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Leseprobe aus: ISBN: 978-3-498-03578-5 Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf www.rowohlt.de.

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ISBN: 978-3-498-03578-5Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf www.rowohlt.de.

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Michio Kaku

Abschied von der ErdeDie Zukunft der Menschheit

Aus dem Englischen von MonikaNiehaus und Bernd Schuh

Rowohlt

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Die amerikanische Originalausgabe erschien 2018unter dem Titel «The Future of Humanity. Terraforming

Mars, Interstellar Travel, Immortality, and ourDestiny Beyond Earth» bei Doubleday, New York.

Deutsche Erstausgabe1. Auflage April 2019Copyright © 2019 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg«The Future of Humanity. Terraforming Mars, Interstellar Travel,

Immortality, and our Destiny Beyond Earth» © 2018 by Michio KakuSatz Questa PostScript (InDesign) bei Dörlemann Satz, Lemförde

Druck und Bindung CPI books GmbH, Leck, GermanyISBN 978 3 498 03578 5

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Inhalt

VorwortEinleitung In Zukunft auf vielen Planeten zu Hause

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VorwortEines Tages vor rund 74 000 Jahren wäre die Menschheitfast ausgestorben.1

Eine gewaltige Explosion in Indonesien sandte eine ko-lossale Wolke aus Asche, Rauch und Staub in den Him-mel, die, nachdem sie sich gelegt hatte, eine Fläche vonvielen tausend Quadratkilometern bedeckte. Der Ausbruchdes Vulkans Toba war so heftig, dass er als die stärkstevulkanische Eruption der letzten 25 Millionen Jahre gilt.Dabei wurden unvorstellbare 2800 Kubikkilometer vulka-nischen Materials in die Atmosphäre geschleudert. In derFolge wurden große Teile von Malaysia und Indien unter ei-ner bis zu 10 Meter dicken Ascheschicht begraben. Die gif-tigen Gase und der Staub wanderten schließlich über Afri-ka und zogen eine Schleppe von Tod und Zerstörung hintersich her.

Stellen Sie sich einen Moment lang das Chaos vor, dasvon dieser erdgeschichtlichen Katastrophe hervorgerufenwurde. Unsere Vorfahren wurden von der sengenden Hitzeund den grauen Aschewolken, die die Sonne verdunkelten,in Angst und Schrecken versetzt. Viele wurden vergiftetoder erstickten an Ruß und Staub. Dann begannen die Tem-peraturen abrupt zu fallen, was zu einem so genannten vul-kanischen Winter führte. So weit das Auge reichte, gingenPflanzen und Tiere zugrunde, sodass nur eine öde, verwüs-tete Landschaft zurückblieb. Die überlebenden Menschenund Tiere waren gezwungen, in einer zerstörten Landschaftnach Nahrungsbrocken zu suchen, und die meisten unsererVorfahren verhungerten. Es war, als würde die ganze Erdesterben. Die wenigen Überlebenden hatten nur ein einzigesZiel: so rasch und so weit wie möglich aus dieser Todeszonezu entkommen, in die sich ihre Welt verwandelt hatte.

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Starke Hinweise auf diese Katastrophe lassen sich mög-licherweise in unserem Erbgut finden.2

Genetikern ist die seltsame Tatsache aufgefallen, dasszwei beliebige heute lebende Menschen über eine fast iden-tische DNA-Zusammensetzung verfügen. Im Gegensatz da-zu kann die DNA zweier beliebiger Schimpansen eine grö-ßere genetische Variationsbreite aufweisen, als man sie in-nerhalb der gesamten menschlichen Bevölkerung findet.Mathematisch lässt sich das Phänomen durch die Annah-me erklären, dass die meisten Menschen durch den Vulkan-ausbruch ausgelöscht wurden und nur eine Handvoll unse-rer Vorfahren überlebten – rund 2000 Individuen. Bemer-kenswerterweise sollte diese abgerissene, zerlumpte Ban-de von Menschen zu den Urmüttern und Urvätern werden,deren Nachkommen schließlich die ganze Welt besiedelnwürden. Wir alle sind demnach fast so eng verwandt wieBrüder und Schwestern, die von einer sehr kleinen und sehrwiderstandsfähigen Gruppe von Menschen abstammen, dieleicht in den Festsaal eines modernen Hotels gepasst hätte.

