Kapitalmärkte. Commodity Yearbook 2016.
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Kapitalmärkte.Commodity Yearbook 2016.
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Privatkunden
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Institutionelle Kunden
Sales Sparkassen & Regionalbanken: -7565
Sales Banks & Frequent Borrowers: -75670
Sales Asset Manager: -75322
Sales Institutionals: -75291
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Sales Precious Metals/Commodities: -75306
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Solutions Zins-, Währungs- und
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Rohstoff-Team
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Impressum.
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Achim Wittmann, Investment Analyst
Frank Klumpp, Investment Analyst
Thorsten Proettel, Investment Analyst
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E-Mail: [email protected]
Redaktionsschluss: 3.5.2016
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 3
6 Rohstoffe als Assetklasse 71
6.1 Rohstoffperformance 2015 71
6.2 Rohstoffindizes im Überblick 74
6.3 LBBW Rohstoffindizes 77
7 Rohstoffinvestments 83
7.1 Rohstofffonds 83
7.1.1 Überblick 83
7.1.2 LBBW Rohstoffe 1 & 2 86
7.1.3 Physische Edelmetallfonds 92
7.2 Rohstoffzertifikate 100
7.3 Physische Edelmetalle 103
7.4 Rohstoffaktien 106
7.4.1 Ölaktien 106
7.4.2 Stahlaktien 113
Handelbare Rohstoffe bei der LBBW 117
Prognoseüberblick 118
Disclaimer 119
Rating-Chroniken 120
1 Einführung 5
2 Makroökonomisches Umfeld 7
3 Energie 11
3.1 Sektorausblick 11
3.2 Primärenergie 12
3.3 Rohölpreis Brent 16
3.4 Gasoil 28
4 Edelmetalle 30
4.1 Sektorausblick 30
4.2 Gold 31
4.3 Silber 41
4.4 Platin 45
4.5 Palladium 49
5 Basismetalle 52
5.1 Sektorausblick 52
5.2 Aluminium 53
5.3 Kupfer 58
5.4 Nickel 63
5.5 Zink 67
Inhaltsverzeichnis.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
4 LBBW – Commodity Yearbook 2016
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 5
Rohstoffpreise stürzen ab.
Gemessen am Bloomberg Commodity Index (Excess
Return) verbuchten die Preise für Rohstoffe auch im
Jahr 2015 Abschläge. Tatsächlich war damit das fünfte
Jahr in Folge mit rückläufigen Notierungen zu verzeich-
nen. Von Anfang 2011 bis Ende 2015 hat sich der Bloom-
berg Commodity Index (ER) in etwa halbiert. Alleine im
letzten Jahr stand ein Minus von 25 % zu Buche. Damit
notiert die Rohstoffbenchmark wieder in Regionen, die
zuletzt in den Jahren 1998/99 erreicht waren.
Bloomberg Commodity Index (ER) auf sehr tiefem Niveau.
96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 1560
80
100
120
140
160
180
200
220
240
Bloomberg Commodity Index (ER) in USD
60
80
100
120
140
160
180
200
220
240
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Der Blick auf den Verlauf der Bloomberg Subindizes
(ER) zeigt, dass der Rohstoffmarkt im letzten Jahr in
allen Sektoren Preisabschläge zu verzeichnen hatte.
Entwicklung der Bloomberg Subindizes (ER) im Jahr 2015
(indexiert; 1.1.2015 = 100).
JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ50
60
70
80
90
100
110
120
Bloomberg Energy ERBloomberg Agriculture ERBloomberg Indust. Metals ER
Bloomberg Precious Metals ER
50
60
70
80
90
100
110
120
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Allerdings waren die Minuszeichen doch sehr unter-
schiedlich ausgeprägt. Einigermaßen gehalten präsen-
tierten sich die Edelmetalle. Der entsprechende Sub-
index ermäßigte sich im Jahr 2015 um etwa 11 %. Im
Agrarbereich war das Minus mit über 15 % schon etwas
ausgeprägter. Deutlich stärker nach unten ging es für
die Basismetalle. Zum Jahresende standen – 27 % zu
Buche. Die rote Laterne ging jedoch ganz klar an die
Energierohstoffe. Vor allem der heftige Rückgang der
Ölpreise drückte den entsprechenden Subindex im
vergangenen Jahr um rund 39 % nach unten.
Entwicklung Ölpreis seit Anfang 2011.
2011 2012 2013 2014 201520
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
Brent in USD/FassWTI in USD/Fass
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Quo vadis Rohstoffmarkt?
Vor dem Hintergrund der fünfjährigen Baisse am Roh-
stoffmarkt, des niedrigsten Preisniveaus seit 17 Jahren
– gemessen am Bloomberg Commodity Index (ER) –
und eines Ölpreises, der in relativ kurzer Zeit von mehr
als 100 USD/Barrel auf unter 30 USD/Barrel abstürzte,
stellt sich die Frage, ob die Korrektur bei den Rohstoff-
preisen möglicherweise über das Ziel hinausgeschos-
sen ist.
Viele Anbieter haben mit Produktionskürzungen und
Schließungen von Förderprojekten auf das niedrige
Preisniveau reagiert. Während die Rohstoffnachfrage
bei einem Weltwirtschaftswachstum von rund 3 % relativ
stabil bleibt, die Angebotsseite aber tendenziell zurück-
gefahren wird, zeichnen sich bei einigen Rohstoffen be-
1 Einführung.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
6 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Commodity Yearbook 2016.
Antworten auf diese Fragen gibt das Commodity Year-
book 2016. Die vorliegende Publikation bietet eine um-
fangreiche Übersicht über aktuelle Entwicklungen, Zu-
sammenhänge und Trends, welche die Rohstoffmärkte
von Aluminium und Erdgas über Gold, Kupfer und
Nickel bis hin zu Öl, Silber und Zink derzeit bewegen.
Die Studie richtet sich sowohl an Anleger und Inves-
toren, die über ein Engagement in der Assetklasse
Commodities nachdenken, wie auch an Unternehmen,
die sich als Rohstoffverbraucher hohen Rohstoff vola-
tilitäten und zunehmenden Preisrisiken ausgesetzt
sehen.
Der Fokus des Commodity Yearbook 2016 liegt in
der fundamentalen Analyse der einzelnen Rohstoff-
teilmärkte und Rohstoffsektoren sowie dem daraus
abgeleiteten Ausblick auf die kommenden Monate.
Hierzu gehört auch das aktuelle weltwirtschaftliche
Umfeld. Für Anleger werden die wichtigsten Rohstoff-
benchmarks erläutert. Zudem werden Investment-
möglich keiten im Rohstoffbereich von Aktien und
Fonds, über Münzen und Barren bis hin zu Zertifikaten
aufgezeigt. Die Publikation wird durch die Preispro-
gnosen der wichtigsten Commodities von A (wie Alu-
minium) bis Z (wie Zink) abgerundet.
Dr. Frank Schallenberger
reits jetzt kommende Angebotsdefizite ab. So sind
beispielsweise für einige Basismetalle an der LME die
Lagerbestände bereits seit einigen Monaten (teilweise
sogar recht deutlich) rückläufig.
Lagerbestände an der LME (indexiert; 1.10.2015 = 100).
OKT NOV DEZ JAN FEB MAR APR40
50
60
70
80
90
100
110
Laberbestände NickelLagerbestände AluminiumLagerbestände Zink
Lagerbestände Kupfer
40
50
60
70
80
90
100
110
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Auch die Investitionen werden bei vielen Unternehmen,
die mit der Förderung von Rohstoffen zu tun haben,
drastisch zurückgefahren. Exemplarisch kann hier der
Ölriese Chevron genannt werden. Während 2014 das
Investitionsbudget noch bei 40 Mrd. USD lag, dürften
im laufenden Jahr wohl nur noch rund 25 Mrd. USD
investiert werden.
Kann man damit bereits das Ende der vieljährigen
Rohstoffbaisse ausrufen? Und wird mit den zahlreichen
Drosselungen auf der Angebotsseite aktuell nicht be-
reits die Basis für die nächste Rohstoffhausse gelegt?
Sollten sich daher Verbraucher das niedrige Preis-
niveau am Rohstoffmarkt jetzt längerfristig sichern?
Und bestehen damit nicht auch wieder gute Chancen
für Investoren?
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 7
2 Makroökonomisches Umfeld.
den unter niedrigen Rohstoffpreisen; Brasilien hat mit
einem grassierenden Korruptionsskandal zu tun; China
steckt in einer Strukturanpassungsphase fest. Nach-
dem China mittlerweile bei vielen Rohstoffen zu einem
der größten Nachfrager geworden ist, hat die Entwick-
lung im Reich der Mitte naturgemäß einen starken Ein-
fluss auf die Preisbildung an den Rohstoffmärkten.
So drückte etwa zu Jahresbeginn eine Reihe negativer
Konjunkturnachrichten auf die Preise für Basismetalle,
die teilweise nahezu 50 % der globalen Nachfrage auf
sich vereinen. Der Anteil Chinas an der globalen Rohöl-
nachfrage ist zwar mit 12 % deutlich geringer, dennoch
hat das Reich der Mitte inzwischen die USA als größten
Rohölimporteur abgelöst.
Weltmarktanteile Rohstoffe China (in % der globalen Nachfrage).
Alu Blei
Kupf
erZin
k
Nickel
Erdg
asRo
höl
Kohle Gold
Silbe
r
Palla
dium
Platin
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
2000 2005 2010 2015
Quelle: Study Groups, Thomson Reuters, WGC, Silver Institute,
Johnson Mathey, IAI, WBMS, CRU, BP, LBBW Research
Die Befürchtungen um ein »Hard Landing« der Volks-
republik haben sich inzwischen wieder verflüchtigt,
auch weil die Regierung im ersten Halbjahr das alte
Wachstumsmodell reaktiviert hat. Zunächst scheint
diese Vorgehensweise erfolgreich gewesen zu sein:
Chinas Wachstumstempo hat sich dank fiskalischer
und geldpolitischer Stützungsmaßnahmen wie z. B. der
Ausweitung der Kreditvergabe im ersten Quartal 2016
Die Weltwirtschaft ist in den zurückliegenden Jahren
auf einen sehr flach verlaufenden Wachstumspfad ein-
geschwenkt. Unmittelbar nach der jüngsten Finanz-
und Weltwirtschaftskrise, seit 2012, nimmt die Summe
aller rund um den Globus erzeugten Güter und Dienste
pro Jahr lediglich zwischen 3,0 und 3,5 % zu – nicht
weniger, aber auch nicht mehr. Dabei waren in der
Zeit vor der Insolvenz der Investmentbank Lehman
Brothers Werte mit einer Vier oder Fünf vor dem Kom-
ma durchaus üblich. Alles in allem hat sich die »Reise-
geschwindigkeit« der Weltwirtschaft spürbar ermäßigt.
Die LBBW prognostiziert für das laufende Jahr eine Zu-
nahme der Weltproduktion um 3,0 %, für 2017 nur un-
wesentlich höhere 3,1 %.
BIP-Wachstum Welt (in % p. a.).
Entwickelte Volkswirtschaften Schwellenländer
–2
–1
0
1
2
3
4
5
6
–2
–1
0
1
2
3
4
5
6
2005 2006 2007 2008 2009 2010 20122011 2013 2014 2015 2016 (P) 2017 (P)
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Auch für die kommenden Jahre ist davon auszugehen,
dass die Schwellen- und Entwicklungsländer den größ-
ten Beitrag zum Wachstum der Welt leisten. Bei alle-
dem fällt auf, dass dieser Beitrag in den vergangenen
Jahren eingefroren scheint; die »Emerging Markets«
zeichnen sich zwar weiterhin durch eine gegenüber
den Industriestaaten aufholende Entwicklung aus, doch
verläuft der Aufholprozess dieser Tage spürbar verhal-
tener als noch beispielsweise vor einem Jahrzehnt.
Rohstoffexporteure wie Russland oder Venezuela lei-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
8 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Fahrzeugabsatz China.
2011 2012 2013 2014 2015800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
2400
2600
Fahrzeugabsatz China (Monatswerte in Tsd.)Fahrzeugabsatz China (Monatswerte in Tsd., 12-Monats-Durchschnitt)
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
2400
2600
Quelle: Thomson Reuters, EIA, LBBW Research
Neben der chinesischen Konjunktur ist vor allem die
Wirtschaftsentwicklung in den USA ein wichtiger Ein-
flussfaktor auf dem Rohstoffmarkt. Der Jahresbeginn
war auch hier von Rezessionssorgen geprägt und das
erste Quartal dürfte auch tatsächlich vergleichsweise
schwach ausgefallen sein. Allerdings dürfte sich dies
nur um eine kurze Delle handeln, da die jüngsten Kon-
junkturdaten wieder in die richtige Richtung zeigen.
So legte etwa der ISM-Einkaufsmanagerindex für das
Verarbeitende Gewerbe von 49,5 auf 51,8 Punkte im
März zu und markierte damit den dritten Anstieg in
Folge. Außerdem sollten die Belastungen aus dem Öl-
sektor allmählich auslaufen. Zwar dürfte 2016 dort er-
neut von sinkenden Investitionen geprägt sein, dies
schlägt jedoch deutlich weniger ins Kontor als noch im
Vorjahr. Im Gegenteil: Die positive Wirkung, die sich
aus den günstigeren Energiepreisen ergibt, sollte auch
in den USA überwiegen. Den US-Verbraucher erfreuen
die niedrigen Ölpreise in jedem Fall; allein seine Aus-
gaben für Kraftstoffe dürften 2015 um knapp 90 Mrd.
USD (entspricht knapp 0,7 % des persönlich verfügba-
ren Einkommens) niedriger ausgefallen sein als 2014.
Dieser Kaufkraftgewinn dürfte mitursächlich dafür
sein, dass die Stimmung der Verbraucher auf erhöh-
nur geringfügig auf 6,7 % von 6,8 % im vierten Quartal
2015 verringert. Außerdem zeigte die Exporttätigkeit
im März angesichts eines überraschend starken An-
stiegs um gut 11 % Zeichen einer Belebung. Vor diesem
Hintergrund hat auch der Währungsfonds in seiner
April-Revision seine Prognose für das dortige BIP-
Wachstum 2016 leicht von 6,3 % auf 6,5 % angehoben.
Die Regierung behält damit ihr Wachstumsziel von
6,5 bis 7 % im Blick.
BIP-Wachstum China.
96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15–6
–4
–2
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Wachstumsbeitrag KonsumWachstumsbeitrag InvestitionenAußenbeitrag
BIP-Wachstum China (YoY %)
–6
–4
–2
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Über die Diskussion um chinesische Wachstumsraten
sollte man nicht vergessen, dass die Entwicklung im
Reich der Mitte so rasant verlief, dass auf dem mittler-
weile erreichten deutlich höheren Niveau der wirt-
schaftlichen Entwicklung die Volumensänderungen in
absoluten Zahlen immer größer werden. So lag etwa
der Fahrzeugabsatz in China 2005 bei rund 330.000
Fahrzeugen pro Monat. Zuletzt waren es über zwei
Millionen Fahrzeuge.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 9
ifo-Index und BIP-Wachstum Deutschland.
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
80
85
90
95
100
105
110
115
BIP-Wachstum Deutschland real (YoY %)ifo-Geschäftsklima (rechte Skala)
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Für den Euroraum insgesamt haben die Konjunktur-
risiken unterdessen weiter zugenommen. Das Econom-
ic Sentiment ging im März von 103,9 auf 103,0 zurück.
Grund hierfür war u. a. ein deutlicher Rückgang des
Wirtschaftsvertrauens in Italien (von 106,1 auf 104,7)
und in Frankreich (von 103,7 auf 101,9). Die Wachs-
tumsrate des BIP des Euroraums im ersten Quartal
dürfte daher vermutlich in einer ähnlichen Größenord-
nung liegen wie im Schlussquartal 2015 (0,3 %). Für das
Gesamtjahr erwarten wir in der Eurozone einen BIP-Zu-
wachs von 1,5 %.
Alles in allem ein robustes Makrobild, welches sich auf
die Nachfrageseite der einzelnen Rohstoffe übertragen
lässt. Die größten Risiken für diese Entwicklung wur-
den im bisherigen Jahresverlauf vermutlich bereits aus-
reichend diskutiert: Brexit, Trump-Präsidentschaft und
die Konjunkturentwicklung in China. Diese Themen
dürften die Märkte über den Jahresverlauf noch eine
Weile beschäftigen. Auch der Ölpreis ist inzwischen
eher ein Risikofaktor als eine Entlastung – zu hoch ist
die Volatilität inzwischen geworden.
Dr. Thomas Meißner
Frank Klumpp, CFA
tem Niveau verbleibt. Zudem unterstützen die leichte
Beschleunigung der Lohnzuwächse sowie der Anstieg
der Häuserpreise das Wachstum des persönlichen
Verbrauchs. Ein weiterer Stimulus dürfte von der Fis-
kalpolitik ausgehen. Nachdem der Zentralstaat seine
Ausgaben fünf Jahre in Folge gekürzt hat, ist für das
laufende Jahr angesichts bis zuletzt sprudelnder Staats-
einnahmen wieder eine höhere Ausgabebereitschaft zu
erwarten. Per Saldo sehen wir für das Gesamtjahr ein
Wachstumsplus von 2,0 % in den Vereinigten Staaten.
BIP-Wachstum USA (in % p. a.).
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 (P) 2017 (P)
2,5
1,6
2,2
1,5
2,4 2,4
2,0
2,5
-1,0
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
-1,0
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Auch aus Deutschland kamen zuletzt eher gute Nach-
richten. Nach dem dreimaligen Rückgang des ifo-Ge-
schäftsklimas von Dezember bis Februar gab es im
März einen Anstieg von 105,7 auf 106,7 Punkte. Die
Befürchtungen einer deutlichen Konjunkturabschwä-
chung haben damit keine neue Nahrung bekommen.
Zudem war der Jahresauftakt für die Industrie erfreu-
lich. Ein Produktionsplus von über 3 % im ersten Quar-
tal gab es zuletzt im Jahr 2010. Allerdings enttäusch-
ten die Auftragseingänge im Februar, die um 1,2 % im
Vergleich zum Vormonat zurückgegangen waren. Im
Gesamtjahr erwarten wir ein BIP-Plus von 1,7 %, was
nur noch marginal über unserer Erwartung für die
Eurozone liegt.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
10 LBBW – Commodity Yearbook 2016
LBBW Konjunkturprognosen im Überblick (jeweils in % p. a.).
2014 2015 2016e 2017e
Deutschland BIP 0,4 1,4 1,7 1,5
Inflation 0,9 0,3 0,5 2,0
Euroland BIP – 0,2 1,5 1,5 1,3
Inflation 0,4 0,1 0,4 1,5
Großbritannien BIP 2,2 2,2 1,8 2,0
Inflation 2,6 0,0 0,8 1,5
USA BIP 1,5 2,4 2,0 2,5
Inflation 1,6 0,1 1,7 2,9
Japan BIP 1,4 0,8 1,0 0,5
Inflation 2,7 1,0 0,6 1,5
China BIP 7,3 6,8 6,3 6,0
Inflation 2,0 1,6 1,2 1,5
Welt BIP 3,4 3,2 3,0 3,1
Inflation 3,5 2,8 2,5 3,0
Quelle: LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 11
3 Energie.
3.1 Sektorausblick.
Spätestens seit November 2014 dominieren Angebots-
themen die Preisbildung an den Ölmärkten. Saudi-Ara-
bien gab seine Rolle als Swing-Produzent de facto auf,
um keine weiteren Marktanteile an boomende Ölförde-
rer zu verlieren. Der Preis fiel in der Spitze, seit dem
Hoch im Juni 2014, um über 70 %. Zu Jahresbeginn 2016
drückten Konjunktursorgen zusätzlich auf die Preise.
Die Belastungen wurden für die ölexportierenden Staa-
ten offenbar zu groß, als die Preise unter die 30-Dollar-
Marke fielen. Im Februar des Jahres begannen daher
die führenden Ölförderländer, vor allem Saudi-Arabien
und Russland, über koordinierte Förderbegrenzungen
der OPEC mit Nicht-OPEC-Staaten zu sprechen. Eben-
falls in Doha wurden die Gespräche am 17. April fortge-
setzt. Entgegen der Erwartungen vieler Marktteilneh-
mer konnten sich die Förderländer nicht auf einen
»Supply-Freeze« einigen. Saudi-Arabien, das den Deal
letztlich platzen ließ, setzt damit seine expansive Stra-
tegie fort. Ein Ausgleich der Marktbalance rückt auch
ohne fremde Hilfe in Reichweite, da die tieferen Preise
allmählich ihre zyklische Wirkung entfalten: Während
2015 das Jahr der Nachfragereaktion war, dürfte 2016
das Jahr der Angebotsanpassungen sein. So richtet sich
der Blick wöchentlich auf die US-Produktionsdaten der
EIA. Im Jahresverlauf 2015 überraschte die US-Schie-
ferölindustrie noch mit robusten Produktionsdaten,
zuletzt kam die Förderung jedoch stärker unter Druck
und die tägliche Menge fiel erstmals seit 2014 unter
die Marke von 9 mbpd. Dieser Trend sollte sich auch
im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Bei Preisen über
50 USD/bbl besteht jedoch bereits wieder Korrekturpo-
tenzial: Zum einen dürfte die Schieferölindustrie ange-
sichts der reduzierten Break-even-Preise auch schnell
die Produktion ausweiten können, zum anderen steckt
viel Spekulation im Markt. Die Ölpreise dürften daher
bis zum Jahresende eher seitwärts tendieren. Lang-
fristig ist angesichts der ausbleibenden Investitionen
jedoch die Saat für stärker steigende Preise bereitet.
Frank Klumpp, CFA
Ölpreis Brent (in USD/bbl).
2014 2015 201620
30
40
50
60
70
8090
100110120
Ölpreis Brent (in USD/Barrel)
20
30
40
50
60
70
8090
100110120
Lagerbestände und Ölproduktion USA.
2014 2015 20168.00
8.20
8.40
8.60
8.80
9.00
9.20
9.40
9.60
9.80
10.00
340
360
380
400
420
440
460
480
500
520
540
US-Ölproduktion (in Mio. Barrel pro Tag)US-Lagerbestände Rohöl landesweit (in mb; rechte Skala)
Net Assets US Oil Fund und Ölpreis
2011 2012 2013 2014 20150
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
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40
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70
80
90
100
110
120
Net Assets US Oil Fund ETF (in Mio. USD)Ölpreis WTI (in USD/Barrel; rechte Skala)
Ölproduktion OPEC und Russland (in mbpd).
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
9.0
9.5
10.0
10.5
11.0
11.5
12.0
12.5
13.0
13.5
14.0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016Ölproduktion OPEC (in mbpd, ab Dez. 2016 inkl. Indonesien)Ölproduktion Russland
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Quelle: EIA, Thomson Reuters, LBBW Research
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
12 LBBW – Commodity Yearbook 2016
3.2 Primärenergie.
Globaler Primärenergiemix je Dekade, 1800 – 2040.
0
10
20
30
40
60
80
100
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70
50
0
10
20
30
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50
1800
1810
1820
1830
1840
1850
1860
1870
1880
1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2020
20302040
Biomasse Kohle Öl Gas Wasser Nuklearsonstige erneuerbare Energien
Quelle: Vaclav Smil, Energy Transitions (1800 – 1960);
Exxon (1960 – 2040)
Längerfristig, mit einem Horizont von 20 – 30 Jahren,
könnte sich der energetische Mix bestenfalls moderat
verschieben. Hierüber geben eine Reihe von Studien
Aufschluss, die regelmäßig, üblicherweise in jährlichem
Rhythmus, von IEA, OPEC, EIA, BP und Exxon veröffent-
licht wurden und diesen Zeithorizont umfassen.
BP Energy Outlook.
BP geht von einem Primärenergiewachstum von
12,9 Mrd. Tonnen Öläquivalent (toe) im Jahr 2014 auf
17,3 Mrd. toe (1,4 % p. a.) im Jahr 2035 aus. Die Annah-
me hierbei ist ein globales jährliches BIP-Wachstum
von 3,5 % in Verbindung mit einer Verbesserung der
Energieintensität von rund 2,1 % p. a. Dabei dürfte Öl
weiter an Bedeutung verlieren. Preisentwicklungen, po-
litische Maßnahmen sowie neue Technologien in Ver-
brauch und Produktion treiben die Verschiebung vor-
an, die den Anteil von Öl um knapp 3 Prozentpunkte
sinken lassen dürfte. Im Vergleich zum letzten Report
senkte BP seine Erwartungen hinsichtlich des Primär-
energiewachstums um 150 Mio. Tonnen per 2035 –
was vordergründig viel erscheint (und BP selbst auch
als große Revision im Vergleich zu bisherigen Anpas-
sungen bezeichnet), aber am jährlichen Wachstum nur
wenig ändert. Schon im Vorjahr wurde der Bedarf 2035
um über 100 Mt nach unten revidiert. Eine größere Re-
vision erfolgte bei Kohle – nun wird 2035 ein um 6 %
»Peak Oil«, »das Ende des Ölzeitalters«, »Erneuerbare
Energien« – solche Schlagzeilen deuten darauf hin,
dass die Zeit fossiler Brennstoffe bald zu Ende sein
könnte. Derzeit ist eine rasche Abkehr von Öl, Gas und
Kohle nicht in Sicht, diese Rohstoffe machen aktuell
rund 86 % des Primärenergieverbrauchs aus. Mit einem
Anteil von 33 % hat Rohöl deutlich vor Kohle (30 %) und
Erdgas (23,7 %) immer noch den größten Anteil am
weltweiten Energieverbrauch (Quelle: BP, Statistical
Review June 2015, Daten 2014). Öl hat nun bereits seit
15 Jahren in Folge im Energiemix Marktanteile verloren,
wenn auch nur leicht.
Globaler Primärenergiemix seit 1965 (in Mio. toe).
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
14.000
1965
1967
1969
1971
1973
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1985
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
200120
0320
0520
0720
0920
11201
3
Öl Gas Kohle Nuklear Hydro Weitere Erneuerbare
Quelle: BP Statistical Review June 2015
Revolutionäre Veränderungen im Energiemix sind
ohnehin keine Frage von Jahren oder Jahrzehnten,
sondern eher von Jahrhunderten. So haben fossile
Brennstoffe, vor allem Öl, um 1890 Biomasse als Haupt
energieträger abgelöst, was sie bis heute sind. Für die
Mehrheit unserer Leserschaft dürfte sich daran zu ih-
ren Lebzeiten nichts ändern. Benzin- und Dieselmoto-
ren sowie Gas- und Dampfturbinen dürften ihre globale
Marktführerschaft in Transport und Stromerzeugung
noch eine Weile innehaben.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 13
Energieintensität: Energieverbrauch in Tonnen Öläquivalent
pro 1.000 USD Bruttoinlandsprodukt.
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
1820 1840 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2200USA Welt China Indien EU Afrika GB Japan Russland
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
Quelle: Economic Development and the Demand for Energy: A Histo-
rical Perspective on the Next 20 Years; Christof Rühl, Paul Appleby,
Julian Fennema, Alexander Naumov, Mark Schaffer (alle Daten bis
1960; GB, FSU; JAP total); BP Energy Outlook (übrige Daten).
Diese historischen Erfahrungen lassen laut BP darauf
schließen, dass sich die Energieintensität weltweit von
1990 bis zum Jahr 2035 mehr als halbieren dürfte.
Zwischen 2014 und 2035, dem Prognosehorizont des
BP Outlooks, bedeutet dies eine jährliche Effizienzstei-
gerung von 2,1 %. Dabei konvergieren die einzelnen
Regionen stark, d. h. sowohl Schwellenländer als auch
Industriestaaten folgen dem Pfad der sich stetig ver-
bessernden Energieintensität. Es ist eine Folge ökono-
mischen Handelns und des globalen Wettbewerbs,
dass der effizienteste Einsatz von Energie gefördert
wird. Dies führt naturgemäß nicht immer zum CO2-
freundlichsten Energiemix, weshalb die CO2-Intensität
(die Menge an ausgestoßenem CO2 pro BIP-Einheit)
sich zwar ebenfalls verbessert, jedoch vor allem dank
der verbesserten Energieintensität und nur marginal
wegen eines klimafreundlicheren Energiemix. Die
Nachfrage nach Energie steigt um knapp 1,4 % p. a. bis
2035 – hier sind die Einsparmaßnahmen von 2,1 %
bereits berücksichtigt. Der veränderte Energiemix
schlägt nur mit 0,5 % p. a. zu Buche, sodass nach
Einschätzung von BP die CO2-Emissionen bis 2035 mit
0,9 % p. a. (Erwartung Vorjahr Feb. 2015: 1,0 % p. a.)
ansteigen, was die Klimaschutzziele weit verfehlt. Das
viel zitierte »2-Grad-Ziel«, also die Beschränkung der
tieferer Kohlebedarf veranschlagt als noch im Vorjahr.
Ein deut lich größerer Anteil als noch im Outlook 2014
wird für Erneuerbare Energien gesehen – hier werden
180 Mt mehr als noch im Vorjahr erwartet. Damit wur-
de der Anteil Erneuerbarer Energien bereits das fünfte
Jahr in Folge nach oben revidiert.
Anteil Verbrauch Primärenergie global.
1990 2014 2035 (Stand Feb. 2015)
2035 (Stand Feb. 2016)
Öl * 39,0 % 32,6 % 29,0 % 29,6 %
Gas 21,8 % 23,7 % 26,1 % 25,6 %
Kohle 27,2 % 30,0 % 26,2 % 24,7 %
Nuklear 5,6 % 4,4 % 4,8 % 5,0 %
Wasserkraft 6,0 % 6,8 % 7,2 % 7,4 %
Erneuerbare 0,3 % 2,5 % 6,8 % 7,9 %
* Öl inkl. Biofuels; Quelle: BP
BP widmet der Veränderung der Energieintensität – der
Energie, die für eine BIP-Einheit aufgewendet wird und
entsprechend der historischen Erfahrungswerte künf-
tig erwartet werden dürfte – in der Top-Down-Daten-
erhebung einen größeren Teil des Outlooks. Ergän-
zend zur jährlichen Veröffentlichung des »Energy
Outlook« hatte der damalige Chefökonom Christof
Rühl bereits 2012 gemeinsam mit weiteren Autoren ein
Paper unter dem Titel »Economic Development and the
Demand for Energy: A Historical Perspective on the
Next 20 Years« publiziert, das sich diesem Thema wid-
mete. Demnach hat die Energieintensität im Zeitablauf
die Form einer Glockenkurve, deren Verlauf und Höhe
des Energieintensitäts-Maximums vor allem von vier
verschiedenen Faktoren erklärt werden kann: Pfad der
Entwicklung einer Volkswirtschaft (Energieintensität in
Abhängigkeit des Industrieanteils); Technologie (Effizi-
enzgewinne durch technologische Innovationen wie
spritsparende Fahrzeuge, energieoptimierte Neubau-
ten, effizientere Kraftwerke); Besitz von Rohstoffvor-
kommen (Importeure sind tendenziell sparsamer) und
das ökonomische System (zentral verwaltete Volkswirt-
schaften tendieren zu höherer Energieintensität).
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
14 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Gründe:
(1) China, größter Produzent und Verbraucher, ver-
zeichnete einen unerwarteten Rückgang in der Kohle-
nachfrage und
(2) die USA setzt auf andere Energieträger (u. a. Coal-
to-Gas-Switch). Gas wird 2040 knapp 28 % einnehmen,
Öl und Kohle jeweils knapp 25 %. Erneuerbare Energien
wachsen weiter stark, die OPEC sieht deren Anteil (ex
Hydro) 2040 bei 4,3 %. In absoluten Zahlen betrachtet
steigt Öl um 18 mbpd auf 109,8 mbpd. Bezüglich der
geplanten Förderprojekte hat die OPEC im Vergleich
zum letzten WOO ihre Zahl revidiert von einem Anstieg
um 8,3 mb/d (2014 – 2040) auf 7,1 mb/d. (2015 – 2040).
Grund hierfür ist vor allem der niedrige Ölpreis, der zu
einer Einstellung bzw. Verzögerung geplanter Ölförde-
rungsprojekte führte.
Exxon.
Exxon hat in seinem Outlook 2016 das Basisjahr auf
2014 (bisher: 2010) verschoben. Die Annahmen zum
globalen BIP-Wachstum wurden leicht auf 2,9 % p. a.
revidiert (bisher: 3 % p. a.). Dementsprechend moderat
fällt das Wachstum der Primärenergienachfrage aus:
Ein Zuwachs von 26 % über den ganzen betrachteten
Zeitraum 2014 bis 2040 bedeutet ein jährliches Plus
von 0,9 % – der Konzern ist damit deutlich vorsichtiger
als etwa BP. Öl bleibt mit einem Plus von 0,7 % p. a.
weiterhin an der Spitze des Energiemix mit einem An-
teil von 32 % (2040). Gründe für die anhaltende Bedeu-
tung von Rohöl ist vor allem die wachsende Nachfrage
aus dem Transportsektor. Kohle muss seinen zweiten
Platz an Erdgas abgeben. Der Kohleverbrauch dürfte
demnach zwar weiterhin ansteigen und 2025 seinen
Höhepunkt erreichen, im jährlichen Schnitt aber um
0,2 % sinken.
globalen Erwärmung um max. 2 Grad im Vergleich
zum Beginn der Industrialisierung kann etwa gemäß
eines Szenarios der IEA nur erreicht werden, wenn die
globalen CO2-Emissionen zwischen 2009 und 2050
halbiert werden. Um die Emissionen entsprechend zu
senken, sind umfangreiche Maßnahmen notwendig.
Neben Maßnahmen zur Verbesserung der Energie-
effizienz sind hier vor allem Coal-to-Gas-Switch,
Carbon Capture, ein höherer Anteil an Erneuerbaren
Energien sowie Kernenergie am Energiemix zu nennen.
Letztlich ist die Frage, ob diese genannten Möglich-
keiten auch umgesetzt werden, eine Frage des Preises
bzw. der Rentabilität der Investitionsprojekte – und
natürlich auch der politischen Durchsetzbarkeit (Kern-
energie). Will man diese Preisanreize nicht dem Zufall
(bzw. den Marktkräften und damit den relativen Markt-
preisen von Gas, Kohle, Öl, Erneuerbaren Energien
etc.) überlassen, schlägt BP »a meaningful global car-
bon price« vor, der die richtigen klimafreundlichen
Anreize für Investmententscheidungen im Energiesek-
tor setzen soll und »the most efficient mechanism« zur
Erreichung z. B. des 2-Grad-Klimaschutzziels wäre.
OPEC World Oil Outlook.
Die OPEC hat ihre durchschnittlich erwartete Wachs-
tumsrate für die Weltwirtschaft im Langfristszenario
(2040) weiterhin bei 3,5 % p. a. belassen. Die globale
Energienachfrage wird wohl um 47 % ansteigen, pro
Jahr etwa 1,5 %. In absoluten Zahlen werden dies im Jahr
2040 rund 399 mboe (letzter WOO 2014: 410,2 mboe)
sein. Fossile Brennstoffe werden demnach weiterhin
mit einem Anteil von 78 % dominieren. Die größte Än-
derung im Vergleich zum letzten WOO liegt in der Zu-
sammensetzung des Energiemix. Im Vorjahr sah die
OPEC noch Gas und Kohle als führende Energieträger,
nun geht aber auch das Kartell von einem Rückgang
beim Kohleanteil aus.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 15
Treibhausgasemissionen jedoch abnehmen, werden sie
bis 2030 noch ansteigen. 2040 wären die CO2-
Emissionen nur 10 % höher als das 2014 der Fall ist.
Dabei dürften die OECD-Länder den Ausstoß um etwa
20 % reduzieren, während dieser in Nicht-OECD-Län-
dern um ca. ein Drittel zunehmen wird. Europa wird
hierbei die am geringsten CO2-intensive Region sein.
Nach Meinung des Konzerns böte ein offener Markt
mit entsprechender Konkurrenz mehr Lösungsmöglich-
keiten zur CO2-Reduktion als Subventionen in kostenin-
tensive Technologien.
Frank Klumpp, CFA
Kohle dürfte demnach 2040 einen Energiemixanteil
von nur noch 20 % (2014: 25 %) haben. Erdgas ist der
am schnellsten wachsende Energieträger mit 1,6 % p. a.
und einem prognostizierten Marktanteil von 26 %.
Damit wird Gas voraussichtlich 40 % des im Untersu-
chungszeitraum zusätzlich anfallenden Energiebedarfs
decken. Öl, Gas und Kohle werden zusammen knapp
80 % der globalen Energienachfrage bedienen. Bezüg-
lich der CO2-Emissionen ist Exxon optimistisch ge-
stimmt: Das Unternehmen geht von einer Halbierung
der Emissionsintensität in 2040 aus. Ehe die jährlichen
Mittelfristausblicke im Vergleich.
BP Energy
Outlook
OPEC World
Oil Outlook
Exxon
Zeithorizont 2035 2040 2040
Veröffentlichung Feb. 2016 Okt. 2015 Jan. 2016
BIP-Wachstum global in % p. a. 3,5 % 3,5 % 2,9 %
Primärenergiewachstum in % p. a. 1,4 % 1,5 % 0,9 %
Veränderung der Energieintensität/»Energieeinsparungen« in % p. a. – 2,1 % – 2,0 % – 2,0 %
Anteil am Primärenergiemix in %
Öl 29,6 % 25,2 % 32,0 %
Gas 24,7 % 24,6 % 20,0 %
Kohle 25,6 % 27,9 % 26,0 %
Kernkraft 5,0 % 5,9 % 8,0 %
Wasserkraft 7,4 % 2,5 % 3,0 %
Erneuerbare Energien 7,9 % 4,3 % 4,0 %
Biomasse 9,5 % 8,0 %
Ölnachfrage (in mbpd) 112 109,8 112
Die prozentualen Angaben zum Primärenergiemix wurden ohne Adjustierung so aus den angegebenen Quellen übernommen. Dabei unter-
scheidet sich etwa die BP-Sichtweise dadurch, dass Biomasse (vor allem zum Heizen und Kochen verwendete Brennstoffe, aber auch Bio-
massekraftwerke) zwar ein Primärenergieträger ist, jedoch nicht statistisch erfasst wird. Der niedrige Primäranteil der OPEC im Falle von
Rohöl ist neben vorsichtiger Erwartung auch auf die Definition zurückzuführen. BP und Exxon zählen Biokraftstoffe (globaler Anteil 2014:
ca. 0,5 %; 2040 ca. 0,8 %; Quelle: BP) statistisch zum Primärenergieträger Öl.
Quelle: Exxon, OPEC, BP
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
16 LBBW – Commodity Yearbook 2016
3.3 Rohölpreis Brent.
OPEC offizielle Fördermenge und Output.
84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 1412
14
16
18
20
22
24
26
28
30
32
34
OPEC Ölproduktion (in mbpd, Quartalsdaten, IEA)OPEC offizielle Fördermenge bzw. Förderquote (in mbpd)
12
14
16
18
20
22
24
26
28
30
32
34
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Die OPEC, allen voran Saudi-Arabien, wollte also ihre
Strategie weiter fortsetzen und »unkonventionelle«
Ölförderer wie Ölsande in Kanada, Förderstätten in der
Arktis, aber vor allem US-Schieferöl aus dem Markt
drängen, das sich 2015 robuster als erwartet erwies;
die gesamte US-Ölförderung beträgt nach wie vor über
9 Mio. Barrel pro Tag (mbpd). Als der Ölpreis im An-
schluss an das OPEC-Treffen seine Talfahrt fortsetzte,
wurden offenbar die Belastungen für die Staatshaus-
halte zu groß und Gesprächen zwischen OPEC und
Nicht-OPEC-Staaten wurde der Boden bereitet. Die Dis-
kussion um mögliche Förderbegrenzungen bestimmt
seit dem 14. Februar das Geschehen an den Ölmärk-
ten, als die Energieminister Russlands und Saudi-
Arabiens in Doha, Qatar, in erste Verhandlungen ein-
traten.
Hohe Belastungen für die Ölförderländer.
Für die Golfstaaten sowie weitere OPEC-Staaten aus
Nahost und Afrika (Iran, Irak, Algerien) hatte der IWF
in einem Regional Economic Outlook im Oktober 2015
u. a. die Staatshaushalte untersucht. Hier war – neben
dem Break-even-Ölpreisen – besonders von Interesse:
Der »fiskalische Puffer«, also wie lange es dauert, bis
bei konstantem Primärsaldo, mit (inzwischen optimisti-
schen) 50-USD/bbl kalkulierten Einnahmen aus Ölge-
schäften und ohne Neuaufnahme von Schulden das
Bruttovermögen der jeweiligen Staaten aufgebraucht
ist. Für Saudi-Arabien dauert es demnach fünf Jahre,
Rückblick: OPEC weiter expansiv.
Nach dem OPEC-Meeting im November 2014 wurde
klar, dass das Kartell nun eine expansive Förderpolitik
einschlagen würde und andere »ineffiziente« Produ-
zenten außerhalb des Kartells aus dem Markt drängen
möchte. Das Jahr 2015 war weiter von diesem preis-
drückenden Überangebot an den Ölmärkten geprägt.
Ölpreis Brent (in USD/bbl).
2014 2015 201620
30
40
50
60
70
8090
100110120
Ölpreis Brent (in USD/Barrel)
20
30
40
50
60
70
8090
100110120
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Zwar keimte zwischenzeitlich Hoffnung auf, wonach
sich das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nach-
frage bald ausgleichen sollte. Dies erwies sich jedoch
als verfrüht. Im OPEC-Meeting Dezember 2015 wurde
die expansive Strategie fortgesetzt. Man konnte sich
nicht einmal auf eine offizielle Fördermenge einigen;
damit wurde die Marke von 30 mbpd nicht mehr ge-
nannt. Die Wiederaufnahme von Indonesien in die
OPEC zum Zeitpunkt des OPEC-Treffens dürfte die
Einigung auf eine konkrete Fördermenge zusätzlich er-
schwert haben. Die im Vorfeld des Meetings geäußer-
ten Spekulationen um eine Einigung zwischen OPEC
und Russland um eine konzertierte Förderbegrenzung
erwiesen sich ebenfalls als verfrüht.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 17
Saudi Riyal/USD Terminkurs und OPEC Basket.
2015 20163.70
3.75
3.80
3.85
3.90
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
Saudi Riyal zu US/Dollar (Forward-Wechselkurs 1 Jahr)OPEC-Basketpreis in (USD/Barrel; rechte Skala)
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Als möglicher Stolperstein in Verhandlungen um Förder-
kürzungen zwischen OPEC und Non-OPEC wird stets
Iran genannt. Im Atomstreit erzielte das Land mit
der Sechsergruppe am 14.7.2015 eine historische Eini-
gung. Nachdem Iran seine Verpflichtungen erfüllt hat-
te, war der Weg für ein Ende der Sanktionen im Januar
2016 frei.
Ölproduktion Iran und Irak.
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Ölproduktion Irak (in Tsd. Barrel pro Tag)Ölproduktion Iran (in Tsd. Barrel pro Tag; rechte Skala)
2000
2500
3000
3500
4000
4500
5000
2000
2500
3000
3500
4000
4500
5000
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Nun kehrt Iran an die Märkte zurück und fährt seine
Ölförderung sukzessive hoch. Aussagen des iranischen
Ölministers Zanganeh zufolge könne man die Förde-
rung schnell um 500.000 bpd anheben. Dieses Kurz-
fristziel wurde zunächst verfehlt, im ersten Quartal
bis die Vermögenswerte des Staates auf gezehrt sind.
In einigen Exportländern außerhalb der Golfregion ist
der Druck viel höher, insbesondere in Venezuela. Auch
in Mexiko käme die angestrebte Liberalisierung des Öl-
markts in Gefahr, sofern sich der Ölpreis nicht wieder
erholen sollte.
Fiskalischer Break-even Golfstaaten und Puffer.
Qatar
Kuweit VA
EIra
kIra
nOman
Algerie
n
Saud
i-Ara
bien
Bahr
ein0
20
40
60
80
100
120
0
10
5
Fiskalischer Puffer (in Jahren; rechte Skala)Fiskalischer Break-even 2015 (in USD/Barrel)
15
20
25
30
35
40
Quelle: IWF Regional Economic Outlook Middle East and Central
Asia Oktober 2015, LBBW Research
Vor diesem Hintergrund geriet die saudische Währung
zwischenzeitlich unter Abwertungsdruck: Es wurde
spekuliert, dass die 30 Jahre währende Dollarbindung
in Gefahr geraten könnte; der Devisenterminkurs in
12 Monaten erreichte Rekordniveaus. Inzwischen sind
diese Spekulationen wieder abgeebbt; zum einen, weil
sich der Ölpreis wieder kräftig erholt, und zum ande-
ren, weil Saudi-Arabien zuletzt betonte, zunächst an
anderen Stellschrauben, etwa der Privatisierung der
staatlichen Ölfördergesellschaft Saudi Aramco, zu dre-
hen. Anfang April konkretisierte der zweite Kronprinz
Muhammad Bin Salman al Saud diese Pläne: Demnach
wird Saudi Aramco kommendes Jahr, spätestens aber
im Jahr 2018, an die Börse gebracht. Geplant ist die
Privatisierung von weniger als 5 %, wobei sowohl Ak-
tien der Muttergesellschaft als auch Anteile an einer
Reihe von Tochtergesellschaften privaten Investoren
zum Kauf angeboten werden sollen.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
18 LBBW – Commodity Yearbook 2016
ministers Novak zwischen 5 und 15 USD/bbl liegen,
dürfte die Förderung bestehender Projekte selbst bei
tieferen Preisniveaus weiterlaufen. Die Förderung läuft
derzeit auf Hochtouren: Im Gesamtjahr 2015 dürfte
laut IEA ein Förderplus von 150.000 bpd erzielt wor-
den sein. Zuletzt, im März 2016, erreichte Russland
gar einen 30-jährigen Förderrekord. Eine Beteiligung
Russlands in einer koordinierten Förderbegrenzung
würde daher einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu
einer ausgeglichenen Marktbalance bilden.
Preis Uralsib (in USD/Barrel und Rubel/Barrel).
2014 2015 201620
30
40
50
60
70
80
90
100
110
Ölpreis Uralsib (in Russischer Rubel/Barrel, indexiert 1.1.2014)Ölpreis Uralsib (in USD/bbl, indexiert 1.1.2014)
20
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100
110
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
US-Schieferöl robuster als erwartet.
Ziel der expansiven Strategie der OPEC: Unkonventio-
nelles, ineffizient produziertes Öl, allen voran US-
Schieferöl. Dank innovativer Fracking-Technologie
konnte die Produktion zuvor um jährlich knapp eine
Mio. Barrel pro Tag gesteigert werden. Zu den nun
tieferen Preisniveaus sollte die Förderung unrentabel
werden. Allerdings erwiesen sich die Fracking-Unter-
nehmen robuster als erwartet: Die Produktion wurde
auf die ergiebigsten Felder konzentriert und die glei-
chermaßen niedrigeren Kosten für Ölausrüstung und
-service drückten auf die Break-even-Preise. Erst seit
Mitte 2015 ist die US-Förderung rückläufig, aber nach
wie vor auf hohem Niveau. Die Zykluskräfte wirken
also allmählich, auch außerhalb der USA, weil die In-
vestitionsbudgets der Ölkonzerne kräftig reduziert
wurden.
legte die Ölförderung um rund 330.000 bpd zu. Zu-
dem wurden »weitere 500.000 bpd in kurzer Zeit« in
Aussicht gestellt. Längerfristig könnte die Förderung
des Nachbarn Irak ein Maßstab sein. Um dieses weitere
Wachstum zu ermöglichen, sind jedoch Investitionen in
Ölförderanlagen nötig. Iran hat bereits Gespräche mit
internationalen Konzernen begonnen und hofft, so-
wohl neue Ölfelder zu erschließen als auch bestehende
Felder mit neuer Technologie besser auszubeuten.
Rubelschwäche hilft Russland.
Die russische Ölproduktion legte im Jahresverlauf 2015
trotz Sanktionen und Ölpreisverfall weiter zu. In den
ersten drei Quartalen förderte Russland rund 140.000
bpd mehr als im Vorjahr. Dabei profitierten die lokalen
Ölförderer von der Rubelschwäche, da dollarbasierten
Einnahmen überwiegend Ausgaben in Rubel gegen-
überstehen.
Ölproduktion Russland (in Mio. Barrel pro Tag).
Wachstum Ölproduktion Russland (YoY, mbpd)Ölproduktion Russland (mbpd)
-0,1
0,0
0,1
0,2
0,3
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0,5
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11,5
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Quelle: Bloomberg, CDU TEK, LBBW Research
Der schwache Rubel sorgt für Entlastung: Die operati-
ven Kosten fallen in Rubel an und bleiben weitgehend
konstant. Auf der Einnahmeseite ist der Rückgang des
Ölpreises weit weniger spürbar als für Dollar-Länder –
während u. a. Saudi-Arabien im Vergleich zu Anfang
2014 pro Barrel nahezu 70 % weniger Erlöse verbuchen
kann, muss Russland wegen des schwachen Rubels
»nur« 30 % Rückgang verkraften. Da die operativen
Förderkosten laut Angaben des russischen Energie-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 19
Ölpreis 1984 – 1999 und aktuell (indexiert).
Jan. 1984 Jan. 1985 Jan. 1986 Jan. 1987 Jan. 1988 Jan. 1989
Periode 1984 – 1989 (indexiert auf 100 am temporären Hochpunkt am 25.11.1984)
blau schattierter Bereich entsprichtdem Gesamtjahr 2015
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20
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40
50
60
70
80
90
100
110
Quelle: EIA, Thomson Reuters, LBBW Research
US-Schieferöl: Break-even-Preise unter Druck.
Drei Faktoren bestimmen die Break-even-Preise ent-
scheidend:
(1) Die geologischen Bedingungen, also die Beschaffen-
heit der Gesteinsformation und die darin verborgenen
Öl- und Gasvorräte.
(2) Die geografische Lage der Förderstätten und die
damit verbundenen Transportkosten zur Küste bzw.
zu den Raffinerien.
(3) Das Preisniveau der Ölserviceindustrie, also der
Preis für Equipment und Betrieb des Ölprojekts. Rystad
Energy hatte zuletzt im März 2016 Daten zu einzelnen
Förderregionen in den USA veröffentlicht. Die Break-
even-Bandbreite (über die gesamte Projektlaufzeit,
also inkl. Kapitalkosten) in den wichtigsten Regionen
bewegte sich 2015 zwischen 40 und 50 USD je Barrel.
Nur zwei Jahre zuvor lag diese Bandbreite zwischen
70 und 90 USD!
Ölproduktion und Lagerbestände USA (mbpd).
2014 2015 20168.00
8.20
8.40
8.60
8.80
9.00
9.20
9.40
9.60
9.80
10.00
340
360
380
400
420
440
460
480
500
520
540
US-Ölproduktion (in Mio. Barrel pro Tag)US-Lagerbestände Rohöl landesweit (in mb; rechte Skala)
Quelle: EIA, Thomson Reuters, LBBW Research
Parallele Nordseeöl 1980er Jahre: ebenfalls stabil.
Die historische Parallele mit den 1980er Jahren zeigt,
dass auch damals die »non-OPEC«-Förderung von
Nordseeöl trotz deutlich ermäßigtem Preisniveau nicht
eingedämmt werden konnte und die Ölpreise längere
Zeit auf niedrigem Niveau blieben. Damals wurde zu-
mindest ein Ziel erreicht: Die Wachstumsdynamik der
Förderung des seinerzeit »unkonventionellen« Öls
wurde deutlich gebremst. Damals blieben die Ölpreise
über Jahre auf ermäßigten Niveaus. Allerdings war
auch die Schwankungsbreite erheblich: Nachdem sich
der Brent-Preis gedrittelt hatte, verdoppelte er sich
auch binnen zwölf Monaten wieder, um sich daraufhin
beinahe zu halbieren. Die Annahme einer Schwan-
kungsbreite zwischen 20 und 60 USD/bbl bis ins Jahr
2017 hinein halten wir nicht zuletzt vor diesem Hinter-
grund für plausibel.
Ölförderung Nordsee und Brent.
1984 1985 1986 1987 1988 19892800
2900
3000
3100
3200
3300
3400
3500
0
5
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15
20
25
30
35
40
Ölförderung Großbritannien und Norwegen (in Tsd. bpd, 12-Monats-Schnitt)Ölpreis Brent (in USD/Barrel; rechte Skala)
Quelle: EIA, Thomson Reuters, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
20 LBBW – Commodity Yearbook 2016
»Rig Counts« im Fokus – Verbesserte Produktivität.
Der wohl bekannteste Indikator für die Investitionstätig-
keit in der Ölindustrie sind die »Rig Counts«, die Zahl
der sich in Betrieb befindlichen Bohranlagen. Die lan-
desweiten »Rig Counts« haben sich 2015 mehr als ge-
drittelt, die wenig effizienten Bohranlagen in strategisch
ungünstiger Lage wurden rasch heruntergefahren. Der
Abwärtstrend hat sich auch im ersten Quartal 2016
fortgesetzt.
Anzahl der sich in Betrieb befindlichen Bohranlagen USA.
