischenund russischen Fachpartien.

Robert Bork (Paolo Albiani)war in der Hansestadt alsGunther in der »Götterdäm-merung« erfolgreich. Zu sei-nen weiteren Partien amHaus an der Dammtorstraßezählten Balstrode in »PeterGrimes« und Don Pizarro in»Fidelio«.

GIUSEPPE VERDISimon Boccanegra

Musikalische Leitung: Simone YoungInszenierung: Claus Guth Bühnenbild und Kostüme:Christian SchmidtLicht: Wolfgang Göbbel Chor: Eberhard Friedrich Spiel leitung: Wolfgang Bücker

Simon BoccanegraPlácido Domingo (7., 10. Juni)George GagnidzeJacopo Fiesco Sir John TomlinsonPaolo Albiani Robert Bork Pietro Alin Anca Amelia Grimaldi Barbara Frittoli Gabriele Adorno Giuseppe Filianoti Un Capitano dei BalestrieriDaniel Todd Un’Ancella di AmeliaAnat Edri

Die Aufführungsserie wird unterstützt durch die Stiftungzur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen7. und 21. Juni um 18.00 Uhr10., 13., 18. Juni um 19.30 Uhr

Staats oper Hamburg komponiert: ein Werkfür ein großes, talentiertes Orchester, fürden Opernchor und für ein Solistenensem-ble. Wir wollten, dass er bewusst nicht ineine Richtung geht, die man nur mit Spezia-listen aus Ensembles für zeitgenössischeMusik realisieren könnte. Trotzdem hatFurrer viele Extreme zeitgenössischer Auf-führungspraxis in seine Komposition hi -neingenommen, wie Vierteltöne und Clus -ter und das mit hochkomplexen Rhyth men.Das ist für seine Musik typisch. Wir habenihn ja auch deshalb ausgewählt, weil er imGegensatz zu einigen seiner Zeitgenossendiese Komplexität nutzt, um über die Ge-sellschaft etwas auszusagen und nicht alsSelbstdarstellung. Das war uns wichtig.

F. H. : Der künstlerische Ausdruck ist nieSelbstzweck, und Furrers Musik ist immersehr ausdrucksstark. Man merkt auch stän-dig, dass das sehr filigran gemacht ist, sehrkomplex, und trotzdem hat die Musik etwasemotional Zupackendes.

S. Y. : Die Musik besitzt wirklich eine starkeemotionale Ebene. Da geht Beat Furrer einbisschen weg von den Gepflogenheiten un-serer Zeit. Viele zeitgenössische Komponis -ten, wie auch Regisseure, schrecken vorEmotion zurück, vielleicht, weil sie Emotionmit Sentimentalität gleichsetzen, was völligfalsch ist. Und Furrer schreibt eine sehremotionale Sprache, die gleichzeitig einesehr klare, komplexe und auch moderneMusiksprache ist. Alles ist sehr reflektiert.Szene aus »Simon Boccanegra«

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Man darf nicht vergessen, dass es ja bewussteine sehr sinnliche Musik sein soll. Es han-delt sich schließlich um ein Werk für eineOpernbühne. Und die Komposition ist fürein großes sinfonisches Orchester. Das Sinn-liche, ausgehend von der direkten Anspra-che der Musik und der Stimmen, ist einewichtige Farbe in seinen Werken.

A. C. : Die Erneuerung des Kernrepertoireshaben Sie einmal als ein wichtiges VorhabenIhrer hiesigen Arbeit bezeichnet, was Ihnenmit dem neuen »Ring des Nibelungen«, mit»La Bohème«, »Aida«, »Carmen«, »DonGiovanni«, »Madama Butterfly« oder mit»La Traviata« erfolgreich gelungen ist. Umdas Auswechseln der alten »La Traviata«-In-szenierung von 1975 zum Beispiel habenIhre Vorgänger einen großen Bogen ge-macht …

S. Y. : Ja, das glaube ich. Das Gleiche gilt für»Madama Butterfly«. Viele dieser alten In-szenierungen waren zu Recht sehr beliebt,doch schon aus praktischen Gründen mussman überlegen, sie auszuwechseln, wennnämlich das Erhalten der Produktion genauso viel kostet wie eine Neuinszenierung. Sowar es Zeit, dass wir uns von den alten In-szenierungen der »La Traviata« und »Ma-dama Butterfly« verabschiedeten, um neueSichtweisen für diese Werke zu liefern. Ichbin besonders glücklich darüber, dass beideProduktionen erfolgreich und beim Publi-kum genau so beliebt sind wie ihre Vorgän-ger. Und wenn ich zurückschaue, wäreDoni zettis »L’Elisir d’Amore« die einzige In - sze nierung, die ich auch noch gerne erneu-ert hätte. Ich finde, diese leichten Opernhaben einen festen Platz im Repertoire ver-dient. Rossinis »Barbiere« gehört ebenfallsdazu. Das sind alles Werke für Operneinstei-ger, die in ein großes Repertoirehaus gehö-ren. »L’Elisir d’Amore« ist eine perfekte Do-nizetti-Oper und hat es verdient, hier amHaus eine neue Inszenierung zu bekom-men.

F. H. : Es ist ja auch eine Frage der Gewich-tung. Wir haben jetzt pro Spielzeit jeweilsein Kernrepertoirestück erneuert, aber wirwollen ja auch Neuproduktionen vonOpern präsentieren, die nicht so bekanntsind.

OPER Thema

PLÁCIDO DOMINGO ist ein Künstler von Weltruhm. Er fand nicht nurals einer der besten und einflussreichsten »Sänger-Schauspieler« derOperngeschichte Anerkennung, sondern ist auch ein angesehener Diri-gent. Domingos Repertoire umfasst 145 Rollen, eine Zahl, die von kaumeinem Opernsänger der Geschichte erreicht wird. In den vergangenenJahren nahm er allmählich einen Fachwechsel ins Baritonfach vor. NebenSimon Boccanegra, den er hier in Hamburg interpretieren wird, zählenRigoletto, Francesco Foscari in »I due Foscari«, Germont in »La Traviata«,Macbeth, Nabucco und Luna in »Il Trovatore« zu seinem Repertoire. ZuPlácido Domingos über einhundert Gesamtaufnahmen von Opern, Kom-pilationen von Arien und Duetten sowie Crossover-Platten gehören diebei der Deutschen Grammophon erschienene Anthologie sämtlicherTenor-Arien von Verdi und die von EMI veröffentlichten Alben von Wag-ner-Rollen, die Domingo nicht auf der Bühne gesungen hat: Siegfried so-wohl in der gleichnamigen Oper als auch in der »Götterdämmerung« undTristan in einer Gesamtaufnahme von »Tristan und Isolde«. Seine um-fangreiche Arbeit im Tonstudio hat ihm elf Grammy Awards und zweiLatin Grammy Awards eingebracht, zudem gewann er Emmy Awards fürden Fernsehfilm »Hommage à Sevilla« und für die »Gold and Silver Gala«der Metropolitan Opera. Die Latin Recording Academy wählte ihn 2012zur »Person of the Year«. Domingo hat mehr als fünfzig Musikvideos auf-genommen und mehrere Opernverfilmungen. 1990 formierten sich Plá-cido Domingo, José Carreras und der mittlerweile verstorbene LucianoPavarotti spontan zu den »Drei Tenören«, die mit ungeheurem Erfolg inder ganzen Welt konzertierten und viele Menschen neu für die Oper be-geisterten. Newsweek und andere internationale Medien haben PlácidoDomingo treffend als »König der Oper« beschrieben, als »wahren Alles-könner in der Musik« und als »größten Opernkünstler der Moderne«.Domingos Karriere nahm in Hamburg ihren Ausgang. Rolf Liebermannholte ihn 1967 in das Ensemble. Seither kehrt er immer wieder an dieElbe zurück, sehnsüchtig erwartet von seinen Fans.

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OPER Repertoire»Madama Butterfly«

S. Y. : In den zehn Jahren haben wir um diefünfzig Neuinszenierungen herausgebracht,das klingt sehr viel, aber wenn man sich diegesamte Opernliteratur anschaut, ist dasnur ein kleiner Teil. Wir haben über jedeProduktion lange nachgedacht, besondersüber die Erneuerung der großen Top Ten.»Madama Butterfly«, »La Bo hème«, »LaTraviata«, »Carmen« gehören alle dazu. Sol-che Produktionen sollten sich zehn biszwanzig Jahre im Spielplan halten. Das Haushat schon mal eine »Bohème«-Inszenierungerlebt, die nach kurzer Zeit vom Spielplangenommen wurde, weil sie nur 50% Auslas -tung hatte. Und das können wir uns nichterlauben, weil es sich um Opern handelt, diehohe Auslastungszahlen haben sollten, da -mit wir uns auch weniger populäre Werkedes frühen Verdi, der Zeitgenossen, des Ba-rock oder Britten und Janácek leisten kön-nen.

A. C. : Nach einem neuen »Ring des Nibelun-gen« gab es 2013 als Höhepunkt den Zyklus»Wagner-Wahn«, bei dem Sie innerhalb vondrei Wochen die zehn Hauptwerke des Bay-reuther Meisters in festivalwürdiger Beset-zung interpretierten. Im Herbst 2013 folgteein weiteres Jubiläumsprojekt »Verdi im Vi-sier« mit den frühen Opern »La Battaglia diLegnano«, »I due Foscari« und »I Lom-bardi«. Wagner und Verdi, zusammenge-fasst zu gro ßen Kreisläufen – ein besonderesBekenntnis von Ihnen?

S. Y. : Ja, bereits zu Beginn meiner Amtszeithaben wir mit einem Schwerpunkt auf Verdidie Saison eröffnet und 2006 hatten wir imSeptember zum Jubiläumsjahr einen Mo-zart-Schwerpunkt. Solche festivalähnlichenVeranstaltungen sind immer schön, aberman kann nicht eine ganze Spielzeit damitprogrammieren. Immer wieder solche Hö-hepunkte zu setzen, ist für das Haus einegroße Herausforderung. Aber für das Publi-kum wird mit solchen Projekten ein beson-derer Spot auf diese Komponisten gelenkt,und dann schaut man sich diese Werkegerne ein bisschen näher an. Das hätten wirauch gerne mit Britten gemacht, das ist aberleider ein viel größeres Risiko, was den Kar-tenverkauf betrifft.

F. H. : Simone Young hat aber ja trotzdem inden vergangenen zehn Jahren vier Opern

burger Oper geplant war. Das Opernstudiowar mir ebenfalls sehr wichtig, wir habenauch hier viel Zeit und Geld investiert, undauch das hat Früchte getragen.

F. H. : Bei aller Bescheidenheit solltest dujetzt aber auch Strauss erwähnen, oder?

S. Y. : (lacht) Ich vermeide vielleicht die Sa-chen zu nennen, die mir besonders am Her-zen lagen. Außerdem will ich nicht nurWerke erwähnen, die ich selber dirigierthabe. Aber Strauss haben wir wirklich vielgemacht. In einer Spielzeit gab es einenneuen »Rosenkavalier«, eine neue »Arabel -la« und »Daphne« konzertant, außerdemhaben wir dann noch »Ariadne auf Naxos«und »Die Frau ohne Schatten« neu produ-ziert. Aber auch die großen Wiederaufnah-men der alten Inszenierungen von »Elektra«und »Salome« zählen dazu.

