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Katholische Priester im Alter _ Aktuelle Situation und Probleme in der Versorgung im Bistum Dresden-Meißen Bachelorarbeit im Studiengang Pflegemanagement (B.A.) an der Fachhochschule Dresden FHD Erstgutachterin: Prof. Dr. Bärbel Dangel Zweitgutachter: Dipl. soz. Karsten König Vorgelegt von: Konrad Skatula Elsteraue 42 01917 Kamenz Matrikelnummer: 701216 Dresden, den 10.07.2015

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Katholische Priester im Alter

_

Aktuelle Situation und Probleme in der Versorgung im

Bistum Dresden-Meiszligen

Bachelorarbeit im Studiengang Pflegemanagement (BA)

an der Fachhochschule Dresden FHD

Erstgutachterin Prof Dr Baumlrbel Dangel

Zweitgutachter Dipl soz Karsten Koumlnig

Vorgelegt von

Konrad Skatula Elsteraue 42 01917 Kamenz Matrikelnummer 701216 Dresden den 10072015

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Problemstellung __________________ __________________ 3 2 Methodik ________________________________________ _______________ 4 3 Die katholische Kirche in Deutschland ___________ ___________________ 6

31 Entstehung _____________________________________________ 6 32 Priestertum _____________________________________________ 8 33 Kirchenhierarchie ________________________________________ 11 34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland ________________ 13

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in Deuts chland _______________ 16 5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der P riester ____________ 21

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen ______________________________ 21 52 Allgemeine Strukturdaten _________________________________ 23 53 Die aktuelle Situation der Priester ___________________________ 24 54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung ______________ 25 55 Angebote des Bistums fuumlr Priester __________________________ 26

6 Expertengespraumlche _______________________________ ______________ 27 61 Methode _______________________________________________ 27 62 Inhaltsanalyse __________________________________________ 28 63 Ergebnisse der Expertengespraumlche _________________________ 29

631 Demographischer Wandel _______________________________ 30 632 Aktuelle Situation______________________________________ 31 633 Krankheit ____________________________________________ 32 634 Versorgung __________________________________________ 33 635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse ______________________________ 33 636 Angebote ____________________________________________ 34 637 Schwerpunkte ________________________________________ 35

64 Diskussion _____________________________________________ 36 7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven _______ _________________ 37

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder ______________________ 38 72 Konsequenzen fuumlr die Priester _____________________________ 40 73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen ____________________ 42

8 Zusammenfassung _________________________________ ____________ 44 9 Fazit __________________________________________________________ 47 Literaturverzeichnis ______________________________ _________________ 49 Tabellenverzeichnis _______________________________ ________________ 52 Abbildungsverzeichnis _____________________________ _______________ 52 Anhang ____________________________________________ _____________ 53 Eidesstattliche Erklaumlrung _________________________ _________________ 55

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1 Einleitung und Problemstellung

Das Christentum wird seit seiner Entstehung maszliggeblich von den Verkuumlndern des

Evangeliums gepraumlgt Aus den anfaumlnglichen zwoumllf Aposteln mit einer

uumlberschaubaren Zahl an Anhaumlngern wurde im Lauf der Jahrhunderte eine der groszligen

Weltreligionen Mit weltweit ca 22 Milliarden Christen1 und einer Vielzahl an

Priestern Etwa 12 Milliarden Christen sind dabei Mitglieder der katholischen Kirche2

In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit rund 24 Millionen Katholiken was

in etwa 30 der Deutschen Bevoumllkerung entspricht3 Der Anteil der Kirchenmitglieder

in den alten Bundeslaumlndern ist deutlich houmlher als im Gebiet der ehemaligen

Deutschen Demokratischen Republik Die zurzeit 14636 Priester verteilen sich auf

27 Bistuumlmer Der Groszligteil der Priester (7343) ist in der Pfarrseelsorge taumltig4

Die Anforderungen welche die Geistlichen vor allem in der Pfarrseelsorge zu

bewaumlltigen haben wachsen stetig Sinkende Mitgliederzahlen groumlszligere Pfarreien und

fehlender Nachwuchs sind nur drei von vielen aktuellen Herausforderungen denen

sich die Kirche stellen muss Auch die allgemeinen demographischen und

soziokulturellen Entwicklungen beeinflussen die Situation der Priester in Deutschland

Das bedeutet analog zur Altersstruktur in Deutschland werden auch die Geistlichen

zunehmend aumllter Damit steigt auch die Zahl der Priester im Ruhestand an und es ist

aufgrund der steigenden Lebenserwartung mit einer Haumlufung von Krankheiten wie

Demenz zu rechnen5 Dies erschwert die ohnehin anspruchsvolle und komplexe

Taumltigkeit der Pflege die viel Wissen Kompetenz und Sensibilitaumlt erfordert Was

insbesondere der Fall ist wenn sich Pflegebeduumlrftiger und Pflegeperson kennen

Gerade in laumlndlichen Gebieten haben sich meist schon einmal die persoumlnlichen oder

beruflichen Lebenswege gekreuzt Diese Situation stellt beide Seiten vor viele

Fragen Insbesondere gilt dies wenn es sich bei dem Pflegebeduumlrftigen um einen

Priester handelt und die pflegende Person aus seiner Gemeinde stammt Wie

1 Pew Research Centers Religion amp Public Life Project Christian Population by Country httpwwwglobalreligiousfuturesorgreligionschristians gesichtet am 21042015

2 Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm gesichtet am 01072015

3 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Eckdaten kirchliches Leben

4 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Personalstatistik fuumlr das Jahr 2012

5 Derzeit gibt es in Deutschland ca 15 Millionen Mensch mit Demenz davon ca 90500 in Sachsen Deutsche Alzheimer Gesellschaft (2014) Selbsthilfe Demenz Berlin Eigenverlag S2 ff

4

begegne ich jemanden der mich unter Umstaumlnden schon mein ganzes Leben in

moralisch spiritueller Funktion begleitet Begonnen bei Taufe uumlber Kommunion und

Firmung bis hin zu Trauung oder in Lebenskrisen Diese besondere Situation fuumlhrt bei

Pflegenden und Priestern zu gegenseitigen Bedenken Wuumlnschen und Erwartungen

ggf auch Aumlngsten Auf Seite des versorgenden Personals koumlnnen das zum Beispiel

Fragen bezuumlglich des Umganges mit der Spiritualitaumlt oder dem Amt des Priesters

sein Auf Seiten der Priester sind es eher Fragen bezuumlglich des Prozess der Pflege

oder zu den Versorgungsstrukturen Zu beachten sind dabei auch die derzeitig

existierenden Angebote der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester

Ziel dieser Arbeit ist es die aktuelle Situation der Priester im Bistum Dresden Meiszligen

und moumlgliche Probleme in der Versorgung darzustellen Besonderes Augenmerk soll

dabei auf die Gruppe der uumlber 65 Jaumlhrigen gelegt werden Die zentralen Fragen

lauten

bull Wie ist die aktuelle Situation der Priester im Bistum

bull Welche Angebote gibt es fuumlr Priester

bull Gibt es Strukturen der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Welchen Einfluss haben die demographischen Veraumlnderungen auf die

Kirchenmitglieder und die Priester im Bistum

Basis fuumlr die Bearbeitung dieser Problemstellungen sind neben der existierenden

Fachliteratur Expertengespraumlche in denen vor allem die Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

seitens der Geistlichen erfragt werden sollen Ein wichtiger Grund fuumlr die

Entscheidung zu dieser Vorgehensweise ist das Fehlen wichtiger Daten Trotz

mehrfacher Anfragen konnten die Ansprechpartner beim Bistum Beispielsweise

keine konkreten Aussagen zur genauen Zahl der Priester im Ruhestand treffen Auch

waren Strukturdaten die fuumlr Bearbeitung des Thema wichtig gewesen waumlren nicht

verfuumlgbar Ein Beispiel dafuumlr ist die Altersstruktur der Priester im Bistum Daher

mussten auch Daten aus anderen Bistuumlmern vergleichend hinzu gezogen werden

2 Methodik

Die demographischen Entwicklungen in Deutschland wie Ruumlckgang der

Bevoumllkerungszahl Veraumlnderung der Altersstruktur und Umverteilung der Bevoumllkerung

vom Land in die Staumldte sind auch in Sachsen spuumlrbar Die katholische Kirche

reagierte darauf zum Beispiel mit der Schlieszligung von Pfarreien und Seelsorgestellen

aufgrund Priestermangels Die Priester im Bistums Dresden-Meiszligen muumlssen also mit

5

neuen Herausforderungen wie beispielsweise fehlenden Nachwuchs gestiegener

Arbeitsbelastung und einer groumlszligeren Zahl von Priester im Ruhestand umgehen

Um einen Uumlberblick uumlber die Thematik zu gewinnen wurde zu Beginn dieser

Forschungsarbeit eine umfassende Literaturrecherche und -analyse durchgefuumlhrt

Genutzt wurde dafuumlr unter anderem das Datenbank-Infosystem der Saumlchsischen

Landesbibliothek Dresden Die Suche uumlber den Katalog der Landesbibliothek ergab

etwa 5700 Treffer fuumlr den Begriff bdquoKatholischer Priesterldquo Fuumlr den Begriff bdquoKatholischer

Priester im Ruhestandldquo reduzierten sich die Treffer auf 235 Aussagekraumlftige

Publikationen uumlber Priester im Ruhestand waren jedoch nicht zu finden Eine

Recherche in Fachdatenbanken wie zum Beispiel der Caritasbibliothek fuumlr Soziales

brachte ebenfalls keine nennenswerten Ergebnisse zur Thematik Es fanden sich

zwar zahlreiche Publikationen zu Priestern aber nicht zur Thematik des

Ruhestandes Eine Anfrage an den Leiter eines Forschungsprojektes zur

Lebenszufriedenheit von katholischen Priester blieb leider unbeantwortet Dies macht

deutlich dass es zur konkreten Problemstellung keine aktuellen

Forschungsergebnisse gibt was die Notwendigkeit dieser Arbeit verdeutlicht

Neben analogen Quellen wie Fachbuumlchern zum Beispiel das von Lenz Karsten

bdquoKatholische Priester in der individualisierten Gesellschaftldquo und Fachzeitschriften wie

der bdquoCaritasldquo wurden auch Internetquellen zum Beispiel wissenschaftliche Arbeiten

oder auch Publikationen der katholischen Kirche als Literatur genutzt Eine Uumlbersicht

uumlber die verwendeten Quellen befindet sich im Literaturverzeichnis am Ende der

Forschungsarbeit Zur Sammlung von weiteren Informationen wurde eine

Datenerhebung durchgefuumlhrt Aufgrund des relativ kleinen Personenkreises der

dafuumlr zur Verfuumlgung stand entschied sich der Autor fuumlr eine qualitative Erhebung

mittels Experteninterviews Im Vergleich mit der quantitativen Datenerhebung sind die

Vorteile dieser Methode groumlszligere Offenheit und die Moumlglichkeit der Nutzung von

interpretativen Verfahren zur Datenauswertung6

6 Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative Politikanalyse Berlin Springer S32

6

3 Die katholische Kirche in Deutschland

Um deutlich zu machen was katholische Priester in Deutschland von anderen

Bevoumllkerungsgruppen unterscheidet ist es zunaumlchst erforderlich die Entstehung und

die Strukturen der katholischen Kirche und des Priestertums darzustellen

31 Entstehung bdquoReligionen fallen nicht fertig vom Himmel Sie entstehen und entwickeln sich auch

nicht in einem geschichtsfreien Raum sondern unter konkreten kulturellen bzw

geistigen Bedingungen innerhalb eines bereits gegeben religioumlsen Umfeldsldquo7

Das Christentum beginnt sich ca ab dem Jahr 40 vor Christus (v Chr) in Nordafrika

unter roumlmischer Besatzung8 auf dem heutigen Staatsgebiet von Israel zu entwickeln

Im Spannungsfeld zwischen liberalen Juden welche sich mit der Besatzung

arrangieren und konservativen Juden die fuumlr einen eigenen Staat kaumlmpfen wollen

tritt Jesus von Nazareth in Erscheinung Durch den asketischen Prediger Johannes

beeinflusst der aus religioumlser und philosophischer Motivation heraus das Erscheinen

eines Erloumlsers propagiert beginnt Jesus selbst zu predigen und mit Schriftgelehrten

zu diskutieren Seine Botschaft von Naumlchstenliebe und Bescheidenheit fuumlhrt zur

Entstehung des Christentums Die umfassenden Aufzeichnungen seiner Taten und

die Wirkung auf seine Mitmenschen sind in den bis heute uumlberlieferten Evangelien

niedergeschrieben9 Unter Fuumlhrung von Petrus beginnt sich das Christentum auch im

roumlmischen Reich zu verbreiten In den vielen neu entstandenen christlichen

Gemeinden entstehen erst Aumlmter innerhalb der noch jungen kirchlichen Struktur

Dazu werden zunaumlchst aufsichtsfuumlhrende Personen eingesetzt die eher

Verwaltungsaufgaben erledigen Ihre Bezeichnung lautet Episkopen10 aus ihnen

entwickelt sich das bis in die heutige Zeit erhaltene Bischofstum Zum anderen

7 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S8

8 Rom war zu dieser Zeit zur Weltmacht aufgestiegen neben dem heutigen Italien kontrollierte das roumlmische Reich nahezu den gesamten Mittelmeerraum Rom war zu gleich Grundlage und Gegner der Entwicklung und Etablierung des Christentums Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 11

9 Die Evangelien sind ein Bestandteil der Bibel In Ihnen berichten die Begleiter Jesu die Apostel Matthaumlus Markus Lukas und Johannes von der Verbreitung der bdquoHeilsbotschaftldquo Ihre Schriften sind Sammlungen aus verschiedenen Quellen Aus diesen Aufzeichnungen und Aumllteren wurde die Bibel zusammengestellt Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

10 Der Begriff ist ein Synonym aus dem fruumlhen Christentum fuumlr den Gemeindeaumlltesten Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

7

werden ausfuumlhrende Personen Diakone genannt eingesetzt Sie unterstanden den

Episkopen und erfuumlllten Aufgaben aumlhnlich denen der heutigen Priester und sind daher

als die Grundform des Priestertums zu verstehen Etwa im zweiten Jahrhundert nach

Christus ist somit das Grundmuster der katholischen Kirche mit Versen wie dem

Glaubensbekenntnis den bereits beschriebenen Evangelien und dem Bischofsamt

komplett Mit dem Zerfall des westlichen Roumlmischen Reiches schwinden Strukturen

und es steigt die Zahl der Beduumlrftigen an Die fruumlhe Kirche ist gut organisiert und

uumlbernimmt in Folge viele weltliche Aufgaben11 Unter anderem auch die Pflege von

kranken alten und schwachen Menschen Zuerst werden Beduumlrftige in den

Raumlumlichkeiten der Bischoumlfe versorgt Diese waren bald zu klein so dass in Folge

erste Fremdenheime entstehen Diese werden von der christlichen Gemeinschaft

getragen und sind eingeteilt in Bereiche fuumlr Fremde wie Pilger und in Bereiche fuumlr Alte

und Kranke Sie werden bdquoXenodochiumldquo genannt Die Pflege und Behandlung

geschah durch Angehoumlrige der Kirche wie Priester Nonnen oder Moumlnche Aus diesen

in der Literatur auch als bdquoPilgerheimenldquo bezeichneten Einrichtungen entstehen spaumlter

Krankenhaumluser und Altenheime12 Bis in das 20 Jahrhundert hinein ist eine

professionelle Altenpflege aufgrund fehlender Nachfrage faktisch nicht existent

Gruumlnde dafuumlr sind die geringere Lebenserwartung als heute und die vorherrschende

Struktur der familiaumlren Versorgung aumllterer Menschen Dies aumlndert sich im 19 Und 20

Jahrhundert Im Zuge der Industrialisierung verschlechtern sich zunaumlchst die

Lebensbedingungen vor allem in den Staumldten Zudem schwinden die bis dahin

existierende familiaumlre Versorgungsstrukturen Die durch Urbanisierung

aufkommenden Probleme wie zum Beispiel Armut oder koumlrperliche Behinderungen

durch Arbeitsunfaumllle werden von den gewachsenen kirchlichen Strukturen mit

Schulen Kindereinrichtungen sowie Kranken- und Altenheimen aufgefangen Durch

die Einfuumlhrung der Sozialversicherung und weitere Entwicklungen und Entdeckungen

im Bereich der Medizin Anfang des 20 Jahrhunderts verbessern sich die

Lebensbedingungen und es steigt die durchschnittliche Lebenserwartung In dieser

Zeit erlebt auch die Kirche viele Wandlungen Aus der Krise die zunaumlchst durch das

Ende der Einheit mit dem Staat entsteht geht die Kirche schlieszliglich als Gewinner

hervor Die Kirche etabliert sich so als feste Groumlszlige innerhalb des deutschen

Sozialwesens Auch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert wie die beiden

11 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

12 Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter S 126

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

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Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

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anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

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Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

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Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

2

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Problemstellung __________________ __________________ 3 2 Methodik ________________________________________ _______________ 4 3 Die katholische Kirche in Deutschland ___________ ___________________ 6

31 Entstehung _____________________________________________ 6 32 Priestertum _____________________________________________ 8 33 Kirchenhierarchie ________________________________________ 11 34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland ________________ 13

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in Deuts chland _______________ 16 5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der P riester ____________ 21

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen ______________________________ 21 52 Allgemeine Strukturdaten _________________________________ 23 53 Die aktuelle Situation der Priester ___________________________ 24 54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung ______________ 25 55 Angebote des Bistums fuumlr Priester __________________________ 26

6 Expertengespraumlche _______________________________ ______________ 27 61 Methode _______________________________________________ 27 62 Inhaltsanalyse __________________________________________ 28 63 Ergebnisse der Expertengespraumlche _________________________ 29

631 Demographischer Wandel _______________________________ 30 632 Aktuelle Situation______________________________________ 31 633 Krankheit ____________________________________________ 32 634 Versorgung __________________________________________ 33 635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse ______________________________ 33 636 Angebote ____________________________________________ 34 637 Schwerpunkte ________________________________________ 35

64 Diskussion _____________________________________________ 36 7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven _______ _________________ 37

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder ______________________ 38 72 Konsequenzen fuumlr die Priester _____________________________ 40 73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen ____________________ 42

8 Zusammenfassung _________________________________ ____________ 44 9 Fazit __________________________________________________________ 47 Literaturverzeichnis ______________________________ _________________ 49 Tabellenverzeichnis _______________________________ ________________ 52 Abbildungsverzeichnis _____________________________ _______________ 52 Anhang ____________________________________________ _____________ 53 Eidesstattliche Erklaumlrung _________________________ _________________ 55

3

1 Einleitung und Problemstellung

Das Christentum wird seit seiner Entstehung maszliggeblich von den Verkuumlndern des

Evangeliums gepraumlgt Aus den anfaumlnglichen zwoumllf Aposteln mit einer

uumlberschaubaren Zahl an Anhaumlngern wurde im Lauf der Jahrhunderte eine der groszligen

Weltreligionen Mit weltweit ca 22 Milliarden Christen1 und einer Vielzahl an

Priestern Etwa 12 Milliarden Christen sind dabei Mitglieder der katholischen Kirche2

In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit rund 24 Millionen Katholiken was

in etwa 30 der Deutschen Bevoumllkerung entspricht3 Der Anteil der Kirchenmitglieder

in den alten Bundeslaumlndern ist deutlich houmlher als im Gebiet der ehemaligen

Deutschen Demokratischen Republik Die zurzeit 14636 Priester verteilen sich auf

27 Bistuumlmer Der Groszligteil der Priester (7343) ist in der Pfarrseelsorge taumltig4

Die Anforderungen welche die Geistlichen vor allem in der Pfarrseelsorge zu

bewaumlltigen haben wachsen stetig Sinkende Mitgliederzahlen groumlszligere Pfarreien und

fehlender Nachwuchs sind nur drei von vielen aktuellen Herausforderungen denen

sich die Kirche stellen muss Auch die allgemeinen demographischen und

soziokulturellen Entwicklungen beeinflussen die Situation der Priester in Deutschland

Das bedeutet analog zur Altersstruktur in Deutschland werden auch die Geistlichen

zunehmend aumllter Damit steigt auch die Zahl der Priester im Ruhestand an und es ist

aufgrund der steigenden Lebenserwartung mit einer Haumlufung von Krankheiten wie

Demenz zu rechnen5 Dies erschwert die ohnehin anspruchsvolle und komplexe

Taumltigkeit der Pflege die viel Wissen Kompetenz und Sensibilitaumlt erfordert Was

insbesondere der Fall ist wenn sich Pflegebeduumlrftiger und Pflegeperson kennen

Gerade in laumlndlichen Gebieten haben sich meist schon einmal die persoumlnlichen oder

beruflichen Lebenswege gekreuzt Diese Situation stellt beide Seiten vor viele

Fragen Insbesondere gilt dies wenn es sich bei dem Pflegebeduumlrftigen um einen

Priester handelt und die pflegende Person aus seiner Gemeinde stammt Wie

1 Pew Research Centers Religion amp Public Life Project Christian Population by Country httpwwwglobalreligiousfuturesorgreligionschristians gesichtet am 21042015

2 Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm gesichtet am 01072015

3 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Eckdaten kirchliches Leben

4 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Personalstatistik fuumlr das Jahr 2012

5 Derzeit gibt es in Deutschland ca 15 Millionen Mensch mit Demenz davon ca 90500 in Sachsen Deutsche Alzheimer Gesellschaft (2014) Selbsthilfe Demenz Berlin Eigenverlag S2 ff

4

begegne ich jemanden der mich unter Umstaumlnden schon mein ganzes Leben in

moralisch spiritueller Funktion begleitet Begonnen bei Taufe uumlber Kommunion und

Firmung bis hin zu Trauung oder in Lebenskrisen Diese besondere Situation fuumlhrt bei

Pflegenden und Priestern zu gegenseitigen Bedenken Wuumlnschen und Erwartungen

ggf auch Aumlngsten Auf Seite des versorgenden Personals koumlnnen das zum Beispiel

Fragen bezuumlglich des Umganges mit der Spiritualitaumlt oder dem Amt des Priesters

sein Auf Seiten der Priester sind es eher Fragen bezuumlglich des Prozess der Pflege

oder zu den Versorgungsstrukturen Zu beachten sind dabei auch die derzeitig

existierenden Angebote der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester

Ziel dieser Arbeit ist es die aktuelle Situation der Priester im Bistum Dresden Meiszligen

und moumlgliche Probleme in der Versorgung darzustellen Besonderes Augenmerk soll

dabei auf die Gruppe der uumlber 65 Jaumlhrigen gelegt werden Die zentralen Fragen

lauten

bull Wie ist die aktuelle Situation der Priester im Bistum

bull Welche Angebote gibt es fuumlr Priester

bull Gibt es Strukturen der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Welchen Einfluss haben die demographischen Veraumlnderungen auf die

Kirchenmitglieder und die Priester im Bistum

Basis fuumlr die Bearbeitung dieser Problemstellungen sind neben der existierenden

