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Maibaumfest: neue Attraktion in Entre Rios Was ist wohl das Besondere an diesem Ort? Woher kommt das Gefühl, hier zu Hause, daheim zu sein? Immer wieder zieht es Leute aus Nah und Fern nach Entre Rios, weil sie dort ihre Heimat sehen und die eigene Zukunft mit der Geschichte und Tradition dieser donauschwäbischen Siedlung verbinden möchten. Zeitschrift Entre Rios hat nachgefragt. Maibaumfest: neue Attraktion in Entre Rios Was ist wohl das Besondere an diesem Ort? Woher kommt das Gefühl, hier zu Hause, daheim zu sein? Immer wieder zieht es Leute aus Nah und Fern nach Entre Rios, weil sie dort ihre Heimat sehen und die eigene Zukunft mit der Geschichte und Tradition dieser donauschwäbischen Siedlung verbinden möchten. Zeitschrift Entre Rios hat nachgefragt. Maibaumfest: neue Attraktion in Entre Rios Gemeinde Landwirtschaft Gedenkstunde zum Vertreibungstag Auszeichnung im Saatgutbereich Reise Pioniere – auch im Tanz Die kulturelle Zeitschrift der donauschwäbischen Gemeinde von Entre Rios - Juni 2010 / Auflage Nummer 84 Was ist wohl das Besondere an diesem Ort? Woher kommt das Gefühl, hier zu Hause, daheim zu sein? Immer wieder zieht es Leute aus Nah und Fern nach Entre Rios, weil sie dort ihre Heimat sehen und die eigene Zukunft mit der Geschichte und Tradition dieser donauschwäbischen Siedlung verbinden möchten. Zeitschrift Entre Rios hat nachgefragt.

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Revista Entre Rios - Juni/2010

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Was ist wohl das Besondere an diesem Ort? Woher kommt das Gefühl, hier zu Hause, daheim zu sein? Immer wieder zieht es Leute aus Nah und Fern nach Entre Rios, weil sie dort ihre Heimat sehen und die eigene Zukunft mit der Geschichte und Tradition dieser donauschwäbischen Siedlung verbinden möchten. Zeitschrift Entre Rios hat nachgefragt.

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Was ist wohl das Besondere an diesem Ort? Woher kommt das Gefühl, hier zu Hause, daheim zu sein? Immer wieder zieht es Leute aus Nah und Fern nach Entre Rios, weil sie dort ihre Heimat sehen und die eigene Zukunft mit der Geschichte und Tradition dieser donauschwäbischen Siedlung verbinden möchten. Zeitschrift Entre Rios hat nachgefragt.

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fest: neue Attraktion in Entre Rios

GemeindeLandwirtschaftGedenkstunde zum

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Reise Pioniere – auch im Tanz

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Was ist wohl das Besondere an diesem Ort? Woher kommt das Gefühl, hier zu Hause, daheim zu sein? Immer wieder zieht es Leute aus Nah und Fern nach Entre Rios, weil sie dort ihre Heimat sehen und die eigene Zukunft mit der Geschichte und Tradition dieser donauschwäbischen Siedlung verbinden möchten. Zeitschrift Entre Rios hat nachgefragt.

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Zeitschrift der GenossenschaftAgrária zur Aufrechterhaltung derKultur der donauschwäbischenGemeinde von Entre Rios(Guarapuava/Paraná/Brasilien)

Redaktionsleitung

Cooperativa AgráriaPraça Nova Pátria s/nº Colônia Vitória / Entre RiosGuarapuava - 85139-400Paraná / Brasilien

Redaktionsteam

Chefredakteur: Manoel [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8008

Redakteurin: Rosely [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8529

Redakteur: Klaus [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 1437

Assistentin: Karin Mü[email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8528

Korrektur: Andrea Scherer [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8002

Layout: Prêmio|Arkétipo Comunicaçãowww.premioarketipo.com.br

Berichte und Fotos

FH - Franz Hermann FSER - Foto Studio Entre Rios KP - Klaus Pettinger MG - Manoel GodoyRE - Rosely Essert

HerausgeberGenossenschaft Agrária / Marketing-Abteilung

DruckMidiograf Gráfica e EditoraLondrina - Paraná - Brasilien

Auflage700 Exemplare

ErscheinungsweiseZweimonatlich

Inhalt

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Landwirtschaft:Auszeichnung im Saatgutbereich

Gemeinde:Gemüse aus eigenem Garten

03 Geschichte & Objekt:Patschker & Schlappe

06 Kultur: Maibaumfest - neue Attraktion in Entre Rios

10 Hauptthema: Die magische Anziehungskraft von Entre Rios

09 Reise: Pioniere – auch im Tanz

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Unsere Leute: Es ist nie zu spät fürein Hobby

Kochkunst: “Derre Kichle”

14 Gemeinde: Gedenkstunde zum Vertreibungstag

Titelblatt-Foto: Manoel Godoy

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Panorama: Fotowettbewerb

Kurzmeldungen

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Geschichte& Objekt

Frauen bei Gemeinschaftsarbeit in der Gründungszeit von Entre Rios. Siehe ihr Schuhwerk

Patschker & Schlappe

Aussagen im “Wörterbuch der donauschwäbischen Bekleidungsgewerbe” von Hans Gehl:

“Wann die Baure geackert hann und Mischt gfahre hann, so hann sie die Patschker anghat. Die gstrickte Patschker hann die Weiwer un die Menner deheim getraa. Und wann sie in de Stall sinn, hann sie Holzklumbe angezoo”.

“Die Patschker henn in Miltitsch e dicki Sohl, die is hoch geboge un mit Eisenegl aagnagelt. Des wär e Ledersohl, un die hat etwas hochstanne, e Zentimede rum. Im Oberleder war e Rieme durichgezoge, un där is dann noh obe zammgschnallt warre. Die rindsledene Patschker henn besse ghalde. Die Särwe henn gsagt Opanke, un die Ungare henn Patschkörösch gsagt”.

“Im Summer homm die Weiwer Schlappe ooghat. Die Schlappe, die san aus e Leder gwee’. Des hewwe aa die Männer troche, weil des e bequems Schuhzeig war”.

Was ist ein Patschker? In den “Wortkundlichen Studien” von Anton Scherer kann man nachlesen: “Patschker ist ein absatzloser rinds- oder schweinslederner Schuh mit einer dicken Sohle. Geschlossen wird er auf dem Oberleder mit einem Riemen oder einer Schnalle. Ursprünglich hauptsächlich beim Ackern getragen. Später Übertragung auf leichten Hausschuh. Im “Wörterbuch der donauschwäbischen Bekleidungsgewerbe” von Hans Gehl heißt es: “Neue Lederpatschker wurden mit Fett eingerieben, damit sie Wasser abstoßend und haltbarer wurden. Die allgemeine Verbreitung dieses Schuhwerks ließ den Spitznamen Patschkeschwowe aufkommen.Als praktisches Schuhwerk wurden Lederschlappen in der bäuerlichen Tracht mit Wollstrümpfen sowohl bei der Arbeit, als auch im Hof und von Männern sogar zum Tanz angezogen. Dafür steht der Ausdruck Schlappeschwowe für die bäuerliche Bevölkerung und das im Banat verbreitete Lied: “Mei Hans, der tanzt in Schlappe,/in Schlappe tanzt mei Hans./Un tanzt er net in Schlappe,/so is es net mei Hans.”