Während diese Menschen durch die öde Landschaftstreiften, hätten sie sich wohl kaum vorstellen können, dassihre Nachfahren eines Tages jeden Winkel unseres Plane-ten beherrschen würden.

Wenn wir heute einen Blick in die Zukunft werfen, er-kennen wir, dass die Ereignisse, die vor 74 000 Jahren statt-fanden, tatsächlich eine Generalprobe für zukünftige Kata-strophen sein könnten. Daran musste ich 1992 denken, alsich die erstaunliche Nachricht hörte, dass ein Planet ent-deckt worden war, der einen fernen Stern umkreiste. Da-mit konnten die Astronomen erstmals belegen, dass es auchaußerhalb unseres Sonnensystems Planeten gibt. Das warein bedeutender Paradigmenwechsel in unserem Verständ-nis des Universums. Traurig machte mich jedoch der zweiteTeil der Nachricht: Dieser fremde Planet umkreiste einentoten Stern, einen Pulsar, der von einer Supernovaexplosi-

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on zurückgeblieben war, die dabei wahrscheinlich alles Le-ben auf diesem Planeten ausgelöscht hatte. Kein der Wis-senschaft bekannter Organismus kann der alles vernichten-den Gewalt nuklearer Energie widerstehen, die frei wird,wenn ein naher Stern explodiert.

Dann stellte ich mir eine Zivilisation auf diesem Planetenvor, die sich bewusst war, dass ihr Muttergestirn im Begriffwar zu sterben, und die mit aller Kraft daran arbeitete, eineriesige Armada an Raumschiffen fertigzustellen, die sie inein anderes Sternsystem bringen könnte. Auf dem Planetenmusste ein schreckliches Chaos geherrscht haben, als dieBewohner voller Panik und Verzweiflung versuchten, einender letzten Plätze in einem der abhebenden Raumschiffe zuergattern. Ich stelle mir das Entsetzen der Zurückgelasse-nen vor, die ihr Ende fanden, als ihre Sonne explodierte.

Es ist so unausweichlich wie die Gesetze der Physik, dassdie Menschheit eines Tages mit einem Ereignis der einenoder anderen Art konfrontiert wird, das ihr Aussterben be-deuten könnte. Aber werden wir wie unsere Vorfahren ge-nug Schwung und Entschlossenheit besitzen, zu überlebenund sogar zu blühen und zu gedeihen?

Wenn wir all die Lebensformen an unserem inneren Au-ge vorüberziehen lassen, die jemals auf Erden gelebt ha-ben, von mikroskopisch kleinen Bakterien zu hoch aufra-genden Bäumen, gigantischen Dinosauriern und unterneh-mungslustigen Menschen, stellen wir fest, dass 99,9 Pro-zent von ihnen schließlich ausgestorben sind. Das heißt,dass Aussterben die Norm ist und unsere Chancen bereitssehr schlecht stehen. Wenn wir den Boden unter unserenFüßen ausheben, um nach Fossilien zu suchen, finden wirBelege für viele frühere Lebensformen. Aber nur eine klei-ne Handvoll hat bis heute überlebt. Vor uns gab es Millio-nen Arten; sie tummelten sich unter der Sonne, und dannwelkten sie dahin und starben aus. Das ist die Geschichtedes Lebens.

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Ganz gleich, wie sehr wir den Anblick eines romanti-schen Sonnenuntergangs schätzen, den Geruch einer fri-schen Meeresbrise und die Wärme eines Sommertages, ei-nes Tages wird das alles enden und der Planet für men-schliches Leben unbewohnbar werden. Die Natur wird sichschließlich gegen uns wenden, wie sie es bei all den bereitsausgestorbenen Lebensformen getan hat.

