Korrespondenzblatt Wintersemester 2013/2014

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KORRESPONDENZBLATT DES CANISIANUMS Heft 2, Jahrgang 146 – Wintersemester 2013/2014

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Collegium Canisianum

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KORRESPONDENZBLATTDES CANISIANUMS

umschlag_heft 145_1.qxd:00-Cover_Farbe 03.07.2012 7:21 Uhr Seite 1

Heft 2, Jahrgang 146 – Wintersemester 2013/2014

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InhaltsverzeIchnIs

GeleItwort des rektors .................................................................................................................. 1

1. herz-Jesu-Fest 2013 Impulse zum trIduum von p. tonI kurmann sJ ........................................................................... 2 herz Jesu – mIt chrIstus der welt zuGewandt

FestproGramm ......................................................................................................................... 6 BeGrüssunG und hInFührunG von rektor p. FrIedrIch prassl sJ ............................................... 7 FestvortraG von unIv.-proF. dr. JörG ernestI ......................................................................... 10 paul vI. – „der erste moderne papst?“

2. BeIträGe

unIv.-proF. dr. Gerhard Gäde ................................................................................................ 21 der Gott Jesu chrIstI

1. Impuls: welcher Gott kommt wIe zum menschen? 2. Impuls: GottesBIld – chrIstusBIld – menschenBIld

das chrIstusBIld als krItIsche Instanz

unIv.-proF. dr. John Fernandes .............................................................................................. 33 FünFzIG Jahre zweItes vatIkanIsches konzIl In IndIen – rückBlIck und ausBlIck

3. neoInGressI 2013/2014 mwIntome paulInus ................................................................................................................. 43 sawadoGo Jean-désIré ............................................................................................................. 44

4. aktuelles und chronIk

der umzuG des canIsIanums Im JulI 2013 ................................................................................. 45 „taG der oFFenen tür“ und hausseGnunG ................................................................................. 51 Gespräch mIt rektor p. FrIedrIch prassl sJ – InFormatIon zum colleGIum canIsIanum ..................................................................................... 54 altcanIsIaner-konvenIat 2014 In amerIka ................................................................................. 57 chronIk vom 1. JulI BIs 15. dezemBer 2013, kraus lukas ......................................................... 58

5. wIr GratulIeren ............................................................................................................................ 64

6. dIözesenlIste – studIenJahr 2013/14 ............................................................................................ 65

7. GeBurtstaGe und weIheJuBIläen 2014............................................................................................ 67

8. memento morI.............................................................................................................................. 71

9. BrIeFe und Grüsse aus aller welt ................................................................................................ 76

10. rezensIonen und eInGanG von Büchern ........................................................................................ 78

11. termInkalender .......................................................................................................................... 82

12. wIr danken unseren spendern und Förderern ............................................................................. 84

13. BankverBIndunGen ...................................................................................................................... 87

14. Impressum .................................................................................................................................. 88

GeleItwort des rektors

Liebe AltCanisianer, Freunde und Wohltäter, liebe Canisianer!

„Fürchtet euch nicht“ – im Weihnachts-gruß 2013 habe ich diese biblische Bot-schaft Gottes betont. Sie hat uns in den vergangenen Jahren auch während der Vorbereitungsarbeiten für den Umzug des Canisianums ermutigend begleitet. Das Internationale Theologische Kolleg Cani-sianum ist schließlich im Sommer 2013 in die neu adaptierten Räumlichkeiten im Ge-bäudekomplex des Jesuitenkollegs in der Sillgasse umgezogen. Obwohl die Bauar-beiten noch nicht vollständig abgeschlos-sen waren, konnten 39 Studenten aus 16 Ländern und 31 Diözesen der Weltkirche in ihr neues Zuhause umziehen. Das Ignati-usfest haben wir am 31. Juli 2013 bereits gemeinsam mit der Hausgemeinschaft des Jesuitenkollegs in der Sillgasse gefeiert. Die Berichte in der Rubrik „Aktuelles und Chronik“ geben Einblick in dieses histo-rische Ereignis. Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ an alle, die an diesem Projekt hilf-reich und segensreich mitgewirkt haben.

„Fürcht‘ euch nicht, ich verkünd euch große Freud!“ Mit diesem aufmunternden, herzli-chen Ruf des Engels wird deutlich, wie groß die Liebe Gottes zu uns Menschen ist. Gott hat vor allem ein Herz für die Kleinen, die einfachen Menschen, die am Rande ste-hen – und oft einmal Angst haben. Gott hat

ein Herz für uns alle! Er schenkt uns sein Herz und in seinem Sohn Jesus Zuversicht, Freude und Frieden im je eigenen Herzen. Das Kind in der Krippe will unser Herz er-reichen, anrühren und verwandeln. Weih-nachten wird es dann jeden Tag des Jahres und immer, wenn wir spüren, dass Gott – Schöpfer, Begleiter und Erlöser – uns nicht nur nahe kommt, sondern immer nahe ist. Vertrauen wir seinem Wort: „Fürcht‘ euch nicht, ich verkünd euch große Freud! – Ich bin immer bei euch!“ Diese Erfahrung wünsche ich im Namen der Hausgemeinschaft des Canisianums von ganzem Herzen für ein friedvolles Jahr 2014 im Geiste des „cor unum et anima una“. Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für alle Verbundenheit.

P. Friedrich Prassl SJ

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herz-Jesu-Festherz-Jesu-Fest

fundamentalen Einsicht: „Das Ich wird am Du“. Im Zentrum dieser nicht zu unter-schätzenden philosophischen Strömung des 20. Jahrhunderts steht die menschli-che Bezogenheit auf den Anderen. Dieser Andere kann der einzelne Mitmensch sein, das „Fremd-Ich“ (im transzendentalphi-losphischen Sinne), aber er kann auch als der Mensch ganz allgemein oder als Gott verstanden werden. Die Vertreter der Dia-logphilosophie gehen davon aus, dass wir immer schon beim Anderen sind, und dass unser Dem-Anderen-Ausgesetztsein dem Bei-sich-selbst-Sein vorausgeht.

Ein Blick in die Evangelien lässt erahnen, welche Bedeutung die Anderen für die Apostel und den Kreis der Freundinnen und Freunde Jesu hatten. Denn die Lehre Jesu, die ihnen durch Unterweisung vom Meister zuteil wurde, hatte sich im konkre-ten Umgang mit den Anderen zu bewähren. So sendet zum Beispiel Jesus seine zwölf Apostel nach deren Wahl sogleich hinaus zu den Menschen ihrer Zeit, mit dem Auf-trag, sie von ihren Gebrechen und Leiden zu heilen (Mt 10,1-15). An anderer Stelle verweist Jesus auf den direkten Zusam-menhang zwischen dem Heil und der von ihm gebotenen Gottes- und Nächstenliebe (Lk 10,25-37). In der Gleichnisrede vom sprichwörtlich gewordenen Barmherzigen Samariter lässt Jesus keinen Zweifel an der grundlegenden Wichtigkeit, dass Heil nur dann geschehen kann, wenn wir die Verwundungen unserer Nächsten beach-ten und uns ihrer annehmen. Unter vielen anderen möglichen Beispielen sei noch die Speisung der Fünftausend genannt. Dabei kommt das existentielle Mitgefühl Jesu mit den ihm in diesem Moment nächsten Men-schen zum Ausdruck in seiner äusserst konkreten Sorge um deren körperliches Wohlbefinden.

Aus unserem menschlichen Bedürfnis he-raus, Gottes Zuneigung zu uns in unseren eigenen Kategorien begreifen zu können, hat sich in der Geschichte der Spiritualität

die Herz-Jesu-Verehrung entwickelt. Das Herz Jesu offenbart die Barmherzigkeit Gottes uns Menschen gegenüber wahrhaft herzbewegend. In seinem Buch „Barm-herzigkeit. Grundbegriff des Evangeliums – Schlüssel christlichen Lebens“ (Freiburg 2012) bezeichnet Walter Kardinal Kasper zwei Stellen aus dem Johannesevangeli-um als entscheidend wichtig, um uns die Bedeutung der „Ikone“ (des Sinnbilds) vom Herzen Jesu vergegenwärtigen zu können.

Einmal wird in Joh 12,23 berichtet, wie der Lieblingsjünger des Herrn am Herzen Jesu ruht. Diese Szene, die übrigens die Herz-Jesu-Skulptur im Treppenhaus des Cani-sianums an der Tschurtschenthalerstrasse inspiriert hat, lässt die wunderbare Kraft erahnen, die vom Herzen Jesu ausgeht, da es dem Jünger inmitten aller inneren und äusseren Unruhe und trotz der bereits in der Luft liegenden Eskalation der Span-nungen zwischen Jesus und den Mächti-gen seiner Zeit einen Ort zu eröffnen ver-mag, wo er Ruhe und Frieden finden darf.

Und dann Joh 20,24-29: Da kommt in der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn der „ungläubige“ Thomas erst zum Glau-ben, als er seine Finger in die österlich verklärte Seitenwunde Jesu legen darf. Ein Verhalten, das uns wohl nicht ganz fremd ist, fällt es uns doch oft schwer, blossen Worten Glauben zu schenken. Zu viele Zweifel nagen an uns, zu unglaublich er-scheint uns das Erzählte! Wie Thomas wollen wir nur unserer sinnlichen Wahrneh-mung trauen und finden erst in persönli-cher Begegnung mit dem Auferstandenen zum Glauben. Ihn physisch zu berühren ist uns ebenso wenig gestattet wie Maria Magdalena, und wir können auch unsere Hand nicht in seine noch immer offene Sei-tenwunde legen. Doch geistlich kann das durchbohrte Herz Jesu auch uns den Weg weisen, so dass wir der um unsertwillen verwundeten Liebe Gottes innewerden. Ein Gedanke Blaise Pascals mag uns erahnen lassen, was damit gemeint ist: „Nur seine

1.1 trIduum zum herz-Jesu-Fest

P. Toni Kurmann SJ, Missionsprukurator, Zürich

Herz Jesu – mit Christus der Welt zugewandt

P. Toni Kurmann SJ

Liebe Mitbrüder!Die Bezeichnung „Konviktor“ für die Be-wohner des Canisianums passt hervorra-gend zu Ihrer Form des Zusammenlebens. Der zugrunde liegende lateinische Aus-druck „convictum“, das zweite Partizip von „convivere“, eröffnet ein bemerkenswertes Bedeutungsspektrum von Zusammenleben bis hin zur Tischgemeinschaft. Schliesslich entspricht es unserer christlichen Beru-fung, dass die alltägliche Gemeinschaft bei Tisch, wie sie hier im Speisesaal des Cani-sianums gepflegt wird, in direktem Bezug steht zur gottesdienstlichen Gemeinschaft am Tisch des Herrn. Auch wenn Ihnen eine vollkommene Gleichsetzung im Alltag wohl nicht immer gelingen wird, bietet Ihnen das Canisianum als Lebensraum auf Zeit die Möglichkeit, konkrete Erfahrungen zu machen. Aus einem weiteren Grund bin ich Ihnen dankbar, dass Sie, aus unterschiedli-chen Kontinenten und Kulturen stammend,

sich hier im Canisianum auf das abenteuer-liche Wagnis eines Zusammenlebens wäh-rend der Jahre des Studiums und der For-mation eingelassen haben. Durch Sie wird eine vielfältige weltkirchliche Gemeinschaft in Tirol und nicht zuletzt an der Theologi-schen Fakultät der Universität Innsbruck konkret erlebbar. Was das Zweite Vatika-num als Paradigmenwechsel grundgelegt hat, wird in Ihrem alltäglichen Zusammen-leben im Canisianum Wirklichkeit: Weltkir-che. Haben wir überhaupt schon ganz ver-standen, was uns als Katholischer Kirche in den Konzilsdokumenten an Perspekti-ven eröffnet wurde? Oftmals nahezu un-bemerkt wird darin weltkirchliche Verant-wortung für alle formuliert. Als ein Beispiel möchte ich das Dokument „Ad Gentes“ Nr. 20 nennen, das die uns allen anvertraute Verantwortung der Mission zu den Völkern der Welt über den vorkonziliären Verste-henshorizont hinaus erweitert. Was jahr-hundertelang als Auftrag der europäischen Kirchen verstanden wurde, wandelt sich zu einer missionarischen Verantwortung aller Ortskirchen. Das Konzil hegt die Hoffnung, dass die „jungen Kirchen“ nicht nur Emp-fänger bleiben, sondern „so bald als mög-lich an dem gesamten Missionswerk der Kirche aktiven Anteil nehmen, indem sie selbst Missionare ausschicken, die über-all auf der Welt das Evangelium verkünden sollen“ (AG 20).

In diesem Sinn sehe ich bemerkenswerte Dimensionen Ihres Zusammenlebens im Canisianum sich eröffnen. Gerne möchte ich dazu im Rahmen der geistlichen Vorbe-reitung auf das Herz-Jesu-Fest mit Ihnen einige Punkte für unser Nachdenken und Beten erörtern.

1. Der Welt zugewandt

Als erstes möchte ich die fundamenta-le Bedeutung der Weltzugewandtheit für uns, die wir uns an Christus orientieren, betonen und dabei auf die Dialogphiloso-phie Martin Bubers verweisen, mit seiner

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Die Gottesliebe nimmt, wie Jesus es in sei-nem Hauptgebot zum Ausdruck bringt, den ganzen Menschen mit all seinen leiblichen, seelischen und geistigen Kräften in Dienst (Mk 12,30 par.). Wir dürfen es wagen und darin letztlich die Liebesgeschichte von Gott und uns Menschen sehen. Diese Be-ziehung zwischen Gott und uns Menschen ist nicht einfach ein theoretisches Konzept, sondern eine erlebbare, inkarnierte, sich verkörpernde Erfahrung. Liebe hat immer auch leidenschaftliche Dimensionen. Emo-tionen haben in der Frömmigkeit ihren un-verzichtbaren Platz, ihr nicht zu bestreiten-des Recht.

Persönliche Begegnungen und Zwiespra-che mit Gott können nicht in der eigenen Innerlichkeit verharren. Sie wollen sich auswirken auf all die Leidenden um uns herum.

Und wenn wir es wagen, uns zu öffnen für eine persönliche Begegnung mit leiden-den Mitmenschen, merken wir staunend, wie uns dies offener werden lässt für unser Fragen nach Gott. In unserem Schauen auf das durchbohrte Herz Jesu werden wir ge-wahr, dass gerade dies Gottes Art ist, uns mitzuteilen, wie sehr er uns, seine Welt, ge-liebt hat – so sehr, dass er seinen einzigen Sohn hingab für uns (Joh 3,16).

Walter Kardinal Kasper, der uns einlädt, Barmherzigkeit als Grundbegriff des Evan-geliums und Schlüssel christlichen Lebens zu verstehen, bringt die Dimension der praktizierten Barmherzigkeit mit der gros-sen Gerichtsrede Jesu in Zusammenhang (Mt, 25,40-45). Jesus geht so weit, dass er sich mit den Armen nicht nur solidarisiert, sondern sich mit ihnen identifiziert. Um sei-ne Ausführungen zu illustrieren, weist Kas-per darauf hin, dass Augustinus in seiner christologischen Begründung der Nächs-tenliebe immer wieder diese Gerichtsrede aus Matthäus 25 zitiert – mehr als 275 Mal insgesamt!

So bietet sich Barmherzigkeit tatsächlich als Ausdruck einer von Jesu Botschaft be-stimmten Lebensführung in unserer Zeit an. Noch viel mehr wird Barmherzigkeit zum Schlüsselbegriff für den priesterlichen Dienst. Allgemein schliesst Nachfolge Le-bens- und Sendungsgemeinschaft mit ein. Jesus fordert uns nicht auf, einfach hinter ihm herzugehen. Vielmehr mutet uns Jesus zu, dass wir uns, wie in Mk 10,1-15 be-schrieben, ohne Vorbehalt auf das Zusam-menleben mit konkreten Menschen einzu-lassen sollen. Nachfolge Jesu umfasst in diesem Sinne auch Schicksals-, Leidens- und Kreuzgemeinschaft (Mk 8,34 par.).

Um diesen Dimensionen unserer christli-chen Berufung adäquat Ausdruck zu ge-ben, stehen uns eigentlich nur biblische Bilder zur Verfügung. So möchte ich Sie einladen, die Fusswaschung bei Johannes zu betrachten. Keine andere Stelle illust-riert besser, dass wir alle wie die Jünger die Erfahrung des unverdient Beschenktwer-dens fruchtbringend weitertragen sollen, indem wir selbst zum Geschenk werden für den Anderen, die Anderen. Wie wir aus der Lebensgeschichte Jesu wissen, kann dies bis zum Äussersten gehen. Denn eine grössere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde (Joh 15,13 vgl. Joh 12,15).

Wundmale, so scheint es mir, liess Jesus Christus nach seiner Auferstehung berüh-ren: Noli me tangere“ (Joh 20,17) (Blaise Pascal, Pensées, Fr.554).

Begegnungen mit dem Auferstandenen sind weder planbar noch willentlich her-beizuführen. Doch in unserer Alltagswelt erleben wir wohl immer wieder prägende zwischenmenschliche Beziehungen, die sich als Vertiefung unserer persönlichen Gotteserfahrungen erweisen.

2. Begegnung mit der Welt

In unserer menschlichen Verfasstheit blei-ben wir eingeladen und nicht selten sogar herausgefordert, durch unsere Welt-Erfah-rung unsere Wahrnehmung für die persön-lichen Gottes-Erfahrungen weiter zu ent-falten. Zugleich wird jede authentische, mit Gott mittelbar oder unmittelbar gemachte Erfahrung unseren Umgang mit den Mit-menschen und der Schöpfung verändern.

Letztlich spiegelt sich im zwischen-menschlichen Geschehen Gottes Art, auf uns Menschen zuzukommen. Gott wird in Jesus Christus uns Menschen als Mensch erfahrbar, auf dass wir erkennen mögen, wie er ist und wirkt. Um dieses Geheim-nis der Inkarnation Gottes zu illustrieren, möchte ich Ihnen eine Kindergeschichte erzählen, die mir mündlich mitgeteilt wur-de: Ein vierjähriges Mädchen schlüpfte

jeweils nachts, weil es sich fürchtete, zu den Eltern ins Bett. Die Mutter versuchte der Tochter zu erklären, dass der liebe Gott immer bei ihr wache und sie beschütze, so dass sie wirklich keine Angst zu haben brauche. Die Kleine hörte aufmerksam zu und schien denn auch zufrieden in ihrem eigenen Bettchen einzuschlummern. Mit-ten in der Nacht aber stand sie doch wie-der im Elternschlafzimmer, schlüpfte zur Mutter unter die Decke, schmiegte sich hautnah an sie und flüsterte, sie habe sich das alles überlegt und auch wirklich Ver-trauen haben wollen. Doch der liebe Gott habe eben keine Haut.

Auch die Jünger Jesu waren scheint‘s auf sinnlich erfahrbare Erlebnisse angewiesen für ihre nachösterliche Form des Nachden-kens. Wie uns zum Beispiel die Emmauser-zählung zeigt, waren sie ausserstande, ein Osterhalleluja anzustimmen. Zu gross war ihre Enttäuschung, zumal die Ereignisse rund um die Passion in Jerusalem ihr Ver-ständnis überstiegen. Auch den Auferste-hungszeugnissen der Frauen konnten sie erst Glauben schenken, als sie Jesus beim Brechen des Brotes wiedererkannt hatten. Danach waren sie in der Lage, aufzubre-chen und ihr Erlebnis mit den anderen zu teilen (Lk 24, 13-35). Wird uns nicht in diesen Erfahrungen der Jünger modellhaft die Grundstruktur christlicher Lebens- und Welterfahrung vor Augen geführt? Gerade in Momenten der Bedrängnis und Anfech-tung erhalten menschliches Zeugnis-Ge-ben und Zuspruch-Schenken besonderes Gewicht. Offensichtlich haben wir Grund zur Hoffnung, in jeder noch so aussichts-los scheinenden Situation gewiss sein zu dürfen, dass Gott bei uns und mit uns ist. Dass „denen, die Gott liebt, alle Dinge zum besten dienen“ (Röm 8,28; vgl. Hebr 12, 5-7.10-11).

So gesehen dürfen wir das emotionale Bild vom durchbohrten Herzen Jesu zu uns sprechen und uns sagen lassen, wie innig Gottes Herz für diese unsere Welt schlägt.

herz-Jesu-Fest herz-Jesu-Fest

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1.3 BeGrüssunG und hInFührunG

P. Friedrich Prassl SJHerz-Jesu-Fest am 14. Juni 2013

P. Friedrich Prassl SJ

Sehr geehrte Festgäste, ehrwürdige Schwestern, liebe Mitbrüder aus dem Jesuitenorden und im gemein-samen priesterlichen Dienst, alle Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter der Diözese Innsbruck, liebe Professoren und Lehrende an der Theologischen Fakultät, liebe AltCa-nisianer und Canisianer, liebe Freundinnen und Freunde unseres Hauses, liebe Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter des Canisi-anums! Im Namen der Hausgemeinschaft des Internationalen Theologischen Kollegs begrüße ich Sie alle ganz herzlich im Ca-nisianum. Es freut uns sehr, dass so vie-le der Einladung gefolgt sind – hoffentlich nicht nur mit der Absicht: „Beim letzten Fest muss ich dabei sein“. Es wird nicht das letzte Herz-Jesu-Fest sein, das wir im Canisianum feiern werden!

Gleich zu Beginn dieser Festfeier möchte ich Pater Provinzial Gernot Wisser SJ na-mentlich herzlich willkommen heißen und um sein Grußwort bitten. Ernest Obodo und Peter Zhao Weijing, die gewählten Ver-treter unserer Studenten, möchten danach auch ein Wort des Grußes und des Dankes an uns richten.

1.2 proGramm zum herz-Jesu-Fest

Programmzum

Herz-Jesu-Fest 2013

Triduum, 12. und 13. Juni 2013Punkte von P. Toni Kurmann SJ

Herz Jesu – mit Christus der Welt zugewandt

14. Juni 2013, 16:30 UhrFestakademie in der Propter-Homines-Aula

Mag. Michel König, OrgelJ. S. Bach, Toccata in C-Dur aus BWV 564

Grußworte von Provinzial P. Gernot Wisser SJ

Grußworte der Koordinatoren

Begrüßung durch P. Rektor

Mag. Michel König, OrgelJ. S. Bach, Adagio in a-moll aus BWV 564

FestvortragProf. DDr. habil. Jörg Ernesti:

Paul VI.: ‚Der erste moderne Papst?‘

So lautet der Titel der ersten großen Biographie Montinis. Im deutschen Sprachraum wird Paul VI. seit dem Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung als konservativer Papst wahrgenommen. Dabei wird übersehen, dass namentlich seine ersten Amtsjahre reich an Erneuerungsimpulsen sind. Bis zu seinem Tod blieb die Umsetzung des Zweiten Vatika-nischen Konzils sein zentrales Anliegen. Entschlossen trieb er besonders die Reform der Kurie, die Ökumene und den Dialog mit den kommunistischen Regimen voran.

Mag. Michel König, OrgelJ. S. Bach, Fuge in C-Dur aus BWV 564

18:00 UhrEucharistiefeier mit Dr. Jörg Ernesti

19:15 UhrFestliches Abendessen

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Ich freue mich auf jeden Fall, dass auch heuer wieder so viele der Einladung ins Canisianum gefolgt sind. Mit dem herzli-chen Dank, besonders an alle Förderer, an alle Freundinnen und Freunde des Canisi-anums, für ihre treue, langjährige Wegbe-gleitung, für Ihre vielfältige Unterstützung und Heimat, die viele persönlich und als Patengemeinden schenken, wünsche ich uns allen ein erfülltes Herz-Jesu-Fest, das unseren Glauben stärkt. Vorgestern und gestern Abend hat P. Toni Kurmann SJ, ein AltCanisianer aus der Schweiz, der als Missionsprokurator in Zü-rich seinen Dienst erfüllt, die Hausgemein-schaft mit zwei Impulsen zum diesjährigen Fest hingeführt. Er hat versucht, unseren Glauben zu stärken und über das Thema reflektiert: „Herz Jesu – mit Christus der Welt zugewandt“. Er hat dargelegt, dass „Christsein - der Welt zugewandt sein“ be-deutet und wirkliche „Begegnung mit der Welt“ ist. Ich denke, dass auch die Ausfüh-rungen über Paul VI. diesen Begegnungs-charakter von Gott und Welt zum Ausdruck bringen. Mit wenigen Worten möchte ich unseren Festvortragenden, Prof. DDr. Jörg Ernesti ganz herzlich begrüßen und ihn kurz vor-stellen: Jörg Ernesti, geb. 1966, hat in Pa-derborn, Wien und Rom studiert. Er wurde

1993 zum Priester geweiht und hat an ver-schiedenen Orten sowohl in der Pfarrseel-sorge wie im Schuldienst gearbeitet. 1997 wurde die Promotion in Kirchengeschichte in Rom und 2007 in Ökumenischer Theo-logie in Paderborn abgeschlossen. Bereits 2003 erfolgte die Habilitation in Mainz; seit 2007 ist Jörg Ernesti in der Nachfol-ge des Kirchenhistorikers Josef Gelmi Professor für Kirchengeschichte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen. Seine aktuellen Forschungspro-jekte fallen in den Bereich Geschichte der Ökumene und der Konfessionskunde, sind also auf der Grenze zwischen Kirchen-geschichte und ökumenischer Theologie anzusiedeln. Im Studienjahr 2009/10 war Jörg Ernesti auch als Lehrbeauftragter für Ökumenische Theologie an der Theologi-schen Fakultät der Universität Innsbruck tätig und immer wieder im Canisianum zu Gast. Wir freuen uns auf deinen Vortrag! Vor dem Festvortrag hören wir jedoch noch ein weiteres Orgelstück von Johann Sebastian Bach, Adagio in a-moll, darge-bracht von Michel König, der uns bereits zu Beginn mit dem Stück Toccata in C-Dur, in diese Festakademie eingestimmt hat. Lieber Michel, auch dir herzlichen Dank für deine musikalische Mitwirkung.

Ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, um den Ausführungen von Prof. DDr. Jörg Ernesti zu Paul VI. zu folgen und herauszufinden, ob Paul VI. wirklich „der erste moderne Papst“ war. Er war sicher „nicht der letzte moderne Papst“, das hat Papst Franziskus in den letzten Monaten bewiesen. Dieser Festvortrag ist gleichsam eine Klammer zu den „Spirituellen Impulsen zum Jahr des Glaubens“, die uns Weihbischof Helmut Krätzl im letzten Jahr mitgegeben hat. Wir sind auch zusammengekommen, um nach dem Festvortrag gemeinsam Eucharistie zu feiern – Dank zu sagen für viel Gutes in unserem Leben – und schließlich wollen wir miteinander ein festliches Mahl halten. Es ist in dieser Form wirklich das letzte Herz-Jesu-Fest im Canisianum, in dem Sinne, dass wir als Hausgemeinschaft der Canisianer im Haus leben. Ich schließe nicht aus, dass wir auch in den kommen-den Jahren wieder einmal hier zum Herz-Jesu-Fest zusammenkommen werden. Die Propter-Homines-Aula wird weiterhin für Festverantstaltungen und Konzerte zur Verfügung stehen. Auch unsere Haus-kapelle im 1. Stock wird erhalten bleiben – das nicht nur aufgrund des Denkmal-schutzes. Die Räume werden auch einem Studentenheim mit ca. 150 Studentinnen und Studenten zu Verfügung stehen, dem „Studentenheim Canisianum“, das wir ge-meinsam mit der Akademikerhilfe ausbau-en und weiterführen wollen.In diesem Jahr feiern wir unser Herz-Jesu-Fest in Verbindung mit der Abschiedsfeier aus diesem „Gebäude Canisianum“. Das Datum ist um eine Woche später, als litur-gisch vorgesehen. Ich habe von aufmerk-samen Gästen die Rückfrage bekommen, ob das wohl stimmen kann – die Feier am Freitag, dem 14. Juni 2013 anzusetzen. Am Tag des liturgischen Herz-Jesu-Fes-tes waren wir Jesuiten in diesem Jahr in Wien und haben von 7.-9. Juni 2013 das 450-Jahrjubiläum der Jesuiten in Öster-reich gefeiert. Eine Festbroschüre können sie gerne mitnehmen. Eine 450-jährige

Geschichte der Jesuiten in Österreich wird darin kurz beschrieben. Auch das Wirken von Jesuiten in Innsbruck und besonders das Nikolaihaus und seit 1911 das Cani-sianum sind Ausdruck dieser lebendigen Geschichte.Das Internationale Theologische Kolleg Canisianum wird nach längeren Umbauar-beiten und Adaptierungen Mitte-Ende Juli 2013 in die neu adaptierten Räumlichkei-ten im Gebäude des Jesuitenkollegs in der Sillgasse umziehen. Es ist alles gut geplant, und die letzten Bauphasen werden dort in diesen Wochen abgeschlossen. Die Haus-gemeinschaft des Canisianums, die derzeit 45 Studenten aus 13 Ländern und 32 Di-özesen der Weltkirche umfasst, wird auch nach dem geplanten Umzug als eigen-ständiges Ausbildungshaus im südlichen Teil des Jesuitenkollegs eine neue Heimat finden. Wir „sperren nicht zu“, „wir hören nicht auf“, „wir verkaufen das Canisianum nicht“ – ich habe das in den letzten beiden Jahren immer wieder betont und möchte das noch einmal mit Nachdruck betonen. Das Canisianum wird es noch viele Jahre geben – und auch das Herz-Jesu-Fest im Canisianum. Ich hoffe, auch Sie alle beim nächsten Mal wieder begrüßen zu dürfen.

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dass Montini ein „moderner Papst“ gewe-sen sei, in vielen weiteren Veröffentlichun-gen an. Paul VI., alias Giovanni Battista Montini, Papst von 1963–1978, scheint sich selbst als modernen Papst gesehen zu haben. Er sagt einmal: „Johannes XXIII. war sehr viel konservativer als ich, sehr viel traditionsbestimmter.“7 Dabei verbindet man im Allgemeinen mit Roncalli den von diesem geprägten Begriff Aggiornamento, Erneuerung.8 War er es nicht, der das Aggi-ornamento zum Programm des Konzils er-hoben hatte, während man in Paul VI. den übervorsichtigen, skrupulösen Bremser zu kennen meint, der den Konservativen im Konzil allzu weit entgegengekommen ist?9

Ein Freund der Moderne: so präsentierte sich Paul VI. selbst, und so wurde er bis zu einem gewissen Punkt auch von seinen Zeitgenossen gesehen. Es seien in diesem Zusammenhang sieben Themenfelder an-geführt, an denen sich dieser Befund fest-machen lässt:

1. Medien: Modern war von Anfang an Montinis Umgang mit den Medien. Der Journalistensohn, an sich als Person eher zurückhaltend, zeigte hier von Anfang an keine Scheu. Journalisten durften bei den Reisen im selben Flugzeug dabei sein – eine Usance, die von Johannes Paul II. fortgeführt wurde. Zum ersten Mal in der Geschichte gewährte ein Papst einem Journalisten ein Interview, und zwar am 3. Oktober 1965, am Abend vor seiner histo-rischen Rede vor den Vereinten Nationen in New York. Bei dem ausgewählten Or-gan handelte es sich nicht einmal um eine kirchliche Zeitung. Ein Papst setzt sich für gewöhnlich keinen Fragen aus, sondern gibt motu proprio, aus eigenem Antrieb, Er-klärungen mit unterschiedlichem Verbind-lichkeitsgrad ab.

2. Reisen: Neu, ungekannt und insofern „modern“ war das Reisen, das mit diesem Papst erst recht beginnen sollte. Johannes XXIII. hatte Italien nicht verlassen, sondern nur kurze Pilgerreisen nach Assisi und Lo-

reto unternommen (übrigens mit dem Zug vom vatikanischen Bahnhof aus). Als Paul VI. am 4. Dezember 1963 in der Konzilsau-la ankündigte, dass er ins Heilige Land zu reisen beabsichtige, da waren nicht nur die Bischöfe, sondern auch die Katholiken in aller Welt überrascht. Er erklärte, dass er durch sein Vorhaben zu einem erfolgrei-chen Abschluss des Konzils beitragen wol-le, indem er den Blick der Kirche auf Chris-tus lenke. Auch wolle er auf diese Weise die Ökumene fördern.10

So bestieg er am 4. Januar 1964 als erster Papst ein Flugzeug. Seit 150 Jahren hatte kein Papst Italien verlassen. Die Jerusale-mer Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras, dem Ehrenober-haupt der orthodoxen Kirche, leitete ein Tauwetter zwischen Orthodoxie und katho-lischer Kirche ein, das einen symbolischen Ausdruck in der Aufhebung des Banns von 1054 am 7. Dezember 1965 finden soll-te.11 Auch wurde, ausgehend von der Pa-lästinareise, das Verhältnis der Kirche zum Judentum und zum Staat Israel signifikant fortgeschrieben.12

Im Laufe der Jahre bereiste Paul VI. alle fünf Kontinente. Dabei wurde ein theologisch ausgereiftes Reisekonzept entwickelt. Die Reisen sind Ausdruck der Universalität der Kirche. Das Petrusamt wird durch sie vor Ort erlebbar, die Ortskirchen werden auf-gewertet. Inhaltlich wurden seine Reisen zum Katalysator der Konzilsberatungen über Ökumene, Judentum (Israel), Religi-onsfreiheit und nicht-christliche Religionen (Indien) sowie über das Verhältnis der Kir-che zur modernen Gesellschaft (USA).13

3. Friedensethik: Es sei in diesem Zusam-menhang an die kurze Reise nach New York am 4. Oktober 1965 erinnert. Nie zu-vor hatte ein Oberhaupt der katholischen Kirche den 1492 entdeckten amerikani-schen Kontinent betreten. Bei seinem Auf-tritt vor den Vereinten Nationen konnte der Papst seine Bejahung von Fortschritt und Zivilisation zum Ausdruck bringen und sich mit allen Menschen guten Willens zum

1.4 FestvortraG zum herz-Jesu-Fest

Univ.-Prof. DDr. Jörg ErnestiProfessor für Kirchengeschichte und Patrologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen

Paul VI. – „Der erste moderne Papst“?1

DDr. Jörg Ernesti

1. Papst-Attribute

Welche Attribute verbindet ein Zeitgenosse für gewöhnlich mit einem Papst? Welche Charaktereigenschaften erwartet er am ehesten bei einem Nachfolger Petri? Wie muss ein Papst beschaffen sein? In heuti-ger Zeit denkt man wohl zuerst an die Hei-ligkeit. Man erinnert sich noch an Volkes Stimme, die beim Tod Johannes Pauls II. auf dem Petersplatz „Santo Subito“ skan-dierte.2 Mit ihm sowie mit Pius X., Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul I. stehen innerhalb von 100 Jahren so viele Päpste im Ruf der Heiligkeit oder Se-ligkeit wie zuletzt in den Jahrhunderten der Christenverfolgung.