2013 2014 2015 2016200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
US Rotary Rigs Oil landesweitUS Rotary Rigs Oil Texas (rechte Skala)
Quelle: Thomson Reuters, Baker Hughes, LBBW Research
Weniger »Rig Counts«, also weniger sich in Betrieb be-
findliche Bohranlagen, bedeuten nicht zwangsläufig
sinkende Ölförderung. Dies liegt zum einen an der
Verzögerung zwischen Bohrung und Produktionsbe-
ginn. Die EIA rechnet hier z. B. mit einem zweimonati-
gen Timelag. Zum anderen verbessert sich die Produk-
tivität stetig. So hat sich die Ölproduktion pro
Bohranlage in den drei größten Regionen im Jahresver-
gleich um mehr als 40 % erhöht (Eagle Ford: + 40 %,
Bakken + 42 %, Permisches Becken + 62 %). Lerneffekte,
günstigere Preise für Equipment und Service sowie
Schließung unproduktiver Anlagen spielen hier zusam-
men.
Break-even-Preise US-Schieferöl nach Regionen.
0
10
20
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40
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0
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30
40
50
60
70
80
90
100
Bakken Eagle Ford Niobra Permian Delaware
Permian Midland
2013 2014 2015
Quelle: Rystad Energy, Stand März 2016
Der »Shale-Boom« hatte naturgemäß auch die Preise
für Förderequipment nach oben getrieben. Die Baisse
der Ölpreise hat aber auch hier ihre Spuren hinterlas-
sen. Inzwischen hat sich die Verhandlungsposition
der Ölförderer gegenüber den Ölserviceunternehmen
deutlich verbessert, und das Preisniveau ist entspre-
chend gesunken. Offiziellen US-Produzenten-Preisin-
dex-Daten zufolge sind die Kosten für »Drilling Oil &
Gas Wells« im Jahresverlauf 2015 um über 20 % gefallen.
Auch die variablen Kosten, die u. a. für Frackingsande
anfallen, sind gesunken und dürften mit ursächlich
für die gedrückten Break-even-Preise sein.
US Produzentenpreise Drilling Oil & Gas Wells (indexiert;
1.1.2015 = 100).
J F M A M J J A S O N D J F M AUS PPI: Drilling Oil & Gas WellsUS PPI: Drilling Oil & Gas Wells-ServicesUS PPI: Hydraulic Fracturing Sand
70
75
80
85
90
95
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105
70
75
80
85
90
95
100
105
Quelle: US Bureau of Labour Statistics, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 21
Renditen High Yield Energy und Aktienkurse.
2009 2010 2011 2012 2013 2014 20154
6
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14
16
18
20
22
300
400
500
600
700
800
900
1000
BofA ML US High Yield Corporates Energy (RY)S&P 400 Energy (Preisindex; rechte Skala)
Quelle: Thomson Reuters, S&P, BofA, LBBW Research
All die skizzierten Überlegungen und Rahmenbedin-
gungen dürfte die US-Statistikbehörde EIA in ihre
Schätzungen zur heimischen Ölproduktion einfließen
lassen. Weil die Prämissen dynamisch sind, insbeson-
dere auch vor dem Hintergrund stark schwankender
Preise, ändern sich auch deren Förderprognosen ent-
sprechend. Im Jahresverlauf 2015 revidierte die EIA
ihre Erwartungen hinsichtlich der US-Ölproduktion be-
reits mehrfach. So wurde etwa selbst die 2015er-Zahl
für das Wachstum der heimischen Ölproduktion noch
im Januar 2016 von 630.000 bpd auf 720.000 bpd er-
höht. 2016 wird laut Daten vom April von einem Rück-
gang um 800.000 bpd ausgegangen, nach 700.000
bpd noch im Vormonat.
US-Ölproduktion: Schätzung EIA (in mbpd).
7,5
8,0
8,5
9,0
9,5
10,0
10,5
7,5
8,0
8,5
9,0
9,5
10,0
10,5
2014 2015 2016 2017EIA STEO Jan. 2015 EIA STEO Okt. 2015 EIA STEO Apr. 2016
Quelle: EIA, LBBW Research
Ölproduktion pro Bohranlage (in Barrel pro Tag).
0
100
200
300
400
500
600
700
900
800
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015Eagle Ford Bakken Permian Region
0
100
200
300
400
500
600
700
900
800
Quelle: EIA Drilling Productivity Report, LBBW Research
Druck auf US-Shale von der Finanzierungsseite.
Die Lage für die US-Ölförderer hat sich in der letzten
Abwärtswelle bis zum Jahreswechsel weiter verschärft.
Dies zeigt sich auch an den Preisen für Eigen- und
Fremdkapital an den Kapitalmärkten. So haben die Ak-
tienkurse, gemessen am S&P 400 Energy Index, neue
Tiefstände erreicht. Auch die Renditen für High Yield
Bonds, Sektor Energie, haben mit über 20 % ein neues
Hoch erreicht. Dies ging einher mit zahlreichen Rating-
Herabstufungen z. B durch S&P. Die Agentur erwartet,
dass die Ausfallwahrscheinlichkeit im Energiesektor im
Jahresverlauf auf über 20 % ansteigen dürfte. Die (Re-)
Finanzierungsbedingungen haben sich also insgesamt
verschlechtert, auch vor dem Hintergrund, dass die
turnusmäßige, üblicherweise im Frühjahr und Herbst
durchgeführte Sicherheitenbewertung (vor allem die
wirtschaftlich ausbeutbaren Öl- und Gasreserven) im-
mer vorsichtiger ausfallen dürfte. Die Finanzierungsbe-
dingungen sind ein wichtiges Detail in der Betrachtung
der weiteren Perspektiven für US-Shale: Kann US-Shale
wirklich zu höheren Preisen wieder schnell neue Pro-
jekte realisieren und die Rolle des neuen Swing-Produ-
zenten einnehmen? Oder wird dies an den verschärften
Finanzierungsbedingungen scheitern?
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
22 LBBW – Commodity Yearbook 2016
von drei Jahren zeigt die Bedeutung für das globale
Wachstum, das in diesem Zeitraum 3,8 mbpd zugelegt
hat. Neben China und USA gewinnt Indien zunehmend
an Bedeutung. 2016 dürfte die dortige Ölnachfrage
nach Schätzungen der IEA um 190.000 Barrel wachsen.
China mit Fragezeichen.
Das größte Wachstum der Ölnachfrage wurde in den
vergangenen Jahren in China generiert. Trotz des ver-
langsamten konjunkturellen Wachstums war die Nach-
frage nach Rohöl im Jahr 2015 mit einem Plus von rund
360.000 bpd nach wie vor robust (+ 3,6 % YoY). Die aus
Raffineriedurchsatz und Öl- bzw. Ölprodukthandel mit
dem Ausland errechneten Daten zur impliziten Ölnach-
frage zeigen jedoch eine Stagnation im zweiten Halb-
jahr. Die Jahresveränderungsraten im November und
Dezember waren bereits rückläufig. Auch der Start ins
Jahr 2016 war mit einem Plus von 0,6 % (Januar und
Februar) eher enttäuschend.
Implizite Nachfrage Ölprodukte China (in mbpd).
8
9
10
11
8
9
10
11
Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez.
2012 2013 2014 2015 2016
Quelle: National Statistics Bureau China, China Customs,
LBBW Research
Wachstumstreiber Transport.
Ein wesentlicher Treiber des langfristig zu erwartenden
Wachstums der Nachfrage nach Ölprodukten in China
ist der Absatz von Kraftfahrzeugen. Nach einem
Dämpfer im Sommer 2015 legte der Absatz zum Jah-
resende wieder zu. Dies ist auf politische Maßnahmen
zurückzuführen, die den Absatz kleinerer Fahrzeuge
mit geringerem Schadstoffausstoß fördern sollen. So
Investitionen in Ölprojekte derzeit unrentabel.
Zu aktuellen Preisen lohnen sich Investments in viele
Ölprojekte nicht. Daher werden die Investmentbudgets
der großen Ölkonzerne 2016 bereits das zweite Jahr in
Folge fallen. Ausnahme sind Ölfelder in Nahost. Selbst
vor dem Hintergrund des tiefen Preisniveaus dürfte
Iran nach dem Ende der Sanktionen Investoren in neue
Förderprojekte finden. Global betrachtet sind Investi-
tionen in Exploration und Neuerschließung von Ölfel-
dern stark rückläufig. Im vergangenen Jahr steckten
Erdölunternehmen 24 % weniger in diesen Teil des Ge-
schäfts, für das laufende Jahr rechnet die IEA mit einen
Rückgang um weitere 17 %. Einen solchen Rückgang in
zwei aufeinander folgenden Jahren hatte es zuletzt vor
30 Jahren gegeben. Unter der plausiblen Annahme,
dass die Nachfrage mit rund 1 mbpd jährlich wächst,
dürfte das in wenigen Jahren heißen, dass die Nachfra-
ge das Angebot deutlich übersteigt und die Förderer
darauf kurzfristig nicht mit höherer Produktion reagie-
ren können, mit der Folge stark ansteigender Ölpreise.
Break-even-Preise Ölprojekte (in USD/Barrel).
0
20
40
60
80
100
120
0
20
40
60
80
100
120
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Röhölproduktion 2020, mbpd (inkl. NGLs)
25
40
48
53 54 55 5762
88
Durchschnitt
Onshore Middle East
Offshore
Shelf ExtraHeavyOil
Deep-water
Onshore
Russia Onshore
Rest of World Ultra
Deepwater
NorthAmericanShale
Oil
Sands
Quelle: Rystad Energy, LBBW Research Stand: Januar 2015
Ölnachfrage: die andere Seite der Gleichung.
Der Ölmarkt ist derzeit vor allem angebotsgetrieben.
Um jedoch abzuschätzen, wann der Ölmarkt wieder
ins Gleichgewicht kommt, ist die Nachfrageseite eben-
so bedeutend. In absoluter Betrachtung sind die USA
weiterhin der wichtigste Rohölnachfrager weltweit. Der
zweitgrößte Ölverbraucher weltweit ist China, der die
USA inzwischen als größter Rohölimporteur abgelöst
hat. Ein Nachfrageplus von über 1,3 mbpd innerhalb
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 23
Ölnachfrage China nach Sektoren (in mbpd).
0
2
4
6
8
10
12
14
2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040
Industrie Transport
0
2
4
6
8
10
12
14
Quelle: EIA, LBBW Research
Indien wächst über die Relevanzschwelle.
Die asiatischen Märkte entwickeln sich zur wichtigsten
Region für Ölexporteure, vor allem seit der Import-
bedarf der USA abgenommen hat. So hat China inzwi-
schen die USA als wichtigsten Rohölimporteur abgelöst.
Auch die Nachfrage in »Asia ex China«, insbesondere in
Indien, wächst stark. Im laufenden Jahr dürfte die Öl-
nachfrage in Indien um 170.000 Barrel (Quelle: IEA)
wachsen. Die IEA schreibt in ihrem Dezember-Report,
dass die Nachfragedaten für Oktober den höchsten
Anstieg aufwiesen, da niedrige Preise, ein Straßenbau-
programm und robuste Makrodaten eine starke Nach-
frage nach Ölprodukten unterstützten.
Verbrauch und Förderung Rohöl Indien.
96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
Verbrauch Rohöl Indien (in Tsd. Barrel pro Tag)Produktion Rohöl Indien (in Tsd. Barrel pro Tag)
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
Quelle: BP, Thomson Reuters, LBBW Research
wurde die Mehrwertsteuer auf Fahrzeuge, deren Moto-
ren nicht mehr als 1,6 Liter Hubraum verfügen, seit
Oktober halbiert. Pro Monat wurden 2015 in China im
Schnitt über 1,75 Mio. Neufahrzeuge verkauft, 2014
waren es noch 1,64 Mio. – ein Plus von 7,1 %. Dieses
Wachstum verlangsamte sich zu Jahresbeginn 2016
(Q1: + 6,7 %) nur unwesentlich und stützt weiterhin die
Nachfrage nach Transportkraftstoffen.
Fahrzeugabsatz China (in Tsd. pro Monat).
2011 2012 2013 2014 2015Fahrzeugabsatz China (Monatswerte in Tsd.)Fahrzeugabsatz China (Monatswerte in Tsd., 12-Monats-Durchschnitt)
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
2400
2600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
2400
2600
Quelle: China Association of Automobile Manufacturers, Thomson
Reuters, LBBW Research
Rund 90 % der Ölnachfrage in China entfallen derzeit
auf die Sektoren Industrie (39 %) und Transport (51 %).
Global gesehen ist der Transportanteil höher (59 %)
und der Industrieanteil (vor allem Vorprodukte für
die Petrochemie) niedriger (25 %). Die Nachfrage nach
Kraftstoffen dürfte in den kommenden Jahren nach
Einschätzung der EIA aufgrund der steigenden Fahr-
zeugdichte kräftig zulegen und die Bedeutung des
Transportsektors im Verbrauchermix entsprechend
zunehmen. Aufgrund der hohen Smog-Belastung in
Chinas Metropolen dürften politische Maßnahmen zur
Reduzierung des Schadstoffausstoßes den Wachstums-
pfad jedoch dämpfen.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
24 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Rohölnachfrage USA (in mbpd).
87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 1515
16
17
18
19
20
21
22
Rohölnachfrage USA (EIA, monthly, in mbpd)12-Monats-Durchschnitt
15
16
17
18
19
20
21
22
Quelle: EIA STEO Jan 2016, Thomson Reuters, LBBW Research
Nachfrage global: Zykluskräfte dürften auslaufen.
Auch auf der Nachfrageseite wirkten also die zykli-
schen Kräfte und das niedrige Preisniveau sorgte im
Jahresverlauf 2015 für eine deutliche Belebung.
Ölnachfrage global (in mbpd).
92
93
94
95
96
92
93
94
95
96
Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai
Globale Ölnachfrage 2014 (IEA)
Globale Ölnachfrage 2016 (IEA)
Globale Ölnachfrage 2015 (IEA)
Juni Nov.Okt.Sep.Aug.Juli Feb.Jan.Dez.
Quelle: IEA, LBBW Research
Insgesamt dürfte die globale Ölnachfrage im Jahr 2015
rund 1,6 mbpd zugelegt haben, deutlich über den Kon-
senserwartungen zu Jahresbeginn. Mit einer solchen
Nachfrageelastizität haben also weder die IEA noch
viele Marktteilnehmer gerechnet. Dieser Effekt dürfte
2016 aber wieder auslaufen. Das Wachstum der Öl-
nachfrage dürfte dann im üblichen Rahmen der letzten
Jahre zwischen 1,0 und 1,5 mbpd liegen.
Größter Ölnachfrager USA.
Der Preisverfall für Rohöl, nicht zuletzt durch die hei-
mische Produktion mit verursacht, ist in den USA an
den Zapfsäulen deutlich zu spüren. So haben sich die
Preise im Jahresvergleich im Landesdurchschnitt inzwi-
schen beinahe halbiert. Dadurch schwinden naturgemäß
die Anreize zum Spritsparen, was sich in zunehmenden
vehicle miles traveled äußert, was den Benzinverbrauch
entsprechend ansteigen ließ. So legte der Benzinver-
brauch 2015 um 5,5 % (315.000 bpd) im Vergleich zum
Vorjahr zu. Die letzten Daten sorgten jedoch für etwas
Ernüchterung, im Januar 2016 war die Benzinnachfra-
ge, wohl auch wetterbedingt, erstmals seit 14 Monaten
im Jahresvergleich rückläufig.
Benzinnachfrage USA (in mbpd) und vehicle miles travelled.
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 20157.00
7.50
8.00
8.50
9.00
9.50
10.00
7.00
7.50
8.00
8.50
9.00
9.50
10.00
US-Benzinnachfrage (4W-MAV, mbpd)
12-Monats-Durchschnittvehicle miles travelled (VMT, in Tsd.)
Quelle: EIA, Thomson Reuters, LBBW Research
Angesichts der gestiegenen Benzinnachfrage dürfte
auch die Nachfrage nach Rohöl landesweit im Jahr
2015 um 330.000 bpd zugelegt haben. Da sich die hei-
mische Produktion trotz fallender Preise anfangs noch
sehr robust erwies, konnte die Abhängigkeit von Im-
port-Öl weiter reduziert werden. 2016 dürfte die
Rohölnachfrage zwar deutlich moderater (+ 160.000
bpd) zulegen, weil aber die heimische Ölproduktion
rückläufig sein sollte, dürften die Ölimporte ihren jah-
relangen Abwärtstrend vorerst beenden. Die EIA er-
wartet eine Stagnation der Ölimporte 2016 und ein An-
stieg um 300.000 bpd 2017.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 25
Langfristig drohen stärkere Preisanstiege.
Blickt man über unseren Prognosehorizont (Juni 2017)
hinaus, so lässt sich ein mögliches Alternativszenario
herleiten. Wie bereits skizziert, dürfte langfristig die
steigende Ölnachfrage nicht gedeckt werden können,
weil größere kapitalintensive Projekte mangels Renta-
bilität ausbleiben. Dies könnte mit Blick auf 2020 einen
größeren Preisanstieg auslösen. Vorerst dürfte jedoch
um 60 USD ein »Shale-Cap« größeren Zuwächsen ent-
gegenwirken, weil die US-Ölförderer schnell auf Preis-
veränderungen reagieren können und weil die Projekte
aufgrund der hohen Degenerationsraten eine kurze
Amortisationszeit und eine schnelle Durchführbarkeit
haben. Allerdings stellt sich die Frage, ob die ver-
schlechterten Finanzierungsbedingungen diese Flexibi-
lität einschränken. Gleichzeitig dürfte der Preis nach
unten abgesichert sein, weil dann der Druck auf die
Förderländer im Hinblick auf Kooperationen zunimmt
(»Cut-Floor«).
Alternativszenario: Long Term Bull Case.
2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020
Ölpreis Brent (in USD/Barrel)Short Term Bear CaseLong Term Bull Case
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Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
BIP-Wachstum global und Wachstum Ölnachfrage.
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–1,0%
0,0%
1,0%
2,0%
3,0%
4,0%
5,0%
6,0%
1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016e
BIP-Wachstum global (in % p.a., real) Wachstum Ölnachfrage global (in % p.a.)
Quellen: IEA, IWF, Thomson Reuters, LBBW Research
Balance rückt in Reichweite.
Der tiefe Preis hinterlässt seine Spuren sowohl auf der
Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Letztere
hat bereits 2015 mit deutlich höheren Käufen von Öl-
produkten reagiert. Mit etwas Zeitverzögerung dürfte
das tiefe Preisniveau Auswirkungen auf die Angebots-
seite mit sich bringen. Das Angebot außerhalb der
OPEC, allen voran USA, wird eingedämmt und dürfte
2016 insgesamt um 600.000 bpd zurückgehen. Mit
Blick auf das Jahresende sollte damit ein Ausgleich
der Marktbalance wieder in Reichweite kommen.
Supply Demand Balance und Rohölpreis Brent.
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016–2.50
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Angebotsüberschuss Rohöl global (in mbpd)Ölpreis Brent (in USD/Barrel; rechte Skala)
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
26 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Ölpreise Brent (in USD/bbl).
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Dated Brent Spot (in USD/Barrel)Brent Crude Oil Dez 2017 ICE (in USD/Barrel)Brent Crude Oil Dez 2020 ICE (in USD/Barrel)
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90
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Long-Spekulationen mahnen zur Vorsicht.
Sowohl die Netto-Long-Positionierungen in Brent-
Futures als auch die Investments in Öl-ETFs zeigen
rekordhohe Niveaus und unterstreichen die Neigung
spekulativer Investoren, auf steigende Rohölpreise zu
setzen. Dies birgt Enttäuschungspotenzial und damit
das Risiko von Schieflagen, die glattgestellt werden
(müssen).
CFTC Managed Money Netto Long Brent.
2014 2015 20160
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CFTC Managed Money Net Long Brent (in Tsd. Kontrakten)Brent-Future (Endloskontrakt, in USD/Barrel; rechte Skala)
Quelle: CFTC, Thomson Reuters, LBBW Research
Belastungsfaktor rückt in den Hintergrund.
Seit Mitte 2015 drückte neben den schwachen Funda-
mentaldaten auch der starke US-Dollar auf die Preise,
weil sich sowohl Angebots- als auch Nachfragekurven
nach unten verschieben: Für Nachfrager außerhalb des
Dollarraums werden Rohöl und Ölprodukte teurer. An-
bieter wie Russland oder Brasilien profitieren indes von
schwachen Heimatwährungen und damit tieferen För-
derkosten in USD. Der Druck von der Währungs seite
dürfte jedoch inzwischen ausgelaufen sein.
EURUSD und Ölpreis Brent (in USD/bbl).
2014 2015 201620
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110
Ölpreis Brent (in USD/bbl)Dollarindex (1990 = 100, BOE, handelsgewichtet; rechte Skala)
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Auch lange Laufzeiten unter Druck.
Der Preisverfall an den Rohölmärkten ist nicht nur an
den Sportmärkten bzw. am kurzen Ende der Termin-
kurve erkennbar, sondern auch in den langen Laufzei-
ten. Daher herrscht aktuell zwar eine Contango-Situa-
tion vor. Zu Beginn des Jahres und vor allem während
des überwiegend nachfragegetriebenen Ölpreiscrashs
2008 war diese aber weitaus ausgeprägter. Daher
dürften sich auch sogenannte Floating Storages der-
zeit kaum lohnen, die zumindest für eine Erholung der
Preise am kurzen Laufzeitende sorgen könnten.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 27
zeigen nach wie vor ein Überangebot an Rohöl. Die Re-
aktion der Nachfrageseite auf die reduzierten Preise ist
bereits 2015 erfolgt; dieser Effekt dürfte 2016 auslau-
fen. Das Jahr 2016 dürfte das Jahr der Angebotsanpas-
sungen sein, die letztlich einen Ausgleich der Markt-
balance bis zum Ende des Jahres in Reichweite bringen
dürften. Russland dürfte wegen der Kombination aus
Rubel-Abwertung und niedrigen Produktionskosten
bestenfalls einen geringen Beitrag zur Angebotsanpas-
sung leisten, und die Golfstaaten (inkl. Iran) dürften
ebenfalls weiter expansiv fördern. Damit dürfte der
große Teil der Anpassung bei US-Schieferöl liegen,
welches sich 2015 noch recht robust zeigte, nun aber
von zwei Seiten unter Druck gerät:
(1) deutlich tieferes Preisniveau, auch in den Termin-
preisen und
(2) verschlechterte Finanzierungsbedingungen.
Auch längerfristig legen die aktuell tiefen Preise die
Basis für spätere Preiserholungen. Einer Analyse von
Wood Mackenzie zufolge wurden seit 2014 Projekte
mit einer täglichen Fördermenge von 2,9 mb in die
nächste Dekade verschoben. Die Saat für steigende
Preise dürfte spätestens in ein paar Jahren aufgehen.
Mit Blick auf das Jahresende dürfte allerdings nur noch
wenig Aufwärtspotenzial bestehen.
Ölpreis Brent und Prognose LBBW (in USD/bbl).
Dez. 2013 Dez. 2014 Dez. 2015 Dez. 2017Dez. 2016Ölpreis Brent (in USD/bbl) Prognose
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130
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Frank Klumpp, CFA
Brent-WTI-Spread dürfte niedrig bleiben.
In den vergangenen Jahren wurde viel über die beson-
dere Preisanomalie zwischen WTI-Öl aus den USA und
der Benchmark Brent gesprochen. Der Grund lag vor
allem an fehlender Infrastruktur, d. h. das Öl wurde
nicht dort gefördert, wo es gebraucht wurde. So geriet
vor allem Cushing und das dort vorhandene Überange-
bot in den Fokus, was in den steigenden Lagerbestän-
den sichtbar wurde. Mit dem Bau von Pipelines ent-
spannte sich die Situation. Im Dezember 2015 wurde
das seit 1975 gültige Exportverbot für Rohöl aufgeho-
ben. Nun kann das u. a. in Houston überschüssig vor-
handene Rohöl auf die internationalen Märkte gelan-
gen. Künftig sollten daher große Preisdifferenzen der
Vergangenheit angehören, auch wenn Transportkos-
ten, Qualitätsunterschiede und Terminmärkte weiter-
hin für Auf- bzw. Abschläge von wenigen US-Dollar je
Barrel sorgen dürften.
Brent vs. WTI (in USD/bbl).
J F M A M J J A S O N D J F M A25
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Brent (in USD/bbl)WTI (in USD/bbl)
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Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Fazit: Moderate Erholung wahrscheinlich.
Eines der dominierenden Themen am Ölmarkt ist der-
zeit die Diskussion um mögliche Förderbegrenzungen.
Nach den beiden »Doha-Meetings« im Februar und
April wird dieses Thema im Vorfeld des OPEC-Treffens
im Juni wieder auf die Agenda kommen. Allerdings
dürften die »Doha-Meetings« – also die Treffen der
Ölförderstaaten inkl. Nicht-OPEC, derzeit sogar eine
höhere Bedeutung erlangt haben. Die Fundamentals,
die sich unabhängig von Förderabsprachen ergeben,
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
28 LBBW – Commodity Yearbook 2016
3.4 Gasoil.
Lagerbestände Mitteldestillate USA und Europa.
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 201520
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Lagerbestände Mitteldestillate PADD1 Ostküste USA (EIA, in Mio. Barrel)Lagerbestände Gasoil ARA (PJK, in Tsd. Tonnen; rechte Skala)
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Gasoil-Margen auf langjährigem Durchschnitt.
Zuletzt lagen die Raffineriemargen für Gasoil in Euro-
pa auf sehr niedrigem Niveau; europäische Raffinerien
erlösen bei der Produktion von Gasoil (in dieser theo-
retischen 1:1-Betrachtung) rund 7 USD je Barrel. Dies
überrascht kaum vor dem Hintergrund des schwieri-
gen Umfelds für europäische Raffinerien: Schwache
Nachfrage, auch vor dem Hintergrund der warmen
Winter in den letzten Jahren und der anämischen Kon-
junkturlage, sowie ein ausgeprägter Wettbewerb, der
durch klassische Rohölexportländer wie Russland und
Saudi-Arabien, die die Wertschöpfungskette verlängern
möchten, noch weiter verschärft wird. Die zwischen-
zeitlich (Mitte 2014 bis Mitte 2015) stabilen Margen wa-
ren auf temporäre Faktoren zurückzuführen:
den Rekordwinter in den USA, der europäische Heiz-
ölladungen für die USA interessant machte, und den
heftigen Preisverfall des Inputfaktors Rohöl. Klassi-
scherweise wird der Einkaufsvorteil erst mit etwas
Zeitverzug an die Kunden weitergegeben.
Bedeutendste Produktgruppe Mitteldestillate.
Neben den im vorigen Kapitel untersuchten verschie-
denen Ölsorten (u. a. Brent und WTI) sind sowohl für
den Endverbraucher als auch für den Investor an den
Rohstoffmärkten auch die Ölprodukte von Interesse.
Die bedeutendste Produktgruppe sind Mitteldestillate,
die vor allem zu Diesel und Heizöl verarbeitet werden,
mit einem Marktanteil von 36,7 % (Quelle: BP, Stand:
Gesamtjahr 2013). Leichte Destillate (vor allem Motor
Gasoline »Mogas«) vereinen 32,2 % der globalen Pro-
duktnachfrage auf sich. Knapp 9 % der Ölprodukte wer-
den als Fuel Oil u. a. in Schiffsdieselmotoren verbrannt.
Lagerbestände Mitteldestillate USA und Europa.
Zur Beurteilung der Gasoil-Preisentwicklung sollten
auch die Lagerbestände sowohl in Europa als auch im
Osten der USA betrachtet werden. In der Eurozone la-
gern mit aktuell rund 3,5 Mio. Tonnen Heizöl und Die-
sel vergleichsweise viele Mitteldestillate. Die Bestände
in »unabhängigen« Lagern in Amsterdam, Rotterdam
und Antwerpen waren PJK Services zufolge zwischen-
zeitlich auf 3,7 Mio. Tonnen angestiegen, den höchs-
ten Stand seit Aufzeichnung der Daten. Am Ende der
Heizperiode kann man also in Europa nicht von einer
Knappheit sprechen, im Gegenteil. Auch an der US-Ost-
küste lagern mit inzwischen rund 55 Mio. Barrel ver-
gleichsweise viele Ölprodukte aus dem mittleren Des-
tillatbereich, was entsprechend auf den Preisen lasten
dürfte.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 29
Crack-Marge Brent-Gasoil.
2011 2012 2013 2014 20156
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Gasoil/Brent Crude Spread USD/BarrelGleitender Durchschnitt 4 Jahre
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Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Haupteinflussfaktor Rohöl – Hedging sinnvoll.
Der wichtigste Einflussfaktor für die Gasoil-Preise (und
damit die Preise für Diesel und Heizöl) ist die Entwick-
lung an den Rohölmärkten. Außerdem spielen Lager-
und die Wettbewerbssituation der Raffineure eine
Rolle. Wir gehen zwar davon aus, dass die Wettbe-
werbssituation weiterhin angespannt und der Margen-
druck damit hoch bleibt. Mit Blick auf das Risiko stei-
gender (Rohöl-)Preise in den kommenden Jahren
könnte die aktuelle Situation dennoch zum Absichern
längerfristiger Diesel- und Heizölbedarfe genutzt wer-
den. Derzeit notieren etwa die Dezember 2020er Gas-
oilfutures bei 525 USD je Tonne; deutlich unter dem
Durchschnitt der letzten 10 Jahre (2006 bis 2015; ohne
Berücksichtigung von Qualitätsverschiebungen; Quelle
Reuters) von rund 750 USD je Tonne.
Frank Klumpp, CFA
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
30 LBBW – Commodity Yearbook 2016
4 Edelmetalle.
4.1 Sektorausblick.
Die Edelmetalle reagierten 2015 fast wie im Lehr-
buch auf die äußeren Einflussfaktoren. Die überwie-
gend in der Industrie eingesetzten Rohstoffe Platin
und Palladium verbilligten sich angesichts der Sor-
gen um einen Konjunkturbeinbruch in China dras-
tisch. Gold hielt sich in jenen Phasen am stabilsten
und Silber nahm zumindest teilweise eine mittlere
Stellung ein. Der Goldpreis wurde 2015 vor allem
durch die Aussicht auf eine Normalisierung der US-
amerikanischen Geldpolitik belastet. Die idealtypi-
sche Entwicklung setzte sich in den ersten Monaten
dieses Jahres fort. Im Januar und Februar führte die
Panik vor einer Weltrezession zunächst zu einem
Preisrückgang der weißen Edelmetalle. Ein Wieder-
anstieg setzte ein, nachdem gute Konjunkturnach-
richten die Rezessionssorgen in den Hintergrund
drängten. Auf der anderen Seite stieg der Goldpreis
um 200 USD an, da weitere US-Leitzinserhöhungen
vorerst unwahrscheinlich wurden. Das Gros der
Anleger investiert prozyklisch, weshalb die Preisbe-
wegungen der Edelmetalle einen Wiederhall in den
physischen Beständen der ETCs finden. Letztes Jahr
veräußerten deren Emittenten für mehr als 4,5 Mrd.
USD Gold, aber von Januar bis April 2016 kauften sie
zur Besicherung ihrer Anteilsscheine für rund 11,7 Mrd.
USD wieder Gold auf. Der Anteil Chinas an der welt-
weiten Nachfrage beträgt derzeit zwischen 19 % und
29 %. Die konjunkturelle Entwicklung in der Volksre-
publik wird deshalb auch in den kommenden Mona-
ten ein entscheidender Faktor für die Edelmetallprei-
se sein. Die Notenbanken standen 2015 unverändert
auf der Käuferseite des Goldmarkts und hieran
dürfte sich vermutlich vorerst kaum etwas ändern.
Wir rechnen mit einer leichten Aufwärtsentwicklung
des Goldpreises im Verlauf dieses Jahres. Außerdem
dürfte sich insbesondere die Erholung des stark zu-
rückgegangenen Palladiumpreises fortsetzen. Kurz-
fristig sind jedoch die hohen spekulativen Positionen
an der US-Terminbörse als Warnung vor Preisrück-
schlägen zu verstehen.
Entwicklung der Edelmetalle in USD seit Anfang 2015, umbasiert auf 100.
Quelle: Thomson Reuters, LBBW ResearchJ M M J S N J M
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GoldSilber
PlatinPalladium
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F A J A O AFD
Mittelzu- und -abflüsse börsengehandelter Edelmetall-ETCs in Mrd. USD (*2016: Jan. – Apr.).
Quelle: LBBW Research, Emittenten, Bloomberg
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2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016*
Gold Silber
Platin Palladium
Anteil Chinas an der Edelmetallnachfrage im Zeitablauf in %.
Quellen: Thomson Reuters, World Gold Council, Silver Institute, Johnson Matthey plc, LBBW Research
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Gold Silber Platin Palladium
2000 2005
2010 2015
Goldverkäufe bzw. -käufe seit 2000 in Tonnen.
Quellen: Notenbanken, WGC, IWF, LBBW Research–800
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–800
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2016
e
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 31
Gold in USD und EUR je Feinunze seit Anfang 2013.
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1.500
1.600
1.700
Gold in USD Gold in EUR
2013 2014 2015
Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research
2016 begann mit deutlichem Anstieg.
Der Beginn dieses Jahres brachte eine markante Wende.
Die Notierung des gelben Edelmetalls kletterte deshalb
um rund 200 USD und bewegt sich seit Mitte Februar
unter Schwankungen im Bereich von 1.250 USD je Fein-
unze. Ursächlich hierfür waren einerseits der drasti-
sche Ölpreisverfall und negative Konjunkturdaten aus
China, die Ängste über den Beginn einer Weltrezession
aufkommen ließen. Gold als »sicherer Hafen« im Fall
von Finanzkrisen war plötzlich wieder gesucht. Zwei-
tens änderten sich vor diesem Hintergrund die Aus-
sichten für die Leitzinsen in den USA. Ein ununterbro-
chener Zinserhöhungspfad der US-Notenbank Fed
wurde plötzlich als unwahrscheinlich angesehen.
ETC-Emittenten auf der Käuferseite.
Der wichtigste Treiber für den Preisanstieg waren
Goldkäufe zur physischen Besicherung von börsenge-
handelten Wertpapieren, den sogenannten Exchange
Traded Commodities (ETCs). Von Anfang Januar bis
Ende März stieg der Goldbestand der Emittenten die-
ser Papiere gemäß den Angaben von Bloomberg um
mehr als 300 Tonnen auf 1.770 Tonnen an. Dieser
Zuwachs entspricht Mittelzuflüssen in Höhe von
11,7 Mrd. USD. Als Käufer traten vermutlich vor allem
institutionelle Anleger wie US-amerikanische Pensions-
fonds auf. Hierfür sprechen u. a. das große Volumen
der Käufe sowie der relativ kontinuierliche Anstieg der
ETC-Bestände, der über die Paniktage vom Januar und
Februar hinausging. Die Käufer hatten offenbar ein
Alle Augen sind auf die US-Geldpolitik gerichtet.
Unter allen Edelmetallmärkten ist der Goldmarkt nicht
nur der bedeutendste, sondern auch derjenige mit den
unterschiedlichsten Käufergruppen und Einflussfak-
toren. Dennoch war in den vergangenen Monaten
für den Preis vor allem ein Thema dominierend: die
US-amerikanische Geldpolitik und mögliche Leitzinsan-
hebungen. Dass auskömmliche Zinsen auf sichere An-
lagen Gift für das zinslose Investment Gold sind, wur-
de an dieser Stelle bereits in der letzten Ausgabe des
Commodity Yearbook ausführlich dargestellt. Ange-
sichts der guten konjunkturellen Entwicklung in den
USA mit einer deutlich rückläufigen Arbeitslosenquote
war von vielen Beobachtern eine erste Leitzinsanhe-
bung bereits im Sommer 2015 erwartet worden.
Die Chefin des Federal Reserve System, Janet Yellen,
zögerte die erste Erhöhung seit 2006 aber bis Mitte
Dezember 2015 hinaus. Seitdem liegt die Zielrate bei
0,25 % bis 0,50 %.
Minus aus US-Dollar-Perspektive, Stagnation für
Euro-Anleger.
Trotzdem oder vielleicht auch gerade aufgrund dieser
abwartenden Haltung der Fed tendierte der Goldpreis
im letzten Jahr unter Schwankungen nach unten. Im
ersten Quartal kostete eine Feinunze noch durch-
schnittlich 1.219 USD, im zweiten Quartal waren es
1.192 USD, im dritten Quartal 1.125 USD und im vierten
Quartal 1.105 USD. Vor allem Großanleger aus dem
Dollarraum sowie Terminmarktteilnehmer sorgten für
einen Rückgang der Notierungen bis unter die Marke
von 1.050 USD im Dezember 2015. Per Saldo ermäßig-
te sich die Notierung 2015 um 9,7 %. Aus europäischer
Sicht glich die Wechselkursentwicklung den Preisrück-
gang fast aus, weshalb das Edelmetall in Euro Ende
Dezember 2015 kaum weniger als ein Jahr zuvor kos-
tete. Der Rückgang betrug nur 0,6 %.
4.2 Gold.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
32 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Interesse an einer marktschonenden und deshalb zeit-
lich gestreckten Umsetzung ihrer Aufträge. Eine paral-
lele Entwicklung des Goldbestands der ETCs und des
Goldpreises ist übrigens nicht ungewöhnlich, wie die
nachfolgende Grafik verdeutlicht. Im Unterschied zur
Situation am Jahresanfang 2016, als die ETCs die
Notierungen beeinflussten, war in den vergangenen
beiden Jahren meistens eine umgekehrte Kausalität zu
beobachten. Die geänderten Preise zogen Käufe oder
Verkäufe nach sich, was an der zeitlich verzögerten
Bewegung des ETC-Stands sichtbar wird.
Goldbestände der ETCs und Goldpreis in USD.
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1.100
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ETCs/ETFs in Tonnen (linke Skala) Goldpreis in USD (rechte Skala)
2014 2015
Quellen: Thomson Reuters, Bloomberg, LBBW Research
Spekulanten wetten auf steigende Preise.
Doch nicht nur längerfristig orientierte Großanleger
entdeckten in den letzten Monaten den Goldmarkt
wieder für sich. Parallel zu den ETC-Käufen drehte
auch die Stimmung an der US-Terminbörse. Gemäß
Angaben der Marktaufsicht CFTC war die Gruppe der
Money Manager noch Mitte Dezember 2015 mit gut
27.000 Futures-Kontrakten netto auf der Short-Seite
positioniert. Das bedeutet, die Spekulanten setzten in
der Summe auf einen fallenden Preis. Anfang Januar
2016 überwogen wieder die Wetten auf steigende
Notierungen und Ende April 2016 erreichte die Netto-
Long-Position mit 174.000 Kontrakten den höchsten
Stand seit Sommer 2011. Die Differenz zwischen dem
Tiefstand vom Dezember 2015 und dem aktuellen
Hoch im Umfang von mehr als 200.000 Kontrakten
entspricht rechnerisch Goldkäufen im Volumen von
626 Tonnen.
Netto-Position der Money Manager am US-Terminmarkt.
800
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1.000
1.100
1.200
1.300
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06/2
013
Gold (USD/Feinunze)
Netto-Position (Long-Short, Tsd. Kontrakte; rechte Skala)
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Kurzfristig negativer Einfluss erwartet.
Die auch noch im März und April steigende Netto-
Position verwundert etwas, da sich der Goldpreis
schon seit Mitte Februar in einer Seitwärtsphase befin-
det und mittlerweile auch die ETC-Käufe abflauten.
Bildlich gesprochen springen die Spekulanten auf ei-
nen Zug auf, der nicht abfährt, sondern gerade in ei-
nem Bahnhof zum Stehen kommt. Da sich die Netto-
Position derzeit in einem Extrembereich bewegt und
in der Vergangenheit starke Ausschläge nach oben nie
lange anhielten, ist in den kommenden Monaten eine
Gegenreaktion nicht unwahrscheinlich. Der zügige
Rückgang von größeren Long-Positionen geht in der
Regel mit sinkenden Goldnotierungen einher.
Physisches Gold weiterhin gefragt.
Die anderen Nachfragegruppen des Goldmarkts
bewegten zuletzt zwar weniger stark den Preis, doch
dies ändert nichts an ihrer grundsätzlichen Bedeutung.
Im vergangenen Jahr summierten sich die Münz- und
Barrenkäufe der Privatanleger auf gut 1.000 Tonnen,
was etwa einem Viertel der Gesamtnachfrage ent-
spricht. Selbst wenn die beiden größten Käuferna-
tionen Indien und China unberücksichtigt bleiben,
beliefen sich die physischen Investmentkäufe auf ein
Volumen von rund 680 Tonnen. Im Vergleich zu 2014
bedeutet dies grob gesprochen eine Stagnation, wobei
der Saldo der Erwerbungen auch bei Berücksichtigung
der Abverkäufe der ETCs in Höhe von 160 Tonnen im
vorletzten und von 125 Tonnen im letzten Jahr noch
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 33
dieser Schmuckschatz vermutlich sogar den legendä-
ren König Krösus neidisch machen. Der Umfang relati-
viert sich jedoch unter Berücksichtigung der großen
US-Bevölkerung von mehr als 322 Mio. Menschen. Pro
Kopf ergibt sich somit lediglich ein Schmuckgoldkon-
sum von 0,4 Gramm.
Deutschland auf niedrigem Rangplatz.
Mit diesem Wert befinden sich die USA zumindest
auf den ersten Blick auf dem gleichen Niveau wie die
Volksrepublik China. Ein gutes Stück darüber steht In-
dien mit Schmuckkäufen von zuletzt knapp 0,6 Gramm
pro Kopf. Dabei ist jedoch noch nicht berücksichtigt,
dass viele Inder und Chinesen auch außerhalb ihrer
Landesgrenzen Juweliere aufsuchen. Statistisch ist
dieser Punkt zwar nur schwer greifbar, aber es fällt
auf, dass insbesondere die Gastarbeiter- und Touris-
tendestinationen Vereinigte Arabische Emirate mit
gut 10 Gramm und Hongkong mit mehr als 4 Gramm
Schmuckgoldverkäufe pro Kopf weltweit an der Spitze
stehen. Deutschland landet mit 0,13 Gramm pro Kopf
übrigens weit abgeschlagen auf einem der unteren
Ränge, was die relative niedrige Wertschätzung von
qualitativ hochwertigem Goldschmuck der hiesigen
Verbraucher unterstreicht.
Höhere Goldkäufe in Asien erwartet.
Grundsätzlich besteht 2016 die Aussicht auf wieder
höhere Schmuck- und Investmentkäufe privater Haus-
halte in Indien und China, nachdem die Erwerbungen
im letzten Jahr aufgrund einer schlechten Ernte bzw.
einer turbulenten Aktienmarktentwicklung hinter unse-
ren Erwartungen blieben. Beide Länder stehen isoliert
betrachtet für jeweils ein Fünftel der weltweiten Gold-
nachfrage. Problematisch wäre ein starker Einbruch
des chinesischen Wirtschaftswachstums. Die Wahr-
scheinlichkeit für den Eintritt eines »Hard Landing«
sehen wir derzeit aber nur bei 25 %. Ein weiterer Un-
sicherheitsfaktor ist die Goldpreisentwicklung selbst.
Vor allem die Inder reagieren nach starken Anstiegen
wie seit Jahresanfang mit Kaufzurückhaltung.
immer über den Werten vor der Finanzkrise 2008 lag.
2016 ist ein Wiederanstieg der gesamten Investment-
nachfrage wahrscheinlich. Hierfür sorgen allein schon
die bereits erwähnten Käufe der ETCs im Umfang von
rund 300 Tonnen. Daneben meldete die US Mint in
den ersten drei Monaten des Jahres einen Anstieg
der Prägezahlen ihrer Gold-Eagle-Münzen um 68 %
gegenüber dem ersten Quartal 2015. Und die austra-
lische Perth Mint berichtete von einem Absatzplus um
immerhin 48 %.
Physische Investmentkäufe und indirekte Käufe über ETCs in
Tonnen pro Jahr.
–1.000
–500
0
500
1.000
1.500
2.000
–1000
–500
0
500
1000
1500
2000
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
ETCs u.a. Physische Investments Saldo
Quellen: World Gold Council, Thomson Reuters, LBBW Research
Zaghafter Anstieg der Schmuckgoldnachfrage.
Derzeit geht etwa die Hälfte der weltweiten Goldnach-
frage auf die Schmuckindustrie zurück, wobei auch in
dieser Sparte Indien und China an erster Stelle stehen.
Ohne die beiden Staaten mit ihrer jeweils mehr als
eine Milliarde Menschen umfassenden Bevölkerung
beläuft sich der Anteil des Schmuckgolds an der
Gesamtnachfrage auf ungefähr 20 %. Im vergangenen
Jahrzehnt war der Anteil nicht zuletzt aufgrund der
Finanzkrise und der resultierenden Rezession fort-
während rückläufig. Aber in einigen Staaten zeichnete
sich in den letzten Quartalen eine Stabilisierung bzw.
sogar eine Trendwende ab. Beispielsweise wurden in
den USA 2015 nach Angaben von Thomson Reuters
rund 137 Tonnen Gold zu Ringen, Ketten und Broschen
verarbeitet, was einem Plus von 4 % gegenüber 2014
entspricht. An einem Ort zusammengeführt, würde
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
34 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Schmuck- und Investmentgoldkäufe privater Haushalte in Indien
und China in Tonnen.
2006 2008 2010 2012 2014
China Indien
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
Quellen: WGC, Thomson Reuters, LBBW Research
Notenbanken erhöhen Goldreserven.
Bekanntlich beeinflussen die Notenbanken den Gold-
preis nicht nur indirekt im Rahmen ihrer Geldpolitik
mit Leitzinsänderungen und Anleihekäufen. Sie tragen
auch unmittelbar zum Auf und Ab an den Edelmetall-
börsen bei, indem sie Gold für ihre Währungsreserven
erwerben bzw. abstoßen. Bis Anfang 2009 standen die
Notenbanken per Saldo auf der Verkäuferseite, doch
seitdem überwiegen ihre Käufe. Im Jahr 2015 erwarben
sie nach Angaben von Thomson Reuters 482 Tonnen,
was immerhin gut 12 % der weltweiten Goldnachfrage
entspricht. Ihre Bedeutung rangiert demnach unter-
halb der beiden großen Sektoren Investmentnachfrage
und Schmucknachfrage, ist aber keineswegs zu ver-
nachlässigen.
Exkurs: Goldkäufe der chinesischen und
russischen Notenbank.
Der größte Teil der Notenbankkäufe entfiel im zwei-
ten Halbjahr 2015 mit 104 Tonnen auf die Volksre-
publik China sowie mit knapp 140 Tonnen auf Russ-
land. Die Währungen der beiden Staaten müssen als
Sorgen kinder angesehen werden, was für die Beur-
teilung zukünftiger Goldkäufe nicht unerheblich ist.
Über viele Jahre galt der Renminbi Yuan aufgrund
des hohen Wirtschaftswachstums in der Volksrepu-
blik als Währung mit Aufwertungsdruck. Im Wech-
selkurschart ist dies durch die anhaltende Abwärts-
bewegung dokumentiert. Doch angesichts der
zuletzt niedrigeren Wachstumsraten schlägt das
Pendel seit zwei Jahren in die andere Richtung. Die
chinesische Notenbank ließ eine leichte Abwertung
von 6,04 Yuan pro USD Anfang 2014 auf zuletzt
6,51 Yuan pro USD zu. Hiervon profitiert die heimi-
sche Exportwirtschaft.
Wechselkurs des chinesischen Renminbi Yuan zum USD
(onshore und offshore) seit 2007.
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 20156.00
6.50
7.00
7.50
8.00
8.50
Chinesischer Yuan/USD-WechselkursChinesischer Yuan/USD-Wechselkurs (offshore)
6.00
6.50
7.00
7.50
8.00
8.50
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Yuan wurde durch Interventionen gestützt.
Hätte die chinesische Notenbank ihre Währung dem
freien Spiel der Marktkräfte ausgesetzt, dann wäre
es vermutlich zu einer viel stärkeren Abwertung ge-
kommen. Möglicherweise hätte diese eine größere
und deshalb unerwünschte Kapitalflucht ausgelöst.
Jedenfalls stützte die Notenbank den Yuan mit ihrer
eigenen Nachfrage durch den Verkauf von Wäh-
rungsreserven. Deren Höhe schmolz deshalb von
knapp 4 Bio. USD auf zuletzt nur noch 3,2 Bio. USD
ab. Würden die Reserven so wie in den vergangenen
zwölf Monaten auch zukünftig um durchschnittlich
50 Mrd. USD pro Monat zurückgehen, dann wären
spätestens in fünf Jahren die letzten Wertpapiere
veräußert und Peking müsste den Notgroschen un-
ter den Währungsreserven, also die Goldbestände,
auf den Markt werfen.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 35
Verfall der russischen Währungsreserven gestoppt.
Etwas dramatischer sieht die Lage in Russland aus.
Zuerst führte die Besetzung der Krim 2014 zu einer
Kapitalflucht ins Ausland und später ließ der schwa-
che Ölpreis die Einnahmen aus dem Export schwin-
den. Die Interventionen der Zentralbank führten zu
einem Rückgang der Währungsreserven von 500 Mrd.
USD Anfang 2014 auf etwa 360 Mrd. USD im Som-
mer 2015. Trotzdem verlor der Rubel etwa die Hälf-
te seines Außenwerts. Auch hier gilt, dass die
monatlichen Goldkäufe in Höhe von zuletzt durch-
schnittlich 23 Tonnen bzw. 830 Mio. USD vergleichs-
weise wenig ins Gewicht fallen. Außerdem stoppte
die russische Notenbank ihre kostspieligen Inter-
ventionen und akzeptierte dafür eine weitere Rubel-
abwertung.
Russische Währungsreserven in Mrd. USD (linke Skala) und
Goldanteil in % (rechte Skala).
0
3
6
9
12
15
18
0
100
200
300
400
500
600
Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Jan 15 Jan 16
Währungsreserven in Mrd. USD Goldreserven in %
Quellen: Central Bank of the Russian Federation, LBBW Research
Besonderes Interesse an Gold?
Auf der anderen Seite führte das allgemeine Ab-
schmelzen der Währungsreserven zu einem prozen-
tualen Anstieg des Goldanteils. Als Russland Anfang
2007 Edelmetallkäufe forcierte, galt es als inoffiziel-
les Ziel, den Goldanteil auf 10 % auszubauen. Erst-
mals erreicht wurde diese Marke im September 2012
und bereits etwas früher wurden die Goldkäufe von
etwa 40 Tonnen pro Quartal auf nur noch 20 Ton-
Chinesische Währungsreserven in Mrd. USD.
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 20151000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
Währungsreserven in Mrd. USD
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Fortsetzung chinesischer Käufe erwartet.
Wir halten ein ungebremstes Abschmelzen aktuell
aber für wenig wahrscheinlich und rechnen im Zwei-
fel eher mit der Zulassung weiterer Abwertungen.
Hierfür spricht, dass der Yuan im letzten Jahr wie
gewünscht vom Internationalen Währungsfonds in
den Kreis derjenigen Währungen aufgenommen
wurde, die für die Kunstwährung »Sonderziehungs-
rechte« maßgeblich sind. Nach diesem Statusge-
winn können sich die Pekinger Währungshüter et-
was entspannen. Die durchschnittlichen Goldkäufe
in Höhe von 17 Tonnen bzw. 620 Mio. USD pro
Monat fallen im Vergleich zu den Devisenmarkt-
interventionen ohnehin gering aus und die Gold-
quote ist mit zuletzt 2,1 % im internatio nalen Ver-
gleich weiterhin sehr niedrig.
Wechselkurs des Russischen Rubels zum Euro und zum
USD seit 2007.
2014 2015 201630
40
50
60
70
80
90
Russischer Rubel/EUR-WechselkursRussischer Rubel/USD-Wechselkurs
30
40
50
60
70
80
90
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
36 LBBW – Commodity Yearbook 2016
nen pro Quartal halbiert. Es scheint so, als hätten
die Erwerbungen in dieser Zeit nur den rückläufigen
Goldpreis ausgleichen sollen, um den Prozentanteil
zu halten. Umso überraschender ist es, dass Russ-
land die Käufe seit Frühjahr 2014 auf durchschnitt-
lich 50 Tonnen pro Quartal steigerte. In Kombinati-
on mit den absolut gesunkenen Währungsreserven
kletterte die Goldquote deshalb auf 15,1 %. Über die
Gründe für den Kurswechsel kann nur spekuliert
werden, aber ein machtpolitisches Kalkül ist nicht
unwahrscheinlich. Vermutlich sind Präsident Putin,
angesichts der schon von Ministerpräsident Medwe-
dew als »neuer Kalter Krieg« bezeichneten Gegen-
sätze mit dem Westen, Goldbarren in heimischen
Tresoren lieber als leicht durch einen Sperrvermerk
zu blockierende Buchforderungen gegenüber dem
US-Schatzamt.
Goldkäufe (links) und -reserven (rechts) der russischen
Notenbank in Tonnen pro Quartal seit 2007.
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
–10
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
Q1 07 Q1 09 Q1 11 Q1 13 Q1 15
Käufe/Verkäufe (linke Skala) Bestand (rechte Skala)
Quelle: WGC, LBBW Research
Auch Russland dürfte weiter kaufen.
In der Summe erscheint deshalb auch eine Fortset-
zung der russischen Goldkäufe wahrscheinlich. Bis
in alle Ewigkeit sollte dieser Nachfragefaktor vor
dem Hintergrund der schwachen Währungen und
der dahinter liegenden Probleme in China und Russ-
land aber nicht fortgeschrieben werden.
Minenförderung hat Zenit vermutlich überschritten.
