Kapitel 10: Die politische Ökonomie der Handelspolitik · Krugman, Obstfeld, Melitz:...

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Internationale Wirtschaft Kapitel 10: Die politische Ökonomie der Handelspolitik

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Kapitel 10:

Die politische Ökonomie der

Handelspolitik

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Internationale Wirtschaft Kapitel 10: Die politische Ökonomie der Handelspolitik

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•Einführung

•Argumente für Freihandels

•Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

•Einkommensverteilung und Handelspolitik

•Internationale Verhandlungen und Handelspolitik

•Die fehlgeschlagene Doha-Runde

•Zusammenfassung

•Anhang: Beweis, dass der Optimalzoll positiv ist

Kapitelübersicht

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•Freihandel maximiert die nationale Wohlfahrt, wirkt sich jedoch auf die

Einkommensverteilung aus.

Die meisten Staaten halten an einer gewissen restriktiven Handelspolitik

fest.

In diesem Kapitel untersuchen wir einige der Gründe, aus denen

Regierungen ihre Politik nicht auf rein ökonomische Erwägungen

basieren sollten oder dies zumindest nicht tun.

Einführung

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•Aus welchen Gründen sollte sich der Staat nicht in den Außenhandel

einmischen?

Drei Argumente sprechen für Freihandel:

• das Effizienzargument

• Skaleneffekte in der Produktion

• das politische Argument

Einführung

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•Freihandel und Effizienz

Das Effizienzargument zugunsten des Freihandels basiert auf dem

Befund, dass Freihandel die beste Außenhandelspolitik für ein kleines

Land ist.

• Ein Zoll verursacht einen volkswirtschaftlichen Wohlfahrtsverlust.

• Der Übergang von Zöllen zu Freihandel beseitigt den Effizienzverlust und

erhöht die nationale Wohlfahrt.

Argumente für Freihandel

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Argumente für Freihandel

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•Zusätzliche Gewinne aus Freihandel

Geschützte Märkte in kleinen Ländern machen es Unternehmen

unmöglich, Skaleneffekte auszunutzen.

• Beispiel: In der Automobilindustrie sollte ein Montagewerk von effizienter

Größe mindestens 80.000 Autos pro Jahr herstellen.

In Argentinien produzierten 13 Unternehmen insgesamt 166.000 Autos pro Jahr.

Die Existenz von Skaleneffekten spricht für den Freihandel, weil dieser

eine größere Produktvielfalt und geringere Preise hervorbringt.

Der Freihandel bietet im Gegensatz zum „gelenkten“ Handel breitere

Möglichkeiten und bedingt daher ein größeres Innovationspotenzial.

Argumente für Freihandel

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•Das politische Argument für Freihandel

Der politische Einsatz für den Freihandel ist ein vielversprechendes

Unterfangen.

Die Handelspolitik ist in der Praxis eher von Sonderinteressen als von

Erwägungen des gesamtgesellschaftlichen Nutzens bestimmt.

Argumente für Freihandel

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•Eine aktive Handelspolitik kann bisweilen die Wohlfahrt der Nation als

Ganzes erhöhen.

•Zwei theoretische Überlegungen sprechen gegen die Politik des

Freihandels:

das Terms-of-Trade-Argument für einen Zoll

das Argument des Marktversagens im Inland

Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

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•Das Terms-of-Trade-Argument für einen Zoll

Ein großes Land, das die Auslandexportpreise zu beeinflussen vermag, kann mit Hilfe eines Zolls die Importpreise senken und seine Terms of Trade verbessern.

• Dieser Nutzen muss gegen die Kosten des Zolls abgewogen werden, die sich aus dem Anreiz zur Produktions- und Konsumverzerrung ergeben.

In manchen Fällen kann der Terms-of-Trade-Gewinn eines Zolls dessen Kosten aufwiegen.

• Für ein großes Land ist Freihandel daher nicht unbedingt die beste Politik.

Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

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Optimalzoll

• der Zoll, der die nationale Wohlfahrt optimiert

• Der Optimalzoll nimmt stets einen positiven Wert an, liegt aber

unterhalb des Prohibitivzolls, der jegliche Importe verhindern würde.

• Für ein kleines Land liegt er bei Null, weil dieses seine Terms of

Trade nicht beeinflussen kann.

Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

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Welche Politik würde das Terms-of-Trade-Argument für die

Exportsektoren begründen?

• Eine Exportsubvention verschlechtert die Terms of Trade und senkt

daher eindeutig die nationale Wohlfahrt.

Die optimale Politik in den Exportsektoren ist daher eine negative

Subvention, also eine Besteuerung der Exporte.

