Kremlenagrad [Merridale Kreml 2014]

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Kremlenagrad Die Moskowiter k ¨ onnten die Kunst der Kartographie im 15. Jahrhundert erlernt haben, als sich all jene selbstsicheren Italiener im Kreml aufhielten. Dies l ¨ asst sich allerdings schwer nachweisen, zumal s ¨ amtliche Unterlagen verbrannt sind. Aber es gibt mehrere Karten Moskaus vom Beginn des 17. Jahrhunderts, und eine der sch ¨ onsten tr ¨ agt den Namen  Kremlenagrad . 2 Das heute noch existierende Exemplar, das der Kartograph Joan Blaeu f ¨ ur die Niederl ¨ andische Ostindien-Kompanie anfertigte, wurde nach 1662 in Amsterdam ver ¨ offentlicht, doch es beruht auf einer viel  ¨ alteren Zeichnung und ste llt den Kre ml um 160 4 da r . In Bla eus V ers ion bende t sic h de r W esten, nic ht der Norden am oberen Ende, doch sonst handelt es sich um ein Muster an Klarheit. Wer das liliputanische Panorama auseinanderfaltet, f ¨ uhlt sich sofort angezogen und gefesselt. Die Geb ¨ aude sind als Miniaturen dargestellt, und jedes Dach macht einen warmen und wasserdic hten Eindruck. 3 Die Mauern – und es gibt viele davon – wirken beruhigend stabil, und nirgends ist ein aufgespießter Kopf zu sehen. Dies ist der Kreml in se ine r mak ell osen und be ste n Form. Irg end wo leb en sic her Kin der , die ihn mit ein em Baukasten nachbilden k ¨ onnten. Eine Karte kann eine Menge  ¨ uber das Weltbild ihres Urhebers aussagen. Joan Blaeu fand sich sehr gut an Orten zurecht, die er nie gesehen hatte. Auch war er bei sei- nen Stadtkarten sehr bem ¨ uht, die Geb ¨ aude korrekt wiederzugeben. Als er den Kreml zu zeichnen begann, griff er auf etliche Tricks zur ¨ uck, die er sich in 40 Jahren des Kartierens angeeignet hatte. Die Mauern sind akkurat dargestellt, aber sie haben auch große  ¨ Ahnlichkeit mit denen, die sich um seine h ¨ ubsche Karte von Delft winden – ein Meisterwerk, das er nur drei Jahre zuvor beendet hatte. Auch die Fl ¨ usse sind auf beiden Karten von demselben satten Blau. Trotz dieser  ¨ uberzogen en niederl ¨ andischen Exaktheit k ¨ onnen wir einiges von Blaeus Karte erfahren. Das Original, das er kopier- te, muss ungew ¨ ohnlich gut gewesen sein. Offenkundig hatte um die Wende des 17. Jahrhunderts jemand mit einem geschulten Auge und einem scharfen Stift im Kreml gearbeitet, denn die Platzierung der von Blaeu kopierten Geb ¨ aude trifft fast immer zu, und das Gleiche gilt f ¨ ur die grundlegenden architektonischen Details. Das Ergebnis ist seiner Quelle so treu, dass Gelehrte, die ihr Leben im Kreml-Archiv verbringen, es noch heute nutzen k ¨ onnen, wenn sie (was fast ausschließlich der Fall ist) unter den dortigen Originalpapieren eine Niete ziehen. Zudem wird die Karte, wenn man sie parallel zur niedergeschriebenen Geschichte liest, aus einem Schnappschuss zu einem Kommentar. Beispielsweise zeigt sie, dass sich der Kreml in den nicht einmal 20 Jahren seit Zar Iwans Tod mit halsbrecherischer Geschwindigkeit ver ¨ andert hatte. Seit dem letzten Brand war vieles wiederaufgebaut und repariert worden, doch gleichwoh l ndet man nun weniger Villen f ¨ ur Bojaren. Die Namen der Belskis, Mstislawskis, Sizkis und Scheremetjews werden in der von Blaeu gelie ferte n Leg end e erw¨ ahnt, und ihr e vo n Mau ern umg ebe ne n Pa l ¨ aste  ¨ ahn eln ihrer seits kleinen Kremls, doch die Patrikejews und Chowrins sind zusammen mit einem halben Dut zen d ander er ve rsc hwu nden. Sta ttdessen tau cht ein Name meh rer e Mal e auf: Es gib t min des tens dre i Anwesen f ¨ ur di e Godu no ws . Di es ist ke in Fl ¨ uch tigke itsfe hler , denn das 2 Kopien wurden in aufeinanderfolgenden Ausgaben von Joan (Johannes) Blaeus  Atlas Maior  (Am- sterdam 1663 65) gedru ckt. 3 Die Pal¨ aste sind eine Ausnahme und scheinen sich in einem halb skizzenhaften Zustand zu benden, was vermuten l ¨ asst, dass der urspr ¨ ungliche K ¨ unstler mehr als das  ¨ Außere ihrer W¨ ande wiedergeben wollte.

