Kursbuch MedienkonsuM der Zukunft · Zugleich wachsen die Möglichkeiten zur Parallelnutzung...

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Kursbuch MEDIENKONSUM DER ZUKUNFT

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Kursbuch

MedienkonsuM der Zukunft

Cyan Magenta Yellow BlackW_153570_130516_Cover_Breitbandmonitoring_1.pdfSeptember 14, 2015 | 13:34:21 1

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Inhalt

Executive Summary ..................................................... 3

1 Studienziele und Vorgehensweise ........................ 7

1.1 Hintergrund und Ziel der Studie ...................................................... 7

1.2 Methodik der Erhebung ................................................................. 8

2 Geräteausstattung und Empfang .......................... 9

2.1 Fernsehen ..................................................................................... 9

2.2 Internet .......................................................................................14

2.3 Ausblick: Leistungsfähigkeit der Kabelnetze ....................................18

3 Medienkonsum der Zukunft ................................ 19

3.1 Individualisierung und Personalisierung ..........................................19

3.1.1 Orientierungshilfen: Elektronische Programmführer,

Recommendation Engines und Suchmaschinen .............................. 21

3.1.2 Aufnahmemöglichkeiten von Fernsehinhalten

fördert individuellen Medienkonsum .............................................. 24

3.1.3 Auswirkungen von Individualisierung und Personalisierung ........... 26

3.2 Over the top: Video per Internet ....................................................28

3.2.1 Video-on-Demand .......................................................................... 33

3.2.2 Auswirkungen von Over-the-top-Diensten ...................................... 36

3.3 Mobile Nutzung und Multi-Screen-Nutzung ...................................37

3.3.1 TV Everywhere ............................................................................... 40

3.3.2 Apps .............................................................................................. 40

3.3.3 Auswirkungen der Mobile- und Multi-Screen-Nutzung ................... 42

3.4 Second Screen .............................................................................44

3.4.1 Second-Screen-Nutzung ................................................................. 44

3.4.2 Auswirkungen der Second-Screen-Nutzung.................................... 46

3.5 Premiuminhalte und andere Zusatzangebote .................................47

3.5.1 Nachfrage nach Premiuminhalten (Pay-TV) ..................................... 47

3.5.2 Nachfrage nach Zusatzangeboten .................................................. 48

3.5.3 Auswirkungen der Nachfrage nach Premiuminhalten

und anderen Zusatzangeboten ....................................................... 48

4 Fazit ....................................................................... 50

5 Anhang .................................................................. 53

5.1 Literaturverzeichnis .......................................................................53

5.2 Abbildungsverzeichnis ..................................................................56

5.3 Tabellenverzeichnis .......................................................................57

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Executive Summary Der rasante Wandel der Mediennutzung ist offensichtlich: Mit der wachsenden

technischen Leistungsfähigkeit und der damit verbundenen Konvergenz der Me-

dien verschwimmen die Nutzungsgrenzen zwischen Rundfunk und Internet sowie

zwischen linearem Fernsehen und Online-Abrufdiensten. Zugleich wachsen die

Möglichkeiten zur Parallelnutzung verschiedener Dienste.

Neue Verbreitungswege und Plattformen und eine breite Palette an mobilen und

stationären Endgeräten ermöglichen diese neue Mediennachfrage. Viele Nutzer,

zunächst vor allem die Jüngeren, nehmen diese Angebote gerne an. Bislang wird

die neue Situation aber oftmals regulatorisch nicht adäquat abgebildet.

Der Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. (ANGA) beauftragte die Gold-

media GmbH Strategy Consulting im März 2015 damit, aktuelle Trends im Me-

dienkonsum zu erfassen und deren Auswirkungen auf und Bedeutung für die Ka-

belnetzbetreiber zu analysieren.

Methodik

Durch einen umfangreichen Desk Research wurden alle relevanten Sekundär-

quellen zur Entwicklung des Medienkonsums in Deutschland erfasst.

Eine anschließende Primärerhebung in Form einer repräsentativen Online-Be-

fragung von 1.119 Personen ab 18 Jahren diente dazu, die aktuelle und zu-

künftige Mediennutzung in Deutschland zu erfassen. Zudem wurden dadurch

die Ergebnisse der Sekundäranalyse validiert.

Bei der Analyse der Auswirkungen auf die Kabelbranche wurden auch Sach-

verhalte berücksichtigt, die Netzbetreiber dabei beeinträchtigen, sich den Me-

dientrends anzupassen und von ihnen zu profitieren.

Fünf Trends des Medienkonsums

Der Medienkonsum der Zukunft wird von zahlreichen Trends beeinflusst, die in

Gänze erheblichen Einfluss auf das Geschäft aller Plattformbetreiber haben.

Übergreifend können fünf Trends identifiziert werden, die innovative Möglichkei-

ten des zukünftigen Medienkonsums mit sich bringen.

Individualisierung und Personalisierung verlangen nach neuer Orientierung

und neuen Services: Neben die klassische TV-Nutzung tritt zunehmend ein

Medienkonsum unabhängig von Ort und Zeit. Insbesondere jüngere Medien-

rezipienten lösen sich zunehmend vom linearen Programmschema des klassi-

schen Fernsehens und gestalten ihren Medienkonsum mithilfe von onlineba-

sierten Diensten frei.

Suchen und Finden: Angesichts einer praktisch unüberschaubaren Menge

an TV- und Internetinhalten werden die Rezipienten dabei herausgefor-

dert, die Übersicht zu behalten. Zur Orientierung bieten Kabelnetz- und

andere Plattformbetreiber elektronische Programmführer (EPGs), indivi-

dualisierte Empfehlungsfunktionen (sog. Recommendation Engines) und

Suchmaschinen. Insbesondere durch Empfehlungsfunktionen ist es mög-

lich, Zuschauern auf Basis ihrer bisherigen Nutzung und ihrer Interessenla-

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ge persönliche Empfehlungen zu unterbreiten. Diese Services werden für

die Nutzer immer wichtiger, um den Einstieg und die Navigation durch

den Überfluss an medialen Inhalten zu erleichtern und ihnen zugleich ein

besseres und komfortableres Nutzungserlebnis zu bieten.

Flexible Nutzung und NetPVRS: Das Bedürfnis nach flexibler, zeitunabhän-

giger Nutzung von Fernsehinhalten kann durch deren Aufzeichnung be-

friedigt werden. Dies erfolgt aktuell meist über digitale Festplattenrecorder

(47 % der Befragten). Vergleichsweise selten werden bislang noch Online-

Videorecorder (NetPVR; 17 %) genutzt, weil deren gewerblichem Angebot

in Deutschland noch ungelöste rechtliche Fragen entgegenstehen, ob-

gleich sie ebenso Ausdruck selbstbestimmter Nutzung des Zuschauers

sind. Sobald hier die rechtlichen Unsicherheiten geklärt sind, kann jedoch

mit einem deutlichen Nutzerzuwachs der NetPVRs gerechnet werden.

Nutzer werden plattformunabhängiger, zugleich etablieren sich neue Plattfor-

men: Internetbasierte Streamingdienste und Videoportale erfreuen sich zu-

nehmender Beliebtheit. Diese sogenannten onlinebasierten Dienste, zu denen

auch Video-on-Demand-Angebote (VoD) zählen, ermöglichen den zeitunab-

hängigen Abruf von Filmen, Serien und anderen TV-Inhalten. Dadurch werden

sie zwangsläufig den Anteil des linearen Fernsehens an der Gesamtnutzung

audiovisueller Inhalte verringern. Insbesondere bei jungen Zielgruppen substi-

tuieren Mediatheken von Fernsehsendern und Videoportale wie YouTube teil-

weise bereits die Fernsehnutzung. Dadurch gewinnen neue, globale onlineba-

sierte Plattformen an Bedeutung, die derzeit nicht von der deutschen Platt-

formregulierung erfasst werden.

TV-Everywhere – Bewegtbild wird auf allen Endgeräten verfügbar: 56 Prozent

der Befragten geben an, dass sie bereits Fernsehen/Videos auch auf Smart-

phone, Tablet oder Laptop anschauen. Um die Attraktivität des Kabelanschlus-

ses gegenüber onlinebasierten Plattformen aufrechtzuhalten, bieten Kabel-

netzbetreiber deshalb sog. TV Everywhere-Lösungen an. Kunden können da-

durch ihr lineares Programm auf Laptop, Smartphone oder Tablet anschauen.

Solche Lösungen werden bereits von bis zu 20 Prozent der Befragten nachge-

fragt, mit steigender Tendenz. 29 Prozent nutzen zudem Apps zur Wiederga-

be von Fernsehinhalten/Videos.

Second-Screen-Siegeszug führt zum Verlust der TV-Alleinstellung: Mit der Ver-

breitung mobiler, internetfähiger Geräte wächst die parallele Nutzung von TV

und Internet. Im Rahmen dieser Multi-Screen-Nutzung wird von 56 Prozent

der Deutschen häufig ein internetfähiges Endgerät (Second Screen) parallel

zum laufenden Fernsehprogramm (First Screen) genutzt. Dabei wird vor allem

mit Freunden und Bekannten via E-Mail, Instant Messenger oder sozialen

Netzwerken kommuniziert. Damit verliert klassisches TV – zumindest teilweise

– seine einstige Alleinstellung bei der Nutzer-Aufmerksamkeit.

Steigende Nachfrage nach Pay-TV und HD: Deutschland mag es scharf und

smart! Pay-TV-Angebote gehören mit zu den am stärksten nachgefragten

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Fernsehangeboten von Kabelnetzbetreibern. Auch hochauflösende TV-Pro-

gramme sind sehr beliebt. Für Free-TV-Sender in HD-Qualität interessieren sich

46 Prozent der Deutschen. Die neue Generation hochauflösender Fernsehbil-

der in Ultra HD bzw. 4k steht bereits in den Startlöchern und wird wiederum

von Pay-TV-Anbietern forciert. Darüber hinaus bringen innovative Interfaces,

3D-Fernsehen sowie Augmented-Reality-Brillen neue Möglichkeiten für das

Fernseherlebnis mit sich.

Situation der Kabelnetzbetreiber

Während der Marktanteil der Kabel-TV-Anschlüsse insgesamt leicht zurückgeht,

werden Internet- und Telefonieprodukte wichtige neue Umsatztreiber der Kabel-

netzbetreiber. Zudem bieten Kabelnetzbetreiber zahlreiche neue Produkte in den

Bereichen Video-on-Demand, TV Everywhere und Multi-Screen an. Online-Video-

recorder sind technisch ausgereift, derzeit aber aus rechtlichen Gründen in

Deutschland nur schwer umsetzbar.

Die stetig steigende Internetnutzung und die Nachfrage nach leistungsstarken In-

ternetverbindungen sowie hochauflösenden Fernsehbildern fordern von den

Netzbetreibern einen konsequenten Ausbau der Netze. Die Leistungsfähigkeit der

Kabelnetze ist bereits auf einem sehr hohen Niveau. Neue Technologien wie

DOCSIS 3.1 gewährleisten auch zukünftig weitere Bandbreitensteigerungen.

Der Kabelanschluss bekommt als Fernsehempfangsweg neue Konkurrenz aus

dem Online-Bereich. Dabei profitieren onlinebasierte Plattformen von der teuren

technologischen Basisinfrastruktur, auf der sie ihre Geschäftsmodelle realisieren.

Die Kabelnetzbetreiber erhalten hiervon jedoch keine zusätzlichen Erlöse, obwohl

sie laufend in den Ausbau ihrer Netze investieren.

Angesichts der neuen Player und der Kundeninteressen bieten die Medientrends

auch Ansätze für neue Geschäftsmodelle der Netzbetreiber; diese gilt es in Zu-

kunft zu realisieren.

Hindernisse

Die Analyse zeigt, dass im Wettbewerb um die Gunst der Medienkonsumenten

vielfältige Innovationen erforderlich sind und auch bereits angeboten werden.

Kabelnetzbetreiber investieren in erheblichem Umfang in Netze und Dienste, um

sich in einer neuen Wettbewerbssituation zu behaupten. Von dem verstärkten

Wettbewerb profitieren die Endkunden. Gleichzeitig sind aber Kabelnetzbetreiber

gegenüber neuen onlinebasierten Diensten in vielerlei Hinsicht benachteiligt:

Durch die Plattformregulierung des Rundfunkstaatsvertrages haben Kabelnetzbe-

treiber im Vergleich zu onlinebasierten Plattformen regulatorische Einschränkun-

gen hinzunehmen. Um Kabelnetzbetreiber und andere Plattformanbieter nicht zu

benachteiligen, erscheint eine kritische Prüfung der Regulierung notwendig.

Bei der Entwicklung neuer Produkte sind Kabelnetzbetreiber abhängig von Inhal-

teanbietern und Rechteinhabern. Um neue Online-Videorecorder-Dienste offerie-

ren zu können, mangelt es aber an rechtlicher Sicherheit und einer zentralen Li-

zenzierung. Ebenso fehlt eine eindeutige Formulierung im Urheberrecht für Ver-

breitungswege im IP-Standard und für die TV-Verbreitung über drahtlose Fre-

quenzen (TV Everywhere).

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Im Pay-TV- und VoD-Bereich haben Kabelnetzbetreiber, wie auch alle anderen

Pay- und VoD-Anbieter, zusätzliche finanzielle Belastungen hinzunehmen: Zum

einen müssen sie für Filmlizenzen Entgelte zahlen, zum anderen wird auf Basis

der dadurch erzielten Umsätze eine Abgabe an die Filmförderungsanstalt fällig.

Die beobachteten Änderungen im Medienkonsum sind daher Chance und Her-

ausforderung zugleich. Steigende Anforderungen der Konsumenten führen zu

neuen Angeboten und damit auch zu einer vielfältigeren Medienwelt. Die Kabel-

netzbetreiber als Teil dieser Medienwelt können künftig hierzu einen wichtigen

Beitrag leisten.

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1 Studienziele und Vorgehensweise

1.1 Hintergrund und Ziel der Studie

Im März 2015 beauftragte der Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e. V. (AN-

GA) die Goldmedia GmbH Strategy Consulting mit der Erstellung des vor-

liegenden Kursbuches zum „Medienkonsum der Zukunft“.

Die Notwendigkeit eines solchen Kursbuches entsteht durch die zunehmende

Konvergenz der Medien, mit der ehemals feste Grenzen zwischen Rundfunk und

Internet, linearem Fernsehen und Online-Abrufdiensten sowie zwischen verschie-

denen technologischen Plattformen verschwimmen. Online-Inhalte treffen auf ei-

ne neue Vielfalt von Endgeräten und digitalen Plattformen. Angesichts einer un-

überschaubaren Palette von Inhalten bieten klassische Infrastrukturbetreiber wie

auch netzunabhängige Plattformen den Konsumenten Orientierungshilfen, in-

dem sie Inhalte bündeln und vielfältige Navigationsmöglichkeiten bereitstellen.

Auch Kabelnetzbetreiber bieten ihren Kunden Mediendienste an. Dabei verfolgen

sie stets den Anspruch, der Nachfrage nach modernen Diensten durch adäquate

Netzinfrastrukturen und Zusatzangebote gerecht zu werden. Die Bedürfnisse der

Endkonsumenten sind in den letzten Jahren deutlich angestiegen und werden

dies auch in Zukunft weiter tun. Bereits heute ist zu beobachten, dass audiovisu-

elle Inhalte nicht mehr nur auf dem linearen Weg des klassischen Fernsehens

konsumiert werden. Lineare und non-lineare Online-Inhalte, neue Übertragungs-

wege sowie die zunehmende Verbreitung mobiler Endgeräte forcieren also den

Wandel in der Mediennutzung.

Die fortschreitende Medienkonvergenz bringt nicht nur neue Märkte hervor, sie

wird auch gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen. Sowohl die Anbieter

von Inhalten als auch von Übertragungswegen und Portalen müssen sich auf die-

sen Wandel einstellen. Eine Herausforderung ist dabei die Bereitstellung des Zu-

gangs für alle Menschen zu einem vielfältigen Medienangebot. Vor diesem Hin-

tergrund ist bereits eine politische Diskussion über eine der Medienkonvergenz

angemessene neue Medienordnung entstanden, die auch die Schnittstellen zwi-

schen Medien-, Telekommunikations- und Wettbewerbsrecht betrifft.

Ziel des vorliegenden Kursbuches ist es, in einer differenzierten Untersuchung die

Trends und Erwartungen der Konsumenten aufzuzeigen. Die daraus resultieren-

den Auswirkungen auf die Kabelnetzbetreiber werden dargestellt sowie hierbei

entstehende regulatorische, wettbewerbliche bzw. ökonomische Anforderungen

und Hindernisse benannt.

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1.2 Methodik der Erhebung

Um die gesteckten Forschungsziele zu erreichen, wurde ein mehrstufiges For-

schungsdesign gewählt: Dabei ging es im ersten Schritt darum, den aktuellen

Forschungsstand zum Thema Medienkonsum der Zukunft zu erfassen. Anschlie-

ßend wurde eine Online-Befragung durchgeführt, ehe die Ergebnisse und daraus

resultierende Auswirkungen jedes einzelnen Trends auf Kabelnetzbetreiber analy-

siert wurden.

Sekundäranalyse

Durch ein umfangreiches Desk Research wurden relevante Sekundärquellen zum

Thema erfasst und analysiert.

Primärforschung

Zentraler Bestandteil dieser Studie bildete eine Befragung zur Erfassung des aktu-

ellen sowie zukünftigen Medienkonsums der deutschen Wohnbevölkerung. Hier-

bei wurden 1.119 Personen ab 18 Jahren bevölkerungsrepräsentativ zu ihren Ein-

stellungen sowie Nutzungsarten und -motiven im Medienbereich befragt. Die Be-

fragung erfolgte online im Zeitraum vom 12. bis 15. Mai 2015.

Die Befragung ermittelte zum einen die Medienausstattung der Befragten und

zum anderen deren Nutzung von Fernsehen und internetbasierten Angeboten

sowie Apps.

Die abgefragten Themenbereiche der Mediennutzung stehen in engem Zusam-

menhang mit aktuellen Themen der medienpolitischen Debatte wie z. B.:

Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Dienste von Kabelnetzbetreibern

Regulierung von onlinebasierten Plattformen und TV-Everywhere-Angeboten

Auffindbarkeit von Inhalten in Suchmaschinen und durch Empfehlungen

„Must-Offer“-Verpflichtung für Premiuminhalte

Signalschutz und Programmintegrität

Analyse der Ergebnisse und Ableitungen für Kabelnetzbetreiber

Auf dieser Grundlage der Primär- und Sekundäranalyse wurden die Auswirkun-

gen des sich ändernden Medienkonsumverhaltens für die Kabelbranche darge-

stellt. Dabei wurde auch auf Hindernisse für die Netzbetreiber hingewiesen.

