Lebensordnung eines Christen - Alfons von Liguori

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    Lebensordnung eines Christen

    Hl. Alfons Maria von Liguori

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort ..................................................................................................................................................................................... 1Kurzgefasste Lebensordnung eines Christen .................................................................................................................. 3Kurze Belehrungen ber das Gebet fr jeden, wessen Standes er sein mge, welcher sein Heil wirken will. 9Lebensregeln .......................................................................................................................................................................... 11Kurzer Inbegriff der Tugenden, in welchen sich eine Seele ben mu, die ein vollkommenes Leben fhrenund sich heiligen will. .......................................................................................................................................................... 13Geistliche Sprche und Grundstze, die man sich einprgen soll ............................... ............................... .............. 18Fromme Gedanken und Erwgungen, um die heilige Liebe zu Gott und die Andacht zur allerseligsten

    Jungfrau in unserem Herzen zu erwecken ..................................................................................................................... 21Personenverzeichnis ............................................................................................................................................................ 25Empfehlungen fr weiterfhrende Literatur: ............................. ................................ ................................. .................. 26

    Vorwort

    In einem Breve vom 25. November 1846 schrieb Papst Pius IX. ber die aszetischen Wer-

    ke des hl. Alfons Maria von Liguori (1696-1787): Die Bcher dieses heiligen und berausgelehrten Mannes, in denen sich eine wunderbar zarte Frmmigkeit ausspricht, atmen al-lerwrts eine innige Liebe zu Jesus Christus und ein groes Vertrauen auf seine Verdiensteund seine Barmherzigkeit; sie regen mchtig an zur Verehrung der seligsten Jungfrau undder Heiligen des Himmels; sie befrdern den hufigen Empfang der heiligen Sakramenteund bieten eine reiche Flle der trefflichsten Mahnungen, Ratschlge und Vorschriften,durch welche in wirksamster Weise zur Sicherung des Seelenheils der Glubigen beigetra-gen wird.

    Im Lichte dieser Empfehlung bergeben wir dem Leser das vorliegende Werk des Heili-gen. Sicherlich entsprnge es einer allzu engen und ngstlichen Haltung, wollte man sichverpflichtet fhlen, alle Details der vorliegenden Lebensordnung eines Christen unbese-hen auf sich selbst anzuwenden. Alfons zeichnet ein hohes Idealbild des christlichen Le-bens, und der mndige Leser wird fhig sein, dort Abstriche zu machen, wo die objektivenLebensumstnde eine wrtliche Umsetzung nicht erlauben. Ich denke etwa an die Empfeh-lung der vielen tglichen Frmmigkeitsbungen, die zusammengenommen ein Ausma anZeit beanspruchen, das nicht jedem zur Verfgung steht. Der unkluge Versuch einer un-flexiblen Anwendung auf die eigenen Verhltnisse knnte zur Entmutigung und schlie-

    lich zur gnzlichen Aufgabe des religisen Lebens fhren, was den Intentionen des Heili-gen gerade entgegengesetzt wre. Auf der anderen Seite darf man sicherlich ohne Gefahr,den Leser zu beleidigen, annehmen, da die meisten Glubigen eher der umgekehrten Ver-

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    suchung ausgesetzt sind, nmlich das religise Leben zu vernachlssigen. Man brauchtsich nur die Stichfrage zu stellen, wem man mehr Zeit schenkt, dem lieben Gott oder demFernseher, um schlagartig zu erkennen, wo man steht. In dieser Beziehung kann uns derhl. Alfons mit seiner Schrift ein heiliger Ansporn zur Gromut sein, auf da wir Gott wirk-lich an die erste Stelle in unserem Leben setzen und ihm das Ausma an Zeit schenken, das

    ihm im Rahmen unserer Lebensverhltnisse gebhrt. Das vorliegende Werk ist nichts an-deres als ein Reflex der Hochherzigkeit und des glhenden Seeleneifers des Heiligen sel-ber, der den Ehrennamen Doctor zelantissimus trgt.

    Am 7. Juli 1871 schrieb Pius IX. ber den Heiligen: Alfons hat, einzig und allein auf dieEhre Gottes und das geistliche Wohl der Menschen bedacht, sehr viele Bcher voll heili-ger Gelehrsamkeit und Frmmigkeit geschrieben, um durch die verwickelten, teils zu mil-den, teils zu strengen Lehren der Theologen einen sicheren Weg zu bahnen, auf welchemdie Seelenfhrer ohne Ansto wandeln knnten... Darum wollen Wir durch gegenwrtiges

    Schreiben kraft Unserer apostolischen Machtvollkommenheit dem hl. Alfons Maria vonLiguori, dem Stifter der Kongregation des allerheiligsten Erlsers und Bischofe von S.Agata dei Goti, den Titel des Kirchenlehrers besttigen oder, sofern es ntig ist, neuer-dings zuerkennen, so zwar, da Alfons auf dem ganzen katholischen Erdkreis allezeit alsKirchenlehrer angesehen werde... Auerdem wollen und verordnen Wir, da seine Bcher,Kommentare, Abhandlungen und alle seine sonstigen Schriften gleich denen der anderenKirchenlehrer nicht nur privatim, sondern auch ffentlich an den Gymnasien, Akademien,Schulen, Kollegien, bei Vorlesungen, Disputationen, Schriflauslegungen, Predigten, Konfe-renzen, sowie bei allen kirchlichen Studien und christlichen bungen zitiert und, wie es

    den Umstnden angemessen ist, verwendet werden.

    Dies schrieb der Papst zur Erklrung und Besttigung des von der Ritenkongregation am23. Mrz 1871 ergangenen Dekrets, mit welchem Alfons zum Kirchenlehrer erhoben wur-de, 651 Tage vor der Geburt der jngsten Kirchenlehrerin, der kleinen hl. Theresia, mitwelcher der hl. Alfons eine Geistesvenwandtschaft verband, auf die hinzuweisen ich imVorwort zu einem anderen Werk des Heiligen1 bereits Gelegenheit hatte.

    Kln, den 20. November 1997

    P. Engelbert Recktenwald

    1Die Art und Weise, vertraulich mit Gott umzugehen Kisslegg 1997.

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    Kurzgefasste Lebensordnung eines Christen

    I.

    Sobald man des Morgens aufgestanden ist, soll man folgende Gebete verrichten.

    1. Mein Gott, ich bete Dich an, ich liebe Dich von ganzem Herzen, und ich danke Dir fralle Wohltaten, die Du mir erwiesen, besonders dafr, da Du mich diese Nacht erhaltenhast.

    2. Ich opfere Dir alles auf, was ich heute tun und leiden werde, ich vereinige es mit allem,was Jesus und Maria getan und gelitten haben, und mache zugleich die Meinung, alle Ab-lsse zu gewinnen, die ich gewinnen kann.

    3. Ich nehme mir vor, o Herr, mich vor aller Snde zu hten, und bitte Dich, Deine scht-zende Hand ber mich zu halten, damit ich Dich nicht neuerdings beleidige und verrate.Mutter meines Herrn und meine Mutter Maria, bewahre mich unter deinem Schutzmantel.Mein heiliger Schutzengel und meine heilige Schutzpatrone, steht mir bei.

    Zum Schlu ein Vater unser, ein Ave Maria und den Glauben, und sodann noch drei AveMaria zu Ehren der unbefleckten Reinheit der allerseligsten Jungfrau.

    II.

    Im Verlaufe des Tages soll man, sobald es geschehen kann, durch eine halbe Stunde dasinnerliche oder betrachtende Gebet ben. Die Betrachtung ist zwar nicht unbedingt not-wendig, um sich im Stande der Gnade zu erhalten, aber sie ist moralisch notwendig, dasheit: diejenigen, die sie nicht ben, werden schwer im Stande der Gnade ausharren, undzwar aus einem doppelten Grunde. Der erste Grund ist: weil man die ewigen Wahrheiten

    nicht mit den leiblichen Augen sehen kann, sondern nur mit den Augen des Geistes, wennman sich nmlich daran erinnert, sie erwgt und so auf geistliche Weise sich vor Augenstellt. Wer also nicht betrachtet, sieht diese Wahrheiten nicht, und weil er sie nicht sieht,sieht er auch nicht, wie wichtig das Geschft seines ewigen Heiles ist, und er sieht wederdie Hindernisse und Gefahren, die ihn umgeben, noch die Mittel, die er dagegen anzuwen-den lernt: und so wird es ihm sehr schwer sein, sein Heil zu wirken. Der zweite Grund ist:weil eine Seele, welche nicht betrachtet, auch das Bittgebet nicht bt, das Bittgebet aber zuunserem Heile unbedingt notwendig ist, nicht blo, weil es uns Gott geboten hat, sondernauch, weil es an und fr sich ein unerlliches Mittel ist, um die gttlichen Gebote zu er-

    fllen. Denn nach dem gewhnlichen Wege der gttlichen Vorsehung gewhrt der Herrseinen Beistand den Erwachsenen nur dann, wenn Er darum gebeten wird. Wer aber nichtbetrachtet, erkennt nur wenig oder gar nicht seine geistlichen Bedrfnisse und die Not-

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    wendigkeit des Gebetes, um den Versuchungen zu widerstehen und sein Heil zu wirken: erbetet deshalb wenig oder gar nicht, und wenn er nicht betet, wie er soll, wird er ganz ge-wi zu Grunde gehen. Der gottselige Bischof Palafor sagt: Wie wird uns der Herr die Be-harrlichkeit verleihen, wenn wir Ihn nicht darum bitten? Wie werden wir Ihn aber darumbitten, wenn wir nicht betrachten? Die heilige Theresia dagegen sagt, da derjenige, der

    das Gebet bt, nicht lange in der Snde bleiben werde; denn er werde entweder das Gebetoder die Snde lassen, weil Gebet und Snde nicht nebeneinander bestehen knnen.