description

Beschreibung der Karte des Moskauer Kremls von Joan (Johannes) Blaeus Atlas Maior (Amsterdam 1663 – 65) gedruckt.

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Kremlenagrad

Die Moskowiter k onnten die Kunst der Kartographie im 15. Jahrhundert erlernt haben,

als sich all jene selbstsicheren Italiener im Kreml aufhielten. Dies lasst sich allerdings

schwer nachweisen, zumal samtliche Unterlagen verbrannt sind. Aber es gibt mehrere

Karten Moskaus vom Beginn des 17. Jahrhunderts, und eine der schonsten tragt den

Namen  Kremlenagrad . 2 Das heute noch existierende Exemplar, das der Kartograph

Joan Blaeu f ur die Niederlandische Ostindien-Kompanie anfertigte, wurde nach 1662

in Amsterdam veroffentlicht, doch es beruht auf einer viel   alteren Zeichnung und

stellt den Kreml um 1604 dar. In Blaeus Version befindet sich der Westen, nicht

der Norden am oberen Ende, doch sonst handelt es sich um ein Muster an Klarheit.

Wer das liliputanische Panorama auseinanderfaltet, f uhlt sich sofort angezogen und

gefesselt. Die Gebaude sind als Miniaturen dargestellt, und jedes Dach macht einen

warmen und wasserdichten Eindruck. 3 Die Mauern – und es gibt viele davon – wirken

beruhigend stabil, und nirgends ist ein aufgespießter Kopf zu sehen. Dies ist der Kremlin seiner makellosen und besten Form. Irgendwo leben sicher Kinder, die ihn mit einem

Baukasten nachbilden k onnten.

Eine Karte kann eine Menge uber das Weltbild ihres Urhebers aussagen. Joan Blaeu

fand sich sehr gut an Orten zurecht, die er nie gesehen hatte. Auch war er bei sei-

nen Stadtkarten sehr bemuht, die Gebaude korrekt wiederzugeben. Als er den Kreml

zu zeichnen begann, griff er auf etliche Tricks zuruck, die er sich in 40 Jahren des

Kartierens angeeignet hatte. Die Mauern sind akkurat dargestellt, aber sie haben auch

große  Ahnlichkeit mit denen, die sich um seine hubsche Karte von Delft winden –

ein Meisterwerk, das er nur drei Jahre zuvor beendet hatte. Auch die Flusse sind auf 

beiden Karten von demselben satten Blau. Trotz dieser  uberzogenen niederlandischenExaktheit k onnen wir einiges von Blaeus Karte erfahren. Das Original, das er kopier-

te, muss ungewohnlich gut gewesen sein. Offenkundig hatte um die Wende des 17.

Jahrhunderts jemand mit einem geschulten Auge und einem scharfen Stift im Kreml

gearbeitet, denn die Platzierung der von Blaeu kopierten Gebaude trifft fast immer zu,

und das Gleiche gilt f ur die grundlegenden architektonischen Details. Das Ergebnis

ist seiner Quelle so treu, dass Gelehrte, die ihr Leben im Kreml-Archiv verbringen,

es noch heute nutzen k onnen, wenn sie (was fast ausschließlich der Fall ist) unter den

dortigen Originalpapieren eine Niete ziehen.