Fachliteratur Expertengespraumlche in denen vor allem die Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

seitens der Geistlichen erfragt werden sollen Ein wichtiger Grund fuumlr die

Entscheidung zu dieser Vorgehensweise ist das Fehlen wichtiger Daten Trotz

mehrfacher Anfragen konnten die Ansprechpartner beim Bistum Beispielsweise

keine konkreten Aussagen zur genauen Zahl der Priester im Ruhestand treffen Auch

waren Strukturdaten die fuumlr Bearbeitung des Thema wichtig gewesen waumlren nicht

verfuumlgbar Ein Beispiel dafuumlr ist die Altersstruktur der Priester im Bistum Daher

mussten auch Daten aus anderen Bistuumlmern vergleichend hinzu gezogen werden

2 Methodik

Die demographischen Entwicklungen in Deutschland wie Ruumlckgang der

Bevoumllkerungszahl Veraumlnderung der Altersstruktur und Umverteilung der Bevoumllkerung

vom Land in die Staumldte sind auch in Sachsen spuumlrbar Die katholische Kirche

reagierte darauf zum Beispiel mit der Schlieszligung von Pfarreien und Seelsorgestellen

aufgrund Priestermangels Die Priester im Bistums Dresden-Meiszligen muumlssen also mit

5

neuen Herausforderungen wie beispielsweise fehlenden Nachwuchs gestiegener

Arbeitsbelastung und einer groumlszligeren Zahl von Priester im Ruhestand umgehen

Um einen Uumlberblick uumlber die Thematik zu gewinnen wurde zu Beginn dieser

Forschungsarbeit eine umfassende Literaturrecherche und -analyse durchgefuumlhrt

Genutzt wurde dafuumlr unter anderem das Datenbank-Infosystem der Saumlchsischen

Landesbibliothek Dresden Die Suche uumlber den Katalog der Landesbibliothek ergab

etwa 5700 Treffer fuumlr den Begriff bdquoKatholischer Priesterldquo Fuumlr den Begriff bdquoKatholischer

Priester im Ruhestandldquo reduzierten sich die Treffer auf 235 Aussagekraumlftige

Publikationen uumlber Priester im Ruhestand waren jedoch nicht zu finden Eine

Recherche in Fachdatenbanken wie zum Beispiel der Caritasbibliothek fuumlr Soziales

brachte ebenfalls keine nennenswerten Ergebnisse zur Thematik Es fanden sich

zwar zahlreiche Publikationen zu Priestern aber nicht zur Thematik des

Ruhestandes Eine Anfrage an den Leiter eines Forschungsprojektes zur

Lebenszufriedenheit von katholischen Priester blieb leider unbeantwortet Dies macht

deutlich dass es zur konkreten Problemstellung keine aktuellen

Forschungsergebnisse gibt was die Notwendigkeit dieser Arbeit verdeutlicht

Neben analogen Quellen wie Fachbuumlchern zum Beispiel das von Lenz Karsten

bdquoKatholische Priester in der individualisierten Gesellschaftldquo und Fachzeitschriften wie

der bdquoCaritasldquo wurden auch Internetquellen zum Beispiel wissenschaftliche Arbeiten

oder auch Publikationen der katholischen Kirche als Literatur genutzt Eine Uumlbersicht

uumlber die verwendeten Quellen befindet sich im Literaturverzeichnis am Ende der

Forschungsarbeit Zur Sammlung von weiteren Informationen wurde eine

Datenerhebung durchgefuumlhrt Aufgrund des relativ kleinen Personenkreises der

dafuumlr zur Verfuumlgung stand entschied sich der Autor fuumlr eine qualitative Erhebung

mittels Experteninterviews Im Vergleich mit der quantitativen Datenerhebung sind die

Vorteile dieser Methode groumlszligere Offenheit und die Moumlglichkeit der Nutzung von

interpretativen Verfahren zur Datenauswertung6

6 Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative Politikanalyse Berlin Springer S32

6

3 Die katholische Kirche in Deutschland

Um deutlich zu machen was katholische Priester in Deutschland von anderen

Bevoumllkerungsgruppen unterscheidet ist es zunaumlchst erforderlich die Entstehung und

die Strukturen der katholischen Kirche und des Priestertums darzustellen

31 Entstehung bdquoReligionen fallen nicht fertig vom Himmel Sie entstehen und entwickeln sich auch

nicht in einem geschichtsfreien Raum sondern unter konkreten kulturellen bzw

geistigen Bedingungen innerhalb eines bereits gegeben religioumlsen Umfeldsldquo7

Das Christentum beginnt sich ca ab dem Jahr 40 vor Christus (v Chr) in Nordafrika

unter roumlmischer Besatzung8 auf dem heutigen Staatsgebiet von Israel zu entwickeln

Im Spannungsfeld zwischen liberalen Juden welche sich mit der Besatzung

arrangieren und konservativen Juden die fuumlr einen eigenen Staat kaumlmpfen wollen

tritt Jesus von Nazareth in Erscheinung Durch den asketischen Prediger Johannes

beeinflusst der aus religioumlser und philosophischer Motivation heraus das Erscheinen

eines Erloumlsers propagiert beginnt Jesus selbst zu predigen und mit Schriftgelehrten

zu diskutieren Seine Botschaft von Naumlchstenliebe und Bescheidenheit fuumlhrt zur

Entstehung des Christentums Die umfassenden Aufzeichnungen seiner Taten und

die Wirkung auf seine Mitmenschen sind in den bis heute uumlberlieferten Evangelien

niedergeschrieben9 Unter Fuumlhrung von Petrus beginnt sich das Christentum auch im

roumlmischen Reich zu verbreiten In den vielen neu entstandenen christlichen

Gemeinden entstehen erst Aumlmter innerhalb der noch jungen kirchlichen Struktur

Dazu werden zunaumlchst aufsichtsfuumlhrende Personen eingesetzt die eher

Verwaltungsaufgaben erledigen Ihre Bezeichnung lautet Episkopen10 aus ihnen

entwickelt sich das bis in die heutige Zeit erhaltene Bischofstum Zum anderen

7 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S8

8 Rom war zu dieser Zeit zur Weltmacht aufgestiegen neben dem heutigen Italien kontrollierte das roumlmische Reich nahezu den gesamten Mittelmeerraum Rom war zu gleich Grundlage und Gegner der Entwicklung und Etablierung des Christentums Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 11

9 Die Evangelien sind ein Bestandteil der Bibel In Ihnen berichten die Begleiter Jesu die Apostel Matthaumlus Markus Lukas und Johannes von der Verbreitung der bdquoHeilsbotschaftldquo Ihre Schriften sind Sammlungen aus verschiedenen Quellen Aus diesen Aufzeichnungen und Aumllteren wurde die Bibel zusammengestellt Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

10 Der Begriff ist ein Synonym aus dem fruumlhen Christentum fuumlr den Gemeindeaumlltesten Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

7

werden ausfuumlhrende Personen Diakone genannt eingesetzt Sie unterstanden den

Episkopen und erfuumlllten Aufgaben aumlhnlich denen der heutigen Priester und sind daher

als die Grundform des Priestertums zu verstehen Etwa im zweiten Jahrhundert nach

Christus ist somit das Grundmuster der katholischen Kirche mit Versen wie dem

Glaubensbekenntnis den bereits beschriebenen Evangelien und dem Bischofsamt

komplett Mit dem Zerfall des westlichen Roumlmischen Reiches schwinden Strukturen

und es steigt die Zahl der Beduumlrftigen an Die fruumlhe Kirche ist gut organisiert und

uumlbernimmt in Folge viele weltliche Aufgaben11 Unter anderem auch die Pflege von

kranken alten und schwachen Menschen Zuerst werden Beduumlrftige in den

Raumlumlichkeiten der Bischoumlfe versorgt Diese waren bald zu klein so dass in Folge

erste Fremdenheime entstehen Diese werden von der christlichen Gemeinschaft

getragen und sind eingeteilt in Bereiche fuumlr Fremde wie Pilger und in Bereiche fuumlr Alte

und Kranke Sie werden bdquoXenodochiumldquo genannt Die Pflege und Behandlung

geschah durch Angehoumlrige der Kirche wie Priester Nonnen oder Moumlnche Aus diesen

in der Literatur auch als bdquoPilgerheimenldquo bezeichneten Einrichtungen entstehen spaumlter

Krankenhaumluser und Altenheime12 Bis in das 20 Jahrhundert hinein ist eine

professionelle Altenpflege aufgrund fehlender Nachfrage faktisch nicht existent

Gruumlnde dafuumlr sind die geringere Lebenserwartung als heute und die vorherrschende

Struktur der familiaumlren Versorgung aumllterer Menschen Dies aumlndert sich im 19 Und 20

Jahrhundert Im Zuge der Industrialisierung verschlechtern sich zunaumlchst die

Lebensbedingungen vor allem in den Staumldten Zudem schwinden die bis dahin

existierende familiaumlre Versorgungsstrukturen Die durch Urbanisierung

aufkommenden Probleme wie zum Beispiel Armut oder koumlrperliche Behinderungen

durch Arbeitsunfaumllle werden von den gewachsenen kirchlichen Strukturen mit

Schulen Kindereinrichtungen sowie Kranken- und Altenheimen aufgefangen Durch

die Einfuumlhrung der Sozialversicherung und weitere Entwicklungen und Entdeckungen

im Bereich der Medizin Anfang des 20 Jahrhunderts verbessern sich die

Lebensbedingungen und es steigt die durchschnittliche Lebenserwartung In dieser

Zeit erlebt auch die Kirche viele Wandlungen Aus der Krise die zunaumlchst durch das

Ende der Einheit mit dem Staat entsteht geht die Kirche schlieszliglich als Gewinner

hervor Die Kirche etabliert sich so als feste Groumlszlige innerhalb des deutschen

Sozialwesens Auch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert wie die beiden

11 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

12 Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter S 126

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

3

1 Einleitung und Problemstellung

Das Christentum wird seit seiner Entstehung maszliggeblich von den Verkuumlndern des

Evangeliums gepraumlgt Aus den anfaumlnglichen zwoumllf Aposteln mit einer

uumlberschaubaren Zahl an Anhaumlngern wurde im Lauf der Jahrhunderte eine der groszligen

Weltreligionen Mit weltweit ca 22 Milliarden Christen1 und einer Vielzahl an

Priestern Etwa 12 Milliarden Christen sind dabei Mitglieder der katholischen Kirche2

In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit rund 24 Millionen Katholiken was

in etwa 30 der Deutschen Bevoumllkerung entspricht3 Der Anteil der Kirchenmitglieder

in den alten Bundeslaumlndern ist deutlich houmlher als im Gebiet der ehemaligen

Deutschen Demokratischen Republik Die zurzeit 14636 Priester verteilen sich auf

27 Bistuumlmer Der Groszligteil der Priester (7343) ist in der Pfarrseelsorge taumltig4

Die Anforderungen welche die Geistlichen vor allem in der Pfarrseelsorge zu

bewaumlltigen haben wachsen stetig Sinkende Mitgliederzahlen groumlszligere Pfarreien und

fehlender Nachwuchs sind nur drei von vielen aktuellen Herausforderungen denen

sich die Kirche stellen muss Auch die allgemeinen demographischen und

soziokulturellen Entwicklungen beeinflussen die Situation der Priester in Deutschland

Das bedeutet analog zur Altersstruktur in Deutschland werden auch die Geistlichen

zunehmend aumllter Damit steigt auch die Zahl der Priester im Ruhestand an und es ist

aufgrund der steigenden Lebenserwartung mit einer Haumlufung von Krankheiten wie

Demenz zu rechnen5 Dies erschwert die ohnehin anspruchsvolle und komplexe

Taumltigkeit der Pflege die viel Wissen Kompetenz und Sensibilitaumlt erfordert Was

insbesondere der Fall ist wenn sich Pflegebeduumlrftiger und Pflegeperson kennen

Gerade in laumlndlichen Gebieten haben sich meist schon einmal die persoumlnlichen oder

beruflichen Lebenswege gekreuzt Diese Situation stellt beide Seiten vor viele

Fragen Insbesondere gilt dies wenn es sich bei dem Pflegebeduumlrftigen um einen

Priester handelt und die pflegende Person aus seiner Gemeinde stammt Wie

1 Pew Research Centers Religion amp Public Life Project Christian Population by Country httpwwwglobalreligiousfuturesorgreligionschristians gesichtet am 21042015

2 Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm gesichtet am 01072015

3 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Eckdaten kirchliches Leben

4 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Personalstatistik fuumlr das Jahr 2012

5 Derzeit gibt es in Deutschland ca 15 Millionen Mensch mit Demenz davon ca 90500 in Sachsen Deutsche Alzheimer Gesellschaft (2014) Selbsthilfe Demenz Berlin Eigenverlag S2 ff

4

begegne ich jemanden der mich unter Umstaumlnden schon mein ganzes Leben in

moralisch spiritueller Funktion begleitet Begonnen bei Taufe uumlber Kommunion und

Firmung bis hin zu Trauung oder in Lebenskrisen Diese besondere Situation fuumlhrt bei

Pflegenden und Priestern zu gegenseitigen Bedenken Wuumlnschen und Erwartungen

ggf auch Aumlngsten Auf Seite des versorgenden Personals koumlnnen das zum Beispiel

Fragen bezuumlglich des Umganges mit der Spiritualitaumlt oder dem Amt des Priesters

sein Auf Seiten der Priester sind es eher Fragen bezuumlglich des Prozess der Pflege

oder zu den Versorgungsstrukturen Zu beachten sind dabei auch die derzeitig

existierenden Angebote der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester

Ziel dieser Arbeit ist es die aktuelle Situation der Priester im Bistum Dresden Meiszligen

und moumlgliche Probleme in der Versorgung darzustellen Besonderes Augenmerk soll

dabei auf die Gruppe der uumlber 65 Jaumlhrigen gelegt werden Die zentralen Fragen

lauten

bull Wie ist die aktuelle Situation der Priester im Bistum

bull Welche Angebote gibt es fuumlr Priester

bull Gibt es Strukturen der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Welchen Einfluss haben die demographischen Veraumlnderungen auf die

Kirchenmitglieder und die Priester im Bistum

Basis fuumlr die Bearbeitung dieser Problemstellungen sind neben der existierenden

Fachliteratur Expertengespraumlche in denen vor allem die Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

seitens der Geistlichen erfragt werden sollen Ein wichtiger Grund fuumlr die

Entscheidung zu dieser Vorgehensweise ist das Fehlen wichtiger Daten Trotz

mehrfacher Anfragen konnten die Ansprechpartner beim Bistum Beispielsweise

keine konkreten Aussagen zur genauen Zahl der Priester im Ruhestand treffen Auch

waren Strukturdaten die fuumlr Bearbeitung des Thema wichtig gewesen waumlren nicht

verfuumlgbar Ein Beispiel dafuumlr ist die Altersstruktur der Priester im Bistum Daher

mussten auch Daten aus anderen Bistuumlmern vergleichend hinzu gezogen werden

2 Methodik

Die demographischen Entwicklungen in Deutschland wie Ruumlckgang der

Bevoumllkerungszahl Veraumlnderung der Altersstruktur und Umverteilung der Bevoumllkerung

vom Land in die Staumldte sind auch in Sachsen spuumlrbar Die katholische Kirche

reagierte darauf zum Beispiel mit der Schlieszligung von Pfarreien und Seelsorgestellen

aufgrund Priestermangels Die Priester im Bistums Dresden-Meiszligen muumlssen also mit

5

neuen Herausforderungen wie beispielsweise fehlenden Nachwuchs gestiegener

Arbeitsbelastung und einer groumlszligeren Zahl von Priester im Ruhestand umgehen

Um einen Uumlberblick uumlber die Thematik zu gewinnen wurde zu Beginn dieser

Forschungsarbeit eine umfassende Literaturrecherche und -analyse durchgefuumlhrt

Genutzt wurde dafuumlr unter anderem das Datenbank-Infosystem der Saumlchsischen

Landesbibliothek Dresden Die Suche uumlber den Katalog der Landesbibliothek ergab

etwa 5700 Treffer fuumlr den Begriff bdquoKatholischer Priesterldquo Fuumlr den Begriff bdquoKatholischer

Priester im Ruhestandldquo reduzierten sich die Treffer auf 235 Aussagekraumlftige

Publikationen uumlber Priester im Ruhestand waren jedoch nicht zu finden Eine

Recherche in Fachdatenbanken wie zum Beispiel der Caritasbibliothek fuumlr Soziales

brachte ebenfalls keine nennenswerten Ergebnisse zur Thematik Es fanden sich

zwar zahlreiche Publikationen zu Priestern aber nicht zur Thematik des

Ruhestandes Eine Anfrage an den Leiter eines Forschungsprojektes zur

Lebenszufriedenheit von katholischen Priester blieb leider unbeantwortet Dies macht

deutlich dass es zur konkreten Problemstellung keine aktuellen

Forschungsergebnisse gibt was die Notwendigkeit dieser Arbeit verdeutlicht

Neben analogen Quellen wie Fachbuumlchern zum Beispiel das von Lenz Karsten

bdquoKatholische Priester in der individualisierten Gesellschaftldquo und Fachzeitschriften wie

der bdquoCaritasldquo wurden auch Internetquellen zum Beispiel wissenschaftliche Arbeiten

oder auch Publikationen der katholischen Kirche als Literatur genutzt Eine Uumlbersicht

uumlber die verwendeten Quellen befindet sich im Literaturverzeichnis am Ende der

Forschungsarbeit Zur Sammlung von weiteren Informationen wurde eine

Datenerhebung durchgefuumlhrt Aufgrund des relativ kleinen Personenkreises der

dafuumlr zur Verfuumlgung stand entschied sich der Autor fuumlr eine qualitative Erhebung

mittels Experteninterviews Im Vergleich mit der quantitativen Datenerhebung sind die

Vorteile dieser Methode groumlszligere Offenheit und die Moumlglichkeit der Nutzung von

interpretativen Verfahren zur Datenauswertung6

6 Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative Politikanalyse Berlin Springer S32

6

3 Die katholische Kirche in Deutschland

Um deutlich zu machen was katholische Priester in Deutschland von anderen

Bevoumllkerungsgruppen unterscheidet ist es zunaumlchst erforderlich die Entstehung und

die Strukturen der katholischen Kirche und des Priestertums darzustellen

31 Entstehung bdquoReligionen fallen nicht fertig vom Himmel Sie entstehen und entwickeln sich auch

nicht in einem geschichtsfreien Raum sondern unter konkreten kulturellen bzw

geistigen Bedingungen innerhalb eines bereits gegeben religioumlsen Umfeldsldquo7

Das Christentum beginnt sich ca ab dem Jahr 40 vor Christus (v Chr) in Nordafrika

unter roumlmischer Besatzung8 auf dem heutigen Staatsgebiet von Israel zu entwickeln

Im Spannungsfeld zwischen liberalen Juden welche sich mit der Besatzung

arrangieren und konservativen Juden die fuumlr einen eigenen Staat kaumlmpfen wollen

tritt Jesus von Nazareth in Erscheinung Durch den asketischen Prediger Johannes

beeinflusst der aus religioumlser und philosophischer Motivation heraus das Erscheinen

eines Erloumlsers propagiert beginnt Jesus selbst zu predigen und mit Schriftgelehrten

zu diskutieren Seine Botschaft von Naumlchstenliebe und Bescheidenheit fuumlhrt zur

Entstehung des Christentums Die umfassenden Aufzeichnungen seiner Taten und

die Wirkung auf seine Mitmenschen sind in den bis heute uumlberlieferten Evangelien

niedergeschrieben9 Unter Fuumlhrung von Petrus beginnt sich das Christentum auch im

roumlmischen Reich zu verbreiten In den vielen neu entstandenen christlichen

Gemeinden entstehen erst Aumlmter innerhalb der noch jungen kirchlichen Struktur

Dazu werden zunaumlchst aufsichtsfuumlhrende Personen eingesetzt die eher

Verwaltungsaufgaben erledigen Ihre Bezeichnung lautet Episkopen10 aus ihnen

entwickelt sich das bis in die heutige Zeit erhaltene Bischofstum Zum anderen

7 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S8

8 Rom war zu dieser Zeit zur Weltmacht aufgestiegen neben dem heutigen Italien kontrollierte das roumlmische Reich nahezu den gesamten Mittelmeerraum Rom war zu gleich Grundlage und Gegner der Entwicklung und Etablierung des Christentums Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 11

9 Die Evangelien sind ein Bestandteil der Bibel In Ihnen berichten die Begleiter Jesu die Apostel Matthaumlus Markus Lukas und Johannes von der Verbreitung der bdquoHeilsbotschaftldquo Ihre Schriften sind Sammlungen aus verschiedenen Quellen Aus diesen Aufzeichnungen und Aumllteren wurde die Bibel zusammengestellt Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

10 Der Begriff ist ein Synonym aus dem fruumlhen Christentum fuumlr den Gemeindeaumlltesten Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

7

werden ausfuumlhrende Personen Diakone genannt eingesetzt Sie unterstanden den

Episkopen und erfuumlllten Aufgaben aumlhnlich denen der heutigen Priester und sind daher

als die Grundform des Priestertums zu verstehen Etwa im zweiten Jahrhundert nach

Christus ist somit das Grundmuster der katholischen Kirche mit Versen wie dem

Glaubensbekenntnis den bereits beschriebenen Evangelien und dem Bischofsamt

komplett Mit dem Zerfall des westlichen Roumlmischen Reiches schwinden Strukturen

und es steigt die Zahl der Beduumlrftigen an Die fruumlhe Kirche ist gut organisiert und

uumlbernimmt in Folge viele weltliche Aufgaben11 Unter anderem auch die Pflege von

kranken alten und schwachen Menschen Zuerst werden Beduumlrftige in den

Raumlumlichkeiten der Bischoumlfe versorgt Diese waren bald zu klein so dass in Folge

erste Fremdenheime entstehen Diese werden von der christlichen Gemeinschaft

getragen und sind eingeteilt in Bereiche fuumlr Fremde wie Pilger und in Bereiche fuumlr Alte

und Kranke Sie werden bdquoXenodochiumldquo genannt Die Pflege und Behandlung

geschah durch Angehoumlrige der Kirche wie Priester Nonnen oder Moumlnche Aus diesen

in der Literatur auch als bdquoPilgerheimenldquo bezeichneten Einrichtungen entstehen spaumlter

Krankenhaumluser und Altenheime12 Bis in das 20 Jahrhundert hinein ist eine

professionelle Altenpflege aufgrund fehlender Nachfrage faktisch nicht existent

Gruumlnde dafuumlr sind die geringere Lebenserwartung als heute und die vorherrschende

Struktur der familiaumlren Versorgung aumllterer Menschen Dies aumlndert sich im 19 Und 20