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Landwirtschaft

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Agrária

Auszeichnung im Saatgutbereich

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Die Saatgutzuchtunternehmen OR Melhoramento und Biotrigo Genética, zwei der bekanntesten Firmen aus dem Bereich Weizensaatgut in Brasilien, verliehen der Genossenschaft Agrária den Titel “Prominenter Saatgutzüchter des Jahres 2010”. Auf einem technischen Seminar, das von beiden Firmen am 20. April im Veranstaltungszentrum der Stadt Passo Fundo durchgeführt wurde, erhielt Robert Moser, Saatgutfachmann der Agrária, im Namen der Genossenschaft die entsprechende Ehrentafel aus den Händen von André Cunha Rosa (Biotrigo) und Ottoni Rose (OR Melhoramento).Damit kennzeichneten beide Saatgutfirmen die Tätigkeiten der Agrária im Bereich Saatgut als beispielhafte Leistung für die Verbesserung des sogenannten industriellen Qualitätsstandards des Weizens und für die gute Vermarktung dieses Produktes. Eine Stärke der Genossenschaft sei – so der Ehrungstext – die Zusammenarbeit mit Forschungsanstalten, die schnelle Einführung neuer Technologien und die hohen Investitionen in eigene Forschungsprogramme.Bei einem Interview betonte Robert Moser, die Auszeichnung sei die Anerkennung der

Arbeit, die die Agrária für die Technologie der Weizenkultur leistet: “Wir gehen von der Forschung bis hin zum Verbraucher”. Der Saatgutfachmann fügte hinzu, die Forschung im Weizenbereich betreibt heute die Agrária in Einklang mit den Endprodukten, die die Genossenschaft in ihrer Weizenmühle erzeugt. Die Arbeit schließt daneben die räumliche Trennung von unterschiedlichen Weizen-Arten bei der Einlagerung ein.Robert Moser hob hervor, seines Erachtens bedeute die von den Saatgutfirmen erwiesene Ehrung an die Agrária, dass es der Genossenschaft schrittweise gelinge, das in ihrer Vision gesetzte Ziel zu erreichen, als nationales Beispiel für Technologie der agroindustriellen Produktion und der genossenschaftlichen Verwaltung angesehen zu werden. “Diese Firmen betrachten die Agrária als ein Beispiel”, erklärte er.In ihrer Saatgut-Abteilung produziert die Agrária seit Jahren durch Forschung und technische Beratung Saatgut für den Anbau verschiedener Kulturen wie Weizen, Braugerste, Hafer und Soja, wobei die Langlebigkeit und das Keimungspotential der Samen als Hauptziel gelten. Das Material entspricht Getreide-Arten, die

sich unter den jeweiligen Boden- und Klimabedingungen der Anbaugebiete der Agrária als produktiv erwiesen. 2009 produzierte die Genossenschaft – allein im Weizenbereich – ca. 5.000 Tonnen Saatgut. Die Weizenproduktion entsprach dann 91.300 Tonnen, mit einer durchschnittlichen Produktivität von 3.100 kg pro Hektar.

Weizenfeld in Entre Rios: Qualität durch Forschung

Robert Moser: “In der Agrária arbeiten Saatgut-Abteilung, Forschung und Weizenmühle für die Qualität des Weizens zusammen”

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Ehrungstafel, die der Agrária übergeben wurde

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Gemeinde

Knackig und frisch:

Gemüse aus eigenem Garten

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In der alten Heimat war er das Herzstück fast jeder Familie im Dorf und so sorgte sich die Hausfrau liebevoll um ihn, den Gemüsegarten, denn es galt zu säen und zu ernten, um die harte Winterzeit unbeschadet zu überstehen. Außer Salz und Zucker gab es ja kaum etwas im Dorf zu kaufen. Kartoffeln, Zwiebeln, Gelbe Rüben, Kohl und anderes wurde im Keller eingelagert, Gurken, Tomaten und Paprika in großen Gläsern eingesäuert. Die alte Jahreszeit konnte kommen, es war vorgesorgt. So wie damals, vor gut 70 Jahren, halten es heute noch so manche Dorfbewohner von Entre Rios, obwohl die Supermärkte inzwischen die schönsten Gemüse- und Obstsorten zu jeder Jahreszeit anbieten: “Früher baute man ganz selbstverständlich selber an”, und so ein Garten war der ganze Stolz der Hausfrau. Doch heute will sich kaum jemand mehr damit abgeben. “Unsereiner ist das gewöhnt und pflanzt selber weiter, denn meine Gelbe Rüben schmecken mir viel besser als die gekauften”, betont Elisabeth Scheschowitsch, 80, aus dem 4. Dorf Socorro. Schon immer hatte sie in ihrem Garten Salat, Gurken, Tomaten, Kraut und Rüben und ist heute noch kräftig dabei, um vor allem den Kindern und Urenkelkindern das gewünschte frische Gemüse auszuteilen. In den letzten beiden Jahren hatte sie aber besonderen “Drusch”: Riesen-Kürbisse zwischen 36 und 40 kg wuchsen unerwartet in ihrem Garten. “Ich habe normalen Samen aus Deutschland angesetzt. Letztes Jahr waren es ein paar wenige riesengroße Früchte. Ich hob aber die Samen von den größten Kürbissen auf und pflanzte sie dieses Jahr”. So kam sie auf bis zu 20 Stück Riesen-Kürbisse und einen Ertrag von fast 800 Kilo. Elisabeth Scheschowitsch dazu: Da ist kein Geheimnis dabei, denn die Früchte sind auf normalem Mist gewachsen und wurden nur einmal gespritzt. Wohin aber mit all den Kürbissen? “Die teile ich an meine Verwandten aus und den Rest gebe ich den Schafen”, lacht sie. Die Hausfrau wundert sich allerdings, dass die Samen aus Deutschland solch einen guten Ertrag brachten.

Adolf Müllerleily war sein Leben lang Bauer, jetzt pflanzt er auf seinem Garten vor allem “Paradeis”- und Paprikasorten

Tomaten und Paprika werden auch oft eingekocht und eingesäuert, damit die Familie das ganze Jahr davon hat

Elisabeth Scheschowitsch erntete dieses Jahr rund 20 Riesen-Kürbisse, die bis zu 40 kg wogen

So ist es auch bei Adolf Müllerleily. Kürbisse pflanzt er zwar nicht an, aber Tomaten, die bis zu einem Kilogramm wiegen, findet man nur bei ihm, nicht auf dem Markt. “Tomaten gibt es im Geschäft, wir bauen “Paradeis” an”, erklärt Müllerleily den feinen Unterschied – die Donauschwaben nennen Tomaten ja bekanntlich “Paradeis”. “Diese Sorten sind aus Europa, der Geschmack ist weit besser”. Auch die Paprikasorten sind nicht die einfachen, wie man sie überall in den Supermärkten bekommt. “Eine Sorte wird Paradeis-Paprika genannt, die sieht wie eine Tomate aus – dicker und schwerer als die gewöhnlichen”, erklärt er und findet: “Dickes Fleisch hat es und ist schmackhafter”. Die Samen der schönsten und gesundesten Stöcke werden von einem Jahr auf das andere aufbewahrt, dann ab August in das Mistbeet gesät und anschließend in den Garten verpflanzt. “So kann man getrost anbauen auch wenn noch Reifnächte zu erwarten sind, da wir die jungen Pflanzen ja schützen können”. Tomaten und Paprika werden ab Dezember reif und dann oft eingekocht und eingesäuert, damit die Familie das ganze Jahr davon hat. “Wir machen es gerne, meine Frau hilft da mit und wir geben es unseren Kindern”. Seit seiner Jugendzeit, als er in den Ansiedlungsjahren nach Entre Rios kam, war Müllerleily immer Bauer. Nun übergab er die schwere Arbeit seinen Söhnen, aber er bebaut seinen

eigenen Garten auch heute noch. “Wenn man nicht aufpasst, dann ist die Krankheit, der Wurm drin und dann ist es vorbei. Man muss die Blätter beobachten und wenn Flecken sind, dann muss man schon etwas unternehmen”, weiß er aus Erfahrung. “Im Garten oder auf dem Feld ist es ja dasselbe: es wächst und man muss nur genau aufpassen”. So wie früher halten es unsere Omas und Opas auch heute, aber eher aus Liebe als des Geldes wegen. “Das kostet alles mehr, als wenn man das Gemüse im Supermarkt kauft. Aber es wächst im eigenen Hof und da geht man hin und holt es einfach”. Sowohl bei Adolf Müllerleily wie auch bei Elisabeth

Scheschowitsch wird normales Gemüse (Grünzeug, Gelbe Rüben, usw.) das ganze Jahr hindurch angebaut. Auch Gurken gibt es zur entsprechenden Jahreszeit. Frau Scheschowitsch

pflanzt nicht nur ihre Riesen-Kürbisse an, sondern pflegt gleichzeitig die

donauschwäbische Tradition durch ihre Rezepte. “Daraus wird hauptsächlich gezogener Kürbisstrudel gemacht, den die Kinder so gerne essen”. Fazit: Oma’s Essen schmeckt immer besonders gut, vor allem aber mit gartenfrischem Obst und Gemüse.