Das jährliche Goldangebot dürfte sich auch 2016
wieder zu gut einem Viertel bzw. rund 1.100 Tonnen
aus dem Altgoldrecycling speisen. Daneben wird die
Minenförderung voraussichtlich etwa 3.100 Tonnen
zum Angebot betragen. Wir prognostizieren einen
minimalen Rückgang der Fördermenge um etwa 1 %.
Dies würde eine Trendwende bedeuten, denn die Aus-
beute wuchs in den letzten Jahren dynamisch an. Noch
im Jahr 2008 belief sie sich auf 2.400 Tonnen. Doch
der Goldpreisanstieg seit Beginn des Jahrtausends
führte zu vielen neuen Bergbauprojekten, die mit einer
gewissen Zeitverzögerung einen Anstieg der Ausbeute
ermöglichten. Umgekehrt führte der Goldpreisrück-
gang seit 2013 zu einem Investitionsstopp der Minen-
industrie. Schon in den vergangenen Jahrzehnten war
oftmals eine gegenläufige Entwicklung von Förder-
menge und Goldpreis zu beobachten. Zwar brachte
der Goldpreisanstieg am Jahresanfang 2016 eine
sicherlich willkommene Entlastung für die Branche. Im
vergangenen Jahr arbeitete schätzungsweise noch ein
Achtel der Minen weltweit nicht wirtschaftlich. Dieser
Anteil dürfte durch die höheren Notierungen gesunken
sein. Doch die fehlenden Investi tionen der letzten
Jahre werden sich vermutlich trotzdem in der Förder-
menge bemerkbar machen.
Goldförderung in Tonnen pro Jahr und durchschnittlicher
Goldpreis in USD.
0
250
500
750
1.000
1.250
1.500
1.750
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
1970 1980 1990 2000 2010
Goldförderung in Tonnen (linke Skala) Goldpreis in USD (rechte Skala)
Quelle: U.S. Geological Survey, Thomson Reuters, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 37
Aus leihungen wurde auf nur noch 0,25 % gesenkt
und der Einlagensatz für Geldanlagen der Ge-
schäftsbanken wurde mit – 0,4 % festgelegt.
Leitzinsen in der Eurozone seit 2011 in %.
2011 2012 2013 2014 2015 2016–0.50
0
0.50
1.00
1.50
2.00
2.50
EZB SpitzenrefinanzierungssatzEZB HauptrefinanzierungssatzEZB Einlagensatz
–0.50
0
0.50
1.00
1.50
2.00
2.50
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Hohe Anleihekäufe.
Doch die uneingeschränkte Geldversorgung der
Banken mit den sehr niedrigen Zinsen ist der EZB
nicht genug. Sie pumpt weiteres Geld in den Markt,
indem sie Anleihen aufkauft. Seit Frühjahr 2015 er-
warb sie für durchschnittlich 60 Mrd. Euro pro Mo-
nat vor allem Staatspapiere. Im März 2016 wurde
eine Ausweitung auf monatlich 80 Mrd. Euro be-
schlossen und das Spektrum auf Unternehmensan-
leihen ausgedehnt. Das Ziel der Zentralbank ist die
Absenkung des Zinsniveaus für längerfristige Kre-
dite an die Privatwirtschaft, das, im Gegensatz zu
den Kurzfristzinsen, mit den konventionellen geld-
politischen Instrumenten kaum beeinflusst werden
kann. Bekanntlich sollen über die niedrigen Zinsen
kreditfinanzierte Projekte der Wirtschaft realisiert
werden, die sich bei höheren Zinsen nicht lohnen
würden. Außerdem soll der private Konsum stimu-
liert werden. Durch die Möglichkeit, günstige Kre dite
zu erhalten, können Ausgaben wie der Kauf eines
neuen Fahrzeugs zeitlich vorgezogen werden.
Exkurs: Die Geldpolitik der EZB und die Risiken
für das Finanzsystem.
Zu einer umfassenden Marktanalyse gehört neben
der Erstellung von Prognosen für das offizielle Kon-
junkturszenario auch die Identifikation von Risiken
und denkbaren Crashsituationen. Diese können in
einem Worst-Case-Szenario zusammengefasst wer-
den, dem üblicherweise eine kleinere Eintrittswahr-
scheinlichkeit als dem Main-Case-Szenario zuge-
billigt wird. Natürlich gab es in der Vergangenheit
schon mehrfach Situationen wie beispielsweise im
Jahr 2008, in denen die tatsächliche Entwicklung
an den Finanzmärkten nicht nur schlimmer als im
Main-Case-Szenario verlief, sondern sogar das
Worst-Case-Szenario in den Schatten stellte. Gerade
in solchen Situationen ist Gold zur Diversifizierung
von Vermögen aber besonders attraktiv. Die nach-
folgenden Abschnitte in diesem Exkurs werfen zu-
nächst einen Blick auf die aktuelle Geldpolitik der
Europäischen Zentralbank und gehen dann der
Frage nach, welche Risiken sich hieraus ergeben.
EZB führt seit Jahren nur noch Zinssenkungen durch.
Die Finanzkrise im Jahr 2008 bedeutete in mehr-
facher Hinsicht eine Zäsur für die globalen Finanz-
märkte. Damals wurden die Leitzinsen sehr stark
gesenkt und bis heute hat sich am Zinsniveau nur
wenig geändert. Zwar versuchte der damalige EZB-
Chef Jean-Claude Trichet im Jahresverlauf 2011 eine
Normalisierung der Geldpolitik einzuläuten – er er-
höhte den Hauptrefinanzierungssatz in zwei Schrit-
ten von 1,0 % auf 1,5 %. Doch seitdem Mario Draghi
im November 2011 die Präsidentschaft der EZB
übernahm, kennen die Zinsen nur noch eine Rich-
tung: Der Italiener schleuste alle Zinssätze unter
die bisherigen Tiefstände. Die letzte große Absen-
kungsrunde fand im März 2016 statt. Seitdem be-
trägt der Hauptrefinanzierungssatz 0,00 %. Der
Spitzenrefinanzierungssatz für vorübergehende
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
38 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Lockere Geldpolitik bereits wirkungslos?
Fraglich ist, ob mit den niedrigen Zinsen nachhalti-
ges Wachstum erzeugt werden kann. Die schwachen
Wachstumsraten der vergangenen Jahre geben kei-
ne eindeutige Antwort, da argumentiert werden
kann, dass die Lage ohne die EZB-Maßnahmen noch
viel schlimmer wäre. Kritiker sehen diese jedoch
eher als Verzweiflungstaten eines vom Verfall be-
drohten Währungsraums an. Gelegentlich werden
die europäischen Finanzmärkte sogar mit Drogen-
süchtigen verglichen, die eine immer stärkere Dosis
ihres Rauschgifts »Verschuldung« brauchen, bevor
irgendwann das Ende kommt. Gewisse Nebenwir-
kungen der Geldpolitik mit möglicherweise katas-
trophalen Folgen lassen sich bereits heute erkennen.
EZB fördert leichtsinnige Verschuldung der
Staaten.
Die von der EZB künstlich niedrig gehaltenen Zinsen
sind natürlich ein Geschenk für die Finanzminister
der Mitgliedsstaaten. Beispielsweise muss Italien für
10-jährige unbesicherte Geldaufnahmen am Kapital-
markt derzeit weniger als 1,5 % p. a. bezahlen. Unter
normalen Umständen wäre dies undenkbar, da Itali-
en mit dem 1,3-fachen Wert der jährlichen Wirt-
schaftsleistung sozusagen bis über beide Ohren
verschuldet ist. Ähnliches gilt für andere überschul-
dete Staaten wie Belgien, Portugal, Irland und Grie-
chenland. Die niedrigen Zinsen senken aber gleich-
zeitig die Anreize, die Staatsverschuldung durch
ernsthafte Reformen wieder auf ein nachhaltiges
Niveau zu senken. Auch die regelmäßigen Ermah-
nungen der EZB bleiben folgenlos.
Rendite 10-jähriger Staatsanleihen seit 1990 in %.
90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 140
2
4
6
8
10
12
14
16
FrankreichDeutschlandBelgien
PortugalItalienSpanien
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Handlungsfähigkeit der Staaten ist in einer
zukünftigen Rezession gefährdet.
Die hohen Schulden wirken wie ein Klotz am Bein,
sollte es wieder zu einer Rezession kommen. Da bei
einer wirtschaftlichen Abkühlung die Steuereinnah-
men automatisch sinken, während die Ausgaben für
soziale Zwecke regelmäßig ansteigen, hätten in den
letzten Jahren die Staatsschulden zurückgefahren
werden müssen, um neue Verschuldungsspielräume
zu schaffen. Tatsächlich ist aber exakt das Gegen-
teil der Fall. Die Staaten der Eurozone sind heute
stärker verschuldet als noch 2007 vor dem Beginn
der großen Rezession. Im Zweifel wird dies dazu
führen, dass die EZB bei einem neuen Abschwung
ihr Mandat noch stärker als ohnehin schon in Rich-
tung monetäre Staatsfinanzierung überdehnen
muss, um unmittelbare Staatspleiten zu verhindern.
Die EZB hat sich damit selbst in eine missliche Rolle
gebracht.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 39
ter Konsequenz zu Staatspleiten im südlichen Teil
der Eurozone führen könnte. Aus diesem Grund ist
auch ein Verbot von Anleihekäufen durch das Bun-
desverfassungsgericht im Streit um das sogenannte
OMT-Programm der EZB vom Sommer 2012 wenig
wahrscheinlich. Die Karls ruher Richter müssten an-
dernfalls damit rechnen, den Kollaps der Eurozone
auszulösen.
Niedrigzinsen destabilisieren Banken.
Der dritte Kanal, über den die EZB die Stabilität in
Europa gefährdet, sind die Geschäftsbanken. Durch
die Niedrigzinsen gehen die Einnahmen der Geld-
häuser zurück, während die Ausgaben für die um-
fassenden Regulierungsvorschriften der letzten Jah-
re stark anstiegen. Damit wird das Ziel erschwert,
aus angesparten Gewinnen höhere Eigenkapitalpuf-
fer für zukünftige Krisen aufzubauen. Auch die Kre-
ditvergabe an die Wirtschaft leidet hierunter, da je-
des Darlehen mit einem bestimmten Prozentsatz
an Eigenkapital hinterlegt sein muss. Deshalb nützt
es auch nichts, wenn die Zentralbank ihrerseits die
Geschäftsbanken mit Geld überschüttet. Wie sehr
die Niedrigzinspolitik die Ertragskraft der Banken
schwächt, zeigt eine Studie der PWC-Tochtergesell-
schaft »Strategy&«. Demnach lag die Eigenkapital-
rendite im Jahr 2014 nur bei sieben von 46 unter-
suchten börsennotierten Banken über den
Kapitalkosten. Die restlichen 39 Banken standen
sozusagen unter Wasser und im letzten Jahr dürfte
sich die Situation kaum gebessert haben.
Geldpolitik führt zu Vermögenspreisblasen.
Die Nebenwirkungen der Geldpolitik sind damit
aber noch nicht vollständig beschrieben. Die niedri-
gen Zinsen führen auch zu Preisblasen an verschie-
denen Vermögensmärkten. Kaum zu bestreiten ist
dies im Bereich der Staatsanleihen, dem Zwischen-
ziel der geldpolitischen Maßnahmen. Da viele Anle-
ger ihre Renditeerwartungen nicht an das neue Um-
feld nach unten angepasst haben, weichen sie von
Staatsverschuldung in % des BIP 2007 und 2015.
BE FR DE GR IR IT PT2007 2015
ES0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
Quelle: IWF, LBBW Research
Notenbank nur noch eingeschränkt handlungsfähig.
In der Vergangenheit konnten die Notenbanken in
einer Rezession durch Zinssenkungen der Wirt-
schaft unter die Arme greifen und so die negativen
Folgen wie zunehmende Arbeitslosigkeit zumindest
abmildern. Auch in diesem Punkt ist es um die
Handlungs fähigkeit heute im Vergleich zur Situation
beim letzten Konjunktureinbruch deutlich schlech-
ter bestellt. Die EZB hat wie alle anderen großen No-
tenbanken ihr Pulver längst verschossen. Bei einem
Leitzins von 0,00 % sind weitere Absenkungen nicht
mehr möglich, solange man das Experiment der
Negativzinsen außer Acht lässt. Die Spekulation
über die Abschaffung der 500-Euro-Note zur
Erleichterung von Negativzinsen sowie andere
Gedankenexperimente wie »Helikoptermoney« oder
»Schwundgeld« deuten auf die Ernsthaftigkeit der
Lage hin.
Unumkehrbarer Entwicklungspfad.
Schwer vorstellbar ist, wie die EZB den von ihr
schon vor einigen Jahren eingeschlagenen Pfad wie-
der ver lassen könnte. Selbst wenn Mario Draghi als
Präsident demnächst von einem Ökonomen alter
Schule abgelöst werden würde, ließe sich kaum ein
neuer Kurs einschlagen, ohne Turbulenzen an den
Märkten zu ver ursachen. Es kann nicht ausgeschlos-
sen werden, dass ein Ende der Anleihekäufe in letz-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
40 LBBW – Commodity Yearbook 2016
diesen eher sicheren Anleihen auf andere Invest-
mentmöglichkeiten aus. Als Folge sind auch dort
veritable Preissteigerungen und Anzeichen für Bla-
sen zu beobachten. Zu denken ist beispielsweise an
den Immobilienmarkt, wenngleich Profiteure wie
Makler und Immobilienverkäufer dem Befund einer
Blase in Deutschland bislang widersprechen.
Risiko Immobilien?
Nach Angaben der Deutschen Bundesbank stiegen
die Preise für Wohnimmobilien in den sieben größ-
ten deutschen Städten seit 2009 um insgesamt 50 %
an. In Stuttgart kostete ein Quadratmeter Eigen-
tumswohnung über alle Stadtteile hinweg im ver-
gangenen Jahr durchschnittlich 5.072 Euro. Das
bedeutet, dass bereits eine schlichte Dreizimmer-
wohnung inkl. Nebenkosten mit gut einer halben
Millionen EUR zu Buche schlagen kann, wofür ein
Facharbeiter mit 40.000 EUR Brutto-Jahreslohn
theoretisch rund 20 Jahre lang arbeiten muss. Da
viele Neueigentümer sehr knapp kalkulieren, be-
steht im Fall einer Rezession bzw. einer Umkehr des
Preistrends grundsätzlich die Gefahr von Kreditaus-
fällen im Banken sektor. Die Finanzbranche verweist
zwar stets auf die traditionell konservativen Kredit-
vergabegrundsätze hierzulande, die wie ein Puffer
wirken. Anekdotische Berichte über Beleihungssätze
jenseits von 100 % und ähn liches deuten jedoch auf
eine Abkehr von solchen Tugenden in den letzten
Jahren hin. Welche Konsequenzen hieraus folgen
können, zeigt das noch nicht lange zurückliegende
Platzen der Immobilienblasen in Spanien, Irland und
in den USA. Außerdem dokumentieren die dortigen
Krisen eindrücklich, dass prinzipiell immer erst
nachträglich klar wird, wo eine Preisblase bestand.
Wohin bewegt sich Europa?
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Europa in einigen
Punkten heute schlechter für eine Krise gewappnet
ist als noch 2007. Ein kleiner Auslöser könnte weit-
reichende Konsequenzen haben. Der verbleibende
Rettungsring bleibt eine lang anhaltende gute kon-
junkturelle Entwicklung, die von Staaten und Privat-
haushalten zur Entschuldung und für Reformen
genutzt werden würde, was aber zumindest in den
letzten Jahren nicht geschah. Auch wenn wir derzeit
keine Rezession prognostizieren, halten wir Edelme-
talle vor diesem Hintergrund als Vermögensbei-
mischung für sinnvoll.
Fazit.
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Publika-
tion mehren sich die Anzeichen, die für einen vorüber-
gehenden Preisrückgang sprechen. Hierzu gehört das
Auslaufen der ETC-Käufe, während das spekulative In-
teresse weiter anwächst und mittlerweile sogar einen
Mehrjahreshöchststand erreicht. Abgesehen hiervon
rechnen wir auf Jahressicht mit einem Goldpreis, der
über dem aktuellen Stand liegt. Die physische Nach-
frage der Privatanleger in der westlichen Welt ist unge-
brochen hoch bzw. aktuell sogar etwas höher als im
vergangenen Jahr. In Indien und China ist ebenfalls
eine leichte Zunahme der Goldkäufe im Vergleich zu
2015 wahrscheinlich und die Nachfrage der Notenban-
ken wird sich voraussichtlich auf dem Niveau der ver-
gangenen Jahre bewegen. Das Goldangebot dürfte
dagegen im Großen und Ganzen stagnieren.
Ein großer Unsicherheitsfaktor in der obigen Be-
trachtung bleibt insbesondere die US-amerikanische
Geldpolitik. Es würde nicht überraschen, wenn in der
zweiten Jahreshälfte 2016 die Diskussion über Leitzins-
anhebungen wieder an Fahrt gewinnt, insbesondere
wenn die Konjunkturnachrichten bis dahin überwie-
gend positiv sind. Aber abgesehen von diesem mittel-
fristig wirkenden Belastungsfaktor kann die Geldpolitik
in allen bedeutenden Währungsräumen der Welt mit
etwas Zynismus derzeit grundsätzlich eher als Argu-
ment für Gold angesehen werden, wie der vorstehende
Exkurs verdeutlicht.
Thorsten Proettel
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 41
4.3 Silber.
mischen Währung muss ohnehin festgestellt werden,
dass Silber seit Sommer 2013 von kleineren Schwan-
kungen abgesehen relativ konstant 15 Euro pro Fein-
unze kostet. Diese Konstanz bei gleichzeitig sinken-
dem USD-Preis ist dem schwächeren Außenwert des
Euro in dieser Zeit geschuldet.
Krisenängste trieben Anfang 2016 den Silberpreis.
Ursächlich für den Wiederanstieg der Silbernotierun-
gen in den ersten Monaten dieses Jahres waren in
erster Linie die Sorgen über den niedrigen Ölpreis
und dessen mögliche negative Folgen für die Weltwirt-
schaft. Zweitens wurde auch aufgrund des schleppen-
den Wachstums in China ein globaler Konjunkturein-
bruch befürchtet. Drittens wurden hierdurch weitere
Leitzinsanhebungen in den USA weniger wahrschein-
lich, womit eine Bürde für die Edelmetalle wegfiel. Die
zuletzt wieder recht positiven Konjunkturdaten aus
den USA machen eine Fortsetzung des im Dezember
2015 begonnenen Zinserhöhungszyklus in der zweiten
Jahreshälfte 2016 wahrscheinlich. Dies könnte wieder
Druck auf die Edelmetalle ausüben.
Schwaches Wirtschaftswachstum erwartet.
Traditionell geht der mit Abstand größte Teil der welt-
weiten Silbernachfrage auf die Industrie zurück, wo
das Edelmetall u. a. als elektrisches Leitermaterial ein-
gesetzt wird. In den vergangenen Jahren betrug der
Anteil an der gesamten Silbernachfrage in Höhe von
zuletzt knapp 34.000 Tonnen etwa 50 %. Das starke
Wirtschaftswachstum in den 2000er Jahren und un-
mittelbar nach der großen Rezession 2009 ging des-
halb mit einer deutlichen Zunahme des Silberbedarfs
einher. Angesichts der zuletzt eher spärlichen Stei-
gerungen der weltweiten Wirtschaftsleistung und der
Aussicht auf ein leichtes Absinken der Wachstumsrate
auf 3,0 % in diesem Jahr ist aber kaum mit einer Zu-
nahme der industriellen Silbernachfrage zu rechnen.
Leichte Zuwächse in diversen Branchen dürften durch
Einsparmaßnahmen in anderen kompensiert werden.
Hat Silber den Boden gefunden?
Der Silberpreis bewegt sich seit Ende 2014 im Bereich
um die Marke von 16 USD je Feinunze, allerdings mit
leicht sinkender Tendenz. Der wichtigste Faktor für die
Entwicklung in diesem langen Zeitraum war das Auf
und Ab der Goldnotierungen, wohingegen der Kupfer-
preis im Gegensatz zu früheren Jahren kaum eine Rolle
als Impulsgeber spielte. Im Verlauf des vergangenen
Jahres führte vor allem die Aussicht auf steigende Leit-
zinsen in den USA zu einem Rückgang der Notierun-
gen der beiden Edelmetalle. Während Gold im Tief
rund 1.050 USD kostete, wurde Silber von November
2015 bis Januar 2016 an mehreren Tagen für weniger
als 14 USD gehandelt. Im Januar und Februar dieses
Jahres wendete sich das Blatt. Die Goldnotierungen
zogen an und im Windschatten des großen Bruders
verteuerte sich auch Silber.
Silber in USD und EUR je Feinunze seit Anfang 2012.
10
15
20
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30
35
10
15
20
25
30
35
Silber in USD Silber in EUR
2013 2014 2015
Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research
Für viele Anleger stellt sich damit die Frage, ob die No-
tierungen ihren jahrelangen Abwärtstrend beendet ha-
ben. Immerhin kostete das weiße Edelmetall Anfang
2013 noch mehr als 30 USD und 2011 in der Spitze so-
gar knapp 50 USD. Doch seitdem endeten alle länge-
ren Seitwärtsphasen des Preises mit einem weiteren
Rutsch in Richtung Süden. Das längerfristige Chartbild
erinnert insofern an eine Abwärtstreppe. Der jüngste
Anstieg deutet zumindest auf eine Bodenbildung hin.
Bei alternativer Betrachtung des Preises in unserer hei-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
42 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Globales BIP-Wachstum in % und Prognosen 2016 und 2017.
–1
0
1
2
3
4
5
6
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0
1
2
3
4
5
6
2000
2005
2010
2015
Quellen: IWF, LBBW Research
Bedeutungsverlust der Foto- und Tafelbesteck-
branche.
Zu den kleineren Nachfragegruppen auf dem Silber-
markt gehören die Hersteller von Tafelbesteck, die für
ihre Produkte jährlich rund 1.900 Tonnen des Edelme-
talls verarbeiten. Daneben weist die konventionelle
Fotoindustrie einen Bedarf von derzeit noch rund
1.300 Tonnen auf. Die seit Jahren sinkende Tendenz
dieses Bereichs geht auf den Siegeszug der digitalen
Fotografie zurück, die ohne Silbersalze auskommt. Na-
türlich enthalten Digitalkameras elektronische Bauteile
mit Silberdrähten, ebenso wie die meisten handels-
üblichen Flachbildschirme, mit denen Urlaubsschnapp-
schüsse betrachtet werden. Diese Form des Silberbe-
darfs wird allerdings im Bereich der schon erwähnten
Industrienachfrage verbucht. Wie alle anderen Edel-
metalle wird auch Silber als Ausgangsmaterial für die
Schmuckherstellung verwendet. Pro Jahr beträgt der
weltweite Bedarf für diesen Bereich etwa 6.500 Tonnen
bzw. knapp ein Fünftel der weltweiten Nachfrage.
Im vergangenen Jahrzehnt wuchs der Silberschmuck-
bereich vor allem aufgrund der Verteuerung des
Goldes etwas, sodass verstärkt auf das billigere Silber
ausgewichen wurde.
Silberbestand der ETCs und Silberpreis.
10
15
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30
35
18.000
18.500
19.000
19.500
20.000
20.500
Bestände in Tonnen Silber in USD (rechte Skala)
2013 2014 2015
Quellen: Thomson Reuters, Bloomberg, LBBW Research
2015 divergente Investmentnachfrage.
Gemessen am Volumen nimmt die Investmentnachfra-
ge für den Silbermarkt zwar einen niedrigeren Stellen-
wert als die Industrie ein, durch die höhere Volatilität
ist ihre Bedeutung für den Preis aber ungleich größer.
Im Jahr 2015 verlief die Entwicklung auf den relevanten
Teilmärkten sehr unterschiedlich. Die Emittenten von
mit physischem Silber besicherten Wertpapieren (ETCs)
standen über weite Strecken auf der Verkäuferseite.
Per Saldo veräußerten sie 520 Tonnen des Edelmetalls.
Auf der anderen Seite waren Münzen und Barren wei-
terhin sehr stark gefragt. Die US Mint prägte 47 Mio.
Exemplare ihrer Ein-Unzen-Münze »Silver Eagle«, was
einem Plus von 6,8 % gegenüber dem Vorjahr und dem
höchsten Wert seit dem Start dieser Serie in den
1980er Jahren entspricht. Einen deutlich zunehmenden
Absatz verzeichnete auch die australische Perth Mint
mit einem Plus von 53 % auf knapp 11,6 Mio. Fein-
unzen. Für den Zuwachs sorgte vor allem die Ein-
führung der neuen Känguru-Anlegermünzen.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 43
Exkurs: Die Investment-Story im Fall Silber.
Wer in Edelmetalle investieren möchte, hat abgese-
hen von den beiden exotischen Varianten Platin und
Palladium vor allem die Wahl zwischen Gold und Sil-
ber. Auf den ersten Blick scheinen sich diese beiden
Rohstoffe kaum zu unterscheiden. Sowohl für Gold
wie auch für Silber besteht grundsätzlich die gleiche
Palette an Anlagemöglichkeiten von Aktien der Minen-
betreiber über ETCs bis hin zu Zertifikaten sowie
Barren und Münzen. Außerdem sind die beiden
Edelmetalle weltweit bekannt und ihre Werthaltig-
keit und Besonderheit ist auf dem ganzen Erdball
kulturell stark verankert. Etwas detailliertere Blicke
offenbaren jedoch wichtige Unterschiede: Durch
den hohen Anteil der Industrie von etwa 50 % der
Gesamtnachfrage dürfte Silber im Fall einer deutli-
chen Rezession kaum eine Funktion als »sicherer
Hafen« ähnlich wie Gold ausüben können. Die Indus-
trienachfrage nach dem gelben Edelmetall schwankt
dagegen üblicherweise nur zwischen 9 % und 13 %.
Ausgehend von diesem niedrigen Niveau können et-
waige Einbrüche im Zweifel sehr viel leichter durch
eine höhere Investmentnachfrage ausgeglichen wer-
den. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die unterschied-
liche Größe der Märkte. Die jährlich von Endabneh-
mern gekaufte Goldmenge in Höhe von etwa 4.000
Tonnen hat einen Gegenwert von mehr als 140 Mrd.
Euro. Trotz des mit etwa 34.000 Tonnen sehr viel
größeren physischen Volumens beträgt der auf dem
Silbermarkt gehandelte Gegenwert nur ein Zehntel
des Goldmarkts. Eine Folge hiervon ist die typische
hohe Volatilität des Silberpreises, wenn spekulativ
orientierte Adressen Bestände kaufen bzw. verkau-
fen. Dies nützt in der Regel vor allem Daytradern,
aber weniger den langfristig interessierten institu-
tionellen Anlegern und Privatpersonen. Außerdem
wird das Geschehen auf dem Silbermarkt aufgrund
der geringen Bedeutung weniger stark von Bran-
chenverbänden und Nachrichtenagenturen beglei-
tet. Daraus ergibt sich eine eingeschränkte Informa-
tionsdichte bzw. mit anderen Worten eine gewisse
Intransparenz.
Ausprägung von Silver-Eagle-Münzen in Mio. Stück (linke Skala)
bzw. in Tonnen (rechte Skala).
0
200
400
600
800
1.000
1.200
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1.600
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
1986 1991 1996 2001 2006 2011
Quelle: US Mint, LBBW Research
Silber bei Anlegern zuletzt verstärkt gefragt.
Im Zuge der Börsenturbulenzen zu Beginn des Jahres
2016 gerieten Gold und auch Silber wieder verstärkt in
den Blick von privaten und institutionellen Anlegern.
Seit Anfang Januar kauften die ETCs gut 1.000 Tonnen
Silber, was Mittelzuflüssen in Höhe von rund 500 Mio.
USD entspricht. Die US Mint prägte im ersten Quartal
2016 knapp 23 % mehr Silver Eagles als im Vorjahres-
zeitraum und im Fall der Perth Mint beträgt das Plus
sogar 165 %. Stark interessiert an dem weißen Edel-
metall zeigten sich auch spekulativ orientierte Markt-
teilnehmer. Laut Daten der US-Terminmarktaufsicht be-
finden sich die Wetten auf steigende Preise derzeit in
einem Extrembereich. In der Vergangenheit folgte auf
ähnliche Phasen meist eine deutliche Gegenreaktion,
die durch den Abbau der Long-Positionen mit Preis-
druck verbunden war.
Netto-Position der Money Manager an der US-Terminbörse.
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–20
–10
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07/2
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014
12/2
013
10/2
013
08/2
013
06/2
013
Netto-Position (Long-Short, Tsd. Kontrakte) (rechte Skala)
Silber (USD/Feinunze)
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
44 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Dass dennoch manche Anleger Silber bevorzugen,
ist teilweise zweifelhaften Argumenten geschuldet.
Zum Beispiel wird oftmals Silber eine größere Attrak-
tivität im Vergleich zu Gold zugesprochen, da der
Preis im historischen Vergleich sehr niedrig erscheint.
Hierfür wird typischerweise das Gold-Silber-Ratio
herangezogen. Im Mittelalter betrug das Austausch-
verhältnis noch 1 : 10, in der Mitte des 19. Jahrhun-
derts hatte es sich bereits auf 1 : 15,5 abgeschwächt
und derzeit entspricht der Gegenwert einer Feinunze
Gold etwa 75 Feinunzen Silber. Manche Anleger hof-
fen auf eine Rückkehr zum jahrhundertelang gülti-
gen Bewertungsmaßstab 1 : 10, der bei unveränder-
tem Goldpreis einen Anstieg des Silberpreises um
mehr als 650 % auf 125 USD je Feinunze implizieren
würde. Oft wird in diesem Zusammenhang auch auf
die Förderrelation verwiesen. Bei einem aktuellen
Silberabbau in Höhe von etwa 27.000 Tonnen und
einer Goldförderung im Bereich von 3.100 Tonnen
jährlich ergibt sich ein Verhältnis von knapp 1:9,
was zufällig ungefähr dem mittel alterlichen Preis-
verhältnis entspricht. Die Börsenpreise der Rohstof-
fe ergeben sich aber nicht proportional aus ihrer
Seltenheit, sondern aus dem Zusammenspiel zwi-
schen Angebot und Nachfrage. Beispielsweise fiel
der Platinpreis im vergangenen Jahr aufgrund der
Nach frageschwäche nach Dieselfahrzeugen unter
den Preis für Gold, obwohl sich das Verhältnis der
Fördermenge von Platin zu Gold auf 1:20 beläuft.
Und da sich die Nutzung von Silber und die Substi-
tuierungsmöglich keiten seit dem Mittelalter stark
geändert haben, ist kaum von einer Rückkehr zu
dem alten Wertmaßstab auszugehen.
Silber bleibt aber aus zwei anderen Gründen interes-
sant. Erstens ist das Edelmetall eine attraktive Inves-
ti tionsmöglichkeit für alle diejenigen, die zukünftig
von einem kräftigen Wirtschaftswachstum ausgehen.
In diesem Fall dürfte nämlich die Industrienachfrage
anziehen. Zweitens könnte sich das Metall auch in
extremen Negativszenarien als nützlich erweisen.
Bei einem Zusammenbruch unseres konventionellen
Geldsystems ist die Rückkehr von Schwarzmärkten
nicht unwahrscheinlich, auf denen Ware gegen Ware
oder Waren gegen Geldersatzmittel wie Edelmetalle
getauscht werden. Gold eignet sich hierfür durch den
hohen Wert nur bedingt. Übliche Einheiten wie der
100-Gramm-Barren mit einem Preis von derzeit
3.500 Euro können vermutlich kaum sinnvoll für
den Kauf von Dingen des täglichen Lebens einge-
setzt werden. Selbst der 1-Gramm-Barren als kleinste
übliche Einheit hat derzeit einen Gegenwert von rund
35 Euro. Vorteilhaft erscheinen dagegen handelsüb-
liche Silbermünzen in Stückelungen von einer oder
einer halben Feinunze. Es ist vermutlich kein Wunder,
dass in den letzten Jahren insbesondere auf diesem
Gebiet eine große Nachfrage herrschte und neue An-
gebote auf den Markt kamen (vgl. auch Kap. 7.3).
Stagnation der Förderung?
Die weltweite Silberförderung dürfte 2015 mit rund
27.000 Tonnen ungefähr auf dem Vorjahresniveau
gelegen haben. Die kräftigen Zuwächse der jüngeren
Vergangenheit scheinen sich demnach nicht fortzuset-
zen. Zumindest mit Blick auf die Zahlen wichtiger Ab-
bauländer kann nicht von einer Stagnation gesprochen
werden. Mexikos Bundesinstitut für Statistik und Geo-
grafie gibt die Silberförderung 2015 mit knapp 4.900
Tonnen an, was ein Plus von 3,5 % gegenüber dem Vor-
jahr entspricht. Peru berichtete über einen Zuwachs
um 6,3 % auf 4.090 Tonnen.
Fazit.
Das erwartete relativ schwache Wirtschaftswachstum
spricht kaum für einen deutlichen Silberpreisanstieg
und die Situation am Terminmarkt legt in absehbarer
Zeit eher etwas tiefere Notierungen nahe. Angesichts
der sehr robusten Investmentnachfrage und unserer
Erwartung eines mittelfristig steigenden Goldpreises
rechnen wir auf Jahressicht mit einem Silberpreis im
Bereich von 16,50 USD.
Thorsten Proettel
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 45
4.4 Platin.
Platin und LME-Index seit 2007.
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
5000
LME-Index (rechte Skala)Platin
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Nischenplatz in der Fahrzeugindustrie.
Das wichtigste Einsatzfeld für Platin war und ist die
Nutzung als Katalysematerial in den Abgasumwand-
lern von Kraftfahrzeugen. Hierbei wurde Platin in den
letzten Jahren aber fast vollständig vom preislich güns-
tigeren Schwestermetall Palladium verdrängt, das ähn-
liche physikalische Eigenschaften aufweist. Lediglich
im Bereich der Dieselmotoren ist Platin weiterhin un-
verzichtbar, da es der größeren Hitze der Dieselabgase
besser standhält. Der Trend zu Palladium wird durch
die nachfolgende Grafik eindrucksvoll demonstriert.
Noch zu Beginn der 2000er Jahre stiegen die Einsatz-
mengen beider Edelmetalle fast im Gleichschritt an.
Seit etwa 2009 öffnet sich jedoch eine Schere. Der all-
mähliche Bedeutungsverlust des Platins wurde durch
die Verschärfung von Abgasrichtlinien wie die Einfüh-
rung der Euro-6-Norm und die Verpflichtung zu Ruß-
partikelfilter nicht umgekehrt, sondern nur aufge-
halten.
Platinpreis auf niedrigstem Stand seit 2009.
Der Platinpreis setzte im vergangenen Jahr seinen Ab-
wärtstrend beschleunigt fort. Während eine Feinunze
des silbergrauen Edelmetalls im Januar 2015 noch
1.200 USD kostete, mussten Ende Dezember nur noch
890 USD bezahlt werden. Dies ist ein Einbruch um gut
ein Viertel. Vor dem Hintergrund der nach dem Jahres-
wechsel 2015/16 als sehr trübe empfundenen Konjunk-
turperspektiven stürzte die Notierung Ende Januar so-
gar auf 806 USD und damit dem tiefsten Stand seit der
Lehman-Krise im Jahr 2008 ab. Nachfolgend fand je-
doch eine Erholung statt, die das Edelmetall wieder in
den viertstelligen Bereich zurückkehren ließ.
Platin in USD und EUR seit Anfang 2011.
800
900
1.000
1.100
1.200
1.300
1.400
1.500
1.600
1.700
800
900
1.000
1.100
1.200
1.300
1.400
1.500
1.600
1.700
Gold in USD Gold in EUR
2013 2014 2015
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Gemessen an der Preisentwicklung in den vergange-
nen Jahren reiht sich Platin übrigens fast nahtlos in
den Trend der Basismetalle ein. Diese erreichten nach
dem großen Einbruch 2008/09 und einem fast ebenso
steilen Wiederanstieg bis zum Jahr 2011 ein Zwischen-
hoch. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dies am
Beispiel des Index der Londoner Basismetallbörse LME.
Seitdem verbilligten sich sowohl Kupfer, Aluminium
und die anderen Industriemetalle wie auch das stark
industriell genutzte Platin deutlich.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
46 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Platin- und Palladiumbedarf der Kfz-Industrie in Tonnen.
2002 2005 2008 2011 2014Platin Palladium
0
50
100
150
200
250
0
50
100
150
200
250
Quelle: Johnson Matthey plc., LBBW Research
Platin durch Imageverlust des Dieselmotors belastet.
Neben der preisbedingten Substitution wird Platin indi-
rekt auch durch die Probleme des Dieselsegments be-
lastet. Hierzu gehört der im September letzten Jahres
aufgedeckte Skandal um geschönte Abgaswerte von
Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern. Das Image
der Selbstzündermotoren hat darunter nicht nur in den
USA gelitten, wo die Krise ihren Anfang nahm, eine ge-
wisse Verunsicherung ergibt sich auch allgemein durch
die von Dieselmotoren erzeugten Stickoxide. Beispiels-
weise forderte die deutsche Umweltministerkonferenz
eine Kennzeichnung von Kraftfahrzeugen mit hohem
Stickoxidausstoß, damit diese zukünftig mit Fahrver-
boten belegt werden können. Umgesetzt wird dieses
Ziel voraussichtlich durch die Schaffung einer blauen
Umweltplakette, welche die bisherigen Varianten mit
den Ampelfarben Rot, Gelb und Grün ergänzen würde.
Manche Branchenvertreter befürchten, dass bei der
Anwendung strenger Maßstäbe für die blaue Plakette
sogar erst kürzlich zugelassene Dieselfahrzeuge
entsprechende Umweltzonen nicht mehr befahren
dürften. Die besonders von Feinstaub und Abgasen
geplagte Stadt Stuttgart plant die Einführung einer ent-
sprechenden Zone übrigens schon für das Jahr 2019,
sofern andere Maßnahmen zur Verbesserung der Luft-
qualität bis dahin nicht greifen. Und die Pariser Bürger-
meisterin Anne Hidalgo fordert sogar ein generelles
Verbot für Dieselfahrzeuge in ihrer Stadt bis zum
Jahr 2020.
Zumindest in den Statistiken lässt sich bis jetzt aber
noch kein regelrechter Einbruch der Nachfrage nach
Dieselfahrzeugen feststellen, sondern höchstens ein
leichter Rückgang. Gemäß Angaben des Kraftfahrzeug-
bundesamts in Flensburg betrug der Anteil dieser
Verbrennungsart unter allen neu zugelassenen Fahr-
zeugen im vergangenen Jahr weiterhin hohe 48 %. Und
durch die große Beliebtheit der Selbstzünder in Öster-
reich und Frankreich liegt die Dieselquote in Europa
sogar leicht über 50 %. Für die Entwicklung des Platin-
preises in den letzten Monaten könnten die gedämpf-
ten Perspektiven dennoch bedeutend gewesen sein.
Anekdotischen Berichten zufolge decken die Katalysa-
torenhersteller angesichts der Preisturbulenzen der
vergangenen Dekade ihren Platin- und Palladiumbedarf
schon auf längere Zeit im Voraus. Lediglich auf Be-
darfsspitzen wird zeitnah reagiert. Dies könnte erklä-
ren, warum die Furcht vor einem zukünftigen Rück-
gang der Nachfrage nach Dieselfahrzeugen bei aktuell
noch hoher Nachfrage zu sinkenden Notierungen führ-
te. Abgesehen hiervon dürfte der Verfall des Platin-
preises im letzten Sommer auch mit den Konjunktur-
ängsten in China nach Einbruch des Aktienmarkts
zusammenhängen.
Verkaufswelle der Platin-ETCs.
Vermutlich beeinflusste die beschriebene Gemenge-
lange aber auch über einen gänzlich anderen Kanal
den Platinpreis. Etwa zwei Wochen nach Bekanntwer-
den des VW-Skandals setzte ein Abverkauf der Platin-
ETCs ein. Die Emittenten dieser physisch besicherten
Anteilsscheine veräußerten allein von Ende September
bis Mitte November 2015 mehr als 11 Tonnen des Edel-
metalls im Wert von über 350 Mio. USD. Diese Menge
entspricht immerhin rund 5 % des Jahresangebots.
Der Rückgang der ETC-Bestände hielt bei etwas schwä-
cherem Tempo bis Ende Februar 2016 an.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 47
auf die Gewinnung als Nebenprodukt der russischen
Nickelförderung. Die restlichen 16 % gehen im Wesent-
lichen auf Bergwerke in Südafrikas Nachbarland Sim-
babwe sowie in den USA und in Kanada zurück. An-
gesichts dieser starken Konzentration auf Südafrika
können sich tatsächliche oder befürchtete Unterbre-
chungen des Platinnachschubs aus dem Land deutlich
auf die Notierungen auswirken. Spektakuläre Beispiele
aus der jüngeren Vergangenheit waren Stromrationie-
rungen für die Minenindustrie zum Jahresanfang 2008
und ein großer Streik der Minenarbeiter im Sommer
2012. Aber auch ohne solche Vorfälle ist die südafrika-
nische Minenindustrie ein entscheidendes Zünglein an
der Waage für den Platinpreis. Hohe Kostensteigerun-
gen für Elektrizität und Bergarbeiter verteuerten in
den vergangenen Jahren die Förderung. Die Berg-
werksunternehmen konnten angesichts des gesunke-
nen Platinpreises nur deshalb mehr schlecht als recht
überleben, da der Außenwert des südafrikanischen
Rands gegenüber dem USD einbrach. Die Wechselkurs-
bewegung sorgte aus südafrikanischer Sicht für einen
Anstieg des Platinpreises um ein Viertel.
Platin in USD und ZAR, indexiert auf 1.1.2000 = 100.
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 160
100
200
300
400
500
600
700
Platin in USD/FeinunzePlatin in ZAR/Feinunze
0
100
200
300
400
500
600
700
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Platinbestände der ETCs und Platinpreis in USD seit
Anfang 2014.
800
1.000
1.200
1.400
1.600
70
75
80
85
90
95
Platinbestand der ETCs/ETFs in Tonnen (linke Skala)Platinpreis in USD (rechte Skala)
2014 2015
Quelle: Thomson Reuters, Bloomberg, LBBW Research
Platin als Schmuckmetall in China beliebt.
Der zweitwichtigste Verwendungszweck für Platin ist
der Einsatz als Schmuckmetall, der sich aber vor allem
auf China konzentriert. Im letzten Jahr wurden vermut-
lich mehr als 90 Tonnen des weißen Edelmetalls bzw.
knapp 37 % der Gesamtnachfrage für Schmuck aufge-
wendet. Da die Käufer von edlen Ringen, Ketten und
anderem Geschmeide aus Platin in der Vergangenheit
zumindest teilweise sensibel auf die Entwicklung der
Notierungen reagierten, ist eine Zunahme des Bedarfs
von dieser Seite angesichts des aktuell vergleichsweise
niedrigen Preisniveaus gut denkbar. Andere Einsatz-
felder für Platin ergeben sich ebenso wie in der Kfz-
Industrie durch die chemischen Eigenschaften des Me-
talls. Hierzu gehört die Herstellung von Katalysatoren
für die Chemieproduktion und Erdölverarbeitung wie
auch für die Herstellung von Elektrobauteilen und
Pharmazeutika.
Südafrika dominiert die Platinförderung.
Üblicherweise entfallen rund 70 % des primären Platin-
angebots in Höhe von etwa 164 Tonnen auf die Förde-
rung in südafrikanischen Platinminen und knapp 14 %
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
48 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Fazit.
Die Zukunft der Dieseltechnik erscheint derzeit etwas
eingetrübt und auch der allgemeine Rückgang des
Wirtschaftswachstums belastete in den vergangenen
Monaten die Perspektiven der Platinnachfrage. Hieran
dürfte sich auf absehbare Zeit nur wenig ändern, wo-
bei wir zunächst eine Fortsetzung der Preiserholung
erwarten. Für einen neuen Platinboom wäre beispiels-
weise der Durchbruch der Brennstoffzellen notwendig,
in denen bislang größere Mengen des Edelmetalls ein-
gesetzt wurden. Aber auch in diesem Fall würde die In-
dustrie ihre Ingenieure mit der Suche nach günstigeren
Ersatzmaterialien beauftragen. Auf der anderen Seite
rechnen wir jedoch nicht mit einem Test neuer Preis-
tiefs. Die südafrikanischen Bergwerksunternehmen
stehen mit dem Rücken zur Wand und die Schließung
un rentabler Schächte dürfte von der Angebotsseite her
für eine gewisse Preisstabilisierung sorgen. Unsicher-
heitsfaktoren für die weitere Entwicklung sind neben
der allgemeinen konjunkturellen Lage der Wechselkurs
des südafrikanischen Rands sowie das Verhalten der
Platin-ETCs. Nachdem sich Platin ausgehend von einem
Tiefstand bei 806 USD im Januar bis Ende April um
rund 25 % verteuerte, halten wir eine Verschnaufpause
für nicht unwahrscheinlich. Mittel- bis langfristig dürf-
te sich der Preis für dieses Edelmetall aber oberhalb
der Marke von 1.000 USD bewegen.
Wie wir bereits in den vergangenen Jahren an dieser
Stelle schrieben, birgt Platin aus Sicht von interessier-
ten Anlegern verschiedene Unwägbarkeiten. Unab-
hängig hiervon muss aus der Perspektive von Platin-
nutzern in der Industrie vor dem Hintergrund der
monopolartigen Angebotslage das Bestehen eines
gewissen Preis- und Verfügbarkeitsrisikos festgestellt
werden. Die Verteuerung des Edelmetalls im Zuge der
Elektrizitätsknappheit im Jahr 2008 um rund 800 USD
sowie der Anstieg um mehr als 300 USD während der
Streiks 2012 belegen dies eindrucksvoll.
Thorsten Proettel
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 49
4.5 Palladium.
fen haben, nahm der Verkauf von Kraftfahrzeugen in
den großen Wirtschaftsräumen im vergangenen Jahr
zu. In Europa stieg der Absatz um 3,0 % auf 16,7 Mio.
Einheiten. In den USA als weltweit zweitgrößtem Markt
wurden mit knapp 17,4 Mio. Fahrzeugen sogar 5,7 Mio.
mehr abgesetzt als noch im Vorjahr. Damit wurde auch
erstmals seit der Krise wieder das Niveau von 2006
erreicht, als der Immobilienmarkt seinen Zenit über-
schritt. In der Volksrepublik China als dem mit Ab-
stand wichtigsten Markt der Branche wurden 2015
knapp 24,6 Mio. Kraftfahrzeuge verkauft, was einem
Plus von 4,6 % entspricht. Die Größe des Fahrzeug-
markts in der Volksrepublik hat sich damit innerhalb
einer Dekade verfünffacht.
Kraftfahrzeugabsatz in Mio. Einheiten.
0
5
10
15
20
25
30
0
5
10
15
20
25
30
2005 2007 2009 2011 2013 2015
Europa USA China
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Zukünftig geringere Wachstumsraten
wahrscheinlich.
Der Blick auf die chinesischen Absatzzahlen offenbart
jedoch ebenfalls, dass die größten prozentualen Zu-
wächse in der Vergangenheit stattfanden. Auch die im-
mer drängendere Umweltproblematik in den großen
Städten des Landes macht deutlich, dass sich die Ent-
wicklung nicht ungebremst fortsetzen wird. Vor die-
sem Hintergrund dürften sich die Fahrzeugverkäufe
zukünftig vermutlich weniger dynamisch entwickeln.
Und da die Gefahr eines konjunkturellen Einbruchs an-
gesichts großer Überkapazitäten der Industrie weiter-
hin bestehen bleibt, dürften auch in den kommenden
Monaten Wirtschaftsdaten aus der Volksrepublik den
Palladiumpreis stark beeinflussen. Es ist sicherlich kein
Zufall, dass sich das Edelmetall im Mai letzten Jahres
Palladiumpreis zeitweise im freien Fall.
Ähnlich wie die Platinnotierungen ermäßigte sich auch
der Palladiumpreis im vergangenen Jahr drastisch. An-
fang Januar 2015 kostete eine Feinunze noch 811 USD
aber Ende des Jahres waren für 31,1 Gramm nur noch
558 USD zu berappen. Dies ist ein Einbruch um 31 %.
Durch die Wechselkursentwicklung des Euro zum USD
fiel das Minus in der europäischen Gemeinschaftswäh-
rung mit 24 % etwas geringer aus. Dieser Rückgang ist
u. a. anderem auf die Befürchtung eines »Hard Landing«
der chinesischen Konjunktur zurückzuführen. Als im Ja-
nuar 2016 diese Sorgen abermals um sich griffen, fiel
Palladium sogar unter die Marke von 450 USD je Fein-
unze. Im Zuge der seitdem wieder gestiegenen Zuver-
sicht erholte sich das Edelmetall aber unter Schwan-
kungen wieder und kletterte zuletzt über die Marke
von 600 USD.
Palladium in USD und EUR je Feinunze seit Anfang 2013.
400
500
600
700
800
900
1.000
400
500
600
700
800
900
1.000
Palladium in USD
Palladium in EUR
2013 2014 2015
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Kfz-Nachfrage dominiert.
In diesem Jahr dürfte die Kraftfahrzeugindustrie ver-
mutlich mehr als 235 Tonnen Palladium nachfragen,
was voraussichtlich einem Anteil von rund 77 % der
Gesamtnachfrage entspricht. Die Nutzung in Abgas-
umwandlern ist damit der dominierende Faktor des
Palladiummarkts. Damit erklärt sich auch die hohe
Sensitivität des Preises für erwartete Schwankungen
der allgemeinen Konjunktur und der Fahrzeugnach-
frage. Abgesehen von den Teilmärkten in Russland
und Brasilien, die derzeit mit einer Rezession zu kämp-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
50 LBBW – Commodity Yearbook 2016
fast zeitgleich mit dem Zusammenbruch des chinesi-
schen Aktienmarkts drastisch verbilligte.
ETCs seit Spätsommer auf der Verkaufsseite.
Zu dem Rückgang der Palladiumnotierungen im ver-
gangenen Jahr haben auch die Emittenten der Ex-
change Traded Commodities (ETCs) beigetragen. Wäh-
rend der erste Preiseinbruch im zweiten Quartal die
Inhaber dieser Papiere noch unbeeindruckt ließ, setz-
ten ähnlich wie auf dem Platinmarkt ab August bzw.
September drastische Verkäufe ein. Per Saldo kamen
auf diesem Weg im vergangenen Jahr 22,5 Tonnen zu-
sätzlich auf den Markt, was eine Ausweitung des welt-
weiten Palladiumangebots in Höhe von rund 8 % be-
deutete. In den ersten Monaten des Jahres 2016 setzte
sich der Trend in einem gemäßigten Tempo fort. Bis
Mitte April veräußerten die ETCs gut 4 Tonnen des
Edelmetalls, was jedoch nur Mittelab flüssen in Höhe
von 64 Mio. USD entspricht. Diese Zahlen verdeutli-
chen die geringe Größe des Palladiummarkts im Ver-
gleich zum Silbermarkt und erst recht zum Goldmarkt.
Bestände der Palladium-ETCs in Tonnen und Palladiumpreis in USD.
400
500
600
700
800
900
1.000
40
50
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80
90
100
Palladiumbestand der ETCs/ETFs in Tonnen
Palladiumpreis in USD (rechte Skala)
2014 2015
Quelle: Thomson Reuters, Bloomberg, LBBW Research
Russland und Südafrika stellen zusammen knapp
80 % der Förderung.
In diesem Jahr dürften rund 41 % des primären Ange-
bots in Höhe von knapp 200 Tonnen aus Russland
stammen, wo Palladium vor allem als Nebenprodukt
der Nickelförderung in den Minen des Bergbaukon-
zerns Norilsk Nickel anfällt. Da die Palladiumgewin-
nung nicht den Hauptzweck des Unternehmens
darstellt, schaffen weder fallende noch steigende Welt-
marktpreise einen Anreiz, die Förderung auszuweiten.
Die Ausbeute auf russischem Boden sinkt seit einiger
Zeit aber aufgrund des rückläufigen Palladiumgehalts
in den Nickelerzen. In Südafrika wird Palladium dage-
gen hauptsächlich als Nebenprodukt der Platinförde-
rung gewonnen. Voraussichtlich werden in diesem Jahr
knapp 38 % der Weltförderung auf das Land am Kap
der Guten Hoffnung entfallen, sofern größere Streiks
ausbleiben. Primäre Palladiumförderer sind vor allem
auf dem nordamerikanischen Kontinent tätig. Wir rech-
nen für 2016 mit einem leichten Anstieg der nordame-
rikanischen Gewinnung auf 28 Tonnen, was einem An-
teil von 14 % am weltweiten Angebot entspräche.
Daneben wird das Palladiumangebot aus dem Recy-
cling von altem Schmuck, Elektroschrott und vor allem
durch die Wiederaufbereitung ausgemusterter Kataly-
satoren erhöht. Die jährlich dem Wirtschaftskreislauf
wieder zugeführten Mengen stiegen seit der Jahrtau-
sendwende spürbar an. Dies liegt vor allem an der Aus-
musterung von Fahrzeugen, die seit Ende der 1990er
Jahre mit Abgasumwandlern auf Palladiumbasis ausge-
rüstet wurden. Zuvor dominierten hingegen Platinkata-
lysatoren. Das hohe Recyclingaufkommen dämpft die
Preisentwicklung trotz immer noch leicht steigender
Palladiumnachfrage der Kfz-Industrie. Unklar ist zum
gegenwärtigen Zeitpunkt, inwieweit Schrotthändler und
Scheideanstalten in den vergangenen Monaten ange-
sichts des rückläufigen Preises Material zurückhielten.
