Lipödem und Liplymphödem - Alles eine Frage des Lebensstils? · kungen, Diabetes mellitus oder...

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EMPIRISCHE LYMPHOLOGIE 18 LymphForsch 20 (1) 2016 Lipödem und Liplymphödem – Alles eine Frage des Lebensstils? Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Online-Umfrage zur Auswirkung auf die Lebensqualität der Betroffenen Teil 1: Hintergrund, Prävalenz, medizinisch- therapeutisch-fachliche Betreuung N. Schubert, H. Viethen Dorsten, Deutschland Zusammenfassung Als Lipödem wird ein chronisch progredientes Krankheitsbild bezeichnet, welches sich pri- mär durch eine disproportionale, schmerzhafte Vermehrung des Unterhautfettgewebes bei gleichzeitiger Hämatomneigung auszeichnet. Leitmerkmal ist eine Vermehrung des Unter- hautfettgewebes an den Extremitäten, wobei die Akren sowie der Rumpf davon nicht betroffen sind. Im weiteren Verlauf entsteht ein Liplymphödem. Bis zum heutigen Zeit- punkt ist die Ätiologie der Erkrankung unbekannt. Deutschlandweit sind schätzungsweise 3,295 Mio. Frauen (8 % von 41,188 Mio. Frauen) betroffen. Durch fehlende Kenntnis bzw. Anerkennung der Erkrankung in medizinisch-therapeutischen Fachkreisen bleibt diese oft- mals über Jahre unerkannt oder wird fälschlicherweise mit einer lebensstilbedingten Adi- positas gleichgesetzt. Dass dies das Leiden der betroffenen Frauen in der Regel verstärkt, zeigt die durchgeführte Befragung auf. Schlüsselwörter: Lipödem, Lipohyperplasia dolorosa, lebensstilbedingte Adipositas, fach- lich-therapeutische Aufklärung, Liplymphödem, sekundäres Lymphödem Lipedema and lipo-lymphedema – a matter of lifestyle? Results of the first Germany-wide online survey on the quality of life of affected women – Part 1: Background, prevalence, medical treat- ment and therapy Summary Lipedema describes a chronic and progressive disease primarily characterized by a dispro- portionate and painful increase in subcutaneous adipose tissue accompanied by a ten- dency to develop hematoma. The cardinal symptom of the disease is a significant increase in subcutaneous fatty tissue of the extremities, with the acra and trunk not affected. In the further progression, lipo-lymphedema develops. The etiology of the disease is unknown to date. In Germany, lipedema is estimated to affect 3,295,000 women (8 % of 41,188,000 women). Medical personnel or therapists‘ lack of knowledge about or failure to recognize the disease often leads to the condition going undiagnosed for a period of years or it being mistaken for lifestyle-related obesity. The survey reported on here indicates that this may exacerbate suffering on the part of women with lipedema. Keywords: lipedema, lipohyperplasia dolorosa, life style-related obesity, subject-specific- therapeutic education, lipo-lymphedema, secondary lymphedema Die Akteure im Gesundheitswesen sehen sich zunehmend mit einer Patientenklien- tel konfrontiert, welche in den Praxen und Kliniken über Rücken-, Knie-, oder Bewe- gungsschmerzen, Müdigkeit und anhal- tende Gewichtszunahme klagt [1]. Häufig werden die gezeigten Symptome mit den aktuellen Entwicklungen im Gesundheits- verhalten (hoher Zuckerkonsum, falsche Essgewohnheiten, bewegungsarmer Le- bensstil, psychosomatische Störungen) und somit auf das Vorliegen der soge- nannten lebensstilbedingten Adipositas zurückgeführt. Vielfach werden in der Praxis bis heute Verfahren wie die BMI (Body Mass Index)-Messung angewandt, die lediglich ungenaue Angaben über die tatsächliche Fettverteilung, bei scheinbar adipösen Personen, ermöglichen [2]. Schätzungs- weise ca. fünf Millionen Frauen alleine in Deutschland kennen diese eingeschränkte und nicht zuletzt durch die Medien stark geprägte, eindimensionale Sichtweise auf ein ernstzunehmendes Krankheitsbild. Ihr Leidensweg erstreckt sich oftmals über mehrere Jahre und einer Vielzahl von Arztkontakten auf der Suche nach einer Antwort darauf, warum eine nachhaltige Gewichtsreduktion trotz unzähliger Diä- ten und exzessivem Sport bei zugleich zunehmenden körperlichen Beschwerden nicht möglich ist [3, 4]. Doch im Gegensatz zu Menschen, die von einer lebensstilbedingten Adipositas betroffen sind, liegt bei diesen Frauen ein bisher relativ unerforschtes Krankheitsbild vor. Zwar scheinen sie auf den ersten Blick jegliche Anforderung für die klassische Adipositas zu erfüllen, allerdings gehen ihre Beschwerden weit über die einer Betroffenen mit reiner Adipositas hinaus. Im Volksmund als „Säulenbein“ oder „Rei- terhosensyndrom“ bekannt, leiden diese Frauen unter einer Lipohyperplasia dolo- rosa – dem Lipödem – einer chronisch progredienten Fettverteilungsstörung, die Einfluss auf sämtliche Lebensbereiche nimmt [4-6]. Im Rahmen der deutschlandweit durchgeführten Online-Befragung von Lip-/Liplymphödem-Betroffenen gilt es zu ermitteln, ob und inwiefern das Vorliegen der Erkrankung Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen in den Bereichen Diagnostik, Ernährung und Be- Einführung in die Thematik Kein Thema wird so emotional und zugleich kontrovers diskutiert wie die Gesundheit. Studien belegen, dass Bewe- gungsverarmung in Kombination mit unausgewogenen Ernährungsgewohnhei- ten das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkran- kungen, Diabetes mellitus oder Adipositas zu erkranken, signifikant ansteigen lassen.

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EMPIRISCHE LYMPHOLOGIE

18 LymphForsch 20 (1) 2016

Lipödem und Liplymphödem – Alles eine Frage des Lebensstils?Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Online-Umfrage zur Auswirkung auf die Lebensqualität der Betroffenen

Teil 1: Hintergrund, Prävalenz, medizinisch- therapeutisch-fachliche BetreuungN. Schubert, H. ViethenDorsten, Deutschland

ZusammenfassungAls Lipödem wird ein chronisch progredientes Krankheitsbild bezeichnet, welches sich pri-mär durch eine disproportionale, schmerzhafte Vermehrung des Unterhautfettgewebes bei gleichzeitiger Hämatomneigung auszeichnet. Leitmerkmal ist eine Vermehrung des Unter-hautfettgewebes an den Extremitäten, wobei die Akren sowie der Rumpf davon nicht betroffen sind. Im weiteren Verlauf entsteht ein Liplymphödem. Bis zum heutigen Zeit-punkt ist die Ätiologie der Erkrankung unbekannt. Deutschlandweit sind schätzungsweise 3,295 Mio. Frauen (8 % von 41,188 Mio. Frauen) betroffen. Durch fehlende Kenntnis bzw. Anerkennung der Erkrankung in medizinisch-therapeutischen Fachkreisen bleibt diese oft-mals über Jahre unerkannt oder wird fälschlicherweise mit einer lebensstilbedingten Adi-positas gleichgesetzt. Dass dies das Leiden der betroffenen Frauen in der Regel verstärkt, zeigt die durchgeführte Befragung auf.

Schlüsselwörter: Lipödem, Lipohyperplasia dolorosa, lebensstilbedingte Adipositas, fach-lich-therapeutische Aufklärung, Liplymphödem, sekundäres Lymphödem

Lipedema and lipo-lymphedema – a matter of lifestyle? Results of the first Germany-wide online survey on the quality of life of affected women – Part 1: Background, prevalence, medical treat-ment and therapySummaryLipedema describes a chronic and progressive disease primarily characterized by a dispro-portionate and painful increase in subcutaneous adipose tissue accompanied by a ten-dency to develop hematoma. The cardinal symptom of the disease is a significant increase in subcutaneous fatty tissue of the extremities, with the acra and trunk not affected. In the further progression, lipo-lymphedema develops. The etiology of the disease is unknown to date. In Germany, lipedema is estimated to affect 3,295,000 women (8 % of 41,188,000 women). Medical personnel or therapists‘ lack of knowledge about or failure to recognize the disease often leads to the condition going undiagnosed for a period of years or it being mistaken for lifestyle-related obesity. The survey reported on here indicates that this may exacerbate suffering on the part of women with lipedema.

Keywords: lipedema, lipohyperplasia dolorosa, life style-related obesity, subject-specific-therapeutic education, lipo-lymphedema, secondary lymphedema

Die Akteure im Gesundheitswesen sehen sich zunehmend mit einer Patientenklien-tel konfrontiert, welche in den Praxen und Kliniken über Rücken-, Knie-, oder Bewe-gungsschmerzen, Müdigkeit und anhal-tende Gewichtszunahme klagt [1]. Häufig werden die gezeigten Symptome mit den aktuellen Entwicklungen im Gesundheits-verhalten (hoher Zuckerkonsum, falsche Essgewohnheiten, bewegungsarmer Le-bensstil, psychosomatische Störungen) und somit auf das Vorliegen der soge-nannten lebensstilbedingten Adipositas zurückgeführt.

Vielfach werden in der Praxis bis heute Verfahren wie die BMI (Body Mass Index)-Messung angewandt, die lediglich ungenaue Angaben über die tatsächliche Fettverteilung, bei scheinbar adipösen Personen, ermöglichen [2]. Schätzungs-weise ca. fünf Millionen Frauen alleine in Deutschland kennen diese eingeschränkte und nicht zuletzt durch die Medien stark geprägte, eindimensionale Sichtweise auf ein ernstzunehmendes Krankheitsbild. Ihr Leidensweg erstreckt sich oftmals über mehrere Jahre und einer Vielzahl von Arztkontakten auf der Suche nach einer Antwort darauf, warum eine nachhaltige Gewichtsreduktion trotz unzähliger Diä-ten und exzessivem Sport bei zugleich zunehmenden körperlichen Beschwerden nicht möglich ist [3, 4].

Doch im Gegensatz zu Menschen, die von einer lebensstilbedingten Adipositas betroffen sind, liegt bei diesen Frauen ein bisher relativ unerforschtes Krankheitsbild vor. Zwar scheinen sie auf den ersten Blick jegliche Anforderung für die klassische Adipositas zu erfüllen, allerdings gehen ihre Beschwerden weit über die einer Betroffenen mit reiner Adipositas hinaus. Im Volksmund als „Säulenbein“ oder „Rei-terhosensyndrom“ bekannt, leiden diese Frauen unter einer Lipohyperplasia dolo-rosa – dem Lipödem – einer chronisch progredienten Fettverteilungsstörung, die Einfluss auf sämtliche Lebensbereiche nimmt [4-6].