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Kultur

Maibaumfest:neue Attraktion in Entre Rios

Der 1. Mai 2010 kann symbolisch als Anfang einer neuen Epoche für Entre Rios gelten, wenn es um die Pflege donauschwäbischer Tradition und Kultur geht. Zum ersten Mal wurde ein richtiges Maibaumfest gefeiert und mehr als das: die Siedlung erlebte eine rund fünfstündige, sehenswerte kulturelle Veranstaltung mit Auftritten der 22 Kulturgruppen (ca. 300 Musikanten, Sänger und Tänzer), die während dieses Festtages rund 700 donauschwäbische Gäste unterhielten. Dazu wurde typisches Mittagessen angeboten: Schnitzel mit Kartoffelsalat, Knacker mit Sauerkraut, Kaffee, Kuchen, Salzgebäck, heiße Schokolade, Fassbier und allerlei Leckereien. Das Fest wurde nach altbewährtem Stil eines deutschen Maibaumfestes geplant und durchgeführt. Dahinter steckte jedoch weit mehr als einfach eine neue Veranstaltung in die Jahresplanung einzufügen. “Die Kulturstiftung hat sich zum Ziel gesetzt, verloren gegangene Traditionen wieder aufleben zu lassen”, erklärte die Leiterin der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung, Lore Schneiders. “Den Maibaum stellen wir weiter so auf wie

Da staunen die Kleinen vom Kindergarten und singen doch eifrig ihre Lieder

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es immer üblich war. Doch wir wollten jetzt einfach, dass die ganze Siedlung, bzw. auch die älteren Leute und Kinder an dieser Tradition tagsüber teilnehmen können”. Das Programm begann mit dem Umzug des Maibaums, um den Platz der Neuen Heimat, an dem alle Mitglieder und Schüler der Kulturstiftung, wie auch der Kindergarten mitwirkten. Danach wurden die bunt geschmückten Girlanden – die schon vorher angefertigt wurden – am Maibaum befestigt. Zwischendurch fanden die ersten Auftritte mit den Kleinen vom Kindergarten statt. Mehr und mehr kamen Donauschwaben aus allen Dörfern, die das neue Fest genießen wollten. Der blaue Himmel und der relativ warme Tag straften die Schlechtwetterprognose mit Lügen und bald schon mussten neue Tische und Bänke für die Besucher organisiert werden. Vor Mittag war es schon klar: Sonnenschein pur und überraschend großes Interesse- das Maibaumfest sollte nun jedes Jahr gefeiert werden. “Es ist sehr interessant, dass man ein solches Fest veranstaltet. So wurde es noch nie auf der Siedlung gefeiert und es muss nun unbedingt jedes Jahr stattfinden”, meint Rudolf Abt, 66, der die typische Tracht eigens für das Maibaumfest angelegt hatte. “Sonst ziehen wir die Tracht nur zum Fischessen (jährlich im Oktober) an. Schade dass so wenige in Tracht kamen”, meint er dazu. Kurz vor

Mittag stand schließlich der Maibaum und offiziell eröffnete nun der Präsident der Genossenschaft Agrária, Jorge Karl das Maibaumfest 2010: “Wir müssen der Leitung unserer Kulturstiftung gratulieren, die diese Idee ausgearbeitet hat”, sagte Jorge Karl. “In unserer alten Heimat hat man auch den Maibaum aufgestellt und hier wird er ebenfalls immer am letzten Abend des Monats April gestellt. Aber zusätzlich passt es jetzt gut, weil der 1. Mai ein Feiertag ist und die Gemeinde auch Zeit hat, das Fest zu genießen”. Zum guten Gelingen trugen alle Teilnehmer der Kulturstiftung bei. Ein Beispiel: 350 Portionen Schnitzel mit Kartoffelsalat und 250 Portionen Knacker mit Sauerkraut wurden von der Theatergruppe und dem Chor vorbereitet. “Ich bin sehr dafür, dass jeder sich bemüht und wir so ein schönes Fest veranstalten”, meint Chormitglied Ana Milla, 59. Nach dem Maibaumstellen standen dann Mittagessen und Vorführungen auf dem Programm: die Besucher konnten während und nach dem Essen die Darbietungen der Tanzgruppen, Bläser, Gitarrengruppen und Chöre genießen. Auch das Museum war den ganzen Tag geöffnet. Bei den Auftritten während des Nachmittags stand immer das Thema Maibaum im Mittelpunkt. “Seit längerer Zeit hat man nach passenden Liedern geforscht und diese dann kräftig eingeübt”,

Die Mädchen und Burschen haben gute Arbeit geleistet, es ist so weit:Das Maibaumstellen kann endlich beginnen

Der Maibaum steht: Präsident Jorge Karl sorgt für festen Stand und verkeilt den Stamm ganz fachmännisch

Lore Schneiders: “Die Kulturstiftung arbeitet, damit die Gemeinde sich angezogen fühlt, bei solchen Veranstaltungen mitzuwirken”

Rudolf Abt nutzte die Gelegenheit, um die Tracht anzuziehen und so eine donauschwäbische Kultur zu pflegen

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Viviane Schüssler, Präsidentin der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung (zweite von links) mit Vorstandsmitgliedern: Seit längerer Zeit hat man nach Maibaumliedern geforscht und diese dann kräftig eingeübt

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erklärt Viviane Schüssler, Präsidentin der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung und Lore Schneiders betont, in Entre Rios habe es nie zuvor ein Maibaumfest gegeben. Ein neuer Brauch wurde nun mit dem Maibaumfest 2010 eingeführt und soll ab jetzt jährlich gefeiert werden. “Die Kulturstiftung arbeitet viel, damit die Gemeinde sich angezogen fühlt, bei solchen Veranstaltungen mitzumachen” und sie ist ernsthaft dabei, andere Traditionen wieder zum Leben zu erwecken. Dafür braucht man nur eines: eine Gemeinde, die solche Ideen mitträgt. Scheinbar ist das überhaupt kein Problem. “Man kann sich bei der Gemeinde bedanken, dass alle mitmachten und deshalb kommt das Maibaumfest gleich in den Veranstaltungskalender von Entre Rios”, betont auch Präsident Jorge Karl. “Für die Agrária ist dieses Fest ein Teil der Arbeit mit der Kulturstiftung, um Tradition und Kultur der Donauschwaben zu erhalten. Wenn auch noch die Jugendlichen mitziehen, dann vererbt sich das und bleibt für die nächsten Generationen”. Der Maibaum des 1. Dorfes steht, wie in jedem Jahr, bis zum 31. Mai auch in allen anderen Dörfern und während dieser Zeit können die Donauschwaben hinaufsehen auf die geschmückte Baumspitze und dabei stolz sein auf das neu hinzugekommene Maibaumfest, das die donauschwäbischen Traditionen in Entre Rios auch in Zukunft beleben wird.

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...und der Chor für 250 Portionen Knacker mit

Sauerkraut

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Den ganzen Nachmittag gab es Auftritte zu sehen: hier die Kindertanzgruppe

Auch die Bläser tragen zur guten Stimmung bei

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Jede Kulturgruppe half in einer Abteilung mit: Hier sorgte die Theatergruppe für 350 Portionen Schnitzel mit Kartoffelsalat...