Schließlich zeigen die ermittelten Informationen zum Mediennutzungsverhalten

und zu den Bedürfnissen der Nutzer Trends zum Medienkonsum der Zukunft auf

und leisten dadurch auch einen Beitrag zur politischen Debatte.

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2 Geräteausstattung und Empfang

2.1 Fernsehen

In Deutschland gibt es im Jahr 2015 rund 38,9 Mio. Fernsehhaushalte.1 Nach Er-

gebnissen der Online-Umfrage verfügt jeder Fernsehhaushalt im Schnitt über

rund 1,4 Fernsehgeräte. Alte Röhrenfernseher werden dabei zunehmend durch

modernere Fernsehgeräte ausgetauscht. Ein herkömmlicher Flachbildschirm ist

unter den Fernsehgeräten aktuell am beliebtesten. Dabei ist ein Trend zu größe-

ren Bilddiagonalen zu erkennen.

Internetfähige Smart-TVs befinden sich ebenfalls auf dem Vormarsch: Bei 57 Pro-

zent aller in Deutschland verkauften Fernseher handelt es sich um internetfähige

Fernseher.2 30 Prozent der Befragten bzw. rund 22 Prozent der befragten Fern-

sehhaushalte besitzen mindestens einen Smart TV.

Abb. 1: Verbreitung von Geräten zum Medienkonsum in deutschen

Haushalten (einschließlich Zweitgeräten) 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

Nach einer Goldmedia-Prognose wird die Zahl der TV-Haushalte mit Smart TVs

bis 2019 auf rund 12 Mio. ansteigen. Neben Smart TVs bieten sich für Kunden

auch andere Möglichkeiten, via Fernseher das Internet zu nutzen. Die Anzahl an

Peripheriegeräten, die den Fernseher mit dem Internet verbinden, wie z. B. inter-

1 Vgl. die medienanstalten (2015): Digitalisierungsbericht 2015, S. 62. online unter: http://www.die-

medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/Digitalisierungsbericht/2015/Digitalisierungsbericht _2015 _deutsch.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015.

2 Vgl. Kletschke, T. (2015): Mehr TVs, größere Diagonalen, geringere Umsätze. Nach: Bundesverband Tech-

nik des Einzelhandels/Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik/GfK (2015): Con-sumer Electronics Marktindex Deutschland 2014; online unter: http://invidis.de/2015/02/consumer-tv-markt-deutschland-2014-mehr-tvs-groessere-diagonalen-geringere-umsaetze/, zuletzt abgerufen am: 01.06.2015.

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netfähige Set-Top-Boxen, Blu-Ray-Player, Streaming-Boxen oder Hybrid-Boxen,

wird in den nächsten Jahren ebenfalls weiter anwachsen und die Internetnutzung

über den Fernseher befeuern (vgl. Abb. 2).3

Abb. 2: Prognose der Anzahl von Connectable Devices in Deutschland

2013-2019, in Mio.

Quelle: Goldmedia Analyse nach die medienanstalten Digitalisierungsberichte 2013-2015 und, Destatis 2014

Anmerkung: Bei den genannten Geräten handelt es sich ausschließlich um jene, die eine Internetverbindung

mitbringen, weshalb Unterschiede zu den Angaben in Abb. 1 bestehen.

Eng verbunden mit der Technologie der Smart TVs ist auch der HbbTV-Standard,

der eine hybride Nutzung von Fernseher und Internet ermöglicht. Durch HbbTV

lassen sich auf Knopfdruck weitere Informationen zu einer Sendung oder Wer-

bung abrufen. Inwieweit sich dies durchsetzen wird, bleibt abzuwarten – lediglich

17 Prozent der Befragten interessieren sich für diese Funktion.

Kabel und Satellit sind in Deutschland mit großem Abstand die beiden führenden

Fernsehempfangswege. Laut Digitalisierungsbericht empfangen jeweils rund 46

Prozent der deutschen Fernsehhaushalte ihr Fernsehprogramm über einen Kabel-

anschluss oder per Satellit. Der Marktanteil des Kabels hat in den letzten Jahren

jedoch leicht abgenommen und liegt 2015 bei 46,1 Prozent. Der Anteil des Satel-

litenempfangs liegt mit 46,5 Prozent knapp vor dem Kabelempfang. 4

Der terrestrische Fernsehempfang ist mit knapp 10 Prozent nur gering verbreitet.

Auch nur rund fünf Prozent der deutschen Fernsehhaushalte empfangen ihre

Fernsehprogramme via IPTV, wie es von der Telekom oder Vodafone angeboten

3 Vgl. Goldmedia (2014): Video-on-Demand Forecast 2014-2019, S. 26. Unveröffentlicht. Dabei ist zu be-

achten, dass von diesen Connectable Devices, vor allem SmartTVs, in Deutschland nur rund zwei Drittel tatsächlich an das Internet angeschlossen sind.

4 Vgl. die medienanstalten (2015): Digitalisierungsbericht 2015, S. 46. online unter: http://www.die-

medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/Digitalisierungsbericht/2015/Digitalisierungsbericht _2015_deutsch.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015.

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Haush

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Haushalte mit Smart TVs Haushalte mit Spielekonsolen

Haushalte mit Blu-ray-Playern Haushalte mit Hybrid-Boxen

Haushalte mit Streaming-Boxen

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wird. Nachdem dieser Verbreitungsweg in den letzten fünf Jahren stetig zunahm,

scheint die Verbreitung nun eher zu stagnieren (vgl. Abb. 3).5

Lineares Fernsehen lässt sich mittlerweile auch ohne IPTV-Anbieter über das Inter-

net beziehen. Angebote wie z. B. Zattoo oder Magine TV ermöglichen den teil-

weise kostenlosen Empfang von Fernsehsendern (vgl. Kap. 3.2). Aktuell beziehen

rund fünf Prozent der Befragten ihr Fernsehprogramm auch online. Welches Nut-

zerpotenzial dieser Empfangsweg mit sich bringt, verdeutlicht eine Studie im Auf-

trag von Zattoo aus dem Mai 2015: Demnach können sich 30 Prozent der Onli-

ner vorstellen, lineares Fernsehen zukünftig ausschließlich über das Internet zu

empfangen.6 Nach Ergebnissen der Befragung geht dieser Trend besonders auf

die jungen Zielgruppen zurück. So nutzen den Online-Empfang doppelt so viele

18-29-Jährige (8 %) wie z. B. die 50-59-Jährigen (4 %).

Abb. 3: Verteilung der Empfangswege für lineare Fernsehprogramme

in Deutschland 2015, Anteil an ges. TV-Haushalten in Prozent

Quelle: die medienanstalten: Digitalisierungsbericht 2015, S. 46.

Anmerkung: 38,899 Mio. TV-Haushalte in Deutschland, Summe liegt über 100%, da Haushalte auch über

mehrfache Empfangswege verfügen können (Mehrfachnennungen)

Die Digitalisierung der Übertragungswege ist in deutschen TV-Haushalten bereits

weit fortgeschritten: Laut Digitalisierungsbericht 2015 empfangen 72,5 Prozent

der deutschen Kabelhaushalte (13,001 Mio.) ihre Fernsehprogramme digital – im

Vergleich zum Jahr 2014 entspricht dies einer Steigerung um rund 15 Prozent.7

Seitdem die analoge Programmverbreitung über Satellit im April 2012 abgeschal-

tet wurde, ist dieser Übertragungsweg gänzlich digitalisiert. Insgesamt gab es

5 Vgl. die medienanstalten (2015): Digitalisierungsbericht 2015, S. 46. online unter: http://www.die-

medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/Digitalisierungsbericht/2015/Digitalisierungsbericht _ 2015_deutsch.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015

6 Vgl. Springer, O. (2015): Fernsehen via Internet bereits weit verbreitet; online unter: http://kabel-

blog.de/fernsehen-via-internet-verbreitet/#prettyPhoto, zuletzt abgerufen am: 03.06.2015. Nach: Reprä-sentative Online-Studie der TNS Infratest im Auftrag von Zattoo.

7 Vgl. die medienanstalten (2015): Digitalisierungsbericht 2015, S. 42; online unter: http://www.die-

medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/Digitalisierungsbericht/2015/Digitalisierungsbericht _2015_deutsch.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015

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Mitte 2015 rund 34,4 Mio. TV-Haushalte (88,5 %), die ihr Fernsehprogramm

(auch) digital empfangen haben.8

Auch die Nachfrage nach Fernsehbildern in hochauflösender Qualität hält in

Deutschland weiter an: Im Jahr 2015 empfangen 48 Prozent der TV-Haushalte ihr

Fernsehprogramm in HD-Qualität – dies entspricht einer Steigerung um rund vier

Prozentpunkte gegenüber 2014.9 Auch die Ergebnisse der im Rahmen dieser Stu-

die durchgeführten Befragung belegen das anhaltende Interesse an TV in HD-

Qualität. Bereits 63 Prozent der Befragten kommen in den Genuss von hochauf-

lösenden Fernsehbildern. Weitere 22 Prozent würden dies gerne in Zukunft tun.

Abb. 4: Nutzungstendenz von fernsehrelevanten Technologien in

Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

Neue Techniken und Übertragungsstandards wie Ultra HD- (UHD) bzw. 4k-

Fernseher werden die Bildqualität des Fernsehens weiter verbessern. Aktuell noch

8 Vgl. die medienanstalten (2015): Digitalisierungsbericht 2015, S. 40; online unter: http://www.die-

medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/Digitalisierungsbericht/2014/Digitalisierungsbericht _2014_Daten_und_Fakten.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015

9 Vgl. die medienanstalten (2015): Digitalisierungsbericht 2015, S. 47; online unter: http://www.die-

medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/Digitalisierungsbericht/2015/Digitalisierungsbericht _2015_deutsch.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015.

3

13

2

4

9

3

59

3

3

3

3

5

3

4

28

31

23

28

30

45

22

66

52

73

65

57

48

15

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Virtual Reality-Brillen

3D-Fernsehen

Bedienung des Fernsehers durchGesten

Bedienung des Fernsehers viaSprachsteuerung

Bedienung des Fernsehers viaSmartphone oder Tablet

Ultra hochauflösendes Fernsehen(UHD) / 4k-Fernsehen

Hochauflösendes Fernsehen (HD)

Nutze ich bereits und werde ich auch weiterhin nutzen

Nutze ich bereits, werde ich in Zukunft aber nicht mehr nutzen

Nutze ich noch nicht, würde ich aber in Zukunft gerne nutzen

Nutze ich nicht, werde ich auch in Zukunft nicht nutzen

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kaum verbreitet, können sich rund die Hälfte (45 %) der Befragten vorstellen, in Zukunft einen UHD/4k-Fernseher zu kaufen. Im Vergleich zu den anderen Tech-nologien wird UHD/4k auch stark von älteren Zielgruppen nachgefragt. Dies lässt auf eine relativ große Akzeptanz der neuen Generation hochauflösender Fernse-her schließen.

Fernsehen ist trotz steigender Internetnutzung nach wie vor das meistgenutzte Medium in Deutschland. Die durchschnittliche Sehdauer ist über alle Zielgruppen hinweg mit 221 Minuten im Jahr 2014 auf einem nahezu konstanten Niveau, sie nahm im Vergleich zum Jahr 2011 nur um vier Minuten ab.10 Einhergehend da-mit ist auch ein bislang nur geringer Rückgang der TV-Reichweiten zu erkennen: Gegenüber 2011 sank nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung die Reichweite um 1,8 Prozent auf 71,4 Prozent der deutschen Bevölkerung.11

Der beobachtete Rückgang geht dabei insbesondere auf die sinkende Relevanz des TVs bei jungen Zielgruppen zurück. Innerhalb von zwei Jahren, von 2012 bis 2014, sank die Sehdauer bei den 14-29-Jährigen um 13 Minuten, bei den 14-49-Jährigen um sechs Minuten. Die Mediennutzung der jüngeren Bevölkerung verla-gert sich zunehmend ins Internet, während bei der 50+-Generation bislang keine Änderungen im Umfang der klassischen Fernsehnutzung festzustellen sind.12

Abb. 5: Durchschnittliche TV-Sehdauer pro Tag nach Altersgruppen 2012-2014 in Deutschland, nach AGF, in Min.

Quelle: AGF in Zusammenarbeit mit GfK, TV Scope; alle Sender, Montag-Sonntag, 3.00-3.00 Uhr

Neben der zunehmenden Bildqualität bringt die Digitalisierung weitere neue in-teraktive Technologien für den Medien- und speziell den TV-Konsum mit sich. Klassische Fernbedienungen können bereits durch Smartphone oder Tablet er- 10 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (2014): Sehdauer; online unter: https://www.agf.de/daten/

tvdaten/sehdauer/, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015. 11 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (2014): Seher; online unter: https://www.agf.de/daten/tv

daten/seher/, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015. 12 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung: Durchschnittliche Sehdauer pro Tag/Person 2012-2014; onli-

ne unter: https://www.agf.de/daten/tvdaten/sehdauer/, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015.

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setzt werden. Zusätzlich drängen Fernsehgeräte mit Sprachsteuerung und Ges-

tenerkennung auf den Massenmarkt.

Zahlreiche Gerätehersteller haben bereits Mikrofone in ihren TV-Geräten verbaut,

damit der Nutzer mit seiner Stimme die Lautstärke des Fernsehers regulieren und

Kanäle wechseln kann. Die Nutzung dieses Features ist jedoch noch auf einem

geringen Niveau. Ein Großteil der deutschen Befragten hat an ihr kein Interesse:

Lediglich vier Prozent greifen auf die Sprachsteuerung ihres Fernsehers zurück

und werden dies auch zukünftig tun, immerhin 28 Prozent würden sich diese Be-

dienung zukünftig zu Nutzen machen wollen (vgl. Abb. 4).

Kameras im Rahmen von Fernsehgeräten ermöglichen es bereits heute, Bewe-

gungen und Gesten des Nutzers zu erkennen und diese in Befehle zu übersetzen.

Zwar ist die Verbreitung dieser Bedienung in Deutschland noch verschwindend

gering, jedoch würden 23 Prozent zukünftig gerne Gesten als Steuerungsmög-

lichkeiten nutzen. Die massentaugliche Durchdringung dieser Innovationen wird

maßgeblich von einer möglichst intuitiven Bedienung abhängig sein, aber auch

davon, inwieweit den verbreiteten Sorgen der Nutzer vor einem Verlust ihrer Pri-

vatsphäre bei der Produktgestaltung Rechnung getragen wird.

Die Konsumenten werden in Zukunft nicht nur Videos anschauen können: Virtu-

al-Reality-Brillen stehen vor der Einführung in den Massenmarkt und lassen den

Nutzer in eine Story dreidimensional eintauchen. Aufwändigere Virtual-Reality-

Simulatoren ermöglichen ein Erlebnis mit allen Sinnen. Mit Valve, Samsung, Sony,

Microsoft und Razer sind bereits mehrere namhafte Elektronik- und Software-

Firmen mit eigenen Virtual-Reality-Brillen auf dem Markt vertreten. Bei Preisen

von ca. 300 Euro werden die Brillen zunächst zwar nur für eine kleinere Zielgrup-

pe von Interesse sein, jedoch birgt die neue Technologie vielfältige Möglichkeiten

für den Medienbereich.

Computerspiele mit dem Einsatz von Virtual-Reality-Brillen und immersives Sto-

rytelling werden entscheidender Treiber für den Absatz der Brillen sein. 28 Pro-

zent der Befragten würden diese Technologie in Zukunft gerne nutzen. Ein ähn-

lich großes Potenzial gibt es zukünftig noch für die Nutzung von 3D-Fernsehern,

die bereits von zahlreichen Herstellern auf dem Markt angeboten, bislang aber

nur von 13 Prozent der deutschen Bevölkerung genutzt werden (vgl. Abb. 4).

2.2 Internet

Die Internetnutzung steigt in Deutschland seit Jahren an. Im Jahr 2014 waren

laut ARD-/ZDF-Onlinestudie rund 79 Prozent der deutschen Bevölkerung (ab 14

Jahren) online und damit 5,8 Prozent mehr als noch im Jahr 2011. Einer der

Haupttreiber für diese auch zukünftig anhaltende Entwicklung ist die unaufhalt-

same Verbreitung von internetfähigen Endgeräten.

Laptops sind (noch) das am meisten verbreitete Gerät für den Internetzugang:

Nach den vorliegenden Umfrageergebnissen ist bei 78 Prozent der Befragten

mind. ein Laptop im Haushalt vorhanden. Jeder Laptop-Haushalt besitzt im

Schnitt rund 1,5 Laptops. Unabhängig von der Internetnutzung wird deren Ver-

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breitung jedoch von Smartphones (rund 1,8 Smartphones pro Smartphone-

Haushalt) und Tablets (rund 1,3 Tablets pro Tablet-Haushalt) allmählich überholt.

Während sich deren Anzahl in den kommenden Jahren deutlich erhöhen wird,

stagniert die Verbreitung von Laptops und Desktop PCs (vgl. Kap. 3.3). Der Vor-

marsch der Smart TVs wird eine weitere Option zur Internetnutzung bieten. 36

Prozent der Befragten interessieren sich für die Internetnutzung über das Fern-

sehgerät.

Auch der Breitbandausbau hat großen Anteil am Zuwachs der Internetnutzung.

Die Entwicklung der Breitbandverfügbarkeit ist seit Jahren positiv. Allein im letz-

ten Jahr hat sich die Breitbandverfügbarkeit von min. 50 Mbit/s um 11,2 Prozent

gegenüber dem Vorjahr gesteigert.13 69 Prozent der deutschen Haushalte sind

mit Kabelinternet versorgbar.14

Die Angebote der Kabelnetzbetreiber können dabei in der Regel größere Band-

breiten zu Verfügung stellen. Internetanschlüsse mit ≥50 Mbit/s können v. a. von

Kabelnetzbetreibern bezogen werden.15 Die bereits heute angebotenen Down-

loadgeschwindigkeiten der Netzbetreiber gehen noch weit über 50 Mbit/s hinaus

(vgl. Tab. 1).