Im Rahmen der deutschlandweit durchgeführten Online-Befragung von Lip-/Liplymphödem-Betroffenen gilt es zu ermitteln, ob und inwiefern das Vorliegen der Erkrankung Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen in den Bereichen Diagnostik, Ernährung und Be-

Einführung in die Thematik

Kein Thema wird so emotional und zugleich kontrovers diskutiert wie die Gesundheit. Studien belegen, dass Bewe-

gungsverarmung in Kombination mit unausgewogenen Ernährungsgewohnhei-ten das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkran-kungen, Diabetes mellitus oder Adipositas zu erkranken, signifikant ansteigen lassen.

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wegung, Therapie sowie Alltag und Wohl-befinden hat. Darüber hinaus wird betrachtet, ob eine Liposuktionsbehand-lung einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität nehmen kann bzw. welche Erwartungen seitens der Betroffenen im Hinblick auf diese Therapiemethode bestehen.

Theoretischer Hintergrund und aktueller Forschungs-stand

Bisher gibt es nur wenige Untersuchun-gen, die sich mit der Erkrankung befassen [3, 7]. Während das Lymphödem in medi-zinischen Fachkreisen eine im Bekannt-heitsgrad weit verbreitete Erkrankung dar-stellt, kann dies für die Lipohyperplasia dolorosa nicht festgestellt werden [4]. In den USA, aber auch in Deutschland, wird bis dato von Medizinern, medizinisch-pflegerischem Fachpersonal sowie Wis-senschaftlern und Therapeuten die tat-sächliche Existenz der Erkrankung vereinzelt immer noch angezweifelt. Ins-besondere in den USA hat dies bereits zur Abweisung von Publikationen, die die Thematik beschreiben, geführt [3, 4]. Wenngleich bis heute keine einheitlichen und validen Daten zur Prävalenz der Erkrankung vorliegen, so wird angenom-men, dass deutschlandweit ca. 8 % der erwachsenen Frauen betroffenen sind. In lymphologischen Fachkliniken liegt diese mit ca. 10 % beschriebener Fälle stationä-rer Patienten noch zwei Prozentpunkte höher [5].

Lipohyperplasia dolorosa – Das Lipödem

Als Lipödem wird ein chronisch progre-dientes Krankheitsbild bezeichnet, wel-ches sich primär durch eine schmerzhafte Störung des Unterhautfettgewebes aus-zeichnet. Leitmerkmal ist eine Vermeh-rung des Unterhautfettgewebes an den Extremitäten, wobei die Akren sowie der Rumpf davon nicht betroffen sind. Bereits Kunstwerke, die ca. 3000 v.u.Z. entstanden sind, deuten darauf hin, dass es sich um ein lange bestehendes Krankheitsbild han-delt. Eine detaillierte wissenschaftliche

Beschreibung der Erkrankung erfolgte allerdings erst 1940 durch die Amerikaner und Ärzte Hines und Allen [4-6].

Bis zum heutigen Zeitpunkt ist die Ätiologie der Erkrankung unbekannt. Allerdings wird neben einer familiären Häufung eine hormonelle Regulationsstö-rung der weiblichen Sexualhormone als Auslöser einer autonomen bzw. autokri-nen Fettgewebsvermehrung angenom-men. Darüber hinaus lässt sich eine Häu-fung von Betrof fenen weiblichen Geschlechts feststellen, bei einem Krank-heitsbeginn mit Einsetzen der Pubertät, während oder nach einer Schwanger-schaft sowie nach Einsetzen der Meno-pause [4, 5].

Charakteristisch ist die vorliegende symmetrische Anordnung der Unterhaut-fettgewebsvermehrung, eine Hämatom-neigung ohne starke Traumen, Span-nungs-, Berührungs-, Druckschmerzen sowie eine auffällige Disproportion zwi-schen Ober- und Unterkörper mit einem signifikant schlankeren Oberkörper. Diese Merkmale stellen in der Klinik neben dem Erkrankungsbeginn und Beschwerdever-lauf die wesentlichen Diagnosekriterien dar, die darüber hinaus die Abgrenzung zu weiteren ähnlich gearteten Erkrankungen ermöglichen [4]. Im Rahmen der Diag-nostik wird eine Einteilung in drei Schwe-regrade sowie sieben Typen nach Lokalisa-tion vorgenommen, wobei zwischen Stadium und Typ keine bekannte Korrela-tion besteht (Tab. 1).

Abgrenzung zu weiteren Erkrankungen

Bevor die Diagnose Lipödem gestellt wer-den kann, ist es wichtig, diese differenzial-

diagnostisch von der schmerzlosen Lipo-hypertrophie (Reiterhosenadipositas), der Adipositas sowie dem primären Lymph-ödem abzugrenzen. Im Rahmen der durchgeführten Literaturrecherche und der Befragung ist jedoch festzustellen, dass trotz der durch die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (DGP) festgelegten Krite-rien weiterhin Frauen ohne das Vorhan-densein einer klaren Lipödem-Symptoma-tik die ärztliche Diagnose erhalten. Wie hoch sich darüber hinaus die Dunkelziffer der Betroffenen darstellt, die trotz Vorlie-gen der Diagnosemerkmale bisher nicht auf ein Lipödem hingewiesen wurden bzw. bei denen das Lipödem mit einer ggf. bestehenden Adipositas verwechselt wurde, ist nicht bekannt [4]. Die nachfol-gende Darstellung zur differenzialdiagnos-tischen Abgrenzung (Tab. 2) orientiert sich an den von Meier-Vollrath, Schneider und Schmeller [6] in Anlehnung an die AWMF-Leitlinie der DGP zum Lipödem beschriebenen Merkmalen [3].

Aktuelle Therapiemethoden

Da die genaue Ätiologie des Lipödems bis heute nicht bekannt ist, ist keine kausale Behandlung möglich. Stattdessen können die konservative Symptomtherapie und die operative Therapie unterschieden wer-den [3]. Ziel der konservativen Therapie ist es, das Fortschreiten der Erkrankung und das Entstehen möglicher Folgeer-krankungen (z. B. Lymphödemen) einzu-dämmen sowie eine Linderung der Symp-tome zu erwirken. Therapie der Wahl stellt dabei die Kompressionstherapie durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen dar [3, 5, 7]. Darüber hinaus wird von einigen Spezialisten auch bei noch nicht

Stadien bei Lipödem Einteilung nach Lokalisationen

Stadium I Haut glatt, verdickte weiche Subkutis mit kleinen KnötchenTyp 1 Oberschenkel-Typ

Typ 2 Unterschenkel-Typ

Stadium II Haut uneben, verdickte weiche Subkutis mit größeren KnotenTyp 3 Waden-Typ

Typ 4 Ganzbein-Typ

Stadium IIIFettlappen an den Innenseiten von Oberschenkeln und Knien, verdickte und indurierte Subkutis mit großen Knoten

Typ 5 Oberarm-Typ

Typ 6 Unterarm-Typ

Typ 7 Ganzarm-Typ

Tab. 1Einteilung Lipödem: Stadien und Lokalisationen (modifiziert nach [4]).

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vorhandenen Lymphödemen zur Manu-ellen Lymphdrainage (MLD) sowie bei zusätzlich bestehendem Lymphödem zur Komplexen Physikalischen Entstau-ungstherapie (KPE) einmal bis mehrmals wöchentlich geraten. Die konservative Symptomtherapie stellt aktuell die ein-zige von den Krankenkassen übernom-mene Therapieform dar. Allerdings liegt bis heute keine wissenschaftliche Evidenz bzgl. der langfristigen Wirksamkeit der aufgeführten Therapiemaßnamen vor [5]. Dennoch wird empfohlen, diese – wenn keine operative Therapie erfolgen kann – lebenslang und regelmäßig fortzuführen [3, 7].

Ein vielversprechendes Therapieverfah-ren stellt darüber hinaus die Liposuktion dar. Weltweit angewandt hat sie sich zum Standardverfahren mit geringem Risiko entwickelt. In der Regel müssen jedoch, je nach Befund, mehrere Operationen im Abstand von mehreren Wochen durchge-führt werden, um einen bleibenden Behandlungserfolg zu erzielen. Die Erfah-rungen größerer Zentren zeigen, dass durch dieses Verfahren nachhaltig auf die Erkrankung eingewirkt werden kann. So können natürliche Körperproportionen wieder hergestellt sowie Ödeme und die erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Gewebes deutlich reduziert werden [5, 7].

Bis heute wird die Kostenübernahme, ungeachtet der bereits erzielten Erfolge und der zu erwartenden gesundheitlichen (somatischen/psychischen) Einschrän-kungen, die das Lipödem hervorruft, von den Krankenkassen abgelehnt [5]. Neue Hoffnung für viele Betroffene bringt die derzeitige Prüfung zur Anerkennung der Liposuktion als Therapieverfahren beim Lipödem mit Aufnahme in den Leistungs-katalog der Krankenkassen durch den G-BA. Bis zur Entscheidung stellt eine Kostenübernahme, wenn sie durch die Kassen erfolgt, lediglich eine Einzelfallent-scheidung dar [5, 8].

Datenerhebung

Die Datenerhebung erfolgte im Zeitraum vom 01.08.2014 bis 15.09.2014 im Rah-men einer quantitativen Onlinebefragung. Es wurden sowohl diskrete als auch ste-tige, nominale, qualitative sowie ordinale Merkmale abgefragt. Die Kategorienbil-dung für die qualitativen Fragen erfolgte auf Basis einer Häufigkeitsverteilung sowie die statistische Analyse auf Basis deskrip-tiver Statistik. Eine wiederholte Teilnahme an der Befragung sowie die von Nichtbe-troffenen, männlichen Personen oder sol-chen, die nicht aus dem Einzugsgebiet stammen, wurde durch eine entspre-

chende Generierung ausgeschlossen. Der Fragebogen war während des Befragungs-zeitraums über die projekteigene Webprä-senz zu erreichen. Darauf hingewiesen wurde ausschließlich über Facebook in relevanten Selbsthilfegruppen.

Die Grundgesamtheit innerhalb der relevanten Gruppe liegt deutschlandweit schätzungsweise bei 3,295 Mio. Frauen (8 % Betroffene bei 41,188 Mio. Frauen in Deutschland – Statistisches Bundesamt, Stand 01.11.2014). Zum Zeitpunkt der Befragung befanden sich in den ausge-wählten Selbsthilfegruppen insgesamt 3979 Mitglieder, wobei in dieser Anzahl Doppelmitgliedschaften zu berücksichti-gen sind. Von diesen haben n=945 (23,74 %) Frauen den Online-Fragebogen ausgefüllt, wovon nach Bereinigung der Daten n=642 (67,94 %) der Fälle für die Auswertung genutzt werden konnten.

