Liebe Rollenspielerin, lieber Rollenspieler, selle ... · ein Rapier und eine Lederschatulle mit...

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Liebe Rollenspielerin, lieber Rollenspieler,

ich freue mich, dass Du Dich für mein Buch interes-sierst. Willkommen!

Struktur und Schreibstile

Wozu diese Leseprobe? Sie hilft Dir vielleicht dabei zu entscheiden, ob meine 460 Seiten starke univer-selle Spielhilfe DAS BUCH DER KÖNIGREICHE Deinen persönlichen Geschmack trifft und für Dein Spiel geeignet ist. In dieser Leseprobe geht es dabei weniger um den Inhalt an sich, als um den Aufbau, die Struktur und meine Schreibe.

Texten ist (k)ein Hexenwerk

Für einen Liebestrank wirft eine Hexe andere Zuta-ten in den Kessel als für einen Verwandlungszauber oder ein Gift. Appetitlich ist für sich alleine betrach-tet vermutlich keine dieser Ingredienzen. Doch da-mit muss sich der auseinandersetzen, der den Trunk (hoffentlich freiwillig) zu sich nimmt. Und vielleicht schmeckt ihm der sogar, weil Krötenschleim mit Hühnerbein einen ungeahnten lukullischen Genuss ergibt. Nun möchte ich zwar meine Textarbeit für

die Rollenspiel-Welt nicht mit dem Rühren in einem Hexenkessel unter Begleitung obskurer Zauberfor-meln gleichsetzen, aber ich finde doch eine Paralle-le: Die im Buch zusammengeführten Texte dienen unterschiedlichen Zwecken und basieren deshalb auf mehreren Rezepten.

Textrezepte

Über meine Textrezepte findest Du unter pen-and-paper-rollenspiel.de/text.html einigeInformationen und weitere Beispiele.

Und wie immer gilt: Über jedwede Anregungen und Feedback freue ich mich!

Eine gute Zeit wünscht Dir

Schleswig, im Juni 2019

Buch der Königreiche

Alter Städter: Bibliothek der Gelehrtengilde

Ein mehrere Jahrhunderte alter Stadtmauer-turm, den die Bürger unter dem Namen Alter Städter kennen, beherbergt die Bibliothek der Gelehrtengilde zu Aran. Dank einer Erweite-rung des Stadtgebiets steht er seit langer Zeit nicht mehr am Rand, sondern inmitten Arans.

Das einst teilweise eingestürzte Bauwerk wurde für die neue Nut-zung umfangreich umgebaut und weiß den Besucher von außen und innen zu beeindrucken.

HistorieIhre Existenz verdankt die Bibliothek dem Wirken des bedeu-tendsten Handelshauses der Stadt: der Kaufmannsfamilie Aldakri. Sie erwarb und stiftete bereits im Jahre 521 n. G. d. K. den baufäl-ligen Turm, einen Teil des Inventars und ein stattliches Vermögen. Im Laufe von Jahrzehnten flossen mehrfach weitere Spenden der Aldakris in das Haus. Schenkungen einflussreicher Bürger und be-deutender Adelshäuser sowie einige Dutzend gut zahlender Schü-ler und Studenten folgten und ermöglichten in dem über einhun-dertjährigen Bestehen einen steten Ausbau der bemerkenswerten Institution. Gegen eine Gebühr steht das Haus des Wissens heute grundsätzlich allen Menschen offen. Leisten können sich das aber natürlich nur wohlhabende Städter und privilegierte Menschen.

ThemenbereicheDie Büchersammlung ist für die Verhältnisse einer Kleinstadt er-staunlich: Über eintausend Folianten sind in abschließbaren Ei-chenschränken einsortiert. Folgende Themenbereiche werden von der Bibliothek (+100 bis -100: Thema ist lückenlos bis gar nicht vor-handen) abgedeckt:

• Mathematik (+20)• Sprachen, Lyrik, Poesie, Musik und Philosophie (-10)• Bildhauerei und Malerei (+10)• Architektur und Baukunst (+10)• Heraldik, Rechtskunde und Administration (+10)• Handelskunde und Buchführung (+10)• Fauna und Flora (-50)• Heilkunst und Kräuterkunde (-10)• Brau- und Kochkunst (-10)• Schifffahrt und Navigation (-30)• Geschichte und Anthropologie (+0)• Monster-, Drachen- und Feenkunde (-70)• Dämonologie und Theologie (-30)• Kartographie, Geologie, Stein- und Metallkunde (-30)

