KUNDENGEWINNUNG UND KUNDENPFLEGE
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Nachhaltige
KUNDENGEWINNUNG UND KUNDENPFLEGEBÜHLER AG
Vertriebseffi zienz eines internationalen B2B Unternehmens
ERNST MEIER AGKundengewinnung und -pfl ege – neue Wege gehen
N ˚24
F Ü R M E N S C H E N D I E E T W A S U N T E R N E H M E N
2
WER ERNTEN WILL, MUSS AUCH SÄENNeue Kunden gewinnen, bestehende pfl egen – für mich eine
der spannendsten Herausforderungen im Unternehmerleben.
Denn nachhaltige Verkaufserfolge beruhen nicht auf gewieften
Verkäufern, sondern auf einem Unternehmen (mit all seinen Mit-
arbeitenden), das Geschäftsidee und Prozesse voll und ganz auf
den Kunden ausrichtet. Dazu gehören Kreativität, die zu Innova-
tionen führt; Abläufe, die auf Effi zienz und Qualität ausgerichtet
sind; strategisches Geschick bei der Evaluation der Zielmärkte,
Leidenschaft bei der Produktepräsentation; Taktik und Know-
how in den Verhandlungen; Hartnäckigkeit beim Nachfassen;
Fingerspitzengefühl bei der Kundenbetreuung; Grosszügigkeit
und Partnerschaftlichkeit in der Zusammenarbeit.
Genau aus diesen Gründen gehört Kundengewinnung und
-pfl ege für mich nicht zur Pfl ichtübung, sondern zur Kür. Denn
hier trifft sich Sachverstand mit Fachwissen und Emotionalität.
Dass der reine Verkaufsprozess – und auch die Kundenpfl ege
– nicht immer ein Zuckerschlecken sind, das haben wir ver-
mutlich alle schon einmal erfahren. Wie beim Gärtnern müssen
trotz guter Saat manchmal auch Rückschläge hingenommen
werden. Ein gutes Produkt im Hintergrund gibt aber Sicherheit
im Auftreten, hilft bei der Argumentationsführung und stärkt
die Überzeugungskraft.
Wenngleich das Wirtschaftsmagazin kein «Bezahlheft» ist,
gehört Kundengewinnung und -pfl ege auch zu unseren Auf-
gaben. Wichtigster Teil dabei ist der Auf- und Ausbau unseres
Autorenpools, zu dem mittlerweile mehr als 800 Top-Gast-
autoren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung gehören, die
mit qualitativ hochstehenden Artikeln zur Lesergewinnung
und -bindung beitragen – was wiederum die Attraktivität für
Sponsoren erhöht.
Und nun überlasse ich das Feld gerne unseren Gastautoren,
die Sie dabei unterstützen sollen, noch mehr treue Kunden zu
gewinnen. Ich wünsche Ihnen allen eine reiche Ernte!
Herzlichst
Manuela Stier
Verlegerin Wirtschaftsmagazin
MANUELA STIER
Verlegerin Wirtschaftsmagazin, Inhaberin
Stier Communications AG,
EDITORIALE I N L E I T U N G M A N U E L A S T I E R
PARTNER
3W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
HINTERGRUND
04 VERTRIEBSEFFIZIENZ
EINES INTERNATIONALEN B2B
UNTERNEHMENS
Dr. Andreas Lorenz, Bühler AG
WISSENSCHAFT
08 EFFIZIENZ VERHINDERT AUCH
KUNDENBEZIEHUNGEN
Prof. Dr. Christian Belz, Institut für
Marketing, Universität St. Gallen
12 WIRKSAMES KUNDEN-
MANAGEMENT FÜHRT ZUM
ERFOLG Prof. Dr. oec. HSG
Dietmar Kremmel, Institut für
Unternehmensführung, FHS St. Gallen
NACHHALTIGKEIT
40 SOZIALE HELPCARD
DER KREBSLIGA FÖRDERT
KUNDENBINDUNG
Pia Zeugin, Krebsliga
41 INTEGRATION UND FÖRDERUNG
AB WICKELTISCH – VISOPARENTS
SCHWEIZ Carmelina Castellino,
visoparents schweiz
FÜR SIE ENTDECKT
42 EIN STÜCK ZEITGEIST, EIN
SCHWATZ, ZEHN ANEKDOTEN
UND EIN ESPRESSO Daniel
Dreifuss, Maurice de Mauriac
42 THAILAND
AM HALLWILERSEE Felix Suhner,
Seerose Meisterschwanden
PRAXIS
14 STRATEGISCHE INITIATIVEN
ZUR KUNDENGEWINNUNG UND
KUNDENPFLEGE Martin Müller,
Ballon-Müller AG
18 UNTERNEHMER-GEN UND
ANDERE URSPRÜNGE Remo
Schällibaum, FM Media AG
20 KUNDENGEWINNUNG UND
KUNDENPFLEGE IM GLOBALEN
UMFELD Dr. Uwe Lauber,
MAN Diesel & Turbo Schweiz AG
24 KONTROLLE IST GUT, VERTRAUEN
IST BESSER! Hans Peter Frei,
The Sales Results Company
26 UNSERE KUNDEN PROFITIEREN
VON UNSEREM VORSPRUNG
Heidi Golay- Keller, Innoma GmbH
29 DAS CREDO IST, GUTES DESIGN
UND SOLIDES HANDWERK
HARMONISCH MITEINANDER ZU
VERBINDEN Stefan Spitz, designimdorf,
Stefan Spitz GmbH & Co. KG
32 KUNDENGEWINNUNG UND
-PFLEGE – NEUE WEGE GEHEN
Erwin Meier-Honegger, Ernst Meier AG
35 AUF ERFOLGSKURS MIT EINEM
BÜRO-LIEFERSERVICE Oliver Stahl &
Markus Goop, Snack- und
Früchtebox Express AG
38 WENN DER GAST DIE
LEIDENSCHAFT SPÜRT
Bardhyl Coli, Waldhotel Davos
INHALT
VERLEGERIN/CHEFREDAKTIONManuela [email protected]
STV. CHEFREDAKTIONPascale [email protected]
KONZEPTION/GESTALTUNGPRODUKTION/INSERATEStier Communications AGCorporate IdentityGrossächerstrasse 258104 WeiningenT +41 44 752 52 52www.stier.ch
KORREKTORATSyntax Übersetzungen AGwww.syntax.ch
DRUCKEngelberger Druck AGwww.engelbergerdruck.ch
AUSGABE20. August 2013
AUFLAGE10 000 Expl. deutsch
ZIELGRUPPEUnternehmerinnen undUnternehmer
WEBPAGEwww.wirtschaftsmagazin.ch
COPYRIGHTWeiterverwendung des Inhalts nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
TITELBILDklangkult /www.sxc.hu
FOTOGRAFMichael Orlik / www.michaelorlik.com
4 H I N T E R G R U N D D R . A N D R E A S L O R E N Z
Auf Verkäufermärkte ausgelegte Vertriebsorganisationen stehen in einem an Volatilität zunehmenden Marktumfeld veränderten Herausforderungen gegenüber. Insbesondere in
Märkten rückläufi ger Nachfrage ist das Management gefordert durch geeignete Prozesse und präventive Massnahmen die Vertriebseffi zienz sicherzustellen. Andreas Lorenz leitete bei
Bühler in diesem Zusammenhang ein Changeprojekt und validierte Möglichkeiten proakti-ver Leadgenerieung. Darüber hinaus entwickelte er mit seinem Projektteam in Kooperation mit der Universität St. Gallen ein Führungsinstrument zur Vertriebssteuerung, welches den
Chancen dynamischer Marktentwicklung Rechnung trägt.
VERTRIEBSEFFIZIENZ E I N E S I N T E R N A T I O N A L E N B 2 B U N T E R N E H M E N S
Vertriebseffi zienz entsteht bereits bei der Gestaltung und Füh-
rung betrieblicher Abläufe sowie der Auswahl geeigneter Inst-
rumente der Vertriebssteuerung.
Der Vertriebsprozess bei Bühler besteht aus einem vier-phasigen
Ablauf in den Schritten:
1. Identifi zierung des Potentials 2. Setzen der Prioritäten3. Risikoabschätzung und Angebotsunterbreitung4. Vertragsabschluss
Eine Besonderheit des Anlagenbaus liegt in dem Grad kunden-
spezifi scher Lösungen. Die schon in der Angebotsphase not-
wendigen technischen Abklärungen und Ingenieurleistungen
sind kostenintensiv und umfassen im Anlagenbau etwa 2-3%
des für die gesamte Abwicklung des offerierten Kundenpro-
jekts benötigten Engineerings. Die Kosten einer Verkaufsop-
portunität vom Sales Lead bis zum Vertragsabschluss lassen
sich über die Vertriebsphasen über eine charakteristischen
S-Kurve beschreiben. Bei komplexen Kundenprojekten können
sich die Kosten für die Unterbreitung eines Angebots auf die
Grössenordnung mehrerer zehntausend Franken kumulieren.
Dabei beträgt die Angebotstrefferquote im Maschinen- und
Anlagenbau typischerweise nur zwischen 25 - 30% [VDMA].
Der Vertriebsprozess ist dann effi zient, wenn die Verteilungs-
dichte von Opportunities über die einzelnen Phasen dem
Idealbild eines Vertriebstrichters (Salesfunnel) entspricht. Ein
idealer Salesfunnel weist dabei typischerweise eine Konversi-
onsrate (Input zu Output) von etwa 100:1 auf.
HERAUSFORDERUNGEN DESVERTRIEBSMANAGEMENTS IN VOLATILEN MÄRKTEN
Schon eine geringfügig rückläufi ge Nachfrage kann zu einer
Veränderung des Salesfunnels führen. Eine unmittelbare Kon-
sequenz betrifft einerseits die ersten Vertriebsphasen insofern,
dass die Anzahl der Sales Leads zunächst
einmal abnehmen. Wie die Praxis zeigt,
besteht eine Gefahr darin, dass die
Vertriebsteams mit den unveränderten
Ressourcen an der Weiterverfolgung und
Angebotsausarbeitung der reduzierten
Sales Leads fortfahren. Auf diese Weise
stauen sich die Opportunitäten in der An-
gebotsphase gewissermassen auf, wäh-
rend die Anzahl abgeschlossener Oppor-
tunitäten marktbedingt stagniert oder
sogar rückläufi g ist. In der quantitativen
Analyse offenbart sich dieser Zustand
in Form eines konvexen Salesfunnels
oder einer «Vertriebsblase». Hinsichtlich
der Angebotstrefferquote und damit
der Vertriebseffi zienz ist dieser Zustand
durchaus kritisch. In der Praxis können
mehrere Gründe ein solche Entwicklung
forcieren: fehlende Zeitlimits je Vertriebs-
phase, weiche Meilensteine im Übergang
von der einen in die nächste Vertriebs-
phase oder eine zu starre Organisation.
Die Brisanz dieses Zustands besteht
nicht zuletzt darin, dass sich zu einem
ohnehin schwierigem Marktumfeld ein
prozessimmanentes Effizienzproblem
überlagert. Für die Sicherstellung der Ver-
triebseffi zienz und -leistung sind daher
bei nachlassender Nachfrage präventive
Massnahmen erforderlich.
Zwei dieser Massnahmen sind:
– pro-aktive Sales Lead Generierung,
– vorausschauende
Kundenklassifi zierung.
Diese werden im Folgenden erläutert.
5W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
AUSSCHÖPFUNGDES MARKTPOTENTIALS DURCH LEADGENERIERUNG
Das Bühler Marktsegement «Brauerei und Destillieren» bietet
Lösungen für die industrielle Verarbeitung von Getreide, welche
als Vorstufe zum Nassprozess für Biere oder Destillaterzeugnisse
wie z.B. Whiskey benötigt werden. Im Rahmen einer Pilotstudie
wurden exemplarisch für Bühler neuartige technologische Mög-
lichkeiten zur Ausschöpfung des bestehenden Marktpotentials in
der Region Nordamerika verifi ziert. Im ersten Schritt galt es po-
tentielle Zielkunden des Marktes vollständig zu identifi zieren. In
diesem Zusammenhang hat man sich nach kurzem Screening der
Lösungsoptionen für die Zusammenarbeit mit einem externen
Dienstleister entschieden. Der ausgewählte Market Intelligence
Provider bietet in einem Produkt «Global Reference Solution» ei-
nen Zugriff auf eine weltweite Firmen-Datenbank mit insgesamt
über 200 Mio. aktuellen Unternehmensprofi len an. Dabei kann
jeder Unternehmenseintrag mit bis zu 50 zusätzlichen Attributen
angereichert werden. Über standardisierte Branchencodes (ISIC)
und der Filterung auf die relevante Vertriebsregion erfolgt eine
erste Eingrenzung der gewünschten Zielkunden. Zusätzliche
Attribute wie Umsatzentwicklung der letzten Jahre, erzielte EBIT
Margen, Anzahl der Mitarbeiter, Konzernverfl echtungen sowie
auch Daten zur Bonität und damit Zahlungsbereitschaft unter-
stützen dabei den Kreis der Zielkunden präziser zu defi nieren.
Im Rahmen der Pilotstudie wurde in einer einmaligen Aktion
die Grundgesamtheit aller relevanten Marktteilnehmer, notabene
etwa 400 Unternehmen, für das spezielle Marktsegment: «Braue-
rei und Destillieren» in Nordamerika erhoben.
Es folgte eine telefonische Kontaktaufnahme, und mittels
strukturierter Kundeninterviews eine systematische Informati-
onsbeschaffung und weitere Priorisierung. Die Kampagne liess
sich fl exibel delegieren, so dass den regionalen Vertriebsteams
im Ergebnis lediglich eine Shortlist qualifi zierter Sales Leads von
rund 50 Unternehmen übergeben werden konnte, wovon etwa
zehn Unternehmen bereits kurzfristig Investitionsvorhaben in
neues Equipment signalisierten.
VORAUSSCHAUENDE KLASSIFIZIERUNG VON KUNDENZur strategischen Ausrichtung des Vertriebs sowie für die opera-
tive Triage an Ressourcen stellt sich für jedes Vertriebsmanage-
ment die Frage nach adäquaten Möglichkeiten der Kundenprio-
risierung. Konventionelle Instrumente, wie die Klassifi zierung
über die retrospektive Umsatzbetrachtung im Rahmen einer
ABC-Analyse, greifen einerseits nicht für Neukunden (Pros-
pects). Anderseits sind die Investitionszyklen im Anlagenbau
verhältnismässig lang, so dass eine sinnvolle Bewertung oh-
nehin nur über viele Geschäftsjahre erfolgen kann, was in der
Praxis häufi g an einer durchgängigen Datenkonsistenz scheitert.
Benötigt werden daher Klassifizierungsinstrumente mittels
derer sich bestehende als auch potentielle neue Kunden eines
Marktes nach ganzheitlichen Kriterien bewerten lassen.
In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen einer Kooperati-
onsstudie mit dem Lehrstuhl von Prof. Belz der Universität St.
Gallen ein als «Prospect Portfolio» bezeichnetes Instrument auf
die spezifi schen Bedarfe von Bühler entwickelt. Das Prospect Port-
folio besteht aus zwei Dimensionen: Attraktivität (vertikal) und
Geschäftschance (horizontal). Es zeichnet sich dadurch aus, dass
sich sowohl vorhandene-, als auch beliebige potentielle Kunden
(Prospects) anhand weniger Kriterien klassifi zieren lassen. Ein ge-
meinsames und transparentes Verständnis der Begriffl ichkeiten
Attraktivität und Geschäftschance ist dabei eine essentielle Vor-
aussetzung und muss von der Organisation im Konsens erarbeitet
werden. Aus Sicht des Projektteams liess sich die Attraktivität von
Kunden durch folgende Faktoren bestimmen: I. Marktstellung II.
Investitionsbereitschaft (Bonität) sowie III. Entscheidungsfi ndung.
Die Geschäftschance lässt sich durch die Faktoren: I. Persönliche
Kundenbeziehung , II. Vorhandene Reputation von Bühler sowie
III. Aktuelle Wettbewerbssituation bestimmen.
Anhand der Einordnung aller Marktteilnehmer in die Quadran-
ten des Portfolios ergibt sich gewissermassen eine Landkarte des
DR. ANDREAS LORENZ
Andreas Lorenz leitet
Projekte der Bühler AG.
Der Maschinenbauingeni-
eur und Lean Manage-
ment Experte wurde bei
Bühler mit der Führung
eines Programms für Ver-
triebseffi zienz beauftragt.
Zudem engagiert er sich
bei der jungen Wirtschafts-
kammer im Austausch
mit Führungskräften und
Unternehmern.
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Marktes. Unternehmen der Klasse A mit gleichermassen hohen
Attraktivität und Geschäftschance werden typischerweise durch
10 -20% derjenigen Kunden repräsentiert die 80% des Umsatzes
generieren. Im Rahmen eines guten Key-Account Managements
liegt der Fokus bei diesen attraktiven Kunden auf der Beziehungs-
pfl ege und absoluten Sicherstellung der Kundenzufriedenheit.
Während sich Unternehmen der Klasse B per se zwar durch eine
hohe Attraktivität auszeichnen, werden die Geschäftschancen
derzeitig jedoch noch geringer eingeschätzt. Typischerweise be-
fi nden sich in diesem Segment die Kunden des Wettbewerbs. Wie
wir aus systematischen WON – LOST Analysen wissen, ist eine
gute Beziehung zum Buyingcenter des Kundenunternehmens
ein ebenso wichtiger Erfolgstreiber wie die Technische Lösung
selbst. Die strategische Vertriebsarbeit muss diesen Aspekt
aufnehmen und die identifi zierten Player dieser Kategorie kon-
tinuierlich nach «A» entwickeln. In der jährlichen Account- und
Besuchsplanung empfehlen sich regelmässige Besuche und ein
angemessenes Zeitbudget für Unternehmen dieser Kategorie B
einzuplanen. Verfolgt man eine Wachstumsstrategie, erschlie-
ssen sich zusätzliche Potentiale tendenziell in dieser Kategorie.