Diese Entwicklung scheint durchaus zwei-schneidig: Einerseits ist es erfreulich, dass die Kirche von heiligmäßigen Männern ge-führt wird, und das gerade in schwierigen Zeiten. Andererseits mag man sich fragen, welches die Kriterien dafür sind, den einen Papst zur Ehre der Altäre zu erheben, den anderen dagegen nicht. Beim Blick auf die neuere Kirchengeschichte drängt sich der Eindruck auf, dass persönliche Frömmig-keit größeres Gewicht besitzt als diploma-tisches Geschick. Wie könnte man sonst Leo XIII., dem Pionier der christlichen So-ziallehre, oder Benedikt XV., dem großen Friedenspapst im Ersten Weltkrieg, diese Ehre verweigern, sie dagegen Pius X. zu-sprechen, der durch seinen scharfen An-timodernismus stark polarisierend gewirkt hat? Warum soll Pius XII. seliggesprochen werden, nicht aber Pius XI., der bewun-dernswerte Festigkeit gegenüber den tota-litären Systemen seiner Zeit gezeigt hat?Es handelt sich ohne Zweifel um ein heikles Thema, das die kirchliche Zeitgeschichte noch lange beschäftigen wird, zumal es mit der päpstlichen Amtsauffassung eine wich-tige Frage betrifft. Ein anderes Attribut, die Modernität, verbindet man gemeinhin we-niger mit dem Papstamt und seinen Trä-gern. Paul VI. stellt hier eine deutliche Aus-nahme dar.3

2. Moderne Züge in Montinis Pontifikat

Ein großer französischer Band aus dem Jahr 1984, in dem Weggefährten Pauls VI. zu Wort kommen, trägt den Titel: „Paul VI et la modernité dans l’Église“.4 Es scheint, als sei durch diese Veröffentlichung ein Grundakkord für die Beschäftigung mit Montini angeschlagen worden. Die Bio-graphie dieses Papstes, die der Journalist Peter Hebblethwaite 1993 veröffentlichte, nennt ihn „the first modern pope“.5 Die bislang einzige italienische Biographie, die wissenschaftlichen Standards genügt, greift dieses Stichwort auf: „Paolo VI: Il co-raggio della modernità“.6

Daran anknüpfend, klingt der Gedanke,

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Auf ihren T-Shirts stand in großen Buch-staben ‚I love Jesus‘, ich liebe Jesus. Über-heblichkeit? Unbeholfenheit? Wer kann das sagen! Wir wollen es nicht hoffen: Das würde wenigstens andeuten, dass eine re-ligiöse Ausrichtung auf die letzten Fragen sich heute auf unvorhersehbaren, unge-planten, seltsamen und verborgenen We-gen vollziehen kann – und eben auch bei den Jugendlichen. Ob es die Jugendlichen sind, die heute Christus erkennen? Wie am Palmsonntag? Wir hoffen es.“21

Aus diesem Vertrauen auf die Jugend her-aus „erfand“ er im Heiligen Jahr den Welt-jugendtag am Palmsonntag, den der polni-sche Papst zur festen Einrichtung machen sollte.

7. Die moderne Kunst: Einen Pionierweg ging Paul VI. in der Begegnung mit der modernen Kunst, namentlich durch seine Kunstaufträge.22 Hier suchte er Anschluss an die Zeit zu finden und das einzulösen, was die Konzilsväter in Gaudium et Spes angeregt hatten: das Verhältnis von Kul-tur und Christentum neu anzuknüpfen und einen Dialog in Gang zu bringen.23 Er war sich bewusst, dass es einen jahrhun-dertealten Graben zu überbrücken galt. Wohl lange nicht mehr in der Geschichte des Papsttums hatte es ein so positives Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst ge-geben wie während dieses Pontifikats. In Verbindung mit der Liturgiereform kam es geradezu zu einer Blüte der sakralen Kunst und Architektur.

8. Die Kurienreform: Paul VI. hat bis zu sei-nem Lebensende in der Umsetzung des Konzils seine Hauptaufgabe gesehen. Im Ökumenismus, bei der Liturgiereform, im Kirchenrecht zeigte sich diese Priorität deutlich.24 Besonders nachhaltig erwiesen sich seine Bemühungen um die Reform der Kurie. Zwölf Jahre arbeitete er an diesem Unternehmen. Die Kurie sollte kollegialer, internationaler, effektiver werden. Ortsbi-schöfe wurden in den Kurienbetrieb ein-

gebunden, durch eine Altersgrenze sollten Erstarrungen vermieden werden, neue Di-kasterien wurden geschaffen und die alten erhielten eine neue Grundausrichtung.

3. Eine konservative Wende?

Es ließen sich noch zahlreiche weitere Be-lege dafür anführen, dass der Papst sich selbst als „modern“ verstand und das Papsttum mit einem frischen Zug verse-hen wollte, auch dass dieses Bemühen zunächst durchaus anerkannt wurde. Wie aber kommt es, dass Paul VI. nicht als der große Reformer gilt, ja dass ihm bis heute das Stigma des konservativen Papstes an-haftet? Diese Entwicklung hängt entschei-dend mit der Veröffentlichung der Enzyklika Humanae Vitae am 25. Juli 1968 zusam-men, durch die jede Form künstlicher Emp-fängnisverhütung verboten wurde.25

Nach der Veröffentlichung brach ein me-dialer Sturm los; Theologen in aller Welt scheuten den offenen Dissens nicht. Drei der vier von ihm eingesetzten Konzilsmo-deratoren wandten sich gegen ihn. Kritik kam nicht nur aus Kreisen, die man als links und ultraprogressiv bezeichnen könn-te; selbst als gemäßigt geltende Theologen und Bischöfe äußerten offen ihr Unver-ständnis. Das traf ihn doppelt hart. Bi-schofskonferenzen loteten die Möglichkeit der Verwendung von Kontrazeptiva aus und diskutierten die lehramtliche Verbind-lichkeit des vatikanischen Textes.26

Verschärft wurde die Situation noch da-durch, dass eine gemischte Kommission aus Theologen und Laien sowie eine Bi-schofskommission im Vorfeld der Enzyk-lika mehrheitlich anders plädiert hatten.27 Ihre Beratungsergebnisse waren durch ge-zielte Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangt. Paul VI. hatte bis dahin in gesell-schaftspolitischer Hinsicht als fortschritts-bejahender und progressiver Pontifex ge-golten. Das änderte sich nun schlagartig. Mit seiner Entscheidung in dieser sensiblen Frage bekam er das Stigma des konser-vativen Papstes und wurde es nicht mehr

Schutz des Friedens verbünden. „Nie wie-der Krieg!“, dieser Ruf hallte auf der ganzen Erde wider.14 Paul VI. suchte so die Frie-densbemühungen seiner beiden Vorgänger Pius XII. und Johannes XXIII. zu bündeln. Seine Rede inspirierte nicht von ungefähr die entsprechenden Passagen der Pasto-ralkonstitution Gaudium et Spes.Es blieb nicht bei Reden: Aufgrund von Aktenfunden im amerikanischen State Department sind heute die Versuche des Papstes bekannt, den Krieg in Vietnam zu beenden und seine Folgen durch hu-manitäre Maßnahmen zu lindern.15 Dabei scheute er auch das offene Wort gegen-über der amerikanischen Seite nicht. Um der Erziehung der Menschen zum Frieden willen schuf er 1968 den Weltfriedenstag, der seitdem an jedem 1. Januar begangen wird.16

4. Fortschrittsbejahung: Montini nutzte im-mer wieder Gelegenheiten, um öffentlich zu zeigen, dass er den modernen Fortschritt bejaht.17 Genannt sei als Beispiel die erste Mondlandung am 21. Juli 1969. An diesem Ereignis nahm er nicht nur als Privatmann Anteil, sondern er schuf eine subtile Insze-nierung. In der Sternwarte von Castelgan-dolfo ließ er sich filmen, wie er zunächst durch das große Teleskop den Mond in den Blick nahm. In der folgenden Szene wurde er gezeigt, wie er mit großer Anteil-nahme das Geschehen vor dem Fernseher verfolgte. Schließlich wandte er sich live in englischer Sprache an die Astronauten:„Ehre, Gruß und Segen gilt euch, ihr Er-oberer des Mondes, des bleichen Lichtes unserer Nächte und unserer Träume! Tragt zu ihm mit Eurer lebendigen Gegenwart die Stimme des Geistes, das Loblied auf Gott unseren Schöpfer und Vater. Wir sind euch nahe mit unseren Wünschen und Gebeten. Euch grüßt mit der ganzen katholischen Kirche der Papst Paul VI.“18

Die Wahrnehmung eines Ereignisses, der Mondlandung, wird hier selbst zum Ereig-nis, der Anschauende zum Angeschauten – eine raffinierte Inszenierung mit einer

klaren Botschaft: Glaube und Wissen-schaft müssen keinen Gegensatz bilden – sie stehen vielmehr im Einklang. Am 16. Oktober 1969 empfing der Papst die drei Mondfahrer, die auf seine Bitte hin auf dem Mond eine Bleikapsel mit einer autographi-schen Botschaft hinterlassen hatten. Dabei knüpfte er an das Diktum Neil Armstrongs von dem kleinen Schritt für den Men-schen, der zugleich ein großer Sprung für die Menschheit ist, an: Der Mensch habe durch die Mondlandung das Tor zu einer tieferen Kenntnis des Universums ein gro-ßes Stück aufgetan. Gottes Größe zeige sich nun noch mehr als zuvor.19 Die Sta-tuette der Heiligen Drei Könige, die er den Besuchern mitgab, sollte an den Aufbruch erinnern, mit dem die biblischen Gestalten einst den ihnen unbekannten Messias ge-sucht hatten.

5. Arbeiterfrage: „Modern“ wollte der Mon-tini-Papst auch in der Arbeiterfrage sein. Er besuchte Arbeiterviertel, stiftete Wohnun-gen, ließ Kirchen in den Vororten der Stadt Rom bauen. Die seit einem Jahrhundert währende Kluft zwischen Kirche und Ar-beiterschaft suchte er in seinen Reden zu überspielen: „Warum kommt ihr nicht mehr zu mir? (…) Ich komme, um Euch zu suchen und euch zu sagen, dass die Kirche euch nahe ist, dass wir euch verstehen, dass wir euch lieben, dass wir eure Freunde sind. Warum solltet ihr daran zweifeln?“20

Um die Welt gingen die Bilder der Christ-mette des Jahres 1972, die Montini kurzer-hand auf die Baustelle eines Eisenbahntun-nels im Norden Latiums verlegte.

6. Die 68’er Revolte: Wohl kaum ein Papst war den Entwicklungen der modernen Gesellschaft gegenüber so lernbereit und verständnisvoll wie er. Kennzeichnend für seine Haltung ist eine Äußerung während einer Generalaudienz:

„Erlaubt ein offenes Wort: Warum sollten wir nicht an jene jugendlichen ‚Hippies‘ er-innern, die wir auf Fotos gesehen haben?

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der Welt an die Weihe älterer und im Be-rufs- und Familienleben bewährter Männer zu denken sei. Die Bischofssynode sollte diesen Gedanken im Folgejahr verwerfen. Der päpstliche Brief legt jedoch nahe, dass Paul VI. auch eine eventuelle Entscheidung der Synodenbischöfe, viri probati zur Wei-he zuzulassen, akzeptiert hätte.36

4. Neuorientierung in der Krise

Der Rückblick zeigt einen nüchternen Be-fund: In der innerkirchlichen Krise nach dem Konzil und um 1968 wird die Moder-nität Pauls VI. in Frage gestellt. Aufgrund seiner Entscheidungen zur Empfängnisver-hütung und zum Zölibat erscheint er in den Medien auf einmal alles andere als modern. Und das sollte sich bis zu seinem Ende nicht wesentlich ändern. Ein Ausblick auf die siebziger Jahre enthüllt jedoch etwas durchaus Überraschendes: Paul VI. sucht einen Weg aus der Krise und entwickelt dabei noch einmal neue Akzente. Er weist die Bahn zu einer allgemeinen Konsolidie-rung:

1. Theologische Vertiefung: Montini setz-te nun verstärkt auf eine Erneuerung der Theologie und eine Vertiefung des Glau-benswissens. Er rief 1967, also mitten in der Krise, ein „Jahr des Glaubens“ aus und veröffentlichte an dessen Ende ein moder-nes Glaubensbekenntnis, das „Credo des Gottesvolkes“.37 Die von ihm gegründete Internationale Theologenkommission ar-beitete ihm in theologischen Fragen zu.38 Die Beratungen der Bischofssynode wur-den zur Grundlage für wichtige päpstliche Dokumente, namentlich Evangelii Nuntian-di vom 8. Dezember 1975, in dem wichtige Impulse für die Neuevangelisierung säkula-risierter Gesellschaften gegeben werden.39 Der Papst drehte also den im Konzil sicht-bar gewordenen theologischen Pluralis-mus nicht zurück, sondern machte ihn für die päpstliche Verkündigung fruchtbar.

2. Lebensschutz: In den siebziger Jahren wird die Sexual- und Familienethik durch einen wichtigen Punkt erweitert: Die Dis-kussionen um die Liberalisierung der Abtreibung sowie die terroristische Be-drohung lassen ihn in seinen öffentlichen Äußerungen immer wieder auf den Le-bensschutz sowie die Würde des mensch-lichen Lebens zurückkommen. Das gilt im besonderen während der Entführung des christdemokratischen Parteivorsitzenden Aldo Moro im Frühjahr 1978.40 Dieses An-liegen ist ihm so wichtig, dass er sein Le-ben zu opfern bereit ist, als deutsche Ter-roristen der RAF (Rote Armee Fraktion) ein Flugzeug der Lufthansa nach Somalia ent-führen.41 Im Kontext der von ihm nüchtern diagnostizierten Säkularisierung seines Heimatlandes entwickelt er eine klare Wer-teethik. Paul VI. ist also insofern auch in den siebziger Jahren ein moderner Papst, als er die gesellschaftspolitisch relevanten Zeichen der Zeit erkennt und benennt.

3. Spiritualität: In den siebziger Jahren wird die Bedeutung der Spiritualität stark ak-zentuiert. Er ringt um eine religiöse Deutung der kirchlichen Krisenphänomene. Allmäh-lich ist dabei in seinen Äußerungen und in seinem Auftreten eine größere Gelas-senheit zu spüren. Das gilt besonders für das Heilige Jahr, in dem er ganz von dem Anliegen bestimmt ist, das schlingernde Schiff der Kirche endgültig wieder in ruhi-gere Fahrwasser zu steuern, ja es scheint fast, als habe er darin seine letzte Aufgabe und sein Vermächtnis gesehen. An die Stel-le von Zweifeln, zermürbenden Diskussio-nen und innerkirchlichem Streit will er end-gültig wieder die Glaubensfreude setzen. Mit dem Apostolischen Schreiben über die christliche Freude Gaudete in Domino (das erste Mal, dass ein Papst diesen Gegen-stand für ein Lehrschreiben wählte) wird bewusst ein neuer Akzent gesetzt.42 Die acht Millionen Pilger in der Ewigen Stadt sind ihm ein sichtbarer Beweis dafür, dass die Gläubigen zum Papst und zur Kirche stehen.

los. Im deutschen Sprachraum überlagerte die Enzyklika derart stark alle anderen Di-mensionen seines Wirkens, dass er quasi nur noch als „Pillen-Papst“ wahrgenom-men wurde.28 Montini selbst sah deutlich, dass sich die Atmosphäre des Pontifikates mit Humanae Vitae verändert hatte; nichts mehr sei danach so wie vorher.29

Eine andere Entscheidung hatte ein Jahr zuvor für Aufregung vor allem im Klerus gesorgt. Eine Diskussion der Konzilsväter über den Zölibat in der lateinischen Kir-che hatte Paul VI. beendet, indem er sich selbst eine Entscheidung vorbehielt. Diese erfolgte 1967 mit der Enzyklika Sacerdotalis Coelibatus, in der die unlösbare Verbindung von Ehelosigkeit und Priestertum aufs Neue herausgestellt wurde.30 Hinzu kam nun er-schwerend ein weiterer Faktor: Es mach-ten sich verstärkt innerkirchliche Krisen-phänomene bemerkbar: Priestermangel, Laisierungen, Kritik am Zölibat, Ablehnung der päpstlichen Sexualmoral, Alleingänge in manchen Ortskirchen. Dieser Entwick-lungen schien er nun kaum noch Herr zu werden. Im Februar 2012 wurde diese Kri-se in einer internationalen Tagung in Brixen in den Blick genommen: „Paul VI. und die Krise nach dem Konzil“.31

All das hat schon Zeitgenossen dazu ver-leitet, von einem „Bruch“ bzw. einer „Wen-de“ in der Amtsführung dieses Papstes zu sprechen. Der erste Autor, der dies getan hat, war der Italiener Carlo Falconi, der Ende 1968 die Schrift La svolta di Paolo VI. veröffentlichte.32 Der „moderne“ Papst, habe angesichts der kaum zu steuernden Entwicklungen in weiten Teilen der Weltkir-che zunehmend seine konservativen Züge hervorgekehrt. Eine fortschrittliche und optimistische Frühphase sei von einer kon-servativeren und pessimistischen Spätpha-se abgelöst worden. Statt Aufbruch und Mut zu Neuem hätten sich Sklerose und Unbeweglichkeit durchgesetzt.Gegen eine solche Einschätzung spricht Manches: Auch in anderen Konfessionen reagierten Kirchenführer oftmals hilflos und scheinbar lavierend auf die in den sech-

ziger Jahren um sich greifende „religiöse Krise“.33 Man kann bei Paul VI. sowohl in den Jahren vor der vermeintlichen „Wen-de“ konservative Züge – als auch danach Reformbereitschaft erkennen. Trotz aller Enttäuschungen und Rückschläge, trotz der Kritik an seiner Amtsführung blieb er bis zum Ende seinem Hauptanliegen treu: der Umsetzung des Konzils und der konziliaren Erneuerung der Kirche.Auch ein Blick auf die beiden besonders vielgescholtenen Enzykliken legt eine ge-wisse Zurückhaltung im Urteil nahe: Als Rückfall in vormoderne Zeiten, ja als ein neuer Fall Galilei wurde in weiten Teilen der Öffentlichkeit die Enzyklika Humanae Vitae aus dem Jahr 1968 aufgefasst. Dabei stellt sich die Wirklichkeit komplexer dar. Die Enzyklika ist insofern ein durchaus moder-ner Text, als hier zum ersten Mal in einem päpstlichen Dokument – zumindest in den ersten Paragraphen – eine personalistische Sprache verwendet wird. Der Papst be-gründet seine Entscheidung auch damit, dass durch künstliche Empfängnisverhü-tung gezielt Bevölkerungspolitik betrieben werden könne, und das hieß nach Lage der Dinge: Dass Diktaturen die Zahl der Kinder begrenzten und der Westen eine Reduzie-rung der Geburten in der Dritten Welt er-zwinge.34 Diese Sorge hatte er schon ein Jahr zuvor in der Sozialenzyklika Populorum Progressio geäußert.35 Das Eintreten für das Recht der unterentwickelten Völker, selbst über ihr Schicksal zu entscheiden, ließ den Papst auf der Weltbevölkerungskonferenz der UNO im Jahr 1973 klar auf ihrer Seite stehen.Auch seine Haltung zum Zölibat ist dif-ferenzierter, als es auf den ersten Blick scheint. Sicher hatte die Zölibatsenzyk-lika die priesterliche Ehelosigkeit bestä-tigt. Als man aber auf dem Holländischen Pastoralkonzil die Weihe von viri probati forderte, nahm Paul VI. 1970 brieflich zu derlei Forderungen Stellung. Er ließ dabei die Tür einen Spaltbreit zu öffnen, indem er die Frage stellte, ob nicht bei extremem Priestermangel in bestimmten Regionen

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4 Vgl. École française de Rome/Istituto Paolo VI. (Ed.): Paul VI et la modernité dans l’Église. Actes du colloque organisé par l’Ecole française de Rome (Rome 2–4 juin 1983) (Collection de L’École Française de Rome; 72), Rom 1984.

5 Vgl. Hebblethwaite, Peter: Paul VI. The First Mod-ern Pope, New York 1993.

6 Vgl. Adornato, Giselda: Paolo VI: Il coraggio della modernità, Cinisello Balsamo (Mailand) 2008.

7 „Giovanni XXIII era molto più conservatore di me, molto più tradizionale di me!“: Guitton, Jean: Paolo VI segreto, Cinisello Balsamo (Mailand) 4 2002, 98 (12. 9. 1968; bei dem Gespräch mit dem Vertrau-ten ging es um Humanae Vitae).

8 Vgl. Bredeck, Michael: Das Zweite Vatikanum als Konzil des Aggiornamento. Zur hermeneutischen Grundlegung einer theologischen Konzilsinterpreta-tion (Paderborner Theologische Studien; 48), Pa-derborn 2007; Chenaux, Philippe: Il Concilio Vati-cano II, Rom 2012, 33–41, 117–127.

9 Diese Gegenüberstellung wurde vor allem von Gius-eppe Alberigo, dem Herausgeber der fünfbändigen Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils pro-pagiert; vgl. etwa Alberigo, Giuseppe: Transizione Epocale. Studi sul Vaticano II. (Testi e ricerche di scienze religiose; N.s. 42.), Bologna 2009, 29–69.

10 Vgl. Paolo VI: Insegnamenti di Paolo VI. Vol. I (1963), Rom 1964, 371–381.

11 Vgl. das Breve Ambulate in dilectione: AAS 58 (1966) 40 f.; vgl. Istituto Paolo VI. (Ed.): Paolo VI e l’ecu-menismo (Tagung Brescia, 25.–27. 9. 1998) (Pubbli-cazioni; 21), Brescia/Rom 2001.

12 Vgl. Ernesti, Jörg: La revisione dell’atteggiamento cattolico verso l’ebraismo e la questione palesti-nese sotto il pontificato di Paolo VI. In: Notiziario Istituto Paolo VI Brescia 62 (2011) 44–51 [deutsch in: Freiburger Rundbrief. Neue Folge 18 (2011), 265–275).

13 Henn, William: Theological Aims and Content of the Apostolic Voyages of Paul VI. An Ecclesiology for the Aeropagus. In: Istituto Paolo VI. (Ed.): I viaggi apo-stolici di Paolo VI (Tagung Brescia, 21.–23. 9. 2001) (Pubblicazioni; 25), Brescia/Rom 2004, 79–110.

14 „Jamais plus la guerre, jamais plus la guerre! C’est la paix, la paix, qui doit guider le destin des peuples et de toute l’humanité!“: Paolo VI: Insegnamenti di Paolo VI. Vol. III (1965), Rom 1966, 511.

15 Vgl. Molinari, Maurizio: Santa Sede e Stati Uni-ti d’America negli anni 1964–1968. La guerra in

Vietnam. In: Notiziario Istituto Paolo VI Brescia 40 (2001) 33–36 [zuerst in: La Stampa vom 20. 4. 2001, S. 7].

16 Vgl. Martino, Renato Raffaele: Paolo VI e la Giorna-ta mondiale della Pace. In: Notiziario Istituto Paolo VI Brescia 55 (2008) 12–22.

17 Vgl. Ernesti: Paul VI. (s. Anm. 3), 168–188. 18 „Honour, greetings and blessings to you, conquerors

of the Moon, pale lamp of our nights and out dreams! Bring to her, with your living presence, the voice of the spirit, a hymn to God, our Creator and our Fa-ther. We are close to you, with our good wishes and with our prayers. Together with the whole Catholic Church, Pope Paul the Sixth salutes you“. In: Paolo VI: Insegnamenti di Paolo VI. Vol. VII (1969), Rom 1970, 499; siehe auch 498 ff.

19 Vgl. Paolo VI: Insegnamenti di Paolo VI (s. Anm. 18), 507 f.

20 „Perché non venite più voi, a trovare me? (…) Io vengo a cercarvi, per dirvi che la Chiesa vi è vicina, che noi vi comprendiamo, che noi vi amiamo, che siamo vostri amici. E non c’è nessuna ragione per du-bitare di questo“. In: Paolo VI: Insegnamenti di Pa-olo VI. Vol. IV (1966), Rom 1967, 981 (Ansprache im römischen Vorort Pietralata am 9. Februar 1966). Seine Ansprachen an Arbeiter und Arbeitervertre-ter liegen gesammelt vor: Paolo VI: Al mondo del lavoro (Istituto Paolo VI. Quaderni 6), Brescia/ Rom 1986; vgl. Caprioli, Adriano/Vaccaro, Lucia-no (Hg.): Lavoro ed economia in Giovanni Battista Montini arcivescovo di Milano (Quaderni della ‚Gaz-zada‘ 10), Brescia 1989.

21 „Con la libertà d’un giudizio critico, perché non ricor-dare quei giovani ‚hippies‘, che abbiamo visti foto-grafati con iscrizioni di maiuscola evidenza sui loro rudimentali indumenti: ‚I love Jesus‘, io amo Gesù. Snobismo, dilettantismo? Chi sa! Speriamo di no: ciò almeno indicherebbe che l’orientamento verso la conclusione risolutiva del problema religioso oggi può avvenire anche mediante forme imprevedibili, anche improvvise, capricciose e mimetiche; e avve-nire per la via dei giovani. Che siano i giovani oggi a riconoscere il Cristo? Come nel giorno delle Pal-me? Noi lo speriamo“. In: Paolo VI: Insegnamenti die Paolo VI. Vol. X (1972), Rom 1973, 42 (12. 1. 1972).

22 Vgl. Bühren, Ralf van: Kunst und Kirche im 20. Jahrhundert. Die Rezeption des Zweiten Vatikani-schen Konzils (Konziliengeschichte. Reihe B: Unter-

4. Heilige: Eine weitere Antwort des Paps-tes auf die Krise des Glaubens besteht da-rin, den Katholiken das Beispiel der Heiligen vor Augen zu stellen. Die Heiligkeit ist die „Vollendung des Menschen“, die „Einwoh-nung des einen und dreifaltigen Gottes in der Seele“.43 Sie macht den Menschen erst wahrhaft zum Menschen. Heilige leben in ihren verschiedenen Lebensbereichen in Vollkommenheit das Evangelium. Sie sind Vorbilder für die heutige Zeit. So spricht er 83 Männer und Frauen heilig. Seine Ka-nonisationen haben oftmals programmati-schen Charakter, insofern eine bestimmte Personengruppe, ein Stand oder ein Anlie-gen hervorgehoben werden.

5. Außenpolitik: Konsequent wird auch die Ostpolitik weitergeführt und die Mitar-beit des Vatikans in internationalen Orga-nisationen verstärkt.44 Der Papst besucht wiederholt internationale Organisationen (FAO – Food and Agriculture Organization, die Organisation für Ernährung und Land-wirtschaft der Vereinten Nationen; Inter-nationalen Arbeitsorganisation – IAO) oder empfängt deren Vertreter. Es kommt zu einer Verstetigung und Vertiefung des Dia-logs mit dem Judentum und Vertretern des jüdischen Staates.45 Eine besondere Rol-le spielte Paul VI. in Spanien: Hier erwies er sich von Anfang an als konsequenter Gegner des Diktators Franco, so dass es zeitweilig sogar zu diplomatischen Span-nungen zwischen Madrid und dem Vatikan kam. Aufmerksam begleitete er den Weg Spaniens und der spanischen Kirche zur Demokratie.46

6. Amtsauffassung: Paul VI. hatte von Anfang an eine stark ausgeprägte Amts-auffassung und ein hohes Verantwor-tungsbewusstsein, wie jüngst edierte handschriftliche Notizen zeigen.47 Sein Rollenbild hat etwas stark Monarchisches. Dieses Charakteristikum prägt sich wäh-rend der Krise noch stärker aus und wird zu einem zentralen Akkord für die zweite Hälfte seines Pontifikates. Er reagiert auf

Anfeindungen und Zweifel an seiner Per-son mit Vertrauen auf Gott. Er ist mehr denn je von dem Bewusstsein der eigenen Verantwortung als oberster Lehrer und Lenker der Kirche erfüllt: In der Krise brau-che es ein klares Urteil und einen festen Willen. Insofern versteht er es als seine Auf-gabe, entsprechend dem Auftrag Christi an Petrus, „seine Brüder zu stärken“.48 Dem dienen seine Katechesen in der Generalau-dienz am Mittwoch, die er selbst akribisch vorbereitet. Bis zum Ende bewahrt er sich trotz seiner körperlichen Hinfälligkeit dieses hohe Bewusstsein seiner päpstlichen Stel-lung. Deshalb lehnt er einen Rücktritt ab. Ein solcher wäre für ihn eine Flucht aus der Verantwortung in schwierigen Zeiten.

5. Fazit

Ein moderner Papst? Sicher, was die ers-ten Jahre angeht, die fulminant und reich an Erneuerungsimpulsen sind. Viele neue Aspekte bringt Paul VI. ins Spiel. Von ei-ner konservativen Wende in der Krise um 1968 mag ich nicht sprechen. Denn in den siebziger Jahren beweist er vielmehr sei-ne Wandlungsfähigkeit. Er entdeckt neue Themen und setzt noch einmal ganz neue Akzente. So führt er die Kirche aus der Krise heraus und bereitet die Konsolidie-rungsphase unter dem polnischen Papst vor.

1 Anm. d. Verf.: Es handelt sich bei diesem Artikel um die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den der Verf. am 08. Dezember 2012 im Collegium Leoninum in Paderborn gehalten hat. Der Artikel wurde in der Zeitschrift ThGl 103 (2013) 268–279 erstmals veröffentlicht.

2 Siehe etwa den Bericht des italienischen Staatsfernsehens RAI über die Trauerfei-er für den Papst: http://www.youtube.com/watch?v=CNQgSBL5mm4 (12. 9. 2012).

3 Zu Paul VI. vgl. Ernesti, Jörg: Paul VI. Der vergessene Papst, Freiburg i.Br. 2012 (Fachbibliographie: 352–365).

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1.5 BIlder vom herz-Jesu-Fest 2013 suchungen), Paderborn/Wien/Zürich 2008; ders.: Paul VI. und die Kunst. In: Forum katholische Theo-logie 24 (2008) 266–290.

23 Vgl. GS 62.24 Zur Ökumene siehe ISTITUTO PAOLO VI. (Ed.):

Paolo VI e l’ecumenismo (s. Anm. 11); zur Li-turgiereform stehen immer noch umfassende historische Studien aus; vgl. Bugnini, Annibale: La riforma liturgica (1948–1975) (Ephemerides Li-turgicae. Subsidia 30), Rom 1983; zur Kurienre-form: Schmitz, Heribert (Hg.): Kurienreform I u. II. Lat.-dt., von den deutschen Bischöfen approbierte Übersetzungen. Eingeleitet und kommentiert von Heribert Schmitz, Trier 1968/1976; Zizola, Giancar-lo: Die Kurienreform. Bemühungen und Probleme. In: Theologie der Gegenwart 21 (1978) 28–36; Re, Niccolò del: La curia romana. Lineamenti storico-giuridici, Rom 4 1998; Ernesti, Jörg: Die Kurienre-form Pauls VI. Umsetzung zentraler Anliegen des Konzils auf der Ebene der Kirchenleitung. In: Ar-nold, Claus/Merkt, Andreas/Wurst, Gregor (Hg.): Reform in der Kirche (Tagung der deutschsprachi-gen Kirchenhistoriker, Augsburg 28. 5.–1. 6. 2012), erscheint in Freiburg i.Br. 2013.

25 AAS 60 (1968) 481–503.26 Vgl. etwa Wort der deutschen Bischöfe zur seel-

sorglichen Lage nach dem Erscheinen der Enzykli-ka ‚Humanae vitae‘. In: Dokumente der Deutschen Bischofskonferenz 1 (1998) 465–471; Wright, Johan J.: Reaction of Anglophone Hierarchies to ‚Humanae vitae‘. In: Lateranum 44 (1978) 92–104; Declerck, Leo: La réaction du cardinal Suenens et de l’épiscopat belge à l’encyclique Humanae Vi-tae. Chronique d’une Déclaration (juillet–décembre 1968). In: Ephemerides Theologiae Lovanienses (2008) 1–68.

27 Zur Vorgeschichte des Dokuments vgl. Lintner, Martin M.: Humanae vitae. Eine historisch-genea-logische Studie. In: Ernesti, Jörg (Hg.): Paolo VI e la crisi postconciliare – Paul VI. und die nach-konziliare Krise (Internationale Studientage – in Zusammenarbeit mit dem Istituto Paolo VI Bre-scia, Brixen 25.–26. Februar 2012/= Tagungsakten; erscheinen als: Istituto Paolo VI. Publicazioni

30 Brescia/Rom 2013).28 Vgl. Bock, Florian: Der „Pillen-Bann“. Die Enzyklika

„Humanae Vitae“ Papst Pauls VI. im Spiegel der deutschen und italienischen Presse. In: Communi-catio Socialis 3 (2010) 270–281.

29 Dies geht aus Gesprächen mit seinem Vertrau-ten Jean Guitton hervor, in denen die beiden im-mer wieder auf die Reaktionen auf die Enzyklika zurückkamen; vgl. Guitton: Paolo VI segreto (s. Anm. 7), 22 ff.

30 Vgl. AAS 59 (1967) 657–697.31 Ernesti: Paolo VI e la crisi postconciliare (s. Anm. 27).32 Vgl. Falconi, Carlo: La svolta di Paolo VI. Valutazio-

ne critica del suo pontificato, Rom 1968.33 Vgl. McLeod, Hugh: The Religious Crisis of the

1960s, Oxford 2007.34 Vgl. Humanae Vitae, Art. 17 f.: AAS 60 (1968) 493f.35 Vgl. Populorum progressio: AAS 59 (1967) 268.36 Vgl. sein Schreiben an Kardinalstaatssekretär

Jean-Marie Villot vom 2. Februar 1970 (abgedruckt im Osservatore Romano selben Datums, S. 1).