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Reise

Pioniere – auch im Tanz

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Als Pioniere der Siedlung Entre Rios, die mit Mut, Ausdauer und Beharrlichkeit eine neue Heimat für sich und ihre Familien in Brasilien aufgebaut haben, könnten sie nun mit Stolz auf ihr Lebenswerk zurückblicken und sich zurücklehnen, denn diese Energieleistung alleine ist schon bewundernswert. Doch nein, die Senioren fühlen sich noch lange nicht alt genug, gründeten vor einem halben Jahr die Senioren-Tanzgruppe und nahmen vor kurzem an dem13. Südamerikanischen Tanzwettbewerb im berühmten Badeort Balneário Camboriú, Bundesland Santa Catarina, mit großem Erfolg teil. Dabei zeigten die

heute noch kräftig”. Insgesamt brachte die Teilnahme am Wettbewerb unseren Senioren ein außergewöhnlich gutes Gefühl, da es für einige ein Traum war, an so einer Veranstaltung teilnehmen zu können. “Ich habe mir schon immer gewünscht, in einer Tanzgruppe dabei zu sein”, erzählt Ilse Jungert. Die fünftägige Reise begann am Dienstag, den 13. April. Die Gruppe fuhr mit dem Omnibus nach Balneário Camboriú. Die große Eröffnung des Wettbewerbs folgte dann am nächsten Tag. Jede teilnehmende Gruppe wurde besonders vorgestellt und die Tänzer kamen aus ganz Südamerika, aus Feuerland, Argentinien, Paraguay, Uruguay, Chile und natürlich waren auch brasilianische Gruppen aus Bundesländer wie Sergipe, Brasília, Mato Grosso do Sul, São Paulo und aus dem Süden Brasiliens anwesend. Die donauschwäbische Mannschaft marschierte nun wie alle anderen mit Fahnen ein und durch das Publikum mit rund 2.000 Zuschauern. Am Abend hatten unsere Tänzer immer noch genügend Energie, um an einem Maskenball teilzunehmen. “Alle waren so schön maskiert, kein einziger blieb sitzen. Alle machten mit und wir haben uns so richtig ausgetobt”, erinnert sich Martin Duhatschek. Tags darauf, am 15. April, ging es richtig los und die

Donauschwaben zeigten ihr ganzes Repertoire. “Es hat alles wunderbar geklappt, alle haben fröhliche Gesichter gemacht und das Publikum war auch begeistert dabei”, erinnert sich Ilse Jungert. “Wir haben am Publikum gesehen, dass es Freude an uns hatte. Wir selbst haben uns so richtig schwungvoll gedreht”. Nachdem jede einzelne der 45 Tanzgruppen aufgetreten war, wurden nun die Gewinner bekannt gegeben. Und die Tänzer aus Entre Rios wurden sofort aufgerufen. “Und als wir den ersten Platz bekamen, waren wir ganz außer uns, da hat es gerappelt und gepfiffen”, erzählt Ilse Jungert. “Sogar geweint haben wir”, ergänzt Duhatschek. Den Teilnehmern wird die erfolgreiche Reise als eine der schönsten Erinnerungen des Lebens im Herzen bleiben. Sie konnten es kaum fassen, dass solch eine Leistung möglich war und stellten klar: das Alter tanzt in diesem Fall kein Lied. “Auf dieser Reise sind wir uns alle näher gekommen, haben Freundschaft geschlossen, das kann man gar nicht in Worte fassen”, ergänzt Duhatschek. In den letzten beiden Tagen der Reise fuhren die Donauschwaben noch mit einem Piratenschiff zu einer Insel, auf der sie ein extra für Senioren veranstaltetes Programm genießen konnten. Am Samstag fand dann die Auswahl des König und der Königin des Wettbewerbs statt – bei der Theresia Brandtner den 2. Platz gewann. Josef Illich war der Repräsentant der Männer. Außerdem wurde die Gruppe auch sehr gelobt, weil so viele Männer mitmachten. “Einen schönen Dank an Clara Fassbinder, die alles organisierte, an Isabela Brandtner, die uns einübte und an unsere Musikanten. Wir waren die einzige Gruppe, die Live-Musik dabei hatte”, schließt Duhatschek. Die Gruppe bedankt sich außerdem bei der Genossenschaft Agrária, die den Omnibus zur Verfügung stellte.

Die Senioren-Tanzgruppe aus Entre Rios eroberte den ersten Platz unter 45 Tanzgruppen aus ganz Latein-Amerika

Auch Tanzen im Sand macht Spaß

Auf dem “König & Königinnen-Wettbewerb” vertraten Theresia Brandtner (2. Platz) und Josef Illich die Senioren-Tanzgruppe von Entre Rios

Pioniere aus Entre Rios vollen Einsatz und Energie und eroberten den ersten Platz unter 45 Tanzgruppen aus ganz Latein-Amerika. Insgesamt brachten die 36 donauschwäbischen Tänzer und Tänzerinnen der Frohen Altenrunde vier Pokale mit nach Hause, und zwar zwei erste Plätze mit den Tänzen “Zora Zori” und “Wenn die Schwaben lustig sind”, einen zweiten Platz bei der “Sternpolka” und Tänzerin Theresia Brandtner gewann auch noch den 2. Platz als Prinzessin bei dem Königinnen-Wettbewerb. “Unsere Gruppe aus Entre Rios war die einzige, die vier Pokale mit heimbringen konnte”, erklärte Herr Martin Duhatschek stolz. “Die Schwaben lassen nicht locker, im Gegenteil: Sie sind

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Hauptthema

Die magische Anziehungskraft von Entre RiosWas ist wohl das Besondere an diesem Ort? Woher kommt das Gefühl, hier zu Hause, daheim, geborgen zu sein? Dasselbe Fleckchen Erde, das Weizen, Mais und Soja wachsen lässt, bekommt immer wieder neuen Samen, sprich Leute aus Nah und Fern, die in Entre Rios ihre Heimat sehen und zweifellos die eigene Zukunft mit der Geschichte und Tradition dieser donauschwäbischen Siedlung untrennbar verbinden möchten. Jugendliche kehren, trotz aller Lockungen der Welt, nach der Ausbildung zurück und tragen so zur Entwicklung der Siedlung durch ihre neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bei. Familien ziehen aus Großstädten in eines der fünf Dörfer und lassen ihre Kinder hier tief verwurzeln. Warum? Zeitschrift Entre Rios ging verschiedenen Lebensgeschichten nach und wollte wissen, ob Entre Rios eine besondere Anziehungskraft auf

seine eigenen und auch “adoptierten” Kinder im Laufe der Jahre entwickelt hat. Die Antwort ist klar und dennoch sind die Gründe dafür sehr unterschiedlich. “Meine Kinder und ich wurden nicht nur einmal von einer Waffe bedroht. Wir brauchten einfach mehr Sicherheit und wollten zudem mehr Zeit, um die ganze Familie zusammenzuhalten. Das fanden wir hier in Entre Rios”, erklärt Krankenhausarzt Dr. Eros Rodrigues, 39. Seit fast sechs Jahren wohnt er nun mit seiner Frau Katia, 39, und den beiden Töchtern Gabriela, 10, und Nathalia, 15, auf der Siedlung. Bis 2004 war das Leben in der Hauptstadt Curitiba reichlich schwierig, stressig und auch einsam. Er musste immer wieder tagelang im Krankenhaus Dienst tun. “Oft besuchten wir ihn, während er “interniert” war”, erzählt Katia, die damals viel weniger Zeit für die Kinder übrig hatte als gewollt.