Tab. 1: Internetangebote einzelner Kabelnetzbetreiber nach

Downloadgeschwindigkeiten in Mbit/s 2015 (Auswahl)

Anbieter Angebotene Downloadgeschwindigkeiten in Mbit/s

10 16 25 50 60 100 120 150 200 400

Kabel Deutschland X X X X X

Unitymedia X X X X X X X

Primacom X X X X

Tele Columbus X X X X X

Wilhelm.tel X X

Quelle: Unternehmenswebsites, Stand: 28.05.2015

Im Jahr 2014 waren rund 89 Prozent der deutschen Haushalte im Besitz eines

stationären Internetanschlusses16, 73 Prozent verfügten über einen stationären

Breitbandanschluss17. Nach einer Goldmedia-Prognose wird die Anzahl von Inter-

net- bzw. Breitbandhaushalten bis 2019 weiter leicht ansteigen. Eine positivere

Entwicklung bleibt aufgrund von Kannibalisierungseffekten durch mobile Inter-

netanschlüsse wie LTE und LTE-Advanced aus. 13 Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2014): Bericht zum Breitbandatlas Mitte

2014, S. 19; online unter: http://www.zukunft-breitband.de/SharedDocs/DE/Anlage/Digitales/bericht-zum-breitbandatlas-ende-2014-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

14 Vgl. ANGA (2015): Das Deutsche Breitbandkabel 2015, S. 1; online unter http://anga.de/media/

file/851.ANGA%20Fact%20Sheet_Breitbandinternet.pdf, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015. 15 Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2014): Bericht zum Breitbandatlas Mitte

2014, S. 7; online unter: http://www.zukunft-breitband.de/SharedDocs/DE/Anlage/Digitales/bericht-zum-breitbandatlas-mitte-2014-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

16 Vgl. Statista nach Eurostat (2014): Anteil der Haushalte in Deutschland mit Internetzugang 2002 bis

2014; online unter: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/153257/umfrage/haushalte-mit-internet zugang-in-deutschland-seit-2002/, zuletzt abgerufen am: 24.07.2015.

17 Goldmedia Analyse nach Bundesnetzagentur (2015): Jahresbericht 2014, S. 73; online unter:

http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Allgemeines/Bundesnetzagentur/Publikationen/Berichte/2015/Jahresbericht14barrierefrei.pdf?__blob=publicationFile&v=5, zuletzt abgerufen am: 24.07.2015.

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© Goldmedia 2015

Abb. 6: Prognose der Nutzung von stationären Internet- und Breit-

bandanschlüssen in dt. Haushalten (in Mio.) und deren Anteil

an Gesamthaushalten (in %) in Deutschland 2013-2019

Quelle: Goldmedia Analyse nach Bundesnetzagentur und Eurostat, ab 2015 Prognose, ohne Mobilfunk

Deutsche Internetnutzer bevorzugen in ihren Haushalten bislang DSL-Anschlüsse,

um das Internet nutzen zu können; die Kabelnetzbetreiber gewinnen jedoch seit

Jahren Anteile am Breitbandmarkt hinzu. Von den rund 57 Prozent DSL-Kunden

unter den Befragten verfügt der Großteil über einen Anschluss mit 12.001 bis

16.000 Kbit/s. Internetanschlüsse mit Downloadgeschwindigkeiten von über

16.000 Kbit/s werden nur von rund 14 Prozent der Befragten genutzt.

Abb. 7: Nutzung von Internetbandbreiten unter Internetnutzern in

Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

35,7 36,2 36,6 36,9 37,0 37,1 37,2

28,7 29,6 30,3 30,9 31,7 32,5 33,5

88% 89% 90% 91% 91% 91% 91%

71% 73% 74% 76% 78% 79% 81%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0

10

20

30

40

50

60

70

80

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

in P

roze

nt

in M

io.

Haush

alte

Haushalte mit Internetanschluss

Haushalte mit Breitband-Internet-Anschluss

Anteil Internet-Haushalte an Gesamthaushalte

Anteil Breitband-Haushalte an Gesamthaushalte

0,89%

10,72%

13,13%

20,38%

22,61%

14,21%

10,4%

4,6%

2,9%

0% 5% 10% 15% 20% 25%

Keinen eigenen Internetanschluss

Sonstige

Weiß nicht

DSL bis 12.000 Kbit/s

DSL 12.001 Kbit/s bis 16.000 Kbit/s

DSL über 16.000 Kbit/s

Kabel bis 50.000 Kbit/s

Kabel 50.001 Kbit/s bis 100.000 Kbit/s

Kabel über 100.000 Kbit/s

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© Goldmedia 2015

Unter den Kabelkunden sind Internetanschlüsse mit Geschwindigkeiten von bis

zu 50.000 Kbit/s am weitesten verbreitet (58 %). Die restlichen 42 Prozent nut-

zen bereits hochleistungsstarke Internetanschlüsse mit mehr als 50.000 Kbit/s.

Damit decken die Angebote der Kabelnetzbetreiber, die bereits Downloadge-

schwindigkeiten von mehr als 150.000 Kbit/s zulassen, problemlos den Bedarf

der Kunden (vgl. Abb. 8).

Abb. 8: Nutzung von Internetbandbreiten unter Kabelkunden in

Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 201

Im Rahmen der Internetnutzung ist auch ein deutlicher Trend zum mobilen Kon-

sum von Online-Inhalten zu verzeichnen (vgl. Kap. 3.3). Die Mobilität von inter-

netfähigen Geräten sowie die zunehmende Verfügbarkeit von Mobilfunkstan-

dards, die eine schnelle Internetnutzung unterwegs gewährleisten, werden wei-

terhin die mobile Internetnutzung fördern. Eine zunehmend wichtige Rolle in die-

sem Zusammenhang spielt dabei die Verfügbarkeit von WLAN über öffentliche

Hotspots (s. dazu Kap. 3.3.3).

Rund 92 Prozent der deutschen Haushalte können sowohl auf UMTS als auch auf

die schnellere LTE-Technologie zurückgreifen.18 Unter denjenigen Befragten, die

über eine Internetoption im Rahmen ihres Mobilfunkvertrages verfügen, sind die

Anteile der beiden Standards nahezu ausgeglichen. Demnach gibt es für LTE

noch ein Potenzial von rund 52 Prozent der Nutzer des mobilen Internets.

18 Vgl. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2014): Bericht zum Breitbandatlas Mitte

2014, S. 21; online unter: http://www.zukunft-breitband.de/SharedDocs/DE/Anlage/Digitales/bericht-zum-breitbandatlas-mitte-2014-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

Kabel bis 50.000 Kbit/s;

58%

Kabel 50.001 Kbit/s bis

100.000 Kbit/s;

26%

Kabel über 100.000 Kbit/s;

16%

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© Goldmedia 2015

Abb. 9: Nutzung von UMTS und LTE von Nutzern des mobilen Internets

in Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 587

2.3 Ausblick: Leistungsfähigkeit der Kabelnetze

Die Kabelnetzbetreiber können bereits heute mit ihrer Infrastruktur deutlich leis-

tungsfähigere Angebote machen. Gegenüber DSL-Angeboten sind Kabelnetzbe-

treiber beim Angebot von Downloadgeschwindigkeiten im Vorteil. Die neue

DOCSIS 3.1-Technologie19 (Data over Cable Service Interface Specification) wird

die Leistungsstärke der Kabelnetze langfristig sichern und damit auch in Zukunft

den Anforderungen der Medienkonsumenten gewachsen sein.

DOCSIS 3.1 als Weiterentwicklung des aktuellen, weltweit etablierten Standards

DOCSIS 3.0 ermöglicht Datenübertragungen zwischen 500 und 800 Mbit/s im

Download. Ein flächendeckender Einsatz wird für das Jahr 2017 erwartet.20 Um

hieraus Vorteile zu schöpfen, ist eine intensive Vermarktung der Angebote not-

wendig sowie ein Ausbau der Verfügbarkeit.

Mit den leistungsstarken und zuverlässigen Netzen und dem neuen Standard

DVB-C2 zur Übertragung digitaler Fernsehsender wird die Übertragung von Ultra

HD-Programmen problemlos möglich sein. Die enormen Datenmengen, die dabei

durch das Kabel verbreitet werden, erfordern neue effiziente Video-Kompressi-

onsverfahren. Allein durch veränderte Modulationsarten können dadurch mind.

30 Prozent mehr Bandbreite im Kabelnetz ermöglicht werden. Nutzer müssen da-

für jedoch neue Endgeräte erwerben.21

19 Vgl. Cable Europe (o. J.): Factsheet „DOCSIS und DOCSIS 3.1“; online unter: http://www.cable-

europe.eu/wp-content/uploads/2015/04/DOCSIS-document-A4-02.pdf, abgerufen am: 13.07.2015. 20 Vgl. Kabel Deutschland (2015): Technik-Know-how; online unter: http://www.kabelperspektiven.de

/details/ausgabe/ausgabe-01-2015/article/technik-know-how-305.html, abgerufen am: 01.06.2015. 21 Vgl. Kabel Deutschland (2015): Technik-Know-how; online unter: http://www.kabelperspektiven.de

/details/ausgabe/ausgabe-01-2015/article/technik-know-how-305.html, abgerufen am: 01.06.2015.

52%48%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

UMTS LTE

in P

roze

nt

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 19

© Goldmedia 2015

3 Medienkonsum der Zukunft

3.1 Individualisierung und Personalisierung

Der Medienkonsum unterliegt insbesondere bei jungen Zielgruppen einem drasti-

schen Wandel, der sich im Wesentlichen mit den Schlagworten Individualisierung

und Personalisierung fassen lässt: Die Zuschauer nutzen den Vorteil, Inhalte und

Zeitpunkt ihres Konsums selbst zu bestimmen. Der lineare Konsum von Fernse-

hinhalten verliert zumindest bei jungen Zielgruppen an Relevanz, während das

zeitversetzte Anschauen von Bewegtbildinhalten oder der zeitunabhängige Kon-

sum von Online-Videos immer beliebter werden.

Infolge der Digitalisierung zeichnet sich somit eine Individualisierung des Medien-

konsums ab. Die Rezipienten machen sich zunehmend unabhängig von Sende-

schemata. Sie sehen sich einer Fülle an Medieninhalten ausgesetzt, deren Kon-

sum ihr Zeitbudget stark beansprucht. Wo mehrere Lebensbereiche gleichzeitig

organisiert und koordiniert werden müssen, befriedigt die flexible Nutzung von

Medieninhalten das Bedürfnis nach der unkomplizierten Integration in den Alltag.

Im Zusammenspiel von neuen internetfähigen, mobilen Endgeräten, neuen Ser-

vices und On-Demand-Angeboten lösen sich die Rezipienten damit vom orts- und

zeitgebundenen Medienkonsum.

Abb. 10: Nutzung von Informationsquellen und Trends, um auf

Bewegtbildinhalte aufmerksam zu werden 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

85%

76%

70%

68%

60%

51%

50%

47%

45%

41%

32%

3%

4%

5%

7%

7%

7%

14%

14%

12%

10%

13%

10%

14%

16%

18%

22%

28%

31%

36%

36%

43%

50%

3%

6%

9%

7%

11%

14%

4%

3%

7%

6%

5%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Sonst.

Empfehlungen von öfters genutzten Services

App auf Smartphone oder Tablet

Social Media

Internet-Fernsehzeitung (Online-EPG)

EPG im Fernseher

Videotext

Tageszeitung/Beilage zur Tageszeitung

Zapping

Freunde, Kollegen und/oder Bekannte

Fernsehzeitung

Nutze ich nicht Ist weniger geworden

Ist gleich geblieben Ist mehr geworden

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 20

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Mit dem Aufkommen von Videoportalen wie YouTube oder MyVideo, die unzäh-

lige Videos für den Nutzer bereithalten und neuen Video-on-Demand-Angeboten

(vgl. Kap. 3.2) entsteht für klassische Fernsehsender eine neue Konkurrenz um

die Aufmerksamkeit der Zuschauer im Bewegtbildbereich. Fernsehsender sind be-

reits dazu übergegangen, selbst produzierte Inhalte auch im Internet zum Abruf

bereitzustellen. Hinzu kommen Kabel- und Telekommunikationsunternehmen,

Gerätehersteller und Internet-Dienstleister, die den Wettbewerb im Medienmarkt

spürbar forcieren. Unterdessen wächst für manchen Rezipienten die Herausforde-

rung, sich in dem riesigen Angebot von Bewegtbildinhalten zu orientieren.

Daher stellt sich die Frage, wie die Rezipienten auf Bewegtbildinhalte aufmerk-

sam werden. Trotz zunehmender digitaler Alternativen ist die klassische Fernseh-

zeitschrift die meistgenutzte Quelle, um sich über das TV-Programm zu informie-

ren: 68 Prozent der Befragten nutzen sie. Als weitere Print-Variante ist auch die

Tageszeitung bzw. eine Beilage zur Tageszeitung vergleichsweise weit verbreitet

(53 %). Im Gespräch mit Freunden, Kollegen und/oder Bekannten werden über

die Hälfte der Befragten (59 %) auf Bewegtbildinhalte aufmerksam. Auch das

herkömmliche Zapping (55 %) und der Videotext (50 %) sind weiterhin beliebt.

Abb. 11: Relative Nutzungsveränderung von Informationsquellen, um

auf Bewegtbildinhalte aufmerksam zu werden 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

Diese “klassischen“ Informationsquellen werden zwar weiterhin am häufigsten

genutzt, verlieren jedoch insgesamt22 an Bedeutung. So hat bspw. die Nutzung

vom Videotext bei vier Prozent der Befragten zugenommen, allerdings zeitgleich

bei 14 Prozent abgenommen, sodass die relative Nutzung des Videotextes um 10

Prozent zurückging (vgl. Abb. 11).

22 „Insgesamt“ bedeutet die relative Nutzungsveränderung, die sich aus den Antworten „ist mehr gewor-

den“ und „ist weniger geworden“ ergibt. Zur Ermittlung der relativen Nutzungsveränderung werden die-se beiden Antworten subtrahiert.

-11%

-10%

-8%

-5%

-5%

0,3%

0,4%

2%

4%

4%

7%

-15% -10% -5% 0% 5% 10%

Über eine Tageszeitung oder eine Beilage zurTageszeitung

Videotext

Über eine Fernsehzeitung

Zapping

Über Freunde, Kollegen und/oder Bekannte

Social Media

Sonst.

Über Empfehlungen von den Services, bei denenIch öfter etwas anschauen

Über eine App auf Smartphone oder Tablet

Über eine Internet-Fernsehzeitung

Elektronischer Programmführer (EPG) im Fernseher

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 21

© Goldmedia 2015

Die entgegengesetzte Tendenz ist bei „neuen“ digitalen Informationsquellen zu

verzeichnen. Der Nutzer hat heutzutage gleichzeitigen Zugriff auf eine Vielzahl

an Orientierungshilfen, die ohne viel Aufwand zu Verfügung stehen. Während

die Nutzung von Social-Media-Kanälen als Informationsquelle in der Nettobe-

trachtung stagniert, nimmt die Nutzung von elektronischen Programmführern

(Electronic Program Guides; EPG), Apps und automatisierten Empfehlungen für

die Orientierung und Auffindbarkeit von Bewegtbildinhalten deutlich zu (vgl.

Abb. 11). Man kann konstatieren, dass diese digitalisierten Informationsquellen

zukünftig weiter an Relevanz gewinnen.

3.1.1 Orientierungshilfen: Elektronische Programmfüh-

rer, Recommendation Engines und Suchmaschinen

Elektronische Programmführer, Recommendation Engines sowie Suchmaschinen

stoßen bei den Nutzern schon heute auf großes Interesse. Neben den herkömmli-

chen Informationsquellen werden sie den Medienrezipienten zukünftig die Orien-

tierung im linearen und non-linearen Bewegtbildangebot erleichtern.

Elektronische Programmführer

Wie Abb. 11 zeigt, gewinnen EPGs – sei es direkt im Fernseher integriert oder on-

line abrufbar – in Zukunft erheblich an Bedeutung. Knapp die Hälfte der Befrag-

ten nutzt bereits EPGs. Von den 49 Prozent der Befragten, die einen im TV-Gerät

integrierten EPG nutzen, gaben 14 Prozent an, dass deren Nutzung zugenom-

men hat.

Abb. 12: Interesse an Funktionen von elektronischen Programmführern

und Recommendation Engines 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

46%

45%

41%

37%

28%

28%

27%

26%

24%

23%

21%

23%

27%

31%

38%

5%

5%

6%

8%

11%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Bewertung und Empfehlungen durchandere TV-Zuschauer

Bewertung und Empfehlungen durcheine Redaktion

Empfehlungen auf Basis vonpersönlichen bisherigenFernsehgewohnheiten

Programmvorauswahl z.B. nachStichworten (Suchmaschine)

Abruf zusätzlicherHintergrundinformationen

Interessiert mich gar nicht Interessiert mich weniger

Interessiert mich Interessiert mich sehr

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 22

© Goldmedia 2015

Der Vergleich mit einer IPSOS-Umfrage im Auftrag der ANGA aus dem Jahre

2013 verdeutlicht den positiven Trend: Damals gaben 30 Prozent der Deutschen

an, eine in den Fernseher integrierte Programmzeitschrift zu verwenden.23

Der Abruf zusätzlicher Hintergrundinformationen zum Programm ist hierbei der

meistgeschätzte Vorteil. Zahlreiche EPGs bieten zudem die Funktion, die Pro-

grammauswahl nach Stichworten zu durchsuchen: Mit 63 Prozent stößt auch

dieses Feature auf großes Interesse bei den Befragten.

Im Zuge technologischer Innovationen ist es inzwischen weit verbreitet, dem Nut-

zer von Online-Diensten automatisch Produktempfehlungen auf Basis der Nach-

frage anderer Nutzer zu unterbreiten. Dieses insbesondere aus Online-Shops wie

z. B. Amazon bekannte Verfahren lässt sich auch auf Videoinhalte übertragen.

Empfehlungsfunktionen und Suchmaschinen

Empfehlungen auf Basis von historischen Fernsehgewohnheiten basieren auf dem

Sammeln und Auswerten der mit der Nutzung verbundenen umfangreichen Da-

ten. Solche Analysen ermöglichen eine Personalisierung des Medienkonsums,

durch die sich die personalisierten Empfehlungen an Nutzer optimieren lassen.

Die Ergebnisse der Analysen gehen in sog. Recommendation Engines ein, die ei-

nem Nutzer, abgestimmt auf sein Nutzungs- und Suchverhalten, verfügbare In-

halte empfehlen. Durch die Analyse des Konsumentenverhaltens (z. B. Dauer der

Nutzung, Reihenfolge der Abrufe), Produkteigenschaften (z. B. aufgerufene Pro-

dukte, Bewertungen etc.), Nutzungsstatistiken (z. B. Typ der URL-Page) und histo-

rische Daten (z. B. vergangenes Suchverhalten) erschließen Recommendation En-

gines ein übergreifendes Nutzerprofil. Der Kunde erhält damit nicht mehr nur

Programmlisten mit fortlaufenden Nummern und Kategorien, sondern auch eine

zusätzliche individualisierte Orientierung im stetig wachsenden Angebot von au-

diovisuellen Inhalten.24 Entsprechende Angebote gibt es bereits heute im Kabel.

Der Bedarf ist vorhanden: Wie die Umfrage ergab, interessieren sich 59 Prozent

der Befragten für Empfehlungen von Fernsehinhalten, die auf ihren persönlichen

bisherigen Fernsehgewohnheiten basieren. Allein auf Empfehlungen und Bewer-

tungen von Redaktionen oder anderen TV-Zuschauern wird vergleichsweise we-

nig Wert gelegt (vgl. Abb. 12).