• Ebenso wie der Optimalzoll ist die optimale Exportsteuer stets ein

positiver Wert, liegt aber unterhalb des Prohibitivzolls, der jegliche

Exporte verhindern würde.

Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

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•Das Gegenargument des Marktversagens im Inland

Kosten und Nutzen für die Gesellschaft werden von der Produzenten- und Konsumentenrente nicht zutreffend erfasst.

• Konsumenten- und Produzentenrente übergehen Fälle von inländischem Marktversagen, wie z. B.:

Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung

die Nutzung des technologischen Wissens neuer oder besonders innovativer Branchen

Umwelteffekte

Ein Zoll kann die Wohlfahrt dann erhöhen, wenn die Produktion eines Gutes einen gesellschaftlichen Grenznutzen abwirft, der in der Produzentenrente nicht erfasst wird.

Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

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Das Argument des inländischen Marktversagens ist ein Sonderfall

der Theorie des Zweitbesten.

• Die Theorie des Zweitbesten besagt, dass der Verzicht auf jegliche

staatliche Intervention für einen Markt nur dann angezeigt ist, wenn

alle anderen Märkte einwandfrei funktionieren.

Wenn ein Markt nicht richtig funktioniert, dann kann eine staatliche

Intervention womöglich die Wohlfahrt steigern.

Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

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•Wie überzeugend ist das Argument des Marktversagens?

Die Verteidigung des Freihandels im Falle inländischer

Marktunvollkommenheiten ruht auf zwei Säulen:

• Innere Probleme sollten mit innenpolitischen (nicht handelspolitischen)

Maßnahmen gelöst werden.

Beispiel: Eine Produktionssubvention ist besser geeignet als ein Zoll, wenn es um

die Behebung eines produktionsbedingten Marktversagens geht.

• Die Ursachen für Marktversagen lassen sich nur schwer diagnostizieren und

bewerten.

Beispiel: Ein Zoll, der städtische Industriebranchen schützt, erzeugt zwar einen

sozialen Nutzen, bildet jedoch auch einen Anreiz zur Zuwanderung in diese

Sektoren, sodass die Arbeitslosigkeit steigt.

Wohlfahrtsargumente gegen Freihandel

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•In der Praxis wird die Handelspolitik von Fragen der

Einkommensverteilung bestimmt.

Die Anliegen von Individuen schlagen sich mehr oder weniger genau in

den Zielen der staatlichen Politik nieder.

• Einigen Modellen zufolge liegt den Regierungen nicht die nationale Wohlfahrt,

sondern der eigene politische Erfolg am Herzen.

•Wahlen und Wahlkämpfe

Nach Ansicht von Politikwissenschaftlern wird die Politik durch den

Wettstreit zwischen Parteien bestimmt, die möglichst viele Stimmen

gewinnen möchten.

Einkommensverteilung und Handelspolitik

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Annahmen des Modells:

• Es gibt zwei konkurrierende politische Parteien.

• Das Ziel jeder Partei besteht darin gewählt zu werden.

• Jede Partei muss sich auf eine bestimmte Zollhöhe festlegen (jede

andere Politik ist ausgeschlossen).

• Die Wähler unterscheiden sich hinsichtlich der von ihnen

gewünschten Zollhöhe.

Welche Politik werden beide Parteien versprechen?

• Beide Parteien werden für den Zoll eintreten, den der Medianwähler

(der genau in der Mitte steht) bevorzugt.

Einkommensverteilung und Handelspolitik

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•Kollektiventscheidungen

Dieser Ansatz wertet die politische Aktivität als ein öffentliches Gut.

• Die Einführung eines Zolls beispielsweise schützt alle Unternehmen einer Branche, doch die Kosten für die vorangegangene Lobby-Arbeit wurden von nur wenigen Unternehmen getragen.

Eine Handelspolitik, die hohe Gesamtverluste verursacht, stößt bisweilen nicht auf Opposition, wenn diese Verluste auf zahlreiche Einzelunternehmen oder Konsumenten aufgeteilt sind.

• Branchen, die gut organisiert sind (oder aus wenigen Unternehmen bestehen) können protektionistische Maßnahmen durchsetzen.

Einkommensverteilung und Handelspolitik

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•Die Modellierung des politischen Prozesses

Interessengruppen „kaufen“ die Politik, indem sie ihre finanzielle

Unterstützung nach der erwarteten Regierungspolitik bemessen.

Einkommensverteilung und Handelspolitik

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•Wer wird geschützt?

In den Industrieländern erstreckt sich der Protektionismus meistens auf

zwei Branchen:

• Landwirtschaft

Die Landwirte sind gut organisiert und die politische Struktur begünstigt oft ihre

Einflussnahme.