37 Vgl. Cagin, Michel: Le ‚Credo du peuple de Dieu‘ et l’année de la foi. In: La trasmissione della fede (2009) 157–179.

38 Vgl. International Theological Commission: Texts and Documents, San Francisco 1989.

39 Vgl. AAS 68 (1976) 5–76.40 Vgl. Mache, Pasquale: Paolo VI e la tragedia di

Moro, Mailand 1998.41 Der Brief ist abgedruckt in: Paolo VI: Insegnamenti

di Paolo VI. Vol. XV (1977), Rom 1978, 962.42 Vgl. AAS 67 (1975) 289–322.43 „La perfezione dell’uomo“ – „l’inabitazione di Dio,

uno e trino, nell’anima“. In: Paolo VI: Insegnamenti di Paolo VI. Vol. XIII (1975), Rom 1975, 745, 747.

44 Zur Ostpolitik vgl. Cerny-Werner, Roland: Vatika-nische Ostpolitik und die DDR, Göttingen 2011. Der Autor vermittelt anhand der Quellen aus dem Archiv von Agostino Casaroli ein sehr viel positi-veres Bild der Ostpolitik als die meisten deutschen Zeithistoriker.

45 Vgl. Ernesti: La revisione dell’atteggiamento cattoli-co (s. Anm. 12).

46 Vgl. López Rodó, Laureano: Le Relazioni tra Spa-gna e Vaticano durante il Pontificato di Paolo VI. In: Notiziario Istituto Paolo VI Brescia 32 (1996) 53–79.

47 Maffeis, Angelo (Hg.): Vocazione e ministero (Fragmente 65–73). In: Notiziario Istituto Paolo VI Brescia 45 (2003) 7–15.

48 Anzuführen ist in diesem Zusammenhang insbe-sondere seine letzte große Predigt am 29. Juni 1978, die man als eine Art Rechenschaftsbericht le-sen kann: vgl. Paolo VI: Insegnamenti di Paolo VI. Vol. XVI (1978), Rom 1979, 521 f.

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2.1 eInkehrtaGsImpulse Im canIsIanum

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gäde, Professor für Systematische Theolo-gie, LMU München

Der Gott Jesu Christi. Welcher Gott kommt wie zum Men-schen?

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gäde

Diese Impulse wurden beim 5. Einkehrtag, am 4. und 5. Mai 2013, im Canisianum ge-geben.

Liebe Mitbrüder, liebe Alumnen aus Inns-bruck und Brixen,in den vergangenen Monaten haben Sie sich mit Gottesbildern und Vorstellungen von Gott auseinandergesetzt. Beim heuti-gen Einkehrtag soll es um den Gott Jesu Christi gehen. Wer ist der Gott Jesu? Was sagt er uns? Wie begegnen wir ihm? Und wodurch unterscheidet er sich von unseren vielfältigen Vorstellungen und Bildern von Gott? Vielleicht kann die derzeitige Krise der Kirche hier in Westeuropa ein Einstieg sein, um uns unserem Thema zu nähern.

Dafür muss ich ein wenig ausholen, damit unser Thema geerdet ist und nicht in der Luft hängt.

1. ImpulsI. Kirchenkrise als Gotteskrise

Die Krise unserer Kirche ist nicht einfach eine Autoritätskrise. Sie wird letztlich nicht verursacht durch z. B. einen autoritären Leitungsstil in Rom, durch scheinbare Un-beweglichkeit in der Zölibatsfrage oder in der vieldiskutierten Frage der Priesterwei-he für Frauen. Sie wird auch nicht hervor-gerufen durch eine strenge Sexualmoral, die zudem noch einhergeht mit schlimmen Verfehlungen zahlreicher Vertreter der Kir-che und durch den damit verbundenen Glaubwürdigkeitsverlust. Die evangelische Kirche, die diese hausge-machten Probleme nicht oder in nur gerin-gem Maße hat, scheint nämlich in dersel-ben Krise zu stecken wie unsere eigene. Die Austrittszahlen dort sind sogar noch höher, der Kirchenbesuch noch viel spärli-cher, und das, obwohl es die uns bekann-ten Reibungspunkte dort gar nicht oder in sehr viel geringerem Maße gibt. Noch eine Beobachtung scheint dieses Phänomen zu bestätigen: Nur zu einem verschwindend geringen Teil schließen sich Katholiken, die sich von unserer Kir-che abwenden – angeblich weil sie in vie-len Punkten das Evangelium verraten hat, einer evangelischen Gemeinde an und versuchen dort gute Christen zu werden. Die meisten verschwinden im kirchlichen Niemandsland. Eher tauchen sie in esoteri-schen Zirkeln, in Selbsterfahrungsgruppen oder in gnostischen Sekten wieder auf.Die gegenwärtige Krise der Kirche ist wohl viel abgründiger als wir denken. Es wäre eine ungeheure Selbsttäuschung, ihre Überwindung von ein paar Korrekturen am Kirchenrecht, vom neuen Papst und von der Lockerung der Sitten zu erwarten. Franz Kamphaus, der frühere Bischof von Limburg, sprach immer von einer tiefen

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Gottes- bzw. Glaubenskrise der westeu-ropäischen Gesellschaften: „Mehr als die Kirchenkrise beschäftigt mich die Gottes-krise. Nicht dass Gott in der Krise wäre, aber wir mit ihm und er mit uns.“1

Diese Gotteskrise hat natürlich auch die Kirchen voll erwischt. Der von der Kirche überlieferte Glaube und seine Lebens-formen scheinen immer mehr Menschen unserer Zeit fremd zu werden. Das Leben unserer Zeit ist nicht mehr durchwoben von der Spiritualität der Kirche. In den we-nigsten Familien wird noch gemeinsam ge-betet und in der Bibel gelesen. Die Liturgie stellt zunehmend eine Sonderwelt dar, die mit dem wirklichen Alltag nur wenig zu tun hat. Gemeinsame Grundüberzeugungen (also das Glaubensdogma) scheinen aus-gehöhlt zu sein. Man trifft nur noch selten auf eine feste christliche Glaubensüber-zeugung und auf echte Glaubensfreude. Verbreitet ist Ratlosigkeit. Nur noch wenige Christen sind in der Lage, zu sagen, was Inhalt unseres Glaubens ist. Glaubensin-halte scheinen eher beliebig geworden zu sein. Nicht wenige stricken sich selbst aus verschiedenen religiösen Elementen eine eigene Patchwork-Religion. Doch machen sie bald die Erfahrung, dass ein selbst-gestrickter Glaube nicht hält, was er ver-spricht und leicht erschüttert wird. Es ist der trügerische Versuch, in sich selbst Halt zu gewinnen. Wohl auch der Versuch, sich selbst ein Bild von Gott zu machen. Denn in ihrer öffentlichen Verkündigung scheint die Kirche kaum mehr in der Lage zu sein, verbindlich zu sagen, wen wir eigentlich meinen, wenn wir „Gott“ sagen. Auch die Frage, ob es Gott gibt, ist eigentlich völ-lig sinnlos, solange wir nicht angeben, was mit dem Wort „Gott“ gemeint ist.Diese tiefe Glaubenskrise ist offenbar nicht nur eine Gotteskrise in dem Sinne, dass der Glaube an Gott fragwürdig geworden ist und wir nicht mehr wissen, wer Gott ei gentlich ist. Diese Krise ist auch eine Menschenkrise, eine tiefe Identitätskrise des postmodernen Menschen, die viele Ursachen hat. Eine ganz wichtige Ursache

ist sicher die Enttäuschung des Unend-lichkeitswahns der Moderne, die man mit dem Begriff „die Grenzen des Wachstums“ umschreiben kann. Die Moderne meinte, in einem unendlichen Weltall zu leben, mit unendlichen Entfaltungsmöglichkeiten, mit unerschöpflichen Ressourcen und expo-nentiell wachsendem Fortschritt und un-endlichen technischen Möglichkeiten. Die Postmoderne ist wohl auch ein Ausdruck dafür, dass diese Erwartungen gründlich enttäuscht wurden: die Ressourcen werden immer knapper, der technische Fortschritt immer unheimlicher. Technik verselbstän-digt sich. Die Zukunft scheint eher dunkel zu sein als hell. Und wir wissen, dass wir wahrscheinlich nicht mehr viel zum Guten wenden können. Der Mensch, der sich in der Neuzeit selbst begründen wollte und sich damit gewisser-maßen an Gottes Stelle setzte, macht jetzt die Erfahrung, von allen guten Geistern ver-lassen zu sein. Ungeborgenheit ist wohl ein Grundgefühl unse rer Zeit. Dem entspricht die geradezu atemlose Suche nach kleinen Geborgenheiten (Gruppen, Kuschelecken) und nach Sicherheit.Zudem gibt es eine Art Misstrauen gegen-über dem Gottesglauben. Das monotheis-tische Gottesbild selbst ist in Verruf gera-ten. Wir machen in den letzten Jahren die Erfahrung, dass vor allem durch islamische Fundamentalisten Gewalt im Namen Got-tes ausgeübt wird. Monotheistische Religi-on steht somit im Verdacht, intolerant, to-talitär und inhuman zu sein (Jan Assmann). In der Kirche wird diese Krise besonders vi-rulent. Denn die Mitglieder der Kirche sind ja Kinder ihrer Zeit und zugleich Mitglieder dieser Gesellschaft. Ihre Kirchenzugehö-rigkeit bildet in der Regel nur noch ein Seg-ment ihres Lebens, in dem viele verschie-dene Rollen zu spielen sind. Die Kirche ist dabei in der Regel nicht ein Stück heiler Welt mitten in der Krise, nicht ein Stück richtigen Lebens im falschen. Auch die Kir-che enttäuscht die Suche vieler nach einer solchen kleinen Geborgenheit. Die Krise, in der sich die gesamte Gesellschaft befin-

det, wird in der Kirche vielmehr sichtbar als Gotteskrise und zugleich als menschliche Identitätskrise, wobei das eine das andere bedingen mag.Es steht zu befürchten, dass die Kirche es nicht mehr vermag, den Menschen verständlich zu machen, wen sie eigent-lich meint, wenn sie von Gott spricht. Es kommt vielen so vor, als stünden wir hier wie ohnmächtig gegenüber einem all-mächtigen, aber stummen und rätselhaf-ten höchsten Wesen im Himmel, den man erst lange bitten und anflehen muss, damit er uns von oben ein paar Tröpfchen Gna-de herunterwirft. Eigentlich verständlich, dass viele sich von einem so verstandenen Gott abgewandt haben. Aber vermutlich ist dieser Gott nur eine Selbstprojektion des Menschen, der es von Anfang an nicht ausgehalten hat, dass er nicht selber Gott ist.

II. Gottesbild und Menschenbild verstärken sich gegenseitig

Ich bin davon überzeugt, dass es sich bei der heutigen Glaubenskrise um eine Krise unseres Gottesbildes und unseres Men-schenbildes handelt. Gottesbild und Men-schenbild hängen eng miteinander zusam-men. Ich denke sogar, dass sie, sofern es Bilder sind, die wir uns selbst machen, sich gegenseitig bedingen. Unser Menschen-bild hängt ab von unserem (verzerrten) Gottesbild (Gott = ein ins Unendliche ver-größerter Mensch) und dieses Gottesbild ist abhängig von unserem Menschenbild (der Mensch = ein verhinderter Gott). So entsteht ein Zirkel. Und wenn beide Bil-der falsch, also unwahr sind, bestärken sie sich gegenseitig in ihrer Unwahrheit, und es besteht kaum die Möglichkeit, dieser Unwahrheit zu entrinnen, solange dieser Teufelskreis nicht unterbrochen wird. Erlö-sung könnte ein Wort sein für eine solche Unterbrechung.2 Der jüdische Glaube hat wohl diese ge-genseitige Abhängigkeit geahnt. Die an-

deren Völker, die alle bildhafte Götter und damit Gottesbilder verehrten, hatten auch eine andere Anthropologie als die Juden. Während in anderen Kulturen z. B. die Gottebenbildlichkeit nur vom König aus-gesagt wurde, blieb diese Würde den üb-rigen Men schen vorenthalten. Allein der Monarch vertrat Gott bei den Menschen. Der jüdische Glaube untersagte jedes Got-tesbild. Er sorgte damit aber auch für eine andere Anthropologie. Die Autoren des Al-ten Testaments wussten offenbar: Wo die Menschen Gottesbilder haben, da werden sie letztlich Sklaven ihrer Götzen. Stattdes-sen sagt das Alte Testament Gottebenbild-lichkeit von allen Menschen, von Männern und Frauen aus. „Der Mensch“ und nicht ein konkreter Mensch oder Übermensch wird damit zum höchsten Wesen in der Welt erklärt. Die Bibel spricht den Men-schen eine gleiche Würde zu, die anders-wo unvorstellbar war. Sie hat ihren Grund in jener unbegreiflichen Wirklichkeit, ohne die nichts und niemand sein kann. Deshalb möchte ich zunächst auf die Begriffe „Got-tesbild“ und „Menschenbild“ eingehen.

1. Der Mensch als Bildner

Der Mensch ist ein Abbildungskünstler. Sein Drang, die Wirklichkeit abzubilden, gehört zu den Dingen, die die Menschen aller Zeiten miteinander verbinden. Es han-delt sich dabei wohl um einen anthropo-logischen Habitus. Der Mensch hat diese Fähigkeit, die Wirklichkeit ins Bild zu set-zen, in einer unglaublich vielfältigen Weise aus gebildet. Sie gehört zu den Fähigkei-ten, die ihn vor allen anderen Lebewesen auszeichnen. Wir kennen die prähistori-schen Höhlenmalereien. Wer ein Museum be sucht, wird mit einer Fülle von Abbildun-gen der Wirk lichkeit konfrontiert. Diese Ab-bildungen sind besonders aufschlussreich. Sie erlauben es, dass wir uns ein Bild da-von machen, wie Menschen vergangener Zeiten die Wirklichkeit gesehen haben. Jedes Kind fängt bereits in den ersten Le-

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bensjahren an, die Wirklichkeit, die es um-gibt, zu zeichnen und somit abzubilden. Die Photographie hat einer breiten Masse die Möglichkeit eröffnet, die Wirklichkeit ins Bild zu setzen. „So wirklich - kaum zu glauben.“ Mit diesem Satz warb eine Film-firma für ihr Produkt. Ein Foto wird in der Anzeige vor die (natürlich auch abgebilde-te) Wirklichkeit gehalten – und man sieht keinen Unterschied. Am liebsten möchten wir den Unterschied zwischen Bild und Wirklichkeit aufheben. Die Technik der Photokopie kommt diesem Wunsch mit immer größerer Perfektion nach. Das Bild soll möglichst vom Original nicht mehr zu unterscheiden sein. Wir nähern uns damit dem, was früher die Domäne allein der Geldfälscher war.Wie dem auch sei: Der Mensch hat er-staunlich viele Weisen ausgebildet, die Wirklichkeit abzubilden. Malerei, bildende Kunst, Photographie - sie alle versuchen, die Wirklichkeit ins Bild zu setzen: realis-tisch, expres sionistisch, impressionistisch, abstrakt, surrealistisch. Offenbar braucht der Mensch Bilder, um sich mit anderen Menschen über die Wirk-lichkeit, die ihn umgibt, auszutauschen und zu verständigen. Wir zeigen uns ge-genseitig unsere Bilder, die wir uns von der Wirklichkeit machen. Damit fragen wir uns: Ist dein Bild von der Wirklichkeit auch mein Bild? Stimmen wir im Wesentlichen darin überein? Bilder sind Kommunikations-mittel, mit denen wir hoffen, mit anderen Menschen in unserer Sicht der Wirklichkeit übereinzustimmen. Ein Mensch, der mit seinem Bild von der Wirklichkeit völlig al-lein wäre, müsste verrückt werden.So sind Menschengruppen, Parteien, Gemeinschaften usw. oft darin begrün-det, dass die jeweiligen Menschen ein im Wesentlichen gemeinsames Bild von der Wirklichkeit, vom Menschen, von der Welt usw. haben. Deshalb reden wir von Welt-bildern, vom Menschenbild, vom Frau-en- und Männerbild, vom Gottesbild usw. Und wir sagen: Ich sehe das auch so; oder eben: Ich kann es nicht so sehen.

Auch von sich selbst hat jeder von uns sein Bild. Wir tun gut daran, es keinem zu zei-gen. Vielleicht lacht der andere uns aus. Das Bild von sich selbst entspricht in den seltensten Fällen der Wirklichkeit. Es ist zu schön, um wahr zu sein. Oder auch zu hässlich. Aber nur selten so, wie wir wirk-lich sind.Jedenfalls macht sich jeder, der mich kennt, auch ein Bild von mir. Von jedem von uns gibt es viele Bilder, solche, in die wir gerne hineinpassen und solche, die wir für falsch halten. Deshalb setzen wir uns auch immer wieder in Szene, ins Bild, um das Bild, das andere von uns haben, zu korrigieren oder zu verbessern. Jeder möchte doch, dass die anderen ein gutes Bild von ihm haben. Wir halten es nur schwer aus, wenn das Bild, das andere von uns haben, allzu ver-schieden ist von dem Bild, das wir uns von uns selbst machen.

2. Die Problematik des Gottesbildes

Und so wie wir die Wirklichkeit abbilden, so haben sich die Menschen auch immer ein Bild von Gott gemacht, oder besser: zurechtgemacht. In vielen Religionen fin-den wir Abbildungen des Göttlichen, Göt-terbilder, Göt zenbilder. Aber aus welchen Elementen setzen sich diese Bilder zusammen? „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh 1,18) und „Er wohnt in unzugänglichem Licht“ (1 Tim 6,16), sagt die Bibel. Gott kommt in unserer Wirklich-keit nicht vor. Wie kann man sich ein Bild von ihm machen? Ein Bild begrenzt, fasst etwas ein, will begreifen – doch Gott ist unfassbar, unbegreiflich. Einerseits müs-sen wir immer alles abbilden, und auch von Gott können wir nicht anders spre-chen als in Bildern. Andererseits passt er in kein Bild. Jedes Bild, das wir uns von ihm machen, ist nicht Gott, kann ihn nicht abbilden, ist notwendig falsch. Hier liegt der Grund, warum das Alte Testament das Gottesbild verbietet, ja sogar das Ausspre-chen des Gottesnamens unter Strafe stellt

(vgl. Ex 20,4-7). Der Glaube Israels hat-te ein richtiges Gespür: „Der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht“ (1 Kön 8,27). Wie sollen wir ihn in unsere mickrigen Bilder fassen? Hier unterschei-det sich das biblische vom außerbiblischen Gottesverständnis. Für die Bibel ist Gott nicht ein Gegenstand neben anderen, nicht ein Teil der Wirklichkeit, nicht einfach ein höchstes Wesen neben anderen Wesen. Vielmehr ist er das ganz und gar unbegreif-liche und un aussprechliche Geheimnis un-serer Wirklichkeit. Gott ist für die Bibel der, ohne den nichts ist (vgl. 2 Makk 7,28). Alles verdankt ihm das Sein. Doch Gott ist nicht Teil der Gesamtwirklichkeit. Man kann also nichts von ihm herleiten, nichts mit ihm „er-klären“ und auch nicht wissen, wie er es mit uns meint.Nur vom Menschen sagt die Bibel Got-tebenbildlichkeit aus: „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Ab-bild, uns ähnlich“ (Gen 1,26a). Doch dieser Ähnlichkeit entspricht selbstverständlich auch eine Unähnlichkeit: Der Mensch ist nicht Gott! Auch ist diese Ähnlichkeit nicht wechselseitig, sondern streng einseitig; denn Gott und Mensch fallen nicht unter einen gemeinsamen Begriff.3 Worin besteht nun diese völlig einseitige Ähnlichkeit des Menschen Gott gegenüber? Was macht die Gottebenbildlichkeit des Menschen aus? Die Bibel gibt gleich im nächsten Satz eine Antwort darauf: „Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die gan-ze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land“ (Gen 1,26b).Offenbar gab es doch so etwas wie eine Vorstellung von Gott. Gott herrscht über alles. Er ist der Herr seiner Schöpfung, der in allem Mächtige. Nichts, was geschieht, kann ohne ihn sein. Die Ähnlichkeit des Menschen mit Gott besteht in der Son-derstellung des Menschen innerhalb der Schöpfung. Er nimmt in gewisser Wei-se an der Herrschaft Gottes teil. Denn er trägt zugleich Verantwortung für das, was er mit der Welt macht. Der Mensch ist also

Gott ähnlich und unähnlich zugleich. Er bleibt restlos von Gott abhängig, insofern er selbst geschöpflich ist wie alles an dere auch. Und zugleich steht er über allem und nimmt am Herrsein über die Schöpfung teil (vgl. Ps 8,5-7). Das Unheil hat er sich selbst geschaffen, als er die Unähnlichkeit Gott gegenüber aufheben wollte und selbst sein wollte wie Gott (vgl. Gen 3).Wir sehen also: Israel verbot die Bilder von Gott. Und doch hatte es ein Bild von ihm: den Menschen. Die Erfahrung der Sonder-stellung des Menschen in der Schöpfung und die Vorstellung von Gott als des Her-ren der Welt führte zu einer Entsprechung, zu einer Analogie von Gottesvorstellung und Menschenbild. Im Grunde prägt wohl das Gottesbild das Menschenbild und umgekehrt. Wenn der Mensch sich ein falsches Bild von Gott macht, dann verändert sich auch das Men-schenbild. Dann wird Gott leicht zu einem Stück Welt. Und der Mensch gibt sich in die Hand des falschen Gottes. Dann wird der Mensch zur hässlichen Fratze Gottes (Hitler, Stalin). In die Irre geht die Gesell-schaft, wenn sie Gott und Mensch ver-wechselt. Wenn der Mensch sich an die Stelle Gottes setzt oder sein Heil von irdi-schen Wirklichkeiten erwartet. Dann betet der Mensch sich selbst oder ein Stück Welt an und wird damit Sklave seiner Götzen. Auch in der Kirche hat es Streit um die Bil-der gegeben. Die Bilderstürmer in der Re-formation eliminierten die Bilder aus den Kirchen. Und schon in der frühen Kirche gab es den Ikonoklasmus, den Streit dar-über, ob man das Geheimnis Gottes abbil-den dürfe.Die neuere Philosophie und Psychologie hat uns die ganze Problematik bewusst ge-macht. In unseren Bildern und Vorstellun-gen von Gott projizieren wir im Grunde nur uns selbst ins Unendliche: Gott als Projek-tion unserer selbst in den Himmel, Gott als Projektion unserer Größen- und Allmachts-phantasien. Ludwig Feuerbach sagte, der Mensch habe sich in Wirklichkeit Gott nach seinem Bild geschaffen. Und offenbar hat-

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te er nicht Unrecht. Doch mit gefährlicher Unbekümmertheit sprechen selbst Theolo-gen von Gott als Mann, Gott als Frau – al-les Selbstprojektionen. Gott – geschaffen nach unserem Bild. Und darin beten wir uns im Grunde selbst an. Aber diesen Gott gibt es nicht. Denn mag auch der Mensch Gott ähnlich sein, Gott selbst bleibt dem Menschen gegenüber immer nur unähn-lich. Aber der Mensch ist offenbar das Wesen, das es nicht aushält, nicht Gott zu sein, wie die Bibel ihn schon auf ihren ersten Seiten beschreibt. Das macht seine prekäre und stets gefährdete Existenz aus.

III. Der Gott Jesu

Wer war aber nun der Gott, den Jesus uns gezeigt hat? Er war natürlich der Gott Isra-els. Jesus hat es aus der Bibel Israels ge-lernt, an Gott zu glauben und daran, dass Gott mit den Menschen im Bund steht: Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Erde. Nichts kann ohne ihn sein. Und doch buchstabiert Jesus das Wort „Gott“ ganz neu aus: in seinem Leben, in seiner Bot-schaft und in seinem Sterben. Denn selbst in der Bibel Israels begegnen wir auch menschlichen Projektionen von Gott und damit Rückfällen in eine anthropomorphe Sprechweise. Streckenweise ähnelt Gott dort einem launischen altorientalischen Despoten, dann wieder einem Kriegsherrn, der zum Angriff und zur Gewalt aufruft. Zu sehr ist auch der Gott Israels noch ein Stammesgott, der andere Völker vertreibt, ihnen das Land wegnimmt, um es „sei-nem“ Volk zu geben. Wenn Jesus auch den Gott der Schrift Israels verkündet, so verkündet er ihn doch nicht so, wie Israel ihn sich konkret vorstellte. Dies war auch der Grund, warum Jesus in einen tödli-chen Konflikt mit seiner Religion geriet. Die Evangelien lassen immer wieder dieses Neue an Jesu Gottesverständnis hervor-treten. Und damit verändert sich nicht nur das Gottesverständnis, sondern auch das Menschenbild. Jesus redet den Gott Isra-

els ganz vertraut als Vater (Abba) an. Aber nicht einfach nur als seinen exklusiven Va-ter. Vielmehr lehrt er die Jünger, Gott auch so anzureden (vgl. Mt 6,9). Der Mensch darf sich vor Gott neu verstehen: nicht mehr als verworfener Sünder, nicht mehr als einer, der es Gott recht tun muss, nicht mehr als gesellschaftlich austauschbares Rädchen, sondern als Kind Gottes. Jesus nimmt also Menschen, die ihm folgen und die ihm glaubend begegnen, in seine Ge-meinschaft mit Gott auf. Und Jesus ver-steht immer mehr, dass sein Gott nicht nur der Gott Israels ist, sondern der Vater aller Menschen. Seine Botschaft universalisiert den Gott Israels.Überlegen wir einmal, welches Menschen-bild heute vorherrscht. Wenn wir von der Erfahrung sehr vieler Menschen ausge-hen, dann ist zumindest das Menschenbild stark geprägt von Austauschbarkeit und Brauchbarkeit. Es ist ökonomisiert und entspricht in gewisser Weise dem Götzen Markt.4 Und dessen Gesetze gelten als unantastbar, sie erscheinen wie eine neue Metaphysik. Sehr viele Menschen erfahren jeden Tag, dass sie nur das sind, was sie aufgrund ihrer Funktionen und Leistungen für andere einbringen, wofür sie nützlich und brauchbar sind. Funktionen und Leis-tungen aber sind immer austauschbar und ersetzbar. Und damit auch der funktionie-rende Mensch. Nicht nur in den Wohnsi-los der Großstädte haben Menschen das Gefühl: Ob es mich gibt oder nicht gibt, ist gleichgültig; nicht einmal mein Nachbar kennt meinen Namen; und für die Gesell-schaft bin ich ein digitaler elektronischer Impuls im Computer. Die Namenlosigkeit reicht bis zur anonymen Urnenbestattung. Und selbst in den sozial-caritativen Institu-tionen, die sich dem einzelnen zuwenden wollen, wird der Mensch immer häufiger zum Objekt einer perfekten Orga nisation, zu einem bloßen „Fall“. Entwicklungstheo-retiker brandmarken jede zweite Neugeburt als besser vermiedenen Beitrag zur Bevöl-kerungsexplosion. Hunderttausende von Kindern werden wie ein jederzeit ersetzba-

res Produkt ihrer Eltern abgetrieben. Über Euthanasie wird in aller Offenheit gespro-chen. Millionen erfahren ihre Ersetzbarkeit am Arbeitsplatz. Sie werden buchstäblich von Maschinen ersetzt. Wie viele von ihnen wissen eigentlich, dass sie viel mehr und etwas ganz anderes als ihr Job und ihre Leistung sind? Es setzt ein hohes Maß an authentischer christlicher Glaubensüber-zeugung voraus, wenn ein Mensch noch nach der 50. Absage auf seine Bewerbung um einen Arbeitsplatz, in der ihm mitgeteilt wird, man habe für ihn keine Verwendung, noch etwas ahnt von seiner Würde und seiner unableitbaren Einzigartigkeit. Wenn Gott Geld und Profit heißt, wenn der Markt zum Gott wird, dann verändert sich auch das Menschenbild. Aber auch der Gott, von dem in der Kirche die Rede ist, hat oft nur noch einen Ge-brauchs- und Funktionswert. Viele Kirchen-beamte versuchen, den Gebrauchswert Gottes plausibel zu machen. Sie nutzen Sinnkrisen, Ehekatastrophen, Trennungs-probleme, Trauer, um deutlich zu machen, dass man Gott braucht. Gott wird zur Le-benshilfe, zur Sinndeutung, zum Ratgeber, zum Strohhalm, an den man sich klam-mern kann. Von der Morgenandacht im Radio über die Sonntagspredigt in der Kir-che und die Sakramentenkatechese in der Gemeinde bis zum theologischen Vortrag am Abend im Pfarrsaal wird den Hörern zu verstehen gegeben, welche Lebenshil-fe der Glaube an Gott vermittelt, welche psychische Stabilität damit erreicht wird, welche Ichstärke das Bewusstsein verleiht, von Gott angenommen zu sein.Fast jeder Seelsorger aber wird schon Menschen begegnet sein, die durch ver-schiedene völlig diesseitig orientierte The-rapien zu viel größerer Selbstsicherheit und Zufriedenheit gelangt sind als durch religiöse Be tätigung. Ihm wird so ständig vor Augen ge führt, „dass man Gott zur Lösung dieses anthropologischen Grund-problems vielleicht doch nicht braucht, weshalb“ man schon wieder „ein neues anthropologisches Grundproblem aus der

Tasche ziehen muss, für das man Gott (oder Religion) nun wirklich braucht.“5 Er mag es sich vielleicht kaum eingestehen, im Unterbewussten aber ahnt er: es gibt Menschen, die mit ihren Problemen ohne Gott und ohne Kirche fertig werden: „etsi deus non daretur“.6 Es sind in der Regel mündige Menschen. Damit drängt sich zwangsläufig die Befürchtung auf, nur un-mündige, ich-schwache Persönlichkeiten „brauchten“ Gott.7 So scheinen sich Gottesbild und Men-schenbild zu entsprechen, ja, das eine ver-stärkt das andere und umgekehrt. Ohne eine kritische Instanz, die diesen Teufels-kreis zu unterbrechen in der Lage ist, kön-nen wir ihm nicht entrinnen.Ganz anders aber der Gott Jesu. Er stand nicht im Dienste einer Funktion, z. B. um religiöse Herrschaft über Menschen zu stabilisieren, um Menschen klein zu ma-chen, damit sie zu anderen Menschen auf-schauen, um sie einzuschüchtern, damit sie Angst haben. Vielmehr nahm er sie auf in seine eigene Gemeinschaft mit diesem Gott, der als der völlig Unbegreifliche so unbegreiflich nahe gekommen ist, dass wir auch dafür keinen Begriff und keine Vor-stellung haben. Auch diese Nähe Gottes ist so unbegreiflich wie Gott selbst. Jesus weist also nicht hin auf einen fernen Gott im Himmel, sondern er bringt Ge-meinschaft mit Gott. Und damit macht er offenbar, wer der Mensch ist und wozu er bestimmt ist: Er soll Anteil haben an Jesu Gemeinschaft mit Gott. Jesus lebt diese Gemeinschaft als Sohn Gottes und zu-gleich als Bruder der Menschen. Er verbrü-dert sich mit Sündern, Zöllnern, Huren. Er lässt sie teilhaben an seiner Gemeinschaft mit Gott, so dass Paulus sagen wird: „Als die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren un-ter dem Gesetz, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.“ (Gal 4,4f.)In Jesus ist der unbegreifliche Gott, den kein Mensch gesehen hat, als Mensch be-gegnet. Als Mensch hat er uns gesagt, wer

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er für uns ist und wer wir für ihn sind. Er erlöst uns nicht dadurch, dass er uns ein von uns imaginiertes Gottsein vorführt, sondern er führt uns das Menschsein vor: so, wie Gott es sich gedacht hat. Unser Menschenbild soll in diesem Bild seine Form finden.