Das Gros der Unternehmen eines Marktes befi nden sich in den
Kategorien C und D. Sind die Vertriebsressourcen unter Druck,
sollten diese Kunden vom Vertrieb tendenziell eher mit einem
reduzierten Zeitbudget bearbeitet werden, jedoch niemals ganz
vom Radar der Vertriebssteuerung verschwinden. Sobald sich an
der Attraktivität etwas ändert, erfolgt eine neue Lagebeurteilung.
Die Vertriebsarbeit kann ja nach Situation und auch Fähigkeit
darauf abzielen diese Kunden bei einer eignen besseren Marktpo-
sitionierung ihrer Enderzeugnisse zu unterstützen.
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICKIn Märkten nachlassender Nachfrage wird der Vertrieb zum ent-
scheidenden Engpassfaktor. Für die Organisation ist es in dieser
Situation entscheidend den Salesfunnel durch Aktivierung des
vorhandenen Marktpotentials mit qualifi zierten Sales Leads zu
füllen. In volatilen Märkten ist es zudem wichtig den vollstän-
digen Salesfunnel im Blick zu behalten und durch eine fl exibles
Agieren rechtzeitig einer rückläufi gen Entwicklung von Sales
Leads entgegenzuwirken. Im Rahmen einer Pilotstudie in der
Region Nordamerika wurde anhand eines Beispiels für «Destil-
lieren» gezeigt, dass sich durch Dienste der Market Intelligence
Teilnehmer eines Industriemarktes nahezu vollständig identifi -
zieren lassen. Eine telefonisch durchgeführte Kampagne ist zwar
mit einem gewissen Aufwand verbunden, lässt sich aber durch
strukturierte Interviews delegieren und zeigt eine exemplarische
Möglichkeit pro-aktiver Sales Lead Generierung. Erleichtert wird
diese Vorgehensweise noch durch eine enge Zielkundendefi niti-
on. Einige Firmen im Industriegeschäft gehen noch einen Schritt
weiter und nutzen in diesem Zusammenhang sozusagen Flat-
rates zur kontinuierlichen Ergänzung und Aktualisierung Ihrer
Kundendaten oder betreiben ihr CRM direkt in der Cloud.
Für weitere Effi zienzsteigerung nimmt die Vertriebssteue-
rung die vorhandenen Information über Marktteilnehmer auf und
richtet Ihre Ressourcen konsequent auf attraktive Zielkunden aus.
Mit dem vorausschauenden Instrument des Prospect Portfolios
lassen sich anhand der Kriterien: Attraktivität und Geschäfts-
chance gleichermassen neue wie auch bestehende Kunden klas-
sifi zieren. Entscheidend ist, dass sich die Organisation darüber
explizit bewusst wird, welche Faktoren einen attraktiven Kunden
charakterisieren und welches die wesentlichen Treiber auf die
Geschäftschancen sind. Sind diese Faktoren defi niert, kann das
Management zur strategischen Vertriebssteuerung mit dem Pros-
pect Portfolio auf ein hilfreiches Instrument zurückgreifen.
Krisengeplagte und volatile Märkte fordern den Vertrieb
heraus. Nachhaltiges Wachstum lässt sich auch in schwierigen
Phasen nur durch eine konsequente und proaktive Ausrichtung
der Vertriebsarbeit auf attraktive Märkte und Kunden generieren.
Die Technologien der Market Intelligence und der sozialen Netz-
werke sind der nächste logische Schritt, um in einem an Dyna-
mik und globaler Vernetzung zunehmenden Wirtschaftsumfeld
Rechnung zu tragen. Instrumente zur Kundenpriorisierung wie
das Prospect Portfolio passen in diesen Kontext, da Sie die Histo-
rie nicht ausser Acht lassen aber im Wesentlichen auf die Zukunft
gerichtet sind.
PHASE 1:Identifi kation des
Potenzials
PHASE 2:Setzen der Prioritäten
PHASE 3:Risikoabschätzung und
Angebotsunterbreitung
PHASE 4:Vertragsabschluss
Ø KOSTEN PRO LEADMARKTPOTENZIALC
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~ 1
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RATE
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Sales Funnel und S-Kurve der kumulierten Lead-Kosten über den Vertriebsprozess
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Effi zient ist es, mit wenig Einsatz eine grosse Wirkung zu erzielen. Dieses Prinzip kann auch nicht falsch sein,
um Kunden zu gewinnen und zu pfl egen. Suchen Anbieter rigoros nach mehr Effi zienz in ihrer Marktbearbeitung,
so kann das trotzdem oft kontraproduktiv sein.
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KUNDEN-BEZIEHUNGEN
KUNDENSELEKTIONGestützt auf aufwändige Verfahren der
Kundenbewertung und des CRM wählen
Unternehmen jene Kunden, bei denen
sich das beste Verhältnis von Aufwand
und Ertrag erreichen lässt.
Diese Bewertung ist anspruchsvoll. Liegt
eine Erfolgsrechnung nach Kunden vor?
Lassen sich neben aktuellen Ergebnissen
auch die Potenziale der Kunden abschät-
zen; kann beispielsweise der eigene
Share of Wallet zuverlässig beurteilt wer-
den? Wie entwickelt sich der Bedarf der
Kunden zukünftig? Sind die relevanten
Merkmale und Verhaltensweisen von
Kunden erfasst? Ist es möglich, die Rollen
und den Einfl uss von Menschen als Pri-
vat- und Geschäftskunden zu erfassen?
Werden aktuelle Informationen rasch
nachgeführt?
Wer in der Akquisition von Kunden arbei-
tet, weiss zur Genüge, dass auch durch-
geführte Gespräche wenig zuverläs-
sig sind. Aus euphorisch beurteilten
Diskussionen folgt oft gar nichts. Aus
harzig verlaufenen und kritischen Ge-
sprächen werden oft die wertvollsten
Kunden; manchmal erst viel später. Der
Anteil an Überraschungen ist auch für
erfahrene Verkäufer gross.
Die Information über den Kunden ist unsicher und unvollstän-
dig: auch wenn manche meinen, sich bereits mit 360º-Metho-
den die Rundumsicht zu verschaffen. Zudem sind vollständige
Informationen und damit ein transparenter Kunde denkbar,
aber selten wirtschaftlich (wie auch zahlreiche Probleme mit
der Datenqualität belegen).
Begleitet werden diese Herausforderungen damit, dass manche
Unternehmen auf jeden Kunden angewiesen scheinen und
gleichzeitig ganze Branchen auf die gleichen Kunden setzen.
Die Auswahl attraktiver Kunden bleibt also schwierig. Fehl-
einschätzungen sind trotz umfangreicher Statistiken häufi g.
Wohl deshalb ist auch der Fortschritt mit CRM verhalten, weil
Verantwortliche die Grenzen spüren. Zudem sind Selektion
und differenzierte Leistung sowie Bearbeitung ein Gespann.
Es nützt nichts, zu wählen und dort die Präsenz zu verdoppeln.
Die Leistung muss für die angestrebten Kunden attraktiv sein.
VORGABEN FÜR VERTRIEB UND MARKETINGAus der Kundenselektion folgen Leads für den Vertrieb. Die Kun-
den und die Zahl der Besuche werden zunehmend vorgegeben.
Allerdings beurteilen Marketing und Vertrieb die Leads oft
unterschiedlich. Während CRM-Spezialisten von Perlen für
Kundenkontakte schwärmen, bezeichnen die Vertriebsleute die
gleichen Kundenadressen als «Schrott». Das ist auf die unter-
schiedliche Wahrnehmung zurückzuführen. Marketingleute
veredeln kalte zu warmen Adressen. Aber der Aussendienst
will bereits heisse Hinweise auf Kunden, bei denen er rasch
abdrücken kann. Entsprechend wird die Zusammenarbeit
schwierig. Nicht selten wuchern Vorurteile zu Marketingleuten
9W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C HPROF DR.
CHRISTIAN BELZ
Prof. Dr. Christian
Belz ist Ordinarius für
Marketing an der Uni-
versität St. Gallen und
Geschäftsführer des
Instituts für Marketing.
Er ist Fachautor mit den
neuen Büchern «Inter-
nationaler Vertrieb»,
«Stark im Vertrieb» und
«Marketing gegen den
Strom» (2. A.); alle 2012
und 2013. Zudem ist er
Mitglied des Verwal-
tungsrates in verschie-
denen Unternehmen
und Institutionen. Ein
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Kundenverhalten –
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im Schonraum ihrer Büros weit entfernt vom Marktgeschehen oder
von Vertriebsleuten, die sich nur in ihrer Komfortzone bewegen
und bestehende Kunden mehr verwalten, als neue Kunden zu ge-
winnen. Vorgaben führen zur Aussenbestimmung, die anderen sind
verantwortlich. Sie fördern komplizierte Provisionssysteme, und der
Aufwand für Controlling und Reporting steigt. Die Kraft, welche Kun-
denkontaktpersonen im Markt brauchen, wird zunehmend intern ver-
einnahmt. Die übertriebene Suche nach messbaren Erfolgen verdrängt
jene Einschätzungen und Aktivitäten, die sich zwar nicht messen las-
sen, aber wichtig sind. Wenn der gute Aussendienst mehr Spielräume
hat, weiss er von seinem Portfolio der Kunden, wo er erfolgreich im
Prozess weiterfahren kann. Das gute Marketing sucht seine Rolle in
der Vertriebsunterstützung, aber bestimmt nicht nur als Gehilfe.
BESCHLEUNIGUNG DER KUNDENENTSCHEIDEVerbreitet ist das Bild der Sales Funnels vom ersten Interesse bis zum
Kauf und Wiederkauf. Effi ziente Marktbearbeitung führt den Kunden
so rasch wie möglich zum Kauf. Falls die Kunden nicht wissen, ob und
was sie wollen, so können sie ja den Verkauf der Wettbewerber versäu-
men. Wenn Kunden jedoch bedrängt werden, dann brechen sie oft die
Beziehung zum Anbieter ab. Die Freiheit in Verhalten und Entscheiden
ist ihnen wichtig. Der vermeintlich clevere Verkäufer meint dann,
dass er sich mit diesem Nichtkäufer viel Zeit sparte und fühlt sich
im Vorgehen bestätigt. Selten merkt er, dass
sein Verweigerer vielleicht ein guter Kunde
bei einem Konkurrenten wird. Für Kunden
sind Käufe meist weniger dringend als für
Verkäufer. Lange Kundenprozesse mit vielen
Zwischenschritten sind in der Multioptions-
gesellschaft die Regel.
Um ein Bild zu verwenden: Es ist nicht ziel-
führend, sich bei einem ersten Date nach
einer möglichen späteren Heirat zu erkundi-
gen. Eine gute Kundenbeziehung muss auf-
gebaut werden, das Vertrauen des Kunden
gilt es zu erarbeiten. Übereilte Geschäfte sind
selten tragfähig und meistens zu schmal.
Und: Es ist teuer, die Kundenprozesse stark
beschleunigen zu wollen, nicht selten ist das
mit schlechten Preisen verbunden.
FOLGERUNGENWarum werden Kundeninformationen und -einschätzungen
oft überdehnt und damit der Erfolg verhindert? Ein wichtiger
Grund: Kundenprozesse sind komplex und langwierig und die
Eingriffe durch Marketing und Vertrieb sehr begrenzt. Ursache
zu Wirkung, Einsatz zu Umsatz sind unklar. Marketing und
Vertrieb moderieren den Kundenprozess. Sie steuern nicht, son-
dern stossen an. Das zeigten uns spätestens die Social Media.
Nebenwirkungen von Massnahmen sind unterschätzt, denn
einzelne Aktionen bewirken nicht nur direkten Erfolg. Beispiels-
weise greifen deshalb Crossmedia- oder Touchpoint-Ansätze zu
kurz, wenn neben dem Teilerfolg der Instrumente nicht auch der
Gesamterfolg ins Auge gefasst wird. Die Kunden bewegen sich
nicht auf dem eingerichteten Pfad. Wer nur eine Teildisziplin effi -
zienter gestaltet, kann die Gesamtdisziplin damit verschlechtern.
Die Folgerung ist einfach. Es braucht Spielräume der beteiligten
Menschen. Von zuverlässiger Messbarkeit oder gar Steuerbar-
keit sind wir weit entfernt. Wer diese Ansätze zu 90 oder 100%
realisieren will, scheitert. Realistischer ist es, von 30% auszuge-
hen. Es braucht Respekt vor der Intuition und selbstständigen
Arbeitsorganisation der Verkäufer und Marktbearbeiter. Nur:
Diese Leute müssen dann auch qualifi ziert sein. Hier liegt der
Schlüssel; also Mensch vor Methodik.
Dieser Beitrag soll nicht bewirken, dass gute Kundeninforma-
tionen vernachlässigt und Prioritäten über Bord geworfen wer-
den. Wichtig ist aber das geeignete Mass. Wichtig ist Realismus
und Demut und nicht Überschätzung oder Arroganz; es gilt,
Teilsysteme nicht zu überschätzen. Nochmals: Marketing und
Vertrieb brauchen Spielräume, um die Beziehungen zu Kunden
zu entwickeln und intuitiv abzuschätzen, wo ein Einsatz kurz-
und längerfristig zum Erfolg führt. Übertriebene Verkaufsma-
schinen behindern sich selbst.
1 2 W I S S E N S C H A F T P R O F . D R . O E C . H S G D I E T M A R K R E M M E L
WETTBEWERBSVORTEILE SCHAFFENWettbewerbsvorteile beantworten die Frage, warum jemand bei einem Unternehmen
Kunde werden sollte. Es handelt sich bei ihnen somit um Erfolgsfaktoren, die in der
Wahrnehmung der relevanten Zielgruppe zu einer überlegenen Nutzenstiftung
beitragen. Wettbewerbsvorteile stellen daher keine abgehobenen, wolkigen und
austauschbaren Worthülsen dar, wie sie
z. B. in vielen Leitbildern, Mission State-
ments, aber auch Strategiepapieren oft
anzutreffen sind. Wettbewerbsvorteile
sind immer konkret und haben mit dem
Leistungsangebot bzw. dem Prozess der
Befriedigung der Kundenbedürfnisse
durch ein Unternehmen zu tun.
Was versteht man nun aber unter einer
überlegenen Nutzenstiftung? Wie kann
diese operationalisiert werden? Verein-
facht könnte man festhalten, dass bei den
Zielkunden die Wahrnehmung besteht,
für den eingesetzten Kaufpreis die best-
mögliche Gegenleistung zu erhalten. Der
Ausdruck «Gegenleistung» bezieht sich
dabei immer auf das vollständige Leis-
tungsangebot des Unternehmens, d. h.
die Summe der mit der Transaktion er-
worbenen materiellen und immateriellen
Leistungsaspekte.
Wettbewerbsvorteile können zum ei-
nen aus der «Kernleistung», d. h. dem
letztlich verkauften Produkt bzw. der
angebotenen Dienstleistung und ihren
Zusatzdienstleistungen («Value Added
Services»), resultieren. Verkauft ein Un-
ternehmen ein Produkt bzw. eine Dienst-
leistung mit Alleinstellungsmerkmalen,
bestehen in Kombination mit einer pro-
WIRKSAMES KUNDENMANAGEMENT
F Ü H R T Z U M E R F O L G
fessionellen Kommunikation und Vermarktung gute Chancen,
als konkurrenzüberlegen wahrgenommen zu werden. Der
Elektrowerkzeuggeräte-Hersteller Hilti verfügt unter anderem
über Wettbewerbsvorteile aufgrund der technischen Überle-
genheit («product leadership») seiner Produkte, die aufgrund
des Direktvertriebs dem Kunden wirkungsvoll kommuniziert
werden können. Eine Hilti-Bohrmaschine gilt als unverzichtbar
für manche Anwendungen und bietet neben dem durch techni-
sche Vorzüge spürbaren, überlegenen «Gebrauchsnutzen» noch
einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt im Sinne eines
hohen «Geltungsnutzens» durch Prestige und Status für den
Anwender. Die starke Markenaura von Hilti strahlt auf deren
Kunden ab und lässt die Verwender von Geräten dieses Unter-
nehmens als qualitätsorientiert und professionell erscheinen.
Doch wie verhält es sich in Branchen, in denen die «Kernleis-
tung» ähnlich, unter Umständen sogar ident ist und somit eine
Commodity darstellt? Nehmen wir den Fall von einem Handels-
unternehmen, das genau dieselben Artikel wie die Konkurrenz
vertreibt. Gewinnt hier immer der billigste Anbieter oder gibt es
nicht noch weitere Aspekte, die zur Stiftung eines überlegenen
Kundennutzens beitragen können? Diese Frage lenkt den Blick
von der reinen «Kernleistung» hin zu weiteren Leistungsas-
pekten. So mag ein identisches Produkt im Detailhandel bei
verschiedenen Anbietern erhältlich oder die Kerndienstleistung
vergleichbar sein. In diesem Fall scheint es angezeigt, Wettbe-
werbsvorteile durch die alleinstellende Ausgestaltung anderer,
vom Kunden wahrnehmbarer Leistungsaspekte zu realisieren.
Und gerade in diesem Zusammenhang spielt ein wirksames
Kundenbeziehungsmanagement eine ganz bedeutsame Rolle.
Um im Markt langfristig erfolgreich zu sein, gilt es, nachhaltige Wettbewerbs-vorteile aufzubauen. Neben der angebotenen Kernleistung eines Unternehmens
können diese vor allem auch auf einem überlegenen, wirksamen Kundenma-nagement basieren, das die Konkurrenz in den Bereichen Customer Intimacy,
Customer Treatement und Customer Support überfl ügelt.