• Bekleidung

Sowohl die Textil- als auch die Bekleidungsbranche ist stark geschützt. Dieser

Sektor beschäftigt gering qualifizierte Arbeitnehmer und weist einen hohen

gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf.

Künftig wird die Protektion beider Sektoren (infolge internationaler

Handelsgespräche) womöglich abnehmen.

Einkommensverteilung und Handelspolitik

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Einkommensverteilung und Handelspolitik

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•Die internationale Integration hat von der Mitte der 1930er Jahre bis

etwa 1980 zugenommen, weil die USA und andere Industrienationen

Zölle and nichttarifäre Handelshemmnisse Schritt für Schritt abbauten.

Internationale Verhandlungen und Handelspolitik

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•Wie konnte der Abbau der Zölle politisch durchgesetzt werden?

Die Liberalisierung des Welthandels während der Nachkriegszeit gelang

durch internationale Verhandlungen.

• Die Staaten einigten sich auf den wechselseitigen Abbau der Zölle.

•Die Vorteile von Abkommen

Im Rahmen eines beiderseitigen Abkommens sind Zollsenkungen

einfacher als auf einseitigem Wege, weil:

• es dazu beiträgt, die Unterstützung der Exporteure für den Freihandel zu

mobilisieren.

• es dazu beitragen kann, destruktive Handelskriege zu vermeiden.

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•In Tabelle 10.3 verfolgt jedes Land eine vorrangige Strategie:

Protektion.

•Jeder einzelne Staat stünde für sich genommen besser da, wenn er

protektionistische Maßnahmen anwenden würde. Es ginge aber beiden

besser, wenn sie sich gemeinsam für den Freihandel entscheiden

würden.

Die Spieltheorie bezeichnet diese Konstellation als

Gefangenendilemma.

Japan und die USA können vertraglich den Verzicht auf protektionistische

Maßnahmen vereinbaren.

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•Internationale Handelsabkommen: ein geschichtlicher Abriss

Der international koordinierte Abbau der Zölle reicht bis in die 1930er

Jahre zurück (der Smoot-Hawley-Act).

Der multilaterale Zollabbau seit dem Zweiten Weltkrieg fand im Rahmen

des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (General Agreement

on Tariffs and Trade, GATT) statt, das 1947 verabschiedet wurde. Der

Sitz seines Sekretariats war Genf.

• Es wurde abgelöst von der Welthandelsorganisation (World Trade

Organization, WTO).

• Das GATT-WTO-System ist ein rechtlicher Rahmen, der Regeln für den

Welthandel vorgibt.

Internationale Verhandlungen und Handelspolitik

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Das GATT-WTO-System verbietet:

• Exportsubventionen (ausgenommen: Agrarprodukte)

• Importquoten (Ausnahme: Importe würden „Marktstörungen“ verursachen)

• Zölle (jeder neue Zoll oder jede Zollerhöhung muss durch die Senkung anderer Zölle ausgeglichen werden, um die betroffenen Exportnationen zu entschädigen)

Handelsrunde

• Die Vertreter zahlreicher Länder kommen zusammen, um ein Paket von Zollsenkungen und andere Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels zu vereinbaren.

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Seit 1947 haben acht Handelsrunden stattgefunden:

• Die ersten fünf nahmen die Form „paralleler“ bilateraler

Verhandlungen an (z.B. Deutschland mit Frankreich und Italien).

• Das sechste multilaterale Handelsabkommen, das als Kennedy-

Runde bezeichnet wird, wurde 1967 unterzeichnet:

Es sah eine generelle Senkung der Zölle um 50 Prozent auf Seiten der

großen Industrienationen vor. Ausgenommen waren einige genau

bezeichnete Branchen, deren Zölle unverändert blieben.

Insgesamt wurden die Durchschnittszölle im Rahmen der Kennedy-

Runde um etwa 35 Prozent gesenkt.

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• Die so genannte Tokio-Runde, die 1979 abgeschlossen wurde, führte

zu:

niedrigeren Zöllen

neuen Vorschriften, die sich gegen die Aufrechterhaltung nichttarifärer

Handelshemmnisse richteten.

• Eine achte Handelsrunde, die so genannte Uruguay-Runde, wurde

1994 abgeschlossen.

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•Die Uruguay-Runde

Ihre wichtigsten Ergebnisse sind: • Handelsliberalisierung

• Verwaltungsreformen

•Handelsliberalisierung

Der durchschnittliche Zoll der Industrienationen sank um nahezu 40%.

• Wichtiger noch sind die Maßnahmen zur Liberalisierung des Handels in zwei wichtigen Sektoren: Landwirtschaft und Bekleidung.

•Vom GATT zur WTO

Ein großer Teil der Berichterstattung über die Uruguay-Runde befasste sich mit der Schaffung der WTO.