In diesem Fall könnte ein Wiederanstieg der Notierun-
gen durch dann höhere Verkäufe beschränkt werden.
Recyclingaufkommen in Tonnen.
0
10
20
30
40
50
60
70
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90
0
10
20
30
40
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2004 2007 2010 2013 2016e
Quelle: Johnson Matthey, pic., LBBW Research
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 51
umbedarf beleben dürften. Während im Bereich der
Minenförderung kaum Erhöhungen, sondern eigentlich
nur Einbrüche durch unvorhersehbare Ereignisse wie
Streiks möglich sind, könnte das Angebot durch Recy-
cling möglicherweise bei einem anziehenden Preis stei-
gen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist das Anleger-
verhalten, wobei grundsätzlich ein prozyklisches Ver -
halten wahrscheinlich ist. Die langfristigen Preispers-
pektiven des Palladiumpreises hängen vor allem von
den technischen Möglichkeiten ab. Die Forschungsab-
teilungen der Automobilzulieferer arbeiten fortwäh-
rend an Materialeinsparungen. In den letzten Jahren
wurden die Erfolge der Ingenieure auf diesem Gebiet
nur durch den steigenden Fahrzeugabsatz und den
Mehrbedarf durch strengere Umweltvorschriften über-
kompensiert.
Thorsten Proettel
Fazit.
Der starke Einbruch des Palladiumpreises vom Früh-
sommer des letzten Jahres bis zu diesem Frühjahr er-
scheint vor dem Hintergrund der weiterhin steigenden
Absatzzahlen der Fahrzeugindustrie in allen wichtigen
Märkten überzogen. Ein »Hard Landing« der chinesi-
schen Wirtschaft würde zwar die Verkaufszahlen auf
dem weltweit wichtigsten Autormarkt und vermutlich
auch im Rest der Welt negativ beeinflussen. Bislang
halten wir dieses Szenario aber für wenig wahrschein-
lich und gehen lediglich von einem allmählichen Rück-
gang immer noch deutlich positiver Raten des chinesi-
schen Wirtschaftswachstums in den kommenden Jahren
aus. Da die Fahrzeugnachfrage auch auf den anderen
wichtigen Fahrzeugmärkten intakt bleiben dürfte,
rechnen wir mit einer Erholung der Notierungen. Hier-
für spricht auch die Misere der Dieseltechnologie, die
überwiegend auf Platin als Katalysematerial setzt, so-
dass vermehrte Käufe von Benzinmotoren den Palladi-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
52 LBBW – Commodity Yearbook 2016
5 Basismetalle.
5.1 Sektorausblick.
Der Abwärtstrend an den Basismetallmärkten hat
sich im vergangenen Jahr nochmals beschleunigt.
So verzeichnete der als Branchenbarometer geltende
Index der London Metal Exchange (LMEX) in 2015
einen Rückgang von 24,4 %. Überproportional stark
fielen mit – 41,8 % die Nickelnotierungen, während
sich der Bleipreis mit einem Minus von 2,5 % ver-
gleichsweise robust zeigte. Die Metallmärkte waren
insbesondere von der abnehmenden Dynamik der
chinesischen Nachfrage betroffen, auf die die An-
gebotsseite bislang nur vergleichsweise langsam
reagiert. Die hohen, oftmals zweistelligen Zuwachs-
raten der chinesischen Nachfrage dürften der Ver-
gangenheit angehören. Ebenso werden die struktu-
rellen Veränderungen der chinesischen Wirtschaft in
Form eines steigenden Anteils des Dienstleistungs-
bzw. Konsumsektors den Bedarf an Industriemetal-
len verändern. Gleichwohl dürfte die Nachfrage in
absoluten Zahlen gesehen weiterhin hoch bleiben.
Nach einem erneut schwachen Jahresstart konnten
sich die Metalpreise im weiteren Verlauf des ersten
Quartals 2016 deutlich erholen. Steigende Ölpreise,
ein schwacher US-Dollar sowie freundlichere Kon-
junkturdaten aus China verbesserten das Sentiment.
Zunehmende Wachstumsraten in der Industriepro-
duktion sowie ein über den Erwartungen liegender
Zuwachs bei den Anlageinvestitionen lassen auf eine
Stabilisierung bzw. Erholung der chinesischen Kon-
junktur im weiteren Jahresverlauf hoffen. Auf Basis
einer moderaten Erholung der wirtschaftlichen Ent-
wicklung in Europa sowie stabiler Wachstumsraten in
den USA erwarten wir für die Nachfrage nach Basis-
metallen in diesem Jahr ein durchschnittliches
Wachstum zwischen 2 % und 3 %. Sowohl auf dem
Nickel- als auch auf dem Zinkmarkt ist in 2016 mit
einem Angebotsdefizit zu rechnen. Bei diesen
Metallen sehen wir auch das größte Preissteige-
rungspotenzial. Für den gesamten Sektor rechnen
wir mit einer seitwärts- bis leicht aufwärtsgerichte-
ten Preisentwicklung bis zum Jahresende.
Metallpreise im Jahr 2015 (indexiert auf 100).
JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ50
60
70
80
90
100
110
120
LME-KupferLME-AluminiumLME-Nickel
LME-ZinkLME-Blei
50
60
70
80
90
100
110
120
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Metallmarktsalden 2015/2016e/2017e.
(Produktion – Verbrauch, in % der Jahresnachfrage)
Aluminium Kupfer Nickel Blei Zink–3,0
–2,0
–1,0
0
1,0
2,0
3,0
4,0
–3,0
–2,0
–1,0
0
1,0
2,0
3,0
4,0
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
LME-Index und Einkaufsmanagerindex China.
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 201535
40
45
50
55
60
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
5000
China – EinkaufsmanagerindexLME-Index (rechte Skala)
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
LME-Index und US-Dollar.
2011 2012 2013 2014 20152000
2500
3000
3500
4000
4500
1.00
1.05
1.10
1.15
1.20
1.25
1.30
1.35
1.40
1.45
1.50
LME-IndexUSD to Euro exchange rate (rechte Skala)
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 53
5.2 Aluminium.
Stabiles Preisniveau im ersten Quartal 2016.
Im Gleichschritt mit den anderen Basismetallen ver-
zeichnete Aluminium im Februar des laufenden Jahres
einen markanten Preisanstieg, der die Notierungen des
Leichtmetalls einen vorübergehenden Höchststand von
1.600 USD/t erreichen ließ. Hoffnungen auf eine sich
belebende Nachfrage in China sowie ein sich im Zuge
steigender Ölpreise verbesserndes Sentiment bezüglich
des Rohstoffsektors insgesamt gaben die wesentlichen
Impulse. Konnten sich die meisten der Basismetalle auf
den höheren Niveaus stabilisieren bzw. leicht korrigie-
ren, fielen die Aluminiumnotierungen wieder auf das
Jahresanfangsniveau. Wenn auch in deutlich niedrige-
rer Höhe, so zeichnet sich auch im laufenden Jahr ein
weltweites Überangebot auf dem Aluminiummarkt ab.
Hinzu kommt, dass der Markt gewisse Skepsis gegen-
über den Ankündigungen Chinas hegt, seine Überka-
pazitäten abzubauen. Der durchschnittliche Preis für
LME-Aluminium lag in den ersten drei Monaten bei
1.507 USD/t.
Rückläufige Angebotsdynamik zum Jahresende.
Nach Angaben des International Aluminium Institute
(IAI) wurden im vergangenen Jahr weltweit 57,9 Mio.
Tonnen Aluminium produziert. Davon entfielen knapp
55 % auf China, das sein Angebot im Jahr 2015 um
11,8 % auf 31,7 Mio. Tonnen steigerte. Außerhalb Chi-
nas wuchs die Produktion des Leichtmetalls um 2,4 %.
Die Zuwächse gehen dabei insbesondere auf das Konto
anderer asiatischer Staaten wie Indien sowie von Län-
dern aus der Golfregion im Mittleren Osten. Die mit
Blick auf die einzelnen Quartale höchsten Steigerungs-
raten konnte man im zweiten Quartal beobachten. Hin-
tergrund dürften die deutliche Preiserholung von März
bis Mai sowie die zu Beginn des letzten Jahres noch
vergleichsweise hohen Prämien gewesen sein. In der
zweiten Jahreshälfte hat mit rapide fallenden Notierun-
gen die Angebotsdisziplin der Produzenten dann offen-
sichtlich wieder zugenommen, auch wenn geringere
Energiepreise sowie eine stärkere US-Währung die Kos-
tenseite entlasteten. Im vierten Quartal lag das Ange-
bot schließlich nur noch um 3,6 % über dem Vorjahres-
Deutlicher Preisrückgang in 2015.
An der London Metal Exchange notierte Aluminium
zum Jahresende 2015 bei 1.500 USD/t. Damit ist der
Preis des Leichtmetalls im Verlauf des letzten Jahres
um 17,8 % gesunken. Im Jahresdurchschnitt ergab sich
ein Preis von 1.664 USD/t. Dieser lag um 10,9 % unter
dem Vorjahreswert. Das Jahreshoch erreichte LME-
Aluminium mit 1.959 USD/t Anfang Mai. Danach ging
es mit den Notierungen analog zu den anderen Basis-
metallen deutlich nach unten. Neben übergeordneten
Gründen wie dem verstärkten Rückzug der Finanz-
investoren aus der Assetklasse Rohstoffe machte dem
Aluminiummarkt insbesondere das merklich steigende
Angebot zu schaffen. Insbesondere in China nahm das
Produktionswachstum zur Jahresmitte deutlich zu,
während andere Anbieter von geringeren Energiekos-
ten sowie günstigen Währungsrelationen profitierten.
Hinzu kam eine nachlassende Dynamik auf der Nach-
frageseite. Ende November erreichte der Aluminium-
preis mit 1.425 USD/t schließlich seinen Jahrestiefst-
wert und gleichzeitig das niedrigste Niveau seit sieben
Jahren. Zum Jahresende konnten sich die Notierungen
auf etwas höherem Niveau stabilisieren. Das Gesamt-
bild deutlicher Angebotsüberschüsse auf dem chinesi-
schen Aluminiummarkt auf der einen Seite sowie einer
defizitären Marktbilanz im Rest der Welt auf der ande-
ren Seite hatte auch im vergangenen Jahr Bestand.
Aluminiumpreis (in USD und EUR).
2013 2014 2015 20161200
1300
1400
1500
1600
1700
1800
1900
2000
2100
2200
LME-Aluminium Cash USD/tLME-Aluminium Cash EUR/t
1200
1300
1400
1500
1600
1700
1800
1900
2000
2100
2200
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
54 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Exporte Aluminiumhalbzeug China (in Tsd. Tonnen).
2011 2012 2013 2014 20150
100
200
300
400
500
600
China - Exporte von Aluminiumhalbzeug1 y moving average
0
100
200
300
400
500
600
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Die Zahlen für Januar machen Hoffnung, dass die An-
passungsprozesse in China an Dynamik gewinnen.
Marktschätzungen zufolge arbeiten etwa 60 % bis 70 %
der chinesischen Aluminiumhütten bei Preisen um die
1.500 USD/t operativ nicht rentabel. Bereits zum Ende
des letzten Jahres haben die Meldungen über Maßnah-
men zur Stabilisierung der Preise zugenommen. So ha-
ben sich eine Reihe großer Aluminiumhütten in China
auf Angebotskürzungen verständigt. Zusätzlich soll
ein Teil des überschüssigen Materials im Rahmen eines
konzertierten Programms vom Markt aufgekauft und
gelagert werden. Ersteres dürfte die Preise tendenziell
stützen, während letztgenannte Maßnahme wohl nur
eine temporäre Stabilisierung der Preise ermöglichen
dürfte. Zusammenfassend gehen wir davon aus, dass
die Produktionszuwächse auf dem chinesischen Alumi-
niummarkt in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen.
Für das weltweite Aluminiumangebot insgesamt erwar-
ten wir eine Wachstumsrate zwischen 3 % und 4 %.
Dynamische Nachfrage dank vielfältiger
Einsatzmöglichkeiten.
Hohe Stabilität gepaart mit Leichtigkeit, Korrosions-
beständigkeit sowie gute elektrische Leitfähigkeit sind
Merkmale von Aluminium, die den Werkstoff vielseitig
einsetzbar machen. Dementsprechend findet sich Alu-
minium in zahlreichen Bereichen der Wirtschaft wieder,
angefangen vom Transportwesen über die Bauwirt-
wert. Angaben des russischen Produzenten Rusals und
des Marktforschungsunternehmens CRU (Commodity
Research Unit) zufolge beliefen sich die Angebotskür-
zungen außerhalb Chinas im vergangenen Jahr auf
rund 1 Mio. Tonnen. In China blieben die Kapazitäten
über das Gesamtjahr gesehen insgesamt auf Vorjahres-
niveau. Zwar wurden rund 4,4 Mio. Tonnen an Kapa zi-
täten aus dem Markt genommen, auf der anderen Seite
wurden jedoch neue effizientere Hütten in Regionen
mit einer günstigeren Energie infrastruktur sowie tem-
porär stillgelegte Kapazitäten wieder aufgenommen.
Wachstum der Aluminiumproduktion in China und RoW (in %).
Q1/14
China RoW Total
Q3/14 Q4/14Q2/14 Q1/15 Q2/15 Q4/15Q3/15–4,0
0
4,0
8,0
12,0
16,0
20,0
24,0
–4,0
0
4,0
8,0
12,0
16,0
20,0
24,0
Quelle: IAI, LBBW Research
Angebotsanpassungen gewinnen an Fahrt.
Im Januar des laufenden Jahres ist die globale Alumini-
umproduktion gegenüber dem Vorjahreswert um 1,6 %
auf 4,7 Mio. Tonnen gesunken. Dies ist der erste mo-
natliche Rückgang (YoY) seit Oktober 2009. Für China
ermittelte das IAI ein Produktionsvolumen von 2,5 Mio.
Tonnen, 4,5 % weniger als im Januar des letzten Jahres.
Auch der chinesische Export von Aluminiumprodukten
ist zu Beginn des Jahres gesunken. Dieser war im ver-
gangenen Jahr deutlich gestiegen, nachdem China in-
folge seiner massiven Überkapazitäten zunehmend
leicht verarbeitete Aluminiumprodukte exportierte.
Im Gegensatz zu Primäraluminium, das einer Export-
besteuerung unterliegt, wird die Ausfuhr von Halb-
fabrikaten steuerlich begünstigt.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 55
und Sekundäraluminium) auf den Transportsektor und
25 % auf die Bauwirtschaft. Dabei ist der Anteil des
Transportsektors in den entwickelten Volkswirtschaf-
ten höher, während in den aufstrebenden Regionen
vergleichsweise mehr Aluminium im Bauwesen ver-
braucht wird. Für das laufende Jahr erwarten wir ein
Nachfragewachstum zwischen 4 % und 5 %. Wichtigster
Impulsgeber bleibt der Transportsektor. In den USA
lässt der Automobilmarkt bislang keine Schwäche er-
kennen und bewegt sich auf unverändert hohem Ni-
veau. Auch in Europa signalisieren die Zulassungszah-
len weiteres Wachstum. In China hatte sich der Absatz
auf dem Fahrzeugmarkt im letzten Jahr zunächst eher
verhalten entwickelt. Zum Jahresende sorgten Steuer-
anreize für eine deutliche Marktbelebung. Die Steuer-
erleichterungen sollen noch bis Ende 2016 gelten.
Doch nicht nur das Wachstum in den absoluten Zahlen
sorgt für einen höheren Aluminiumbedarf, sondern
auch der kontinuierlich steigende Anteil des Leichtme-
talls pro Fahrzeug. Erwartete Wachstumsraten von 8 %
bis 9 % im Luftfahrtsektor runden die guten Nachfrage-
perspektiven nach Aluminium im Transportbereich ab.
Durchschnittliches Wachstum des Aluminiumbedarfs
nach Branchen (2015 – 2025 p. a.).
Verpackungen
Bauwirtschaft
Total
Maschinenbau
Elektroindustrie
Transport
3% – 4%
3% – 4%
4% – 5%
4% –5%
5% – 6%
5% – 6%
Quelle: Norsk Hydro, CRU, LBBW Research
schaft, die Elektro- und Verpackungstechnik bis hin
zum Maschinen- und Anlagenbau. Immer strengere
Umweltvorschriften im Transportsektor führen dazu,
dass Komponenten aus Stahl durch das leichtere
Aluminium ersetzt werden. Zudem sorgt der ver-
gleichsweise niedrige Preis dafür, dass Aluminium in
zunehmendem Maße als Substitut für Kupfer in der
Elektrotechnik oder im Bauwesen eingesetzt wird. In
Summe verwundert es daher nicht, dass Aluminium
unter den großen NE-Metallen dasjenige ist, das für
die letzten zehn Jahre mit durchschnittlichen Bedarfs-
zuwächsen von rund 6 % pro Jahr das dynamischste
Nachfragewachstum aufweist.
Weltweite Aluminiumnachfrage (in Tsd. Tonnen).
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2019e0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
70.000
80.000
90.000
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
70.000
80.000
4,5 % CAGR
90.000
Quelle: CRU, LBBW Research
Unverändert steigender Bedarf im Transportsektor.
Die nachlassende Dynamik in der chinesischen Wirt-
schaft hat sich auch in einem geringeren Nachfrage-
wachstum auf dem Aluminiummarkt niedergeschlagen.
Nach Angaben von CRU stieg der weltweite Alumini-
umverbrauch im letzten Jahr um 3,9 % und konnte da-
mit nicht mehr an die hohen Zuwächse der Vergangen-
heit anknüpfen. In China, auf das mittlerweile 45 % der
globalen Nachfrage entfällt, betrug die Zuwachsrate
knapp 7 %. Eine schwächere Entwicklung der Bauwirt-
schaft sowie geringere Wachstumsraten in der Auto-
mobilindustrie verhinderten höhere Steigerungsraten.
Im Rest der Welt lag das Nachfragewachstum bei 1,1 %.
Weltweit entfällt 26 % der Aluminiumnachfrage (Primär-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
56 LBBW – Commodity Yearbook 2016
am physischen Markt zu ziehen, ist jedoch nicht un-
problematisch. So ist der Abbau der LME-Bestände
Marktberichten zufolge nicht nur das Resultat regiona-
ler Marktdefizite, sondern vielmehr auch von Bestands-
verlagerungen an günstigere Standorte. Ein Großteil
der LME-Bestände ist nämlich in sogenannten Cash
and Carry Deals gebunden, bei denen Investoren Alu-
minium auf dem Spotmarkt kaufen und gleichzeitig
auf Termin verkaufen. Die Rendite ergibt sich aus der
Differenz zwischen dem Aufschlag für den Terminpreis
und den anfallenden Finanzierungs- bzw. Lagerkosten.
Das weltweite Volumen an offiziellen und nicht offiziell
bekannten Aluminiumbeständen schätzt CRU für das
vergangene Jahr auf knapp 15 Mio. Tonnen. CRU zufol-
ge sind die Vorräte damit sogar um 1,2 Mio. Tonnen
gestiegen. Dass die physische Verfügbarkeit des
Leichtmetalls derzeit in ausreichendem Maße gegeben
ist, lässt sich auch an der Entwicklung der Prämien ab-
lesen. Diese haben sich nach dem sprunghaften An-
stieg im Jahr 2014 in der ersten Jahreshälfte 2015 wie-
der deutlich zurückgebildet und bewegen sich seitdem
vergleichsweise stabil.
LME-Aluminium Lagerbestände und Preis.
96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
000'S
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
1000
1500
2000
2500
3000
3500
LME-Aluminium Lagerbestände (Tsd. Tonnen)LME-Aluminium Cash USD/t (rechte Skala)
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Annäherung an eine ausgeglichene Marktbilanz.
Auch im vergangenen Jahr ergab sich insgesamt eine
zweigeteilte Marktentwicklung in Form eines deutli-
chen Angebotsüberschusses in China und einer defizi-
tären Marktbilanz im Rest der Welt. So ermittelte CRU
für das Jahr 2015 in Summe ein Angebotsüberschuss
auf dem weltweiten Aluminiummarkt in Höhe von 1,2
Mio. Tonnen. Dabei übertraf das Angebot in China die
Nachfrage um etwa 2 Mio. Tonnen. Da die Ausfuhr von
Primäraluminium aus China durch eine entsprechende
Exportsteuer belegt ist, drängte das überschüssige
Angebot insbesondere in Form leicht verarbeiteter
Halbprodukte auf die anderen Märkte. So stieg der Ex-
port von Halbfabrikaten im Jahr 2015 um 14,4 %. Reali-
sieren die chinesischen Aluminiumproduzenten ihre in
Aussicht gestellten Angebotsanpassungen, dürfte sich
der Angebotsüberschuss in diesem Jahr deutlich ver-
ringern, während das Defizit außerhalb Chinas tenden-
ziell weiter ansteigt. Unter dem Strich dürfte damit
zwar in globaler Sicht auch in diesem Jahr das Angebot
die Nachfrage übertreffen. Dies jedoch unseren Schät-
zungen zufolge nur noch im mittleren dreistelligen
Tausenderbereich. Angesichts eines Gesamtvolumens
des Primäraluminiummarkts von rund 57 Mio. Tonnen
sollte sich der Markt damit einer relativ ausgegliche-
nen Bilanz von Angebot und Nachfrage annähern.
LME-Lagerbestände sinken weiter.
Die Bestände in den weltweiten LME-Lagerhäusern ha-
ben sich im vergangenen Jahr weiter deutlich redu-
ziert. So betrugen die Vorräte zum Jahresende 2015
2,9 Mio. Tonnen, 30 % weniger als noch zu Jahresbe-
ginn. Mit Blick auf den mit rund 30 % recht hohen An-
teil an sogenannten »cancelled warrants«, d. h. des zur
Auslieferung bestimmten Materials, ist von einer Fort-
setzung des Lagerabbaus auszugehen. Von dieser Ent-
wicklung aus Rückschlüsse auf die Bedarfsentwicklung
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 57
Fazit.
Ein insbesondere durch China getriebenes weiter wach-
sendes Angebot und eine gleichzeitige Abnahme der
Wachstumsraten auf der Nachfrageseite haben die Alu-
miniumpreise im letzten Jahr unter Druck gesetzt. Wir
erwarten auch für dieses Jahr ein weltweit gesehenes
Überangebot, das sich jedoch gegenüber dem Vorjahr
deutlich reduzieren sollte. Neben der anhaltenden
Angebotsdisziplin von Aluminiumhütten außerhalb
Chinas spricht dafür insbesondere die zunehmende
Dynamik der Anpassungsmaßnahmen im Reich der
Mitte. Zudem dürften die Entlastungen auf der Kosten-
seite angesichts der Erholung der Energiepreise sowie
des wieder etwas schwächeren US-Dollars auslaufen
und den Druck auf die Produzenten erneut erhöhen.
Getragen von einem nach wie vor hohen Bedarf im
Transportsektor erwarten wir auch für das laufende
Jahr ein ansprechendes Nachfragewachstum. Die Stei-
gerungsrate dürfte jedoch erneut unter dem langjähri-
gen Mittelwert bleiben. Die Prämien haben sich wieder
auf historisches »Normalmaß« reduziert und entwickel-
ten sich zuletzt stabil. Unter der Annahme, dass die
angekündigten Maßnahmen auf der Angebotsseite in
China auch entsprechend realisiert werden, erwarten
wir für LME-Aluminium insgesamt in diesem Jahr einen
seitwärts- bis leicht aufwärtsgerichteten Trend. Unsere
Prognose für das Jahresmittel liegt bei 1.600 USD/t.
Achim Wittmann
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
58 LBBW – Commodity Yearbook 2016
5.3 Kupfer.
Positive Preisentwicklung im ersten Quartal 2016.
Auch das laufende Jahr begann auf dem Kupfermarkt
mit einem Preisrückgang, der jedoch nicht so stark
ausfiel wie noch im Vorjahr. Der bisherige Tiefpunkt in
diesem Jahr wurde bereits am 15. Januar mit 4.328 USD/t
erreicht. Das erste Quartal des laufenden Jahres beende-
te der Kupferpreis auf einem Niveau von 4.881 USD/t.
Damit ergibt sich für die ersten drei Monate eine Per-
formance von + 3,7 %. Dazu beigetragen hat ein grund-
sätzlich verbessertes Sentiment im Rohstoffsektor,
hervorgerufen durch die Erholung des Ölpreises.
Darüber hinaus haben hohe Importzahlen aus China
die Hoffnung auf eine Belebung der dortigen Nach-
frage erneuert. Schließlich trugen auch rückläufige
Bestände in den LME-Lagerhäusern sowie eine tenden-
ziell schwächere US-Währung zur Stabilisierung der
Preise bei.
Nachfrage verschiebt sich weiter in Richtung Asien.
Nach Angaben der International Copper Study Group
(ICSG) betrug die globale Kupfernachfrage im letzten
Jahr 22,9 Mio. Tonnen. Sie lag damit auf Höhe des Vor-
jahresniveaus. Die Bedarfszuwächse in China, auf das
knapp die Hälfte der globalen Kupfernachfrage entfällt
und der Bedarfsrückgang im Rest der Welt neutralisier-
ten sich. Unter den großen Industrienationen verbuch-
te Japan mit – 7 % den stärksten Nachfragerückgang.
Für die EU-Staaten ermittelte die ICSG einen um insge-
samt 2 % rückläufigen Kupferbedarf. Erwähnenswert
ist darüber hinaus der Einbruch der Kupfernachfrage
auf dem russischen Markt. Der Wegfall der Export-
steuer auf Kupferkathoden, geringere Energiepreise,
westliche Sanktionen und fehlende Investitionen ließen
den Kupferverbrauch im vergangenen Jahr um 48 %
einbrechen. Im Hinblick auf die regionale Verteilung
ergab sich eine weitere leichte Verschiebung zuguns-
ten des asiatischen Raums, auf den mittlerweile 69 %
des globalen Kupferbedarfs entfallen. Auf die Staaten
Nord- und Südamerikas entfallen 12 % der weltweiten
Nachfrage, auf Europa 17 %.
Neue Tiefstpreise beim Kupfer in 2015.
Im Umfeld eines stark steigenden US-Dollars sowie in
Erwartung eines zunehmenden Angebots bei gleichzei-
tiger Unsicherheit über die Nachfrage in China ist der
Kupferpreis sehr schwach ins Jahr 2015 gestartet. Die
Konsolidierung der US-Währung sowie die Hoffnung
auf stimulierende Maßnahmen für die chinesische Wirt-
schaft leiteten anschließend die Erholung der Preise
ein, sodass die Notierungen Mitte Mai wieder das Jah-
resanfangsniveau erreichten. Im Anschluss kehrten die
Preise jedoch wieder in ihren langjährigen Abwärts-
trend zurück und fielen nach einem zwischenzeitlichen
Stabilisierungsversuch bei 5.000 USD/t schließlich bis
Mitte Dezember auf ein neues Mehrjahrestief bei 4.553
USD/t. Die abnehmende Wirtschaftsdynamik in China
nahmen dortige Spekulanten zum Anlass, sich gegen
eine Erholung des Kupferpreises zu positionieren, was
den Preisrutsch im Dezember noch beschleunigte. Das
rote Metall beendete das Jahr 2015 schließlich mit ei-
nem Preis von 4.706 USD/t und damit 26,1 % unterhalb
des Jahresanfangsniveaus. Von Anfang 2011 bis Ende
2015 ist der Kupferpreis damit um etwas mehr als 50 %
gesunken. Dies ist der stärkste Rückgang innerhalb einer
zyklischen Abwärtsbewegung seit den 1920er Jahren. Im
Jahresdurchschnitt ergab sich für 2015 ein Preis von
5.509 USD/t gegenüber 6.863 USD/t im Vorjahr.
Kupferpreis (in USD und EUR).
2013 2014 2015 20163500
4000
4500
5000
5500
6000
6500
7000
7500
8000
8500
LME-Kupfer Cash USD/tLME-Kupfer Cash EUR/t
3500
4000
4500
5000
5500
6000
6500
7000
7500
8000
8500
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 59
Erwartete Wachstumsraten der chinesischen Kupfernachfrage
p. a. (2015 – 2020; in %).
Building/Construction
0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7%
Electrical Network Infra
Electronics
Total
White Goods
Industrial Machinery
Transportation
Quelle: Wood Mackenzie, Dt. Bank, LBBW Research
Anstieg der chinesischen Importe.
Die chinesischen Kupfereinfuhren nahmen in den ers-
ten zwei Monaten des laufenden Jahres um insgesamt
27,6 % zu. Daraus uneingeschränkte Rückschlüsse auf
die physische Bedarfsentwicklung zu ziehen, ist jedoch
nicht unproblematisch, da ein Teil der Einfuhren auf
Arbitragegeschäfte zurückzuführen sein dürfte. Des
Weiteren haben sich neben den Beständen in den Zoll-
lagerstätten auch die Vorräte in Shanghai seit Jahres-
anfang verdoppelt, was die grundsätzlich positive Ent-
wicklung der Importzahlen ebenfalls etwas relativiert.
Die Konjunkturzahlen sind für die ersten zwei Monate
gemischt ausgefallen. Die Industrieproduktion blieb
mit einem Anstieg von 5,4 % hinter den Erwartungen
zurück. Positiv zu werten ist dagegen die leichte Bele-
bung der Anlageinvestitionen, zurückzuführen auf den
Immobilienbereich, der von einer Reihe staatlicher Be-
lebungsmaßnahmen profitierte. Der Bausektor bleibt
mit Blick auf die hohen Bestände jedoch weiterhin das
Sorgenkind bezüglich der Nachfrageentwicklung.
Günstigere Perspektiven bieten der weitere Ausbau der
Energienetze sowie der Transportbereich, unterstützt
durch die auf den Weg gebrachten Steuererleichterun-
gen. Insgesamt rechnen wir auch für dieses Jahr mit
einem Wachstum des realen chinesischen Kupfer-
bedarfs von rund 3 %.
Regionale Verteilung der Kupfernachfrage (in %).
Sonstige
Japan
USA
EU–28
China
27%
15%
8%
45%
5%
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Chinas Nachfrage im Wandel.
Mit einem Anteil von 45 % an der weltweiten Nachfrage
ist China der wichtigste Akteur am Kupfermarkt. Über-
durchschnittlich hohe Wirtschaftswachstumsraten und
die Urbanisierung, die sich in Form des Wachstums der
Städte bzw. der Ausbreitung städtischer Lebensformen
in bisher ländliche Räume ausdrückt, sorgen für nach-
haltigen Bedarf an Kupferprodukten. Die aus der Pro-
duktion, den Nettoimporten und den Lagerbestands-
veränderungen (SHFE) abgeleitete Gesamtnachfrage
lag Angaben der ICSG zufolge im letzten Jahr rund 3 %
über dem Vorjahr. Die halbstaatliche chinesische Agen-
tur Antaike schätzt das Wachstum auf 2,8 %. Analog zum
Gesamtwirtschaftswachstum dürften auch die hohen,
zumeist zweistelligen Wachstumsraten der Kupfernach-
frage der Vergangenheit angehören. Vielmehr könnten
für die nächsten Jahre die gegenwärtigen Steigerungs-
raten zwischen 2 % und 3 % als Richtgröße dienen.
Nicht vergessen sollte man dabei jedoch, dass die Zu-
wächse absolut gesehen durchaus Größenordnungen
der Vergangenheit annehmen. Auch der Wandel der
chinesischen Wirtschaft hin zu einer stärker dienstleis-
tungs- bzw. konsumorientierten Struktur wird das
Nachfrageverhalten beeinflussen. Bislang entfallen
rund 30 % der chinesischen Nachfrage auf den Ausbau
der Energie- und Telekommunikationsnetze, 24 % auf
den Bausektor. Im Zuge der strukturellen Veränderung
der Wirtschaft dürfte sich die Gewichtung tendenziell
in Richtung Transport bzw. Industrie- und Konsum-
güter verschieben.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
60 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Minenproduktion erneut geringer als erwartet.
Auch im vergangenen Jahr bestätigte sich die Tendenz,
den Ausstoß der Kupferminen zu überschätzen. So
weist die ICSG-Statistik für das Jahr 2015 einen Anstieg
von 3,5 % auf 19,1 Mio. Tonnen aus. Zuvor hatte das In-
stitut seine Prognosen bezüglich des Wachstums suk-
zessive von anfangs + 6,7 % reduziert. Zurückzuführen
ist die Differenz zwischen erwarteter und tatsächlicher
Minenförderung insbesondere auf die in der zweiten
Jahreshälfte zunehmenden, preisbedingten Produkti-
onsanpassungen. Zudem erreichten die Produktions-
unterbrechungen bzw. -ausfälle mit über 1 Mio. Ton-
nen im vergangenen Jahr erneut einen Höchstwert. In
Chile, dem mit Abstand größten Kupferförderer, blieb
die Fördermenge konstant. Ein deutlicher Zuwachs er-
gab sich in Peru (+ 23 %) sowie in Indonesien (+ 53 %),
dessen Fördermenge im Jahr zuvor von Exportrestrik-
tionen beeinträchtigt war.
Minenförderung (in Tsd. Tonnen) und Kapazitäts auslastung (in %).
2002 2004 2006 2008 2010 2012 20140
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
75,0
80,0
85,0
90,0
95,0
Quelle: ICSG, LBBW Research
In diesem Jahr werden nach ICSG-Projektionen auf dem
Kupfermarkt neue Minenkapazitäten in Höhe von
knapp 1 Mio. Tonne auf den Markt kommen. Im Blick-
punkt steht dabei die Mine Las Bambas in Peru, die
sich bei Erreichen der geplanten Kapazität zur weltweit
drittgrößten Kupfermine entwickeln soll. Der Betreiber,
Chinesische Kupferimporte (in Tsd. Tonnen).
2010 2011 2012 2013 2014 20150
50
100
150
200
250
300
350
400
450
China – Kupferimporte (Tsd. Tonnen)1 y moving average
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Die ICSG geht in ihrem Ausblick für China von einem
Wachstum der Kupfernachfrage von 0,5 % in diesem
Jahr aus, was jedoch entsprechende Bestandsbewe-
gungen beinhalten dürfte. Der industrielle Bedarfszu-
wachs wird auf 3 % bis 4 % geschätzt. Trotz weiterhin
bestehender ökonomischer und geopolitischer Risiken
scheint sich die Konjunktur in Europa weiter zu bele-
ben. Auch in den USA zeigen sich die für die Kupfer-
nachfrage besonders relevanten Einzelindikatoren wie
die Hausneubauten oder die Automobilproduktion re-
lativ robust. In Japan, das für rund 5 % des weltweiten
Kupferverbrauchs steht, sollte sich die Kupfernachfra-
ge nach dem deutlichen Rückgang im Vorjahr etwas
erholen können. In Summe dürfte der globale Kupfer-
bedarf auch in diesem Jahr zwischen 2 % und 3 % zule-
gen können.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 61
insgesamt auf gutem Wege befinden. Zudem scheinen
die Raffinier- und Schmelzlöhne gemäß den jüngsten
Verhandlungen zwischen chinesischen Raffinerien und
chilenischen Minen in diesem Jahr niedriger auszufal-
len, was zu dem Bild geringerer Konzentratmengen
passt und ebenfalls für ein begrenztes Wachstum der
Raffinerieerzeugung spricht.
Relativ ausgeglichene Marktbilanz.
Gemäß den vorläufigen Daten der ICSG ergab sich im
letzten Jahr auf dem Kupfermarkt insgesamt ein leicht
defizitäres Angebot in Höhe von 57 Tsd. Tonnen, das
sich unter Berücksichtigung der Bestandsveränderun-
gen in chinesischen Zolllagerstätten auf 167 Tsd. Ton-
nen erhöht. Nach Kalkulationen des WBMS (World Bu-
reau of Metal Statistics) wies der Kupfermarkt im Jahr
2015 dagegen einen Angebotsüberschuss in Höhe von
146 Tsd. Tonnen auf. Doch ganz gleich auf welche Sta-
tistik man zurückgreift, angesichts eines Gesamtvolu-
mens auf dem Kupfermarkt in Höhe von über 20 Mio.
Tonnen, kann man insgesamt von einem relativ ausge-
glichenen Angebots-/Nachfrageverhältnis sprechen.
Eine weitestgehend ausgeglichene Marktbilanz sollte
sich auch in diesem Jahr einstellen. Die ICSG geht in ih-
ren Prognosen von einem in etwa gleichbleibenden,
leichten Angebotsdefizit aus. Dem von Reuters ermit-
telten Konsens der Marktbeobachter zufolge sollte das
Angebot die Nachfrage in diesem Jahr um rund 150
Tsd. Tonnen übersteigen.
die chinesische MMG Ltd., plant in diesem Jahr zwi-
schen 250 Tsd. Tonnen und 300 Tsd. Tonnen Kupfer-
konzentrat aus der Mine zu gewinnen. Den projezier-
ten Kapazitätserweiterungen stehen geplante
Produktionskürzungen gegenüber, die sich für das lau-
fende Jahr mittlerweile auf über 700 Tsd. Tonnen be-
laufen dürften. Prominentestes Beispiel hierfür ist die
bereits im letzten Jahr verkündete Kapazitätskürzung
Glencores von insgesamt 400 Tsd. Tonnen im Zeitraum
von 18 Monaten. In diesem Umfeld scheint es plausi-
bel, dass die ICSG mit 1,5 % ein geringeres Wachstum
der Minenförderung in diesem Jahr in Aussicht stellt.
Chinesische Raffinerien kürzen Angebot.
Die Produktion von raffiniertem Kupfer ist nach Anga-
ben der ICSG im vergangenen Jahr weltweit um insge-
samt 1,6 % auf 22,8 Mio. Tonnen gestiegen. Mit China
steigerte der größte Produzent sein Angebot um 4 %.
Die zweit- und drittgrößten Anbieter Chile und Japan
verzeichneten dagegen Angebotsrückgänge. Der Pro-
duktionsanstieg resultierte ausschließlich aus der pri-
mären Kupferherstellung, während die Sekundärpro-
duktion angesichts eines knapperen Angebots an
Altkupfer kaum nennenswerte Steigerungsraten auf-
wies. Damit ist der Anteil der Sekundärproduktion
leicht auf 17,1 % gesunken. Eine Fortsetzung dieser Ent-
wicklung erwartet die ICSG auch für das laufende Jahr.
Insgesamt prognostiziert die Gruppe für das Jahr 2016
einen leichten Anstieg des Angebots an raffiniertem
Kupfer um 0,5 % auf 22,9 Mio. Tonnen. Auch auf der
Raffinerieseite gab es um den Jahreswechsel einige An-
kündigungen hinsichtlich Produktionskürzungen. Die
markantesten kamen dabei aus dem Reich der Mitte,
wo sich große Kupferraffinerien auf Angebotsreduktio-
nen in Höhe von insgesamt 350 Tsd. Tonnen verstän-
digten. Da mit Jiangxi Copper und Tongling die zwei
größten chinesischen Kupferproduzenten ihre Pläne
mittlerweile konkretisierten, dürfte sich das Vorhaben
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
62 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Fazit.
Nach erheblichen Preisrückgängen im vergangenen
Jahr haben sich die Kupfernotierungen im ersten Quar-
tal des laufenden Jahres etwas erholen können. Auch
in diesem Jahr steht hinter der Bedarfsentwicklung des
größten Kupfernachfragers China ein Fragezeichen.
Die abnehmende Dynamik des Wirtschaftswachstums
sowie die strukturellen Anpassungen sorgen für Unsi-
cherheiten. Zuletzt zeichneten die Konjunkturindikato-
ren allerdings wieder ein etwas freundlicheres Bild. Un-
ter der Annahme weiterer geld- und fiskalpolitischer
Stimulierungsmaßnahmen sollte die Kupfernachfrage
in China daher auch in 2016 um rund 3 % zulegen kön-
nen. Auf der Angebotsseite gilt der Blick den neu auf
den Markt kommenden Minenkapazitäten auf der ei-
nen Seite sowie den in Aussicht gestellten Produktions-
kürzungen andererseits. In Summe rechnen wir für
dieses Jahr mit einer weitestgehend ausgeglichenen
Marktbilanz. Dies sollte zusammen mit den derzeit
vergleichsweise niedrigen Beständen in den LME-Lager-
stätten für eine stabilere Preisentwicklung sorgen.
Zum Jahresende erwarten wir für LME-Kupfer einen
Preis von 5.200 USD/t.
Achim Wittmann
Gegenläufige Bestandsentwicklungen.
Die Kupferbestände in den weltweiten Lagerhäusern
der London Metal Exchange sind über das gesamte
Jahr 2015 gesehen von 180 Tsd. Tonnen auf 235 Tsd.
Tonnen gestiegen. Starke Bewegungen gab es dabei im
ersten Quartal und in den letzten drei Monaten des
Jahres. Der Bestandsrückgang zum Jahresende setzte
sich nach einer kurzen Stabilisierung auch im laufen-
den Jahr fort. Gegenwärtig belaufen sich die Vorräte
auf rund 155 Tsd. Tonnen und befinden sich damit his-
torisch gesehen auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Einen auffallend starken Anstieg verzeichnen derzeit
die Bestände, die von der Börse in Shanghai gemeldet
werden. Im Zuge hoher Importzahlen und geringerer
Nachfrage im Umfeld des chinesischen Neujahrsfests
haben sich die Kupfervorräte seit Anfang Januar mehr
als verdoppelt. Auch die Bestände in den chinesischen
Zolllagerstätten, über die es keine offiziellen Angaben
gibt, sollen Marktberichten zufolge zuletzt wieder auf
ein Niveau von rund 500 Tsd. Tonnen gestiegen sein.
Kupferlagerbestände (LME und SHFE in Tsd. Tonnen).
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 20150
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
Kupfer LME-Lagerbestände (Tsd. Tonnen)Kupfer SHFE-Lagerbestände (Tsd. Tonnen)
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 63
5.4 Nickel.
Seitwärtsbewegung im ersten Quartal 2016.
In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verlief
die Preisentwicklung am Nickelmarkt insgesamt seit-
wärts, wobei es zwischenzeitlich sowohl deutlichere
Ausschläge nach unten als auch nach oben gab. Mit
dem erneuten Anstieg der LME-Vorräte gaben auch die
Notierungen nach und erreichten Mitte Februar mit
7.562 USD/t einen neuen Tiefststand. Berichte über
Produktionskürzungen trugen zur anschließenden Er-
holung ebenso bei wie die Statistik der INSG (Internatio-
nal Nickel Study Group), nach der der Nickelmarkt im
Januar eine defizitäre Marktbilanz aufwies. Nickel been-
dete das erste Quartal mit einem Preis von 8.449 USD/t,
einem Rückgang von 3,8 % gegenüber dem Jahresan-
fangsniveau.
Defizitäre Marktbilanz erwartet.
Das vergangene Jahr war bereits das vierte Jahr in
Folge, in dem auf dem Nickelmarkt das Angebot die
Nachfrage übertraf. Der Angebotsüberschuss hat sich
nach Angaben der INSG allerdings von 120 Tsd. Ton-
nen auf 81 Tsd. Tonnen reduziert. Für dieses Jahr pro-
gnostiziert die INSG erstmals wieder ein defizitäres
Angebot in Höhe von 23 Tsd. Tonnen. In dieser Grö-
ßenordnung bewegt sich auch der von Reuters ermit-
telte Marktkonsens. Die Prognosen beruhen dabei ins-
besondere auf der Annahme eines weiter sinkenden
Angebots.
Marktsaldo Nickel (Produktion – Verbrauch, in Tsd. Tonnen).
2010 2012 20132011 2014 2015 2017e2016e–120
0
–40
–80
40
80
120
160
200
–120
0
–40
–80
40
80
120
160
200
Quelle: INSG, Thomson Reuters, LBBW Research
Preise in 2015 stark unter Druck.
LME-Nickel verzeichnete im vergangenen Jahr unter
den Basismetallen mit – 42 % den mit Abstand stärks-
ten Preisrückgang. In der ersten Jahreshälfte wartete
der Nickelmarkt vergeblich auf Signale eines knapper
werdenden Angebots infolge des indonesischen Ex-
portverbots von Nickelerzen. Vielmehr sind die ohne-
hin bereits hohen Lagerbestände sogar noch weiter
angestiegen. Zusätzlich erhöhte der feste US-Dollar
den Druck auf die Preise, die beschleunigt durch tech-
nische Verkäufe, neue Sechsjahrestiefpunkte erreich-
ten. Zu Beginn des vierten Quartals konnten sich die
Notierungen etwas stabilisieren. Die LME-Bestände
verzeichneten erstmals nennenswerte Rückgänge und
die chinesische Handelsstatistik wies eine zunehmende
Einfuhr von raffiniertem Nickel aus. Der erneute Ein-
bruch der Ölpreise leitete in der Folge allerdings die
nächste Abwärtsbewegung ein. Darüber hinaus ge-
wannen die Befürchtungen eines deutlich geringeren
Nickelbedarfs seitens der Edelstahlindustrie an Ge-
wicht. Zum Jahresende notierte das Legierungsmetall bei
8.780 USD/t. Im Jahresdurchschnitt ergab sich für 2015
ein Preis von 11.835 USD/t gegenüber 16.898 USD/t im
Jahr zuvor.
Nickelpreis (in USD und EUR).
2013 2014 2015 20166
8
10
12
14
16
18
20
22
LME-Nickel Cash USD/tLME-Nickel Cash EUR/t
000'S 000'S
6
8
10
12
14
16
18
20
22
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
64 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Chinesische Importe von raffiniertem Nickel (in Tonnen).
2012 2013 2014 2015
000'S
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
China – Importe von raffiniertem Nickel (in Tonnen)1 y moving average
000'S
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Außerhalb Chinas kommen Angebotsanpassungen
erst langsam in Gang. Dies ist bemerkenswert, da bei
dem gegenwärtigen Preisniveau schätzungsweise 70 %
der weltweiten Nickelhütten operativ nicht rentabel
arbeiten. Ein Großteil davon entfällt zwar auf die
kostenintensive NPI-Produktion. Jedoch gilt auch die
Minenförderung in Australien und Neukaledonien als
vergleichsweise teuer. Anfang März haben die in der
Nickel Miners Association organisierten philippinischen
Minen angekündigt, angesichts des niedrigen Preis-
niveaus ihre Förderung um 20 % zu kürzen. Sollten
sich die Preise nicht deutlich erholen, ist mit weiteren
Minen- und Raffinerieschließungen auch außerhalb
Chinas zu rechnen. Die INSG geht für das laufende
Jahr von einem Nickelangebot in Höhe von 1,94 Mio.
Tonnen aus, was einem Rückgang von 1,4 % gleich-
kommt. Angesichts der aktuellen Preisentwicklung
halten wir jedoch einen stärkeren Rückgang des Ange-
bots für wahrscheinlich.
Rückläufige NPI-Produktion in China.
Angaben der halbstaatlichen chinesischen Agentur
Antaike zufolge sank die Produktion von raffiniertem
Nickel in China im vergangenen Jahr um rund 10 % auf
630 Tsd. Tonnen. Deutlich überproportional dürfte da-
bei der Rückgang der NPI-Produktion ausgefallen sein.
NPI steht für Nickel Pig Iron, einer ausschließlich in der
chinesischen Edelstahlerzeugung verwendeten Ferro-
nickel-Legierung, die einen vergleichsweise geringen
Nickelgehalt aufweist. Marktschätzungen zufolge ent-
fielen zuletzt rund 60 % der chinesischen Nickelherstel-
lung auf NPI. Grundlage für die NPI-Produktion sind
Laterit-Erze, die die Chinesen in der Vergangenheit im
Wesentlichen aus Indonesien bezogen. Durch den ver-
hängten Exportstopp dieser Erze hatte man am Markt
bereits früher mit einer deutlichen Verknappung des
NPI-Angebots gerechnet. Kompensiert wurden die feh-
lenden Erzmengen aus Indonesien jedoch durch
Nickelerze von den Philippinen. Außerdem hat China
im Vorfeld der Exportrestriktionen seine Bestände
massiv aufgebaut. Mittlerweile scheint sich der Export-
stopp allerdings zunehmend seinen Weg durch die
Wertschöpfungskette zu bahnen. Abzulesen ist dies
nicht zuletzt auch an den steigenden chinesischen Im-
porten von raffiniertem Nickel. Diese haben sich im
vergangenen Jahr auf über 300 Tsd. Tonnen mehr als
verdoppelt.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 65
Globale Edelstahlproduktion und Nickelnachfrage
( %-Veränderung).
2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015Nickelnachfrage Edelstahlproduktion
–10,0
–5,0
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
–10,0
–5,0
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
Quelle: INSG, ISSF, MEPS, LBBW Research
Nach Schätzungen des Branchenspezialisten MEPS
blieb die globale Edelstahlproduktion im letzten Jahr
mit etwas unter 41,5 Mio. Tonnen knapp 0,5 % unter
dem Vorjahresniveau. Nach Jahren starken Wachstums
und hoher Investitionen übertreffen die Kapazitäten in
China mittlerweile deutlich den dortigen Bedarf. Als
Folge sind die Ausfuhren gestiegen. Antidumpingmaß-
nahmen seitens der Europäischen Union haben diese
allerdings mittlerweile begrenzt. Für das laufende Jahr
prognostiziert MEPS für China, auf das mehr als die
Hälfte der weltweiten Edelstahlproduktion entfällt, ein
Produktionswachstum von 1,7 %. Weltweit soll die Pro-
duktion um rund 2 % auf einen neuen historischen
Höchstwert von 42,3 Mio. Tonnen zulegen. Neben der
Verwendung in der Edelstahlherstellung ist ein stetig
wachsender Bedarf an Nickel als Basismetall für soge-
nannte Hochleistungslegierungen, die insbesondere in
der Automobilindustrie sowie in der Luft- und Raum-
fahrt ihre Anwendung finden, zu beobachten. Insge-
samt geht die INSG für das Jahr 2016 von einem welt-
weiten Nickelbedarf in Höhe von 1,97 Mio. Tonnen aus,
was einem Nachfragezuwachs von 3,4 % entsprechen
würde. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Ent-
wicklungen auf dem Edelstahlmarkt halten wir diese
Prognose für etwas zu optimistisch und würden die
Wachstumsraten eher in einem Bereich von 2,5 % bis
3 % sehen.
Fällt der indonesische Exportstopp?
Zu Beginn des Jahres 2014 hatte Indonesien einen Ex-
portstopp für Nickelerze erlassen. Hintergrund dieser
Maßnahme war die Absicht, durch den Aufbau von
Verarbeitungskapazitäten einen höheren Anteil der
Wertschöpfung im eigenen Land zu halten. Indonesien
gehört zu den wichtigsten Förderländern und war
vor dem Ausfuhrverbot größter Exporteur von Nickel-
erzen. Aussagen des zuständigen indonesischen Minis-
teriums zufolge gibt es nun Überlegungen, das Aus-
fuhrverbot zu lockern, nachdem die Investitionen in
Verarbeitungskapazitäten mehr oder weniger deutlich
hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. So sind
statt der geplanten zwölf neuen Nickelschmelzen im
vergangenen Jahr nur fünf Anlagen fertiggestellt wor-
den. Über 30 Projekte wurden gestrichen bzw. verzö-
gern sich. Angesichts der niedrigen Preise halten sich
die Minenkonzerne mit Investitionen zurück. Eine
Lockerung des Erzausfuhrverbots würde deren wirt-
schaftliche Situation verbessern und darüber hinaus
die Exporteinnahmen des Landes erhöhen. Entschei-
dungen über neue Regelungen dürften frühestens ab
September zu erwarten sein.
Edelstahlmarkt mit leicht geringerer Produktion.
Etwa zwei Drittel des weltweiten Nickelbedarfs entfällt
auf die Herstellung und Veredelung nichtrostender
Stähle. Die Edelstahlproduktion ist im vergangenen
Jahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben, was so-
wohl auf eine insgesamt geringere Nachfrage als auch
auf den Lagerzyklus zurückzuführen ist.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
66 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Fazit.
Nachdem der Nickelpreis im letzten Jahr unter erheb-
lichem Druck stand, scheinen sich die Notierungen ge-
genwärtig stabilisieren zu können. Immerhin befinden
sich die Preise mittlerweile unterhalb des Niveaus, das
Ende 2008 bzw. Anfang 2009 auf dem Höhepunkt der
weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise herrschte. Zu-
dem dürften Preise, bei denen mehr als zwei Drittel
der Anbieter operativ Verluste schreiben, kaum als
nachhaltig angesehen werden können. Vielmehr soll-
ten die Anpassungen auf der Angebotsseite in diesem
Jahr an Dynamik gewinnen. Unter der Annahme, dass
sich die Edelstahlproduktion von dem leichten Rück-
gang im letzten Jahr erholt, sollte es auf dem Nickel-
markt insgesamt in diesem Jahr zu einem Angebots-
defizit kommen. Damit sollten auch die Lagerbestände
weiter abnehmen. Diese bilden noch immer einen be-
trächtlichen Angebotspuffer. Insgesamt erscheint uns
das Potenzial für weitere Preisrückgänge vor dem Hin-
tergrund der beschriebenen Entwicklungen begrenzt.
Vielmehr sollte LME-Nickel mittelfristig wieder deutlich
höher notieren.
Achim Wittmann
LME-Bestände bilden erheblichen Angebotspuffer.
