Knicks in Schleswig-Holstein · Schleswig-Holstein also eine welt-weite Bedeutung und...

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Knicks in Schleswig-Holstein Bedeutung, Zustand, Schutz F 35 ööööööö 1 Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein

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Knicks in Schleswig-Holstein Bedeutung, Zustand, Schutz

F 35

ööööööö 1

Landesamt fürNatur und Umwelt

des LandesSchleswig-Holstein

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Knicks prägen weithin die Land-schaft unserer schleswig-holsteini-schen Heimat. Diese charakteristi-schen „Wallhecken” wurdengezielt von den Menschen ge-schaffen und stellen somit „halb-natürliche” Ökosysteme dar. AlsElemente alter Kulturlandschaftenspielen sie auch aufgrund ihrerweiten Verbreitung in Schleswig-Holstein eine außerordentlichwichtige Rolle im Natur- und Land-schaftshaushalt und unterliegenden Schutzbestimmungen desLandesnaturschutzgesetzes.

Knickanlage im 18. Jahrhundert (aus OEST 1767)

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Entstehung undhistorische BedeutungVor den umfangreichen Agrarrefor-men ab der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts bestand die hiesigeKulturlandschaft aus einer vielge-staltigen Acker-, Weide-, Wiesen-und Heideflur, die von Kratts, Wald-inseln, Gebüschgruppen, Moorenund Gewässern unregelmäßigdurchsetzt und reich strukturiertwar. Im Rahmen der „Verkoppe-lung” wurden die ehemaligen Feld-gemeinschaften und der Flurzwangaufgehoben, Dorffluren und Ge-meindeweiden zur Intensivierungder Landnutzung vermessen undaufgeteilt. Jeder Bauer erhielt an-teilig Grund und Boden als privates Eigentum zugewiesen, das er par-zelliert mit „lebendem Pathwerk”einzukoppeln hatte. Das vorherigeLandschaftsbild wurde völlig um-gestaltet – viele Kratts, Waldinselnund Gebüsche wurden aufgelöstund beseitigt. So entstand das linear angeordnete Knicknetz, dasheute in manchen Agrarlandschaf-ten eine letzte verbliebene natur-nahe Substanz darstellt.

Früher als Zaun gedacht

Die ursprüngliche Funktion derKnicks bestand im Wesentlichen inder Einzäunung. Zu diesem Zweckwurden teilweise Bäume und Sträu-cher der Wallhecke in verschiede-ner Weise miteinander verflochten,nachdem man die jungen Schösslin-ge seitlich angeritzt, herabgeknickt

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und in der Erde verankert hatte. Da-her kommt die landestypische Be-zeichnung „Knick”. Die herunter ge-bogenen Schösslinge wuchsen zueinem dichten Flecht-Zaunsystemzusammen, aus dem die früherenSeitentriebe oft nach oben wach-send „harfenförmige” Strukturen er-zeugten. Diese vereinzelt erhaltengebliebenen kulturhistorischenZeugnisse der alten Zaunfunktionkönnen heute örtlich noch als„Knickharfen” bewundert werden.

Die Knicks dienten auch der Brenn-holzversorgung, die Überhälter spe-ziell als Bauholz, so dass die Land-bevölkerung nun nicht mehr auf diemeist in adeligem oder landesherrli-chem Besitz befindlichen wenigenWälder zurückzugreifen brauchte.

Als besonderer Vorteil war – und ist– mit den Knicks in unserer Land-schaft auch eine ertragssteigerndeWindschutzfunktion für viele Nutz-flächen verbunden.