Erhebungsinstrument

Da für die Patientenklientel bisher keine auf die Fragestellung anzuwendenden Erhebungsinstrumente vorlagen, wurde eigens ein Online-Erhebungsinstrument entwickelt. Dies fand literaturbasiert auf der Grundlage einer umfangreichen Recherche statt. Ebenso wurden die spä-ter befragten Selbsthilfegruppen über einen Zeitraum von vier Wochen beob-achtet und auf wiederkehrende Proble-matiken, Fragestellungen sowie Äußerun-g e n h i n an a l y s i e r t . Au f d i e s e r Datengrundlage wurde dann ein webba-sierter Fragebogen mit insgesamt 57 Hauptfragen erstellt, gegliedert in die sie-ben Kategorien: allgemeine Daten, Beschwerdebild, Diagnose, Ernährung & Bewegung, Therapie & Kosten, Liposuk-tion, Alltag & Wohlbefinden. Die Befra-gung war auf Frauen ab 16 Jahren ausge-richtet, und das Einzugsgebiet wurde beschränkt auf Betroffene mit Wohnort bzw. Krankenversicherung in Deutsch-land. Im Anschluss an einen Pretest wurde der Fragebogen überarbeitet und entsprechend der Anmerkungen ange-passt. So wurde weitestgehend auf medi-zinische Fachbegriffe verzichtet oder wenn nicht möglich, wurden diese durch eine Erklärung ergänzt. Darüber hinaus wurden fehlende Antwortkategorien im

Lipohyperplasia dolorosa

Lipohypertrophieprimäres Lymph­ödem

Adipositas

Geschlecht Frauen Frauen Frauen/Männer Frauen/Männer

Beginn meist Pubertät meist Pubertät häufig Pubertät alle Altersklassen

Lokalisation Beine, Arme Beine Beine, Arme gesamter Körper

Symmetrie ja ja nein ja

Unterhautfett­vermehrung

ja ja nein ja

Druckschmerz ja nein nein nein

Ödeme ja nein ja nein

Füße/ Hände betroffen

nein nein ja nein

Abnahme durch Diäten

nein nein nein ja

SonstigesHämatomneigung; Stemmersches Zeichen negativ

–Stemmersches Zeichen positiv

Tab. 2Differenzialdiagnosen bei Lipödem (vgl. [6]).

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Bereich der Therapie und Diagnostik sowie Ernährung und Bewegung ergänzt.

Ergebnisse

Die Darstellung der Ergebnisse orientiert sich an zuvor genannten Themenberei-chen. Da nicht alle abgefragten Items für alle Teilnehmerinnen relevant waren, wird an den jeweiligen Stellen auf die Anzahl der verwertbaren Teilnehmer aus der Stichprobe hingewiesen. Basis bildet die Teilnehmerzahl von n=642.

Demographische Daten und Zusammensetzung der befragten Population

An der Befragung haben Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet teilgenommen, wobei eine deutliche Häufung der Teilneh-merzahlen in den größeren Bundeslän-dern festzustellen ist: 26,3 % (n=169) aus Nordrhein-Westfalen, 16,2 % (n=104) aus Bayern, und 11,4 % (n=73) aus Baden-Württemberg (Abb. 1).

Von den Teilnehmerinnen wird eine Altersspanne von 16 bis >60 Jahre abge-deckt. Der größte Teil (22,4 %; n=144) Frauen befindet sich im Alter von 30– 35 Jahren, gefolgt von der Gruppe der 36–41-Jährigen mit 19,6 % (n=126) sowie der 42–47-Jährigen mit 18,4 % (n=118). Die durchschnittliche Körpergröße beträgt 167,58 cm (± 7,49 cm) bei einem durchschnittlichen Gewicht von 100,34 kg (± 26,61 kg).

Zum beruflichen Hintergrund der Teil-nehmerinnen kann festgestellt werden, dass sich über die Hälfte der Befragten in einem Voll- oder Teilzeitbeschäftigungs-verhältnis befindet (63,9 %; n= 407). Die Zahl der Teilnehmerinnen, die arbeitssu-chend, arbeitsunfähig, frühberentet oder in einem sonstigen nicht arbeitenden oder schulischen Verhältnis stehen, liegt bei einem Anteil von 20,8 % (n=132). In die-ser Gruppe (14,64 %; n=94) geben 43,62 % (n=41) der Frauen an, dass das Lipödem/Liplymphödem mit entsprechenden Ein-schränkungen ursächlich für die Arbeits-losigkeit, Arbeitsunfähigkeit sowie Früh-berentung ist. 10,64 % (n=10) zeigen auf, dass dies teilweise ursächlich ist, während 45,74 % (n=43) dieses verneinen. Von

26,8 % (n=172) wird zudem aufgeführt, dass bereits ein Grad der B ehinder ung (GdB) vorliegt, und in 60,6 % (n=131) der Fälle wird als Ursäch-lichkeit dafür die Erkrankung angege-ben. Bemerkenswert ist, dass bei 7,3 % (n=47) bereits eine Erwerbsminderung eingetreten ist, die in 36,2 % (n=17) der Fälle in direktem Zusammenhang zum Lipödem steht.

Im Rahmen der Überprüfung, wie die Tätigkeit der Frauen mit einer Beschäftigung (n=477) (ausge-nommen Schülerinnen und Studierende) ausgeführt wird, geben 56,4 % (n=269) an, dass dies überwiegend sitzend (>50 % der Arbeitszeit), 11,3 % (n=54) zu gleichen Teilen stehend und in Bewegung, 10,7 % (n=51) zu gleichen Teilen sitzend und in Bewegung, 8 % (n=38) zu gleichen Teilen stehend und sitzend, 7,8 % (n=37) über-wiegend stehend (>50 % der Arbeitszeit) sowie 5,9 % (n=28) überwiegend in Bewe-gung (Laufen, Gehen, Radfahren >50 % der Arbeitszeit) geschieht.

Weiterhin wurde erhoben, inwieweit die Art der Tätigkeitsausübung Einfluss auf die mit dem Lip-/Liplymphödem in Zusammenhang gebrachten Beschwerden nimmt. Als typische Beschwerden werden „Schmerzen in den Beinen“, „Schmerzen in den Armen“, „Gefühl der schweren Beine“, „Bildung von Hämatomen“, „Krämpfe in den Beinen“, „geschwollene Arme“ sowie „geschwollene Beine“ mit der Einstufung von gar nicht bis unver-hältnismäßig stark abgefragt. Von den Befragten geben 38, 7% (n=249) an, sehr stark oder unverhältnismäßig stark in Bezug auf Schmerzen in den Beinen betroffen zu sein, 15,9 % (n=96) leiden unter Schmerzen in den Armen. Immer-hin 61,6 % (n=395) der Frauen berichten, dass die Art der Tätigkeit bei ihnen sehr stark oder unverhältnismäßig stark Ein-fluss auf das Gefühl der schweren Beine nimmt, bei 33,1 % (n=213) auf die Bildung von Hämatomen sowie bei 18,3 % (n=118)

auf das Auftreten von Krämpfen in den Beinen. Einen starken oder unverhältnis-mäßig starken Einfluss auf geschwollene Arme geben 18,9 % (n=121) und auf geschwollene Beine 58,2 % (n=374) der befragten Frauen an.

Beschwerdebild

Um die für die Befragung relevante Gruppe der vom Lip-/Liplymphödem Betroffenen herauszufiltern, wird hier die Definition der DGP zugrunde gelegt. Dabei können die Befragten zwischen fünf Beschwerdekombinationen wählen, hinter denen sich die folgenden definierten Krankheitsbilder verbergen: Adipositas 2,0 % (n=13), Lipohypertrophie 5,5 % (n=35), Lipödem 26,8 % (n=172), Lip-/Lymphödem 57,8 % (n=371), primäres Lymphödem 7,9 % (n=51). Welche Erkrankung welcher Beschwerdekombina-tion zugeordnet ist, ist den Teilnehmerin-nen dabei nicht bekannt. Insgesamt geben 94,9 % (n= 609) der Lip-/Liplymphödem-betroffenen an, dass bei ihnen eine ärztlich gesicherte Diagnose vorliegt. Allerdings zeigt die Auswertung, dass bei 7,5 % (n=48) der Befragten, die eine Beschwer-dekombination anders, als die für die Befragung relevante, angegeben haben, dennoch ein ärztlich gesicherter Befund eines Lip-/Liplymphödems besteht. Darü-ber hinaus gehen 0,8 % (n=5) der Frauen davon aus, dass sie betroffen sind, warten jedoch noch auf das Ergebnis der Untersu-chung und weitere 4,4 % (n=28) haben

Nordrhein-Westfalen – 26,3 % Bayern – 16,2 % Baden-Württemberg – 11,4 % Niedersachsen – 10,1 % Hessen – 8,3 % Rheinland-Pfalz – 7,9%

Sachsen – 3,9 % Sachsen- Anhalt – 3,3% Schleswig-Holstein – 2,3 % Thüringen – 2,3 % Hamburg – 2,0 %

Brandenburg – 1,9 % Berlin – 1,7 % Mecklenburg- Vorpommern – 1,2 % Bremen – 0,8 % Saarland – 0,3 %

Abb. 1Geografische Verteilung der Teilnehmer in Prozent (Karte erstellt mit stepmap.de).

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bisher keinen Facharzt konsultiert, vermu-ten jedoch, dass sie betroffen sind.

In 85,1 % der gesicherten Diagnosen (n=518) erfolgte die Diagnosestellung durch einen Phlebologen, Angiologen oder Lymphologen, wobei die Initiative zur Diagnosefindung in 36,5 % (n=222) der Fälle von den Befragten selbst ausging (Abb. 2).

Dabei geben 47,8 % (n=291) der Frauen an, dass zwei bis <5 Ärzte bis zur gesicherten Diagnosestellung aufgesucht werden mussten. Lediglich bei 21,8 % (n=133) der gesicherten Diagnosen erfolgte diese im initialen Arztkontakt, weitere 19,2 % (n=117) berichten, bis zur Diagnosestellung fünf bis zehn verschie-dene Ärzte konsultiert zu haben, und bei 11,2 % (n= 68) der Befragten sind >10 Arztkontakte bei verschiedenen Ärzten bis zur gesicherten Diagnosestellung notwen-dig gewesen. Von den Betroffenen (n=54), die davon ausgehen, dass ein Lip-ödem oder Liplymphödem bei ihnen vorliegt, geben 24,1 % (n=13) an, bisher keinen Arzt aufgesucht zu haben, 57,4 % (n=31) sind bereits bei zwei bis <5 Ärzten, 16,7 % (n=9) bei fünf bis zehn Ärzten und 1,9 % (n=1) bei >10 Ärzten vorstellig geworden, ohne dass bislang das Vorliegen der Erkrankung bestätigt werden konnte.