Mit dem Aufkommen von individualisierten Empfehlungsfunktionen und Such-

maschinen ist eine Diskussion über die Auffindbarkeit und Platzierung von Inhal-

ten entbrannt. Sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Fernsehsender for-

dern das Privileg einer guten Platzierung des eigenen Angebots in den Navigato-

ren bzw. Ergebnislisten von Plattformbetreibern sowie Geräteherstellern und

sonstigen Portalbetreibern. Individuelle Ergebnislisten können je nach Interessens-

lage bzw. Nutzerverhalten naturgemäß stark divergieren.

23 Vgl. IPSOS/ANGA (2013): Nachfrage nach innovativen TV-Angeboten steigt; online unter: http://anga.de/

presse/pressemitteilungen2/nachfrage-nach-innovativen-tv-angeboten-steigt?pdf=1, zuletzt abgerufen am: 22.05.2015.

24 Die aktuelle Sortierlogik von Kabel Deutschland und Unitymedia ist abrufbar unter: die medienanstalten,

http://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/Download/Themen/Plattformregulierung/Webversion/ Sortierlogik.pdf, zuletzt abgerufen am: 22.05.2015.

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 23

© Goldmedia 2015

Die Kundeninteressen gilt es bei der Diskussion um die Auffindbarkeit von Inhal-

ten und der Ausgestaltung von Navigatoren und deren Ergebnislisten zu berück-

sichtigen: Während 41 Prozent der Befragten der Platzierung von Inhalten in sol-

chen Listen gleichgültig gegenüberstehen, ist der Rest geteilter Meinung. 30 Pro-

zent unterstützen die Meinung der TV-Sender und befürworten die privilegierte

Platzierung von klassischen TV-Sendern gegenüber Online-Inhalten. Ebenso viele

würden es jedoch bevorzugen, wenn sich die Ergebnislisten am persönlichen

Nutzerverhalten und ihren Interessen orientieren – also ihre jeweils meistgenutz-

ten Inhalte automatisch auf den vorderen Plätzen gelistet sind.

Abb. 13: Meinungen zur Platzierung von Inhalten in Ergebnislisten

2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

Eng verbunden mit der Auffindbarkeit von Inhalten ist auch die Vorgehensweise

bei der Kanalbelegung zu hinterfragen. Im Sinne der Individualisierung des Fern-

sehkonsums möchte die Hälfte der Befragten die Kanalbelegung auf ihren TV-

Geräten selbst bestimmen können. Deutlich weniger Befragte würden sich die

Kanalbelegung von Kabelnetzbetreibern oder der Medienregulierung vorgeben

lassen wollen (vgl. Abb. 14).

Ich finde es richtig, wenn TV-Sender als

Erstes auf der Programmübersicht

erscheinen und andere Dienste (wie z.B. VoD oder Internet-Inhalte)

erst danach aufgelistet

werden.; 30%

Ich finde es richtig, wenn die von mir

meistgenutzten Inhalte automatisch auf den

vorderen Plätzen gelistet

sind.; 29%

Die Platzierung einzelner Inhalte in den Listen ist mir

gleichgültig.;

41%

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 24

© Goldmedia 2015

Abb. 14: Meinungen zur Kanalbelegung im TV in Deutschland 2015, in

Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

3.1.2 Aufnahmemöglichkeiten von Fernsehinhalten

fördert individuellen Medienkonsum

Weiterhin begünstigen Möglichkeiten zur Aufnahme von Fernsehinhalten die In-

dividualisierung des Medienkonsums. 65 Prozent der Befragten zeichnen TV-Sen-

dungen mit einer oder mehreren Technologien auf. Der digitale Festplattenrecor-

der ist das dazu meistverwendete Gerät. Dessen Nutzung hat in den deutschen

Haushalten deutlich zugenommen: Rund 43 Prozent der Befragten nutzen einen

Festplattenrecorder, um TV-Inhalte aufzuzeichnen. Fallende Gerätepreise und in-

tensivere Vermarktungsaktivitäten von Kabelnetzbetreibern und Pay-TV-Anbie-

tern zeigen hier Wirkung. Derweil verschwindet der klassische Videorecorder zu-

nehmend aus den Haushalten.

Neben Festplattenrecordern bieten auch an den Fernseher angeschlossene Fest-

platten oder UBS-Sticks eine Alternative zur Aufnahme von Fernsehinhalten. Zwar

aktuell nur von rund 31 Prozent der Befragten genutzt, hat die Nutzung jedoch

vergleichsweise deutlich zugenommen (bei 9 % der Befragten; vgl. Abb. 15).

Langfristig ist davon auszugehen, dass Fernsehinhalte zwar weiterhin von Fern-

sehzuschauern aufgezeichnet werden, dies jedoch gleichzeitig durch die Verfüg-

barkeit vieler Inhalte im Internet vereinfacht bzw. abgelöst wird.

Das grundsätzliche Bedürfnis, TV-Inhalte aufzunehmen und zu einem späteren

Zeitpunkt ohne Werbeunterbrechung anzuschauen, ist mit 68 Prozent unter den

Befragten weit verbreitet (vgl. Abb. 16). Dieses Bedürfnis wird bislang am besten

von digitalen Festplattenrecordern und Online-Videorecordern gewährleistet,

weshalb sich diese im Vergleich zu anderen Aufnahmemöglichkeiten am Markt

3%

5%

9%

9%

34%

50%

0% 20% 40% 60% 80%

Ich finde es richtig, wenn die Kanalbelegungvon der Medienregulierung bestimmt wird.

Ich finde es richtig, wenn die vorderen Plätze inder Senderliste aus den Sendern bestehen, die

auch per DVB-T übertragen werden.

Ich finde es richtig, wenn auf Platz 1 und 2automatisch die von mir meistgenutzten

Sender platziert sind.

Ich finde es richtig, wenn derKabelnetzbetreiber, die Kanalbelegung

automatisch aktualisiert.

Ich finde es richtig, dass ARD und ZDFautomatisch stets auf Platz 1 und 2 der

Senderlisten platziert sind.

Ich finde es richtig, wenn ich dieKanalbelegung selbst bestimmen kann.

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 25

© Goldmedia 2015

durchsetzen dürften. Vor dem Hintergrund aber, dass nicht alle Fernsehinhalte

(kostenlos) online verfügbar sind, bleibt das Fernsehen mit dem dadurch mögli-

chen zeitunabhängigen Abruf als klassische Quelle von Bewegtbildinhalten ge-

genüber dem Internet weiter attraktiv.

Online-Videorecorder ermöglichen außerdem auch von unterwegs das Program-

mieren und Abrufen von Aufnahmen und könnten somit der Verbreitung von

Aufnahmen einen neuen Schub geben – aktuell ist die Nutzung der Online-

Variante mangels Angeboten und aufgrund rechtlicher Unsicherheiten allerdings

kaum verbreitet.

Abb. 15: Nutzungstendenz von Technologien zur Aufnahme von

Fernsehinhalten 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

Digitale Festplattenrecorder bieten mehrere Funktionen, um die Fernsehnutzung

zu individualisieren. Das Aufzeichnen von Sendungen und deren späterer Kon-

sum ohne Werbeunterbrechungen ist für Nutzer der größte Vorteil. Durch die

Timeshift-Funktion kann noch während einer Aufnahme damit begonnen wer-

den, das laufende Programm anzuschauen: Jeder zweite Internetnutzer in

Deutschland ist an dieser Möglichkeit interessiert, Fernsehinhalte zeitunabhängig

zu sehen.

Die sogenannte Funktion „Start over“ ermöglicht es Nutzern, automatisch an

den Anfang einer Sendung zurückzuspringen, und ist für 27 Prozent der Befrag-

ten interessant. Die mögliche Weitergabe oder Archivierung von Sendungen

scheint derweil nur eine untergeordnete Rolle bei der Nutzung von digitalen

Festplattenrecordern zu spielen (vgl. Abb. 16).

83%

69%

60%

57%

5%

7%

23%

9%

9%

15%

16%

20%

3%

9%

2%

14%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Online-Videorecorder (Net PVR)

An Fernseher angeschlosseneFestplatte/USB-Stick

Videorecorder (VHS oder DVD)

Festplattenrecorder (PVR)

Nie Weniger geworden Gleichbleibend Mehr geworden

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 26

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Abb. 16: Interesse an Funktionen von digitalen Festplattenrecordern

2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

3.1.3 Auswirkungen von Individualisierung

und Personalisierung

Die Individualisierung und Personalisierung in der Mediennutzung wird durch ei-

ne Vielzahl an Angeboten auf verschiedenen Verbreitungswegen forciert. Damit

einhergehend wächst der Bedarf der Konsumenten an zeit- und ortsunabhängi-

gen Nutzungsmöglichkeiten.

Durch vielfältige Verbreitungswege und Nutzungsoptionen wird jeder Rezipient

zu seinem eigenen Programmchef, der Inhalte individuell auswählt. Gepaart mit

dem individuellen Zeitpunkt des Medienkonsums zerfasert die einstige Bedeu-

tung der Reichweite von Inhalten, weil sich die Nutzung über Tage und Wochen

verteilt. Im Vergleich zum gewohnten linearen Programmschema sinkt damit

möglicherweise die Relevanz der einzelnen Inhalte für die öffentliche Meinungs-

bildung; jedenfalls ist sie schwer erfassbar.

Mit der Vielzahl an Inhalten und Abrufmöglichkeiten wird die Medienlandschaft

für die Rezipienten zunehmend undurchsichtiger. Zudem wird die für Rezipienten

bequeme Lean-Back-Situation des linearen Fernsehprogramms bei individuali-

sierten Angeboten gemindert. Für viele Menschen dient das lineare Fernsehpro-

gramm dazu, ihren Tagesablauf zu strukturieren. Insbesondere bei der großen

Gruppe der älteren Bevölkerung ist das Fernsehen auch deshalb nach wie vor

Leitmedium. Daher ist zu bezweifeln, dass die Bedeutung des klassischen Fernse-

hens vollständig nivelliert wird. Vielmehr ist ein Nebeneinander von klassischem

Fernsehen und neuen (individualisierten) Angeboten zu erwarten.

Um ihren Kunden eine Orientierungsfunktion im unübersichtlichen Angebot zu

bieten, sollten Kabelnetzbetreiber an der Optimierung ihrer EPGs, ihrer Empfeh-

lungsfunktionen bzw. Suchmaschinen und Aufnahmemöglichkeiten von TV-

Inhalten arbeiten.

68%

52%

27%

12%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Sendungen aufzeichnenund später ohne

Werbeunterbrechunganschauen

Zeitversetztes Fernsehen(Timeshift)

Automatisch an denAnfang einer Sendungzurückspringen (Start

Over)

Weitergabe vonSendungen/externe

Archivierung

in P

roze

nt

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 27

© Goldmedia 2015

Nutzer- und Metadaten essenziell zur Förderung der Individualisierung

Indem sie Programm-Suchmaschinen bereitstellen und Empfehlungen anbieten,

können die Kabelnetzbetreiber die Nutzerfreundlichkeit ihrer Plattformen verbes-

sern. Angesichts der zunehmenden Menge an Inhalten entwickeln sich Suchma-

schinen zum Wettbewerbsdifferenzierer aus Nutzersicht.

Für die Entwicklung solcher Angebote sind die verfügbaren Informationen über

die referenzierten Bewegtbildinhalte, die sog. Metadaten, zentral. Nur so kann

deren Auffindbarkeit in Suchmaschinen und Empfehlungsfunktionen gegenüber

Endkunden, aber auch gegenüber Inhalteanbietern, sichergestellt werden. Des-

halb sind Kabelnetzbetreiber für die Bereitstellung nützlicher Orientierungshilfen

darauf angewiesen, dass Inhalteanbieter ausreichende Informationen über ihr

Angebot zugänglich machen.

Rechtliche Unsicherheiten bei Online-Videorecordern

Um dem Bedürfnis nach zeitlich flexiblem Konsum von TV-Inhalten nachzukom-

men und die Individualisierung des Medienkonsums zu fördern, bieten Kabel-

netzbetreiber bereits digitale Videorecorder an. Noch bequemer lassen sich TV-

Inhalte jedoch mit Online-Videorecordern aufzeichnen. Diese lassen sich auch von

unterwegs programmieren und ermöglichen den Abruf der aufgezeichneten In-

halte außer Haus. Online-Videorecorder sind die logische und für Kunden sinnvol-

le Erweiterung der Angebotspalette von Kabelnetzbetreibern, die diesen zusätzli-

che Erlöse ermöglichen.

Allerdings hindern rechtliche Vorschriften in Deutschland die Netzbetreiber an

der Bereitstellung solcher Angebote, weshalb es bislang lediglich rechtlich um-

strittene unabhängige Drittanbieter, wie z. B. Safe.tv oder Shift.tv, auf dem

Markt gibt. Seit Jahren wird vor Gerichten gestritten, ob Online-Videorecorder

legal sind. Dabei ist streitig, ob die Recorder das Urheberrecht der Produzenten

und Weitersendungsrecht der Fernsehsender verletzen. Eine endgültige Klärung

ist in dem jahrelangen Streit um Online-Videorecorder noch nicht erfolgt, zumal

es ohnehin an einem gebündelten Rechteerwerb für Online-Videorecorder man-

gelt. Hier fehlt eine gesetzliche Regelung für einen zentralisierten Rechteerwerb

auch für zeitversetzte Verbreitungsvorgänge von Fernsehinhalten, so wie es sie

bei der zeitgleichen Kabelweitersendung nach § 20b des Urheberrechtsgesetzes

gibt. Solange entsprechende klare Regeln fehlen, stehen die Anbieter solcher

Dienste in Deutschland vor erheblichen Rechtsrisiken.

Exkurs: Online-Videorecorder in der Schweiz

Wie erfolgreich Online-Videorecorder sein können, zeigt ein Blick in die Schweiz.

Dort hat sich ein Markt um das „Catch-up-TV“, die dort sogenannte „Replay“-

Funktion, etabliert. Diese ermöglicht dem Anwender, bereits ausgestrahlte TV-

Inhalte anzusehen, ohne eine einzelne Aufnahme programmieren zu müssen. Mit

einem einmaligen Start der Funktion werden gleich mehrere Stunden des Fern-

sehprogramms auf einem Festplattenrecorder oder auf Online-Servern aufge-

nommen.

Beim Angebot des schweizerischen Telekommunikationsunternehmens Swisscom

sind bis zu 250 Sender verfügbar. Von allen Sendern sind immer die letzten 30

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© Goldmedia 2015

Stunden oder gar sieben Tage abrufbar. Die Inhalte lassen sich auf dem Fernse-

her, per App auf mobilen Endgeräten und auf dem Laptop/PC via Internet wie-

dergeben. In der schweizerischen Medienregulierung werden Festplattenrecorder

und Online-Videorecorder seit 2009 gleich behandelt. Mittlerweile bieten alle

dortigen Netzbetreiber entsprechende Replay-Dienste an. Jeder dritte Haushalt in

der Schweiz ist im Besitz eines kostenpflichtigen Replay-Dienstes.25 Die Anbieter

sind gesetzlich zu einer tariflichen Abgabe an die Schweizerische Genossenschaft

für Urheberrechte an audiovisuellen Werken Suissimage verpflichtet.

Der Tarif (GT12) basiert seit 2012 auf den zwei Angeboten der Anbieter. Für je-

den Kunden, der einen normalen Dienst mit 30 Stunden Aufbewahrungsdauer

kauft, hat der Anbieter 0,80 CHF pro Monat zu zahlen. Bei Premiumangeboten

mit einer Aufbewahrungsdauer von sieben Tagen werden 1,20 CHF pro Kunde

und Monat fällig. Bei diesen beiden Angeboten ist das Vorspulen und Übersprin-

gen von Werbung unzulässig bzw. nur gegen einen Aufpreis von 0,30 CHF mög-

lich.26 Suissimage nahm durch den Tarif GT12 im Jahre 2013 rund 10 Mio. CHF

ein (+52 % ggü. 2012: rd. 6,6 Mio. CHF).27

Replay-Dienste bzw. Online-Videorecorder, wie sie in der Schweiz von Kabelnetz-

betreibern angeboten werden dürfen, stellen auch für deutsche Netzbetreiber ei-

ne interessante Erlösquelle dar. Derzeit verdienen aber hauptsächlich die Herstel-

ler der Festplattenrecorder, während die Netzbetreiber die Investitionskosten tra-

gen, damit die Inhalte beim Kunden in hoher Qualität ankommen. Mit Online-

Videorecordern könnten die Netzbetreiber selbst Einnahmen erzielen und die

Kundentreue trotz Entlinearisierung ihrer Fernsehnutzung aufrechthalten.

Um dies zu ermöglichen, wäre eine gesetzliche Gleichstellung von lokalen Auf-

zeichnungen und Online-Videorecordern in Deutschland wichtig. Darüber hinaus

sollte dazu eine speicherplatzeffiziente Deduplizierung („Nutzung einer soge-

nannten Masterkopie“) eingesetzt werden dürfen. Damit würden mehrere Kun-

den gemeinsam auf eine Aufzeichnung zugreifen.

3.2 Over the top: Video per Internet

Zwar ist der Fernseher das mit Abstand beliebteste Medium zum Konsum von

Filmen und Serien28 und die durchschnittliche Fernsehnutzung bei Betrachtung

der Gesamtbevölkerung auf einem relativ stabilen Niveau29, jedoch setzt sich bei

jungen Zielgruppen ein Trend fort: Der lineare TV-Konsum verliert bei ihnen wei-

ter an Relevanz und wird zunehmend durch Internet-Inhalte substituiert. Fast je-

der Zweite der Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren gab an, dass er kein Fern-

sehen schaut oder seine Fernsehnutzung gesunken ist (vgl. Abb. 17).

25 Vgl. Kühberger, H. (2015): Rechtliche Hürden bei der netzwerkseitigen Aufnahme von Fernsehinhalten, S.

8; online unter: http://www.bka.gv.at/Docs/2015/2/23/OCILION_BIG.pdf, abgerufen am: 26.05.2015. 26 Vgl. Suissimage (2012): Gemeinsamer Tarif 12 2013-2016 – Vergütung für die Gebrauchsüberlassung von

Set-Top-Boxen mit Speicher und vPVR, Jahresbericht 2012, S. 5; online unter: http://www.suissimage.ch/ fileadmin/content/pdf/3_Nutzer_Tarife/gt12-de.pdf, zuletzt abgerufen am: 22.05.2015.

27 Vgl. Suissimage (2014): Jahresbericht 2013, S. 21; online unter: http://www.suissimage.ch/fileadmin/

content/Jahresberichte_Online/2013/Jahresbericht_de/index.html#20, zuletzt abgerufen am: 22.05.2015. 28 Vgl. deals.com (2015): Film- und Serienkonsum 2015; online unter: http://www.deals.com/umfragen/ fil-

me- serien-2015, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015. 29 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (2014): Sehdauer; online unter: https://www.agf.de/

daten/tvdaten/sehdauer/, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015.