Lage und Pläne des Turms Alter StädterDer ziegelgedeckte aus Kalksteinquadern errichtete Rundturm ragt knapp 30 Meter in die Höhe. Hier und da wurden schadhafte Stellen im Mauerwerk mit gebrannten Ziegeln ausgebessert, sind teilweise aber bereits wieder von bis zur Hälfte des Turmes hinauf-rankendem Efeu überwuchert. Schießscharten wurden geschlos-

sen und in jedem der fünf Geschosse das Mauerwerk nachträglich für große verglaste Fenster geöffnet.

Sinneseindrücke beim erstmaligen BetretenEine schwere aus Eichenholz gezimmerte Pforte verschließt die mit einem Rundbogen ummauerte Öffnung im Erdgeschoss und erinnert an den ursprünglichen Festungscharakter des Stadtmau-erturms. Der Eingang ist schmal, niedrig – große Männer müssen sich beim Eintreten etwas beugen – und düster und führt über eine zwei Meter breite aus einem Findling geschlagene Türschwelle, auf der Generationen ihre Spuren hinterlassen haben. Drinnen riecht die Luft stets nach Kaminfeuer und ein wenig muffig nach altem Holz, alternden Pergamenten, nach verstaubten Lederein-bänden und vergilbtem Papier. Durch mannshohe Glasfenster fällt viel Licht in den nach innen offenen Turm und lässt den Staub in der Luft tanzen. Das Knacken des fast stetig prasselnden Feuers im stattlichen Kamin rechts der Eingangspforte, das Knarzen hölzer-ner Dielen der oberen Stockwerke und gedämpfte Stimmen run-den die eindrucksvolle Atmosphäre ab. Mächtige in einem Kreis angeordnete Eichenbohlen tragen die hölzernen Galerien der Ge-schosse bis hoch hinauf. Der Blick in der Raummitte reicht bis zum Dachgebälk. Durchdringend hallen die Schritte schweren Schuh-werks beim Durchschreiten des Raumes: Der harte Fußboden des Erdgeschosses wurde aus glatt polierten Steinblöcken gelegt. Wer das Gebäude erstmals betritt, atmet aber in der Regel zuerst einmal tief durch und staunt. Bis unter das Dach sind die Wände reich mit herrlich geschnitzten Holzvertäfelungen versehen und lassen den Besucher fast vergessen, dass er in einer alten Wehranlage steht.Neben feinen Ornamenten bekunden Schriftzüge, Wappentiere, Figuren und Familienwappen das Wirken zahlreicher Stifter. An den Wänden aller Geschosse sind tausend Folianten in hohen Re-galen verstaut. Um die obersten zu erreichen, müssen gar Tritt-leitern bestiegen werden. Doch bei einfachen Regalen hat man es nicht belassen: Auch diese sind reich verziert und zum Schutz der kostbaren Bücher, Pergamentrollen, Karten und Aufzeichnungen mit verglasten Türen versehen. Treppenstufen winden sich ent-lang der Außenmauer von Stockwerk zu Stockwerk, von Galerie zu Galerie. Zwischen den Bücherschränken stehen Studiertische, die häufig von Gildenmitgliedern und zahlenden Kunden in An-spruch genommen werden. Schließlich ist es niemandem gestattet, ein Buch mit aus der tagsüber für die Öffentlichkeit zugänglichen Bibliothek herauszunehmen.

Aus statischen Gründen wurde der Keller des Verteidigungsbau-werks beim Umbau zugeschüttet. Es blieb nur ein geheimes Keller-versteck.

Die Legende:

Erdgeschoss1. Hohe Halle: Inmitten der eindrucksvollen Halle steht ein runder Holztisch, um den sich einige mit Leder bezogene Stühle reihen. Alt sind sie, hier und da ein wenig abgenutzt. Filigrane Schnitze-reien im Holz der Lehnen verraten, dass sie einem Handwerker viel Zeit und damit einmal viel Geld gekostet haben. Wer sich nicht in einen Winkel für ein stilles Studium zurückziehen, sich gegebenenfalls beim Lesen und Recherchieren austauschen möch-

Buch der Königreiche

Buch der Königreiche

te, kommt hier mit anderen zusammen. Im Erdgeschoss, dessen Wirkung auf den Besucher im Absatz oben beschrieben wird, hal-ten sich während der Öffnungszeiten stets ein Gelehrter und ein Wächter auf. Der Gelehrte sitzt hinter einem opulent gefertigten Schreibtisch, erkundigt sich nach den Wünschen eines Besuchers, gibt Auskünfte und nimmt die Bezahlung entgegen. In einem di-cken Buch notiert er den Namen des Besuchers und den gezahlten Betrag, den er sicher in einer Truhe verschließt.