Wie die Geschichte des Lebens auf der Erde zeigt, gibt esfür Organismen angesichts einer feindlichen Umwelt dreiMöglichkeiten: Sie können diese Umwelt verlassen, sie kön-nen sich ihr anpassen oder sie werden aussterben. Dochwenn wir weit genug in die Zukunft schauen, werden wiruns eines Tages einer Katastrophe gegenüber sehen, die sogewaltig ist, dass Anpassung praktisch unmöglich ist. Ent-weder verlassen wir die Erde, oder wir werden untergehen.Einen anderen Weg gibt es nicht.

Solche Katastrophen haben sich in der Vergangenheitimmer wieder ereignet, und sie werden sich zweifellos auchin der Zukunft ereignen. Die Erde hat bereits fünf großeAussterbezyklen durchlaufen, bei denen jeweils bis zu 90 Prozent aller Lebensformen ausgelöscht wurden. Und wei-tere derartige Ereignisse werden folgen, das ist so sicherwie das Amen in der Kirche.

In den nächsten Jahrzehnten sehen wir uns Bedrohun-gen gegenüber, die nicht natürlich, sondern weitgehendhausgemacht sind, eine Folge unserer eigenen Dummheitund Kurzsichtigkeit. Wir sind von einer globalen Klima-erwärmung bedroht, wenn sich die Erdatmosphäre gegenuns stellt. Wir sind von atomaren Massenvernichtungswaf-fen bedroht, da sich Kernwaffen in einigen der instabilstenRegionen der Welt ausbreiten. Wir sind von biologischenMassenvernichtungsmitteln wie aerogenen AIDS- oder Ebo-la-Erregern bedroht, die durch simples Husten oder Niesenübertragen werden können. Das könnte bis zu 98 Prozentder menschlichen Spezies vernichten. Zudem sehen wir uns

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weiterhin einer wachsenden Bevölkerung gegenüber, diedie irdischen Ressourcen in rasender Geschwindigkeit auf-braucht. An irgendeinem Punkt könnten wir die Tragfähig-keitsgrenze der Erde überschreiten und uns in einem ökolo-gischen Armageddon wiederfinden, in dem wir um die letz-ten verbliebenen Vorräte des Planeten konkurrieren.

Zu den selbstgeschaffenen Bedrohungen kommen Na-turkatastrophen, auf die wir kaum Einfluss haben. Auf ei-ner Skala von Jahrtausenden betrachtet, sehen wir uns demBeginn einer neuen Eiszeit gegenüber. Im Lauf der letzten100 000 Jahre war der größte Teil der Erdoberfläche voneiner fast 800 Meter dicken Eisdecke überzogen. Die öde,gefrorene Landschaft führte zum Aussterben zahlreicherTierarten. Dann, vor rund 10 000 Jahren, setzte Tauwetterein. Diese kurze Warmperiode brachte den plötzlichen Auf-stieg moderner Zivilisationen mit sich, und die Menschheithat sich diese Periode zunutze gemacht, um sich auszubrei-ten und zu vermehren. Doch dieser Aufschwung hat sichwährend einer Zwischeneiszeit (Interglazialperiode) entwi-ckelt, was bedeutet, dass es innerhalb der nächsten 10 000 Jahre wahrscheinlich zu einer weiteren Eiszeit kommenwird. Wenn sie eintritt, werden unsere Städte unter Bergenvon Schnee verschwinden, und die Zivilisation wird untereiner Eisdecke begraben werden.

Zudem ist es möglich, dass der Supervulkan unter demYellowstone National Park aus seinem langen Schlummererwacht, die Vereinigten Staaten auseinanderreißt und dieErde in eine erstickende, giftige Wolke aus Ruß- und Staub-teilchen hüllt. Frühere Eruptionen fanden vor 630 000 Jah-ren, 1,3 Millionen und 2,1 Millionen Jahren statt. Zwischenden Ereignissen lagen also ungefähr 700 000 Jahre, dahersteht uns in den nächsten 100 000 Jahren vielleicht ein wei-terer Ausbruch bevor.