    III.

    Was nun die Art und Weise, das innerliche oder das betrachtende Gebet zu ben, betrifft,so ist vor allem zu bemerken, da dasselbe aus drei Teilen besteht: aus der Vorbereitung,der eigentlichen Betrachtung und dem Schlu.

    Zur Vorbereitung soll man drei Akte erwecken: des Glaubens an die Gegenwart Gottes,der Demut und des Bittgebetes, indem man Gott um Erleuchtung bittet. Man kann zu die-sem Ende sprechen: 1. Mein Gott, ich glaube, da Du mir gegenwrtig bist. Ich bete Dichan, ich liebe Dich ber alles. 2. Mein Gott, ich sollte wegen meiner Snden jetzt schon inder Hlle sein; ich bereue es aus dem Grunde meines Herzens, Dich beleidigt zu haben. 3.Himmlischer Vater, ich bitte Dich durch die Liebe zu Jesus und Maria: erleuchte mich indieser Betrachtung, damit sie mir zum Nutzen und zum Heile meiner Seele gereiche. So-dann bete man ein Ave Maria zur allerseligsten Jungfrau und ein Ehre sei Gott etc. zumheiligen Schutzengel.

    Zum Gegenstande der Betrachtung whle man sich die ewigen Wahrheiten, vorzglichaber das Leiden Jesu Christi, auf welches man, wenigstens von Zeit zu Zeit, immer wiederzurckkommen soll. Man lese sodann aufmerksam den Punkt der Betrachtung und verwei-le bei jenen Gedanken oder Vorstellungen, durch welche man sich am meisten ergriffenoder gerhrt fhlt. Es ist jedoch zu bemerken, da die eigentliche Frucht und der Nutzendas betrachtenden Gebetes nicht so sehr im Nachdenken und im Erwgen der Wahrheiten,sondern vielmehr darin besteht:

    1. Da man Anmutungen erwecke: der Demut, des Vertrauens, der Liebe, der Reue unddes Schmerzes ber seine Snden, der Aufopferung, der Ergebung in den Willen Gottesetc. 2. Da man das Bittgebet be, und vorzglich Gott um die Beharrlichkeit und um dieheilige Liebe bitte. 3. Da man Vorstze mache, und zwar nicht blo im allgemeinen, son-dern da man sich insbesondere vornehme, einen gewissen Fehler zu meiden, eine gewissebse Neigung zu bekmpfen oder sich in einer gewissen Tugend zu ben.

    Zum Schlu soll man wieder drei Akte erwecken:

    1. Mein Gott, ich danke Dir fr alle Erleuchtungen, die Du mir in dieser Betrachtung ver-liehen hast. 2. Ich erneuere die Vorstze, die ich gefat habe. 3. Ich bitte Dich, o mein Gott,

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    um die Gnade, sie auszufhren. Auch soll man jedesmal die armen Seelen im Fegefeuer unddie Snder der Barmherzigkeit Gottes anempfehlen.

    Von grter Wichtigkeit ist es, da man die gewohnte Betrachtung niemals unterlasse,mge man sich auch noch so kalt und unaufgelegt fhlen, und mge der berdru, den

    man dabei empfindet, noch so gro sein; denn dadurch wrde die Seele, wie die heiligeTheresia sagt, sich selbst den Himmel verschlieen und die Hlle aufschlieen. Endlich istnoch zu bemerken, da Papst Benedikt XIV. allen Glubigen, welche durch einen Monattglich eine halbe Stunde auf das betrachtende Gebet verwendet haben, wenn sie beichtenund kommunizieren, einen vollkommenen Abla, und auerdem noch einige unvollkom-mene Ablsse fr jeden einzelnen Tag verliehen hat.

    IV.

    Man soll tglich die heilige Messe hren, wodurch man gleichfalls mehrere Ablsse ge-winnen kann. Die Hauptsache jedoch ist: da denjenigen, welche andchtig der heiligenMesse beiwohnen, die Verdienste des Leidens Jesu Christi insbesondere zugewendet wer-den. Dieses heiligste Opfer ist zu einem vierfachen Zwecke eingesetzt worden: Um Gott zuehren und zu verherrlichen; um Ihm fr alle uns erwiesenen Wohltaten zu danken; um frUnsere Snden genugzutun; und um die Gnaden zu verlangen, deren wir bedrfen. Des-halb soll man auch bei Anhrung der heiligen Messe eine vierfache Meinung machen undsprechen:

    Himmlischer Vater, ich bringe Dir in diesem hochheiligen Opfer deinen eingeborenenSohn Jesus Christus dar und alle Verdienste seines Leidens und Sterbens: 1. Zur Ehre undVerherrlichung deiner gttlichen Majestt. 2. Zur Danksagung fr alle mir erwiesenenWohltaten. 3. Zur Genugtuung fr meine Snden und die Snden aller Lebenden und Ab-gestorbenen, die im Stande der Gnade sind. 4. Um alle Gnaden zu erlangen, die mir zumeinem ewigen Heile notwendig sind.

    Wenn der Priester die Hostie erhebt, spreche man: Mein Gott, ich bitte Dich durch deineLiebe zu deinem eingeborenen Sohne Jesus Christus: verzeihe mir alle meine Snden und

    verleihe mir die Gnade der Beharrlichkeit. Wenn der Priester den Kelch erhebt: MeinGott, ich bitte Dich durch das kostbare Blut Jesu Christi: verleihe mir die Gnade, Dich al-lezeit zu lieben in diesem und in dem anderen Leben. Wenn der Priester kommuniziert,soll man geistlicher Weise kommunizieren und sprechen: Mein Jesus, ich liebe Dich, meineSeele sehnt sich nach Dir, ich umfange Dich, wie wenn Du in mir gegenwrtig wrst, ichwill mich nie wieder von Dir trennen.

    V.

    Man soll tglich eine halbe oder doch eine Viertelstunde auf die Lesung eines geistlichenBuches verwenden; am besten ist es, hierzu das Leben eines Heiligen zu whlen.

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    VI.

    Man soll nicht unterlassen, tglich das allerheiligste Sakrament zu besuchen und dabeiwenigstens die nachfolgenden Anmutungen erwecken: 1. Mein Jesus, ich danke Dir, da

    Du Dich uns in diesem allerheiligsten Sakramente hinterlassen hast aus Liebe zu uns. 2.Ich liebe Dich, o mein hchstes Gut, von ganzem Herzen und ber alles, und weil ich Dichliebe, bereue ich alle Snden, durch welche ich Dich beleidigt habe, die schweren und diellichen. 3. Mein Jesus, ich bitte Dich: verleihe mir die Gnade der Beharrlichkeit und Dei-ne heilige Liebe. Zugleich soll man auch die allerseligste Jungfrau in einem ihrer Bildnissebesuchen und sie um ihre Frsprache bitten, um diese beiden Gnaden: die Beharrlichkeitund die heilige Liebe zu erlangen.

    VII.

    Man soll abends immer sein Gewissen erforschen und sodann die drei gttlichen Tugen-den: Glauben, Hoffnung und Liebe erwecken.

    VIII.

    Man soll beichten und kommunizieren wenigstens einmal in der Woche, und wenn es seinkann, mit Erlaubnis des Beichtvaters auch fters. Vor der Beichte spreche man: Ich dankeDir, o mein Gott, da Du mich bis jetzt erwartet hast. Ich hoffe, da Du mir um der Ver-

    dienste Jesu Christi willen alle Beleidigungen verzeihen wirst, die ich Dir zugefgt habe.Ich bereue sie von ganzem Herzen, weil ich dadurch die Hlle verdient und den Himmelverloren habe, noch mehr aber, weil ich dadurch Dich, die unendliche Gte, beleidigt habe.Dies schmerzt mich im Grunde meiner Seele; ich hasse und verabscheue deshalb alle meineSnden mehr, als jedes andere bel, und nehme mir fr die Zukunft vor, lieber zu sterben,als Dich wieder zu beleidigen.

    Nach der Beichte soll man Gott danken fr die hoffentlich erlangte Verzeihung, den Vor-satz, Ihn nicht mehr zu beleidigen und alle Gelegenheit zur Snde zu meiden, erneuern,

    und Jesus und Maria um die heilige Beharrlichkeit bitten.

    Die Kommunion ist, wie das Konzil von Trient sagt, das groe Heilsmittel, das uns vonden tglichen Snden befreit und vor den Todsnden bewahrt. Wer fters kommuniziert,wird mehr von den Snden befreit werden und grere Fortschritte in der Liebe Gottesmachen, und es gengt hierzu, da man das aufrichtige Verlangen habe, Gott immer mehrzu lieben und sich immer mehr mit Ihm zu vereinigen. Um jedoch reichlichere Frchte ausder Kommunion zu ziehen, soll man trachten, nach derselben wenigstens eine halbe Stundeauf die Danksagung zu verwenden, und whrend dieser Zeit fromme Anmutungen erwe-

    cken oder sich zu diesem Ende eines Andachtsbuches bedienen. Jedoch darf man, was diehufige Kommunion betrifft, nicht eigenmchtig verfahren, sondern man mu sich hierin

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    ganz nach dem Rate und den Vorschriften seines Gewissensfhrers richten.