Die Befragung hat ergeben, dass der Zeitraum vom Auftreten der ersten Beschwerden bis zur Diagnosefindung durchschnittlich 11,79 Jahre beträgt. Als Erstdiagnose besteht bei 66,7 % (n=400) ein reines Lipödem sowie bei 34,3 % (n=209) ein Liplymphödem. Bei 52,5 % der Befragten (n=320) lag zu diesem Zeit-punkt bereits ein Stadium II der Erkran-kung vor, welches sich bei 31,0 % (n=124)

im Verlauf (ärztlich gesichert) von einem reinen Lipödem zu einem Liplymphödem entwickelt hat. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnosestellung beträgt 33,75 Jahre. Mit 46,7 % (n=300) wird der Zeit-raum nach der Pubertät jedoch vor Ein-treten einer Schwangerschaft als häufigster Zeitpunkt des Erkrankungs-/Beschwerde-beginns angegeben (Abb. 3).

Über die Hälfte der befragten Frauen (57,6 %; n=370) beschreibt innerhalb der letzten zwölf Monate eine unerklärliche Gewichtszunahme, die sich in 41,9 % der Fälle (n=155) durch eine objektiv mess-bare Gewichtszunahme sowie eine Ände-rung der Konfektionsgröße in Hosen bzw. Röcken auszeichnet, bei 27 % (n=100) der Befragten durch eine objektiv messbare Gewichtszunahme sowie Änderung der Konfektion in Oberbekleidung UND Hosen bzw. Röcken und mit 10,3 % (n=38) durch eine objektiv messbare Gewichtszunahme ohne Änderung der Konfektionsgröße.

Ebenfalls erfasst wurden Körperpar-tien, von denen die Frauen angeben, auf-grund des Beschwerdebildes der durch das Lipödem bedingten Unterhautfettgewebs-vermehrung besonders stark betroffen zu sein (Mehrfachnennung). Dabei fällt auf, dass 30,8 % (n=198) an „Armen UND Beinen“, 44,5 % (n=286) „NUR an Oberar-men“, und 40,7 % (n=261) an „Hüfte/Bauch“ besonders stark betroffen zu sein scheinen. Als weitere Körperpartien wer-den von den Betroffenen genannt: „Gesäß/Genitalbereich“ mit 61,2 % (n=393), „Ober- UND Unterschenkel inkl. Sprung-gelenk“ mit 43,9 % (n=282), „Ober- UND Unterschenkel exkl. Sprunggelenk“ mit 42,7 % (n=274), „NUR Oberschenkel“ mit

10,6 % (n=68) sowie „Schulter/ Nacken“ mit 7,0 % (n=45). Als sonstige Körperregi-onen werden darüber hinaus „Gesicht“, „NUR Unterarme“, „Gesäß/Genitalbe-reich“ mit „NUR Unterschenkel inkl./exkl. Sprunggelenk“, „Brust“, „Füße“ und „Rücken“ mit je <1,0 % angegeben.

Gesundheitsverhalten, Medikamente, Begleiterkrankungen

Neben den betroffenen Körperregionen sind gesundheitsschädliche Verhaltens-weisen, wie das Rauchen oder Trinken von Alkohol, neben Medikamenteneinnahmen und Begleiterkrankungen abgefragt wor-den. Demnach geben 16 % (n=103) der Frauen an zu rauchen, 4,0 % (n=26) erwähnen, häufig Alkohol zu trinken (mind. zwei- bis dreimal pro Woche), 28,8 % (n=185) gelegentlich (ein- bis zwei-mal pro Monat) und 48 % (n=308) selten (weniger als alle zwei bis drei Monate). Insgesamt nehmen darüber hinaus 46 % (n=295) der Frauen regelmäßig Medi-kamente (exkl. Verhütungspille) ein. Die Pille wird von 24,8 % (n=159) eingenom-men, während 11,1 % (n=71) der Befrag-ten eine andere hormonelle Verhütung (z. B. Spirale, Implantat, Pflaster) verwen-den. Von den Befragten der Stichprobe (Frauen mit gesicherter Diagnose) (n=609) berichten im Hinblick auf das Vorliegen von Begleiterkrankungen 75 %, (n=457) ein Rückenleiden zu haben, 69,8 % (n=425) Kniebeschwerden, 67,98 % (n=414) Adipositas, 52,9 % (n=322) starke Menstruationsbeschwerden, 50,7 % (n=309) Venenleiden (z. B. Varikosis,

  

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18%19%

36%

Facharzt nicht näher bezeichnet

Ich bin mit Verdacht zum Arzt, Erkrankung unbekannt, Diagnose nachÜberweisung zum Facharzt.Hausarzt konnte Veränderungen nicht erklären, nach Überweisung zumFacharzt Diagnosestellung.Ich bin mit dem Verdacht zum Arzt, dieser erkennt die Erkrankung jedochnicht an, Facharztsuche auf Eigeninitiative mit Diagnosestellung.Hinweis vom Hausarzt, dass die Erkankung vorliegen könnte.

Ich bin mit dem Verdacht zum Arzt und wurde daraufhin untersucht.

Abb. 2 Initiative im Rahmen der Diagnosestellung.

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Thrombose), 50,1 % (n=305) Depressio-nen sowie 49,3 % eine Hypothyreose.

Weiter spezifiziert auf den Entste-hungszeitpunkt „nach der Diagnose im Verlauf aufgetreten“, geben von den befragten Frauen als Hauptbegleiterschei-nungen 18,7 % (n=114) Kniebeschwerden, 16,4 % (n=100) Depressionen, 16,1 % (n=91) eine Hämatomneigung sowie 9,7 % (n=54) einen Vitamin-D-Mangel an. In der Rubrik „mit der Diagnose festgestellt“ stellen die häufigsten Begleiterkrankungen nach Angaben der Befragten Adipositas mit 9,7 % (n=59), Hämatomneigung sowie Venenleiden mit 6,2 % (n=38), Rückenlei-den mit 5,7 % (n=35) und Hypothyreose mit 5,3 % (n= 32) dar.

Ärztliche/therapeutische Begleitung

Befragt nach der Betreuung durch die auf-gesuchten Ärzte bzw. Ärztinnen geben 45,0 % (n= 289) an, sich lediglich teilweise von den Fachpersonen mit ihren Beschwerden ernst genommen zu fühlen sowie 16,5 % (n=106), dass sie weder vor der Diagnose noch nach der Diagno-sestellung ernst genommen werden. Sich meistens ernst genommen zu fühlen, mit wenigen Ausnahmen von Fachpersonen, denen das Krankheitsbild nicht bekannt ist, berichten 29,4 % (n=189) der Frauen und sich immer ernst genommen zu füh-len lediglich 9,0 % (n=58).

Im Hinblick auf fachliche Therapie-empfehlungen schildern 63,8 % (n=356), dass ihnen bis heute bei ärztlichen Konsul-tationen primär zur Gewichtsreduktion

und/oder Änderung des Essverhaltens zur Beschwerdebesserung geraten wird. 14,0 % (n=78) sagen, dass dieses der Fall gewesen sei, bis die gesicherte Diagnose gestellt wurde, und 15,4 % (n=86), dass dies über-wiegend der Fall sei. Lediglich 6,8 % (n=38) der Frauen geben an, dass dieses noch nie vorgekommen sei und sie mit ihren Beschwerden immer ernst genom-men worden seien. Abgeleitet hiervon ergibt sich die Fragestellung, ob Frauen mit dem hier beschriebenen Krankheits-bild im Hinblick auf Ernährung und Bewegung ein signifikant negativ abwei-chendes Verhalten (orientiert an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung – DGE) aufzeigen.

Ernährung und Bewegung

Es erklären 71,5 % (n=459) der Befragten, sich kalorienbewusst zu ernähren. Unab-hängig von der Häufigkeit der Nahrungs-zufuhr berichten 98,9 % (n=635), Rohkost und Salate, 95,0 % (n=610) warmes Gemüse ohne Soße, 94,1 % (n= 604) Fleisch, 93,8 % (n= 602) Milch und Milch-produkte NATUR sowie 93,6 % (n=601) Vollkornprodukte zu sich zu nehmen. Erst an sechster Stelle folgen Weißmehlpro-dukte mit 90,0 % (n=578). Von den typi-schen „Dickmachern“ werden Süßigkeiten mit 86,1 % (n=553), Kuchen/Gebäck/Torte mit 76,5 % (n=491) sowie Knabbe-reien mit 59,4 % (n=381) genannt. Die Angaben beziehen sich dabei auf die Häu-figkeit, gemessen an den Antwortmöglich-keiten.

Basierend auf den abgefragten Katego-rien ergibt sich ferner, dass im täglichen Verzehr 46,0 % (n=295) Rohkost und Salate, 43,6 % (n=280) Kaffee und Zusatz, 43,3 % (n=278) Milch und Milchprodukte NATUR sowie 35,4 % (n=227) Vollkorn-produkte angeben. Ergänzend wurde erfragt, woraus in der täglichen Nahrungs-zusammenstellung der größte Anteil besteht. Dabei ergibt sich die folgende Verteilung: bei 34,5 % (n=221) aus Protei-nen wie Fisch, Fleisch, Ei, Milch sowie Milchprodukten. Kohlenhydrate, wie sie in Kartoffeln, Getreide und Getreidepro-dukten vorkommen, geben 38,1 % (n=244) an. Ballaststoffe 16,8 % (n=108), Kohlenhydrate aus Süßprodukten wie Schokolade, Baklava, Honig wird von 5,6 % (n=36), Gemüse von 4,2 % (n= 27) sowie Obst von 0,8 % (n=5) angegeben.

Doch nicht nur die Mahlzeitenzusam-mensetzung ist relevant, sondern auch das Erreichen der für einen funktionierenden Stoffwechsel notwendigen Kalorienzufuhr von 1200 kcal [8]. Hier berichten 58,7 % (n=376) der Frauen, diese täglich zu errei-chen, 24,8 % (n=159) erzielen diese über-wiegend (mindestens viermal pro Woche, den Rest der Woche tendenziell weniger), 11,1 % (n=71) geben an, diese selten (maximal dreimal pro Woche, den Rest der Woche tendenziell weniger) und 5,5 % (n=35) nie zu erreichen, da sie darauf ach-ten, möglichst wenige Kalorien pro Tag zu sich zu nehmen. In Bezug auf die Mahlzei-tenhäufigkeit berichten 50,9 % (n=327) der Befragten, täglich drei Mahlzeiten zu sich zu nehmen, 26,8 % (n=172) täglich vier Mahlzeiten, 12,8 % (n=82) täglich zwei Mahlzeiten, 7,0 % (n=45) fünf Mahl-

  

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Nach Einsetzen der Wechseljahre

Nach einer gynäkologischen OP, die hormonelleVeränderungen auslöst (z.B. Entfernung der Ovarien)Mit Einsetzen der Wechseljahre

Vor Einsetzten der Wechseljahre, jedoch nicht in Bezug zueiner Schwangerschaft (mind. 24 Monate später)Während einer Schwangerschaft

Vor der Pubertät

Mit Nutzung hormoneller Verhütung

Nach der Pubertät, jedoch VOR einer Schwangerschaft

Abb. 3Krankheits- und Beschwerdebeginn.