1 3W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
PROF. DR. OEC. HSG DIETMAR KREMMEL
leitet das Kompetenz-
zentrum Marketing und
Unternehmenskommu-
nikation am Institut für
Unternehmensführung
der FHS St. Gallen. Er
verfügt über langjährige,
profunde Managementer-
fahrung bei renommier-
ten Unternehmen und
KMU. Er lehrt, forscht
und berät Unternehmen
in den Themenfeldern
Strategisches Marketing,
Produkt- und Brandma-
nagement sowie integrier-
ter Kommunikation.
www.fhsg.ch/ifu
Die erworbene Gesamtleistung beinhaltet neben der Kernleis-
tung ja wie erwähnt die Summe aller Leistungsaspekte und
umfasst auch immaterielle Komponenten, wie z. B. eine fach-
kompetente, zuvorkommende Kundenbetreuung und -beratung.
NUTZENSTIFTENDE KUNDENBEZIEHUNGDamit ist das Kundenmanagement, d. h. die Gestaltung der
Kundeninteraktion, angesprochen. Unter einem wirksamen
Kundenmanagement versteht man eine im Sinne der Unterneh-
mensziele liegende, für den Kunden nutzenstiftende Gestal-
tung der Kundenbeziehung. Durch ein wirksames Kundenma-
nagement können nachhaltige Wettbewerbsvorteile geschaffen
werden, vor allem auch dann, wenn die Kernleistung von den
Kunden als relativ austauschbar wahrgenommen wird. Die
Produktpalette von z. B. Versicherungen oder Banken erscheint
vielen Konsumenten doch relativ ähnlich und austauschbar
zu sein. Neben einer Differenzierung über den Aufbau eines
einzigartigen Markenimages kommt dabei insbesondere dem
Kundenmanagement eine wichtige Rolle zu. Meist beinhaltet
das angestrebte, differenzierende Markenimage daher auch
Aspekte, die ohne ein wirksames Kundenmanagement beim
Kunden nicht glaubwürdig verankert werden können.
Ein wirksames, auf die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen
ausgerichtetes Kundenmanagement zeichnet sich dabei insbe-
sondere durch eine Exzellenz in folgenden Themenfeldern aus:
– Customer Intimacy: Eine vertiefte Kenntnis der Kunden und ih-rer Aufgaben- und Problemstellungen führt dazu, dass eine hohe Beratungsqualität im Sinne einer kundenorientierten Problemlö-sungskompetenz realisiert werden kann und auf die Kunden zuge-schnittene Leistungen gestaltet und angeboten werden können.
– Customer Treatment: Aus einem wertschätzenden, respekt- und vertrauensvollen Umgang mit den Kunden resultieren wichtige Beziehungsvorteile. Dafür ist eine service- und kundenorientierte Grundhaltung im Unternehmen erforderlich. Eine besonders pro-fessionelle, fachkompetente und zuvorkommende Betreuung der Kunden vor, während und nach dem Kaufabschluss kann einen zentralen Wettbewerbsvorteil darstellen.
– Customer Support: Die Kunden benötigen im Anschluss an den Verkauf meist diverse Unterstützungsleistungen und Hilfestellun-gen. Ein wirksamer Kundendienst kann durch nutzenorientierte Angebote in den Bereichen Reparatur, Wartung, Schulung etc. sowie durch eine kundenorientierte Ausgestaltung und Handha-bung grundlegender Prozesse (z. B. Garantie, Gewährleistung) im Wettbewerb punkten.
Damit Wettbewerbsvorteile durch ein nutzenstiftendes Kun-
denmanagement geschaffen werden können, ist es erforderlich,
dass eine ausgeprägte Stärke in den obigen Themenfeldern nicht
nur durch einzelne Mitarbeitende gelebt und getragen wird,
sondern in der Kultur und damit der DNA eines Unternehmens
fest verankert ist. Auf diese Weise können durch ein wirksames
Kundenmanagement nachhaltige, schwer imitierbare Wettbe-
werbsvorteile geschaffen werden.
1 4 P R A X I S M A R T I N M Ü L L E R
Kundenbedürfnisse zu kennen oder zu wecken, gehört zu den Grundvor-
aussetzungen im Geschäftsleben. Die tägliche Herausforderung besteht
darin, konkrete Lösungsvorschläge für die Wünsche der Kunden zu fi nden. Als Spezialist Ihres Faches können Sie auf einen grossen Ideen- und Erfahrungs-
schatz zurückgreifen. Dieses Wissen und die folgenden fünf Schritte führen Sie zu erfolgreichen Initiativen bei der
Kundengewinnung und -pfl ege.
STRATEGISCHEINITIATIVEN
Z U R K U N D E N G E W I N N U N G U N D K U N D E N P F L E G E
ZIELGRUPPE BESTIMMENDer erste Schritt einer Strategie ist stets,
das Ziel möglichst genau zu kennen.
Selten ist es sinnvoll, alle Menschen
gleichzeitig für Ihr Produkt oder Ihre
Dienst leistung zu begeistern. Seg-
mentieren Sie daher Ihre potenziellen
Kundenkreise in überschaubare Teile,
und zwar nach Bedürfnissen. Defi nieren Sie Kundengruppen
mit Menschen oder Organisationen, für die Sie die perfekte
Lösung anbieten können. Kommen Ihnen mehrere Kunden-
gruppen in den Sinn, stellt jede Gruppe für sich ein Ziel Ihrer
künftigen Initiativen dar.
Defi nieren Sie zuerst im persönlichen Gespräch mit Ihrem
Verkaufsteam, mit Unternehmenspartnern, Lieferanten oder
gar im Dialog mit den Kunden die Zielgruppen. Ein Blumen-
geschäft wird beispielsweise verliebte Männer, blumenbe-
geisterte Hausfrauen, Personalleiter für Dienstjubiläen, Trau-
ergäste und Hochzeitsplaner als Kundengruppen defi nieren.
Vielleicht stellt sich im nachfolgenden Prozess heraus, dass die
Segmentierung noch zu grob ist und man beispielsweise noch
zwischen jungen, Männern mittleren Alters und 60+ unter-
scheiden sollte.
RESSOURCEN MOBILISIERENDie klassische Defi nition einer Strategie lautet: Zielerreichung
durch Einsatz aller physischen und moralischen Kräfte (Clau-
sewitz). Physisch verfügen Sie über fi nanzielle und personelle
Mittel, also Kundendaten, Adressdaten, Werbemittel, Verkaufs-
team, Aussendienst etc. Aber die moralischen Kräfte? Für
Kriegsstrategen bedeuten sie, die eigenen Truppen bei Laune zu
halten und den Feind zu demoralisieren und ggf. auszuspionie-
ren. Bei der Kundengewinnung müssen Sie glücklicherweise
keine Feinde bekämpfen und können sich umso mehr auf die
Einstimmung Ihrer Mitarbeitenden konzentrieren.
Mitarbeitende in einem Blumengeschäft
sind von Natur aus sehr kreativ und ide-
enreich. So fällt es dem Team nicht schwer,
die geeigneten Mittel aufzuzählen, die für
die Zielerreichung zur Verfügung stehen:
Ein Budget, nur wenige Kundenadressen,
gute Kenntnisse der regionalen Demo-
graphie, ein hoher Bekanntheitsgrad, Mut
und das gemeinsame Interesse, mal etwas
Neues zu wagen.
AUF DAS ZIEL FOKUSSIEREN
Nachdem Sie Ihre Mitarbeitenden über
die konkreten Lösungen der defi nierten
Zielgruppen informiert oder gar dafür
begeistert haben, sammeln Sie einfach alle
Ideen, vorerst unkritisch, ein. Charakteri-
sieren Sie die Zielgruppe, reden Sie über
die Eigenheiten und die unausgespro-
chenen Wünsche. Versetzen Sie sich in
deren Lage und defi nieren Sie die perfekte
Lösung. Danach gilt es, Ihre Strategie an-
hand der Ressourcen auf das Ziel auszu-
richten. Defi nieren Sie die Massnahmen,
wie Sie der Zielgruppe die Lösung opti-
mal präsentieren möchten und können.
Wie sprechen Sie die Mitglieder der Ziel-
gruppe idealerweise an? Wann, wo und
wie sind sie am besten erreichbar? Welche
Sprache kommt am besten an? Worauf
reagiert sie ggf. allergisch? Welche Reak-
tionen erwarten Sie von der Zielgruppe?
Und wie viele? Beschreiben Sie den ge-
wünschten Erfolg Ihrer Kampagne.
1 5W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
MARTIN MÜLLER
trat 1986 nach der Han-
delsschule in die Luft-
ballonfi rma seines Vaters
ein. 1990 –1994 baute er
die Filiale in Heimberg/
Thun auf und wirkte da-
nach als Marketingleiter
im Hauptgeschäft. Seit
1999 ist er Geschäftsfüh-
rer und seit 2001 Inhaber
der Ballon-Müller AG.
Die Ballon-Müller AG
ist Spezialistin für
Luftballons, Ballondruck
und Ballondekorationen.
Katalog, Onlineshop
und Laden bieten über
3 000 Produkte rund um
Luftballons. Das 1951
gegründete KMU mit
Sitz in Herznach/Fricktal
beschäftigt derzeit 25
Mitarbeitende.
www.ballon-mueller.ch
ID- ENTITY
www.stier.ch
Wir entwickelnstarke Marken
Klare Strategie, modernes Design und überzeugende Kommunikation – die Marke muss einzigartig definiert und über alle Medien hinweg inszeniert wer-den. Nur eine starke Identität fasziniert und überzeugt Ihre Kunden.
Wir begleiten Sie auf dem Weg zu Ihrem neuen Unternehmensauftritt.
1 7W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Der Blumenladen möchte gezielt junge verliebte
Männer ansprechen. In den Diskussionen stellt sich heraus, dass die Zielgruppe we-
niger für Social Media empfänglich ist, als zuerst vermutet. Geschwindigkeit und ein-
fache Abwicklung dürfte dafür sehr wichtig sein, um die jungen verliebten Männer
zu einem Blumenkauf zu bewegen. Wenige klare Straussvorschläge zu einem klaren
Preis vereinfachen die Entscheidung. Die Zielgruppe ist mehr am erzielten Effekt
interessiert (die Liebste überraschen) als an einer detaillierten
Beratung. Die Zielgruppe ist ausserordentlich mobil und sehr
spontan. Der Erhalt eines Blumenstrausses auch ausserhalb der
Ladenöffnungszeiten wäre ein starker Kaufanreiz. Das Ziel ist
nun im Visier. Wählen Sie nur jeweils eine einzige Zielgruppe
pro Besprechung, um sich nicht zu verzetteln. Je nach Team ist
eine strikte Moderation erforderlich.
INITIATIVE AUSLÖSENIhre Initiative beginnt mit einer Kampagne, deren Start,
Wunschziel und ggf. Ende ebenso von Anfang an klar sein soll-
ten wie die weiteren möglichen Schritte nach der Auswertung.
Setzen Sie ein Minimalziel und brechen Sie die Initiative konse-
quent ab, falls Sie dieses Ziel nicht erreicht haben. Aber lassen
Sie sich dadurch keinesfalls entmutigen, denn die gemachte
Erfahrung wird sich später auszahlen.
Gemeinsam beschliesst das Blumenladenteam die Anschaf-
fung eines Blumenstrauss-Automaten und Flugblatt-Aktionen
vor Clubs und Konzerthäusern. Die jungen verliebten Männer
werden damit auf eine Website aufmerksam gemacht, wo sie zu
einem Fixpreis (zahlbar per Kreditkarte oder PayPal) einen Code
für den Blumenautomaten erhalten, der ihnen den gewünschten
Strauss ausgibt.
Der Automat bietet Platz für 20 Sträusse, die jeweils vor Laden-
schluss eingefüllt werden. Im Tagesschnitt sollten jeweils die
Hälfte der Sträusse quasi über Nacht gekauft werden. Bei weni-
ger als 20% Absatz nach einer Anlaufphase von sechs Monaten
gilt die Kampagne als gescheitert.
Löst Ihre Kampagne genügend positive Reaktionen aus (dazu
zählen nicht nur Aufträge und Umsatz!), dann verlieren Sie
keine Zeit, um den angeschliffenen Stein weiter zu bearbeiten.
Dies kann in mehrere Richtungen erfolgen. Gehen Sie in die
Breite, indem Sie die erfolgreiche Kampagne auf einen erwei-
terten Kundenkreis ausdehnen. Behalten Sie dabei stets das
gemeinsame Bedürfnis im Auge.
Oder gehen Sie in die Tiefe, indem Sie den Kampagnenerfolg
nochmals segmentieren und den potenziellen Interessenten
konkrete Angebote vorlegen. Als ideales Instrument eignet sich
hier oft das telefonische Nachfassen. Denn damit können Sie
dem künftigen Kunden Ihr persönliches Interesse an der Lösung
seines Bedürfnisses zeigen und ihm damit die grösstmögliche
Wertschätzung geben.
Vier Wochen nach Kampagnenbeginn trifft sich das Team zur
Nachbesprechung. Dies wurde bereits in der Planungsphase so
festgelegt. Übertrifft die Initiative die Erwartungen, gilt es über
eine Expansion resp. Multiplikation nachzudenken. Und Vor-
sicht: Nachahmer werden nicht lange auf sich warten lassen.
Schützen Sie Ihre Investition!
Wurden die Erwartungen nicht oder nur knapp erfüllt, wird
eine Justierung fällig. Erfolgslose Massnahmen werden durch
neue Ideen ersetzt.
VON DER INITIATIVE ZUR ROUTINEZum respektvollen Umgang mit Kundenbedürfnissen gehört
auch der Dank für das Vertrauen und die Nachfrage der Zu-
friedenheit. Aber bitte schicken Sie keinen Standardfragebo-
gen, sondern eine persönliche Grusskarte. Oder rufen Sie an
und fragen Sie den Kunden, ob er an weiteren Informationen
zu Neuheiten interessiert ist. Ein freundliches «Ja bitte» oder
«Warum eigentlich nicht?» dürfen Sie als vollen Erfolg mit
nachhaltiger Wirkung verbuchen.
Das Floristenteam diskutiert auch, wie sie ihren Kunden trotz
Automatenbedienung danken und ihnen später neue Angebote
unterbreiten können. Sie legen den Blumensträussen eine Dan-
keskarte und einen Rabatt-Gutschein für den nächsten Strauss
bei. Sie lassen den Automaten den Dank aussprechen und einen
schönen Abend wünschen. Und sie bieten den Kunden beim On-
linebestellen einen gelegentlichen Newsletter für Neuheiten an.
ERFOLGSFAKTORENFokussieren Sie sich möglichst klar auf eine Kundengruppe.
Nutzen Sie die «moralischen Kräfte», die in Ihrem Team ste-
cken. Behalten Sie stets den Erfolg Ihrer kreativen Initiativen im
Auge und handeln Sie konsequent.
Zeigen Sie Ihren Kunden im Dialog, dass Sie Ihre Bedürfnisse
kennen und die passende Lösung anbieten. Danken Sie Ihren
Kunden und geben Sie Ihnen die Gelegenheit, sich ebenfalls
zu bedanken.
1 8 P R A X I S R E M O S C H Ä L L I B A U M
Ebenfalls Pionierstellung hielt er im Im-
mobilien- und Immobilienbewirtschaf-
tungsgeschäft. Remo Schällibaum hat
demnach nicht zuletzt den scharfen Blick
fürs Geschäft geerbt, sondern auch gleich
die Branche mit auf den Weg bekommen.
Als Architekt möchte sich der vielinte-
ressierte Geschäftsmann aber dennoch
nicht bezeichnen, auch wenn das seiner
angestammten Ausbildung entspricht.
Sein Interessensgebiet ist einfach viel zu
gross. Sein Drang, vorwärtszustreben
und neue Ideen umzusetzen, ist denn
auch bezeichnend für seinen Erfolg.
Er behauptet von sich, kein «Unter-
lasser», sondern ein «Unter-nehmer» zu
sein. Denn nur Letztere sind für eine
optimal funktionierende Wirtschaft und
Gesellschaft ein tragendes Gerüst. Was
das für Remo Schällibaum bedeutet?
Weiterhin neugierig bleiben, stets dazu-
lernen, Risiken eingehen und Verantwor-
tung übernehmen.
ZUTATEN FÜR DAS ERFOLGSREZEPTAls wichtigste Ingredienz für den Erfolg
stehen für Remo Schällibaum Empathie
und Passion an oberster Stelle. Das
selbst vorzuleben, was für ihn wertvoll
und wichtig erscheint. Nach Details
gefragt antwortet er mit einer Gegenfra-
ge: «Was denken Sie, wie oft CEOs eine
handgeschriebene Karte verschicken?»
UNTERNEHMER-GEN
U N D A N D E R E URSPRÜNGE
Er selbst verschickt regelmässig persön-
liche Grüsse, nicht nur zu Weihnachten,
sondern immer, wenn er es als wichtig
erachtet. Als weitere Zutat für sein Er-
folgsrezept verrät Remo Schällibaum,
nicht in Schablonen zu denken, sondern
die Sache vernetzt anzugehen. Er mar-
kiert ausserdem Präsenz und beweist
ein ganz persönliches Engagement und
Liebe zum Detail – in jeder Sache, die er
an die Hand nimmt.
CROSSMEDIAMit seinem Verlag FM MEDIA AG, den er
zusammen mit seinem langjährigen Weg-
gefährten, Wolfgang Perschel (seinerseits
dipl. Architekt ETH), 2012 gegründet hat,
beweist er einmal mehr, dass er das Er-
folgsrezept beherrscht. «Das Kundenbe-
dürfnis steht im Vordergrund, und nicht
das Füllen von Werbeplätzen», meint der
frisch gebackene Medienunternehmer.
«Es ist wichtig, dem Kunden seine Mög-
lichkeiten aufzuzeigen.» Crossmedia sei
für ihn das Erreichen von Kunden (Leser,
User, Werbekunden) auf verschiedenen
Kanälen, gleichzeitig aber auch das Er-
halten von Informationen auf denselben
Wegen. Crossmedia könne nur funktio-
nieren, wenn es eine Zweiwegkommu-
nikation sei. Zudem sei Crossmedia eine
Philosophie, die heute Standard sei – und
nichts Besonderes. Nach seinen Erfah-
rungen gefragt meint Remo Schällibaum:
«Die Schweiz denkt diesbezüglich noch
Wenn es so etwas wie ein «Un-ternehmer-Gen» gibt, hat Remo
Schällibaum bestimmt eines in die Wiege gelegt bekommen.