Zudem wird die Karte, wenn man sie parallel zur niedergeschriebenen Geschichte

liest, aus einem Schnappschuss zu einem Kommentar. Beispielsweise zeigt sie, dasssich der Kreml in den nicht einmal 20 Jahren seit Zar Iwans Tod mit halsbrecherischer

Geschwindigkeit verandert hatte. Seit dem letzten Brand war vieles wiederaufgebaut

und repariert worden, doch gleichwohl findet man nun weniger Villen f ur Bojaren. Die

Namen der Belskis, Mstislawskis, Sizkis und Scheremetjews werden in der von Blaeu

gelieferten Legende erwahnt, und ihre von Mauern umgebenen Palaste ahneln ihrerseits

kleinen Kremls, doch die Patrikejews und Chowrins sind zusammen mit einem halben

Dutzend anderer verschwunden. Stattdessen taucht ein Name mehrere Male auf: Es gibt

mindestens drei Anwesen f ur die Godunows. Dies ist kein Fluchtigkeitsfehler, denn das

2 Kopien wurden in aufeinanderfolgenden Ausgaben von Joan (Johannes) Blaeus  Atlas Maior  (Am-

sterdam 1663 – 65) gedruckt.3 Die Palaste sind eine Ausnahme und scheinen sich in einem halb skizzenhaften Zustand zu befinden,

was vermuten lasst, dass der ursprungliche Kunstler mehr als das  Außere ihrer Wande wiedergeben

wollte.

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2 Kremlenagrad

Oberhaupt des Clans, der große Bojar Boris Godunow, hat offensichtlich  uberall neue

Gebaude errichtet. So hat er den Palast des Zaren erweitert und den Glockenturm Iwan

der Große zu einem bedeutenden Wahrzeichen gemacht, indem er ihm weitere Range

und eine Kuppel hinzuf ugte. Ein anderes eckiges Bauwerk, offenbar aus Ziegeln, ist

durch die Inschrift »prikasy« gekennzeichnet, und diesmal scheint die Konstruktiondauerhaft zu sein. Indessen hat sich das Gebaude hinter der Gewandniederlegungs-

Kirche, das zuvor als Residenz des Metropoliten bekannt war, erheblich gewandelt.

Der internationale Status der russischen Kirche muss sich erhoht haben, denn dies ist

nun der Palast eines Patriarchen.

All das zeigt die Karte wirklichkeitsgetreu, trotzdem ist sie auf eine Weise ir-

ref uhrend, die vielleicht nicht einmal Blaeu selbst bewusst wurde. Die Bauten auf den

Bildern des Niederlanders werfen kompakte, friedliche Schatten, doch die Jahrzehnte

nach dem Tod Iwans des Schrecklichen gehorten zu den sturmischsten in der Exi-

stenz des Kreml. Kremlenagrad  ist unvollstandig ohne jene Finsternis, aber wer nach

ihr suchen will, benotigt einige Geschichtskenntnisse, und Blaeu hatte wahrscheinlichgenauso verschwommene Vorstellungen von Russland wie jeder andere Nordwesteu-

ropaer. Als Kartograph muss er  uberdies von all den neuen Welten in seiner Epoche

abgelenkt worden sein, denn dies war das goldene Zeitalter der europaischen For-

schungsreisen. Die Kusten so unterschiedlicher Kontinente wie Amerika und Ostasien

nahmen allmahlich auf Papier mit niederlandischem Wasserzeichen Gestalt an. Dies

waren phantastische Gegenden, exotisch und beangstigend. Doch die Erzahlungen der

exzentrischsten Seeleute uber fremde Lander hatten nicht absurder sein k onnen als der

Gedanke, dass der Kreml des Kremlenagrad  geordnet, makellos, beschaulich gewesen

sei.

Die Zeichnung Kremlenagrad  datiert aus dieser Zeit (sc. von Zar Boris Godunow), und

um wahrheitsgetreu zu sein, musste sie im Grunde auch Karren und Gerustmaterial und

Ziegelstapel enthalten. immerhin ist unter den auf der Karte umrissenen Gebauden auch

das k uhnste Projekt des Zaren in seiner endgultigen Form zu finden. Im Jahr 1600 befahl

Godunow, den Glockenturm an der Ostseite des Kathedralenplatzes um zwei Geschosse

aufzustocken. Die Hohe war so schwindelerregend, dass schon der Gerustbau eine

Herausforderung darstellte, doch bald begannen die Maurer ihre Arbeit und schleppten

Ziegel und Kalkstein hoher hinauf als jeder Bauarbeiter in Russland vor ihnen. Der

fertige Turm, eine Fortf uhrung von Bon Frjasins sogenanntem Iwan dem Großen, maß

81 Meter. Er war aus 50 Kilometern Entfernung sichtbar und blieb jahrhundertelangdas hochste Gebaude in Moskau, das heißt, er  ubertraf die Maria-Schutz-und-Furbitte-

Kathedrale am Graben (Basilius-Kathedrale) Iwans des Schrecklichen an Große, wenn

auch nicht an Bravour. Nachdem Boris den beruhmten Turm zu seinem eigenen gemacht

hatte, ließ er eine Inschrift in riesigen vergoldeten Lettern am obersten Rang anbringen.