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zeiten, 1,7 % (n= 11) eine Mahlzeit täglich sowie 0,6 % (n=4) mehr als fünf Mahlzei-ten zu sich zu nehmen. Lediglich 0,2 % geben an (n=1), zum Zeitpunkt der Befra-gung keine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Im Hinblick auf die Flüssigkeitszufuhr sagen 20,1 % (n=129) aus, dass die tägliche Trinkmenge bei <1,5 Liter liegt, bei 43,6 % (n=280) bei 1,5 bis <2 Liter, bei 19,5 % (n=125) bei zwei bis <2,5 Liter, bei 12,8 % (n= 82) bei 2,5 bis drei Liter sowie bei 4 % (n=26) bei >3 Liter liegt. Mit 74 % (n=475) besteht die zugeführte Trinkmenge am häufigsten aus Wasser. Zu einem gesunden Lebensstil, neben dem Ernährungsstil, gehört auch eine entsprechende körperli-che Betätigung. Dementsprechend erfolgte eine Erhebung des Bewegungs- und Sport-verhaltens. Von den Befragten berichten 45,6 % (n=293), regelmäßig Sport zu trei-ben. Die detaillierte Befragung zeigt aller-dings auf, dass lediglich 3,0 % (n=19) der Frauen mindestens zwei- bis dreimal wöchentlich sportlich aktiv sind und sich lediglich 7,0 % (n=45) täglich bis zu 30 Minuten sportlich betätigen.

Diäten/Gewichtsreduktion

Doch nicht nur Fachärzte, Therapeuten oder medizinisches Fachpersonal wirken auf die Betroffenen mit einer Empfehlung zur Gewichtsreduktion (70,7 %; n=454) innerhalb der letzten zwölf Monate ein. Von den Betroffenen geben 49,5 % (n=318) an, seitens des näheren Umfelds (z. B. Arbeitskollegen, Freunde), 47,6 % (n=305) durch die Familie (z. B. Eltern, Ehemann, Kinder) und 20,6 % von Frem-den (z. B. Passanten, Verkäufer) eine ent-sprechende Empfehlung erhalten zu haben. Darauf Bezug nehmend schildern 90,8 % (n=583) der Frauen, in der Vergan-genheit bereits eine oder mehrere Diäten durchgeführt zu haben mit einem Durch-schnitt von 10,67 Diäten pro Person (Stan-dardabweichung 12,07). Lediglich 20,8 % (n=121) aus diesem Personenkreis benen-nen einen langfristig positiven Effekt auf die Gewichtsentwicklung, d. h. stabiles Gewicht über einen Zeitraum von min-destens 24 Monaten. Auf die konkrete Frage, ob aktuell ein spezieller Ernäh-rungsplan verfolgt oder eine Diät auf-grund des vorliegenden Lip/Liplymph-

ödems durchgeführt wird, bejahen dies 41,8 % (n=268) der Betroffenen. Von die-sen geben lediglich 25,4 % (n=68) an, eine professionelle Begleitung durch eine Diät-assistentin/Ernährungsberater oder einen Facharzt zu erhalten. Häufige Probleme innerhalb der Begleitung sind die Unwis-senheit über die Erkrankung in 46,2 % (n=12), mangelndes Verständnis bei Aus-bleiben des Erfolgs in 26,9 % (n=7) und ungenügende Fachkompetenz des Beraters bzw. Arztes in 11,5 % (n=3) der Fälle. Fer-ner wird die Überzeugung angegeben, dass das Lipödemfett grundsätzlich immer abgenommen werden kann mit 7,7 % (n=2) sowie zu starke Ernährungsein-schränkungen bzw. rein profitorientierte Ansätze mit je 3,8 % (n=1). Von den Frauen, die bisher nicht professionell begleitet werden, wünschen sich 53,3 % (n=106) eine solche Begleitung.

Auf die Frage hin, ob durch das Einhal-ten eines Ernährungsplans bzw. einer Diät eine Veränderung wahrgenommen wurde, geben 29,9 % (n=80) an, an Gewicht verlo-ren zu haben und eine positive Verände-rung der Konfektionsgröße in Ober- und Unterbekleidung erzielt zu haben. 26,9 % (n=72) berichten von einer Gewichtsre-duktion mit einer positiven Veränderung der Konfektionsgröße in der Oberbeklei-dung sowie 2,6 % (n=7) in der Unterbe-kleidung. Bei weiteren 13,4 % (n=36) liegt zwar eine Gewichtsreduktion vor, jedoch ohne Einfluss auf die Konfektionsgröße. In 20,9 % (n=56) der Fälle hat es keinerlei Auswirkungen, bei 3,0 % (n=8) hat es eine Gewichtszunahme inklusive Zunahme der Konfektionsgröße in Ober- und Unter-bekleidung gegeben, und bei 3,4 % (n=9) liegt eine Gewichtszunahme mit einer negativen Veränderung der Konfektions-größe in der Unterbekleidung vor.

Von den Personen, die nicht aktuell eine spezielle Ernährungsweise verfolgen, wurde erfasst, ob innerhalb der letzten zwölf Monate eine Diät durchgeführt oder ein spezieller Ernährungsplan verfolgt worden ist. Bejaht wurde dies von 45,2 % (n=168) der Frauen. Lediglich 25 % (n= 42) davon wurden dabei professionell durch eine Diätassistentin, Ernährungsbe-raterin oder einen Facharzt begleitet. Von diesen fühlten sich 45,2 % (n=19) ausrei-chend verstanden. Als Gründe für das feh-lende Verständnis werden Unwissenheit

über die Erkrankung mit 60,9 % (n=14), die Überzeugung, dass das Lipödemfett immer abgenommen werden kann, mit 8,7% (n=2), fehlendes Verständnis bei Ausbleiben des Erfolges mit 17,4 % (n=4), mangelnde Fachkompetenz des Beraters oder Arztes mit 4,3 % (n=1) sowie ein unglaubwürdiges Angebot bzw. rein finan-zielles Interesse mit 8,7 % (n=2) angege-ben.

In Bezug auf die Veränderung des Kör-pergewichts durch das Einhalten eines Ernährungsplans innerhalb der letzten zwölf Monate schildern 9,5 % (n=61) einen Gewichtsverlust mit positiver Ver-änderung der Konfektionsgröße in Ober- und Unterbekleidung, 12,6 % (n=81) einen Gewichtsverlust mit positiver Ver-änderung der Konfektionsgröße in der Oberbekleidung, 0,6 % einen Gewichts-verlust mit positiver Veränderung der Konfektionsgröße in der Unterbekleidung. Weitere 6,2 % (n=40) berichten, dass sie zwar an Gewicht verloren haben, die Kon-fektionsgröße jedoch gleich geblieben ist. Bei 3,7 % (n=24) hat es eine Gewichtszu-nahme mit negativer Veränderung der Konfektionsgröße in Ober- und Unterbe-kleidung gegeben, bei 0,5 % (n=3) liegt eine Gewichtszunahme mit Zunahme der Konfektionsgröße in der Oberbekleidung vor, bei 4,7 % (n=30) eine Gewichtszu-nahme mit negativer Veränderung der Konfektionsgröße in Unterbekleidung, und bei 20,2 % (n=130) hat es keine Ver-änderungen gegeben. Zudem stellen 18,7 % (n=120) der Befragten das Vorlie-gen einer Essstörung dar, die von 78,3 % (n=94) der Fälle auf das Lipödem zurück-führt wird. Konkret liegen bei dieser Per-sonengruppe folgende Essstörungen vor: Anorexia nervosa 5,0 % (n=2), Bulemia nervosa 13,3 % (n=16), Binge Eating Dis-order 20 % (n=24), Adipositas 34,2 % (n=41) bzw. eine Essstörung mit atypi-schem Auftreten 27,5 % (n=33).

Therapie

In der konservativen Therapie des Lip-/Liplymphödems gehen die Expertenmei-nungen über wirksame und nicht wirk-same Therapien auseinander. Diese Viel-falt zeigt sich auch in den durch die Frauen wahrgenommenen Therapieange-

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Neben der Schulmedizin findet auch die Alternativmedizin bei 24,77 % (n=159) der Frauen Anklang. Die Frage, ob sich ein

alternativer Therapieansatz (z. B. alterna-tive Medizin, Homöopathie) positiv auf die Erkrankung ausgewirkt hat, wird von 28,93 % (n=46) bejaht. Einen dauerhaften Gewichtsverlust an den vom Lipödem betroffenen Köperpartien (stabil seit min-destens zwölf Monaten) geben davon 17,39 % (n=8) der Frauen an. 23,91 % (n=11) berichten einen deutlichen anhal-tenden Gewichtsverlust, 34,78 % (n=16) eine Rückbildung der Ödeme sowie 21,74 % (n=10) eine deutliche Schmerzlin-derung.

Als Mittel der Wahl und oftmals ein-zige von den Kassen getragene Therapie in der Versorgung von Frauen mit einem Lip-/Liplymphödem haben die genannten konservativen Therapien einen hohen Stellenwert. Allerdings betonen lediglich 1,4 % (n=7), dass ein vollständiger Beschwerderückgang erfolgt sei, bei 18,6 % (n=96) kann ein Rückgang der Begleiter-scheinung bei gleichbleibenden Arm- bzw. Beinvolumina verzeichnet werden, und

25,3 % (n=131) geben ein Gleichbleiben der Erkrankung an, ohne dass eine posi-tive oder negative Veränderung verzeich-net werden kann. Dahingegen bemerken 30,6 % (n=158) der befragten Frauen, dass keine Verbesserung erzielt werden konnte, stattdessen sei eine deutliche Verschlechte-rung der Beschwerden, trotz zuverlässiger Therapieteilnahme eingetreten. Lediglich 7,9 % (n=41) geben an, dass keine Verbes-serung bei zugleich nicht zuverlässiger Therapieeinhaltung eingetreten ist. Wei-tere 16,2 % (n=84) können die Verände-rung nicht wirklich einschätzen.