    IX.

    Man soll sich deshalb einen Beichtvater whlen, zu dem man Vertrauen hat, sich mit dem-

    selben ber alle geistlichen, und auch ber die wichtigeren zeitlichen Angelegenheiten be-raten, sich von ihm leiten lassen und ihn ohne eine wichtige Ursache nicht verlassen. Derheilige Philipp Neri sagte: Wer auf den Wegen Gottes Fortschritte machen will, soll sicheinem Beichtvater anvertrauen, der die ntige Wissenschaft und Einsicht besitzt, und ihman Gottes Statt gehorchen; er ist dann sicher, da er ber das, was er im Gehorsam getanhat, Gott keine Rechenschaft ablegen wird. Und dies grndet sich auf den Ausspruch desHerrn, der im Evangelium sagt, da Ihn hre, wer seine Diener hrt. Wer euch hrt, der

    hrt mich (Lk 10,16). Ein sehr wirksames Mittel, seine Gewissensangelegenheiten und

    seinen ganzen Wandel in gute Ordnung zu bringen, ist die allgemeine Lebensbeichte. Wer

    sie also noch nicht gemacht hat, soll sie ablegen, und es wird sehr gut sein, wenn er sie beiseinem Gewissensfhrer ablegt, damit derselbe in der geistlichen Leitung sich darnachrichten knne.

    X.

    Man soll allen Miggang, die schlechten Gesellschaften, die leichtfertigen Reden und vorallem die bsen Gelegenheiten meiden, besonders diejenigen, die mit der Gefahr der Unen-thaltsamkeit verbunden sind. Deshalb ist es auch notwendig, die Augen im Zaum zu halten

    und sich vor dem Anblicke gefhrlicher Gegenstnde zu hten. Es ist unmglich, sich imStande der Gnade zu erhalten, wenn man die freiwilligen gefhrlichen Gelegenheiten nichtmeidet, besonders wenn jemand aus Erfahrung wei, da solche Gelegenheiten ihn schonfrher fters zum Falle gebracht hatten. Wer die Gefahr liebt, kommt darin um.

    XI.

    In allen Versuchungen soll man sich weder auf seine eigenen Krfte noch auf seine Vorst-ze und Versprechungen verlassen, sondern sein Vertrauen einzig und allein auf den gttli-

    chen Beistand setzen, und deshalb sogleich zu Gott und der heiligsten Jungfrau seine Zu-flucht nehmen. Was insbesondere die Versuchungen gegen die Reinheit betrifft, mu manachthaben, sich mit denselben nicht in einen Wortwechsel einzulassen. Manche setzen derVersuchung Beteuerungen entgegen, da sie nicht einwilligen wollen; aber auch dieseschweben immer noch in groer Gefahr. Das Beste und Sicherste in solchen Fllen ist: denVorsatz zu machen, eher sterben zu wollen, als Gott zu beleidigen; sodann aber unverzg-lich, ohne weitere Verhandlung mit der Versuchung, sich mit dem heiligen Kreuzzeichenzu bezeichnen, sich dem Schutze Gottes und der seligsten Jungfrau anzuempfehlen undoftmals die heiligsten Namen Jesus und Maria anzurufen. Diese heiligsten Namen haben

    eine besondere Kraft gegen alle unreinen Vorstellungen und Regungen, und darum sollman nicht ablassen, sie anzunehmen, solange die Versuchung dauert. Wir haben aus uns

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    selbst nicht die Kraft, der Sinnenlust, diesem furchtbaren und gewaltigen Feinde, zu wi-derstehen, aber Gott verleiht diese Kraft jedem, der Ihn darum bittet. Wer dann nicht be-tet, wird berwunden werden. Ebenso soll man auch verfahren in den Versuchungen widerden Glauben. Ohne sich in eine Verhandlung einzulassen, soll man beteuern, da man be-reit sei, fr den heiligen Glauben zu sterben, und nicht so sehr Akte des Glaubens, als

    vielmehr andere fromme Akte: der Liebe, der Reue, der Hoffnung etc. erwecken.

    XII.

    Wenn man einen Fehler begangen hat, der jedoch nur eine lliche Snde ist, soll mansogleich einen Akt der Liebe zu Gott und der Reue erwecken, den Vorsatz machen, sich zubessern, und sodann in Frieden bleiben, ohne sich weiter zu beunruhigen. Die Unruhe hie-rber wre ein neuer und noch viel grerer Fehler und das belste, was man tun knnte,weil man nicht im Stande ist, etwas Gutes zu tun, wenn das Gemt unruhig und verwirrt

    ist. Sollte man aber so unglcklich gewesen sein, in eine schwere Snde zu fallen, so sollman unverzglich einen Akt der vollkommenen Liebesreue erwecken, durch welchen mandie Gnade Gottes wieder erlangt, einen festen Vorsatz fassen und so bald als mglich zurBeichte gehen.

    XIII.

    Man soll die Predigten nicht versumen und das Wort Gottes anhren, sooft es geschehenkann. Sehr heilsam ist es auch, alle Jahre die geistlichen Exerzitien zu machen, und zu die-

    sem Ende, wenn eine Gelegenheit hierzu vorhanden ist, sich in das Haus einer geistlichenGemeinde zurckzuziehen; wenn aber dies nicht tunlich ist, sich wenigstens zu Hausedurch acht Tage auf das Gebet, geistliche Lesungen und fromme bungen zu verlegen,und whrend dieser Zeit sich von allen Zerstreuungen, die nicht notwendig sind und nurzur Unterhaltung dienen, mglichst ferne zu halten. Ferner soll man, wenn die Verhltnis-se es erlauben, in eine Bruderschaft oder weltliche Kongregation eintreten, in welcher derftere Empfang der heiligen Sakramente in bung ist. Man darf jedoch hierbei keine ande-re Absicht haben als die Frderung seines Seelenheiles. Wer in solche Kongregationen ein-tritt und sie besucht, um die zeitlichen Angelegenheiten derselben zu besorgen, um das

    Regiment zu fhren oder um zu streiten, wird vielmehr Schaden als Nutzen davon haben.Um nahrhaft einen Gewinn daraus zu ziehen, darf man nur seine Seele und die geistlichenbungen dabei im Augen haben.

    XIV.

    Jeder soll bedacht sein, in allen Widerwrtigkeiten, die ihm zustoen: wenn er erkrankt,wenn er verfolgt wird, wenn er groe Verluste erlitten hat etc., sich vollkommen mit demWillen Gottes zu vereinigen, sich damit zu beruhigen und zu sprechen: Gott will es so,

    und so will auch ich es; oder: Gott hat es so gewollt, sein Wille geschehe. Wer sich auf die-se Weise in allen Leiden und Widerwrtigkeiten dieses Lebens in den Willen Gottes er-

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    gibt, wird sich groe Verdienste fr die Ewigkeit erwerben und allezeit den Frieden desHerzens bewahrend. Wer sich dagegen in den Willen Gottes nicht ergibt, ladet sich einedoppelte Last auf; denn leiden mu er doch, er mag wollen oder nicht, und dann wird erauch noch die Strafe fr seine Ungeduld erleiden mssen.

    XV.

    Jeder soll eine besondere und zrtliche Andacht zur allerseligsten Jungfrau in seinem Her-zen tragen, und um diese besondere Andacht auch durch die Tat zu beweisen, tglich eini-ge fromme bungen zu ihren Ehren verrichten, wie es alle ihre Diener und besonderenVerehrer zu tun pflegen. Und in dieser Beziehung, mein Leser, empfehle ich dir folgendes:

    1. Unterlasse nie morgens, wenn du aufgestanden bist, und abends, bevor du zu Bett gehst,drei Ave Maria zu Ehren der unbefleckten Reinheit der seligsten Jungfrau zu beten und sie

    zu bitten, da sie dich vor aller Snde bewahren mge. 2. Unterlasse auch nicht, tglichetwas in einem Buche zu lesen, das von Unserer Lieben Frau handelt, wenn es auch nurganz wenig wre. Bete ferner tglich die Lauretanische Litanei und den Rosenkranz, undbetrachte dabei die Geheimnisse. 3. Sooft du ausgehst und nach Hause zurckkehrst, bittedie Gottesmutter mit einem Ave Maria um ihren Segen, und begre sie ebenso, sooft duan einem ihrer Bildnisse vorbergehst. 4. Sooft du die Uhr schlagen hrst, bete gleichfallsein Ave Maria, und sprich sodann: Jesus und Maria, Euch liebe ich, gebt nicht zu, da ichEuch durch eine Snde beleidige. 5. Faste endlich an den Samstagen und den Vorabendender sieben Hauptfeste der heiligsten Jungfrau, und halte vor diesen Hauptfesten Novenen

    oder neuntgige Andachten, in welchen du diejenigen Buwerke ben kannst, die dir deinBeichtvater erlauben wird. brigens sollst du solche neuntgige Andachten auch vorWeihnachten, vor Pfingsten und vor dem Feste deines heiligen Namenspatrons halten.

    Kurze Belehrungen ber das Gebet fr jeden, wessen Standes er sein m-ge, welcher sein Heil wirken will.

    Gott will das Heil aller Menschen: Er will, da alle Menschen selig werden (1 Tim 2,4).