F. H. : Wenn der Name Simone Young fällt,denkt man an Strauss, Wagner, Verdi …

S. Y. : Man vergisst dabei leicht, dass mir diezeitgenössische Oper sehr am Herzen liegt.Aber es stimmt natürlich auch irgendwie.Heute hatte ich z. B. mit der Cellistin OliviaJeremias ein kurzes Gespräch über die »ToteStadt«, weil sie offensichtlich großen Spaßhat, dieses Stück zu spielen. Sie sagte: »Ja,das gefällt mir, das ist eigentlich meineMusik. Man kennt es zwar nicht, aber manweiß, wo man ist. Man befindet sich inmit-ten von Strauss und Mahler. Selbst wennman die Töne noch lernen muss, der Stil istschon drin.« Tatsächlich kann man sagen,dass dies ein Stil ist, den das Orchester imBlut hat.

F. H. : Dank deiner Arbeit! Du machst denStrauss ja nicht nur, um den Strauss zu ma-chen, es hat ja auch einen quasi erzieheri-schen Wert.

S. Y. : Vielleicht hat es wirklich auch etwasPädagogisches, diese Schwerpunkte zu set-zen, man konzentriert sich dann auf diesenStil und kreiert einen gemeinsamen Ham-burger Strauss-Klang. Auch das war damalsder Sinn von dieser verrückten Spielzeit, inder wir so viel Strauss auf einmal gemachthaben. Gar nicht zu reden von den vielenStrauss-Werken, die wir in den Philharmo-

Brittens sehr erfolgreich neu produziert,man muss dabei nicht nur an »Gloriana«denken, sondern auch an »A MidsummerNight’s Dream«, »Death in Venice« und»Billy Budd«. Außerdem gab es eine Wie-deraufnahme von »Peter Grimes«, das alleswar ja eigentlich ein Geschenk an das Ham-burger Opernpublikum …

S. Y. : »Gloriana« war unerwartet ein großerHit hier in Hamburg, und auch »Death inVenice« war in der Premierenserie meistensausverkauft. Und mit all dem waren wirauch wirtschaftlich erfolgreich, was bei denheutigen Verhältnissen fast so etwas wie einWunder ist.

F. H. : Man darf dabei nicht vergessen, dassdurch die nicht in voller Höhe ausgegliche-nen Tariferhöhungen die Finanzmittel derStaatsoper Hamburg in den letzten Jahrenpraktisch gekürzt worden sind.

S. Y. : So etwas erfolgreich zu meistern, gehtnur als Team. Man kann das als Intendantnicht allein schaffen, das geht nur, wenn dasganze Haus mitmacht. Mein Team ist in denletzten fünf Jahren stabil geblieben und indiesem Team haben wir Großes geleistet.Und es ist jetzt, im März 2015, ja auch nochnicht vorbei.

F. H. : Genau! Zum Beispiel haben wir jetztnoch zwei Uraufführungen vor uns.

A. C. : Welche weiteren Projekte würden Sierückblickend als wesentlich für sich bezeich-nen?

S. Y. : Ein wichtiges Projekt, das viele Früchtegetragen hat, war die Kooperation mit denInnsbrucker Festwochen für Alte Musik zurFort setzung der Hamburger Barockopern-reihe mit Telemanns »Flavius Bertaridus«und vor allem »Almira«, der einzig überlie-ferten Oper, die Händel für Hamburg kom-poniert hat. Mir war eine besondere Beto-nung des historischen Platzes derGänsemarktoper wichtig. Deshalb habenwir diese beiden Stücke auf den Spielplangesetzt. Zwei zeitgenössische Werke, näm-lich Reimanns »Lear« und Höllers »DerMeister und Margarita« sind übrigens eben-falls Werke mit Hamburg-Bezug, da derenUraufführungen ursprünglich für die Ham-

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Stefano Secco (Pinkerton) erhältregelmäßig Einladungen mit ers-ten Partien an die Opéra Bastillein Paris, an das Liceu in Barcelona,an das ROH Covent Garden, an dieMailänder Scala, nach Rom, Tokio,Florenz, München, San Francisco,Verona, Wien, St. Petersburg, LosAngeles, Genf und Berlin. Gegen-wärtige Auftritte umfassen u. a.»La Bohème« in Paris, »MadamaButterfly« in Hamburg und Chi-cago und »Simon Boccanegra« inMünchen.

OPER Thema

nischen Konzerten gemacht haben: »Sinfo-nia domestica«, »Tod und Verklärung«,»Metamorphosen«, »Also sprach Zarathu-stra« und noch einiges mehr. Auch Schön-berg, Mahler, das steht alles in diesem mu-sikalischen Rahmen. Wenn ich heute zumOrchester sage: Das machen wir mit einemlangen Achtel am Schluss, dann ni cken alleund lachen: »Ja, genau, das ist so, wie wirjetzt Strauss spielen: immer mit diesen lan-gen Legato-Achteln an der Seite.« So habenwir eine gemeinsame Kultur des Strauss-Spielens entwickelt. Natürlich exis tiertedavon einiges auch schon vor mir, aber ichhabe es ausgebaut.

A. C. : Es gab ja während Ihrer Intendanzeine Menge Bühnenstücke, die man nichtunbedingt zum Kernrepertoire zählt. Trotz-dem waren diese Aufführungsserien gut be-sucht. Auch die Wiederaufnahmen der Ja-nácek-Opern waren erfolgreich und vorallem die Neuproduktion des »SchlauenFüchslein«.

S. Y. : Als ich nach Hamburg kam, war ichfroh, dass es die beiden bekannten Janácek-Opern »Jenufa« und »Katja Kabanova« be-reits in schönen und noch nicht so alten In-

szenierungen im Repertoire gab. Janácek ge-hört auch zu meinem Kernrepertoire, seineOpern hatte ich schon in London, Sydneyund anderswo dirigiert. Daher war es mirauch in Hamburg wichtig, diese Werke zupflegen, denn es sind großartige Theater-abende. Man muss sie entsprechend promi-nent besetzen, das weiß jeder Opernchef. Ja-nácek und Britten sind unter diesem Aspektähnlich: Bei den Premierenserien sind sieimmer große Erfolge, aber es wird dannschwieriger, sie in der zweiten Spielzeit zubringen. Das heißt aber noch lange nicht,dass man sie nicht machen soll. Und so findeich auch, dass »Das Schlaue Füchslein« einfantastisches Stück ist. Es gehört heutzutagezum erweiterten Kernrepertoire, genau wie»Jenufa«. Überhaupt existierte dieses slawi-sche Repertoire hier nur wenig, und dawollte ich Aufbauarbeit leisten, was wirebenso eingelöst haben mit Borodins »FürstIgor« und der Wiederaufnahme von Mus-sorgskys »Chowanschtschina«. Es war einewichtige Nische, wo wir noch Entwick-lungsmöglichkeiten hatten. Ein Opernhaus, das Repertoire spielt, hatdie Aufgabe, einen möglichst breit gefächer-ten Spielplan zu bringen. Man sollte vieleverschiedene Stile aufrechterhalten. So gibt

GIACOMO PUCCINIMadama Butterfly

Musikalische Leitung: Kirill KarabitsInszenierung: Vincent Boussard Bühnenbild: Vincent LemaireKostüme: Christian LacroixLicht: Guido LeviChor: Christian Günther Dramaturgie Barbara WeigelSpiel leitung: Heiko Hentschel

Cio-Cio San Alexia VoulgaridouSuzuki Cristina Damian Kate Pinkerton Ida Aldrian B. F. Pinkerton Stefano Secco Sharpless Lauri Vasar Goro Jürgen SacherIl Principe Yamadori Viktor RudLo Zio Bonzo Tigran Martirossian Yakusidè Eun-Seok Jang/Bernhard Weindorf Il Com missario Imperiale Vincenzo Neri L’Ufficiale del Registro Christian Boden-burg/Doo-Jong Kim

Aufführungen

9., 14., 20., 24. Juni, 19.30 Uhr

Alexia Voulgaridou und Lauri Vasar in »Madama Butterfly«

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S. Y. : Wie ja auch z. B. bei »A MidsummerNight’s Dream« und »Billy Budd« – in jederSpielzeit gab es ein Werk, bei dem das En-semble groß herausgekommen ist. Auch aufdas Hamburger Ensemble können wir jastolz sein, denn es wird hoch geschätzt in derganzen Opernlandschaft. Das wird klar,wenn man allein bedenkt, dass wir »Rhein-gold« mit nur zwei Gastsängern gespielthaben. Und alle »Walküren«-Damen warenaus dem Hause besetzt, und auch »A Mid-summer Night’s Dream« war vorwiegendaus dem Ensemble besetzt. Aber so etwas istwichtig, und deshalb haben wir ja ein sogutes Ensemble, weil wir es immer wieder inden Vordergrund treten lassen. »Salome«haben wir in dieser Saison gespielt mit nureinem Gastsänger, dem Jochanaan. Das istWahnsinn – das findet man sonst nicht soleicht.

A. C. : Könnten Sie ein prägendes EtikettIhrer Amtszeit nennen, welches wäre das?

S. Y. : »Das Nichterwartete« – vielleicht.Jedes Jahr, wenn wir eine Spielzeit bekanntgegeben haben, wurde jedenfalls gesagt:»Ach, das ist aber nicht das, was wir erwartethaben.« Weil ich als Dirigentin einen Na -men habe für das erste Kernrepertoire, fürWagner, Verdi, Strauss, die großen Puccinisund so weiter. Und so war es die stetige Prä-senz des Zeitgenössischen, die stetige Prä-senz von Barockstücken und des Randre-

es etwas für Einsteiger und ebenso fürOpern- und Theaterkenner. Hamburg isteine große internationale Stadt und ver-dient es, eine große Auswahl an Stilen imRepertoire zu haben.

F. H. : Ich habe ja jetzt bei allen Janácek-Vor-stellungen immer die Einführungen ge-macht, und ich hatte eigentlich von den Re-aktionen der Zuschauer her schon dasGe fühl, dass dieses Projekt gut angekom-men ist, also dass wir das noch mal in zweiSpielzeiten gebündelt haben: »Katja Kaba-nova«, »Füchslein« und »Jenufa«, denn Ja-nácek ist ja immer schwierig zu verkaufen,obwohl seine Musik doch ganz zugänglichist.

S. Y. : Deshalb haben wir ja bewusst das»Füchslein« mit den beiden bekannteren Ja-nácek-Opern gepaart. Und wenn man dannnoch die passenden Besetzungen hat, ist das,wie in dieser Spielzeit bei »Jenufa«, einfachein Hochgenuss. Ich bin selber mehrmalsdrin gewesen, weil beide Frauen ihre Partiendas letzte Mal gesungen haben, Karita Mat-tila als Jenufa und Deborah Polaski als Küs -terin. Das durfte man sich nicht entgehenlassen.

F. H. : Aber ich finde auch, dass die »Füchs-lein«-Besetzung, bei der Premierenserie jaganz aus dem Ensemble, einfach großartigwar.

pertoires, die überraschend war, also nichtdas, was man von mir erwartet hat. Aber ichweiß nicht, ich mag programmatischeSchlag wörter nicht. Ich habe mich von An-fang an z. B. auch gegen Saisonthemen oderähnliche Programmfixierungen gesträubt.

A. C. : Und trotzdem haben Sie mehr thema-tische Schwerpunkte geliefert als manch an-dere Theaterleitung.

S. Y. : Eine programmatische Konsequenz istetwas anderes, als eine Spielzeit unter ein be-stimmtes Motto zu stellen wie »Liebe undTod« oder »Russland«. Ich hoffe, wir habenin jeder Spielzeit Werke zeigen können, dieeinem politisch etwas zum Nachdenken ge-geben, einem aber auch emotional und per-sönlich etwas gebracht haben. Ich erwartenicht, dass jeder, der in die Oper geht, dasgleiche Erlebnis hat. Für manchen hat esetwas Erleuchtendes, manchem macht esÄrger, manchem bringt es Entspannung.Jeder geht aus unterschiedlichen Gründenin die Oper.