Kennt man dessen Vater, erhär-tet sich der Verdacht, Unterneh-
mertum wäre vererbbar. Der Junior gibt denn auch zu, die
unternehmerische Ader seines Vaters mit auf den Weg bekom-
men zu haben. Dieser führte bereits sehr früh ein Radio-/
TV-Geschäft und montierte als einer der Ersten Antennen auf
Schweizer Hausdächern.
M E D I A . C H A G
1 9W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C HREMO SCHÄLLIBAUM
Remo Schällibaum ist ein
Macher. Er ist dipl. Architekt
FH, bezeichnet sich selbst
aber als Wirtschaftsarchi-
tekten. Geboren am 17. März
1966, verheiratet mit Anke
und Vater einer einjährigen
Tochter Avy. Privat reist er
sehr gerne, liebt gutes Essen
und ausgesuchten Wein.
Im Belltree Tower (www.
the-belltree.ch) bietet er ein
ausserordentliches Ambiente
für Events. Er ist ein erklär-
ter Fan vom Zirkus und lässt
sich kaum eine Vorstellung
entgehen. Seinen Auftritt als
Sponsor bei den ZSC Lions,
«jetzt hätts gschället», kennt
bestimmt jeder Hockeyfan.
Als engagierter Supporter
beschäftigt er zwei Nach-
wuchstalente des GCK Lions
(NLB) und erbringt so einen
Beitrag zum Eishockeysport.
Der engagierte Geschäfts-
mann hat einige Firmen
gegründet und führt diese
teilweise zusammen mit
Partnern (Schällibaum +
Partner AG, Schällibaum
+ Partner PFM AG, bau-
gate 24 ag, Plankompetenz
AG). Seine Passion für die
klassische Musik zeigt sich
in einem überaus grossen
Engagement für den Verein
YOUTH CLASSICS (www.
youth-classics.com), dessen
Amt als Präsident er inne hat.
www.archifm.ch
etwas verschlossen; es wird oft schubladisiert.» Über seine Phi-
losophie im Verlagsgeschäft meint er: «Ich versuche, meine Kun-
den zu verstehen, höre ihnen aufmerksam zu und gehe den Weg
mit ihnen zusammen.» Er ist sich im Klaren, dass seine Kunden
letztlich nicht die Endkunden sind, sondern dass auch diese
wieder Kunden ansprechen und damit Erfolg haben können. Bei
jeder seiner Ausgaben des «archiFM»-Magazins denkt er des-
halb stets aus der Sicht des Kunden. Das geht mitunter so weit,
dass er Schreibfehler in den Inseraten seiner Kunden entdeckt.
ZUKUNFTDen berühmten Flaschengeist aus Aladins Wunderlampe
würde er bitten, den Menschen mitzuteilen, dass sie sich an
ihre ethischen Grund- und Glaubenssätze erinnern sollen.
Mit einem Beispiel bringt er sein feinfühliges Denken zum
Ausdruck: Von einem grossen Unter-
nehmen gibt es derzeit den bekannten
Werbeslogan «… für mich und dich». So
etwas ist für Remo Schällibaum schwer
verständlich, denn er hat gelernt, jeweils
den anderen an die erste Stelle zu setzen.
Richtigerweise müsste es also «… für
dich und mich» heissen. Die Umkehr der
Sitten, die er oft bemerkt, liegt ihm sehr
am Herzen. Als persönlichen Wunsch an
seine Zukunft meint er: «Auch in 20 Jah-
ren soll meine Tochter denken, dass sie
einen tollen Papa hat!» Avy wurde am
2. Juni 2012 geboren.
BEGRIFF «CROSSMEDIA» NACH WIKIPEDIADer Begriff «Crossmedia» wurde zunächst im Bereich des Desktoppublishing
verwendet und bezeichnet das Datenhandling bei der Aufbereitung von Texten,
welches eine medienübergreifende Nutzung des Contents ermöglicht. Heute bedeu-
tet Crossmedia eine Verbindung aus neuen Entwicklungen im Bereich Social und
Visual Media, für Schlagworte wie Web 2.0, Virtual Reality, Branded Entertainment,
Viral Media, Visual Music, Scientifi c Visualisation, Micromovies und die für Anwen-
dungen wie YouTube, Google Earth, fl ickr und Facebook stehen. Sie umfassen eine
Vielzahl von Möglichkeiten, Inhalte zu produzieren und zu verteilen. Der Einsatz
von Crossmedia-Strategien im Kultur- oder Medienbereich setzt zunehmend ein
Verständnis für die gesellschaftliche Bedeutung der visuellen und partizipativen
Mediennutzung voraus. Crossmedia verbindet zudem neue Entwicklungen in der
Partizipations- und Konvergenzkultur, Digital Media Literacy, medienkonvergente
Strategien, Transmedia Storytelling, Medienrecht und Cyberlaw und Crossmedia
Management. Nicht zuletzt birgt Crossmedia erhebliche Implikationen für die Me-
dientheorie. Im Zusammenhang mit Marketing bezieht sich der Begriff Crossmedia
auf den Kommunikationsmix einer Kampagne und bezeichnet den parallelen, ver-
netzten Einsatz mehrerer Instrumente.
2 0 P R A X I S D R . U W E L A U B E R
In der Spitzentechnologie ist die Kundengewinnung anspruchsvoll. Die Bedingungen sind Qualität, Profes-
sionalität, Referenzen und eine Top-Positionierung. Das Halten der Kunden und die damit verbundene Kunden-
pfl ege erfordern aber ebenso viel Arbeit. Bei der Kunden-gewinnung bauen wir von MAN Diesel & Turbo Schweiz AG auf den Vorteil, dass wir auf ein breites Beziehungs-netzwerk zurückgreifen können. Unser technologisches
Repertoire geniesst in der Branche höchstes Ansehen und unser Werk in Zürich, mit exzellent ausgebildeten Fach-kräften und Ingenieuren, gehört zu den Innovationstrei-
bern der Branche. Dies verschafft uns Reputationsvortei-le und erleichtert es, Neukunden zu akquirieren.
K U N D E N G E W I N N U N G U N D K U N D E N P F L E G E I M
GLOBALEN UMFELD
Allerdings zeichnet sich die Industrie-
güterbranche, in der wir agieren, durch
langlebige Geschäftsbeziehungen aus.
Zudem ist die Anzahl Kunden, die wir
mit unseren hochwertigen Anlagekom-
ponenten und Turbokompressoren für
die Öl- und Gasindustrie beliefern kön-
nen, beschränkt. Aus diesem Grund ist
für uns die Kundenbindung, sprich der
Aufbau und die Pfl ege von langfristigen,
zuverlässigen Partnerschaften, auf der
Suche nach Spitzenleistungen und Inno-
vation, zentral.
UNSER GESCHÄFTSMODELL In unserem Werk mitten in der Stadt Zürich, in den ehemaligen Hal-
len der Sulzer Escherwyss, produzieren unsere Ingenieure Kom-
pressoren und Anlagekomponenten für die Öl- und Gasförderung.
Unsere Auftraggeber sind dabei internationale Firmen wie BP, Shell,
Exxon, Linde oder Statoil. Am Produktionsstandort in Zürich, wo
über 1000 Mitarbeitende beschäftigt sind, werden die komplexen
Anlagekomponenten entwickelt, getestet und produziert. Bei den
Maschinen handelt es sich durchwegs um Einzelanfertigungen,
weil die Bedingungen an den Einsatzorten immer unterschiedlich
sind und deshalb andere Anforderungen an die Fördergeräte ge-
stellt werden. Bevor die Maschinen allerdings auf einer Erdgasplatt-
form im Indischen Ozean oder in einer Raffi nerie in einem Golfstaat
in Betrieb genommen werden, müssen sie in der Schweiz komplett
zusammengesetzt und intensiven Testreihen unterzogen werden.
Denn an ihrem Bestimmungsort müssen diese einwandfrei funkti-
onieren. Eine Betriebsunterbrechung würde rasch in die Millionen
gehen. Haben die Maschinen die Testreihen bestanden, werden sie
wieder in ihre Einzelteile zerlegt, um sie an ihrem Bestimmungsort
wieder komplett zusammenzusetzen und in Betrieb zu nehmen.
2 1W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
NACH DEM VERKAUF IST VOR DEM VERKAUFHeute genügt es nicht mehr, nur die beste Maschine zu bauen. Unsere Kunden möchten
darauf vertrauen, dass sie auch nach dem Kauf auf umfassenden Service zurückgrei-
fen können. Denn was nützt einem Kunden die höchste Ingenieurkunst, wenn er die
Maschine nicht bedienen oder Instand halten kann. After-Sales-Massnahmen, die den
Kunden nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss bzw. Verkauf an unser Produkt,
unsere Dienstleistungen und unser Geschäft binden, sind für uns deshalb zentral. Die
Kundenbeziehung endet für uns somit nicht nach dem Geschäftsabschluss, sondern die
gesamte Nutzungsdauer eines Produktes
rückt in den Vordergrund. Damit erhoffen
wir uns, mehr über die Wünsche unserer
Kunden zu erfahren, um diese Erkennt-
nisse und Erfahrungen auch in die Pla-
nung, Produktion und Vermarktung von
zukünftigen Produkten und Dienstleis-
tungen einbringen zu können. Daneben
ist es unser Ziel, unsere Kunden auch zu
Wiederholungs- und Zusatzkäufen anzu-
regen. Denn in der Regel lassen sich mit
After-Sales-Massnahmen höhere Margen
generieren als bei einem Neugeschäft.
WIR GEHEN DORTHIN, WO UNSERE KUNDEN SINDIn diesem globalen Umfeld, wo das eigentliche Innovationszentrum in Zürich ange-
siedelt ist, aber die Endmontage an Orten wie China, Amerika, Afrika oder Brasilien
erfolgt, wird die «Nähe zum Kunden» immer wichtiger. Aus diesem Grund haben wir
in den letzten Jahren sukzessive begonnen, eine globale Vertriebsstruktur aufzubauen.
Das Personal vor Ort ist mit Verantwortung und Kompetenzen ausgestattet, damit die-
se schlagkräftige, effi ziente Organisationen aufbauen können. Bei der Integration von
Maschinengruppen in komplexe Anlagen setzen wir mit Rahmenverträgen auf eine
langjährige Zusammenarbeit mit den Betreibern, um sämtliche betrieblichen Aspekte
feiner aufeinander abzustimmen. Damit verfügen unsere Kunden über einen direkten,
kompetenten Ansprechpartner für ihre spezifi schen Belange vor Ort. Durch die regionale
Verankerung sind wir zudem in der Lage, sprachliche und zeitliche Hürden zu umgehen.
DR. UWE LAUBER
führt die Schweizer
Gesellschaft der MAN
Diesel & Turbo, die Teil
des Geschäftsbereichs Öl
& Gas (ebenfalls unter
seiner Leitung) der MAN
Diesel & Turbo SE ist. Der
promovierte Maschinen-
bauingenieur verfügt
über 25 Jahre Erfahrung
im internationalen Ge-
schäft, von den Anfängen
als Inbetriebsetzer bis
zur heutigen Position
als CEO.
Hinter dem Namen MAN
Diesel & Turbo Schweiz
AG stecken mehr als
200 Jahre Erfahrung
und Wissen im Bau von
Turbomaschinen – von
Escher Wyss, Sulzer
bis BBC. In Zürich be-
schäftigt das Unterneh-
men heute über 1000
Angestellte und bietet
70 Auszubildenden eine
Lehrstelle.
www.man.eu
Thomas Jäggi, Geschäftsleiter, EES Jäggi-Bigler AG
Die EES Jäggi-Bigler AG ist Business Sunrise Kunde, weil auch sie innovative Lösungen effizient umsetzen.
Die EES Jäggi-Bigler AG bietet ihren Kunden schlüsselfertige Komplett-Systeme zur effizienten Energiegewinnung. Um ihre elektronischen Kommunikationssysteme ressourcenschonend und zentral zu koordinieren, setzt die EES Jäggi-Bigler AG auf die Dienstleistungen von Business Sunrise. Wechseln auch Sie zu Business Sunrise. Weil Sie dort nicht nur die attraktivsten Kommunikationslösungen erhalten, sondern auch einen Service, der genau auf Sie abgestimmt ist. business-sunrise.ch
2 3W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
COMPLIANCE WIRD IMMER WICHTIGERDurch die zunehmende Globalisierung und Vernetzung ist auch die Transparenz
gestiegen. Der Verstoss gegen lokale Gesetze und Standards birgt für Unternehmen
immer grössere Reputationsrisiken, auch wenn sich Produktionsanlagen an den
entlegensten Orten der Welt befi nden sollten. Aus diesem Grund wird die Kenntnis
von lokalen Gegeben- und Gepfl ogenheiten auch für uns immer zentraler. Denn un-
sere Kunden müssen sich darauf verlassen können, dass unsere Anlagekomponenten
den lokalen Standards und rechtlichen
Best immungen und Anforderungen
entsprechen. Aus diesem Grund pfl egen
wir ein umfangreiches Compliance-
Managementsystem, um im Sinne einer
nachhaltigen Unternehmensführung zu
wirtschaften und gleichzeitig die Kun-
denbindung zu stärken.
SICHERHEIT Das Thema Sicherheit wird immer wich-
tiger. Sowohl im Bereich der Produktion
als auch als Entscheidungsfaktor in Ver-
tragsverhandlungen resp. in der Phase
des Kundengewinns. Einerseits geht es
hier um Aspekte der Produktsicherheit.
Unsere Anlagekomponenten kommen
oft in schwer zugänglichen Orten zum
Einsatz, wo sie über eine längere Zeit-
dauer, manchmal über Jahre, nur unter
grössten Anstrengungen und Aufwand
gewartet werden könnten. Hier muss
die Qualität einwandfrei stimmen, denn
mangelhafte Produktion kann beispiels-
F A Z I T
Aufgrund der Langfris-
tigkeit der Kundenbe-
ziehungen in der Inves-
titionsgüterindustrie,
unserer klaren Markt-
führerschaft und unserer
Referenzen steht bei uns
weniger die Kundenge-
winnung als vielmehr
die Kundenbindung
im Vordergrund. Dabei
sind es vor allem zwei
Aspekte, die immer wich-
tiger werden: Einerseits
sind dies After-Sales-
Massnahmen, welche die
Geschäftsbeziehung über
den ganzen Produktle-
benszyklus verfolgen.
Andererseits ist es die
«Nähe zum Kunden», sei
es nun räumlich, indem
zunehmend regionale
Vertriebsorganisationen
aufgebaut werden, oder
durch die Einbindung
von Kunden in den Pro-
duktionsentwicklungs-
prozess.
weise bei der Förderung von Öl- und Gasvorkommen schwer-
wiegende Konsequenzen für die Umwelt und die Unterneh-
mensreputation haben. Zudem kann ein Betriebsausfall schnell
die Kosten in die Millionen treiben. Auf der anderen Seite
stellt die Arbeitssicherheit einen nicht zu vernachlässigenden
Faktor dar, der immer häufi ger zur Bewertung der Prozessgüte
herangezogen wird. Zur Unfallprävention hat MAN Diesel &
Turbo Schweiz AG einen umfangreichen Sicherheitsparcours
entwickelt für die praktische Mitarbeiterschulung wie auch für
externen Unterricht. Ein solcher Lehrgang ist in dieser Dimen-
sion in unserer Industrie einzigartig und unterstreicht unseren
Willen, sichere Produkte und Dienstleistungen anzubieten wie
auch höchstmögliche Sicherheit während der Produktion und
der Fertigung vor Ort zu garantieren.
EINBINDUNG DER KUNDEN IN DIE PRODUKTENTWICKLUNG Die «Nähe zum Kunden» darf nicht nur räumlich verstanden
werden. Es geht ebenso darum, die Bedürfnisse der Kunden
bereits in der Produktentwicklung zu antizipieren. Eine Stra-
tegie, die alleine auf Qualitätsführerschaft setzt, ohne auf die
konkreten Qualitätsansprüche der Kunden einzugehen, ist von
vornherein zum Scheitern verurteilt. Die frühzeitige Identifi -
kation und Erschliessung der Kundenanforderungen ist in der
Investitionsgüterindustrie essentiell, denn im Unterschied zu
Konsumgütermärkten, können keine umfangreichen Produkt-
vorlauftests mit einer Vielzahl von Anwendern in abgeschotteten
Testmärkten durchgeführt werden. Aus diesem Grund setzen
wir bei der Entwicklungsarbeit immer wieder erfolgreich auf die
Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Jüngstes Beispiel stellt
die Entwicklung des weltweit ersten Unterwasserkompressors
dar, der noch an Gas- oder Ölreserven unter dem Meeresgrund
herankommt, wenn den Plattformen an der Wasseroberfl äche
der Schnauf ausgeht. In Zusammenarbeit mit dem norwegischen
Energiekonzern Statoil defi nierten unsere Ingenieure und an-
deren Fachkräfte in Zürich Vorprojekte, testeten Komponenten
auf Herz und Nieren, bis sie einen Reifegrad erreichten für den
kommerziellen Bau. Dieses Jahr werden diese Kompressoren
im Wert von 100 Millionen Franken ausgeliefert und bereits im
nächsten Jahr werden die Maschinen auf dem Asgard-Gasfeld
200 Kilometer vor der Küste Norwegens in bis zu 300 Meter Tiefe
zum Einsatz kommen.