2. ImpulsGottesbild – Christusbild – Menschenbild Das Christusbild als kritische Instanz

Gestern haben wir vom Gottesbild und vom Menschenbild gesprochen. Wir ha-ben gesehen, dass unser Menschenbild in hohem Maße abhängt von unserem Got-tesbild und umgekehrt. Erlösung aus dem, was dieser Zirkel mit sich bringt, gibt es nur, wenn dieser Zirkel unterbrochen wird. Der christliche Glaube nun kennt eine kriti-sche Instanz, die den Zirkel von Gottesbild und Menschenbild unter bricht. Das ist das Christusbild. Es ist – einmal verstanden – in der Lage, sowohl ein falsches Gottesbild wie ein falsches und verkürztes Menschen-bild zu korrigieren. Die Evangelien zeigen uns Jesus als einen Menschen, der das Gottesbild der damaligen Zeit kritisch in Frage stellte und dabei zugleich die ein-zigartige Würde des Menschen zur Gel-tung brachte. Damit widersprach er aller Entwürdigung des Menschen durch den Menschen. Es war seine kompromisslose Kritik am Gottesbild, die ihm den Hass ver-meintlich frommer Menschen und schließ-lich den Tod einbrachte. Das Neue Testament verkündet diesen ge-kreuzigten Menschen als das einzige legiti-me Bild von Gott. „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“, sagt der johannei-sche Jesus (Joh 14,9). Und der Epheser-brief spricht von Christus als dem „Eben-bild des unsichtbaren Gottes“ (Eph 1,15). Auf die Frage, wer Gott sei, antwortet die Kirche, indem sie auf Christus zeigt. Be-trachte ihn, dann erkennst du, wer und wie Gott zu uns ist. Jesus, der Gekreuzigte, ist das Bild Gottes. Ein wirklich für die Zwecke

der Menschen unbrauchbarer Gott, den die Menschen beseitigt haben, wie man Unbrauchbares zu entsorgen pflegt. Und doch: in seinem Wort, in seinem Lebens-zeugnis, in seiner Person ist für den Glau-ben das aufgeleuchtet, was der Weg, die Wahrheit und das Leben des Menschen ist (vgl. Joh 14,6), ist Gott selbst in dieser Geschichte da. „Wir haben seine Herrlich-keit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahr-heit“ (Joh 1,14). So ist Jesus für das Neue Testament und die Kirche das einzig legitime Gottesbild. Es ist nicht von uns gemacht, entwor-fen, ausgedacht. Es ist das Bild, das Gott von sich selbst gemalt und in dem er sich selbst für uns in Szene gesetzt hat. Des-halb ist es legitim zu sagen: Wer ihn sieht und sein Wort hört und ihm im Glauben folgt, erkennt Gott.Es ist nicht der Gott, der wir gerne sein möchten in unseren Allmachtsträumen. Es ist nicht der Gott, der unberührt von aller Wirklichkeit über den Wolken schwebt. Es ist nicht der Gott, der Leiden und Ster-ben der Menschen unbeteiligt mit ansieht, sondern der es auf sich nimmt. Er ist eben nicht der Gott, der wir gerne sein möchten – unberührt von Leiden und Tod. Wer Jesus sieht, „sieht“ Gott mit ganz anderen Augen: verwickelt in das Drama der menschlichen Existenz, ohnmächtig, heimatlos, solida-risch. Er hat nur Misserfolg, findet keine anderen Freunde als diese paar ungebilde-ten Fischer und dubiose Frauen. Und wird verflucht, verurteilt und totgeschlagen. Dies ist das Bild, das Gott von sich selbst malt. In der Person Jesu geht uns auf, wer Gott ist. Dieses Bild bewahrt uns davor, ei-nen falschen Gott zu verehren. Denn die-ser Gott ist ganz anders als der Gott, den wir uns vorstellen und der wir gerne sein möchten. Wer wird sind, zeigt uns ebenfalls dieses Bild. Wir Menschen sind die, die Jesus tot-geschlagen haben. Das Kreuz hält uns den Spiegel vor. In diesem Menschen haben wir Gott getroffen. Und mit diesem Gott haben

wir auch den Menschen getötet. Ohne den Gott Jesu kann der Mensch nicht leben.Wenn Menschen fragen, wie Gott ist, kön-nen wir immer nur auf Jesus zeigen. Wer ihn sieht, der sieht Gott. Einen Gott, der niemals unser Wunschbild sein kann. Aber so ist er wirklich. So ist er „in Person“ da. Doch nun können wir weiter fragen: Hat Gott eigent lich auch ein Bild von uns, von uns Menschen? Und was hat er eigentlich von uns für ein Bild? Er kennt uns doch durch und durch. Muss sein Bild von uns nicht sehr hässlich sein? Wie sieht er uns eigentlich, uns mit all unseren Erbärmlich-keiten, die wir aus unserem Selbstbild am liebsten wegretuschieren. Wir wissen: Ihm können wir nichts vormachen. Er sieht uns, wie wir wirklich sind. Wir sind potentielle Mörder seines Sohnes, potentielle Gottes- und Menschenmörder.Wahrlich, so wie wir sind, können wir nicht hoffen, von Gott angenommen zu werden. Wir sind herausgefallen aus dem Bild, das Gott im Anfang von uns hatte, bevor wir das Paradies verloren, wo er uns als sein Bild gemacht hatte. Wir haben das Bild entstellt, verdorben, das schöne Bild, das Gott sich vom Menschen gemacht und in dem er sich selbst ins Bild gesetzt hatte. Er hat uns nicht wiedererkannt, nachdem Kain den Abel umgebracht hat, nachdem Adam und Eva sein wollten wie Gott und sich wei gerten, in das Bild zu passen, das Gott von uns hatte. So hat sich Gott, um uns zu retten, ein neues Bild von uns gemacht. Das Bild, das Gott von uns hat, ist ebenfalls Jesus. Der wahre Mensch und nicht der Unmensch, in dessen Hände er sich gegeben hat. Gottes Sohn wurde ein Mensch, damit der Vater in seinem Sohn auch den Menschen sieht. Jesus ist das Bild, das Gott sich von uns macht. So sieht er uns. Nicht wie wir es verdient haben, sondern wie einzig sein Sohn es verdient hat, angesehen zu wer-den. So ist Jesus das Bild des wahren Gottes, einzig wahres Bild von Gott und zugleich das Bild, das Gott von uns hat. Gottesbild

und Menschenbild im Christusbild. Chris-tus ist unser Gottesbild und zugleich Got-tes Menschenbild.Deshalb auch ist der christliche Glaube theo- und anthropozentrisch zugleich. Re-ligionen sind in der Regel theozentrisch, Ideologien sind anthropozentrisch. Doch unser Glaube ist christozentrisch und stellt damit Gott und den Menschen in den Mit-telpunkt.Dem entspricht das, was die Kirche von Jesus Christus lehrt: Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person (Konzil von Chalcedon). Er ist in einem und zugleich, aber ohne Vermischung, die Sichtbarkeit Gottes in der Welt und zugleich Gottes Bild vom Menschen, der zur Würde dieses Menschen gestanden hat und alle entwür-digenden Instanzen ins Unrecht setzte. Das bedeutet: Jesus ist nicht einfach ein Beispiel gelungenen Lebens, ein Ideal, dem wir nacheifern sollen. Nein, er ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Seine Würde kommt nicht aus einem mo-ralischen Imperativ. Sie ist vielmehr onto-logisch begründet in seiner Gemeinschaft mit Gott. „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“, sagt das Evangelium (Joh 1,12). Der Christ weiß um seine Würde, weil er sich in das Men-schenbild Gottes aufgenommen weiß. Er ist hineingenom men in die Gemeinschaft des Sohnes mit dem Vater. Das macht seine einzigartige Würde aus. Gott sieht in jedem Menschen seinen Sohn und liebt jeden mit derselben Liebe, mit der er von Ewigkeit her seinem Sohn zugewandt ist.Die Kirche hat aus der Botschaft Jesu ver-standen, wer Gott ist. Jesus hat Gott neu ausbuchstabiert. Deshalb können wir nicht – wie der Islam – sagen, Gott sei monosub-jektiv. Er ist vielmehr trinitarisch. Und wir dürfen uns im Glauben hineingenommen wissen in diese Communio, die Gott in sich ist, in dieses Wir, das der Heilige Geist ist. Der Heilige Geist ist das Wir von Vater und Sohn. Und wir sind aufgenommen in die-ses Wir, um selbst ein neues Wir in dieser

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Welt aus lauter Ichs zu bilden. Das ist die Kirche. Leider ist das Bewusstsein davon im durchschnittlichen katholischen Glaubens-verständnis kaum vorhanden. Die Trinität wird oft als etwas Rätselhaftes angese-hen. Eigentlich scheint man ohne sie aus-zukommen. Viel zu schwierig! Aber Christ kann man so eigentlich nicht sein. Das ganze Webmuster des christlichen Glau-bens ist trinitarisch: Gott allein begegnet in seinem wort allein dem GlauBen allein. Die ganze Liturgie ist trinitarisch: Alle Ge-bete richten sich an den Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. Dahinter steht die Überzeugung, dass man Gott gar nicht er-reichen kann, wenn er nicht schon bei uns ist. Nur mit Jesus können wir beten, so dass Gott aus unserem Beten die Stimme seines Sohnes hört (vgl. Gal 4,6). Wenn wir uns zur Liturgie versammeln, dann versam-meln wir uns nicht allein und ohnmächtig vor einem fernen und erdrückenden, über-mächtigen Gott, sondern immer mit Gott in Gott vor Gott, nämlich mit dem Sohn im Heiligen Geist vor dem Vater. Auch deshalb ist das Priesteramt nötig: Darin wird sakra-mental sichtbar, dass die Gemeinde schon zusammen mit dem Sohn vor Gott steht. Der Priester soll diese Präsenz des Sohnes unter uns sakramental sichtbar machen. Das Sakramentale gehört unabdingbar zum christlichen Glauben. Das Wort Got-tes ist sakramental, Christus ist das Ur-Sakrament, die Kirche ist Sakrament (vgl. Lumen gentium 1; 48) und ebenso die einzelnen Sakramente, die in uns das Bild Christi ausprägen wollen. Denn Gott „hat uns im voraus dazu bestimmt, seine Söh-ne zu werden durch Jesus Christus“ (Eph 1,5). „Sakrament“ ist eigentlich das richtige Wort für das Gottesbild. Die Sakramenta-lität gründet in der Menschwerdung des Sohnes, in der Inkarnation, in der der Sohn „unter uns gewohnt hat als das Wort Got-tes“. „Das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1,14), sagt die Schrift. Und hier geht es um unsere Erlösung. Was bedeutet es, dass Gottes Wort „Fleisch“ wurde? Was meint

hier „Fleisch“?Nun, das kennen wir: die Sorge um unser Fleisch. Dazu gehören Essen und Trinken, gesunde Ernährung, Körperpflege. Fleisch ist auch eine Quelle der Lust und der Freu-de, solange es blüht. Wir kennen das Wort „Fleischeslust“. Und Fleisch kann auch zu einer Last und einer Qual werden wenn wir krank sind, wenn wir alt und schwach werden. Das alles bestimmt unseren Alltag. Fleisch ist vergänglich. Deshalb ist es so gierig, gierig auch nach anderem Fleisch. Unser Fleisch spricht eben seine Sprache: die Sprache der Angst und die Sprache der Begierde. Wobei die Begierde nur Aus-druck der Angst ist, zu wenig vom Leben abzukriegen, leer auszugehen, Gammel-fleisch zu werden, zu vergehen und zu-rückzufallen ins Nichts.Das Fleisch bestimmt unser ganzes Leben. Aber Fleisch ist nicht nur unser Äußeres, gewissermaßen eine sterbliche Hülle. Für die Bibel ist Fleisch der ganze Mensch, mit allem, was sein Leben ausmacht. Es ist nicht nur ein Teil des Menschen, sondern es ist der Mensch mit seinem Hoffen und Sehnen, seinem Lachen und Weinen, sei-nem Glauben und seiner Verzweiflung, mit all seiner Gier und Lust und seiner Angst um sich selbst. Auch das kennen wir. Mehr oder weniger gut.Nun aber sagt das Evangelium, dass Got-tes Wort, welches Gott selbst ist, der Gott nämlich, den „kein Mensch je gesehen“ (Joh 1,18) hat, der „in unzugänglichem Licht wohnt“ (1 Tim 6,16), weil er gewisser-maßen das Gegenteil vom vergänglichen Fleisch und „über alles unaussprechlich erhaben“ ist (Vaticanum I), dass dieses Wort Gottes, das Gott selber ist, Fleisch geworden sei. Ist Gott da ein Betriebsunfall passiert?Nun, was sollen wir dazu sagen? Gott wird Fleisch, unser Fleisch. Wie sollen wir das verstehen? Das Evangelium sagt nicht: Gott hat sich des Fleisches bedient, so wie ein Violinspieler auf seinem Instrument nur spielt. Vielmehr ist der Violinspieler die Vi-oline geworden. So ist Gott unser Fleisch

geradezu „geworden“. In Jesus hat sich Gottes Wort ausbuch-stabiert. In seinem Fleisch. In einem Men-schen wie wir. In seinem irdischen Leben, in seinem Zeugnis bis zum Kreuz und in seinem qualvollen Sterben hat Gott uns das gesagt, was er uns sagen will: sich selbst. Und mit seinem Fleisch gibt er uns sein Wort, dass wir nicht mehr aus Angst um uns leben müssen, sondern dass wir in seiner Gemeinschaft geborgen sind im Leben und im Sterben.Wenn das wahr ist, liebe Mitbrüder, dann hat in Jesus unser Fleisch bereits eine an-dere Sprache gesprochen als die Sprache des Fleisches. In Jesus hat unser Fleisch nicht mehr die Sprache der Angst und der Gier gesprochen, sondern die Spra-che Gottes, die die Sprache der Liebe ist, der Hoffnung, der Solidarität, des Tröstens und des Schenkens und vor allem „der Wahrheit und der Gnade“ (Joh 1,14). Das Evangelium kann sogar sagen, dass wir die Herrlichkeit des Wortes Gottes nicht nur gehört, sondern gesehen haben: An Jesu Fleisch „sehen“ wir im Glauben das Spre-chen Gottes. Es hat unter uns gewohnt.Das heißt – und darauf will ich hinaus – von Jesus gilt dann auch umgekehrt: Nicht nur: Gottes Wort ist Fleisch geworden, son-dern auch: Unser Fleisch ist Gottes Wort geworden. Menschliches, irdisches Fleisch spricht nicht mehr die Sprache des Flei-sches, sondern die Sprache Gottes!Was können wir nun damit anfangen? Wer sich Gottes Wort sagen lässt, dem kann eine ähnliche Verwandlung zuteil wer-den. Wo Gottes Wort ins Fleisch kommt, da verwandelt sich das Fleisch. Da lassen wir uns sagen, dass wir Gemeinschaft mit Gott haben, und zwar dieselbe Gemeinschaft, die Jesus mit Gott hat. Da lassen wir uns sagen, dass wir Kinder Gottes sind, und eben nicht nur vergängliches Fleisch, son-dern gemacht für die Ewigkeit. Dann hören wir auf, Sklaven der Angst um uns selbst zu sein und damit Sklaven des Fleisches. Und dann spricht unser Fleisch nicht mehr die Sprache der Angst und der Begierde,

sondern da beginnt es, die Sprache Got-tes zu sprechen, die die Sprache der Liebe und der Hoffnung ist, der Wahrheit und der Gnade.Es geht bei der Inkarnation also zutiefst um unsere Bestimmung. Wozu sind wir gemacht? Wem wollen wir trauen? Dem, was wir von uns aus an uns sehen, nämlich unserer Vergänglichkeit, oder dem Wort, das sich in Jesu Leben und Sterben aus-buchstabiert hat und uns sagt, dass wir zur Gemeinschaft mit Gott in alle Ewigkeit be-stimmt sind? Dabei geht es um die Verwandlung unse-res Lebens. Fleisch spricht nicht mehr von der Vergänglichkeit und vom Tod, von der Angst um sich selbst, sondern vom Leben. Es spricht die Sprache der Liebe und der Hoffnung in einer Welt, in der die Sprache der Gier und des Egoismus, der Gewalt und der Angst übermächtig ist und alles zu be-herrschen scheint. Wer sich so verwandeln lässt, muss selbst damit rechnen, in dieser Welt den Kürzeren zu ziehen. Aber damit bekommt er Anteil am Schicksal Jesu, wird christusförmig (vgl. Phil 2,5ff). Christus bil-det sich dann in ihm ab. Wir werden ihm ähnlich. Gottesbild und Menschenbild fal-len in Christus zusammen. Unterscheidbar zwar, aber doch untrennbar. Und je mehr wir dem Christusbild ähnlicher werden, umso größer wird unsere Gewissheit sein, dass Gott seinen Sohn in uns sieht. Alle Schwäche und alle Sünde ist dann kein Einwand mehr dagegen.Ich möchte diese Erkenntnisse nun nicht weiter vertiefen. Das möge jeder für sich selber tun. Ich möchte sie auch nicht wie-der verzwecken und brauchbar machen für den Aufbau einer besseren Gesellschaft. Aber ich möchte darauf hinweisen: Wo im-mer Menschen sich so vor Gott verstehen können, da finden sie auch ihr Heil und da wirken sie auch Heil für andere Menschen. Da bringen sie Gott zu ihnen. Denn Gott ist in Jesus als Mensch begegnet, und er kommt nur durch Menschen, die mensch-lich sind, zum Menschen. Es ist richtig, dass wir als Christen kritisch

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sein sollen gegenüber allen Instanzen und auch gegenüber kirchlichen Verlautbarun-gen. Aber noch kritischer sollten wir sein gegenüber den gesellschaftlichen Trends, die auf eine immer größere Austauschbar-keit des Menschen hinauslaufen. Kann man Ehepartner wirklich so leicht und mit gu-tem Gewissen austauschen wie es oft ge-schieht? Lassen sich Liebe und Sexualität wirklich entkoppeln? Sind Mann und Frau einfach austauschbar? Kann die Gier nach Geld eine gerechte Option sein? Entspricht unser Arbeitsmarkt unserem christlichen Menschenbild? Verletzen wir nicht unsere uns von Gott zugedachte Menschenwür-de, die eine Christuswürde ist, wenn wir mit dem Strom der Zeit mitschwimmen? Wenn unser Fleisch es nicht lernt, mehr und mehr die Sprache Gottes zu spre-chen, dann wird mit Gott auch die Huma-nität sich verflüchtigen. Wenn wir deutlich machen, welches Gottes- und Menschen-bild letztlich auch hinter der oft als rigide empfundenen Lehre der Kirche steht und zu welcher Würde und Freiheit der Mensch letztlich berufen ist, werden wir vielleicht wieder interessant für Menschen, die es satt sind, im Arbeitsleben und in ihren Be-ziehungen in den verschiedensten Spiel-arten gebraucht, ausgebeutet, verzweckt, benutzt und dann ausrangiert zu werden. Unser Gott möchte und könnte der Herr-gott auch dieser Menschen werden.

1 DER SPIEGEL 26 (1994) 50-55: 55.2 Vgl. das Dictum von J. B. Metz, Glaube in Ge-

schichte und Gesellschaft, Mainz 1980, 150: „Kürzeste Definition von Religion: Unterbre-chung.“

3 Einseitig ist diese Ähnlichkeit auch deshalb, weil man von Gott nichts herleiten kann. Wenn auch der Mensch per analogiam Gott ähnlich und un-ähnlich zugleich ist, so kann man von Gott kei-nerlei Ähnlichkeit mit uns aussagen. Denn eine wechselseitige Ähnlichkeit gibt es nur zwischen Wirklichkeiten, die unter einen gemeinsamen Be-griff fallen. Gott und Welt aber fallen nicht unter einen Begriff der Wirklichkeit. Dies macht die Un-begreiflichkeit Gottes aus.

4 Dazu: H. AssMAnn/F. J. HinkelAMMert, Götze Markt, Düsseldorf 1992.

5 J. WerBick, Brauchen wir religiöse Erziehung, in: KatBl 118(1993), 315f.

6 D. BonHoeFFer, Widerstand und Ergebung, Auf-zeichnungen aus der Haft, hrsg. v. E. Bethge, Gütersloh 121983, 177.

7 Dazu: G. GäDe, Von der Unbrauchbarkeit Gottes. Gedanken zum Selbstverständnis des Priesters in gottloser Zeit, in: Pastoralblatt für die Diözesen Aachen, Berlin, Essen, Hildesheim, Köln, Os-nabrück 47 (1995) 9–19. Download: http://www.gerhardgaede.de/uploads/media/Von_der_Unbr-auchbarkeit_Gottes_01.pdf

2.2 rInGvorlesunG zum II. vatIcanum Univ.-Prof. Dr. John Fernandes, Professor für Systematische Theolo-gie, Mangalore, Indien

Fünfzig Jahre Zweites Vatikani-sche Konzil in Indien –Rückblick und Ausblick

Univ.-Prof. Dr. John Fernandes

Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag, den Dr. Fernandes am 23.5.2013 an der Universität Innsbruck im Rahmen der Ring-vorlesung „Zweites Vatikanisches Konzil (1962-1965)“ gehalten hat.

1. Einleitung

Es ist mir eine große Ehre, hier in diesem Madonnensaal sprechen zu können. Vor 50 Jahren, während der Zeit meines Theolo-giestudiums hier an der Universität in den Jahren 1960 bis 1963 und nochmals von 1966 bis 1967, hatte ich mehrfach Gelegen-heit, als Zuhörer in diesem Saal zu sitzen. Eine noch größere Freude ist es, über ein Thema zu sprechen, das mich mit dieser Fakultät und ihren berühmten Professoren wie Karl Rahner und Josef Jungmann ver-bindet – das Zweite Vatikanische Konzil.

Die Innsbrucker Theologische Fakultät war damals ein großer Anziehungspunkt für Stu-denten, nicht nur aus ganz Europa, sondern auch aus Amerika und seit Anfang der 60er Jahre auch aus Afrika und Asien. Ich durfte als einer der ersten Studenten aus Indien hier studieren. Unsere Studienzeit war die Zeit der Vorbereitung und des Beginns des Konzils. Wir waren bzw. sind sozusagen die „Konzilsgeneration“. Wir hatten die einma-lige Gelegenheit, hier in der Fakultät das Konzilsgeschehen aus erster Hand zu er-fahren; denn Karl Rahner hatte uns von den Entwicklungen in Rom erzählt und ließ uns quasi hinter die Kulissen schauen.1

Wenn ich hier eine autobiographische No-tiz einfügen darf: 1963, das Jahr, in dem die Liturgiekonstitution verabschiedet wur-de, ist auch das Jahr meiner Priesterweihe. Mein damaliger Heimatbischof, Raymond D‘Mello, der als Konzilsvater in Rom weil-te, besuchte uns im Canisianum und weihte mich später, am 30. März 1963, in Trier zum Priester. Das Zweite Vatikanische Konzil, die Theologische Fakultät in Innsbruck und die Ausbildung im Canisianum haben mein Leben und meine pastorale Tätigkeit der letzten 50 Jahre in Indien geprägt.

2. Das Thema

Das Thema des Vortrags lautet: „ Fünfzig Jahre Zweites Vatikanisches Konzil in Indi-en – Rückblick und Ausblick“. Das ist ein sehr umfassendes Thema. Deshalb grei-fe ich aus den 16 Konzilsdokumenten hier nur vier wichtige Bereiche heraus: Selbst-verständnis der Kirche; Selbstvollzug der Kirche – die Liturgie; Verhältnis zu anderen Religionen und Kulturen; Christliche Mis-sion heute. Es würde auch zu weit führen, einen Bericht über die Wirkungsgeschich-te des Konzils in ganz Indien zu skizzieren. Ich möchte mich deshalb auf die Diözese Mangalore und meine persönlichen Erfah-rungen beschränken, die aber für die Ent-wicklungen in ganz Indien stehen können. Ich werde das Thema in folgenden Schritten abhandeln: Die Situation der Kirche in Indi-

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en vor dem Konzil; der indische Beitrag zum Konzil; die Wirkung des Konzils auf die Kir-che in Indien; 50 Jahre danach - die gegen-wärtige Situation; ein Blick in die Zukunft.

3. Die Situation der Kirche in Indien vor dem Konzil

Entsprechend den vier genannten Berei-chen möchte ich nun die Situation der in-dischen Kirche jener Zeit zusammenfassen:• Kirchenverständnis: Die Theologie und

Ekklesiologie, die in jener Zeit an indi-schen Priesterseminaren gelehrt wurde, war die des Tridentinischen und I. Vati-kanischen Konzils: Die Kirche als hierar-chische und zentralisierte Organisation. Jedoch machte sich an einigen Theologi-schen Fakultäten Indiens auch schon der Einfluß der biblischen und ökumenischen Theologie bemerkbar, die in Europa ent-wickelt wurden.

• Die Liturgie der katholischen Kirche war auf der ganzen Welt die gleiche. Die oberste Autorität in Rom schrieb vor, daß sie in einer „heiligen Sprache“, gefeiert werden müsse. Beeinflußt von der liturgi-schen Bewegung in Europa gab es auch schon den Wunsch nach einigen Verän-derungen in der Liturgie, um sie für die Menschen verständlicher zu machen.

• Im Blick auf das Verhältnis der Kirche zu anderen Religionen zeigte sich – unter Beibehaltung der traditionellen Lehre – vielerorts eine vorsichtige Annäherung an die anderen Religionen. Ein weiterer Wunsch, den die Theologen Indiens mehr und mehr zum Ausdruck brachten, war die Inkulturation oder, wie es damals hieß, „Adaptation“ des Lebens, der Theologie, der Spiritualität und Liturgie der Kirche an die örtliche Kultur.

• Unter Mission der Kirche verstand man im Allgemeinen die Ausbreitung der Kirche. Einige versuchten aber auch einen ande-ren Ansatz – den des interreligiösen Dia-logs und der Inkulturation. Das Evangeli-um als Weg zur umfassenden Befreiung der Menschen anzusehen, wurde im Gro-

ßen und Ganzen aber kaum verstanden.

4. Der indische Beitrag beim Konzil 2

Man erwartete aus folgenden Gründen von der indischen Kirche einen wichtigen Bei-trag zum Konzil: Die indische Bischofskon-ferenz war zahlenmäßig die stärkste in Asien und die siebtgrößte in der Welt; die indische Kirche hat mit ihren drei Riten – Lateinisch sowie Syro-Malabar und Syro-Malankara – eine sehr alte Tradition; sie lebt inmitten der anderen großen Weltreligionen. Den oben genannten vier Bereichen entsprechend fasse ich zusammen:

- Kirchenverständnis: Die indischen Bi-schöfe trugen wenig zum neuen Denken bei, schlugen aber vor, daß das Konzil einige praktische Fragen der Beziehung der Ortskirchen zur Universalkirche ent-scheiden möge.

- Liturgie: Die indischen Bischöfe spra-chen sich für eine Liturgie-Reform aus. Es mangelte aber an einer tiefer gehen-den Reflexion der Theologie des Gottes-dienstes.

- Die Beziehung zu anderen Religionen wurde stark befürwortet. Die biblisch-theologische Grundlage dafür gaben nicht die Bischöfe, sondern die Theolo-gen.

- „Christliche Mission“ wurde in traditi-oneller Weise verstanden, es gab aber eine gewisse Offenheit gegenüber so-zio-ökonomischen Fragestellungen.

5. Die Wirkung des Konzils in Indien

Die indische Bischofskonferenz übernahm die Führung bei der Umsetzung der Re-formen. So entstanden zahlreiche theo-logische Zentren und Studien-Institute. Ordensleute und Klerus übernahmen inter-essiert die Aufgabe, das „Aggiornamento“ in das Leben der Kirche einfließen zu lassen. Eines der bedeutendsten Zentren dieser Art war das in Bangalore am 7. März 1967 gegründete „National Biblical, Catecheti-cal, Liturgical Centre“ (NBCLC). Unter der

Leitung dieses Zentrums begann man mit einer auf der Bibel basierenden umfassen-den theologischen, spirituellen, liturgischen und katechetischen Erneuerung der Kirche. Das im Mai 1969 in Bangalore veranstaltete gesamt-indische Seminar „Church in India today“ brachte viele Teilnehmer aus ganz Indien zusammen, um eine postkonziliare Erneuerung einzuleiten. Diese begann über-all in Indien zu wirken.

5.1. Am Beispiel der Diözese Mangalore er-läutere ich nun diesen Prozeß, der die fol-genden Aktionen zur Umsetzung der Kon-zilsbeschlüsse umfasste:- Das Studium der Konzilsdokumente er-folgte in Bildungseinrichtungen, Ordens-häusern und Pfarrgemeinden durch Semi-nare, Vorträge und ähnliches.- Es wurden Strukturen der Partizipation ins Leben gerufen – Pfarrgemeinderäte, Diöze-saner Pastoralrat, Priesterrat usw.- Zentren für die verschiedenen Apostolate wurden gegründet.Um die Aufgaben der postkonziliaren Er-neuerung unserer Situation anzupassen, starteten wir in einer Gemeinde ein „Pilot-Projekt“: Drei Priester waren in Form einer Team-Pfarre tätig und versuchten, gemein-sam mit den Pfarrangehörigen, die Verän-derungen in der Pastoral der Pfarrei umzu-setzen. Inzwischen wurde in jeder Diözese ein eigenes Zentrum nach dem Vorbild des NBCLC in Bangalore etabliert. Eines der ersten dieser Art wurde in unserer Diözese gegründet – das „Diözesane Biblische, Ka-techetische und Liturgische Zentrum“, ge-nannt „Mangala Jyoti“. Ich wurde dessen Gründungsdirektor. Hauptaufgabe war die Reform der Liturgie und Katechetik.Liturgie: Die Liturgiereform war die erste und die sichtbarste Reform nach dem Kon-zil. Der Gebrauch der Muttersprache wur-de für alle Teile der Liturgie erlaubt. Weitere wegweisende Veränderungen folgten: Die neue Mess-Ordnung, der neue Kalender für das Kirchenjahr und das neue Römische Missale Anfang 1969. Ende 1969 folgten die neuen Tauf-, Ehe- und Beerdigungsriten.

Katechetik: Unsere Aufgabe war es, den neuen pädagogischen Ansatz einzuführen, Priester, Ordensleute und Katecheten darin auszubilden und neue Textbücher zu ver-fassen.Hauptaufgabe für das Diözesan-Zentrum war und blieb aber die Heranbildung der Gläubigen zur vollen und bewußten Teil-nahme an der Liturgie. Dies war im Grunde für beide Seiten nötig, für die Priester, die die liturgischen Feiern leiteten und für das Volk Gottes, das nun nicht einfach nur „teil-nehmen“ sollte, sondern wirklicher Teil der Liturgie wurde. Eine Inkulturation der Litur-gie entsprechend der Eigenart und Über-lieferung der Völker wurde in der Liturgie-Konstitution ausdrücklich empfohlen (Nr. 37-40). Die Kirche in Indien begann damit unverzüglich.3

1969 wurden bereits zahlreiche Körperhal-tungen und Gesten durch das Concilium in Rom approbiert, u.a.: während der Messe stehen oder auf dem Boden sitzen; Auszie-hen der Schuhe; Kniebeuge durch eine tiefe Verbeugung ersetzen; anstatt einen Gegen-stand (z.B. Altar, Evangeliar) zu küssen, wird er mit den Fingerspitzen berührt, die dann an die Augen oder die Stirn geführt werden; Friedensgruß durch „Anjali hasta“ (gefaltete Hände) und Verbeugung weitergeben; Tra-gen von schlichteren, der Kultur und dem Klima angepaßten Gewändern; Verwen-dung von Öllampen anstelle von Kerzen; „Arati“ (Schwingen von Licht) während der Doxologie.In einer zweiten Phase wurde genehmigt, ei-gene liturgische Texte für Indien zu schaffen. Entsprechend eines von Rom genehmig-ten und für ganz Indien gültigen Textes der Messordnung mit neuen Anaphoras (Hoch-gebeten), wurden diese auf experimentel-ler Basis in einigen Gemeinden verwendet. Nach sorgfältiger Vorbereitung wurden auch in unserer Diözese diese Adaptationen in die Liturgie eingefügt. Sie wurden jedoch im Laufe der Jahre nicht weiter entfaltet und gerieten deshalb in Vergessenheit.

5.2. Mission der Kirche: Die Pastorale Kons-

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titution über die Kirche in der Welt von heute hatte einem neuen Missionsverständnis den Weg gebahnt. Die Konstitution über die Kir-che, das Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche und viele andere Dokumente er-klären die Mission als Mitwirkung am Kom-men des Reiches Gottes. Im Kontext einer Welt, in der Armut und Ungleichheit, Un-gerechtigkeit und Strukturen der Unterdrü-ckung vorherrschen, führte das Konzil die Kirche, vor allem in der sog. Dritten Welt, zu dieser Schlußfolgerung: Die Mission der Christus-Nachfolger ist es, auf Gottes Reich hinzuarbeiten, das durch die integrale Befrei-ung aller Menschen kommt. Auf diese Wei-se war in Lateinamerika die Theologie und Praxis der Befreiung (Befreiungs-theologie) entstanden. Ähnliche Bewegungen wie die Schwarze Theologie in Afrika und die Dalit-Theologie in Indien waren die Konsequenz der Öffnung, die das Konzil ermöglicht hat-te. Diese Art eines Missionsverständnisses der Kirche praktizierten in Indien jedoch nur wenige Christen. Die Bischöfe sprachen in ihren offiziellen Erklärungen zwar davon, folgten in der Praxis aber dem vorgegebe-nen traditionellen Weg.

5.3. Interreligiöse und interkulturelle Bezie-hungen: Das Konzilsdekret „Nostra Aetate“ nimmt eine positive Haltung zu den nicht-christlichen Religionen ein. Interreligiöser Dialog ist vom Konzil empfohlen worden. Durch meine Studien in Pune und Innsbruck habe ich mir eine inklusive Einstellung zu anderen Religionen erworben.Als Gemeindepfarrer und als Theologie-Do-zent in unserem Priesterseminar und spä-ter als „Professor and Head of the Chair in Christianity of Mangalore University“ wurde der Theorie und Praxis umfassende inter-religiöse Dialog zu meiner fast alltäglichen Praxis. Wir gründeten Mitte der 90er Jahre in Mangalore eine Bewegung, die „Dharma Samanvaya“ (Harmonie zwischen den Reli-gionen) genannt wurde und zu der Hindus, Muslime, Jains und Christen gehören. In den zurückliegenden Jahren bildeten wir Schüler, Studenten, Lehrer, Sozialarbeiter,

die verschiedenen Religionen angehören, sowie die breite Öffentlichkeit darin aus, den Glauben anderer zu verstehen bzw. zu respektieren und harmonisch miteinander zu leben.Um nun von der Diözese Mangalore auf die gesamtindische Situation zurückzukom-men: Die indische Bischofskonferenz ermu-tigte im allgemeinen zwar zu Inkulturation und interreligiösen Beziehungen, war aber sehr darauf bedacht, auf der offiziellen Linie Roms zu bleiben. Die Theologie der Religio-nen, die in Indien vertreten wird, machte im Großen und Ganzen zwar den Schritt von einer exklusiven zu einer mehr inklusiven, zu einer pluralistischen Theologie kamen wenige.

5.4. Zusammenfassung:• Kirchenverständnis: Das Verständnis des

Konzils, daß die Kirche „Volk Gottes“ ist, wurde theologisch akzeptiert und diese Erkenntnis wurde den Gläubigen auf ver-schiedenen Ebenen vermittelt. So wurde die Katechese in ihrer neuen Pädagogik überall eingeführt. Dies führte zu einem besseren Verständnis der Bedeutung der Ortskirche. In der Praxis fungierte die of-fizielle Kirche aber weiterhin als hierar-chische Organisation. Dennoch können wir sagen, daß die indische Kirche nach dem Konzil mit der „Teilnahme der Laien am Auftrag der Kirche“ (sic!) einen großen Schritt vorangekommen war. Die neu ge-gründeten diözesanen Pastoralräte und die Pfarrgemeinderäte, die wachsende Zahl der Laien – Frauen wie Männer – , die aktiv in den verschiedenen Aposto-laten der Kirche, in Vereinen und Small Christian Communities mitarbeiten, sind der Beweis dafür.

• Liturgie: Die liturgischen Feiern, vor allem die Messe in der Pfarrgemeinde, erfuh-ren eine deutliche Verbesserung durch die vom Konzil ausgehende Erneuerung. Die sichtbarsten Veränderungen im Leben der Kirche wurden in der Liturgie deutlich: Die Einführung der Muttersprache und die Aufnahme von Elementen aus der örtli-

chen Kultur – Zeichen und Symbole, Mu-sik und Kunst – haben sehr zu der „actuo-sa participatio“ des Volkes in der Liturgie beigetragen. Die Menschen verstanden nun die zentrale Bedeutung, die das Wort Gottes und seine Verkündigung hat. Die Ausbildung von Laien und ihre Einbin-dung in die Liturgie in Form von Lektoren, Sängern, Vorbetern, Kommunionhelfern usw. führte zu einer aktiven und verste-henden Teilnahme der Gemeinde an der Liturgie der Kirche Indiens.