    Gott ist auch bereit, allen die ntigen Gnaden zu verleihen, um ihr Heil zu wirken, aber Ergewhrt sie nur denjenigen, die Ihn darum bitten. Er gibt, aber Er gibt nur den Bitten-den, sagt der heilige Augustinus (In Psalm 100). Es ist deshalb die einstimmige Lehre derTheologen und der heiligen Vter, da das Gebet fr alle Erwachsene ein notwendigesMittel sei, um selig zu werden, weil derjenige notwendig zu Grunde geht, der nicht betetund es unterlt, von Gott die rechtzeitige Hilfe zu begehren, um die Versuchungen zuberwinden und die empfangene Gnade zu bewahren.

    Gott dagegen kann nicht unterlassen, uns die Gnaden zu gewhren, um die wir Ihn bitten,weil Er es uns verheien hat. Rufe zu mir, und ich werde dich erhren (Jer 33,3). Was

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    ihr immer wollt, bittet, und es wird euch geschehen (Joh 15,7). Bittet, und es wird euch

    gegeben werden (Mt 7,7). Diese Verheiungen beziehen sich nicht auf die zeitlichen G-ter; denn diese verleiht Gott uns nur, wenn sie uns zu unserem Seelenheile gereichen; diegeistlichen Gnaden aber hat Er unbedingt allen versprochen, die Ihn darum bitten, undfolglich ist Er verpflichtet, sein Versprechen zu erfllen. Indem Er versprach, hat Er sich

    zu unserem Schuldner gemacht, sagt der heilige Augustinus (De Verb. Dom. Serm. 2).

    Gott hat uns aber nicht blo versprochen, unsere Gebete zu erhren, sondern Er hat unszu dem Gebete unter einer schweren Snde verpflichtet: Bittet, und es wird euch gegeben

    werden (Mt 7,7). Man mu allezeit beten (Lk 18,1). Diese Worte: Betet, Man mu

    schlieen, wie der heilige Thomas lehrt (III, 39,5), ein eigentliches und strenges Gebot insich, welches uns fr unser ganzes Leben verpflichtet, besonders aber, wenn wir in Todes-gefahr oder in der Gefahr sind, eine schwere Snde zu begehen; denn wer dann nicht zuGott seine Zuflucht nimmt, wird ganz gewi unterliegen. Und wer bereits in die Ungnade

    Gottes gefallen ist, begeht eine neue Snde, wenn er Gott nicht bittet, ihm beizustehen,um aus seinem unseligen Stande in den Stand der Gnade zurckzukehren. Wie kann eraber Erhrung finden, da er ein Feind Gottes geworden ist? Gott wird ihn dennoch erh-ren, wenn er sich demtigt und Gott mit zerknirschtem Herzen bittet, ihm zu verzeihen:denn es steht im Evangelium geschrieben: Jeder, der bittet, empfngt (Lk 11,10). Jeder,heit es; und folglich hat Gott verheien, nicht blo die Gerechten, sondern auch die Sn-der zu erhren. Und an einem anderen Orte der Heiligen Schrift sagt der Herr: Rufe zu

    mir, und ich werde dich erretten (Ps 49,15). Rufe zu mir, und ich werde dich von der ewi-gen Verdammnis befreien, die schon ber dich ausgesprochen ist.

    Es wird sich daher keiner, der in der Snde stirbt, am Tage des Gerichtes entschuldigenknnen. Es wird ihm nichts fruchten, sich darauf zu berufen, da er nicht die Kraft gehabthabe, den Versuchungen, die ihn berfielen, zu widerstehen; denn der Herr wird ihm ant-worten: Wenn du diese Kraft nicht hattest, warum hast du mich nicht darum gebeten: ichwrde sie dir verliehen haben. Und nachdem du in die Snde gefallen warst, warum hastdu nicht zu mir deine Zuflucht genommen: ich wrde dich davon befreit haben.

    Wenn du dich also, mein Leser, im Stande der Gnade erhalten und selig werden willst, so

    mut du oft den Herrn bitten, seine schtzende Hand ber dich zu halten. Das Konzil vonTrient hat erklrt, da der allgemeine Beistand, welchen Gott allen Menschen verleiht,nicht gengt, um im Stande der Gnade zu verharren, sondern da hierzu ein besondererBeistand erfordert wird, den man nur durch das Gebet erlangt (Sess. 6, cap. 13., can. 22).Deshalb ist es die einstimmige Lehre der Theologen, da jeder unter einer schweren Sndeverpflichtet ist, sich fters Gott anzuempfehlen und Ihn um die Gnade der Beharrlichkeitzu bitten, wenigstens einmal in jedem Monate. Dies ist jedoch nur im allgemeinen gespro-chen; denn wenn sich jemand in gefhrlichen Lagen oder Gelegenheiten befindet, so ist erviel fter verpflichtet, Gott um die Gnade der Beharrlichkeit zu bitten. Ein vorzgliches

    Mittel aber, um diese Gnade sicher zu erlangen, ist die besondere und zrtliche Andachtzur Gottesmutter, welche die Mutter der Beharrlichkeit genannt wird. Wer diese besonde-

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    re Andacht nicht hat, wird schwer ausharren, weil, wie der heilige Bernhard sagt, alleGnaden, besonders aber die Gnade der Beharrlichkeit, welche die grte von allen ist, unsnur durch Maria zukommt.

    Wollte Gott, da die Prediger mehr darauf bedacht wren, ihren Zuhrern dieses groe

    Heils- und Gnadenmittel, das Gebet, ans Herz zu legen. Einige sprechen in den Fasten-predigten kaum ein oder das andere Mal davon, und dann nur wie im Vorbergehen, wh-rend sie doch eigens und oftmals, und gleichsam in jeder Predigt, davon sprechen sollten.Sie werden einst vor Gott eine schwere Rechenschaft ablegen mssen, wenn sie dies unter-lassen. Ebenso richten viele Beichtvter ihr Augenmerk nur darauf, da die Beichtkinderden Vorsatz machen, Gott nicht mehr zu beleidigen, ohne sich die Mhe zu geben, ihnendas Gebet einzuschrfen, sooft sie von einer Versuchung berfallen werden und in Gefahrsind, in eine Snde zu fallen. Wenn aber die Beichtkinder in einer heftigeren Versuchungnicht beten und Gott nicht um seinen Beistand und um die Kraft zum Widerstande bitten,

    so werden ihnen alle ihre Vorstze nichts helfen; das Gebet allein kann sie retten. So vielist gewi: wer betet, wird selig werden, und wer nicht betet, wird zu Grunde gehen.

    Und darum, mein Leser, ich wiederhole es: wenn du selig werden willst, bitte Gott unab-lssig, da Er dich erleuchten und strken wolle, damit du nicht in die Snde fallest. Undbitte Ihn um diese Gnade instndig, dringend, ja mit Ungestm. Es ist dies ein Ungestm,das Gott sehr wohlgefllig ist. Diese ungelegenen Bitten kommen dem Herrn immer ge-legen, sagt der heilige Hieronymus. Unterlasse nicht, Gott an jedem Morgen zu bitten,da Er dich an diesem Tage vor der Snde bewahren wolle. Und wenn dir ein bser Ge-

    danke entweder von selbst in den Sinn kommt oder bei irgend einer Gelegenheit aufsteigt,lasse dich mit der Versuchung in keine Verhandlungen ein, sondern nimm unverzglich zuJesus Christus und zur seligsten Jungfrau deine Zuflucht und sprich: Mein Jesus, kommmir zu Hilfe, meine Mutter Maria, stehe mir bei! Die Anrufung dieser heiligsten Namengengt, um der Versuchung ihre Kraft zu nehmen; und sollte sie lnger dauern, und nichtablassen, dich zu belstigen, so lasse auch du nicht ab, Jesus und Maria anzurufen: und duwirst niemals berwunden werden.

    Lebensregeln

    Krzester Auszug aus der Lebensordnung eines Christen.

    1. Sobald man des Morgens aufgestanden ist, soll man sein Morgengebet verrichten undGlauben, Hoffnung und Liebe erwecken, im Verlaufe des Tages aber eine halbe Stundelang die Betrachtung halten und wenigstens eine Viertelstunde lang aus irgend einem ge-

    eigneten Buche eine geistliche Lesung machen. Ferner tglich der heiligen Messe beiwoh-nen, das heiligste Sakrament und die allerseligste Jungfrau besuchen, und den Rosenkranzbeten. Abends endlich, bevor man zu Bette geht, sein Gewissen erforschen, Reue und Leid

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    machen, die drei gttlichen Tugenden: Glauben, Hoffnung und Liebe erwecken, und dieLauretanische Litanei beten.

    2. Wenigstens alle acht Tage beichten und kommunizieren, und wenn es sein kann, mitErlaubnis des geistlichen Fhrers auch fters.

    3. Einen frommen und einsichtsvollen Beichtvater sich erwhlen, mit demselben alle geist-lichen und auch die wichtigeren zeitlichen Angelegenheiten beraten, und ihn ohne einewichtige Ursache nicht verlassen.

    4. Den Miggang, die schlechten Gesellschaften und leichtfertigen Reden meiden, vor-zglich aber die gefhrlichen Gelegenheiten, und am meisten diejenigen, die mit der Ge-fahr der Unenthaltsamkeit verbunden sind.

    5. In allen Versuchungen, besonders in den unreinen, sich mit dem heiligen Kreuzzeichenbezeichnen, und die heiligsten Namen Jesus und Maria anrufen, solange die Versuchunganhlt.

    6. Wenn man eine Snde begangen hat, sogleich Reue und Leid erwecken, den Vorsatzmachen, sich zu bessern, und wenn es eine schwere Snde ist, sobald als mglich zur Be-ichte gehen.