2 4 P R A X I S H A N S P E T E R F R E I
ALLES REDEN IST ZWECKLOS, WENN DAS VERTRAUEN FEHLT
Viele unternehmerische Kaufentschei-
dungen weisen kein hohes Mass an
echtem Vertrauen auf. Der erste Grund
dürfte in der heut igen dominanten
Geschäftsideologie liegen, welche den
Wettbewerb zwischen Anbietern und
Kunden betont. Zweitens basieren die
meisten Verkaufsmethoden auf verkäu-
ferzentrierten, rationalen Modellen. Und
drittens scheut man das Risiko, sich dem
anderen womöglich auszuliefern.
Der Kauf von komplexen Produkten oder
professionellen Dienstleistungen voll-
zieht sich in einem Zwei-Schritte-Verfah-
ren: Screening und Selektion. Screening
ist mehrheitlich rational, die Selektion
hingegen stark emotional geprägt. In der
Screening-Phase schauen Käufer auf das
Unternehmen, in der Selektionsphase
hingegen auf den Verkäufer. Menschen
ziehen es vor, das, was sie sowieso kaufen
müssen, von jemandem zu kaufen, dem
sie vertrauen. Damit die Beziehung eine
echte Chance hat, muss sich der Verkäufer
für den Kunden wahrhaftig interessieren.
Wenn das Hauptziel darin besteht, dem
Kunden zu helfen, die richtige Entschei-
K O N T R O L L E I S T G U T ,
VERTRAUEN IST BESSER!
dung zu treffen, spürt dies der Kunde und beginnt zu vertrauen.
«Wenn Sie dafür sorgen, dass der Kunde seine Ziele erreicht,
dann sorgt der Kunde dafür, dass Sie Ihre Ziele erreichen.»
Wenn es dem Verkäufer hingegen in erster Linie darum geht,
seine Ziele zu erreichen, dann wird er damit keinen Funken
Vertrauen schaffen, zumindest nicht nachhaltig. Bei komplexen
Produkten und professionellen Dienstleistungen (z. B. Beratun-
gen) ist das ein garantiertes Misserfolgsrezept.
Vertrauensbasierter Verkauf ist defi nitiv kein Widerspruch. Der
einzige Grund, warum er auf den ersten Blick möglicherweise et-
was exotisch klingen mag, liegt in der Tatsache begründet, dass
er (noch) kaum praktiziert wird. Das ändert sich in der Zukunft!
FUNDAMENTALES ZUM THEMA «VERTRAUEN»Wenn jemand einem anderen vertraut und diese Person ver-
trauenswürdig ist, dann besteht Vertrauen. Wenn man von
einem Unternehmen sagt, dass es glaubwürdig oder gewis-
senhaft oder auf die Kundeninteressen fokussiert ist, beziehen
sich diese Attribute immer auf das Personal. Vertrauen ist
immer persönlich, nicht institutionell. Lenin gebrauchte häufi g
das russische Sprichwort «Dowerjai, no prowerjai» (Vertraue,
aber prüfe nach). Der Spruch «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist
besser», der ihm zugeschrieben wird, ist übrigens in seinen
Werken nicht nachzuweisen. Zudem, für unsere Zwecke trifft
das Gegenteil zu. Wahres Vertrauen braucht nicht verifi ziert
zu werden, denn wenn das getan werden muss, besteht kein
Vertrauen! Vertrauen benötigt (fast) keine Zeit. Im Gegensatz
zur populären Meinung, dass Vertrauen Zeit braucht, vertrau-
en Menschen schnell. Denken Sie dabei an einen Arztbesuch
Vertrauen und Verkauf. Wie soll das denn gehen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Es ist offensichtlich, dass die beiden Begriffe selten im gleichen Kontext genannt werden. Käufer sind skeptisch, manchmal zynisch, wenn es darum geht, «verkauft» zu werden. Oftmals zu Recht. Der Grund ist ein einfacher – sie fürch-
ten, dass der Verkäufer primär an seine Interessen denkt. Auf der anderen Seite kennen Verkäufer dieses Dilemma nur zu gut. Einerseits wollen sie den Kunden
längerfristig behalten, andererseits wollen und brauchen sie den Auftrag.
2 5W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
HANS PETER FREI
verfügt über 25 Jahre
Erfahrung im Industrial
Sales & Marketing. Dem
Maschinenbaustudium
am Abendtechnikum Zü-
rich folgten betriebswirt-
schaftliche Weiterbildun-
gen zum Verkaufsleiter
und Marketingleiter.
1992 gründete er das Un-
ternehmen The Sales Re-
sults Company. Seine Ar-
beit als Speaker, Trainer
und Autor zeichnet sich
durch grosse Praxisnähe,
überzeugende Techniken
und Engagement aus.
Er ist ein fesselnder Prag-
matiker, der die profun-
den Erfahrungen seiner
Verkaufstätigkeit direkt
in seine Arbeit integriert.
Als Unternehmer zeich-
net er sich durch seinen
Ansatz und die Umset-
zung von Vertrauen und
Einfachheit in Führung
und Verkauf aus. Er
ist Gastdozent an der
ETH Zürich und Autor/
Co-Autor verschiedener
Bücher und zahlreicher
Fachartikel.
www.hanspeterfrei.com
bei einem Spezialisten, den Sie das erste Mal sehen. Vertrauen
ist ein Mix von rationalen und emotionalen Elementen, wobei
Letztere meist Vorrang haben. Menschen entscheiden so gut
wie immer augenblicklich, ob sie Ihnen vertrauen – ohne gross
zu überprüfen.
WIE WIRD MAN VERTRAUENSWÜRDIG?Ich bin seit über 20 Jahren von der ausschlaggebenden Bedeu-
tung des Vertrauens im Verkauf überzeugt. Damit stehe ich
beileibe nicht alleine da. Wenn ich Seminarteilnehmer nach
der Relevanz des Vertrauens bei ihrer Tätigkeit frage, so er-
halte ich fast ausschliesslich ein überzeugtes «sehr wichtig»
als Antwort. Wenn ich dann nachfrage, wie sie Vertrauen im
Alltag schaffen, wird die Anzahl Vorschläge schon sehr über-
sichtlich. Wie wird man vertrauenswürdig? In ihrem exzellen-
ten Buch «The Trusted Advisor» geben die Autoren Maister/
Green/Galford auf diese Frage mit ihrer Trust Equation eine
pragmatische Antwort:
V = Vertrauenswürdigkeit I = Intimität G = Glaubwürdigkeit S = Selbstorientierung Z = Zuverlässigkeit
Es geht bei dieser Formel lediglich um ein Bezugssystem
und keinesfalls um ein wissenschaftliches Fazit. Alle vier
Komponenten sind bedeutsam. Sie haben mit Worten (Glaub-
würdigkeit), Taten (Zuverlässigkeit), Intimität (Emotionen)
und Motiven (Selbstorientierung, Eigennutz) zu tun. Vertrauen
ist mehrdimensional. Jemand vertraut der Kompetenz eines
anderen, doch misstraut seinen Motiven. Oder man traut dem
Scharfsinn einer Person, doch lehnt man seine Art, wie er mit
uns umgeht (Intimität), ab. Die Werte über dem Bruchstrich
sollten möglichst gross, jener im Nenner möglichst klein sein.
Eine tiefe Selbstorientierung ist primär eine Frage des Mind-
sets; der Skillset spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle.
DIE ROLLE DES VERTRAUENS IM VERKAUFSelbstredend ist Vertrauen nicht zu jeder Zeit und bei allen
Kaufakten gleich wichtig. Wenn Sie bei einem Discounter Mund-
wasser kaufen oder bei McDonalds einen Big Mac mit Pommes
bestellen, dann sind Sie am Aufbau einer Beziehung mit dem
Personal an der Kasse oder hinter der Theke wenig interessiert.
Ebenso wenig interessiert Sie deren Meinung zu dentalen oder
diätetischen Fragen. Bei dieser Art von Einkäufen wollen wir vor
allem eines – einen effi zienten und effektiven Ablauf.
Im Gegensatz dazu gibt es Situationen, bei denen wir ohne
ausreichendes Vertrauen in den Verkäufer den Kauf mit grosser
Wahrscheinlichkeit nicht tätigen. Denken Sie an eine Situation
zurück, bei der Sie etwas kauften, von dem der Verkäufer we-
sentlich mehr verstand als Sie. Wie verhielten Sie sich? Ihre Re-
aktion war vermutlich ein Mix aus mehreren Faktoren. Erstens
wollten Sie Informationen zum Produkt oder zur Dienstleis-
tung, damit Sie sich sicherer fühlten. Zweitens wollten Sie nicht
als unkundig erscheinen; der Kunde heisst schliesslich Kunde,
weil er kundig ist. Und drittens wollten Sie herausfi nden, ob
Sie dem Verkäufer vertrauen können. Vertrauensbasiertes
Verkaufen orientiert sich an Einstellungs- und Wertprinzipi-
en; deshalb ist es nicht an einen bestimmten Verkaufsprozess
gebunden. Damit lässt sich die Wirkung jedes Prozesses signi-
fi kant steigern!
SIZGV ++
=
2 6
Das umfassendste Dienstleistungspaket für die Hos-pitality-Branchen kommt von der Innoma GmbH in
Wetzikon. Es vernetzt die verschiedensten Angebote auf vielfältigen Medienplattformen in den Bereichen B2B,
B2C und C2C. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Neukundengewinnung für Hotels, Restaurants und
deren Zulieferer. Das Wirtschaftsmagazin sprach mit Heidi Golay-Keller, Inhaberin der Innoma GmbH.
U N S E R E K U N D E N
P R O F I T I E R E N V O N UNSEREM VORSPRUNG FRAU GOLAY, WIE BEGINNT MAN
EIN SO VIELFÄLTIGES ANGEBOT? KOMMEN SIE AUS DER BRANCHE?
Nein, ich komme aus dem Marketing- und Werbebereich und das war wohl auch ent-scheidend für den Erfolg. In den Neunziger-jahren durfte ich für meine Klienten unter anderem viele Seminare, Events und Messe-auftritte organisieren. Aber das war nicht so einfach. Um mich im lokalen Gastgewerbe zu-rechtzufi nden, musste ich umständlich in ge-druckten Unterlagen nachblättern, die entwe-der nicht griffbereit oder nicht mehr auf dem neusten Stand waren. So verlor ich viel Zeit und damit entstand die Idee, gastro-tipp.chzu entwickeln, eine Online-Plattform, wo man blitzschnell geeignete Hotels, Seminar-räume und Restaurants fi ndet.
HEIDI GOLAY-KELLER
wagte 1990 den Schritt in
die Selbstständigkeit. Ihre
Fachgebiete waren das
Direct Marketing sowie
die Bereiche Marketing
und Kommunikation. In
mehreren nationalen und
internationalen Unter-
nehmen sammelte sie
während über 25 Jahren
wertvolle Praxiserfahrung
und entwickelte damit die
kreative Seite ihres Natu-
rells, für das sie mehrfach
ausgezeichnet wurde. Im
Jahr 2000 lancierte sie den
Schweizer Gastronomie-
und Hotelführer und mach-
te ihn zu ihrer Hauptaufga-
be. Die optimal vernetzte
Innoma GmbH beschäftigt
zurzeit acht Mitarbeitende
in der Schweiz.
Internet-Plattformen und
Brands der Innoma GmbH:
gastro-tipp.ch: Schweizer
Gastronomie- & Hotel-
führer; gastroplanet.ch:
Restaurants in und um
Zürich; hobbygourmet.ch:
Geniesser und Hobbyköche
tauschen sich aus; gastro-
facts.ch: das Business-Por-
tal mit Einkaufsführer für
die Hospitality-Branche;
logofood.ch: werben mit
Vitaminen; topin.ch: das
führende Ausfl ugsportal
mit über 177 000 Ideen.
www.innoma.ch
P R A X I S H E I D I G O L A Y - K E L L E R
2 7W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
WAR DAS NICHT ETWAS RISKANT? SIE KONNTEN JA NICHT AUF ERFAHRUNGEN MIT ÄHNLICHEN PROJEKTEN ZURÜCKGREIFEN.
Ich war von Anfang an von der Idee überzeugt, wusste aber auch, dass man damit nicht zöger-lich beginnen darf. Die Plattform musste ab dem ersten Tag funktionieren.
WIE KONNTEN SIE IHRE KUNDEN DAVON ÜBERZEUGEN, DASS SIE MIT IHRER WERBUNG UND PRÄSENZ BEI IHNEN EINEN OPTIMALEN GEGENWERT BEKOMMEN?Sehr konsequent bewarb ich von Anfang an intensiv den Endkunden, also den möglichen Gast. Ich kaufte Zehntausende von Adressen ein und investierte einen bedeutenden Teil des Umsatzes in Beteiligungen an atypischen Messen, Inseratekampagnen sowie Plakaten an Messen, in Bahnhöfen und Verkehrsmit-teln. Die Plattform wurde von Anfang an intensiv genutzt und das war für mich das stärkste Argument für die Neukundenge-winnung. Zudem beraten wir unsere Kunden laufend, wie sie ihre Einträge optimieren und neusten Entwicklungen anpassen können. Ein starkes Argument ist auch unser vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis. Für höchstens 490 Franken pro Jahr erhalten unsere Kunden Anfragen und Buchungen über gastro-tipp.chkommissionsfrei und dürfen zum Beispiel auch Videos sowie Links auf ihre eigene Web-site platzieren.
HAT GASTRO-TIPP.CH LANGFRISTIG ERFOLG? HEUTZUTAGE GIBT ES
DOCH VIELE PORTALE UND WEITERE SUCHMÖGLICHKEITEN.
Unsere Kunden profitieren von unserem Vorsprung und von der hoch professionellen Gestaltung und Bewirtschaftung der Platt-form. Sucht man ein bestimmtes Hotel oder Restaurant – natürlich auch über die App auf dem Smartphone –, kann man es besonders anwenderfreundlich über 180 Kriterien her-ausfi ltern und fi ndet für den Muttertag das mittelpreisige Restaurant am Aareufer mit Vegi-Angebot, Kinderspielplatz und Fumoir für den Grossvater. Oder den Gastrotempel mit mindestens 18 Gault-Millau-Punkten im Raum Biel-Solothurn, das besonders leistungsfähige Seminarhotel im Appenzel-lerland oder gar das heimelige Romantikhotel ganz abseits im Centovalli für die silberne Hochzeit. Das gibt es nur bei uns, und damit generieren wir auch über 575 000 Seiten-aufrufe pro Monat. Einmal waren es sogar 787 000. Ausserdem profi tieren die Kunden von unseren intelligenten Vernetzungen, zum Beispiel mit dem Freizeitportal topin.ch.
2008 ÜBERNAHMEN SIE AUCH DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG DER EINKAUFSPLATTFORM GASTROFACTS.CH UND ERWAR-
BEN DIESE 2011. WAR DAS EIN GUTER SCHACHZUG?Als man mir gastrofacts.ch anbot, kannte ich die Synergien zwischen den beiden Plattformen und die sich daraus ergebende Win-win-Situ-ation. Die Kundschaft von gastrofacts.ch kann gezielt auf ein riesiges Angebot von Nahrungsmitteln, Getränken, ganzen Einrichtungen und Dienstleistungsangeboten zugreifen und bietet anderseits unseren Zu-lieferkunden die Möglichkeit, unter besten Voraussetzungen zu werben. Und weil all diese Kunden stets gute Erfahrungen mit unseren Dienst-leistungen machen, bleiben sie unserem Angebot treu.
DANN GIBT ES JA AUCH NOCH DAS GASTROFACTS-BUSINESSMAGAZIN.
Ja, das ist Ausdruck unseres crossmedialen Konzepts. Crossmedia und Medienkonvergenz sind wesentliche Erfolgsfaktoren in unserem inno-vativen Marketing. Nur ein Beispiel: Wer einen Eintrag auf gastrofacts.ch bucht, landet auch in der gastrofacts-App und ohne grosse Mehrkos-ten in der redaktionell unabhängigen Branchenpublikation (gastrofacts-Businessmagazin) sowie in dessen E-Paper (abrufbar auf www.gfbm.ch). Damit profi tiert der Kunde zusätzlich von der hohen Qualität und Wertigkeit dieses Printproduktes, das sich durch gründlich recherchier-te Hintergrundinformationen von anderen Medien abhebt.
SO ARBEITEN SIE ALSO IM B2B-BEREICH FÜR BEZIEHUN-GEN ZWISCHEN HOTELS UND RESTAURANTS MIT IHREN
LIEFERANTEN, IM B2C-BEREICH FÜR DIE KUNDENGEWIN-NUNG IM GASTGEWERBE UND AUCH IM C2C-BEREICH MIT HOBBYGOURMET.COM, WELCHES NOCH DEN ENDSCHLIFF
GENIESST. MACHT DAS SINN?Wir haben erkannt, dass die Vernetzung über mehrere Ebenen enorm wichtig ist. Schon jetzt haben wir Daten von rund 38 000 Gastro- und Hotelinteressierten, die wir wiederum im Interesse unserer Kunden nutzen können.
MACHT INNOMA WEITER MIT DER VERNETZUNG?Ganz bestimmt. Bestehende Dienstleistungen bauen wir laufend aus, suchen neue Kooperationen, und mit einem Jobportal werden wir auch neue Wege bei der Rekrutierung im Hospitality-Bereich ein-schlagen. Ein ganz persönliches Anliegen von mir ist die Integration benachteiligter Menschen sowie die Nachwuchsförderung in einer Branche, die das bitter nötig hat. Da schwirren noch manche Ideen in meinem Kopf.
Computacenterzeigt Präsenz am Arbeitsplatz –365 Tage im Jahr.
Full-Service für Ihre PC-Arbeitsplätze
Mit unseren Dienstleistungen rund
um die PC-Arbeitsplätze von End-
benutzern setzen wir uns während
365 Tagen im Jahr für Ihre IT-In-
frastruktur ein. Vor Ort, online oder
mit unserem Help Desk.
Wir optimieren Arbeitsabläufe,
übernehmen den vollständigen
Support des IT-Arbeitsumfelds,
garantieren Full-time-Verfügbarkeit
der personellen und technischen
Ressourcen und engagieren uns
für kostengünstige IT-Lösungen
in Ihrem Betrieb.