Es ist eine Proklamation an die Welt, und sie ist noch heute vorhanden:

»Nach dem Willen der Heiligen Dreieinigkeit und auf Wunsch des Zaren und

Großf ursten von ganz Russland Boris Fjodorowitsch und seines Sohnes, des

rechtglaubigen Großf ursten Fjodor Borissowitsch, Zarewitsch und Furst von

ganz Russland, wurde diese Kirche vollendet und vergoldet im zweiten Jahr

ihrer Herrschaft.«

»Boris hoffte vor allem, den gottlichen Zorn zu beschwichtigen«, schloss Isaac Massa.

Ein Beobachter aus einer anderen Epoche hatte eine Parallele zu Personenkulten des 20.

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Jahrhunderts ziehen k onnen, doch Boris hatte weniger weit reichende Plane. Sein Ziel

war es nicht, ein Gott zu werden, sondern nur, eine hohere Existenzebene zu erlangen,

auf der Neid und Verschworung nichts bewirken konnten. Und Boris wollte seine

Vormachtstellung auf schopferische neue Art nutzen. Unter den nachsten Projekten des

Zaren waren elegante Neubauten f ur die prikasy und spielerische Zinnen f ur die Mauernam außeren Burggraben des Kreml. Joan Blaeus Karte zeigt beides, aber das wichtigste

Gebaude von allen fehlt und wurde nie in Angriff genommen. Es hatte neben dem

erhohten Iwan dem Großen gestanden, der ihm als Glockenturm dienen sollte. Durch

seine Prasenz ware die Geographie des Kreml f ur alle Zeiten verandert worden, denn

der Fokus hatte sich verschoben. Wahrend sich Iwan III. Italien zugewandt hatte, bat

Boris den englischen Konig Jakob I. um Hilfe, als er Ingenieure suchte, die   uber

Fachkenntnisse verf ugten, welche seinen Untertanen abgingen (mit Erfolg, denn zwei

der angesehensten Baumeister trafen 1604 in Moskau ein)» Die geplante Kirche sollte

sich von allen anderen im Kreml unterscheiden. Der Zar wollte, dass sie groß genug

war, um Tausende von Seelen aufzunehmen. Die Zitadelle wurde sich nicht nur mitgewohnlichen Burgern f ullen, sondern man wurde auch die gesamte orthodoxe Welt

einladen, am Hochaltar des russischen Glaubens zu beten.

Was Boris vorschwebte, war eine Kathedrale f ur Moskau als heilige Stadt, ein

neues Jerusalem. Er hatte vor, sie das Allerheiligste zu nennen, und Experten meinen,

dass sie der Kirche des Heiligen Grabes nachempfunden werden sollte. Sie w are zu

einem Wallfahrtsort, einem Symbol der Majestat geworden, und ihre Vollendung hatte

Godunows dynastische Herrschaft besiegelt. Die Schreine, welche die Daniilowitsch-

Fursten erbaut hatten, einschließlich der Entschlafens-Kathedrale, waren zweitrangig

geworden. Zur Zeit von Boris’ Tod im Jahr 1605 hatte man den allgemeinen Bauplan

bereits gebilligt, und eine Arbeitertruppe h¨aufte Stein, Kalk und Bauholz an. Der Zarhatte zudem mehrere opulente Skulpturen f ur die heilige Statte in Auftrag gegeben.

Ein Reliquienschrein nach Art des Heiligen Grabes war vorgesehen, und Kunstler in

den Kremlwerkstatten hatten ein Paar goldener Engel geschaffen, die an beiden Seiten

Wache stehen sollten. Die Figuren waren lebensgroß, und eine wurde sp ater angeblich

in Godunows eigenen Sarg gelegt, als sein ruheloser Geist, so die Legende, auferstand,

um auf Erden zu wandeln.”

Dies also war der Hohepunkt f ur Kremlenagrad , ein Moment voller Moglichkeiten.

Aber als sich das Blatt wendete, verriegelte die Festung ihre eisernen Schlosser. Die

gewaltige Kathedrale verschwand spurlos. Der Kreml ist ein Ort, dessen Vergangenheit

zumeist als heilig bezeichnet wird, doch das Allerheiligste, jenes Wahrzeichen f ur den

optimistischen Prunk der Godunows, ist in den Chroniken praktisch nicht vertreten.

