Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik Teil 6 · PDF fileDiabetes mellitus...

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  • Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik

    Teil 6Diabetes mellitus

    Kohlenhydratstoffwechsel

    Prof. Dr. Ralf LichtinghagenMedizinische Hochschule Hannover

    Klinische ChemieTel.: 0511-5323940

  • Glucosestoffwechsel

    2 ATP

  • Zitratzyklus

  • Zitratzyklus

  • Diabetes mellitus

    Hufigste endokrin-metabolische Erkrankung,ca. 5% der westl. Bevlkerung betroffen,

    Problem Sptkomplikationen: Mikro- und Makroangiopathien

    Klassifikation: Typ-1-Diabetes: Zerstrung der Insulin-produzierenden -Zellen (immunologisch oder idiopathisch bedingt)Typ-2-Diabetes: 1. erhhte hepatische Gluco-neogenese, 2. Funktionsstrung der -Zelle mit rel. Insulinmangel, 3. verminderte Insulin-sensitivitt bzw. InsulinresistenzGestationsdiabetesandere spezische Typen

  • Diabetes mellitusRisikofaktoren fr Typ-2-Diabetes

    Alter > 45 Jahrebergewicht (BMI 25 kg/m2)Positive Familienanamnese (Konkordanzrate eineiiger Zwillinge fast 100%)Krperliche InaktivittGestrte GlucosehomostaseGestationsdiabetesKind mit Geburtsgewicht > 4500 gHypertonie (140/90 mm Hg)HDL-Cholesterin 35 mg/dl (0,9 mmol/l)Triglycerid 250 mg/dl (2,82 mmol/l)PCO-Syndrom (Syndrom der polyzystischen Ovarien)Kardiovaskulre Erkrankung

    Screening ab mindestens einem dieser Risikofaktoren alle drei Jahremittels Nchternglucose bzw. OGTT.

  • Glucose-Bestimmung: Pranalytik

    In der Zirkulation besteht fr die Glucose ein Konzentrationsgeflle von der Arteriole ber das Kapillarnetz bis hin zur Vene (ca. 5-10 mg/dl).

    Blutglucosewerte sind abhngig von der Art des Untersuchungsmaterials (Kapillarblut, venses Vollblut, Plasma, Serum).

    Wird die Probe nicht bei der Abnahme mit Glykolysehemmern(NaF, Iodoacetat, Maleinimid) versehen, beginnt bereits ein Glucoseverlust durch erythrozytre Enzyme!

  • Glucose-BestimmungenHexokinase-MethodePhosphorylierung von Glucose in Anwesenheit von Hexokinase mit ATP imberschuss, Indikatorreaktion mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase.

    HexokinaseGlucose + ATP Glucose-6-Phosphat + ADP

    Glucose-6-Phosphat-DehydrogenaseG-6-P + NADP Gluconolacton-6-Phosphat + NADPH + H+

    Extinktionszunahme bei 340 nm nach vollstndigem Reaktionsablauf korreliertmit der Menge des gebildeten NADPH und somit mit der Konzentration derGlucose in der gemessenen Probe.

    Hexokinase-Reaktion: unspezifisch, fhrt auch zur Phosphorylierung von D-Fructose, D-Mannose, und D-Glucosamin.

    Gluc-6-P-DH-Reaktion: spezifisch

  • Glucose-BestimmungenGlucose-Dehydrogenase-MethodeMutarotase beschleunigt die Umwandlung von -D-Glucose in -D-Glucose, welche durch Glucose-Dehydrogenase zu Gluconolacton oxidiert wird.

    Glucose-Dehydrogenase-D-Glucose + NAD+ Gluconolacton + NADH + H+

    (berschuss)

    Extinktionszunahme bei 340 nm nach vollstndigem Reaktionsablauf korreliertmit der Menge des gebildeten NADH und somit mit der Konzentration derGlucose in der gemessenen Probe.

    Glucose-DH-Reaktion: spezifisch, Ausnahme: Patienten unter Xylose-Belastung haben falsch-hohe Glucose-Werte.

  • Glucose-BestimmungenGlucoseoxidase/Peroxidase-MethodeGOD oxidiert Glucose zu Gluconat unter Bildung von H2O2. Ein reduziertesfarbloses Chromogen wird in der Indikatorreaktion durch H2O2 unter Peroxidase(POD) oxidiert.