Als Ausdruck des überschüssigen Angebots sind die
LME-Bestände in der ersten Jahreshälfte 2015 weiter
angestiegen. Dazu trugen vermutlich auch Bestands-
verschiebungen von chinesischen Lagerstätten im
Zuge der Ermittlungen wegen missbräuchlicher Kredit-
besicherungen bei. In der zweiten Hälfte des letzten
Jahres haben die Bestände kontinuierlich abgenom-
men, wobei der starke Rückgang von Oktober bis An-
fang Dezember zum Jahresende wieder weitgehend
neutralisiert wurde. Ein Teil der Rückgänge ist Markt-
berichten zufolge allerdings auf Bestandsverlagerun-
gen in Lagerhäusern, die nicht dem LME-System ange-
hören, zurückzuführen. Zudem sind Bestände an der
SHFE im Zuge der Neueinführung neuer Nickelkon-
trakte aufgebaut worden. Zum Ende des ersten Quar-
tals 2016 lagerten in den LME-Warenhäusern insgesamt
rund 430 Tsd. Tonnen Nickel, was über 20 % der Jahres-
nachfrage entspricht und noch immer einen erhebli-
chen Angebotspuffer darstellt.
LME-Nickel Lagerbestände und Preis.
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 20150
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500000'S
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
LME-Nickel Lagerbestände (Tsd. Tonnen)LME-Nickel Cash USD/t (rechte Skala)
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 67
5.5 Zink.
Überdurchschnittliche Performance im ersten
Quartal 2016.
Nachdem der Zinkpreis auch ins laufende Jahr schwach
gestartet war, zogen die Notierungen ab Mitte Januar
deutlich an. Dabei stiegen sie vom vorübergehenden
Tiefpunkt bei 1.455 USD/t bis auf 1.870 USD/t. Im An-
schluss folgte eine Konsolidierung, sodass LME-Zink
das erste Quartal mit einem Preis von 1.808 USD/t be-
endete. Dies entspricht einem Anstieg von 13,5 % und
damit einer deutlich überdurchschnittlichen Preisent-
wicklung gegenüber den anderen Basismetallen. Hin-
tergrund dieser Entwicklung ist die Erwartung eines
merklich knapper werdenden Angebots als Folge
angekündigter Produktionskürzungen und der Schlie-
ßung großer Minen. Unterlegt wurden diese Erwartun-
gen durch die Veröffentlichungen der ILZSG (Inter-
national Lead and Zinc Study Group), die sowohl für
das vierte Quartal 2015 als auch für Januar 2016 ein
defizitäres Angebot auf dem Zinkmarkt ermittelte.
Konzentratversorgung als Engpassfaktor.
Weltweit wurden im vergangenen Jahr Angaben der
ILZSG zufolge 13,5 Mio. Tonnen Zink aus Minen geför-
dert. Gegenüber dem Vorjahr stellt dies einen leichten
Rückgang um 0,4 % dar. Deutlich geringere Fördermen-
gen verbuchte Kanada, nachdem zwei große Minen
Mitte 2014 geschlossen wurden. In China, auf das mit
36 % der größte Anteil der globalen Minenförderung
entfällt, gingen die Konzentratmengen im letzten Jahr
um 4,6 % zurück. Quellen aus China zufolge war der
Rückgang sogar noch deutlich größer und ist im We-
sentlichen auf die niedrigen Preise sowie strengere
Umweltauflagen zurückzuführen. Mit Glencore hat
auch der größte Zinkproduzent im Herbst letzten Jah-
res erhebliche Produktionskürzungen angekündigt.
So sollen die Fördermengen in Australien, Südamerika
und Kasachstan um insgesamt 500 Tsd. Tonnen ge-
senkt werden. Darüber hinaus haben große Minen wie
Lisheen in Irland und Century in Australien ihre Förde-
rung im letzten Jahr beendet. Insgesamt fehlen dem
Markt dadurch mehr als 1 Mio. Tonnen an Konzentraten.
Preisrückgang im Gleichlauf mit den anderen
Basismetallen.
Auch auf dem Zinkmarkt beeinflussten die Sorgen
um das chinesische Wirtschaftswachstum, der starke
US-Dollar sowie das durch den Ölpreisverfall negative
Sentiment bezüglich des Rohstoffsektors insgesamt
die Preisentwicklung in den ersten Monaten des ver-
gangenen Jahres. Gleichwohl fiel die Performance bei
Zink zunächst etwas besser aus, da rückläufige LME-
Bestände die Notierungen stützten. Mit dem überra-
schend deutlichen Anstieg der Vorräte im August hat
sich der Zinkpreis dann dem Trend deutlich fallender
Basismetallpreise wieder angeschlossen. Infolge der
Ankündigung des Rohstoffhändlers und Minenbetrei-
bers Glencore, seine Zinkproduktion erheblich zu
reduzieren, konnten sich die Notierungen im Oktober
etwas erholen, bevor sie im Anschluss erneut mehr-
jährige Tiefststände testeten. Das Jahr 2015 beendete
LME-Zink schließlich mit einem Preis von 1.593 USD/t.
Damit sind die Notierungen im Jahresverlauf um
26,5 % gefallen. Der Jahresdurchschnittskurs betrug
1.929 USD/t.
Zinkpreis (in USD und EUR).
2013 2014 2015 20161200
1400
1600
1800
2000
2200
2400
2600
LME-Zink Cash USD/tLME-Zink Cash EUR/t
1200
1400
1600
1800
2000
2200
2400
2600
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
68 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Entwicklung der Minen- und Raffinerieproduktion
( %-Veränderung).
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016e–10
–5
0
5
10
15
–10
–5
0
5
10
20
15
RaffinerieproduktionMinenproduktion
Quelle: ILZSG, LBBW Research
Sinkende Wachstumsraten auf dem Stahlmarkt.
Gemäß der ILZSG (International Lead and Zinc Study
Group) wurden im vergangenen Jahr weltweit 13,8 Mio.
Tonnen Zink nachgefragt, 0,7 % mehr als im Jahr zuvor.
China ist mit einem Anteil von rund 47 % auch auf dem
Zinkmarkt der weltweit größte Verbraucher. Für das
Reich der Mitte ermittelte die ILZSG für 2015 einen
leichten Zuwachs der Zinknachfrage von 1,3 %. In Euro-
pa stieg der Zinkbedarf um 4,3 %, während in den USA
die Nachfrage gemäß der ILZSG-Statistik um 4 % rück-
läufig war. Etwas mehr als die Hälfte des weltweiten
Zinkverbrauchs entfällt auf die Oberflächenbearbei-
tung von Stählen. Der Stahlmarkt insgesamt befindet
sich gegenwärtig in einem schwierigen Umfeld. So
wird die Stahlnachfrage in diesem Jahr nach Prognosen
der World Steel Association erneut um 0,8 % geringer
ausfallen als im Vorjahr. Letztes Jahr war die Nachfrage
bereits um knapp 3 % gefallen. Einen weiterhin rück-
läufigen Stahlbedarf sieht die Organisation vor dem
Hintergrund der schwachen Baukonjunktur in China,
während sie für die nordamerikanischen Staaten sowie
für Europa Erholungstendenzen ausmacht.
In den USA liegt der Anteil an galvanisiertem Stahl
gemessen an der gesamten Stahlerzeugung bei etwa
19 %. In China beträgt der entsprechende Anteil gerade
einmal 6 %, weist allerdings eine deutlich zunehmende
Tendenz auf. Nachgefragt werden die Stähle insbeson-
dere im Bauwesen, in der Automobilindustrie und bei
Anteile an der weltweiten Minenförderung (in %).
Boliden
MMG Limited
Teck
Hindustan Zinc (Vedanta)
Glencore
69%
10%
6%
4%
5%
2%2%2%
Sonstige
Sumitomo
Nyrstar
Quelle: Wood Mackenzie, LBBW Research
Höhere Fördermengen werden in diesem Jahr u. a. in
Indien erwartet, nachdem in der weltweit größten
Zinkmine Rampura Agucha Ausbauarbeiten abge-
schlossen wurden. In Summe gehen wir davon aus,
dass das Konzentratangebot in diesem Jahr um rund
2 % sinkt.
Schmelz- und Raffinierlöhne sinken.
In Abhängigkeit von den Beständen werden sich die
tendenziell rückläufigen Konzentratmengen früher
oder später auch in einem geringeren Angebot an raf-
finiertem Zink niederschlagen. Einen Indikator für ein
knapper werdendes Angebot an Konzentraten liefern
bereits die fallenden Schmelz- und Raffinierlöhne. Die
großen chinesischen Zinkhütten wollen ihr Angebot in
diesem Jahr in einer gemeinsamen Aktion um insge-
samt 500 Tsd. Tonnen reduzieren. Nach einem Anstieg
von 3,1 % im letzten Jahr sollte das weltweite Angebot
an raffiniertem Zink in diesem Jahr unserer Einschät-
zung nach daher allenfalls geringfügig um 0,5 % auf
14,0 Mio. Tonnen steigen.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 69
LME-Bestände sinken deutlich.
Die Bestände in den weltweiten LME-Lagerstätten sind
im vergangenen Jahr von 691 Tsd. Tonnen zu Jahres-
beginn auf 463 Tsd. Tonnen zum Jahresende gefallen,
was grundsätzlich zu dem Bild eines zunehmenden
Angebotsdefizits auf dem physischen Markt passt.
Allerdings lässt die unterjährige Entwicklung einmal
mehr Zweifel aufkommen, inwieweit von der Entwick-
lung in den LME-Lagerstätten tatsächlich Rückschlüsse
auf die Verfassung der physischen Märkte gezogen
werden können. So sind die Bestände von Anfang
August bis Mitte September um rund 190 Tsd. Tonnen
bzw. 44 % gestiegen. Dieser überraschende Anstieg
entfiel im Wesentlichen auf den Standort New Orleans
und dürfte Marktberichten zufolge zu einem Teil auf
Verlagerungen aus nicht dem LME-System zugehörigen
Lagerstätten zurückzuführen gewesen sein. Zudem
liegt die Vermutung nahe, dass Produzenten ange-
sichts der Marktentwicklungen ihre Bestände reduzier-
ten, um ihr Working Capital zu optimieren bzw. ihre
Verschuldung abzubauen. Auf den von der Glencore-
Tochter Pacorini betriebenen Standort New Orleans
entfallen aktuell 78 % der weltweiten LME-Bestände. Im
ersten Quartal des laufenden Jahres sind die Bestände
weiter zurückgegangen. Gestiegen sind die Vorräte in
den ersten Monaten dagegen an der Metallbörse in
Shanghai.
LME-Zink Lagerbestände und Preis.
2009 2010 2011 2012 2013 2014 20150
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
2400
2600
LME-Zink Lagerbestände (Tsd. Tonnen)LME-Zink Cash USD/t (rechte Skala)
Quelle: LBBW Research, Thomson Reuters
Gebrauchsgütern in der Konsumgüterindustrie. Wäh-
rend der Bausektor weiterhin das Sorgenkind in der
chinesischen Wirtschaftsentwicklung darstellt, sind
die Wachstumsraten in der Automobilindustrie zuletzt
wieder deutlich gestiegen. Mit dem Hinweis auf den
steigenden Anteil an oberflächenbehandeltem Stahl
gibt die ILZSG eine sehr optimistische Prognose. So
soll der Zinkverbrauch in China in diesem Jahr um
4,9 % steigen. Die weltweite Nachfrage wird auf 14,4
Mio. Tonnen geschätzt, was einem Zuwachs von über
3 % entspricht. Vor dem Hintergrund der anhaltenden
Probleme in der chinesischen Bauwirtschaft halten wir
jedoch ein geringeres Wachstum der Zinknachfrage in
einer Größenordnung von 2 % für wahrscheinlicher.
Defizitäres Angebot in 2016.
Auch mit einer etwas konservativeren Einschätzung
der Nachfrage sollte sich im laufenden Jahr angesichts
der erwarteten Angebotsanpassungen eine defizitäre
Bilanz auf dem Zinkmarkt ergeben. Für das vergange-
ne Jahr ermittelte die ILZSG ein überschüssiges Ange-
bot in Höhe von 105 Tsd. Tonnen. Dieses ergab sich
jedoch im Wesentlichen aus der ersten Jahreshälfte,
während im zweiten Halbjahr die Nachfrage das Ange-
bot übertraf. Das laufende Jahr startete nach Berech-
nungen der ILZSG ebenfalls mit einem geringfügigen
Angebotsdefizit. Auf Gesamtjahressicht prognostiziert
die ILZSG ein Angebotsdefizit in Höhe von 152 Tsd. Ton-
nen. Auf Basis einer etwas geringeren Nachfrageerwar-
tung liegt unsere Schätzung bei rund 100 Tsd. Tonnen.
Marktsaldo Zink (Produktion – Verbrauch, in Tsd. Tonnen).
–400
–300
–200
–100
0
100
200
300
400
500
–400
–300
–200
–100
0
100
200
300
400
500
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016e 2017e
Quelle: ILZSG, LBBW Research, Thomson Reuters
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
70 LBBW – Commodity Yearbook 2016
wie vor bezüglich der Nachfrageentwicklung in China.
Zwar ist die Stahlnachfrage zuletzt gesunken, der An-
teil an galvanisiertem Stahl ist in China jedoch noch
vergleichsweise gering und im Wachsen begriffen.
Fraglich ist auch, inwieweit insbesondere kleinere
chinesische Minen nach dem deutlichen Preisanstieg
zurückgefahrene Kapazitäten wieder aufnehmen. In
Summe gehen wir jedoch davon aus, dass die Notie-
rungen nach einer Konsolidierungsphase im weiteren
Jahresverlauf erneut steigen. Als Jahresdurchschnitts-
kurs prognostizieren wir für LME-Zink 1.880 USD/t.
Achim Wittmann
Fazit.
Der Zinkpreis ist in den ersten Monaten des laufenden
Jahres deutlich gestiegen und setzte sich damit klar
von der Entwicklung der anderen Basismetalle ab. Dies
findet seine Berechtigung in den vergleichsweise guten
Fundamentaldaten. So ist dieses Jahr von einem defizi-
tären Angebot auf dem Zinkmarkt auszugehen. Die
angekündigten Produktionskürzungen von Glencore
dürften im Zusammenspiel mit der Schließung größe-
rer Minen zu einer merklichen Verknappung auf der
Konzentratseite führen, die sich schließlich auch ihren
Weg durch die nächste Wertschöpfungsstufe, den Raf-
finerien, bahnen sollte. Unsicherheiten bestehen nach
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 71
6 Rohstoffe als Assetklasse.
6.1 Rohstoffperformance 2015.
Entwicklung der Indexperformance 2015 (indexiert).
201565
70
75
80
85
90
95
100
105
LBBW Top-Ten-Index (ER, USD)Bloomberg CI (ER, USD)Rogers Commodities Index (RICI, ER, USD)
GSCI Index (ER, USD)TR/CC CRB (ER, USD)
65
70
75
80
85
90
95
100
105
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
An den Rohstoffmärkten dominierten, wie bereits im
Vorjahr, rohstoffspezifische Themen und fundamen-
tale Faktoren an den physischen Märkten spielten eine
größere Rolle als vor allem liquiditätsgetriebene
Zuflüsse in Finanzmarkt-Assets.
Energiesektor mit Top-Performance.
Das 2015er Ranking der verschiedenen Rohstoffsekto-
ren anhand der Bloomberg (ex DJUBS) Subindizes zeigt
alle Sektoren mit Minuszeichen. Die rote Laterne trägt,
wenig überraschend, der Energiesektor mit einem
Minus von 38,9 %. Nachdem im Vorjahr sogar noch
Rollgewinne angefallen waren, schlug die Termin-
marktstruktur 2015 kräftig ins Kontor: Die Gesamt-
rendite setzt sich aus – 26,3 % Spotrendite und – 12,6 %
Rollrendite zusammen. Interessant ist hierbei, dass die
in der Regel hoch korrelierten Einzelrohwaren doch
hohe Performanceunterschiede aufwiesen. So erzielte
RBOB Gasoline eine Performance von – 12,3 %, während
etwa Brent mit – 45,6 % zu Buche schlägt (Basis: Roll bei
Verfall).
Rohstoffindex-Performance 2015 (in %).
Bloomberg CI
Bloomb. ex Agri &
Livestock
S&P GSCI TR/CC CRB Rogers (RICI)
LBBW Top-Ten
LBBW Long-Short
–35
–30
–25
–20
–15
–10
–5
0
–35
–30
–25
–20
–15
–10
–5
0
Basis: Excess Return Indizes, indexiert auf 31.12.2014;
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Schwaches Rohstoffjahr 2015.
Aus Investorensicht fällt die Bilanz des Rohstoffjahres
2015 einmal mehr enttäuschend aus. Nach einem vola-
tilen Jahr beendeten die Benchmarkindizes nach Roll-
kosten (Excess-Return-Indizes) das Jahr durchweg in
der Verlustzone. Der energielastige S&P GSCI entwickel-
te sich mit – 32,9 % am Schwächsten, während die Ge-
samtmarktindizes von Bloomberg (ehemals DJ UBS)
bzw. TR/CC CRB um 24,7 % bzw. 23,4 % nachgaben.
Auch die LBBW-Indexfamilie hat ein schwieriges Jahr
abgeschlossen; der marktbreite Bloomberg Commo d-
ity Index (ex DJUBS) konnte nicht mehr geschlagen
werden. Im Vergleich zum Bloomberg Ex Agrar & Live-
stock hielt sich der LBBW Top-Ten zwar etwas besser,
die Verluste im Jahr 2015 summierten sich dennoch
auf 28,8 %. Für die marktneutrale Variante LBBW Long-
Short steht ein Minus von 5,5 % zu Buche. Diese negati-
ve Tendenz steht im Kontrast zum im Jahr 2015 noch
insgesamt freundlichen Umfeld an den Märkten.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
72 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Total Return der Einzelrohstoffe 2015 (in %).
Quelle: Bloomberg, LBBW Research.
Volatilität der Rohstoffindizes legt erneut zu.
Nach Jahren rückläufiger Volatilität war 2014 erstmals
wieder von steigenden Schwankungen begleitet. Die-
ser Trend setzte sich auch im Jahr 2015 fort. Die hohen
Schwankungen im Ölsektor blieben erhalten und auch
die übrigen Sektoren trugen ihren Teil zur höheren
Volatilität an den Rohstoffmärkten bei. So bleibt per
Saldo für den Bloomberg Commodity Index per Jahres-
ende 2015 eine 250-Tage-Volatilität von 15,23 %, nach
10,15 % im Vorjahr.
Performance der einzelnen Rohstoffsektoren 2015 (in %).
Energie Basismetalle Edelmetalle Agrar Vieh-45
-40
-35
-30
-25
-20
-15
-10
-5
0
-35
-30
-25
-20
-15
-10
-5
0
5
10
15
Gesamtrendite Spotrendite
Soft
Basis: Bloomberg CI Subindizes Total Return und Spot Return;
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Rollthemen spielen wegen den geringen Lagerkosten
und der hohen Verfügbarkeit physischer Ware im Edel-
metallhandel kaum eine Rolle. Per Saldo bleiben dem
Precious-Metals-Sektor 11,5 % Verlust, was im Sektor-
vergleich noch als relativ gut bezeichnet werden kann.
Der dritte von uns gecoverte Sektor, Basismetalle, hat
ein schwarzes Jahr 2015 hinter sich; der Sektorindex
verbuchte eine Performance des Total Return Index
von 26,9 %. Die Rollverluste hielten sich mit – 1,84 %
jedoch in überschaubaren Grenzen. Die Bandbreite
innerhalb des Sektors ist ebenfalls groß: Die Verluste
von Alu-Investments belaufen sich auf 23 %, die Ver-
luste von Nickel lagen bei knapp 43 %. Per Saldo bleibt
z. B. für den breiten Sektor Agriculture (inkl. Grains
und Soft, exklusive Livestock) 2015 eine negative Ge-
samtrendite von 15,6 %.
–50 –40 –30 –20 –10 0 10 20
Baumwolle (ICE)
Zucker (ICE)
Benzin (NYMEX)
Sojabohnen (CBOT)
Magerschwein (CME)
Zink (LME)
Rohöl WTI (NYMEX)
Nickel (ICE)
Weizen (KBOT)
Kaffee (ICE)
Erdgas (NYMEX)
Heizöl (NYMEX)
Rohöl Brent (ICE)
Gold (Comex)
Lebendrind (CME)
Mais (CBOT)
Kupfer (LME)
Weizen (KCBT)
Sojaöl (CME)
Silber (Comex)
Soy Meal (CME)
Aluminium (LME)
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 73
Annualisierte Einjahresvolatilität der Rohstoffrenditen (in %).
Jan/
12
Apr
/12
Jul/
12
Okt
/12
Jan/
13
Apr
/13
Jul/
13
Okt
/13
Jan/
14
Apr
/14
Jul/
14
Bloomberg CI LBBW Top-Ten S&P GSCI LBBW LS
0
5
10
15
20
25
30
0
5
10
15
20
25
30
Okt
/14
Jan/
15
Apr
/15
Jul/
15
Okt
/15
Jan/
16
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Frank Klumpp, CFA
Entwicklung der wichtigsten Rohstoffindizes 2015.
Index Basis Kurs
Jahres-
ende
2014
Kurs
Jahres-
ende
2015
Verän-
derung
Jahres-
hoch
Jahres-
tief
Jahres-
durch-
schnitt
Volatilität
annuali-
siert
TOTAL RETURN INDIZES
Bloomberg CI USD 210,12 158,31 – 24,7 % 212,49 154,36 190,49 15,23 %
Bloomb. ex Agri & Livestock USD 148,19 104,94 – 29,2 % 157,08 101,01 134,87 19,69 %
S&P GSCI USD 3.232,80 2.170,62 – 32,9 % 3.335,08 2.124,24 2.855,11 24,16 %
TR/CC CRB USD 230,53 176,68 – 23,4 % 232,36 171,20 208,87 17,60 %
Rogers (RICI) USD 2.749,00 2.032,03 – 26,1 % 2.776,48 1.986,73 2.473,96 18,17 %
EXCESS RETURN INDIZES
Bloomberg CI USD 104,33 78,56 – 24,7 % 105,49 76,60 94,57 18,17 %
Bloomb. ex Agri & Livestock USD 123,00 87,05 – 29,2 % 130,37 83,80 111,93 15,23 %
S&P GSCI USD 313,20 210,17 – 32,9 % 323,09 205,70 276,57 19,69 %
TR/CC CRB USD 229,96 176,14 – 23,4 % 231,77 170,70 208,33 19,69 %
Rogers (RICI) USD 2.054,88 1.518,16 – 26,1 % 2.075,26 1.484,44 1.848,94 24,16 %
LBBW Top-Ten USD 93,92 67,81 – 27,8 % 93,92 66,73 82,87 17,60 %
LBBW Long-Short USD 128,28 121,27 – 5,5 % 128,97 114,49 119,86 18,30 %
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Entwicklung der wichtigsten Sektorindizes 2015.
Index Gesamt-
rendite
Spotrendite Roll- und
Zinsertrag
Energie – 19,93 % – 27,81 % 7,88 %
Basismetalle – 2,61 % – 5,46 % 2,86 %
Edelmetalle – 38,87 % – 26,29 % – 12,58 %
Agrar – 26,88 % – 25,04 % – 1,84 %
Vieh – 11,45 % – 10,83 % – 0,62 %
Softs – 15,60 % – 11,55 % – 4,05 %
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
74 LBBW – Commodity Yearbook 2016
6.2 Rohstoffindizes im Überblick.
Indexbezeichnung aufgenommen. Seit 1986 werden
Futures auf den Index an der New York Futures Ex-
change (heute: ICE) gehandelt. Der TR/CC CRB wird
monatlich einem »Rebalancing« unterworfen, wodurch
die Indexgewichte regelmäßig auf ihren Ausgangswert
zurückgeführt werden. Dadurch erhält der Index eine
antizyklische Komponente, da Ausweitungen des
Indexgewichts bei den Rohstoffen, die im Preis gestie-
gen sind, regelmäßig gekappt werden; Rohstoffe,
deren Gewicht sich aufgrund von Preisrückgängen er-
mäßigt hat, werden dagegen durch das »Rebalancing«
wieder aufgewertet.
Zusammensetzung des Thomson Reuters/CoreCommodity
CRB Index.
34,0%
13,0%
7,0%
39,0%
7,0%
ViehwirtschaftLandwirtschaftEdelmetalleIndustriemetalleEnergie
Quelle: Thomson Reuters
Energie dominiert GSCI-Index.
Der GSCI-Index (Goldman Sachs Commodities Index)
wurde 1991 entwickelt. Der Index bildet aktuell 24 Roh-
stoffe entsprechend ihrem Weltproduktionsgewicht
der letzten fünf Jahre ab.
Zusammensetzung S&P GSCI (Stand April 2016).
19,8%
9,8%
9,5%
55,8%
5,1%
Energie Industriemetalle Edelmetalle Landwirtschaft Viehwirtschaft
Quelle: Goldman Sachs
Vier wichtige Benchmarks.
Während sich an den Aktien- und Rentenmärkten Refe-
renzindizes wie der Dow Jones Index, der Nikkei-Index,
der DAX und der REX als Benchmarks durchgesetzt ha-
ben, konkurrieren im Rohstoffbereich gleich mehrere
Indexkonzepte. Für den Anleger, dem ein Investment
in Einzelrohstoffe mit einem zu hohen Risiko verbun-
den ist, bringt eine Anlage, die sich auf einen der gro-
ßen Rohstoffindizes bezieht, den großen Vorteil, dass
die Volatilität bei den breit diversifizierten Rohstoff-
indizes deutlich niedriger ist als bei Einzelrohstoffen.
Eine in diesem Zusammenhang wichtige Frage für den
passiven Langfrist-Investor ist jedoch die Auswahl
des passenden Rohstoffindex. Die vier bekanntesten
Rohstoffindizes sind:
� Thomson Reuters/CoreCommodity CRB
(TR/CC CRB)
� S&P Goldman Sachs Commodities Index (GSCI)
� Bloomberg Commodity Index (BCOM)
� Rogers International Commodities Index (RICI)
Im vergangenen Jahr tendierten die vier Benchmarks
allesamt schwächer. Der GSCI-Index gab mit einem
Minus von 32,9 % am stärksten nach, gefolgt vom RICI
mit einem Abschlag von 26,1 %. Der Bloomberg Com-
mo d ity Index und der TR/CC CRB gaben etwas weni-
ger stark nach. Hier lagen die Abschläge bei 24,7 %
bzw. 23,4 %.
CRB-Index mit längster Historie.
Der Thomson Reuters/CoreCommodity CRB Index ist
der älteste der vier Indizes. Die als CRB Index bekannt
gewordene Benchmark wurde erstmals 1957 vom Com-
modity Research Bureau (CRB) in den USA berechnet
und beinhaltete ursprünglich 28 Rohstoffe. In den
letzten 60 Jahren wurde die Indexzusammensetzung
regelmäßig den Gegebenheiten der Märkte angepasst.
Die letzte Änderung fand im Jahr 2005 statt. Seitdem
besteht der Index aus 19 Rohstoffen, die alle an US-
Börsen gehandelt werden. Zuletzt wurde der Name des
Beratungsunternehmens CoreCommodity mit in die
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 75
Rogers Index mit breiter Basis.
Der Rogers International Commodities Index wurde
als »Rogers Raw Materials Index« vom ehemaligen
US-Hedgefondsmanager Jim Rogers im Jahr 1998 ins
Leben gerufen. Zur Zeit enthält er 37 Rohstoffe, deren
Gewichte nach ihrer »Bedeutung im Welthandel« von
einem Komitee unter Vorsitz von Herrn Rogers be-
stimmt werden. Die Anpassung der Indexgewichte er-
folgt einmal pro Jahr nach einem nicht transparenten
Prozess. Zuletzt wurden im Januar 2014 die Indexge-
wichte bei einigen Energierohstoffen (Gewichtung des
Energiesektors wurde um vier Prozentpunkte redu-
ziert) sowie bei Gold und Silber (Gewichtung der Edel-
metalle wurde um vier Prozentpunkte erhöht) geän-
dert. Der Index umfasst die größte Anzahl von Einzel-
rohstoffen unter den vier wichtigsten Rohstoffbench-
marks. Trotz der vermeintlich breiten Diversifikation
ist die Volatilität im RICI oftmals relativ hoch. Dies
dürfte darauf zurückzuführen sein, dass einzelne Index-
bestandteile vernachlässigbare Indexgewichte haben
(wie z. B. Milch mit 0,1 % oder Palladium mit 0,3 %).
Außerdem leiden viele Rohstoffe unter zu geringer
Liquidität, sodass selbst geringe Ausschläge auf der
Angebots- oder Nachfrageseite für relativ starke Preis-
bewegungen sorgen können. Beispielhaft seien hier
Indexbestandteile wie Reis (Chicago Board of Trade =
CBOT), Hafer (CBOT), Gummi (Tokyo Commodity Ex-
change), Weißer Zucker (NYSE Liffe) und Milch (Chicago
Mercantile Exchange) genannt. Tatsächlich werden die
Indexbestandteile für den RICI an neun verschiedenen
Börsen in vier Währungen auf drei Kontinenten gehan-
delt. Der intransparente Gewichtungsprozess, die ge-
ringe Liquidität einzelner Indexkomponen ten und die
vergleichsweise hohe Volatilität machen den RICI nur
sehr bedingt zu einer allgemeingültigen Benchmark
für den Rohstoffmarkt.
Der GSCI-Index ist der Index mit dem deutlich höchs-
ten Energieanteil unter den vier betrachteten Bench-
marks. Aufgrund der relativ einseitigen Diversifikation
ist er deswegen auch meistens (so auch 2015) der In-
dex mit der höchsten Volatilität. Beim GSCI werden die
Gewichte einmal im Jahr neu bestimmt; dazwischen
finden keine Anpassungen statt.
Der sehr hohe Energieanteil im GSCI-Index bringt in
Zeiten rückläufiger Energiepreise oder auch hoher Roll-
verluste in diesem Segment für den Anleger ein erhöh-
tes Risiko mit sich. Daher wurde die GSCI-Indexfamilie
um einige Subindizes ergänzt, bei denen der Energie-
anteil schrittweise reduziert wurde.
Zusammensetzung der GSCI-Subindizes (Stand April 2016).
Subindex
Ener
gie
Ind
ust
riem
etal
le
Edel
me t
alle
Lan
dw
irts
chaf
t
Vie
hw
irts
chaf
t
GSCI Reduced Energy
38,7 % 13,1 % 7,1 % 27,5 % 13,6 %
GSCI Light Energy
24,0 % 16,3 % 8,8 % 34,0 % 16,9 %
GSCI Ultra-Light Energy
13,6 % 18,5 % 10,0 % 38,7 % 19,2 %
GSCI Non-Energy
0,0 % 21,5 % 11,5 % 44,8 % 22,2 %
Quelle: Goldman Sachs
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
76 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Bloomberg Commodity Index (Stand März 2016).
29,7%
17,5%
17,0%29,9%
5,8%
Energie Industriemetalle Edelmetalle Landwirtschaft Viehwirtschaft
Quelle: Bloomberg
BCOM und GSCI/Reduced Energy am
ausgewogensten.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass der GSCI-Index mit
seinem überdimensionierten Energie-Anteil von aktuell
über 50 % sicher keine repräsentative Benchmark für
den gesamten Rohstoffsektor darstellt. Der Index wird
zu stark von der Ölpreisentwicklung dominiert. Gegen
den Rogers International Commodities Index sprechen
die intransparente Gewichtungsfindung, die relativ
hohe Volatilität und die mangelnde Liquidität einzelner
Indexkomponenten. Die Hauptkritik am TR/CC CRB
Index besteht darin, dass den beiden Sektoren Energie
und Landwirtschaft zusammen ein Indexgewicht von
73 % zukommt. Damit bestimmt die Entwicklung dieser
beiden Bereiche zu einem sehr großen Teil die Index-
entwicklung. Die bessere Ausgewogenheit des BCOM-
Index und des GSCI Reduced Energy Index machen die
beiden Konzepte zu Benchmarks, die aus Investoren-
sicht für die Abbildung der Preisentwicklung an den
Rohstoffmärkten unter den etablierten Indizes als am
besten geeignet erscheinen.
Dr. Frank Schallenberger
Rogers International Commodities Index (Stand Januar 2016).
31,9%
14,0%
11,1%
40,0%
3,0%
Energie Industriemetalle Edelmetalle Landwirtschaft Viehwirtschaft
Quelle: Beeland Interests Inc.
Bloomberg Commodity Index als jüngster Spross
der Benchmark-Familie.
Der BCOM-Index (Bloomberg Commodity Index) ist der
jüngste der vier Gesamtmarkt-Barometer. Er durch lief
in den letzten Jahren mehrere Namenswechsel (Dow
Jones AIG Commodity Index bzw. Dow Jones UBS Com-
modity Index). Die Gewichtung der einzelnen Rohstof-
fe erfolgt nach der wirtschaftlichen Bedeutung des je-
weiligen Rohstoffs innerhalb der Weltwirtschaft und
deren Liquidität. Die Bedeutung wird aus aktuellen
Produktionswerten sowie aus Handelsaktivitäten er-
mittelt. Eine Überprüfung erfolgt am Anfang jeden
Jahres. Zuletzt wurden Anfang 2013 Sojamehl und
Kansas-City-Weizen neu in den Index aufgenommen,
sodass aktuell 22 Rohstoffe enthalten sind. Dabei gel-
ten folgende Regeln: Zu Jahresbeginn darf das Gewicht
eines Rohstoffsektors 33 % und das eines Einzelroh-
stoffs 15 % nicht überschreiten. Zudem sollte jeder
Einzelrohstoff zu Jahresanfang mit mindestens 2 %
gewichtet sein. Letztere Regel wurde aber im Zuge
der jüngsten Indexerweiterungen aufgeweicht. So
haben beispielsweise Kansas-City-Weizen (1,1 %) und
Baumwolle (1,3 %) momentan Indexgewichte unterhalb
der Marke von 2 %. Schwergewichte im BCOM-Index
sind Gold (12,0 %), Brent (8,4 %) und WTI (7,7 %), gefolgt
von Kupfer (7,5 %) und Mais (6,9 %).
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 77
6.3 LBBW Rohstoffindizes.
Roll-Ertrag. Sind länger laufende Futures stattdessen
teurer als die kurz laufenden (Contango-Situation), ist
der Roll Yield negativ. Dementsprechend kann der Roll
Return je nach Rohstoff völlig unterschiedlich ausfal-
len.
Terminkurven von Natural Gas (Contango) und RBOB-Benzin
(Backwardation) im April 2016.
Mai16
Jun.16
Jul.16
Aug.16
Sep.16
Okt.16
Nov.16
Dez.16
Jan.17
Feb.17
Mrz.17
2,0
2,1
2,2
2,3
2,4
2,5
2,6
2,7
2,8
2,9
3,0
125
130
135
140
145
150
155
RBOB (USc/gal.) – rechte SkalaNatgas (USD/MMBtu)
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Abgesehen von den geringen Sicherheitsleistungen
(Margin), die der Investor an der Börse hinterlegen
muss, ist beim Kauf eines Terminkontrakts zunächst
kein Kapitaleinsatz erforderlich. Zum Austausch von
Zahlungen kommt es erst bei Fälligkeit des Futures-
geschäfts. Im Allgemeinen liegt den Index- und Per-
formanceberechnungen daher die Annahme zugrunde,
dass die bei Endfälligkeit erforderlichen Geldmittel
vollständig und über die gesamte Laufzeit des Kon-
trakts risikolos angelegt werden (fully collateralized).
Damit ist der risikofreie Geldmarktzins (in der Regel
US T-Bill-Rate) als Collateral Yield ebenfalls eine
Ertragskomponente eines Rohstoffinvestments.
Contango kostet Performance.
Sofern nun ein Anleger an einem Investment in einen
Rohstoffindex interessiert ist, sollten zunächst die
Auswirkungen der verschiedenen Ertragskomponenten
– im Folgenden am Beispiel des Bloomberg Commodity
Index – betrachtet werden.
BCOM als Ausgangsbasis.
Bei einem Investment in Rohstoffe stellt sich die Frage
nach der passenden Benchmark. Im vorigen Kapitel
wurde bereits dargelegt, dass die bekanntesten Roh-
stoffindizes wie der Thomson Reuters/CoreCommodity
CRB Index (TR/CC CRB), der S&P Goldman Sachs
Commodities Index (GSCI), der Bloomberg Commodity
Index (BCOM) oder der Rogers International Commodi-
ties Index (RICI) deutliche Unterschiede in der Gewich-
tung der Rohstoffe und damit auch deutliche Abwei-
chungen bei der Performance aufweisen. Bei der Wahl
einer repräsentativen Benchmark sprechen gegen den
GSCI, den TR/CC CRB und den RICI Argumente wie
schlechte Diversifikation, intransparente Gewichtungs-
findung und mangelnde Liquidität. Insbesondere die
Ausgewogenheit des BCOM macht dieses Indexkon-
zept zu einer Benchmark, die aus Anlegersicht die Ab-
bildung eines gut diversifizierten Rohstoffportfolios
bietet.
Ertragskomponenten bei Rohstoffinvestments.
Die Rendite eines Commodity-Investments wird je
nach Berechnung entweder als Total Return (Gesamt-
rendite) oder als Excess Return (Überschussrendite)
ausgewiesen. Die erste Zählart umfasst alle Ertrags-
komponenten. Diese werden ihrem Ursprung nach als
Spot Yield, Roll Yield und Collateral Yield bezeichnet.
Als wesentlich enger gefasstes Messkonzept berück-
sichtigt der Excess Return nur die beiden ersten
Ren ditekomponenten. Der Spot Yield stellt die nahe
liegendste Begründung für den Ertrag eines Commodity-
Investments dar. Damit ist nichts anderes gemeint
als die Preisbewegung an den Kassamärkten, die sich
entsprechend auf die nächstgelegenen Futures aus-
wirkt. Einen wesentlichen Anteil an der Gesamtrendite
von Rohstoffinvestments, die auf Futures basieren,
macht der Roll Yield aus. Vorausgesetzt der Markt be-
findet sich in Backwardation, entsteht durch das wie-
derholte Rollen eines auslaufenden Futures in den
nächsten, günstigeren Kontrakt ein dauerhaft positiver
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
78 LBBW – Commodity Yearbook 2016
rückzuführen sind. Diesem Faktor wurde bei der Kon-
zeption des LBBW Top-Ten-Index ER, der durch das
LBBW Commodity Research entwickelt wurde, daher
besondere Bedeutung beigemessen. Das Rohstoff-
universum des LBBW Top-Ten bestand ursprünglich aus
denselben Rohstoffen, die auch im BCOM Index enthal-
ten sind. Im Oktober 2012 wurden alle Rohstoffe aus
den Sektoren Agrar und Vieh aus dem Universum ge-
strichen – dafür wurden die Rohstoffe Gas Oil, Blei,
Zinn und Platin neu in die Auswahlliste aufgenommen.
Um Transaktionskosten zu minimieren, werden im
LBBW Index jedoch nicht die jeweils nächstfälligen
Futures abgebildet, sondern – je nach Liquidität –
Futures mit einer Laufzeit von 6 bis 12 Monaten. Die
Futures werden 3 Monate gehalten. Nach 3 Monaten
werden alle Futures im Bestand glattgestellt und neue
Futures (Laufzeit erneut je nach Liquidität 6 bis 12
Monate) gekauft. Der LBBW Top-Ten beinhaltet ledig-
lich 10 Rohstoffe, während beispielsweise im BCOM-
Index 22 Titel enthalten sind. Die Selektion der Index-
komponenten erfolgt nach zwei Kriterien. Zum einen
werden nur Rohstoffe in den Index aufgenommen, die
in Backwardation notieren. Sofern keine oder weniger
als 10 Rohstoffe in Backwardation notieren, werden
zusätzlich solche Rohstoffe aufgenommen, die das
schwächste Contango aufweisen. Das bedeutet, dass
Rohstoffe in extremen Contango-Situationen nicht
im Index berücksichtigt werden. Eine Situation wie
am Ölmarkt zum Jahreswechsel 2008/09, als die
12-Monatskontrakte für Rohöl um 40 % über den
1-Monatskontrakten lagen und die Anleger entspre-
chend starken Rollverlusten ausgesetzt waren, wird
damit vermieden. Auch US-Erdgas brachte den Anle-
gern in den letzten Jahren starke Rollverluste. So lagen
beispielsweise die Rollverluste Anfang September 2009
vom damaligen nächstfälligen Future (Oktober 2009)
auf den übernächsten (November 2009) bei rund 45 %.
Auf Sicht von zwei Monaten (bis Dezember 2009)
drohten sogar Rollverluste von fast 80 %.
BCOM-Index nach Ertragskomponenten
(indexiert; 1.1.2006 = 100).
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 201540
60
80
100
120
140
160
180
200
220
Bloomberg Commodity Index (Spot) in USDBloomberg Commodity Index (TR) in USDBloomberg Commodity Index (ER) in USD
40
60
80
100
120
140
160
180
200
220
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
So haben sich die Rohstoffpreise in den letzten 10 Jah-
ren zwar durch eine hohe Volatilität ausgezeichnet –
tatsächlich sind sie von Anfang 2006 bis Ende 2015
aber nur leicht gestiegen. Auf Basis der Spotpreise
liegt das Plus bei rund 7 %. Ein Investment in den
BCOM-Index hätte allerdings in den letzten Jahren
unter der bei vielen Rohstoffen zu beobachtenden
Contango-Situation gelitten. Die Rollverluste lassen
sich an der Differenz des Spot Return Index im Ver-
gleich zum Excess Return Index messen. Der BCOM
Excess Return Index hat seit Anfang 2006 um fast 55 %
nachgegeben. Die Rollverluste haben demnach in die-
sem Zeitraum über 60 Prozentpunkte an Performance
gekostet. Als Trostpflaster konnte der Anleger noch
Zinseinnahmen vereinnahmen, die sich im Total Re-
turn-Index niederschlagen. Als Gesamtperformance
bleibt unter dem Strich – trotz tendenziell steigender
Rohstoffpreise in den letzten 10 Jahren und zusätzli-
cher Zinseinnahmen – gemessen am BCOM Total Re-
turn Index dennoch ein Minus von rund 50 %.
LBBW Top-Ten-Index vermeidet Contango-Falle.
Der Einfluss der verschiedenen Ertragskomponenten
zeigt, dass ein wesentlicher Performancefaktor bei der
Anlage in Rohstoffen die Vermeidung größerer Verlus-
te ist, die auf ausgeprägte Contango-Situationen zu-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 79
Performance verschiedener Rohstoffindizes im Vergleich
(indexiert; 7.4.2008 = 100; nach Rollverlusten).
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 201520
40
60
80
100
120
140
LBBW Top-Ten-Index in USDTR/CC CRB Index in USDBloomberg Index in USD
RICI-Index in USDGSCI-Index in USD
20
40
60
80
100
120
140
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Von Anfang April 2008 bis Ende 2015 brach der GSCI-
Index mit mehr als 70 % am stärksten ein. Der BCOM-
Index gab um mehr als 60 % nach. Die Performance
des RICI lag etwa bei – 60 % und der TR/CC CRB Index
ermäßigte sich um knapp 60 %. Der LBBW Top-Ten-In-
dex hat zwar auch unter den starken Rohstoffbaissen
in der zweiten Jahreshälfte 2008 sowie ab Mitte 2014
gelitten; er konnte sich jedoch in den letzten acht Jah-
ren kontinuierlich von der Konkurrenz abkoppeln. Un-
ter dem Strich blieb seit Anfang April 2008 ein Minus
von rund 30 % und damit eine deutliche Outperfor-
mance zu den übrigen gängigen Rohstoffbenchmarks.
Nachdem der LBBW Top-Ten-Index seit Oktober 2012
nicht mehr in Rohstoffe aus den Sektoren Agrar und
Vieh investiert, ist seitdem ein Vergleich mit Bench-
marks sinnvoll, die ebenfalls keine Positionen in
solchen Sektoren beinhalten.
Terminkurve für Natural Gas im September 2009 (USD/MMBtu).
Okt.09
Nov.09
Dez.09
Jan.10
Feb.10
Mrz.10
Apr.10
Mai10
Jun.10
Jul.10
Aug.10
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
Sep.10
Okt.10
Nov.10
Dez.10
Jan11
Feb.11
Mrz.11
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Außerdem werden die einzelnen Rohstoffe zusätzlich
so selektiert, dass der LBBW Top-Ten-Index ER mög-
lichst diversifiziert ist. Die Gewichte der einzelnen
Rohstoffsektoren betragen je nach Ausprägung von
Backwardation und Contango bei Energierohstoffen
minimal 30 % bis maximal 50 %, bei Basismetallen
20 – 40 % und bei Edelmetallen 10 – 30 %. Alle selektio-
nierten Rohstoffe werden im LBBW Top-Ten-Index mit
10 % gleich gewichtet.
Rohstoffselektion im LBBW Top-Ten-Index.
Universum: Bloomberg Commodity Index ex Agrar und Vieh (11 Rohstoffe) + 4 weitere Commodities = 15 Rohstoffe
Energie – Benzin – Erdgas – US-Heizöl – WTI – Brent – Gas Oil
Basismetalle – Aluminium – Kupfer – Zink – Nickel – Blei – Zinn
Edelmetalle – Gold – Silber – Platin
Agrar – keine
Viehwirtschaft – keine
Max 3 Long-Short Max 3 Long-Short Max 2 Long-Short
5 Rohstoffe mit stärkster Backwardation je 10 % Long/5 Rohstoffe mit stärkstem Contango je 10 % Short (Kontraktlaufzeiten
6 – 12 Monate)
LBBW Long-Short-Rohstoff-Index ER®
Quelle: LBBW Research
Rohstoffportfolio mit Outperformance.
Die Performance des Index kann sich durchaus sehen
lassen. Seit Anfang April 2008 wird der LBBW Top-Ten-
Index ER veröffentlicht (Reuters-Kürzel ».LBBWTT«,
Bloomberg »LBBWCITT«). Gegenüber den anderen
etablierten Rohstoffindizes hat sich der LBBW Index
dabei kontinuierlich abgesetzt.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
80 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Intelligente Indizes haben Zukunft.
Der LBBW Top-Ten-Index hat seit der ersten Veröffent-
lichung im April 2008 die etablierten Benchmarks (mit
und ohne Nahrungsmittel) geschlagen. Das Konzept
eines ausgewogenen Rohstoffportfolios, das extreme
Contango-Situationen vermeidet und auf der anderen
Seite von Backwardation-Situationen profitiert, dürfte
auch in Zukunft den LBBW Top-Ten-Index aus Anleger-
sicht im Vergleich zu den herkömmlichen Benchmarks
zu einem interessanten Investmentvehikel machen.
Denn Rollverluste zu umgehen, sollte auch in Zukunft
ein wichtiges Erfolgskriterium an den Rohstoffmärkten
bleiben. Zudem werden im LBBW Top-Ten-Index über
die Terminkurven die einzelnen Rohstoffe in Bezug auf
ihre Lagerbestände selektiert. Denn im LBBW Top-Ten-
Rohstoffe-Index sind tendenziell solche Rohstoffe ent-
halten, die in Backwardation notieren bzw. im leichten
Contango. Backwardation ist an den Märkten häufig
ein Signal für knappe Lager – der Index beinhaltet da-
mit solche Rohstoffe, die tendenziell knapp sind und
die damit weitere Preissteigerungen versprechen. Auf
der anderen Seite beinhaltet der Index grundsätzlich
gerade solche Rohstoffe nicht, die aufgrund der Lager-
situation tendenziell für einen Preisverfall sehr anfällig
sind. Das Konzept des LBBW Top-Ten-Index bietet so-
mit auch in Zukunft gute Chancen auf eine überdurch-
schnittliche Performance im Vergleich zur Benchmark
BCOM bzw. BCOM ex Agriculture & Livestock. Inves-
tierbar ist der LBBW Top-Ten-Index über den Fonds
LBBW Rohstoffe 1 (siehe Kapitel 7.1.2).
LBBW Top-Ten-Index mit Outperformance gegenüber BCOM
ex-Agriculture & Livestock (indexiert; 4.10.2012 = 100).
2013 2014 201540
50
60
70
80
90
100
110
LBBW Top-Ten-Index (ER)Bloomberg ex-Agriculture &Livestock Index (ER)
40
50
60
70
80
90
100
110
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Beim Vergleich zwischen dem LBBW Top-Ten-Index und
dem Bloomberg Commodity Index ex-Agriculture &
Livestock zeigt sich, dass der LBBW Index seit Oktober
2012 eine Outperformance von rund 8 Prozentpunkten
aufweist. Sehr interessant sind dabei auch die Kenn-
zahlen zur Volatilitätsentwicklung. Diese lag im Jahr
2015 beim LBBW Index bei 15,0 % – der vergleichbare
Bloomberg Commodity Index ex Agriculture & Live-
stock wies eine deutlich höhere Volatilität von 19,7 %
auf – und selbst der breiter diversifizierte BCOM lag in
puncto Volatilität mit 15,2 % leicht über dem Wert des
LBBW Index.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 81
Rohstoffselektion im LBBW Long-Short-Index ER.
Universum: Bloomberg Commodity Index ex Agrar und Vieh (11 Rohstoffe) + 4 weitere Commodities = 15 Rohstoffe
Energie 1 – Benzin – US-Heizöl – WTI – Brent
Energie 2 – Erdgas – Gas Oil
Basismetalle – Aluminium – Kupfer – Zink – Nickel – Blei – Zinn
Edelmetalle – Gold – Silber – Platin
Agrar/Vieh-wirtschaft – keine
Min. 1 – Max. 3 Min. 0 – Max. 2 Min. 2 – Max. 4 Min. 1 – Max. 3
10 Rohstoffe mit stärkster Backwardation/schwächstem Contango zu je 10 % (Kontraktlaufzeiten je nach
Liquiditat 6 – 12 Monate)
LBBW Top-Ten-Commoditiy-Index ER®
Quelle: LBBW Research
Live-Daten mit solider Performance.
Seit Anfang August 2009 wird der LBBW Long-Short-
Index veröffentlicht (Reuterskürzel ».LBBW55«, Bloom-
berg »LBBWCILS«). Die Live-Daten brachten zunächst
eine sehr solide Performance. So hat der Index bis Mit-
te 2013 einen Anstieg von mehr als 35 % verzeichnet.
Bis Ende April 2015 gab der Index dann jedoch um
rund 20 Prozentpunkte nach. Dies dürfte vor allem
der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass sich viele
Terminkurven an den Rohstoffmärkten verflacht haben
und damit das Potenzial, Profite aus Rollgewinnen und
-verlusten zu ziehen, sich in engen Grenzen hielt. Zu-
dem spiegeln flache Terminkurven auch keine Signale
wider in puncto niedrige oder hohe Lagerbestände.
Entwicklung des LBBW Long-Short-Index seit August 2009
(indexiert; 1.8.2009 = 100).
2010 2011 2012 2013 2014 201595
100
105
110
115
120
125
130
135
140
LBBW Long-Short-Index
95
100
105
110
115
120
125
130
135
140
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Der LBBW Long-Short-Index als Weiterentwicklung
des LBBW Top-Ten-Index.
Beim LBBW Long-Short-Index handelt es sich um einen
Excess Return Index, der ebenfalls vom LBBW Commod-
ity Research entwickelt wurde und der eine Weiterent-
wicklung des LBBW Top-Ten-Index darstellt. Beim LBBW
Top-Ten-Index wurde eine Outperformance gegenüber
dem BCOM Index durch Selektion der zehn aussichts-
reichsten Rohstoffe erzielt. Damit lag der Schluss
nahe, dass die jeweils nicht berücksichtigten Rohstoffe
gegenüber der Benchmark eine Underperformance
aufweisen. Im LBBW Long-Short-Index wird nun ver-
sucht, auch von den als unattraktiv identifizierten
Rohstoffen zu profitieren. Der LBBW Long-Short-Index
beinhaltet zunächst die fünf aussichtsreichsten Roh-
stoffe, die in Backwardation notieren. Sofern keine
oder weniger als fünf Rohstoffe in Backwardation no-
tieren, werden zusätzlich solche Rohstoffe aufgenom-
men, die das schwächste Contango aufweisen. Auf der
anderen Seite beinhaltet der LBBW Long-Short-Index
fünf Short-Positionen in solchen Rohstoffen, die ein
starkes Contango aufweisen. Die einzelnen Rohstoffe
werden zusätzlich so selektiert, dass im LBBW Long-
Short-Index keine Klumpenrisiken bestehen. Die Ge-
wichte der einzelnen Rohstoffsektoren betragen je
nach Ausprägung von Backwardation und Contango
bei Energie und Basismetallen maximal 60 % (drei
Positionen) auf der Long-Seite und maximal 60 % (drei
Positionen) auf der Short-Seite – für Edelmetalle gelten
Grenzen von jeweils 40 % (zwei Positionen) auf der
Long- und Short-Seite. Alle selektionierten Rohstoffe
(Long und Short) werden im LBBW Long-Short-Index
mit 10 % gleichgewichtet und drei Monate gehalten, be-
vor der Index wieder angepasst wird. Wie beim LBBW
Top-Ten-Index wurde das Rohstoffuniversum des LBBW
Long-Short-Index im Oktober 2012 auf ex Agrar und
Vieh umgestellt.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
82 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Hohe Rollgewinne und -verluste sind zwar keine Ga-
rantie für eine positive Performance, allerdings steigt
in der historischen Betrachtung die Wahrscheinlichkeit
für eine positive Performance mit zunehmenden Roll-
gewinnen und -verlusten. So ging im Rückblick (seit
Anfang 2000) ein »Potenzial« aus Rollgewinnen und
-verlusten von knapp 11 % p. a. (wie aktuell) mit einer
Quartalsperformance des LBBW Long-Short-Index von
etwa + 3 % einher.