Ökologische Bedeutungder Knicks

Die Struktur eines Knicks ähnelt imGrundsatz zwei zusammengerück-ten Waldrändern. Dies ist ökologischbedeutsam, weil an diesen Über-gangsstandorten sowohl Pflanzen-und Tierarten der Wälder und Wald-ränder als auch der offenen Land-schaft leben können und zusammenneue eigenständige und besondersvielfältige Lebensgemeinschaftenbilden. Unter Berücksichtigung der

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Knickharfe bei Nortorf, kulturhistorisches Zeugnis der alten Zaunfunktion (Foto: Angelika Bretschneider)

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klimatischen und bodenkundlichenVerschiedenheiten konnten vonNordfriesland bis Lauenburg ehe-mals aufgrund der Zusammenset-zung Pflanzenarten etwa 85 verschiedene Knicktypen unter-schieden werden.

Besonders reichhaltig an Pflanzen-und Tierarten ist der „alte bunte

Knick”, der dadurch entstand, dassaus benachbarten Wäldern einheimi-sche, wild wachsende Gehölze ent-nommen und in „bunter” Reihen-folge auf den Knickwall gepflanztwurden. Der Gehölzarten-Bestanddes Knicks spiegelte somit die natürliche Gehölzvegetation der Region wieder. Die Knick-Pflege-nutzung stand früher im direkten

Zusammenhang mit dem Frucht-wechsel auf den Schlägen, diemeist durch eine etwa dreijährigebeweidete „Brache”-Phase undeine etwa sechsjährige Ackerphasegekennzeichnet waren. Gehölzartenmit einem besonders guten Stock-ausschlag-Vermögen, zum BeispielHainbuche, Hasel und Esche, wur-den hierdurch ebenso gefördert, wiemit Dornen oder Stacheln bewehrteSträucher (Weißdorn, Schlehe, Ro-sen und Brombeeren), die das Wei-devieh nicht so stark verbiss wie andere Gehölzarten. Mehr oder weniger einartige Knicks, etwa dieTeestrauch- oder die Fliederknicksauf einigen Geeststandorten, ergän-zen die reiche Skala der Knicktypen.

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Knicks wirken sich insgesamt positiv auf die Ertragssituation in der Landwirtschaft aus,was jedoch häufig nicht so wahrgenommen wird (nach JEDDELOH 1980)

vorherrschendeWindrichtung

16 m

ca. 400 m

Bereich des i.d.R. nicht sichtbarenMehrertrages

Bereichdes i.d.R.sichtbarenMinder-ertrages

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Durch das regelmäßige „Auf-den-

Stock-setzen” entstehen nieder-waldartige Gehölzlebensräume. InVerbindung mit dem zum Teil unbe-schatteten „Wallhang” gewinnenauch die Arten der gräser- und stau-denreichen Waldsäume Wuchsmög-lichkeiten. Zur Sicherung der ge-samten ökologischen Funktioneines Knicks und zur Abwehr schä-digender Außeneinflüsse tragenbeidseitig breite Saumstreifen bei,wie sie an der Innenseite mancher„Redder” – Doppelknicks anWegen – oft noch beispielhaft vor-handen sind.

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Die Heckenrose (Rosa canina) blüht imJuni/Juli – sie bildet undurchdringlicheHecken und gehört zum typischen Knickdazu. (Foto: Dr. Jürgen Eigner)

Profil eines typischen in Ost-West-Richtung verlaufenden Knicks

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Die ökologische Vielfalt über dieKnick-„Typen” hinaus wird im Ideal-fall noch durch die Knick-„Struktur”gesteigert. An einem Ost-West verlaufenden charakteristischenSchlehen-Hasel-Knick des östlichen Hügellandes lassen sich von der

sonnenbeschienenen Südseite bishin zur halbschattigen Nordseitesechs verschiedene Kleinlebensräu-me unterscheiden. Das Vorkommenzahlreicher Brombeer-Arten und einer bemerkenswerten Wildrosen-Flora stellt eine weitere Besonder-heit der heimischen Knicks dar.