Jahrhundert Im Zuge der Industrialisierung verschlechtern sich zunaumlchst die

Lebensbedingungen vor allem in den Staumldten Zudem schwinden die bis dahin

existierende familiaumlre Versorgungsstrukturen Die durch Urbanisierung

aufkommenden Probleme wie zum Beispiel Armut oder koumlrperliche Behinderungen

durch Arbeitsunfaumllle werden von den gewachsenen kirchlichen Strukturen mit

Schulen Kindereinrichtungen sowie Kranken- und Altenheimen aufgefangen Durch

die Einfuumlhrung der Sozialversicherung und weitere Entwicklungen und Entdeckungen

im Bereich der Medizin Anfang des 20 Jahrhunderts verbessern sich die

Lebensbedingungen und es steigt die durchschnittliche Lebenserwartung In dieser

Zeit erlebt auch die Kirche viele Wandlungen Aus der Krise die zunaumlchst durch das

Ende der Einheit mit dem Staat entsteht geht die Kirche schlieszliglich als Gewinner

hervor Die Kirche etabliert sich so als feste Groumlszlige innerhalb des deutschen

Sozialwesens Auch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert wie die beiden

11 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

12 Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter S 126

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

4

begegne ich jemanden der mich unter Umstaumlnden schon mein ganzes Leben in

moralisch spiritueller Funktion begleitet Begonnen bei Taufe uumlber Kommunion und

Firmung bis hin zu Trauung oder in Lebenskrisen Diese besondere Situation fuumlhrt bei

Pflegenden und Priestern zu gegenseitigen Bedenken Wuumlnschen und Erwartungen

ggf auch Aumlngsten Auf Seite des versorgenden Personals koumlnnen das zum Beispiel

Fragen bezuumlglich des Umganges mit der Spiritualitaumlt oder dem Amt des Priesters

sein Auf Seiten der Priester sind es eher Fragen bezuumlglich des Prozess der Pflege

oder zu den Versorgungsstrukturen Zu beachten sind dabei auch die derzeitig

existierenden Angebote der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester

Ziel dieser Arbeit ist es die aktuelle Situation der Priester im Bistum Dresden Meiszligen

und moumlgliche Probleme in der Versorgung darzustellen Besonderes Augenmerk soll

dabei auf die Gruppe der uumlber 65 Jaumlhrigen gelegt werden Die zentralen Fragen

lauten

bull Wie ist die aktuelle Situation der Priester im Bistum

bull Welche Angebote gibt es fuumlr Priester

bull Gibt es Strukturen der Pflege und der Versorgung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Welchen Einfluss haben die demographischen Veraumlnderungen auf die

Kirchenmitglieder und die Priester im Bistum

Basis fuumlr die Bearbeitung dieser Problemstellungen sind neben der existierenden

Fachliteratur Expertengespraumlche in denen vor allem die Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

seitens der Geistlichen erfragt werden sollen Ein wichtiger Grund fuumlr die

Entscheidung zu dieser Vorgehensweise ist das Fehlen wichtiger Daten Trotz

mehrfacher Anfragen konnten die Ansprechpartner beim Bistum Beispielsweise

keine konkreten Aussagen zur genauen Zahl der Priester im Ruhestand treffen Auch

waren Strukturdaten die fuumlr Bearbeitung des Thema wichtig gewesen waumlren nicht

verfuumlgbar Ein Beispiel dafuumlr ist die Altersstruktur der Priester im Bistum Daher

mussten auch Daten aus anderen Bistuumlmern vergleichend hinzu gezogen werden

2 Methodik

Die demographischen Entwicklungen in Deutschland wie Ruumlckgang der

Bevoumllkerungszahl Veraumlnderung der Altersstruktur und Umverteilung der Bevoumllkerung

vom Land in die Staumldte sind auch in Sachsen spuumlrbar Die katholische Kirche

reagierte darauf zum Beispiel mit der Schlieszligung von Pfarreien und Seelsorgestellen

aufgrund Priestermangels Die Priester im Bistums Dresden-Meiszligen muumlssen also mit

5

neuen Herausforderungen wie beispielsweise fehlenden Nachwuchs gestiegener

Arbeitsbelastung und einer groumlszligeren Zahl von Priester im Ruhestand umgehen

Um einen Uumlberblick uumlber die Thematik zu gewinnen wurde zu Beginn dieser

Forschungsarbeit eine umfassende Literaturrecherche und -analyse durchgefuumlhrt

Genutzt wurde dafuumlr unter anderem das Datenbank-Infosystem der Saumlchsischen

Landesbibliothek Dresden Die Suche uumlber den Katalog der Landesbibliothek ergab

etwa 5700 Treffer fuumlr den Begriff bdquoKatholischer Priesterldquo Fuumlr den Begriff bdquoKatholischer

Priester im Ruhestandldquo reduzierten sich die Treffer auf 235 Aussagekraumlftige

Publikationen uumlber Priester im Ruhestand waren jedoch nicht zu finden Eine

Recherche in Fachdatenbanken wie zum Beispiel der Caritasbibliothek fuumlr Soziales

brachte ebenfalls keine nennenswerten Ergebnisse zur Thematik Es fanden sich

zwar zahlreiche Publikationen zu Priestern aber nicht zur Thematik des

Ruhestandes Eine Anfrage an den Leiter eines Forschungsprojektes zur

Lebenszufriedenheit von katholischen Priester blieb leider unbeantwortet Dies macht

deutlich dass es zur konkreten Problemstellung keine aktuellen

Forschungsergebnisse gibt was die Notwendigkeit dieser Arbeit verdeutlicht

Neben analogen Quellen wie Fachbuumlchern zum Beispiel das von Lenz Karsten

bdquoKatholische Priester in der individualisierten Gesellschaftldquo und Fachzeitschriften wie

der bdquoCaritasldquo wurden auch Internetquellen zum Beispiel wissenschaftliche Arbeiten

oder auch Publikationen der katholischen Kirche als Literatur genutzt Eine Uumlbersicht

uumlber die verwendeten Quellen befindet sich im Literaturverzeichnis am Ende der

Forschungsarbeit Zur Sammlung von weiteren Informationen wurde eine

Datenerhebung durchgefuumlhrt Aufgrund des relativ kleinen Personenkreises der

dafuumlr zur Verfuumlgung stand entschied sich der Autor fuumlr eine qualitative Erhebung

mittels Experteninterviews Im Vergleich mit der quantitativen Datenerhebung sind die

Vorteile dieser Methode groumlszligere Offenheit und die Moumlglichkeit der Nutzung von

interpretativen Verfahren zur Datenauswertung6

6 Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative Politikanalyse Berlin Springer S32

6

3 Die katholische Kirche in Deutschland

Um deutlich zu machen was katholische Priester in Deutschland von anderen

Bevoumllkerungsgruppen unterscheidet ist es zunaumlchst erforderlich die Entstehung und

die Strukturen der katholischen Kirche und des Priestertums darzustellen

31 Entstehung bdquoReligionen fallen nicht fertig vom Himmel Sie entstehen und entwickeln sich auch

nicht in einem geschichtsfreien Raum sondern unter konkreten kulturellen bzw

geistigen Bedingungen innerhalb eines bereits gegeben religioumlsen Umfeldsldquo7

Das Christentum beginnt sich ca ab dem Jahr 40 vor Christus (v Chr) in Nordafrika

unter roumlmischer Besatzung8 auf dem heutigen Staatsgebiet von Israel zu entwickeln

Im Spannungsfeld zwischen liberalen Juden welche sich mit der Besatzung

arrangieren und konservativen Juden die fuumlr einen eigenen Staat kaumlmpfen wollen

tritt Jesus von Nazareth in Erscheinung Durch den asketischen Prediger Johannes

beeinflusst der aus religioumlser und philosophischer Motivation heraus das Erscheinen

eines Erloumlsers propagiert beginnt Jesus selbst zu predigen und mit Schriftgelehrten

zu diskutieren Seine Botschaft von Naumlchstenliebe und Bescheidenheit fuumlhrt zur

Entstehung des Christentums Die umfassenden Aufzeichnungen seiner Taten und

die Wirkung auf seine Mitmenschen sind in den bis heute uumlberlieferten Evangelien

niedergeschrieben9 Unter Fuumlhrung von Petrus beginnt sich das Christentum auch im

roumlmischen Reich zu verbreiten In den vielen neu entstandenen christlichen

Gemeinden entstehen erst Aumlmter innerhalb der noch jungen kirchlichen Struktur

Dazu werden zunaumlchst aufsichtsfuumlhrende Personen eingesetzt die eher

Verwaltungsaufgaben erledigen Ihre Bezeichnung lautet Episkopen10 aus ihnen

entwickelt sich das bis in die heutige Zeit erhaltene Bischofstum Zum anderen

7 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S8

8 Rom war zu dieser Zeit zur Weltmacht aufgestiegen neben dem heutigen Italien kontrollierte das roumlmische Reich nahezu den gesamten Mittelmeerraum Rom war zu gleich Grundlage und Gegner der Entwicklung und Etablierung des Christentums Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 11

9 Die Evangelien sind ein Bestandteil der Bibel In Ihnen berichten die Begleiter Jesu die Apostel Matthaumlus Markus Lukas und Johannes von der Verbreitung der bdquoHeilsbotschaftldquo Ihre Schriften sind Sammlungen aus verschiedenen Quellen Aus diesen Aufzeichnungen und Aumllteren wurde die Bibel zusammengestellt Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

10 Der Begriff ist ein Synonym aus dem fruumlhen Christentum fuumlr den Gemeindeaumlltesten Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

7

werden ausfuumlhrende Personen Diakone genannt eingesetzt Sie unterstanden den

Episkopen und erfuumlllten Aufgaben aumlhnlich denen der heutigen Priester und sind daher

als die Grundform des Priestertums zu verstehen Etwa im zweiten Jahrhundert nach

Christus ist somit das Grundmuster der katholischen Kirche mit Versen wie dem

Glaubensbekenntnis den bereits beschriebenen Evangelien und dem Bischofsamt

komplett Mit dem Zerfall des westlichen Roumlmischen Reiches schwinden Strukturen

und es steigt die Zahl der Beduumlrftigen an Die fruumlhe Kirche ist gut organisiert und

uumlbernimmt in Folge viele weltliche Aufgaben11 Unter anderem auch die Pflege von

kranken alten und schwachen Menschen Zuerst werden Beduumlrftige in den

Raumlumlichkeiten der Bischoumlfe versorgt Diese waren bald zu klein so dass in Folge

erste Fremdenheime entstehen Diese werden von der christlichen Gemeinschaft

getragen und sind eingeteilt in Bereiche fuumlr Fremde wie Pilger und in Bereiche fuumlr Alte

und Kranke Sie werden bdquoXenodochiumldquo genannt Die Pflege und Behandlung

geschah durch Angehoumlrige der Kirche wie Priester Nonnen oder Moumlnche Aus diesen

in der Literatur auch als bdquoPilgerheimenldquo bezeichneten Einrichtungen entstehen spaumlter

Krankenhaumluser und Altenheime12 Bis in das 20 Jahrhundert hinein ist eine

professionelle Altenpflege aufgrund fehlender Nachfrage faktisch nicht existent

Gruumlnde dafuumlr sind die geringere Lebenserwartung als heute und die vorherrschende

Struktur der familiaumlren Versorgung aumllterer Menschen Dies aumlndert sich im 19 Und 20

Jahrhundert Im Zuge der Industrialisierung verschlechtern sich zunaumlchst die

Lebensbedingungen vor allem in den Staumldten Zudem schwinden die bis dahin

existierende familiaumlre Versorgungsstrukturen Die durch Urbanisierung

aufkommenden Probleme wie zum Beispiel Armut oder koumlrperliche Behinderungen

durch Arbeitsunfaumllle werden von den gewachsenen kirchlichen Strukturen mit

Schulen Kindereinrichtungen sowie Kranken- und Altenheimen aufgefangen Durch

die Einfuumlhrung der Sozialversicherung und weitere Entwicklungen und Entdeckungen

im Bereich der Medizin Anfang des 20 Jahrhunderts verbessern sich die

Lebensbedingungen und es steigt die durchschnittliche Lebenserwartung In dieser

Zeit erlebt auch die Kirche viele Wandlungen Aus der Krise die zunaumlchst durch das

Ende der Einheit mit dem Staat entsteht geht die Kirche schlieszliglich als Gewinner

hervor Die Kirche etabliert sich so als feste Groumlszlige innerhalb des deutschen

Sozialwesens Auch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert wie die beiden

11 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

12 Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter S 126

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

5

neuen Herausforderungen wie beispielsweise fehlenden Nachwuchs gestiegener

Arbeitsbelastung und einer groumlszligeren Zahl von Priester im Ruhestand umgehen

Um einen Uumlberblick uumlber die Thematik zu gewinnen wurde zu Beginn dieser

Forschungsarbeit eine umfassende Literaturrecherche und -analyse durchgefuumlhrt

Genutzt wurde dafuumlr unter anderem das Datenbank-Infosystem der Saumlchsischen

Landesbibliothek Dresden Die Suche uumlber den Katalog der Landesbibliothek ergab

etwa 5700 Treffer fuumlr den Begriff bdquoKatholischer Priesterldquo Fuumlr den Begriff bdquoKatholischer

Priester im Ruhestandldquo reduzierten sich die Treffer auf 235 Aussagekraumlftige

Publikationen uumlber Priester im Ruhestand waren jedoch nicht zu finden Eine

Recherche in Fachdatenbanken wie zum Beispiel der Caritasbibliothek fuumlr Soziales

brachte ebenfalls keine nennenswerten Ergebnisse zur Thematik Es fanden sich

zwar zahlreiche Publikationen zu Priestern aber nicht zur Thematik des

Ruhestandes Eine Anfrage an den Leiter eines Forschungsprojektes zur

Lebenszufriedenheit von katholischen Priester blieb leider unbeantwortet Dies macht

deutlich dass es zur konkreten Problemstellung keine aktuellen

Forschungsergebnisse gibt was die Notwendigkeit dieser Arbeit verdeutlicht

Neben analogen Quellen wie Fachbuumlchern zum Beispiel das von Lenz Karsten

bdquoKatholische Priester in der individualisierten Gesellschaftldquo und Fachzeitschriften wie

der bdquoCaritasldquo wurden auch Internetquellen zum Beispiel wissenschaftliche Arbeiten

oder auch Publikationen der katholischen Kirche als Literatur genutzt Eine Uumlbersicht

uumlber die verwendeten Quellen befindet sich im Literaturverzeichnis am Ende der

Forschungsarbeit Zur Sammlung von weiteren Informationen wurde eine

Datenerhebung durchgefuumlhrt Aufgrund des relativ kleinen Personenkreises der

dafuumlr zur Verfuumlgung stand entschied sich der Autor fuumlr eine qualitative Erhebung

mittels Experteninterviews Im Vergleich mit der quantitativen Datenerhebung sind die

Vorteile dieser Methode groumlszligere Offenheit und die Moumlglichkeit der Nutzung von

interpretativen Verfahren zur Datenauswertung6

6 Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative Politikanalyse Berlin Springer S32

6

3 Die katholische Kirche in Deutschland

Um deutlich zu machen was katholische Priester in Deutschland von anderen

Bevoumllkerungsgruppen unterscheidet ist es zunaumlchst erforderlich die Entstehung und

die Strukturen der katholischen Kirche und des Priestertums darzustellen

31 Entstehung bdquoReligionen fallen nicht fertig vom Himmel Sie entstehen und entwickeln sich auch

nicht in einem geschichtsfreien Raum sondern unter konkreten kulturellen bzw

geistigen Bedingungen innerhalb eines bereits gegeben religioumlsen Umfeldsldquo7

Das Christentum beginnt sich ca ab dem Jahr 40 vor Christus (v Chr) in Nordafrika

unter roumlmischer Besatzung8 auf dem heutigen Staatsgebiet von Israel zu entwickeln

Im Spannungsfeld zwischen liberalen Juden welche sich mit der Besatzung

arrangieren und konservativen Juden die fuumlr einen eigenen Staat kaumlmpfen wollen

tritt Jesus von Nazareth in Erscheinung Durch den asketischen Prediger Johannes

beeinflusst der aus religioumlser und philosophischer Motivation heraus das Erscheinen

eines Erloumlsers propagiert beginnt Jesus selbst zu predigen und mit Schriftgelehrten

zu diskutieren Seine Botschaft von Naumlchstenliebe und Bescheidenheit fuumlhrt zur

Entstehung des Christentums Die umfassenden Aufzeichnungen seiner Taten und

die Wirkung auf seine Mitmenschen sind in den bis heute uumlberlieferten Evangelien

niedergeschrieben9 Unter Fuumlhrung von Petrus beginnt sich das Christentum auch im

roumlmischen Reich zu verbreiten In den vielen neu entstandenen christlichen

Gemeinden entstehen erst Aumlmter innerhalb der noch jungen kirchlichen Struktur

Dazu werden zunaumlchst aufsichtsfuumlhrende Personen eingesetzt die eher

Verwaltungsaufgaben erledigen Ihre Bezeichnung lautet Episkopen10 aus ihnen

entwickelt sich das bis in die heutige Zeit erhaltene Bischofstum Zum anderen

7 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S8

8 Rom war zu dieser Zeit zur Weltmacht aufgestiegen neben dem heutigen Italien kontrollierte das roumlmische Reich nahezu den gesamten Mittelmeerraum Rom war zu gleich Grundlage und Gegner der Entwicklung und Etablierung des Christentums Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 11

9 Die Evangelien sind ein Bestandteil der Bibel In Ihnen berichten die Begleiter Jesu die Apostel Matthaumlus Markus Lukas und Johannes von der Verbreitung der bdquoHeilsbotschaftldquo Ihre Schriften sind Sammlungen aus verschiedenen Quellen Aus diesen Aufzeichnungen und Aumllteren wurde die Bibel zusammengestellt Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

10 Der Begriff ist ein Synonym aus dem fruumlhen Christentum fuumlr den Gemeindeaumlltesten Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

7

werden ausfuumlhrende Personen Diakone genannt eingesetzt Sie unterstanden den

Episkopen und erfuumlllten Aufgaben aumlhnlich denen der heutigen Priester und sind daher

als die Grundform des Priestertums zu verstehen Etwa im zweiten Jahrhundert nach

Christus ist somit das Grundmuster der katholischen Kirche mit Versen wie dem

Glaubensbekenntnis den bereits beschriebenen Evangelien und dem Bischofsamt

komplett Mit dem Zerfall des westlichen Roumlmischen Reiches schwinden Strukturen

und es steigt die Zahl der Beduumlrftigen an Die fruumlhe Kirche ist gut organisiert und

uumlbernimmt in Folge viele weltliche Aufgaben11 Unter anderem auch die Pflege von

kranken alten und schwachen Menschen Zuerst werden Beduumlrftige in den

Raumlumlichkeiten der Bischoumlfe versorgt Diese waren bald zu klein so dass in Folge

erste Fremdenheime entstehen Diese werden von der christlichen Gemeinschaft

getragen und sind eingeteilt in Bereiche fuumlr Fremde wie Pilger und in Bereiche fuumlr Alte

und Kranke Sie werden bdquoXenodochiumldquo genannt Die Pflege und Behandlung

geschah durch Angehoumlrige der Kirche wie Priester Nonnen oder Moumlnche Aus diesen

in der Literatur auch als bdquoPilgerheimenldquo bezeichneten Einrichtungen entstehen spaumlter

Krankenhaumluser und Altenheime12 Bis in das 20 Jahrhundert hinein ist eine

professionelle Altenpflege aufgrund fehlender Nachfrage faktisch nicht existent

Gruumlnde dafuumlr sind die geringere Lebenserwartung als heute und die vorherrschende

Struktur der familiaumlren Versorgung aumllterer Menschen Dies aumlndert sich im 19 Und 20

Jahrhundert Im Zuge der Industrialisierung verschlechtern sich zunaumlchst die

Lebensbedingungen vor allem in den Staumldten Zudem schwinden die bis dahin

existierende familiaumlre Versorgungsstrukturen Die durch Urbanisierung

aufkommenden Probleme wie zum Beispiel Armut oder koumlrperliche Behinderungen

durch Arbeitsunfaumllle werden von den gewachsenen kirchlichen Strukturen mit

Schulen Kindereinrichtungen sowie Kranken- und Altenheimen aufgefangen Durch

die Einfuumlhrung der Sozialversicherung und weitere Entwicklungen und Entdeckungen

im Bereich der Medizin Anfang des 20 Jahrhunderts verbessern sich die

Lebensbedingungen und es steigt die durchschnittliche Lebenserwartung In dieser

Zeit erlebt auch die Kirche viele Wandlungen Aus der Krise die zunaumlchst durch das

Ende der Einheit mit dem Staat entsteht geht die Kirche schlieszliglich als Gewinner

hervor Die Kirche etabliert sich so als feste Groumlszlige innerhalb des deutschen

Sozialwesens Auch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert wie die beiden

11 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

12 Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter S 126

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

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Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

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Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

6

3 Die katholische Kirche in Deutschland

Um deutlich zu machen was katholische Priester in Deutschland von anderen

Bevoumllkerungsgruppen unterscheidet ist es zunaumlchst erforderlich die Entstehung und

die Strukturen der katholischen Kirche und des Priestertums darzustellen

31 Entstehung bdquoReligionen fallen nicht fertig vom Himmel Sie entstehen und entwickeln sich auch

nicht in einem geschichtsfreien Raum sondern unter konkreten kulturellen bzw

geistigen Bedingungen innerhalb eines bereits gegeben religioumlsen Umfeldsldquo7

Das Christentum beginnt sich ca ab dem Jahr 40 vor Christus (v Chr) in Nordafrika

unter roumlmischer Besatzung8 auf dem heutigen Staatsgebiet von Israel zu entwickeln

Im Spannungsfeld zwischen liberalen Juden welche sich mit der Besatzung

arrangieren und konservativen Juden die fuumlr einen eigenen Staat kaumlmpfen wollen

tritt Jesus von Nazareth in Erscheinung Durch den asketischen Prediger Johannes

beeinflusst der aus religioumlser und philosophischer Motivation heraus das Erscheinen

eines Erloumlsers propagiert beginnt Jesus selbst zu predigen und mit Schriftgelehrten

zu diskutieren Seine Botschaft von Naumlchstenliebe und Bescheidenheit fuumlhrt zur

Entstehung des Christentums Die umfassenden Aufzeichnungen seiner Taten und

die Wirkung auf seine Mitmenschen sind in den bis heute uumlberlieferten Evangelien

niedergeschrieben9 Unter Fuumlhrung von Petrus beginnt sich das Christentum auch im

roumlmischen Reich zu verbreiten In den vielen neu entstandenen christlichen

Gemeinden entstehen erst Aumlmter innerhalb der noch jungen kirchlichen Struktur

Dazu werden zunaumlchst aufsichtsfuumlhrende Personen eingesetzt die eher

Verwaltungsaufgaben erledigen Ihre Bezeichnung lautet Episkopen10 aus ihnen

entwickelt sich das bis in die heutige Zeit erhaltene Bischofstum Zum anderen

7 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S8

8 Rom war zu dieser Zeit zur Weltmacht aufgestiegen neben dem heutigen Italien kontrollierte das roumlmische Reich nahezu den gesamten Mittelmeerraum Rom war zu gleich Grundlage und Gegner der Entwicklung und Etablierung des Christentums Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 11