Auf einer Skala von Millionen Jahren droht uns ein wei-terer Meteoriten- oder Kometeneinschlag ähnlich dem, der

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vor 65 Millionen Jahren das Ende der Dinosaurier einläute-te. Damals schlug ein Felsbrocken von knapp 10 KilometernDurchmesser auf der Halbinsel Yucatán im heutigen Mexi-ko ein und schleuderte feurige Trümmer in den Himmel,die anschließend zurück auf die Erde regneten. Wie beimAusbruch des Toba-Vulkans, nur in viel größerem Maßstab,verdunkelten die Aschewolken anschließend die Sonne undführten weltweit zu Temperaturstürzen. Dadurch verküm-merte die Vegetation, und die Nahrungskette kollabierte.Pflanzenfressende (herbivore) Dinosaurier verhungerten,und das bedeutete auch das Ende für ihre fleischfressenden(carnivoren) Verwandten. Schließlich gingen 90 Prozent al-ler Lebensformen im Gefolge dieses katastrophalen Ereig-nisses zugrunde.

Jahrtausende lang hatten wir keine Ahnung davon, dassdie Erde in einem Schwarm potenziell tödlicher Felsbro-cken treibt. Erst in den letzten 20 Jahren haben Wissen-schaftler begonnen, das reale Risiko eines großen Ein-schlags (Impakt) abzuschätzen. Inzwischen wissen wir,dass es mehrere tausend erdnahe Objekte (near-Earth ob-jects, kurz NEOs) gibt, die die Erdumlaufbahn kreuzen undeine Gefahr für das Leben auf unserem Planeten darstel-len. Bis Januar 2018 sind 17 566 dieser Objekte katalogi-siert worden. Aber das sind nur diejenigen, die wir gefun-den haben. Astronomen schätzen, dass es möglicherweisemehrere Millionen unkartierter Objekte im Sonnensystemgibt, die an der Erde vorbeiziehen.

Bei einem früheren Interview sprach ich mit dem Astro-nomen Carl Sagan über diese Bedrohung. Und er meintezu mir: «Wir leben in einem kosmischen Schießstand», um-geben von potenziellen Risiken. Es sei nur eine Frage derZeit, bis ein großer Asteroid die Erde treffe, so Sagan. Wennwir all diese Asteroiden auf irgendeine Weise zum Leuchtenbringen könnten, würden wir sehen, dass der Nachthimmelmit Tausenden von bedrohlichen Lichtpunkten gefüllt ist.

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Selbst in dem Fall, dass wir all diese Gefahren überste-hen, gibt es eine weitere Bedrohung, die alle anderen inden Schatten stellt. In fünf Milliarden Jahren wird sich dieSonne zu einem Roten Riesen aufblähen, der den ganzenHimmel füllt. Dann wird die Sonne so gigantische Ausma-ße annehmen, dass die Umlaufbahn der Erde innerhalb dersengenden solaren Atmosphäre verläuft, und die höllischeHitze wird jedes Leben in diesem Inferno auslöschen.

Im Gegensatz zu allen anderen Lebensformen auf die-sem Planeten, die sich passiv in ihr Schicksal ergeben müs-sen, sind wir Menschen Herr über unser eigenes Geschick.Zum Glück haben wir inzwischen begonnen, Werkzeuge zuschaffen, die uns ermöglichen, unseren schlechten natürli-chen Chancen zu trotzen, sodass wir nicht zu einer der 99,9 Prozent zum Aussterben bestimmten Lebensformen wer-den. In diesem Buch werden wir die Pioniere treffen, dieüber die Energie, die Vision und die Ressourcen verfügen,um das Schicksal der Menschheit zu verändern. Wir werdenden Träumern begegnen, die glauben, dass die Menschheitim All leben und gedeihen kann. Wir werden die revolu-tionären technologischen Fortschritte analysieren, die esmöglich machen, die Erde zu verlassen und uns anderswoim Sonnensystem und selbst jenseits davon niederzulassen.