• Das Verhältnis der Kirche zu anderen Re-ligionen: Nach dem Konzil akzeptierte die Katholische Kirche alles, „was in diesen Religionen wahr und heilig ist“. Die Kirche förderte den interreligiösen Dialog. Die „Theologie der Religionen“ stellte einen Teil des theologischen Curriculums der Priesterausbildung dar, und es gab ernst-gemeinte Versuche, eine indisch-christli-che Theologie zu entwickeln. Inkulturati-on in Theologie, Spiritualität und Liturgie wurde zur akzeptierten Praxis der Kirche.

• Die Mission der Kirche: Das bisherige Ver-ständnis von der Mission der Kirche in der Welt von heute erfuhr nach dem Kon-zil eine allmähliche Veränderung. In der Theologie einigte man sich auf ein mehr biblisches Verständnis von Mission als „Mitarbeit am Kommen des Reiches Got-tes“. In der Praxis war jedoch das tradi-tionelle Verständnis der christlichen Mis-sion vorherrschend – für den Erhalt und die Ausbreitung der Kirche zu arbeiten. Außerdem akzeptierte die offizielle Kirche zwar theoretisch, daß sich das Missions-verständnis langsam dem Prozess der integralen Entwicklung und Befreiung des Menschen zuwandte, jedoch praktizierten dies nur einige wenige in Indien.

Wir haben hier nur vier Bereiche näher be-trachtet. Auch in anderen Bereichen wie Einheit der Christen (Ökumene), Medien-Apostolat, christliche Erziehung, zeitgemä-ße Priesterausbildung, religiöses Leben und Laien-Apostolat wurden die umfassenden Veränderungen sichtbar. Ein weitere Wir-kung des Konzils in Indien möchte ich hier

besonders erwähnen: Die Anerkennung der beiden orientalischen Riten – Syro-Malabar und Syro-Malankara – als dem Lateinischen Ritus gleichberechtigt. Das „Dekret über die katholischen Ostkirchen“ befestigte die Stellung dieser Kirchen. Folgerichtig began-nen sie ihre Missionsarbeit auch außerhalb von Kerala und etablierten eigene Diözesen im Nebeneinander mit den lateinischen Di-özesen.

6. Fünfzig Jahre danach – die Situation heu-te

Seit der Veröffentlichung des ersten Kon-zilsdokumentes sind fünfzig Jahre vergan-gen. Der Rückblick auf die Wirkungsge-schichte des Konzils in Indien in diesen fünf Jahrzehnten zeigt, daß die Erneuerung des kirchlichen Lebens in seinen verschiede-nen Bereichen in den 60er Jahren begann und sich etwa bis in die Mitte der 80er Jah-re stetig entfaltete. Im Grunde genommen hält diese Entwicklung bis heute an, aber wir können deutlich eine Verlangsamung des Konzilsimpulses feststellen. Sowohl die allgemeine Situation der Welt als auch die innerkirchliche Situation trug dazu bei, daß der Geist des Konzils sich langsam ab-schwächt und vielleicht eines Tages ganz verloren geht. Wir betrachten die Gründe dafür besonders im Blick auf die Kirche in Indien:

6.1. Die Veränderung der Gesamtsituation der Welt ist verursacht durch Globalisie-rung, Fundamentalismus und Umweltzer-störung. Diese Problemfelder wirkten sich auch auf die Menschen in Indien aus. Was ist die Aufgabe der indischen Christen in dieser Situation? Das Zweite Vatikanum hat diese Probleme nicht vorhersehen können. Die Kirche von heute muß die Zeichen der Zeit aber erkennen und im Geiste des Kon-zils eine Antwort geben können.– Die Globalisierung beeinflußte auch die in-dischen Christen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: a) die Kommerzialisierung des Le-

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bens und die Konsumgesellschaft erreich-ten das kirchliche Leben und beherrschten es fortan; b) Individualisierung und Isolie-rung der Menschen haben ihre Auswirkun-gen auf das Gemeindeleben und auf das Verständnis der Liturgie.– Der wachsende religiöse Fundamentalis-mus in Indien wie in der ganzen Welt ver-langt von den Christen, daß sie sich für den Frieden in der Welt durch Frieden zwischen den Religionen und damit für interreligiösen Dialog und Zusammenarbeit einsetzen.– Die Umweltzerstörung verpflichtet die Christen, ihre Mission auf die Bewahrung der Schöpfung auszudehnen.

6.2. Wir wollen nun etwas näher auf die Veränderung der innerkirchlichen Situation eingehen. Die langsame, aber stetige Ver-änderung der Vision und der Wirkung des Konzils, die von den konservativen Strö-mungen innerhalb der Kirche ausging, hatte auch ihren Einfluß auf die Kirche in Indien. Der Zeitpunkt läßt sich nicht genau fest-legen, aber etwa ab Mitte der 80er Jahre wurde systematisch versucht, Geist und Wirkung des Konzils zum Stillstand zu brin-gen bzw. zurückzudrehen. Wenn wir diese Tendenzen schrittweise zurückverfolgen, können wir dabei einige wichtige Schritte erkennen:– Unter den Konzilsteilnehmern gab es von Anfang an solche, die gegen die neue Öff-nung, die durch das Konzil kam, opponier-ten. Diese Minderheitsposition, die sich der Hauptrichtung des jeweiligen Dokumentes widersetzte, ist bereits in den Konzilsdoku-menten selbst erkennbar. So hatte zum Bei-spiel die Kirchenkonstitution Lumen Gen-tium schon mit überwiegender Mehrheit ein neues Selbstverständnis der Kirche als Volk Gottes akzeptiert (Kap. II der Konstitu-tion), als eine Minderheit noch das Kapitel III (Kirche als Hierarchie) hineinbrachte. In der postkonziliaren Zeit wurde die Haupt-tendenz des Konzils im Großen und Ganzen akzeptiert, seit Anfang der 80er Jahre ver-breitete sich dann aber von Rom aus mehr und mehr eine traditionelle oder konservati-

ve Haltung. Weitere Schritte sind:– Der Codex Juris Canonici – 1983. Die kirchliche Gesetzgebung hat das Verständ-nis der Kirche als Volk Gottes zwar im Wort-laut übernommen, verfestigte aber die hie-rarchische Organisation als konkrete Form der Kirche mit entsprechenden Gesetzen. Dadurch wurde der Geist des Konzils durch Gesetze eingeengt.– Die Bischofssynode von 1985 begann dann offiziell damit, die Dokumente des Konzils im Sinne der vorkonziliaren Theo-logie zu interpretieren und bereitete damit den Weg, die Konzilsdokumente in die Form eines „Katechismus“ zu pressen.– Der Katechismus der Katholischen Kir-che – 1992. Im Vergleich zu den früheren Konzilien hatte das Zweite Vatikanum einen neuen Weg eingeschlagen – keine negative und polemische Verurteilung der Irrlehren, sondern positiv überzeugende Erklärungen zu den Glaubensfragen zu geben. Der „Ka-techismus“ greift nun aber auf eine Praxis zurück, die nach dem Konzil von Trient be-gonnen hatte – den Glauben der Kirche in systematischen Lehrsätzen zu formulieren. Der christliche Glaube wird hier in erster Linie als eine Zustimmung zu und ein Für-wahr-Halten von klar formulierten Glau-benssätzen angesehen (Orthodoxie) und weniger als ein Leben der Hingabe an Gott und Mitmensch (Orthopraxis).Dieses „Opus magnum „ von Card. J. Rat-zinger war zwar ein gutes Kompendium der gesamten katholischen Lehre, eignete sich jedoch nicht für die Katechese als solche. Er zitiert zwar alle früheren Dokumente der Kirche, besonders die des Zweiten Vatikani-schen Konzils, interpretiert sie aber im Sin-ne der Bischofssynode von 1985.Manche Bischöfe in Indien ließen diesen neuen „Katechismus“ sogleich in die Lan-dessprache übersetzen und als kateche-tisches Lehrbuch benutzen. Die kerygma-tische und katechetische Bewegung, die Katechese als Glaubensunterweisung ver-stand, hatte aber bereits eine eigene Päd-agogik entwickelt und dementsprechend auch neue Handbücher der Katechese für

Kinder, Jugendliche und Erwachsene ver-faßt, die die Situation des jeweiligen Landes berücksichtigten. Nun bestand die Gefahr, daß solche katechetischenHandbücher nicht mehr überall verwendet wurden.– Die Asiensynode von 1988: In Indien be-kamen wir hautnah den Eurozentrismus zu spüren, denn die „Asien“-Synode wurde in Rom abgehalten und nicht in Asien! Auch die Vorbereitungen wurden in Rom von der Kurie in Konsultation mit einigen wenigen Vertretern aus Asien getroffen. Als das „In-strumentum laboris“ bekannt wurde, ent-stand eine von indischen Priestern, Theo-logen und Laien angefertigte Studie, die aufzeigte, wie stark die Asien-Synode vom vorkonziliaren Geist geprägt sein würde.– „Dominus Jesus“ – Über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche: In diesem Dokument aus dem Jahre 2000 wird eine Theologie als verpflichtend erklärt, die sowohl den interreligiösen Dia-log, der in Indien und andernorts praktiziert wurde, als auch die gesamte derzeitige öku-menische Bewegung infrage stellt und so-mit einen gewaltigen Rückschritt darstellt.– „Motu Proprio Summorum Pontificum“, 2007 von Papst Benedikt XVI verfaßt und mit einem Begleitschreiben an alle Bischöfe versehen: Mit diesem Schreiben setzte der Papst offiziell die vorkonziliare oder triden-tinische „forma extraordinaria“ des Messri-tus der neuen, von Papst Paul VI nach dem Konzil als „forma ordinaria“ approbierten römischen Form gleich. Dasselbe gilt für die Feier der Sakramente.Dieser Rechtsakt des Papstes sowie seine vielen Verlautbarungen zur Liturgie zeigen ganz deutlich den deutlichen Rückschritt zu vorkonziliaren Praktiken: Seine entmu-tigende Haltung, die anstelle der aktiven Teilnahme der Laien an der Messe stille An-betung einfordert und die „Kanonstille“; das Bevorzugen der Mundkommunion anstelle der Handkommunion und das Infragestel-len des Zelebrierens „versus populum“ – all dies verdeutlicht den massiven Rückschritt in eine vorkonziliare Zeit.Darüber hinaus bedeutet diese Einstellung

aber auch einen Rückschritt im Blick auf die dem Gottesdienst zugrunde liegende Theo-logie. Das kommt einer Rückkehr zu jener Ekklesiologie gleich, die eine klare hierarchi-sche Trennung zwischen „ordinierten Pries-tern“ und „Laien“ vornimmt. Man nimmt da-mit eine theologische Position ein, die dem Geist des Konzils widerspricht. Eine derar-tige Restauration der vorkonziliaren Theo-logie und Praxis durch konservative Kräfte in der Kirche ist gegen die Theologie eines Ökumenischen Konzils selbst gerichtet.4

Das Zweite Vatikanum war dasjenige Kon-zil, das erstmals in der Kirchengeschichte tatsächlich die gesamte Welt repräsentierte. Der Bischof von Rom hat es nicht nur ein-berufen und seinen Verlauf geleitet, sondern er hat auch die Dokumente des Konzils ap-probiert und promulgiert. Die Hauptteile des jeweiligen Dokuments wurden durch die überwältigende Mehrheit der Konzilsvä-ter bestimmt. Deshalb sind die Beschlüsse dieses Konzils für alle in der Kirche verbind-lich. Die Hermeneutik der Konzilserklärun-gen muß dem Geist des Konzils folgen. Aus diesem Grunde widerspricht eine Rückkehr zum Denken und Handeln in die Zeit vor dem Konzil den ureigensten Prinzipien der katholischen Theologie.

6.3. All diese erneuten Veränderungen, die von der zentralen Autorität in Rom ausgin-gen, wurden in Indien sogleich gehorsam akzeptiert. Unsere Bischöfe und die meisten der Priester und Laien übernahmen fraglos alles, was Rom sagte und setzten alles, was Rom tat, auch bei uns in die Praxis um. Allerdings konnte die Hauptintention des Konzils nicht völlig zum Stillstand gebracht werden. Einige Theologen, Pfarrer und so-zial engagierte Menschen haben versucht, in der Richtung weiterzuarbeiten, die durch das Konzil möglich geworden war. Demzu-folge haben wir ein ziemlich komplexes und auch konfuses Bild einer sehr lebendigen Kirche, die zugleich aber ghettoisieren-de Züge trägt, weil sie mehr „römisch“ als wirklich katholisch und indisch ist. Wenn wir also fragen, was nach fünfzig Jahren Konzil

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geblieben ist, so können wir, den vier Berei-chen entsprechend, zusammenfassen:• Das Kirchenverständnis: Das Grundan-

liegen von „Lumen Gentium“ – Kirche als Volk Gottes und Communio – wird in der Theologie, die in Indien gelehrt wird, bei-behalten und findet sich im Vokabular der offiziellen indischen Kirche. In der Praxis aber ist die hierarchische Struktur der Kirche vorherrschend. Dennoch blieben die postkonziliaren Entwicklungen der in-dischen Kirche bestehen. Indien hat eine aktive und gut organisierte Bischofskon-ferenz. Sie sorgte dafür, daß die Konzils-dokumente alsbald in die Praxis umge-setzt wurden. Das Ergebnis war eine recht lebendige Kirche mit vielen aktiven Laien.

• Als jedoch die Zentralautorität in Rom da-mit begann, zu den traditionellen Lehren und Praktiken der Kirche zurückzukehren, akzeptierten die Bischöfe Indiens auch dies gehorsam. Priester wie Laien folgten ihnen ebenso gehorsam und rasch. Das Prinzip der Kollegialität zwischen dem Bi-schof von Rom und den anderen Bischö-fen bestand nur theoretisch. Die Ortsbi-schöfe in Indien hängen völlig von den Entscheidungen ab, die in Rom getroffen werden. Eine praktizierte Kollegialität zwi-schen Bischöfen und Priestern gibt es nicht. Noch weniger gibt es sie zwischen Priestern und Laien.

• Liturgie: Eine tätige und aktive Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie ist überall in Indien anzutreffen; denn alle postkon-ziliaren Veränderungen wurden in Indien praktisch umgesetzt – muttersprachli-che Liturgie, die neue Ordnung der Mes-se und der Spendung der Sakramente, Handkommunion, Kommunionausteilung durch Laien sowie einige Elemente der In-kulturation usw. Jedoch mußten alle diese Veränderungen und sämtliche Überset-zungen in die Muttersprache von der Zen-tralbehörde in Rom approbiert werden.

• Kürzlich jedoch, als von Rom Signale zur Rückkehr zu vorkonziliaren Zeiten aus-gingen, stimmten die indischen Bischöfe wieder getreu und zuverlässig zu. Bei-

spiele dafür wären u.a.: die Verwendung der lateinischen Sprache in der Messe, wie es in den Zeiten vor dem Konzil üb-lich war (und dies in einem Land, in dem Latein überhaupt nicht bekannt ist, abge-sehen von Priestern jenseits der 70 !); das Bevorzugen der Mundkommunion, das Verbot von Elementen der Inkulturation in der Liturgie (indische Symbole, Tanz, Ges-ten), stattdessen Imitation aller westlichen Bräuche im Blick auf Gewänder, Schuhe, Kniebeuge, Küssen des Altars usw.

• Ein weiterer bedeutender und grundle-gender Rückschritt, ist, daß die Eucharis-tie mehr als Anbetung und weniger als ge-meinsame Mahlfeier verstanden wird und der Opfercharakter weitaus stärker betont wird als der Mahlcharakter. Die Folge davon ist, daß die Liturgie nicht „Quelle und Höhepunkt“ des christlichen Lebens ist, sondern wie eine der sonstigen For-men religiöser Volksfrömmigkeit angese-hen wird. Diese sind neuerdings wieder mehr und mehr im Kommen – Novenen, Schreine, Prozessionen mit viel äuße-rer Show und großem Pomp appellieren an die Emotionen der Menschen. Cha-rismatische Gruppengebete, Heilungs- sitzungen, Wunderheiler – alles, was in Richtung Sektierertum geht, findet auch bei indischen Katholiken mehr und mehr Anklang.

• Die Mission der Kirche: Die Pastoralkon-stitution hatte, wie schon erwähnt, den Weg zum neuen Verständnis der Mission eröffnet – die ganzheitliche Mission der Nachfolger Jesu, die am Kommen des Reiches Gottes durch eine umfassende Befreiung der Menschheit mitarbeiten. Indem christliche Gruppen in der gan-zen Welt konsequent ihren Weg in dieser Richtung weitergingen (vor allem jene in der sog. „Dritten Welt“ und hier beson-ders diejenigen in Lateinamerika), schufen bzw. lebten sie eine befreiende Praxis, die dann theologisch reflektiert und artikuliert wurde – die „Theologie der Befreiung“.

• Wie an der „Ecumenical Association of Third-World Theologians“ (EATWOT) zu

sehen ist, breitete sich diese Bewegung und diese Art, Theologie zu treiben, in vie-len Ländern der sog. Dritten Welt aus und wurde bald auch im Rest der Welt von vielen Christen begrüßt. Die Römische Autorität distanzierte sich jedoch von die-sem Weg der praktizierten Mission Chris-ti, indem sie diese Theologie zensierte und einige ihrer Vertreter zum Schweigen verurteilte. In dem Zusammenhang wären hier zwei Instruktionen der Kongregation für die Glaubenslehre zu nennen:

1. „Libertatis nuntius“ – Über einige As-pekte der Theologie der Befreiung (6. August 1984) und 2. „Libertatis conscien-tia“ – Über die christliche Freiheit und die Befreiung (22. März 1986). Auch in Indien folgten einige Theologen und christliche Gruppen dieser Missionspraxis. Die offizi-elle Kirche – Bischöfe, Priester und Laien – setzten zwar die traditionelle Praxis fort, erkannten aber theoretisch an, daß zum Missionsauftrag der Kirche auch die Be-freiung des Menschen gehört. Als jedoch die genannten Instruktionen der Glau-benskongregation verlautbart wurden, war dies für die allermeisten eine gute Gelegenheit, zum althergebrachten Missi-onsverständnis zurückzukehren.

• Das Verhältnis der Kirche zu anderen Re-ligionen: Interreligiöser Dialog ist in Indien keine Mode-Erscheinung, sondern eine Notwendigkeit. Nach dem Konzil began-nen die Christen, sich in positiver Weise den anderen Religionen zu nähern. Dieser Prozeß dauert seither auch an. Theologie der Religionen wird an den theologischen Fakultäten gelehrt, und die Kirche ermu-tigte zum Dialog zwischen Angehörigen verschiedener Religionen. Theologen wie Gläubige wurden jedoch sehr durch jene Richtung verunsichert, die die Glaubens-kongregation mit Dokumenten wie z.B. „Dominus Jesus“ vorgegeben hat. In ihrer Beflissenheit, alle Anweisungen von Rom zu akzeptieren, hat die Kirche Indiens einen Weg eingeschlagen, der sie in die vorkonziliaren Zeiten zurückbringt. Eini-ge christliche Gruppen wurden geradezu

fundamentalistisch und lehnen jegliche Form des Dialogs und der Inkulturation ab.

Wenn wir nun zusammenfassend schau-en, was in Indien von der Erneuerung blieb, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begann, so können wir sagen, daß die indische Kirche wirkungsvolle Schritte unternommen hat, um auf dem vom Kon-zil eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Seither sind neue Entwicklungen und He-rausforderungen in der Gesellschaft ent-standen, auf die die Kirche antworten muß und sich auch dabei von den grund-legenden Inspirationen des Konzils leiten lassen sollte.

Gleichzeitig entstanden durch die Anwei-sungen der Zentralbehörde der Kirche die erwähnten innerkirchlichen Schwie-rigkeiten und Rückschritte. Deshalb be-obachten wir nun diesen Prozeß der Rückwärtsgewandtheit im Blick auf die ursprüngliche Ausrichtung des Konzils.

6.4. Wir sollten hier über die Gründe nach-denken, weshalb dies geschehen konnte: Ich denke, daß die Reform des Zweiten Va-tikanischen Konzils eine Art „Revolution von oben“ war, wie es jemand nannte. So waren für die indische Kirche die Entscheidungen des Konzils kein Ergebnis einer Bewegung von unten, sondern eine, die von der zentra-len Autorität kam. Man akzeptiert alles willig und setzt es in die Praxis um. Im Falle, daß dieselbe Autorität das Gegenteil anordnet, akzeptiert man auch das wieder folgsam.Hier steht aber das grundlegende Kirchen-verständnis auf dem Spiel: Die Kirche wird als eine pyramidale Struktur verstanden, von der Spitze bis zur Basis durchorgani-siert (ein „topdown“-Verständnis, wie die Amerikaner es nennen). Das Konzilsver-ständnis hingegen war, daß die Kirche das „Volk Gottes“, ein „Sakrament“ und eine „Communio“ ist. Das bedeutet, es muß eine Communio von Menschen sein, die alle gleich sind und wo die Organisation vom Lokalen zum Universellen hin geht (ein „bot-tom up“-Verständnis).

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Auch im Blick auf die Liturgie stellte in In-dien die Veränderung durch das Konzil keine neue Realisierung, keine wirkliche innere Überzeugung dar, sondern war nur ein neuer Weg für eine weiterhin von au-ßen bestimmte Aktion. Gemeindeglieder und auch Priester in Mangalore fragen z.B. heute noch, ob dies oder jenes erlaubt sei und nicht, ob es sinnvoll ist. Nur wenn die theologische Bedeutung einer liturgischen Handlung wirklich verstanden wird, kann man auch die Einstellung dazu ändern.

7. Ein Blick in die Zukunft

Das Zweite Vatikanische Konzil war ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der Kirche. Die Wirkungsgeschichte des Konzils der letzten 50 Jahre in Indien hat gezeigt, wie die indischen Christen die Im-pulse des Konzils weiterverfolgt haben, aber auch, wie aufgrund äußerer und inne-rer Einflüsse ein Rückwärtsgang zu spüren ist. Stehen wir nochmals an einem Wende-punkt? Die Wahl des neuen Papstes und die Zeichen der Zeit scheinen eine solche Situation zu signalisieren. Wohin führt der Weg? Was erhoffen wir für die Zukunft? Un-sere Hoffnung, unser „Wunschzettel“ für die Kirche der Zukunft lautet:Die Kirche sollte übergehen

- von einer nordatlantisch-zentrierten Kir-che zu einer wirklich universalen oder

globalen Kirche;- von einer Kirche, die die Einheit durch

Gleichförmigkeit in Theologie, Liturgie und organisatorischen Formen erzwin-gen will, zu einer Kirche, in der die Ein-heit in der Vielfalt von Theologie, Spiritu-alität, Liturgie und Kultur besteht;

- von einer hierarchischen Machtstruktur zu einer Communio dienender Men-schen;

- von einer Kirche der und für die Mäch-tigen zu einer Kirche der und für die Ar-men und Machtlosen;

- von einer exklusiven Kirche, die sich gegen andere Religionen und Weltan-schauungen abschottet, zu einer inklu-

siven Kirche, die offen für anderes ist;- von einer Kirche des Gesetzes und der

starren Unnachgiebigkeit zu einer Kirche der Liebe und des Mitleids.

Wie kann man diese Ideale Realität werden lassen? Wir können nicht erwarten, daß dies „von oben“ passiert. Der Prozeß des Wandels muß von unten her erfolgen, also von der Basis ausgehen und so das Verhal-ten derer, die Macht ausüben, verändern und zum Sauerteig werden, der die gesam-te Kirche verändern kann. Ecclesia semper reformanda.

1 Die persönlichen Briefe von Karl Rahner an Her-bert Vorgrimler aus dieser Zeit geben dazu ein anschauliches Bild: Herbert Vorgrimler, Karl Rah-ner verstehen. Eine Einführung, Verlag Butzon & Becker, Kevelaer 2002, S. 171-220.

2 Einer umfangreichen Studie über die Teilnahme der indischen Bischöfe am Konzil entnahm ich wertvolle Informationen: Paul Pulikkan, Indian Church at Vatican II, A Historico-Theological Stu-dy of the Indian Participation in the Second Va-tican Council, Marymatha Publications, Trichur, 2001.

3 D.S. Amalorpavadass, Towards Indigenisation in the Liturgy, National Biblical, Catechetical & Li-turgical Centre, Bangalore, 1971.

4 Eine interessante Analyse zu diesem Dokument aus evangelischer Sicht:

Daniel Lenski, Das heilige Schweigen. Joseph Ratzinger und das Volk in der Liturgie, in: Ma-terialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim 2/2012, S. 30-33.

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Mwintome PaulinusDiözese Damongo, Ghana

Ich bin Paulinus Ziem Mwintome und wur-de am 6. März 1969 im nördlichen Teil Ghanas geboren. Mein Vater, Mathias, war Englischlehrer und meine Mutter, Mary, Hausfrau. Ich habe zwei Brüder und sechs Schwestern. Paulina, meine Zwillings-schwester heißt Naab, was soviel bedeutet wie Zweitgeborene. Meine Schwester Alice starb bereits 1994. Kurz vor meinem Ab-flug nach Österreich verstarb auch meine 79 jährige Mutter.Ich besuchte die St. Thomas Aquinas Grundschule in meinem Dorf Fielmuo und danach das St. Michael’s Gymnasium. Meinen einjährigen Wehrdienst leistete ich im Jahre 1992 als Englischlehrer in einer Schule im Norden Ghanas ab. Danach un-terrichtete ich auch Französisch an der St. Joseph’s Junior High Secondary School in Tamale. 1995 trat ich in das Priesterse-minar St. Victor in Tamale-Ghana ein und studierte zwei Jahre Philosophie und fünf Jahre Theologie. Am 14. Dezember 2001 wurde ich von Bischof Vincent Boi-Nai, Di-özese Yendi/Ghana, zum Diakon geweiht.

Am 3. August 2002 empfing ich durch den damaligen Bischof von Damongo, Philip Naameh, der jetzt Erzbischof von Tamale/Ghana ist, die Priesterweihe für die Diöze-se Damongo. Im selben Jahr begann ich meine Tätigkeit als Kaplan in der Holy Tri-nity Pfarre in der Diözese Damongo. In die-ser Zeit war ich auch Jugendkaplan in der Diözese. 2004 sandte mich mein Bischof zum Lizentiatsstudium in Philosophie nach Rom. Im Anschluss daran studierte ich zur Vorbereitung auf meine Lehr- und Ausbil-dungstätigkeit im Priesterseminar meiner Heimatdiözese ein Jahr in England. Der Themenschwerpunkt am „International Centre for Religious Formation“ in St. An-selm, lag bei Beratung, Bildung und geistli-cher Leitung. Nach meiner Rückkehr nach Ghana lehrte ich Philosophie am Pries-terseminar, leitete das Institut für Philoso-phie und war bis zu meiner Abreise nach Innsbruck in der geistlichen Begleitung der meisten Seminaristen tätig. Im Jahr 2013 gab mein Bischof mir die Erlaubnis hier in Innsbruck ein PHD Studium in Philoso-phie zu absolvieren. In meiner Freizeit lese ich viel, höre auch gerne Musik und freue mich, Freunde zu treffen. Ich bin ein guter Zuhörer. Fußball kann ich leider nicht mehr spielen, da ich mir das Bein brach. Außer meiner Muttersprache (Dagaari) spreche ich auch Englisch, Italienisch und Franzö-sisch. Ich bin Gott dankbar für mein Leben und seinen Schutz in den vergangenen Jahren. Mein Dank gilt auch meinem Bischof, der mich seit der Zeit im Seminar und auch als Priester begleitet hat. Ich freue mich darauf, das erworbene Wissen und die Er-fahrungen, die ich machen durfte, an an-dere weiter zu geben. Besonders danken möchte ich dem Rektor des Canisianums, P. Prassl SJ, der mir schon vor meiner An-kunft hier bei allen Formalitäten der Vorbe-reitung der Dokumente für die Universität und für die Einreise nach Österreich mit Rat und Tat zur Seite stand und mein Kom-men ermöglichte. Danken möchte ich auch P. Thorer SJ, der mich am Flughafen Inns-

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aktuelles und chronIk

bruck empfing und auch für seine geistli-che Hilfe. Nicht vergessen möchte ich Frau Barbara, die sich sehr viel Mühe gibt, mir beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen. Sie ist eine wunderbare Lehrerin. Danke für die große Geduld, die sie mit mir hat. All die Liebe und Fürsorge, die ich hier im Canisianum erlebe, werden immer ein Teil meines Lebens bleiben. Ich habe in dieser kurzen Zeit hier schon viel Neues er-lebt und freue mich sehr auf meine weitere Zeit hier in Österreich.

Sawadogo Jean Désiré Diözese Kaya, Burkina Faso

Mein Name ist Jean Désiré Sawadogo. Ich bin am 8.03.1974 in Burkina Faso ge-boren und stamme aus einer großen Fa-milie – wir sind neun Geschwister (vier Schwestern und fünf Brüder). Ich bin der siebte in der Altersreihenfolge. Mein Va-ter, Paul, ist 2006 verstorben und meine Mutter, Bernadette, lebt noch. Da mein Vater Landkatechet war, habe ich früh den christlichen Glauben innerhalb meiner ei-genen Familie kennengelernt. Nach der

Grundschule ging ich ins Knabenseminar nach Ouagadougou, der Hauptstadt Bur-kina Fasos, wo ich acht Ausbildungsjahre verbrachte, bis zum Abitur im Jahr 1995. Ein älterer Bruder von mir, der inzwischen Priester ist, war schon vor mir als Semina-rist dort. Nach dem Abitur ging ich dann ins Priesterseminar nach Bobo-Dioulasso, wo ich von 1995 bis 2002 mein Philoso-phie- und Theologiestudium absolvierte. 2002 erfolgte meine Priesterweihe. Danach war ich bis 2006 als Lehrer im Knabense-minar meiner Diözese Kaya tätig. Nach diesem ersten Abschnitt meines Priester-lebens beschloss mein Bischof, mich nach Deutschland zu schicken, wo ich an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ein „Magister Artium“-Studium in Philosophie und Galloromanischer Phi-lologie abgeschlossen habe. Sieben Jahre habe ich insgesamt in Deutschland ver-bracht. Nach Abschluss dieses zweiten Abschnittes meines Priesterlebens hat sich mein Bischof gewünscht, dass ich mein Studium in einem anderen Rahmen fortsetze, mit dem Ziel, ein Doktoratsstu-dium in Philosophie abzuschließen. Nach Kontaktaufnahme mit der Hausleitung des Canisianums bin ich am 23. September 2013 in Innsbruck angekommen, wo ich herzlich und freundlich ins Canisianum aufgenommen worden bin. Seit Anfang Oktober studiere ich im PhD-Programm an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Das Leben im Ca-nisianum und das Studium an der Katho-lisch-Theologischen Fakultät stellen den dritten Abschnitt meines Priesterlebens dar. Ich bin der Hausleitung des Canisia-nums und allen Konviktoren dankbar dafür, dass sie mich mit offenem Herzen in diese internationale Studentengemeinschaft des Canisianums aufgenommen haben. Ich selber bin froh, nun Teil dieser großen Ge-meinschaft sein zu dürfen. Über die neuen Erfahrungen, die ich bereits machen durf-te, freue ich mich sehr. Auf diejenigen, die ich noch machen werde, bin ich gespannt!

4.1 umzuG des canIsIanums

„Erinnerung und Aufbruch“ – Zum Umzug des Canisianums im Juli 2013

In diesem Jahr feierten wir unser Herz-Je-su-Fest in Verbindung mit der Abschieds-feier aus dem „Gebäude Canisianum“. Wir gestalteten mit vielen AltCanisianern, Freundinnen und Freunden, Wohltätern, Angestellten und Mitbrüdern, die im Ca-nisianum gewirkt haben, unter dem Motto „Erinnerung und Aufbruch“ einen beson-deren Tag des Abschiednehmens vom vertrauten Canisianum. Eine Präsentation der Hausgemeinschaft durch P. Rektor so-wie eine Präsentation von alten und neuen Bildern von Canisianern und vom Gebäu-de Canisianum ließen nicht nur die alten Zeiten wieder aufleben, sondern führten gleichermaßen auch in die Gegenwart des Canisianums.

Provinzial P. Gernot Wisser SJ forderte im Rahmen der Feier dazu auf, nicht allzu nostalgisch zu werden, sondern nüchtern zu bleiben und nach vorne zu blicken.

Die Canisianer konnten Mitte Juni bei ei-ner Begehung und Präsentation der neu-en Räumlichkeiten des Canisianums in der Sillgasse 6 noch eine große Baustelle erleben. Die Skepsis darüber, ob die neu-en Räume Ende Juli wirklich fertig werden würden, war bei einigen sehr groß.

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Nachdem im Juli die großen Umzugskar-tons auf den Gängen des Canisianums im-mer zahlreicher wurden, war es am Mon-tag, dem 29. Juli 2013, schließlich soweit: die lange vorbereitete Übersiedlung unse-rer Gemeinschaft in die renovierten Räum-lichkeiten in der Sillgasse konnte beginnen.

Morgens feierte Rektor P. Friedrich Prassl SJ mit der Hausgemeinschaft die letzte Frühmesse in der Hauskapelle. Nach dem Frühstück ging es dann zügig ans Werk. Die persönliche Habe der Canisianer wur-de von einer Umzugsfirma unter Mithilfe der Hausbewohner und Angestellten des Canisianums in einen LKW verladen und zum neuen Domizil verfrachtet.

Obwohl dort die Renovierungsarbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen wa-ren, konnten bis zum Abend bereits drei Viertel der neuen Zimmer belegt werden. Die übrigen folgten dann am nächsten Vor-mittag.

Zwei Tage lang herrschte ein emsiger Be-trieb: Installateure, Maler, Umzugsarbeiter und Canisianer liefen durcheinander und arbeiteten daran, das neue Haus so schnell wie möglich bewohnbar zu machen. Viel Hilfe erhielten wir dabei durch den Minister des Jesuitenkollegs, P. Rudolf Kerschbaumer SJ. Er schien an allen Orten gleichzeitig zu sein und behielt stets den Überblick über alle Aktivitäten im Haus.