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Heute fühlt sich Krankenhausarzt Eros mit seiner Familie völlig in die Gemeinschaft integriert, vor allem weil jeder in der Familie das wollte

In Curitiba musste Krankenhausarzt Eros wegen seiner Dienstpflichten oft tagelang auf seine Familie verzichten

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“Sehr oft haben nur Gabriela und ich alleine Mittag gegessen”, erinnert sich Nathalia. Als das Arbeitsangebot kam, wurde nicht lange überlegt. Heute fühlen sie sich in der Gemeinschaft völlig integriert, vor allem weil jeder in der Familie das wollte. Katia singt auf Deutsch im Chor mit. “Ich spreche noch nicht gut Deutsch, aber bemühe mich, die Aussprache richtig zu lernen. Und es wird auch immer leichter”. Gabriela spielt auch Gitarre und Nathalia Klarinette. “Unsere Familie wurde wirklich gut aufgenommen, das freut uns sehr”, meint Katia. So ging es auch Familie Mildenberger, die im Jahre 1997 nach Entre Rios kam und Vater José Luiz, 47, als Bankdirektor mit seiner Frau Cely, 41, und zwei Kindern hierher zog. Cely wurde sofort in der Genossenschaft Agrária angestellt. “Ich kümmerte mich um die Alphabetisierung von jugendlichen und erwachsenen Mitarbeitern der Genossenschaft. Das war für mich eine ausgezeichnete Lehre für das ganze Leben”, ergänzt sie. Obwohl es in seinem Beruf relativ häufig üblich ist, die Stadt zu wechseln, blieb José Luiz 11 Jahre lang Leiter einer Bank in Vitória. Nun musste er sich aber entscheiden: in Entre Rios weiter zu leben oder in die Nachbarstadt Laranjeiras do Sul (rund 110 km entfernt) zu ziehen. Auch wenn er nun jeden Montag früh morgens losfährt und erst Freitagabend wieder zu Hause ist, entschloss sich die Familie endgültig für Entre Rios. “Wir haben uns hier ein Haus gebaut und mir ist es wichtig, dass meine Familie froh und sicher auf der Siedlung lebt”, mein José Luiz. Die Tochter Vivian, 20, besucht zurzeit die Uni in der Stadt Guarapuava und möchte Tierärztin werden. Nie hatte sie größere Schwierigkeiten, Freundschaften zu schließen oder fühlte sich ausgestoßen. Im Gegenteil: Sie hat viele Freunde und genießt die langjährige Teilnahme in der Tanzgruppe, in der sie trotz Studium möglichst weiterhin mitmachen möchte. Und ihre Zukunft? “Wo ich arbeiten werde, weiß ich noch nicht, aber ich möchte mich noch zusätzlich ausbilden und würde gerne hier in Entre Rios meine Zukunft verbringen”, erklärt sie. So sehen

es auch viele Jugendliche aus Entre Rios: Ihr Ziel ist es, nach dem Studium und jahrelanger Trennung von zu Hause, den Traum wahr zu machen, in Entre Rios arbeiten zu können. Es ist nun eine ganz persönliche Entscheidung, ob der Weg in eine offene, unsichere Welt führt oder ob es zurück zu den Wurzeln der eigenen Heimat geht. Nicht wenige haben eine klare und einfache Antwort. “Als ich in der Uni war, dachte ich nicht, dass ich in Entre Rios sofort mein eigenes Büro haben werde. Aber die Sehnsucht zur Familie war entscheidend und heute bin ich frisch verheiratet, arbeite und lebe wie ich es mir gewünscht habe”, erzählt Zahnärztin Silvana Illich Seitz. Die Erfahrung, in einer ganz anderen, hektischen, manchmal schwierigen Welt zu leben als wie von Entre Rios gewohnt, ist eine der zahlreichen Lebenskenntnisse, die junge Donauschwaben von anderen

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Auch wenn José Luiz Mildenberger nun jeden Montag früh morgens zur Nachbarstadt fährt und erst Freitagabend wieder zu Hause ist, entschloss sich die Familie endgültig für Entre Rios

Städten mit nach Hause bringen. “Ich war sehr schüchtern und konnte nicht so leicht neue Freunde finden. So war es sehr schwierig, als ich von zu Hause fortging, um in Curitiba zu studieren”, erzählt die Tierärztin Patrícia Schwarz. Ihre Geschichte ist besonders beispielhaft, denn sie kam erst mit 9 Jahren nach Entre Rios und konnte sich leicht vom hektischen Curitiba an das ruhige Entre Rios umgewöhnen. Umgekehrt fiel es ihr weit schwerer, mit 17 Jahren in die Hauptstadt zurückzukehren, um sich auf die Uni vorzubereiten. “Ich lernte aber meine Familie besser schätzen und kam meiner Schwester Silvia, die mit mir wohnte viel näher”. Das Schicksal führte sie noch weiter (fast 1000 km) von zu Hause fort, nach Mato Grosso. “Ich bekam eine Arbeitsstelle, aber wollte zurück. So eröffnete ich meinen eigenen Petshop”. Das neue Geschäft war für

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Entre Rios vor rund fünf Jahren eine Neuigkeit. “Mit der Zeit bekommt man das Vertrauen der Kunden und es zeigt, dass Donauschwaben, die in Entre Rios arbeiten, genauso gut sind wie die Leute von außerhalb”, ergänzt Patrícia. Wenn es um eine Berufsentscheidung geht, so hatte es das Ehepaar Ana Rita, 37, und Paulo Vier, 36, schon etwas schwerer. In den 90er Jahren kam man nicht so leicht an Informationen wie heutzutage mit dem Internet. “Was mir am meisten gefiel, war zu sehen, wie Häuser gebaut werden. Also entschloss ich mich, Architekt zu werden. Als ich die Aufnahmeprüfung machte, musste ich eine Tasse zeichnen, doch war ich überhaupt nicht begabt dafür. Später fand ich heraus, dass ich eigentlich Bauingenieur sein möchte”. Sowohl Paulo wie auch Ana Rita wohnten im Studentenheim, wo sie sich zwischen einer und der anderen Prüfung “näher” kennenlernten. Als Ana Rita ihr Studium zur Physiotherapeutin beendet hatte, hängte sie ein Auslandsjahr in Österreich an für einen Erweiterungskurs. Trotz Auslandserfahrung und Studium in Curitiba, kam auch Ana Rita nach Entre Rios zurück. Heute hat Paulo sein eigenes Büro und Ana Rita ihre treuen Kunden. “Ich denke, weil wir nach Entre Rios zurückgekommen sind, können wir irgendwie auch zur Entwicklung der Siedlung beitragen”, ergänzt Paulo Vier. “Außerdem haben wir einen 11-jährigen Sohn, der hier sicher und gesund aufwächst”, erläutert Ana Rita.Nun sind die Antworten auf die Anfangsfrage auf verschiedene Weise gegeben: Für Jugendliche, die zur Ausbildung in andere Städte ziehen, ist die Nähe zur Familie und zu den Freunden einer der Schwerpunkte. Auch bringen sie Kenntnisse und Erfahrungen mit nach Hause, die kaum in irgendeiner Schule lernbar sind. “Man wird viel verantwortungsbewusster und muss eigene Entscheidungen treffen und diese

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Silvana Illich Seitz meint zum Leben in einer Großstadt: “Man wird verantwortungsbewusster und muss eigene Entscheidungen treffen und diese Lehre bringt man wieder nach Hause

Die Sehnsucht zur Familie war für Zahnärztin Silvana Illich Seitz entscheidend und heute ist sie frisch verheiratet, arbeitet und lebt auf der Siedlung, wie sie es sich gewünscht hat

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Tierärztin Patrícia Schwarz hat ihre Praxis nun in Entre Rios. Hier bei einer Untersuchung

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Tierärztin Patrícia Schwarz hat in Curitiba studiert, in Mato Grosso einen Arbeitsplatz bekommen und eröffnete schließlich in Vitória ihren eigenen Petshop

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Paulo Vier: “Weil wir hierher zurückgekommen sind, können wir irgendwie auch zur Entwicklung der Siedlung beitragen”

Bauingenieur Paulo Vier bei einem seiner Hausprojekte: in Entre Rios baute er sich seine Existenz auf

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Lehre bringt man wieder nach Hause. Das ist sehr wichtig für unsere Zukunft im Beruf und im Leben insgesamt”, ergänzt Silvana. Die Eltern finden nun auch wieder ihre Ruhe, was die Sicherheit ihrer Kinder anbelangt. “In Curitiba durfte ich kaum aus dem Haus und hier kann ich morgens und abends problemlos herumlaufen”, ergänzt Nathalia. Die eigenen Kinder in einer einmaligen kulturellen Umgebung erziehen zu lassen und die Möglichkeit, eine Fremdsprache wie Deutsch in der Schule zu lernen, schätzen die Eltern sehr. “Obwohl ich schon so lange hier wohne, gefällt es mir immer noch ausgezeichnet, wie Entre Rios die eigenen Sitten und die Kultur pflegt. Das findet man nirgend wo anders”, meint Mildenberger und betont die Gewissheit, sich freundlich aufgenommen zu fühlen. “Curitiba hat tausende Einwohner und man fühlt sich oft alleine. Hier kennen sich die Leute und so hat Einsamkeit kaum eine Chance”, fügt Katia hinzu. Auch die ganz natürlichen Sehenswürdigkeiten von Entre Rios, der Sonnenuntergang hinter den schier endlosen Weizenfeldern, die exotischen Tiere, die zahlreichen Wasserfällen, all dies trägt zum Wohlgefühl bei. Entre Rios hat selbstverständlich auch Nachteile, aber für jeden, der hier aufwächst oder “anwächst”, ist diese Siedlung der beliebteste Ort der Welt zum Leben.