Zu unterscheiden sind in Schleswig-Holstein etwa 100 verschiedeneBrombeerarten, die zum Teil nursehr lokal auftreten. Vier der Brom-beerarten kommen weltweit aus-schließlich in den Knicks Schleswig-Holsteins vor: die Christiansensche,die Begradigte, die Mittelholsteini-sche und die Eider-Brombeere. Fürdiese „endemischen Arten" hatSchleswig-Holstein also eine welt-weite Bedeutung und Verantwor-tung. Zudem sind bislang knapp 30Rosenarten nachgewiesen, von denen die meisten zur Zeit nur nochin und an Knicks vorkommen.

Die stattlichen Altbäume in denKnicks, so genannte „Überhälter” –spezielle Bäume, die nicht demständigen Rhythmus der Knickpfle-ge unterliegen – stellen eine zusätz-liche ökologische und landschafts-ästhetische Bereicherung dar. Jenach Größe sollten Überhälter in un-regelmäßigen Abständen von 40 bis80 Metern erhalten oder herangezo-gen werden. Der Wert als Lebens-raum verschiedener Tierarten steigtdabei mit zunehmendem Alter die-ser Bäume, eine Überhälter-Stielei-che (Quercus robur) kann z. B. biszu 400 verschiedenen Tierarten Le-bensraum bieten.

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Ein mit Betonspurplatten befestigter Redder bei Nortorf (Foto: Angelika Bretschneider)

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Einen besonders hohen ökologi-schen Wert haben Doppelknicks,

die in der Regel als wegbegleitende„Redder” vorkommen. Hier sindnicht nur die Pflanzen und Tiere vonzwei Knicks vorhanden, sondern esfinden sich auch weitere Tier- undPflanzenarten, die vergleichbarenWaldstrukturen entstammen. Öko-logisch bedeutsam sind vor allemRedder mit eingeschlossenemSandweg, eine Erscheinungsform,die zunehmend durch befestigendenWegeausbau verloren geht. In natür-lich gebliebenen, nicht ausgebautenReddern, in denen vorzugsweise beiKronenschluss noch der kleinklima-tisch bedeutsame „Tunnel-Effekt”gegeben ist, findet sich zum Teilauch heute noch eine intakte Pflan-zen- und Tierwelt, die die ehemaligeVielfalt der Knicks der 50er und 60er

Jahre widerspiegelt. Deshalb sindintakte Redder besonders schutz-würdig und schutzbedürftig.

Biotope mit 7.000 Tierarten

Die Tierwelt der Knicks ist ver-gleichsweise artenreich entwickelt.In Abhängigkeit von der Qualität desBiotops leben hier bis zu 7.000 Tier-arten. Ein einziger Knick im öst-lichen Hügelland kann allein 1.600bis 1.800 verschiedene Tierartenenthalten - hauptsächlich Wirbello-se, wie Heuschrecken, Schwebflie-gen, Schmetterlinge und Käfer. Fürviele Tierarten sind Brombeeren undRosen, Weißdorn und Schlehe aus-gesprochen attraktiv oder sogarexistenzbedingend, wie Untersu-

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Die orange-roten Früchte des Pfaffenhütchens hängen den ganzen Winter am Strauch.(Foto: Dr. Jürgen Eigner)

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chungen über Insektenfauna und Vogelwelt belegen. Gerade Dornge-büsche und auch andere häufigeKnickpflanzen haben sich erfolgreichan einen Fraßdruck durch Insektenar-ten angepasst. Trotz teilweise sehrhoher Fressraten hat sich im Laufeder Entwicklung ein relatives Gleich-gewicht mit stabilem Regulationssys-tem zwischen Insekten, Sträuchernund anderen Elementen der Knick-Lebensgemeinschaft ausgebildet.

Auffällig ist zudem die reiche Sing-vogelwelt der Knicks. Häufige Artensind zum Beispiel Dorngrasmücke,Heckenbraunelle und Goldammer. Ingut entwickelten Knicks brüteten inden Jahren 1960-80 durchschnittlich10 Vogelpaare auf einem KilometerKnicklänge. Im Doppelknick (Redder)

kann die Brutvogeldichte sogar biszum Sechsfachen des einfachenKnicks ansteigen. Aufgrund der all-gemeinen Verschlechterung der Gesamtsituation der Knicks in denletzten Jahrzehnten hat sich die Anzahl der Vogel-Brutpaare jedochdeutlich verringert.