9 Die Evangelien sind ein Bestandteil der Bibel In Ihnen berichten die Begleiter Jesu die Apostel Matthaumlus Markus Lukas und Johannes von der Verbreitung der bdquoHeilsbotschaftldquo Ihre Schriften sind Sammlungen aus verschiedenen Quellen Aus diesen Aufzeichnungen und Aumllteren wurde die Bibel zusammengestellt Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

10 Der Begriff ist ein Synonym aus dem fruumlhen Christentum fuumlr den Gemeindeaumlltesten Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

7

werden ausfuumlhrende Personen Diakone genannt eingesetzt Sie unterstanden den

Episkopen und erfuumlllten Aufgaben aumlhnlich denen der heutigen Priester und sind daher

als die Grundform des Priestertums zu verstehen Etwa im zweiten Jahrhundert nach

Christus ist somit das Grundmuster der katholischen Kirche mit Versen wie dem

Glaubensbekenntnis den bereits beschriebenen Evangelien und dem Bischofsamt

komplett Mit dem Zerfall des westlichen Roumlmischen Reiches schwinden Strukturen

und es steigt die Zahl der Beduumlrftigen an Die fruumlhe Kirche ist gut organisiert und

uumlbernimmt in Folge viele weltliche Aufgaben11 Unter anderem auch die Pflege von

kranken alten und schwachen Menschen Zuerst werden Beduumlrftige in den

Raumlumlichkeiten der Bischoumlfe versorgt Diese waren bald zu klein so dass in Folge

erste Fremdenheime entstehen Diese werden von der christlichen Gemeinschaft

getragen und sind eingeteilt in Bereiche fuumlr Fremde wie Pilger und in Bereiche fuumlr Alte

und Kranke Sie werden bdquoXenodochiumldquo genannt Die Pflege und Behandlung

geschah durch Angehoumlrige der Kirche wie Priester Nonnen oder Moumlnche Aus diesen

in der Literatur auch als bdquoPilgerheimenldquo bezeichneten Einrichtungen entstehen spaumlter

Krankenhaumluser und Altenheime12 Bis in das 20 Jahrhundert hinein ist eine

professionelle Altenpflege aufgrund fehlender Nachfrage faktisch nicht existent

Gruumlnde dafuumlr sind die geringere Lebenserwartung als heute und die vorherrschende

Struktur der familiaumlren Versorgung aumllterer Menschen Dies aumlndert sich im 19 Und 20

Jahrhundert Im Zuge der Industrialisierung verschlechtern sich zunaumlchst die

Lebensbedingungen vor allem in den Staumldten Zudem schwinden die bis dahin

existierende familiaumlre Versorgungsstrukturen Die durch Urbanisierung

aufkommenden Probleme wie zum Beispiel Armut oder koumlrperliche Behinderungen

durch Arbeitsunfaumllle werden von den gewachsenen kirchlichen Strukturen mit

Schulen Kindereinrichtungen sowie Kranken- und Altenheimen aufgefangen Durch

die Einfuumlhrung der Sozialversicherung und weitere Entwicklungen und Entdeckungen

im Bereich der Medizin Anfang des 20 Jahrhunderts verbessern sich die

Lebensbedingungen und es steigt die durchschnittliche Lebenserwartung In dieser

Zeit erlebt auch die Kirche viele Wandlungen Aus der Krise die zunaumlchst durch das

Ende der Einheit mit dem Staat entsteht geht die Kirche schlieszliglich als Gewinner

hervor Die Kirche etabliert sich so als feste Groumlszlige innerhalb des deutschen

Sozialwesens Auch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert wie die beiden

11 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

12 Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter S 126

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm

MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014

NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html

Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter

ProjektMagazin httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map

51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html

Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

7

werden ausfuumlhrende Personen Diakone genannt eingesetzt Sie unterstanden den

Episkopen und erfuumlllten Aufgaben aumlhnlich denen der heutigen Priester und sind daher

als die Grundform des Priestertums zu verstehen Etwa im zweiten Jahrhundert nach

Christus ist somit das Grundmuster der katholischen Kirche mit Versen wie dem

Glaubensbekenntnis den bereits beschriebenen Evangelien und dem Bischofsamt

komplett Mit dem Zerfall des westlichen Roumlmischen Reiches schwinden Strukturen

und es steigt die Zahl der Beduumlrftigen an Die fruumlhe Kirche ist gut organisiert und

uumlbernimmt in Folge viele weltliche Aufgaben11 Unter anderem auch die Pflege von

kranken alten und schwachen Menschen Zuerst werden Beduumlrftige in den

Raumlumlichkeiten der Bischoumlfe versorgt Diese waren bald zu klein so dass in Folge

erste Fremdenheime entstehen Diese werden von der christlichen Gemeinschaft

getragen und sind eingeteilt in Bereiche fuumlr Fremde wie Pilger und in Bereiche fuumlr Alte

und Kranke Sie werden bdquoXenodochiumldquo genannt Die Pflege und Behandlung

geschah durch Angehoumlrige der Kirche wie Priester Nonnen oder Moumlnche Aus diesen

in der Literatur auch als bdquoPilgerheimenldquo bezeichneten Einrichtungen entstehen spaumlter

Krankenhaumluser und Altenheime12 Bis in das 20 Jahrhundert hinein ist eine

professionelle Altenpflege aufgrund fehlender Nachfrage faktisch nicht existent

Gruumlnde dafuumlr sind die geringere Lebenserwartung als heute und die vorherrschende

Struktur der familiaumlren Versorgung aumllterer Menschen Dies aumlndert sich im 19 Und 20

Jahrhundert Im Zuge der Industrialisierung verschlechtern sich zunaumlchst die

Lebensbedingungen vor allem in den Staumldten Zudem schwinden die bis dahin

existierende familiaumlre Versorgungsstrukturen Die durch Urbanisierung

aufkommenden Probleme wie zum Beispiel Armut oder koumlrperliche Behinderungen

durch Arbeitsunfaumllle werden von den gewachsenen kirchlichen Strukturen mit

Schulen Kindereinrichtungen sowie Kranken- und Altenheimen aufgefangen Durch

die Einfuumlhrung der Sozialversicherung und weitere Entwicklungen und Entdeckungen

im Bereich der Medizin Anfang des 20 Jahrhunderts verbessern sich die

Lebensbedingungen und es steigt die durchschnittliche Lebenserwartung In dieser

Zeit erlebt auch die Kirche viele Wandlungen Aus der Krise die zunaumlchst durch das

Ende der Einheit mit dem Staat entsteht geht die Kirche schlieszliglich als Gewinner

hervor Die Kirche etabliert sich so als feste Groumlszlige innerhalb des deutschen

Sozialwesens Auch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert wie die beiden

11 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

12 Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter S 126

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

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Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

8

Weltkriege trugen zu Entstehung neuer sozialer Einrichtungen wie zum Beispiel

Altenheime oder Krankenhaumluser bei13 Heute zaumlhlt die Kirche zu einem der groumlszligten

Arbeitgeber im Sozialbereich

32 Priestertum Das Wort kommt urspruumlnglich aus dem Griechischen vom Wort presbyacuteteros und

bedeutet so viel wie der Aumlltere Im fruumlhen Christentum bildet sich der Begriff presbyter

heraus welcher fuumlr den Gemeindeaumlltesten steht In das Althochdeutsche uumlbersetzt

prēstar und schlieszliglich im Mittelhochdeutschen Priester Der heutige Begriff

bdquoPriesterldquo bezeichnet einen Diener der Kirche Synonyme fuumlr ihn sind Pfarrer oder

auch Pastor14 Durch die spezielle Struktur der roumlmisch-katholischen Kirche laumlsst sich

das Amt des Priesters nur schwer mit Funktionstraumlgern in anderen Religionen

vergleichen15 Ein wesentlicher Unterschied ist das Sakrament der Weihe durch das

sich der katholische Priester als besonders Bevollmaumlchtigter innerhalb der

Gemeinschaft der Glaumlubigen versteht Die Weihe kann nur von ebenfalls geweihten

Bischoumlfen weitergegeben werden Diese Kette geht dem Glauben nach zuruumlck bis auf

die Apostel Der evangelische Priester zum Beispiel wird nicht geweiht sondern

uumlbernimmt ein Amt das ihm von einer Gemeinde uumlbertragen wird16 Eine weitere

Besonderheit ist das nur in der katholischen Kirche existierende Zoumllibat welches die

Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet17

Die Urspruumlnge des Priestertums liegen in den Anfaumlngen des Christentums Jesus

scharrte eine Zahl von zwoumllf Juumlngern um sich18 Durch regelmaumlszligige Zusammenkuumlnfte

erhalten diese die Gemeinschaft Jesu nach seinem Tot aufrecht und begruumlnden so

das Christentum Ihnen schlieszligen sich nach und nach mehr Menschen an da die

Gemeinschaft Schutz und Unterstuumltzung bietet Sie nehmen das Abendmahl

13 Schneider Cornelia (2005) Gesellschaftliche Problemlagen des Alter(n)s und der Altenbetreuung als Herausforderung pflegerischen Handelns bei psychischen Alterserkrankungen Universitaumlt Wien

Geschichtsverein Koengen industrielle Revolution httpgeschichtsverein-koengendeIndRevolutionhtm gesichtet am 22062015

14 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester gesichtet am 19032015

15 Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S 34

16 httpwwwbobingen-evangelischdeuploadsmediaEvangelisch_Katholisch_Unterschiedepdf gesichtet am 16062015

17 bdquoreligioumls begruumlndete Standespflicht besonders der katholischen Geistlichen sexuell enthaltsam zu leben und nicht zu heiratenldquo Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat gesichtet am 21032015

18 Neues Testament Kapitel 10 Die zwoumllf Juumlnger

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

9

gemeinsam ein und studieren die heiligen Schriften Zunaumlchst verwalten sie sich

selbst spaumlter uumlbernehmen diese Aufgabe gewaumlhlte Aumllteste die Presbyter19 Die

Juumlnger oder auch Apostel genannt tragen die Geschichten vom Leben Jesu in die

Welt und verkuumlnden seine Botschaft Ihre Briefe und weiteren Aufzeichnungen bilden

die Grundlage des Neuen Testaments20 Nach dem Tod der ersten Apostel und ihrer

Nachfolger aumlndert sich das Selbstverstaumlndnis der Christlichen Gemeinden Sie

werden nun nach auszligen von Episkopen (Aufsichtsfuumlhrenden) und Diakonen

(Ausfuumlhrenden) vertreten Bedingt durch die politischen Entwicklungen in Rom

wachsen die christlichen Gemeinden und damit auch deren politische und

gesellschaftliche Akzeptanz Das Amt der Episkopen gewinnt dadurch an Bedeutung

Dies begruumlndet die Tatsache dass es bald nur noch einen pro Gemeinde gibt der alle

administrativen Funktionen innehat So entsteht das Bischofsamt welches bis heute

Bestand hat Aus den Diakonen Propheten und Schriftgelehrten der Gemeinden

welche fuumlr die Verkuumlndung des Glaubens und die Betreuung der Gemeinde zustaumlndig

sind bildet sich das Priestertum heraus21

Da bereits die Apostel ihre Nachfolger bzw Vertreter selbst bestimmt haben setzt

sich diese Verfahrensweise auch in der fruumlhen Kirche durch Der Geist Jesus und das

jeweilige Amt wurden dabei durch auflegen der Hand und Gebete weitergegeben So

entstand eine fruumlhe Form der Priesterweihe Auszligerdem entwickelt sich das

Selbstverstaumlndnis Vertreter Gottes auf Erden zu sein Eine Sicht die bis heute

Bestand hat Die Vorbereitung auf die Weihe erfolgte durch Fasten Der Presbyter

Hippolyt von Rom hielt im zweiten Jahrhundert erstmals schriftlich das Zeremoniell

der Weihe in seiner Schrift bdquotraditio apostolicldquo fest Im fuumlnften und sechsten

Jahrhundert kommen erste Liturgiebuumlcher22 auf in denen auch Weihegebete

festgehalten sind Etwa um das Jahr 950 kommt zum Ritus das Uumlbereichen des

Kelches und der Patente eine Urkunde hinzu Im dreizehnten Jahrhundert ergaumlnzt

eine Ansprache des Bischofs uumlber die Rechte und Pflichten als Priester den Ritus

19 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 95

20 Das Neue Testament umfasst die Evangelien sowie die Apostelgeschichten und Briefe Neues und Altes Testament werden in der Bibel zusammengefasst und gelten als von Gott offenbarte Worte Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand S 18

21 Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont S41 f

22 Als Liturgie wird in der katholischen Kirche die Gesamtheit der Gesaumlnge Symbole und Handlungen betrachtet die der Verehrung Gottes dienen Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

10

Die Weihe bleibt dann bis zum zweiten vatikanischen Konzil23 nahezu unveraumlndert

wird dann aber gekuumlrzt und dadurch klarer und verstaumlndlicher Die bisher letzte

Anpassung erfolgt 1990 der Ritus ist nun in Gaumlnze in die heilige Messe

eingebunden24 1562 63 werden erste Punkte der theologisch-wissenschaftlich

Ausbildung von Priestern festgehalten Waumlhrend zuvor meist die Bereitschaft zum

Dienst in der Kirche die Empfehlung oder Verwandtschaft mit einem aktiven Priesters

reichte um geweiht zu werden so aumlndert sich dies mit dem Dekret bdquoCum

adolscentiam aetasldquo Es definiert zum ersten Mal schriftlich die theologisch-

wissenschaftliche Ausbildung des Klerus und traumlgt so zur Professionalisierung des

Priestertums bei Der Eintritt in das so geschaffene und bis heute vorhandene

Priesterseminar war allerdings keine Pflicht Die Ausbildung wurde zumeist vom

Jesuiten Orden uumlbernommen Mit dessen Verbot 1773 mussten neue Loumlsungen

geschaffen werden25 Die Ausbildung in Vorbereitung auf die Priesterweihe wurde

an staatliche Universitaumlten ausgelagert Die Ausbildung umfasste dort drei Jahre Vor

der Weihe musste noch ein Jahr Priesterseminar absolviert werden Mit dem Wegfall

des Adelsmonopols 1803 welches den Zugang zu kirchlichen Aumlmtern auf

ausgewaumlhlte soziale Gruppen beschraumlnkte oumlffnete sich die Kirche gegenuumlber den

anderen sozialen Schichten Dies geschah wohl auch um den drohenden Mangel an

Nachwuchs aufgrund des Zoumllibats entgegen zu wirken Nicht mehr die Herkunft

sondern die Eignung26 und fachliche Kriterien27 sind seitdem entscheidend fuumlr den

Zugang zur Ausbildung Die katholische Kirche unterscheidet sich dabei von den zwei

23 Ein Konzil ist eine Zusammenkunft zur Beratung und Beschlieszligung kirchlicher Lehrmeinungen und anderer Angelegenheiten welche die Interessen der Kirche beruumlhren MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014 gesichtet am 16062015

24 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2012) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S104 ff

25 Der Jesuitenorden war vielen Herrschern zu maumlchtig geworden Gruumlnde dafuumlr sind unter anderem das er im Zuge der Gegenreformation viele Ordenshaumlusern in eher protestantischen Gebieten gruumlndete und so versuchte Gebiete fuumlr die katholische Kirche zuruumlck zu gewinnen Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit gesichtet am 23062015

26 Der Kandidat muss maumlnnlich sein sowie getauft und gefirmt Die Kirche unterscheidet dauernde und einfache Weihhindernisse Liegt ein dauerndes Weihhinderniss wie eine Geisteskrankheit Mord Selbstmordversuch oder Selbstverstuumlmmelung vor ist die Priesterweihe nicht moumlglich Wie lange einfache Weihindernisse vorliegen wie die Ausuumlbung bestimmter Verwaltungstaumltigkeiten oder eine Ehe kann der zustaumlndige Bischof entscheiden Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel 3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

27 Fuumlr das Theologie Studium mit dem Ziel Priester zu werden ist Abitur noumltig Ist keines vorhanden besteht die Moumlglichkeit ein kirchliches Abitur abzulegen zum Beispiel im Studienhaus St Lambert Voraussetzungen sind das der Bewerber mindestens 25 Jahre alt ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung hat Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

11

anderen urspruumlnglichen Profissionen28 Recht und Medizin dadurch dass sie nicht

nur die Ausbildung sondern uumlber das Priesterseminar auch die Lebensfuumlhrung der

zukuumlnftigen Priester beeinflusst Einen besonderen Einschnitt in das Priestertum in

Deutschland stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar Zwischen 1940 und 1945

wurden aufgrund des zweiten Weltkrieges und der Diktatur der Nationalsozialisten

fast keine Priesterweihen durchgefuumlhrt Auch die Zahl der Studenten ging stark

zuruumlck Der daraus resultierende Priestermangel konnte bis heute nicht kompensiert

werden auch wenn Priester aus Ostpreuszligen und Schlesien hinzukamen29

33 Kirchenhierarchie Innerhalb der katholischen Kirche existierte eine klare Hierarchie30 Die

Aufbaustruktur regelt Verantwortlichkeiten und Leitungsbefugnisse ist aber nur als

formeller Rahmen zu verstehen Innerhalb des Priestertums herrscht ein kollegialer

familiaumlrer Umgang Dies spiegelt sich auch in der Versorgung von Priestern im

Ruhestand wieder Neben den Sachbezuumlgen welche sie vom Bistum erhalten stellt

die Gemeinschaft der Priester auch ein soziales Netzwerk der gegenseitigen Hilfe

dar

An oberster Stelle steht der Papst als Bischof von Rom und Stellvertreter Christi auf

Erden Er versteht sich als direkter Nachfolger Petri einem der Juumlnger Jesu Gewaumlhlt

wird er von den Kardinaumllen welche er auch ernennen darf Neben dem Privileg der

Papstwahl haben die Kardinaumlle eine besondere Mitverantwortung an der Leitung der

katholischen Kirche Sie arbeiten beispielsweise in der kirchlichen Zentralverwaltung

in Rom oder leiten wichtige Bistuumlmer in aller Welt Unter den Kardinaumllen stehen die

Bischoumlfe bzw Erzbischoumlfe31 Auch sie werden vom Papst ernannt und leiten oftmals

28 Eine Profession ist eine kontinuierliche Erwerbs- und Versorgungstaumltigkeit die durch berufliche Autonomie Dominanz uumlber die Arbeitsteilung sowie durch bestimmte Zugangsvoraussetzungen wie spezielles Wissen gekennzeichnet ist Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag S 12

Aus dem franzoumlsischen stammend vom Wort profession auf lateinisch professio fuumlr das oumlffentliche Bekenntnis zum Beispiel zu einem Gewerbe Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession gesichtet am 21032015

29 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 126 f

30 Innerhalb von Orden und Kloumlstern gilt zusaumltzlich eine gesonderte Hierarchie anderen oberster Stelle der Abt beziehungsweise die Aumlbtissin steht Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche gesichtet am 16062015

31 Erzbischoumlfe leiten Zusammenschluumlsse von Dioumlzesen sogenannte Kirchenprovinzen Der Titel kann auch vom Papst als besondere Auszeichnung verliehen werden NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html gesichtet am 16062015

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

12

Bistuumlmer32 Dem Bischof steht zu meist ein Weihbischof zur Seite welcher ihn bei

Weihen wie der Firmung vertreten kann Die Bischofsweihe ist das houmlchste

Weihesakrament innerhalb der katholischen Kirche Grundsaumltzlich sind Bistuumlmer sind

in mehrere Dekanate eine Organisationseinheit von ca 10 Pfarreien aufgeteilt

Geleitet werden die Dekanate von Dechanten das sind Priester die vom Bischof nach

Vorschlag ernannt werden Zudem ernennt der Bischof meist Vikare Diese speziellen

Wuumlrdentraumlger haben Verantwortung und Leitungsbefugnis fuumlr bestimmte Bereiche

innerhalb des Bistums wie zum Beispiel Priester im Ruhestand Grundsaumltzlich hat

auch ein Dechant oder ein Pfarrpriester die Moumlglichkeit Vikare zu ernennen (Abb1)

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung33

Neben den genannten Aumlmtern gibt es verschiedene Ehrentitel die vom Papst oder

den Bischoumlfen vergeben werden koumlnnen wie zum Beispiel Praumllat oder Monsignore34

Die kleinste Organisationseinheit innerhalb der Kirchenstruktur ist die Pfarrei Geleitet

wird sie von einem Pfarrer Die Gruppe der Pfarrer ist die zahlenmaumlszligig staumlrkste der

aktiven Priester

32 Das Wort Bistum steht fuumlr den Amtsbereich eines katholischen Bischofs Duden httpwwwdudenderechtschreibungBistum gesichtet am 15052015

33 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

34 bdquoMonsignore im dt Hochwuumlrdigster Herr Anrede fuumlr alle Traumlger des Ehrentitels Kaplan seiner Heiligkeit Naumlchst houmlhere Stufe bdquoPraumllatldquo meist mit einer Funktion wie der Leitung einer Bistumsverwaltung verknuumlpft Die vollstaumlndige Bezeichnung lautet Ehrenpraumllat seiner Heiligkeit Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel gesichtet am 17062015

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

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Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

13

Der Pfarrer kann durch einen Kaplan das ist ein Jungpriester in Ausbildung der sein

Praktikum im Pfarrhaus absolviert sowie Diakone35 unterstuumltzt werden Diakone

verkuumlnden das Evangelium leiteten Taufen oder Begraumlbnisse und assistieren bei der

Kommunion36 Da die Zahl der aktiven Priester zuruumlckgeht und es weniger Kaplaumlne

und Diakone gibt fuumlhrt dies zu veraumlnderten Anforderungen an das Amt des

Pfarrpriesters

bdquoDer Pfarrpriester wird zunehmend wieder zu dem was er schon in der Spaumltantike

war zum Kleinbischof einer ganzen Anzahl von Pfarreien mit primaumlrer

Sakramentenspendefunktion und oberster in vielen Bereichen eher formaler

Leitungsgewaltldquo37

34 Charakterisierung des Priesters in Deutschland Der Beruf des katholischen Priesters in Deutschland ist gekennzeichnet von

besonderen Eigenschaften Eines der praumlgnantesten Merkmale ist dass er

ausschlieszliglich maumlnnlichen getauften und gefirmten Personen vorbehalten ist

Auszligerdem beeinflusst die katholische Kirche als Arbeitgeber auch massiv das

Privatleben seiner Priester Ein Umstand der in dieser Auspraumlgung fuumlr andere

Berufsgruppen in Deutschland nicht nachweisbar ist Ein Beispiel hierfuumlr ist dass

waumlhrend der fuumlnf- bis sieben jaumlhrigen Ausbildung die Wohn- und Einsatzorte

vorgeschrieben werden Der Zugang zur Ausbildung ist nur mit Abitur moumlglich aber

auch hier grenzt sich die Kirche gegenuumlber anderen Arbeitgebern deutlich ab

Bewerbern ist es naumlmlich moumlglich ein sogenanntes kirchliches Abitur zu erwerben

umso die Zugangsvoraussetzungen zur Ausbildung zu erfuumlllen38 Die Ausbildung ist

in Theorie und Praxisabschnitte gegliedert Waumlhrend dieser Zeit lebt der angehende