Fachliche Beratung und Betreuung der Betroffenen

Für den Erfolg der Therapie ist nicht aus-schließlich die Compliance der Betroffe-nen relevant, sondern auch das Verständ-nis und die Unterstützung aus dem Diagnose-, Therapie- und Helfernetz. Ent-

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EMPIRISCHE LYMPHOLOGIE

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sprechend ist während der Befragung erfasst worden, inwiefern die Betreuung durch die Behandler, Therapeuten, Sani-tätshäuser sowie Krankenkassen therapie-fördernd gewesen sei. Eine durchgehend optimale Betreuung durch den Arzt geben nur 10,9 % (n=70), durch die Kranken-kasse lediglich 11,5 % (n=74) der Frauen an. Deutlich höher liegt die durchgehend optimale Betreuung durch das erstversor-gende Sanitätshaus mit 31,2 % (n=200). 15,4 % (n=99) der Teilnehmerinnen ver-merken, dass eine überwiegend (manche Ärzte müssen erst über die Erkrankung aufgeklärt werden) optimale Betreuung vorliegt, bei 27,1 % (n=174) ist dies meis-tens gegeben, es wird jedoch bemängelt, dass sich im Umfeld der Befragten zu wenige Ärzte bzw. Therapeuten mit der Erkrankung auskennen. Aufgrund von unzureichender Betreuung führen 14,5 % (n=93) der Frauen an, einen Arzt- bzw. Therapeutenwechsel zu erwägen sowie weitere 7,5 % (n=39), dass erst ein entspre-chender Wechsel zu einer optimalen Betreuung geführt hat.

Im Hinblick auf die Betreuung und Beratung durch die versorgende Kranken-kasse geben 13,4 % (n=86) der Frauen an, dass sie überwiegend optimal betreut wer-den, auf Genehmigungen für notwendige Maßnahmen und/oder Hilfsmittel müsse jedoch teilweise >3 Wochen gewartet wer-den. Meistens optimal betreut zu werden berichten 16,7 % (n=107) der Frauen. Nur in wenigen Ausnahmefällen müssen die Betroffenen und/oder der verordnende Arzt die Notwendigkeit der Maßnahme oder des Hilfsmittels begründen. Nicht gut betreut, weil die Bearbeitung von Anträ-gen i.d.R. >1 Monat in Anspruch nimmt und in mindestens zwei Fällen eine benö-tigte Therapie oder ein Hilfsmittel erst nach Einreichung eines Widerspruchs genehmigt wurde, geben 11,7 % (n=75) der Teilnehmerinnen an. 9,3 % (n=80) zei-gen an, dass sie einen Kassenwechsel auf-grund mangelhafter Betreuung und Bera-tung in Erwägung ziehen, in 0,6 % (n=4) der Fälle ist dieser bereits erfolgt.

In Bezug auf das erstversorgende Sani-tätshaus berichten 5,6 % (n=36), dass sie sich überwiegend optimal betreut und beraten fühlen, allerdings ist ein häufiges Nachmessen für die Kompressionsversor-gung aufgrund längerer Genehmigungs-

verfahren durch die Krankenkassen not-wendig. Meistens gut betreut und beraten zu sein, weil sie erst auf Nachfrage über die auf dem Markt vorhandenen verschie-denen Produkte und Hersteller beraten worden sind, geben 11,4 % (n=73) an. Eine nicht optimale Betreuung und Bera-tung aufgrund langer Auftragsbearbei-tungszeiten mit anschließend nicht kor-rekt sitzender Kompressionsversorgung oder fehlender Beratung über die korrekte Pflege des Hilfsmittels bemängeln 4,5 % (n=29) der Teilnehmerinnen. Weitere 3,7 % (n=24) verweisen auf eine mangel-hafte Betreuung, bleiben jedoch in dem erstversorgenden Sanitätshaus, da es im zu erreichenden Umkreis keine Alternative gibt. Einen Wechsel des Sanitätshauses aufgrund der mangelhaften Beratung und Betreuung erwägen zum Zeitpunkt der Befragung 5,6 % (n=36), während dieser in 10,6 % (n=68) der Fälle bereits erfolgt ist.

Diskussion

Die erfassten Daten stellen einen reprä-sentativen Querschnitt im Hinblick auf die Bedeutung eines vorliegenden Lip-/Lip-lymphödems in den Bereichen Krank-heitserkennung und Behandlung dar. Zudem lassen sich Aussagen darüber ableiten, inwieweit durch die aktuelle Schulung und Aufklärung der Akteure im Gesundheitswesen eine optimale medizi-nisch-therapeutische Versorgung der Betroffenen gegeben ist. Übereinstim-mend mit der vorhandenen Literatur hat die Befragung ergeben, dass es bis heute Mediziner bzw. medizinisch-therapeuti-sches Fachpersonal gibt, welches diese schwerwiegende chronische Erkrankung nicht erkennen bzw. hinreichend anerken-nen. Auch in den Aus-, Fort- und Weiter-bildungen der übrigen Akteure im Gesundheitswesen (Physiotherapeuten, Pflegefachpersonal, Ernährungsberatern, Diätassistenten) sowie dem Medizinstu-dium fehlt eine ausreichende Integration dieses Krankheitsbildes. So bleibt das Lipödem, bzw. im fortgeschrittenen Sta-dium auch möglicherweise ein Liplymph-ödem, meist über einen großen Zeitraum un- bzw. fehldiagnostiziert. Dies führt zu oftmals mehrjährigen Leidenswegen für

die betroffenen Frauen. Doch auch mit der Diagnose scheint dieser Leidensweg nicht zu enden. Aufgrund der bisher fehlenden Anerkennung der Erkrankung mittels eines eigenen ICD-10-Schlüssels, der feh-lenden Aufklärung innerhalb des Gesund-heitswesens und der Verschiedenartigkeit, mit der sie auftritt, müssen die betroffenen Frauen nicht nur in ihrem sozialen Umfeld für eine Anerkennung der Erkrankung kämpfen, sondern auch bei ihren Behand-lern.

Die Ursprungsfrage, ob das Vorliegen eines Lipödems/Liplymphödems sich als eine Frage des Lebensstils ähnlich der lebensstilbedingten Adipositas erweist, kann anhand der Ergebnisse verneint wer-den. So ist die klassische Adipositas mit 68,0 % zwar unter den vier häufigsten Begleiterkrankungen; in der Rangordnung befindet sie sich jedoch an vierter Stelle, nach Knieschmerzen mit 69,8 %, Rücken-leiden mit 75 % und der für das Lipödem typischen Hämatomneigung mit 92,6 %. Diese Unterscheidung zwischen der chro-nisch progredienten schmerzhaften irre-versiblen Veränderung des Unterhautfett-gewebes und einer durch eigene Lebensgewohnheiten, wie u. a. falscher Ernährung und Bewegungsarmut hervor-gerufenen Adipositas, wird bis heute nicht immer vorgenommen. Bis zur Diagnose-stellung, deren Initiative mit 36,5 % pri-mär auf einen Verdacht der Betroffenen selbst zurückgeführt werden kann, geben 47,8 % der Frauen an, dass durchschnitt-lich zwei bis <5 Ärzte über einen durch-schnittlichen Zeitraum von 11,79 Jahren vom Auftreten der ersten Beschwerden aufgesucht werden müssen. Zu diesem Zeitpunkt liegt lediglich noch bei 34,3 % der Befragten ein reines Lipödem vor, während 52,5 % bereits zusätzlich ein sekundäres Lymphödem durch die Erkrankung entwickelt haben.

Auffallend ist, dass die Diagnosestel-lung beinahe ausschließlich von Phlebolo-gen, Angiologen oder Lymphologen gestellt wird (85,1 %), während andere Fachärzte sowie Hausärzte lediglich eine Diagnosestellung im einstelligen Prozent-bereich verzeichnen. Zugleich hat die Befragung auch gezeigt, dass eine ärztlich gesicherte Diagnose in 7,5 % der Fälle nicht mit den Diagnosekriterien der DGP übereingestimmt hat und vielmehr der

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einer lebensstilbedingten Adipositas ent-sprach. Diese Diskrepanz wird verstärkt durch die Angabe der Betroffenen, dass sich 61,5 % der befragten Frauen lediglich teilweise oder gar nicht in der Betreuung durch die aufgesuchten Ärzte und Fach-personen mit ihren Beschwerden ernst ge-nommen fühlen. Zusätzlich geben 93,2 % der Frauen an, dass ihnen in einer ärztli-chen Konsultation bis zur Diagnosestel-lung überwiegend oder anhaltend primär zu einer signifikanten Gewichtsreduktion oder Änderung des Essverhaltens geraten wird. Jedoch zeigt sich, ähnlich wie in der aktuellen Fachliteratur, dass die Erkran-kung an sich und deren Fortschreiten nicht primär durch eine fehlerhafte Ernäh-rungsweise beeinflusst wird. Eine Abfrage der Ernährungs- und Trinkgewohnheiten hat gezeigt, dass die Nahrungszusammen-stellung durchaus nah am empfohlenen Ernährungskreis der Deutschen Gesell-schaft für Ernährung (DGE) liegt (vgl. http://www.dge-ernaehrungskreis.de/start). Weißmehlprodukte und Süßigkei-ten befinden sich in der allgemeinen Übersicht erst an fünfter Stelle nach Roh-kost und Salaten, warmem Gemüse ohne gebundene Soßen, Fleisch, Milch und Milchprodukten, Natur- sowie Vollkorn-produkten. Die Trinkmenge besteht über-wiegend aus Wasser.

Ebenso fällt bei der Erfragung einer Nahrungszufuhr – ausreichend für einen funktionierenden Stoffwechsel – auf, dass 31,3 % der Frauen diese nicht erreichen, u. a. weil darauf geachtet wird, zur Gewichtsreduktion möglichst wenige Kalorien zuzuführen. Den Druck, Gewicht reduzieren zu müssen, erfahren die Frauen nicht ausschließlich aus dem medizinisch-therapeutischen Bereich, sondern auch durch das nähere Umfeld seitens der Familie und von Passanten bei durchschnittlich 10,67 durchgeführten Diäten mit einer negativen Gewichtsver-änderung und Zunahme der Konfekti-onsgröße in 29,1 % der Fälle. Die Betrof-fenen befinden sich in einem Dilemma zwischen einer ärztlichen Empfehlung und dem ausbleibenden Erfolg der Maß-nahme aufgrund des Krankheitsbildes.

