Lernmodul zum Thema »Herkunft und Wurzeln«

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Meine Geschichte ist meine Heimat DIE NEUEN ZEITZEUGEN Lernmodul zum Thema »Herkunft und Wurzeln« Migrationsgeschichte von Lilia und Julia

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Meine Geschichte ist meine Heimat

D I E N E U E NZEITZEUGEN

Lernmodul zum Thema

» Herkunft und Wurzeln«

Migrationsgeschichte von Lilia und Julia

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Meine Geschichte ist meine Heimat

D I E N E U E NZEITZEUGEN

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Z I E LG R U P P E

L E R N Z I E L E

M AT E R I A L I E N

Z E I T B E DA R F

A B L A U F

T I P P S F Ü R D I E

U M S E T Z U N G

Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich mit ihrer familiären Herkunft und Prägung beschäftigen möchten.

→ Reflexion der eigenen Herkunft, Werte und deren Einfluss auf den weiteren Lebensweg

→ Förderung der Verankerung in der eigenen Geschichte und Stärkung der Identität

→ Sichtbarmachen und Wertschätzung der Vielfalt von Familien-geschichten und -formen

→ Ausdrucke der Fotos von Bäumen (Vorlage)→ Ausdrucke der Vorlage »Mein Lebensbaum« (A3)→ Ausdrucke der Vorlage »Blätter« (A4)→ Farbige Stifte, Scheren und Kleber

min. 60 — 90 Minuten Das Lernmodul kann auf mehrere Unterrichtsstunden verteilt werden.

A Einstieg ins Thema: Achtsamkeitsübung »Baum im Wind«B Film über Lilia und Julia: »Man hat gelernt zu sagen: Ich bin

was Besonderes, ich habe zwei Wurzeln geschlagen«C Übung: »Mein Lebensbaum«D Präsentation und Abschlussrunde

Sie können die Unterrichtseinheit explizit mit dem Thema Migration beginnen. Dies bietet sich insbesondere an, wenn ein Teil der Gruppe bzw. die gesamte Gruppe über eigene Migrationserfahrung verfügt.

Konzentrieren Sie sich auf die stärkenden Aspekte, um unan-genehmen und negativ empfundenen Erinnerungen oder gar Retraumatisierungen vorzubeugen. Ein stärkender Fokus kann mit Fragen wie z.B. »Und was hat dir geholfen, besser mit der Situation umzugehen, das Problem zu lösen?« gefördert werden.

Herkunft und Wurzeln

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Es ist wichtig, nicht direkt und unmittelbar in die Lebensge-schichten einzusteigen und die persönlichen Grenzen der Teilnehmenden zu achten. Biografische Methoden basieren auf Freiwilligkeit und Transparenz. Nur so können sie ihr Potential entfalten und Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis fördern.

Falls Sie Menschen mit Fluchterfahrung in Ihrer Gruppe haben, achten Sie darauf, nicht zu tief in die Lebensgeschichten ein-zusteigen. Weitergehende Informationen und Methoden für die Arbeit mit traumatisierten Menschen erhalten Sie unter Quellen und Literatur.

AYLIN KARADENIZ / Mobiles Beratungsteam Berlin, Stiftung SPI (2018): Das Projekt »Die neuen Zeitzeugen«. Die Anerkennung von Einwanderungsgeschichten nachholen, in: www.mbt-berlin.de/mbt/publikationen/Berichte-und-Dokumentatio-nen/Die-neuen-Zeitzeugen_Projektbericht_aktuell.pdf

HERBERT GUDJONS / BIRGIT WAGENER-GUDJONS / MARIANNE

PIEPER (2008): Auf meinen Spuren, Übungen zur Biographiearbeit, Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag.

ISABEL MORGENSTERN / Memory Biografie- und Schreibwerkstatt (2011): Projekt Lebensbuch — Biografiearbeit mit Jugendlichen, Berlin.

Wertebildung in Familien: www.wertebildunginfamilien.de/uebung-lebensbaum

DIMA ZITO und ERNEST MARTIN (2016): Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Ein Leitfaden für Fachkräfte und Ehrenamtliche, Wein-heim und Basel: Beltz Juventa.

Q U E L L E N U N D

L I T E R AT U R

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Es sollte darauf geachtet werden, dass während der Übung keine Störungen auftreten. Lesen Sie die Anleitung langsam und mit Pausen vor.

Lenke die Aufmerksamkeit nun zunächst auf deinen Atem. Du kannst deine Hand auf deinen Bauch legen und deinen Atem bewusst spüren.

Atme langsam ein — und aus. Fühle wie sich deine Bauchdecke hebt und senkt. Wenn du einatmest wird dein Bauch groß und wölbt sich nach außen.Wenn du ausatmest wird er flach, wie ein Luftballon aus dem langsam die Luft gelassen wird.