Priester im Priesterseminar oder in einem Pfarrhaus Neben der Vermittlung von

theoretischen und praktischen Wissen soll auch der Charakter des Jungpriesters

35 Staumlndige Diakone leben wie Priester im Zoumllibat Die Zulassung zur Weihe ist aber auch verheirateten Maumlnnern ab 35 Jahren mit Zustimmung der ebenfalls katholischen Ehefrau moumlglich Sie muumlssen zusaumltzlich neben Kriterien der Eignung aumlhnlich denen des Priesters eine Theologische Ausbildung absolviert haben ein Theologiestudium vorzeigen koumlnnen oder eine Ausbildung zum Gemeindereferent abgeschlossen haben Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo498html gesichtet am 16062015

36 Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie gesichtet am 16062015

httpwwwnwerleatTourismusaemterhtm gesichtet am 15052015

37 Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter S15

38 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

14

geformt werden Die Tage sind dabei durchstrukturiert mit Lerneinheiten Gebeten

gemeinsamen Mahlzeiten und kollegialem Austausch Die relativ lange Ausbildung ist

auch als Zeit der Pruumlfung zusehen Dabei wird gepruumlft ob der Kandidat zur

Priesterweihe geeignet ist39 Schlieszliglich bedeutet diese eine lebenslange Bindung an

die Kirche Gleichzeitig verpflichtet sich schon der angehende Priester zum Zoumllibat

also zur Ehe- und Kinderlosigkeit Nach der Weihe erfolgt die Versetzung vom

Priesterseminar oder dem Pfarrhaus an die zukuumlnftige Wirkungsstaumltte Dies kann

Beispielsweise eine Position als Seelsorger an einem Krankenhaus oder Pflegheim

sein moumlglich ist aber auch die Uumlbernahme einer Pfarrei Die Aufgaben eines Priesters

reichen je nach Einsatzstelle von der Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale

bis hinzu Seelsorge- Leitungs- und Administrationsfunktionen Auch wenn in den

letzten Jahren das Ansehen der Priester unter negativer Berichterstattung in den

Medien gelitten hat so werden sie dennoch von groszligen Bevoumllkerungsteilen als

moralische Instanz und respektierte Autoritaumlt wahrgenommen40

39 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

40 Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

Tabelle 1 stellt die Voraussetzungen fuumlr die Taumltigkeit als Priester zusammen

Merkmal Beschreibung

Eignung - maumlnnliches Geschlecht - katholisch getauft gefirmt - frei von Einschraumlnkungen nach Codex Iuris Canonici 1040 Artikel 3 - Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung und Mindestalter 25 - spirituelle Verbundenheit zur Kirche und der persoumlnlicher Wille zur Ausbildung - der Wille die Faumlhigkeit zur Auseinandersetzung mit den biblischen Texten auch in den Originalsprachen Latein Griechisch und Hebraumlisch zu erlernen

Ausbildung - wenn Abitur nicht vorhanden

bull Erwerb der Hochschulreife uumlber zweiten Bildungsweg oder bull Zulassung uumlber dritten Bildungsweg wenn Kandidat 25 Jahre und eine

abgeschlossene Berufsausbildung besitzt

- mit Abitur

bull Teilnahme am Priesterseminar41 bestehend aus 5 Jahren Studium und 2 Jahren Praxisteil42

bull Abschluss mit Magister der Theologie oder Diplom43

Sozial Status - respektierte angesehene Autoritaumlt44 - moralische Instanz - groszliges Ansehen in der Gesellschaft45

Funktionen - Durchfuumlhrung und Leitung religioumlser Rituale - Seelsorge Leitungs- und Administrationsfunktionen

Familie - ledig kinderlos - Eltern Geschwister und weitere Angehoumlrige

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters46

Ein fruumlhes Priestertum laumlsst sich schon fuumlr die Zeit der zwoumllf Apostel nachweisen

Durch die geschichtliche Entwicklung breitet sich das Christentum schnell im

41 Das Priesterseminar kann in drei Abschnitte gegliedert werden Die erste Phase ist die Zeit des Studiums bis hin zum akademischen Abschluss in der Regel 5 Jahre Dieser Phase kann aber auch ein Jahr der Vor-Bildung vorausgehen in dem der Kandidat auf die Ausbildung vorbereitet wird Die zweite Phase dauert im Normalfall zwei Jahre und dient der Hinfuumlhrung zur Priesterweihe und der Einfuumlhrung in das Leben als Priester in einem Pfarrhaus Die dritte Phase ist das lebenslange Lernen zum Beispiel uumlber Fort- und Weiterbildungen Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 150

42 Priesterseminar Muumlnchen httpwwwpriesterseminar-muenchendepriester-werdenausbildung Ausbildung gesichtet am 24042015

43 Ruhr-Universitaumlt Bochum Informationen zum Studium ndash Abschluumlsse httpwwwkathruhr-uni-bochumdeinfoabschluessehtmlde gesichtet am 24042015

44 Das Priesteramt befindet sich durch den Ruumlckgang an Kirchenmitgliedern und dem Wertewandel in der Gesellschaft in einer Autoritaumltskrise Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag S134

45 Priester haben wegen ihres Umganges mit goumlttlicher Macht und ihres Amtes ein besonderes Ansehen innerhalb ihrer Religionsgemeinschaft und in der Bevoumllkerung der meisten mitteleuropaumlischen Laumlnder Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

46 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 148 f

Guszligmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen Mohr Siebeck S36

DKB Priester Jahr (2009) httpwwwdbk-priesterjahrde gesichtet am 17062015

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

16

europaumlischen und nordafrikanischen Raum aus und erlebt eine erste Hochzeit Im

Laufe der Jahrhunderte gewann das Priestertum mit der steigenden Zahl an

Kirchenmitgliedern weiter an Bedeutung Der Beruf des Priesters unterscheidet sich

von anderen dadurch dass nicht nur das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben

der Geistlichen beeinflusst wird Die Verpflichtung zur Ehe- und Kinderlosigkeit und

die Bedingungen der Eignung zum Priester schraumlnken den Personenkreis der

potentiellen zukuumlnftigen Priester ein Auch die Uumlbernahme von sozialen Aufgaben

durch die Kirche laumlsst sich fuumlr das fruumlhe Christentum nachweisen Zuruumlckblickend auf

die Geschichte und die aktuelle Situation werden heute mit der Kirche soziale

Einrichtungen im Bereich der Kinder- Behinderten- und Altenpflege assoziiert

4 Aktuelle Situation katholischer Priester in

Deutschland

Verstaumlrkt durch die politischen Entwicklungen im 20 Jahrhundert kommt es wie im

Rest der Gesellschaft zu demographischen Veraumlnderungen Im Folgenden werden

diese Veraumlnderungen zunaumlchst am Beispiel der Weltpriester im Bistum Essen

dargestellt da fuumlr dieses Bistum ausfuumlhrliche demographische Daten verfuumlgbar

waren Aumlhnliche Veraumlnderungen lassen sich auch im Bistum Dresden-Meiszligen

feststellen Verbindliche Zahlen waren aber fuumlr das Bistum trotz intensiver

Recherchearbeit nicht auffindbar Eine moumlgliche Ursache koumlnnte in der

wechselhaften Geschichte des Bistums begruumlndet sein ein anderer Grund ist die

geringere Zahl an Priestern und Kirchenmitgliedern im Bistum Dresden-Meiszligen im

Vergleich zu Essen (Tab 2)

Dresden-Meiszligen Essen

Flaumlche in kmsup2 16934 1878

Bevoumllkerung in 1000 4165 2482

Katholiken in 1000 142 831

Anteil der Katholiken an der Bevoumllkerung 35 335

Aktive Priester zur Zeit 138 336

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen47

Waumlhrend der Anteil der Priester unter 50 Jahren seit 1960 stetig abnimmt steigt im

gleichen Maszlige der Anteil der Priester im Alter von 70 Jahren oder daruumlber Hinzu

kommt die stetig abnehmende Gesamtzahl der Priester (Abb 2)

47 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

17

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im Bistum Essen Eigene Abbildung48

Die konstante und stetige Abnahme der aktiven Priester im Bistum Essen ist

beispielhaft fuumlr die anderen Bistuumlmer und die Gesamtsituation des katholischen

Klerus in Deutschland

Die Zahl der Priester nimmt insgesamt ab (Abb 3) bei gleichzeitiger Uumlberalterung

der verbliebenen Geistlichen Auch bei der Zahl der aktiven Geistlichen und

Priesteramtskandidaten ist eine ruumlcklaumlufige Zahl festzustellen Gruumlnde dafuumlr sind die

sinkende Zahl an Kirchenmitgliedern der Wertewandel in der Gesellschaft und der

Eintritt von Priestern in den Ruhestand beziehungsweise deren Tod

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung49

48 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

49 Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 132 Tabelle 3

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Bis 50 jahre in 603 53 526 51 429 353 307

Uumlber 70 jahre in 7 65 48 95 143 214 206

010203040506070

743

799788

772

735

707

690

620640660680700720740760780800820

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990

Gesamt Zahl Priester

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

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Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

18

Auf der nun folgenden Abbildung 4 ist die Veraumlnderung des gesamten katholischen

Klerus in Deutschland fuumlr eine ausgewaumlhlte Periode fuumlr die luumlckenlose Daten

vorlagen dargestellt

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung50

Waumlhrend die Zahl der Neuweihen abnimmt im Jahr 2013 waren es gerade noch 9851

ist die Zahl der Todesfaumllle annaumlhernd konstant Eine Steigerung laumlsst sich beim Eintritt

in den Ruhestand feststellen Damit reduziert sich die Gesamtzahl der aktiven

Priester in Deutschland staumlndig bei gleichzeitiger Steigerung der Zahl an Priestern

im Ruhestand (Abb5)

50 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik 1996ff in Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft Konstanz UVK Verlag S 142 Tabelle 6

51 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Priesterweihen nach Dioumlzesen

0 100 200 300 400 500 600

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004Neuweihen 189 164 171 139 153 124 131 130 112

In Ruhstenad getreten 286 255 307 322 354 569 350 361 359

Verstorben 366 345 373 305 356 363 336 304 311

Neuweihen In Ruhstenad getreten Verstorben

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

19

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland52

Analog zum Ruumlckgang der Priesteramtskandidaten der steigenden Zahl an Priestern

die in den Ruhestand eintreten und der Mortalitaumlt fuumlhrt dies zur konstanten Abnahme

der Gesamtanzahl an Priestern Die Folgen daraus sind die Reduktion der Pfarreien

und sonstigen Seelsorgestellen (Abb6)

52 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Welt- und Ordenspriester nach Taumltigkeitsbereichen

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

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Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

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51

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

20

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen53

Die sinkende Zahl aktiver Priestern in Deutschland machte in der Vergangenheit eine

Reduktion der Pfarreien und sonstigen Seelsorgestellen noumltig Der gleichzeitig nur

leichte Ruumlckgang beziehungsweise die Stagnation der Zahl an Katholiken fuumlhrt

parallel dazu zu einer staumlrkeren Arbeitsbelastung der verbliebenen Geistlichen

Auszligerdem kommt es daher schon jetzt zu einer personellen Unterdeckung der noch

vorhandenen Pfarreien und Seelsorgestellen Dieser Umstand gefaumlhrdet die

spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder Auch Pfarrer im Ruhestand muumlssen zur

Kompensation ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen

53 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland ndash Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

21

5 Das Bistum Dresden-Meiszligen und die Situation der

Priester

Zunaumlchst wird nun die wechselhafte Geschichte des Bistums geschildert Diese

erklaumlrt beispielsweise die geringe Zahl an Katholiken in der Bevoumllkerung und hilft auch

die nachfolgend geschilderte Situation der Priester im Bistum zu verstehen

51 Das Bistum Dresden-Meiszligen

Gegruumlndet wurde das Bistum im Jahr 968 Der erste Bischof war Burchard In den

darauffolgenden Jahrzehnten wurde das gesamte Gebiet des heutigen Sachsen

christianisiert Zwischen 1162 und 1369 wurden insgesamt 72 Kloumlster gegruumlndet und

so die Dioumlzese weiter ausgebaut Im Jahr 1399 wurde das Bistum dem Papst direkt

unterstellt und erlangte so mehr Selbststaumlndigkeit Die Reformation in Sachsen im

Jahr 1539 bedeutete zugleich auch das Ende fuumlr das damalige Bistum Nur in der zu

Boumlhmen gehoumlrenden Lausitz erhielten sich groumlszligere katholische Gemeinden54 Fuumlr

diese Reste des Bistums wurde Johannn Leisentrit vom letzten Meiszligner Bischof

Johann IX im Jahr 1560 zum Bischoumlflichen Kommissar von Rom zum Apostolischen

Administrator und vom Kaiser zum Generalkommissar in Religionssachen ernannt

Die Stadt Bautzen wurde als Sitz der Administration gewaumlhlt 1635 kam die Lausitz

zu Sachsen ihr wurde aber vom saumlchsischen Kurfuumlrsten gebunden durch Vertraumlge

die Religionsfreiheit zugesichert Positiv fuumlr die katholische Kirche wirkten sich die

Konversionen zum Glauben von August dem Starken 1697 und Kornprinz Friedrich

August 1712 aus In Folge entstanden neue Kirchen und Gemeinden 1807 wurde in

Sachsen die Gleichberechtigung von katholischen und evangelischen Christen

beschlossen Im 19 Jahrhundert kamen im Zuge der Industrialisierung wieder mehr

katholische Christen nach Sachsen Es entstanden so neue Gemeinden und

Pfarreien Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und der Monarchie endete auch in

Sachsen endguumlltig die Bindung der Kirche an den Staat 1921 wurde das Bistum

Meiszligen aus den Gebieten der ehemaligen Dioumlzesen Meiszligen Merseburg und

Naumburg-Zeitz errichtet In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 litt

das Bistum stark unter staatlichen Repressionen Zum Beispiel wurden Bischof Legge

und sein Generalvikar wegen angeblichem Devisenbetruges verurteilt In den

54 Dieser Umstand erklaumlrt die noch heute starken katholischen Gemeinden im Gebiet der Lausitz zwischen Goumlrlitz und Kamenz

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

22

darauffolgenden Jahren wurden von den 185 saumlchsischen Priestern 35 inhaftiert 11

kamen sogar in Konzentrationslager Durch Flucht und Vertreibung waumlhrend und

nach dem zweiten Weltkrieg wuchsen die saumlchsischen katholischen Gemeinden an

Die Besatzung Deutschlands nach 1945 und die daraus resultierende Teilung des

Landes trafen das Bistum abermals hart Als einziges der deutschen Bistuumlmer lag es

komplett auf dem Staatsgebiet der 1949 neu gegruumlndeten Deutschen

Demokratischen Republik 1980 verlegte Bischof Gerhard Schaffran den Bistumssitz

und die Administration nach Dresden Ebenfalls erfolgte die Umbenennung in Bistum

Dresden-Meiszligen 1988 wurde Joachim Reinelt zum Bischof ihm folgte im Jahr 2013

Bischof Dr Heiner Koch der vor kurzem zum Erzbischof von Berlin ernannt wurde55

Der groumlszligte Teil des heutigen Bistums liegt in Sachsen und in Ostthuumlringen um die

Stadt Gera Der zu Sachsen gehoumlrende Niederschlesische Oberlausitzkreis und die

Umgebung von Hoyerswerda sind Teile des Bistums Goumlrlitz Die saumlchsischen Gebiete

im Norden Leipzigs zaumlhlen sowohl zum Bistum Magdeburg als auch zu Dresden-

Meiszligen Das Bistum ist gegliedert in 8 Dekanate die sich aus 97 Pfarreien und einer

Pfarrvikarie zusammensetzen Die Kathedrale also Bischofskirche ist die ehemalige

Hofkirche Ss Trinitatis ein Bau im Stile des italienischen Barocks56

Das Bistum Dresden-Meiszligen verfuumlgt uumlber ca 200 Einrichtungen der Pflege

Betreuung Schulung und Beratung mit ca 6000 haupt- und ca 3000 ehrenamtlichen

Beschaumlftigten unter Traumlgerschaft des Wohlfahrtsverbandes der katholischen Kirche

der Caritas

Das an Flaumlche und sozialen Einrichtungen reiche Bistum steht einer eher

uumlberschaubaren Zahl an Priestern gegenuumlber Der eigene Anspruch der Kirche jedes

Kirchenmitglied spirituell und seelsorgerisch zu versorgen fuumlhrt zu einer Diskrepanz

zwischen Ziel und Wirklichkeit

55 bdquo[] Heute Mittag um 12 Uhr wurde zeitgleich in Dresden im Vatikan und in Berlin verkuumlndet dass Papst Franziskus Bischof Dr Heiner Koch zum Erzbischof von Berlin ernannt hat []ldquo Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat= 1579ampidart=25467 gesichtet am 26062015

56 Bistum Dresden-Meiszligen Geschichte des Bistums httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 01042015

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

23

52 Allgemeine Strukturdaten

Mit 16934 kmsup2 gehoumlrt das Bistum in Hinsicht auf seine Grundflaumlche zu den groumlszligten

Bistuumlmern in Deutschland Gemessen an der Zahl der Kirchenmitglieder liegt es im

Vergleich aber nur an drittletzter Position vor den Bistuumlmern Goumlrlitz und Magdeburg

Generell ist der Anteil der Katholiken in der Bevoumllkerung eher ruumlcklaumlufig57 und liegt in

Sachsen58 und Thuumlringen59 jeweils bei derzeit ca 35 - 4 Das entspricht einer Zahl

von zurzeit 141788 Katholiken Dieser im Vergleich mit anderen Bundeslaumlndern

geringe Anteil an Katholiken in der Bevoumllkerung zu Nicht- oder Andersglaumlubigen wird

als Diasporasituation60 bezeichnet Die folgende Tabelle stellt die aktuellen Eckdaten

des Bistums dar

Katholiken 141788

Pfarreien 97 (+1 Pfarrvikarie) gegliedert in 8 Dekanate

Flaumlche 16934 kmsup2

Priester insgesamt 138 davon Ordenspriester 35 staumlndige Diakone 9

Sonstige Mitarbeiter Diakonatshelfer 116 (ehrenamtlich) Kommunionhelfer ca 490 (ehrenamtlich) Gemeindereferentinnen und -referenten 49 Ordensschwestern ca 134

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums61

57 Die Zahl der Kirchenmitglieder vor allem in Sachsen steigt seit kurzem wieder an Grund dafuumlr ist die Zuwanderung aus katholisch gepraumlgten Laumlndern allen voran aus Polen mit ca 161 der Gesamtzahl Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch gesichtet am 18062015

58 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

59 Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

60 Die Bibel in der Uumlbersetzung nach Luther definiert den Begriff am haumlufigsten mit bdquoZerstreuungldquo oder bdquodie Zerstreutenldquo Gemeint sind damit die Israeliten bzw Juden die in nicht-juumldischen Voumllkern leben Die Situation laumlsst sich natuumlrlich auf die Minderheit der Katholiken in Sachsen uumlbertragen Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf gesichtet am 17062015

61 Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Eckdaten des kirchlichen Lebens in den Bistuumlmer Deutschlands 2013

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-meissende gesichtet am 02042015

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

24

53 Die aktuelle Situation der Priester

Auf die 97 Pfarreien und 1 Pfarrvikarie des Bistums kommen zurzeit 9518

Gemeindepriester-Stellen Das bedeutet schon jetzt eine leichte Unterdeckung der

Pfarreien mit Priestern Ein Priester muss im Durchschnitt uumlber ein Tausend

Kirchenmitglieder versorgen Dabei muss er zum Beispiel Sakramente wie die Taufe

oder Firmung spenden Krankensalbungen durchfuumlhren Seelsorge betreiben und fast

taumlglich Gottesdienste abhalten Erschwerend kommt die flaumlchenmassige Groumlszlige der

zumeist laumlndlichen Pfarreien hinzu Fahrtzeiten zwischen zwei Gottesdiensten von 20

Minuten und mehr sind keine Seltenheit Trotz Unterstuumltzung durch

Ordensangehoumlrige staumlndige Diakone Diakonatshelfer und Gemeindereferenten fuumlhrt

dies zu einer groszligen Belastung Der Groszligteil der 136 Priester im aktiven Dienst

innerhalb des Bistums ist in Gemeinden als Pfarrpriester taumltig Auch in der Seelsorge

beispielsweise in Krankenhaumlusern und Pflegeeinrichtungen ist die Kirche praumlsent

Hinzu kommen Lehrkraumlfte Priester die auszligerhalb des Bistums taumltig sind und Priester

die mit Verwaltungs- und Leitungsaufgaben des Bistums betraut sind Abbildung 7

stellt die Verteilung der Priester auf die unterschiedlichen Aufgabenbereiche dar

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum62

62 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S6

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

25

54 Priester im Ruhestand und derzeitige Versorgung

Zunaumlchst muss der Begriff des katholischen Priesters im Alter differenziert werden

Das derzeitige Renteneintrittsalter in Deutschland liegt in Abhaumlngigkeit von

Geburtsjahr und Zahl der Beitragsjahre in der Rentenversicherung fuumlr Maumlnner bei 65

bzw 67 Jahren63 Fuumlr katholische Priester gilt dies nicht Die Priesterweihe ist im

Normalfall nicht endlich Damit ist auch der Dienst des Priesters in der Kirche nicht

terminiert Prominente Beispiele hierfuumlr sind Bischoumlfe Kardinaumlle und Paumlpste die

meist deutlich uumlber 65 Jahre alt sind Im Bistum Dresden-Meiszligen gibt es fuumlr Priester

ab dem 70 Lebensjahr die Moumlglichkeit den Bischof ohne Angabe von Gruumlnden um

die Entlassung in den Ruhestand zu bitten Vor dem 70 Lebensjahr ist dies nur unter

besonderen Umstaumlnden wie Krankheit moumlglich64 Beim Begriff Priester im Alter

handelt es sich also um die gesamte Gruppe der Priester uumlber dem 65 Lebensjahr

Der Begriff Priester im Ruhestand definiert hingegen einen Priester der regulaumlre

Leistungen der Rentenversicherung in Anspruch nimmt Der Eintritt in den Ruhestand

bedeutet fuumlr Priester aber nicht das gaumlnzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben

Priester im Ruhestand leiten oft weiterhin Gottesdienste spenden Sakramente und

leisten seelsorgerische Arbeit Der Unterschied besteht in der Freiwilligkeit der

Taumltigkeit Auch der Umfang und der Einsatzort koumlnnen in Abstimmung mit dem

Bistum frei gewaumlhlt werden65

Zurzeit gibt es ca 90 Priester im Ruhestand die dem Bistum Dresden-Meiszligen

zugeordnet werden koumlnnen Die meisten dieser Priester sind 70 Jahre oder aumllter der

aumllteste Priester des Bistums ist 93 Jahre alt Nicht alle diese Priester Leben innerhalb

des Bistums In Abhaumlngigkeit des individuellen Lebensweges ist ein Wohnort

auszligerhalb des Bistums nichts Ungewoumlhnliches So lebt beispielsweise ein Priester

der in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent missionarisch taumltig war in

der Naumlhe des Bodensees Diese Tatsache schraumlnkt die Moumlglichkeiten der Versorgung

und Betreuung durch das Bistum aufgrund der zum Teil groszligen raumlumlichen

Entfernungen ein66

63 Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html gesichtet am 16052015