Bei vielen Canisianern bleib es dabei, die persönlichen Dinge einfach im neuen Zimmer abzustellen, um sich dann gleich wieder zu den Urlaubsvertretungen in alle Richtungen zu verabschieden. Die übrigen verbrachten noch eine Nacht im „alten“ Canisianum, bevor es dann endgültig Ab-schied nehmen hieß vom Collegium Cani-sianum in der Tschurtschenthalerstrasse. Im Rahmen der Umbauarbeiten für das neue Canisianum im Jesuitenkolleg waren über 60 Firmen tätig. Die Architekten Cle-mens Widmann und Günther Ramminger

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haben die Planung des neuen Canisianums übernommen und die Durchführung der Bauarbeiten koordiniert und überwacht. An dieser Stelle sei ihnen für die kreative Gestaltung und die kompetente Begleitung aller Baumaßnahmen herzlich gedankt.

Insgesamt haben mehr als 250 Arbeiter auf der Baustelle mitgewirkt und 42 Stu-dentenzimmer in 6 Wohngruppen fertigge-stellt. In den Gruppenbereichen sind auf drei Stockwerken jeweils Wohnräume mit Gruppenküchen und gemeinsame moder-ne Sanitäreinrichtungen eingerichtet wor-den. Im Erdgeschoß entstand ein neuer Speisesaal und Mehrzweckraum mit einem Rekreations- und Barbereich für die Cani-sianer.

Im 2. Stock wurden 10 Gästezimmer und die gesamte Verwaltung des Canisianums eingerichtet. Eine neue Sakristei dient dort den liturgischen Anforderungen der umge-stalteten Bellarminkapelle und der Haus-kapelle des Jesuitenkollegs. Diese Ge-betsräume stehen sowohl den Jesuiten als auch den Canisianern zur Verfügung.

Ebenso werden vom Canisianum die Pfor-te, die Küche und die wirtschaftliche Ver-waltung gemeinsam mit dem Jesuiten-kolleg genutzt. Die Zusammenarbeit auf diesen Gebieten bringt große personelle und wirtschaftliche Vorteile, die letztlich al-len Canisianern zugute kommen. Während der Sommermonate konnten alle Baumaß-nahmen abgeschlossen werden, sodass wir unser gemeinsames Kommunitätsle-ben im neuen Canisianum Ende Septem-ber sehr gut beginnen konnten.

4.1.1 BIlder vom umBau des canIsIanums

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4.2 „taG der oFFenen tür“ und hausseGnunG

Nach dem Umzug des Canisianums im Sommer 2013 hat Rektor P. Prassl SJ im Namen der Kollegsgemeinschaften des Collegium Canisianum und des Jesuiten-kollegs am Freitag, 8. November 2013, zu einem „Tag der offenen Tür“ und zu einer Segnungsfeier des neuen Canisianums eingeladen. In Anwesenheit vieler AltCani-sianer, Wohltäter, Freundinnen und Freun-den des Canisianums und unserer Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter, hat Bischof Manfred Scheuer die neuen Räume des Canisianums im Gebäude des Jesuiten-kollegs im Rahmen einer feierlichen Vesper gesegnet. Über einhundert Gäste haben die Gelegenheit genutzt die neue Heimat der Canisianer zu besichtigen. Nach der Vesper und der Segnung haben Diözes-anbischof Manfred Scheuer, Provinzial P. Gernot Wisser SJ, Rektor P. Markus Inama

und die Studentenvertreter mit herzlichen Gruß- und Dankesworten ihre Verbunden-heit mit dem Canisianum zum Ausdruck gebracht. Mit einer einfachen Agape im Speisesaal des Jesuitenkollegs klang die Feierstunde zur offiziellen Eröffnung des neuen Canisianums in der Sillgasse 6 in gemütlicher Atmosphäre aus.

Begrüßung und Hinführung durch Rektor P. Prassl SJ

Lieber Bischof Manfred, lieber P. Provin-zial, liebe Mitbrüder aus dem Canisianum und aus dem Jesuitenorden, ehrwürdi-ge Schwestern, liebe AltCanisianer, liebe Festgäste an diesem Abend der Segnung der neuen Räumlichkeiten des Canisia-nums. Mit der Kollegsgemeinschaft des Canisianums begrüße ich Sie ganz herzlich und danke Ihnen, dass Sie der Einladung in unser neues Haus gefolgt sind, sich mit uns im Gebet zu vereinen.

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Die Geschichte unseres Theologischen Kollegs geht bis in das Jahr 1669 zurück; vor 155 Jahren wurde es wiedererrichtet – an diesem Ort in Innsbruck. Am heuti-gen Tag der Segnung, nach der Rückkehr in diese Räumlichkeiten, gedenken wir in dankbarer Freude der Wohltaten, die dem Canisianum all diese Jahre hindurch ge-schenkt wurden und die viele Studenten in die ganze Welt hinaus getragen haben. Das Presbyterium von 1833 AltCanisia-nern wirkt heute in 316 Diözesen und 49 Ordensgemeinschaften in 54 Ländern rund um den Erdball. Seit 1858 erhielten hier über 8568 Koviktoren ihren Ausbildungs-platz. Unter ihnen sind sechs Selige, de-ren priesterliches Glaubenszeugnis Vorbild sein kann und insgesamt 128 Bischöfe, von denen derzeit 22 in verschiedenen afrikanischen, asiatischen, südamerika-nischen und europäischen Diözesen wir-ken. Auch heute möchte das Internationa-le Theologische Kolleg Canisianum seine Kontakte weiter ausbauen. Studenten aus China, Myanmar, Burkina Faso und ab dem kommenden Jahr aus Äthiopien bezeugen die internationale Ausrichtung des Canisi-anums.Von Anfang an war das Canisianum mit der Katholisch Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck verbunden, die 1857 von Kaiser Franz Josef wiedererrich-tet wurde. Seit 1858 trug das Nikolaihaus, ab 1911 als Collegium Canisianum, zum Wachsen ihrer weltweiten Präsenz bei. Ich freue mich, Lehrende der Theologischen Fakultät herzlich begrüßen zu können und danke für die gute Zusammenarbeit. Der neue gemeinsame Weg der Jesuiten-kommunität und des Canisanums ist auch ein Zeugnis für den Einsatz des Jesuitenor-dens in der akademischen philosophisch-theologischen Bildung, insbesondere im Dienst der Priesterausbildung. In diesem Sinne widmet sich das Canisianum seit 7 Jahren vorwiegend der postgraduierten Formung von Priestern. Wir überwinden dabei miteinander Grenzen, überbrücken geographische und kulturelle Gegensät-

ze und freuen uns, die jedem von uns ge-schenkten Charismen miteinander zu teilen und füreinander zugänglich und fruchtbar zu machen. Wir bemühen uns in der Hal-tung des „cor unum et anima una“ zu le-ben und der Botschaft des Evangeliums spirituell, kulturell und sozial neuen Raum in uns und für unsere Welt zu eröffnen. Drei Studenten und 36 Priester gehen in diesem Jahr gemeinsam den Weg im neuen Gebäude. Sie kommen aus 31 Di-özesen und 4 Ordensgemeinschaften und vertreten 16 Nationalitäten Afrikas, Asiens und Europas. Wir danken allen Freunden für ihre Wegbegleitung, für ihre Unterstüt-zung und Heimat, die viele persönlich und als Patengemeinden schenkten. Wir sind dankbar für ihr Gebet und für ihre mate-rielle Unterstützung. Danke, dass Sie hier sind und wir mit Ihnen und den AltCani-sianern in aller Welt der über 155 Jahre dauernden Formung geistlicher Berufe und des priesterlichen Dienstes in Freude ge-denken können. Wir tun dies besonders im Blick auf die Zukunft, dass wir diesen Dienst noch lange leisten können. Ich wün-sche uns und den kommenden Generatio-nen hier im neuen Collegium Canisianum zusammen mit der Jesuitenkommunität ein „Ad Maiorem Dei Gloriam“ an diesem Festtag. Ein herzliches Vergelt’s Gott für alle Verbundenheit und allen gemeinsamen Einsatz.

4.2.1 BIlder vom taG der oFFenen tür und hausseGnunG

aktuelles und chronIkaktuelles und chronIk

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4.3 InFormatIon zum colleGIum canIsIanum

Das Gespräch mit P. Friedrich Prassl SJ, Rektor und Studienpräfekt des Canisia-nums, wurde in Zusammenarbeit mit der Missionsprokur der Jesuiten in Wien ge-führt.

Wer wird im Canisianum aufgenommen? Woher kommen die meisten Studenten? Was meint man mit „Vertiefung des geist-lichen Lebensweges“?

Seit 2007 bietet das Internationale Theo-logische Kolleg Canisianum Bischöfen und Ordensgemeinschaften aus der ganzen Welt für deren Priester eine postgraduier-te Studienmöglichkeit. Aus 16 Ländern, 31 Diözesen und 4 Ordensgemeinschaften sind derzeit 39 Studenten im Canisianum. Für das Studienjahr 2013/14 konnten wir aufgrund des Umzugs nur zwei neue Stu-denten aufnehmen. Mit der akademischen Fortbildung fördert das Canisianum die Vertiefung des bisherigen geistlichen Le-bensweges durch eine weiterführende, be-gleitende Formation aus dem Geiste Igna-tianischer Spiritualität. „Forma formans“ ist dabei in erster Linie Jesus Christus selbst. Kurse zu Ignatianischer Spiritualität, Ein-zelexerzitien, regelmäßige Einkehrtage, Treffen in Spiritualitätsgruppen, gemeinsa-mes Gebet und Liturgie, sind neben ande-ren Elementen konkrete Hilfen zur Vertie-fung der sehr unterschiedlichen geistlichen Lebenswege – zur „Reform des inneren Menschen“, wie es der hl. Petrus Canisius einmal ausdrückte.

Wie werden die Studenten begleitet? Gibt es einen Tagesplan/Wochenplan? Wie trägt das Canisianum zu dieser „Reform des inneren Menschen“ bei?

Das Canisianum möchte im Dienst an den Studierenden durch qualifizierte Begleitung entsprechende Hilfestellung und persönli-che Vertiefung bei dieser „Reform des in-

neren Menschen“ vermitteln. Der Rektor/Studienpräfekt und der Spiritual beglei-ten die einzelnen Studenten der Hausge-meinschaft auf ihrem Glaubensweg, ihren Studien und in Fragen ihres priesterlichen Dienstes, um in einem vertrauensvollen Kli-ma ihre Begabungen und Kräfte zu fördern. Die Lebensordnung im Canisianum hat dabei zum Ziel, eine ganzmenschliche For-mung anzubieten. Ein klares Leitbild, ein abwechslungsreiches Jahresprogramm, sowie eine verbindliche Wochen- und Li-turgieordnung helfen dabei, dieses Ziel zu erreichen. Jeder ist eingeladen, sich mit seinen Begabungen und Kräften in die Ge-meinschaft einzubringen und so das Leben der Gemeinschaft zu bereichern und Ver-antwortung dafür mitzutragen. Der persön-liche Austausch von Glaubenserfahrungen, das Gespräch über geistliche Themen und theologische Fragestellungen in Spiritua-litätsgruppen, wie auch die Feier der Eu-charistie, helfen auf diesem Weg. In den Kulturgruppen können die Studenten den lebendigen Kontakt unter Mitbrüdern aus dem eigenen oder aus einem erweiterten Kulturkreis pflegen und den ihnen eige-nen Reichtum auch in die Kollegsgemein-schaft einbringen. Unter dem Wahlspruch „Cor unum et anima una“ hat das Canisi-anum seit seiner Gründung Menschen für die spezielle Nachfolge im priesterlichen Dienst geformt, die einander über den Stu-dienaufenthalt hinaus im Geist dieses Ge-dankens verbunden blieben.

Werden von den Studenten in der postgra-duierten Ausbildung auch Themen wie So-zialethik, Mission, Inkulturation, Akkomoda-tion, Interkulturelle Studien, etc. erforscht?

Die Hausleitung und die Strukturen des Kollegs wollen allen Studenten im Canisi-anum einen Ort privilegierter akademischer Formung bieten und optimale Möglichkei-ten für ihre philosophisch-theologischen Studien an der Katholisch Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Nach der Ordnung der Doktoratsstudien und

der PhD-Programme werden neben den klassischen philosophisch-theologischen Fächern verschiedenste Forschungs-schwerpunkte angeboten, wie die Themen: „Religion–Gewalt–Kommunikation und Weltordnung“, „Christliches Menschenbild und Naturalismus“, sowie „Synagoge und Kirchen“. Darin werden die oben ange-sprochenen Themenbereiche ausführlich behandelt. Ein so genannter „theologischer Stammtisch“ zu verschiedenen Themen, die Teilnahme am „Dies Academicus“ der Theologischen Fakultät, Studientage im Canisianum und andere Spezialveranstal-tungen wollen dazu anregen, im eigenen Denken nicht zu vereinsamen und sich im Ausformulieren des gewählten Arbeits-schwerpunktes einzuüben. Es ist im all-täglichen Miteinander im Canisianum auch möglich, im vertrauten Kreis der Kommuni-tät eigene Fragestellungen und Standpunk-te des akademischen Arbeitens zu teilen und zu vermitteln.

Mit welchen Diözesen und Orden koope-riert das Canisianum? Welche Kriterien führen zur Aufnahme? Gibt es einen Län-derschwerpunkt?

Durch eine lange Geschichte in der inter-nationalen Priesterausbildung hat das Ca-nisianum viele Kontaktdiözesen weltweit. Absolventen und Mitbrüder auf der ganzen Welt empfehlen unser Ausbildungshaus weiter und vermitteln neue Kontakte. So sind seit drei Jahren erstmals sieben chine-sische Studenten im Haus, sowie seit einem Jahr ein Student aus Myanmar, was uns sehr freut. Es gibt jedoch keinen eigenen Länderschwerpunkt, obgleich die Gruppen der Inder und der Afrikaner jedes Jahr groß sind. Im nächsten Jahr erwarten wir auch Studenten aus Äthiopien. Die Kandidaten werden zunächst von ihren Bischöfen und Höheren Oberen nach klaren Kriterien der Ortskirchen ausgewählt. Nach der Prüfung dieser Ansuchen durch die Hausleitung und der Zulassung an der Universität erfolgt die Aufnahme. Ausgezeichnete Studienleistun-

gen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Aufnahme. Eine klare apostolische Zukunftsperspektive und Sendung durch den Heimatbischof bzw. den Höheren Obe-ren eines Ordens sind ebenso wichtig. Ihrer je eigenen Berufung und Sendung entspre-chend erfolgt die Formation für einen quali-fizierten Dienst in ihren Heimatkirchen oder Ordensgemeinschaften. Für die Aufnahme ins Canisianum werden bereits gute Grundkenntnisse der Deut-schen Sprache erwartet. Die Erfahrungen der letzten Jahre, dass Studenten bereits in den Heimatländern vorbereitende Deutsch-kurse besuchen, sind ermutigend. In man-chen Ländern ist eine solche Sprachausbil-dung jedoch nicht möglich. In diesem Fall können die Grundkenntnisse auch hier in Innsbruck erworben werden, was natürlich die Studienzeit verlängert. Wir haben in den vergangenen Jahren im Haus eine ei-gene Lehrerin beschäftigt, die die Sprach-schüler mit ehrenamtlichen Helferinnen, ausgehend von sehr unterschiedlichen Sprachniveaus, zur für alle verpflichtenden Ergänzungsprüfung in Deutsch an der Uni-versität Innsbruck hingeführt hat.

Inwieweit haben Spender zur Ausbildung dieser internationalen Studenten im Cani-sianum beigetragen und was ermöglichen sie durch ihre Spenden? Wie kann weiters geholfen werden?

Das Internationale Theologische Kolleg ist neben eigenen Einkünften aus Vermie-tungen auf die großzügige Unterstützung vieler Spender angewiesen. Bei den Kos-ten für Unterhalt, Versicherung, Studienge-bühren, Sprachkurse und Nebenausgaben der Studenten werden mit dem Canisianum meist verschiedene Formen der Mitfinan-zierung, durch Stipendien und Patenschaf-ten von Pfarreien und, Hilfsorganisationen, sowie durch Beiträge von AltCanisianern, Wohltätern etc., vereinbart. Es wird bei Sti-pendienansuchen immer um eine Kosten-beteiligung gebeten, wobei die finanziellen Möglichkeiten der meisten Diözesen und

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Orden sehr begrenzt sind. Die Kollegslei-tung ist daher bemüht, in Zusammenarbeit mit Stipendiengebern bedürftigen Studen-ten Voll- oder Teilstipendien zu gewähren. Der Jahresbeitrag für den Unterhalt lag im Studienjahr 2013/14 bei € 4.050,00. Für Studiengebühren, für persönliche Ne-benauslagen, Sprachkurse, Exerzitien, Studienbehelfe etc., und für die Versiche-rungskosten werden ca. € 3.000,- veran-schlagt. Das ergibt jährliche Kosten von ca. € 7.500,00 für ein volles Stipendium. Die Realkosten sind allerdings fast doppelt so hoch. Auch Teilpatenschaften oder kleinere Spendenbeiträge für ein Stipendium sind uns eine große Hilfe. Das Canisianum gibt den Stipendiengebern jährlich Rechen-schaft über die verwendeten Gelder.

Wie ist die aktuelle Entwicklung des Ca-nisianums und wie sehen Sie die Zukunft dieses internationalen Kollegs?

Der Übergang vom Priesterseminar zu ei-nem Internationalen Theologischen Kolleg für postgraduierte Studien von Priestern wurde vor 8 Jahren eingeleitet. Im Sommer 2010 haben die letzten Seminaristen ihre Magisterstudien in Fachtheologie erfolg-reich abgeschlossen. Das weiter beste-hende Angebot für Lizenziats- bzw. Dok-toratsstudien in Innsbruck wird bereits von vielen Diözesen und Ordensgemeinschaf-ten weltweit gut angenommen. Über 30 In-teressenten, die Rückmeldungen aus ver-schiedenen Diözesen und die erfolgreichen Studienabschlüsse der vergangenen Jahre bestärken uns in unserem Einsatz. Wir sind überzeugt, als Internationales Theologi-sches Kolleg auch weiterhin der Weltkir-che einen hilfreichen Dienst zu leisten und selbst aus diesem befruchtenden Miteinan-der aus dem Glauben viel zu lernen.

4.4 konvenIat 2014 In IndIana

Die „Amerikanische Landsmannschaft“ lädt zum nächsten Konveniat 2014 ein. AltCa-nisianer Jean Vogler (im Canisianum von 1966-1970) organisiert dieses alljährliche Treffen. In seinem Namen leite ich die Ein-ladung weiter. Mit herzlichen Grüßen der Hausgemeinschaft des Canisinaums dan-ke ich für die treue Verbundenheit mit vie-len Amerikanischen Mitbrüdern.

Konveniat 2014 – „Hoosier Hospitality“

Liebe Altkonviktoren,“Grüße aus Indiana!” Now that everyone has their calendar for this new year of 2014, we wanted to make sure you reserve the dates for the next Innsbruck Konveniat. It will be taking place Tuesday-Wednesday-Thursday, July 15-16-17, at St. Meinrad Ar-chabbey/Seminary/School of Theology, at Saint Meinrad, Indiana, and hosted by the Evansville-“Altkonviktoren”. We have been meeting and planning what we think will be a great gathering. St. Meinrad is located midway between Evansville and Louisville and you may fly into either airport. It is lo-

cated just a few miles off I-64 and easily ap-proached by car, in fact you’ll have a beau-tiful drive through Hoosier National Forest.With a large group of Evansville-“Altkonviktoren” already in the neighbor-hood, though Prof. Verkamp has already told us he has an out of state obligation already, we are hoping for a particularly good attendance this year. Though there is a variety of quite interesting “Ausflug-des-tinations” nearby (e.g. Abe Lincoln’s home where he lived from age 7-21 with its at-tendant National memorial, Holiday World amusement park with two #1 world-ranked coasters, wineries, casino, etc), we are building more time in the schedule for “Ge-mütlickeit”. Do plan on joining us! To make things easy, reservations for the Konveniat 2014 should be made through me: Jean [email protected] E Mistletoe Dr.Santa Claus, IN 47579

Alles Gute im neuen Jahr! Bis später, Jean Vogler (class of 1970)

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4.5 chronIk vom 1. JulI BIs zum 15. dezemBer 2013

Kraus Lukas, Chronist

Am Montag, dem 29. Juli 2013, begann die lange vorbereitete Übersiedlung des Cani-sianums in die renovierten Räumlichkeiten in der Sillgasse. Ein detaillierter Bericht mit Fotos zum Umzug sind unter Punkt 4.1 zu finden.

Die Monate August und September waren danach eine eher ruhige Zeit, in der sich die wenigen in Innsbruck verbliebenen Ca-nisianer an die neuen Räumlichkeiten ge-wöhnen konnten. Die Frühmesse wurde im kleinen Kreis in der Aloisiuskapelle gefeiert, die Mahlzeiten wurden gemeinsam mit den Jesuiten im Refektor der Kommunität ein-genommen. Es ergaben sich so auch gute Gelegenheiten, mit den Patres und Brü-dern der Jesuitenkommunität in Kontakt zu kommen, deren Hausgenossen wir nun geworden waren.

Am 24. September begann das neue Stu-dienjahr mit dem Eröffnungsabend im Re-kreationsbereich des neuen Speisesaals, in dem sich auch die Bar befindet. Dabei konnten wir mit Jean-Désiré Sawadogo aus Burkina Faso bereits einen von zwei Neoingressi begrüßen. Paulinus Mwintome aus Ghana kam einige Zeit später in Inns-

bruck an. Die Aufteilung der Dienste im Haus erfolgte sehr rasch.

Eine Neuerung ergab sich bei den Kultur-gruppen. Es gibt nun vier Gruppen: Afrika, China, Indien und Südostasien/Interna-tional, die an drei Freitagen im Monat die Gelegenheit haben, abends gemeinsam selbst zubereitete Speisen nach Art der jeweiligen Heimatländer zu genießen. Die große afrikanische Gruppe teilt sich dabei, entsprechend den veränderten Räumlich-keiten, nochmals in drei kleinere Gruppen auf.

Am darauffolgenden Samstag, 28. Sep-tember, fand sich die ganze Gemeinschaft zur traditionellen Eröffnungswallfahrt nach Absam zusammen. Nach einer Statio in der Hauskapelle ging es bei leichtem Herbstnebel am Fuß der Nordkette entlang zum Romedikirchl bei Thaur, wo die zweite Statio gehalten wurde. Nach der Ankunft in Absam feierten wir gemeinsam mit unse-

rem Spiritual P. Josef Thorer SJ die Heilige Messe in der Wallfahrtsbasilika von Ab-sam.

Ein stärkendes Mittagessen beim nahe ge-legenen Kirchenwirt schloss die Wallfahrt würdig ab.

Zum Allerseelenfest besuchte die Haus-gemeinschaft nachmittags das Grabmal für die verstorbenen Canisianer auf dem Westfriedhof zum Totengedenken und zur Grabsegnung.

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Am Freitag, dem 8. November, waren alle Altcanisianer, Wohltäter, Freunde und Freundinnen des Canisianums zu einem „Tag der offenen Tür“ mit einer Segnungs-feier der neuen Räumlichkeiten eingela-den. Am Nachmittag gab es für alle Gäste die Gelegenheit, das „neue Canisanum“ zu besichtigen und sich von den Hausbewoh-nern die verschiedenen Räume und Ein-richtungen zeigen zu lassen.

Als treuer Freund und Förderer des Ca-nisianums hat Bischof Manfred Scheuer die Segnung des neuen Canisianums vor-genommen. Der Tag klang dann mit einer gemeinsamen Agape im Speisesaal des Jesuitenkollegs aus.

Vom 9. bis 10. November fand der erste Einkehrtag des neuen Studienjahres statt, zu dem auch wieder die Seminaristen aus Brixen und Hötting eingeladen waren. Schwester Ilsemarie Weiffen RSCJ, Fach-referentin für pastorale und theologische Fortbildung der Diözese Innsbruck, hielt die beiden Impulsvorträge zum Thema „Lebensweg als Erfahrungsfeld des Glau-bens“.

Am Samstag ging es in einer Schriftbe-trachtung zu Lk 24, 13–32 (die Begegnung der beiden Jünger mit Jesus auf dem Weg nach Emmaus) um „den Weg Gottes mit mir“. Schwester Ilsemarie leitete uns da-bei an, die Frage „Musste das nicht alles geschehen?“ auf unsere eigene Lebensge-schichte zu beziehen, umso besser auf die Stimme Gottes in unserem Leben hören zu können. Im zweiten Impulsvortrag am Sonntag weitete sich dann die Perspektive hin auf den „Weg Gottes mit der Mensch-heit“. Betrachtet wurde dabei das vierte Hochgebet, das als eine Art Zusammen-fassung der Heilsgeschichte gelesen wer-den kann. Zentral ist darin die Botschaft von der bedingungslosen Liebe Gottes zu den Menschen. Das Hören und Anneh-men dieser Botschaft soll uns dazu führen, nicht mehr uns selber zu leben, sondern ihm, Jesus Christus, unserem Herrn, der uns vom Vater den Heiligen Geist gesandt hat, damit wir diese Botschaft allen Men-schen verkünden. Der Heiligen Messe zum Abschluss des Einkehrtages stand Pater Thorer vor, der dabei Schwester Ilsemarie

die Gelegenheit gab, noch einmal in einer Predigt zu uns zu sprechen.

Mit dem neuen Kirchenjahr wurde auch im Canisianum die neue Ausgabe des „Got-teslob“ als Gesangbuch eingeführt. Am Mittwoch, dem 27. November, gab uns Dr. Liborius Lumma in der Hauskapelle eine Einführung dazu. Am Vorabend des ers-ten Adventsonntages, dem 30. November, eröffneten wir dann das neue Kirchenjahr mit einer Vesper und der Segnung der Adventkränze, die uns seither in allen Ge-meinschaftsräumen an die Ankunft unse-res Herrn erinnern.

Der zweite Einkehrtag am 7. und 8. Dezem-ber stand unter dem Thema „Was heißt glauben? Modelle gelebten Glaubens“ und wurde ohne externe Referenten vom Cani-sianum selbst gestaltet.

Jean-Désiré Sawadogo stellte uns in ei-nem ersten Impulsvortrag das Leben der Heiligen Josephine Margarete Bakhita (1869 – 1947) vor. Beeindruckend ist bei dieser Heiligen vor allem ihr Vertrauen in die Güte und Vorsehung Gottes, den sie bereits als kleines Kind „in ihrem Herzen spürte“, noch bevor sie das Christentum kennengelernt hatte. Trotz ihres schweren Schicksals in der Sklaverei war sie nie ver-zweifelt oder mutlos. Ihre Peiniger hat sie nie gehasst. Sie konnte am Ende sogar für ihre Entführung und die Misshandlungen

danken, denn „wenn das nicht geschehen wäre, wäre ich keine Christin und Ordens-schwester geworden“, wie sie in ihren Er-innerungen schreibt. Jean-Désiré betonte in seinem Vortrag, dass Bakhita durch die vielen bitteren Erfahrungen der Trennung von lieben Menschen dafür frei geworden

war, sich ganz an Gott zu binden. Im zweiten Impulsvortrag berichtete Isi-dore aus dem Leben der Seligen Mutter Theresa von Kalkutta. Sie wurde aus ih-rem Leben als Ordensschwester noch ein-mal von Gott herausgerufen, um sich um die Armen, Kranken und Sterbenden und um alle Menschen am Rande der Gesell-schaft zu kümmern. „Die größte Krankheit ist nicht Tuberkulose oder Lepra; es ist unerwünscht, ungeliebt und an den Rand gedrängt zu sein“, sagte sie einmal. In seinem Vortrag ging Isidore auch auf die vermeintliche Glaubenskrise Mutter Te-resas ein. Aussagen aus ihren Briefen wie „wo ist mein Glaube?“ und „selbst in mei-nem Inneren gibt es nichts als Leere und Dunkelheit“ werden immer wieder so ge-deutet. Man könne diese Worte aber auch als Zeugnis gerade für den tiefen Glauben Mutter Teresas ansehen: Trotz der Dunkel-heit, und obwohl sie oft nur Leere fühlen konnte, blieb sie standhaft und hielt fest an Glaube, Liebe und Hoffnung.

Die abschließende Festmesse zum Hoch-fest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria wurde

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4.5.1 BIlder vom weIhnachtslIedersInGen 2013 von Ernest Anezichukwu Obodo zelebriert. In seiner Predigt verband er die Lebens-zeugnisse Bakhitas und Mutter Theresas mit dem Blick auf die Gottesmutter: „Wir sind gerufen, Maria nachzuahmen: in ihrer Demut, Selbstlosigkeit, Aufopferung und Ganzhingabe“.

In Vorbereitung auf das Geburtsfest Jesu hat das Canisianum zusammen mit der Je-suitenkommunität am 12. Dezember zu ei-ner familiären Adventfeier mit Canisianern, AltCanisianern, Freundinnen und Freun-den unseres Kollegs, in das neue Collegi-um Canisianum eingeladen. Mit fast 100 Gästen, unter ihnen auch Bischof Manfred Scheuer und Generalvikar Jakob Bürgler, haben wir uns in unserem neuen Zuhause mit besinnlichen Liedern aus den verschie-denen Kulturen der Canisianer gemeinsam auf Weihnachten eingestimmt.

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6. dIözesenlIste studIenJahr 2013/14

Außereuropäische Kontinente: 37 StudierendeAFRIKA 16 Weltpriester + 1 OrdenspriesterASIEN 14 Weltpriester + 2 Ordenspriester + 4 Studenten im Kolleg

Europa: 2 StudierendeDeutschland 1 Student im KollegUkraine 1 Weltpriester

Gesamt: 39 (davon 36 Priester)

Studierende Gesamtzahl: 39Weltpriester: 31Ordenspriester: 3Studenten im Kolleg: 5 (1 Weltpriester,1 Ordenspriester und 3 Studenten)

AFRIKA: 16 Diözesanpriester und 1 Ordenspriester

Burkina Faso (1) 1 Kaya Sawadogo Jean-Désiré (P)Côte d’Ivoire (1) 1 Bondoukou Tan Atta Kobenan Nestor (P)Ghana (1) 1 Damongo Mwintome Paulinus (P)Kenia (3) 2 Homa Bay Mboya Joseph B. Thomas (P) Odeny Timon Ochieng’ (P) 1 Nakuru Chepkuto Francis (P)Kongo (D.Rep.)(2) 2 Tshumbe Shako Lokeso Robert (P) Tshombokongo Pascal (P)Nigeria (4) 1 Ijebu-Ode Ogunbanwo Martin Adeleke (P) 1 Kaduna Maigari Emmanuel (P) 1 Minna Usman Jamahh Victor (P) 1 Enugu Obodo Ernest Anezichukwu(P)Tanzania (3) 1 Mbeya Tegete Francis Francis (P) 1 Musoma Malima Peter George (P) 1 Tanga Nitunga Sylvester Ludovick (P)Uganda (1) 1 Fort Portal Mujuni Joseph (P)

ASIEN: 14 Diözesanpriester und 2 OrdenspriesterChina (5) 1 Beijing Wang Zhanbo (Joseph) (P) 1 Sanyuan Wang Yanpan (P) 1 Weinan Xu Feiyan (P) 2 Xianxian Zhang Jianfang (Joseph) (P) Zhao Weijing (Peter) (P)Indien (4) 1 Ernakulam-Angamaly Puthussery Poulose Joshy (P) 1 Muzaffarpur Isidore Isidore (P) 1 Tuticorin James Machado Julians Marlan Joshi (P) 1 Verapoly Vazhakkootathil George Job (P)

5. wIr GratulIeren

Akademische Grade

Zum Magister der Philosophie

Kim Woong-Rae Joseph (SoSe 2007-2013) Inchon/Süd-Korea„Die offene Möglichkeit des Gottesglau-bens zwischen der Denkbarkeit Gottes und der Unerkennbarkeit Gottes in Kants ‚Kritik der reinen Vernunft‘.“

Zum Doktor der Theologie

Gerbut Yaroslav (2009-2013)Iwano Frankiwsk/Ukraine„Lebenssinn und Suizidprävention in der Ukraine. Die Suche nach dem Lebenssinn bei V. Frankl und die Gottesherrschaft als Lebenssinn für die Menschen in der Ukra-ine.“

Usman Jamahh Victor (2008-2013)Minna/Nigeria„So that the faithful may derive the true Christian spirit. The internal, spiritual and pastoral-liturgical dimensions of active par-ticipation in the liturgy in the light of Sacro-sanctum Concilium.”

Weihen, Ernennungen, Jubiläen

Ernennungen

Wir gratulieren AltCanisianer P. Karl Pein-hopf MCCJ (im Canisianum von 1973-1975) zu seiner Wahl und Ernennung zum Provinzial der Comboni Missionare vom Herzen Jesu und wünschen ihm Gottes Segen für seine Aufgabe.