Hans Zürcher, COO
Con
cept
by
ww
w.s
tier
.ch
Computacenter AGRiedstrasse 148953 Dietikonwww.computacenter.ch
2 9P R A X I S S T E F A N S P I T Z
Diese Seite des neuen Aufbruchs war gegeben. Nun hiess es,
neue Formen zu fi nden, die weiter führen, als es der traditionel-
le Kanon der Gestaltung gedrechselter Produkte vorgibt. Wir
alle kennen wohl noch die fi ligranen Spinnräder, die kunstvoll
gestalteten Notenständer, die in unterschiedlichsten Varianten
ausgeführten Staketen, welche die Treppen so vieler alter Häu-
ser schmücken. Diese klassischen Drechslereiprodukte haben
über Jahrzehnte das Fundament und auch das Image eines
ganzen Berufes gebildet.
Doch nicht nur die Formen wollten neu erdacht sein, auch die
Anwendungsmöglichkeiten von Holz sollten und mussten
erweitert werden. Stefan Spitz, der nun sein ganzes Interesse
auf das Neue richtete, kam zur Erkenntnis, dass der Anspruch,
bisher nicht Gekanntes zu schaffen, nicht als einsamer Wolf
zu verwirklichen sei. Dieser Input kann nur im Austausch mit
den Ideen und Träumen anderer gelingen. Er entwickelte mit
grossem Gespür die Fähigkeit, Menschen zu erkennen, die auch
einem Traum nachjagen, die gleichzeitig zu den Träumen auch
realistische, umsetzbare Antworten suchen und fi nden.
D A S C R E D O I S T , GUTES DESIGN UNDSOLIDES HANDWERK H A R M O N I S C H
M I T E I N A N D E R Z U V E R B I N D E N
Daher arbeitet Stefan Spitz von Beginn
an mit erfahrenen DesignerInnen zusam-
men, die mit Leidenschaft neue Bereiche
für den Werkstoff Holz erschliessen
wollen. Die kühne, verrückte, verzwick-
te, manchmal auch verblüffend einfache
Ideen haben und daraus eigenständige
Produkte entwickeln. Produkte, die vol-
ler Kreativität und Sinnlichkeit stecken,
die dem Alltag gewachsen sind und die
trotzdem die Leichtigkeit haben, dem
Alltag auch einmal entfl iehen zu können.
Es entstehen unterschiedlichste Objekte,
die trotz aller Vielfalt eine gemeinsame
Wurzel haben – den unbedingten Willen
zu gutem, zeitlosen Design und hoher
Qualität.
Aufgewachsen in der kargen Welt des
bis zu 1500 m hohen Südschwarzwaldes,
mit langen, schneereichen Wintern und
kurzen, oft kühlen Sommern, ist Stefan
Spitz die Notwendigkeit des nachhaltigen Verhaltens von
Kindheit an gewohnt. Daher ist in der neuen Ausrichtung des
Unternehmens der Aspekt der nachhaltigen Produktion sehr
naheliegend. Neben der Herstellung aller Produkte durch den
eigenen Betrieb und den kurzen Wegen bei der Beschaffung
der benötigten Materialien ist der Verzicht auf die Verwendung
tropischer Hölzer die logische Konsequenz. Die Produkte
entstehen aus heimischen Hölzern – Buche, Eiche, Nussbaum
Im Jahr 1993 wird designimdorf von Stefan Spitz gegründet. Der Drechsler-meister hat schon früh die Vision, aus seinem traditionellen, handwerklich
anspruchsvollen Beruf heraus eine neue zeitgemässe Formsprache zu entwi-ckeln. Die 100-jährige Historie eines traditionsreichen, in der vierten Generati-on geführten Familienbetriebes liefert die Erfahrung, die wahrhaft meisterhafte
handwerkliche Fertigkeit, das fast blinde Verständnis für den Werkstoff Holz.
3 0 P R A X I S S T E F A N S P I T Z
und Ahorn sind hier vor allem zu nennen. Diese Hölzer de-
cken eine breite Farbpalette ab, welche die vielfältigen Formen
zusätzlich betonen. Sägewerke aus dem Schwarzwald liefern
die Hölzer in jeder gewünschten Ausführung. Die Produkte
werden meist mit umweltfreundlichen Ölen und Wachsen
oberfl ächenbehandelt. Bei einigen Artikeln (Tabletts u. Ä.) wird
zu Gunsten der besseren Handhabung Wasserlack verwendet.
Die Verpackungen bestehen vorwiegend aus Papier und Kar-
ton, Geschenkkarten und kleinere Produkte werden auch in re-
cycelbarer PE-Folie angeboten. Zur Firmenphilosophie gehört
genauso die umweltgerechte Verwendung der Holzabfälle, die
zu Pellets verpresst werden und so leicht handhabbar verheizt
werden können. Der geschlossene Kreislauf der Emissionen
der Produktionsmittel ist dadurch in weiten Teilen gegeben. All
diese Kriterien machten designimdorf vor 20 Jahren zu einem
der ersten Anbieter von innovativen Holzprodukten in ganz
neuen Anwendungsbereichen. Damit öffnete das Unternehmen
einen neuen Markt für das bis dato als «schwierig» geltende
Holz, dies führte zu einer wahren Renaissance des Werkstof-
fes. Die Präsentation der Produkte erfolgt von Beginn an auf
den wichtigen Konsumgütermessen im In- und Ausland. Hier
werden die neuesten Kreationen und die bewährten Klassiker
in eindrucksvoller und dekorativer Weise vorgestellt, hier ist
die aussergewöhnliche Formgebung und die hohe Qualität der
Produkte am besten zu vermitteln, hier fi ndet der direkte Aus-
tausch mit dem Kunden statt. Und nicht nur die Kunden sind
begeistert – die Verleihung verschiedener Designpreise bestärkt
designimdorf auf seinem Weg.
Heute finden sich die Produkte von designimdorf auf der
ganzen Welt. Egal ob im KADEWE in Berlin, im MOMA-Mu-
seumsshop in New York oder Tokio, bei Jelmoli oder Globus in
der Schweiz, ob im kleinen, feinen inhabergeführten Designla-
den in Australien, in exklusiven Möbelhäusern oder im Buch-
handel um die Ecke, überall, wo Freude, Gespür und Interesse
an Design und Qualität vorhanden sind, ist designimdorf ver-
treten. Da das Unternehmen alle seine Produkte selbst herstellt,
sind natürlich auch individuelle Umsetzungen von Produkten
realisierbar. Dieser Bereich nimmt zunehmend einen immer
grösser werdenden Umfang an. designimdorf kommt hier am
weitesten dem Wunsch des Kunden nach, Produkte weitab
vom Massenmarkt erwerben zu können. Die langjährige Er-
3 1W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
STEFAN SPITZ
Drechslermeister Stefan
Spitz, D-Bernau im
Schwarzwald
Aus einem Hand-
werksbetrieb in vierter
Generation hat sich die
Drechslerei Stefan Spitz
zu einem spezialisierten
Unternehmen für Hand-
läufe in dem Bereich
Treppen- und Objektbau
entwickelt. Im Jahre
1993 wurde die Firma
designimdorf gegründet.
designimdorf entwickelt
und vertreibt design-
orientierte Produkte in
Holz- und Holzkombi-
nationen mit anderen
Materialien. Aus einem
gestandenen Drechslerei-
Meisterbetrieb haben sich
bis heute zwei moderne
Unternehmen mit aktuell
45 Mitarbeitenden entwi-
ckelt, die die Bearbeitung
von Holz in den Mit-
telpunkt des Schaffens
stellen.
www.designimdorf.de
fahrung, der Spirit, Neues zu schaffen und der Wunsch, dem
Kunden das optimale Produkt anbieten zu können, ergeben die
ideale Grundlage zur Umsetzung. Die natürlichen Werkstoffe,
allen voran natürlich die einheimischen Hölzer – von massiv
bis hin zu transluzentem Feinholz – ermöglichen schöne und
hochwertige Artikel, die weit über das hinausgehen, was man
sich als so genanntes Werbegeschenk
vorstellt. Die enge Verbindung mit dem
Kunden, immer am Kern der Ausgangs-
idee bleibend, eigene handwerkliche
Fertigung verbunden mit hohem tech-
nischen und gestalterischen Know-how,
schaffen schnell und unkompliziert das
Produkt, welches die Idee des Auftrag-
gebers und den Anlass am besten zum
Ausdruck bringt. Das alles lässt sich
auch in kleineren Aufl agen realisieren.
Der engagierte Aussendienst, der durch
ein motiviertes Team am Stammsitz in
Bernau unterstützt wird, führt die Maxi-
men des Unternehmens konsequent fort.
So ist der normale Ablauf, ebenso wie
die Umsetzung individueller Lösungen,
stets effi zient, freundlich und immer am
Kundeninteresse orientiert.
Basierend auf all diesen Elementen ent-
wickelt sich bis heute ein stetig wachsen-
des Unternehmen, das nach wie vor die
Bearbeitung von Holz in den Mittelpunkt
seines Schaffens stellt. designimdorf ist
darüber hinaus immer auch offen für
neue Materialien, neue Kombinationen
von verschiedenen Werkstoffen. Ein
befruchtender Aspekt für die gesamte
Entwicklung von designimdorf, die
Auseinandersetzung mit den neuen Ma-
terialien, vermittelt neue Erkenntnisse
und Lösungen, die wiederum in neuen
innovativen Produkten ihre beste Ver-
wirklichung fi nden.
Das Credo, gutes Design und solides
Handwerk harmonisch miteinander zu
verbinden, wird bei designimdorf bis
heute jeden Tag mit Leidenschaft neu
eingefordert, neu gelebt, neu interpretiert.
3 2 P R A X I S E R W I N M E I E R - H O N E G G E RERWIN MEIER-HONEGGER
hat nach der Berufsaus-
bildung an der Garten-
bauschule Lullier/Genf
parallel zum Mitaufbau
des Familienbetriebs die
gesamte Branche durch
seine weitreichende
Verbandstätigkeit in
diversen internationalen
Funktionen mitgeprägt.
Zusammen mit seiner
Schwester leitet er heute
das Familienunterneh-
men mit rund 200 Mitar-
beitenden.
Die Firma Ernst Meier
AG wurde 1894 als Sa-
menhandlung gegründet
und betreibt heute als
Hauptgeschäftszweig
ein Einzelstandort-Gar-
tencenter mit umfangrei-
chem Gastronomie- und
Seminarangebot. Die
Kernkompetenzen
werden mit eigenem Pro-
duktionsstandort sowie
Gartenbau- und Pfl ege-
Dienstleistungsabteilung
ergänzt.
www.meier-ag.ch
3 3W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
Knappe Margen, ein unsicheres wirtschaftliches Umfeld, die Unberechenbarkeit wegen Wetterabhängigkeit und die Historie eines erfolgreichen Traditionsunternehmens sind Rahmenbedingungen, welche den Mut in enge Schranken weisen. Besonders die Errungenschaften der Vergangen-heit lähmen die Lust, aus den Erfolgspfaden der Vorgän-
gergenerationen auszuscheren und Neues zu wagen.
MUT, GEWOHNTE WEGE ZU VERLASSENDer gärtnerische Detailhandel ist eine Branche mit geringer Wert-
schöpfung und erheblichem Risiko. Hauptherausforderungen sind
die absolute Saisonalität und Wetterabhän-
gigkeit. Um die 50% eines Jahresumsatzes
müssen in den drei Frühlingsmonaten
erwirtschaftet werden. Und selbst in diesen
konzentrierten Phasen bleibt das Geschäft
wetterabhängig: Lediglich bei «Gartenwet-
ter» werden die Gartencenter und Endver-
kaufsgärtnereien bestürmt.
Weitere Herausforderungen sind Raum- und
Pfl egebedürfnisse der «lebenden» Produkte:
Pfl anzen benötigen auch auf der Verkaufs-
fläche Licht, Luft und optimale Pflege. In
der Schweiz sind besonders diese beiden
Bedürfnisse – Fläche und Löhne – enorme
Kostentreiber. Wenn missliche Witterungs-
bedingungen die Lust der KonsumentInnen
auf den Pfl anzeneinkauf schmälern, müssen
die auf den Abverkauf wartenden Pfl anzen
besonders in der Qualität verpfl ichteten Be-
trieben aufwändig gepfl egt werden. Pfl anzen
können daher nicht übereinander gestapelt
verkauft werden wie in den Hochregallagern
der Baumärkte. Und umfangreiche Spezia-
litäten-Sortimente beanspruchen dadurch
enorme raumplanerische Ressourcen.
Aufgrund dieser Umstände bilden die Gärt-
nereien die Schlusslichter der Flächenren-
tabilitätsskala im Detailhandel. Für deren
Mitbewerber – Baumärkte, Lebensmittelfi li-
alisten, Discounter – bilden Gartenartikel lediglich temporäre
Ergänzungen im Sortiment. Diese kurzfristigen Angebote
ermöglichen bei passender Witterungskonstellation gute Ren-
diten. Nach der kurzen Frühjahrssaison werden die Gartensor-
timente wieder aufgelöst oder mindestens stark reduziert. Für
die gärtnerischen Fachbetriebe beginnt dann die wirtschaftlich
herausfordernde Zeit. Die Bepfl anzung von Gärten, Balkonen
und Terrassen ist abgeschlossen. Wie können KonsumentInnen
in dieser Zeit für einen Besuch respektive Einkauf im Gar-
tencenter motiviert werden?
GENIESSER-TREFFPUNKT MIT FREIZEITPARKCHARAKTER
Das ausserordentlich attraktive, gärtnerische Umfeld in einem
Blumen- und Pfl anzenparadies bietet sich als generationen-
übergreifender Geniesser-Treffpunkt mit Freizeitparkcharak-
ter an. Der Gärtner mutiert nach seiner Frühjahrssaison zum
Eventmanager. Diese Metamorphose verlangt dem in aller Re-
gel traditionalistisch veranlagten Gärtnercharakter einiges an
Mut ab: Plötzlich stehen nicht mehr «seine» Pfl anzen im Mittel-
punkt des Interesses, sondern er selber zusammen mit seinem
«Rahmenprogramm».
Diesen Sinneswandel haben wir in unserem Falle durch den
Umzug an einen neuen Standort und einem kompletten Neu-
bau der Besucher-Infrastruktur vollzogen. Sowohl die überge-
bende als auch die übernehmende Inhaber-Generation waren
sich einig, dass eine über mehrere Generationen gewachsene,
alte Infrastruktur den zeitgemässen Ansprüchen an eine
Freizeit-Infrastruktur nicht mehr genügen kann. Am neuen
K U N D E N G E W I N N U N G U N D - P F L E G E
NEUE WEGE GEHEN
3 4
Standort entstand eine in unserer Branche aussergewöhnliche Symbiose aus Na-
turfreizeitpark, Hotelinfrastruktur und Einkaufstempel, welche die gärtnerischen
Bedürfnisse mitberücksichtigt. Die Einzigartigkeit des Projekts wird am eindrück-
lichsten durch die erstaunte und kritische Würdigung der zahlreichen internationa-
len Fachbesucher bestätigt. Diese können sich kaum vorstellen, dass das realisierte
Projekt jemals wirtschaftlich funktionieren kann.
GENESUNG NUR DURCH NEUE PROJEKTEDiese Skepsis bestätigt die Mutlosigkeit vieler KollegInnen angesichts des Preiszer-
falls in ihrer Kernkompetenz. Als Ausweg aus dieser «Misere» wird vielfach versucht,
einfach zusammenzurühren, was die Branche erst in den Schlamassel geführt hat.
Genesung kommt meiner Meinung nach jedoch ausschliesslich durch neue Projekte;
alles andere ist Geschichtsunterricht. Und die Zugehörigkeit zu einer Branche macht
alleine noch keine Gewinner oder Verlierer. Dies hängt ab von der individuellen,
messbaren Leistung des Managements. Ein Kernbestandteil hiervon muss die Früh-
erkennung von Trends und der Mut zur Innovation sein.
Persönlich lasse ich mich in diesem Zusammenhang von nachfolgendem Aus-
spruch C. Auguste Dupins aus Edgar Allen Poes «The Murders in the Rue Morgue»
(1841) leiten: «The necessary knowledge is that of what to observe.» Hierbei ist der
schwierigste Teil nicht, neue Trends zu defi nieren, sondern vielmehr den passenden
Zeitpunkt für deren Umsetzung zu wählen. Denn wer zu früh kommt, den bestraft
der neue Trend – und zwar heftiger als
die Langschläfer. Mut bedeutet jedoch
immer auch, gewisse Trends gegen den
Branchen-Mainstream aus fester Über-
zeugung zu ignorieren. Zum Beispiel
haben viele unserer Mitbewerber auf
die alte betriebswirtschaftliche Frage
nach «make or buy» seit Jahren nur
eine Antwort: «Was Holland und der
Niederrhein günstig liefern, müssen
wir nicht selber machen.» Wichtiger als
gärtnerisches Know-how scheinen für
den Erfolg als Marke heute tiefe Preise
und laute Werbung. Auf unsere Branche
wirkt das süsse Gift der anonymisierten
Produktion zerstörerisch. Denn was
nach hoher, eigener Handwerkskunst
aussieht, und sich im gärtnerischen
Fachhandel so bezahlen lässt, ist in
Wirklichkeit industrielles Erzeugnis.
Viele Gartencenter um uns herum wur-
den durch cleveren Zukauf zu gefeierten
«Sterneköchen», die nicht kochen kön-
nen und sich das Essen heimlich liefern
lassen. Diese Gartencenter sind damit
meiner Meinung nach auf bestem Weg,
ihr gärtnerisches Können zu verlernen
und zu vergessen, worin ihr komparati-
ver Wettbewerbsvorteil immer bestand.