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Inwieweit unterscheidet sich die WTO vom GATT?

• Das GATT war ein provisorisches Abkommen, die WTO stellt eine

vollwertige internationale Organisation dar.

• Das GATT bezog sich nur auf den Handel mit Gütern, die WTO

umfasst daneben auch Regeln für den Handel mit Dienstleistungen

(General Agreement on Trade in Services, GATS) und für die

internationale Anwendung internationaler Eigentumsrechte.

• Die WTO hat ein neues „Schlichtungsverfahren“, das weitaus

schnellere Entscheidungen ermöglicht.

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•Kosten und Nutzen

Die ökonomischen Auswirkungen der Uruguay-Runde sind schwer

abzuschätzen.

• Schätzungen der GATT und der Organisation für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehen davon aus, dass durch das

Abkommen die Weltwirtschaft Gewinne in Höhe von mehr als $200 Milliarden

pro Jahr verzeichnen wird.

Viele Ökonomen halten diese Schätzungen für zu niedrig.

• Die Kosten der Uruguay-Runde treffen einige konzentrierte und oftmals gut

organisierte Gruppen, während der Nutzen in erster Linie bei der breiten,

unorganisierten Bevölkerung anfällt.

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•Präferenzzollabkommen

Wenn Nationen Präferenzzollabkommen schließen, senken sie

wechselseitig ihre Zölle, nicht jedoch gegenüber Drittländern.

Das GATT-WTO-Regelwerk ächtet solche Abkommen als Verstoß gegen

das Meistbegünstigungs-Prinzip.

• Präferenzzollabkommen sind allerdings unter Bedingungen gestattet, wenn

sie insgesamt zur Verstärkung von Freihandel beitragen.

Internationale Verhandlungen und Handelspolitik

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Zwei oder mehr WTO-Länder können untereinander auf folgende Weisen

Freihandel einführen:

• Eine Freihandelszone ermöglicht Freihandel zwischen den Vertragspartnern,

die gegenüber außenstehenden Nationen jedoch eine eigenständige

Handelspolitik beibehalten können.

Beispiel: Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) schafft eine

Freihandelszone.

• Eine Zollunion ermöglicht Freihandel zwischen den daran Beteiligten und

erfordert zugleich eine gemeinsame Handelspolitik gegenüber Drittländern.

Beispiel: Die Europäische Union (EU) ist eine voll ausgebildete Zollunion.

• Ein gemeinsamer Binnenmarkt ist eine Zollunion mit Freizügigkeit für alle

Produktionsfaktoren (insbesondere die Arbeit).

Internationale Verhandlungen und Handelspolitik

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•Sind Präferenzzollabkommen günstig?

Das hängt davon ab, ob sie Handelsschaffung oder Handelsumleitung

bedingen.

• Handelsschaffung

Das Präferenzzollabkommen führt zur Ersetzung kostspieliger einheimischer

Produkte durch preisgünstige Importe aus anderen Vertragsländern.

• Handelsumleitung

Das Präferenzzollabkommen führt zur Ersetzung preisgünstiger Importe aus Nicht-

Vertragsländern durch kostspielige Importe aus Vertragsländern.

Internationale Verhandlungen und Handelspolitik

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•Es gibt drei Argumente zugunsten des Freihandels:

das Effizienzargument

zusätzliche Gewinne und Skaleneffekte

das politische Argument

•Es gibt zwei Argumente zugunsten von Abweichungen vom Freihandel:

das Terms- of-Trade-Argument für einen Zoll

das Argument des Marktversagens im Inland

Zusammenfassung

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•In der Praxis wird die Handelspolitik von Fragen der

Einkommensverteilung beherrscht.

Parteien machen sich die Politik zu eigen, die den Interessen des

Medianwählers entspricht.

Gut organisierten (oder kleinen) Gruppen gelingt es häufig, eine Politik

durchzusetzen, die ihre Interessen auf Kosten der Mehrheit wahrt.

Zusammenfassung

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•Internationale Verhandlungen tragen zum Zollabbau der Industrieländer

und zur Vermeidung von Handelskriegen bei.

•Das GATT ist die wichtigste Institution des Welthandelssystems.

Das jüngste weltweite GATT-Abkommen führte zur Gründung einer

neuen Organisation, der Welthandelsorganisation (WTO).

•Die WTO lässt drei Arten von Präferenzzollabkommen zu:

Freihandelszone, Zollunion und gemeinsamer Binnenmarkt.

•Ob Präferenzzollabkommen günstig oder ungünstig sind, hängt vom

Umfang der Handelsschaffung und der Handelsumlenkung ab.

Zusammenfassung

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