F. H. : Wir wollen ja ganz bewusst einen Plu-ralismus von verschiedenen Stilen, verschie-denen Regiehandschriften und auch ver-schiedener musikalischer Interpretation.Das ärgert manch einen und manchen er-freut es. Es gibt immer Kontroversen, abergerade darum geht es ja. Insofern ist einOpernhaus, das einen breiten Spielplan hatund eine pluralistische Stilvielfalt zeigt, na-türlich auch politisch, weil das unserer de-mokratischen Gesellschaft entspricht.

A. C. : Intendantin und Generalmusikdirek-torin in Personalunion zu sein – würden Siediese Entscheidung rückblickend noch ein-mal treffen?

S. Y. : Hundertprozentig ja. Auch als Gastdi-rigentin werde ich bei der Planung von Pro-duktionen jetzt viel früher in die Beset-zungs- oder Dispositionsentscheidungeneinbezogen, seitdem ich als Intendantin einOpernhaus leite. Wer Oper machen will,muss auch das Theater lieben.

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Mit Texten, Bildern und Tönen versammeltdieses Buch nicht nur Rückblicke auf dieIntendanz auf Simone Young, sondernauch Statements zu Fragen der Opernpra-xis. Kundige Beiträge von Udo Bermbach,Wolfgang Schreiber, Sören Ingwersen,Dörte Rüter u. a. stehen neben Artikelnvon Simone Young selbst, Detlef Meier -johann und Mitarbeitern des Hauses. Zahlreiche Fotos, eine umfangreiche Dokumentation und eine CD mit Highlightsrunden den Band ab.

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»Turandot«

OPER Repertoire»La Traviata« »Die Entführung aus dem Serail«

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Gezim Myshketa (GiorgioGermont) stammt aus Alba-nien. Die Stuttgarter Oper istsein Stammhaus, wo er diegroßen italienischen Fach-partien interpretiert. Darü-ber hinaus ist er an vielennamhaften OpernhäusernSüdeuropas ständiger Gast.

Siobhan Stagg (Blonde) fei-erte in der vergangenen Sai-son als Cordelia («Lear«) inHamburg Erfolge. Die Austra-lierin ist Preisträgerin renom-mierter Wettbewerbe undgas tierte an wichtigen Musik-zentren wie den SalzburgerFestspielen und der DO Berlin.

GIUSEPPE VERDILa Traviata

Musikalische Leitung: Henrik NánásiInszenierung: Johannes Erath Bühnenbild: Annette KurzKostüme: Herbert MurauerLicht: Olaf FreeseDramaturgie: Francis HüsersChor: Christian Günther Spiel leitung: Holger Liebig

Violetta Valéry Katerina Tretyakova/Nino Machaidze (23.5.) Flora Bervoix Cristina DamianAnnina Ida Aldrian Alfredo Germont Dovlet NurgeldiyevGiorgio Germont Gezim MyshketaGastone Daniel ToddIl Barone Douphol Levente Páll Il Marchese d’Obigny Florian SpiessIl Dottore Grenvil Alin AncaGiuseppe Benjamin PopsonUn Domestico di FloraGheorghe Vlad/Joo-Hyun KimUn Commissionario AndreasKuppertz/Peter VeitAkkordeonist Jakob Neubauer

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen1. Mai, 15.00 Uhr; 5., 9., 23. Mai, 19.30 Uhr

WOLFGANG AMADEUS MOZART Die Entführung aus dem Serail

Musikalische Leitung: Kristiina PoskaInszenierung: Johannes SchaafBühnenbild und Kostüme: Wolfgang GussmannChor: Christian GüntherDramaturgie: Wolfgang Willaschek Spiel leitung: Anja Krietsch

Bassa Selim Götz SchubertKonstanze Brenda RaeBlonde Siobhan StaggBelmonte Dovlet NurgeldiyevPedrillo Manuel Günther Osmin Wilhelm SchwinghammerKlaas Nils Malten

Unterstützt durch die Philips-Unternehmen

Aufführungen22., 25. April, 19.00 Uhr

Katerina Tretyakova in »La Traviata«

OPER Repertoire

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»Un Ballo in Maschera«

OPER Repertoire

Szene aus »Die Entführung aus dem Serail«

GIUSEPPE VERDIUn Ballo in Maschera

Musikalische Leitung:Asher FischInszenierung:Alexander SchulinBühnenbild: Richard Peduzzi Kostüme: Moidele Bickel Licht: Heinrich BrunkeChor: Eberhard Friedrich Spiel leitung: Petra Müller

Gustavo III Marcello GiordaniIl Conte di Anckarström (Renato)Dalibor Jenis Amelia Norma Fantini Ulrica Yvonne NaefOscar Christina GanschChristiano Vincenzo NeriIl Conte di Ribbing Alin AncaIl Conte di Horn Florian SpiessUn Giudice Sergiu SaplacanUn Servitore di Amelia Joo-Hyun Lim/Jürgen Ohneiser

Aufführungen22., 25., 28. Mai; 2. Juni, 19.30 Uhr

Yvonne Naef (Ulrica) warzuletzt als Fricka im »Ring«in Hamburg zu Gast. Zu ihrenPartien, die sie hier interpre-tiert hat, zählen ne ben Car-men die WagnerrollenVenus, Sieglinde und Kundry.Ihr Heimathaus ist gegen-wärtig die Zürcher Oper.

Norma Fantini (Amelia) gas-tiert an den bedeutendstenOpernhäusern der Welt wieder Mailänder Scala, der NewYorker Met, dem ROH CoventGarden, den Staatsopern inBerlin, München und Wien,der San Francisco Operasowie der Arena di Verona.

Marcello Giordani (GustavoIII) war schon früher in Ham-burg zu Gast, u. a. als Her-zog in »Rigoletto« oder alsRodolfo in »La Bohème«.Der Sizilianer ist mit dendramatischen Tenorpartienan den großen internationa-len Opernhäusern zuhause.

n ZUM ENDE der Intendanz von SimoneYoung blicken wir auf großartige Auffüh-rungen im italienischen Repertoire zurück:Nicht nur Sängerstars machten re gel mäßigAbstecher an die Hamburgische Staatsoper,auch Dirigenten bescherten dem Publikummanche Stern stunde: Unvergessen bei-spielsweise die Aufführungsserie der »Tu-

randot« 2008 mit dem inzwischen weltbe-rühmten Andris Nelsons am Pult. Auch dieVorstellungen von »Ma non Lescaut« im De-zember 2013 lassen sich in die Reihe der un-vergesslichen Opern er leb nisse einreihen,nicht zuletzt durch die musikalische Leitungvon Asher Fisch. Er machte bereits als jun-ger Dirigent in Hamburg auf sich aufmerk-

Weitere Sternstunden mit Verdi

Der Dirigent Asher Fisch

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Page 25: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

Mein CD-TippMorten Mikkelsen

Eine Aufnahme, zu der ich immer wieder gerne zurück-kehre, um gute Laune zu tanken, ist Beethovens »Pasto-

rale« mit der Tschechischen Philharmonie und dem imWesten kaum bekannten Dirigenten Karel Sejna. Wenn man nichtallergisch auf den traditionellen vibratoreichen Bläserklang reagiert,ist es eine frische und wunderbar musizierte Interpretation, die sichauch in puncto spieltechnischem Niveau und Aufnahmequalitätnicht hinter der berühmten Aufnahme mit Furtwängler und denWiener Philharmonikern aus der gleichen Zeit zu versteckenbraucht (Supraphon).

Ein anderer, zu wenig beachteter Dirigent war Peter Maag. SeineMendelssohn-Aufnahmen mit dem London Symphony Orchestraaus den 50er-Jahren gehören immer noch zu den allerbes ten: Un-fehlbar trifft Maag die richtige Balance zwischen romantischer Em-phase und klassischer Leichtigkeit, so zu hören in der »Schotti-schen« Sinfonie (mit wunderbarem Klarinettenspiel von Gervasede Peyer im 2. Satz) und der Ouvertüre zum »Sommernachts-traum«. Oder hören Sie, wie Maag in der »Hebriden«-Ouvertüresogar aus anscheinenden Trivialitäten wie den Sechzehntelrepetitio-nen der mittleren Streicherstimmen in den letzten Takten ein mu-sikalisches Ereignis entstehen lässt (Decca). Wo ich beim LSO bin,möchte ich auch Brahms’ »Haydn-Variationen« mit Pierre Mon-teux sehr ans Herz legen: Hier ist keine Spur von teutonischerSchwere (in der Brahms-Diskographie leider nicht immer der Fall),sondern tänzerisches »joie de vivre« gepaart mit einem klaren Blickfür die musikalische Struktur (Decca).

Und dann kann ich natürlich nicht aufhören, ohne auch ein paardänische CDs zu erwähnen: Die komische Oper »Fête galante« desNielsen-Schülers Poul Schierbeck liegt seit einem Jahr in einer Auf-nahme vor, die man sicher als definitiv bezeichnen kann. Der lang-jährige Staatsoperngast Bo Skovhus führt das perfekt gecastete Sän-gerensemble an, während Michael Schønwandt am Pult mitsicherer Hand und lässig-souveränem Charme durch die farbenrei-che Partitur führt (Dacapo). Und zuletzt das 3. Klavierkonzert vonHerman D. Koppel, nach meiner Meinung das beste Klavierkonzerteines dänischen Komponisten. Koppel spielte das Werk selbst mehr-mals ein, inzwischen gibt es aber auch eine sehr gelungene neue Auf-nahme mit der russischen Pianistin Nina Kavtaradze. Das ist»wrong-note-modernism« der besten Sorte, humor- und gehaltvollzugleich. Gekoppelt mit der eindrucksvollen 5. Sinfonie unter derLeitung von Moshe Atzmon bietet die CD eine perfekte Einführungin das Werk einer überragenden Gestalt der dänischen Musik des 20.Jahrhunderts (Dacapo).

Morten Mikkelsen ist Künstleri-scher Produktionsleiter derStaatsoper Hamburg

sam, als er in den neunziger Jahren Rossinis»Barbier« und eine Serie »Cavalleria rusti-cana«/»I Pagliacci« leitete. Asher Fischwurde in Jerusalem geboren und begannseine Karriere als Assistent von DanielBaren boim. Anschließend wurde er musi-kalischer Leiter an der Wiener Volksoperund an der New Israeli Opera in Tel Aviv.Gastverträge führen ihn seither an die re-nommiertesten Opern- und Konzerthäuserder Welt. Von 2007 bis 2014 war er PrincipalGuest Conductor an der Seattle Opera, seit2014 hat er die musikalische Leitung desWest Australian Symphony Orchestra inne.Asher Fisch wird für die Aufführungen vonVerdis »Un Ballo in Maschera« ans Pult derPhilharmoniker Hamburg zurückkehren.Auch die Sängerriege kann auf glanzvolle

Hamburger Opernabende zurückblicken:Norma Fantini über nimmt nach Ma nonLescaut, Desdemona und Tos ca erstmals dieRolle der Amelia. Yvonne Naef, die in derRolle der Ulrica zu erleben ist, zählt seit län-gerem zu den Hamburger Publikumslieb-lingen. Rollen u. a. in Opern von Wagner,Mussorgsky und Verdi hat die vielseitigeMezzosopranistin hier präsentiert. Seitmehr als 20 Jahren gastiert Marcello Gior-dani regelmäßig an der Elbe; zuletzt als Ra-damès in »Aida«. Er wird erstmals die Rolledes Gustavo III übernehmen. Komplettiertwird das hochkarätige Protagonistenensem-ble von Dalibor Jenis, der die Rolle des Re-nato zum wiederholten Mal in Hamburgsingt sowie von Christina Gansch, Mitglieddes hiesigen Opernstudios, die ihr Debüt alsOscar geben wird.