Bedeutung im Landschaftshaushalt

Die Knicks haben für das Kleinklima(Windschutz, Taubildung) eine ähn-lich positiv ausgleichende Bedeu-tung wie naturnahe Laubwaldbe-stände für das Regionalklima. Diephysikalischen und klimatologischenAuswirkungen erstrecken sich aufeinen Bereich von etwa 150 bis

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Das Tagpfauenauge findet man häufig in den blütenreichen Saumstreifen gut erhaltenerKnicks (Foto: Wolfgang Petersen)

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200 m Entfernung vom Knick. In diesem Raum entfalten sich auchdie biologischen Wirkungen für denLandschaftshaushalt. Dabei spielenbesonders mobile Tierarten eine gro-ße Rolle. Von der artenreichen Pflan-zen- und Kleintierwelt der Knicks er-nähren sich zahlreiche höhere Tierevom Singvogel bis zum Reh, zumalsich angrenzend meist groß-flächigere Intensivnutzungsflächenerstrecken, die nur mittelbare Le-bensraum-Funktion aufweisen. Inunserer heutigen Kulturlandschaftstellt das durchgehende System derKnicks oft die einzige verbliebeneDauerdeckungsfläche für dasNiederwild dar. Daher ist die Erhal-tung einer funktionsfähig ausgepräg-ten Knicklandschaft auch von beson-derem jagdlichen Interesse.

Die Knicks bilden den Grundstockfür ein lokales Verbundsystem, dasden regionalen Biotopverbund desLandes auf lokaler Ebene ergänzt.Reich und flächig ausgebildeteKnicks stellen aufgrund ihrer Wech-selwirkungen zu angrenzenden Acker- und Grünlandflächen sowiezu Wäldern und Siedlungen mit Gar-tenstrukturen vielfältige und unver-zichtbare Lebensraum-Vernetzungenin unserer Landschaft her.

Erholungsfunktion

Die schleswig-holsteinische Land-schaft wird über weite Streckennoch von Knicks als Gestaltungs-und Gliederungselement geprägt.Knicks erhöhen in ihrer linearen und

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Feldgehölze und Hecken sind „Stützpunkte” für die Nahrungssuche von Tieren mit einem sehr unterschiedlichen Aktionsradius (aus MÜLLER 1981)

Ameisen

Laufkäfer

Rotrückenwürger

Erdkröte

Mauswiesel

Spitzmäuse

Igel

Hermelin

Steinmarder

Fuchs

50 100 200 300 500 1000 m

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horizontalen Struktur schon rein op-tisch die Vielfalt des Landschaftsbil-des und leisten damit einen erheb-lichen Beitrag zum Erholungswertunserer Heimat. In der typischen„Knicklandschaft” grenzt, von derAugenhöhe eines Fußgängers aus-gehend, an keiner Stelle eine Acker-fläche an den Himmel oder bildet

die Horizontallinie, ohne dass eineKnick- oder Waldkulisse im Vorder-und Hintergrund zu sehen ist. Leiderist in manchen Bereichen die Agrar-landschaft allerdings schon so weitausgeräumt worden, dass der ur-sprüngliche Landschaftseindruckund damit der Erholungswert dortverloren gegangen sind.