P R A X I S E R W I N M E I E R - H O N E G G E R
WAHRNEHMBARE KERNKOMPETENZ ALS FUNDAMENT UNSERES ERFOLGES
Die Glaubwürdigkeit unseres Unternehmens beruht auf unse-
rer gärtnerischen Kompetenz. Der millionenfache Erfolg der
industriell gefertigten Billigpfl anzen macht unsere handwerk-
lich kultivierten Pfl anzen wieder attraktiv, lässt den Wunsch
nach Unterscheidung durch authentische Kultivierung wieder
wachsen. Pfl anzen als eindeutig wahrnehmbare Kernkompe-
tenz bleiben das Fundament unseres Erfolges.
Nun gilt es jedoch, den Mut – im wahrsten Sinne des Wortes
– «fortzupfl anzen» und auch bei der Erneuerung der Produk-
tionsinfrastruktur deren traditionellen Zweck mit innovativen
Rahmenattraktionen zu einer zusätzlichen Wertschöpfung
zu verhelfen. Auch hier geht es wieder darum, einen weissen
Fleck auf der grossen Landkarte der Kundenbedürfnisse zu
entdecken. Erfahrungsgemäss gelingt uns dies jedoch lediglich
dann, wenn wir unsere eigene Neugier auf unsere Mitarbeiten-
den übertragen können. Das ist schwierig, aber vermutlich die
wichtigste Voraussetzung, um Erfolg zu haben. Eine Mehrheit
im Team muss die neue Unberechenbarkeit der Märkte als
Chance verstehen; neugierig bleiben und mutige Alleingänge in
unbekannte Märkte geniessen. «Mut, gewohnte Wege zu verlas-
sen» muss Teil der Firmenphilosophie sein. Ansonsten erleidet
jede Innovation zwangsläufi g «Schiffbruch».
Diese Lust zum Mut muss auch in der nächsten Generation
Berufsleute «eingepfl anzt» werden können. Wer sich für einen
klassischen Beruf entscheidet, muss heute wieder bereit sein –
wie dies früher eigentlich üblich war – diesen immer wieder
gemeinsam neu zu erfi nden.
3 5P R A X I S O L I V E R S T A H L
Die besten Ideen sind manchmal ganz einfach. So hat das junge Unterneh-men Snack- und Früchtebox Express eine Marktlücke in Sachen Verpfl egung am Arbeitsplatz entdeckt und nimmt dabei einen aktuellen Trend auf. Dabei steht das Thema «Kundenbindung» ganz zuoberst auf der Prioritätenliste.
AUF ERFOLGSKURS M I T E I N E M BÜRO-LIEFERSERVICE
Es ist eigentlich eine Geschäftsidee, welche auf den ersten Blick
recht unscheinbar wirkt: Ein Lieferservice für frische Früchte
und Snacks ins Büro. Auf den zweiten Blick aber zeigt sich rasch,
dass die beiden Firmengründer Oliver Stahl und Markus Goop
genau hingeschaut haben, um zu wissen, was sie ihren Kunden
anbieten wollen.
MARKTPOTENZIAL KMUKlar ist: Der Trend nach Verpfl egung am Arbeitsplatz nimmt
seit Jahren ungebrochen zu, dies zeigen aktuelle Statistiken.
Dies ist in der Schweiz nicht anders als in der EU. Von den
früher üblichen drei Mahlzeiten entfernen sich laut Statistik
immer mehr Arbeitnehmer, der Trend zeigt Richtung regel-
mässige Zwischenverpfl egungen. Dazu kommt, dass immer
weniger Zeit verbleibt, um sich zu verpfl egen. Dieser Umstand
veranlasste die beiden Firmengründer zu einer umfassenden
Firmenbefragung, welche Bedürfnisse im Bereich der Verpfl e-
gung am Arbeitsplatz gedeckt oder eben nicht gedeckt sind.
«Schnell zeigten sich zwei Dinge: Im Snack-Bereich bieten zwar
herkömmliche Automaten-Anbieter gute
Lösungen für grössere Firmen an, für
KMU-Betriebe – und dessen Marktpo-
tenzial in der Schweiz ist ja sehr gross
– fehlt es an einem durchschlagenden
Konzept, da für diese in der Regel ein
Automat keinen Sinn macht. Im Bereich
der Früchte am Arbeitsplatz zeigte sich
zudem, dass viele Firmen jeglicher Grös-
se sich einen Lieferanten wünschen, der
auf ihre logistischen Wünsche eingeht
und dabei die entsprechende Qualität
bietet», so Geschäftsführer Oliver Stahl.
Das Unternehmen Snack- und Früchte-
box Express AG wurde in der Folge 2009
gegründet mit Hauptsitz in Bendern
(FL) und je einer Niederlassung in He-
risau und Zürich – und lancierte zwei
Produkte, um diese beiden Marktlücken
erfolgreich zu besetzen. Und der Erfolg
kann sich bereits sehen lassen: Heute
bedient das Unternehmen bereits über
900 Snackbox-Kunden in der ganzen
Deutschschweiz, jeden Monat werden
dazu bereits über zehn Tonnen Früchte
in Form von Früchteboxen an Kunden
in der ganzen Schweiz direkt an den Ar-
beitsplatz geliefert.
3 6 P R A X I S O L I V E R S T A H L(V. L.) OLIVER STAHL UND MARKUS GOOP
Zwei Praktiker mit Uni-
Abschluss gründeten die
Firma Snack- und Früchte-
box Express AG im Jahr
2009, nachdem sie bereits
mit Erfolg eine Firma (Disko-
thek) aufbauten und diese per
2008 mit Gewinn verkauften
– zwei Jungunternehmer mit
viel Ideen, Herzblut und Mut.
Die Snack- und Früchtebox
Express AG ist ein auf den
Handel mit frischen Früchten
und Snacks spezialisiertes Lo-
gistik-Unternehmen mit Sitz
in Herisau, Zürich (Schweiz)
und Bendern (Liechtenstein)
und zählt zu den grössten
Früchte- und Snackbox-
Lieferanten der Schweiz.
Früchtebox Express liefert in die ganze Schweiz und beliefert mehrere hundert
Kunden, darunter viele renommierte Firmen. Und das Erfolgsgeheimnis? Bezahlt
gemacht hat sich laut Stahl, dass Früchtebox Express nicht nur gezielt auf die Be-
dürfnisse der Firmen eingehe, sondern auch konsequent auf heimische Qualitäts-
früchte setze. «Es ist eben nicht so, dass die Firmen einfach Früchte wollen, sondern
dies einerseits mit einem Service, der ihnen jegliche Arbeit abnimmt inkl. Box,
Verteilung und Abholung bei neuer Lieferung, und andererseits, und hier sind wir
stark, möchte man saisonale und heimische Früchte. Dies ist auch ein wichtiges Ar-
gument für unsere Kundenbindung.» Da die meisten Früchtebox-Express-Kunden
über ein Abo verfügen, kommt diesem Thema entscheidendes Gewicht zu und wird
mit verschiedenen Massnahmen angegangen. Einerseits mit aktiven Marketingak-
tivitäten, dazu zählt nicht zuletzt die Inszenierung heimischer Bauern in der Kom-
munikation. «Wir möchten unseren Kunden zeigen, wer uns die Schweizer Früchte
liefert und damit natürlich auch mit Emotionen arbeiten», sagt Stahl. «Andererseits
investieren wir einen grösseren Teil unserer Tätigkeit in die Kundenpfl ege und Qua-
litätsauswahl der Früchte, denn ein Abo-Kunde will jede Woche gute Früchte und
bleibt nur so Kunde – Qualität ist eben Kundenbindungsmassnahme Nummer eins.
Um dieses Versprechen gleich auch von Anfang an zu dokumentieren, hat Früchte-
box Express beispielsweise auch keine Abo-Kündigungsfrist», so Stahl. Abgewickelt
wird Früchtebox Express über die Internetseite www.fruechtebox-express.ch.
SNACKBOX EXPRESS – KUNDE STEHT IM MITTELPUNKT
Das zweite Produkt des Unternehmens
ist bereits in einigen europäischen Län-
dern eine Erfolgsgeschichte und wurde
auf die Schweizer Bedürfnisse der Kun-
den angepasst. Dabei ist das Prinzip
einer Snackbox auch hier im Sinne des
Snackbox Express relativ simpel. Eine
grosse Snackbox (es wird auch eine
kleine geführt) fasst rund 130 Produkte;
zum Produktsortiment zählen vor allem
süsse, aber auch salzige Snacks. Die Bo-
xen werden in Büros, KMU oder Gross-
FRÜCHTEBOX EXPRESS – KUNDENBINDUNG ZENTRALIm Abo, als Einzel- oder als Geschenkbestellung werden mittels Kurier frische Früchte
in einer Design-Box – made in Switzerland – direkt ins Büro, ins Unternehmen oder
nach Hause geliefert. Dabei übernimmt der Service auch die Feinverteilung der Boxen
in Unternehmen und weitere Dienstleistungen, was laut Stahl sehr wichtig ist. «Unser
Service ist kosten- und zeitsparend – statt mühsam selber Früchte zu organisieren, bringt
unser Lieferservice die Früchtebox direkt ins Büro oder zu den Kunden nach Hause – das
ist eine einfache, aber wichtige Marktdifferenzierung.» Geliefert wird dabei vor allem
am Montag und am Mittwoch, wobei der Grossteil der Kunden über ein so genanntes
Früchtebox-Abo verfüge und sich die Box, auch bei grossen Firmen, direkt an den Büro-
tisch oder den Pausenraum liefern lasse,
sagt Stahl, der Motivation und Energie
am Arbeitsplatz als Hauptbestellgründe
nennt. Sortiment, Grösse und Liefer-
rhythmus kann der Kunde bestimmen
– und vor allem: «Die Früchtebox bietet
Arbeitgebern wirklich einen starken Nut-
zen in Sachen Motivation und Gesund-
heit am Arbeitsplatz – und spart Zeit und
Geld – das wirkt.»
betrieben aufgestellt, die Mitarbeiten-
den können sich an der Box, die häufi g
in Pausenräumen platziert wird, selbst
bedienen. «Kernzielgruppe sind aber
ganz klar KMU und Büros», sagt Oliver
Stahl. Im Gegensatz zu Konkurrenz-
Geschäftsmodellen, wie beispielsweise
der Automaten-Verpflegung, erfolgt
die Bezahlung – und dies ist sicherlich
die grösste Differenzierung – direkt in
die integrierte Kasse. Die Vorteile die-
ses Systems liegen auf der Hand: Die
Firmen müssen für die Platzierung der
Boxen in ihrem Betrieb nichts bezahlen,
www.snackbox-express.chwww.fruechtebox-express.com
3 7W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
da der komplette Service kostenlos ist –
und die Mitarbeitenden freuen sich über
eine neue Quelle der Sofort-Energie.
«Die Boxen werden dann regelmässig
durch unseren Kurierservice abgeholt
und ausgewechselt – eine simple Idee,
die aber hervorragend funktioniert.»
Und auch hier ist Kundenbindung ein
zentrales Stichwort, zumal Snackbox
Express die Rolle als Energielieferant
einnimmt, der nur mit Qualität und Auswahl seine Kunden
überzeugt. «Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert, aber
auch hier steht die Qualität der Produkte im Fokus, nicht
nur Marketingaktivitäten, welche wir natürlich aber auch
hier stark pfl egen. Beispiele sind Kundenwunschfächer für
individuelle Sortimentswünsche für jede Firma, saisonale
Sortimentsanpassungen sowie eine stetig breitere Auswahl
an Produkten, die wir mit Bedürfnisumfragen eruieren – all
dies hilft uns, Snackbox Express weiterhin attraktiv zu halten.
Und in Kombination mit dem kostenfreien Lieferservice ist
natürlich so eine starke Kundenbindung vorhanden, da die
Mitarbeitenden den Service sehr schätzen», sagt Oliver Stahl.
3 8 P R A X I S B A R D H Y L C O L I
Schon in jungen Jahren habe ich meine Leidenschaft für die Hotellerie entdeckt. Nach einer
Schnupperlehre im Parkhotel Inseli in Romanshorn teilte ich meinen Eltern mit, dass ich
Hoteldirektor werden möchte. Damals war ich 15-jährig. So kam es dann auch, nachdem
ich während rund zehn Jahren die wichtigsten Stationen der Hotellerie durchlaufen hatte.
Die Hingabe für meinen Beruf sowie für
besondere Herausforderungen führte
mich im Juni 2012 ins Waldhotel Davos,
wo ich die Rolle des Gastgebers und Ho-
teldirektors übernahm. Gemeinsam mit
meinem Team lasse ich das Waldhotel
Davos, die Wiege des Zauberbergs, täglich
in «neuem Glanz» erstrahlen. Dabei ist die
Mitarbeiterbegeisterung genauso wichtig
wie die Gästeverblüffung.
WIR LEBEN UNSERE WERTEMark Twain sagte einst: «Wer nicht weiss,
wo er hinwill, darf sich nicht wundern,
wenn er woanders ankommt.» Wenn kei-
ne Werte defi niert werden, sind die Mit-
arbeitenden orientierungslos. So war es
eine meiner ersten Aufgaben, zusammen
mit dem Kaderteam die Grundsätze
des Hauses festzulegen. Diese werden
jeden Tag über alle Hierarchiestufen
und Abteilungen hinweg gelebt. Unser
wichtigster Grundsatz lautet: «Wir sind
Gastgeber aus Liebe und Leidenschaft.»
Diese Passion setzen wir täglich um. Das
geschichtsträchtige Haus alleine ist na-
türlich schon ein Gewinn. Das Waldhotel
soll jedoch nicht nur wegen seiner Ge-
schichte unverwechselbar, sondern auch
wegen seiner Gastfreundschaft einzigar-
tig sein. Bei uns arbeiten 50 Gastgeber,
die unseren Gästen ein Höchstmass an
persönlichem Service sichern.
W E N N D E R G A S T
DIE LEIDENSCHAFT SPÜRT
DIE KREATIVITÄT DER MITARBEITENDEN FÖRDERN Ein loyales Team ist der beste Imageträger überhaupt. Wir
legen Wert auf eine offene Feedback-Kultur und lassen die
Meinungen der Mitarbeitenden in die Entscheidungsprozesse
einfl iessen. Beispielsweise haben wir die Aktion «Hast du eine
Idee?» ins Leben gerufen. Mittels eines Ideenbogens können die
Mitarbeitenden ihre Ideen schriftlich festhalten. Diese werden
an den Abteilungsmeetings vorgestellt und im Anschluss er-
hält jeder eine Rückantwort. In der vergangenen Wintersaison
wurden insgesamt 100 Ideen eingereicht. Am Saisonende, an-
lässlich des Mitarbeiterausfl uges, wurde die beste Idee mit CHF
1000 belohnt. Glückliche Gewinnerin war ein Zimmermädchen
mit der Idee, im Hotel einen Defi brillator zu installieren.
JEDER GAST VERDIENT AUFMERKSAMKEIT Wir haben klare Vorstellungen, wie sich ein einzigartiges Ho-
telerlebnis anfühlen sollte. Guter Service und hohe Qualität
werden heute vorausgesetzt. Die Persönlichkeit des Gastge-
bers spielt daher eine immer wichtigere Rolle. Der Gast muss
verstärkt auf der emotionalen Ebene abgeholt werden. Es sind
weiche Faktoren wie Herzlichkeit, Freundlichkeit und Auf-
merksamkeit, die zählen – Werte, die wir täglich pfl egen.
Schon der erste Kontakt mit dem Gast ist entscheidend. Nicht
selten fällt dieser bereits vor dem Aufenthalt ein Urteil. Daher
darf nicht erst dem persönlichen Empfang vor Ort ein beson-
deres Augenmerk gelten. Entscheidend kann beispielsweise
bereits der Buchungsprozess oder die Anreise sein. Wurden
die Wünsche und Bedürfnisse im Vorfeld ernst genommen?
Wie schnell wurde jeweils geantwortet und in welchem Ton?
Wie freundlich war der Empfang am Bahnhof?
Im Waldhotel Davos sind die Gäste der Mittelpunkt. Alle rund 50 Mitarbei-tenden sorgen als Gastgeber dafür, dass unsere Leidenschaft ab dem ersten Kontakt spürbar ist. Durch Respekt sowie Interesse schaffen wir die Basis für eine freundschaftliche Beziehung, und verblüffende Aktionen garantieren ein unvergessliches Hotelerlebnis.
3 9W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C HBARDHYL COLI
Der diplomierte Hote-
lier Bardhyl Coli ist seit
Juni 2012 Gastgeber und
Direktor des Viersterne-
Superior-Waldhotels Davos
und gehört mit 29 Jahren
zu den jüngsten Hotel-
direktoren der Schweiz.
Seit seiner Eröffnung im
Jahre 1911 befi ndet sich das
heutige Waldhotel Davos im
Privatbesitz der deutschen
Familie von Gemmingen.
Das geschichtsträchtige
Hotel war bis 1957 als Wald-
sanatorium geführt und
inspirierte Thomas Mann
zu seinem weltberühmten
Roman «Der Zauberberg».
www.waldhotel-davos.ch
F A Z I T
− Der Einbezug der
Mitarbeitenden in die
Entscheidungsprozesse
sowie klare Zielvorga-
ben fördern die Motiva-
tion und Kreativität.
− Weiche Faktoren wie
Herzlichkeit und Auf-
merksamkeit gewinnen
an Bedeutung.
− Die Fähigkeit, Be-
dürfnisse des Gastes
zu erkennen und die
Erwartungen mit
verblüffenden Aktionen
zu übertreffen, ist ein
wesentlicher Faktor bei
der Kundenbindung.
NAHE BEIM GAST UND DEM TEAMDie Nähe zum Gast ist mir sehr wichtig. Als Sommelier aus Lei-
denschaft nehme ich meine Gäste nicht selten mit auf eine Reise
in die Welt der edlen Tropfen und erzähle ihnen in unserem
Weinkeller spannende Geschichten. Regelmässig bin ich auch
im Restaurant anzutreffen, wo ich Bestellungen aufnehme und
serviere. Wenn ich von meinem Team Begeisterung, Engagement
und Einsatzwillen fordere, muss ich dies auch selbst vorleben,
um glaubwürdig zu sein. An dieser Präsenz schätze ich zudem,
dass ich persönliche Anekdoten der Gäste erfahre und den Mit-
arbeitenden näher komme.