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Musikalische LeitungVolker KrafftInszenierung und BühneChristian von GötzKonzept/DramaturgieKerstin Schüssler-BachFrancis Hüsers

Ida Aldrian (Olga) Elisabeth Halikiopoulos(Anna) Verena Hierholzer (Frau Professor) Bert Oberdorfer (Der Professor) Moritz Gogg (Der Nachbar) Lin Chen (Schlagzeug) Stefan Schäfer (Kontrabass)

WIEN: HELDENPLATZMusik von Friedrich Cerha und Kurt Schwertsik Texte von Thomas Bernhard

Premiere

25. April 201520.00 Uhr

Weitere Aufführungen28., 30. April; 2. Mai 2015, 20.00 UhrOpera stabile

rächtig ist er, der Heldenplatz: ein reiter-denkmalstolzes weites Areal vor der Hof-burg, angrenzend an den schön geschmück-ten, idyllischen Hofgarten. Die stattlicheKulisse sah auch Adolf Hitler als angemes-

senen Ort, um hier 1938 den »Anschluss« Österreichs andas Deutsche Reich zu verkünden. Tausende jubeltendem Gröfaz damals zu. Die kollektive Begeisterung sei-ner Landsleute fasste Ernst Jandl in die surreale Sprach-spielerei seines Gedichts »wien: heldenplatz«, das vonFriedrich Cerha vertont wurde. Und »Heldenplatz«, dasist natürlich auch der Titel eines skandalträchtigenTheaterstücks von Thomas Bernhard, dem genialenNestbeschmutzer österreichischer Eigenarten. Für ihreletzte »Black Box«-Produktion montierten KerstinSchüssler-Bach und Francis Hüsers nun Texte von Tho-mas Bernhard mit galligen Kabarettchansons von Fried-rich Cerha und Kurt Schwertsik, den Doyens der WienerMusikszene.

Christian von Götz, der sich als Regisseur und Aus-statter an der Hamburgischen Staatsoper vorstellt, hatmit vielen Inszenierungen an deutschen Bühnen bereitsbewiesen, dass experimentelles Musiktheater auch ko-misch sein darf. »Mich interessiert an den Texten vonThomas Bernhard sowohl die ungeheure sprachlicheVirtuosität als auch sein eigentümlicher, widerständigerHumor. Beides in Verbindung mit der für Bernhard ty-pischen ›Suada›, dem fast irren, sich selbst überholen-den und sich selbst in Frage stellenden Monolog ergibtfür mich eine Art Eloge des Trotzes – eines verrückt gei-fernden, aber definitiv lebensbejahenden Trotzes«, sagtder Kölner Theaterschaffende.

»... was amoe gsoggd wean muas«*Die »Black Box« schließt sich mit einer bissigen Wiener Melange

»Wien: Heldenplatz«

OPER Black Box 20_21

Die »Komik und Sehnsucht nach Leben« zu thema-tisieren, hat Christian von Götz gleichermaßen interes-siert. Für die Textcollage stellte sich eine von Bernhards»Heldenplatz« inspirierte Grundsituation her: der Lei-chenschmaus nach einer Beerdigung. »Ich finde wichtig,seine Stücke als Komödien zu sehen, sie heiter und son-nig zu realisieren«, so der Regisseur. »Deshalb habe ichmich entschieden, unseren ›Black Box‹-Abend in einerbewusst gesetzten, heiteren äußeren Situation zu spie-len: Die verstorbene Mutter wünschte sich, dass das Festzu ihrer Beerdigung auf einer Wiese bei Wien stattfindet,der Leichenschmaus somit ein Picknick bei Sonnen-schein also – und unsere Musiker stehen nach besterSchubert’scher Manier auch mit auf der Wiese.«

Ein Schuss Heurigenatmosphäre also? Damit spieltauch die Musik von Friedrich Cerha und Kurt Schwert-sik. Beide haben seit den 1960er-Jahren die österreichi-sche Musikszene geprägt, spielten aber in ihrem breitenAusdrucksspektrum immer wieder auch ironisch mitdem Idiom des Wienerliedes. Kleine Kostprobe? »... darwein dar wein dar wein, sunsd foad ma goa nix ein.« Inihren Miniaturen haben Cerha und Schwertsik ein wun-derbares Medium für Skurriles und Hintergründiges ge-schaffen, das die beiden österreichischen Wahl-Ham-burger Ida Aldrian und Moritz Gogg, begleitet vonVolker Krafft, zum Besten geben werden. Den »repetiti-ven, tatsächlich auch sehr musikalischen Umgang mitder Sprache« bewundert Christian von Götz an Bern-hards Texten. »Umso spannender fand ich deshalb dieIdee, sie mit Musik von Schwertsik und Cerha zu ver-binden.« Cerhas Zyklus »Eine Art Chansons« stellt dabeiden Hauptanteil: »Er hat die wortjonglierenden Texte

Volker Krafft undChristian von Götz

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OPER Black Box 20_21

von Ernst Jandl so vertont, als hätte sich eine Schram-mel-Kombo auf die Darmstädter Ferienkurse verirrt.Das alles ist so witzig und frech, dass es mir wirklich alsein kongenialer Schachzug erscheint, ausgerechnet dieseLieder mit Thomas Bernhard zu einer Melange zu ver-rühren«, so Christian von Götz. Neben Farce und Situa-tionskomik sieht er aber auch die Liebesgeschichte imStück – »die Liebe des Professors zu seiner verstorbenenFrau. Ich finde, dass sich über so eine Liebesgeschichtedas Trauma des Heldenplatz-Geschreis am Besten er-zählen lässt.« Denn mit diesem Trauma kippt das Wie-nerlied plötzlich auch ins garstig-politisch Lied. Eigen-willige Trauer um die Tote beherrscht die Atmosphärein Bernhards Roman »Alte Meister«, aus dem Textteilein die Collage einflossen, Antisemitismus und Verdrän-gung sind noch stärker in Bernhards »Heldenplatz«, derzweiten Textquelle, thematisiert. Und so sieht der Regis-seur im angetragenen Material des Projekts auch »einenhochaktuellen Stoff«: »Beim Lesen drängen sich schnellverschiedene Assoziationen zur aktuellen politischen Si-tuation auf. Natürlich Pegida in Dresden und anderswo:Eine fremdenfeindliche Menschenmenge auf einemzentralen Platz, die Sehnsucht nach dem Rechtsruck, dieRettung des ›Abendlandes‹ usw. Aber auch Putins Befehlzum Einmarsch auf der Krim: Militärische Drohungen,Ignorierung von Staatsgrenzen, Annektieren von frem-dem Staatsgebiet, Begeisterung für die neuen Machtha-ber im Land usw.«

Bernhards Offenlegen der gesellschaftlichen Wundengeht sicher über reines Lokalkolorit hinaus: »Tatsächlichist ›Wien: Heldenplatz‹ ein Projekt über Gespenster undMonster: Über die Gespenster der Vergangenheit und

die Monster der Gegenwart«, sagt Christian von Götz.Doch mit Weaner Zungenschlag hört es sich einfachnoch besser an. Wie es in Cerhas »Synopsis einer politi-schen Rede« heißt: »i sogs meina sö das amoe gsoggd iswos gsoggd wean muas«!

| Kerstin Schüssler-Bach

* »… was einmal gesagt werden muss«

oben: Wiese vor Schloss Schönbrunn; Heldenplatz 1938

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After work

PHILHARMONIC CLOWNS

Heiße Rhythmen mit den PhilharmonicClowns: Die beliebte Formation präsen-tiert ein neues Programm mitWerken vonAstor Piazzolla, Jazzstandards und denzwischen Jazz und Weltmusik changieren-den Kompositionen von Leon Gurvitch. After work: Philharmonic Clowns – »Nacht-

express« mit Christian Seibold (Klarinette,Saxophon), Katharina von Held (Kontra-bass) und Leon Gurvitch (Klavier)

5. Juni, 18.00 Uhr, Opera stabile

KOMPONISTENPORTRÄT Beat Furrer:Der Schweizer Beat Furrer ist einer derführenden Komponisten der Gegenwart.Für die Neue Musik hat er auch als Diri-gent zahlreiche Impulse gegeben. Intensivlotet er die Möglichkeiten des Musikthea-ters aus: Seine bislang sechs Opern habengroßes Aufsehen erregt. Beat Furrer ver-bindet eine fragile Textur mit aufregenderKlangsinnlichkeit, was ihn für die Bühneprädestiniert. An diesem Abend gibt erpersönlich einen Einblick in sein Schaffenund Denken. Neben vielen Musikbeispie-len ist auch eine kleine Uraufführung zuerleben: Tanja Ariane Baumgartner, die in»la bianca notte« die Partie der Indovinasingt, präsentiert Ausschnitte aus Furrers»Canti della tenebra«, der Keimzelle derOper.Komponistenporträt Beat Furrer mit BeatFurrer, Francis Hüsers und Kerstin Schüss-ler-Bach sowie Tanja Ariane Baumgartner(Mezzosopran) und Rupert Burleigh (Klavier)

11. Mai, 19.30 Uhr,

Opera stabile

WIE GEHT ZEITGENÖSSISCHE

OPER? Dafür gibt es kein Rezept – aberdie Frage bietet viel Stoff für eine Diskus-sion. Über Perspektiven, Risiken undChancen des Musiktheaters heute spre-chen drei Komponisten, deren Werke ak-tuell auf dem Spielplan der Hamburgi-schen Staatsoper stehen: Beat Furrer (»labianca notte / die helle nacht«), MichaelLangemann (»Persona«, Uraufführung desInternationalen Opernstudios) und Mi-chael Maierhof (Gastspiel »Exit G«). Au-ßerdem auf dem Podium: der LibrettistWolfgang Willaschek, der u. a. für UdoZimmermann und Rolf Riehm arbeiteteu.a. Die Moderation haben OperndirektorFrancis Hüsers und Dramaturgin KerstinSchüssler-Bach. Nach der Diskussion be-steht die Möglichkeit, eine Vorstellung von»la bianca notte/die helle nacht« zu besu-chen (Eintrittskarte notwendig).Wie geht zeitgenössische Oper?

16. Mai, 15.00 Uhr,

Foyer (Eintritt frei)

OPERA STABILE

Der Komponist Beat Furrer

Beiprogramm zu »la bianca notte«

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Das Opernrätsel Nr. 4

In höchsten TönenWen die Natur zum Sopran oder Tenor macht, kenntsie nicht: Höhenangst. Viele Hilfslinien über dem No-tenspiegel liegt ihr angestimmter Lungenraum, wo siein halsbrecherischen Intervallen umhersingen. Höhen-luft schnuppern kann man denn auch in unserer erstenOper: Der italienische Komponist hat einen franzö-sisch intonierenden Tiroler hoch benotet. Atmungsak-tiv erklimmt er aus der Mittellage hochtrabend 523,251Hertz! Auf dem hohen C ist die Luft indes so dünn,dass der Arienalpinist in einen Höhenrausch gerät:Gleich neunmal entfährt ihm der Spitzenton. Es wirdein hohes Lied auf den Bund für’s Leben. Doch kurznach der Meldung zum Grundwehrdienst erfährt er,dass eine geschätzte Kameradin zu Höherem berufenwird und hat einen Tonfall. Auch unsere zweite Klang-kraxlerin (französisch singende Inderin) hat Pech mitihrer Hochkultur, denn der Papa gibt den Ton an:1318,51 Hertz fordert er von seiner Tochter, um ihrenLiebhaber zu bestrafen. Sie produziert ein dreigestri-chenes E. Dem Glockenton kann sich der englischeFreund der Hochstimmung nicht entziehen und verrätsich. Unsere hoch qualifizierte Sängerin knabbert so-dann an einer unbekömmlichen Blüte und kann des-halb nicht bis zum Ende der Oper bleiben. Wenigstensentgeht der Angelockte durch ein Schlückchen Weih-wasser heilig der väterlichen Höchststrafe. Wenn dieNoten am höchsten, ist die Rettung eben am nächsten!