Trotz Auslandserfahrung und Studium in Curitiba, kam Ana Rita Hauth Vier nach Entre Rios zurück

In ihrem Beruf kann Ana Rita den Menschen als

Physiotherapeutinpraktische Hilfe leisten

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Die donauschwäbische Gemeinde von Entre Rios war am vergangenen 15. Mai rund um das Einwanderungsdenkmal auf dem Platz der Neuen Heimat zusammengekommen, um der donauschwäbischen Opfer zu gedenken, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges enteignet und verschleppt wurden oder in Vernichtungslagern ums Leben kamen. Mit dem Vertreibungstag der Donauschwaben erinnerten nun in Entre Rios Pioniere, jüngere Generationen, religiöse Vertreter und Direktoren der Genossenschaft Agrária an ihre unschuldigen Landsleute in einer Zeremonie, zu der die deutsche Gemeinde in Valpovo, Kroatien, alle Donauschwaben aufgerufen hatte. Diese Aktion, so die donauschwäbische Gemeinschaft in Kroatien, verweist auf den 11. Mai 1945, an dem nach Kriegsende Deutsche und Österreicher in Kroatien, die nicht geflüchtet waren, auf Befehl der damaligen Regierung, enteignet und in Vernichtungslager gesperrt wurden. Schon zuvor, durch die AVNOJ-Dekrete vom 21. November 1943, sowie 1944, waren die Donauschwaben zu Volksfeinden erklärt worden. “Die Idee zu dieser Gedenkfeier ist durch eine Einladung der deutschen Gemeinde in Kroatien entstanden, Redaktionsteam

Jorge Karl, Präsident der Genossenschaft Agrária: Es geht darum, dass die jüngeren Generationen auch Wert auf diese Geschichte legen

Sieben Jugendliche trugen je ein Kreuz und formten einen Eingang. Durch diesen wurde der Kranz getragen und anschließend niedergelegt

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Geschichte:

Gedenkstunde zum Vertreibungstag

die in Valpovo am gleichen Tag eine Gedenkstunde veranstaltete”, sagte der Präsident der Agrária, Jorge Karl. “Diese Zeremonie hat zum Hauptzweck, sich an die unschuldigen Opfer zu erinnern, die in Kroatien, Rumänien, Ungarn und Serbien umkamen“, erklärte er und fügte hinzu: “Es geht darum, dass die jüngeren Generationen auch Wert auf diese Geschichte legen”.“Den Deutschen in Jugoslawien wurde die Staatsbürgerschaft aberkannt, ihr Besitz beschlagnahmt und sie wurden all ihrer Rechte beraubt. Sie wurden enteignet, verfolgt, als rechtlos erklärt und waren jeglicher Willkür der hasserfüllten Massen ausgeliefert“, ergänzte Genossenschaftsmitglied Raimund Abt in einer weiteren Gedenkrede. Die Gedenkstunde schloss auch Ehrerweisung und Musik ein: Das Blasorchester und Gesanggruppen der Kulturstiftung spielten und sangen Lieder wie “Es brennt ein Weh” und “Ich hatt’ einen Kameraden”. Hauptpunkt war eine Kranzniederlegung: Sieben Jugendliche trugen je ein Kreuz und gingen den Kranzträgern (zwei Trachtenpaare) voraus und formten einen Eingang. Durch diesen wurde der Kranz getragen und anschließend am Einwanderungsdenkmal niedergelegt. Im Publikum sahen die Pioniere, einige

sehr berührt, dem Programmablauf zu. An das Schicksal der Donauschwaben erinnert die donauschwäbische Gemeinde in Entre Rios seit den Anfangsjahren der Siedlung auch bei den jährlichen Wallfahrten, die weiterhin stattfinden. Damit halten die Pioniere ein Versprechen, das noch in Europa gegeben wurde: Falls es ihnen gelingen würde, ihre Existenz an einem anderen Ort weiterzuführen, würden sie in dieser neuen Heimat eine Kapelle erbauen und jedes Jahr dorthin wallfahren, um in Dankbarkeit für ihr neues Leben einen Gottesdienst abzuhalten.

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Es ist nie zu spät für ein Hobby

Unsere Leute

Er hatte ein Leben lang hart gearbeitet, war als Bauer erfolgreich und beschloss eines Tages, sich zur Ruhe zu setzen. Doch was nun? Die Zeit mit Kartenspiel oder am Fernseher verbringen und sich auf diese Weise einen gemütlichen Lebensabend gönnen? Nein, das kam für Johann Geier, 83, nicht in Frage. Darum suchte er nach einem Hobby, wollte kreativ dabei sein und nebenbei auch etwas Sinnvolles schaffen, das nicht nur ihm selbst Freude bereiten würde.Als ihm also plötzlich genügend Zeit zur Verfügung stand, reifte in ihm ein ganz besonderer, ungewöhnlicher Plan: Einzigartige Brunnen- und Gartenhäuser sollten aus Holz entstehen, ganz alleine von ihm entworfen und natürlich auch selbst gefertigt. “Früher hatte ich keine Zeit dafür, aber als ich damit anfing, wollten alle meine Kinder und Enkelkinder auch ein

von mir selbst gebautes Haus haben”, erinnert sich Geier. Die erste Arbeit entstand jedoch schon vor fast 50 Jahren und steht heute noch in seinem Garten. “Als wir in den 60er Jahren Strom bekamen, montierte ich eine elektrische Pumpe an unseren Brunnen. Das war zuerst nur provisorisch, dann aber baute ich selbst ein schönes Dach darüber”, erklärt er. Vor rund vier Jahren aber, als Geier 79 Jahre alt war, begann er tatkräftig und zielstrebig mit seinem neuen Hobby. Aus einem kleinen, einfachen Hundehaus wurde ein schönes und detailreiches Gartenhaus. Nicht umsonst brauchte der Hobby-Handwerker gute zwei Monate, um alle Einzelheiten perfekt anzufertigen. “Ich sah das Hundehaus und überlegte: Was könnte ich damit anfangen. Dann nahm ich es mit

in meine Werkstatt, um es herzurichten”. Als das erste Haus fertig war, wurden noch weitere sieben im gleichen Stil aufgebaut. Die

Liebe zum Handwerk kam ihm schon in früheren Zeiten.