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 29

© Goldmedia 2015

Abb. 17: Nutzungstendenzen des Fernsehens nach Altersgruppen in

Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

Dass die Internetnutzung negative Auswirkungen auf die Fernsehnutzung hat,

zeigen auch andere aktuelle Untersuchungen: Die Fernsehgewohnheiten erfah-

ren insbesondere durch die Möglichkeiten zum Videostreaming einen Wandel. So

gab fast jeder zweite Streaming-Nutzer (44 %) 2014 bereits an, dass er weniger

fernsehe, seitdem er Videostreaming-Angebote nutzt.

Zwischen klassischem Fernsehen und Videostreaming besteht offenbar ein Substi-

tutionseffekt. 33 Prozent der Befragten nutzen Videostreaming als Ersatz für

klassisches Fernsehen. So hat fast jeder zweite Streaming-Nutzer aufgrund der

Online-Verfügbarkeit einer Sendung schon einmal darauf verzichtet, die Sendung

im Fernsehen anzusehen.30

Videostreaming im Internet besitzt also das Potenzial, die Relevanz des

Fernsehens zu mindern: 26 Prozent der Videostreaming-Nutzer bzw. 30 Prozent

der deutschen Onliner können sich vorstellen, künftig auf klassisches Fernsehen

zu verzichten und nur noch Videostreaming-Angebote zu nutzen.31 Ein bedeu-

tendes Motiv für die Nutzer von Videostreaming liefert auch hier der frei wähl-

bare Zeitpunkt des Konsums.32

30 Vgl. BITKOM (2014): Videostreaming verdrängt nach und nach klassisches TV; online unter:

http://www.bitkom.org/de/presse/81149_80851.aspx, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015. 31 Vgl. Springer, O. (2015): Fernsehen via Internet bereits weit verbreitet; online unter: http://kabel-

blog.de/fernsehen-via-internet-verbreitet/#prettyPhoto, zuletzt abgerufen am: 03.06.2015. Nach: Reprä-sentative Online-Studie der TNS Infratest im Auftrag von Zattoo. Und BITKOM (2014): Videostreaming verdrängt nach und nach klassisches TV; online unter: http://www.bitkom.org/de/presse/ 81149_80851.aspx, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

32 Vgl. BITKOM (2014): Videostreaming verdrängt nach und nach klassisches TV; online unter:

http://www.bitkom.org/de/presse/81149_80851.aspx, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

12%

9%

15%

15%

21%

14%

12%

13%

8%

6%

5%

5%

24%

18%

14%

16%

11%

7%

39%

48%

50%

46%

43%

49%

4%

6%

5%

7%

6%

4%

9%

8%

8%

12%

15%

22%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

zwischen 18 und 29

zwischen 30 und 39

zwischen 40 und 49

zwischen 50 und 59

zwischen 60 und 69

70 und darüber

Keinen Account/Nutze ich nicht Nutze ich kaum noch

Ist weniger geworden Ist gleich geblieben

Ist mehr geworden Nutze ich inzwischen hauptsächlich

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 30

© Goldmedia 2015

Abb. 18: Einfluss von Videostreaming auf die klassische

Fernsehnutzung 2014, in Prozent

Quelle: BITKOM Research 2014, n = 1.004 Personen ab 14 Jahren, Basis: Nutzer von Videostreaming

Nach einer weiteren Studie aus dem Jahre 2013 würden rund ein Drittel der

deutschen Bevölkerung mehr Videos im Internet anschauen, wenn die Internet-

verbindung schneller wäre. Insbesondere jüngere Mediennutzer im Alter von 14-

29 wünschen sich eine leistungsfähigere Netzinfrastruktur (vgl. Abb. 19).33

Videostreaming-Dienste gehören zu den sogenannten Over-the-top-Angeboten,

die vom Bedürfnis nach flexibler und unabhängiger Mediennutzung profitieren.

Der Begriff „Over-the-top“ (OTT) bezeichnet das Angebot von Diensten, etwa für

den Konsum von Video- und Audioinhalten, direkt über das Internet (z. B. Onli-

ne-Video-Plattformen oder Online-Streaming-Plattformen), d. h. unabhängig von

einer eigenen Infrastruktur für die Übertragung dieser Inhalte. Der Internet-

Service-Provider leitet die abgerufenen Inhalte zwar über sein Netz zum Kunden,

er ist jedoch selbst nicht Anbieter dieser Inhalte und damit auch nicht für die Klä-

rung der Urheberrechte oder die mögliche Weitergabe der Inhalte verantwortlich.

Onlinebasierte Dienste sind über alle internetfähigen Geräte zugänglich.

Als onlinebasierte Angebote im Bewegtbildbereich zählen Mediatheken von Fern-

sehsendern, Video-Portale wie z. B YouTube, Video-on-Demand-Angebote wie

z. B. maxdome sowie Live-TV-Streamingdienste wie z .B. Zattoo. Die Ergebnisse

der Online-Umfrage zeigen, dass die Nutzung dieser Angebote zugenommen

hat.

33 Vgl. Deloitte (2013): TV of the future? Aussichten für IP-Video in Deutschland, S. 10; online unter:

http://www.bitkom.org/files/documents/Boehm_l_Deloitte.pdf, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

26%

33%

37%

44%

46%

59%

59%

76%

66%

61%

53%

53%

38%

38%

7%

2%

2%

2%

1%

3%

4%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Ich kann mir vorstellen, künftig nur nochVideostreaming zu nutzen und komplett auf das

klassische Fernsehen zu verzichten.

Ich nutze Videostreaming als Ersatz für klassischesKabel, Satellit- und Antennen-Fernsehen.

Ich nutze Videostreaming auch gerne, um mir Live-Übertragungen anzuschauen

Seitdem ich Videostreaming-Angebote im Internetnutze, schaue ich weniger klassisches Fernsehen.

Ich habe schon einmal darauf verzichtet, mir eineSendung zur Sendezeit anzuschauen, weil ich sie mir

später auch als Videostream ansehen konnte.

Mit der Bild- bzw. Übertragungsqualität vonVideostreaming bin ich zufrieden.

Ich setze mich nicht unter Zeitdruck, zu bestimmtenSendungen rechtzeitig einzuschalten, da ich mir

diese als Videostream anschauen kann.

Stimme ich zu Stimme ich nicht zu Weiß nicht/Keine Antwort

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 31

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Abb. 19: Nachfrage nach schnellerer Internetverbindung nach Altersgruppen in Deutschland 2013, in Prozent

Quelle: Deloitte (2013): TV of the future? Aussichten für IP-Video in Deutschland, S. 10.

Insbesondere die Mediatheken von Fernsehsendern erfreuen sich unter den Be-fragten großer Beliebtheit: Mit 66 Prozent werden die Mediatheken der öffent-lich-rechtlichen TV-Sender häufiger genutzt als die der privaten Sender (51 %). 2013 waren es laut IPSOS nur 20 Prozent der deutschen Bevölkerung, die Media-theken genutzt haben.34

Unter den Videoportalen ist YouTube Marktführer: Bei 18 Prozent der Befragten hat die Nutzung des Videoportals zugenommen und ist bei fünf Prozent sogar hauptsächlicher Bestandteil ihrer Mediennutzung. YouTube-Inhalte werden in erster Linie von jüngeren Zielgruppen konsumiert. Von den 18-29-Jährigen nut-zen 93 Prozent YouTube. Aber auch die 30-39-Jährigen weisen mit 73 Prozent eine hohe Nutzungsquote auf; bei der Generation 50+ ist es hingegen „nur“ rund jeder Zweite.

Eine Goldmedia-Umfrage vom Februar 2015 ergab bereits, dass 40 Prozent der 18-29-Jährigen (16 % der 30-39-Jährigen) mind. täglich YouTube nutzen. Dabei muss man davon ausgehen, dass die klassische Fernsehnutzung durch YouTube und ähnliche Dienste substituiert wird.

Während sich YouTuber wie LeFloid dadurch bei Jüngeren als Marke etablieren, tun sich klassische Sendeunternehmen schwer, Reichweiten auf YouTube aufzu-bauen: 117 YouTube-Kanäle von TV-Sendern und -Sendungen kommen nach Goldmedia Analyse in Summe auf rund 3,4 Mio. Abonnenten. Im Gegensatz da-zu erreicht der beliebteste YouTuber Gronkh mit seinem Kanal zum Thema Ga-mes alleine rund 3,6 Mio. Abonnenten (Stand: 26.05.2015).

34 Vgl. IPSOS/ANGA (2013): Nachfrage nach innovativen TV-Angeboten steigt; online unter:

http://anga.de/presse/pressemitteilungen2/nachfrage-nach-innovativen-tv-angeboten-steigt?pdf=1, zu-letzt abgerufen am: 22.05.2015.

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 32

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Neben YouTube gehören werbefinanzierte Videoportale wie das zur RTL-Gruppe

gehörende Clipfish und MyVideo von ProSiebenSat.1 mit zu den beliebtesten on-

linebasierten deutschen Angeboten. Das Videoportal Twitch.tv wird in Deutsch-

land zwar deutlich weniger genutzt, zeigt aber trotzdem einen wichtigen Trend

auf: Im Gegensatz zur Konkurrenz werden die Inhalte auf Twitch.tv, in der Regel

Übertragungen von Computerspielen, live gestreamt. Der Trend des Livestrea-

mings auch von Einzelpersonen wird durch neue Apps wie Periscope von Twitter,

Meerkat, YouNow oder Bambuser gefördert. Auch Branchenprimus YouTube

springt auf den Zug auf und will nach Medienberichten noch im Jahr 2015 eine

eigene Live-Stream-Lösung präsentieren.

Abb. 20: Nutzungstendenz von klassischem TV und ausgewählten

onlinebasierten Angeboten in Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

8% 7% 5% 7% 6% 4% 4% 3% 2% 2% 2%

15%

5% 6%7%

5% 5% 4%3% 2% 2% 2%

46%

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Nutze ich kaum noch Ist weniger geworden

Ist gleich geblieben Ist mehr geworden

Nutze ich inzwischen hauptsächlich Keinen Account/Nutze ich nicht

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© Goldmedia 2015

Zusätzlich sind in Deutschland auch Services verfügbar, die nur via Internet das

klassische lineare Fernsehprogramm streamen. Über die bekanntesten (legalen)

Freemium-Anbieter Zattoo und Magine TV sind bis zu 95 TV-Sender sowohl auf

dem Desktop PC als auch auf mobilen Endgeräten abrufbar. Gegen Bezahlung

stehen dem Nutzer auch Sender in HD-Qualität sowie Pay-TV- bzw. ausländische

Sender zu Verfügung. Zattoo ist als Vorreiter im deutschen Markt unter den Be-

fragten weiter verbreitet als der schwedische Anbieter Magine TV.

3.2.1 Video-on-Demand

Als Bestandteil des Onlinemarktes für audiovisuelle Inhalte erfreuen sich auch Vi-

deo-on-Demand-Angebote zunehmender Beliebtheit. Video-on-Demand (VoD)

ermöglicht Nutzern über Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, den sofor-

tigen Zugriff auf einzelne, non-lineare Bewegtbildinhalte, vor allem Kinofilme und

TV-Inhalte. Der Konsum erfolgt dabei in erster Linie über internetfähige Fernseher

(Smart TV), aber auch über Tablets, Smartphones oder Desktop-PCs und Laptops.

Der Nutzer kann die angebotenen Inhalte jederzeit und an jedem Ort abrufen.

Mitte 2015 umfasst der deutsche Video-on-Demand-Markt rund 40 Anbieter.

Dabei kann zwischen drei etablierten Geschäftsmodellen differenziert werden:

1. Transactional-VoD (T-VoD): Der Kunde zahlt für jeden einzelnen Film oder jede

Episode. Das Video ist als Stream oder progressiver Download verfügbar und

kann innerhalb einer 48-stündigen Nutzungsfrist angeschaut werden.

2. Electronic-Sell-Through (EST): Dies entspricht dem digitalen Kauf eines Films,

ähnlich dem physischen Kauf einer DVD. Der Kunde lädt den gekauften Film

auf seine Festplatte herunter und kann ihn beliebig oft anschauen, da er ihn

besitzt. DRM-Beschränkungen verhindern das Brennen und Kopieren der Filme

auf weitere Speichermedien.

3. Subscription-based VoD (S-VoD): Der Kunde schließt ein Abonnement ab und

zahlt eine, meist monatliche Gebühr für die unbegrenzte Nutzung der ange-

botenen Inhalte. Während der Vertragslaufzeit können die Videos beliebig oft

(z. T. auch auf unterschiedlichen Geräten) per Stream angeschaut werden.

Zwar ist der Video-on-Demand-Markt in Deutschland, im Gegensatz zu den USA,

noch relativ jung, doch die grundlegenden Voraussetzungen zur Eroberung des

Massenmarktes sind auch hierzulande gegeben: Die notwendigen Bandbreiten

zum Videoabruf sind vorhanden (vgl. Kap. 2.2) und die Gerätebasis sowie das In-

teresse an individueller Bewegtbildnutzung steigt kontinuierlich an (vgl. Kap. 3.3).

Die Zuwächse sind rasant: Nach Ergebnissen der im Mai 2015 durchgeführten

Umfrage haben bereits 40 Prozent der Befragten in Deutschland mindestens ei-

nen Account bei einem VoD-Anbieter. Im Februar 2015 waren es noch 35 Pro-

zent aller Onliner in Deutschland, im September 2014 nur rund 20 Prozent. - In-

nerhalb von acht Monaten hat sich die Zahl der VoD-Nutzer in Deutschland damit

verdoppelt. Mit einem Anteil von rund 25 Prozent führt dabei Amazon mit seinen

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 34

© Goldmedia 2015

VoD-Produkten Instant Video und Prime Instant Video das Ranking der am häu-

figsten genutzten VoD-Dienste in Deutschland an. Durch eine Bundling-Strategie

mit dem Premium-Lieferservice Amazon Prime schaffte es der Online-Händler in-

nerhalb eines Jahres, ein Viertel aller deutschen VoD-Nutzer zu erreichen. Auf

den weiteren Plätzen folgen Google Play, maxdome und iTunes mit jeweils knapp

unter 20 Prozent.

Abb. 21: Anzahl der VoD-Nutzer in Deutschland, Sept. 2014 bis Mai

2015, in Prozent der Onliner

Quelle: Goldmedia Analyse (2014-2015)

Der erst im September 2014 in Deutschland gestartete US-Anbieter Netflix belegt

mit einer Nutzung von 17 Prozent im Mai 2015 unter den Befragten Platz fünf.

Dem weltweit führenden VoD-Anbieter mit Schwerpunkt auf dem S-VoD-Bereich

(Subscription-based VoD) gelang es somit, sich im deutschen Markt zu etablieren.

Die Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland und Unitymedia liegen mit ihren VoD-

Angeboten gleichauf. Jeweils rund 15 Prozent der Befragten nutzen ihre Ange-

bote, womit sie sich gegen Anbieter wie z. B. Watchever oder Snap by Sky (vgl.

Abb. 22) durchaus behaupten.

Das Angebot „Select Video“ von Kabel Deutschland beinhaltet eine Videothek

mit 3.000 Filmtiteln, die ab 0,99 Euro pro Film abgerufen werden können (neue

HD-Filme 4,99 €), sowie eine Mediathek mit TV-Inhalten. Die Videothek von Uni-

tymedia verfügt über insgesamt 10.000 Filme und TV-Inhalte, die ab 0,99 Euro

pro TV-Serie und 2,99 Euro pro Film (SD-Qualität) wie bei Kabel Deutschland für

48 Stunden beliebig oft angesehen werden können. Zudem sind über Unitymedia

und primacom die VoD-Inhalte von maxdome verfügbar; bei Unitymedia ist das

maxdome-Angebot sogar vollumfänglich integrierter Bestandteil der Entertain-

ment-Produkte. Ihre Video-on-Demand-Angebote machen die Kabelnetzbetreiber

20%

35%

40%

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5%

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35%

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September 2014 Februar 2015 Mai 2015

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 35

© Goldmedia 2015

über ihre Receiver zugänglich. Bei der Vermarktung kommen ihnen die beste-

henden Kundenbeziehungen zugute.

Abb. 22: Nutzungstendenz von ausgewählten Video-on-Demand-

Angeboten in Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119

Bei den abgefragten Video-on-Demand-Angeboten handelt es sich ausschließlich um kostenpflichtige, separat

buchbare, digitale Film- und Serienangebote auf Abruf.

Im Jahr 2014 wurden laut GfK durch VoD-Anbieter insgesamt rund 201 Mio. Eu-

ro in Deutschland umgesetzt (brutto). Gegenüber 2010 entspricht dies einer

deutlichen Zunahme in Höhe von rund 367 Prozent (43 Mio. €).35 Goldmedia

prognostiziert einen Anstieg der VoD-Umsätze von 2014 bis 2019 um rund 170

Prozent auf 544 Mio. Euro im Jahr 2019.36

Anhaltende Marketingaktivitäten der Anbieter sowie attraktive Preise und verbes-

serte Angebote werden zum weiteren Wachstum des Marktes ebenso beisteuern

35 Vgl. GfK (2014): Der Videomarkt im Jahr 2014, S. 17; online unter: http://www.bvv-

medien.org/fileadmin/user_upload/businessreports/JWB2014.pdf, zuletzt abgerufen am: 19.05.2015. 36 Vgl. Goldmedia (2014): Video-on-Demand Forecast 2014-2019, S. 87. Unveröffentlicht.

3% 3% 3% 2% 2% 3% 2% 3% 3% 2% 2%

3% 2% 3%2% 2%

2% 1% 2% 2% 2% 2%

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© Goldmedia 2015

wie die anhaltende Verbreitung von internetfähigen Endgeräten. Einige Anbieter

wie z. B. Netflix oder Amazon gehen inzwischen dazu über, exklusive Inhalte für

ihre Angebote selbst zu produzieren.

3.2.2 Auswirkungen von Over-the-top-Diensten

Die aufgezeigte Beliebtheit von onlinebasierten Bewegtbildangeboten ist Aus-

druck der konvergenten Medienwelt und des Bedürfnisses der Nutzer, sowohl li-

neare als auch non-lineare Bewegtbildinhalte auf einem Bildschirm abzubilden.

Dabei rücken Kabel und Satellit in den Hintergrund, während das Internet als

neuer, interaktiverer Weg zum Nutzer neue Inhalte, neue Verteilmechanismen

und Abrufmöglichkeiten mit sich bringt. Mit Aufkommen der onlinebasierten

Plattformen sind zahlreiche Inhalte unabhängig von Situation und Endgerät kon-

sumierbar. Die technologischen Hintergründe für den Konsum verlieren dabei für

den Nutzer an Relevanz, während die Qualität des Inhalts sowie das generelle

Nutzungserlebnis in den Vordergrund rücken.