Frage: Wie heißt eine der beiden hochstrebenden Opern?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 13. Mai 2015 andie Redaktion »Jour nal«, Ham bur gische Staats oper,Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter der Hambur -gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sind leidernicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg ist ausge-schlossen.

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Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:>>> Franz Schubert, »Winterreise«

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»Das Leben ist wie ein Wind«Konstantin Tselikov ist seit 2011 Solist beim Hamburg Ballett. Im Gespräch mit Hans-Juergen Fink spricht er über seine Lieblingsrollen.

BALLETT Hinter den KulissenBallettensemble

ber die Frage nach seiner Heimat mussKonstantin Tselikov nachdenken. »Ge-boren wurde ich 1985 in Armenien.Mein Vater war beim Sowjetmilitär immedizinischen Dienst. Als sich die

UdSSR auflöste, mussten wir nach Russland gehen.Mein Blut ist ukrainisch, mit Wurzeln in Odessa. MeineEltern wohnen heute in Tschechien. Ein Großvater kamaus Polen. Ich habe in Russland gelebt, kam in derUkraine zum Tanzen, ging in Prag zur Ballettschule undbin nun die längste Zeit meines Lebens in Hamburg.«Was ist da Heimat? »Zuhause«, sagt Tselikov mit weicherrussischer Färbung in seinem Deutsch, »bin ich in derCompagnie. Auf der Bühne mit ihrer Aura, dieser wun-derschönen Atmosphäre.«

Tänzerin werden wollte eigentlich seine Mutter. Siebekam keine Chance, vergaß ihren Traum aber nie. Alsdie Oper in Dnepropetrovsk ein Vortanzen ausschrieb,ging sie mit Kostja hin. Acht Jahre jung war er, hatte niezuvor ein Ballett gesehen. »Ich sollte Pliés machen undSprünge, ich mochte die Bewegungen, spürte genau, wassie meinten. Das gefiel mir, ich wollte nicht mehr weg.«Mit elf Jahren war er im Internat in Prag. Und wusste:»Du arbeitest, soviel du kannst. Damit du nach acht Jah-ren Ausbildung in einer großen Compagnie tanzt.«

Als er 15 war, kam das Hamburg Ballett zum Gast-spiel nach Prag. Für den »Sommernachtstraum« wur-den an der Schule junge Tänzer für kleine Rollen ge-sucht. »Ich wurde leider nur zweite Besetzung.« Alsoschrieb er nach Hamburg, ob er zum Vortanzen für dieTheaterklasse kommen dürfe. Er bestand und bekamein Stipendium. 2002 war er in der Ballettschule, 2004in der Compagnie, seit 2011 ist er Solist.

Seine erste Rolle hier: der junge Aschenbach in »Todin Venedig« – »den tanze ich heute noch, nach 11 Jahren.Also bin ich wohl noch jung.« Seine Lieblingsrolle? »DerWolf Beifeld in ›Liliom‹. Das war die erste Rolle, die JohnNeumeier direkt für mich geschaffen hat. Jung und ko-misch, mit Nervosität und interessanter Dynamik. Eingroßes Geschenk, das ist etwas, das bleibt. Irgendwann

werde ich ja nicht mehr mittanzen. Aber immer, wennman in Hamburg ›Liliom‹ tanzt, wird meine Seele dabeisein.« Unvergesslich ist er als Thisbe in »Ein Sommer-nachtstraum« und natürlich als Puck. Oder als Touch-stone und Sebastian in »Shakespeare Dances«.

Er hat Lachfältchen an den Augen, seine Spezialitätsind komische Rollen. Woher kommt sein Hang zurClownerie? »Vielleicht, wenn man schlechte Dinge imLeben sieht, versucht das Leben, eine Balance zu finden.So bin ich. Manchmal sagt meine Frau schon: Jetztreicht’s.«

Seine Frau – noch so ein Märchen, wie sie nur dasLeben schreibt. Die fünf Jahre jüngere australische Tän-zerin Priscilla, heute Gruppentänzerin im HamburgBallett, war ihm schon aufgefallen, er schwärmt für ihre»unglaublichen goldenen Locken«. Bei der Gastspiel-reise 2009 nach Venedig sitzen sie nebeneinander imFlugzeug, im Taxi, am Strand. Als sie ihm verrät, dass sieam 15. März Geburtstag hat, weiß er, dass sie zusam-mengehören – »bei mir ist es der 16. März.« Verlobungein Jahr später in Paris, jetzt sind sie drei Jahre verhei-ratet. Und seine Frau heißt ganz ballett-internationalPriscilla Tselikova.

Gerade hat er seinen 30. Geburtstag gefeiert – tauchtda am Horizont schon mal das Ende der Karriere auf?»Nein. Hmmm.« Er denkt nach. »Interessante Frage –manchmal ist der Körper müde und kann nicht mehrmitmachen, aber am Ende gewinnt immer die Liebezum Tanzen.« Für ihn ist klar: Auch nach dem Karriere-Ende will er dabei bleiben. Eine erste kleine Choreogra-fie unter dem Titel »Yes we could« hat er gerade bei»Junge Choreografen« in der Opera stabile präsentiert.»Vielleicht kann ich auch Lehrer sein.« Große Pläne hater nicht, Sorgen auch nicht. »Das Leben ist wie einWind – man muss einfach mitfliegen und es als Aben-teuer genießen.«

HANS-JUERGEN FINK war viele Jahre Kulturchefbeim Hamburger Abendblatt, er schreibt heute u.a.für das Online-Feuilleton www.kultur-port.de

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Konstantin Tselikovist seit 2004 im Ensemble des Hamburg Ballett.

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Auf Sitzkissen Musik ganz aus der Nähe erleben – für alle zwischen 5 und 8 Jahren

Neues aus unserer TUSCH-Partnerschaft:DIE ENTFÜHRUNG. EINE SING-SPIEL-SCHNITZEL-JAGD

Im Rahmen der Kooperation der Staatsoper Hamburg mit der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg auf der Grundlagevon TUSCH (Theater und Schule) entsteht zum Ende dieser Spielzeit ein Mammutprojekt: Alle Vor- und Grundschulklassenerarbeiten zusammen mit einem professionellen Regieteam ein Stationen-Musiktheater auf dem Gelände und den Räum-lichkeiten der Schule zu Mozarts »Die Entführung aus dem Serail«. Oper in der Grundschule? Mozart mit Kindern? Ein Se-rail in Dulsberg? Vier Freunde verlieren sich nach einem Schiffsunglück in der Nähe der türkischen Küste aus den Augen. Sie begeben sich aufdie Suche nacheinander und erleben viele Abenteuer. Die Angst vor dem gefürchteten Sultan macht es nicht angenehmer.Furchtbar grausam soll er werden, wenn er Eindringlinge ertappt. Ob er schon einen der vier Freunde erwischt hat? Jeder dervier Gestrandeten erlebt durch mehr und mehr Hinweise seine eigene Schnitzeljagd und muss auf dem Weg zum Ziel lernen,fernab von der Heimat Mut zu fassen und auf Fremde zuzugehen – denn alleine bleibt man machtlos. Die Angst vor dem Fremden ist eines der elementaren Themen aus Mozarts Singspiel »Die Entführung aus dem Serail« ausdem Jahr 1782. Diese Angst kennen wir heute noch, doch wird das scheinbar Furchterregende kleiner, sobald wir mit offenenArmen und Augen darauf zugehen.All das wird am 28. und 29. Mai in der Schule zu erleben sein. Regisseurin Kerstin Steeb hat bereits mit einem Workshop fürdas Lehrerkollegium begonnen. Die Proben mit den Schulklassen finden von Mitte März bis Mai statt. Für die Ausstattungdieses Projektes zeichnet die Rolf-Mares-Preisträgerin Margarete Mast verantwortlich. Ermöglicht wurde dieses Projektdurch das Modellprogramm Kulturagenten und die Zusammenarbeit mit der Stiftung Kinderjahre.

n MUTTER GEISS MUSS FUTTER HOLEN gehen und lässt ihre Kinder, sieben kleine Geißlein, allein zu Hause. Natürlich nicht, ohne sievorher vor dem bösen Wolf zu warnen, der im Wald herum schleicht. »Pah!«, denken die kleinen Geißlein, »den bösen Wolf erkennen wirsofort!« Doch sie haben nicht mit einem so gewieften Wolf gerechnet: wer frisst schon freiwillig Kreide und beschmiert sich die Pfoten mitTeig? Es kommt, wie es kommen muss – der Wolf überlistet die sieben Geißlein und frisst alle bis auf eines auf. Natürlich ist Mutter Geißtraurig, als sie nach Hause kommt und nur ein einziges ihrer Kinder vorfindet. Der Wolf schlummert satt daneben. Aber auch Zicklein sindnicht dumm, und so findet der Wolf ein überraschendes Ende. Fürchten muss sich natürlich keiner, denn in der Opera stabile werden alle gut auf die Geschichte und die Musik vorbereitet. Erzählt wirddie Geschichte von einem Schauspieler, musikalisch begleitet von Mitgliedern der Philharmoniker Hamburg. Das Quintett Es-Dur vonAnton Reicha (1770-1836) eignet sich durch seine Vielseitigkeit sehr gut, um die Stimmungen des Märchens zu untermalen. Das Märchenöffnet so die Tür zur Kammermusik, die französische und Wiener Einflüsse wunderbar vereinigt.

Erzähler John Wesley Zielmann

Konzept und Musiktheaterpädagogik Kathrin Barthels

Mit Mitgliedern der Philharmoniker Hamburg

Premiere: Sonntag, 31. Mai, 14.00 Uhr,

weitere Familienvorstellung: Sonntag, 31. Mai, 16.00 Uhr, Ihre Karten erhalten Sie unter 040 – 35 68 68

Schulvorstellungen: Montag, 1. Juni bis Donnerstag, 4. Juni, jeweils 09.30 und 11.30 Uhr,

Buchung und Kontakt:

[email protected]

INSZENIERUNGSBEGLEITENDES PROJEKT

zu »Spielplatz Musik«: »Der Wolf und die sieben Geißlein«

Schülerinnen und Schüler der Grundschule Hoheluft erarbeiten zusammen mit einer Konzertpädagogin ein Konzept für die Vorstellungs-reihe »Spielplatz Musik«. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie man junge Zuschauerinnen und Zuschauer im Anschluss an das Programmmit den Instrumenten vertraut machen kann; in diesem Fall ein Bläserquintett.Die Veranstaltung Spielplatz Musik wird im Rahmen des Projekts »Kunst und Spiele« von der Robert Bosch Stiftung gefördert.

JUGENDPROJEKTE

Musikkontakte

Page 33: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

n DIE KLEINE WOLKE IST NEUGIERIG auf die große weite Welt. Von denälteren Wolken hört die kleine Wolke, was sie schon alles gesehen haben. Alsdie kleine Wolke eines Abends früh ins Bett muss, möchte sie auf keinen Falleinschlafen. Sie beschließt, lieber selbst eine Reise zu unternehmen, auf der sieviele Abenteuer erlebt. So hat sie später einiges zu berichten. Für dieses Stückwerden Volkslieder für eine Sängerin sowie Instrumentalmusik neu arran-giert. Natürlich darf Johannes Brahms als einer der bedeutendsten Komponis -ten des späten 19. Jahrhunderts und gebürtiger Hamburger dabei nicht feh-len.Inszenierung Rebekka Stanzel Ausstattung Karin Stephany

Musikalische Leitung Ettore Prandi Gesang Janna Ruck Percussion Söhnke Schreiber

Familienvorstellungen am 10. Mai um 14.00 und 16.00 Uhr

Vorstellungen für Kindergärten am 6., 7. und 8. Mai um 11 Uhr

sind bereits ausgebucht.