Dies spiegelt sich mehrfach in der Befragung wider und zwar durch die Angabe, dass die Betreuung durch Fach-ärzte und Ernährungsberater kritisch bis

mangelhaft betrachtet wird. Häufigste Aussage für Verständnisprobleme in der Therapie stellt nach Angaben der Betroffe-nen die fehlende Fachkenntnis der Akteure im Behandlungsprozess dar. Nicht nur in Amerika, wo offensichtlich schon Publikationen über die Erkrankung unterbunden wurden, ist die Akzeptanz gering, sondern auch in Deutschland. Ein Blick in die Ausbildungsrichtlinien von Ärzten, medizinischem Fachpersonal, Therapeuten und Ernährungsberatern zeigt, dass die Erkrankung dort, anders, als das primäre und sekundäre Lymph-ödem, keinerlei Erwähnung findet, obgleich dies für die Betroffenen essenziell ist. Der sehr lange Zeitraum bis zur Diag-nosestellung und die hohe Anzahl an auf-gesuchten Ärzten bzw. Fachärzten lässt lediglich erahnen, wie hoch nicht nur die Dunkelziffer der Erkrankten, sondern auch die gesundheitliche, psychische und emotionale Belastung und somit der Ein-fluss auf die gesundheitsbezogene Lebens-qualität der Betroffenen sein muss, u. a. weil durchgeführte Diätmaßnahmen erfolglos bleiben, aus medizinischer Sicht nicht einheitlich in der konservativen The-rapie entschieden wird – obgleich nun eine Behandlungsleitlinie vorliegt – oder ihnen sogar die Existenz der Erkrankung trotz Vorliegen der klassischen Symptome abgesprochen wird.

Im zweiten Teil der Erhebungen wird insbe-sondere auf den Einfluss der Erkrankung und der möglichen Therapiemaßnahmen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Betroffenen eingegangen.

Anmerkung zur Publikation

Eine Kurzversion des Beitrags ist im Internet veröffentlicht unter: Lipödem Hilfe Deutschland e.V. (http://lipoedem-hilfe-ev.de/form/literatur/Schubert_Vie-then_2015_Vollst%c3%a4ndigeStudienergebnisse_deutschlandweiteLip%c3%b6demUmfrage_FINAL.pdf ). Eine ältere Langversion ist publiziert bei: Lymphe und Gesundheit; http://www.lipoedem-portal.de/downloads/Schubert_Vie-then_2015-09_VollstaendigeStudiener-gebnisse_deutschlandweiteLipoedem Umfrage.pdf. Darüber hinaus liegt die

Arbeit, eingereicht durch die Lipödem Hilfe Deutschland e.V., auch dem G-BA vor.

Literatur

1. Mensink GBM, Schienkiewitz A, Scheidt-Nave C: Übergewicht und Adipositas in Deutschland. Werden wir immer dicker? In: Kurth BM: Erste Ergebnisse aus der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS). Bundesge-sundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesund-heitsschutz 2012;8:980-990.

2. Kurth BM, Schaffrath-Rosario A: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt, Gesund-heitsforschung, Gesundheitsschutz 2010;7:643- 652.

3. Weinert V, Földi M, Partsch H, Rabe E, Rapprich S, Schmeller W, Strenger D, Stücker M, Walde-mann F: Lipödem. Leitlinie der Deutschen Gesell-schaft für Phlebologie. Phlebologie 2009;38:164-167.

4. Schmeller W, Meier-Vollrath I: Lipödem. Aktuel-les zu einem weitgehend unbekannten Krank-heitsbild. Akt Dermatol 2007;33:251-260.

5. Das Lipödem. Ärzteblatt Sachsen Ausg. 11/2012 http://www.khdf.de/cms/multimedia/CDI_KHDF/DER/Das+Lip%C3%B6dem+_+% C3%84rzteblatt+Sachsen+11_2012-p-1002070.pdf

6. Meier-Vollrath I, Schneider W, Schmeller W: Lipödem: Verbesserte Lebensqualität durch The-rapiekombination. Deutsches Ärzteblatt 2005;102(15): A1061-A1067.

7. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) (2014): Pressemitteilung Nr.22/2014. Methoden-bewer-tung. Fettabsaugung bei Lipödem. G-BA prüft Operationsverfahren auf Nutzen und Risiken https://www.g-ba.de/downloads/ 34-215-536/22-2014-05-22_Liposuktion.pdf

8. Hauner H, Buchholz G, Hamann A, Husemann B, Koletzko B, Liebermeister H, Wabitsch M, Westen-höfer J, Wirth A, Wolfram G: Adipositas und Diabe-tes mellitus. Diabetologie 2012;7:S130–S135.

KorrespondenzadresseHeike Viethen Westwall 39D-46282 DorstenE-Mail: [email protected]

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EMPIRISCHE LYMPHOLOGIE

28 LymphForsch 20 (1) 2016

Kommentar zur Umfrage von Nadine Schubert und Heike Viethen

Lipödem und Liplymphödem – Alles eine Frage des Lebensstils?Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Online-Umfrage zur Auswirkung auf die Lebensqualität der BetroffenenJ. Wilting1, A. Miller2

1 Institut für Anatomie und Zellbiologie, UMG, Göttingen, Deutschland 2 Die Hautexperten, Berlin, Deutschland

Das Lipödem ist eine hyperplastisch/hypertrophe Störung des Unterhautfettge-webes bei Frauen, gekennzeichnet durch Disproportion, Druck- und Spontan-schmerz, Ödeme und Hämatomneigung. Bei einigen Patientinnen wird die Progre-dienz in ein Liplymphödem beobachtet (Abb. 1). Die differenzialdiagnostische Abgrenzung gegenüber anderen Formen der Fettgewebsvermehrung ist in der Pra-xis oft sehr schwer, da auch die weiteren Symptome bei Krankheiten anderer Genese zu finden sind. Die Therapie des Lipödems ist mittels symptomatisch wirk-samer Maßnahmen konservativ und ope-rativ möglich (Abb. 2). Eine kausale The-rapie kann nicht erfolgen, da die Ätiologie der Erkrankung unbekannt ist und somit auch keine molekulare Diagnostik zur Verfügung steht. Es ist daher zu vermuten, dass unter dem Bild des Lipödems ein Spektrum diverser Erkrankungen subsu-miert wird.

Um gesicherte Aussagen über das Krankheitsbild und seine Folgen treffen zu können, benötigt man eine ausreichend große Kohorte mit eindeutig diagnosti-zierter Erkrankung. Diesbezüglich haben die Autorinnen die derzeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bestens genutzt. Sie haben einen umfangreichen Fragebo-gen erstellt, der während des Befragungs-zeitraums 01.08. bis 15.09.2014 über eine projekteigene Website mittels Facebook relevanten Selbsthilfegruppen zugänglich gemacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in den Selbsthilfegruppen 3979 Mitglieder. Unter Berücksichtigung von Doppelmitgliedschaften und anderer formaler Kriterien (die nicht weiter spezi-

fiziert werden) konnten von 945 Fragebö-gen letztendlich 642 ausgewertet werden. Die Ergebnisse sind sehr aufschlussreich, und so ist es nachvollziehbar, dass die Autorinnen 2014 für ihre Arbeit den 2. Preis der „Initiative Patient“ der Apol-lon (Fern-)Hochschule für Gesundheits-wirtschaft erhalten haben (siehe: Spiegel online vom 10.07.2015). Die Arbeit liegt auch dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vor.

Bei der Begutachtung der Arbeit in der LymphForsch wurde Folgendes sehr posi-tiv herausgestellt:

Es handelt sich ... um die erste Langzeit-untersuchung nach konservativer (zum kleineren Teil auch nach operativer) Thera-pie bei Lipödem. Ausgesprochen deutlich sind die Ergebnisse, die eindrücklich demonstrieren, dass man bei einer derartig progredienten Erkrankung mit einer kon-servativen Therapie letztendlich den zuneh-menden Beschwerden immer hinterherläuft. Es wird ebenso deutlich, dass man gegen eine kontinuierliche Zunahme des Unter-hautfettgewebes mit Kompression allein nicht ankommt. Erfolge hat man damit nur bei einem Teilaspekt der Erkrankung, näm-lich dem Ödem, welches kurzfristig redu-ziert werden kann. Die Aussagen der Arbeit haben aufgrund der sehr markanten Ergeb-nisse eine hohe Brisanz, und man kann nur hoffen, dass dies als Stimulus verstanden wird, weitere Untersuchungen durchzufüh-ren.

Nimmt man diesen Stimulus auf, so muss man auch eruieren, wo die Schwä-chen der Arbeit liegen und was spezifiziert

werden muss, um Differenzialdiagnose und Therapie zu verbessern. Dies erscheint schon daher dringend notwendig, da in der Umfrage die Zahl der erkrankten Frauen in Deutschland mit 3,3 Mio. (8 % der Frauen) angegeben wird. Diese Zahl ist jedoch nicht untermauert und erscheint als deutlich zu hoch gegriffen, mit der Gefahr einer Überbelastung der Solidarge-meinschaft. Auch einige der von den Autorinnen präsentierten Daten deuten darauf hin, dass die Diagnose Lipödem häufig nicht ausreichend belegt ist.

Dazu einige Beispiele:Es wurde erhoben, inwieweit eine Tätig-

keitsausübung Einfluss auf die mit dem Lip-/Liplymphödem in Zusammenhang gebrachten Beschwerden nimmt. Von den Befragten gaben 38,7 % (n=249) an, sehr stark oder unverhältnismäßig stark in Bezug auf Schmerzen in den Beinen betroffen zu sein, 15,9 % (n=96) litten unter Schmerzen in den Armen. Immerhin 61,6 % (n=395) der Frauen berichteten, dass die Art der Tätigkeit bei ihnen sehr stark oder unverhältnismäßig stark Einfluss auf das Gefühl der schweren Beine nimmt, bei 33,1 % (n=213) auf die Bildung von Hämatomen sowie bei 18,3 % (n=118) auf das Auftreten von Krämpfen in den Bei-nen. Einen starken oder unverhältnismäßig starken Einfluss auf geschwollene Arme gaben 18,9 % (n=121) und auf geschwol-lene Beine 58,2 % (n=374) der befragten Frauen an.

Es ist festzustellen, dass die ‚harten’ Kriterien Hämatomneigung und Schmer-zen nur von insgesamt 87 % der Befragten angegeben wurden, wobei es natürlich Doppelantworten gab. Damit trifft die

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LymphForsch 20 (1) 2016 29

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Diagnose Lipödem für mindestens 13 % der Befragten nicht zu.

Es bleibt festzuhalten, dass ein einheit-liches und für alle Seiten faires Vorgehen von der Definition von Leitsymptomen beim Lipödem abhängt. Dies wird beson-ders deutlich bei folgender Beobachtung: Viele Arztkontakte bis zur sogenannten gesicherten Diagnose!

Lediglich bei 21,8 % (n=133) der gesi-cherten Diagnosen erfolgte diese im initia-len Arztkontakt, weitere 19,2 % (n=117) berichten, bis zur Diagnosestellung fünf bis zehn verschiedene Ärzte konsultiert zu haben, und bei 11,2 % (n=68) der Befrag-ten sind >10 Arztkontakte bei verschiede-nen Ärzten bis zur gesicherten Diagnose-stellung notwendig gewesen.