    7. Der Predigt beiwohnen, sooft es sein kann, und in eine Bruderschaft oder weltliche

    Kongregation eintreten, jedoch nichts anderes dabei im Auge haben als das Geschft seinesSeelenheiles.

    8. Zu Ehren der seligsten Jungfrau an allen Samstagen und an den Vorabenden ihrer sie-ben Hauptteste fasten, oder nach dem Rate des Beichtvaters irgend eine andere Abttungben. Ferner vor den genannten sieben Festtagen Novenen oder neuntgige Andachtenhalten; und ebenso vor Weihnachten, Pfingsten und vor dem Feste des heiligen Namens-patrons.

    9. In allen Widerwrtigkeiten: wenn man erkrankt, verfolgt wird, einen groen Verlust er-litten hat etc. sich in den Willen Gottes ergeben, damit sich beruhigen und sprechen: Sowill es Gott, und so will auch ich es; oder: So hat es Gott gewollt, und so soll es sein.

    10. Endlich soll man, wo mglich, alle Jahre die geistlichen Exerzitien machen in einemgeistlichen Hause, oder an einem anderen abgeschiedenen Orte, oder wenigstens in seinemeigenen Hause, indem man sich durch einige Tage, soviel es sein kann, mit dem Gebete,geistlichen Lesungen und frommen bungen beschftigt und alle Zerstreuungen meidet,die nicht notwendig sind. Und ebenso soll man in jedem Monate einen Tag in der Zurck-

    gezogenheit und Sammlung des Geistes zubringen, und an diesem Tage beichten undkommunizieren.

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    Kurzer Inbegriff der Tugenden, in welchen sich eine Seele ben mu, dieein vollkommenes Leben fhren und sich heiligen will.

    (Es ist sehr heilsam, alle Monate an dem Tage, welchen man in der Zurckgezogenheit zubringt,

    diesen kurzen Inbegriff durchzulesen, um zu sehen, in welchen Tugenden es am meisten mangelt.)

    Vor allem mut du ein groes Verlangen haben, in der Liebe zu Jesus Christus immermehr zuzunehmen. Erwecke also oft in dir dieses Verlangen. Die heiligen Wnsche undBegierden sind die Flgel, mit welchen die Seele sich zu Gott aufschwingt. Der heiligeAloisius wurde deshalb so schnell heilig, weil er ein sehnliches Verlangen hatte, Gott zulieben; und da er wute, da er niemals dahin gelangen knne, Gott so zu lieben, wie Er esverdient, ward er von dieser Sehnsucht verzehrt. Dies war der Grund, warum die heiligeMaria Magdalena von Pazzi ihn einen Mrtyrer der Liebe nannte.

    Betrachte oft das bittere Leiden des Herrn. Der heilige Bonaventura sagt, da die WundenJesu Christi Wunden sind, welche die Herzen verwunden und mit dem Feuer heiliger Lie-be entznden.

    Erwecke im Laufe des Tages oftmals Akte der Liebe zu Jesus Christus, fange damit an desMorgens, wenn du erwachst, und trachte abends mit einem Akte der Liebe einzuschlum-mern. Die Anmutungen der Liebe, sagt die heilige Theresia, sind das Holz, welches in un-seren Herzen das glckselige Feuer der gttlichen Liebe unterhlt.

    Bitte den Herrn oft um seine heilige Liebe. Die Gnade, Gott zu lieben, sagt der heiligeFranz von Sales, schliet alle brigen in sich und hat alle brigen in ihrem Gefolge; dennwer Gott wahrhaft liebt, bemht sich, alles zu vermeiden, was Ihm mifllt, und alles zutun, was Ihm wohlgefllig ist. Und darum mssen wir Gott unablssig und vor allen ande-ren Dingen um die Gnade bitten, Ihn zu lieben.

    Gehe hufig zum Tische des Herrn. Eine Seele kann nichts tun, was Gott angenehmer w-re, als wenn sie im Stande der Gnade die heilige Kommunion empfngt. Der Grund davon

    ist der: weil die Liebe nach der vollkommenen Vereinigung mit dem geliebten Gegenstan-de strebt. Nun liebt Jesus Christus unaussprechlich jede Seele, die sich im Stande der Gna-de befindet und folglich trgt Er ein groes Verlangen, sich mit ihr zu vereinigen. Dies ge-schieht aber durch die heilige Kommunion, in welcher Er sich auf das vollkommenste mitder Seele vereinigt. Wer mein Fleisch ist, der bleibt in mir und ich in ihm" Und darum

    kann eine Seele nichts tun, was dem Herrn wohlgeflliger, als wenn sie Ihn in dem heiligs-ten Sakramente empfngt. Seelen, die ein geistliches Leben fhren, sollen deshalb trachten,fters in der Woche zu kommunizieren, ja, wenn es mglich sein sollte, alle Tage; jedochimmer nur mit Erlaubnis des Gewissensfhrers; denn die Kommunion, ebenso wie die Ab-

    ttungen, die nach seinem eigenen Sinne verrichtet werden, nhren vielmehr den Eigen-dnkel und den Hochmut als den Geist der Andacht und der Frmmigkeit. Indessen sollman doch den Beichtvater instndig und angelegentlich um die ftere Kommunion und um

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    Abttungen bitten; denn die geistlichen Fhrer pflegen sie nach dem Mae des Verlangenszu erlauben, welches das Beichtkind darnach hat.

    Verrichte im Laufe des Tages fters die geistliche Kommunion, zum wenigsten dreimal.

    Besuche hufig das heiligste Sakrament auf den Altren, wenigstens einmal oder zweimalan jedem Tage, und erwecke bei diesen Besuchungen zuerst Akte des Glaubens, des Dan-kes, der Reue ber deine Snden, und sodann bitte eifrig und instndig um die heilige Be-harrlichkeit und um die heilige Liebe.

    Wenn dir etwas Widerwrtiges begegnet ist: wenn Miverstndnisse oder Verwirrungenentstehen, wenn du einen Verlust erlitten hast, wenn dir eine Beleidigung widerfahren istetc., nimm sogleich zum heiligsten Sakramente deine Zuflucht, wenigstens an dem Orte,wo du dich gerade befindest, wenn du nicht in die Kirche gehen kannst.

    Opfere dich an jedem Morgen, wenn du erwachst, Gott mit dem Vorsatz auf, alle Kreuze,die Er dir an diesem Tage schicken wird, aus seinen Hnden anzunehmen, und trage siedann friedlich und geduldig. Herr, dein Heiligster Wille geschehe allezeit" ist der Spruch,

    welchen wahrhaft fromme und heilige Personen bestndig im Munde fhren.

    Freue dich und frohlocke, da Gott unendlich glckselig ist. Wenn wir Gott mehr liebenals uns selbst, wie wir es schuldig sind, so mssen wir uns ber die Glckseligkeit Gottesmehr erfreuen als ber alles Glck, das uns in der Zeit und in der Ewigkeit zu Teil werden

    kann.

    Sehne dich danach, in den Himmel zu kommen, und verlange deshalb zu sterben, um vonder Gefahr, zu sndigen und die Gnade Gottes zu verlieren, befreit zu werden und um imHimmel Gott aus allen deinen Krften und durch die ganze Ewigkeit zu lieben, ohne Ihn

    jemals verlieren zu knnen.

    Wnsche sehnlichst, da alle Menschen Gott lieben mchten, und bemhe dich hierzumitzuwirken, soviel du es vermagst. Rede deshalb mit anderen von der Liebe, die Jesus

    Christus zu uns getragen hat, und von der Liebe, die wir Ihm schuldig sind, sooft sich eineGelegenheit dazu darbietet.

    Schaffe aus deinem Herzen alle Neigungen, die nicht Gott zum Ziele haben. Behalte dirnichts vor, und versage dem Herrn nichts, was du erkennst, da es Ihm wohlgefllig sei; jawhle immer dasjenige, das zu seinem greren Wohlgefallen gereicht.

    Bete immerfort fr die armen Seelen im Fegefeuer und fr die Bekehrung der Snder.

    Nimm oft zu den Heiligen deine Zuflucht, vorzglich zur allerseligsten Jungfrau, damit siedir durch ihre Frbitte die Gnade erlangen, Gott wahrhaft und ber alles zu lieben.

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    Verehre die Muttergottes mit einer besonderen und zrtlichen Andacht, weil Gott an die-ser Andacht ein groes Wohlgefallen hat.

    Tue alles, was du tust, in der alleinigen Absicht, Gott dadurch zu gefallen, und sprich, be-

    vor du irgend ein Werk oder eine Verrichtung beginnst: Herr, alles Dir zulieb.

    Biete dich dem Herrn mehrmals des Tages an, jede Pein aus Liebe zu Ihm leiden zu wol-len, und sprich: Mein Jesus, ich schenke mich Dir ohne Vorbehalt siehe: hier bin ich, machemit mir, was Dir gefllt.

    Erneuere oft den Vorsatz, lieber tausendmal sterben zu wollen, als mit Vorbedacht auchnur die geringste, lliche Snde zu begehen.

    Versage dir auch erlaubte Dinge, die dir angenehm sind, wenigstens zweimal oder dreimalan jedem Tage. Wenn du von den Reichtmern, Ehren und Freuden dieser Welt redenhrst, so erinnere dich, da dies alles ein Ende nimmt, und sprich: Mein Gott, Dich alleinverlange ich und sonst nichts.