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Eine Ausdünnung des Knicknetzes ist an vielen Stellen zu beobachten – hier die Entwicklung in 100 Jahren auf 2 typischen Flächen in Schleswig-Holstein

Fläche 1: westlich Hennstedt

1. 1880

=̂ 143 m/ha =̂ 44 m/ha

=̂ 151 m/ha =̂ 38 m/ha

1. 1982

Fläche 2: westlich Sarlhusen

2. 1880 2. 1982

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Heutiger Zustand unserer Knicks und Zukunftsperspektiven

Durch agrarstrukturelle Maßnahmenab Mitte des letzten Jahrhundertssowie Flächeninanspruchnahmendurch Siedlung und Verkehr hat dasKnicknetz im Vergleich zu den 1950-er Jahren um 10 – 20 % auf heuteetwa 68.000 km abgenommen.Nach Schätzungen von PUCHSTEINhaben dadurch mehrere 100.000 Vo-gelpaare ihren Brutplatz verloren.

Auch nicht sachgerechte Knick-

pflege vermindert den Biotopwertder Knicks. Einerseits sind durchunterlassene Pflege zahlreicheKnicks – vor allem im HamburgerRandbereich – zu Baumreihendurchgewachsen, wodurch der typi-sche Vegetationsaufbau dieserKnicks und damit die ökologische

Vielfalt verloren ging. Auf der ande-ren Seite führte das ständige seitli-che Aufputzen der Knicks zu einerUmformung von frei wachsendenHecken zu Formschnitthecken. Hier-durch sind landschaftsfremde Struk-turelemente entstanden, die einegeringere Lebensraumqualität fürPflanzen und Tiere aufweisen.

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Die Goldammer brütet bevorzugt in 5-jährigem Gehölz – ein Grund, warum die Knicks nurabschnittweise auf den Stock gesetzt werden sollen (Foto: Frank Hecker)

Der Knickwall wird mit ausgestochenenSoden ausgebessert (Foto: Dr. Jürgen Eigner)

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Da die Knickwälle nicht mehr regel-mäßig traditionell aufgesetzt („ge-wallt”) werden, sind sie meist mehroder weniger degradiert. Gefährdetsind die Erdkörper auch durch me-chanische Beschädigung bei an-grenzender Ackernutzung oderdurch den Tritt des Weideviehs.Chemische und organische Stoffeaus der Landwirtschaft, der Indu-strie und dem Straßenverkehr füh-ren zudem zu einer Veränderungvon Knickfauna und -flora.

Aufgrund der vielfältigen Funktionenist es wichtig, den gesetzlichenSchutz der Knicks nachhaltig zu be-achten, das heißt, das Knicknetz inseiner Gesamtlänge mindestens zuerhalten und die Qualität der Knicksdurch eine fachgerechte Pflege so-wie begleitende Maßnahmen, wiedie Einrichtung von Knicksaumstrei-fen, den Erhalt alter Überhälter oderdie Anlage von Reddern, zu verbes-sern.

Für die Knickpflege sind in den letz-ten Jahren technische Verfahrenentwickelt worden, die die Arbeitenerleichtern. Darüber hinaus gewinntdas Knickholz als Energielieferantauch wieder eine wirtschaftliche Be-deutung, da die hohen Energieprei-se das Heizen mit anderen Materia-lien stark verteuert haben. DasMinisterium für Landwirtschaft, Um-welt und ländliche Räume hat sichdeshalb mit dem Landesverband derLohnunternehmer und dem Bauern-verband in einer „Freiwilligen Ver-einbarung“ auf fachliche Standardsfür die Knickpflege verständigt unddamit einen weiteren wichtigenSchritt zur nachhaltigen Sicherungdes Ökosystems Knick vollzogen.

Herausgeber: Landesamt für Natur und Umwelt des Lan-

des Schleswig-Holstein, Hamburger Chaussee 25, 24220

Flintbek, Tel.: 0 43 47 / 704-0, www.lanu-sh.de I

Autorin: Angelika Bretschneider I August 2008 I

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt I

Die Landesregierung im Internet:

www.landesregierung.schleswig-holstein.de I

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arbeit der schleswig-holsteinischen Landesregierung

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Titelfoto: Knicklandschaft im NaturparkHüttener Berge (Foto: Dr. Jürgen Eigner)