INSZENIERUNGSBEGLEITENDES PROJEKT ZU »Guten Abend, gut’Nacht, kleine Wolke« mit dem Musikkindergarten HamburgIn Anlehnung an »Guten Abend, gut’ Nacht, kleine Wolke« erarbeitet der Mu-sikkindergarten eine eigene Inszenierung, die im Kindergarten aufgeführtwird. In Workshops erarbeiten die Kinder unter professioneller Anleitung ihreigenes Bühnenbild. Das Projekt wird fotografisch begleitet. Die Ergebnissefließen in die Ausstellung ein, die parallel zu den Vorstellungen in der Operastabile zu sehen sein wird. Diese Veranstaltung wird im Rahmen des Projekts »Kunst und Spiele« von der Robert

Bosch Stiftung gefördert.

Guten Abend, gut’ Nacht, kleine Wolke Eine musikalische Reise für Kinder von 3 bis 6 Jahren

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Express und der Golden Pass Line.

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Page 34: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

LEAR von ReimannDie Hamburger Erfolgsinszenierung mit BoSkovhus und Simone Young jetzt auf DVD

Am 13. April ist die gefeierte Hamburger»Lear«-Produktion von Karoline Gruber aufDVD und Blu-ray erschienen. Erstmals liegtReimanns Meisterwerk, ein Meilenstein dermodernen Oper, damit auf DVD vor. Bo Skovhus brilliert als verblendeter Herr-scher, der erst im Wahn sehend wird.

Aribert Reimann: »Lear«mit Bo Skovhus, Siobhan Stagg, HellenKwon, Katja Pieweck, Andrew Watts, Martin Homrich, Lauri Vasar u. a. Simone Young, Herrenchor der StaatsoperHamburg, Philharmoniker HamburgUnitel Classics

Andrzej Dobber ist Hamburger Kammersänger

Simone Young Philharmoniker Hamburg

Bruckner Sinfonie Nr. 9 (1887–1894)

LIVE RECORDING

v

Bruckners NeunteVORLETZTE BRUCKNER-CD MIT

SIMONE YOUNG UND DEN PHILHARMONIKERN HAMBURG Mit Bruckners unvollendeter 9. Sinfonielegen Simone Young und die PhilharmonikerHamburg die vorletzte Veröffentlichungihrer Bruckner-Gesamteinspielung vor. »Ichhabe den Schluss der Neunten mit diesemAdagio, dem dann eben kein Finale folgt,immer als ein großes Fragezeichen empfun-den: Wie geht es weiter nach den Tod?« soSimone Young.

Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9 d-MollSimone Young, Philharmoniker HamburgOehmsClassics (OC 693), SACD

AUF ANREGUNG von OpernintendantinSimone Young hat der Hamburger Senatam 21. Februar 2015 Andrzej Dobber denEhrentitel ›Hamburger Kammersänger‹verliehen. Kultursenatorin Prof. BarbaraKisseler überreichte dem Bariton die Er-nennungsurkunde nach der Vorstellungvon Puccinis »La Fanciulla del West«. Si-mone Young gratulierte dem Künstlerbeim anschließenden Empfang in der Stif-ter-Lounge: »Andrzej Dobber ist einer dergroßen Baritone unserer Zeit. Mit seinerklanglich runden, geschmeidigen Stimmeund seiner eindrucksvollen Bühnenprä-senz ist er einer der wichtigsten Interpre-ten seines Fachs. Mit wichtigen Partien wieFrancesco Foscari, Fürst Igor oder jetzt ak-tuell Jack Rance hat er zum künstlerischenRenommee der Staatsoper Hamburg bei-getragen.« Auch Barbara Kisseler würdigtedie Verdienste des Sängers: »Als herausra-gender Gastsänger hat Andrzej Dobber ander Hamburgischen Staatsoper in den letz-ten Jahren unvergessliche Darbietungengeboten. «

32 JOURNAL 5 .20 14/ 15

OPER Namen&NachrichtenAktuelles aus der Staatsoper

Page 35: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

JÜRGEN ROSE: »NICHTS IST SO LEBENSFÜLLEND WIE DAS THEATER«

Das Deutsche Theatermuseum und die Bayerische Akademie der Schönen Künste wid-men dem Bühnen- und Kostümbildner Jürgen Rose zwei sich ergänzende, zeitgleicheAusstellungen. Über 150 Originalkostüme können in den Räumen der Bayerischen Aka-demie im Königsbau der Münchner Residenz gesehen werden. Das Deutsche Theatermu-seum zeigt neben weiteren markanten Kostümen in den von Jürgen Rose selbst atmo-sphärisch gestalteten Ausstellungsräumen die ästhetischen Gestaltungsprinzipien seinerBühnenräume anhand zahlreicher Originalmodelle sowie Originalentwürfe für Bühneund Kostüme, Inspirationsquellen, Materialsammlungen und digital aufgeblätterte Skiz-zenbücher – unter anderem auch aus dem Bestand des Hamburg Ballett und der StiftungJohn Neumeier. Die Ausstellungen sind vom 22. Mai bis zum 18. Oktober 2015 zu sehen.Das Foto zeigt eine Szene aus Richard Wagners »Siegfried« in der Regie von Dieter Dornund der Ausstattung von Jürgen Rose. Die Premiere fand im Januar 2014 am GrandThéâtre de Genève statt. Foto: GTG/Carole Parodi.Am 15. Juni ist Jürgen Rose in einem Gesprächsabend im Rahmen seiner Buchvorstellung in der

Stifter-Lounge der Hamburgischen Staatsoper zu Gast. Mit dabei Buchautorin Sibylle Zehle und Mo-

deratorin Marjetta Schmitz-Esser.

KARTEN FÜR BALLETT-WERKSTÄTTENAm 01.06.2015 ab 10.00 Uhr an der Tageskasse Große Theaterstraße 25 (maximal 2 Karten proKunde und Haushalt) oder telefonisch unter 040/35 68 68.Reservierungen, Buchungen im Internet oder schriftliche Bestellungen (Fax, E-Mail oder Brief)sind nicht möglich.Für Personen, die älter als 70 Jahre sind oder über einen Schwerbehindertenausweis ab 80%MdE verfügen, wird ein begrenztes Kontingent zurück gehalten, aus dem telefonisch gebuchtwerden kann. Bei Abholung der Karten ist dann ein entsprechender Ausweis vorzulegen.KARTEN FÜR DIE NIJINSKY-GALAEs werden Anfragen angenommen, die uns zwischen dem 27.05.2015 und dem 30.05.2015 aus-schließlich auf dem Postwege (nur ausreichend frankierte Briefe) erreichen – „HamburgischeStaatsoper Kartenservice/Galabestellung Große Theaterstraße 25 20354 Hamburg“.Telefonische oder persönliche Abgabe von Bestellungen, Buchungen im Internet oder Kauf ander Tageskasse sind nicht möglich. Die Anfragen, die in dieser Zeit bei uns eingegangen sind,werden in der Reihenfolge, wie von der Post an uns geliefert, bearbeitet.Bitte geben sie, leserlich (unleserliche Anfragen können nicht berücksichtigt werden), Namen,

Adresse, ggf. Kundennummer, Anzahl und gewünschte Preiskategorie der Karte/n an (maximal 2Karten pro Kunde und Haushalt) und wählen Sie zwischen der Bezahlung per Bankeinzug oderKreditkarte. Geben Sie Ihre Bankverbindung resp. Kreditkartendaten inkl. Gültigkeitsdatum undPrüfziffer an. Anfragen, die im letzten Jahr abschlägig beantwortet werden mussten, werden beierneuter Anfrage vorrangig berücksichtigt, wenn sie uns im genannten Zeitraum erreichen. Abdem 01.06.2015 werden ausschließlich diejenigen benachrichtigt, die eine positive Zusage erhal-ten.

Page 36: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

PHILHARMONIKER Konzerte

34 JOURNAL 5 .20 14/ 15

Sergej Rachmaninow

Rachmaninows »Elefantenkonzert« und kammermusikalische Hornrufe

6. KAMMERKONZERT

Horn philharmonisch

Werke für Horn vonGeorg Philipp Telemann, Anton Bruckner,Georges Bizet, Jan Koetsier, MichailGlinka, Richard Wagner, Gioachino Ros-sini, Louis Dauprat, Alexander Mitushin,Wilhelm Anton Lütgen u.a.

Saskia van Baal (Horn)Ralph Ficker (Horn)Bernd Künkele (Horn)Paul Pitzek (Horn)Torsten Schwesig (Horn)Isaak Seidenberg (Horn)Jan-Niklas Siebert (Horn)Jonathan Wegloop (Horn)Clemens Wieck (Horn)

21. Juni, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Kleiner Saal

5. KAMMERKONZERT

»Große Fuge«

Maurice RavelStreichquartett F-DurLudwig van BeethovenStreichquartett B-Dur op. 130 »Große Fuge« B-Dur op. 133

Mitsuru Shiogai, Hedda Steinhardt (Violine)Minako Uno-Tollmann (Viola)Markus Tollmann (Violoncello)

31. Mai, 11.00 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal

mit seinem eigenen Unglück, das ihn bis hinzum Selbstmordversuch trieb. Gerade des-halb wurde die Vierte zum Ausdruck seinerbewegten Innenwelt, die er in seinen Briefenerklärte: Es gehe um Angst vor der Zerstö-rung seiner sozialen Stellung, um »dasschwermütige Gefühl, das mich am Abendüberkommt«, um »Niedergeschlagenheit«und schließlich um »die Freude der anderenMenschen«.

Simone Young stellt außerdem ein Werkder russischen Komponistin Elena Firsovavor: »Autumn Music«. Für Elena Firsova istMusik eine Sprache der Sinne und der Ex-pressivität. In ihren Stücken entwickelt sielyrische Qualitäten, die fragil und feinglied-rig gestaltet und von dicht komponierterKürze sind. Sie setzt differenzierte Klangfar-ben ein, die sie ausdrucksvoll und poetischdarstellt. 1988 komponierte Elena Firsovadie »Herbstmusik« mit einer Widmung anTschaikowsky. Die zugrunde liegende Dich-tung von Ossip Mandelstam »Rauschen derZeit« gibt dem kurzen Orchesterwerk sei-nen Charakter, für den die Streicher einegroße Rolle spielen. Beeinflusst wurde ElenaFirsova von der zentralen Botschaft des

9. PHILHARMONISCHES KONZERT

Simone Young, DirigentinCédric Tiberghien, Klavier

Rachmaninow und Tschaikowsky

Elena FirsovaAutumn Music – In memory of Piotr IlyichTchaikovsky Sergej RachmaninowKlavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30Peter TschaikowskySinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36

17. Mai, 11.00 Uhr 18. Mai, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Nadine Hellriegelam So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saalam Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal

n »SHINE – DER WEG ANS LICHT« : derFilm über den psychisch angegriffenen Pia-nisten David Helfgott war vor einigen Jah-ren ein Kinohit. In ihm spielte Sergej Rach-maninows Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll diemusikalische Hauptrolle. Bei der New Yor-ker Uraufführung dieses Werks 1909 über-nahm der Komponist den Solopart selbst.Geübt hatte er hierfür lediglich währendeiner Atlantikfahrt auf einer stummen Kla-viatur. Mit seiner außergewöhnlichen Längeund seinen technischen Herausforderungengehört »Rach 3« zum Standardrepertoireder meisten großen Pianisten. Wegen diesergigantischen Ausmaße gab Rachmaninowseinem Stück den Beinamen: »Konzert derElefanten«.