    Verwende tglich zwei Stunden oder doch wenigstens eine Stunde auf das betrachtendeGebet.

    be alle uerlichen Abttungen, welche dir der Gehorsam erlaubt: vor allem sei aber be-

    dacht, die innerlichen zu ben, wie z. B. der Befriedigung einer Neugierde zu entsagen, aufein beleidigendes Wort nicht zu antworten, einen scherzhaften Einfall zu unterdrckenetc., und tue berhaupt nichts, um dir selbst zu gengen.

    Verrichte alle deine Andachtsbungen so, als ob es die letzten wren, die du auf dieserWelt zu verrichten hast. Denke deshalb in der Betrachtung oftmals an den Tod, und wenndu zu Bett gehst, gedenke, da du einst in diesem Bett deinen Geist aufgeben wirst.

    Unterlasse niemals deine gewhnlichen Andachtsbungen noch sonst ein gutes Werk, weil

    du im Geiste trocken bist und Ekel und berdru dabei empfindest.

    Wer einmal anfngt, eine oder die andere bung auszulassen, setzt sich der Gefahr aus,am Ende alle aufzugeben.

    Unterlasse auch niemals ein gutes Werk aus menschlichen Rcksichten.

    Wenn du krank bist, beklage dich nicht ber die rzte, die Hausgenossen oder den Kran-kenwrter, da sie dir nicht genug Hilfe leisten, oder zu wenig aufmerksam sind; suche so-

    gar, soviel es sein kann, deine Schmerzen zu verbergen.

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    Liebe die Einsamkeit und das Stillschweigen, um allein mit Gott zu sein und mit Ihm dichzu unterreden, und fliehe deshalb alle weltlichen Gesprche.

    berlasse dich niemals der Traurigkeit, und suche bei allen Ereignissen eine gleichfrmigeRuhe und uerliche Heiterkeit zu bewahren. Wer will, was Gott will, darf niemals traurig

    sein.

    Empfehle dich oft dem Gebete frommer Personen.

    Wenn dich eine Versuchung berfllt, nimm sogleich mit groem Vertrauen zu Jesus undMaria deine Zuflucht, und la nicht ab, Jesus und Maria anzurufen, solange die Versu-chung anhlt.

    Bewahre ein groes Vertrauen vorerst auf das bittere Leiden Jesu Christi, und sodann auf

    die Frsprache der heiligsten Jungfrau, und bitte Gott tglich um diese Gnade.

    Wenn du einen Fehler begangen hast, beunruhige dich nicht und werde nicht kleinmtig,solltest du auch wiederholt in denselben Fehler zurckgefallen und deinen Vorstzen un-treu geworden sein, sondern erwecke sogleich Reue und Leid, mache den Vorsatz, dich zubessern, und vertraue auf Gott.

    Tue Gutes denen, die dir Bses getan haben, und wenn du nichts anderes vermagst, betewenigstens fr sie.

    Antworte mit Sanftmut denjenigen, die dich mit Worten oder durch die Tat bel behan-deln, und so wirst du sie gewinnen. Wenn du jedoch aufgeregt bist, so ist es besser, zuschweigen, bis die Aufregung sich gelegt hat, sonst wirst du eine Menge Fehler begehen,ohne sie in diesem Augenblicke auch nur gewahr zu werden. Hast du jemanden zurech-tzuweisen, so suche eine solche Zeit zu whlen, wo weder du noch der andere in einer ge-reizten Stimmung ist, sonst wird der Verweis mehr schaden als ntzen.

    Rede von allen Gutes; und kannst du die Handlung nicht entschuldigen, so entschuldige

    wenigstens die Absicht.

    Komme deinem Nchsten zu Hilfe, soviel du es vermagst, besonders denjenigen, die dirabgeneigt waren. Sage und tue nichts, was einen anderen krnken knnte, es mte dennsein, da die Ehre Gottes es verlangt. Und hast du gegen jemanden die Liebe verletzt, sobitte ihn sogleich um Verzeihung, oder suche es wenigstens durch freundliche Worte gut-zumachen. Rede immer auf sanfte Weise und ohne die Stimme zu sehr zu erheben.

    Wenn dir eine Verachtung widerfhrt, opfere sie Gott auf, ohne dich bei anderen hierber

    zu beklagen.

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    Beobachte pnktlich die Regeln und Vorschriften, die dir dein Gewissensfhrer gegebenhat.

    Ehre in deinen Oberen die Stellvertreter Jesu Christi. Gehorche ihnen ohne Widerrede,und ohne einen Widerwillen zu zeigen. Verlange dagegen nie etwas, was dir zur Ehre ge-

    reichen wrde oder deiner Eigenliebe angenehm wre.

    Liebe die niedrigsten und unscheinbarsten mter und Verrichtungen. Whle dir zu dei-nem Gebrauche immer dasjenige, das mehr der Armut entspricht. Verdemtige dich auchvor denen, die unter dir stehen.

    Rede niemals von dir, weder Gutes noch bles; denn oft findet die Eitelkeit auch in dem,was man zu seinem Nachteile sagt, ihre Rechnung.

    Entschuldige dich nicht, wenn man dich verleumdet, oder wenn du zurechtgewiesen wirst,es mte nur sein, da dies durchaus notwendig wre wegen des Allgemeinwohls, oder umbei anderen ein rgernis zu verhindern.

    Besuche die Kranken, und leiste ihnen so viele Dienste, als du vermagst, vorzglich denje-nigen, die am meisten verlassen sind.

    Sprich oft zu dir selbst: Wenn ich heilig werden will, mu ich leiden; und wenn ich Gottwohlgefllig werden will, mu ich seinen Willen tun und nicht den meinigen.

    Erneuere tglich den Vorsatz, nach Vollkommenheit zu streben und dich zu heiligen, undla dich hiervon nicht abschrecken, wenn du auch noch so sehr in deinem Eifer nachgelas-sen und dich der Lauheit hingegeben hattest.

    Wenn du einem geistlichen Orden angehrst, erneuere auch tglich deine Ordensgelbde.Die Theologen sagen, da man durch die Erneuerung derselben ebenso einen vollkomme-nen Abla gewinne wie bei der ersten Ablegung.

    Das Notwendigste aber, was eine Seele zu ben hat, die ganz Gott angehren will, ist dieGleichfrmigkeit mit seinem heiligsten Willen: da sie sich schon an jedem Morgen berei-te, alle Kreuze, die ihr der Herr schicken wird, aus seinen Hnden anzunehmen, und dasie dann alles, was ber sie kommt und wogegen die Natur sich strubt: Krankheit,Schmerzen, Beleidigungen, Widersprche, Verluste an zeitlichen Gtern, den Tod naherVerwandter oder anderer teurer Personen und jede andere Widerwrtigkeit willig und ge-duldig auf sich nehme. Die Leiden und Trbsale dieses Lebens sind gleichsam die geistli-chen Mrkte, auf welchen sich die frommen Seelen die grten Gnaden und Verdiensteeinhandeln. Man kann nichts tun, wodurch Gott mehr geehrt und verherrlicht wrde, als

    wenn man sich in allen Dingen mit seinem Willen vereinigt. Diese Gleichfrmigkeit mitdem gttlichen Willen sollen wir unablssig zu ben suchen, und hierzu soll uns das inner-

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    liche oder betrachtende Gebet dienen. Eines ist es, sagt die heilige Theresia, wonach je-de Seele, die das innerliche Gebet bt, zu streben hat: ihren Willen mit dem Willen Gottesgleichfrmig zu machen, und sie soll berzeugt sein, da darin die hchste Vollkommen-heit besteht.

    Dies soll also das einzige Ziel bei allen unseren Handlungen, Betrachtungen und Gebetensein. Wir sollen unablssig beten: Lehre mich deinen Willen tun. Erleuchte mich, o Herr,damit ich erkenne, was dein Wille ist, und gib mir die Kraft, es zu tun. Herr, was willst

    Du, da ich tue? Sage mir, o Herr, was Du von mir verlangst; ich will alles tun. Dein

    Wille geschehe. Dein Heiligster Wille geschehe allezeit und in allen Dingen. Diese Wortesind immerfort in dem Munde der Heiligen; und dies ist alles, was Gott von uns verlangt:Mein Sohn, gib mir dein Herz.

    Die Vollkommenheit liegt jedoch darin, da wir uns in jenen Dingen mit dem Willen Got-

    tes vereinigen, die dem natrlichen Gefhle am meisten zuwider sind. Der ehrwrdige Jo-hannes Avila (1970 von Paul VI. heiliggesprochen) sagte: Ein: Gelobt sei Gott! in Trbsa-len ist mehr wert als tausend Danksagungen im Wohlergehen. Wir mssen uns fernerauch in jene Kreuze ergeben, die uns durch die Menschen zukommen: wenn wir verleum-det, bestohlen, verachtet, beleidigt werden; denn zuletzt kommt alles von Gott. In solchenFllen will zwar Gott nicht die Snde derjenigen, die uns ein Unrecht antun; aber Er willunsere Demtigung und Abttung. Das Gute wie das Bse ist von Gott [vgl. Job 2,10].

    Wir sehen das Leiden fr ein bel und fr ein Unglck an, weil wir es mit Ungeduld er-tragen; wrden wir aber alle Leiden und Trbsale dieses Lebens mit Ergebung in den

    gttlichen Willen annehmen, sie wrden sie uns zu kostbaren Gtern und Edelsteinen inder Krone werden, die uns Gott im Himmel bereitet hat. Mit einem Worte: Wer sich in al-len Dingen mit dem Willen Gottes vereinigt, wird heilig werden und schon hier auf Erdeneinen bestndigen Frieden genieen. Den Gerechten wird nichts betrben, was ihm auch

    begegnen mag.