In den Bücherschränken lagern alleine in diesem Stockwerk un-gefähr 200 Folianten und damit ein Wissensschatz und Vermögen.

Geheimes KellerversteckDer an die Treppe zum 1. Obergeschoss anschließende Bücher-schrank hinter dem Schreibtisch des Bibliothekars lässt sich wie eine Tür aufziehen und gibt den Blick auf eine hölzerne Luke im Steinfußboden unterhalb der Treppe frei. Darunter führt eine Lei-ter vier Meter in die Tiefe in einen kleinen Kellerraum, der einzig nicht beim Umbau des Turms mit Geröll und Bauschutt zugeschüt-tet wurde. Die Wände wurden aus nachbearbeiteten Kalkstein-quadern hochgezogen. In der beengten Geheimkammer ist es kühl und stickig. Eine Pritsche dient als Notquartier. Auf einem Tischchen steht eine Laterne, daneben befindet sich eine schwere mit Eisen beschlagene Truhe. In ihr verwahrt die Gilde wertvolle Urkunden, kleine Wertgegenstände wie Schmuckstücke und ihr Barvermögen von einigen hundert Goldstücken. Dieses Geheim-versteck ist geschickt angelegt und getarnt. Wer den Mechanismus zum Öffnen nicht kennt, muss ein gutes Auge und einen scharfen Verstand besitzen, um dahinter zu kommen.

1. Stockwerk2. Galerie: Sofort fallen einige Exponate ins Auge, die hier nicht unbedingt zu erwarten sind: getrocknete Pflanzen, in Gläsern ge-sammelte Nüsse und Samen sowie einige ausgestopfte Tiere. Das Prachtstück darunter: das Präparat eines ausgewachsenen Nim-rodfalken mit einer eineinhalb Meter messenden Flügelspannwei-te. Der zweite Blick entlarvt dazwischen eine stattliche Anzahl von circa 100 Folianten.

2. Stockwerk3. Galerie: In über hundert Jahren sind neben 200 Folianten, Perga-menten und Schriftstücken viele weitere Dinge in den Fundus der Bibliothek gelangt: Land- und Seekarten, Gemälde, Schreibuten-silien, Figuren und Büsten sowie viele sonderbare Gegenstände, deren Sinn sich nicht immer erschließt. Manche sind in den Bü-cherschränken oder separaten Kisten eingeschlossen.

3. Stockwerk4. Galerie: Die Bücherschränke der Galerie enthalten 250 Folian-ten, einige Stapel Pergamentrollen und Kisten mit losen Aufzeich-nungen und Dokumenten.

4. Stockwerk5. Galerie: Auf dieser Ebene finden sich die meisten Folianten (400 Exemplare) der Bibliothek. Nicht nur deshalb ist nach dem Erd-geschoss dieser Ort sicherlich der eindruckvollste des Turmes: Das Gebälk des Dachstuhls liegt offen über den Köpfen der Besucher

und die beiden hohen Fenster bieten in fast zwei Dutzend Meter Höhe einen erhabenen Blick über die Dächer der Stadt. Der über das Geländer der Galerie hinweg nach unten ist ebenfalls aufre-gend – zumindest für solche, die nicht unter Höhenangst leiden.

Gildenmitglieder und WächterFür die Bibliothek sind circa zwei Dutzend Personen unterschied-licher Professionen in einer kleinen Gilde organisiert, von denen die wenigsten für ihr Tun ein stattliches Salär erhalten. Die meisten von ihnen sind magieunkundige Gelehrte, die das Wissen mehren möchten und sich teils ständig, teils selten im Bibliotheks-Turm aufhalten. An ihrer Spitze steht der empathische Bibliothekar und Barde Gondar, der der Gilde und der ansehnlichen Bibliothek in der Stadt sein Gesicht verleiht.