Nicht einmal Andrej Batalow, der nicht nur die Kreml-Architekturforschung leitet,

sondern auch auf das Zeitalter Godunows spezialisiert ist, kann sicher sein, wie die

Kathedrale ausgesehen hatte, ware sie denn gebaut worden.  Kremlenagrad   erscheint

in fast jedem Kreml-Fuhrer – das Bild ist so bekannt, dass die meisten Leser weiter-

blattern – , aber die reale Festung durfte, selbst in ihren besten Momenten zumindest

beangstigend gewesen sein, und die Ereignisse sollten sie wieder einmal in ein Theater

des Makabren verwandeln.

Catherine Merridale, Der Kreml. Eine neue Geschichte Russlands, 2014 (“The Red Fortress. The Secret

Heart of Russia’s History”, 2013), Kap. 4: Kremlenagrad (S. 143 – 145, 161 – 163).

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Kremlenagrad

The Muscovites may well have learned the art of drawing maps in the fifteenth century,

when all those self-assured Italians were in the Kremlin. The case is difficult to prove,especially since all the evidence has burned. But there are several maps of Moscow

from the 1600s, and one of the most beautiful is called  Kremlenagrad . The copy that

exists today, drawn by the Dutch East India Company’s cartographer Joan Blaeu, was

published in Amsterdam after 1662, but it is based on a much older drawing, and shows

the Kremlin as it was around 1604. Blaeu’s version has west, not north, at the top,

but otherwise it is a model of clarity. As you unfold the Lilliputian panorama, you are

drawn in and involved at once. The buildings are represented by little pictures, and

every roof looks as if it would be warm and watertight. The walls – and there are lots

of them – trace reassuringly retentive lines with never an impaled head in view. This is

the Kremlin at its flawless best; there most be children somewhere who could build it

with a kit.

A map can say a lot about its creator’s idea of the world. Joan Blaeu was very good at

making sense of places he had never seen. He also took great pains, with his town maps,

to make sure that he got the buildings right. When he began to draw the Kremlin, he

called on plenty of the tricks he had already learned in forty years of map-making. The

walls are presented accurately, but they also look very like the ones that snake around

his lovely map of Delft, a masterpiece he had completed just three years before. In both

maps, too, the rivers are the same contented blue. Despite that wishful Dutch precision,

however, Blaeu’s map has a great deal to teach us. The original he copied must have

been unusually good. Clearly, someone with a trained eye and a sharp pencil had been

working in the Kremlin at the turn of the seventeenth century, for the placing of the

buildings that Blaeu copied is almost always accurate, as are the basic architectural

details. The result is so faithful to its source that even now, scholars who spend their

lives among the Kremlin archives can use it when (as they nearly always do) they draw

a blank among the more authentic papers there.

To read the map beside the written history, moreover, is to turn it from a snapshot into

commentary. One thing it shows is that the Kremlin had been changing at breathtaking

pace in the years – not even twenty – since Tsar Ivan’s death. There has been plenty of 

rebuilding and repair since the last fire, but all the same there are now fewer mansions

for boyars. The names of the Belskys, Mstislayskys, Sitskys and Sheremetevs are

mentioned in the key that Blaeu provides, and their walled palaces seem like small

kremlins of their own, but the Patrikeyevs and Khovrins have disappeared along with

half a dozen others. Instead, one name is mentioned several times: there are at least three

mansions for the Godunovs. This is not a casual mistake, for the leader of this clan, the

great lord Boris Godunov, has clearly added buildings everywhere. He has extended the

tsar’s palace, for instance, and he has made the bell tower of Ivan the Great into a serious

landmark, adding new tiers and a cupola. Another angular structure, obviously brick, is

marked ‘ prikazy’, and this time the design looks set to last. Meanwhile, there has been

a significant change to the stone building, behind the Church of the Deposition of the

Robe, that was last known as the metropolitan’s residence. The international status of 

the Russian church must have improved, for this is now the palace of a patriarch.

The faithful map shows all of this, but despite all that it is misleading in a way that

even Blaeu himself might not have grasped. The Dutchman’s buildings cast compact,

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untroubled shadows, and yet the decades after Ivan the Terrible’s death were among

the most turbulent in the Kremlin’s existence. Kremlenagrad  is incomplete without that

darkness, but to begin to look for it you need to know some history, and Blaeu was

probably as hazy about Russia’s as any other north-west European. As a map-maker,

he would have been distracted, too, by all the new worlds of his day, for his was thegolden age of European exploration. The coasts of continents as diverse as America

and East Asia were gradually taking shape on paper with Dutch water-marks. These

were fantastic places; exotic and terrifying. But the most eccentric sailors’ tales of 

foreign lands could not have been more wildly wrong than the idea that the Kremlin of 

Kremlenagrad  was orderly, immaculate, tranquil.