Jubiläum

Wir gratulieren AltCanisianer Univ.-Prof. Dr. John Fernandes (im Canisianum von 1960-1963 und von 1966-1967) zum 50-jährigen Priesterjubiläum. Am 24. Mai 2013 konnten wir, nach Dankgottesdiensten und Feiern in Mangalore und in Trier, als Hausgemein-schaft des Canisianums zusammen mit Freundinnen und Freunden von John aus Österreich und Deutschland Eucharistie feiern, Dank sagen für dieses wunderbare Jubiläum. Ein „Theologischer Gedank-enaustausch“ im Liturgischen Institut Trier und eine Vorlesung an der Theologischen Fakultät Innsbruck (siehe „Beiträge“ in diesem Korrespondenzblatt) boten Gele-genheit unter dem Aspekt des Konzilsjubi-läums Rückschau auf 50 Jahre zu halten und die Wirkungsgeschichte des Konzils Indien zu reflektieren. Wir wünschen un-serem Mitbruder weiterhin Gesundheit und Gottes Segen für sein Wirken.

dIözesenlIsteGratulatIonen

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GeBurtstaGe und weIheJuBIläendIözesenlIste

7. GeBurtstaGe und weIheJuBIläen 2014

Geburtstage 2014

1919 = 95 Jahre04.03.1919 Haeller Dr. Walther27.04.1919 Bajrak Miroslaw06.06.1919 Schmid Johann Alois08.06.1919 Keller Johannes05.09.1919 Kazlauskas Dr. Vytautas

1924 = 90 Jahre04.02.1924 Good DDr., PhD, D. Litt. James02.04.1924 Gasser Karl04.04.1924 Grawehr Dr. Karl18.04.1924 Deckers Dr. Hans28.04.1924 Dobler Rudolf05.06.1924 Furrer Otto25.06.1924 Peters Heinrich27.07.1924 Hagemeister Rudolf16.08.1924 Fegyverneki George23.11.1924 Hartmann P. Alois15.12.1924 Zelger Josef

1929 = 85 Jahre04.01.1929 Vorgrimler Dr. Herbert07.01.1929 Buerstedde Dr. Wilhelm07.01.1929 Lopez-Casero Franz13.01.1929 Hättich Edgar10.02.1929 Sauer Josef03.03.1929 Siller Dr. Hermann Pius04.03.1929 Keusch Andreas06.03.1929 Trutwin Dr. Werner13.03.1929 Troppe Franz17.03.1929 Neundorfer Hannjürg22.03.1929 Beirle P. Theo SJ09.04.1929 Haselwanter Gilbert13.04.1929 Zauner Dr. Wilhelm16.04.1929 Aichinger Stefan02.05.1929 Pörnbacher Dr. Hans16.05.1929 Skerl Alphons22.05.1929 Rechsteiner Josef A.06.06.1929 Stocker Johann08.06.1929 Dammertz Dr. Viktor Josef13.06.1929 Kern Ingomar27.06.1929 Röhrich Friedrich Martin08.07.1929 Ehrhardt Rudolf11.07.1929 Deisenhammer Otto V.19.07.1929 Kettel Joachim

08.08.1929 Koch Hans-Ludwig23.08.1929 Hug Richard16.09.1929 Egger Gotthard05.10.1929 Steger Dr. Karl B.22.10.1929 Jäger Bertram11.11.1929 Viloria José Luis20.11.1929 Röthlin Eduard21.11.1929 Berkmüller P. Dr. Alfons SSS07.12.1929 Eitel Dr. h.c. Walter11.12.1929 Meny Charles19.12.1929 Marré Peter-Paul22.12.1929 Bada-Panillo José Ramón22.12.1929 Fehr P. Paulus OCart.26.12.1929 Rucker P. Eugen SVD

1934 = 80 Jahre03.03.1934 Domann P. Gerhard SAC07.03.1934 Peters Dr. Burkhard17.03.1934 Waldenfels Dr. Bernhard19.03.1934 Kodiyan Thomas24.03.1934 Keller Josef27.03.1934 Zensus Johannes29.03.1934 Pfiester Joseph03.04.1934 Gasser P. Dr. Ulrich OT11.04.1934 Babanits Stefan27.04.1934 Zerfass Dr. Rolf06.05.1934 Hofer P. Richard OCist.11.05.1934 Scherrer Anton06.06.1934 Vasquez Sanchez Colombo04.07.1934 Baumann Albert12.07.1934 Seeber Dr. David20.07.1934 Aarburg Peter v.22.07.1934 Figura Heinrich J.03.09.1934 Schwegmann Werner08.10.1934 Demel P. Dr. Bernhard OT12.10.1934 Endress James R.01.11.1934 Trebo Karl06.11.1934 Leppers Heribert16.11.1934 Pesendorfer Dr. Franz Alberich25.11.1934 Ricken Norbert30.11.1934 Carlson Oscar12.12.1934 Peukert Dr. Helmut19.12.1934 Meulemann Axel21.12.1934 Zuluaga Rodrigo31.12.1934 Vegelj Vinko

1939 = 75 Jahre06.01.1939 Milby Lawrence M.10.01.1939 Tirumanywa Cyprian

Indonesien (2) 2 Semarang Mahamboro Bismoko Dionius (P) Subali Yohanes (P)Korea (1) 1 Inchon Kim Woong Rae Joseph (P)Myanmar (1) 1 Hakha Thang Zawm Hung Augustine (P)Vietnam (1) 1 Phan Thiet Dao Thanh Khanh Peter (P)

EUROPA: 1 DiözesanpriesterUkraine (1) 1 Lviv Plotsidem Mykhaylo (P)

Ordenspriester : 31 CST Parathattel Thomas (P) Indien1 MF Alukaputhussery Martin Devassy (P) Indien1 SMMM Njurum Sylvanus Ifeanyi Kizito (P) Nigeria

Studenten im Kolleg: 3 Studenten, 1 Diözesan- und 1 OrdenspriesterChina (2) Jieyang Jiang Jia Jeffrey Xingtai Tian Shufeng PeterDeutschland (1) Schmißberg Kraus LukasIndien (2) Trichur Chalissery Lijo (P) MPH Nanduri Vijay Kumar (P)

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GeBurtstaGe und weIheJuBIläenGeBurtstaGe und weIheJuBIläen

15.06.1944 Steinbach P. Johann OSA01.08.1944 Bielaszewski Wieslaw07.08.1944 Deutsch Robert08.08.1944 Huberty Fernand09.08.1944 Streweler Raymond21.08.1944 Vavrovsky Dr. Hans-Walter22.08.1944 Daffner Franz-Reinhard10.09.1944 Bernal Santiago15.09.1944 Kustermann Dr. Abraham Peter M.18.09.1944 Rolfes DDr. Helmuth26.09.1944 Crvenka Vladimir P. Dr. Mario OFM27.09.1944 Meyer Martin01.10.1944 Panjikaran Dr. Sebastian01.10.1944 Schöler Franz08.10.1944 Braun Marcel16.10.1944 Félix Lasmarías Teodoro28.10.1944 Müller Guy31.10.1944 Schiffmann Heinrich09.11.1944 Pesch Dieter24.11.1944 Erens Lothar29.11.1944 Hubmann Dr. Franz01.12.1944 Schuh Karl04.12.1944 Jenner DDr. Christoph18.12.1944 Heidinger Rudolf

1954 = 60 Jahre01.01.1954 Park Soon-Sin Franz X.11.01.1954 Thattakath Joy Peter25.01.1954 Stelzl Franz06.02.1954 Linz Josef02.03.1954 Giménez José Angel02.03.1954 Kennedy Paul20.04.1954 Freudenthaler Dr. Christoph22.04.1954 Nebl Josef26.04.1954 Rochart Christoph28.04.1954 Bauer Michael01.05.1954 Hochgruber Dr. Robert21.05.1954 Jez Zelko02.06.1954 Bautista P. Dr. Erasmo Lucas MCCJ21.06.1954 Gruber Alois20.07.1954 Turek Frantisek27.07.1954 Frontull Jakob01.08.1954 Unfried Wolfgang07.08.1954 Groten Benno20.08.1954 Krstanovic Ivan06.09.1954 Noflatscher Dr. Heinrich

08.09.1954 Vickman Steven11.09.1954 Mihalisko Michal18.09.1954 Hauswirtshofer Ernest08.10.1954 Sauren Dr. Rolf12.10.1954 Kesina Dr. Ivan22.10.1954 Okonkwo I. A. Dr. Jerome23.10.1954 Knezevic Tomo05.12.1954 Peinhopf Karl MCCJ23.12.1954 Grimaldi G. Ernesto

1964 = 50 Jahre10.01.1964 Antonelli Francesco Antonio19.01.1964 Mungovin John22.01.1964 Gegö István25.02.1964 Kurmann P. Anton SJ01.03.1964 Manser Josef26.03.1964 Prassl P. Friedrich SJ, Rektor des Canisianums15.04.1964 Kim Tae-Sung Thomas04.05.1964 Kulandaisamy Maria Joseph05.05.1964 Gomez Dr. George John13.05.1964 Mullur Tomy26.05.1964 Nwachukwu Ozioma Dr. Jude28.05.1964 Weingartner Wolfgang21.06.1964 Munishi Sigismund Somnia Christian26.07.1964 Salt Jonathan17.08.1964 Volek Dr. Peter17.08.1964 Völyesi Iwan06.09.1964 Bolt Dominik27.09.1964 Kurz Rolf11.10.1964 Kaleta Dr. Janusz, Bischof v. Karaganda17.10.1964 Schneeberger P. Nivard OCist.29.10.1964 Mauser Andreas B. F.04.11.1964 Rumetshofer Konrad18.11.1964 Okachi Ngozika Paulinus10.12.1964 Wehrli Eugen28.12.1964 Thüx P. Norbert OT

Weihejubiläen 2014

1989 = 25 Jahre Bischof17.06.1989 Komarica Dr. Franjo, Bischof v. Banja Luka1964 = 50 Jahre Abt08.09.1964 Lechner P. Dr. Odilo OSB

10.01.1939 Moormann Arnold Franz3.01.1939 Kreilein Dr. Sylvester L.16.01.1939 Rings Walter24.01.1939 Nimmervoll P. Dr. Dominik J. OCist.28.01.1939 Zellner Lorenz02.02.1939 Wetterer Edward04.02.1939 Ko Seung-Ouk Dr. Augustin12.02.1939 Nguyen-Minh Chau Andreas12.02.1939 Wolf Gerhard19.02.1939 Brandstetter Dr. Heinrich19.02.1939 Eichenlaub Rudi23.02.1939 Stakemeier Siegbert25.02.1939 Kössler Reinhart04.03.1939 Wingerter Theo23.03.1939 Helmig Dr. Franz Joseph25.03.1939 Hehman Lawrence28.03.1939 Gavin Dr. Carney E.02.04.1939 Lord Ronald A.06.04.1939 Andris Erich09.04.1939 Ledergerber Ivo11.04.1939 Riofrio Carlos25.04.1939 Ruiz Velasco Mejia Javier R.01.05.1939 Ehrensperger Dr. Franz17.05.1939 Angerer Sebastian P. Dr. Martin OSB01.06.1939 Dolan Anthony P.14.06.1939 Urban Martin29.06.1939 Balthasar Dr. Johannes30.06.1939 Ruede William J.09.07.1939 Stopp Walter15.07.1939 Klein Lawrence16.07.1939 Pokorney David28.07.1939 Mikes Herbert Johannes01.08.1939 Matzner DDr. Alexander06.08.1939 Galke P. Georg SM06.08.1939 Weber P. Otto Heinrich CMF16.08.1939 Uebelhor Gayle09.09.1939 Raberger DDr. Walter10.09.1939 Lane Frank11.09.1939 Schelpe Bernhard Michael11.09.1939 Siemes Rudolf23.09.1939 Diplinger Eugen08.10.1939 Etzlstorfer Josef09.10.1939 Robledo Dr. Angel German13.10.1939 Kroisleitner Rupert17.11.1939 Pfeiffer Dr. Charles21.11.1939 Maderegger Josef25.11.1939 Reiffer Dr. René

26.11.1939 Floracks Theo15.12.1939 Springer Christian19.12.1939 Meyer Robert Edward19.12.1939 Suarez Rondon German20.12.1939 Zulehner DDr. Paul M.25.12.1939 Tjo Tjeng Hen Dr. Patrick25.12.1939 Overmeyer P. Leo OSB26.12.1939 Jaensch Wolfgang29.12.1939 Schober Rudolf R.

1944 = 70 Jahre11.01.1944 Simon Friedbert14.01.1944 Smazinka Jörg15.01.1944 Bettag Klaus17.01.1944 Gries Gerald J.20.01.1944 Colmenero Atienza Dr. Javier27.01.1944 Förch Dr. Gerhard02.02.1944 Kopp Norbert11.02.1944 Schumacher Tilman12.02.1944 Albrecht Dr. Walther14.02.1944 Häfliger Albert21.02.1944 Fässler Franz26.02.1944 Hoomissen Flor van01.03.1944 Knezevic Milivoj02.03.1944 Krammer DDr. Johann08.03.1944 Mairitsch Dr. Markus09.03.1944 Backes Albert12.03.1944 Hwang Thae-Ung Joseph18.03.1944 Silbernagl Josef19.03.1944 Beljan Dr. Josip20.03.1944 Kellner P. Johannes OT20.03.1944 Kriech P. Johannes CMM21.03.1944 Platter P. Dr. Bruno OT23.03.1944 Buchmann Josef24.03.1944 Hencks Pierre28.03.1944 Sauer Dr. Hanjo28.03.1944 Bohak P. Janko OFM01.04.1944 Payer Alois01.04.1944 Sweeney Charles03.04.1944 Weber Anton08.04.1944 Bastini Matthias14.04.1944 Crumbach DDr. Karl23.04.1944 Galvin Dr. John P.28.04.1944 Pichler Dr. Karl18.05.1944 Berger Dr. Josef25.05.1944 Mathay Josef03.06.1944 Weissen Charles11.06.1944 Zeimen Joseph11.06.1944 Matkovic P. Anto

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memento morIGeBurtstaGe und weIheJuBIläen

8. memento morI

Bruce Josephim Canisianum von1967 – 1969verstorben

Bucher Theodorim Canisianum von 1943 – 1946verstorben am 21. Oktober 2013

Geboren in Inwil/LU, aufgewachsen in Küssnacht am RigiPriesterweihe in Chur am 7. Juli 1946Philosophie- und Religionslehrer am Kolle-gium Maria Hilf, Schwyz, 1948-1957Direktor des Lehrerseminars des Kantons Schwyz, Rickenbach, 1957-1975Studienleiter an der Paulus-Akademie, Zü-rich, 1975-1986Seelsorger in Vaduz, 1986-2009

Der Gelehrte – der Lehrer – der Theologe und Seelsorger

Schon in jungen Jahren hatte Theodor Bucher auf eine gründliche Ausbildung

Wert gelegt. Er studierte bei den Jesuiten und erwarb sich eine sehr fundierte Bil-dung in Philosophie und Theologie. Später absolvierte er berufsbegleitend ein Studi-um der Tiefenpsychologie am Institut für angewandte Psychologie in Zürich (1955) und schloss einen Studienurlaub an der Universitäts-Nervenklinik in Wien an (1955-1956). Nebst seiner philosophischen und theologischen Bildung war es ihm wichtig, sich auch mit den Anlagen und der Psyche des Menschen auseinanderzusetzen. Das befähigte ihn, selber ein guter Lehrer zu werden.Von 1948-1955 und von 1956-57 unter-richtete er als Philosophie- und Religions-lehrer am Kollegium Maria Hilf in Schwyz. Ab 1957 bis 1975 war er Direktor des Kan-tonalen Lehrerseminars in Rickenbach/ Schwyz. Er spürte, dass eine neue Zeit in der Lehrerausbildung angebrochen war. Voller Energie und mit visionärem Weitblick prägte er das Lehrerseminar. Unter ande-ren publizierte er die beiden Bücher „Leh-rerbildung im Umbruch der Zeit“ und „Dia-logische Erziehung“. Die Schriften zeigen, dass Theodor Bucher sehr daran gelegen war, die Zeichen der Zeit zu erkennen und den Dialog als Grundlage für eine gute Er-ziehung zu betonen. Die Auseinanderset-zung auf sachlicher, argumentativer Ebene war ihm wichtig, und er blieb kritisch ge-genüber einer autoritären Haltung, die sich nur auf Machtpositionen stützte. 1975-1986 übernahm er die Aufgabe des Studienleiters an der Paulusakademie in Zürich in den Bereichen Psychologie, Päd-agogik, Massenkommunikationsmittel und Betagtenarbeit sowie berufsethischen Fra-gen für das Krankenpflegepersonal. Auch in dieser Aufgabe war es ihm ein Anliegen, die Fragen der Zeit aufzugreifen und fun-diert dazu Stellung zu nehmen. Er wollte in die Zeit hineinsprechen, damit die Men-schen nicht nur schöne allgemeine Sätze hörten, sondern Hilfe für ihr Leben fanden, wie es der Buchtitel „Werte im Leben des Menschen. Überlegungen – Orientierung – Erziehungshilfen“ (1983) andeutet.

1944 = 70 Jahre Priester07.05.1944 Kazlauskas Dr. Vytautas1949 = 65 Jahre Priester02.04.1949 Lengwiler Dr. Eduardo02.04.1949 Wettstein P. Franz Xaver CMM03.04.1949 Nagele Hermann29.07.1949 Zürcher Burkhard07.08.1949 Schwarzmann Dr. Alfons1954 = 60 Jahre Priester14.03.1954 Metz DDr. Johann B.03.04.1954 Fürer Dr. Ivo, Bischof em.04.04.1954 Hinteregger August04.04.1954 Maldonado Dr. Luis04.04.1954 Hylla Kristian04.04.1954 González Hernando04.04.1954 Egger Gotthard30.05.1954 Hättich Edgar29.06.1954 Bär Anton29.06.1954 Buhri Herbert07.12.1954 Stadler P. Andreas CMM08.12.1954 Rucker P. Eugen SVD1964 = 50 Jahre Priester08.03.1964 Schuler Hubert14.03.1964 Fernandez Barberá Carlos14.03.1964 Tchoi Youn Dr. Ambrosius14.03.1964 Kim Pyeng-Hac Raphael14.03.1964 Wetterer Edward14.03.1964 Davidson John14.03.1964 Gasser P. Dr. Ulrich OT14.03.1964 Lütticken P. Johannes OSB14.03.1964 Rabensteiner P. Pius OSB14.03.1964 Gloudeman Robert J.14.03.1964 Lord Ronald A.14.03.1964 Kim Yeng-Sen Leo15.03.1964 Sonderegger Alfons15.03.1964 Hutter Paul15.03.1964 Lautenschlager P. Dr. Bruno SJ04.05.1964 Kodiyan Thomas16.05.1964 Naneder P. Beda OSB07.06.1964 Andris Erich29.06.1964 Zulehner DDr. Paul M.29.06.1964 Wohlmuth Dr. Dr. h. c. Josef29.06.1964 Pronath Lukas29.06.1964 Schuster Klaus25.07.1964 Zirkel DDr. Adam25.07.1964 Hommrich Thomas A.26.07.1964 Zeitler John W.25.10.1964 Rovira Miguel08.12.1964 Montoya José

1974 = 40 Jahre Priester25.01.1974 Walewander Dr. Edward25.01.1974 Flanagan Dr. Thomas J.03.03.1974 Ifesieh Dr. Emmanuel24.03.1974 Grgic Jakob03.04.1974 Karinattu Dr. Joseph06.04.1974 Ugwu Dr. Patrick11.05.1974 Hamus Henri11.05.1974 Molitor Martin11.05.1974 Franck Albert25.05.1974 Bachler Alfred P. Winfried OSB29.06.1974 Juhant Dr. Janez29.06.1974 Ancic Dr. Nedjelko29.06.1974 Neumüller Alois Laurenz29.06.1974 Miesbauer Raimund Ludolf29.06.1974 Groiss Wolfgang Heinrich29.06.1974 Prosenjak Dr. Franc29.06.1974 Stifter Walter03.07.1974 Ishika Dr. Beda06.07.1974 Komma P. Gerwin SJ06.07.1974 Leitner P. Dr. Severin SJ14.07.1974 Siebenbour Jean20.07.1974 Lüke Heinrich Thomas25.08.1974 Erd P. German OCist. 24.10.1974 Smazinka Jörg31.10.1974 Kim Tjeung Nam Dr. Barnabas21.12.1974 Jacobs Dr. Philip1989 = 25 Jahre Priester04.02.1989 Vattaparambil Devassykutty Sebastian18.02.1989 Wollenweber Joachim08.04.1989 Aerathedathu P. Dr. Tomson MSFS30.04.1989 Scherrer Guido10.05.1989 Rayappan Dr. Arasa Kumar04.06.1989 Kaleta Dr. Janusz, Bischof v. Karaganda11.06.1989 Awa Okogbua Dr. Martin11.06.1989 Nduka Ikechukwu Dr. Michael29.06.1989 No Kwang-Soo Gregorius29.06.1989 Okafor DDr. Nathaniel Chika29.06.1989 Lee Kyung-Soo Dr. Raphael02.07.1989 Tschiggerl P. Hans SJ12.08.1989 Eze Ikechukwu Paul06.10.1989 Chamminikodath Jerome17.11.1989 Pérez Tirado Oscar Roberto10.12.1989 Eze Chielozona Dr. Ephraim

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memento morImemento morI

wählt: „Er, Christus, muss zunehmen, ich aber abnehmen“ (Joh 3,30). Diesem Leit-wort ist Pfarrer Hans Nussbaumer ein Le-ben lang treu geblieben. Er wollte sich nie in die Mitte stellen. Es war seine tiefste Überzeugung, dass in die Mitte nur einer gehört: Jesus Christus. Aus dieser Mitte Jesus Christus hat Hans Nussbaumer sel-ber gelebt und gewirkt. Er war nicht nur Verkünder von Jesus Christus und seiner Botschaft. Er war zuerst und in allem auch Hörer der göttlichen Botschaft. Er wuss-te, aus welchen Quellen ein Priester / ein Christ leben soll. Das machte sein Leben so einmalig, überzeugend, authentisch und glaubwürdig. Sein Leben war so etwas wie gestaltgewordenes Evangelium. Für die-ses sein Leben und Wirken bleiben wir ihm über das Grab hinaus dankbar. Wir wollen jetzt nochmals die einzelnen Stationen sei-nes Lebens und Wirkens in Erinnerung ru-fen. Hans Nussbaumer wurde am 18. Oktober 1927 als drittes von acht Kindern seinen Eltern in Wetzikon ZH geboren. Im Jahre 1947 schloss er in Disentis die Mittelschule mit der Matura ab. Danach studierte er ein Jahr lang Theologie in Fribourg, trat dann ins Kloster Disentis ein. Doch im Novizi-atsjahr 1948/49 erkannte er, dass er wohl doch nicht zum Klosterleben berufen war, sondern Gott ihn anderswo haben wollte. Er trat aus dem Kloster aus und studierte sechs Semester Theologie bei den Jesu-iten in Innsbruck. Die Zeit im Gymnasium und im Kloster Disentis sowie die Zeit an der Theologischen Hochschule und im Konvikt Canisianum in Innsbruck war für ihn eine beglückende Zeit. Den beiden Studienorten Disentis und Innsbruck blieb er stets innig verbunden. Die regelmässi-gen Besuche zeigten, dass er viel Kraft und Inspiration aus diesen Orten und Zeiten schöpfen durfte. Nach dem Pastoraljahr im Seminar St. Gallen - St. Georgen emp-fing er am 21. März 1953 in der Kathedrale von St. Gallen die Priesterweihe. Danach folgten fruchtbare Jahre seelsorgerlichen Wirkens: Kaplan in Balgach 1953-1956; Vi-

kar in St. Maria, St. Gallen-Neudorf 1956-1965; Pfarrer in Ebnat-Kappel 1965-1970; Pfarrer in Goldach 1970-1996. Er genoss nicht nur das fast uneingeschränkte Ver-trauen und die Wertschätzung der Pfarrei-angehörigen, sondern auch das Vertrauen der Mit-Seelsorgenden im Dekanat, die ihn zum Dekan wählten. So wirkte er als Dekan im Dekanat Rorschach von 1971-1977 und nochmals von 1981-1985 und nahm so wichtige überpfarrliche Aufgaben wahr. Von 1980-1996 gehörte er als Rural-kanoniker dem Domkapitel St. Gallen an. Während 30 Jahren, von 1956-1986 stand er als Feldprediger-Hauptmann im Dienste der Armee. Mit Rat und Tat unterstützte er als Vorstandsmitglied während fast 20 Jah-ren (1986-2004), das Johanneum in Neu St. Johann, eine segensreiche Institution für Menschen mit einer Behinderung. Im Jahre 1996 kam er zur Unterstützung sei-nes einstigen Studienfreundes Pfarrer Ivo Koch als Pfarr-Resignat nach Appenzell. Als dieser kurze Zeit danach starb, blieb Hans Nussbaumer praktisch vollamtlich in der Seelsorge tätig. Erst nach knapp zwei Jahren, als Stephan Guggenbühl als Pfarrer nach Appenzell kam, konnte er sich entlas-ten. Er stellte sich aber weiterhin regelmä-ßig für unzählige seelsorgliche Dienste im ganzen Inneren Land zur Verfügung. Seine mit kräftiger und überzeugender Stimme vorgetragenen, gehaltvollen und einpräg-samen Predigtworte wurden allseits sehr geschätzt. Viele, die ihn und seine Art des priesterlichen Wirkens kannten und schätz-ten, luden ihn gerne ein zur Spendung der Taufe oder der Krankensalbung sowie zur Trauassistenz bei der kirchlichen Hochzeit. In all den Jahren der Seelsorge unterstütz-te ihn tatkräftig seine Schwester Agnes als Haushälterin und umsichtige Persönlich-keit. „Ich bin bereit“ - im Angesichte des Todes war dies ein gereiftes Ja zu Gott und seinem Willen. Josef Fritsche

1986 kam Theodor Bucher auf Anregung von Schulamtsleiter Dr. Josef Wolf, der ihm freundschaftlich verbunden war, nach Vaduz, und wirkte als Seelsorger in der Pfarrei. 67 Jahre lang war Theodor Bucher Priester. Er war nie Gemeindepfarrer, aber er war ein Theologe und Seelsorger, der mit seinen Worten und seinem Leben auf Gott hingewiesen hat. Für das Buch mit den Vaduzer Predigten wählte er den Titel: „Gott ist größer“. In einem Gespräch sagte Theodor Bucher einmal: „Gott ist stets ein größerer Gott. Niemand hat das alleinige Anrecht auf ihn. Unser Gott ist zugleich ein Gott der andern, auch der Suchenden.“ Theodor Bucher war kein strenggläubiger Mann, sondern ein tiefgläubiger Mensch, der aus seiner Gottesbeziehung zu einer geistigen Weite und einer offenen Lebens-haltung gelangte und so zum Gesprächs-partner für viele Menschen wurde. Er wollte selber denken und fühlte sich verpflichtet, das, was er sagte, vor sich und vor Gott zu verantworten. Gott ist größer als unser Herz – man spürte bei Theodor, dass dieser Satz ein persönlicher Glaubenssatz war. Er wollte diese Botschaft so gut wie möglich verkünden. Jede Predigt war serös geplant und durchdacht. Tagelang konnte er sich vorbereiten, abwägen: „Was sage ich und wie sage ich es.“ Er rang um das Gewicht der worte, um die Schönheit der Sprache und um eine Form, in der der Klang sei-nes Herzens spürbar blieb. Der Untertitel des Buches „Gott ist größer“ lautet: „Frohe Botschaft für unsere Zeit“. Theodor war als Priester ein vornehmer Zeitgenosse, der wohl überlegt und mit intellektueller Red-lichkeit von Gott redete. Ein frommer Plau-derton in der Predigt, der den Argumenten nicht standhält, war nicht seine Sache. Er schöpfte aus den Quellen der Bibel und der Tradition und wollte das überlieferte Wort in unserer Zeit verkünden. Er inter-essierte sich für die Kunst, die Kultur und die Politik. Immer wieder gab es in seinen Predigten Bezüge zur modernen Welt. Er wich den Fragen der Zeit nicht aus. Theo-dor war als Priester ein Mitmensch und

ein Menschenfreund. Es war ihm wichtig, auf die Menschen zuzugehen. Vielen ist in guter Erinnerung, dass er nicht nur predig-te, sondern nach dem Gottesdienst das Gespräch mit den Menschen suchte. Am Schluss des Gottesdienstes sagte er nicht: „Gehet hin in Frieden“. Er sagte: „Gehen wir in Frieden.“ und wollte damit wohl sagen: „Gehen wir miteinander den Weg.“ Theo-dors herzliche Beziehung zu den Mitmen-schen zeigte sich immer wieder in seiner Dankbarkeit für die Hilfe, die er im Leben und besonders im Alter erfahren durfte. Ein besonderer Dank gilt Beatrice Nell, die 47 Jahre lang eine gute Begleiterin für ihn war. „Theodor“, dieser Name aus dem Griechi-schen bedeutet auf Deutsch „Gottes Ge-schenk“. Theodor hat seinem Namen Ehre gemacht. Viele Menschen erlebten ihn in seiner Lebensart als ein Geschenk. Er war ein Mann, der aufrecht seinen Weg gegan-gen ist zur Ehre des je größeren Gottes und in großer Achtung vor der hohen Würde seiner Mitmenschen. Die heilige Teresa von Avila hat einmal geschrieben: „Wie es im Himmel viele Wohnungen gibt, so gibt es auch viele Wege dahin. “Theodor Bucher hat seinen eigenen guten Weg gefunden. Dafür danken wir ihm und seinem Schöpfer. Peter Vogt, Diakon

Günther Hartmutim Canisianum von 1960 – 1964, 1975 – 1976verstorben am 2. Mai 2013

Knüttel Ottoim Canisianum von 1949 – 1951verstorben

Nussbaumer Hansim Canisianum von 1949 – 1952verstorben am 27. Juli 2013

Als Leitwort für sein Leben hat Hans ein Wort aus dem Johannesevangelium ge-

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memento morImemento morI

der Bundesrepublik Deutschland (1973), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1987) sowie mehreren Ehrendoktoraten. P. Johannes Schasching SJ hat das sozia-le Profil von Welt- und Ortskirche entschei-dend mitgeprägt. Seine langjährige Arbeit im Team der Katholischen Sozialakademie Österreichs war geprägt von Kollegialität und großer Wertschätzung für die Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter. Die ksoe wird den Menschen und Sozialethiker P. Johannes Schasching SJ stets in dankbarer Erinne-rung behalten!

Twickel Max Georg Frhr. vonim Canisianum von 1948 – 1951verstorben am 28. November 2013

Max Georg Frhr. von Twickel wurde am 22. August 1926 in Havixbeck geboren. Am 6. August 1952 empfing er im Hohen Dom zu Münster von Bischof Dr. Michael Keller die Priesterweihe. Ersten Vertretungsstellen in Recklinghausen Hl. Geist und Beckum-Neubeckum St. Josef folgten von 1952 bis 1953 weitere Studien in Innsbruck. Am 10. Juni 1953 ernannte ihn Bischof Dr. Micha-el Keller zum Kaplan in Beckum St. Stae-phanus. Ab Februar 1955 studierte er für weitere fünf Monate in Innsbruck und rom und wurde zum Doktor der Theologie pro-moviert. Anschließend kehrte er als Kaplan nach Beckum St. Stephanus zurück. Am 6. März 1959 folgte zunächst seine Ernen-nung zum Präses am Collegium Heerde. Außerdem übernahm er die Aufgabe des Religionslehrers am Ratsgymnasium in Münster. Am 2. Mai 1959 wurde er zudem zum Domvikar in Münster ernannt. In der Zeit vom 1. Januar 1965 bis zum 1. März 1967 war er zusätzlich als Assistent und Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Westfahlen-Lippe tätig. Zum Pfarrer in Lüdinghausen St. Felizitas wur-de er am 28. Mai 1967 ernannt. Im August 1967 folgte seine Wahl zum Dechanten im Dekanat Lüdinghausen und am 18. März

1968 übernahm er zusätzlich das Amt des Kreisdechanten im Kreis Lüdinghausen.Bischof Heinrich Tenhumberg ernannte Max Georg Frhr. von Twickel am 30. Sep-tember 1970 zum Bischöflichen Offizial in Vechta und am 23. Oktober 1970 zum nichtresidierenden Domkapitular in Müns-ter. Papst Paul VI. ernannte ihn am 29. Ja-nuar 1973 zum Titularbischof von Lugura und Weihbischof in Münster. Die Bischofs-weihe erfolgte am 24. Februar 1973. Am 8. September 2001 erfolgten schließlich die Ernennungen zum Weihbischof, Offizial, sowie Domkapitular em. Während seiner Zeit als Offizial und später auch als Weihbischof in Vechta hat der Ver-storbene das kirchliche und gesellschaftli-che Leben im Offizialatsbezirk Oldenburg maßgeblich mitgeprägt. Bei vielen Anläs-sen wurden ihm kirchlicher – wie staatli-cherseits Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht. So wurde ihm das Gro-ße Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens ebenso verliehen wie das Verdienstkreuz „pro piis meritis“ des sou-veränen Malteserritterordens. Seine klu-ge und umsichtige Amtsführung wie auch seine bescheidene Art haben ihm große Sympathien der Menschen im Oldenburger Land eingebracht. Er war ein treuer Ver-künder der Frohbotschaft und ein ebenso weiser Ratgeber. Wir bleiben ihm zu gro-ßem Dank verpflichtet! Sein Bischöflicher Wahlspruch lautete: Largire clarum vespe-re – Schenke Licht am Abend; er starb zur Stunde des Vespergebets am Abend des 28. Novembers 2013.