Diese Zahlen sind in verschiedener Hinsicht alarmierend. Zum einen gibt es offensichtlich Ärzte, die selbst eindeutige Lipödemkriterien nicht erkennen; zum anderen scheuen sich viele Patientinnen nicht, sogar mehr als zehn Ärzte aufzusu-chen, bis sie die von ihnen erwartete Dia-gnose bekommen. Das stellt nicht nur die Diagnose als Grundlage der Studie in Frage, hier liegt auch die Gefahr des Aus-nutzens der Solidargemeinschaft mit allen Nachteilen vor allem für die wirklich Berechtigten vor. Die Lösung des Prob-lems könnte eventuell in einer Zusam-menführung von Patientendaten und einer Ausweisung diagnostischer Zentren liegen.

Ganz schwierig, und das macht die Stu-die sehr deutlich, ist das Abfragen von Essgewohnheiten und körperlichen Akti-vitäten. Die Angaben dazu fallen sehr dis-krepant aus.

Bemerkenswert sind auch Aussagen wie: Über die Hälfte der befragten Frauen (57,6 %; n=370) beschreibt innerhalb der letzten zwölf Monate eine unerklärliche Gewichtszunahme ...

Und: Zudem geben 18,7 % (n=120) der Befragten das Vorliegen einer Essstörung an, die von 78,3 % (n=94) der Fälle auf das Lipödem zurückgeführt wird.

Auch dies spricht dafür, dass kontrol-lierte Studien nur unter möglichst stan-dardisierten Bedingungen durchgeführt werden können, was offensichtlich auf große praktische Probleme stoßen wird.

Ein von Laien kaum zu bewältigendes Thema ist die Problematik der Begleiter-krankungen und ihrer Medikationen. Die Autorinnen berichten: Von den Befragten der Stichprobe (Frauen mit gesicherter Dia-gnose) (n=609) berichten im Hinblick auf das Vorliegen von Begleiterkrankungen 75 % (n=457) ein Rückenleiden zu haben, 69,8 % (n=425) Kniebeschwerden, 67,98 % (n=414) Adipositas, 52,9 % (n=322) starke Menstruationsbeschwerden, 50,7 % (n=309) Venenleiden (z.B. Varikosis, Thrombose), 50,1 % (n=305) Depressionen sowie 49,3 % eine Hypothyreose.

Der Einfluss der Schilddrüse auf den Stoffwechsel und der Thromboseprophy-

1

Kommentar zur Umfrage von Nadine Schubert und Heike Viethen

Lipödem und Liplymphödem - Alles eine Frage des Lebensstils?

Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Online-Umfrage zur Auswirkung auf die

Lebensqualität der Betroffenen

J. Wilting1, A. Miller2

1 Institut für Anatomie und Zellbiologie, UMG, Göttingen, Deutschland

2 Die Hautexperten, Berlin, Deutschland

Das Lipödem ist eine hyperplastisch/hypertrophe Störung des Unterhautfettgewebes bei

Frauen, gekennzeichnet durch Disproportion, Druck- und Spontanschmerz, Ödeme und

Hämatomneigung. Bei einigen Patientinnen wird die Progredienz in ein Liplymphödem

beobachtet (Abb. 1). Die differenzialdiagnostische Abgrenzung gegenüber anderen Formen

der Fettgewebsvermehrung ist in der Praxis oft sehr schwer, da auch die weiteren Symptome

bei Krankheiten anderer Genese zu finden sind. Die Therapie des Lipödems ist mittels

symptomatisch wirksamer Maßnahmen konservativ und operativ möglich (Abb. 2). Eine

kausale Therapie kann nicht erfolgen, da die Ätiologie der Erkrankung unbekannt ist und

somit auch keine molekulare Diagnostik zur Verfügung steht. Es ist daher zu vermuten, dass

unter dem Bild des Lipödems ein Spektrum diverser Erkrankungen subsumiert wird.

Abb. 1 Abb. 1

Differenzialdiagnose Lipödem.(Aus: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/037-012l_S1_Lipoedem_2016-01.pdf )

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laxe auf die Hämatomneigung muss bei der Diagnosestellung Lipödem zwingend beachtet werden. Dies geht auf keinen Fall mittels Selbsteinschätzung der Patientin-nen.

Erfreulich für die Leserschaft der LymphForsch dürfte sein, dass die Auto-rinnen berichten: Auffallend ist, dass die Diagnosestellung beinahe ausschließlich von Phlebologen, Angiologen oder Lympho-logen gestellt wird (85,1 %). Kritisch zu sehen ist aber offensichtlich der Stellen-wert der konservativen Therapiemaßnah-men, denn...(es)... bemerken 30,6 % (n=158) der befragten Frauen, dass keine Verbesserung erzielt werden konnte, statt-dessen sei eine deutliche Verschlechterung der Beschwerden trotz zuverlässiger Thera-pieteilnahme eingetreten. Lediglich 7,9 % (n=41) geben an, dass keine Verbesserung bei zugleich nicht zuverlässiger Therapie-einhaltung eingetreten ist. Weitere 16,2 % (n=84) können die Veränderung nicht wirklich einschätzen.

Einige Details, die während des Begut-achtungsprozesses bemerkt wurden, seien hier noch aufgeführt:

Die Angaben für das primäre Lymph-ödem (LÖ) und die Adipositas in der Tabelle 2 sind teilweise falsch. Die klini-sche Sichtbarkeit des primären LÖ kann lebenslang sein, eine Symmetrie ist selten, gibt es aber, bei lange bestehendem Lymph ödem kann es zu einer Umwand-lung in Fettgewebe kommen, das Stem-mersche Zeichen ist bei primären LÖ nicht zwingend positiv.

Auch wenn einige Spezialisten zur MLD mehrmals wöchentlich raten, ent-spricht das nicht den Empfehlungen.

Da das Lipödem nicht im Heilmittelka-talog aufgeführt ist, darf diese Therapie eigentlich nicht zu Lasten der GKV ver-ordnet werden. Die Aussage, dass es sich bei der KPE um die einzige von den Kran-kenkasse übernommene Therapieform handelt, ist demnach falsch.

Bei den Beschwerden werden Krämpfe in den Beinen angegeben. Das ist kein Symptom des Lipödems.

Die Beschreibung der Schmerzen erfolgt nicht nach der gängigen Schmerz-skala (0-10).

Beschwerdebild: Bei Zusammenset-zung der Beschwerdekombination ent-sprechen trotz Zusammensetzung der Frauen aus Lipödem-Selbsthilfegruppen viele nicht der Diagnose Lipödem (7,9 % primäres Lymphödem). Bei Addition der Diagnosen Lipödem (172) und Liplymph-ödem (371) kommt man auf 543. Die Aus-wertung erfolgte aber mit den Ergebnissen von 642 Patientinnen.

Bei den Lokalisationen wird das Gesicht aufgeführt. Diese Lokalisation gibt es beim Lipödem nicht.

Insgesamt haben 50,7 % (n=309) Venenleiden als Begleiterkrankung ange-geben. Eine Differenzierung der verschie-denen Venenerkrankungen fehlt. Besen-reiser? Eine Varikose macht ebenfalls Ödeme.

Die Hämatomneigung wird bei den Hauptbegleiterscheinungen (neben Vita-min-D-Mangel und Depression) aufge-führt. Das gehört jedoch originär zu Diag-nose.

Die Adipositas wird bei den Essstörun-gen aufgeführt. Adipositas kann Folge einer Essstörung sein, ist aber selbst keine.

Im Anschluss an die Therapie erfolgt keine Wickelung, sondern die Anlage eines lymphologischen Kompressionsver-bandes.

In der Therapie wird nicht der Venen-bogen „frei gemacht“, sondern der Lymph-einstrom in den Venenwinkel angeregt.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass Nadine Schubert und Heike Viethen Ergebnisse einer Umfrage vorlegen, die ein sehr wertvolles Arbeitspapier für wei-tere Umfragen und die Strukturierung neuer Studien darstellen. Aufgrund des Fehlens molekularer Marker ist die Diag-nose Lipödem sehr schwer zu stellen. Sie wird offensichtlich häufig von den Damen selbst gestellt. Eine Empfehlung daraus könnte sein, die Diagnosestellung in spezi-alisierten Zentren durchzuführen, um Therapie, Medikation und Dokumentation so standardisiert wie möglich durchzufüh-ren. Die eindeutige Diagnose Lipödem ist auch die unabdingbare Voraussetzung, um in sogenannten Assoziationsstudien die genetischen Ursachen der Erkrankung erfassen zu können. Wenn falsch-positive Patienten in solche Untersuchungen ein-fließen, sind diese zum Scheitern ver-dammt. Auch wenn solche Studien nicht zwangsläufig zu einer Verbesserung der Therapie führen, die Diagnose würde zumindest auf eine molekulare Basis gestellt.

KorrespondenzadresseProf. Dr. Jörg WiltingInstitut für Anatomie und Zellbiologie Universitätsmedizin GöttingenKreuzbergring 36D-37075 GöttingenE-Mail: [email protected]

2

Differenzialdiagnose Lipödem; (aus: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/037-

012l_S1_Lipoedem_2016-01.pdf

Abb. 2

Therapie des Lipödems; aus: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/037-

012l_S1_Lipoedem_2016-01.pdf

Um gesicherte Aussagen über das Krankheitsbild und seine Folgen treffen zu können,

benötigt man eine ausreichend große Kohorte mit eindeutig diagnostizierter Erkrankung.

Diesbezüglich haben die Autorinnen die derzeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten

bestens genutzt. Sie haben einen umfangreichen Fragebogen erstellt, der während des

Befragungszeitraums 01.08. bis 15.09.2014 über eine projekteigene Website mittels Facebook

relevanten Selbsthilfegruppen zugänglich gemacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich

in den Selbsthilfegruppen 3979 Mitglieder. Unter Berücksichtigung von

Doppelmitgliedschaften und anderer formaler Kriterien (die nicht weiter spezifiziert werden)

konnten von 945 Fragebögen letztendlich 642 ausgewertet werden. Die Ergebnisse sind sehr

aufschlussreich, und so ist es nachvollziehbar, dass die Autorinnen 2014 für ihre Arbeit den 2.

Preis der „Initiative Patient“ der Apollon (Fern-)Hochschule für Gesundheitswirtschaft

erhalten haben (siehe: Spiegel online vom 10.07.15). Die Arbeit liegt auch dem Gemeinsamen

Bundesausschuss (G-BA) vor.

Bei der Begutachtung der Arbeit in der LymphForsch wurde Folgendes sehr positiv

herausgestellt:

Es handelt sich ... um die erste Langzeituntersuchung nach konservativer (zum kleineren Teil

Abb. 2Therapie des Lipödems.(Aus: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/037-012l_S1_Lipoedem_2016-01.pdf )