    Glucoseoxidase-D-Glucose + H2O + O2 Gluconolacton + H2O2

    PeroxidaseFarbstoff-H2 (red.) + H2O2 Farbstoff (ox.) + 2 H2O

    Messbare Farbintensitt ist proportional der Glucosekonzentration.

    Glucoseoxidase-Reaktion: spezifisch, Peroxidase-Reaktion: empfindlich gegenber reduzierenden Substanzen

    (z.B. Ascorbinsure)

    Insgesamt schlechte Spezifittt der Reaktion, weshalb das Verfahren nurtrockenchemisch fr semiquantitative Bestimmungen der Glucose im Urineingesetzt wird.

  • Referenzwerte fr GlucoseReferenzwerte beziehen sich auf ca. 12h Nahrungskarenz.

    Als Untersuchungsmaterialien sind Blut, Kapillarblut (Hmolysat), Plasma und Serum mglich

    Glucose im Plasma : 4,4 - 6,0 mmol/l (Umrechnungsfaktor 0,05551)79 - 109 mg/dl (Umrechnungsfaktor 18,02)

    Glucose im Serum, Blut, Kapillarblut: 3,9 5,5 mmol/l70 - 99 mg/dl

    Hypoglykmie: Blutzucker zu niedrig (bezogen auf Referenzbereich)Hyperglykmie: Blutzucker zu hoch

    Glucosurie: Beim berschreiten der Nierenschwelle (ca. 8,5 mmoll/l wird Glucose nach glomerulrer Filtration nicht mehr in ausreichendem Mae rckresorbiert.

  • HyperglykmieReproduzierbarer Nachweis einer Hyperglykmie mittels Nchternblutglucosebestimmung erfolgt, Ursache einer Glucosurie wird ebenfalls durch Bestimmung des Blutzuckers abgeklrt.

    Ein D. mellitus liegt vor, wenn bei exakter Pranalytik

    P-Glucose 7,0 mmol/l (S-Glucose 6,1 mmol/l)

    Nchternblutglucose ist das wichtigste diagnostische Mittel zum Ausschluss eines Diabetes mellitus

    Eine einmalig gemessene normale Blutglucosekonzentration schliet einen manifesten Diabetes nicht aus!

    Bei grenzwertigen Messwerten kann ein oraler Glucosetoleranztest einer Diagnosesicherung dienen.

  • Oraler Glucosetoleranztest (OGTT)Indikation: Verdacht auf Diabetes mellitus, (Glucosebelastung

    provoziert Insulinausschttung)

    Bedingungen: Keine Magen-Darm-Erkrankung (vernderte Resorption)keine Lebererkrankung (Leberfunktion)kein Fieberkein bekannter D. mellitus

    Vorbereitung: Drei Tage zuvor normale kohlenhydratreiche Kost, keine Medikamente, 10-16 Stunden vorher nchtern

    Durchfhrung: Testdurchfhrung am Morgen Nchternblutzucker bestimmen (0 h-Wert)75 g Glucose (in 250-300 ml) als Trunk einnehmen ruhen (keine Muskelanstrengung)2 h-Blutzucker bestimmen

  • Oraler GlucosetoleranztestAuswertung

    Nchtern 2h nach Belastung

    Normal 3,9-5,5 und < 7,8

    Diabetes mellitus 6,1 und/oder 11,1

    Gestrte Nchternglykmie 5,6-6,0 und < 7,8

    Gestrte Glucosetoleranz < 6,1 und 7,8-11,0

  • Anlagerung von Glucose an Proteine

    Eine sogenannte Glykosylierung von Proteinen kann auf enymatischem und ebenfalls auf nichtenzymatischem Wege (Glykierung) erfolgen.Dabei reagiert die Glucose mit der freien Aminogruppe eines Proteins

    H-C=O + H2N-Protein H-C=N-Protein H2C-NH-ProteinH-C-OH H-C-OH C=O

    R R R

    labiles Aldimin stabiles Ketoamin

    Die Konzentration des stabilen Endproduktes ist von der umgebenden Glucosekonzentration abhngig.Der Glykierungsgrad von Proteinen mit einer langen Halbwertszeit kann als Langzeitparameter fr die Diabeteseinstellung dienen.