Ein russisches Schwergewicht ist auch dievierte Sinfonie von Peter Tschaikowsky. Siebeinhaltet die größte autobiographischeNähe. Das Leben des Musikers war geprägtvon den Folgen der Selbstverleugnung, diedurch seine seinerzeit kompromittierendehomosexuelle Neigung hervorgerufen wur -de. Durch den Druck des Geheimhaltens litter unter schweren Depressionen und ha-derte sowohl mit der Gesellschaft als auch

Page 37: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

Tenorhorn, das Baritonhorn, das Flügel-horn … Alle sind sie unter dem Überbegriffdes »Horns« zusammenzufassen, da sie sichgrob aus der gleichen Form entwickelthaben, nämlich dem Tierhorn. Anfangswurde aus Hörnern von Widdern, Ziegen,Rindern und Antilopen ein Hilfsmittel zurLauterzeugung erstellt, heute bezeichnet derBegriff die analoge Bauform unabhängigvom Material. Und mit den verschiedenenInstrumenten der Gattung präsentiert dieHorngruppe der Philharmoniker Hamburgein launiges Programm von Telemann überRossini bis hin zu Wagner. Lassen Sie sichvon den variablen Hornklängen überra-schen!

Im Kammerkonzert der Orchesteraka-demie zeigt sich der philharmonischeNachwuchs zum Abschluss der Saison. »Mitdem Akademieprogramm richten wir unsan hochtalentierte junge Musikerinnen undMusiker, die am Ende ihres Studiums stehenund bei uns auf ihren Beruf als Orchester-musiker vorbereitet werden«, so SimoneYoung. Die 2011 gegründete Orches ter -akademie ermöglicht 13 jungen Instrumen-talisten ein zweijähriges Stipendium, beidem sie ein großes Repertoire kennenlernenund Erfahrungen im Bereich der Konzert-und Opernorchesterarbeit sammeln. DieStipendiaten nehmen an Proben teil undspielen bei Konzerten, Opern- sowie Ballett-vorstellungen. Zudem werden sie durch wö-chentlichen Einzel- und kammermusikali-schen Unterricht der Philharmonikerge fördert und erhalten Coachings für Pro-bespiele. Das Kammerkonzert der Orches -terakademie ist ein Highlight für die Stipen-diaten, bei dem sie ihr Können auf derBühne präsentieren dürfen – unter anderemmit Auszügen aus Schuberts »Forellenquin-tett« und Werken von Britten und Schnittke.Das abwechslungsreiche Programm fordertdie jungen Künstler mit großer Konzentra-tion, zeigt aber zugleich ihr außerordentli-ches Talent und ihren Spaß am Musizieren.

| Lena Grastat

Cédric Tiberghien

PHILHARMONIKER Konzerte

Dichters: »Dass wir die tragischsten Ereig-nisse im Lichte der Schönheit sehen kön-nen.«

Der Solist in Rachmaninows 3. Klavier-konzert ist Cédric Tiberghien, der nachmehreren Konzerten mit Simone Youngnun erneut nach Hamburg zurückkehrt.Das Repertoire des französischen Pianistenumfasst mehr als 60 Werke – von den Klas-sikern bis zu Raritäten. In dieser Saisonkomplettiert Cédric Tiberghien seinen viel-beachteten Beethoven-Zyklus in Paris. MitSchwerelosigkeit und Präzision schwebenseine Hände über die Klaviatur. In seinerLeidenschaft scheint er mit den Tönen einszu werden – das macht die Besonderheit inCédric Tiberghiens Interpretation aus. Soberichtet der »Daily Telegraph«: »Sein Spielwar von einer Leichtigkeit und einer Größe,von Tiefe und Fantasie, von gewaltigemElan und versonnener Verhaltenheit. Ti-berghien wusste genau, was er mit seinerMusik ausdrücken wollte und präsentiertedies in einer Mischung aus Wagemut, Klar-heit und Inspiration«.

Das furiose Finale des 5. Philharmoni-schen Kammerkonzerts bildet Beethovens»Große Fuge« – eines jener alle Grenzensprengenden Wunderwerke, für das dieZeitgenossen ihn für verrückt erklärten. Ur-sprünglich wurde die »Große Fuge« als Fi-nale für das Streichquartett B-Dur op. 130geschrieben, und in dieser Kombination istes nun auch zu hören. Vier philharmonischeStreicher wagen sich an dieses Gipfelwerkder Quartettliteratur. Zuvor ist mit MauriceRavels Streichquartett eines der zentralenStücke des französischen Kammermusikre-pertoires zu hören. Es löste damals ähnli-ches Unverständnis aus wie Beethovens»Große Fuge« – doch längst begeistert mansich für die leuchtenden Farben und dasaparte, teilweise spanische Flair.

Im 6. Kammerkonzert gibt es aus-schließlich eins zu hören: Hornmusik! Istdas etwa eintönig, laut und langweilig? DerBegriff »Horn« beschreibt im Allgemeinenjedoch eine große Anzahl von Blas- und Si-gnalhörnern. Es gibt sie mit und ohne Ven-tile. Und man kennt das Posthorn, das Jagd-horn, das Büffelhorn, das Waldhorn, das

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KONZERT ORCHESTERAKADEMIE

Forellenquintett

Musik von Franz Schubert, Benjamin Britten, AlfredSchnittke, Charles Koechlin, Eric Sammutund Lauren Bernofsky

mit den Mitgliedern der OrchesterakademieAnna Göbel (Violine)Pauline Renk (Violine)Adrienne Hochman (Viola)Yura Park (Violoncello)Mio Tamayama (Kontrabass)Laura Schreyer (Flöte)Roger Cramers (Oboe)Miriam Leuchtmann (Klarinette)Adriana Del Pozo Torreño (Fagott)Paul Pitzek (Horn)Sebastian Leibing (Trompete)Max Bentz (Posaune)Oliver Ploschewski (Schlagzeug)

8. Juni, 19.30 Uhr Laeiszhalle, Studio E

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GROSSER ERFOLG FÜR »DIE TOTE STADT«

Fast 100 Jahre nach ihrer Hamburger Uraufführungholte Simone Young Erich Wolfgang Korngolds »Dietote Stadt« an die Staatsoper zurück – mit einem he -rausragenden Sängerensemble. Nach der Premiere hin-ter der Bühne: Klaus Florian Vogt, Meagan Miller, SimoneYoung und Lauri Vasar (1) und das Regieteam KarolineGruber, Mechthild Seipel, Stefanie Erb und Roy Spahn (2).Unter den begeis terten Premierengästen war der Korn-gold-Experte Prof. Dr. Arne Stollberg und Prof. Dr. IvanaRentsch (3), Ulrich Tröger, Dr. Brigitte Klopp, Christa Wün-sche und Kristina Klopp (4) sowie Wolf-Jürgen Wünsche,Marlies Head und Klaus Gerresheim (5).

LEUTE

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PREMIERE »LA FANCIULLA DEL WEST«

Goldrausch im wilden Westen und große Liebe:Nach der Premiere von Puccinis selten gespiel-ter Oper »La Fanciulla del West« gerieten auchdie Premierengäste in begeisterte Goldgräber-stimmung. Bariton Andrzej Dobber, SopranistinEmily Magee und Tenor Carlo Ventre backstage(1), Opernchefin Simone Young und RegisseurVincent Boussard (2), Dagmar Reim, Intendantindes rbb, und Rudolf Großkopff (3), Dr. DorotheeStapelfeld und Anna von Treuenfels (4), FranziskaHeinemann, Claus Heinemann und Tochter ClaraHeinemann (5), Kammersängerin Hellen Kwonund Wolf-Jürgen Wünsche (6), Wiebke und Nor-bert Aust (7) und Thomas Vinnen mit Tochter An-tonia (8).

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Page 39: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

GLANZVOLLES »OPERNDINNER« FÜR DIE FÖRDERER

Am 20. März 2015 hatte die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoperwieder zum glanzvollen Dinner auf der Opernbühne (1) geladen. Vor dem Dinnergab es noch eine Ehrung für den Nachwuchs: Die beiden mit je 8.000 Euro do-tierten Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preise und der ebenso hoch dotierte EduardSöring-Preis gingen in diesem Jahr an die Mezzosopranistin Maria Markina, denTänzer Christopher Evans und den Violinisten Konradin Seitzer – hier im Bild mitDr. h.c. Hans Heinrich Bruns, John Neumeier, Simone Young und Wolf-Jürgen Wün-sche (2). Die Förderer Barbara und Ian Karan stifteten den Oberdörffer-Preis fürdie Sparte Oper (3). Unter den Gästen waren auch Else Schnabel, Rita und HaraldFeldmann und Margrit Wetzel (4), Hermann und Milena Ebel (5) sowie Jürgen Abra-ham und Ingrid von Heimendahl (6).

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Page 40: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

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»Wie geht zeitgenössische Oper?« › 15:00 Uhr › Eintritt frei › Foyer Parkett

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9. Philharmonisches Konzert › 11:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal

9. Philharmonisches Konzert › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,– › Laeiszhalle, Großer Saal

la bianca notte / die helle nacht*Beat FurrerEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,–| C | Di3

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Giselle Adolphe Adam› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Bal 3

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LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

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Die Entführung aus dem SerailWolfgang Amadeus Mozart› 19:00 - 22:30 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa4, Serie 28

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Vor der Premiere »la bianca notte/ die helle nacht«› 11:00 Uhr › € 7,– › Probebühne 1

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B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Romeo und Julia Sergej Prokofjew› 19:00 - 22:00 Uhr› € 5,– bis 87,–C | Bal 3

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MAI

La Traviata* Giuseppe Verdi› 15:00 - 17:50 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Nachm

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Romeo und Julia Sergej Prokofjew› 19:00 - 22:00 Uhr › € 6,– bis 107,– | A

B L AC K B OX 2 0 _ 2 1 | Z U M L E T Z T E N

M A L I N D I E S E R S P I E L Z E I T

Wien: Heldenplatz Cerha - Bern-hard - SchwertsikEinführung 19.45 Uhr (Opera stabile)› 20:00 Uhr › € 15,–, erm. 10,–› Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Romeo und Julia Sergej Prokofjew› 19:00 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B

La Traviata* Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:20 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Gesch 1, Gesch 2

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Romeo und Julia Sergej Prokofjew› 19:00 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | BalKl2

La Traviata* Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:20 Uhr › € 6,– bis 107,–A | VTg3, WE Kl., Serie 68

U R AU F F Ü H R U N Gla bianca notte/die helle nacht*Beat FurrerEinführung 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,– | P | PrA

MusikkontakteGuten Abend, Gut' Nacht, kleineWolke › 14:00 und 16:00 Uhr › € 10,–,erm. 5,– › Opera stabile

Komponistenporträt Beat Furrer 19:30 Uhr › € 7,– › Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Giselle Adolphe Adam› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di1

12 Di

01 Fr

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DER SPIELPLAN

21 Do30 Do

30 Do

Page 41: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

5 .20 14/ 15 JOURNAL 39

Un Ballo in Maschera*Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr1

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

La Traviata* Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:20 Uhr › € 6,– bis 107,–| A

la bianca notte / die helle nacht*Beat FurrerEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 98,– | B | S49, So2

Un Ballo in Maschera* GiuseppeVerdi› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–

C | Oper gr.1, VTg4

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Tatjana Lera Auerbach› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di2

la bianca notte / die helle nachtBeat FurrerEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi2