    Du wirst endlich sehr gut tun, wenn du dich dem Gebete frommer Personen empfiehlst,aber noch notwendiger und heilsamer ist es, dich den Heiligen im Himmel, und besondersder seligsten Jungfrau zu empfehlen. Lege einen hohen Wert auf die Andacht zur Mutter-

    gottes, und versume keine Gelegenheit, sie auch anderen ans Herz zu legen. Wer ein gro-es Vertrauen auf die Frsprache und den Schutz der allerseligsten Jungfrau hat, soll Gottvon ganzem Herzen dafr danken; denn er hat darin ein groes Unterpfand seines ewigenHeils; und wer dieses Vertrauen nicht besitzt, soll Gott instndig bitten, da Er es ihmverleihen mge.

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    Geistliche Sprche und Grundstze, die man sich einprgen soll

    Was ntzt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele scha-den leidet?

    Alles hat ein Ende, nur die Ewigkeit endet nie.

    Mge alles verloren gehen, wenn ich nur Gott nicht verliere.

    Keine Snde, wie gering sie auch sei, ist ein geringes bel.

    Wenn wir Gott gefallen wollen, mssen wir uns selbst verleugnen.

    Alles, was man tut, um seinem eigenen Willen zu gengen, ist fr die Ewigkeit verloren.

    Wer sein Heil wirken will, mu bestndig in Furcht sein, da er fallen knne.

    Mge ich sterben, wenn ich nur Gott gefalle.

    Die Snde ist das einzige bel, das wir frchten sollen. Was Gott will, ist immer gut, unddarum mssen wir immer wollen, was Er will.

    Wer nichts anderes will und sucht als Gott, ist ruhig und zufrieden, es mag ihm was im-mer begegnen.

    Jeder soll sich vorstellen, es sei sonst niemand auf der Welt, als Gott und er allein.

    Die ganze Welt kann unser Herz nicht befriedigen, Gott allein kann es ausfllen.

    Unser einziges Gut besteht darin: da wir Gott lieben, und alle Liebe zu Gott besteht dar-in: da wir seinen Willen tun.

    Ob wir arm oder reich sein wollen, hngt vom Gebet ab. Wer betet, erlangt alles, was ersich wnscht.

    Den Tag soll man fr verloren halten, an welchem man das betrachtende Gebet unterlas-sen hat. Wer das Gebet aufgibt, sagt die heilige Theresia, verschliet sich selbst den Him-mel und schliet sich die Hlle auf.

    Man soll keinen Tag vorbergehen lassen, ohne etwas in einem geistlichen Buche zu lesen.

    Die Ehrenpunkte sind eine Pest des geistlichen Lebens.

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    Um wahrhaft und von Herzen demtig zu sein, gengt es nicht, mit dem Munde zu versi-chern, da man von allen Menschen verachtet zu werden verdiene, sondern man mu sichfreuen, wenn man wirklich verachtet wird.

    Was wei denn ein Christ fr Gott zu tun, wenn er eine Beleidigung, die ihm widerfhrt,

    nicht aus Liebe zu Gott zu ertragen wei? Wenn man dich beleidigt, nimm es wie einenScherz auf.

    Wer die Armut liebt, besitzt alles. Wenn es sich um Dinge dieser Welt handelt, whle dirdas Schlechteste, wenn es sich aber um Dinge handelt, die sich auf Gott beziehen, whledas Beste.

    Eine gehorsame Seele ist die Freude des Himmels.

    Die wahre Liebe besteht darin, da wir denen Gutes erweisen, die uns bles angetan ha-ben, und so sie gewinnen.

    Was ntzen alle Reichtmer und Ehren in der Todesstunde?

    Es ist eine groe Gunst und Gnade Gottes, wenn man zu seiner heiligen Liebe berufen ist.

    Gott lt kein frommes Verlangen unbelohnt.

    Auer der Anhnglichkeit an Gott ist keine Anhnglichkeit gut, wenn auch der Gegens-tand an und fr sich gut ist.

    Sei dankbar gegen die Menschen, sei es aber vor allem gegen Gott. Mache daher den Vor-satz, Gott nichts zu verweigern, was Er von dir verlangt, und whle immer dasjenige, wasIhm das wohlgeflligste ist.

    Wenn du krank bist, kannst du kein besseres und schneres Gebet verrichten, als wenn dudich ganz in den Willen Gottes ergibst.

    Ein frommes, heiliges Leben und weltliche Vergngungen vertragen sich nicht miteinan-der.

    Wer auf sich selbst vertraut, der ist verloren; wer auf Gott vertraut, der vermag alles.

    Was kann einer Seele eine grere Freude machen, als das Bewutsein, da sie Gott Freu-de macht?

    Gott ist bereit, sich demjenigen ganz hinzugeben, der aus Liebe zu Ihm alles verlt.

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    Der einzige Weg, heilig zu werden, ist der Weg des Leidens.

    Durch Versuchungen und durch die Trockenheit und Trostlosigkeit des Geistes prftGott die Seelen, die Ihn lieben.

    Wer Gott liebt und auf Ihn vertraut, kann nicht zu Grunde gehen.

    Bitten wir Jesus Christus, da Er uns eine zrtliche Andacht zu seiner heiligsten Mutterverleihen mge.

    Wer auf den Gekreuzigten hinblickt, ertrgt alles mit Geduld.

    Je mehr wir Gott lieben, desto zufriedener werden wir auf dieser Welt sein. Alles, was wirnicht fr Gott tun, wird uns zur Pein werden.

    Die Unruhe kommt nie von Gott, mge sie auch aus einem an und fr sich guten Beweg-grunde hervorgehen.

    Es ist genug, da man niemals ablasse, auf den Wegen Gottes zu wandeln, und man wirdgewi sein Ziel erreichen.

    Wer nichts will und sucht als Gott, ist reich und zufrieden; er bedarf nichts und lacht nurber die Welt und das Treiben der Welt.

    Man mu alles berwinden und alles verlassen, um alles zu gewinnen.

    Fromme Gedanken und Erwgungen, um die heilige Liebe zu Gott unddie Andacht zur allerseligsten Jungfrau in unserem Herzen zu erwecken

    Gott ist die Flle aller Gnade, alles Guten, aller Vollkommenheit.

    Gott ist unendlich, Gott ist ewig, Gott ist unermelich, Gott ist unwandelbar.

    Gott ist mchtig, Gott ist weise, Gott ist gerecht, Gott ist fr alles vorsehend.

    Gott ist barmherzig, Gott ist heilig, Gott ist die Schnheit selbst, Gott ist Licht und Herr-lichkeit, Gott ist reich an allen Schtzen, Gott ist alles. Er verdient daher geliebt zu wer-den, und wer kann das Ma von Liebe ausdrcken, das Er verdient?

    Gott ist sich selbst gengend, Er gibt allen und empfngt von niemandem. Alles, was wirbesitzen, haben wir von Gott, aber Gott hat nichts von uns. Mein Gott bist Du, weil Dumeiner Gter nicht bedarfst (Ps 15,2).

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    Gott ist ewig, Er ist immer gewesen, und wird immer sein. Wir zhlen unser Dasein nachTagen und Jahren; Gott aber kennt keinen Anfang und kein Ende. Du aber bist derselbe

    und Deine Jahre werden nicht abnehmen (Ps 101,28).

    Gott ist unermelich, Er ist wesentlich an allen Orten gegenwrtig. Wenn wir an einemOrte sind, knnen wir nicht zugleich an einem andern Orte sein; Gott aber ist berall: imHimmel, auf der Erde, im Meer, in den Abgrnden, in uns und auer uns. Wo soll ichhingehen vor deinem Geiste? Und wohin fliehen vor deinem Angesichte? Wenn ich zumHimmel aufsteigen wrde, so wrst Du da, und wenn ich zur Hlle hinabsteigen wrde, sowrst Du gegenwrtig (Ps 138,7. 8).

    Gott ist unvernderlich, und alles, was sein Heiligster Wille von Ewigkeit her gewollt hat,will Er, und wird es wollen durch alle Ewigkeit. Ich bin der Herr und verndere mich

    nicht (Mal 3,6).

    Gott ist mchtig, und im Vergleiche mit der Macht Gottes ist alle Macht der Geschpfenur Schwachheit.

    Gott ist weise, und im Vergleiche mit der Weisheit Gottes ist alle Weisheit der GeschpfeUnwissenheit.

    Gott ist fr alles vorsehend, und im Vergleiche mit der Vorsehung Gottes ist alle Vorsorge

    der Geschpfe eitle Torheit.

    Gott ist gerecht, und im Vergleiche mit Gott ist alle Gerechtigkeit der Geschpfe mangel-haft. In seinen Engeln hat Er Bosheit gefunden (Job 4,18).

    Gott ist barmherzig, und im Vergleiche mit Gott ist alle Gte der Geschpfe unvollkom-men.

    Gott ist heilig, und im Vergleiche mit Gott ist alle Heiligkeit der Geschpfe, selbst die hel-

    denmtigste, unendlich gering und mit unzhligen Gebrechen behaftet. Niemand ist gutals Gott allein (Lk 18,19).

    Gott ist die Schnheit selbst, eine Schnheit, die alle unsere Begriffe bersteigt, und imVergleich mit Gott ist alle Schnheit der Geschpfe nur Hlichkeit.