Du stehst mit beiden Füßen fest auf der Erde.Du spürst den Boden unter deinen Füßen.

Stell dir vor, du bist ein Baum und aus deinen Füßen wachsen Wurzeln bis tief in die Erde hinein.Dein Stamm ist fest und kräftig, deine Krone verzweigt und voller grüner Blätter.

Ein leichter Wind streicht durch deine Krone, und du wiegst dich darin.Der Wind wird stärker und du schwankst hin und her. Doch du bist fest verwurzelt und freust dich über das Spiel mit dem Wind.

Langsam ziehen Wolken auf, deine Äste werden hin und her geblasen.Aus dem Wind wird ein Sturm, der dich kräftig durchschüttelt.Doch wie stark der Sturm auch wird, du bist fest verwurzelt. Deine Wurzeln sind stark und verankern dich im Boden.

Langsam zieht der Sturm vorüber und wird schwächer. Die Äste kommen wieder zur Ruhe und schließlich rauschen nur noch die Blätter in einer sanften Brise. Die Luft ist frisch und die Sonne vertreibt die Wolken.Du kommst langsam wieder hier im Raum an und ziehst deine Wurzeln ein.

Atme drei Mal tief durch. Bewege deine Füße ein wenig. Wenn du bereit bist, öffne deine Augen.

E I N S T I E G I N S T H E M A

Achtsamkeitsübung »Baum im Wind«

A

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Schauen Sie sich gemeinsam den Film über Lilia und Julia an.

R E F L E X I O N S - U N D A U S W E R T U N G S F R A G E N KÖ N N E N S E I N :

Was erzählen Lilia und Julia über ihre Herkunft?Was erzählen sie über ihre Wurzeln?Welche Werte sind ihnen aufgrund ihrer Geschichte wichtig? Welche Ereignisse haben ihre Werte geprägt?Worin stimmt ihr mit Lilia und Julia überein und worin nicht? Was erinnert euch an eure eigene Geschichte?

Je nach Gruppe können Sie die Aufmerksamkeit mit diesen Fragen bereits vor dem Film über Lilia und Julia auf das Thema »Herkunft und Wurzeln« lenken.

F I L M Ü B E R L I L I A U N D J U L I A

»Man hat gelernt zu sagen: Ich bin was Besonderes, ich habe zwei Wurzeln geschlagen.«

B

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H E R K U N F T U N D W U R Z E L N 5

Ü B U N G

Mein Lebensbaum

Zum Einstieg in die Übung stellt sich die Gruppe um einen Tisch, auf dem elf Fotos von verschiedenen Bäumen (Vorlage zum Download) ausgebreitet sind. Diskutieren Sie mit den Teilnehmenden über die Beschaffenheit, Farbe und Form der einzelnen Bäume: Worin sind sie sich ähnlich? Worin unterscheiden sie sich? Wo stehen sie und was sind ihre Eigenschaften?

Der Baum kann als Metapher für die eigene Familie und Herkunft dienen: So wie jeder Baum hat jeder Mensch und jede Familie Wurzeln (Vergangenheit: Herkunft und Prägung), einen Stamm (gemeinsame Werte und Überzeugungen), Äste und Blätter (Zukunft: individuelle Pläne, Ziele, Visionen, Wünsche). Jeder Baum und jede Familie ist einzigartig, kein Familienmodell und keine Familiengeschichte ist besser oder schlechter.

M E I N L E B E N S B A U M

Die Teilnehmenden erhalten einen Lebensbaum-Ausdruck und die Vorlage »Blätter«. Anschließend füllen sie in Einzelarbeit die Vorlage aus, indem sie die zugehörigen Fragen beantworten und ihre Antworten auf ihren Lebensbaum sowie die leeren Blätter-Vorlagen schreiben:

WurzelnWoher komme ich? Was sind meine Wurzeln? Was hat meine Familie bzw. haben meine Bezugspersonen mir mitgegeben?Welche Ereignisse haben mich am meisten geprägt?

StammWelche Überzeugungen und Wertvorstellungen habe ich von diesen Wurzeln mitbekommen? Was ist mir wichtig im Leben?

ÄsteWelche Pläne, Ziele und Visionen habe ich für meine Gegenwart und Zukunft? Mit welchen Menschen und Gruppen möchte ich mich umgeben? Woraus ziehe ich Kraft und Zuversicht, um mich den Lebensaufgaben zu stellen?

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A B S C H L U S S

Präsentation und Auswertung

Im Anschluss können die Teilnehmenden ihren Lebensbaum im Plenum vorstellen. Achten Sie auf eine wertschätzende Atmosphäre und darauf, dass die Lebensbäume nicht durch andere Teilnehmende kommentiert oder bewertet werden.

Beenden Sie die Stunde mit einer kurzen Abschlussrunde und der Frage, wie es den Teilnehmenden jetzt geht und wie sie die Stunde empfunden haben.

D