Tag und Nacht ist mindestens einer von vier angestellten Wäch-tern im Bibliotheks-Turm anwesend. Im Gegensatz zu den Gelehr-ten sind diese wehrhaften Männer gut besoldet. Mit einem wattier-ten mit dem Wappen der Gilde der Gelehrten versehenen Wams, einem Beinkleid aus Leinen, leichten Lederstiefeln und einem ge-gürteten Kurzschwert sind die athletisch gebauten Wächter sofort als solche zu erkennen. Allesamt sind Veteranen des Militärs oder blicken auf langjährige Dienste als Landsknechte zurück.

Bibliothekar GondarSein Aussehen und AuftretenEines beherrscht Gondar nahezu perfekt: sich mit wenigen Mitteln im richtigen Moment eindrucksvoll zu inszenieren. Seine Bewe-gungen sind fließend und muten fast ein wenig tänzerisch an. In der Kleinstadt Aran wirkt er daher manchmal wie ein Filmstar auf einer Kleinkunstbühne. Der Bibliothekar ist mit seiner glockenkla-ren Stimme und seinem bühnenreifen Auftreten beinahe auf den ersten Blick als Barde erkennbar. Seine prächtige und auffällige Kleidung bestätigt diesen Eindruck. Zu seiner Gewandung ge-hören außerdem stets extravagante und ausladende zumeist rote Hüte mit breiter Krempe und Feder, die er gerne bei einer Begrü-ßung schwungvoll abnimmt und durch die Luft schwenkt. Seine kostbare und geliebte Laute führt er stets in einer ledernen Tasche am breiten Ledergürtel mit sich. An diesem baumeln des Weiteren ein Rapier und eine Lederschatulle mit Feder, Tinte und Papier.

Sein Verhalten und seine MotivationDer Barde ist ein guter, aufmerksamer Beobachter und hat ein her-vorragendes Gedächtnis. Gerne umgibt er sich mit Menschen und mag ein wenig den Moment, im Mittelpunkt zu stehen. Dabei ver-gisst er jedoch nie, sein Gegenüber einzubeziehen und mit kleinen Gesten, Handlungen und wenigen Worten gelungene Verbindun-gen herzustellen. Im Gegensatz zu den meisten Menschen Arans hat er die Universität zu Teros kennengelernt und träumt davon, dass die hiesige Bibliothek noch in seiner Lebensspanne zur zweiten Universität des Königreichs ausgebaut wird.

Seine BiographieEinige Jahre reiste Gondar gerne. Mittlerweile hat er das Herumreisen und den Komfortverzicht satt und sich in Aran niedergelassen. Heute leitet und verwaltet er mit Freude die Bibliothek. Ohne ein

Salär dafür zu erhalten. Er verdient sich seinen Lebensunterhalt, indem er gelegentlich in den Schänken der Stadt Geschichten vor-trägt, singt und auf seiner Laute spielt. Für die kleinstädtischen Verhältnisse entwickeln sich seine Auftritte immer wieder zu ge-sellschaftlichen Ereignissen. Außerdem bereitet er die eine oder andere Speise im Dimian-Hof zu – Kochen ist seine zweite Leiden-schaft. Und manchmal hilft er sogar in der Herberge beim Aus-schank.

Seine Fähigkeiten, Bemerkenswertes und SchwächenEr beherrscht die Zaubersprüche eines mittelmäßig erfahrenen Barden, die hauptsächlich einem Zweck dienen: Sein Harfespiel, seinen Gesang und seine Präsenz zu verbessern.

Seine Ausrüstung• Ring: wertvoller Goldring mit Wappen der Gelehrtengilde,

magisch, liefert beim Handauflegen bei einem Manuskript in unbekannter Sprache ein Verständnis der grundsätzlichen Aussage des Textes

• Harfe: kostbare Schnitzarbeit aus edlem Holz, klingt beson-ders fein und verzeiht kleine Handhabungsfehler

ImpressumFonts

Gesetzt aus Palatino LinotypeInitialen aus ZallmannCaps

Grafikseiten aus JaneAusten, AR Berkley, Trajan Pro und Arial

Bilder und GrafikenAlle Grafiken und Abbildungen von Christian Stange,

ausgenommen das Titelbild(pixabay.com, werner22brigitte, Brigitte Werner)

AutorChristian StangeDrei Kronen 1324837 Schleswig

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