    Gott ist Licht und Herrlichkeit, und im Vergleiche mit Gott ist alles erschaffene Licht,selbst das Sonnenlicht, und alle Herrlichkeit der Geschpfe nur Finsternis.

    Gott ist unendlich reich, und im Vergleiche mit Gott ist aller Reichtum der Geschpfe nurArmut.

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    Gott ist alles, und im Vergleiche mit Gott sind alle Geschpfe nichts, selbst das hchste,das erhabenste, das bewunderungswrdigste Geschpf ist nichts, und alle Geschpfe zu-sammengenommen sind nichts im Vergleiche mit Gott: Alle sind wie nichts vor Dir (Ps

    38,6).

    Gott verdient es also, geliebt zu werden; und Er verdient eine Liebe, fr deren Ma es kei-nen Ausdruck gibt.

    Ach, Gott ist so liebenswrdig, da alle Engel und Heiligen im Himmel nichts anderes tunund die ganze Ewigkeit hindurch tun werden als Gott lieben und in dieser Liebe zu ihremGott unaussprechlich selig sind, und es durch die ganze Ewigkeit sein werden.

    Ach, Gott ist so liebenswrdig, da Er gedrungen ist, sich selbst unendlich zu lieben, und

    da in dieser notwendigen und zugleich so sen Liebe Seiner selbst Seine grenzenloseGlckseligkeit besteht. Und wir, werden wir Ihn nicht lieben?

    Betrachten wir, wie die Heiligen Gott geliebt haben. Der heilige Franz Xaver ri sich dieKleider auf, um Luft zu bekommen, und warf sich auf den Boden, weil der Andrang dergttlichen Liebe so gewaltig war, da er nicht mehr aufrecht zu stehen vermochte. Ebensoder heilige Stanislaus Kostka, der zu einem Brunnen eilte und sich die Brust mit kaltemWasser bego, um die innerliche Glut zu khlen. Dem heiligen Philipp Neri ward durchdie Gewalt der gttlichen Liebe das Herz auf sichtbare Weise erweitert. Der heilige Franz

    von Sales sagte: Wenn er wte, da in seinem Herzen eine Fiber nicht von der Liebe zuGott durchdrungen sei, so wrde er sie sogleich herausreien und von sich schleudern.

    Die heilige Katharina von Siena, die heilige Theresia, die heilige Maria Magdalena vonPazzi und so viele andere ihnen hnliche Seelen kamen oftmals durch den Andrang dergttlichen Liebe auer sich und waren wie von Sinnen. Die heilige Maria Magdalena vonPazzi begngte sich nicht mit dem Feuer der Liebe, das in ihrem eigenen Herzen brannte,sondern sie lief fters durch alle Gnge des Klosters, indem sie dabei, um ihrem HerzenLuft zu machen, mit lauter Stimme ausrief: Die Liebe wird nicht geliebt! Die Liebe wird

    nicht geliebt! So liebten die Heiligen. Und wir, werden wir Gott nicht lieben?

    Fragen wir aber nach der Ursache, warum wir Gott nicht lieben oder nur wenig lieben, soerwidere ich: Darum, weil wir Gott nicht kennen oder zu wenig kennen. Je mehr die Heili-gen Gott erkannten, desto mehr liebten sie Ihn. Bemhen wir uns also, Gott besser ken-nenzulernen. Betrachten wir fters die Eigenschaften Gottes und seine unendlichen Voll-kommenheiten, wenigstens von Zeit zu Zeit in einem kurzen berblicke, wie der vorlie-gende ist: und das Feuer der gttlichen Liebe wird sich auch in unseren Herzen entznden.Es ist eine unendliche Herablassung, da ein so groer Gott so armseligen Geschpfen ge-

    stattet, Ihn zu lieben, es ist dies aber zugleich sein Gebot, sein ses Gebot.

  • 8/7/2019 Lebensordnung eines Christen - Alfons von Liguori

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    Als der Herr auf der Hhe des Berges Sinai sein Gesetz dem Moses verkndigte, lautetedas erste Gebot, das Er den Menschen gab: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, ausdeinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus allen deinen Krften (Dt 6,5).

    Zugleich befahl der Herr seinem Diener Moses, diese Worte vorerst seinem eigenen Her-zen einzuprgen: Und es sollen diese Worte in deinem Herzen sein, und sie sodann mit

    allem Eifer dem Volke Israel zu verkndigen: Und du sollst sie den Kindern Israels be-richten. Lieben wir also Gott, so wie Er es verdient, bemhen wir uns, auf das vollkom-menste dieses groe und se Gebot zu erfllen, welches das erste und grte unter allenGeboten ist: Dieses ist das grte und erste Gebot (Mt 22,38); leben und sterben wir in

    der Erfllung dieses Gebotes.

    Alle frommen Seelen aber, welche Gott ehren und lieben, ehren und lieben auch die hei-ligste Jungfrau.

    Selig ist, wer Maria fr sich hat, und zu beklagen ist, wer Maria nicht fr sich hat.

    Die heiligste Jungfrau vermag alles bei Gott, weil sie in Wahrheit die Mutter seines einge-borenen Sohnes ist und so sehr von Gott geliebt wird; sie erlangt alles, was sie will; siewill aber alles fr uns, weil sie auch unsere Mutter ist und uns so sehr liebt.

    Suchen wir also sie immer mehr fr uns zu gewinnen, und wir werden ihr Herz immermehr gewinnen, wenn wir ihr mit immer grerem Eifer dienen und sie mit immer gre-rer Andacht verehren.

    Alle Tage den Rosenkranz zu ihren Ehren.

    An allen Samstagen Fasten zu ihren Ehren.

    Vor allen Hauptfesten eine neuntgige Andacht und an den Vorabenden Fasten zu ihrenEhren.

    An allen minderen Festen wenigstens einige Andachtsbungen zu ihren Ehren.

    Nehmen wir ferner in allen Vorfllen unseres Lebens, in allen unseren Anliegen und Ntenmit kindlichem Vertrauen zu Maria unsere Zuflucht, und wir werden sicher sein im Leben,sicher sein im Sterben, sicher sein durch die ganze Ewigkeit.

    Und wollen wir den Grund dieser Sicherheit wissen, so erklrt uns der heilige Bernhard,dieser groe Verehrer der seligsten Jungfrau, wie die Dinge im Himmel vor sich gehen,um uns zu einem groen Vertrauen aufzumuntern. Er sagt: Die Mutter steht vor demSohne. Die heiligste Jungfrau stellt sich ihrem gttlichen Sohne vor und erinnert Ihn, da

    sie Ihn durch neun Monate in ihrem reinsten Schoe getragen und mit ihrer Milch ernhrthat. Der Sohn steht vor dem Vater und zeigt Ihm seine Seite und seine Wunden. Jesus

  • 8/7/2019 Lebensordnung eines Christen - Alfons von Liguori

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    Christus erinnert seinen ewigen Vater an alles, was Er, um die Menschen zu erlsen, getanund gelitten, an das Blut, das Er fr sie vergossen, und an die Wunden, die Er fr sie emp-fangen hat. Wo aber die Liebe mit solchen Abzeichen auftritt, kann ihr nichts verweigert

    werden. Bei dem Anblicke solcher ser Zeichen und Unterpfnder der Liebe kann der

    ewige Vater dem Sohne nichts abschlagen, und wir erreichen alles, was wir verlangen.

    Da aber die heiligste Jungfrau, weil sie die wahre Mutter Gottes ist, zugleich die Mutter

    der schnen Liebe ist, so kommt es ihr zu, uns die heilige Liebe zu erwirken, und Gott

    entzndet durch ihre Vermittlung das Feuer der heiligen Liebe in unseren Herzen.

    Es lebe Jesus, unsere Liebe, und Maria,

    unsere Hoffnung!

    Personenverzeichnis

    MosesPalaforPaul Vl.Philipp NeriPius IX.Stanislaus KostkaTheresia von AvilaTheresia von LisieuxThomas von Aquin

    AloisiusAugustinusBenedikt XIV.Bernhard von ClairvauxBonaventuraFranz von SalesFranz XaverHieronymusJohannes Avila

    Katharina von SienaMaria Magdalena von Pazzi

  • 8/7/2019 Lebensordnung eines Christen - Alfons von Liguori

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    Empfehlungen fr weiterfhrende Literatur:

    Hl. Franz von Sales,

    Philothea, Einfhrung in das religise Leben.

    Hl. Alfons Maria von Liguori,

    Die Art und Weise, vertraulich mit Gott umzugehen, Kisslegg 1997, 64 Seiten.

    Der Wille Gottes. Von der Vereinigung unseres Willens mit dem Willen Gottes,Jestetten, 21993, 46 Seiten.

    Diese Zeit verlangt von der ganzen Kirche eine erneuerte Antriebskraft fr die Evangeli-sierung, gespeist von einer aufrichtigen Bekehrung auf persnlicher, gemeinschaftlicherund sozialer Ebene. Das Leben und die Lehre des hl. Alfons stellen in dieser Hinsicht einenwichtigen Ansporn dar. Seit dem Augenblick seiner Bekehrung im Jahre 1723 lebte er denDrang der Evangelisierung ohne jeden Vorbehalt, entsprechend den Worten des ApostelsPaulus: Wenn ich nmlich das Evangelium verknde, kann ich mich deswegen nicht rh-

    men; denn ein Zwang liegt auf mir. Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verknde!(1 Kor 9,16).

    Johannes Paul II. am 24. September 1996