DURCH KUNDENVERBLÜFFUNG DIE KUNDENBINDUNG STÄRKEN
Kundenverblüffung ist unser Motto. Wir überraschen unsere
Gäste mit ausserordentlichem und persönlichem Service, schaf-
fen nachhaltige Erlebnisse und sind stets bestrebt, innovativer
zu sein, als vom Gast erwartet. Dazu gehört es, die Wünsche
und Bedürfnisse zu antizipieren und den Mut für Neues und
Einzigartiges zu fassen.
So haben wir im Februar für unsere Gäste beispielsweise ein
Überraschungsfrühstück in unserem neuen Chalet Berghof
Sertig organisiert. Weiter wurde der Empfang der Gäste neu
gestaltet. Das Check-in erfolgt nicht mehr an der Rezeption,
sondern in der Lounge. Dort gibt es eine kleine Erfrischung
und der Gast erfährt Wissenswertes über das Haus. Wöchent-
lich veranstalten wir zudem Erlebnistage, wie etwa «Blick
hinter die Kulissen» mit Küchenchef Thorsten Bode oder einen
Barkurs mit unserem Barkeeper. Ein Erlebnis der besonderen
Art ist unsere Erlebnis-Zauberbergführung. Das Waldhotel Da-
vos wurde auf Initiative von Prof. Dr. Friedrich Jessen 1911 als
Waldsanatorium erbaut. Verkleidet als Prof. Dr. Jessen führe ich
die Gäste in vergangene Zeiten, unter anderem in ein ehemali-
ges Patientenzimmer, das im ursprünglichen Zustand erhalten
wurde. Der Willkommenstrunk wird in einem Reagenzglas
serviert. Wir machen die Geschichte für unsere Gäste nicht nur
erlebbar, sondern sie werden letztlich sogar Teil davon.
Der Gast soll die Sympathie spüren, die
hinter all unseren verblüffenden Aktio-
nen steht. Es erfüllt mich jeden Tag aufs
Neue, wenn wir es schaffen, unseren Gäs-
ten ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern
und sie zum Wiederkommen zu bewegen.
Und sollten wir dies nicht geschafft ha-
ben, dann dürfen sie den Aufenthalt wie-
derholen – selbstverständlich kostenfrei.
Bis heute empfi nde ich es als Bereiche-
rung, mein Wissen in etwas zu investie-
ren, das mir grosse Freude bereitet – ich
bin Gastgeber aus Liebe und Leidenschaft.
4 0
Unternehmen wählen die Krebsliga häu-
fig, weil Mitarbeitende im Betrieb, aus
Partnerunternehmen oder Kunden be-
troffen sind. Jeder kennt jemanden, der an
Krebs erkrankt ist. Mit dem Versand der
Karte verdeutlicht ein Begleitschreiben an
die Beschenkten den Hintergrund dieser
Geschenkform. Dieses kann etwa lauten:
«Jeder zweite Krebsbetroffene kann ge-
heilt werden. Dennoch erkranken jährlich
in der Schweiz neu über 36 500 Menschen
an Krebs. Die Muster AG hat sich deshalb
entschieden, anstelle von Geschenken die
Krebsliga zu berücksichtigen. Damit we-
niger Menschen an Krebs erkranken und
mehr Menschen Heilung erfahren. Wir
sind sicher, dass dies in Ihrem Sinne ist.»
Das Unternehmen wirkt sympathisch
und ein Wir-Gefühl entsteht.
Ein weiterer Vorteil der Corporate Help-
Card ist, dass keine zusätzlichen Kosten
entstehen, denn der Budgetposten für
Weihnachtsgeschenke etc. ist eingeplant.
Die Variante, dass nur die Stückzahl
bezahlt werden muss, die auch eingelöst
wird, ist für kleinere Unternehmen be-
sonders interessant. Ihr Einsatz zusätz-
lich als Messegeschenk, zur Neukunden-
gewinnung, im Beschwerdemanagement,
als Produkt-Coupon bei Abverkaufsakti-
onen oder als Prämie bei Empfehlungen
erregt auf alle Fälle Aufsehen. Die Karte
besteht aus abbaubarem Biopolymer. Wer
dennoch ein anderes, möglicherweise
eigenes Produkt verschenken möchte,
kann dieses mit einem Code versehen,
der wie bei der HelpCard online eingelöst
werden kann.
Der deutsche Erfi nder der HelpCard, Harald Meurer,
wurde dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausge-
zeichnet – derart bestechend war die Idee. Er erfand
die erste soziale Geschenkkarte zur emotionalen
Kundenbindung. Anstatt die üblichen Geschenke
oder Geldbeiträge zum Jahresende, an Feiertagen,
anlässlich Jubiläen oder zur Pensionierung können
sich Private und Unternehmen mit dem Schenken
der HelpCard respektive der Corporate HelpCard
zu ihrem sozialen Engagement bekennen. Es ist die
Gelegenheit, Gutes zu tun und Werbung sowie Kun-
den- und Partnerbindung miteinander zu verbinden.
Betriebe, die sich mit ihrer Spendentätigkeit für
Umwelt und Gesellschaft engagieren, fördern ihr
Image und binden ihre Kunden – und verbessern
das Betriebsklima. Denn auch Mitarbeitende fühlen
sich mit dem Arbeitgeber mehr verbunden, wenn
er regional oder national Projekte und Hilfswerke
unterstützt. Die Corporate HelpCard der Krebsliga
bringt dazu die gewünschte Visibilität.
Sie kann individuell betextet und bebildert werden.
So verstärkt beispielsweise die Szene am Weih-
nachtsbaum Wünsche wie «Die Muster AG wünscht
Ihnen erholsame Feiertage und Gesundheit im 2014».
Unterstrichen wird die Botschaft durch das Firmen-
logo, das Logo der Krebsliga und den Spendenbe-
trag, ab 10 Franken bis zu einer beliebigen Höhe.
Ein entscheidender Vorteil der Corporate Help-
Card ist, dass sie der Beschenkte bei sich zu Hause
aufbewahrt, oft gut sichtbar, da er sie ja einlösen
möchte. Er kann selbst aktiv werden und bestimmt
den Bereich der Krebsliga, der bedacht werden soll,
so Prävention, Forschung oder Beratung. Wenn die
Karte auf der Homepage des Unternehmens ein-
gelöst wird, ist dies zudem eine Verlängerung des
Kundenkontaktes.
Die Corporate HelpCard ist die erste soziale Geschenkkarte für Unternehmen. Mit einem beliebigen Betrag aufgeladen, wird sie Kunden, Mitarbeitenden und
Geschäftspartnern zum Beispiel zu Weihnachten verschenkt. Die Beschenkten weisen das Geld online ihrem Lieblingsprojekt der Krebsliga zu.
SOZIALE HELPCARD D E R K R E B S L I G A
F Ö R D E R T K U N D E N B I N D U N G
PIA ZEUGIN
ist verantwortlich für den
Bereich Unternehmensko-
operationen der Krebsliga
Schweiz.
Die Krebsliga Schweiz
engagiert sich seit 1910 in
der Krebsprävention, in der
Forschungsförderung und
für die Unterstützung von
Menschen mit Krebs und
ihren Angehörigen. Die
Non-Profi t-Organisation
wird vorwiegend durch
Spenden fi nanziert.
www.krebsliga.ch
N A C H H A L T I G K E I T P I A Z E U G I N
4 1N A C H H A L T I G K E I T C A R M E L I N A C A S T E L L I N O
bote, die sowohl den Kleinen als auch den
SchülerInnen der Tagesschule zur Verfü-
gung stehen. Es gibt Entlastungsnächte,
-wochenenden und auch Ferienange-
bote. Die Kinder und Jugendlichen mit
Handicap werden von Fachleuten von
visoparents schweiz betreut, während
die Eltern in dieser Zeit eine Auszeit aus
dem Alltag nehmen können, wissend,
dass ihre Kinder in guten Händen sind.
FREIZEITVERANSTALTUNGEN UND VISIONEN
visoparents schweiz bietet seinen Mit-
gliedern auch eine Plattform für ge-
meinsame Freizeitaktivitäten und Er-
fahrungsaustausch an. Dazu gehören
Elternabende, Feste und insbesondere
die regelmässig stattfindenden Veran-
staltungen. Segeln, Bodyfl ying, Hunde-
schlittenfahrten gehören genauso dazu
wie ein Besuch im Zoo, im Technorama
oder bei den Blindenführhunden: für
Familien mit behinderten Kindern keine
Selbstverständlichkeit.
Integration und Förderung ab Wickel-
tisch: So lautet das Motto von visoparents
schweiz. Kinder ab drei Monaten fi nden
genauso Unterstützung wie die Jugend-
lichen, die bis zum Übertritt ins Erwach-
senenalter die Tagesschule besuchen.
Und es gibt Visionen: Weitere integrierte
Kindertagesstätten sollen auch in anderen
Städten der Schweiz angeboten werden.
Denn besondere Kinder gibt es überall.
Das Kinderhaus Imago ist ein Haus für besondere Kin-
der. Integration wird gelebt: Die Hälfte der Kinder sind
solche mit unterschiedlichsten Handicaps oder Ver-
haltensauffälligkeiten. Insgesamt stehen 60 bewilligte
Plätze zur Verfügung. Die meisten Kinder sind jedoch
in Teilzeit da. Ausserdem belegt je nach Betreuungs-,
Pfl ege- und Förderaufwand ein Kind mehr als einen
Platz. Der Personalschlüssel pro Gruppe ist höher als
in anderen Kindertagesstätten. Davon profi tieren auch
die «gesunden» Kinder, weil mehr BetreuerInnen für
sie da sind und etwas mit ihnen unternehmen.
Über die Woche besuchen rund 80 Kinder das Kinder-
haus Imago. Eingeteilt sind sie in drei Gruppen: In der
Gruppe «Bärentätzli» sind die Babys untergebracht,
bei der «Bärenbandi» und den «Purzelbären» werden
die «Grossen» ab zwei Jahren bis Kindergarteneintritt
betreut. Und bei allen Gruppen beträgt der Anteil
behinderter oder verhaltensauffälliger Kinder 50%.
SCHULUNG UND ENTLASTUNGDas Kinderhaus Imago ist das jüngste «Kind» von
visoparents schweiz. Vor fünf Jahren wurden die ers-
ten Kinder im grosszügig und farbenfroh eingerich-
teten Kinderhaus in der Nähe des Bahnhofs Stettbach
in Dübendorf aufgenommen. visoparents schweiz
gibt es schon seit 1963. Das erste Angebot war eine
Beratungsstelle für Eltern mit blinden und sehbehin-
derten Kindern – deshalb auch der Name visoparents.
1974 kam dann die Tagesschule in Zürich-Oerlikon
dazu, die heute 16 mehrfach schwerstbehinderten
Kindern einen Schulplatz bietet.
visoparents schweiz hat immer versucht, die neus-
ten Bedürfnisse von Eltern mit Handicap-Kindern
abzudecken. Weil auch solche Eltern einer Erwerbs-
tätigkeit nachgehen wollen oder müssen, fi ndet das
Betreuungsangebot des Kinderhauses Imago grossen
Anklang. Ebenfalls beliebt sind die Entlastungsange-
Seit 50 Jahren bietet der Elternverein visoparents schweiz Unterstützung für blinde, seh- und mehrfach behinderte Kinder. Integration und Förderung sind seit Beginn wichtige Aspekte. Im Jahr 2008 wurde die erste integrierte
Kindertagesstätte – das Kinderhaus Imago – in Dübendorf eröffnet, wo unterdessen 80 Kinder mit und ohne Handicap betreut werden.
INTEGRATIONU N D F Ö R D E R U N G A B W I C K E L T I S C H –
V I S O P A R E N T S S C H W E I Z
CARMELINA CASTELLINO
Carmelina Castellino ist
seit 1. Juni 2012 Geschäfts-
führerin von visoparents
schweiz. Zuvor war sie
zwölf Jahre Mitglied der
Geschäftsleitung der Stif-
tung Kinderdorf Pestalozzi
in Trogen/AR und verant-
wortlich für Marketing
und Kommunikation.
visoparents schweiz ist ein
Elternverein, gegründet
1963. Ziele sind Förderung
und Integration blinder,
seh- und mehrfach behin-
derter Kinder. visoparents
schweiz führt eine Kinder-
tagesstätte, eine heilpäda-
gogische Tagesschule und
eine Beratungsstelle sowie
Entlastungsangebote und
Freizeitveranstaltungen
für Eltern.
www.visoparents.ch
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4 2 F Ü R S I E E N T D E C K T
EIN STÜCK ZEITGEIST,
E I N S C H W A T Z , Z E H N A N E K D O T E N
U N D E I N E S P R E S S O
Wenn Firmengründer Daniel Dreifuss sagt: «Mein Atelier ist so etwas wie der Laden aus dem Film
‹Smoke›», dann muss man erst einmal gedanklich um zwei Ecken biegen, bevor das Bild passt. Denn
Dreifuss ist nicht Harvey Keitel. Er verkauft Maurice de Mauriac-Uhren, nicht Tabak. Und Zürich ist nicht
Brooklyn. Doch sobald man etwas Zeit verbringt an der Tödistrasse 48, gewinnt der Vergleich an Qualität.
Der grosse Raum des Ateliers von Maurice de Mauriac ist
geprägt von einem langen Tisch, auf dem alles Mögliche her-
umliegt, was in einer Bijouterie nie herumliegen würde, etwa
Bücher über Rennfahrer, Modellautos, Stofftiere oder Halstü-
cher, die Dreifuss’ Tochter Masha näht und die man, wie alles
andere, mit dem sich der Vater umgibt, kaufen kann. Es gibt ge-
nügend Stühle um den Tisch – doch darauf kaum Platz für den
Espresso, den der Unternehmer jedem anbietet, der ihn besucht.
THAILAND A M H A L L W I L E R S E E
«Das Fremde im Vertrauten» – das Motto prägt die Architektur des Neu-
baus, die ebenso anspruchsvoll wie ungewöhnlich einheimische und Thai-
Einfl üsse kombiniert. Felix Suhner hat sein Viersterne-Seerose-Resort & Spa
durch den Neubau «Cocon» mit 30 exklusiven Junior Suiten und 2 Suiten,
1 Gourmet-Restaurant sowie dem Cocon Thai Spa erweitert. Die Suiten – der
Bootshauscharakter und das einheimische Naturschutzgebiet Erlenhölzli wi-
derspiegeln sich hier auf wundersame Weise. Kostbares Apfelholz schmückt
Bad und Wände, der Steinboden spiegelt die Farbe des Sees wider, Blüten und
Schmetterlinge fl attern auf eigens gefertigten St. Galler Stoffen. Das Gourmet-
Restaurant Cocon – Sterne-Koch Siegfried Rossal verleiht seinen Gerichten
eine kreative, heimische Handschrift und die Cocon-Architektur ist auch hier
präsent. Cocon Thai Spa – authentisch auf zwei Etagen. Thailändische
Therapeutinnen verzaubern und sorgen für echtes Thai-Feeling.
www.seerose.ch
4 3W W W . W I R T S C H A F T S M A G A Z I N . C H
W I R T S C H A F T S M A G A Z I N
AUSBLICK 2013/1430. OKTOBER 2013
No 25 – Nachhaltige Unternehmensführung (Jahrbuch) Für zukünftige Generationen Werte schaffen
30. APRIL 2014No 26 – Talent Management & Nachfolgeplanung
Potenziale erkennen und nutzen
30. AUGUST 2014No 27 – Corporate Governance (Jahrbuch)
Wirksame Führung und Aufsicht von KMU
WWW.WIRTSCHAFTSMAGAZIN.CH
Spannende Artikel von mehr als
800 Gastautoren stehen Ihnen auf der
Webpage www.wirtschaftsmagazin.ch
und auf der «Unternehmer» App
kostenlos zu Verfügung.
MEDIENPARTNER
Junior Chamber International SwitzerlandWorldwide Federation of Young Leaders and EntrepreneursTM
NETZWERKPARTNER
PCU®
MAURICE DE MAURIACMANUFACTURED IN ZURICH
Mal kommt ein Schuhmacher und bringt frisch reparierte
Schuhe; mal eine Kundin, die nichts braucht, ausser einem Ge-
spräch, einem Kompliment und einem Kuss (bekommt sie alles
umsonst); mal einer, der noch nicht Kunde war, doch die Uhr,
die er auf der Website gesehen hat, kauft (innerhalb von zwei
Minuten). Und dann ist da natürlich Claudia Ginocchio, die
einem nicht die Hand geben kann, weil diese farbverschmiert
ist – Claudia ist Kunstmalerin sowie Frau Dreifuss.
Daniel Dreifuss trägt werktags Hemden mit Längsstreifen,
damit die Ideen fl iessen; an Wochenenden und Feiertagen trägt
er kariert, weil das in ihm etwas anderes auslöst. Und immer
verkauft er mehr als nur eine Uhr – wie in «Smoke» bekommt
man zum Zeitmesser ein Stück Zeitgeist, einen Schwatz, zehn
Anekdoten sowie den Espresso aus dem kleinen Plastikbecher.
www.mauricedemauriac.ch
Wir machen den Weg frei
Willkommen bei der Bank, die auch ein KMU ist.
Als lokale, unternehmerisch unabhängige Bank sind wir selbst ein KMU und kennen
deshalb Ihre Herausforderungen bestens. Wir sind flexibel, engagieren uns für
Ihre Ziele und sprechen Ihre Sprache. Gleichzeitig sind wir Teil der Raiffeisen Gruppe
mit über 200 Firmenkundenberatern. Dadurch verfügen wir über ein weitreichendes
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