Un Ballo in Maschera* GiuseppeVerdi› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Onegin Peter I. Tschaikowsky› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | OBK

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Onegin Peter I. TschaikowskyFamilieneinführung 13.45 Uhr(Stifter-Lounge)› 14:30 - 17:00 Uhr › € 6,– bis 107,–| A

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Onegin Peter I. Tschaikowsky› 19:30 - 22:00 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa1

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

la bianca notte / die helle nacht*Beat FurrerEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So1 Serie 38

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Ballett-Werkstatt (ausverkauft)Leitung: John NeumeierÖffentliches Training ab 10.30 Uhr› 11:00 Uhr › € 3,– bis 25,– | F

5. Kammerkonzert › 11:00 Uhr › € 9,– bis 20,–Laeiszhalle Kleiner Saal

M U S I K KO N TA K T E Spielplatz Musik »Peter und der Wolf«› 14:00 und 16:00 Uhr › € 10,–,erm. 5,– › Opera stabile

JUNI

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Un Ballo in Maschera*Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | VTg1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Tatjana Lera Auerbach› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Tatjana Lera Auerbach› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Bal 1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Tatjana Lera Auerbach› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr3

After work › 18:00 - 19:00 Uhr › € 10,– (inkl.Getränk) Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Tatjana Lera Auerbach› 19:30 - 22:30 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa4, Serie 28

W I E D E R AU F N A H M ESimon Boccanegra* Giuseppe Verdi› 18:00 - 21:00 Uhr › € 6,– bis 132, | S

Kammerkonzert der Orchester-Akademie › 19:30 Uhr › € 10,–› Laeiszhalle Kleiner Saal

Madama Butterfly* Giacomo Puccini› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di3

Simon Boccanegra*Giuseppe Verdi› 19:30 - 22:30 Uhr › € 6,– bis 132,–|S

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Shakespeare DancesVivaldi, Tippett, Mozart› 19:00 - 22:45 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Gesch 1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Shakespeare DancesVivaldi, Tippett, Mozart› 19:00 - 22:45 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Gesch Ball

* Aufführung mit deutschen Übertexten

Die Produktion »Die Entführung aus dem Se-rail« wird gefördert durch die Deutschen PhilipsUnternehmen.Die Produktionen »La Traviata« und »Tatjana«werden unterstützt durch die Stiftung zur För-derung der Hamburgischen Staatsoper.Der Kompositionsauftrag zu »la bianca notte /die helle nacht« wurde unterstützt durch dieZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und dieStiftung zur Förderung der HamburgischenStaatsoper.

Öffentliche Führungen durch die Staatsoper am 21. und 25. April, 5., 11., 19. und 29. Mai, 2., 9., 18. und 23. Juni, jeweils 13.30 Uhr. Treff-punkt ist der Bühneneingang. Karten (€ 6.-) erhältlich beim Kartenservice der Staatsoper.

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02 Di

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KASSENPREISE

Pre

isg

rup

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* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

Platzgruppe

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*

F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,–

D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,–

C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,–

B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,–

A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,–

S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,–

P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,–

L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

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as verbindest Du mit Oper? – »Dicke Leute, die wieangewurzelt auf der Bühne stehen und schrilleTöne von sich geben«, »weißhaarige Alte, die mitOperngläsern in der Hand rumsitzen«, »uncooleThemen, die keine Verbindung zur Jugendkultur

haben«. Diese drei Antworten aus einer aktuellen Umfrage, die unterjungen Leuten in der Stuttgarter Innenstadt geführt wurde, verdeut-lichen exemplarisch, wie stark das klischeehafte Bild von Opernhäu-sern, ihrem Programm und ihrem Publikum ausgeprägt ist. Gleich-zeitig hat die Befragung ergeben, dass ein grundsätzliches Interessean Oper und Klassik vorhanden ist, diese aber kaum auf dem Radarjunger Menschen oder in ihren sozialen Netzwerken erscheint.

Ein Paradoxon: In keinem Land der Welt gibt es mehr Opernhäu-ser als in Deutschland. Über alle Regionen verteilt finden sich mehrals achtzig Häuser, etwa so viel wie in der restlichen Welt zusammen.Ein kulturelles »Pfund«, aus dem heraus sich viele Möglichkeitenbieten. Während deutsche Rock- und Popmusik, hiesiges Kino oderFernsehen außerhalb des deutschsprachigen Raums momentankeine Rolle spielen, gehen von Oper und Klassik die vielleicht rele-vantesten Impulse in die internationale Kulturszene aus.

Es gibt (vermeintlich) zeitlose Klassiker wie z.B. Puccinis »La Bo-hème«, die aufgrund ihrer Thematik auch inhaltlich noch immeraktuell sind. Die Oper hat also eher ein Vermittlungsproblem als eininhaltliches. Das Problem liegt für mich dabei an der unzureichen-den Wahrnehmbarkeit und nicht am vorhandenen Angebot. Geradedie wegen hoher Subventionierung oft kritisierte und auf dem Prüf-stand stehende deutsche Oper muss sich daher weiter für ein neues,junges Publikum öffnen und zeigen. Ansonsten kommt alles zumelitären Stillstand und entwickelt die oben beschriebenen ranzigenKlischees. Diese Vermittlungsfunktion zwischen Haus und Außen-welt wird, meiner Meinung nach, zukünftig vor allem durch das Me-dium Film übernommen werden. Eine immer engere Partnerschaft

von Oper und Film erscheint im heutigen Medienzeitalter völlig lo-gisch und folgerichtig. Immer mehr Häuser geben daher ihre bishe-rige Fixierung auf Audioproduktionen auf und nutzen den Film alswichtigen Komplizen. Zumal er als gespeichertes Medium mit BildUND Ton Zeugnis von einer kreativen Schaffensperiode innerhalbder Häuser ablegt, auf das immer wieder zurückgegriffen werdenkann. Wo aber wird die gemeinsame Reise von Oper und Film hin-gehen? Der klassischen Verbreitung durch physische Datenträgerwie DVD oder Blu-ray oder TV-Sendeplätze sind Grenzen gesetzt.Alternativ beginnen sich jedoch neue Formate und Wege zu etablie-ren, welche die vorhandenen Lücken füllen könnten: Video-on-De-mand, Internet Live-Streams, Übertragungen ins Kino, Public Vie-wing im Park oder auf öffentlichen Plätzen. Das Opernhaus dientals Plattform und der Film als Multiplikator. Einen Besuch in derOper können all diese Formate natürlich nicht ersetzen. Das werdensie auch nicht. Der Film kann aber eine Inszenierung (ähnlich wiebei einer Romanverfilmung) allein durch die Bildmontage neu in-terpretieren, an alternative Orte außerhalb des Hauses bringen unddamit eine andere Wahrnehmbarkeit erzeugen.

Neue Möglichkeiten und Partner stehen also bereit. Jetzt liegt esbei den Opernhäusern und ihren Geldgebern aus Politik und Wirt-schaft, diese als Instrumente zu nutzen, um den Anschluss zu neuemPublikum zu finden und halten.

Oper und Film – hören und sehen

MARCUS RICHARDT lebt als freier Autor, Regis-

seur und Produzent in Hamburg. Nach dem Studium

an der Hochschule für bildende Künste Hamburg

gründete er 2010 die FAVO Filmproduktion. Die Pro-

duktionen von FAVO erhielten begeisterte Rezensionen

und gewannen u.a. den Preis der Deutschen Schall-

plattenkritik und den ECHO Klassik 2012. Auch bei

der Hamburger »Lear«-DVD führte er die Videoregie.

W

4 0 JOURNAL 5 .20 14/ 15

FINALE

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin/ John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Berm-bach, Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Daniela Rothensee (Ballett) | Autoren: Hans Juergen Fink, Lena Grastat,Francis Hüsers, Marcus Richardt, Judith Zeitner | Mitarbeit: Daniela Becker, Anja Bornhöft | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow, Dario Acosta, MarcoBorggreve, Martin Brinckmann, Bernard Bruwer-Jarryd Coetsee, C. David, Arielle Doneson, Benjamin Ealovega, Berthold Fabricius, Giovanni Gori, Steffen Gottschling,Jürgen Joost, KAS, Jörn Kipping, Jörg Landsberg, Klaus Lefebvre, Simon Pauly, Carole Parodi, TB Photo, Ann Ray, Bernd Uhlig, Kurt-Michael Westermann, Archiv derHamburgischen Staatsoper | Titel: Berthold Fabricius | Gestaltung: Annedore Cordes, Holger Badekow (Ballett) | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03,[email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH

Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 HamburgMontags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn derAufführung. Es werden ausschließlich Karten für die je-weilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: 040/35 68 68Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 UhrAbonnieren Sie unter Telefon 040/35 68 800Vorverkauf: Karten können Sie außer an der Tages-kasse der Hamburgischen Staatsoper an den bekann-ten Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei derHamburg Tourismus GmbH (Hotline 040/300 51777;www.hamburg-tourismus.de) erwerben.

Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonischbestellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gernezu. Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbei -tungs gebühr von € 5,–, die zusammen mit demKarten preis in Rechnung gestellt wird. Der Versanderfolgt nach Eingang der Zahlung.Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach,20308 Hamburg; Fax 040/35 68 610Gastronomie in der Staatsoper:Tel. 040/35019658, Fax: 35019659www.godionline.com

Die Hamburgische Staatsoper ist online:www.staatsoper-hamburg.dewww.staatsoper-hamburg.mobiwww.philharmoniker-hamburg.dewww.hamburgballett.de

Das nächste Journal erscheint Mitte Juni.

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ist Experist Experte für die Geschichte des Gesangs und des

Belcanto. 1986 erschien seine umfassende Studie »Die großen

Sänger« (2., erweiterte und überarbeitete Auflage 2008 bei

Hoffmann und Campe). 1990 folgte eine inzwischen ins Eng-

lische und Russische übersetzte Monographie über Maria Cal-

las sowie 1991 ein Buch-Essay über Luciano Pavarotti. Für vier

Geboren in Bonn. Studium der Musikwissenschaft und Philoso-phie in Bamberg, Erlangen, Wien und Rom. 1999 Promotion. Seit200DER AUTOR Geboren in Bonn. Studium der Musikwissenschaft und Philoso-phie in Bamberg, Erlangen, Wien und Rom. 1999 Promotion. Seit2000 Redakteur für zeitgenössische Musik beim NorddeutschenRundfunk. 0 Redakteur für zeitgenössische Musik beim NorddeutschenRundfunk.

DER AUTOR Geboren in Bonn. Studium der Musikwissenschaft und Phi-losophie in Bamberg, Erlangen, Wien und Rom. 1999 Pro-motion. Seit 2000 Redakteur für zeitgenössische Musikbeim Norddeutschen Rundfunk.

Tickets: 040 - 35 68 68 · 040 - 450 118 676 · 01806 - 10 10 11 (0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf)

www.bb-promotion.com

DER MUSICAL-WELTERFOLG VONANDREW LLOYD WEBBER UND TIM RICE

BB Promotion GmbH in Kooperation mit Funke Media präsentiereneine Bill Kenwright Produktion in Übereinkunft mit The Really Useful Group Ltd.

12. – 23.08.15HAMBURGISCHE

STAATSOPER

www.jesus-christ-superstar-musical.de

25. – 30.08.15HAMBURGISCHE

STAATSOPERwww.yamato-show.de

BB PROMOTION GMBH IN ASSOCIATION WITH FUNKE MEDIA AND KONGENDO CO. LTD PRESENTSBB PROMOTION GMBH IN ASSOCIATION WITH FUNKE MEDIA AND KONGENDO CO. LTD PRESENTS

Page 44: Journal Nr. 5 2014/15 Staatsoper Hamburg

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