Zwischen Online-Plattformen und Kabelnetzbetreibern besteht eine ambivalente

Beziehung. Auf der einen Seite steigern die Dienste den Nutzen der Endkunden,

den sie durch ihre Internetzugänge erzielen können, auf der anderen Seite kön-

nen onlinebasierte Dienste klassische Angebote der Netzbetreiber (wie z.B. Fern-

sehanschlüsse) substituieren und sie forcieren die Notwendigkeit eines kostenin-

tensiven Breitbandausbaus.

Unterschiedliche Wettbewerbsbedingungen

Auch Kabelnetzbetreiber haben bereits ihr Portfolio um Onlinedienste und spezi-

ell um VoD-Angebote erweitert, mit dem sie sich einer großen Konkurrenz aus-

gesetzt sehen: Wie in anderen elektronischen Märkten ist auch dieser Wettbe-

werb längst global, mit Playern wie Google, Apple oder Amazon, besetzt.

Nicht zuletzt deswegen bestehen im Konkurrenzkampf ungleiche Voraus-

setzungen in Form unterschiedlicher Regulierungen: Globale Anbieter von Onli-

ne-Plattformen sind durch Skaleneffekte beim Rechteeinkauf oder bei Produktin-

vestitionen im Vorteil. Gleichzeitig sind sie regulatorisch oft weniger starken Vor-

gaben unterworfen, weil bestimmte Regelungen schon tatbestandlich diese

Dienste nicht erfassen (etwa die heutige Plattformregulierung, die an das Vor-

handensein einer eigenen Infrastruktur anknüpft) oder weil Regelungen interna-

tional nicht gleichermaßen gegen alle Wettbewerber durchsetzbar sind. Eine De-

regulierung zur Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen (Level-Playing-

Field) erscheint daher sinnvoll. Dies setzt voraus, dass für vergleichbare Inhalte

bzw. Dienste in Deutschland auch gleiche Regeln gelten, unabhängig von der

zugrunde liegenden Technologie oder dem Standort des Anbieters.

Einseitige Verteilung der Wertschöpfung

Mit dem zu erwartenden Nutzenzuwachs von onlinebasierten Angeboten steigt

auch der Breitbandbedarf der Kunden. Diesem Bedarf müssen Kabelnetzbetreiber

Rechnung tragen.

TV-Sender und Online-Unternehmen generieren mit ihren kostenpflichtigen oder

werbefinanzierten onlinebasierten Angeboten signifikante Umsätze. Auch für

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 37

© Goldmedia 2015

Netzbetreiber gibt es Möglichkeiten, durch neue Produkte und Geschäftsmodelle

an der Wertschöpfung zu partizipieren bzw. zusätzliche Erlöse aus der Netznut-

zung zu erzielen. Die Ausgestaltung solch neuer Erlösquellen ist heute infolge der

andauernden Regulierungsdiskussion um die Netzneutralität noch offen.

3.3 Mobile Nutzung und Multi-Screen-Nutzung

Medienkonsumenten haben heute Zugang zu einer breiten Palette von Emp-

fangs- und Endgeräten. Der Begriff „Multi-Screen-Nutzung“ beschreibt das Phä-

nomen, dass mehrere Screens (Bildschirme) bzw. Endgeräte für eine Tätigkeit o-

der auch parallel genutzt werden. In der Regel wird die Multi-Screen-Nutzung in

Bezug auf die vier gängigsten Gerätetypen Fernsehen, Smartphone, Tablet und

Laptop/Desktop PC verwendet, die zur medialen Grundausstattung privater Nut-

zung gehören.

Die Multi-Screen-Nutzung geht mit dem mobilen Internetkonsum einher. Immer

mehr Menschen greifen neben der stationären Internetnutzung auch über Smart-

phone, Tablet oder Laptopmobil auf Internetinhalte zu. Die Anzahl der Smart-

phone- und Tablet-Nutzer wird nach Goldmedia-Prognose in den nächsten Jah-

ren weiter ansteigen und die mobile Internetnutzung begünstigen. Für 2019 wer-

den 73 Mio. Smartphone- und 63 Mio. Tablet-Nutzer in Deutschland erwartet.37

Abb. 23: Entwicklung der Zahl der Smartphone- und Tablet-Nutzer in

Deutschland 2012–2019, in Mio.

Quelle: Goldmedia Video-on-Demand Forecast 2014-2019, Prognose ab 2014

Zusätzliche Migrationsbewegungen können aus dem PC/Laptop-Bereich beob-

achtet werden. Bis 2019 wird die Zahl der Laptop- und PC-Nutzer auf hohem Ni-

veau verharren, sodass Goldmedia für das Jahr 2019 rund 34 Mio. PC-/Laptop-

Haushalte prognostiziert. In vielen Fällen wird der Laptop bereits heute durch ein

Smartphone oder Tablet ersetzt.38

37 Vgl. Goldmedia (2014): Video-on-Demand Forecast 2014-2019, S. 23. Unveröffentlicht. 38 Etwa nach dem Ende des offiziellen Windows Supports für Windows XP-Betriebssysteme Anfang 2014,

was eine Welle an Ersatzkäufen von Smartphones und Tablets ausgelöst hat. Vgl. Kannenberg, A. (2014): Marktforscher: PC-Geschäft schrumpft weiter; online unter: http://www.heise.de/newsticker/meldung/ Marktforscher-PC-Geschaeft-schrumpft-weiter-2414090.html, zuletzt abgerufen am: 28.05.2015t.

31

41

5059

6671 73 73

917

2530

3744

52

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0

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2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

in M

io.

Smartphone-Nutzer Tablet-Nutzer

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© Goldmedia 2015

Insgesamt werden bis 2019 rund 36 Millionen Haushalte in Deutschland mindes-

tens ein Smartphone besitzen, 32 Millionen Haushalte ein Tablet, während die

Anzahl der Fernseh-Haushalte auf einem konstanten Niveau bleiben wird (vgl.

Abb. 24).39 Nicht zuletzt aufgrund ihrer handlichen Größe und benutzerfreundli-

chen Bedienung sind besonders Handheld-Geräte für die mobile Internet- und

Multi-Screen-Nutzung prädestiniert.

Abb. 24: Verfügbarkeit von Multi-Screen-Geräten in Deutschland 2012–

2019, in Mio. Haushalten

Quelle: Goldmedia Video-on-Demand Forecast 2014-2019, Prognose ab 2014

Anmerkung: inkl. Double-Counting der Haushalte

Zusätzlich zu den genannten Geräten treten zukünftig auch sogenannte Wearab-

les, wie z. B. Smartwatches. Diese sind zwar aufgrund ihrer Größe nicht für das

Anschauen von Bewegtbildern geeignet, bieten aber die Möglichkeit der mobilen

Internetnutzung, um damit Informationen und Nachrichten abzurufen. Mit der

Markteinführung der Apple Watch Ende April 2015 erwarten Experten eine deut-

lich wachsende Verbreitung von Smartwatches. Nach den Umfrageergebnissen

sind bereits drei Prozent der Befragten im Besitz einer Smartwatch.

Mit der zunehmenden Verbreitung mobiler Endgeräte hat sich der mobile Kon-

sum von Online-Inhalten in den letzten Jahren deutlich gesteigert: Von 55,6 Mio.

Internetnutzern in Deutschland im Jahr 2014 nutzten 50 Prozent das Internet

auch unterwegs. Bereits von 2012 zu 2013 hatte sich der Anteil der Internetnut-

zer, die Inhalte auch unterwegs abrufen, von 23 auf 41 Prozent nahezu verdop-

pelt. Diese Art der Internetnutzung ist besonders bei Jugendlichen und jungen

Erwachsenen beliebt: 77 Prozent der 14-19-Jährigen nutzen das Internet mobil,

davon rund 60 Prozent täglich. Ähnliche Nutzungshäufigkeit geben auch die 20-

39 Vgl. Goldmedia (2014): Video-on-Demand Forecast 2014-2019, S. 24. Unveröffentlicht.

38,0 38,2 38,6 38,6 38,6 38,6 38,6 38,6

32,7 33,2 33,7 34,0 34,3 34,4 34,3 34,4

14,2 18,4 22,3 25,5 28,6 31,3 33,7 35,92,7 6,512,7

15,318,7

22,226,6

32,2

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113,4120,2

126,5133,1

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2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

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io.

Haush

alte

Fernseh-Haushalte PC-/Laptop-Haushalte

Smartphone-Haushalte Tablet-Haushalte

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 39

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29-Jährigen Befragten in Deutschland an, während die mobile Internetnutzung

unter älteren Zielgruppen mit zunehmendem Alter weniger verbreitet ist.40

Nach der ARD/ZDF-Onlinestudie wird das Internet unterwegs hauptsächlich für

den Kommunikationsaustausch genutzt: E-Mails, Instant Messenger sowie soziale

Netzwerke sind die beliebtesten Anwendungen. Weitere Treiber der mobilen In-

ternetnutzung stellen der Abruf aktueller Nachrichten, die Recherche von Infor-

mationen sowie Navigation und Service (Wetter/Verkehr) dar. Das Anschauen von

Fernsehprogrammen und Videos nimmt beim Konsum außer Haus (noch) einen

vergleichsweise geringen Stellenwert ein.41

Dies bestätigen auch die Ergebnisse dieser Studie: Zwar schauen rund 56 Prozent

der Befragten 2015 unabhängig von Gerät und Situation Fernsehen und/oder Vi-

deos auf mobilen Endgeräten, doch geschieht dies vornehmlich zu Hause. Der

Laptop ist hierbei das favorisierte Endgerät: Rund 52 Prozent der Befragten nut-

zen den portablen PC, um Fernsehen bzw. Videos zu schauen.

Geht es um die Nutzung außer Haus, ist das Smartphone aufgrund seiner Porta-

bilität das meistverwendete Gerät: Es wird von 18 Prozent der Befragten zum An-

schauen von Fernsehen/Videos unterwegs genutzt.

Abb. 25: Nutzung mobiler Endgeräte zum Abruf von Fernsehen/Videos

nach Situation in Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

Auch die positive Entwicklung der Umsätze im mobilen Werbemarkt untermauert

diese Entwicklung. Mit Mobile-Display-Werbung wurden im Jahr 2014 in

Deutschland 134 Mio. Euro (netto) umgesetzt und damit rund 52 Prozent mehr

als im Vorjahr. Diese Entwicklung belegt die steigende Nachfrage von Unterneh-

men nach mobilen Werbeformen.42

40 Vgl. ARD/ZDF (2014): ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 – Häufigkeit der mobilen Internetnutzung nach Ge-

schlecht, Alter und Bildung 2014; online unter: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=498, zuletzt abgerufen am: 27.05.2015.

41 Vgl. ARD/ZDF (2013): Unterwegsanwendungen 2013 nach Geschlecht und Alter; online unter:

http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=494, zuletzt abgerufen am: 27.05.2015. 42 Vgl. Online Vermarkterkreis im BVDW (2015): MAC Mobile-Report 2015/1, S. 7; online unter:

http://www.ovk.de/ovk/ovk-de/online-werbung/daten-fakten/downloads.html, zuletzt abgerufen am: 27.05.2015.

16% 20%

39%

18%13% 13%

71% 70%

53%

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20%

40%

60%

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100%

Fernsehen/Videos viaSmartphone

Fernsehen/Videos viaTablet

Fernsehen/Videos viaLaptop

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Zu Hause Unterwegs Gar nicht

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 40

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3.3.1 TV Everywhere

Wachsendes Interesse vonseiten der Kunden besteht an einer Fernsehnutzung

auf verschiedenen Geräten („TV Everywhere“). Dabei unterscheidet man zwi-

schen der Nutzung zu Hause auf verschiedenen Endgeräten über das heimische

Netzwerk und der Nutzung unterwegs über öffentliche Mobil- oder WLAN-Netze.

Schon mithilfe eines Authentifizierungsdienstes können Nutzer ihr lineares Fern-

sehprogramm auch über das Internet zu Hause empfangen. Bereits ein Fünftel

der Befragten ist daran interessiert, TV Everywhere zu Hause (auch als Mul-

tiscreen at Home bezeichnet) zu nutzen. Für die Verfügbarkeit von TV Every-

where unterwegs (auch Multiscreen out of Home genannt) interessieren sich 14

Prozent der Befragten.

Indem sich der Nutzer über das Internet bzw. eine App mit seinem persönlichen

Kabel-Login authentifiziert, kann er auch mit Smartphone, Tablet oder Laptop

auf den Fernsehanschluss zugreifen. Die Nutzer müssen somit nicht erneut für

den gleichen Inhalt auf einem neuen Endgerät zahlen, während Anbieter die At-

traktivität ihrer Angebote steigern, die Verfügbarkeit ihrer Produkte ausbauen

sowie ihre Präsenz im Web stärken.

Abb. 26: Interesse an TV Everywhere (Multi-Screen-Nutzung) in

Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

3.3.2 Apps

Onlinebasierte Angebote ermöglichen auch in Form von Apps den Empfang von

TV-Inhalten. Die Apps können dabei recht unterschiedliche Zwecke erfüllen:

Während App A zum Live-Programm eines Fernsehsenders führt, ermöglicht App

B das Abrufen von On-Demand-Inhalten, während App C ein Spiel darstellt. Apps

zum Abruf von Fernsehinhalten und Videos unterstützen den ohnehin bestehen-

den Trend zum mobilen Konsum von Inhalten.

Der Markt für Apps wächst in Deutschland weiter. Laut dem Marktforschungs-

institut research2guidance wurden in Deutschland im Jahr 2014 rund 717 Mio.

14%20%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Die Möglichkeit, eine laufendeSendung unterwegs auf

verschiedenen Geräten anschauenzu können. (Multi-Screen Out-of-

Home)

Die Möglichkeit, eine laufende TV-Sendung auf verschiedenen

Geräten zu Hause ohneUnterbrechung anschauen zu

können. (Multi-Screen at Home)

in P

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 41

© Goldmedia 2015

Euro durch Apps umgesetzt.43 Apps können dabei vor allem auf drei Arten refi-

nanziert werden: Durch einen kostenpflichtigen Download, durch In-App-Ver-

käufe oder Werbung.

Für Nutzer stehen in den App-Stores vielfältige Apps zur Auswahl. Sie dienen der

Kommunikation, Unterhaltung oder Information. Laut dem Forschungsprojekt

NuPEx aus dem Jahre 2014 nutzt jeder Smartphone-Nutzer (Android) durch-

schnittlich rund 50 Apps pro Monat einschließlich vorinstallierter Anwendungen

wie SMS Service, Kontakte, Internet etc. Der Messaging-Dienst WhatsApp wird

auf Smartphones am häufigsten verwendet, gefolgt von Kontakte, Internet und

Facebook. 46 Prozent der Smartphone-Nutzung wird mit dem Versenden und Le-

sen von Nachrichten verbracht. Für das Videostreaming auf dem Smartphone

werden vier Prozent der Nutzungszeit investiert: Im Schnitt entfallen 14 Minuten

pro Tag auf Videostreaming via Mobilfunknetz und 28 Minuten via WLAN.44

Auch für die Wiedergabe von Fernsehinhalten oder anderen Videos sind Apps

mittlerweile eine weitverbreitete Option. Nach Ergebnissen der im Rahmen dieser

Studie durchgeführten Online-Befragung greifen 29 Prozent der Befragten unab-

hängig vom Endgerät auf Apps zurück, um sich Bewegtbildinhalte anzuschauen.

Smartphone und Tablet liegen dazu in der Gunst der Nutzer deutlich vorne: 18

Prozent bzw. 15 Prozent nutzen diese Endgeräte für Fernseh-/Video-Apps. Dies

wird mit der anhaltenden Verbreitung der handlichen Geräte und dem Ausbau

mobiler Internetverbindungen zukünftig weiter zunehmen.

Abb. 27: Nutzung von Apps für die Wiedergabe von

Fernsehinhalten/Videos in Deutschland 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

43 Vgl. BITKOM (2014): App-Markt wächst rasant; online unter: https://www.bitkom.org/Presse/ Pressein-

formation/Pressemitteilung_4106.html, zuletzt abgerufen am: 21.05.2015. 44 Vgl. OTARIS (2014): WhatsApp schlägt Facebook in der Nutzungshäufigkeit bei Apps; online unter:

http://www.nupex.de/index.php/de/studie-nutzungsverhalten/ergebnisse-der-ersten-nupex-feld-studie, zu-letzt abgerufen am: 21.05.2015.

0,4%

3%

6%

15%

18%

71%

0% 10%20%30%40%50%60%70%80%

Fernsehen/Video durch App via Sonstiges

Fernsehen/Video durch App via Zusatzgeräte zumTV

Fernsehen/Video durch App via Fernseher/SmartTV

Fernsehen/Video durch Apps via Tablet

Fernsehen/Video durch Apps via Smartphone

Keine Nutzung von Apps für die Wiedergabe vonFernsehinhalten oder Videos

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 42

© Goldmedia 2015

Smartphones kommen immer häufiger auch mit relativ großen Bildschirmen auf

den Markt, was die Bewegtbildnutzung angenehmer macht. Eigentlich dafür

prädestinierte Smart TVs werden hingegen noch kaum genutzt – obwohl immer-

hin rund 30 Prozent der Befragten ein Smart TV-Gerät besitzen, wird es nur von

sechs Prozent aller Befragten für Fernseh-/Video-Apps verwendet. In Zukunft ist

jedoch mit einer intensiveren Smart TV-Nutzung zu rechnen, was auch die Be-

deutung derartiger Apps steigern wird. Ähnlich verhält es sich mit der bisher

noch geringen Nutzung von Apps durch zusätzlich an den Fernseher angeschlos-

sene Geräte wie z. B. Amazon Fire TV oder Apple TV (vgl. Abb. 27).

3.3.3 Auswirkungen der Mobile-

und Multi-Screen-Nutzung

Die Trends zum mobilen Medienkonsum sowie zur Multiscreen-Nutzung stellen

Kabelnetzbetreiber in zweierlei Hinsicht vor neue Herausforderungen: Zum einen

müssen sie die technische Infrastruktur bereitstellen bzw. ausbauen, um den Nut-

zern die mobile Nutzung zu ermöglichen, zum anderen müssen sie dem Trend

entsprechend neue Angebote bzw. Services entwickeln.

Wie bereits deutlich wurde, möchten moderne Medienkonsumenten auch un-

terwegs nicht auf einen schnellen Internetzugriff und breitbandiges Streaming

verzichten. Dazu nutzen sie bislang hauptsächlich die im Rahmen ihrer Mobil-

funkverträge angebotene 3 G/UMTS-Verbindung oder das schnellere LTE. Schnell

stoßen Nutzer dabei an die Grenze ihres Datenvolumens. Abhilfe können WLAN-

Hotspots leisten. Damit lassen sich Downloads unterwegs vom Datenvolumen des

Mobilfunkvertrages entkoppeln und weitere Kosten vermeiden.