Auch als Bauer musste immer wieder etwas Nützliches schnell aus Holz gefertigt werden und im Laufe der Jahre wurde daraus ein angenehmer Zeitvertreib. “Wenn man mal alt wird, muss man einfach etwas tun, damit

die Zeit vergeht”, lacht Geier. Auch große Hundehäuser, die in der Praxis eingesetzt wurden, hat Geier gebaut. Was ihm aber am meisten zur Arbeit motivierte war, jedes Haus besser und schöner als das vorige zu entwerfen, so dass keines ganz gleich ausfiel. “Die Kinder und Enkelkinder waren so begeistert und deshalb musste ich mich einfach an die Arbeit machen, bis jedes sein eigenes bekommen hatte”, betont Geier. Die Idee diese Stücke zu verkaufen ging Johann Geier nie durch den Kopf, schon wegen des großen Zeitaufwandes, der ihm diese Häuser abverlangte. “Wenn man berechnete, wie lange man an so einem Stück arbeitet, würde es mir keiner abkaufen”, erklärt Geier lächelnd. “Man muss jedes einzelne Stück mit der Hand zuschneiden, das ist ja schrecklich, wie lange man dafür braucht”. Insgesamt entstanden innerhalb von knapp vier Jahren fünf Brunnen- und acht Gartenhäuser. Geier musste sein Hobby inzwischen leider aus Gesundheitsgründen aufgeben. Aber was war nun, ehrlich gesagt, sein größtes Vergnügen an dieser, seiner Handwerkskunst? “Ich war sehr froh als ich sah, dass meine Kinder und Enkelkinder sich so sehr über meine Arbeit freuten”. Stolz auf so einen Handwerks- und Großvater kann man nun wahrlich immer sein.

Detailvolle Brunnen- und Gartenhäuser schuf Geier im Laufe der letzten vier Jahre

Johann Geier und sein erster selbst gebauter Brunnen

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Johann Geier und sein erster selbst gebauter Brunnen

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Kochkunst

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Ein feierliches familiäres Ereignis bei den Donauschwaben war die Geburt eines Kindes. Zu den Pflichten der Taufpatin gehörte die Versorgung der Wöchnerin mit kräftigem Essen. Die köstlichen Rind- und Hühnersuppen, ausgebackenes Kalb- oder Schweinefleisch, Hendl oder Enten standen abwechselnd auf dem Speiseplan. Süßigkeiten, wie die “Derre Kichle”, rundeten die Mahlzeit ab. “Bei unserer Tomaschanzer Familie Klein war es heilig, dass wenn ein Kind geboren wurde, meine Mutter “Derre Kichle” der frischgebackenen Mutter brachte. Weil dieses Rezept keine Blähungen im Körper hervorruft, sind sie am bekömmlichsten”, erklärt die Hausfrau Eva Klein Reinhofer im Dorf Jordãozinho und ergänzt: “Aber, auch wenn ein Familienmitglied Geburtstag feierte, schenkte unsere Klein-Oma

Zu jeder Geburtstagsfeier ihrer Enkel und Urenkeln backte Klein Oma (links) “Derre Kichl”

‘Derre Kichle’”. Als die Mutter und die älteren Schwestern noch lebten, bekam sie von diesen Derre Kichle zu essen. Später griff sie das alte Rezeptbuch der Mutter auf, um selbst diese Spezialität zu erlernen, und Tante Resi wurde um Rat gefragt.Mit 250 g Mehl, 4 Eidottern, 1 ganzen Ei und einer halb ausgedrückten Zitrone knetet man einen Teig, bis er ganz fest ist. Wenn der Teig klebt, gibt man noch etwas Mehl dazu. Nun werden senkrechte Stücke geschnitten und diese werden drei Mal durch die Nudelmaschine gezogen. Diese Streifen schneidet man in 20-cm-Stücke. In der Mitte jedes der Stückchen wird ein Schlitz ausgerädelt (wie ein Knopfloch) und ein Spitz dort hindurch geschleift. Die “Kichle” werden kurz im heißen Speiseöl frittiert. Mit Zucker bestäuben.Inzwischen hat sich die Küche von Eva

Reinhofer rasch mit Familienmitgliedern gefüllt, die dem unverwechselbaren Geruch der frischgebackenen “Derre Kichle” gefolgt sind. Mittwochs trifft sich die ganze Familie bei der 76-Jährigen, um gemeinsam Mittag zu essen. “Möchte ich den Meinen eine große Freude bereiten, dann serviere ich als Nachspeise “Derre Kichle”, von denen insbesondere meine Tochter Helga und mein Sohn Edi nicht genug bekommen. Sie sind eine donauschwäbische Delikatesse, die in keinem Rezeptbuch fehlen darf.

Zu jeder Geburtstagsfeier ihrer Enkel und Urenkeln

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DonauschwäbischeSüßigkeiten

Ein Hauch, der auf derZunge zergeht: “Derre Kichle”

Teig kneten bis er fest ist

Die Teigstücke zieht Eva Reinhofer drei Mal durch die Nudelmaschine

Die dünnen Teigstreifen in 20-cm-Stücke schneiden, in die Mitte einen Schlitz rädeln und dort einen Spitz hindurch schleifen

Im heißen Öl frittieren die Derre Kichl sehr schnell und strömen einen unverwechselbaren Duft aus

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Panorama

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Maria Keller bestreicht die heiße Fülle auf die Teigblätter

Den Kuchen in Stücke schneiden

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Fotowettbewerb

Naturschauspiel bei der Erntebesonders schöne Fotos entstehen. Das Bild bekam den 2. Platz unter 46 Wettbewerbern die im Laufe des Jahres 2009 der Jury 70 Fotos zusandten. Die Bilder des Fotowettbewerbes wird die Agrária je nach Anlass in Kommunikationsmaterialien wie Jahresbericht, interne Zeitung, Banner und Folders verwenden.

Den Kuchen in Stücke schneiden

Die Zeitschrift Entre Rios stellt auf der Panorama-Seite dieser Ausgabe den 2. Platz des Fotowettbewerbes “Agrária im Fokus” vor, der zum zweiten Mal von der Genossenschaft Agrária ausgeschrieben wurde. Dieses Foto für den Wettbewerb konnte das Mitglied Egon Milla ganz besonders schön einfangen. Egon meint, natürliche Motive wie ein Sonnenuntergang müssten einfach festgehalten werden, da so

Meine Frau Patrícia und ich fuhren extra zur Farm, um Bilder zu machen. Von der großen Menge suchten wir zwei aus. Beide wurden von Patrícia gemacht. Ich war besonders stolz auf sie und muss sagen, dass wir wirklich hofften, einen der ersten drei Preise zu gewinnen. Natürlich waren wir sehr froh, als wir die gute Nachricht bekamen.

Egon Milla: 2. Platz“Naturschönheiten der Region”

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Kurzmeldungen

Am 18. April veranstalteten der Frauenverband von Entre Rios und die Semmelweis-Stiftung im Klubhaus von Samambaia erneut ein Mittagessen zugunsten des Krankenhauses Semmelweis. Dieses Mal wurde “Schweinefleisch à la Entre Rios” serviert, das von Freiwilligen aus der Gemeinde, darunter auch Agraria Mitglieder, zubereitet wurde. 552 Karten konnten verkauft und viele Geld- und Sachspenden entgegengenommen werden. Auch Lose wurden verkauft. Es konnte ein Reingewinn von R$ 19.000 verbucht werden. Dank der Unterstützung vieler Helfer und Spender kam diese beachtliche Summe zusammen, die für die Verbesserung der Krankenstation SUS sowie für andere notwendige Maßnahmen verwendet wird.

Am 14. Mai erreichten die Schülerinnen der Leopoldina-Schule, Stefanie Milla und Morgana Kreuscher den 2. und 3. Platz in der Finalausscheidung des Vorlesewettbewerbs am Goethe-Institut in Curitiba. Insgesamt nahmen vier Schulen aus dem Bundesstaat Paraná teil. Stefanie aus der 7. Klasse und Morgana aus der 8. Klasse hatten sich als interne Siegerinnen der Leopoldina Schule am 7. Mai für den Vorlesewettbewerb qualifiziert. Beide mussten dann zwei Texte vorlesen und wurden von einer Jury für ihre Lesetechnik und Gestaltung bewertet. “An alle Vorleseteilnehmer ein ganz, ganz dickes Lob für euren Einsatz und für all die Mühe und wir erwarten natürlich, dass ihr fleißig weiterlesen werdet!”, ergänzt Lehrerin Irene Mattes, Koordinatorin des Deutschunterrichtes an der Leopoldina-Schule.