Zusammenhang zwischen »Potenzial« und Performance beim
LBBW Long-Short-Index.
–6%
–4%
–2%
–12%
–10%
–8%
0%0%
2%
2%
4%
4%
6%
6%
8%
8%
10%
10% 12% 14% 16%
–6%
–4%
–2%
–12%
–10%
–8%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
Kurvenausprägung (ex ante; »Potenzial p.a.«)
Perf
orm
ance
des
Rol
lqua
rtal
s (e
x po
st)
Quelle: LBBW Asset Management GmbH
Ein Investment in den LBBW Long-Short-Index ist vor
allem dann interessant, wenn Rollgewinne und -verlus-
te stark ausgeprägt sind und wenn eine Anlage ge-
sucht wird, die unkorreliert zu anderen Assetklassen
ist und dabei eine in der Regel ordentliche Perfor-
mance bei niedriger Volatilität bietet. Investierbar ist
der LBBW Long-Short-Index über den Fonds LBBW Roh-
stoffe 2 (siehe Kapitel 7.1.2).
Dr. Frank Schallenberger
LBBW Long-Short wieder mit besserer Perspektive.
Vor allem mit dem Überangebot am Ölmarkt haben
sich die Terminkurven und damit auch die Perspekti-
ven für den Long-Short-Index wieder verbessert. Der
Index konnte vom ausgeprägten Contango am Öl-
markt profitieren und zog seit Mitte 2015 wieder an.
Auch mit dem letzten Rolltermin Mitte April 2016 sieht
der Mix aus Rollgewinnen und Rollverlusten der im In-
dex enthaltenen Werte wieder interessant aus:
Long- (blau) und Short-Positionen (orange) im LBBW Long-Short-
Index (Stand April 2016).
Rohstoff Rollverlust/-gewinn (p. a.)
Oil (RBOB) 23,8 %
Oil (WTI Crude) – 12,1 %
Natural Gas – 48,2 %
Oil (Brent) –7,6 %
High Gr. Prim. Aluminium – 3,0 %
Copper – Grade A 0,6 %
Primary Nickel – 1,6 %
Lead – 1,4 %
Gold – 0,5 %
Platinum – 0,4 %
Durchschnitt Short – 16,5 % Durchschnitt Long 5,0 %
Gesamtpotenzial p. a. 10,7 %
Quelle: LBBW Research
Die fünf Long-Positionen bringen es aktuell auf durch-
schnittliche Rollgewinne von 5 % p. a., während die
fünf Short-Positionen im Schnitt Rollverluste von annua-
lisiert mehr als 16 % verzeichnen. Würden die aktuell
selektierten Rohstoffe ein Jahr gehalten und gleichzei-
tig alle Rohstoffpreise seitwärts tendieren sowie die
Terminkurven sich nicht verändern, würde der Index
in den nächsten 12 Monaten knapp 11 % ansteigen.
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 83
7 Rohstoffinvestments.
7.1 Rohstofffonds.
den deutlichen Rückschlägen in den Jahren 2008 bis
2012 konnte die Abwärtsbewegung in diesem Seg-
ment, im Zuge der Konsolidierung in der Branche im
Jahr 2013, zu einem Stillstand gebracht werden und
verläuft in den letzten vier Jahren ähnlich wie der
breite Aktienmarkt.
BGF New Energy Fund: Hohe Schwankungen prägen die Entwicklung des Segments bis 2011 (indexiert; 1.1.2004 = 100).
04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 1560
80
100
120
140
160
180
200
220
240
BGF New Energy Fund (in Euro)MSCI World Aktienindex (in Euro)
60
80
100
120
140
160
180
200
220
240
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Industriemetall-Aktienfonds.
Industriemetall-Aktienfonds investieren primär in
Aktien, welche dem Segment der Basismetall-/Stahl-
gewinnung und Vermarktung zuzuordnen sind. In
diesem Sektor kann der Schwerpunkt – je nach Anlage-
grundsatz und aktueller Markteinschätzung – auch
bei Minenunternehmen liegen. Wer dieses Segment
abdecken will, kann z. B. auf den Allianz Rohstofffonds
zurückgreifen. Der Fokus des Fonds, der bereits 1983
aufgelegt wurde, liegt bei Unternehmen aus den Berei-
chen Metall, Bergbau und Stahl. Allerdings finden sich
in dem relativ konzentrierten Portfolio (2 – 40 Titel)
regelmäßig auch Goldminenwerte. Die extreme Baisse
bei Rohstoffaktien im Jahr 2008 konnte der Fonds in
den Jahren 2009 und 2010 fast komplett aufholen; je-
doch brachten die schwachen Rohstoffaktienjahre seit
2011 einen erneuten Rücksetzer. Seit 2004 zeigt sich
deutlich, dass die Schwankungen, wie in fast allen Roh-
stoffaktiensegmenten, deutlich ausgeprägter als an
den »normalen« Aktienmärkten verlaufen.
7.1.1 Überblick.
Vielfältige Aktienfonds mit Rohstoffbezug.
Bedingt durch die Baisse an den Rohstoffmärkten in
den letzten 5 Jahren ist das Angebot an Rohstofffonds
tendenziell rückläufig. Auch die verwalteten Volumen
sind, bedingt durch Kursverluste und Geldabzug von
Anlegerseite, deutlich zurückgegangen. Entsprechend
sind einige der Fonds, die im Zuge der Rohstoffhausse
bis 2007 aufgelegt wurden, wieder vom Markt ver-
schwunden. Dies betrifft besonders solche Produkte,
die in Randsegmente des Rohstoffbereichs investiert
haben.
Im Folgenden werden sechs wichtige Segmente kurz
beleuchtet und jeweils ein Fonds als Anlagevorschlag
herausgestellt. Zusätzlich wird ein Dachfonds vorge-
stellt, der das gesamte Rohstoffsegment abdeckt und
sich damit besonders zur Langfristanlage eignet.
Energie-Aktienfonds.
Fonds mit dem Schwerpunkt Öl und Gas investieren –
je nach Fondsausrichtung – bevorzugt in Unterneh-
men, die in der Förderung/Exploration tätig sind bzw.
die ihren Schwerpunkt bei der Weiterverarbeitung und
beim Vertrieb haben. Oft werden auch Unternehmen
aus dem Bereich der alternativen Energieanbieter (So-
larenergie, Biokraftstoff, Windenergie etc.) mit einbe-
zogen. Das Portfolio des Aktienfonds BGF New Energy
besteht aus rund 30 Aktien vorwiegend börsennotier-
ter Unternehmen aus den Teilbereichen Erneuerbare
Energien, Energieerzeugung zur Fortbewegung und
Vor-Ort-Nutzung, Energiespeicherung und Technolo-
gien für alternative Energien. Obwohl der Fonds global
investieren kann, richtet sich der Fokus des Portfolio-
managements klar auf die etablierten Märkte in Euro-
pa und den USA. Der Fonds, der in US-Dollar notiert
ist, wurde bereits 2001 aufgelegt und ist heute eines
der großen Sondervermögen, die Anleger Ertragschan-
cen in nachhaltigen Investments bieten kann. Nach
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
84 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Hand. Die Weltbevölkerung steigt immer schneller an.
Zudem ist die weltweite Pro-Kopf-Anbaufläche rückläu-
fig. Der Wohlstand der Bevölkerung in aufstrebenden
Entwicklungs- und Schwellenländern wird stetig grö-
ßer, sodass mehr und auch höherwertige Lebensmittel
nachgefragt werden und zusätzlich bessere Methoden
zur Bewirtschaftung der Anbauflächen nötig sind.
Anleger, die dieser Einschätzung folgen, können dabei
z. B. über den DWS Invest Global Agribusiness an die-
sem Trend partizipieren. Der Fonds, der sowohl in
Euro- als auch in US-Dollar-Tranchen erworben werden
kann, investiert dabei im Wesentlichen in die Unter-
bereiche Düngemittel und Saatgut, Agrartechnologie,
Biotechnologie, Fleischproduzenten und Verarbeitung
und ist somit in allen Bereichen entlang der Wert-
schöpfungskette global positioniert. Aufgrund des ein-
geschränkten Anlageuniversums weist der Fonds eine
deutlich erhöhte Volatilität auf, sodass der Fonds nur
als Beimischung zu anderen Investments dienen sollte.
Wasseraktienfonds.
Obwohl das Thema Wasser nicht unbedingt auf den
ersten Blick zum Rohstoffsegment gezählt wird (und
auch nicht in den gängigen Rohstoffindizes enthalten
ist), so ist es doch ein Gut, dessen zunehmende
Knappheit durch Themen wie steigende Weltbevölke-
rung, steigender Wohlstand, globale Erwärmung oder
veraltete Wasserinfrastruktur verstärkt wird. Fonds aus
diesem Segment investieren primär in Unternehmen
aus den Bereichen Wasserversorgung, Wasseraufberei-
tung, Wassergewinnung und Wasser-Infrastruktur. Der
schon im Januar 2000 aufgelegte Pictet Funds (Lux)-
Water war der weltweit erste Fonds, der sich dieses
Themas annahm. Er stellt ein solides Basisinvestment
für diesen Sektor dar. Verglichen mit anderen Fonds
aus dem Rohstoffbereich zeichnet sich das Thema
Wasser und der Fonds von Pictet durch eine relativ
niedrige Volatilität aus. Allerdings liegt die Korrelation
zum Aktienmarkt auch wesentlich höher als bei den
anderen hier vorgestellten Fonds.
Allianz Rohstofffonds und MSCI Welt Aktienindex
(indexiert; 1.1.2004 = 100).
04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 1550
100
150
200
250
300
350
Allianz Rohstofffonds (in Euro)MSCI World Aktienindex (in Euro)
50
100
150
200
250
300
350
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Edelmetallaktienfonds.
Fonds aus dem Segment Edelmetalle investieren vor-
zugsweise in Goldminen. Je nach Ausrichtung werden
auch Unternehmen mit Fokus auf Silber- und Platin-
gewinnung beigemischt. Viele der aufgelegten Fonds
investieren primär in die großen Standardwerte im
Goldminenbereich. Einige Goldminenfonds sind jedoch
auch spezialisiert auf kleinere Wachstumswerte und
Explorationsunternehmen. Diese Fonds weisen in der
Regel ein deutlich ausgeprägteres Chance-Risiko-Ver-
hältnis auf. Die Primäranalyse für Goldminenwerte ist
relativ aufwendig. Da die Unternehmen zudem oft
nicht auf den Radarschirmen der großen Banken sind
(da nicht in den großen Indizes vertreten), ist es relativ
aufwendig, ein eigenes Primärresearch zu unterhalten.
Insofern kann es in diesem Segment sinnvoll sein, auf
die großen Fonds zu setzen (wo das Volumen und die
daraus resultierenden Erträge die Beschäftigung von
Primäranalysten lohnt) bzw. auf Spezialanbieter zu
setzen, die das Segment im Fokus haben. Ein Flagg-
schiff in diesem Sektor stellt der BGF World Gold Fund
von Black Rock dar, der mindestens 70 % des Fonds-
volumens in Goldminenwerte anlegt.
Agrarwerte-Aktienfonds.
Die Gründe, warum zahlreiche Fondsgesellschaften
Anlageprodukte rund um das Thema Agraraktien in
ihr Portfolio mit aufgenommen haben, liegen auf der
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 85
denen Rohstoffsegmente. Der Fonds bietet Anlegern
somit die Möglichkeit, das gesamte Rohstoffsegment
mit nur einem Produkt abzudecken. Je nach Marktein-
schätzung werden einzelne Teilsektoren über- bzw.
untergewichtet. Zusätzlich kann, entsprechend der Ein-
schätzung zum Aktienmarkt, der Anteil an Fonds mit
direktem Rohstoffengagement deutlich variieren.
Branchenaufteilung des LBBW Rohstoffe &
Ressourcen (31.3.2016).
Goldminenfonds: 38,7 %
Wasser- und Holzaktienfonds: 15,2 %
Rohstofffonds: 9,1 %
Energieaktienfonds: 7,1 %
Rohstoffaktienfonds: 18,6 %
Nahrungsmittelfonds: 9,1 %
Liquidität: 2,2 %
Quelle: LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbh
Unter den größten Einzelpositionen finden sich auch
einige der genannten Fonds, wie beispielsweise der
DWS Agribusiness oder der LBBW Rohstoffe 1.
Christoph Schäfer
(BW-Bank Vermögensverwaltung)
Reine Rohstofffonds.
Auch das Angebot an Fonds, welche nicht in Unterneh-
men des Segments, sondern »direkt« in die Entwick-
lung von Rohstoffen investieren (dies zumeist über In-
dizes bzw. Futures), ist größer geworden. Der Vorteil
liegt hier in der geringeren Abhängigkeit von der
Entwicklung an den Aktienmärkten. Allerdings weisen
die Rohstoffe teils sehr hohe Schwankungen auf und
schütten, im Gegensatz zu Unternehmen, keine Divi-
denden aus.
Der Fonds »LBBW Rohstoffe 1«, der von der LBBW Asset
Management im Frühjahr 2008 lanciert wurde, hat als
Benchmark den Bloomberg Commodity Index ex-Agri-
culture & Livestock. Seit seiner Auflage konnte der
Fonds alle gängigen Rohstoffbenchmarks deutlich
outperformen. Genauere Angaben zum Fonds gibt es
in Kapitel 7.1.2.
Sektorenübergreifende Rohstofffonds.
Das gesamte Rohstoffsegment wird nur von relativ we-
nigen Fonds abgedeckt. Fast alle Produkte sind auf ein
Segment spezialisiert bzw. investieren nur in Rohstoff-
aktien oder nur direkt in Rohstoffe. Eine Ausnahme bil-
det der LBBW Rohstoffe & Ressourcen. Der Dachfonds
investiert in die aussichtsreichsten Fonds der verschie-
Auswahl ausgesuchter Rohstofffonds.
Fondsname ISIN Ausgabe aufschlag/
Verwaltungs vergütung
Performance
31.3.15 – 31.3.16
Performance
31.3.11 – 31.3.16
LBBW Rohstoffe & Ressourcen DE0005326482 5 %/1,5 % p. a. – 9,99 % – 36,48 %
BGF New Energy A2 USD LU0124384867 5 %/1,75 % p. a. – 8,27 % 13,32 %
Allianz Rohstofffonds DE0008475096 5 %/1,5 % p. a. – 28,35 % – 67,21 %
BGF World Gold Fund LU0055631609 5 %/1,75 % p. a. 7,02 % – 47,42 %
Pictet Fund (Lux)-Water-P LU0104884860 5 %/1,6 % p. a. – 4,10 % 66,45 %
LBBW Rohstoffe 1 R DE000A0NAUG6 5 %/1,5 % p. a. – 22,20 % – 51,88 %
DWS Agribusiness LU0273164847 5 %/1,5 % p. a. – 22,49 % – 3,04 %
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
86 LBBW – Commodity Yearbook 2016
7.1.2 LBBW Rohstoffe 1 & 2.
Rohstofffonds nach einem schwierigen Jahr 2015.
Das vergangene Jahr bereitete Investoren am Rohstoff-
markt wahrlich keine Freude. So verloren die vier be-
kannten Rohstoffindizes, der Thomson Reuters/CC
CRB Index, der Rogers International Commodity Index,
der Bloomberg Commodity ex-Agriculture & Livestock
Index und der S&P GSCI Commodity Index auf Jahres-
sicht zwischen 25 % und knapp 33 %. Von entscheiden-
der Bedeutung war in den vergangenen Monaten die
Gewichtung der Sektoren Edelmetalle und Industrieme-
talle sowie der Anteil der Energieträger am Portfolio.
Das US-amerikanische Rohöl der Sorte WTI beispiels-
weise verbilligte sich um rund 35 %, das europäische
Pendant Brent gab im gleichen Zeitraum um mehr als
40 % nach. Vor allem die Kombination einer weltweit
stagnierenden Nachfrage nach fossilen Brennstoffen,
gepaart mit einer deutlich erhöhten Fördermenge,
setzte dem Energiesektor stark zu. Stellvertretend
soll hier die vergleichsweise junge Fördermethode,
Hydraulic Fracturing, umgangssprachlich auch als
Fracking bekannt, genannt werden.
Deutlich differenzierter gestaltet sich das Bild bei den
Industriemetallen. Während Aluminium aufgrund des
starken Überangebots die rote Laterne unter den Roh-
stoffen zugesprochen bekam, beendete Blei das Jahr
mit einem mittleren einstelligen Abschlag. Diese Tat-
sache kann für das angelaufene Jahr zynischerweise
fast schon als Erfolg gelten.
Begünstigt durch eine lockere Notenbankpolitik und
historisch niedrige Zinsen konnten sich die Edelmetalle
Gold und Silber weitestgehend behaupten.
In diesem schwierigen Umfeld hatte sich auch der
LBBW Rohstoffe 1 zu behaupten. Ohne Zweifel war die
Wertentwicklung bei dem Fonds in absoluten Zahlen
nicht gemacht, um sich in Jubelstürme zu ergehen. Im
Vergleich zu den oben genannten Indizes schnitt der
LBBW Rohstoffe 1, relativ betrachtet, jedoch recht
ordentlich ab. Von Vorteil war hierbei die hohe Quote
an Edelmetallen, welche durchweg mit dem maximal
möglichen Gewicht vertreten waren.
Dadurch zeigt sich der Vorteil einer flexiblen Strategie,
die nicht an dem Wert ihrer jährlichen Produktions-
menge oder schlicht geometrisch zueinander gewich-
tet wird. Vielmehr ist für die Zusammensetzung des
Rohstoffportfolios bei dem LBBW Rohstoffe 1 die Aus-
prägung der Terminkurve der entscheidende Faktor.
Vor allem die im Fachjargon als Contango bezeichnete
Ausprägung der Rohstoffterminkurve, in der der Spot-
kurs unter dem Terminkurs liegt, kann zu erheblichem
Performanceverlust führen.
Auf diesen Tatsachen basierend ging die LBBW Asset
Management bei der Auflage ihres Investmentfonds im
Jahr 2008 daher einen anderen Weg.
Basierend auf dem von der LBBW Commodity Research
entwickelten LBBW-Top-Ten-Rohstoff-Index ER® wollte
man ein einfaches, verständliches, transparentes und
erfolgreiches Konzept für die Kunden anbieten. Nach
einem schwierigen Start inmitten der Finanzkrise des
Jahres 2008 gehört der LBBW Rohstoffe 1 zu einem der
erfolgreichsten Rohstofffonds am Markt. Belegt wird
dies zwischenzeitlich durch zahlreiche Auszeichnun-
gen in den vergangenen Jahren. Hervorzuheben sind
dabei die begehrten »Goldenen Bullen«, verliehen
durch den EuroFinanzen Verlag und die Lipper Fund
Awards.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 87
Auszeichnungen LBBW Rohstoffe 1.
� Verleihung der FERI EuroRatings Award als Bester Asset Manager
– Sieger 2014 in der Kategorie Rohstoffe für Deutschland,
Österreich und die Schweiz
� Goldener Bulle 2014 – Platz 1 (Alternative/Rohstoffe 3-Jahres-Bereich)
� Goldener Bulle 2014 – Platz 1 (Alternative/Rohstoffe 5-Jahres-Bereich)
� Goldener Bulle 2013 – Platz 3 (Alternative/Rohstoffe 1-Jahres-Bereich)
� Goldener Bulle 2012 – Platz 2 (Alternative/Rohstoffe 3-Jahres-Bereich)
� Goldener Bulle 2010 – Platz 1 (Alternative/Rohstoffe 1-Jahres-Bereich)
� Lipper Fund Award Germany 2014 – Commodity Blended/3 Jahre
� Lipper Fund Award Germany 2014 – Commodity Blended/5 Jahre
� Lipper Fund Award Austria 2014 – Commodity Blended/3 Jahre
� Lipper Fund Award Austria 2014 – Commodity Blended/5 Jahre
� Lipper Fund Award Switzerland 2014 – Commodity Blended/5 Jahre
� Lipper Fund Award Germany 2013 – Commodity Blended/3 Jahre
� Lipper Fund Award Austria 2013 – Commodity Blended/3 Jahre
� Lipper Fund Award Europe 2013 – Commodity Blended/3 Jahre
Konstruktion von Rohstofffonds:
Contango und Backwardation – die Grundlagen.
Jede Anlageklasse an den Kapitalmärkten hat ihre ganz
spezifischen Eigenheiten. Bei einer Anlage in Renten-
papiere gilt es der Bonität des Schuldners besondere
Aufmerksamkeit zu schenken und u. a. daraus abgelei-
tet, einen attraktiven Zinsertrag zu vereinnahmen. Bei
einem Investment in Aktien können sowohl die Unter-
nehmensbewertung als auch mögliche Dividendenzah-
lungen den Ausschlag geben. Während das Kriterium
»Unternehmensbewertung« im Rohstoffsektor dahin-
gehend interpretiert werden kann, dass die Angebots-
und Nachfrageseite des Basiswerts unter die Lupe
genommen wird, ist dies bei den anderen oben ge-
nannten Faktoren schwer möglich. Weder unterliegen
die Rohstoffe selbst einer Bonität, noch kann aus dem
Besitz von Rohstoffen ein laufender Zins ertrag oder
eine Dividende erwirtschaftet werden.
Auch wenn viele der klassischen Kriterien nicht zum
Tragen kommen, so ist es dennoch fahrlässig, allzu un-
bedacht zuzugreifen. Da das Gros der Anleger alleine
schon aus praktischen Gründen Rohstoffe über Ter-
minkontrakte, sogenannte Futures, und nicht physisch
handelt, lohnt sich ein Blick auf die spezifischen Eigen-
heiten am Rohstoffmarkt. Bei einem Future kaufen An-
leger den Rohstoff nicht sofort, sondern sichern sich –
vereinfacht gesagt – das Recht, in der Zukunft eine
bestimmte Menge eines Rohstoffs mit einer definierten
Qualität zu einem festgelegten Preis zu erwerben. Um
den Rohstoff am Fälligkeitstag des Futures nicht aus-
geliefert zu bekommen, werden diese Futures üblicher-
weise vor Fälligkeit in einen länger laufenden Kontrakt
getauscht. Dieser Prozess wird auch als »Rollen« der
Kontrakte bezeichnet. Aufgrund der Notwendigkeit
des Rollens ist es für Investoren unerlässlich, neben
den Marktbewegungen auch die Ausprägung der
Futures-Kontraktkurve zu beachten. Es sind grund-
sätzlich zwei Ausprägungen möglich.
Ausprägung Nummer 1.
Ein Investor ist von einem in der Zukunft höheren Preis
des amerikanischen Rohöls WTI überzeugt und möchte
von den steigenden Kursen profitieren. Er erwirbt da-
raufhin einen Future mit einer Laufzeit von 12 Monaten.
Da der Kurs des Futures über dem aktuellen Spotkurs
notiert, ist der Investor gezwungen, einen Aufschlag
zu zahlen. Diese Konstellation mit einem zu zahlenden
Aufschlag bezeichnet man als Contango.
Beispiele für Contango und Backwardation.
Der Preis pro Fass Rohöl der Sorte WTI liegt beim Mai-
Kontrakt aktuell bei 40,33 USD (grüner Pfeil). Der Preis
pro Fass Rohöl der Sorte WTI 12 Monate später beträgt
45,01 USD (roter Pfeil).
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
88 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Abbildung der Terminkurve von Rohöl der Sorte
WTI (in USD) im Zeitverlauf.
05/2
016
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016
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216
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36
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40
42
44
46
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018
Rohöl WTI
Quelle: Thomson Reuters
Angenommen am Preisgefüge für WTI würde sich
in den 12 Monaten nichts ändern, hätte ein Investor
am Spotmarkt im April 2017 weiterhin den Preis von
40,33 USD pro Fass zu bezahlen. Der Investor am
Futuresmarkt hingegen hätte einen Verlust zu verbu-
chen, da er sich ein Fass Rohöl bereits vorab zu 45,01
USD gesichert hat. Erst wenn der Spotkurs von WTI bei
Fälligkeit des Terminkontrakts über 45,01 USD gestie-
gen ist, zahlt sich die Strategie des Investors aus.
Der umgekehrte Fall tritt bei Ausprägung Nummer 2 auf:
Hier liegt der Kurs des Rohstoffterminkontrakts in der
Zukunft unter dem aktuellen Spotkurs. Dadurch er-
wirbt ein Anleger diesen Terminkontrakt unter Gewäh-
rung eines Abschlags gegenüber dem aktuellen Preis.
Abbildung der Terminkurve von Kupfer im Zeitverlauf.
04/2
016
05/2
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216
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06/2
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07/2
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08/2
017
04/2
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10/2
017
11/2
017
12/2
017
01/2
018
02/2
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018
Kupfer
4635
4640
4645
4650
4655
4660
4665
4670
4675
4680
4685
Quelle: Thomson Reuters
Der Preis pro Tonne Kupfer liegt beim April-Kontrakt
aktuell bei knapp 4.682 USD (grüner Pfeil). Der Preis
pro Tonne Kupfer liegt 12 Monate später beträgt
knapp 4.655 USD (roter Pfeil).
Angenommen am Preisgefüge für Kupfer würde sich
in den 12 Monaten nichts ändern, hätte ein Investor
am Spotmarkt im März 2017 weiterhin den Preis von
4.682 USD pro Tonne Kupfer zu bezahlen. Der Investor
am Futuresmarkt hingegen hätte einen Gewinn zu
verbuchen, da er sich ein Tonne Kupfer bereits für
4.655 USD gesichert hat. Solange der Spotkurs von
Kupfer bei Fälligkeit des Terminkontrakts nicht unter
4.655 USD gesunken ist, zahlt sich die Strategie der
frühzeitigen Preissicherung des Investors aus.
Rollverluste zu minimieren, zahlt sich aus.
Nachdem in den vergangenen Jahren die Verluste beim
Rollen der Terminkontrakte kontinuierlich geringer
wurden und im Jahr 2014 beim Bloomberg Commodity
Index gar auf 0 % zurückfielen, drehte sich das Bild im
abgelaufenen Jahr. Sofern sich dieser Trend fortführt,
wird, neben der Markteinschätzung bezüglich des Roh-
stoffs selbst, auch die Betrachtung der jeweiligen Roh-
stoffterminkurve von entscheidender Bedeutung sein.
Wie gravierend die Unterschiede zwischen einem In-
vestment in den physischen Rohstoff im Vergleich zu
einem Investment in einen Futureskontrakt sind, lässt
sich an der folgenden Tabelle erahnen. So hätte ein
Investment in die physische Ware im Jahr 2007 einen
Ertrag von rund + 25 % erbracht, wogegen ein Investor
in Futureskontrakte »lediglich« ein Plus von ca. 11 %
(Excess Return) vereinnahmen konnte. Im Kalenderjahr
2015 weitete sich die Differenz der beiden Größen aus,
was vor allem auf die starke Contango-Ausprägung bei
den Energieträgern zurückzuführen ist.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 89
Das Konzept des LBBW Rohstoffe 1.
Gesamtuniversum:
15 Rohstoffe
– WTI Öl – Brent Öl – Benzin – Heizöl
– Erdgas – Gasöl
– Gold – Silber – Platin
– Aluminium– Kupfer – Nickel – Zink – Blei – Zinn
– Keine
Min. 1 – Max. 3 Min. 0 – Max. 2 Min. 1 – Max. 3 Min. 2 – Max. 4
LBBW Top-Ten-Rohstoff-Index ER®
10 Rohstoffe mit stärkster Backwardation bzw. schwächstem Contango (6 – 12 Monate)
zu je 10 %
LBBW Rohstoffe 1
Energie 1 Energie 2 Edelmetalle Basismetalle Agrar/Vieh
Quelle: LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
Die Überprüfung und Anpassung der Positionen er-
folgt quartalsweise nach dem dargestellten Schema.
Das Collateral.
Die im vorherigen Abschnitt erwähnte swapbasierende
Lösung bietet den Vorteil, dass die Wertentwicklung
des zugrundeliegenden Rohstoffindex im LBBW Roh-
stoffe 1 unkompliziert wiedergegeben wird und dabei
kein Kapital gebunden wird. Das im Auftrag der Inves-
toren verwaltete Fondsvermögen kann dadurch in Euro
denominierte Anleihen bester Bonität investiert wer-
den. Die durchschnittliche Restlaufzeit des Collateral-
Renten-Portfolios liegt für alle Rohstofffonds gering-
fügig unter zwei Jahren. In Zeiten niedriger Zinsen
kann das ursprüngliche Ziel, einen Großteil der Auf-
wendungen im Fonds wieder mittels der bonitätsstar-
ken Titel zu verdienen, jedoch nicht erreicht werden.
Eine Erhöhung des Risikos bei der Collateralanlage
über eine Verlängerung der Laufzeit bzw. ein Aus-
weichen in risikobehaftetere Segmente ist nicht vor-
gesehen.
Der LBBW Rohstoffe 1 auf einen Blick.
LBBW Rohstoffe 1 zeichnet sich seit Auflegung mit ei-
nem überdurchschnittlichen Ergebnis gegenüber den
vier bekannten Rohstoffindizes aus. Im Vergleich zum
Referenzindex, dem Bloomberg Commodity ex-Agri-
culture & Livestock Index (Total Return), konnte ein
Rollverluste im Bloomberg Commodity Index.
Bloomberg CI
(Spot)
Bloomberg CI
(ER)
Differenz
(Rollverlust)
2007 25,31 % 11,08 % – 14,23 %
2008 – 28,92 % – 36,61 % – 7,69 %
2009 41,21 % 18,72 % – 22,49 %
2010 26,40 % 16,67 % – 9,73 %
2011 – 8,15 % – 13,40 % – 5,25 %
2012 3,74 % – 1,13 % – 4,88 %
2013 – 8,66 % – 9,59 % – 0,93 %
2014 – 17,04 % – 17,04 % +/– 0,00 %
2015 – 18,40 % – 24,70 % – 6,30 %
Quelle: Bloomberg
Umsetzung in einem Rohstofffonds.
Abgeleitet aus dem Umstand, dass die Ausprägung der
Terminkurve die Wertentwicklung massiv beeinflussen
kann, wurde im Jahr 2008 mit dem LBBW-Top-Ten-Roh-
stoff-Index ER® ein eigens entwickelter, modellbasierter
Index ins Leben gerufen und veröffentlicht. Das Ziel
dieses neuen Ansatzes war und ist es, den Rollertrag
zu optimieren, um einen Mehrwert gegenüber bereits
bestehenden Investmentansätzen zu erzielen. Zudem
beinhaltete das Lastenheft an den neuen Investment-
ansatz eine hohe Transparenz bei der Auswahl der
geeigneten Rohstoffe (siehe dazu auch Kapitel 6.3).
Die Wertentwicklung des LBBW-Top-Ten-Rohstoff-Index
ER® wird mittels eines Swaps dem Fonds zugeführt. Die-
ser Swap wird vom Fondsmanagement täglich überwacht
und gegebenenfalls angepasst. Mindestens einmal im
Monat erfolgt die Abrechnung mit dem Swappartner.
Als weitere Voraussetzung für einen Rohstoffpubli-
kumsfonds gilt, dass ein Index hinreichend diversifiziert
ist und den Markt, auf den er sich bezieht, ausreichend
repräsentiert. Auch diese Voraussetzung wird vom
LBBW-Top-Ten-Rohstoff-Index ER® eingehalten.
Für den von der LBBW Asset Management aufgelegten
Fonds, den LBBW Rohstoffe 1, sieht das Konzept dem-
nach wie folgt aus:
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
90 LBBW – Commodity Yearbook 2016
deutlicher Mehrwert erzielt werden und auch gegen-
über den mit Agrarrohstoffen ausgestatteten Rohstoff-
körben wie dem Rogers International Commodity In-
dex steht der LBBW Rohstoffe 1 seit Fondsauflage
sichtbar besser da.
LBBW Rohstoffe 1 schlägt die gängigen Rohstoffbenchmarks.
2009 2010 2011 2012 2013 2014 20150
20
40
60
80
100
120
LBBW Rohstoffe 1 (TR)Thoms. Reuters/CC CRB Index (TR)Rogers Int. Commodities Index (TR)
Bloomberg CI ex Agri & Livestock (TR)S&P GSCI Index (TR)
0
20
40
60
80
100
120
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Der LBBW Rohstoffe 1 ist in vier Tranchen für institutio-
nelle und private Anleger erhältlich. Neben der Euro-
Tranche stehen zudem Währungstranchen in USD und
CHF zur Verfügung.
� R-Tranche für Privatkunden:
WKN A0NAUG/ISIN DE000A0NAUG6
� I-Tranche für Institutionelle:
WKN A0MU8J/ISIN DE000A0MU8J9
� USD-Währungstranche:
WKN A1JSV5/ISIN DE000A1JSV56
� CHF-Währungstranche
WKN A1JSV6/ISIN DE000A1JSV64
Die Long-Short-Idee: LBBW Rohstoffe 2 LS.
Obwohl das Konzept des LBBW Rohstoffe 1 für Inves-
toren ohne Zweifel ein sehr erfolgreiches ist, kann der
Fonds meist nur bei steigenden Kursen an den Roh-
stoffmärkten einen positiven absoluten Betrag erzie-
len. Die Wertentwicklung des Fonds LBBW Rohstoffe 1
mag im Jahr 2015 zwar relativ zu den anderen Indizes
akzep tabel gewesen sein, an der absoluten Wertent-
wicklung sowie der hohen Volatilität konnte sich
jedoch kein Anleger erfreuen. Damit wird auch schon
die Schwäche dieser sogenannten »Long-only«-Invest-
ments offengelegt, das heißt die fehlende Möglichkeit,
in ungünstigen Marktphasen den Fuß auf die Bremse
zu stellen.
Aus diesem Grund und auf Anregung von institutio-
nellen Kunden kam im Jahr 2009 der Wunsch nach
einem ergänzenden Investmentansatz im Rohstoff-
bereich auf.
Dabei wurde auf Bewährtes zurückgegriffen und in
fünf Rohstoffe, bei denen sich die Terminkurve in
Backwardation befindet, auf der Long-Seite investiert.
Zugleich wurde eine Ausgleichsfunktion gesucht und
gefunden. Diese setzt sich aus ebenfalls fünf Rohstof-
fen zusammen, die für die Short-Seite ausgewählt wer-
den. Das Selektionskriterium ist wiederum die Beschaf-
fenheit der Terminkurve und zwar dahingehend, dass
diese fünf Rohstoffe möglichst deutlich in Contango
notieren sollten.
Auf eine Mindestanzahl an Rohstoffen pro Sektor wur-
de dabei bewusst verzichtet und die Maximalgrenze
mit bis zu drei Rohstoffen pro Sektor (bei Edelmetallen
zwei) möglichst großzügig implementiert.
Um den neuen Fonds LBBW Rohstoffe 2 LS als richt-
linienkonformen Fonds anbieten zu dürfen, wurde die
gleiche Herangehensweise mit einem eigens entwickel-
ten Index (LBBW Long-Short-Rohstoff-Index ER®, siehe
Kapitel 6.3) und dem Transfer der Wertentwicklung
dieses Index mittels Swap zum LBBW Rohstoffe 2 LS
umgesetzt. Mindestens einmal im Monat erfolgt die
Abrechnung mit dem Swappartner.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 91
Am heterogensten gaben sich in den zurückliegenden
Monaten die Vertreter der Industriemetalle. Die Ter-
minkurve von Kupfer beispielsweise wechselte im ers-
ten Quartal 2015 von Backwardation zu Contango, um
nach dem zweiten Quartal die Ausprägung nochmals
zu revidieren und die letzten beiden Quartale 2015 am
Selektionstag wieder in Backwardation zu notieren.
Ähnlich verhielt sich das silberweiß glänzende Schwerme-
tall Zinn. Durch die im Jahr 2015 größtenteils unveränder-
te Ausprägung der Terminkurven je Sektor und dem Aus-
bleiben einer ausreichenden Anzahl an Wechseln bei der
Ausprägung der Terminkurve kam es verstärkt zu einer
Art Blockbildung auf der Long-Seite (Edelmetalle) bzw.
Short-Seite (Energieträger). Unter dem Strich konnte der
LBBW Rohstoffe 2 LS die Erwartungen einer positiven
Performance im Jahr 2015 nicht erfüllen. In einem sehr
schwierigen Rohstoffjahr 2015 hielt sich der Fonds jedoch
besser als die Mehrzahl seiner Peergroup-Teilnehmer.
Auszeichnungen LBBW Rohstoffe 2 LS.
� Goldener Bulle 2016 – Platz 3 (Alternative/
Rohstoffe 3-Jahres-Bereich)
� Verleihung des FERI EuroRatings Award als
Bester Asset Manager – Sieger 2014 in der
Kategorie Rohstoffe für Deutschland,
Österreich und die Schweiz
Der LBBW Rohstoffe 2 LS ist in vier Tranchen für insti-
tutionelle und private Anleger erhältlich. Neben der
Eurotranche stehen zudem Währungstranchen in USD
und CHF zur Verfügung.
� R-Tranche für Privatkunden:
WKN A1H727/ISIN DE000A1H7276
� I-Tranche für Institutionelle:
WKN A0X97E/ISIN DE000A0X97E0
� USD-Währungstranche:
WKN A1JSV7/ISIN DE000A1JSV72
� CHF-Währungstranche
WKN A1JSV8/ISIN DE000A1JSV80
Daniel Rauch, LBBW Asset Management
Investmentgesellschaft mbH
Das Konzept des LBBW Rohstoffe 2 LS.
Gesamtuniversum:
15 Rohstoffe
– keine – Gold – Silber – Platin
– Benzin – Erdgas – Heizöl – WTI Öl – Brent Öl – Gas Öl
– Aluminium– Kupfer – Nickel – Zink – Blei – Zinn
– keine
Max. 2 Long-Short Max. 3 Long-Short Max. 3 Long-Short
LBBW Long-Short-Rohstoff-Index ER®
5 Rohstoffe mit stärkstem Contango bzw. schwächster Backwardation Long sowie 5 Rohstoffe mit stärkster Contango bzw.
schwächstem Backwardation Short zu je 10 %
LBBW Rohstoffe 2 LS
50 % Long 50 % Short
Agrar Edelmetalle Energie Basismetalle Vieh
Quelle: LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
Die Überprüfung und Anpassung der einzelnen Positio-
nen erfolgt quartalsweise nach dem dargestellten
Schema.
Nachdem in den Jahren 2011 und 2012 das Thema
Investitionen in Grundnahrungsmittel zunehmend
kritisch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde,
hat sich die LBBW Asset Management entschieden, bei
ihren Rohstoffinvestments auf die Sektoren Agrargüter
und Lebendvieh zu verzichten. Betrachtet man die drei
noch verbleibenden Rohstoffsektoren Edelmetalle,
Industriemetalle und Energieträger fällt auf, dass die
Terminkurven der jeweiligen Sektoren unterschiedliche
Eigenheiten aufweisen. Sicherlich am unspektakulärsten
gestaltet sich die Terminkurve bei den Edelmetallen. Vor
allem am vorderen Ende der Terminkurve, am Laufzei-
tenband bis 10 Monate, nimmt die Terminkurve in der
Regel eine leichte Contango-Formation ein. In Zeiten
ausgeprägter Rollverluste am Rohstoffmarkt ist der
LBBW Rohstoffe 2 LS daher tendenziell »Long« in Edel-
metalle investiert. Verhältnismäßig homogen war in den
vergangenen Monaten zudem der Sektor der Energie-
träger, wobei es hier zu beachten gilt, dass die Rollver-
luste auf der Terminkurve im vorderen Laufzeitenband
äußerst ausgeprägt waren. Hieraus abgeleitet erklärt
sich die im Jahr 2015 maximale Quote von drei Energie-
trägern auf der Short-Seite, was dem Fonds insbesonde-
re im ersten Quartal 2015 zum Nachteil gereichte.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
92 LBBW – Commodity Yearbook 2016
schen Vertreter S&P 500 Index demnach nicht un-
erwartet ein gutes Stück unter der Nulllinie.
Korrelationen zwischen Gold und DAX.
80
85
90
95
100
105
110
115
120
125
80
85
90
95
100
105
110
115
120
125
02.01
.15
02.02
.15
02.03
.15
02.04
.15
02.05
.15
02.06
.15
02.07
.15
02.08
.15
02.09
.15
02.10
.15
02.11
.15
02.12
.15
02.01
.16
02.02
.16
02.03
.16
Gold 20 Tage Durchschnitt Dax 20 Tage Durchschnitt
Quelle: Bloomberg, LBBW Asset Management Investment-
gesellschaft mbH
Das so gewonnene Portfolio hat insgesamt ein gerin-
geres Risiko und die verschiedenen Anlageinstrumente
können im Portfolio je nach Marktlage und Erwar-
tungshaltung mit einem höheren oder geringeren An-
teil versehen werden.
Da Edelmetalle, im Gegensatz zu Aktien oder Renten-
papieren, keine laufende Verzinsung aus Dividenden
bzw. Zinsen abwerfen, sind Edelmetalle unter norma-
len Umständen per se im Nachteil. Unter Berücksichti-
gung des aktuellen Niedrigzinsumfelds bei bonitäts-
starken Rentenpapieren kann die fehlende Verzinsung
von Gold & Co. mittlerweile jedoch sogar als Vorteil
angesehen werden. Trotz aller Freude über die nega-
tive Korrelation mit den Aktienmärkten oder das Aus-
bleiben von Negativzinsen im Vergleich zu diversen
Rentenpapieren sollte jedoch nicht vergessen werden,
dass Gold als Beimischung anzusehen ist und viele
Vermögensverwalter den empfohlenen Anteil des
gelben Edelmetalls mit rund 5 % angeben.
Eine Idee, viele Lösungsmöglichkeiten.
Unter der Voraussetzung, dass eine Beimischung von
Gold auf das Portfolio stabilisierend und sinnvoll sein
kann, stellt sich im zweiten Schritt die Frage nach der
Art des Investments.
7.1.3 Physische Edelmetallfonds.
Das Dreigestirn Aureus, Argentum und PGM.
Zusätzlich zu den auf den vorherigen Seiten vorgestell-
ten Investmentlösungen im Rohstoffbereich sollte eine
weitere Spezialität auf dem Feld der physischen Edel-
metallfonds nicht unerwähnt bleiben.
Weshalb in Edelmetalle (Gold) investieren?
Mit Blick auf das wohl bekannteste Edelmetall Gold
kann nun wahrlich keinem Anleger der Vorwurf
gemacht werden, das landläufig auch als sicherer
Hafen bekannte Edelmetall in den vergangenen Jahren
eher peripher betrachtet zu haben. Schließlich konkur-
rieren am Kapitalmarkt die verschiedensten Assetklas-
sen miteinander, so z. B. der Deutsche Aktienindex
(kurz DAX) als gefragtes Investment in wirtschaftlich
besseren Zeiten mit Gold, dem in weniger guten oder
in Krisenzeiten ein größerer Charme nachgesagt wird.
Idealerweise sind diese beiden Assetklassen, Aktien
und Edelmetalle (Gold), negativ korreliert, was bedeu-
tet, dass Gold in Zeiten von steigenden Aktiennotie-
rungen nachgibt und vice versa. Für die reine Lehre
ganz vortrefflich war demnach der Goldpreisrückgang
von 1.920 USD pro Feinunze in der Spitze im Septem-
ber 2009 auf etwa 1.050 USD zur Mitte Dezember
2015, ging dieser doch einher mit fast stetig steigen-
den Notierungen im DAX. Bei der Geldanlage sowohl
von Privatanlegern als auch von institutionellen Kunden
spielt oftmals die Diversifikation des Risikos eine zent-
rale Rolle. Der gewünschte Effekt der Risikoreduktion
kann dadurch bewirkt werden, dass zwei oder mehr
Anlageinstrumente, die untereinander eine niedrige
oder sogar negative Korrelation aufweisen, in einem
Portfolio kombiniert werden. Der folgende Chart zeigt
die Korrelation zwischen Gold und dem DAX, jeweils
mit einem 20-Tage rollierenden Durchschnitt darge-
stellt. Seit Jahresbeginn 2015 nahm Gold die ihm in der
Literatur zugedachte Rolle des »sicheren Hafens« wie-
der ein und konnte seitdem der Eigenschaft als Hedge
gegen Risiken gerecht werden. Beim Verfassen des Ar-
tikels lag die Korrelation zum DAX und zum amerikani-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 93
Die Geschichte hinter der Aureus Fund (Ireland) plc.
Die Aureus Fund (Ireland) plc. wurde im Jahr 2002 in
der in Irland üblichen Rechtsform der Investment-
Ak tiengesellschaft gegründet und unterliegt seitdem
der irischen Aufsicht durch die Central Bank of Ireland.
Mit ihrer nunmehr fast 14-jährigen Historie gehört die
Aureus Fund (Ireland) plc. daher unstrittig zu den
alteingesessenen und etablierten Investments in der
Gruppe der Edelmetallfonds.
Der Investment Manager der Aureus Fund (Ireland) plc.
ist seit Auflage unverändert die LBBW Asset Manage-
ment Investmentgesellschaft mbH, eine 100 %-Tochter
der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bzw. de-
ren Vorgängerinstitut, der Baden-Württembergischen
Bank AG. Erwähnt werden darf, dass bei den handeln-
den Personen eine hohe Kontinuität zu verzeichnen ist.
Für den Edelmetallfondsmarkt in Deutschland auffällig
ist, dass die Anzahl der Investments im Mantel des
Sondervermögens hierzulande generell überschaubar
ist. Dies liegt jedoch nicht am fehlenden Willen der
Kapitalverwaltungsgesellschaften in Deutschland,
einen Edelmetallfonds aufzulegen, sondern vielmehr
an den Auflagen der Aufsichtsbehörden. In Deutsch-
land beispielsweise ist es einem Sondervermögen
heutzutage nicht ohne Weiteres gestattet, zu 100 % in
einen Anlagegegenstand zu investieren, da ein derarti-
ger Umstand mit dem Tatbestand der Diversifizierung
nicht vereinbar erscheint. Fonds im Edelmetallbereich,
die den Grundsatz der Diversifizierung nicht
berücksich tigen, werden sozusagen unter »Generalver-
dacht« gestellt und für Investoren kann es infolge
dessen zu erheblichen steuerlichen Nachteilen kom-
men. Um derartigen Nachteilen nicht ausgesetzt zu
sein, kann eine Variante mit mindestens vier Vermö-
gensgegenständen (beispielsweise Gold, Silber, Platin
und Palla dium) gewählt werden. Zudem darf der Anteil
des größten Vermögensgegenstands nicht mehr als
60 % des Fondsvermögens betragen. Eine Aufteilung
97 % in Gold und jeweils 1 % in Silber, Platin und Palla-
dium wäre demnach nicht ausreichend risikogemischt.
Die naheliegende Lösung ist sicherlich der Erwerb von
physischem Edelmetall. Hierbei gilt es vor allem bei
Silber, Platin und Palladium, die Abgaben durch die
Mehrwertsteuer in Höhe von 19 % in Deutschland zu
beachten. Goldbarren ab einem Feingehalt von 995
pro 1.000 Anteilen Gold sind in Deutschland von der
Mehrwertsteuer befreit, unterscheiden sich durch die
Gebühren beim An- und Verkauf jedoch vom reinen
Materialwert des Goldes. Als weitere Alternative bieten
sich Edelmetall-ETCs/-ETFs an. Diese sind in der Regel
nahe am reinen Materialwert des jeweiligen Edelme-
talls gepreist und darüber hinaus jederzeit über eine
Börse handelbar. Nachteilig bei diesen Investmentmög-
lichkeiten sind zum einen die Aufschläge für An- und
Verkauf über eine Börse sowie zum anderen die recht-
liche Ausgestaltung, denn ETCs/ETFs sind im Pro-
duktsegment GD195 bei WM-Daten überwiegend als
»Zero Bond« und damit als Inhaberschuldverschrei-
bung verschlüsselt. Im Falle einer Insolvenz des Anbie-
ters erfahren diese Anlageinstrumente demnach ein
geringeres Schutzniveau als das des Sondervermö-
gens. Weniger aktiv als bei den ETCs ist der Handel
mit Edelmetallfonds. Als Sondervermögen, und damit
rechtlich von einer Insolvenzmasse abgesondert, wer-
den sie üblicherweise einmal am Tag zum Inventarwert
gepreist und Rückgaben bzw. Zuflüsse abgerechnet.
Die Möglichkeiten eines Investments in Edelmetalle
wurde im Laufe der Zeit sukzessive ausgebaut und
dem Anleger steht mittlerweile ein ganzer Strauß an
Alternativen zur Verfügung. Im folgenden Absatz soll
nun die Kombination aus bequemer und unkomplizier-
ter Handelbarkeit mit gleichzeitig hoher Sicherheit,
also die Fondskonstruktion, anhand der Aureus Fund
(Ireland) plc.1 näher betrachtet werden.
1 Bitte beachten Sie, dass die Aureus Fund (Ireland) plc., die Argen-
tum Fund (Ireland) plc. sowie die PGM Fund (Ireland) plc. aus-
schließlich zum Vertrieb an professionelle und semiprofessionelle
Anleger im Sinne des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) zugelassen
sind.
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94 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Beide Arten der Edelmetallfonds werden in Deutsch-
land in der Regel der Kategorie »Alternative Investment
Funds« (kurz AIF) zugeordnet, wobei die risikoge-
mischte Variante signifikante Vorteile gegenüber der
nicht risikogemischten Variante aufweist.
Nachdem die Aureus Fund (Ireland) plc. lange Zeit eine
Goldquote von nahe 100 % aufwies, galt es im Jahr 2013
die Frage zu beantworten, welche Richtung einge-
schlagen werden sollte, um für die Investoren unter
Abwägung der Vor- und Nachteile die beste Lösung zu
finden. Letztlich wurde beschlossen, eine möglichst
hohe Quote an physisch hinterlegtem Gold zu halten
(bis zu 60 %) und dafür den Vertrieb an Privatanleger
aufzugeben. Das Recht, die Vertriebszulassung an
Privatanleger in Deutschland zu erwirken, geht einher
mit der Limitierung der physischen Goldquote auf
maximal 30 %, was dem Management der Aureus Fund
(Ireland) plc. nicht geeignet erscheint, da im Krisenfall
vor allem physische Bestände gefragt sein dürften. Die
hohe physische Goldquote in Verbindung mit der Tat-
sache, dass die Aureus Fund (Ireland) plc. nicht einer
für Investoren ungünstigen Kategorie zugeordnet wird,
unterscheidet den Fonds klar von den inländischen
und eidgenössischen Mitbewerbern. Während Schwei-
zer Mitbewerber vor allem den dortigen Markt im Blick
haben und den Tatbestand der Risikomischung zumeist
nicht aufweisen, sind die direkt gehaltenen, physischen
Goldbestände der deutschen Mitbewerber in der Regel
auf rund 30 % begrenzt.
Steuerliche und aufsichtsrechtliche Fragen.
Als Wermutstropfen bleibt festzustellen, dass der Ver-
trieb von offenen EU Alternative Investment Funds wie
der Aureus Fund (Ireland) plc. ausschließlich an die
Gruppe der semiprofessionellen und professionellen
Anleger gestattet bleibt. Diese Gruppe wird im Kapital-
anlagegesetzbuch (KAGB) unter § 1 Absatz 19 Ziffer
33 für semiprofessionelle Anleger und § 1 Absatz 19
Ziffer 32 für professionelle Anleger genau definiert.
Aufgrund sich ändernder Rahmenbedingungen unter-
lag das »Innenleben« der Aureus Fund (Ireland) plc.
bisher diversen Veränderungen. Die letzte grundlegen-
de Änderung musste Ende des Jahres 2013 durchge-
führt werden, indem der maximal zulässige Goldanteil
von ursprünglich 100 % auf 60 % zurückzuführen war.
Die Richtgröße bei der Zusammensetzung des Portfo-
lios beträgt seither 60 % Gold, 20 % Silber, 10 % Platin
und 10 % Palladium. Die Edelmetalle werden unverän-
dert in physischer Form gehalten und nicht verliehen.
Des Weiteren wurde die rechtliche Struktur den neuen
Gegebenheiten angepasst, indem die hier genannten
Edelmetallfonds ab dem 27.12.2013 bei WM-Daten als
»offene EU Alternative Investment Funds« verschlüsselt
wurden. Dementsprechend wird seit dem 27.12.2013
wieder ein Zwischengewinn veröffentlicht und begin-
nend mit dem Kalenderjahr 2014 eine § 5-Bescheini-
gung nach dem Investmentsteuergesetz (InvStG) als
transparenter Fonds ausgestellt und veröffentlicht.2
Ein Fonds für deutsche Kunden.
Auch wenn mit dem Namen Aureus Fund (Ireland) plc.
auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Edelmetallin-
vestment mit Fokus für den deutschsprachigen Markt
assoziiert wird, so lag und liegt das Augenmerk, unter
Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben, stets
auf der Betreuung der im deutschsprachigen Raum
ansässigen Investoren. Aus diesem Grund wurde und
wird den Bedürfnissen der deutschen Kunden stets
besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Damit unter-
scheidet sich die Aureus Fund (Irleand) plc. von einigen
ausländischen Produkten, die hierzulande oft nur ein
Mitnahmegeschäft sehen.