Ausbau der mobilen Internetzugänge erforderlich

Bislang ist das Angebot an öffentlichen WLAN-Hotspots in Deutschland ebenso

überschaubar. Neben Telekommunikationsunternehmen und anderen kommerzi-

ellen Anbietern haben vor allem die Kabelnetzbetreiber zuletzt diesen Markt

entwickelt. Kunden der Kabelnetzbetreiber, die zu Hause über einen Breitband-

anschluss verfügen, können sich teilweise auch unterwegs über WLAN in das

Netz ihres Kabelanbieters einwählen und somit Internet in Festnetzqualität ge-

nießen. Auch Nicht-Kunden erhalten kostenlosen Internet-Zugang über WLAN-

Hotspots, wenn auch zum Teil mit Nutzungseinschränkungen (etwa bei Kabel

Deutschland für 30 Minuten täglich, bei Unitymedia bis zu einem Datenvolumen

von 100 Megabyte am Tag).

Die Hotspots stehen häufig in belebten Straßen und an öffentlichen Plätzen so-

wie in Betrieben mit hohem Publikumsverkehr (z. B. Hotels oder Cafés) zur Ver-

fügung. Eine weitere Möglichkeit stellen sogenannte Homespots dar, die ein kos-

tenloses WLAN-Community-Netz darstellen. Hier stellen bestehende Kunden ihr

WLAN-Netz für andere Kunden zu Verfügung und können im Gegenzug auch im

WLAN anderer Kunden surfen.

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Tab. 2: Hotspot-Angebote der Kabelnetzbetreiber in Deutschland 2015

Anbieter Hotspot-Angebot

Kabel Deutschland 750.000 Hotspots in insgesamt 13 Bundesländern

sowohl für Kunden als auch Nicht-Kunden

Unitymedia

Bis Ende 2015 mehrere tausend Hotspots in ca. 100 Städten in Nord-

rhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg für Kunden und

Nicht-Kunden

Primacom Für Kunden und Nicht-Kunden in Leipzig und Quedlinburg

Tele Columbus Geplant

Wilhelm.tel Für Kunden und Nicht-Kunden in Norderstedt,

Hamburg und Schleswig-Holstein

Quelle: Unternehmensangaben und Medienberichte

Technische und regulatorische Hürden erschweren TV Everywhere-Angebote

Obwohl der mobile Medienkonsum im Alltag angekommen ist, ist der mobile

Zugang zum linearen TV-Angebot außerhalb der eigenen vier Wände in Deutsch-

land bislang nur eingeschränkt möglich. TV Everywhere bringt für Kabelnetzbe-

treiber dabei gleich mehrere Herausforderungen mit sich. Neben der Bereitstel-

lung einer adäquaten Authentifizierung für die Nutzer und einem daraus resultie-

renden Rechtemanagement muss insbesondere die Qualität des Streams sicher-

gestellt werden, um die Nutzererwartungen zu bedienen.

Nutzer sind zukünftig nicht mehr bereit, schlechte Videoqualität oder wiederholte

Downloadverzögerungen in Kauf zu nehmen, nur weil sie den Stream über ihr

Smartphone oder Tablet verfolgen. Dies ist angesichts einer Vielzahl an Geräten

und Streaming-Formaten kein leichtes Unterfangen.

Mit dem Angebot von TV Everywhere-Lösungen verschärfen Kabelnetzbetreiber

den Konkurrenzkampf mit den Online-Plattformen. Zukünftig müssen die Kabel-

netzbetreiber bemüht sein, für TV Everywhere-Angebote sinnvolle Kooperationen

und Geschäftsmodelle mit Rechteinhabern und Programmveranstaltern zu entwi-

ckeln, um das klassische Fernsehen auch unterwegs erlebbar zu machen.

Die Technik der Kabelnetzbetreiber ist schon heute problemlos für TV Everywhere

und Multiscreen-Lösungen einsetzbar. Einige Netzbetreiber haben bereits TV

Everywhere-Lösungen bzw. entsprechende Apps in ihr Portfolio aufgenommen.

Zum Beispiel sind die Angebote von Kabel Deutschland (TV App) und NetCologne

(Home TV) im heimischen WLAN-Netzwerk nutzbar. Unitymedia ermöglicht sogar

zusätzlich die Nutzung von „Horizon Go“ auch außerhalb des Heimnetzes. Für

die Nutzung des jeweiligen Produkts muss man bereits einen Fernseh- und/oder

Internetanschluss beim Netzbetreiber besitzen.

Zur Bereitstellung der Dienste benötigen Kabelnetzbetreiber Lizenzen für die Ver-

breitung der Inhalte, zu deren Erwerb sie mit Fernsehsendern bzw. Verwertungs-

gesellschaften verhandeln. Die urheberrechtliche Lizenzierung der Angebote ist

jedoch kompliziert: Die insgesamt zehn damit befassten Verwertungsgesell-

schaften sind sich bislang nicht über eine rechtliche Einordnung neuer Nutzungs-

formen im IP-Standard einig. Insbesondere mangelt es an einer zentralen Anlauf-

stelle für die Lizenzierungen internetbasierter Nutzungsformen.

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Von einer rechtlichen Klärung der Situation unter Berücksichtigung der Belange

von Kabelnetzbetreibern würden letztlich auch die Urheber der Inhalte profitie-

ren. Denn die Kette vom Urheber über den Netzbetreiber bis hin zum Endkonsu-

menten funktioniert nur, wenn alle Beteiligten akzeptable Konditionen vorfinden.

Wenn dagegen neue, innovative Produkte der Kabelnetzbetreiber nicht auf den

Markt gebracht werden können, weil Verwertungsgesellschaften oder TV-Sender

zu lange zögern oder prohibitive Preise verlangen, schadet dies auch den Urhe-

bern – sowie angesichts der internationalen Konkurrenzsituation dem Medien-

standort Deutschland.

3.4 Second Screen

Mit dem Einzug der Multiscreen-Nutzung und dem Aufkommen mobiler Endge-

räte verändert sich auch die Rolle des Fernsehens selbst. TV ist heute nicht mehr

ein reines Lean-Back-Medium, sondern bedient zunehmend andere Nutzungsmo-

tive: Häufig findet eine Parallelnutzung von TV und einem internetbasierten End-

gerät statt. Dies wird allgemein als Second-Screen-Nutzung bezeichnet.

3.4.1 Second-Screen-Nutzung

Die Zahlen sind beeindruckend: 65 Prozent der Befragten dieser Studie geben an,

neben dem Fernsehen oder dem Anschauen von (Online-)Videos zeitgleich ein

zweites Gerät (Smartphone, Tablet oder Laptop) zu nutzen.

Den Umfrageergebnissen nach ist der Kommunikationsaustausch mit Freunden

und Bekannten das wichtigste Parallelnutzungsmotiv. Mit Abstand am häufigsten

wird das Zweitgerät während des Videokonsums zum Schreiben und Abrufen

von E-Mails genutzt (51 % der Befragten). Der Austausch mit Freunden und Be-

kannten über Messaging-Dienste wie Facebook und WhatsApp wird mit 38 bzw.

29 Prozent ebenfalls von vergleichsweise vielen Befragten parallel zum Bewegt-

bildkonsum genutzt. Derweil scheinen Angebote der Fernsehsender (Website

oder Apps) nur für wenige Befragte (10 %) einen Mehrwert parallel zum Konsum

von Fernsehen oder Videos zu bieten.

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von internetfähigen Fernsehern ist es

denkbar, dass Tätigkeiten, die jetzt noch über einen Second Screen erfolgen,

zukünftig direkt auf dem Fernsehbildschirm dargestellt werden. Generell stößt

die mögliche Internetnutzung über das Fernsehgerät bei 36 Prozent der

Befragten auf Interesse.

Somit besteht auch Potenzial, das Online-Shopping zu (r)evolutionieren, indem

direkt über das Fernsehgerät im TV gesehene Produkte bestellt werden können.

Hierfür zeigen sich 11 Prozent der Befragten interessiert. Die Funktion ist nicht

auf herkömmliche Shoppingsender und deren Produkte begrenzt. Es ist auch

denkbar, dass Kleidungsstücke und Gegenstände aus Serien und Filmen direkt

über das Fernsehgerät zu bestellen sein werden.

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 45

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Abb. 28: Second-Screen-Aktivitäten

während der TV-Nutzung 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 724 , Mehrfachnennungen möglich

Mit dem Einzug der Second-Screen-Nutzung und internetfähiger Fernseher wird

das Fernseherlebnis nicht nur geselliger, sondern auch interaktiver. Bei Live-

Sendungen können die Zuschauer durch Apps mit der Show interagieren, indem

sie Umfragen beantworten, ihre Meinung mitteilen, an Spielen teilnehmen oder

Videos und Fotos übersenden.

Die Zuschauer werden so in den Sendungsverlauf integriert. Insbesondere durch

soziale Netzwerke und Apps der Fernsehanbieter ist es den Nutzern möglich,

Fernsehakteuren ihr Feedback zu geben und so langfristig auf das Programm ein-

zuwirken. Dies wird auch bei Online-Videos durch die bekannten Kommentar-

Funktionen bereits gelebt.

Der direkte Austausch mit Personen aus einer TV-Sendung oder anderen TV-

Zuschauern scheint jedoch für den Großteil der Befragten wenig reizvoll zu sein

(vgl. Abb. 29). Die zukünftige Nutzung eines Second Screens bzw. dessen Ver-

schmelzung mit dem First Screen (Fernseher) wird stark von der Weiterent-

wicklung der möglichst intuitiven Bedienungsmöglichkeiten abhängig sein.

51%

38%

29% 28%

18%16%

10%6%

4%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%in

Pro

zent

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Abb. 29: Interesse an neuen Nutzungsmöglichkeiten von Smart TVs

2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

3.4.2 Auswirkungen der Second-Screen-Nutzung

Im Rahmen der Parallelnutzung von Fernseh-/Videoinhalten und einem internet-

fähigen Gerät werden die Leistungen der Kabelnetzbetreiber gleich mehrfach be-

ansprucht. Sie bedienen beide Komponenten der Second-Screen-Nutzung: Zum

einen durch ihr Fernsehsignal und andere Bewegtbildinhalte wie Pay-TV oder Vi-

deo-on-Demand, zum anderen durch die Bereitstellung des Internetzugangs, der

die Second-Screen-Nutzung ermöglicht.

Second Screen bietet Kundenansprache während Fernsehkonsum

Die Nutzung von sozialen Netzwerken oder Apps mit Bezug zu einem Sen-

der/einer Sendung bietet TV-Sendern die Chance, die Zuschauer enger an sich zu

binden. Ähnliches gilt auch für die Kabelnetzbetreiber. Mit dem Angebot von Se-

cond-Screen-Apps lässt sich nicht nur die Auseinandersetzung der Kunden mit

der Marke intensivieren, sondern auch das Serviceangebot erweitern.

Apps, die Funktionen der Portale, Navigatoren und EPGs der Kabelnetzbetreiber

auf das Smartphone oder Tablet übertragen, könnten eine passende Ergänzung

zum bestehenden Serviceangebot darstellen. Wie die angebotenen Apps von Ka-

bel Deutschland zeigen, können Kunden bereits über den Second Screen Pro-

gramminfos abrufen, ihren Receiver programmieren oder nach Inhalten suchen,

während sie weiter fernsehen. Kabelnetzbetreiber können dadurch die Kunden

im eigenen Angebot halten.

4%

5%

11%

36%

0% 10% 20% 30% 40%

Über den Fernsehbildschirm mitanderen TV-Zuschauern chatten

Über den Fernsehbildschirm mitPersonen aus einer TV-Sendung

chatten

Per Fernbedienung im TV geseheneProdukte bestellen

Internetnutzung über dasFernsehgerät

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3.5 Premiuminhalte und

andere Zusatzangebote

Zu den Premiuminhalten von Kabelnetzbetreibern zählen in erster Linie Pay-TV-

Sender, da diese nicht selbstverständlich von jedem Netzbetreiber angeboten

werden und für den Endkunden mit zusätzlichen Kosten verbunden sind. Dar-

über hinaus gibt es noch weitere Inhalte und Services, die Netzbetreiber ihren

Kunden anbieten können: Dazu zählen Free TV-Sender in HD, Smart-Home-

Lösungen sowie die mögliche Entwicklung von Spielen für Smart TVs.

3.5.1 Nachfrage nach Premiuminhalten (Pay-TV)

Nachdem der Fernsehmarkt in Deutschland jahrzehntelang durch die öffentlich-

rechtlichen und privaten Free-TV-Sender geprägt war, hat sich inzwischen der

Pay-TV-Markt als dritte Säule etabliert. Die Digitalisierung der Übertragungswege

sowie der Aufbau neuer Pay-TV-Plattformen haben entscheidenden Einfluss auf

die positive Entwicklung des Umsatzes sowie der Abonnentenzahlen genommen.

Ein wichtiger Faktor für das gestiegene Programmangebot ist zudem die starke

Nachfrage nach (Ultra-)HD-Sendern und die damit verbundene Zahlungsbereit-

schaft der Zuschauer. Nach Angaben der Plattformbetreiber gab es im Jahr 2014

rund 11,9 Mio. Pay-TV-Kunden in Deutschland und damit rund 53 Prozent mehr

als noch im Jahr 2011.45 Unter den Befragten stoßen klassische Pay-TV-Sender

auf vergleichsweise hohes Interesse: 16 Prozent der Befragten interessieren sich

dafür (vgl. Abb. 30).

Abb. 30: Interesse an Premiuminhalten 2015, in Prozent

Quelle: Goldmedia 5/2015, n = 1.119 , Mehrfachnennungen möglich

45 Dazu zählen bspw. die Kunden des Pay-TV-Anbieters Sky sowie Pay-TV-Abonnements von Kabel

Deutschland, Digital-TV-Kunden von Unitymedia, IPTV-Kunden der Telekom sowie HD+-Kunden. Vgl. die medienanstalten (2015): Jahrbuch 2014/2015, S. 85; online unter: http://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/ALM-Jahrbuch/Jahrbuch_2015/ALM_Jahrbuch_ 2014_2015_finale_Fassung.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015.

45%

7%

10%

16%

46%

0% 20% 40% 60%

Premiuminhalte interessieren mich nicht.

Spiele ohne Konsole auf demFernseher/Smart TV (z.B. durch eine

Spiele-App)

Smart Home

Pay TV-Sender

Free TV-Sender in (Ultra-)HD

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3.5.2 Nachfrage nach Zusatzangeboten

Im Portfolio der Kabelnetzbetreiber ist der Empfang von werbefinanzierten TV-

Sendern in HD noch beliebter als die kostenpflichtigen Fernsehsender (vgl. Abb.

30). Die wachsende Zahl der HD-fähigen TV-Geräte fördert intensiv das Bedürf-

nis, die technischen Möglichkeiten auch erleben zu können.

Ein weiterer Trend ist die Vernetzung des gesamten Wohnraumes. So können

Haushaltsgeräte und Hausinfrastrukturen über Smartphones extern gesteuert

werden. Dieses technische Verfahren wird als Smart Home bezeichnet und ver-

spricht eine Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität, der Sicherheit sowie

der Energienutzung. In den letzten Monaten und Jahren ist Smart Home stärker

in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. 10 Prozent der Befragten inte-

ressieren sich für Smart-Home-Lösungen.

Darunter versteht man die Möglichkeit, z. B. Haushaltsgeräte über das Smart-

phone zu bedienen oder eine Überwachungskamera über den Fernseher zu kon-

trollieren. Nach einer Studie der Fokusgruppe Connected Home des deutschen IT-

Gipfels (mit den Branchenverbänden ANGA, BITKOM, GdW, ZVEH, ZVEI sowie

Vertretern von Smart-Home-Lösungsanbietern) gab es bereits im Jahre 2013 rund

315 Tsd. Smart-Home-Haushalte in Deutschland.

Durch das zunehmende Angebot etablierter Player und aufgrund sinkender Preise

soll diese Zahl bis 2020 auf eine Million Haushalte ansteigen.46 Die Smart-Home-

Entwicklung bietet Chancen für die Netzbetreiber. In erster Linie werden sie mit

dem Ausbau der Breitbandnetze die Marktdurchdringung von Smart Home be-

fördern. Unter idealen Rahmenbedingungen und bei einer konsequenten Fort-

führung des Ausbaus können bis 2020 rund 1,5 Mio. Smart-Home-Haushalte laut

Einschätzung der Fokusgruppe Connected Home des deutschen IT-Gipfels er-

reicht werden.47

Weitere Premium-Inhalte kommen aus dem Spiele-Bereich: Smart TVs ermögli-

chen die Installation von Spiele-Apps. Damit lassen sich Spiele ohne die zusätzli-

che Anschaffung einer Konsole direkt über den Fernsehbildschirm nutzen.

3.5.3 Auswirkungen der Nachfrage nach Premiuminhal-

ten und anderen Zusatzangeboten

Während das Angebot von Pay-TV-Sendern bereits Standard ist, wäre das Ange-

bot von Spiele-Apps ein neues Feld für Kabelnetzbetreiber. Mit rund sieben Pro-

zent stößt dies jedoch auf vergleichsweise wenig Interesse unter den Befragten

(vgl. Abb. 30). Hier werden die Qualität der Spiele (Langzeitspielspaß) und eine

angenehme Steuerung für einen Nutzenzuwachs eine große Rolle spielen. Ange-

sichts der eher geringen Nachfrage dürften Spiele-Apps also in Zukunft für Netz-

46 Vgl. Fokusgruppe Connected Home des Nationalen IT-Gipfels (2014): Vor dem Boom – Marktaussichten

für Smart Home, S. 11; online unter: http://www.bitkom.org/files/documents/ 141023_Marktaussichten_ SmartHome.pdf, zuletzt abgerufen an: 27.05.2015.

47 Vgl. Fokusgruppe Connected Home des Nationalen IT-Gipfels (2014): Vor dem Boom – Marktaussichten

für Smart Home, S. 12; online unter: http://www.bitkom.org/files/documents/141023_Marktaussichten _SmartHome.pdf, zuletzt abgerufen an: 27.05.2015.

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betreiber weniger relevant sein. Smart Home hingegen dürfte zukünftig ein luk-

ratives Geschäft für die Netzbetreiber darstellen.

Pay-TV-Angebote

Um für einen fairen Wettbewerb unter Kabelnetzbetreibern und anderen Platt-

formanbietern zu sorgen, ist es wichtig, jedem Netzbetreiber die Einspeisung von

Premium-Inhalten zu ermöglichen. Der diskriminierungsfreie Zugang zu den In-

halten wird durch Exklusivvereinbarungen zwischen Sendern und einzelnen Netz-

betreibern jedoch gefährdet.