The drawing of Kreleknagrad dates from this time, and to be accurate it really should

have featured carts and scaffolding and piles of bricks. As it is, the buildings that the

map outlines include the tsar’s most daring project in its final form. In 1600, Godunov

ordered that two extra tiers should be added to the bell tower on the east side of CathedralSquare. The height was so vertiginous that even the scaffolding was a challenge, but

soon the masons had begun their work, hauling bricks and lime to levels that no builder

in the Russian lands had climbed before. The finished tower, an extension of Bon

Fryazin’s own so-called Ivan the Great, was nearly 270 feet high. It was visible for

thirty rallies, and for centuries it was to be the tallest building in Moscow, surpassing

Ivan the Terrible’s Cathedral of the Intercession on the Moat (St Basil’s) in height if not

in bravado. Once he had made the famous tower his own, Boris ordered an inscription

to be added. It was a proclamation to the world, and it is still there now, written on the

uppermost tier in giant, gilded letters:

By the will of the Only Trinity, by the command of the Great Lord, Tsar, and

Grand Prince Boris Fedorovich, Autocrat of All Russia, and of his son, the

Orthodox Great Lord Fedor Borisovich, Tsarevich and Prince of All Russia, this

church was completed and gilded hi the second year of their reign.

‘Boris hoped above all to appease the divine anger,’ Isaac Massa concluded. An observer

from a different age might draw a parallel with twentieth-century cults of the leader’s

personality, but Boris did not have such far-reaching designs. The object was not to

become a god, but just to occupy a higher plane of existence, a place where envy and

conspiracy were impotent. And Boris would have used his eminence in creative new

ways. The tsar’s next projects included smart new buildings for the prikazy and playful

battlements to top the walls that ran along the Kremlin’s outer moat. Joan Blaeu’s map

shows both, but the most important structure of them all is missing, and was never built.

It would have stood next to the enlarged Ivan the Great, which was intended to serve as

its campanile. Its presence would have changed the Kremlin’s geography for all time,

focusing it on a new site. Where Ivan III had turned to Italy, Boris sent to James I of 

England in search of engineers with skills that his own subjects lacked (successfully:

two of the country’s most reputable builders arrived in Moscow in 1604). The projected

church was not to be like any other in the Kremlin. The tsar’s intention was to build it

large enough to hold thousands of souls, filling the citadel with ordinary Muscovites

and inviting the entire Orthodox world to worship at the high altar of Russian faith.

What Boris had in mind was a cathedral for Moscow the Jerusalem, the holy city.

His plan was to call it the Holy of Holies, and experts think it was designed in the

image of the Church of the Holy Sepulchre. It would have been a place of pilgrimage,

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of majesty, and its completion would have set the seal on Godunov’s dynastic rule.

The shrines that the Danillovich princes had built, including the Dormition Cathedral,

would have been relegated to the second rank. By the time of Boris’ death, in 1605,

the new cathedral’s general design had been approved, and a troupe of workmen at the

site had assembled heaps of stone, lime and timber. The tsar had also commissionedsome opulent sculptures for the sanctuary. A reliquary was planned, a version of the

Holy Sepulchre itself, and artists in the Kremlin workshops had created a pair of golden

angels to stand guard at either end of it. The figures were life-sized, and one of them

was said to have been placed in Godunov’s own coffin when – as people later liked to

any – his restless spirit rose to walk the earth after his death.

This, then, was high tide for Kremlenagrad , a moment full of possibility. When that

tide turned, the fortress closed its iron locks. The huge cathedral vanished without trace.

The Kremlin is a place whose past is usually hallowed, but the Holy of Holies, that

witness to the optimistic grandeur of the Godunovs, is all but absent from its chronicles.

Even Andrei Batalov, who not only leads the Kremlin’s architectural research effortbut specializes in the age of Godunov, cannot be certain what it would have looked like

if it had been built.  Kremlenagrad  appears in almost every guide to the Kremlin – the

image is so well-known that readers tend to turn the page – but the real thing would

have been terrifying at the best of times, and events were about to transform it, once

again, into a theatre of the macabre.