64 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

65 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

66 Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und Hochschulen und Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

26

Priester im Ruhestand haben also die Moumlglichkeit ihren Wohn- und evtl Einsatzort

nach Abstimmung mit dem Bischof frei zu waumlhlen Dafuumlr kommen neben privatem

Wohnraum auch beispielsweise Pflegeheime Krankenhaumluser oder auch Wohnungen

im Besitz des Bistums in Frage Unter Bischof Dr Heiner Koch wurde ein

Verantwortlicher fuumlr die dem Bistum zugehoumlrigen Priester im Ruhestand eingesetzt

Dieser besucht die Priester im Ruhestand in unregelmaumlszligigen Abstaumlnden Bei den

Besuchen ca ein- bis zweimal im Jahr versucht er ihr koumlrperliches und seelisches

Wohlbefinden zu erfassen und bei Bedarf Maszlignahmen zur Sicherung oder

Wiederherstellung zu ergreifen

Da katholische Priester in Deutschland nicht unter die gesetzliche

Versicherungspflicht nach sect 6 des fuumlnften Sozialgesetzbuches fallen haben sie

eigene private Standesversicherungen Diese sind katholischen Priestern und

Priesteramtskandidaten im Pastoralkurs in einer deutschen Dioumlzese vorbehalten Die

Absicherung der Pflegebeduumlrftigkeit erfolgt uumlber die private

Pflegepflichtversicherung67

55 Angebote des Bistums fuumlr Priester

Neben Informationen bietet das Bistum seinen aktiven Priestern und denen im

Ruhestand regelmaumlszligige Fort- und Weiterbildungen an Zudem gibt es mehrmals im

Jahr Treffen mit der Gelegenheit zum freien Austausch untereinander Seit Kurzem

werden auch kleinere gemeinsame Reisen angeboten68

Das Bistum Dresden-Meiszligen blickt auf eine wechselhafte Vergangenheit zuruumlck Mit

seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zu einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland es

weist aber zugleich nur einen relativ geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an

der Gesamtbevoumllkerung auf Diese bdquoDiasporaldquo genannte Situation wirkt sich negativ

auf die Arbeitsbelastung der Priester im Bistum aus Die vom gesetzlichen

Renteneintrittsalter abweichenden Ruhestandsregelungen fuumlr Priester verschaumlrfen

die Situation Das Spektrum der Angebote fuumlr Priester reicht im Bistum von

Infomaterial uumlber Fort- und Weiterbildungen bis hin zu kleinen Reisen Zusaumltzlich

haben die ca 90 Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren Wohn- und

67 LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

68 Aussage P4 im Gespraumlch vom 06052015

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

27

gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber den

Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit

6 Expertengespraumlche

Zur Informationsgewinnung entschied sich der Autor Gespraumlche mit fuumlr die Thematik

relevanten Personen durchzufuumlhren

61 Methode

Im Rahmen der Untersuchung der Versorgung von Priestern im Alter wurden sowohl

theoriegenerierende- als auch systematisierende Expertengespraumlche mit

ausgewaumlhlten Personen gefuumlhrt Beim systematisierten Expertengespraumlch steht die

thematische Vergleichbarkeit der Daten im Vordergrund69 Das theoriegenerierende

Expertengespraumlch dient der kommunikativen Erschlieszligung und der analytischen

Rekonstruierung des Fachwissens Entwickelt wurde es von Meuser und Nagel70 Der

Duden definiert den Experten als Sachverstaumlndigen Fachmann oder Kenner

Grundsaumltzlich kann jeder Experte sein da jeder Mensch Fachwissen und

Eigenschaften besitzt welche er zur Erfuumlllung seiner alltaumlglichen beruflichen und

privaten Anforderungen benoumltigt71 Das Ziel der Gespraumlche war es die aktuelle

Situation der Priester uumlber 65 Jahren im Bistum Dresden Meiszligen moumlglichst

umfangreich darzustellen Zur Auswertung der Gespraumlche wurde eine

zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse durchgefuumlhrt Befragt wurden

bull P1 ein Einrichtungsleiter

bull P2 eine Pflegefachkraft

bull P3 ein Priester im Ruhestand

bull P4 ein Priester in einer Leitungsfunktion

69 Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 38

70Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer S 39

71 Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte gesichtet am 05052015

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

62 Inhaltsanalyse

Zur Betrachtung wurde das Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp

Mayring verwendet Dieses Modell wurde in den 1980er Jahren im Rahmen einer

Studie zu den psychosozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit entwickelt um eine

groszlige Zahl an Interviews sinnvoll auszuwerten Es ermoumlglicht unter Einbeziehung

formaler Aspekte fixierte Kommunikation wie zum Beispiel digitale Aufzeichnungen

von Gespraumlchen oder Gespraumlchsprotokolle in schriftlicher Form thematisch

gedanklich und interpretativ zu analysieren72 Es besteht aus vier Grundsaumltzen

bull Festlegung des Ziels der Analyse durch Einordnung in ein Kommunikationsmodell

bull Zerlegung des vorhandenen Materials in ein inhaltsanalytisches Ablaufmodell

kurz Regelgeleitheit

bull Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte in Kategorien die im Zentrum stehen

sollen

bull Erstellen von Guumltekriterien um eine Vergleichbarkeit der Studie mit anderen zu

erreichen73

Auf diesen Grundsaumltzen basiert die nachfolgende Inhaltsanalyse

Festlegung des Ausgangsmaterials

Zur Erfassung der persoumlnlichen Situation- und Sicht der Priester im Alter wurde ein

Gespraumlch mit einem Priester im Ruhestand gefuumlhrt Dieser lebt zurzeit in einer

konfessionellen Pflegeeinrichtung nach SGB XI Auszligerdem wurde ein Priester in

einer Leitungsfunktion der auch als Seelsorger taumltig ist befragt Um auch das

Lebensumfeld der Priester im Alter ansatzweise darzustellen wurde auch das

professionelle Umfeld einbezogen Dazu wurde ein Einrichtungsleiter sowie ein

Mitarbeiterin einer Einrichtung nach SGB XI befragt Das weitere soziale Umfeld wie

Angehoumlrige oder enge Vertraute wurde bewusst bei der Befragung nicht

beruumlcksichtigt um die Privatsphaumlre der Teilnehmer zu schuumltzen Die

Gespraumlchspartner wurden mit Hilfe des bischoumlflichen Ordinariates und dem Caritas

Verband fuumlr das Bistum Dresden-Meiszligen gefunden und im Vorfeld uumlber die Thematik

der Arbeit und die Fragen informiert

72 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 22052015

73 Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm gesichtet am 29052015

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

29

Analyse der Entstehungssituation

Die Teilnahme am Interview war freiwillig und wurde nach Wunsch des

Gespraumlchspartners terminiert Zur Halb-Strukturierung wurde ein individueller

Interviewleitfaden verfasst und im Vorfeld zugesandt Beispiel Anhang a) Der

Leitfaden bot Orientierung war aber gleichzeitig so flexibel dass die Reihenfolge der

Fragen variabel gestaltbar war Die Fragen wurden offen gestellt so dass der

Interviewpartner frei antworten konnte Um eine Wohlfuumlhlatmosphaumlre zu

gewaumlhrleisten wurden die Gespraumlche am Ort der Wahl des Gespraumlchspartners vom

Autor gefuumlhrt Die Dauer der Gespraumlche variierte von 15 Minuten bis zu ca 15

Stunden

Formale Charakteristika des Materials

Zwei der insgesamt vier Interviews wurden in einem digitalen Audioformat

aufgezeichnet transkrepiert und zusammengefasst Die anderen zwei

Gespraumlchspartner lehnten die Aufzeichnung ab Daher konnten in diesen beiden

Faumlllen lediglich Gespraumlchsnotizen und Gedaumlchtnisprotokolle vom Autor angefertigt

werden 74

63 Ergebnisse der Expertengespraumlche

Der nach Mayring aufbereitete Inhalt der Expertengespraumlche wurde entsprechend

den Fragen aus den Interviewleitfaumlden zu Kernaussagen zusammengefasst Zudem

wurden die Aussagen aus den Gespraumlchen thematischen Schwerpunkten (Tab 10)

zugeordnet Die zum Teil unterschiedlichen Ansichten der Priester und des

professionellen Umfelds wurden in den Tabellen 4 bis 9 gegenuumlbergestellt Zunaumlchst

soll aber eine Mindmap75 eine Uumlbersicht uumlber die die Themen innerhalb der

Expertengespraumlche bieten (Abb 8)

74 Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag S 43

75 Die Mind Map ist eine Kreativmethode fuumlr strukturiertes Assoziieren Erfunden wurde sie Anfang der 1970er Jahre von Tony Buzan In seinen Buumlchern Make the Most of Your Mind (1977) und The Mind Map Book (1996) beschreibt er das Arbeiten mit Mind Maps httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map gesichtet am 02062015

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

30

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche

Die Abbildung macht deutlich dass sich die Gespraumlche mit den Priestern auf vier

wesentliche Bereiche konzentrierten Im Einzelnen sind das Berufsleben soziale

Kontakte Freizeit sowie die Gesundheit der Priester

In Hinsicht auf das Berufsleben zeigt die Abbildung das der Punkt der finanziellen

Versorgung der Priester in den Gespraumlchen kaum Beachtung fand Ein Grund dafuumlr

ist die gute finanzielle Absicherung der Priester auch im Ruhestand Die Priester

muumlssen sich also nicht um ihre finanzielle Sicherheit sorgen76

631 Demographischer Wandel

Der uumlberwiegende Teil der Priester im Bistum Dresden-Meiszligen ist bis in das hohe

Alter hinein physisch und psychisch nur gering oder gar nicht eingeschraumlnkt Dennoch

sind sie in houmlherem Maszlige als andere Berufsgruppen Belastungen ausgesetzt da

zurzeit im Bistum der Eintritt in den Ruhestand erst mit 70 Jahren bzw wegen

Krankheit ab 65 Jahren moumlglich ist77 Daruumlber hinaus sind die meisten Priester auch

76 Der Verdienst von katholischen Priestern ergibt sich aus der Bundesbesoldungsordnung A im Bundesbesoldungsgesetz Fuumlr Priester im Pfarrdienst entspricht das in der untersten Stufe ca 2800euro Brutto Monatslohn Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv 14078pdf

77 Aussage aus dem Gespraumlch mit dem Priester in einer Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

31

im Ruhestand noch taumltig wenn auch in kleinerem Umfang Der befragte Priester

(P 3) aumluszligerte sich dazu wie folgt

bdquoOffiziell bin ich ja noch als Hausgeistlicher taumltig [] gesundheitlich kann ich aber nur

noch die Messe vorbereiten [] und die Wandlung haltenldquo78

Je nach individueller Situation wird dieser Umstand von den Priestern selbst und

ihrem Umfeld begruumlszligt toleriert oder auch als Belastung empfunden

Kernaussage Sicht der Priester Sicht des professionellen Umfeldes

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

Auch die Priesterschaft im Bistum Dresden-Meiszligen ist vom demographischen Wandel betroffen jedoch nicht so stark wie andere Bistuumlmer Viele Priester sind auch noch bis in das hohe Alter hinein psychisch und physisch in der Lage die ihnen uumlbertragenen Aufgaben zu erfuumlllen Fuumlr Priester besteht im Bistum die Moumlglichkeit ohne Angabe von Gruumlnden ihr Amt ab dem 70 Lebensjahr nieder zu legen Davor ist dies nur aus gesundheitlichen oder in Ausnahmefaumlllen aufgrund individueller Gruumlnde welche vom Bischof zu pruumlfen sind moumlglich Priester ist man auf Lebenszeit die Priester im Ruhestand uumlbernehmen gern Aufgaben innerhalb ihrer Gemeinde Einrichtung in der sie leben

Immer aumllter werdende Priester muumlssen immer mehr Kirchenmitglieder spirituell betreuen Das Fehlen von Priesternachwuchs fuumlhrt zur staumlrkeren Arbeitsbelastung der Priester Auch Priester im Ruhestand muumlssen ihre aktiven Bruumlder unterstuumltzen da diese ihre Aufgaben sonst nicht bewaumlltigen koumlnnten Das bedeutet dass ein Priester auch im Ruhestand weiter taumltig sein muss was individuell als Belastung empfunden werden kann

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel

632 Aktuelle Situation

Im Bistum fehlt es an Priester-Nachwuchs Demzufolge wurden strukturelle

Veraumlnderungen noumltig Pfarreien wurden geschlossen oder mit anderen

zusammengelegt Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder

abzusichern Leider ist dies nicht immer gelungen so dass beispielsweise

Gottesdienste ersatzlos entfallen muumlssen Daher ist die aktive Mitarbeit von Priestern

78 Priester im Ruhestand (P3) im Gespraumlch vom 29042015

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

32

im Ruhestand zurzeit noumltig um die Geistlichen im aktiven kirchlichen Dienst zu

entlasten

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

Im Rahmen struktureller Aumlnderungen und aufgrund fehlenden Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Pfarreien geschlossen bzw zusammengelegt Das Ziel war es dabei die spirituelle Versorgung der Kirchenmitglieder im Bistum sicherzustellen Wo es moumlglich ist werden die aktiven Priester von denen im Ruhestand auf freiwilliger Basis unterstuumltzt

Da Priester fehlen mussten Pfarreien geschlossen werden Auch fallen haumlufig Gottesdienste aus Die verbliebenen Priester haben einen engen Zeitplan Ohne die Unterstuumltzung von Priestern im Ruhestand sind die Arbeitsbelastungen fuumlr Priester vor allem in laumlndlichen Regionen zu hoch

Tabelle 5 Aktuelle Situation

633 Krankheit

Voraussetzung fuumlr die Taumltigkeit von Priestern uumlber den aktiven Dienst in der Kirche

hinaus ist das Freisein von Krankheit In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage

wie das das Bistum mit kranken Priestern umgeht Priester in Leitungsfunktion (P4)

bdquoGrundsaumltzlich ist und bleibt auch ein erkrankter Priester Teil der Gemeinschaftldquo79

In Abhaumlngigkeit von seiner Krankheit und Auspraumlgung der Symptome ist aber zu

seinem Schutz uumlber die Form seiner Wohn- und Versorgungssituation nach-

zudenken Der Befragte Einrichtungsleiter (P1) aumluszligerte sich wie folgt dazu

ldquoWenn gewisse [] gesundheitliche Einschraumlnkungen auftreten [] und der Priester

[] von Mitbewohnern und Angehoumlrigen negativ wahrgenommen wird [] waumlre es

besser wenn doch ein gewisser geschuumltzter Rahmen da waumlreldquo80

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie beispielsweise Demenz leiden

Auch ein kranker Priester ist weiterhin Teil der Gemeinschaft und er soll auch in dieser versorgt werden Prominentestes Beispiel Papst Johannes Paul der II litt an Parkinson

Abhaumlngig von der individuellen Situation und Auspraumlgung der Erkrankung ist uumlber einen besonders geschuumltzten Raum fuumlr Priester nachzudenken Die Diskrepanz zwischen Rolle und sozialen Ansehen des Priesters und moumlglichen krankheitsbedingten Verhaltensauffaumllligkeiten fuumlhrt bei uniformierten

79 Zitat aus Gedaumlchtnisprotokoll von dem Gespraumlch mit dem Priester in Leitungsfunktion (P4) vom 06052015

80 Aus dem Expertengespraumlch mit einem Einrichtungsleiter (P1) vom 19032015

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

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42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

33

Kirchenmitgliedern zu Unverstaumlndnis und zur Schaumldigung des sozialen Ansehens des Priesters

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit

634 Versorgung

Die Moumlglichkeit des Lebens eines Priesters im Alter in einer Pflegeeinrichtung nach

SGB V oder XI ist nur individuell bewertbar und nicht zu pauschalisieren Alternative

Angebote sind anzubieten bzw zu schaffen

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

Positive Sicht auf diese freiwillige Moumlglichkeit da Priester zwar in Ruhestand treten aber nicht gaumlnzlich aus dem Dienst der Kirche ausscheiden Oftmals uumlbernehmen Priester in Pflegeeinrichtungen nach dem fuumlnften oder elften Gesetzbuch seelsorgerische Aufgaben spenden Sakramente oder halten Gottesdienste

Der Priester als Teil der Gemeinschaft in einer Pflegeeinrichtung wird als Bereicherung empfunden Das konfessionelle Leben wird dadurch bestaumlrkt Die Freiwilligkeit diese Option wird kritisch Gesehen zum Teil fehlen dem Priester andere Optionen

Tabelle 7 Versorgung SGB XI

635 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

Neben einem Leben ohne krankheitsbedingte Einschraumlnkungen wuumlnschen sich

Priester im Alter vor allem haumlufigere soziale Kontakte Dieser Wunsch resultiert aus

den Folgen des Zoumllibats der die Priester zur Ehe- und Kinderlosigkeit verpflichtet Die

fehlenden sozialen Bindungen muumlssen durch persoumlnliche Vertraute und Mitpriester

kompensiert werden

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

Kaum ein Priester im Alter leidet an finanziellen Engpaumlssen da die Versorgung uumlber das Bistum und im Krankheits- oder Pflegefall auch uumlber die Kranken- bzw Pflegeversicherung ausreichend ist Der uumlberwiegende Teil der Priester im Alter leidet so vor allem an gesundheitlichen- oder sozialen Problemen Als Beispiel ist hier das Fehlen einer Bezugsperson mit persoumlnlicher Beziehung zum Priester zu nennen Zum Teil

Je nach Situation des Priesters werden vor allem die gesundheitlichen Einschraumlnkungen als besondere Belastung des Priesters empfunden Die soziale Dimension und das teilweise Fehlen einer festen persoumlnlichen Bezugsperson finden nur wenig Beachtung Grund dafuumlr ist die Integration der Priester in das spirituelle Leben der Gemeinschaft Es bestehen also vielfaumlltige oberflaumlchliche soziale Kontakte Beispielsweise zu

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

34

mangelt es daher an regelmaumlszligigen Besuchen und an Unterstuumltzung bei der Erledigung persoumlnlicher Dinge Beispiele hierfuumlr sind das Ordnen von Dokumenten oder auch Vermoumlgensverhaumlltnissen Auch das regelmaumlszligige Besorgen von Gegenstaumlnden fuumlr den taumlglichen Gebrauch und die Unterstuumltzung im Punkt Mobilitaumlt sind ein Problem

Mitbewohnern oder Mitgliedern der Gemeinde aber es fehlt zum Teil an engeren Vertrauenspersonen

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse

636 Angebote

Die seit kurzem vielfaumlltigen Angebote des Bistum fuumlr Priester im Ruhestand wie zum

Beispiel regelmaumlszligige Treffen kleinere Reisen oder das Organisieren von Hilfe und

Betreuung sind Auszligenstehenden kaum bekannt Priester nutzen diese aber rege

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

Seit Amtsantritt des Bischofs Heiner Koch gibt es einen Bischofsvikar fuumlr Priester im Ruhestand Dieser betreut die ca 90 Priester um Ruhestand die dem Bistum zugeordnet sind Zu seinen Aufgaben gehoumlren regelmaumlszligige Besuche die Sorge um das koumlrperliche und seelische Wohl seiner Mitbruumlder und das Organisieren von kleineren Treffen und Reisen Stellt er einen Bedarf bei einem Priester fest so organisiert er Hilfen uumlber aktive Priester oder den Bischof Dieser stellt bei Bedarf auch Sondermittel zur Verfuumlgung Beispielsweise fuumlr noumltige Kuren

Angebote fuumlr Priester sind bis auf die existierenden Priesterwohnungen in verschiedenen Einrichtungen der Caritas nicht bekannt

Tabelle 9 Angebote des Bistums

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

35

637 Schwerpunkte

Die Schilderung der Kernaussagen laumlsst Begriffe mit besonderer Bedeutung

erkennen Tabelle 10 stellt diese zusammen

Schwerpunkte Aussagen der Experten

Taumltigkeit Priester im aktiven Dienst haben zumeist nur wenig Freizeit da sie oft in der unmittelbaren Naumlhe ihres Einsatzortes leben und ihre Profession als Priester oft auch das Privatleben beansprucht Dennoch haben sie beispielsweise auch Anspruch auf Erholungsurlaub der oft aufgrund des Einsatzortes fern der Heimat bei Angehoumlrigen verbracht wird Die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Auch wenn der Ruhestand wie bereits beschrieben eher moumlglich ist Die Priester im Ruhestand erfuumlllen zu meist noch viele Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Dies geschieht natuumlrlich auf freiwilliger Basis

Wohnsituation Aktive Priester leben beispielsweise in Pfarrhaumlusern in Krankenhaumlusern Pflegeheimen oder privatem Wohnraum um nur die gaumlngigsten Varianten zu nennen Auch die Priester im Ruhestand haben abhaumlngig von ihrer individuellen Situation vergleichbare Moumlglichkeiten und duumlrfen im Gegensatz zum aktiven Priester ihren Wohnort frei waumlhlen Dieser darf dann auch auszligerhalb des Bistums liegen

Lebenswelt Der Lebensmittelpunkt eines Geistlichen ist seine Einsatzstelle Die kann zum Beispiel eine Pfarrei oder eine Seelsorger-Stelle in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sein Ein Wechsel ist dabei moumlglich muss aber vom Bischof genehmigt werden und erfordert eine Begruumlndung Waumlhrend der gesunde Priester zumeist die Moumlglichkeit hat seine begrenzte Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen so ist ein kranker Priester oft auf Hilfe angewiesen Haumlufig fehlen naumlhere Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen die zum Beispiel groumlszligere Ausfluumlge ermoumlglich koumlnnten Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen Spaziergaumlngen oder Reiseangebote des Bistums werden daher gern in Anspruch genommen

Soziale Situation Waumlhrend Priester im Alter unter 65 Jahren vermutlich noch naumlhere Angehoumlrige haben und Freundschaften pflegen sowie andere soziale Kontakte Beispielsweise in Sportvereinen oder zu Mitgliedern der Gemeinde reduzieren sich die Kontakte im Alter bzw Ruhestand meist deutlich Gruumlnde dafuumlr koumlnnen das Versterben von Angehoumlrigen oder Freunden gesundheitliche Einschraumlnkungen oder der Wechsel des Wohn- bzw Einsatzortes sein

Das Bistum Auszliger der Funktion als Arbeitgeber fungiert das Bistum mit seiner Priestergemeinschaft auch als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie Juumlngere Priester helfen aumllteren oder kranken wie etwa bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im privaten Bereich durch gemeinsame Einkaumlufe oder Zubereitung der Mahlzeiten Im Gegenzug koumlnnen Sie von der Erfahrung des aumllteren Kollegen profitieren Oft entstehen durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche

Die Schwerpunkte lassen erkennen dass ein Priester auch im Ruhestand von seiner

Rolle gepraumlgt und beeinflusst wird Sie zeigen aber auch das Priester sein eine

lebenslange Wuumlrde ist die aber auch in bestimmten Bereichen zur Huumlrde werden

kann

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

36

64 Diskussion

Die Analyse der Gespraumlche mit den Geistlichen und Teilen ihres Umfeldes macht

deutlich dass es zentrale Problemstellungen gibt Als erstes ist hier der

demographische Wandel zu nennen Dieser beeinflusst die Priester im Bistum stark

auch wenn ihre Selbstsicht dem nicht ganz entspricht Fakt ist dass analog zur

zeitweise sinkenden Zahl der Kirchenmitglieder auch die Zahl der Pfarreien im Bistum

gesunken ist Die verbliebenen Priester im aktiven Dienst muumlssen zum Teil groszlige

Wegstrecken zuruumlcklegen um alle ihre Gemeindemitglieder zu erreichen Oft muumlssen

sie daher von Priestern im Ruhestand unterstuumltzt werden Viele Priester tun dies gern

sofern ihnen dies moumlglich ist Kommen gesundheitliche Einschraumlnkungen und

Krankheit bei aktiven- bzw Priestern im Ruhestand hinzu wird es schwierig Ist der

Priester im Ruhestand betroffen kann dies meist durch Umstrukturierung wie

Reduzierung der Gottesdienste kompensiert werden Wenn hingegen ein aktiver

Geistlicher betroffen ist trifft dies die Kirchenmitglieder und die Ruhestaumlndler

verhaumlltnismaumlszligig hart Oft muumlssen dann Gottesdienste ersatzlos entfallen Auch die

Priester im Ruhestand sind dann betroffen da sie zum Teil auf Unterstuumltzung ihrer

aktiven Bruumlder angewiesen sind Ein moumlglicher Priesterwechsel fuumlhrt oft zwangslaumlufig

zu Einbuszligen an sozialen Bindungen beim Priester im Ruhestand Betrachtet man also

die aktuelle Situation der Priester im Alter so muss unterschieden werden zwischen

aktiven Priester und denen im Ruhestand Die aktiven Priester sehen sich durch das

bisweilen gestiegene Arbeitspensum zunehmend belastet und haben zugleich nur

noch wenig Zeit fuumlr ihre nicht mehr aktiven Bruumlder Die im Ruhestand befindlichen

Priester sind zumeist uumlber 70 Jahre alt oder gesundheitlich beeintraumlchtigt Den 138

aktiven Welt- und Ordenspriestern stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Das heiszligt Jeder aktive Priester muss theoretisch bei der zurzeit praktizierten

gemeinschaftlichen dezentralen Versorgung der Priester im Alter rund 065 Kollegen

im Ruhestand begleiten Die Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester sind vielfaumlltig Beispiele

dafuumlr sind das Wohnen im Pfarrhaus einer Priesterwohnungen oder auch innerhalb

einer Einrichtung in Traumlgerschaft der Caritas Letztere Variante kommt vor allem fuumlr

Priester mit Krankheiten in Frage deren Symptome das Verhalten stark beeinflussen

So zum Beispiel neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz Auszliger den

benannten etablierten Wohnformen bietet das Bistum fuumlr Priester im Ruhestand

regelmaumlszligige kleinere Reisen Treffen und Informationsangebote Auszligerdem gibt es

seit kurzem einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand Dieser versucht die

moumlglicherweise unerfuumlllten Wuumlnsche und Beduumlrfnisse der Priester zu erkennen und

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

Verlag Konstanz

Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag

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MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

37

auftretenden Problemen entgegen zu wirken Die Kernaussagen der

Expertengespraumlche im Uumlberblick

Demographischer Wandel innerhalb des Priestertums

- Priester werden aumllter - Zahl der Priester nimmt ab - es fehlt an Nachwuchs

Die Aktuelle Situation der Priester im Bistum

- die Arbeitsbelastung der aktiven Priester steigt - die Zahl der Priester im Ruhestand steigt

Versorgung von Priestern im Alter innerhalb von Einrichtungen nach SGB XI oder SGB V

- es bestehen vielfaumlltige Wohnmoumlglichkeiten fuumlr Priester innerhalb des Bistums so zum Beispiel auch in Einrichtung der Caritas - das Angebot laumlsst sich pauschal nicht bewerten

Umgang mit Priestern die an einer neurodegenerativen Krankheit wie Beispielsweise Demenz leiden

- Versorgung als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft - kein Unterschied zwischen krank und gesund

Wuumlnsche und Beduumlrfnisse von Priestern im Alter

- soziale Kontakte - die Moumlglichkeit auch im Alter fuumlr den Glauben aktiv zu sein - Ruumlckzugsmoumlglichkeiten - individuelle Wohnangebote

Angebote des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand

- Verantwortlicher fuumlr Priester im Ruhestand - kleine Reisen - regelmaumlszligige Treffen - Informationsangebote - Fort- und Weiterbildungen

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Priestertum

im Bistum Dresden-Meiszligen zurzeit in einer Krise befindet Fehlender Nachwuchs und

ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter fuumlhren bei gleichzeitig nur leichtem

Ruumlckgang bzw Stagnation der Zahl an Kirchenmitgliedern zu personellen

Engpaumlssen und hoher Arbeitsbelastung Priester im Ruhestand sind daher eine

wichtige Stuumltze der aktiven Priester Die steigende Zahl an Ruhestaumlndlern fuumlhrt auch

im Bistum zu Bewegung Neben einen Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand

wurden Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen Gegenuumlber neuen

Wohn- und Versorgungsformen zeigen sich Bistum und Priester offen es fehlt aber

an konkreten und innovativen Angeboten

7 Zukuumlnftige Entwicklungen und Perspektiven

Basierend auf den Ergebnissen der Expertengespraumlche und den statistischen Zahlen

aus Kapitel 3 werden nun moumlgliche Konsequenzen fuumlr das Bistum und seine Priester

dargestellt Zudem sollen Loumlsungsansaumltze entwickelt werden

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

38

71 Das Bistum und seine Kirchenmitglieder

Auf der folgenden Abbildung 9 werden die bisherigen Entwicklungen des Bistums

Dresden-Meiszligen dargestellt

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums81

Deutlich zu erkennen ist die relativ groszlige Zahl der Kirchenaustritte und die kleine Zahl

der Eintritte in die katholische Kirche Die Zahl der Taufen ist nahezu konstant und

die der Firmungen schwankt im normalen Rahmen Eine Ursache dafuumlr ist

beispielsweise die Zusammenfassung mehrere Jahrgaumlnge fuumlr die Durchfuumlhrung

Trotzdem ist die Zahl der Katholiken nach leichtem Ruumlckgang wieder steigend

Grund dafuumlr sind Zuzuumlge aus anderen Bundeslaumlndern und aus dem Ausland Bischof

Dr Heiner Koch meint dazu

bdquoIch freue mich uumlber diese Steigerung unserer Katholikenzahl Wir bewegen uns

damit im Bistum Dresden-Meiszligen entgegen dem bundesweiten Trend Aktuell scheint

der Ruumlckgang in unserer Region gestoppt Positiv auf die Entwicklung duumlrfte sich

dabei ausgewirkt haben dass unter den Zuzuumlgen in die wachsenden Groszligstaumldte

Leipzig und Dresden aus anderen Regionen Deutschlands viele Katholiken sindldquo82

Auch wenn mit einem weiteren Wachstum fuumlr die Regionen Dresden und Leipzig zu

rechnen ist so ist jedoch insgesamt von einem Ruumlckgang der Bevoumllkerung und damit

auch der Katholikenzahl auszugehen Die Bevoumllkerungsstruktur aumlndert sich In der

nachfolgenden Tabelle 12 werden die errechneten bzw prognostizierten

Entwicklungen der Bevoumllkerungsverteilung nach dem Alter dargestellt Bei den

Bevoumllkerungsprognosen wurde jeweils die Variante 2 gewaumlhlt in der von konstanter

Geburtenhaumlufigkeit ausgegangen wird

81 Bistum Dresden-Meiszligen Die Entwicklung wichtiger Daten im Bistum Dresden-Meiszligen im Uumlberblick httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

82 Bischof Dr Heiner Koch Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpclient=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812 gesichtet am 04062015

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

39

Altersgruppen (in 1 000 Einwohnern)

Jahr Unter 20 20 bis unter 65 65 und mehr Gesamt

2015 6159 2 3233 1 0431 3 9823 15 58 26 100

2020 6008 2 1118 1 1115 3 8241 16 55 29 100

2025 5574 1 9327 1 1566 3 6467 15 53 32 100

2030 5000 1 7406 1 2157 3 4564 14 50 35 100

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen83

Deutlich zu erkennen ist der Ruumlckgang der Bevoumllkerung in Sachsen von fast vier

Millionen derzeit auf rund 35 Millionen im Jahr 2030 Waumlhrend die Gruppe der unter

20 Jaumlhrigen sich zwar insgesamt verkleinert aber gemessen am Anteil in der

Bevoumllkerung gleich bleibt schrumpft der Anteil der 20- bis 65- Jaumlhrigen um fast 10

Analog dazu waumlchst die Gruppe der uumlber 65- Jaumlhrigen von derzeit 26 auf ca 35

an Fuumlr das Bistum bedeutet das ausgehend von einem konstanten Anteil an

Katholiken innerhalb der Bevoumllkerung von ca 35 einen Ruumlckgang von zurzeit rund

141000 auf ca 122500 Kirchenmitglieder was ca 13 entspricht Dabei ist von

einem Wachsen der Gemeinden in den Ballungszentren mit den groszligen Staumldten

Dresden und Leipzig auszugehen bei gleichzeitigem Schrumpfen der

Glaubensgemeinschaften in den Staumldten und Gemeinden im laumlndlichen Raum

Das Bistum wird daher weitere Umstrukturierungen vornehmen um der sinkenden

Zahl an Kirchenmitgliedern und der Umverteilung zwischen urbanem und laumlndlichem

Raum entgegenzuwirken Eine Konsequenz ist daher die weitere Reduktion der

Pfarreien und Seelsorgestellen Die verbliebenen Pfarrpriester muumlssen groumlszligere

Gebiete mit einer noch geringeren Zahl an Kirchenmitgliedern als heute versorgen

Von einem Priester geleitete Gottesdienste werden nur noch in groumlszligeren Gemeinden

und in geringer Zahl stattfinden koumlnnen Konkret bedeutet dies fuumlr das Jahr 2025 eine

Reduzierung der Priesterstellen von zurzeit 136 auf 106 im Jahr 2025 Bei der

Berechnung wurde von einem Renteneintrittsalter von 70 Jahren und einer

Priesterweihe pro Jahr ausgegangen Gleichzeitig wird angenommen dass die

zurzeit aktiven Orden im Bistum dies auch noch im Jahr 2025 sind Die Abbildung 10

stellt die Zusammensetzung der Priester im Bistum fuumlr das Jahr 2025 dar

83 Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprogPyramidefssahtml gesichtet am 04062015

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Hochschulen

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

40

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 202584

Die Zahl der Stellen fuumlr Pastorale Mitarbeiter staumlndige Diakone und hauptberufliche

Gemeindereferenten bleibt nahezu unveraumlndert Im Jahr 2015 waren es 6120

Stellen verteilt auf 68 Mitarbeiter Bis zum Jahr 2025 aumlndert sich diese Zahl lediglich

auf 6141 Stellen verteilt auf 69 Mitarbeiter Zu beachten ist dass die Zahl der

staumlndigen Diakone von 6 auf 2 sinkt85 Eine Kompensation der sinkenden Priesterzahl

durch staumlndige Diakone ist also aufgrund mangelnden Nachwuchses analog zur

Situation der Priester nicht moumlglich Uumlber eine Modernisierung des Berufsbildes des

staumlndigen Diakons sollte daher nachgedacht werden

Die sinkende Zahl an Christen und Priestern sowie die Reduktion der Pfarreien und

Seelsorgestellen fuumlhren zum Freiwerden von Gebaumluden im Besitz der Kirche Die

Instandhaltung dieser Gebaumlude und eventuelle Weiter- oder Umnutzung wird auch

Aufgabe des Bistums sein

72 Konsequenzen fuumlr die Priester

Die kleiner werdende Zahl an Priestern macht weitere strukturelle Anpassungen

noumltig Das Bistum Dresden-Meiszligen reagierte darauf mit der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften Anfang des Jahres 2015 Diese Gemeinschaften

sind ein pastoraler Raum durch bischoumlfliches Dekret zu einem Verbund

zusammengefuumlgt Sie bestehen jeweils aus mehreren rechtlich selbstaumlndigen

Pfarreien Eine Ausnahme bilden mehrere groumlszligere Pfarreien in zentraler Lage von

groszligen Staumldten die jeweils eine eigene Verantwortungsgemeinschaft bilden Die

84 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S4

85 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S5

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

41

Gemeinschaften sollen sich untereinander vernetzen und Kooperationsbeziehungen

schlieszligen um damit das kirchliche Leben der jeweiligen Region zu sichern86 Fuumlr die

zukuumlnftige Personaleinsatzplanung hat das Bistum im Juni 2015 ein Grundsatzpapier

veroumlffentlicht Es legt die Verteilung der 56 verfuumlgbaren Priester und 32 Pastoralen

Mitarbeiter auf die Verantwortungsgemeinschaften fuumlr das Jahr 2025 fest Die 50

anderen Priester und 36 Pastoralen Mitarbeiter sind mit anderen Aufgaben betraut

und koumlnnen daher nicht in die Planung einbezogen werden Ebenfalls wurden 25

fuumlr die Schaffung eines Personalpools abgezogen87

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften88

Parallel zum Sinken der Zahlen an aktiven Priestern rechnet das Bistum bis zum Jahr

2025 mit weiteren 41 Eintritten in den Ruhestand89 Da leider keine demographischen

Zahlen der Priester im Ruhestand innerhalb des Bistums verfuumlgbar waren laumlsst sich

nur vermuten dass auch die Zahl der Priester im Ruhestand anwaumlchst Ausgehend

von ein bis zwei Todesfaumlllen im Jahr wuumlrde das ein anwachsen auf uumlber 100 Priester

im Ruhestand bedeuten Damit waumlre die Zahl der Ruhestaumlndler so groszlig wie der der

Priester im aktiven Dienst Fuumlr die aktiven Priester bedeutet dies vor allem im

laumlndlichen Raum eine houmlhere Arbeitsbelastung durch zum Beispiel weitere

Fahrtwege Zudem wird die Versorgung Betreuung und Begleitung der Priester im

Ruhestand durch die Gemeinschaft erschwert Ein Verantwortlicher fuumlr Priester im

Ruhestand der diese Aufgabe neben seiner seelsorgerischen Taumltigkeit absolviert

wird fuumlr die Zahl der Ruhestaumlndler nicht mehr ausreichend sein Eine moumlgliche

86 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Erkundungsprozess httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphpidcat=3384ampidart=24802amplang=1 gesichtet am 18062015

87 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

88 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S8

89 Bistum Dresden-Meiszligen (2015) Grundlagen zur Personaleinsatzplanung 2025 Hauptabteilung Personal Dresden Eigenpublikation S7

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und

Hochschulen

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Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html

Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

42

Konsequenz koumlnnte die Einrichtung einer Abteilung innerhalb der Personalabteilung

des Bistums fuumlr Priester im Ruhestand sein Zur Finanzierung und besseren

Auslastung waumlre eine Doppelnutzung als Beratungsstelle fuumlr Pflege denkbar

Alternativ koumlnnten auch bereits bestehende regionale Beratungsstellen zB der

Caritas genutzt werden Eine weitere moumlgliche Folge koumlnnte die Aumlnderung der

bestehenden Ruhestandregelungen sein also eine Anhebung des Alters ab dem ein

Priester ohne Angabe von Gruumlnden in den Ruhestand gehen darf

Wie bereits beschrieben sollte um den Priestermangel entgegen zu wirken das Amt

des Diakons weiter gestaumlrkt werden Mithilfe hauptberuflicher und ehrenamtlicher

Diakone koumlnnten die aktiven Priester zum Beispiel durch die Uumlbernahme von

kleineren Gottesdiensten Entlastung erfahren Auch die Priester im Ruhestand

koumlnnten von den Diakonen mehr Begleitung erhalten

Ob und wann eine Oumlffnung der Kirche in Hinsicht auf die Abschaffung des Zoumllibats

und auf die Moumlglichkeit von Frauen als Priester geschehen wird ist zurzeit nicht

absehbar Auch wenn diese Optionen die Lage der aktiven Priester und der im

Ruhestand verbessern wuumlrde Analog zur evangelischen Kirche koumlnnte die aktiven

Priester von ihren Frauen unterstuumltzt werden Diese koumlnnten Beispielsweise als

Gemeindereferentin taumltig sein Auch die Situation beim Eintritt in den Ruhestand

wuumlrde sich verbessern durch die Moumlglichkeit der Versorgung uumlber die eigene Familie

Die Frage inwieweit Frauen als katholische Geistliche akzeptiert wuumlrden und welche

Probleme moumlglicherweise auftreten koumlnnten ist noch nicht erforscht

73 Alternative Wohn- und Betreuungsformen

Auch wenn keine repraumlsentative Umfrage dazu vorliegt sollte das Bistum uumlber

alternative Wohn- und Betreuungsformen fuumlr Priester im Ruhestand nachdenken Die

derzeitigen Angebote wie das Wohnen innerhalb von Einrichtungen nach SGB V

oder SGB XI sowie in Privatwohnungen Pfarrhaumlusern oder anderen Einrichtungen

der Kirche decken fuumlr den gesunden Priester zwar ein breites Spektrum ab sind aber

fuumlr den Priester mit Hilfs- und oder Pflegebedarf nur bedingt geeignet Innovative

Formen wie das Prinzip der Wohngemeinschaft koumlnnten eine sinnvolle Alternative

darstellen Insbesondere da in den Expertengespraumlchen zum Ausdruck kam dass

eine groumlszligere Pflegeeinrichtung fuumlr Priester abgelehnt wird Der Passauer Bischof

Oster im Interview mit einer Tageszeitung zum Prinzip der Wohngemeinschaft fuumlr

Priester

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

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51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html

Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

43

bdquoEs gibt viele Mitbruumlder unter den Bischoumlfen die sagen eine Vita communis waumlre

richtig Aber sie denken in erster Linie an eine Priesterkommunitaumlt Bei mir lebt ja jetzt

eine junge Frau zusammen mit einer aumllteren Ordensschwester und einem Mann Das

ist relativ unproblematisch Wenn sich ein Priester bei mir meldet und allein mit zwei

jungen Frauen eine WG aufmachen moumlchte haumltte ich als Bischof schon Fragen Aber

wenn einer meiner Priester im Bistum eine weniger verfaumlngliche Konstellation findet

und dabei eine geistliche Lebensgemeinschaft sucht waumlre das aus meiner Sicht

einen Versuch wertldquo90

Dieser Aumluszligerung ist also zu entnehmen dass die katholische Kirche grundsaumltzlich

keine Einwaumlnde gegen Wohngemeinschaften hat vor allem nicht gegen reine

Priestergemeinschaften Diese Wohnform koumlnnte es in verschiedenen Regionen des

Bistums geben Als Gebaumlude koumlnnten Immobilien der Kirche wie leerstehende

Pfarrhaumluser genutzt werden Die hauswirtschaftliche Versorgung koumlnnte von

juumlngeren Priestern Diakonen oder einer Hauswirtschaftskraft uumlbernommen werden

Fuumlr die Deckung des Hilfs- und Pflegebedarfes von Priestern im Ruhestand waumlre es

moumlglich einen Pflegedienst hinzuzuziehen Pflegekraumlfte direkt anzustellen oder in

Absprache mit der Caritas Mitarbeiter von existierenden Einrichtung abzuordnen Die

Kosten dafuumlr koumlnnten sich die Priester mit Bedarf teilen eine Foumlrderung durch das

Bistum oder die Pflegeversicherung der Priester ist denkbar

Die zukuumlnftigen gesellschaftlichen Entwicklungen stellen das Bistum Dresden-

Meiszligen also vor groszlige Herausforderungen Eine nur leicht ruumlcklaumlufige Zahl an

Kirchenmitgliedern bedingt durch Zuwanderung steht einer sinkenden Zahl Priester

im aktiven Dienst gegenuumlber Die Reaktion des Bistums in Form der Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften und einer Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025

sind erste Schritte diesen Entwicklungen entgegen zu treten Die Versorgung der

Priester im Ruhestand spielt bei dieser Planung zurzeit leider keiner Rolle Und das

obwohl deren Zahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

erreichen wird Das Einsetzen einer Verantwortlichen fuumlr Priester im Ruhestand und

geschaffene soziale Angebote sind erste Schritte um auch mit dieser

Herausforderung verantwortungsbewusst umzugehen Mit Problemen wie fehlenden

Wohnangeboten fuumlr Priester mit Pflegebedarf und oder neurodegenerativen

Krankheiten muss sich das Bistum in den kommenden Jahren noch auseinander

90 Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekulturarticle137166597 PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml gesichtet am 31032015

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

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Hochschulen

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Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

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Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

44

setzen Die Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter ist daher empfehlenswert und koumlnnte einen ersten

Schritt in Richtung eines eigenen Versorgungsplanes darstellen

8 Zusammenfassung

Bereits fuumlr die Anfangszeit des Christentums laumlsst ein fruumlhes Priestertum nachweisen

Eine erste Bluumlte erlebte es in der Hochzeit des antiken Roms etwa im zweiten bis

vierten Jahrhundert Durch die Ausbreitung im europaumlischen und nordafrikanischen

Raum und die damit verbundene steigende Zahl an Kirchenmitglieder gewann das

Priestertum im Laufe der Jahrhunderte an Bedeutung Dies ist auch dem Umstand

geschuldet dass aus dem Prinzip der Naumlchstenliebe heraus Priester und

Ordensangehoumlrige seit dem fruumlhen Christentum alte kranke und schwache

Menschen pflegten und versorgten Sie kuumlmmerten sich dabei nicht nur um das

koumlrperliche sondern auch um das seelische Befinden ihrer Patienten Im Zuge der

gesellschaftlichen und medizinischen Entwicklungen gewann die Sorge um das

seelische Wohl an Bedeutung Heute nehmen wir Priester fast selbstverstaumlndlich in

ihrer Rolle als bdquoSeelsorgerldquo war Jedoch wird bei dieser Betrachtung vernachlaumlssigt

dass auch Priester einen Bedarf an koumlrperlicher und seelischer Pflege und

Versorgung haben koumlnnen und dass sich der Beruf des Priesters von anderen

unterscheidet

Zwei Grundlegende Besonderheiten sind dass die Kirche als Arbeitgeber nicht nur

das Arbeitsleben sondern auch das Privatleben der Geistlichen beeinflusst und das

der Zoumllibat welcher so nur in der katholischen Kirche existiert die Priester zur Ehe-

und Kinderlosigkeit verpflichtet Der Beruf des katholischen Priesters ist auszligerdem

ausschlieszliglich maumlnnlichen katholischen getauften und gefirmten Personen

vorbehalten Diese Einschraumlnkungen reduzieren den potentiellen Personenkreis aus

dem sich der Nachwuchs rekrutiert Die Ausbildung umfasst ein theoretischen

Studienteil und eine Zeit des praktischen Lernens Waumlhrend dieser siebenjaumlhrigen