Zur Feier ihres 25. Gründungsjahres veranstaltete die Gitarrengruppe der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung am 21. April ein zweistündiges Programm. Zwei Gruppen mit insgesamt 18 Musikanten traten im Kulturzentrum Mathias Leh auf. Zum Schluss versammelten sich frühere Gitarrenspieler und ehrten in einer Würdigung den Musiklehrer und Kapellmeister, Antonio Schneiders. “Die

Gitarrengruppe hat vor 25 Jahren mit Antonio begonnen und wenn es heute noch Gruppen gibt, dann nur dank seiner Tätigkeit”, lobte Musiklehrerin Tania Bona Keller. “Wir möchten alle, die Interesse haben, aus der ganzen Gemeinde und nicht nur Schüler, einladen, an der Gitarrengruppe teilzunehmen”, ergänzte Tania dazu.

Zum 2. Mal wurde das Pioniertreffen im Klubhaus des 5. Dorfes Samambaia, am 25. April veranstaltet. Über 300 Donauschwaben, die als Pioniere vor fast 60 Jahren nach Entre Rios kamen und die heutige Siedlung mit eigenen Händen aufgebaut hatten, waren eingeladen. Das Programm wurde ähnlich wie im letzten Jahr durchgeführt. Der Siedlerchor sang ein Potpourri mit donauschwäbischen Liedern. Danach traten zwei weitere Kulturgruppen der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung auf: die Erwachsenen-Tanzgruppe und, zum ersten Mal, die Seniorentanzgruppe. Danach gab es Kaffee und Kuchen und anschließend spielte die C-Dur-Gruppe den Ball. “Dieses Jahr hatten wir ein Ehrenbuch aufgelegt, in das sich jeder Pionier eintragen konnte”, erklärte die Koordinatorin der Altenrunde, Clara Fassbinder.

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Eine der modernsten Sporthallen des Bundeslandes Paraná wurde am Muttertagfest der Leopoldina-Schule eingeweiht. Nach langen Jahren der Planung konnte nun das Projekt mit Unterstützung der Genossenschaft Agrária realisiert werden, das vor allem den Schülern zugutekommt. Aber auch der Gemeinde steht jetzt ein Bau vom Feinsten zur Verfügung: Tagsüber beleuchtet mit Sonnenlicht und abends mit Flutlicht, geeignet für 350 Zuschauern (inklusive Rollstuhl- Zugang), der Boden überzogen mit einer Spezial- Gummifarbe: Die Sporthalle verfügt über offizielle Maße für Handball, Volleyball und Hallenfußball. Dazu gehören auch eine mobile Basketball-Ausstattung sowie eine elektronische Anzeigetafel. “Alles wurde aus hochwertigem Material gefertigt und kann ab sofort von den Schülern genutzt werden”, betont Telma Leh, die Direktorin der Leopoldina-Schule. Ein zusätzlicher, jedoch nicht bedeckter Sportplatz wird bis zum Vatertag eingeweiht. “Das war ein alter Traum, der nun Wirklichkeit wurde und jetzt den Schülern und der Gemeinde zur Verfügung steht”.

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Änderungen vorbehalten

JULI03. Julifest – Katholische Kirchengemeinde / Katechesezentrum São José Operário03. Feijoada-Essen – Schule Lacerda Werneck03. Musikabend – Jugendcenter05. Beginn der Winterferien – Leopoldina-Schule24. Kulturprogramm “Tag der deutschen Einwanderung” / Donauschwäbisch- Brasilianische Kulturstiftung25. Kegelturnier – Freizeitzentrum Jordãozinho26. Ende der Winterferien – Leopoldina-Schule31. Veranstaltung des Krankenhauses Semmelweis31. Musikabend – Jugendcenter

AUGUST06. Vatertagsfeier – Dorf Vitória07. Vatertagsfeier – Dorf Jordãozinho / Freizeitzentrum Jordãozinho07. Vatertagsfeier – Dorf Cachoeira / Klubhaus Cachoeira07. Vatertagsfeier – Dorf Samambaia / Klubhaus Samambaia07. Musikabend – Jugendcenter08. Vatertagsfeier – 10. Klasse der Leopoldina-Schule14. und 15. Kirchweihfest – Dorf Samambaia21. Kulturprogramm - Donauschwäbisch-Brasilianische Kulturstiftung22. Mittagessen AABER23. bis 27. SIPAT – Agrária / Kulturzentrum Mathias Leh28. Musikabend – Jugendcenter29. Sportfest – Dorfgemeinde Jordãozinho

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Trauermeldung

Nikolaus Schmidt ist am 9. April im Alter von 87 Jahren in Samambaia verstorben. Er wurde am 17. Juni 1922 in Billed, Rumänien, geboren und kam mit dem 4. Transport nach Entre Rios. Seine Ehefrau Margareta ging ihm im Tode 1996 voraus. Es trauern um ihn seine Töchter Edeltraud, Gertrudes (die seinem Tode nach 4 Tagen infolge einer schweren Krankheit folgte), 5 Enkel und 7 Urenkelkinder.

Klara Jung, geb. Keller verstarb am 10. April im Alter von 80 Jahren in Samambaia. Sie ist am 1. Mai 1929 in Tomaschanzi, Slawonien, Jugoslawien, geboren. Kam mit dem 7. Transport nach Entre Rios. Ihr Ehemann Adam ging ihr 1979 im Tode voraus. Sie wird betrauert von ihren Kindern Madalena, Ana Maria und Roland, 7 Enkeln und 1 Urenkelkind.

Gertrudes Elisabeth Scherer, geb. Schmidt ist am 13. April im Alter von 56 Jahren in Jordãozinho gestorben. Sie ist am 5. September 1953 in Samambaia geboren. Es trauern um sie ihr Ehemann Karl, ihre Kinder Ingeborg, Reinhard und Norbert sowie 3 Enkelkinder.

Franz Weicher Sen. ist am 30. April im Alter von 82 Jahren in Vitória verstorben. Er ist am 16. März 1928 in Josipovac, Jugoslawien, geboren und kam mit dem 3. Transport nach Entre Rios. Er wird betrauert von seiner Ehefrau Maria, Kindern Franz und Anna, 5 Enkeln und 5 Urenkelkindern.

Adam Winkler ist am 18. Mai im Alter von 78 Jahren in Vitória verstorben. Er wurde am 24. Dezember 1931 in Lowas, Jugoslawien, geboren und kam mit dem 1. Transport nach Entre Rios. Seine Ehefrau Elisabeth ging ihm im Tode 1974 voraus. Es trauern um ihn seine Kinder Rodolfo, Gerhard, Maria und Monika, 10 Enkel und 7 Urenkelkinder.

Maria Paula Stecher Teixeira verstarb am 3. Juni 2010 im Alter von 12 Jahren in Samambaia. Sie wurde am 24. April 1998 in Samambaia geboren. Es trauern um sie ihre Eltern Hildegard und Paulo sowie ihr Bruder João Vitor.

Durch die Partnerschaft zwischen Radio Entre Rios und der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung konnte in diesem Jahr die neue kulturelle Sendereihe “Schwowische Kulturecke” in das Radio-Programm aufgenommen werden, die am 28. April zum ersten Mal gesendet wurde. Die Jugendtanzgruppe und die Gruppe Nota Livre, mit Unterstützung der Stiftung übernahm dabei die Gestaltung der ersten Ausgabe. Auch wurde die 2. Sendung “Schwowische Kulturecke”, vom Siedlerchor zum Thema “Kirchweihbräuche” produziert und am 2. Juni im deutschsprachigen Programm von Radio Entre Rios ausgestrahlt.

Sechs Schülerinnen aus Entre Rios stellten ihre Gemäldesammlung in der Stadt Guarapuava aus, die im Sesc vom 1. bis zum 15. Mai und anschließend ab 15. Mai im Eingang der Caixa Econômica Federal Bank zu sehen war. Die Gemäldeausstellung entstand bei einem Malkurs, an dem sich Alessa Becker, Bruna Novatzki, Jaqueline Duch, Marlene Keller, Milena Nauy und Natália Stock seit rund einem Jahr beteiligen. Er wird vom Papier-Haus, im 1. Dorf Vitória, veranstaltet.

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