Um jedem Endkunden ein vielfältiges Programmangebot ermöglichen zu können

und den Missbrauch von Inhaltemonopolen zu verhindern, bedarf es einer „Must

offer“-Verpflichtung: Ein Fernsehveranstalter, der über Premiuminhalte verfügt,

muss interessierten Netzbetreibern die Übertragung des Programms zu den glei-

chen Bedingungen gestatten, zu denen er zuvor der Ausstrahlung seines Pro-

gramms über einen anderen Übertragungsweg zugestimmt hat.

Kabelweiterverbreitung von HDTV

Die privaten Free-TV-Sender sind dazu übergegangen, die HDTV-Versionen ihrer

Programme über Satellit zu verschlüsseln. Dies führt für Kabelnetzbetreiber zu

zusätzlichem Arbeitsaufwand und zusätzlichen Kosten, weil sie die Programme

vor der Einspeisung in ihre Netze aus technischen Gründen zunächst entschlüs-

seln und dann wieder erneut verschlüsseln müssen.

Obwohl die Fernsehsender von den Kabelnetzbetreibern bereits angemessene

Vergütungen für die Einräumung der Kabelweitersenderechte erhalten, verlangen

sie von diesen zusätzliche Entgelte für die Entschlüsselung der HD-Programme.

Grund dafür ist eine Unklarheit im Urheberrecht, wonach nicht eindeutig geklärt

ist, ob die Fernsehsender tatsächlich eine separate Zustimmung zur Ent- und

Neuverschlüsselung durch Kabelnetzbetreiber erteilen müssen

Smart Home

Kabelnetzbetreiber können vom Smart-Home-Trend profitieren: Sie verfügen

über gute Voraussetzungen, sich als Dienstleister am Markt erfolgreich zu po-

sitionieren, vor allem durch ihre bestehenden Kundenbeziehungen.

Durch ihr Kerngeschäft und ihre Expertise im Management von Netzinfrastruktu-

ren bringen sie ideale Voraussetzungen mit, um Smart-Home-Lösungen beim

Kunden zu vermarkten. Somit bringt der Smart-Home-Markt Umsatzpotenziale

für Kabelnetzbetreiber mit sich. Bei der Entwicklung von zuverlässigen Smart-

Home-Lösungen wird es für die Betreiber wichtig sein, sinnvolle Kooperationen

mit Hardware- und Diensteanbietern einzugehen.

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4 Fazit

Die Medien- und Breitbandanbieter erwartet eine spannende Zukunft. Kabelnetz-betreiber, wie auch andere Medienunternehmen, sind durch technische Entwick-lungen und den sich ändernden Medienkonsum einem intensiven Wandel ausge-setzt. Junge Generationen nutzen dank neuer Endgeräte das Internet in allen Le-benslagen. Traditionelle Empfangswege und Quellen von Bewegtbildinhalten ver-lieren damit an Relevanz. Entscheidend werden die Verfügbarkeit, die Attraktivi-tät der Inhalte und deren Interaktivität sein. Ebenso werden leistungsfähige Bandbreiten die Qualität der Mediennutzung beeinflussen.

Abb. 31: Zusammenfassung der Trends: Medienkonsum der Zukunft

Quelle: Goldmedia Analyse 5/2015

Entsprechend ändern sich die Erwartungen der Rezipienten und damit einherge-hend auch die Anforderungen an Produzenten audiovisueller Inhalte sowie an die Plattformbetreiber. Das starke Bedürfnis nach Individualisierung und Personalisie-rung ist dabei der prägende Trend des Medienkonsums der Zukunft. Nutzer möchten sich zunehmend nicht an zeitliche Vorgaben halten und auch ortsunab-hängig audiovisuelle Inhalte in hoher Qualität nutzen, immer und überall.

Doch trotz steigender Internetnutzung wird das Fernsehen mittelfristig seine Rolle als Leitmedium (noch) behalten. Während bei Jugendlichen die Fernsehnutzung bereits abnimmt, bleibt sie insgesamt dennoch auf hohem Niveau. Zugleich zei-gen sich ältere Generationen immer noch zurückhaltend in der Nutzung neuer Medienformen. Unklar ist, wie sich das Nutzungsverhalten der heute jüngeren Menschen bei fortschreitendem Alter entwickeln wird. Doch allein schon auf-grund der demografischen Entwicklung in Deutschland wird der Medienkonsum mittelfristig noch von einem Nebeneinander von alten und neuen Medien und Nutzungsformen geprägt sein.

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Die insgesamt fünf identifizierten Trends zum Medienkonsum der Zukunft stellen die Kabelnetzbetreiber vor eine Reihe von Herausforderungen:

Sie wollen und müssen die Attraktivität des Kabelanschlusses insbesondere gegenüber aufkommenden onlinebasierten Angeboten wahren. Die steigende Nutzung audiovisueller Inhalte über das Internet beansprucht nicht nur die Leistungsfähigkeit der Kabelnetze, sondern setzt sie auch einer neuen, teilweise internationalen Konkurrenz von Online-Plattformen aus. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Kabelanschlusses zu sichern, sind zudem rechtliche Anpassungen nötig. So muss die Plattformregulierung, die derzeit de facto onlinebasierte Plattformen bevorzugt, angepasst und das Urheber-recht zur Entwicklung neuer Produkte vereinfacht werden.

Auch die Kabelnetzbetreiber können von den Medientrends profitieren. Die Nachfrage der Nutzer nach neuen Inhalten und Services wächst und damit auch ihre Zahlungsbereitschaft. Mit entsprechenden Angeboten können Kabelnetzbe-treiber neue Erlösquellen erschließen. Die Attraktivität des Kabelanschlusses kann durch die Integration von mobilen Produkten in Form von TV Everywhere-Lösungen und Apps zur Fernseh-/Videonutzung erhalten werden. Um die Poten-ziale von TV Everywhere bestmöglich auszuschöpfen, ist der Gesetzgeber gefor-dert, Unklarheiten im Urheberrecht zu bereinigen.

Abb. 32: Clusterung der identifizierten Medienkonsum-Trends

Quelle: Goldmedia Analyse 5/2015

Individualisierte Empfehlungsfunktionen, die Nutzern die Navigation durch die Fülle an Fernseh- und Online-Inhalten erleichtern, sowie Online-Videorecorder kommen dem Verlangen der Nutzer nach zeit- und ortsunabhängigem Medien-konsum entgegen. Letztere bringen zudem neue Erlöspotenziale mit sich, die bis-lang aufgrund rechtlicher Unsicherheiten nicht ausgeschöpft werden können. Weiterhin verkomplizieren fehlende Metadaten über Inhalte und Lizenzrechte die Bereitstellung adäquater Angebote.

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Je größer die Erlöspotenziale und Herausforderungen sind, umso höher ist der

notwendige Handlungsbedarf für die Kabelbranche. Sowohl die Kabelnetzbe-

treiber als auch der Gesetzgeber sind gefordert, auf die Trends zu reagieren: Die

Betreiber wollen neue Services entwickeln, während der Gesetzgeber den dafür

notwendigen Rahmen herstellen und Chancengleichheit im Wettbewerb gewähr-

leisten muss.

Die Technik der Kabelnetzbetreiber ist schon heute dafür geeignet, die wachsen-

den Ansprüche der Nutzer zu bedienen. Der Medienkonsum der Zukunft ist an-

spruchsvoll: individuell und personalisiert, überall und auf mehreren Endgeräten

zugleich sowie plattformunabhängiger und mit dem wachsenden Bedürfnis nach

Premiuminhalten.

Die Kabelnetzbetreiber werden mit neuen Inhalten und Services ihren Beitrag da-

zu leisten, diese hohen Erwartungen zu erfüllen. Der wachsende Wettbewerb

und das sich ändernde Nutzungsverhalten sind für die Netzbetreiber dabei Risiko

und Chance zugleich.

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5 Anhang

5.1 Literaturverzeichnis

ANGA (2015): Das Deutsche Breitbandkabel 2015; online unter http://anga.de/media/file/851.ANGA%20Fact%20Sheet_ Breitbandinternet.pdf, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

ANGA / BITKOM / eco (2015): Stellungnahme ANGA, BITKOM und eco zur No-velle des Filmförderungsgesetzes; online unter: http://www.bitkom.org/files/documents/20150302_Stellungnahme_zur_FFG-Novelle_2017_ANGA_BITKOM_eco_final.pdf, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015.

Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (2014): Sehdauer; online unter: https://www.agf.de/daten/tvdaten/sehdauer/, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015.

Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (2014): Seher; online unter: https://www.agf.de/daten/tvdaten/seher/, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015.

Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung: Durchschnittliche Sehdauer pro Tag/Person 2012-2014; online unter: https://www.agf.de/daten/tvdaten/sehdauer/, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015.

ARD/ZDF (2013): Unterwegsanwendungen 2013 nach Geschlecht und Alter; online unter: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=494, zuletzt abgerufen am: 27.05.2015.

ARD/ZDF (2014): ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 – Häufigkeit der mobilen Internet-nutzung nach Geschlecht, Alter und Bildung 2014; online unter: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=498, zuletzt abgerufen am: 27.05.2015.

BITKOM (2014): App-Markt wächst rasant; online unter: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Pressemitteilung_4106.html, zuletzt abgerufen am: 21.05.2015.

BITKOM (2014): Videostreaming verdrängt nach und nach klassisches TV; online unter: http://www.bitkom.org/de/presse/81149_80851.aspx, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2014): Bericht zum Breitbandatlas Mitte 2014; online unter: http://www.zukunft-breit-band.de/SharedDocs/DE/Anlage/Digitales/bericht-zum-breitbandatlas-mitte-2014-ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

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Bundesnetzagentur (2015): Jahresbericht 2014; online unter: http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Allgemeines/Bundesnetzagen-tur/Publikationen/Berichte/2015/Jahresbericht14barrierefrei.pdf?__blob=publicationFile&v=5, zuletzt abgerufen am: 24.07.2015.

Cable Europe (o. J.): Factsheet „DOCSIS und DOCSIS 3.1“; online unter: http://www.cable-europe.eu/wp-content/uploads/2015/04/DOCSIS-document-A4-02.pdf, zuletzt abgerufen am: 13.07.2015.

deals.com (2015): Film- und Serienkonsum 2015; online unter: http://www.deals.com/umfragen/filme-serien-2015, zuletzt abgerufen am: 29.05.2015.

Deloitte (2013): TV of the future? Aussichten für IP-Video in Deutschland; online unter: http://www.bitkom.org/files/documents/Boehm_l_Deloitte.pdf, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

die medienanstalten (2015): Digitalisierungsbericht 2015; online unter: http://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/Download/ Publikationen/Digitalisierungsbericht/2015/Digitalisierungsbericht_2015_ deutsch.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015.

die medienanstalten (2015): Jahrbuch 2014/2015; online unter: http://www.die-medienanstalten.de/fileadmin/Download/Publikationen/ALM-Jahrbuch/Jahrbuch_2015/ALM_Jahrbuch_2014_2015_finale_Fassung.pdf, zuletzt abgerufen am: 08.09.2015.

Fokusgruppe Connected Home des Nationalen IT-Gipfels (2014): Vor dem Boom – Marktaussichten für Smart Home; online unter: http://www.bitkom.org/files/documents/141023_ Marktaus-sichten_SmartHome.pdf, zuletzt abgerufen an: 27.05.2015.

GfK (2014): Der Videomarkt im Jahr 2014; online unter: http://www.bvv-medien.org/fileadmin/user_upload/ businessreports/JWB2014.pdf, zuletzt abgerufen am: 19.05.2015.

Goldmedia (2014): Video-on-Demand Forecast 2014-2019. Unveröffentlicht.

IPSOS/ANGA (2013): Nachfrage nach innovativen TV-Angeboten steigt; online unter: http://anga.de/presse/pressemitteilungen2/nachfrage-nach-in-novativen-tv-angeboten-steigt?pdf=1, zuletzt abgerufen am: 22.05.2015.

Kabel Deutschland (2015): Technik-Know-how; online unter: http://www.kabelperspektiven.de/details/ausgabe/ausgabe-01-2015/article/technik-know-how-305.html, zuletzt abgerufen am: 01.06.2015.

Kannenberg, A. (2014): Marktforscher: PC-Geschäft schrumpft weiter; online unter: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Marktforscher-PC-Geschaeft-schrumpft-weiter-2414090.html, zuletzt abgerufen am: 28.05.2015t.

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Kursbuch Medienkonsum der Zukunft Seite 55

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Kletschke, T. (2015): Mehr TVs, größere Diagonalen, geringere Umsätze. Nach: Bundesverband Technik des Einzelhandels/Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik/GfK (2015): Consumer Electronics Marktindex Deutschland 2014; online unter: http://invidis.de/2015/02/consumer-tv-markt-deutschland-2014-mehr-tvs-groessere-diagonalen-geringere-umsaetze/, zuletzt abgerufen am: 01.06.2015

Kühberger, H. (2015): Rechtliche Hürden bei der netzwerkseitigen Aufnahme von Fernsehinhalten; online unter: http://www.bka.gv.at/Docs/2015/2/23/OCILION_BIG.pdf, zuletzt abgerufen am: 26.05.2015.

Online Vermarkterkreis im BVDW (2015): MAC Mobile-Report 2015/1; online unter: http://www.ovk.de/ovk/ovk-de/online-werbung/daten-fak-ten/downloads.html, zuletzt abgerufen am: 27.05.2015.

OTARIS (2014): WhatsApp schlägt Facebook in der Nutzungshäufigkeit bei Apps; online unter: http://www.nupex.de/index.php/de/studie-nutzungsverhal-ten/ergebnisse-der-ersten-nupex-feld-studie, zuletzt abgerufen am: 21.05.2015.

Statista nach Eurostat (2014): Anteil der Haushalte in Deutschland mit Internet-zugang 2002 bis 2014; online unter: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/153257/umfrage/haushalte-mit-internetzugang-in-deutschland-seit-2002/, zuletzt abgerufen am: 24.07.2015.

Suissimage (2012): Gemeinsamer Tarif 12 2013-2016 – Vergütung für die Ge-brauchsüberlassung von Set-Top-Boxen mit Speicher und vPVR, Jahresbericht 2012; online unter: http://www.suissimage.ch/fileadmin/content/pdf/3_Nutzer_ Tarife/gt12-de.pdf, zuletzt abgerufen am: 22.05.2015.

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5.2 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Verbreitung von Geräten zum Medienkonsum

in deutschen Haushalten (einschließlich Zweitgeräten) 2015,

in Prozent 9

Abb. 2: Prognose der Anzahl von Connectable Devices

in Deutschland 2013-2019, in Mio. 10

Abb. 3: Verteilung der Empfangswege für lineare Fernsehprogramme

in Deutschland 2015, Anteil an ges. TV-Haushalten in Prozent 11

Abb. 4: Nutzungstendenz von fernsehrelevanten Technologien

in Deutschland 2015, in Prozent 12

Abb. 5: Durchschnittliche TV-Sehdauer pro Tag

nach Altersgruppen 2012-2014 in Deutschland,

nach AGF, in Min. 13

Abb. 6: Prognose der Nutzung von stationären Internet- und

Breitbandanschlüssen in dt. Haushalten (in Mio.) und

deren Anteil an Gesamthaushalten (in %)

in Deutschland 2013-2019 16

Abb. 7: Nutzung von Internetbandbreiten unter Internetnutzern

in Deutschland 2015, in Prozent 16

Abb. 8: Nutzung von Internetbandbreiten unter Kabelkunden

in Deutschland 2015, in Prozent 17

Abb. 9: Nutzung von UMTS und LTE von Nutzern des

mobilen Internets in Deutschland 2015, in Prozent 18

Abb. 10: Nutzung von Informationsquellen und Trends, um auf

Bewegtbildinhalte aufmerksam zu werden 2015, in Prozent 19

Abb. 11: Relative Nutzungsveränderung von Informationsquellen,

um auf Bewegtbildinhalte aufmerksam zu werden 2015,

in Prozent 20

Abb. 12: Interesse an Funktionen von elektronischen Programmführern

und Recommendation Engines 2015, in Prozent 21

Abb. 13: Meinungen zur Platzierung von Inhalten

in Ergebnislisten 2015, in Prozent 23

Abb. 14: Meinungen zur Kanalbelegung im TV

in Deutschland 2015, in Prozent 24

Abb. 15: Nutzungstendenz von Technologien zur Aufnahme von

Fernsehinhalten 2015, in Prozent 25

Abb. 16: Interesse an Funktionen von digitalen

Festplattenrecordern 2015, in Prozent 26

Abb. 17: Nutzungstendenzen des Fernsehens nach Altersgruppen

in Deutschland 2015, in Prozent 29

Abb. 18: Einfluss von Videostreaming auf die klassische

Fernsehnutzung 2014, in Prozent 30

Abb. 19: Nachfrage nach schnellerer Internetverbindung

nach Altersgruppen in Deutschland 2013, in Prozent 31

Abb. 20: Nutzungstendenz von klassischem TV und ausgewählten

onlinebasierten Angeboten in Deutschland 2015, in Prozent 32

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Abb. 21: Anzahl der VoD-Nutzer in Deutschland,

Sept. 2014 bis Mai 2015, in Prozent der Onliner 34

Abb. 22: Nutzungstendenz von ausgewählten

Video-on-Demand-Angeboten in Deutschland 2015, in Prozent 35

Abb. 23: Entwicklung der Zahl der Smartphone- und Tablet-Nutzer

in Deutschland 2012–2019, in Mio. 37

Abb. 24: Verfügbarkeit von Multi-Screen-Geräten in

Deutschland 2012–2019, in Mio. Haushalten 38

Abb. 25: Nutzung mobiler Endgeräte zum Abruf von

Fernsehen/Videos nach Situation

in Deutschland 2015, in Prozent 39

Abb. 26: Interesse an TV Everywhere (Multi-Screen-Nutzung)

in Deutschland 2015, in Prozent 40

Abb. 27: Nutzung von Apps für die Wiedergabe von

Fernsehinhalten/Videos in Deutschland 2015, in Prozent 41

Abb. 28: Second-Screen-Aktivitäten während der

TV-Nutzung 2015, in Prozent 45

Abb. 29: Interesse an neuen Nutzungsmöglichkeiten

von Smart TVs 2015, in Prozent 46

Abb. 30: Interesse an Premiuminhalten 2015, in Prozent 47

Abb. 31: Zusammenfassung der Trends: Medienkonsum der Zukunft 50

Abb. 32: Clusterung der identifizierten Medienkonsum-Trends 51

5.3 Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Internetangebote einzelner Kabelnetzbetreiber nach

Downloadgeschwindigkeiten in Mbit/s 2015 (Auswahl) 15

Tab. 2: Hotspot-Angebote der Kabelnetzbetreiber in Deutschland 2015 43