2 Ausführungen zur steuerlichen Behandlung beruhen auf dem
aktuellen rechtlichen Kenntnisstand. Veränderungen im Gesetz-
gebungsverfahren sind nicht auszuschließen. Die Ausführungen in
diesem Kapitel stellen keine steuerliche Beratung dar. Die Ausfüh-
rungen beruhen auf allgemein zugänglichen Informationen, jedoch
wird für die Richtigkeit keine Gewähr übernommen. Für eine aus-
führliche steuerliche Beratung wenden Sie sich bitte an eine zur
Steuerberatung befugte Person. Steuerliche Sachverhalte können
sich ändern.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 95
8,8 % zu. Die physischen Edelmetalle werden in soge-
nannten Standardbarren (ab ca. 1 kg für Platin bis ca.
30 kg für Silber) in Zürich gelagert und können von
Großkunden mit entsprechendem Engagement in der
Aureus Fund (Ireland) plc. im Rahmen der jährlich
stattfindenden Bestandsaufnahme der Barren im
Tresor besichtigt werden.
Volumen und Standardbarren.
Mit einem Fondsvolumen von 205 Mio. Euro (Stand
31.3.2016) hält die Aureus Fund (Ireland) plc. somit
3,5 Tonnen physisches Gold, 94 Tonnen physisches
Silber, 746 Kilogramm physisches Platin und 1,3 Ton-
nen physisches Palladium für ihre Anleger.
Die Kundengruppe.
In den letzten zehn Jahren wurden Anteile der Aureus
Fund (Ireland) plc. überwiegend von institutionellen
Anlegern, Vermögensverwaltungen und Family-Offices
aus Deutschland erworben. Zum Ablauf der Übergangs-
frist aus der Umsetzung der Richtlinie 2011/61/EU (AIF-
MD) wurde die Vertriebszulassung zum Erwerb eines
offenen EU-AIF für die Kundengruppe semiprofessio-
nelle bzw. professionelle Anleger erwirkt. Damit steht
der Erwerb von Anteilen der Aureus Fund (Ireland) plc.
professionellen und semiprofessionellen Kunden ge-
mäß § 1 Absatz 19 Ziffer 32 und 33 KAGB offen.
Tägliche und faire Kursberechnung.
Anteile der Aureus Fund (Ireland) plc. können wie jeder
andere Fonds grundsätzlich über die Banken zum
Fondskurs erworben bzw. zurückgegeben werden.
Dies geschient börsentäglich (ausgenommen Feier tage
der Börsen Stuttgart und Dublin) nach Maßgabe des
Fondsprospekts bis 14 Uhr deutscher Zeit. Der Vorteil
dabei ist, dass, abgesehen von einem Ausgabeauf-
schlag (nominell bis zu 5 %), keine An- und Verkaufs-
spesen anfallen und auch kein Spread (An- und Ver-
kaufskursdifferenz) wie bei anderen ETFs/ETCs
bezahlt werden muss. Der Aureus Fund (Ireland) plc.
kann auf demselben Weg als Fonds zum Nettoinven-
tarwert und damit ohne Abschläge zurückgegeben
Die Portfoliostruktur der Aureus Fund (Ireland) plc.
(per 31.3.2016).
Golddepot 59,69 %
Goldkonto 0,00 %
Palladiumkonto/-depot 10,06 %
Platinkonto/-depot 10,01 %
Silberkonto/-depot 20,00 %
Edelmetalle 99,77 %
Investmentfonds 0,00 %
Kasse 0,62 %
Sonstige Nettovermögen – 0,39 %
Goldfutures 0,00 %
Palladiumfutures 0,00 %
Summe
(ohne Kasse und sonstige Vermögenswerte)99,77 %
Goldanteil Depot und Futures 59,69 %
Quelle: LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
Das Fondsmanagement der Aureus Fund (Ireland) plc.
ist bestrebt, durch ein Über- oder Untergewicht der
jeweiligen Positionen eine Mehrrendite gegenüber der
Benchmark 60 % Gold, 20 % Silber, 10 % Platin und 10 %
Palladium zu erzielen. Da die überwiegende Mehrheit
der Kunden in Deutschland ansässig ist, notiert die
Aureus Fund (Ireland) plc. in Euro. Eine Währungssiche-
rung der in USD notierten Edelmetalle erfolgt nur par-
tiell. Der Anleger partizipiert an der Wertentwicklung
der Edelmetalle in Euro, der Aureus Fund (Ireland) plc.
ist in der Fachsprache damit kein »Quanto-Produkt«.
Dies wurde insbesondere in der jüngsten Vergangen-
heit deutlich. Während Anleger von in USD notierten
Edelmetallen auch im Kalenderjahr 2015 wieder deutli-
che Verluste zu verzeichnen hatten, hielt sich der Gold-
kurs in Euro lange Zeit über der Nulllinie und rutschte
erst in den letzten Dezembertagen in die roten Zahlen.
Durch die vom Gesetzgeber gewünschte Beimischung
von Silber, Platin und Palladium konnte die Aureus
Fund (Ireland) plc. mit der Wertentwicklung des reinen
Goldpreises seit Mitte Mai 2015 nicht mehr mithalten
und der Anteilpreis ermäßigte sich auf Jahressicht um
7,45 %. In den ersten drei Monaten des Jahres 2016
legte der Anteilpreis der Aureus Fund (Ireland) plc. um
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
96 LBBW – Commodity Yearbook 2016
werden. Ein Vorteil ist auch, dass die Aureus Fund (Ire-
land) plc. ihre Anteile grundsätzlich börsentäglich auf
Kundenwunsch zurücknimmt. Eine Verzögerung der
Rücknahme bzw. abweichende An- und Verkaufspreise
zu Ungunsten der Investoren, wie es über einen Market
Maker möglich ist, entfällt hier.
Fazit.
Die Aureus Fund (Ireland) plc. eignet sich für alle
professionellen und semiprofessionellen Anleger im
Sinne des Kapitalanlagegesetzbuchs,
� die in physische Edelmetalle mit Schwerpunkt auf
Gold investieren möchten,
� denen die Geld-Brief-Spannen beim physischen
Goldkauf zu hoch sind (z. B. bei Erwerb einer
Goldmünze),
� die bei einem Anbieter investieren möchten, der
dieses Produkt nunmehr im vierzehnten Jahr
erfolgreich anbietet und
� die sicher sein wollen, dass die Belange von
deutschen Kunden oberste Priorität haben.
Argentum Fund – der kleine Bruder des Aureus Fund.
Im Mai 2011 wurde die »Argentum Fund (Ireland) plc.3
als kleiner Bruder der Aureus Fund (Ireland) plc. aufge-
legt. Da in der Literatur Silber auch als »kleiner Bruder
von Gold« bezeichnet wird und der lateinische Begriff
argentum für Silber steht, liegt der Anlageschwerpunkt
bei der Argentum Fund (Ireland) plc. auf physischem
Silber. Die Argentum Fund (Ireland) plc. unterliegt
ebenfalls der Obhut der Central Bank of Ireland und
wurde bei WM-Daten als »offener EU Alternative In-
vestment Fund« verschlüsselt. Auch für die Argentum
Fund (Ireland) plc. wird jährlich eine Bescheinigung
nach § 5 Investmentsteuergesetz ausgestellt. Somit ist
auch die Argentum Fund (Ireland) plc. in Deutschland
steuerlich transparent.
3 Bitte beachten Sie, dass die Aureus Fund (Ireland) plc., die Argen-
tum Fund (Ireland) plc. sowie die PGM Fund (Ireland) plc. aus-
schließlich zum Vertrieb an professionelle und semi professionelle
Anleger im Sinne des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) zugelassen
sind.
Besonderheiten bei der Lagerung von
physischem Silber.
Im Gegensatz zu Gold ist der physische Erwerb von
Weißmetallen wie Platin, Palladium und Silber in den
meisten Ländern mit einer Mehrwertsteuer belastet.
Zwar liegt diese in der Schweiz, dem Lagerort des Sil-
bers, mit 8 % relativ niedrig; dennoch wäre die Erhe-
bung der Mehrwertsteuer auf Barren ein Nachteil für
den Lagerort Schweiz. Die Lösung besteht darin, das
Silber in sogenannten »Zollfreilagern« zu verwahren.
Dabei ist der Kauf und Verkauf von der Mehrwertsteuer
befreit. Erst bei einer physischen Auslieferung an einen
Endanleger würde die Mehrwertsteuer anfallen. Beim
Kauf bzw. Verkauf der Anteile der Argentum Fund
(Ireland) plc. entfällt jedoch die Mehrwertsteuer, was
einen signifikanten Mehrwert gegenüber dem physi-
schen Investment im Banktresor darstellt.
Argentum Fund (Ireland) plc.
Analog zur Aureus Fund (Ireland) plc. ist auch beim
Silberfonds die LBBW Asset Management Investment-
gesellschaft seit dem ersten Tag der Fondsmanager.
Die Argentum Fund (Ireland) plc. ist nicht währungs-
gesichert, ist also ebenfalls kein »Quanto-Produkt«,
sondern verhält sich wie eine Wertanlage der Edelme-
talle im Schließfach eines deutschen Anlegers. Die
Argentum Fund (Ireland) plc. betreibt zum aktuellen
Zeitpunkt keine aktive Über- oder Untergewichtung,
sondern versucht, unter Berücksichtigung der gesetzli-
chen Grenzen, die Richtgröße von 60 % Silber, 20 %
Gold, 10 % Platin und 10 % Palladium abzubilden.
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 97
Der Preis wird am nächsten Tag berechnet und veröf-
fentlicht.
Fazit.
Die Argentum Fund (Ireland) plc. eignet sich für alle
professionellen und semiprofessionellen Anleger im
Sinne des Kapitalanlagegesetzbuchs,
� die in physisches Silber investieren möchten,
� die jedoch die hohen Kosten der Mehrwertsteuer
und
� die Geld-Brief-Spanne bei einem physischen Erwerb
scheuen.
Besonders für institutionelle Investoren ist die Argen-
tum Fund (Ireland) plc. eine echte Alternative. Denn
im Gegensatz zu Gold benötigt Silber vor allem eines:
viel Lagerplatz.
PGM Fund – das fehlende Puzzleteil.
Als letzter Vertreter in der Familie der physischen Edel-
metalle wurde im Juli 2013 die PGM Fund (Ireland) plc.4
aufgelegt. Der Schwerpunkt dieses Investmentansat-
zes liegt auf physischem Platin und Palladium.
Zwar gilt das AIFM-Steueranpassungsgesetz bzw. das
neue Investmentsteuergesetz auch für die PGM Fund
(Ireland) plc. Eine Anpassung der Portfoliostruktur war
jedoch nicht notwendig, da die PGM Fund (Ireland) plc.
per Anlageziel bereits ausreichend risikogemischt war.
So liegt der Zielwert von Platin und Palladium bei je
45 %. Eine Ergänzung mit je 5 % in Gold und Silber run-
det das Portfolio ab. Die PGM Fund (Ireland) plc. unter-
liegt ebenfalls der Aufsicht der Central Bank of Ireland
und wurde bei WM-Daten als »offener EU Alternative In-
vestment Fund« verschlüsselt. Weitere Besonderheiten
wie die Bescheinigung nach § 5 Investmentsteuergesetz
oder die Erwerbbarkeit entnehmen Sie bitte den oben
angeführten Passagen der Aureus Fund (Ireland) plc.
4 Bitte beachten Sie, dass die Aureus Fund (Ireland) plc., die Argen-
tum Fund (Ireland) plc. sowie die PGM Fund (Ireland) plc. aus-
schließlich zum Vertrieb an professionelle und semi-professionelle
Anleger im Sinne des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) zugelassen
sind.
Die Portfoliostruktur der Argentum Fund (Ireland) plc.
(per 31.3.2016).
Quelle: LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
Silberdepot 59,13 %
Silberkonto 0,00 %
Palladiumdepot 9,44 %
Platindepot 10,26 %
Golddepot 20,29 %
Edelmetalle 99,11 %
Investmentfonds 0,00 %
Kasse 1,24 %
Sonstige Nettovermögen – 0,35 %
Palladiumfutures 0,77 %
Palladiumfutures 0,00 %
Summe
(ohne Kasse und sonstige Vermögenswerte)99,88 %
Volumen und Standardbarren.
Mit einem Fondsvolumen von 39 Mio. Euro (Stand
31.3.2016) hält der Argentum Fund (Ireland) plc.
etwas mehr als 52 Tonnen physisches Silber in Form von
Standardbarren im Tresor in der Schweiz. Dabei gibt es
für Silber wie auch für Gold den sogenannten »London
Good Delivery Standard«, also »Standard barren« von zer-
tifizierten Schmelzern, die bestimmte Vorgaben einzuhal-
ten haben.
Täglich faire Preisberechnung.
Die Argentum Fund (Ireland) plc. kann grundsätzlich bör-
sentäglich (Stuttgart und Dublin) nach Maßgabe des
Fondsprospekts bis 11:30 Uhr deutscher Zeit gekauft bzw.
verkauft werden (Orderannahmeschluss). Der Vorteil da-
bei ist, dass, abgesehen von einem Ausgabeaufschlag
(nominell bis zu 3 %), keine An- und Verkaufsspesen anfal-
len und auch kein Spread (An- und Verkaufskursdifferenz)
wie bei anderen ETFs bezahlt werden muss. Die Argen-
tum Fund (Ireland) plc. kann auf demselben Weg als
Fonds zum Netto inventarwert, und damit ohne Abschlä-
ge, zurückgegeben werden. Der Kunde erhält dabei dann
zum überwiegenden Teil den Kurs des Silber-Fixings um
13 Uhr (deutscher Zeit) in London. Im Gegensatz zu Gold
gibt es bei Silber nur ein täglich liquides Fixing in London.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
98 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Besonderheiten bei der Lagerung von physischen
Platinmetallen.
Im Gegensatz zu Gold ist der physische Erwerb von
Weißmetallen wie Platin, Palladium und Silber in den
meisten Ländern mit einer Mehrwertsteuer belastet.
Zwar liegt diese in der Schweiz, dem Lagerort der Weiß-
metalle, mit 8 % relativ niedrig; dennoch wäre die Erhe-
bung der Mehrwertsteuer auf Barren ein Nachteil für
den Lagerort Schweiz. Die Lösung besteht darin, die
entsprechenden Edelmetalle in sogenannten »Zollfreila-
gern« zu verwahren. Dabei ist der Kauf und Verkauf von
der Mehrwertsteuer befreit. Erst bei einer physischen
Aus lieferung an einen Endanleger würde Mehrwertsteu-
er anfallen. Beim Kauf bzw. Verkauf der Anteile der PGM
Fund (Ireland) plc. entfällt die Mehr wert steuer, was ei-
nen signifikanten Mehrwert gegenüber dem physischen
Investment im Banktresor darstellt.
PGM Fund (Ireland) plc.
Auch bei der PGM Fund (Ireland) plc. ist der Fonds-
manager seit dem ersten Tag die LBBW Asset Manage-
ment Investmentgesellschaft mbH. Die PGM Fund
(Ireland) plc. ist nicht währungsgesichert, ist also
ebenfalls kein »Quanto-Produkt«, sondern verhält sich
wie eine Wertanlage der Edelmetalle im Schließfach
eines deutschen Anlegers. Das Management der PGM
Fund (Ireland) plc. ist bestrebt, unter Berücksichtigung
der gesetzlichen Grenzen, die Richtgröße von 45 % Pla-
tin, 45 % Palladium, 5 % Gold und 5 % Silber abzubilden.
Die Portfoliostruktur der PGM Fund (Ireland) plc.
(per 31.3.2016).
Platindepot 43,53 %
Palladiumdepot 44,29 %
Golddepot 5,27 %
Silberdepot 3,99 %
Edelmetalle 97,08 %
Investmentfonds 0,00 %
Kasse 4,25 %
Sonstige Nettovermögen – 1,32 %
Platinfutures 1,56 %
Palladiumfutures 0,60 %
Silberfutures 0,82 %
Summe
(ohne Kasse und sonstige Vermögenswerte)100,06 %
Quelle: LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
Volumen und Standardbarren.
Mit einem Fondsvolumen von 8,3 Mio. Euro (Stand
31.3.2016) ist das jüngste Mitglied der Edelmetall-
familie gleichzeitig auch das volumenmäßig kleinste.
Alle Standardbarren werden analog zu den beiden
oben aufgeführten Fonds in Form von Standardbarren
im Tresor in der Schweiz aufbewahrt.
Täglich faire Preisberechnung.
Die PGM Fund (Ireland) plc. kann grundsätzlich
börsentäglich (Stuttgart und Dublin) nach Maßgabe
des Fondsprospekts bis 14 Uhr deutscher Zeit gekauft
bzw. verkauft werden (Orderannahmeschluss). Der
Vorteil dabei ist, dass, abgesehen von einem Ausgabe-
aufschlag (nominell bis zu 3 %), keine An- und Ver-
kaufsspesen anfallen und auch kein Spread (An- und
Verkaufskursdifferenz) wie bei anderen ETFs bezahlt
werden muss. Die PGM Fund (Ireland) plc. kann auf
demselben Weg als Fonds zum Nettoinventarwert, und
damit ohne Abschläge, zurückgegeben werden. Der
Kunde erhält täglich den Kurs des offiziellen Platin-
und Palladium-Fixings um 15 Uhr (deutscher Zeit) in
London. Der Preis wird am nächsten Arbeitstag be-
rechnet und veröffentlicht.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 99
Fazit.
Die PGM Fund (Ireland) plc. eignet sich für alle profes-
sionellen und semiprofessionellen Anleger im Sinne
des Kapitalanlagegesetzbuchs,
� die in physisches Platin und Palladium investieren
möchten,
� die jedoch die hohen Kosten der Mehrwertsteuer
und
� die Geld-Brief-Spanne bei einem physischen Erwerb
scheuen.
Besonders für institutionelle Investoren ist der PGM
Fund (Ireland) plc. eine echte Alternative.
Daniel Rauch
(Mitglied des Verwaltungsrats der irischen plcs)
Aureus, Argentum und PGM Fund sind in Deutschland aus-
schließlich zum Vertrieb an professionelle und semiprofessio-
nelle Kunden i. S. d. KAGB zugelassen.
Bei dieser Information handelt es sich um Werbung. Um Ihnen einen
Überblick über die Möglichkeiten und das aktuelle rechtliche Um-
feld einer Anlage in Edelmetalle zu geben, ist eine Erwähnung der
genannten Fonds unumgänglich. Die enthaltenen Angaben stellen
keine Anlageberatung und kein Angebot zu Kauf oder Verkauf, son-
dern lediglich eine Kurzdarstellung einzelner Merkmale der Fonds
dar. Die Fonds (Aureus, Argentum und PGM Fund) werden nicht öf-
fentlich vertrieben oder beworben. Aus diesem Grund werden keine
Wertpapierkennnummern angegeben.
Bitte beachten Sie, dass die Portfoliostruktur von dem Jahresbericht
geringfügig abweichen kann. Eine Gewähr für die Vollständigkeit
und Richtigkeit der in diesem Artikel gemachten Angaben können
wir jedoch nicht übernehmen, auch werden die in diesem Doku-
ment enthaltenen Informationen permanent aktualisiert. Die Dar-
stellung vergangenheitsbezogener Daten – u. a. durch Einbezug ex-
terner oder allgemein zugänglicher Quellen oder die Abbildung von
Auszeichnungen für die Performance des Produkts – gibt keinen
Aufschluss über zukünftige Wertentwicklungen. Insbesondere steu-
errechtliche Angaben können sich aufgrund künftiger Anpassungen
der gesetzlichen Vorschriften, der Verwaltungsauffassung oder
neuer Rechtsprechung ändern.
Sie ersetzen nicht die ausführliche Beratung durch Ihren fachkun-
digen, ggfs. steuerlichen Berater. Die ausgegebenen Anteile der
Fonds dürfen nur in solchen Rechtsordnungen zum Kauf angeboten
oder verkauft werden, in denen ein solches Angebot oder ein sol-
cher Verkauf zulässig ist.
Die Fonds dürfen weder direkt noch indirekt in den Vereinigten
Staaten oder für Rechnung oder zugunsten einer US-Person ange-
boten, verkauft, übertragen oder übermittelt werden.
Allein verbindliche Grundlage für den Erwerb von Investmentantei-
len sind der Verkaufsprospekt mit den Anlagebedingungen, er-
gänzt durch den jeweils letzten Jahres- und/oder Halbjahresbericht
des jeweiligen Fonds, jeweils in ihrer aktuell gültigen Fassung. Die-
se Unterlagen erhalten Sie in elektronischer oder gedruckter Form
in deutscher Sprache kostenlos bei der LBBW Asset Management
Investmentgesellschaft mbH, Fritz-Elsas-Straße 31, 70174 Stuttgart,
sowie unter der E-Mail: [email protected] bzw. unter
www.aureusfund.com. Die Darstellung vergangenheitsbezogener
Daten und Wertentwicklungen oder die Abbildung von Auszeich-
nungen für die Performance des Fonds sind kein verlässlicher
Indikator für die künftige Wertentwicklung. Die enthaltenen Anga-
ben wurden sorgfältig zusammengestellt. Die Angaben und alle
Meinungsaussagen, welche lediglich unsere aktuelle Einschätzung
zum Zeitpunkt der Erstellung wiedergeben, können sich jederzeit
ohne vorherige Ankündigung ändern.
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100 LBBW – Commodity Yearbook 2016
7.2 Rohstoffzertifikate.
Die Möglichkeiten, in Rohstoffe zu investieren, sind
vielfältig. Die einzelnen Anlageprodukte haben dabei
ganz spezifische Eigenschaften, sowohl die Partizipa-
tion am Rohstoffmarkt als auch die Preisbildung wäh-
rend der Laufzeit betreffend. Warum in Rohstoffe
investiert werden sollte, welche verschiedenen Alterna-
tiven es gibt, was dabei jeweils beachtet werden sollte
und welche Anlageprodukte die Landesbank Baden-
Württemberg bietet, soll nachfolgend erläutert werden.
Rohstoffzertifikate, die einfache und flexible
Anlagealternative.
Viele börsennotierte Unternehmen sind direkt oder in-
direkt von Rohstoffpreisen abhängig, sei es, weil sie
Rohstoffe fördern und handeln (z. B. Minengesellschaf-
ten) oder weil sie diese für ihre Produktion verwenden
(z. B. Industrieunternehmen). Bei einer Investition in
diese Aktien beteiligt sich der Anleger an möglichen
Veränderungen der Aktienkurse, die durch steigende
oder fallende Rohstoffpreise ausgelöst werden. Das
Problem bei dieser Form des Rohstoffinvestments ist
die Abhängigkeit der Aktienkurse von diversen ande-
ren Faktoren und sich teilweise gegenseitig aufheben-
den Preisentwicklungen im Rohstoffbereich. Ähnlich
verhält es sich bei Rohstofffonds. Diese Sonderver-
mögen sollen zwar die Preisentwicklung der Rohstoff-
märkte nachvollziehen; wegen vielschichtiger Regle-
mentierungen für in Deutschland zugelassene Fonds
wird dies aber nicht immer erreicht. Oft investieren
Fondsmanager in einen Korb aus rohstoffpreissensi-
blen Aktien und legen dabei nur Bruchteile des Fonds-
vermögens direkt am Rohstoffmarkt an.
Für Anleger stellt sich nun die Frage, wie man direkt
an Preisänderungen der Rohstoffmärkte partizipieren
kann. Ein Investment in Rohstofffutures ist gerade für
Privatanleger mit erheblichen Schwierigkeiten verbun-
den. Neben der Eröffnung eines Depots bei einem Bro-
ker mit Zugang zu den Rohstoffterminbörsen in Lon-
don, New York oder Chicago sind die Kontraktgrößen
hoch. Ein ausgewogenes Portfolio kann damit kaum
abgebildet werden. Aufgrund der Transport-, Lage-
rungs- und Versicherungsprobleme ist eine physische
Investition in Rohstoffe ebenfalls meist keine prakti-
kable Lösung.
Der Zertifikatemarkt bietet Produkte, die einfach
handelbar und flexibel sind. Mit Zertifikaten kann zu
100 Prozent an der Entwicklung eines bestimmten
Rohstoffs, eines Rohstoffkorbs oder über einen Index
am gesamten Rohstoffmarkt partizipiert werden.
Es lassen sich darüber hinaus auch Produkte mit Ge-
winnmöglichkeiten in Seitwärtsmärkten oder sogar
in fallenden Märkten finden. Dem Anleger bieten sich
faktisch keine Einschränkungen oder Grenzen bei den
Investmentmöglichkeiten – und das bereits für relativ
kleine Anlagebeträge.
Preisbildung bei Rohstoffzertifikaten.
So vielfältig die Investmentmöglichkeiten im Rohstoff-
bereich sind, so unverständlich ist für viele Anleger
oftmals die Preisbildung einzelner Rohstoffzertifikate.
Zertifikate-Emittenten sichern sich während der Lauf-
zeit der Produkte fortlaufend gegen Marktpreis-
schwankungen ab. Die Gewinnmarge aus dem Zerti-
fikat wird beim erstmaligen Verkauf vereinnahmt.
Während der Laufzeit soll sich für den Emittenten kein
Risiko ergeben. Damit werden aber auch weitere Ge-
winnchancen aufgegeben. Diese Absicherung – im
Fachjargon auch »Hedge« genannt – wird wegen der
oben beschriebenen Schwierigkeiten, Rohstoffe phy-
sisch zu handeln, in der Regel über Futures abgebildet.
Futures sind standardisierte, börsengehandelte Termin-
kontrakte. Bei einem direkten Handel von individuell
ausgestalteten Terminkontrakten zwischen den betei-
ligten Marktteilnehmern spricht man von Forwards. Da
der Hedge über solche Terminkontrakte erfolgt, wird
auch der Preis des Zertifikats während der Laufzeit
auf Basis der Termin-, Future- oder auch Forwardpreise
gerechnet. Basiswert des Zertifikats ist aber in der Re-
gel der Kassapreis, also der Preis, zu dem ein Rohstoff
mit sofortiger Lieferung gehandelt werden kann. Die-
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 101
Verschiebung Terminkurve bei Brent (in USD)
zwischen Januar 2008 und Dezember 2009.
75
80
85
90
95
100
105
110
75
80
85
90
95
100
105
110
1M 6M 12M 18M 24M 30M 36M 42M 48M 54M 60M 66M 72M
Dezember 2009 Januar 2008
Quelle: Bloomberg, LBBW Research
Besondere Einflussfaktoren.
Für die Ausgestaltung von Rohstoffzertifikaten gibt es
noch weitere Faktoren, die es zu beachten gilt. Neben
der Entwicklung des Forwardkurses spielen z. B. Wech-
selkurse, der Zeitpunkt der Fälligkeit im Jahr (Saisonali-
tät) oder auch die Art des Basiswerts (Einzelrohstoff,
Index, Rohstoffkorb) eine entscheidende Rolle. So no-
tieren nahezu alle handelbaren Rohstoffe – im Gegen-
satz zu den entsprechenden Zertifikaten – nicht in
Euro, sondern in Fremdwährung wie z. B. US-Dollar.
Durch diesen Umstand ergibt sich für den Anleger
zwangsläufig ein Wechselkursrisiko, da das Zertifikat
in Euro gekauft und zurückgezahlt wird, die Entwick-
lung des Basiswerts selbst aber z. B. auf US-Dollar-Ba-
sis ermittelt wird. Als Lösung bieten sich sogenannte
»Quanto-Zertifikate« an. Bei diesen wird eine zusätzli-
che Währungssicherung eingebaut. Die Entwicklung
des Basiswerts in Fremdwährung wird am Laufzeitende
des Zertifikats 1:1 in Euro umgerechnet. Da diese Wäh-
rungssicherung mit Kosten verbunden ist, sehen sol-
che Zertifikate optisch oft weniger attraktiv aus (nied-
rigeres Bonusniveau, höhere Barriere oder geringere
Partizipation). Bei einem Anstieg des Euro gegenüber
der Währung, in der der Basiswert handelt, rechnet
sich das Investment in Quanto-Zertifikaten im Ver-
ser Unterschied führt teilweise zu erheblichen Abwei-
chungen des vom Kunden erwarteten Zertifikatsprei-
ses und des vom jeweiligen Emittenten gestellten
Kurses.
Am Beispiel eines Bonus-Zertifikats soll der Einfluss
der Forwardkurve, also der Preise verschiedener Ter-
minkontrakte unterschiedlicher Laufzeiten, auf den
Preis des Produkts während der Laufzeit verdeutlicht
werden. Aufgrund eines Kursrückgangs im Kassapreis
für einen Rohstoff und des Anstiegs der Volatilität
würde man von einem starken Kursrückgang im
Bonus-Zertifikat ausgehen. Da aber am Terminmarkt
der Forwardpreis für den Basiswert für Lieferung per
Fälligkeit des Zertifikats stark angestiegen ist, ergibt
sich ein ganz anderes Bild. Durch die jetzt in Contango
(die Terminpreise liegen über dem Kassapreis) verlau-
fende Kurve verringert sich das Risiko einer Barriere-
verletzung im Bonus-Zertifikat. Somit wird das Zertifi-
kat grundsätzlich attraktiver, was einen höheren Preis
rechtfertigt. In diesem Beispiel, bei dem die Forward-
kurve sogar von Backwardation (die Terminpreise lie-
gen unter dem Kassapreis) in Contango dreht, weicht
die Preisentwicklung des Zertifikats aus Sicht des
Anlegers positiv von der Entwicklung des Basiswerts
selbst ab. Im umgekehrten Fall, bei einer Entwicklung
zur Backwardation, würde sich bei einem Anstieg des
Basiswerts ein Kursrückgang des Zertifikats zeigen.
Der Käufer eines Zertifikats nimmt also ein gewisses
Risiko in Kauf, partizipiert aber mit seinem Investment
auch direkt an möglichen Rollgewinnen. Diese ergeben
sich, weil der Emittent meist kurz laufende, liquidere
Terminkontrakte kauft bzw. verkauft und diese bei
Fälligkeit in neue Kontrakte tauscht, bis der Rückzah-
lungstermin des Zertifikats erreicht ist. Ein zweiter
Vorteil aus dieser Terminmarktabsicherung ist der
geringere Kapitaleinsatz. Da die Terminkontrakte die
Lieferung des Basiswerts per Termin vorsehen, muss
nicht das volle Kapital für die Absicherung (den Hedge)
eingesetzt werden. Das verbleibende Kapital kann bis
zur Fälligkeit eines Kontrakts verzinslich angelegt
werden.
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102 LBBW – Commodity Yearbook 2016
gleich zu Zertifikaten ohne Währungssicherung den-
noch. Darüber hinaus ist die Nachvollziehbarkeit der
Kursentwicklung für den Anleger leichter, da neben
der Entwicklung des Basiswerts nicht zusätzlich die
Wechselkursentwicklung im Auge behalten werden
muss.
Saisonalität.
»Sell in May and go away – but remember to come
back in September« – mit diesem Spruch wird häufig
das Phänomen an den internationalen Aktienmärkten
beschrieben, dass sich die Kurse zwischen Mai und
September eher schlechter entwickeln als im restlichen
Verlauf eines Jahres. Solche saisonalen Einflüsse auf
Kursentwicklungen gibt es auch bei Rohstoffen. In ers-
ter Linie spielen die Jahreszeiten Sommer und Winter
eine Rolle. Beispielsweise sind die Heizölpreise wegen
der Heizperiode auf der Nordhalbkugel vielfach im
Winter höher als im Sommer. Bei den Benzinpreisen
spiegelt sich die Hauptreisezeit in den USA (»Driving
Season«) in den Preisen wider. Deshalb sind die Som-
mermonate häufig die Monate mit den höchsten Prei-
sen. Der Goldpreis zeigt oft einen Anstieg im Herbst,
der auf zwei bedeutende Hindu-Feste in Indien zurück-
zuführen ist. Bei diesen Festen soll es Glück bringen,
sich Gold zu schenken – daher steigt die Nachfrage
nach Gold im Vorfeld dieser Feste deutlich an. Für An-
leger gilt es bei der Auswahl eines Zertifikats mit be-
grenzter Laufzeit, relevante Termine wie diese im Auge
zu behalten.
Einzelrohstoff oder Rohstoffindex.
Ist die grundsätzliche Entscheidung für ein Investment
in Rohstoffzertifikate gefallen, stellt sich die Frage, ob
auf einen einzelnen Rohstoff, auf einen Korb von Roh-
stoffen oder auf einen Rohstoffindex gesetzt werden
soll. Diese Entscheidung hängt zum einen von der per-
sönlichen Markteinschätzung, zum anderen aber auch
von den spezifischen Eigenheiten des Rohstoffmarkts
ab. Ein Investment in Einzelrohstoffe oder Rohstoffkör-
be unterliegt in vollem Umfang den oben beschriebe-
nen Einflüssen der Terminmarktkurse. Dies kann er-
wünscht sein, um z. B. die Gewinne aus dem Rollen der
Terminkontrakte bei Rohstoffen in Backwardation zu
vereinnahmen. Außerdem bieten diese Basiswerte die
Möglichkeit, ganz individuell auf Trends und Markt-
bewegungen zu setzen. Für Anleger, die Rohstoffe als
Beimischung zur Risikoreduzierung in ihr Portfolio auf-
nehmen möchten, bietet sich eher ein breit angelegter
Rohstoffindex an. Es sind allerdings die drei unter-
schiedlichen Arten von Indizes zu beachten: Spot Indi-
zes, Excess Return Indizes und Total Return Indizes.
Bei Spot Indizes wird lediglich die Entwicklung des
Kassapreises in die Indexberechnung einbezogen, bei
Excess Return Indizes kommt darüber hinaus ein er-
zielter Rollgewinn bzw. -verlust hinzu und bei Total
Return Indizes werden zusätzlich zu den Rollerträgen
mögliche Zinserträge in den Index eingerechnet. Hier
wird deutlich, dass Total Return Indizes normalerweise
eine bessere Entwicklung als Excess Return Indizes
zeigen, da alle Ertragskomponenten einfließen. Für
Zertifikate-Emittenten stellt aber genau das ein Prob-
lem dar. Je weniger Ertragskomponenten dem Emitten-
ten zur Verfügung stehen, desto weniger kann in die
optionalen Komponenten des Zertifikats investiert
werden und desto unattraktiver sieht die Ausgestal-
tung des Zertifikats aus. Beispielsweise wäre ein
Bonus-Zertifikat mit kurzer Laufzeit auf einen Total
Return Index in der Regel gar nicht darstellbar. Die
meisten Zertifikate werden daher auf Excess Return
Indizes begeben. Anleger nutzen noch immer die
spezifischen Vorteile des Rohstoffmarkts in Form der
erzielbaren Rollgewinne, der Emittent hat aber durch
das Einbehalten der Zinserträge die Möglichkeit, attrak-
tive Konditionen darzustellen.
Stefan Probst
(LBBW Zertifikate Team)
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 103
sich die Bürger der Volksrepublik auch bei Goldkäufen
nicht mehr mit einem vermeintlich überkommenen an-
gelsächsischen System beschäftigen müssen.
… oder Setzen neuer Standards?
Kritische Beobachter mögen an dieser Stelle vielleicht
die Frage aufwerfen, ob hinter der Maßnahme nicht
mehr stecken könnte. Bekanntlich versucht China, sei-
nen Einfluss in der Finanzwelt stetig auszuweiten und
insbesondere Shanghai zum neuen globalen Goldhan-
delszentrum auszubauen. Der Traum Pekings wäre ver-
mutlich, wenn London (Preisfeststellung) und New York
(Terminmarkt) der Rang abgelaufen werden könnte.
Ein sichtbares Zeichen auf diesem Weg wäre mögli-
cherweise eine Art chinesische Konkurrenznotierung,
die sich auf den Preis je 30 Gramm bezieht. Die pas-
sende Münze dafür gäbe es dann jedenfalls schon.
Über solche Gedankenspiele hinaus lässt sich der Sach-
verhalt zum jetzigen Zeitpunkt aber kaum seriös ein-
schätzen.
Nimmt der Markt die neuen Münzen auf?
Entscheidend wird auch sein, ob die Anleger in der
westlichen Welt die neuen Münzen akzeptieren und
sogar gegenüber den traditionellen Anlageprägungen
bevorzugen. Sollte sich herausstellen, dass runde
Grammgewichte ein entscheidendes Kaufargument
sind, dann könnten sich andere Staaten über kurz oder
lang den Chinesen anpassen und die Feinunze zurück-
drängen. Vorerst werden die Chinesen aber mit der
Unze als Maßeinheit konfrontiert bleiben. Erfahrungs-
gemäß treffen insbesondere die Lunar-Prägungen der
australischen Perth Mint mit Motiven des chinesischen
Tierkreiszeichens im Reich der Mitte und darüber hin-
aus auf große Nachfrage. Angeboten werden die Gold-
münzen in Stückelungen von 1/20 Unze bis hin zu
einem Kilogramm. Die Reihe der Silbermünzen reicht
von 1/2 Unze bis ebenfalls zur Kilomünze. Da am 8. Feb-
ruar 2016 das »Jahr des Affen« begann, zeigen alle Prä-
gungen des Gold-Sets einen Affen auf einem Pfirsich-
Physische Edelmetalle – neue Formen einer traditio-
nellen Anlageklasse.
Es gibt wohl kaum eine Anlageklasse, die mehr ver-
schiedene Investitionsmöglichkeiten bietet als die Edel-
metalle. Zum einen besteht eine ganze Palette an Wert-
papieren von den Aktien der Minenunternehmen über
gemanagte Fonds und Zertifikate bis hin zu den noch
relativ jungen Exchange Traded Commodities (ETCs).
Trotz dieser Möglichkeiten erfreuen sich auf der ande-
ren Seite die physischen Edelmetalle weiterhin einer
großen Beliebtheit. Bemerkenswert ist die große Konti-
nuität der Anlagen: Eine vor 40 Jahren gekaufte Krü-
gerrand-Münze lässt sich heute ebenso einfach wieder
zu Geld machen, als sei sie erst gestern erworben wor-
den. Auch mehr als 100 Jahre alte Handelsgoldmünzen
aus dem Zeitalter des Goldstandards werden immer
noch rege angeboten und nachgefragt. Doch neben
diesen traditionellen Möglichkeiten sind in letzter Zeit
verschiedene Neuheiten auf den Markt gekommen. Die
wichtigsten werden nachfolgend kurz vorgestellt.
China prägt 30-Gramm- anstelle von Unzenmünzen.
Eine wichtige Neuerung, die vor allem eine Änderung
des Bestehenden darstellt, stammt aus China. Der Jahr-
gang 2016 der Panda-Münzen nutzt erstmals nicht
mehr die Feinunze als Bezugsgröße, sondern das met-
rische System. Das bedeutet, anstelle von Gold- und
Silbermünzen im Gewicht von 31,10348 Gramm werden
nun 30-Gramm-Stücke angeboten und anstatt der
Münzen im Feingewicht von einer halben Unze
(15,55 Gramm) nur noch solche mit 15 Gramm usw.
Standardisierung …
Der Grund für diese Maßnahme ist ein von Peking
im Herbst 2014 verabschiedetes Maßeinheitengesetz,
mit dem das metrische System als Standard für alle Le-
bensbereiche festgelegt wird. Und da die ursprünglich
in den 1980er Jahren zur Devisenbeschaffung im Aus-
land eingeführten Panda-Münzen mittlerweile haupt-
sächlich auf dem Heimatmarkt verkauft werden, sollen
7.3 Physische Edelmetalle.
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104 LBBW – Commodity Yearbook 2016
baumast und die des Silber-Sets einen erwachsenen
Affen mit Nachwuchs und Pfirsich. 2017 dürfte die
Lunar-Serie zum »Jahr des Hahns« mit entsprechenden
Motiven fortgesetzt werden.
Trend zu kleinen Barren hält an …
Einer der großen Trends der letzten Jahre ist sicherlich
das Interesse an sehr kleinen Barren und Münzen im
Gewicht von einem Gramm oder nur wenig mehr.
Grundsätzlich gilt, dass diese kleinen Einheiten pro
Gramm gerechnet deutlich teurer sind als beispiels-
weise große 100-Gramm-Barren. Die Beliebtheit der oft
nur hauchdünnen Goldblättchen ergibt sich natürlich
nicht aus dem Preis. Entscheidend ist die Vorstellung,
damit bei einer zukünftigen ungünstigen Entwicklung
der Währungsverhältnisse einmal Lebensmittel einkau-
fen zu können wie nach dem Weltkrieg mit Zigaretten
auf dem Schwarzmarkt. Ob dies irgendwann möglich
oder nötig sein wird, braucht an dieser Stelle nicht dis-
kutiert zu werden. Das Problem der Hersteller besteht
jedenfalls darin, die vielen kleinen Barren in den übli-
cherweise nachgefragten größeren Mengen anzubieten
und damit niedrigere Kosten als im Fall von vielen klei-
nen Einheiten zu verursachen.
… und führt zu kreativen Verpackungen.
Schon seit längerer Zeit werden sogenannte Tafel-
barren im Gewicht von 50 Gramm und 100 Gramm
hergestellt, von denen - so wie bei einer Schokoladen-
tafel - im Bedarfsfall einzelne Rippchen und hiervon
1-Gramm-Stücke herausgebrochen werden können.
Der Versuchung, das einmal auszuprobieren, ist für
viele Besitzer jedoch sehr groß, was leider den Wieder-
verkaufswert schmälert. Der hessische Edelmetallver-
arbeiter Heraeus umgeht dieses Problem mit seiner
neuen »Multi Disk«, einer flachen runden Kunststoff-
dose. Darin liegen zehn einzelne 1-Gramm-Barren, die
durch Drehen des Deckels mit der Öffnung beliebig
entnommen aber ebenso auch wieder eingelegt wer-
den können. Allerdings muss hierfür das Siegel an der
Öffnung gebrochen werden.
Neue Silber-Anlagemünze aus Perth.
Die für ihre gute Prägequalität geschätzte Perth Mint
bietet seit kurzem eine neue Möglichkeit an, preiswert
in Silber zu investieren: Eine Münze im Gewicht von
einer Feinunze, die auf der Bildseite das Rote Riesen-
känguru zeigt. Fans der Australier werden das Motiv
schnell wiedererkennen. Es handelt sich um jene Dar-
stellung, die bereits 1990 den ersten Jahrgang der
Gold-Känguru-Münzen schmückte sowie in der jünge-
ren Vergangenheit die weltgrößte Münze im Gewicht
von einer Tonne Gold. Lediglich der umlaufende Strah-
lenkranz wurde modern interpretiert und der Schrift-
kranz mit einem Wellenprofil unterlegt.
Großanleger im Blick.
Im Gegensatz zu den anderen Prägungen aus Perth
wird die neue Münze nicht in einzelnen Plastikkapseln
angeboten, sondern zu jeweils 25 Stück in platzspa-
renden und versiegelten Kunststoffröhren. Wer zehn
Stück dieser Röhren kaufen möchte, der erhält diese
sogar in einer ebenfalls von der Perth Mint versiegel-
ten »Mini-Masterbox«. In der Summe handelt es sich
dabei also um knapp 7,8 kg Silber, womit deutlich
wird, dass sich das Angebot vor allem an solche Anle-
ger richtet, die, ähnlich wie im Fall der schon ange-
sprochenen Tafelbarren, einen größeren Betrag in ein
platzsparendes und gleichzeitig teilbares Edelmetall-
produkt investieren möchten. Selbstverständlich wird
das neue Silber-Känguru für Sammler aber auch ein-
zeln ange boten.
Zwei Silber-Kängurus aus Australien?
Auch in einer anderen Hinsicht könnte die neue Silber-
münze manchem Anleger bekannt vorkommen. Tat-
sächlich wird schon seit 1993 eine Münze mit einer
Feinunze Silber und mit jährlich wechselndem Kängu-
rumotiv angeboten. Hersteller dieser Serie ist jedoch
nicht die auf Edelmetallanlagen spezialisierte westaus-
tralische Perth Mint von 1899, sondern die für Kurs-
und Sammlermünzen zuständige Royal Australian Mint
in Canberra. Letztere wurde 1965 eigens für die Um-
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 105
Krügerrand bald auch in Platin – aber wohl kaum
in Silber.
Möglicherweise kommen demnächst auch Neuheiten
aus Südafrika auf den Markt. Gerüchten zufolge plant
die Rand Refinery neben dem weltbekannten Krüger-
rand aus 22 Karat (916 2/3 Tausendstel Teile Gold)
auch eine 24-Karat-Goldmünze (Feinheit 999,9), die
den südafrikanischen Nationalhelden Nelson Mandela
abbilden soll. Im Gespräch ist auch eine Krügerrand-
Münze aus Platin. Immerhin ist das Land am Kap der
guten Hoffnung der weltgrößte Platinförderer. Dass
es dagegen – wie kolportiert – auch bald einen Silber-
Krügerrand gibt, ist wenig wahrscheinlich. Südafrika
spielt im Silberbergbau nur eine absolut unbedeutende
Rolle, und die Rand Refinery müsste das Edelmetall vor
einer Herstellung in nennenswertem Ausmaß erst aus
dem Ausland beschaffen. Allerdings bestehen bereits
einige ältere Silberprägungen aus dem 20. Jahrhun-
dert, die sowohl Präsident Kruger als auch die charak-
teristische Antilope zeigen.
Thorsten Proettel
stellung der Währung vom karolingischen Münzsystem
(12 Pence = 1 Shilling, 20 Shilling = 1 Pfund) auf das
Dezimalsystem (100 Cent = 1 Dollar) errichtet.
Maple Leaf seit 2015 mit geändertem Design.
Ein charakteristischer Strahlenkranz rund um das
Bildmotiv befindet sich seit 2015 auch auf den kan a-
dischen Gold-Maple-Leaf-Münzen, die auch in Silber,
Platin sowie Palladium und in verschiedenen Stücke-
l ungen erhältlich sind. Bis dahin blieben die Prägungen
seit der Einführung der Gold-Variante im Jahr 1979 un-
verändert. Lediglich das Portrait von Königin Elizabeth
II. als Staatsoberhaupt wurde von Zeit zu Zeit aktuali-
siert. Als weitere Neuerung enthalten die Gold Maples
seit 2013 auf der Bildseite ein kleines Ahornblatt, in
dem ein noch kleineres Ahornblatt eingeprägt wird.
Auf dieser Fläche wird in jede Münze wiederum mit ei-
nem Laser ein winziger Code eingraviert, der aber mit
bloßem Auge nicht sichtbar ist und nur mit einem spe-
ziellen Gerät ausgelesen werden kann. Durch Abgleich
dieses Codes mit der Datenbank der Royal Canadian
Mint soll es möglich sein, die Echtheit zu bestätigen.
Da die Lesegeräte jedoch nicht frei verfügbar sind und
die meisten Menschen ihre Edelmetallmünzen ohnehin
nur von vertrauenswürdigen Anbietern beziehen, han-
delt es sich bei den Gravuren vor allem um ein Marke-
tingargument.
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106 LBBW – Commodity Yearbook 2016
7.4.1 Ölaktien.
Der Preisverfall bei Rohöl hat die Gewinnerwartungen
2016 für die Ölunternehmen auf den tiefsten Stand der
letzten 10 Jahre fallen lassen und zur Ausweitung der
Bewertungskennzahlen geführt. Die Aktienkurse der
meisten großen Ölkonzerne notieren unterhalb des
Kursniveaus von vor 3 Jahren. Die Ölunternehmen
haben auf den niedrigen Ölpreis mit Kürzungen der
Investitionen und der Einleitung von Effizienzmaß-
nahmen reagiert. Der Beibehaltung der Dividenden-
zahlungen wird im Ölsektor zwar generell weiterhin
eine hohe Priorität eingeräumt, allerdings haben mitt-
lerweile bereits einige Konzerne auf die rückläufigen
Gewinne mit einer Kürzung reagiert, beispielweise ENI,
OMV oder Repsol. Die durchschnittliche erwartete Divi-
dendenrendite des Sektors liegt derzeit bei attraktiven
6 %. Wesentliche Risiken für unsere Anlageempfehlun-
gen sehen wir in einem weiter rückläufigen Ölpreis
oder möglichen Dividendenkürzungen.
BP.
Unternehmensprofil: BP gehört zu den weltweit größ-
ten integrierten Öl- und Gaskonzernen. Das Unterneh-
men produzierte 2015 rund 3,3 Mio. boe/d (inkl. Ros-
neft). Das meiste Öl fördert der Konzern in den USA
und in Russland. Das Raffineriegeschäft konzentriert
sich primär auf Amerika und Europa. Mit der Marke
Aral gehört BP zu den Marktführern im deutschen
Tankstellennetz. 2015 sank der bereinigte operative
Gewinn von BP vor allem aufgrund des deutlichen Er-
gebnisrückgangs im Explorations- und Fördergeschäft
um 58 % auf 8,8 Mrd. USD. Davon entfielen u.a. auf
Upstream 1,2 Mrd. USD (2014: 15,2 Mrd. USD), auf
Downstream 7,5 Mrd. USD (2014: 4,4 Mrd. USD) und
auf Rosneft 1,3 Mrd. USD (2014: 1,9 Mrd. USD).
Anlageurteil: Aufgrund des starken Ölpreisrückgangs
befinden sich die Ergebnisse im Upstream-Geschäft
weiter unter Druck. Da wir zudem mit einer Abschwä-
chung der Raffineriemargen und dadurch schwächeren
Resultaten im Downstream-Geschäft rechnen, ist für
das laufende Jahr trotz der Kostensenkungsmaßnah-
7.4 Rohstoffaktien.
men erneut ein erheblicher Gewinnrückgang zu erwar-
ten. Auf das verschlechterte Geschäftsumfeld reagierte
BP u. a. mit Kostensenkungsmaßnahmen, Asset-Verkäu-
fen und einer massiven Senkung der Investitionsaus-
gaben. 2015 wurden die Kosten verglichen mit 2014
um 3,4 Mrd. USD gesenkt. Insgesamt werden bis 2017
Kostensenkungen von 7 Mrd. USD angepeilt. Das In-
vestitionsbudget für 2016 soll am unteren Ende der für
2016 – 2017 angepeilten Spanne von 17 – 19 Mrd. USD
liegen (2015: 18,7 Mrd. USD). Mit diesen Maßnahmen
strebt BP weiterhin an, die Investitionen und die Divi-
dende ab 2017 bei einem Ölpreis von 60 USD/bbl aus
dem Cashflow finanzieren zu können. Im Zusammen-
hang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wurde
Anfang Juli 2015 mit den USA sowie einigen US-Bun-
desstaaten und Gemeinden ein Vergleich über rund
19 Mrd. USD geschlossen, der einen wesentlichen Teil
der verbliebenen Ansprüche abdeckt. Durch den Ver-
gleich hat sich die Unsicherheit bezüglich weiterer
Strafzahlungen deutlich reduziert. Hohe Priorität ge-
nießt bei BP die Zahlung der Dividende. Mit etwa 8 %
liegt die erwartete Dividendenrendite am oberen Ende
der Peergroup. Wir empfehlen die im Peergroup-
Vergleich relativ fair bewertete Aktie zum Kauf.
Chevron.
Unternehmensprofil: Durch die Fusion von Chevron
und Texaco im Oktober 2001 entstand einer der welt-
weit größten integrierten Ölkonzerne (Nr. 2 in den USA
nach ExxonMobil). Im Jahr 2015 produzierte Chevron
im Upstream-Geschäft (Exploration und Produktion
von Öl und Gas) ca. 2,6 Mio. Barrel Öläquivalente/Tag,
wovon 73 % auf Regionen außerhalb der USA entfielen.
Im Segment Downstream sind u. a. die Raffinerie- und
Chemieaktivitäten des Unternehmens zusammenge-
fasst. 2015 erzielte Chevron einen Nettogewinn von
4,6 Mrd. USD (– 76 % YoY, Upstream: – 2,0 Mrd. USD,
Downstream: 7,6 Mrd. USD, sonstige Aktivitäten
– 1,0 Mrd. USD).
Anlageurteil: Durch die anhaltend schwache Entwick-
lung des Ölpreises und eine erwartete Verschlechte-
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LBBW – Commodity Yearbook 2016 107
buchte ENI 2015 einen bereinigten Nettogewinn von
nur 0,4 Mrd. EUR (– 87 % vs. 2014). ENI hat seine gene-
relle Strategie für die Jahre 2016 – 2019 auf einem
Strategietag Mitte März dargelegt. Der Sparkurs wird
nochmals verschärft. Die Investitionen (CAPEX) ins
Upstream-Geschäft kürzt ENI um 18 %. Möglich wäre
auch eine Kürzung um 39 %, sollte das Zohr-Projekt ge-
strichen werden. Bis 2019 soll ein kumulatives Produk-
tionswachstum von 13 % erreicht werden. In den letz-
ten acht Jahren hat der Konzern 11,9 Mrd. Barrel an
neuen Ressourcen erschlossen, bis 2019 sollen weitere
1,6 Mrd. Barrel hinzukommen. Aufgrund der geringe-
ren Investitionen verlangsamt sich aber das Wachs-
tumstempo bei ENI. Pro Barrel rechnet der Konzern
jetzt mit Explorationskosten von 2,3 USD. Um die In-
vestitionen aus dem operativen Cashflow decken zu
können, benötigt ENI in 2016 einen Durchschnittspreis
von 50 USD/bbl. Für 2017 bräuchte man inkl. der
Dividende 60 USD/bbl. Danach sinkt die Anforderung
unter 60 USD/bbl. Der geforderte Break-even-Preis für
neue Projekte sinkt von 45 USD auf 27 USD je Barrel.