    schnell langsam

  • Hmoglobin A1c

    Hmoglobin (Hb)

    90% HbA0

    5-7% HbA1

    2,5% HbA2

  • Hmoglobin A1c: Bewertung

    Fragestellung: Qualitt der Blutzucker-Einstellung in den letzten acht Wochen (Blutzuckergedchtnis),Langzeitparameter fr die berwachung des Therapieerfolges bei Diabetikern

    Beurteilung: HbA1c in % des Gesamt-Hb

    Optimale Einstellung < 6Befriedigende Einstellung < 7Unbefriedigende Einstellung > 8Dekompensierter Diabetes > 12

  • Fructosamin

    Neben der Bestimmung des HbA1c kann auch die Bestimmung von glykierten Serumproteinen sinnvoll sein, die nach dem selben Prinzip erfolgt. Aufgrund der Halbwertszeit des Albumins im Serum hat das Fructosamin (glykiertes Protein)ein diagnostisches Fenster von etwa zwei Wochen.

  • Diabetische Ketoacidose

    Insulin Glucosetransport in die Zelle

    Blutzucker Glucosemangel in der Zelle

    Glucoseverwertung Fettabbau

    freie Fettsuren

    in der Leber: Ketonkrper (Ausscheidung im Urin)

    Ketonkrper: Aceton, Acetoacetat, -HydroxybutyratNachweis von Acetoacetat, Aceton mittels UrinteststreifenLegalsche Probe: Natriumnitroprussid (alk. Milieu) violett

    Koma

  • HypoglykmieSymptome: belkeit, Erbrechen, Unruhe, Schwitzen,

    Hypertonus, Kopfschmerzen, Psychosyndrom (Reizbarkeit, Verwirrtheit), Koordinationsstrungen, primitive Automatismen, Doppelbilder, Koma, Atem- und Kreislaufstillstand

    Hypoglykmie bei Blutglucosekonzentrationen unter 50 mg/dl mit klassischer Symptomatik, es besteht Lebensgefahr.

    Ursachen: D. mellitus (Fehlverhltnis zwischen appliziertem Insulin und aufgenommener Nahrung)

    seltener Suizidversuch mit (oralen) AntidiabetikaAlkohol (inhibiert Gluconeogenese, Wirkung von Cortisol, Wachstumshormon, Adrenalin))Insulinom (Adenom mit autonomer Insulinproduktion)neonatale Hypoglykmien (gehuft bei Neugeborenen von diabetischen Mttern)

  • Laktat

    Endprodukt des anaeroben Stoffwechsels.Ausgeprgte Laktat-Erhhungen (Laktatazidose) sind fr den Patienten bedrohlich. Hufigste Form der metabolischen Azidose.

    Ursachen: verminderte Durchblutung infolge von GefschdenGewebshypoxie bei Lungenschdigung, CO-Vergiftung, AnmieNiereninsuffizienz, diabetische Ketoazidose, Sepsis,starke Muskelttigkeit

    LDHL-Laktat + NAD+ Pyruvat + NADH + H+

  • Strungen bei der Kohlenhydrataufnahme

    Brstensaummembran des Dnndarms enthlt sieben Glykosidasenzur Freisetzung von Monosacchariden (z.B. Maltase/Sukrase/Isomaltase/Laktase)

    Mangelzustand fhrt zu Malabsorption und Intoleranz der entsprechenden Disaccharide (nicht Monosaccharide).

    Wichtigste Form: genetisch determinierte verminderte Laktaseaktivitt (In meisten Sugetieren fllt Laktaseaktivitt nach der Stillphase ab und bleibt fr den Rest des Lebens niedrig!)

    Dennoch haben manche erwachsene Laktasephnotypen eine persistierend hohe Laktaseaktivitt (Laktasepersistenzallel). Laktaseintoleranz wird hervorgerufen durch ein homozygotes (rezessives) Nicht-Persistenzallel des Laktasegens.Prvalenz des Laktasemangels niedrig in europischer, hoch in ostasiatischer Bevlkerung.

  • Laktosetoleranztest

    Bei Verdacht auf primren oder sekundren Laktasemangel,Durchfall nach Ernhrung mit Milch/Milchprodu