Wenn es jedoch eine Lehre gibt, die wir aus der Ge-schichte ziehen können, dann die, dass sich die Menschheitangesichts von lebensbedrohenden Krisen der Herausfor-derung gewachsen gezeigt und immer nach noch höherenZielen gestrebt hat. In gewissem Sinne steckt uns der For-schergeist in den Genen und ist fest in unserer Seele ver-ankert.

Heute sehen wir uns jedoch der vielleicht größten allerHerausforderungen gegenüber: die engen Grenzen der Er-de zu verlassen und uns ins All zu wagen. Die Gesetze derPhysik sind klar; früher oder später werden wir uns globa-

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len Krisen gegenübersehen, die unsere Existenz im Kernbedrohen.

Das Leben ist zu kostbar, um es auf einen einzigen Pla-neten zu beschränken und damit der Gnade all dieser pla-netaren Bedrohungen auszuliefern.

Wir bräuchten eine Versicherungspolice, erklärte mirSagan. Er meinte, wir sollten eine «Zwei-Planeten-Species»werden. Mit anderen Worten: Wir brauchen einen Plan B.

In diesem Buch wollen wir die Geschichte, die Heraus-forderungen und die möglichen Lösungen diskutieren, dievor uns liegen. Der Weg wird nicht einfach sein, und es wirdRückschläge geben, aber uns bleibt keine Wahl.

Nach dem Beinahe-Aussterben vor rund 75 000 Jahrenwagten sich unsere Vorfahren in die weite Welt hinaus undbegannen, die ganze Erde zu besiedeln. Dieses Buch wird,so hoffe ich, aufzeigen, welche Schritte nötig sind, um dieHürden zu überwinden, auf die wir in Zukunft ohne Zwei-fel stoßen werden. Vielleicht ist es unser Schicksal, zu ei-ner Art zu werden, die auf vielen Planeten zu Hause ist undzwischen den Sternen lebt.

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EinleitungIn Zukunft auf vielen

Planeten zu Hause[...]

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Endnoten1 A. R. Templeton, «Genetics and Recent Human Evolu-tion», International Journal of Organic Evolution 61, no.7 (2007): 1507 – 19. Siehe auch Supervolcano: The Cata-strophic Event That Changed the Course of Human His-tory; Could Yellowstone Be Next? (New York: MacMillan,2015).2 Auch wenn allgemeine Übereinstimmung herrscht,dass der Ausbruch des Supervulkans auf Toba ein wirk-lich katastrophales Ereignis war, sollte darauf hingewie-sen werden, dass nicht alle Experten glauben, es habe dieRichtung der menschlichen Evolution verändert. Wissen-schaftler von der Oxford University analysierten Sedimen-te im Malawi-See in Afrika, die mehrere zehntausend Jah-re in die Vergangenheit zurückreichen. Durch Bohrun-gen im Seeboden lassen sich vor langem abgelagerte Se-dimente gewinnen, und mit ihrer Hilfe kann man dama-lige Witterungsbedingungen rekonstruieren. Eine Analy-se dieser Daten aus der Zeit des Toba-Vulkanausbruchserbrachten keinerlei Anzeichen eines dauerhaften Klima-wandels, was Zweifel auf die Theorie wirft. Allerdings istnoch offen, ob sich die Ergebnisse auf andere Regionenjenseits des Malawi-Sees übertragen lassen. Einer ande-ren Theorie zufolge war der Engpass in der menschlichenEvolution vor rund 74 000 Jahren eher die Folge langsamwirkender Umweltveränderungen als einer plötzlichenZerstörung des Lebensraums. Weitere Forschung ist nö-tig, um diese Frage definitiv zu klären.

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