Seine Annahme für den mittelfristigen Ölpreis hatte
ENI bereits auf 65 USD reduziert. Fortschritte soll es
auch in der Gas- und Power-Sparte geben. Sie soll auf-
grund von Nachverhandlungen bei langfristigen Gas-
kontrakten den strukturellen Break-even 2017 errei-
chen. Im Refining- und Marketing Segment soll der
Break-even-Preis bis 2018 auf 3 USD/bbl gesenkt wer-
den. Zusätzlich will ENI bis 2019 durch Verkäufe 7 Mrd.
EUR einnehmen. Der Verschuldungsgrad des Konzerns
lag zuletzt über 30 %. Auf pro-forma-Basis (inkl. des
Verkaufs von Saipem) fällt er mit 22 % aber deutlich
besser aus. ENI betreibt ein aktives Portfoliomanage-
ment, das bis 2019 zusätzliche Einnahmen von 7 Mrd.
EUR einspielen soll. Eine weitere Kürzung der Dividen-
de hätte vermutlich negative Auswirkungen auf den
Aktienkurs, da die Höhe der Ausschüttungen eines der
wichtigsten Investitionskriterien darstellen kann. Im
Peergroup-Vergleich erscheint die Aktie fair bewertet,
wir stufen die Aktie daher mit »Halten« ein.
rung der Raffineriemargen gehen wir nach dem star-
ken Ergebnisrückgang in 2015 auch für das laufende
Jahr von sinkenden Ergebnissen aus. Chevron reagierte
auf den Ölpreisverfall u. a. mit Effizienzmaßnahmen,
der Aussetzung weiterer Aktienrückkäufe und Asset-
Verkäufen. Außerdem wurde das Investitionsbudget
(inkl. Explorationsaufwendungen) für 2016 auf 25 – 28
Mrd. USD reduziert (2015: 34 Mrd. USD, 2014: 40 Mrd.
USD), wobei eher das untere Ende erreicht werden soll.
Für die Jahre 2017 und 2018 ist nach dem Abschluss
großer Investitionsvorhaben mit einem weiteren Rück-
gang auf 17 – 22 Mrd. USD zu rechnen. Durch den Pro-
duktionsstart zusätzlicher Projekte erwartet Chevron
für 2016 verglichen mit der 2015-Produktion von rund
2,6 Mio. boe/d eine Steigerung der Tagesproduktion
um 0 – 4 %. Auch für die folgenden Jahre ist das Unter-
nehmen zuversichtlich, weitere Produktionssteigerun-
gen erzielen zu können. Grundsätzlich genießt die
Dividendenzahlung bei Chevron höchste Priorität
(jährliche Zahlung 28-mal hintereinander angehoben).
Gegenüber der Öl-Vergleichsgruppe notiert die Chev-
ron-Aktie momentan mit einem deutlichen Bewer-
tungsaufschlag. Da zudem die erwartete Dividenden-
rendite von unter 5 % nur am unteren Rand der Peer -
group liegt, bestätigen wir unsere Halten-Emp fehlung
für die Chevron-Aktie.
ENI.
Unternehmensprofil: ENI gehört zu den großen euro-
päischen integrierten Öl- und Gaskonzernen. Mit dem
Verkauf von Snam-Anteilen in 2012 wurde der Unter-
nehmensfokus auf das Explorations- und Förderge-
schäft gerichtet. Im vergangenen Jahr förderte ENI
1,6 Mio. Barrel Öläquivalente pro Tag. Über seine Toch-
tergesellschaft Saipem war der Konzern auch als Aus-
rüster und Betreiber von Bohrplattformen und Pipe-
lines tätig. Größter Aktionär von ENI ist der italienische
Staat mit einem Anteil von 30 %.
Anlageurteil: Das Segment Exploration and Produc-
tion, das den Konzerngewinn dominiert, wurde heftig
vom Verfall des Ölpreises getroffen. In der Folge ver-
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108 LBBW – Commodity Yearbook 2016
ExxonMobil.
Unternehmensprofil: Hervorgegangen aus der Fusion
von Exxon und Mobil im Jahr 1999 ist das Unterneh-
men der weltweit größte integrierte Öl- und Gaskon-
zern. ExxonMobil fördert derzeit 4,1 Mio. Barrel
Öläquivalente pro Tag, wobei rund drei Viertel der
Produktion auf Regionen außerhalb der USA entfallen.
Im Downstream-Geschäft verfügt der Konzern weltweit
über Beteiligungen an zahlreichen Raffinerien und
über rund 20.000 Tankstellen. Auf dem deutschen
Markt ist ExxonMobil mit rund 1.100 Tankstellen hinter
Aral und Shell die Nummer drei.
Anlageurteil: ExxonMobil musste in 2015 einen Rück-
gang beim Nettogewinn von 50 % auf 16,2 Mrd. USD
hinnehmen. Trotz dieses starken Rückgangs hat sich
ExxonMobil damit besser als mancher Konkurrent ge-
schlagen. Seine Produktion konnte ExxonMobil gegen-
über dem Vorjahr um 3,2 % steigern. Um den fallenden
Erträgen zu begegnen, senkte das Unternehmen die
Ausgaben für Investitionen und Exploration im
Upstream-Segment. 2016 sollen die Kosten um weitere
25 % gesenkt werden und sich auf rund 23 Mrd. USD
belaufen. Die Nettofinanzschulden haben sich Ende
2015 auf 35 Mrd. USD erhöht. Dieses Jahr sollen auch
die Aktienrück käufe nochmals abgesenkt werden. Be-
reits im vierten Quartal 2015 hatte ExxonMobil Aktien
für nur noch 500 Mio. USD zurückgekauft. In 2016 sol-
len nur noch so viele Aktien zurückgekauft werden,
um die Verwässerung durch die Mitarbeiteroptionsplä-
ne zu kompensieren. ExxonMobil zeichnet sich durch
eine hohe Rentabilität in der Förderung und ein stark
inte griertes Geschäftsmodell aus. Priorität hat die Divi-
dende. ExxonMobil weist eine exzellente Historie auf,
in der die jährliche Dividendenzahlung 33-mal hinterei-
nander angehoben wurde. Mit einer Dividendenrendite
von derzeit rund 3 % bildet ExxonMobil jedoch das
Schlusslicht in unserer Öl-Vergleichsgruppe. Da es
auch sonst wenig Anzeichen einer schnellen Erholung
auf dem Ölmarkt gibt, lautet unsere Empfehlung für
ExxonMobil weiterhin »Halten«.
Erwartetes KGV von Ölaktien (12M-FWD).
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
0,0
5,0
10,0
15,0
20,0
25,0
30,0
Apr
-06
Oct
-06
Apr
-07
Oct
-07
Apr
-08
Oct
-08
Apr
-09
Oct
-09
Apr
-10
Oct
-10
Apr
-11
Oct
-11
Apr
-12
Oct
-12
Apr
-13
Oct
-13
Apr
-14
Oct
-14
Apr
-15
Oct
-15
Apr
-16
PEER MEAN – 12M FWD PE PEER HIGH – 12M FWD PE PEER LOW – 12M FWD PE
Sektordurchschnitt
Sektor-Min
Sektor-Max
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Erwartete Dividentenrenditen von Ölaktien (12M-FWD, %).
1 2 3 4 5 6 7 8 9
10 11 12
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Apr-
06
Apr-
07
Apr-
08
Apr-
09
Apr-
10
Apr-
11
Apr-
12
Apr-
13
Apr-
14
Apr-
15
Apr-
16
PEER MEAN – 12M FWD Dividend Yield PEER HIGH – 12M FWD Dividend Yield PEER LOW – 12M FWD Dividend Yield
Sektor-Max
Sektor-Min
Sektordurchschnitt
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
OMV.
Unternehmensprofil: Mit der Übernahme der rumäni-
schen Petrom Ende 2004 entwickelte sich OMV zu ei-
nem führenden Erdöl- und Erdgasproduzenten in Mit-
teleuropa. Größte Aktionäre des Unternehmens sind
der österreichische Staat mit 31,5 % der Anteile sowie
die International Petroleum Investment Company (Abu
Dhabi) mit 24,9 %. Zwischen den beiden Großaktio-
nären besteht ein Syndikatsvertrag, der ein gemein-
sames Verhalten sowie Übertragungsbeschränkungen
bezüglich der gehaltenen Aktien vorsieht. Im Up-
stream-Geschäft förderte der Konzern im Geschäfts-
jahr 2015 insbesondere in Rumänien und Österreich
sowie Norwegen täglich 303.000 Barrel Öläquivalente
(– 2 % YoY). Im Bereich Downstream besitzt die OMV drei
Raffinerien und ein Netz von rund 4.100 Tankstellen in
11 Ländern. Zudem ist das Unternehmen entlang der
gesamten Gaswertschöpfungskette tätig (Gasproduk-
tion, -handel, -transport und -speicherung).
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 109
Marktverlauf Chevron und ExxonMobil vs. Dow Jones Industrials
(indexiert).
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CHEVRON EXXON MOBIL DOW JONES INDUSTRIALS
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Marktverlauf BP, Royal Dutch Shell, OMV,
Statoil vs. Stoxx Europe 50 (indexiert).
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BP ROYAL DUTCH SHELL OMV STATOIL STOXX EUROPE 50
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Anlageurteil: Da der in Folge des gesunkenen Öl-
preises stark rückläufige Ergebnisbeitrag des Up-
stream-Geschäfts nicht vollständig durch verbesserte
Downstream-Aktivitäten kompensiert wurde, ging das
Adj. operative Ergebnis im Geschäftsjahr 2015 um 38 %
auf 1,4 Mrd. EUR zurück. Die Dividende für 2015 soll in-
folge des volatilen Marktumfelds um 20 % auf 1,00 EUR
je Aktie sinken. Aufgrund des Ölpreisverfalls und der
schwächer erwarteten Raffineriemargen rechnen wir
für 2016 nochmals mit einem erheblich sinkenden
Ergebnis. OMV reagiert auf die verschlechterten Rah-
menbedingungen mit Investitions- und Kostensenkun-
gen. U. a. werden die Investitionen für 2016 gegenüber
2015 um weitere 13 % auf 2,4 Mrd. EUR gesenkt (– 37 %
verglichen mit 2014). Durch diese Maßnahmen soll
die Dividende im Jahr 2017 bei einem Ölpreis von
55 USD/bbl aus dem freien Cashflow finanziert werden
können. Durch Asset-Verkäufe will OMV zusätzliche
Mittelzuflüsse generieren. Neben der Veräußerung von
bis zu 49 % an der Pipeline-Gesellschaft Gas Connect
Aus tria stehen auch bis zu 100 % an der türkischen
Tochter OMV Petrol Ofisi (u. a. größtes Tankstellennetz
in der Türkei) zum Verkauf. Obwohl rund 90 – 95 % der
kumulierten Upstream-Investitionen im Zeitraum
2016 – 2020 zur Erhaltung des aktuellen Produktions-
niveaus von rund 300 kboe/d benötigt werden, sieht
OMV die Chance, die Produktion bis 2020, inkl. des ge-
planten Asset-Tausches mit Gazprom und einer mögli-
chen Wiederaufnahme der Produktion in Libyen und im
Jemen, auf 360 kboe/d zu steigern. Mit rund 4 % liegt
die erwartete Dividendenrendite am unteren Rand der
Vergleichsgruppe. Unsere Empfehlung für die im Bran-
chenvergleich relativ günstig bewertete Aktie lautet
»Halten«.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
110 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Repsol.
Unternehmensprofil: Der spanische Repsol-Konzern
gehört zu den großen europäischen integrierten Öl-
und Gasunternehmen. Trotz rückläufiger Rohölpreise
entschied sich Repsol Ende 2014 zur Übernahme des
kanadischen Ölkonzerns Talisman Energy für 13 Mrd.
USD und schloss die Akquisition im Mai 2015 ab. Mit
Talisman ergibt sich eine Stärkung und verbesserte
Diversifikation der Upstream-Aktivitäten (u. a. in Nord-
amerika), aber auch ein deutlicher Anstieg der zuvor
niedrigen Verschuldung. Die Reserven im Konzern er-
höhten sich inkl. Talisman auf 2,2 Mrd. boe bei einer
Produktion von ca. 650 kboe/d. Im Segment Down-
stream verfügt Repsol über eine Raffineriekapazität
von ca. 1 Million bpd und besitzt mit dem integrierten
Vertriebsnetz führende Marktpositionen in Spanien,
Portugal und Italien. Repsol hält einen Anteil von
30 % am Erdgasversorger Gas Natural (Marktwert über
5 Mrd. EUR).
Anlageurteil: Der Ölpreisrückgang verursachte im
Upstream-Segment 2015 beim Adj. Net Income (vor
Impairments) einen Verlust von – 909 Mio. EUR (Vj.
+ 589 Mio. EUR). Dagegen profitierte das Downstream-
Segment von Repsol von sehr hohen Raffineriemargen
und verdoppelte das Adj. Net Income auf 2.150 Mio.
EUR (Vj. 1.012 Mio. EUR). Der operative Cashflow pro-
fitierte erneut von positiven Working-Capital-Effekten
(1,4 Mrd. EUR; Vj. 1,0 Mrd. EUR) und stieg inkl. Talis-
man auf 4,2 Mrd. EUR (Vj. 2,6 Mrd. EUR). Im Gegenzug
sprang die bilanzielle Nettofinanzverschuldung ink l. Ta-
lisman im Jahr 2015 von 6,1 Mrd. EUR auf 15,7 Mrd. EUR.
Die neue Strategie bis 2020 hat Repsol angesichts des
Ölpreisrückgangs nochmals überarbeitet und strebt
höhere Einsparungen an. Dadurch soll der Break-even
für positive Free Cashflows (nach Capex, Dividenden
und bisher vereinbarten Veräußerungen) für Repsol auf
einen Ölpreis von 40 USD/Barrel gesenkt werden und
das Investment Grade Rating gehalten werden. Wesent-
liche Maßnahmen: 1.) Synergieeffekte mit Talisman von
ursprünglich 220 Mio. USD auf ca. 400 Mio. USD p. a.
ange hoben, 2.) Effizienzmaßnahmen sollen 2016 be-
reits ca. 1,1 Mrd. EUR einbringen (mehr als die Hälfte
des bis 2018 angestrebten Ziels von 2,1 Mrd. EUR),
3.) Capex für 2016/17 nochmals um 20 % gesenkt
(Effekt 1,8 Mrd. EUR), 4.) Ausweitung und schnellere
Umsetzung von Veräußerungen nichtstrategischer
Assets (vor allem Downstream), 5.) Dividendensenkung
für 2015 von 1,00 EUR auf 0,80 EUR je Aktie. Für 2016
rechnen wir mit einem nochmals schwierigen Jahr und
einer Senkung der Dividende auf 0,60 EUR je Aktie.
Auf Basis unseres DCF-Modells stufen wir die Repsol
Aktie mit »Halten« ein.
Royal Dutch Shell.
Unternehmensprofil: Royal Dutch Shell ging aus der
Fusion zwischen Royal Dutch Petroleum und Shell
Transport and Trading im Jahr 2005 hervor und gehört
zu den weltweit größten integrierten Öl- und Gaskon-
zernen. Das Unternehmen produziert rund 3,0 Mio.
Barrel Öläquivalente pro Tag und ist durch die BG-
Übernahme jetzt der führende Konzern im Flüssig-
gasgeschäft. Die Verarbeitung und Vermarktung von
Öl bzw. Ölprodukten, das sogenannte Downstream-
Geschäft, hat bei Royal Dutch Shell einen hohen
Stellenwert und wird derzeit einem mehrjährigen
Effizienzprogramm unterzogen.
Anlageurteil: Royal Dutch Shell musste 2015 beim berei-
nigten Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr einen Rück-
gang um 53 % auf 10,7 Mrd. USD hinnehmen. Davon ent-
fielen auf Upstream 1,8 Mrd. USD (2014: 16,5 Mrd. USD)
und auf Downstream 9,7 Mrd. USD (2014: 6,3 Mrd.
USD). Hauptgrund für den Rückgang ist somit das
schwache Upstream-Geschäft bedingt durch die niedri-
gen Öl- und Gaspreise. Sinkende Kosten konnten nur
teilweise kompensieren. Auch bei der Öl- und Gaspro-
duktion musste RDS 2015 eine Minderung um 4 % auf
2,95 Mio. boe/d hinnehmen. Demgegenüber legte das
Ergebnis im Downstream-Bereich aufgrund höherer
Raffineriemargen, verbesserter Marktbedingungen
und geringerer Kosten zu. Wichtigstes Ereignis im letz-
ten Jahr war die Übernahme von BG. Im Januar haben
die Aktionäre von Royal Dutch Shell (RDS) und BG dem
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 111
Anlageurteil: Statoil wird mit dem strategischen Fokus
auf Upstream derzeit stark von geringeren Öl- und
Gaspreisen getroffen, was für 2016 erneut einen deut-
lichen Ergebnisrückgang zur Folge haben dürfte. Als
Reaktion auf den Preisverfall wurde das laufende Effi-
zienzprogramm nochmals um 50 % auf jetzt 2,5 Mrd.
USD bis 2016 aufgestockt. Nachdem das Investitions-
budget bereits 2015 um rund 27 % auf 14,7 Mrd. USD
reduziert wurde, wird für 2016 eine weitere Senkung
auf 13 Mrd. USD angepeilt. Dabei besteht für 2016 und
die folgenden Jahre noch Spielraum für weitere Kür-
zungen. Die Dividendenzahlung hat beim Management
Priorität. Um die Dividende aus dem freien Cashflow
finanzieren zu können, benötigt das Unternehmen
einen Ölpreis von 60 USD/bbl in 2017 und 50 USD/bbl
in 2018. Die erwartete Dividendenrendite liegt aktuell
bei rund 6 %, was etwa dem Durchschnitt der Ver-
gleichsgruppe entspricht. Auf Basis der aktuellen Ge-
winnschätzungen halten wir die Statoil-Aktie vergli-
chen mit der Öl-Peergroup für relativ fair bewertet.
Wir bestätigen unsere »Halten»-Empfehlung.
Total.
Unternehmensprofil: Mit der Übernahme von PetroFi-
na und Elf Aquitaine in den Jahren 1999 bzw. 2000 hat
sich Total zu einem der weltweit führenden integrier-
ten Ölkonzerne entwickelt. Das französische Unter-
nehmen ist in allen Industriesegmenten tätig, wobei
der Ertragsschwerpunkt im Bereich Exploration und
Förderung liegt. Das Unternehmen beschäftigt in
rund 130 Ländern mehr als 100.000 Mitarbeiter. Es
ist an 21 Raffinerien beteiligt und betreibt mehr als
15.500 Tankstellen. Darüber hinaus ist das Unterneh-
men auch im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv.
Mit seinen Fördereinheiten produzierte Total im ver-
gangenen Jahr rund 2,3 Mio. Barrel Öläquivalente pro
Tag.
geplanten Zusammenschluss zugestimmt. BG wird seit
dem 15. Februar vollkonsolidiert und in RDS integriert.
Zum Jahresende stieg das Gearing nach Unternehmens-
definition auf 14,0 %. RDS hat die Dividendenzahlun-
gen in 2015 stabil gehalten und insgesamt 1,88 USD
pro Aktie ausgeschüttet. Auch für das Geschäftsjahr
2016 soll mindestens wieder dieser Betrag bezahlt wer-
den. Ab 2017 will RDS außerdem die Aktienrückkäufe
erneut aufnehmen. Im Zeitraum 2017 bis 2020 sollen
so rund 25 Mrd. USD ausgegeben werden, um die er-
höhte Aktienanzahl nach Abschluss der BG-Übernahme
wieder zu reduzieren. Der Zeitpunkt für das nach zwei
Jahren abgeschlossene Verkaufsprogramm von Unter-
nehmensanteilen im Wert von 15 Mrd. USD war ange-
sichts der aktuellen Ölpreisentwicklung zeitlich gut
gewählt. Aufgrund der erwarteten hohen Dividenden-
rendite von rund 8 % sowie unter Chance-Risiko-
Gesichtspunkten halten wir die Aktie für attraktiv,
unser Rating lautet daher »Kaufen«.
Statoil.
Unternehmensprofil: Die 1972 gegründete und seit
2001 börsennotierte Statoil ist der größte Öl- und Gas-
produzent in Norwegen und einer der führenden Gas-
lieferanten für den europäischen Markt. Mit 67 % befin-
det sich die Mehrheit der Aktien in Staatsbesitz. Im
Jahr 2007 übernahm der Konzern das Öl- und Gas-
geschäft seines einheimischen Konkurrenten Norsk
Hydro. Mit dem Verkauf des Retailgeschäfts hat Statoil
2012 den Schritt von einem integrierten Ölkonzern hin
zu einem auf die Förderung (Upstream) fokussierten
Unternehmen gemacht. Im vergangenen Jahr steigerte
das in über 30 Ländern aktive Unternehmen seine
Tagesproduktion um 2 % auf 1,97 Millionen Barrel Öl-
äquivalente. Der Anteil des Upstream-Geschäfts am
gesamten Adj. EBIT von 77 Mrd. NOK (– 43 % YoY) belief
sich 2015 auf über 70 %. Verglichen mit den Wettbe-
werbern verfügt Statoil über geringe Raffineriekapa-
zitäten. Das Downstream-Geschäft trug 2015 etwas
weniger als 30 % zum Adj. EBIT bei.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
112 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Anlageurteil: Das adjustierte operative Ergebnis der
Geschäftsbereiche sank 2015 um 20 % auf 11,4 Mrd.
USD. Dabei musste das Segment Upstream einen Rück-
gang von 55 % auf 4,8 Mrd. USD hinnehmen. Die relativ
schwachen Ergebnisse sind vor allem dem niedrigen
Ölpreis geschuldet. Teilweise kompensiert wurde der
Rückgang im Upstream-Segment durch Zuwächse in
den Segmenten Refining & Chemicals und Marketing &
Services, die ihre Ergebnisse um 96 % bzw. 35 % stei-
gern konnten. In Summe musste Total aber trotzdem
einen Rückgang beim bereinigten Nettogewinn von
18 % auf 10,5 Mrd. USD hinnehmen. Im Vergleich zur
den Peer-Unternehmen ist dies aber ein moderater
Rückgang angesichts des massiven Ölpreisverfalls.
Total hat nach einer Phase verstärkter Investitionstätig-
keit in neue Förderprojekte die Basis für steigende Pro-
duktionsmengen gelegt. Nachdem die Produktion 2014
im Jahresvergleich um 7 % auf 2,1 Mio. boe/d gesun ken
war, stieg sie 2015 aufgrund von Produktionsauswei-
tungen im Jahresvergleich um den Rekordwert von
9 % auf 2,3 Mio. boe/d an. Jetzt ist aber Sparen ange-
sagt. Total plant die Investitionen in 2016 auf 19 Mrd.
USD (ab 2017 17 – 19 Mrd. USD) zu senken. Zusätzlich
sollen durch Unternehmensverkäufe erneut liquide
Mittel von insgesamt 4 Mrd. USD freigesetzt werden.
Neben guten mittelfristigen Wachstumsperspektiven
(angestrebtes Produktionswachstum 4 % für 2016),
unterlegt durch eine Projektpipeline von fünf Groß-
projekten, besitzt Total eine solide Bilanz (2015: 28 %
Gearing) und ein starkes Downstream-Geschäft. Die
erwartete Dividendenrendite ist mit rund 6 % attraktiv,
unser Rating lautet daher »Kaufen«.
Marktverlauf ENI, Repsol, Total vs. Euro Stoxx 50 (indexiert).
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Apr.
13
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13
Aug.
13
Okt
. 13
Dez
. 13
Feb. 1
4
Apr.
14
Jun.
14
Aug.
14
Okt
. 14
Dez
. 14
Feb.
15
Apr.
15
Jun. 1
5
Aug.
15
Okt
. 15
Dez
. 15
Feb.
16
Apr.
16
ENI Repsol TOTAL EURO STOXX 50
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Dr. Timo Kürschner
Matthias Schell, CFA
Ulle Wörner, CFA
(LBBW Research)
Übersicht Ölaktien.
Kurs Dividende Div. Rendite
(%)
Gewinn pro Aktie KGV (x) LBBW
ISIN 06.05.16 2015 2016e 2015 2016e 2015 2016e 2017e 2016e 2017e Rating
BP GB0007980591 362,95 0,40 0,40 7,7 % 7,7 % 0,32 0,11 0,31 44,6 16,7 Kaufen
Chevron US1667641005 100,50 4,28 4,30 4,3 % 4,3 % 2,45 0,70 2,66 123,0 37,8 Halten
ENI IT0003132476 13,67 0,80 0,80 5,9 % 5,9 % 0,09 0,27 0,48 50,7 28,3 Halten
ExxonMobil US30231G1022 86,21 2,88 2,96 3,3 % 3,4 % 3,85 2,37 4,21 34,7 20,5 Halten
OMV AT0000743059 25,50 1,00 1,00 3,9 % 3,9 % 3,52 1,27 2,14 19,1 11,9 Halten
Repsol ES0173516115 10,92 0,80 0,60 7,3 % 5,5 % 1,30 0,79 0,86 13,5 12,7 Halten
Royal Dutch Shell GB00B03MLX29 1.800,50 1,88 1,88 7,3 % 7,3 % 1,69 1,66 2,52 19,3 10,3 Kaufen
Statoil NO0010096985 133,70 7,20 7,20 5,4 % 5,4 % 6,13 3,25 7,38 44,1 18,1 Halten
Total FR0000120271 42,89 2,72 2,72 6,3 % 6,3 % 4,57 3,19 4,76 13,8 9,0 Kaufen
Quelle: LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 113
7.4.2 Stahlaktien.
»Eine rückläufige chinesische Stahlnachfrage verschärft
das Problem globaler Angebotsüberhänge bei der Roh-
stahlproduktion«.
Ein struktureller Angebotsüberhang kennzeichnet
den globalen Stahlmarkt:
Die Weltstahlproduktion hat innerhalb der letzten
10 Jahre um mehr als 40 % zugelegt. 2015 verzeichnete
die globale Rohstahlproduktion jedoch gegenüber
dem Rekordstand des Vorjahres einen Rückgang von
2,8 % auf 1.623 Mio. t. In China sank die Rohstahlpro-
duktion im Jahresvergleich um 2,3 % auf 823 Mio. t.
Das Reich der Mitte ist mit einem Marktanteil von
50 % der bestimmende Faktor für die Entwicklung der
angebotenen Weltstahlmengen. In Europa (inkl. CIS)
sank die Rohstahlproduktion 2015 um 3,2 % im Ver-
gleich zum Vorjahr auf 304 Mio. t. Dieser Wert liegt
zwar 15 % oberhalb der Produktionsmengen des Kri-
senjahres 2009, aber immer noch 17 % unterhalb des
Rekordwerts aus dem Jahr 2007. Europa repräsentiert
bei der Stahlerzeugung einen Weltmarktanteil von
rund 19 %. Der Weltstahlverband WSA projiziert in sei-
nem kurzfristigen Ausblick (vom Oktober 2015) für die
globale Stahlnachfrage 2016 einen Anstieg von 0,7 %
(2015: – 1,7 %) auf 1.513 Mio. t. Dabei soll 2016, bereits
im dritten Jahr in Folge, der Stahlverbrauch in China
um 2,0 % auf 754 Mio. t. fallen und dann rund 44 % der
globalen Stahlnachfrage entsprechen. Durch die in
2014 eingesetzte Trendwende beim chinesischen Stahl-
verbrauch verschärfte sich das Problem einer sinken-
den globalen Auslastung der Rohstahlkapazitäten. Chi-
na ist ein Stahl-Nettoexporteur und hat 2015 durch
gesteigerte Ausfuhren den globalen Verfall der Stahl-
preise zusätzlich befeuert.
Rohstahlproduktion nach Ländern, 2015 (Anteil in %).
17%
3%
50%
2%
Deutschland
Brasilien
Türkei
Ukraine
Sonstige
Japan
Indien
USA
Russland
Südkorea
China
6%
6%
5%
4%
4%
1%2%
Quelle: World Steel Association, LBBW Research
Globale Rohstahlproduktion 2005 – 2015 (Mio. Tonnen).
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
China World, excl. China World
Quelle: World Steel Association, LBBW Research
Globale Kapazitätsauslastung bei der Rohstahl erzeugung ( %).
55 %
60 %
65 %
70 %
75 %
80 %
85 %
90 %
95 %
55 %
60 %
65 %
70 %
75 %
80 %
85 %
90 %
95 %
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Kapazitätsauslastung pro Monat
Kapazitätsauslastung im Jahresdurchschnitt
Quelle: World Steel Association, LBBW Research
Stahlverbrauch nach Regionen (2016 = 100 %).
40 %
60 %
80 %
100 %
120 %
140 %
160 %
180 %
200 %
40 %
60 %
80 %
100 %
120 %
140 %
160 %
180 %
200 %
2016
e
2015
e
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
World China World ex China NAFTA EU
Quelle: Thomson Reuters, WSA, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
114 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Stahlpreise zeigen Erholung auf niedrigem Niveau.
Grundsätzlich zeigen Stahlpreise regional betrachtet
die gleichen Bewegungsmuster. Laut Industriever-
tretern setzen spätestens bei Preisunterschieden von
ca. 150 USD/t regionale Arbitragegeschäfte ein. Der
Preis für Warmwalzband (HRC) liegt aktuell in Europa
bei ca. 415 USD/t und damit deutlich oberhalb der
Tiefstände von durchschnittlich 346 USD/t im Dezem-
ber 2015, aber immer noch mehr als 50 % unterhalb
des Zwischenhochs von ca. 900 USD/t aus dem Jahr
2011. In China ist der HRC-Preis seit Jahresbeginn deut-
lich nach oben gesprungen. Neben einem unterjähri-
gen Lagerhaltungszyklus und höheren Materialkosten
sollte auch eine Vielzahl von Anti-Dumping-Maßnah-
men für den Preisanstieg in China verantwortlich sein.
Es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig die aktuelle Stahl-
preisentwicklung sein wird.
Entwicklung des Warmwalzbandpreises in Europa, USA,
China (USD/t).
200
300
400
500
600
700
800
900
1.000
1.100
1.200
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
HRC – Europe (USD/t) HRC – US (USD/t) HRC – China (USD/t)
200
300
400
500
600
700
800
900
1.000
1.100
1.200
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Entwicklung der Preise für Eisenerz und Warmwalzband (USD/t).
200
300
400
500
600
700
800
900
1.000
1.100
1.200
0
50
100
150
200
250
2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007
Iron Ore (USD/t, rechte Skala) HRC – Europe (USD/t)
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Aktienkurse der Stahlunternehmen spiegeln
schwache Ergebnisse wider.
Stahlhersteller haben auf die allgemein unzureichende
Gewinnsituation in der Branche wiederholt mit tiefgrei-
fenden Kostensenkungsprogrammen reagiert. Der
Wettbewerb in einem stark fragmentierten Markt mit
Überkapazitäten zwingt die Stahlproduzenten jedoch,
die Effizienzgewinne und Vorteile aus fallenden Material-
preisen (Eisenerz, Energie) zu großen Teilen wieder an
die Kunden weiterzugeben. Die Gewinnsituation der
Branche bleibt damit weiterhin unbefriedigend. Die ak-
tuellen Konsensus-Prognosen für die um Sondereffekte
bereinigten Unternehmensergebnisse pro Aktie liegen
am unteren Ende des Vergleichskorridors der letzten
10 Jahre. Die Aktien von Stahlunternehmen haben in-
nerhalb der letzten fünf Jahre deutlich an Wert verloren
und entwickelten sich schlechter als die großen Aktien-
indizes.
Entwicklung der Gewinnerwartung (12M-FWD adj. EPS in local
currency).
-2,0
0,0
2,0
4,0
6,0
8,0
10,0
12,0
-2,0
0,0
2,0
4,0
6,0
8,0
10,0
12,0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
ArcelorMittal Kloeckner & Co. TyhssenKrupp
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
Kursverlauf ArcelorMittal, Klöckner & Co. und ThyssenKrupp vs.
DAX (t-5 Jahre = 100 ).
10
30
50
70
90
110
130
150
170
190
10
30
50
70
90
110
130
150
170
190
2011 2012 2013 2014 2015
ArcelorMittal ThyssenKrupp Klöckner & Co. DAX 30
Quelle: Thomson Reuters, LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 115
Stahlproduzent. Das Edelstahlgeschäft wurde in eine
eigene Gesellschaft namens Aperam ausgegliedert.
Um seine Rohstoffabhängigkeit zu verringern, hat das
Unternehmen über eine Reihe von Akquisitionen ein
eigenes Minengeschäft aufgebaut. Mittlerweile gehört
ArcelorMittal zur Gruppe der weltweit führenden Pro-
duzenten von Eisenerz.
Anlageurteil: ArcelorMittal ist regional breit aufge-
stellt und hat Zugang zu eigenen Rohstoffen (Eisenerz,
Kokskohle). Als Antwort auf eine von Überkapazitäten
geprägte, schwache Stahlkonjunktur reagiert Arcelor-
Mittal mit Effizienzmaßnahmen. Ein neues Programm
soll bis 2020 3,0 Mrd. USD einsparen. ArcelorMittal
bekommt im Segment Mining einen stark gefallenen
Eisenerzpreis zu spüren. 2015 führten u. a. hohe Wert-
berichtigungen zu einem hohen Konzernverlust von
– 7,9 Mrd. USD (2014: – 1,1 Mrd. USD). ArcelorMittal avi-
siert für 2016 ein EBITDA von mehr als 4,5 Mrd. USD
(2015: 5,2 Mrd. USD; 2014: 7,2 Mrd. USD). Der Konzern
hatte in der Spitze (Q3-08) Nettofinanzschulden von
über 30 Mrd. USD zu schultern. Diese hat ArcelorMittal
2015 auf ca. 16 Mrd. USD zurückgeführt. Die Senkung
der Schulden hat weiter Priorität. Die Dividende wurde
gestrichen (2014: 0,20 USD pro Aktie). ArcelorMittal
hat eine Minderheitsbeteiligung für 1 Mrd. USD ver-
kauft und gleichzeitig über eine Kapitalerhöhung
3 Mrd. USD eingenommen. Die Familie Mittal hat dabei
als Hauptaktionär rund 1 Mrd. EUR beigesteuert. Der
aktuelle Kurs spiegelt u. E. nicht die Substanz von
ArcelorMittal wider. Die Aktie notiert mit einem KBV
von ca. 0,5x gegenüber dem langfristigen (10J) Mittel-
wert von 0,9x (Min: 0,2x; Max: 2,3x), unser Rating
lautet »Kaufen«.
Klöckner & Co.
Unternehmensprofil: Klöckner & Co. (KCO) ist ein füh-
render Anbieter im Markt der lagerhaltenden Stahl-
und Metalldistribution und der Stahl-Service-Center mit
Fokus auf Europa (Umsatzanteil 2015: ca. 61 %) und USA
(38 %). Flachstahl und Langprodukte sind die Schlüssel-
produkte. Die wichtigsten Abnehmer kommen aus
ThyssenKrupp.
Unternehmensprofil: ThyssenKrupp ist ein diversi-
fizierter Industriekonzern und beschäftigt weltweit
rund 155.000 Mitarbeiter. Auf das Stahlgeschäft inkl.
Rohstoffe und Dienstleistungen (Materials Services)
entfielen im abgelaufenen Geschäftsjahr ca. 58 % des
Konzern-Umsatzes von 43 Mrd. EUR, aber nur ca. 33 %
des bereinigten EBIT von 1,7 Mrd. EUR. Der zukünftige
Fokus liegt auf dem Industriegeschäft (Aufzüge, Anla-
gen- und Schiffbau, Komponentenfertigung). An einer
möglichen Konsolidierung im europäischen Stahlsektor
würde sich der Konzern beteiligen wollen.
Anlageurteil: Für 2015/16 (GJ-Ende 30. September)
avisiert ThyssenKrupp (TKA) ein bereinigtes EBIT von
1,6 – 1,9 Mrd. EUR (2014/15: 1,7 Mrd. EUR). Dies be-
inhaltet geplante, zusätzliche Effizienzgewinne von
850 Mio. EUR. Innerhalb der letzten drei Jahre hat TKA
über Effizienzmaßnahmen 2,7 Mrd. EUR p. a. nachhaltig
eingespart. Davon entfiel auf 2014/15 ein Anteil von
1,1 Mrd. EUR. TKA hat für das GJ-2014/15 eine Dividen-
de von 0,15 EUR (VJ: 0,11 EUR) gezahlt. Für die beiden
GJ 2011/12 und 2012/13 war die Dividende ausgefallen.
Perspektivisch will TKA nachhaltig ein EBIT von min-
destens 2,0 Mrd. EUR erreichen, um mit einem deutlich
positiven Free Cashflow wieder solide Dividenden zah-
len zu können. Ende 2014/15 weist TKA eine niedrige
Eigenkapitalquote von 9 % aus. Die Nettofinanzschul-
den sanken auf 3,4 Mrd. EUR mit einem Gearing von
103 %. (2013/14: 3,7 Mrd. EUR; 115 %). Der Schulden-
abbau beruhte mehrheitlich auf den Einnahmen aus
dem Verkauf von VDM. Der Free Cashflow (vor Des-
investitionen) war mit 65 Mio. EUR erstmals seit dem
GJ-2005/06 leicht positiv. Wir leiten aus unserem SOP-
Modell eine »Halten«-Empfehlung ab.
ArcelorMittal.
Unternehmensprofil: ArcelorMittal entstand aus der
Übernahme von Arcelor durch Mittal Steel. Der Firmen-
sitz liegt in Luxemburg. Mit Aktivitäten in über 60 Län-
dern und einer Rohstahlproduktion von 93 Mio. Ton-
nen in 2015 ist der Konzern der weltweit größte
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
116 LBBW – Commodity Yearbook 2016
dem Bau-, Maschinenbau- und Automobilsektor. Als
produzentenunabhängiges Unternehmen bedient sich
Klöckner & Co einer breiten Basis von Zulieferern und
bietet für ca. 140.000 aktive Kunden eine ständige
Verfügbarkeit der Produkte an. Die dafür notwendigen
Bestände sind den Chancen und Risiken von Preisände-
rungen ausgesetzt.
Anlageurteil: Das Erkennen von Preistrends, das Be-
standsmanagement und die Sicherung ausreichender
Liquidität sind u. E. Faktoren für den Geschäftserfolg
von KCO. Der Konzern hat auf schwierige Marktbedin-
gungen (mehrjähriger Stahlpreisverfall) mit der Sen-
kung von Kapazitäten reagiert. Die Abhängigkeit von
der Entwicklung der Stahlpreise soll sinken. Es wurde
u. a. ein Effizienzprogramm zur Optimierung der Ver-
triebsabläufe und Preisgestaltung aufgelegt. Die Digi-
talisierung der Lieferkette soll helfen, Logistikkosten
und Lagerbestände zu senken. Investitionen und Über-
nahmen sollen den Geschäftsanteil mit höherwertigen
Produkten steigern. KCO verbuchte 2015 ein operati-
ves EBITDA von 86 Mio. EUR (– 55 % vs. 2014). Kosten
der Restrukturierung und Impairments führten zu ei-
nem Rekordverlust von 347 Mio. EUR (2014: + 22 Mio.
EUR). Für das Geschäftsjahr 2015 wird keine Dividende
gezahlt. Für 2016 avisiert KCO einen deutlichen An-
stieg beim EBITDA und die Rückkehr zu einem Netto-
gewinn. Mit Blick auf KCOs historischem 12M-FWD-EV/
EBITDA-Multiple von 8,8x ist u. E. ein erwarteter Turn-
around im Konzern-EBITDA ausreichend im aktuellen
Aktienkurs reflektiert. Unsicherheit besteht über die
Absichten von Hauptaktionär Friedhelm Loh (Swoc-
tem). Dieser hat seinen Anteil an KCO schrittweise auf
zuletzt 25,25 % angehoben und verfolgt damit nach
eigenen Angaben finanzielle und strategische Ziele.
Unser Rating lautet »Halten«.
Jens Münstermann
(LBBW Research)
Übersicht Stahlaktien.
Kurs Dividende Div. Rendite
(%)
Gewinn
pro Aktie
KGV (x) LBBW
Unternehmen ISIN 06.05.16 2015 2016e 2015 2016e 2015 2016e 2016e 2017e Rating
ArcelorMittal LU0323134006 4,9 0,00 0,00 0,0 % 0,0 % – 4,43 0,12 negativ 36,4 Kaufen
Klöckner & Co. DE000KC01000 9,5 0,00 0,00 0,0 % 0,0 % – 3,48 0,03 negativ 317,2 Halten
ThyssenKrupp DE0006202005 20,5 0,15 0,30 0,8 % 1,5 % 0,55 0,99 28,7 20,7 Halten
Quelle: LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 117
Handelbare Rohstoffe bei der LBBW.
Abkürzungen: ICE = Intercontinental Exchange
LME = London Metal Exchange
MATIF = Marché à Terme des Instruments Financiers de Paris (Euronext)
NYMEX = New York Mercantile Exchange
FMF = Front-Month-Future
bbl = Barrel (159 Liter)
lbs = Libra/Pfund (1.000 lbs = 453,59237 kg)
oz = Feinunze (1 oz = 31,1034768 gr.)
t = Tonnen (bei GasOil 1 t = 1.183 Liter)
Eckdaten Sicherungsinstr. Währung Fixing Settlement
Ab
kürz
un
g
Ref
eren
zbör
se
Min
des
tvo
lum
en
max
. Lau
fzei
ten
(Fo
rwar
ds)
max
. Lau
fzei
ten
(O
pti
onen
)
Term
ing
esch
äfte
Sam
mel
term
ing
esch
äfte
(Sw
aps)
Op
tion
en
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USD
and
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Stic
hta
g
Mon
atsd
urc
hsc
hn
itt
Bar
ausg
leic
h
Ref
eren
zku
rs
Reu
ters
-Ref
eren
z-Se
ite
Edelmetalle
Gold XAU – 100 oz 2 Jahre 2 Jahre y y y y y y y y3
y – –
Palladium XPD – 100 oz 2 Jahre 2 Jahre y y y y3
y – y y3
y – –
Platin XPT – 100 oz 2 Jahre 2 Jahre y y y y3
y – y y3
y – –
Silber XAG – 5.000 oz 2 Jahre 2 Jahre y y y y y y y y3
y – –
Basismetalle
Aluminium XAL LME 25 t 4 Jahre 3 Jahre y y y y y – y y1
y Cash LME-OPR
Blei XPB LME 25 t 2 Jahre 2 Jahre y y y y y – y y1
y Cash LME-OPR
Kupfer XCU LME 25 t 4 Jahre 3 Jahre y y y y y – y y1
y Cash LME-OPR
Nickel XNI LME 6 t 4 Jahre 2 Jahre y y y y y – y y1
y Cash LME-OPR
Zink XZN LME 25 t 3 Jahre 2 Jahre y y y y y – y y1
y Cash LME-OPR
Zinn XSN LME 5 t 15 Monate 15 Monate y y – y y – y y1
y Cash LME-OPR
Energie
Rohöl Brent XCO ICE 1.000 bbl 4 Jahre 2 Jahre y y y y y – y – y FMF LCOc1
GasOil/Diesel2 XGO ICE 100 t 3 Jahre 2 Jahre y y y y y – y – y FMF LGOc1
Rohöl WTI XCL NYMEX 1.000 bbl 4 Jahre – y y – y y – y – y FMF CLc1
Agrarrohstoffe
Baumwolle YCT ICE 50.000 lbs 23 Monate – y y – y y – y – y FMF CTc1
Mais YEM MATIF 50 t 16 Monate – y y – y – – y – y FMF EMAc1
Weizen YBL MATIF 50 t 17 Monate – y y – y – – y – y FMF BL2c1
1 Zur Berechnung des Monatsdurchschnittspreises werden die täglichen LME-Fixings (2nd Ring) arithmetisch gemittelt.2 GasOil/Diesel: Der den ICE Gasoil Futures (Referenzpreis der Gasoil-Termingeschäfte) zugrundeliegende physische Markt ist der Diesel-10ppm-Barges-ARA-Markt.3 Auf Nachfrage.
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
118 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Prognoseüberblick.
Einheit Bezug Q4/16 Q2/17
Gesamtmarkt
DJUBS Commodity Index Punkte Spot 300 310
Energie
Rohöl Brent USD/Barrel Spot 45 50
Rohöl WTI USD/Barrel Spot 44 49
Gasoil ICE USD/Tonne Spot 400 450
Edelmetalle
Gold USD/Unze Spot 1.300 1.400
Silber USD/Unze Spot 16,50 16,50
Platin USD/Unze Spot 1.050 1.100
Palladium USD/Unze Spot 650 700
Industriemetalle
Aluminium USD/Tonne Spot 1.620 1.650
Kupfer USD/Tonne Spot 5.200 5.320
Nickel USD/Tonne Spot 10.100 11.200
Zink USD/Tonne Spot 1.980 2.070
Blei USD/Tonne Spot 1.820 1.880
EURUSD Spot 1,10 1,08
Quelle: LBBW Research
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
LBBW – Commodity Yearbook 2016 119
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Wir weisen darauf hin, dass die Fondsgesellschaften oder diesen nahestehende Gesellschaften berechtigt sind,
Vermittlern (wie etwa Kreditinstituten und somit auch der LBBW) Vermittlungsentgelte oder Bestandsvergütungen
zu gewähren. Diese werden derzeit üblicherweise in Abhängigkeit vom vermittelten Fondsvolumen bemessen
und in regelmäßigen Abständen an den Vermittler abgeführt. Es wird dem Anleger oder Interessenten in jedem
Fall empfohlen, vor einem Erwerb, Verkauf oder einer beabsichtigten Auflösung eines Investments einen steuerli-
chen Berater oder Wirtschaftsprüfer zu konsultieren. Dies gilt hinsichtlich der steuerlichen Behandlung der Invest-
ments, aktueller Änderungen der jeweiligen Steuergesetze sowie der Frage, wie dieses Investment im Privatver-
mögen oder in der Handels- und Steuerbilanz abzubilden und zu bewerten ist. Vergangenheitsdaten geben
keinen Aufschluss über zukünftige Wertentwicklungen. Die vorliegenden Informationen sind nicht als Auffor-
derung oder Angebot zum Kauf oder Verkauf zu verstehen und nur für den internen Gebrauch bestimmt.
Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Postfach 16 03 19, 60066 Frankfurt am Main
und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Postfach 12 53, 53002 Bonn/Postfach 50 01 54,
60391 Frankfurt. Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW be-
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dukte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten.
Die LBBW verwendet ein dreistufiges, absolutes Aktienrating-System. Die jeweiligen Einstufungen sind mit folgen-
den Einschätzungen verbunden: Kaufen: Bezogen auf einen Zeithorizont von bis zu 12 Monaten empfehlen wir In-
vestoren den Kauf der Aktie. Verkaufen: Bezogen auf einen Zeithorizont von bis zu 12 Monaten empfehlen wir In-
vestoren den Verkauf der Aktie. Halten: Wir haben eine neutrale Einstufung der Aktie und empfehlen auf Sicht
von bis zu 12 Monaten weder den Kauf noch den Verkauf der Aktie. Unter Beobachtung: Das Rating wird derzeit
von uns überarbeitet. Ausgesetzt: Eine Beurteilung des Unternehmens ist momentan nicht möglich.
Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir
behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht
vorzunehmen oder völlig einzustellen. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur
zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnä-
here Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung
wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater. Die LBBW hat Vorkehrungen getroffen, um Interessenkonflikte bei
der Erstellung und Weitergabe von Finanzanalysen soweit wie möglich zu vermeiden oder angemessen zu behan-
deln. Dabei handelt es sich insbesondere um institutsinterne Informationsschranken, die Mitarbeitern, die Finanz-
analysen erstellen, den Zugang zu Informa tionen versperren, die im Verhältnis zu den betreffenden Emittenten
Interessenkonflikte der LBBW begründen können, das Verbot des Eigenhandels in Papieren für die oder für deren
Emittenten die betreffenden Mitarbeiter Finanzanalysen erstellen sowie die laufende Überwachung der Einhaltung
gesetzlicher Pflichten durch Mitarbeiter der Compliance-Stelle. Das Aktien-Research der Landesbank Baden-Würt-
temberg teilt die Unternehmen des Beobachtungsuniversums in zwei Produkt- und Analysezirkel. Nähere Erklä-
rungen hierzu sowie Erläuterungen zu den Bewertungsparametern und Risiken gemäß § 4 Abs. 3 FinAnV finden
Sie unter https://www.LBBW-research.de/publicdisclaimer. Aktuelle Angaben gemäß § 5 Abs. 4 Nr. 3 FinAnV
finden Sie unter http://www.LBBW.de/finanzanalyseverordnung.
Prozentuale Verteilung aller aktuellen Aktienratings der LBBW.
Kaufen Halten Verkaufen Unter Beobachtung Ausgesetzt
44,5 % 49,8 % 5,2 % 0,0 % 0,5 % Stand: 3.5.2016, 8:50 Uhr
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
120 LBBW – Commodity Yearbook 2016
Rating-Chroniken.
BP
Rating History
05.12.2012 Kaufen
03.02.2011 Halten
03.05.2004 Kaufen
ENI
Rating History
13.08.2015 Halten
04.05.2012 Kaufen
02.12.2009 Halten
OMV
Rating History
23.02.2016 Halten
12.08.2014 Kaufen
11.10.2007 Halten
Royal Dutch Shell
Rating History
26.04.2012 Kaufen
11.02.2010 Halten
04.05.2004 Kaufen
ArcelorMittal
Rating History
11.05.2012 Kaufen
27.10.2010 Halten
18.02.2010 Kaufen
20.10.2008 Halten
Klöckner & Co.
Rating History
04.02.2016 Halten
07.07.2015 Ausgesetzt
09.03.2012 Halten
13.10.2011 Ausgesetzt
29.04.2011 Halten
14.02.2011 Ausgesetzt
ThyssenKrupp
Rating History
25.08.2015 Halten
18.02.2014 Verkaufen
13.08.2012 Halten
19.06.2012 Kaufen
26.04.2011 Halten
11.02.2011 Ausgesetzt
Total
Rating History
31.07.2012 Kaufen
28.03.2012 Halten
05.10.2011 Kaufen
Statoil
Rating History
28.07.2014 Halten
26.11.2009 Kaufen
01.12.2008 Halten
29.04.2008 Kaufen
Repsol
Rating History
04.03.2013 Halten
17.01.2011 Kaufen
05.04.2007 Halten
Exxon
Rating History
01.02.2012 Halten
11.05.2010 Kaufen
06.03.2008 Halten
Chevron
Rating History
07.02.2013 Halten
20.08.2008 Kaufen
K0216001_01_02_ComYB_I_LB_2016_DE_A4.pdf - Jun_01_2016 09_46_09
210 mm 210 mm6,1
Privatkunden
BW-Bank Private Banking und Privatkunden: -47753
BW-Bank Wealth Management: -48561
Institutionelle Kunden
Sales Sparkassen & Regionalbanken: -7565
Sales Banks & Frequent Borrowers: -75670
Sales Asset Manager: -75322
Sales Institutionals: -75291
International Sales: -78847
Sales Spezial- & Publikumsfonds: -75358
Sales Precious Metals/Commodities: -75306
Unternehmenskunden
Sales Corporates: -75300
Sales Large Corporates: -78709
Sales Key Accounts: -75679
Sales Rheinland-Pfalz Bank/Sachsen Bank: -27888
Sales Zins-, Währungs-, Rohstoffmanagement
Sparkassenkunden: -7552
Sonstige Ansprechpartner
Sales Retail Clients: -25501
Solutions Zins-, Währungs- und
Rohstoffmanagement: -28089
Rohstoff-Team
LBBW Asset Management: +49 711 22910-3851
Baden-Württembergische Bank,
Abt. Edelmetalle & Münzkabinett
Hotline: -43895
www.bw-bank.de/muenzkabinett
Ansprechpartner.
+49 711 127-
Impressum.
Redaktion: Landesbank Baden-Württemberg
FX/Commodity Research
Am Hauptbahnhof 2
70173 Stuttgart
Dr. Frank Schallenberger, Investment Analyst
Achim Wittmann, Investment Analyst
Frank Klumpp, Investment Analyst
Thorsten Proettel, Investment Analyst
Telefon: +49 711 127-73174
Telefax: +49 711 127-73161
E-Mail: [email protected]
Redaktionsschluss: 3.5.2016
B0216002_01_04_ComYB_U_LB_Typo_2016_DE.pdf - May_19_2016 08_16_25
Landesbank Baden-WürttembergLandesbank Baden-Württemberg
Kapitalmärkte.Commodity Yearbook 2016.
Landesbank Baden-Württemberg
Hauptsitze
Stuttgart
70144 Stuttgart
Am Hauptbahnhof 2
70173 Stuttgart
Telefon 0711 127-0
Telefax 0711 127-43544
www.LBBW.de
Mannheim
Postfach 10 03 52
68003 Mannheim
Augustaanlage 33
68165 Mannheim
Telefon 0621 428-0
Telefax 0621 428-72591
www.LBBW.de
Karlsruhe
76245 Karlsruhe
Ludwig-Erhard-Allee 4
76131 Karlsruhe
Telefon 0721 142-0
Telefax 0721 142-23012
www.LBBW.de
Mainz
55098 Mainz
Große Bleiche 54 – 56
55116 Mainz
Telefon 06131 64-37800
Telefax 06131 64-35701
www.LBBW.de
05/1
6
210 mm 210 mm6,1
B0216002_01_04_ComYB_U_LB_Typo_2016_DE.pdf - May_19_2016 08_16_25