Volz Ludwigim Canisianum von 1954 – 1956verstorben am 17. August 2011

P. Johannes Schasching SJim Canisianum von 1959 – 1961 als Spiritual der Anglo-Amerikanischen Landsmannschaft verstorben am 20. September 2013

Gott, der Herr unseres Lebens, hat unse-ren Mitbruder P. Johannes Schasching SJ nach einem langen und erfüllten Leben am Freitag, dem 20. September 2013, im 97. Lebensjahr zu sich gerufen. P. Schasching wurde am 10. März 1917 als Sohn eines Maurers in St. Roman in Oberösterreich geboren. Er besuchte das Collegium Alo-isianum in Linz und trat 1937 in die Gesell-schaft Jesu ein. Anschließend studierte er Philosophie an der ordenseigenen Hoch-schule in Pullach bei München. Zur Wehr-macht eingezogen, wurde er 1941 wie alle Jesuiten aus dem Wehrdienst entlassen. Nach Abschluss der Philosophie (1943) und dem Studium der Theologie in Wien und Innsbruck (1943-47) wurde er 1946

zum Priester geweiht, 1948 promovierte er in Innsbruck zum Doktor der Staatswissen-schaften. Nach Studien der Soziologie in Louvain begann er 1950 in Innsbruck sei-ne Lehrtätigkeit in Ethik und Sozialwissen-schaften. Von 1961-66 war er Provinzial der Österreichischen Jesuiten und Professor an der Katholisch-Theologischen sowie an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Mit der 31. Generalversammlung des Or-dens (1965/66) wurde er nach Rom be-rufen. Von 1966 bis 1991 lehrte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana Sozial-wissenschaften. Während dieser Jahre war er von 1966 bis 1969 Rektor des Collegium Germanicum, von 1969 bis 1979 Berater des Generaloberen P. Pedro Arrupe und Assistent für die zentraleuropäischen Pro-vinzen des Jesuitenordens und von 1981 bis 1987 Dekan der Sozialwissenschaftli-chen Fakultät der Gregoriana. Außerdem wurde er zum Konsultor des Päpstlichen Rates Iustitia et Pax und als Mitglied in die Päpstliche Akademie der Sozialwissen-schaften berufen. Nach seiner Emeritierung 1991 wirkte P. Schasching bis 2005 an der Katholischen Sozialakademie Österreichs. In diesen Jahren arbeitete er am Sozialhirtenbrief der katholischen Bischöfe Österreichs mit (1990) und begleitete von Anfang an das Ökumenische Sozialwort der christlichen Kirchen in Österreich (2003). Seit 1991 leb-te P. Schasching in der Jesuitenkommuni-tät in Wien I und verfolgte mit Interesse die Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft. 2009 übersiedelte er in das Pflegeheim der Schwestern des hl. Karl Borromäus in Wien, die ihn bis zu seinem Tod liebevoll betreuten. P. Johannes Schasching hat den Menschen die Soziale Botschaft der Kirche nahe ge-bracht und sich für solidarische Lösungen gesellschaftlicher Fragen eingesetzt. Für seine Verdienste um ein sach- und men-schengerechtes Wirtschaften wurde er viel-fach geehrt, unter anderem mit dem Gro-ßen Verdienstkreuz des Verdienstordens

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BrIeFe und Grüsse aus aller weltBrIeFe und Grüsse aus aller welt

Aachen, 16. September 2013

Verehrter P. Prassl,wieder haben sich heute 8 alte AltCanisi-aner getroffen und über Kirche heute und persönliche Situationen gesprochen. Ich konnte auch von dem schönen Herz-Jesu-Fest 2013 im Canis berichten als ich mit meiner Frau Ihre Gastfreundschaft genie-ßen konnte. Im März nächsten Jahres wol-len wir uns wieder treffen. Gern denken wir alle an unsere gemeinsame Zeit in Inns-bruck – in den Jahren etwa zwischen 1949 und 1955. Liebe Grüße, Herbert Hammans (1951-1958)Werner Trutwin (1949-1951)Joachim Kettel (1950-1956)Toni Jansen (1953-1955)Peter Paul Marré (1949-1955)Josef Gregor Stanzel (1953)

Von Herzen, „cor unum et anima una“,Dein Josef [Bill SJ] (1950-1951)

Lublin, 21. September 2013

Drei Generationen von AltCanisianern, die eigentlich eine Generation sind, feierten beim Erzbischof von Lublin und beteten für die Gemeinschaft der Canisianer und grü-ßen alle: „cor unum et anima una“,

+ Stanislaw Budzik (1982-1986)Józef Niewiadomski (1972-1981)Eward Walewander (1971-1978)

Neurum-Rum, am 31. Oktober 2013

Sehr geehrter Pater Rektor!Ich bedanke mich für Ihre Einladung zu ei-nem „Tag der offenen Tür“ und zur Segnung der neuen Räumlichkeiten des Collegium Canisianum. Als Altkonviktor und AltCani-sianer werde ich mich bestimmt wohlfüh-len auch in den neuen Räumlichkeiten des Collegium Canisianum! Denn ursprünglich, das erste HAUS, fand neue Heimat im Ge-

bäude des Jesuitenkollegs. Es handelt sich also diesmal um eine Rückkehr des Canisi-anums zu den ersten Quellen von damals. Sehr geehrter Pater Rektor, ich werde mich auch diesmal auf eine neuerliche Begeg-nung mit Ihnen im neuen Heim des Hauses freuen, schon um 16:15 Uhr, denn „sicher ist sicher“!Auch für die Agape darf ich mich dankba-ren Herzens anmelden! Ich grüße Sie herz-lich im Canisianum, im Geiste des „Cor unum et anima una”. In Corde Jesu, Ihr dankbarer

Adalbert Béla Tóth (1946-1952)

Traunkirchen am Traunsee, meine „Kura-ten-Pfarre“, 4. November 2013

Lieber P. Regens!Nachdem es im August hier ein erinne-rungsschwangeres Conveniat mit AltCa-nisianern, Abt German Erd v. Stams und Henri Werner aus Luxembourg, gegeben hat, freue ich mich immer, wenn über „Er-eignisse“ im „Canis“ informiert und dazu eingeladen wird. Leider kann ich auch diesmal nicht kommen, weil ich auf Kur bin, sende aber in alter Verbundenheit herzliche Segenswünsche zum Beginn im neuen Heim. Ihr

Gilbert Schandera (1969-1972)

9. BrIeFe und Grüsse aus aller welt

Ratisbonae, mense Junii 2013

Reverende, maxime honorabilis Pater Re-gens!Ratisbonae iuxta ecclesiam peregrina-toriam, quae dicitur „Maria Orth“ coetus convenit seniorum respective emeritorum, qui in illo tempore Oeniponte in collegio Canisiano studiis theologicis se dederunt. Principio nostro “Cor unum et anima una” adducti Te cordialissime salutamus et bene Te valere iubemus:

Hans Peter Heindl (1964-67)Hans-Josef Bösl (1961-66)Paul Ringseisen (1957-60, 61-64)Josef Schweiger (1956-57, 59-62)Josef Wittmann (1953-56)Veit Höfner (1955-61)Josef G. Stanzel (1953)Siegfried Fleiner (1953-57)Bruno Todt (1963-65)Eduard Röthlin (1950-55)Erwin Bartmann (1966-68)Benedikt Rucker (1951-55)Hans Bock (1969-71)

26. August 2013

Lieber P. Rektor Friedrich Prassl,von Herzen danke ich Ihnen für die lieben Glück- und Segenswünsche zu meinem Geburtstag. Ich bin Ihnen und dem Cani-sianum sehr verbunden. Denn ich habe so viel in meinem Studium und im Canisianum für mein Leben als Priester bekommen. Ich kann nicht genug dankbar sein. Herzliche Grüße

Bruno Kutter, Pfr.i.R. (1956-1961)

Birgden, den 27. August 2013

Sehr geehrter, lieber P. Rektor Prassl,ganz herzlich danke ich für die lieben

Glück- und Segenswünsche zu meinem 85. Geburtstag, den ich dankbar in seeli-scher und körperlicher Gesundheit vorbrin-gen durfte. Ihre Wünsche erinnern mich an meine Studienjahre in Innsbruck von 1951-53 und im Canisianum dort von 1953-1955, die meine Vorbereitung zum Priestertum grundlegend geprägt haben. Besonders denke ich dabei an P. Dander als Beicht-vater und Seelenführer, an P. Hugo und vor allem P. Karl Rahner, die mir eine klare und standfeste theologische Bildung vermittelt haben. Vieles davon konnte ich als Religi-onslehrer am Kreisgymnasium Heinsberg an meine Schüler weitergeben. So wirkt das Canisianum in die Zeit und Zukunft hi-nein. Der Umzug aus der Tschurtschentha-lerstraße in die Sillgasse ist in meiner Vor-stellung noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich bin sicher, dass der gute Geist des bisherigen Hauses hier fortwirkt.So wünsche ich Ihnen und den Studieren-den im Canisianum Gottes Segen und ver-bleibe in corde uno et anima una, Ihr

Anton Jansen, StD.i.R. (1953-1955)

Kloster Marienberg, 13. September 2013

Lieber Herr Spiritual P. Josef Thorer!

Herzlichen Dank für das Gedenken zum 75. Geburtstag, besonders für das Gebetsge-denken. Ja, es tröstet mich und wohl viele, dass wir uns im Gebet gegenseitig helfen und stärken.Ich durfte bei der „Abschiedsfeier des Canisianums“ dabei sein und konnte eini-ges in Erinnerung bringen. Ich habe sehr viel von den 3 1/2 Jahren im Canisianum für mein priesterliches Leben mitnehmen dürfen. Ihnen wünsche ich für den neuen Ort aber für die bewährte alte Ausrichtung Gottes Segen! In Dankbarkeit,

P. Pius Rabensteiner OSB (1961-1965)

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rezensIonen und eInGanG von BüchernrezensIonen und eInGanG von Büchern

erreichen. Daraus ergibt sich kein fertiges Lexikonwissen, sondern ein tiefgründiges Fragen. Paulus tritt uns in der Darstellung des Verfassers entgegen als ein Mensch, dem eine schwer fassbare Erfahrung das bisherige Lebenskonzept durcheinander-gebracht hat und der nun ohne oder nur mit geringer institutioneller Absicherung etwas Neues glaubt und verkündet. Was bevollmächtigt und befähigt ihn dazu? Das sind Fragen, die nicht leicht zu beantwor-ten sind und deren Beantwortung noch schwerer zu vermitteln ist. In dieser Situ-ation steht Paulus, und hierin gibt es eine Verbindung zur Aufgabe, die sich heute in Europa bedrängend stellt: In einer Welt, in der der christliche Glaube vielen Men-schen fremd geworden ist, die Erfahrung aufzufinden und aufzudecken, von der er spricht. Das erfordert ein Suchen mit dem Einsatz der ganzen Existenz und ein inten-sives Bemühen, diese Suche und das darin Gefundene neu ins Wort zu bringen. Dafür ist der Essay von Christian Lehnert ein be-eindruckendes Beispiel.

Josef Thorer SJ (Innsbruck)

Roth, Patrick:Sunrise. Das Buch Joseph. Wallstein, Göttingen (3. Aufl.) 2012. ISBN 978-3-8353-1051-3, 510 Seiten.

Von Josef, dem Ziehvater von Je-sus und Mann Ma-riens erfahren wir in den Evangeli-en sehr wenig. Da gibt es sozusagen eine Leerstelle, die dazu verlockt, sich auszumalen, wie es gewesen sein könnte. Und das tut der Verfasser in diesem Roman auf eine sehr originelle

und eindrucksvolle Weise. Patrick Roth, gebürtiger Deutscher, der lange in den USA gelebt hat, hat mit seiner Christus-Tri-logie (1991-1996) großes Aufsehen erregt und darin biblische Themen aufgegriffen und bearbeitet. Film, Bibel, Literatur und die Tiefenpsychologie von C.G. Jung sind seine hauptsächlichen Inspirationsquellen.Die Geschichte des Josef in dem vorlie-genden Roman ist eingefügt in eine Rah-menhandlung, in der sich Christen Zugang in das von den Römern belagerte Jerusa-lem verschaffen, um die Erinnerung an den Ort der Grabstätte Jesu zu sichern. In der Stadt treffen sie auf die Ägypterin Neith, die ihnen nächtens die Geschichte des Josef erzählt. Es ist eine Erzählung zwischen Tag und Traum und einer Hauptfigur, die – ganz der biblischen Erzählung entsprechend – Träume ernst nimmt. In die Handlung ist eine Reihe biblischer Motive aus dem Alten und dem Neuen Testament hinein verwo-ben. Die Geschichte von der Wiederauf-findung des Gesetzesbuches unter König Joschija gibt die Schritte wieder, die nötig waren, bis dessen Worte wirklich ankom-men – damit ist wohl auch der Weg skiz-ziert, den sich der Verfasser selbst für sei-nen Text vorstellt. Am prägendsten ist die Geschichte von der Opferung des Isaak. Auch Josef soll Jesus, der seiner Sorge anvertraut ist, opfern. Er ringt um das Ver-ständnis dieses Befehls und verweigert schließlich die Ausführung. Dieses Ereignis bestimmt sein weiteres Leben, das sich auf verschlungenen Wegen trotzdem zu einer sinnvollen Gestalt zusammenfügt, wie sich vom Ende her erkennen lässt.Die Bilder und Träume, die zur Handlung dieser Geschichte gehören, sind von einer Eindrücklichkeit und Dichte, wie ich sie bisher bei keinem anderen Autor gefunden habe. Es sind keine erbaulichen Bilder im üblichen Sinn, sondern tief aufwühlende. Sie vermitteln eine Ahnung vom Numinosen – von einer göttlichen Macht, die auf überra-schende und z. T. auch verstörende Weise in das Leben des Menschen eingreift. Der Roman handelt nicht von einer Geschichte

10. rezensIonen und eInGanG von Büchern

Holztrattner, Magdalena M. (Hg.):Innovation Armut.Wohin führt Papst Franziskus die Kirche?Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2013.ISBN 978-3-7022-3315-0, 144 Seiten.

Mit der Wahl von Papst Franzis-kus ist eines der gravierendsten Probleme unse-rer Zeit erneut ins Blickfeld ge-raten: die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich. Die Verteilung der Ressourcen bzw. der Zugang zu Gütern zwi-

schen den Gewinnern und den Verliererin-nen auf nationaler wie auf globaler Ebene ist eine strukturelle Ungerechtigkeit, „die zum Himmel schreit“. Angesichts der Wahl des neuen Bischofs von Rom, der aus La-teinamerika kommt, stellen sich Fragen wie: Wie geht die Kirche mit dem globalen Phänomen Armut um? Welchen Stellen-wert haben die Armen für den Papst, der selbst „vom Ende der Welt“ kommt? In welche Zukunft wird Papst Franziskus die Kirche führen?Die neue Leiterin der Österreichischen So-zialakademie, die Theologin Magdalena Holztrattner, hat als Armutsforscherin in Lateinamerika studiert und gelehrt sowie Entwicklungsprojekte betreut. Sie kennt den kontextuellen Hintergrund der „Option für die Armen“ des neuen Papstes, kennt seinen einfachen Lebensstil als Erzbischof von Buenos Aires (Argentinien) und beob-achtet, wie Jorge María Bergoglio diese Option für die Armen als neuer Bischof von Rom und Papst der katholischen Kirche umzusetzen versucht. In diesem Buch gibt

Magdalena Holztrattner – gemeinsam mit Fachleuten aus Europa und Lateinamerika – einen Überblick über aktuelle Fragen aus dem Blickwinkel der Armen, die weiterhin eine Herausforderung bleiben für die Kir-che Jesu Christi und das Amt von Papst Franziskus. Das Buch enthält Beiträge von Margit Appel, Pedro Bayá Casal (Argen-tinien), Enrique C. Bianchi (Argentinien), Bernd Hagenkord, Michael Hainz, Michael Kuhnert, Martin Maier, Nancy Raimondo (Argentinien), Roberto Tomichá Charupá (Bolivien) und Anna Wall-Strasser.

Lehnert, Christian:Korinthische Brocken. Ein Essay über Paulus. Suhrkamp, Berlin 2013. ISBN 978-3-518-42369-1, 283 Seiten.

Christian Lehnert ist evangelischer Pastor und als sol-cher Theologe und auch Dichter, der schon durch meh-rere Gedichtbände hervorgetreten ist. Ein Gedichtzyklus (in: Auf Moränen, Suhrkamp 2008, 73-102) mit dem Titel „Nur einen Augenblick noch“

bezeugt schon seine Auseinandersetzung mit Paulus. Im vorliegenden Essayband versucht er – nach seinen eigenen Worten – zu ergründen, warum ihm Paulus so nahe ist. Dazu horcht er den 1. Korintherbrief ab. Seine Absicht ist es nicht, einen syste-matischer Kommentar zu diesem gewich-tigen Teil aus dem Briefcorpus des Paulus zu liefern, obwohl er sprachwissenschaftli-che und exegetische Forschungen einbe-zieht. Lehnert geht von einzelnen, ausge-wählten Teilen des Briefes und von darin vorkommenden Worten aus und versucht die darin sich aussprechende Erfahrung zu

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schalkhafte Freude Stechers an skurrilen Lebenssituationen, etwa wenn der Aus-marsch einer Kompanie rekonvaleszenter Soldaten in einer musikalischen Burleske endet oder im Gedicht auf den Tod des Katers Muck. Aber auch ernste Töne feh-len in der Nachlese nicht. „Es waren kei-ne guten Augen“, schreibt Stecher über die des Nazi-Ideologen Alfred Rosenberg, der 1942 Stechers Krankenzimmer in Kau-nas besuchte. Stecher sieht Unrecht und Fehlentwicklungen und benennt sie, lenkt aber immer wieder den Blick auf den „gü-tigen Gott, der alles Dunkel und alles Licht der Welt umarmt“. Mit diesem Buch wird die Behindertenwohngemeinschaft „Arche Tirol“ unterstützt – ein Herzensanliegen Reinhold Stechers.

Wolfers, Melanie:Die Kraft des Vergebens.Wie wir Kränkungen überwinden und neu lebendig werden.Herder, Freiburg 2013.ISBN 978-3-451-32631-8, 207 Seiten.

Das Buch von Melanie Wolfers hat seinen Entste-hungshintergrund in der seelsorg-lichen Arbeit der Autorin mit jungen Erwachsenen. In diesem Wirken ist der Autorin immer deutlicher gewor-den, dass Bezie-hungswunden die tiefsten Wunden des Lebens sind.

Wenn diese nicht heilen, dann drohen ver-letzte Gefühle und Erinnerungen unseren Lebenshorizont zu verdunkeln und das mögliche Glück des Augenblicks geht un-gesehen vorüber. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass wir Schmerz und erlitte-

nes Unrecht bewusst oder unbewusst an andere weitergeben und neues Leid schaf-fen. Eine heilende Weise, den Verwundun-gen des Lebens zu begegnen, beschreibt die Autorin im Prozess der inneren Aussöh-nung. Im Buch zeigt sie konkrete Schritte auf, wie sich die befreiende Kraft der Ver-gebung im eigenen Leben entfalten kann. Solche Schritte auf dem Weg des Verge-bens sind: Warum wir Kränkungen nachtra-gen; Vergeben als Chance, wieder lebendig zu werden; Die Schmerzen zulassen; Die eigenen Gefühle spüren; Sich selbst und andere besser verstehen; Das Vergangene verabschieden; Sich für die Zukunft ent-scheiden. Vergebung ist lebensnotwendig. Sie ist der Weg nach vorn, selbst dort, wo es keine versöhnte Beziehung mehr geben kann. Lebensnah und konkret zeigt Mela-nie Wolfers Schritte auf, die Kraft des Ver-gebens im eigenen Leben zu entfalten. Die Autorin schöpft aus ihren Begegnungen als Begleiterin in Vergebungsprozessen und verbindet dabei psychologische Einsich-ten mit spirituellen Erfahrungen zu einer mutmachenden Botschaft: Vergebung ist möglich. „Wie bewältige ich das Gesche-hene so, dass es mein Leben nicht auf Dauer blockiert und einengt? Wer vergibt, lässt Schritt für Schritt das Erlittene los und befreit sich von dem, was ihm angetan wurde. Ich bin davon überzeugt: Unser Le-bensglück hängt entscheidend davon ab, ob wir vergeben können.“ So schreibt die Autorin und erschließt die Kunst des Ver-gebens – nicht als moralische (Über-)For-derung, sondern als einen Weg, die Schat-ten der Vergangenheit hinter uns zu lassen und von Neuem nach vorn zu leben.

im realistischen Sinn, er drückt gleichwohl eine Erfahrung aus, stößt sie vielleicht auch an. „Die Sprache in SUNRISE zielt aber auf eine Erfahrung. Eine Erfahrung des Nicht-Alltäglichen. Und kommt daher auch nicht <licht und klar> daher, sondern bringt das Dunkel des Unbewussten mit. Denn auch das will abgebildet, will ansichtig werden.“ So sagt der Autor selbst in einem Interview (Furche vom 16. Mai 2013). Am Ende wer-den die Hörer der Erzählung (aus der Rah-menhandlung) selbst Teil der Geschichte – vielleicht etwas, was sich der Verfasser auch vom Leser wünscht und wozu er ihn hinführen will. Ich kann die Lektüre dieses Romans nachdrücklich empfehlen.

Josef Thorer SJ (Innsbruck)

Stecher, Reinhold:Liebe ohne Widerruf.Betrachtungen mit Aquarellen des Autors.Tyrolia, Innsbruck-Wien, 13., neu gestaltete Auflage 2013.ISBN 978-3-7022-3305-1, 80 Seiten.

„Liebe ohne Wi-derruf“ war das erste Buch, das der 2013 verstor-bene Innsbru-cker Altbischof Reinhold Ste-cher verfasst hat - im Jahr 1965. Die Neuauflage ist nun erstmals durch die belieb-ten Aquarelle von der Hand des Autors bereichert worden, die den

meditativen Charakter der Texte unterstrei-chen. Bedingungslose Liebe wird vom Au-tor als Herzstück der christlichen Botschaft entfaltet. In 18 Kurzbetrachtungen lädt Reinhold Stecher ein zur Begegnung mit Gott durch die Begegnung mit dem bibli-

schen Jesus Christus. Seine Liebe war und ist eine Liebe ohne Widerruf: „Da er die Seinen liebte, liebte er sie bis zum Ende“ – bis zum Karfreitag und bis zur Osterfreude. Mit treffenden Gedanken und Beispielen aus dem Alltag schlägt der Autor eine Brü-cke von der österlichen Frohbotschaft zum eigenen Gespräch mit Gott. Ein Buch für Menschen, die Ermutigung und Freude in Ihrem Glauben suchen!

Stecher, Reinhold:Nachlese. Unveröffentlichte Texte,Zeichnungen und Aquarelle zum Nachdenken und Schmunzeln.Herausgegeben von Paul Ladurner.Tyrolia, Innsbruck-Wien 2013.ISBN 978-3-7022-3319-8, 128 Seiten.

Am 29. Jänner 2013 ist Bischof Reinhold Stecher im 92. Lebensjahr plötzlich und un-erwartet verstor-ben. Bis zuletzt erfreute er bei ver-schiedensten Ge-legenheiten seine zahllosen Freunde mit trefflich for-mulierten Gedan-

ken, stimmungsvollen Aquarellen, lustigen Gedichten und humorigen Zeichnungen. Aus dem Nachlass des vielseitig kreativen Bischofs hat Paul Ladurner, durch Jahr-zehnte einer seiner besten Freunde, in diesem Buch rund 20 bisher unveröffent-lichte Texte versammelt: Erinnerungen an gemeinsame Kindertage mit den Künstler-persönlichkeiten Gerhild Diesner und Paul Flora, an schwere und leichtere Zeiten im Kriegsdienst und an unvergessene Begeg-nungen. Weiters Gedichte und Gedanken, die Bischof Stecher zu gegebenen Anläs-sen formuliert hatte. Aus den Texten und noch mehr aus den Karikaturen lacht deut-lich wie noch nie in seinen Büchern die

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termInkalender Im wIntersemestertermInkalender Im wIntersemester

Dezember 2013So 01. 1. Adventsonntag 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 20:30 Anbetung mit Komplet Fr 06. KulturgruppenabendSa/So 07./08. 05:00 2. Einkehrtag (vom Canisianum selbst gestaltet) Do 12. 18:10 Eucharistiefeier 19:00 Abendessen und Adventsfeier mit Freundinnen und Freunden des Collegium CanisianumFr 13. KulturgruppenabendSo 15. 3. Adventsonntag

[Di 17. Dezember – Mo 06. Jänner – Ferienordnung in der Weihnachtszeit]

Jänner 2014Mo 06. 18:30 HaussegnungFr 10. Geistlicher Austausch So 12. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 20:30 Anbetung mit KompletFr 17. Kulturgruppenabend Sa/So 18./19. 15:00 3. Einkehrtag (Stefan Ulz, Spiritual im Grazer Priesterseminar) „Chiara Lubich“ Fr 24. Kulturgruppenabend So 26. 19:00 Semesterschlussgottesdienst der Universitäten und des MCI, Jesuitenkirche

Februar 2014Mo 03. Ende des Wintersemesters [Mo 03. Februar – So 02. März – Ordnung in den Semesterferien]

Terminhinweise

Sa 08.02. – Sa 15.02.2014 Exerzitien für Neoingressi und weitere Canisianer mit P. Josef Thorer SJ in VillSa 08.02. – Sa 15.02.2014. Exerzitien für die Canisianer mit P. Anton Aigner SJ in Baumkirchen

Mo 03.03. Vorlesungsbeginn Sommersemester 11:00 Eröffnungsgottesdienst der Theol. Fakultät, JesuitenkircheSa/So 15./16.03. 4. Einkehrtag (P. Severin Mayrhofer OFM) „Franziskus“So 13.04.-So 27.04 OsterferienSa/So 17./18.05. 5. Einkehrtag (Generalvikar Msgr. Mag. Jakob Bürgler) „Roger Schutz“Fr 27.06. Herz-Jesu-Fest

11. termInkalender Im wIntersemester 2013/2014

September 2013Di 24. 20:00 Eröffnungsabend Mi 25. 09:00 Klausur: Kollegskonsult zur Eröffnung des Studienjahres 15:00 „dies officialis“ Bildung der Kommissionen mit Bereitschaft zur Übernahme der Ämter, sowie Wahl der Moderatoren (vgl. RL 45 ff.)Sa 28. 07:30 Statio – Eröffnungswallfahrt nach AbsamSo 29. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden – 18:40 Vesper

Oktober 2013Di 01. Vorlesungsbeginn Wintersemester 1:00 Eröffnungsgottesdienst der Theol. Fakultät in der JesuitenkircheFr 04. KulturgruppenabendSo 06. 08:00 Laudes 19:00 Antrittsgottesdienst der Universitäten und des MCI mit Bischof Dr. Manfred Scheuer in der Jesuitenkirche, anschließend Agape im JesuitenkollegFr 11. KulturgruppenabendSo 13. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 20:30 Anbetung mit KompletFr 18. Geistlicher Austausch So 20. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 20:30 Anbetung mit KompletFr 25. KulturgruppenabendSa 26. 7:30 Eucharistiefeier - Österreichischer Nationalfeiertag – 18:40 VesperSo 27. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 20:30 Anbetung mit Komplet

November 2013Fr 01. Allerheiligen 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 18:40 VesperSa 02. Allerseelen 07:30 Eucharistiefeier für die Verstorbenen der Canisianer 14:00 Grabsegnung der in Innsbruck verstorbenen Canisianer am Westfriedhof – 18:40 VesperSo 03. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 20:30 Anbetung mit KompletFr 08. KulturgruppenabendSa/So 09./10. 15:00 Uhr 1. Einkehrtag (Sr. IIsemarie Weiffen) „Lebensweg als Erfahrungsfeld des Glaubens“ Fr 15. KulturgruppenabendSo 07. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarrgemeinden 20:30 Anbetung mit KompletFr 22. Geistlicher Austausch So 24. Christkönigssonntag 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren 20:30 Anbetung mit KompletFr 29. KulturgruppenabendSa 30. 18:30 Vesper mit Adventkranzsegnung

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spendenlIstespendenlIste

12. wIr danken unseren spendern und Förderern:

Angstwurm H., Dr.Auer K.H., Dr.Augustyn J.M.

Backes A.Bader G., Dr.Bartmann E.Berndorfer W.Bertlwieser F., Dr.Bischof H.Blum W.Bock H.Bracken S.Buchmann J.Buerstedde W.Burri G.

Chartreuse de la ValsainteChorherrenstift Wilten

Deutsche Provinz der JesuitenDompfarrkirchenstiftung Bam.Dudek M.

Eberle F.Ebertseder G.Ebster J.Eckstein M.Eder G., Dr.Egger F.Egger K., Dr.Enderli M.Ewige Anbetung Ibk.

Felten P. v.Fink M.A.Fink St., Sr.Fleiner S.Föhr B.Fritsch Th.Fröhlichsthal V.Fux F.

Gasser O.Gasser W.Geiger G., Dr.Gemperli B.

Gersbach M., Dr.Gfellner A.Gierlichs K.Glassner G., Dr.Glaus J.Gmainer-Pranzl F., DDr.Göbel E.Grabner Chr.Grawehr K.u.R.Grob J.Groiss W.Großerhode P. u. A.Gstir H.

Haene F. u. A.Hackstein Th., Dr.Hemmelmayr G.Hengartner E.Hofer A., Dr.Holzer E., Sr.Hubl B.Hyungsung G.

Jacob H., Dr.Jeung Young-Han L.Jenner Chr., Dr.Jossen E.

Kaiser A.Kaloff H.Karmelitenkloster Ibk.Karner A.Kath. Kirchgemeinde, OberrietKath. Pfarramt KobelwaldKath. Pfarramt KundlKath. Pfarramt RüthiKath. Pfarramt St. Georgen, St. Gallen

Kath. Pfarramt WeisstannenKatzmayr W.Kellner J.Kemp G.Kempter K.Kern R.Kiesel L.Kobler A.Konzili J.

Kopf A.Kösters R., Dr.Kriech J.Krzyzan A.Kutter B.

Langthaler R.Lehenhofer H., Dr.Leprêtre N.Leutgeb J.Linder A.Linser W.Lorenz W.

Maderegger J.Malecek H.Marberger J.Mayr H.L.Mayrhofer H.u.B.Menrath W.Merkel C., Dr.Miesbauer L.Mikes H. J.Milby L.Müller D., Dr.Müller R.Munoz Resano F.

Neundorfer J. G.Niederklapfer O.Nimmervoll M.Noirjean R.Nowotny B.

Oberhuber J.Öttl P.

Palgrave A.Pfefferkorn F.Pohler E.Pollhammer J.Pucher R.

Raberger W., Dr.Raske M.Rauch A.Rauscher G., Dr.Reber U.

Redinger Chr.Renöckl H., Dr.Richwien L.Riegler P.Roth E.Röttig P., Dr.Rucker B.

Schandera G.Scherer P., Dr.Scherrer A.Scherrer G.Schimmöller K.Schmid A.Schmidinger J.Schmitt H.Schörghuber R.Schuler H.Schüpferling G.Schwarzenberger R., Dr.Schweinberger R., Dr.Siemes R.Simon F.Sinz R.Smekal Chr., Dr.Sohmer B.Sohns K.Sonderegger A.Stadler A.Stampfli F.Stanger O.Stanzel H., Dr.Stanzel J., Dr.Staudinger F.Steger K., Dr.Stessel A.Strasser F.Strasser M.

Thi Thai-SonTodt B.Tomitza G.Tóth A.Tóth J., Dr.Tran v.Trong P.Troyer F., Dr.Tschurtschenthaler M.Twickel M. G. v., Dr.

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spendenlIste

Ulrich M., Dr.

Vavrovsky H.W., Dr.Vu Tu Hoa A.

Wagner D.Weber St. Weber W.Wehrle P.Wenk Ch.Werner-Flick H.Weß P., Dr.Wieland O.A.Willer F.Wimmer W., Dr.Wingerter Th.Winter A.Wöckinger P., Dr.Wögerbauer O.Wolsegger J.,Dr.Woschitz K., Dr.Wrycza H.

Pater-Michael-Hofmann-Stiftung:

Czermak L.Ebster J.Frassen A.Mähr G.Mitterer K.Pan L.Renöckl H., Dr.

Patenschaften und Studienplätze:

Amsler E.Angstwurm H., Dr.Bereuter m. Pfarre St. Gallus, BregenzBischöfl. Ordinariat BozenBischöfl. Ordinariat LinzDeutsche Missionsprokur SJDompfarrkirchenstiftung St. Peter u. St. Georg, BambergEckstein M.Förch G.Fust A. u. M.Gaida P. u. I.

Gleinser O.Grögli B.Jesuitenmission SchweizKatthithara Y.Kath. Kirchgemeinde St. GallenKath. Pfarramt AlberschwendeKath. Pfarramt AndelsbuchKath. Pfarramt AnrasKath. Pfarramt St. Martin BürsKath. Pfarramt FrastanzKath. Pfarramt Mondsee Kath. Pfarramt NenzingKath. Pfarramt St. Barbara, SchwazKath. Pfarramt St. Johann i. T.Kath. Pfarramt SteinakirchenKath. Pfarramt WennsKempter K.Kirche in NotLagler H.Lenz H., Dr.Mathei P.Missionskreis AndelsbuchMüller R.MWI AachenÖsterr. Missionsprokur SJProv. Belg. Méridionale SJ (BME) Sailer H.Scheuer M., Dr., Bischof Schüpferling G.Seelsorge-Einheit St. Gallen Ost-Witten-bachSpieler H.Theurl R.Trausnitz J., Dr. Kathol. Konfessionsteil des Kantons St. GallenWageneder E.Willer F.

Intentionen haben übersandt:

Deutsche Provinz der JesuitenKath. Pfarramt VöcklamarktKarmel St. Josef, Ibk.Gasser W.Hinterholzer Fr.

13. BankverBindungen:

1. Deutschland (ohne Spendenquittung) UniCredit Bank AG, München Konto 580 362 0590 (Canisianum Innsbruck) BLZ 700 202 70 IBAN: DE45700202705803620590 BIC: HYVEDEMMXXX

2. Deutschland (mit Spendenquittung) UniCredit Bank AG, München Konto 580 138 1733 (Deutsche Provinz der Jesuiten K. d. ö. R./Canisianum) BLZ 700 202 70 IBAN: DE45700202705801381733 BIC: HYVEDEMMXXX

3. Österreich UniCredit BANK AUSTRIA, Innsbruck Konto 85015 695 800 (Canisianum Innsbruck) BLZ 12000 IBAN: AT68 1200 0850 1569 5800 BIC: BKAUATWW

4. Österreich Raiffeisen-Landesbank Tirol AG, Innsbruck Konto 616.326 (Canisianum Innsbruck) BLZ 36000 IBAN: AT42 3600 0000 0061 6326 BIC: RZTIAT22

5. Österreich (steuerlich absetzbar) PSK Bank Konto 7086326 (Jesuitenaktion MENSCHEN FÜR ANDERE) BLZ 60000 IBAN: AT52 6000 0000 0708 6326 BIC: OPSKATWW

6. Schweiz UBS AG 9001 St. Gallen PC 80-2-2 Konto 254-L0274622.0 zugunsten Canisianum, Pfr. Paul Hutter IBAN: CH27 0025 4254 L027 4622 0 BIC: UBSWCHZH80A

7. Schweiz (steuerlich absetzbar) Postkonto Missionsprokur der Schweizer Jesuiten (Franz Xaver Stiftung, Zug) Postscheck Zürich 80-22076-4 Vermerk: Canisianum Innsbruck

8. Pater-Michael-Hofmann-Stiftung UniCredit BANK AUSTRIA, Innsbruck Konto 51884 020 000 BLZ 12000 IBAN: AT79 1200 0518 8402 0000 BIC: BKAUATWW

BankverBIndunGen

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Impressum

14. Impressum

Korrespondenzblatt des Collegium Canisianum Internationales Theologisches Kolleg InnsbruckHomepage: www.canisianum.at

Eigentümer, Herausgeber undfür den Inhalt verantwortlich:P. Friedrich Prassl SJ, RektorA 6020 InnsbruckSillgasse 6, 6020 InnsbruckE-Mail: [email protected] 1816-7136

Redaktion:P. Friedrich Prassl SJ, Angela Baur

Fotos:Mahamboro Bismoko, Wang Zhanbo Josef, Archiv des Canisianums, Erscheinungsdatum: Dezember 2013

Neue Adresse des Collegium Canisianum

Ab 1. August 2013 hat das Canisianum eine neue Postadresse:

Internationales Theologisches Kolleg

Collegium CanisianumSillgasse 6

6020 Innsbruck0043/512/59463-0

[email protected]@canisianum.atwww.canisianum.at

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Abschlüsse

umschlag_heft 145_1.qxd:00-Cover_Farbe 03.07.2012 7:21 Uhr Seite 2