Ausbildung lebt der Priesteramtskandidat mit anderen in einer Gemeinschaft dem

Priesterseminar oder absolviert Praktika in Pfarrhaumlusern oder sonstigen

Seelsorgestellen Nach der Weihe zum Priester erfolgt in der Regel die Uumlbernahme

einer Pfarrei oder die Arbeit als Seelsorger Die Besonderheiten des Berufes sowie

ein zunehmend negatives Bild der Kirche in der Gesellschaft bedingt durch negative

Berichterstattung in den Medien fuumlhren zu einer sinkenden Zahl an

Kirchenmitgliedern und Priesterweihen Durch Eintritte in den Ruhestand und

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

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Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen

Mohr Siebeck

Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche

Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig

Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate

20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf

Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm

Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

Verlag Konstanz

Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag

Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm

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Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter

ProjektMagazin httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map

51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

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Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

45

Sterbefaumllle sinkt damit die Zahl der Priester stetig Zu gleich waumlchst die Zahl der

Priester im Ruhestand an

Deutlich wird dies am Beispiel des Bistum Dresden-Meiszligen welches auf eine

wechselhafte Vergangenheit zuruumlckblickt Mit seiner Grundflaumlche gehoumlrt es zwar zu

einem der groumlszligeren Bistuumlmer in Deutschland weist aber zugleich nur einen relativ

geringen Prozentsatz an Kirchenmitgliedern an der Gesamtbevoumllkerung auf

Dementsprechend klein ist auch die Zahl der Priester innerhalb des Bistums Den

zurzeit 136 aktiven Geistlichen stehen ca 90 Priester im Ruhestand gegenuumlber

Tendenz steigend

In Folge wurden strukturelle Aumlnderungen wie die Bildung von

Verantwortungsgemeinschaften durchgefuumlhrt Zudem wurde ein Verantwortlicher fuumlr

Priester im Ruhestand ernannt Dieser besucht die Priester ca ein- bis zweimal im

Jahr Er bemuumlht sich nicht nur um das koumlrperliche sondern auch um das seelische

Wohlbefinden seiner Bruumlder Da durch das Zoumllibat naumlhere Angehoumlrige wie Partnerin

oder Kinder fehlen und andere soziale Bindungen wie Freundschaften unter

Priestern durch strukturelle Veraumlnderungen der Kirche erschwert werden sind diese

Besuche besonders wichtig Deutlich wurde dies auch in den gefuumlhrten

Expertengespraumlchen Zusaumltzlich haben Priester im Ruhestand die Moumlglichkeit ihren

Wohn- und gegebenenfalls Einsatzort frei zu waumlhlen Beim Punkt Arbeitstaumltigkeit uumlber

den Ruhestand hinaus besteht ebenfalls Wahlfreiheit Auszligerdem bietet das Bistum

Fort- und Weiterbildungen regelmaumlszligige Treffen und kleiner Reisen an

Um die Situation der Priester im Bistum im Alter uumlber 65 Jahren darstellen zu

koumlnnen wurden Gespraumlche mit einem Einrichtungsleiter einer Pflegefachkraft einem

Priester im Ruhestand sowiemiddot einem Priester in einer Leitungsfunktion gefuumlhrt Als

Grundlage dienten individualisierte Gespraumlchsleitfaumlden Die Gespraumlchspartner

wurden mit Hilfe des Bistums und dem Caritasverband gefunden und informiert Die

Gespraumlche wurden in Form von Audioaufzeichnungen und Protokollen mittels dem

Modell der qualitativen Inhaltsanalyse von Phillipp Mayring aufbereitet Die

Schwerpunkte der Gespraumlche lagen in folgenden Bereichen Demographischer

Wandel Aktuelle Situation Krankheit Versorgung Wuumlnsche und Beduumlrfnisse und

Angebote

Die Ergebnisse der Expertengespraumlche machen deutlich dass sich das Bistum zurzeit

in einer Phase des Umbruchs befindet Fuumlr die Priester bedeutet dies dass fehlender

Nachwuchs und ein verhaumlltnismaumlszligig hohes Renteneintrittsalter zur staumlrkeren

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und

Hochschulen

Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-

VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-

meissende

Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphp

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Bistum Dresden-Meiszligen Hauptabteilung Personal (2015) Grundlagen zur

Personaleinsatzplanung 2025 Dresden Eigenpublikation

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Politikanalyse Berlin Springer

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franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester

Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession

Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat

50

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte

Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag

Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen

Mohr Siebeck

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20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf

Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm

Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

Verlag Konstanz

Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

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Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm

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NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html

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ProjektMagazin httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map

51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

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Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

46

Arbeitsbelastung fuumlhren Bei gleichzeitig nur leichtem Ruumlckgang bzw Stagnation der

Zahl an Kirchenmitgliedern kommt es schon jetzt zu personellen Engpaumlssen Priester

im Ruhestand sind daher eine wichtige Stuumltze der aktiven Priester Zugleich fuumlhrt ihre

steigende Zahl im Bistum zum Umdenken Neben einem Verantwortlichen fuumlr Priester

im Ruhestand wurden neue Moumlglichkeiten zum Erhalt sozialer Kontakte geschaffen

Dazu gehoumlren Reise- sowie Fort- und Weiterbildungsangebote Auch ein gewisses

Interesse an neuen Wohn- und Versorgungsformen ist beim Bistum und seinen

Priester festzustellen

In den Gespraumlchen lieszligen sich Themen mit besonderer Bedeutung fuumlr die Priester im

Ruhestand erkennen Taumltigkeit Wohnsituation Lebenswelt Soziale Situation und

das Bistum

Priester im aktiven Dienst haben oft abgesehen von Erholungsurlaub nur wenig

Freizeit da die Ausuumlbung ihrer Taumltigkeit oft das Privatleben mitbeansprucht Ebenso

ist die Arbeit uumlber das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus ist keine Seltenheit Sind

Priester dann im Ruhestand erfuumlllen sie zu meist auf freiwilliger Basis noch viele

Aufgaben wie Seelsorge oder das Vorbereiten- und Leiten von Gottesdiensten Ihr

Lebensmittelpunkt also Pfarrhaus Krankenhaus Pflegeheim oder privater

Wohnraum ist oft zugleich die Einsatzstelle

Im Gegensatz zum aktiven Priester hat der im Ruhestand je nach

Gesundheitszustand oft nur begrenzte Moumlglichkeiten seine Wirkungsstaumltte fuumlr Urlaub

oder Freizeitaktivitaumlten zu verlassen Ein Grund dafuumlr ist dass haumlufig naumlhere

Angehoumlrige oder andere Vertrauenspersonen fehlen welche die oft fehlende Mobilitaumlt

ersetzen koumlnnten Die Angebote von Mitgliedern der Gemeinde zu kurzen

Spaziergaumlngen werden daher gern in Anspruch genommen und sind haumlufig fast die

einzigen verblieben sozialen Kontakte

Die Priestergemeinschaft als eine Art soziales Netzwerk aumlhnlich einer Familie hat

daher einen groszligen Stellwert im Leben der Priester Zum Beispiel helfen juumlngere

Priester Aumllteren oder Kranken bei der Ausuumlbung ihrer Taumltigkeiten oder auch im

privaten Bereich und profitieren im Gegenzug von deren Erfahrung Oft entstehen

durch das gemeinsame Arbeiten Freundschaften die das Bistum durch regelmaumlszligige

Treffen sowie Reisen in der Gemeinschaft foumlrdert

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

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Hochschulen

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Bistum Dresden-Meiszligen Hauptabteilung Personal (2015) Grundlagen zur

Personaleinsatzplanung 2025 Dresden Eigenpublikation

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Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer

Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel

3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

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Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-

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Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester

Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession

Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat

50

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte

Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag

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Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen

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Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig

Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate

20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf

Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm

Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

Verlag Konstanz

Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag

Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm

MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014

NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html

Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter

ProjektMagazin httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map

51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html

Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

47

9 Fazit

Das Bistum reagierte auf die sinkende Zahl der aktiven Geistlichen Anfang 2015 mit

der Bildung von Verantwortungsgemeinschaften und der Veroumlffentlichung einer

Personaleinsatzplanung fuumlr das Jahr 2025 Die Versorgung der Priester im

Ruhestand wurde leider bei dieser Planung nicht beruumlcksichtigt Und das obwohl

deren Gesamtzahl bis in das Jahr 2025 die Houmlhe der Priester im aktiven Dienst

vermutlich uumlbersteigen wird

Zwar hat das Bistum sich der Problemlage der Priester im Alter bzw Ruhestand

angenommen und erste Maszlignahme ergriffen jedoch werden diese nicht ausreichend

sein Es bietet fuumlr die ca 90 Priester im Ruhestand verschiedene Angebote welche

von den Priester auch gern angenommen werden Allerdings muumlssen diese noch

erweitert werden und regelmaumlszligiger stattfinden Der Verantwortliche fuumlr Priester im

Ruhestand hat fuumlr seine Funktion nur wenige Wochenstunden zur Verfuumlgung Eine

zu meist noumltige wirkungsvolle soziale Begleitung der Priester im Ruhestand ist so oft

nicht moumlglich Trotz der Familien aumlhnlichen Priestergemeinschaft fehlt es daher haumlufig

an festen Vertrauenspersonen die beim erledigen persoumlnlicher Dinge assistieren

koumlnnten Auch zum Punkt Wohnen im Alter gibt es im Bistum viele konventionelle

Angebote aber es fehlt an Innovativen Ideen

Fuumlr einen weiterhin Verantwortungsvollen Umgang mit der wachsenden Zahl an

Priestern im Ruhestand sollten daher folgende Punkte bei zukuumlnftigen Planungen

beachtet werden

bull Buumlndelung der existierenden Daten

bull Hauptamtliche Mitarbeiter mit Verantwortungsbereich Priester im Ruhestand

bull Schaffung einer eigenen Abteilung fuumlr Priester im Ruhestand

bull Entwicklung eines Strategieplanes fuumlr die zukuumlnftige Versorgung

bull Alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften entwickeln und etablieren

bull Leerstehende Gebaumlude im Besitz des Bistums um Nutzen

bull Regelmaumlszligige strukturierte Befragungen aller Priester und Evaluation der

Ergebnisse

bull Durchfuumlhrung einer Studie zu den Wuumlnschen und Beduumlrfnissen von

katholischen Priestern im Alter

bull Existierende Angebote des Bistums weiter ausbauen

bull Sensibilisierung der Kirchenmitglieder und der Gesellschaft fuumlr die Thematik

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und

Hochschulen

Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-

VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-

meissende

Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphp

client=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812

Bistum Dresden-Meiszligen Hauptabteilung Personal (2015) Grundlagen zur

Personaleinsatzplanung 2025 Dresden Eigenpublikation

Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphp

idcat= 1579ampidart=25467

Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative

Politikanalyse Berlin Springer

Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter

Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer

Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv

14078pdf

Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview

Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer

Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel

3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekultur

article137166597PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml

Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-

franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester

Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession

Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat

50

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte

Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag

Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen

Mohr Siebeck

Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche

Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig

Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate

20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf

Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm

Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

Verlag Konstanz

Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag

Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm

MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014

NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html

Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter

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51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html

Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

48

Abschlieszligend ist zusagen dass sich das Bistum noch nicht im ausreichenden Maszlig

der aktuellen und zukuumlnftigen Entwicklung der Priester im Ruhestand bewusst ist

Erste Angebote und Ansaumltze sind zwar vorhanden aber es fehlt an personeller und

finanzieller Ausstattung Wenn das Bistum weiterhin die Thematik unterschaumltzt so ist

davon auszugehen dass bei einer steigenden Zahl in Priester im Ruhestand

Probleme in der Versorgung auftreten werden

49

Literaturverzeichnis

Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und

Hochschulen

Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-

VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-

meissende

Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphp

client=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812

Bistum Dresden-Meiszligen Hauptabteilung Personal (2015) Grundlagen zur

Personaleinsatzplanung 2025 Dresden Eigenpublikation

Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphp

idcat= 1579ampidart=25467

Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative

Politikanalyse Berlin Springer

Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter

Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer

Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv

14078pdf

Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview

Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer

Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel

3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekultur

article137166597PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml

Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-

franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester

Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession

Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat

50

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte

Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag

Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen

Mohr Siebeck

Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche

Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig

Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate

20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf

Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm

Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

Verlag Konstanz

Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag

Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm

MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014

NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html

Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter

ProjektMagazin httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map

51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html

Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

49

Literaturverzeichnis

Bischoumlfliches Ordinariat Bistum Dresden-Meiszligen Abteilung Schulen und

Hochschulen

Bistum Augsburg httpwwwbistum-augsburgdeindexphpbistumHauptabteilung-

VIGlaube-und-LehreGlaubenslehreGlaubensfragenHierarchie

Bistum Dresden-Meiszligen Zahlen und Fakten httpwwwbistum-dresden-

meissende

Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphp

client=1amplang=1ampidcat=3330ampidart=23812

Bistum Dresden-Meiszligen Hauptabteilung Personal (2015) Grundlagen zur

Personaleinsatzplanung 2025 Dresden Eigenpublikation

Bistum Dresden-Meiszligen httpwwwbistum-dresden-meissendefront_contentphp

idcat= 1579ampidart=25467

Blatter Joachim Janning Frank Wagemann Claudius (2008) Qualitative

Politikanalyse Berlin Springer

Bucher Rainer (2010) Priester des Volkes Gottes Wuumlrzburg Echter

Bundes Arbeitsagentur (2006) Berufenet- Taumltigkeitsbeschreibung von Katholischer

Pfarrer httpwwwberufenetarbeitsagenturdeberufedocrootr2blobspdf archiv

14078pdf

Bogner Alexander Littig Beate Menz Wolfgang (2013) Das Experteninterview

Theorie Methode Anwendung Heidelberg Springer

Codex Iuris Canonici (Gesetzbuch des Kirchenrechts der katholischen Kirche) Artikel

3 Irregularitaumlten und andere Hindernisse Can 1040ff

Die Welt Interview mit dem Passauer Bischof Oster httpwwwweltdekultur

article137166597PriesterWGswaereneinenVersuchwertHtml

Domradio (2013) httpwwwdomradiodethemenvatikan2013-09-13papst-

franziskus-stoppt-vergabe-geistlicher-ehrentitel

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungPriester

Duden httpwwwdudenderechtschreibungProfession

Duden httpwwwdudenderechtschreibungZoelibat

50

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte

Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag

Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

Gueacuteranger Prosper uumlbersetzt durch Fluck Jakob (1854) Geschichte der Liturgie Regensburg Verlag Mans Joseph S24

Gussmann Oliver (2008) Das Priesterverstaumlndnis des Flavius Josephus Tuumlbingen

Mohr Siebeck

Hierarchieorg httphierarchieorgin-der-katholischen-kirche

Hoenen Raimund (2011) Diaspora Schicksal und Chance Universitaumlt Leipzig

Online Publikation httpwwwuni-leipzigde~diasporaPublikationenReferate

20Tagung20Erfurt202011Diaspora20Schicksal20und20Chancepdf

Karl-Leisner-Jugend httpwwwk-l-jdekatholische_kirche_zahlenhtm

Kathlolischde httpkatholischdeaktuellesaktuelle-artikelzuwanderung-auf-katholisch

Lenz Karsten (2009) Katholische Priester in der individualisierten Gesellschaft UVK

Verlag Konstanz

Lersch Markus Muumlller Christoph G (2011) Fuldaer Hochschulschriften Seid ihr bereit Priester sein in unserer Zeit Wuumlrzburg Echter Verlag

LIGA Krankenversicherung fuumlr Katholische Priester VVaG Regensburg

Mayring Phillipp (1994) Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken Weinheim Deutscher Studienverlag

Mayring Philipp (2000) Qualitative Inhaltsanalyse Forum Qualitative Sozialforschung Forum Qualitative Social Research On-line Journal httpqualitative-researchnetfqsfqs-d2-00inhalt-dhtm

MSN Encarta httpwwwenzyklodelokal40014

NDR httpswwwndrdekircheerzbistum103html

Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

Nutting Mary Adelaide Dock Lavinia Lloyd (1910) Geschichte der Krankenpflege Band 1 Die Entwicklung der Krankenpflege Verlag Walter de Gruyter

ProjektMagazin httpswwwprojektmagazindeglossartermmind-map

51

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland Bevoumllkerung Flaumlche Katholiken nach (Erz-)Dioumlzesen Kirchenprovinzen 2013

Spiegel Online httpwwwspiegeldepolitikdeutschlandflexible-regelung-ruettgers-fordert-aus-fuer-gesetzliches-rentenalter-a-789522html

Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

Statistisches Bundesamt httpswwwdestatisdeDEZahlenFakten GesellschaftStaatBevoelkerungSterbefaelleTabellenSterbealterDurchschnitthtml

Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

Weg Bereiter httpwwwkathdemagazinwegbereiterSeitenundRahmen498 RSBerufsinfo 498htm

Zeit Online httpwwwzeitdegesellschaftzeitgeschehen2013-03papst-franziskus-jesuit

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

50

Duden httpwwwdudende7rechtschreibungExperte

Fell Ulrike (2000) Disziplin Profession und Nation Leipzig Universitaumltsverlag

Fischer Helmut (2005) Schnellkurs Christentum Koumlln DuMont

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Neue Jerusalemer Bibel (1985) Die synoptischen Evangelien ndash Einleitung Leipzig St Benno-Verlag

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Sekretariat Der Deutschen Bischofskonferenz ndash Referat Statistik (2014) Katholische Kirche in Deutschland

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Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

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Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2015) Zensus 2011

Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

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Statistisches Bundesamt (2009) modifiziert durch Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012) httpwwwstatistiksachsendebevprog Pyramidefssahtml

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Thuumlringer Landesamt fuumlr Statistik (2012) Zensus 2011

Von Prollius Michael Tsigarida Isabella (2002) Der historische Jesus das fruumlhe Christentum und das Roumlmische Reich Norderstedt Books on Demand

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52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

Tabelle 8 Wuumlnsche und Beduumlrfnisse34

Tabelle 9 Angebote des Bistums 34

Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

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Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

- Das derzeitige gesetzliche Renteneintrittsalter fuumlr Maumlnner liegt bei 65 bzw fuumlr nach dem Jahr 1952 geborene sogar bei 67 Jahren Katholische Priester arbeiten aber meist weit daruumlber hinaus welche Probleme sehen Sie dies bezuumlglich Ist diese Taumltigkeit Ehrenamt oder wird es von der Kirche vom Orden honoriert alimentiert beguumlnstigt

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- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

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Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

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- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

52

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Charakterisierung des Priesters 15

Tabelle 2 Vergleich der Bistuumlmer Dresden-Meiszligen und Essen 16

Tabelle 3 Eckdaten des Bistums 23

Tabelle 4 Kernaussage demographischer Wandel 31

Tabelle 5 Aktuelle Situation 32

Tabelle 6 Umgang mit Krankheit 33

Tabelle 7 Versorgung SGB XI 33

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Tabelle 10 Schwerpunkte der Expertengespraumlche 35

Tabelle 11 Kernaussagen der Expertengespraumlche 37

Tabelle 12 Bevoumllkerungsentwicklung in Sachsen39

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kirchenhierarchie ndash Eigene Abbildung 12

Abbildung 2 Das Alter der Priester und seine Entwicklung von 1960 bis 1990 im

Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 3 Gesamtzahl Priester Bistum Essen Eigene Abbildung 17

Abbildung 4 Priester im aktiven Dienst Eigene Abbildung 18

Abbildung 5 Gesamt Zahl der Priester in Deutschland 19

Abbildung 6 Pfarreien und Seelsorgestellen 20

Abbildung 7 Verteilung der Priester im Bistum 24

Abbildung 8 Mindmap Expertengespraumlche30

Abbildung 9 Entwicklung des Bistums 38

Abbildung 10 Priester im Bistum im Jahr 2025 40

Abbildung 11 Personalverteilung auf die Verantwortungsgemeinschaften 41

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

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- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

53

Anhang

a) Beispiel eines Gespraumlchsleitfadens

Leitfaden zum Expertengespraumlch

Datum und Ort des Interviews

Name oder Kennung und Funktion des Interview Partners

Beginn

Themen

Allgemeine Fragen

- Welche Aufgaben und Funktionen haben sie als XXX generell und insbesondere fuumlr Priester im Ruhestand

- Mit Welchen Wuumlnschen und Problemen von Priestern im Ruhestand werden Sie als xxx konfrontiert

- Welche Moumlglichkeiten haben Sie diesen zu entsprechen

- Wenn Sie in den Moumlglichkeiten begrenzt sind was koumlnnte sollte sich aumlndern

- Wie sind Priester bei Krankheit und im Alter gesichert sind sie im Bereich gesetzlicher Sicherung

- Welche Sicherungsleistungen bietet die Kirche bzw der Orden an

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- Wie viele Pfarreien und Priester gibt es derzeit im Bistum Wie hoch ist ca der Prozentsatz der uumlber 65jaumlhrigen

- Welche eigenen spezifischen Wohn- und Versorgungsmoumlglichkeiten gibt es derzeit fuumlr Priester im Ruhestand im Bistum

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

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- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

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55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

54

Spezielle Fragen zur Situation von Priestern im Ruhestand

- Gibt es im Bistum spezielle Wohn- Versorgungs- oder Informationsangebote fuumlr Priester im Ruhestand Wenn ja welche

- Mitglieder eines Ordens haben die Moumlglichkeit in ihr Stamm- Mutterhaus zuruumlck-zugehen bei Eintritt von Hilfebedarf im Alter gibt es eine vergleichbare Option fuumlr Priester

- Gibt es Uumlberlegungen wie mit Priestern umgegangen werden kann sollte die an Demenz erkrankt sind

- Kann ein koumlrperlich behinderter Mensch Priester werden kennen Sie Beispiele Wie beurteilen Sie diese

- Was geschieht mit Priestern die waumlhrend ihrer Taumltigkeit eine koumlrperliche seelische oder geistige Behinderung erleiden

- Gibt es kirchen- ordenseigene Hilfen in diesen Faumlllen Wie wird die Problematik der Eintwicklung von Einschraumlnkungen wahrgenommen wer ist Ansprechpartner wer ist fuumlr Beratung und Hilfe zustaumlndig

Verlauf

55

Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula

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Eidesstattliche Erklaumlrung

Ich versichere an Eides statt dass ich die vorliegende Arbeit allein und nur unter

Verwendung der aufgefuumlhrten Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe In der

Arbeit habe ich alle Formulierungen die ich woumlrtlich oder sinngemaumlszlig aus den

aufgefuumlhrten Quellen entnommen habe kenntlich gemacht

Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder aumlhnlicher Form keiner anderen

Pruumlfungsbehoumlrde vorgelegt und noch nicht veroumlffentlicht

Ich bin mir bewusst dass eine unwahre Erklaumlrung rechtliche Folgen haben wird

Konrad Skatula