Gerechtigkeit lieben. Barmherzigkeit leben. Frieden stiften.
Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2013
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Transcript of Magazin Werte stiften Ausgabe 03/2013
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de03.2013 . 5. Jahrgang
5,80 Euro
Rausfahren, wennandere reinkommenDie Seenotretter derDGzRS sind 365 Tageim Jahr einsatzbereit
Rote Karte gegenRassismusEine Bildungsinitiativegegen Rassismusund Diskriminierung
Stiftung Diañino gibt an Diabetes erkrankten Kindern und deren Familien Rückhalt
Die richtigeEinstellung hilftDie richtigeEinstellung hilft
Diagnose: Diabetes mellitus Typ 1
Rausfahren, wennandere reinkommenDie Seenotretter derDGzRS sind 365 Tageim Jahr einsatzbereit
Rote Karte gegenRassismusEine Bildungsinitiativegegen Rassismusund Diskriminierung
www.werte-stiften.de03.2013 . 5. Jahrgang
5,80 Euro
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
für ein neues Jahr steht am Anfang auch immer ein Rück-
blick auf das vergangene Jahr. Und da sieht es gar nicht so
schlecht aus, trotz Schuldenkrise, steigender Preise und In-
flationsangst.
Die Deutschen haben nach einer Erhebung der Deut-
schen Bundesbank so viel Geld wie noch nie . Im dritten
Quartal 2012 stieg das Geldvermögen der privaten Haus-
halte auf die Rekordhöhe von 4,871 Billionen Euro. Das
Plus von 1,3 Prozent oder 64 Milliarden Euro zum Vor-
quartal geht zur Hälfte, nämlich 33 Milliarden Euro auf das
Kursfeuerwerk an den Börsen zurück und kommt damit
vor allem privaten Haushalten zugute.
Im Jahresvergleich erhöhten die Privathaushalte in
Deutschland ihr Geldvermögen sogar um satte 5,0 Prozent
. Das bedeutet das kräftigste Plus seit dem ersten Quartal
2010. Dabei wäre noch mehr möglich gewesen. Denn wäh-
rend Dax und Co. kräftig angezogen haben, waren zahlrei-
che Sparer im Herbst 2012 weiter durch die Schuldenkrise
in Europa verunsichert. Deshalb schichteten sie ihr Geld
um und zwar in Anlageformen, die wenig oder gar keine
Zinsen abwarfen, aber vermeintlich risikolos oder schnell
verfügbar sind. Zuflüsse gab es bei Bargeld und Sichtein-
lagen sowie bei den Ansprüchen gegenüber Versicherun-
gen. Die Vermögensbildung über Bankeinlagen ein-
schließlich Bargeld, die mit knapp 20 Milliarden Euro einen
Großteil zur Nettovermögensbildung der Haushalte bei-
trug, ist trotz negativer realer Verzinsung ausschließlich
bei den Sichteinlagen zurückzuführen, schreibt die Bun-
desbank. Aus anderen Anlagen zogen sich private Investo-
ren hingegen zurück.
In der Regel wächst das Geldvermögen der Deutschen
stetig. Vor 20 Jahren hat es noch einen Wert von umge-
rechnet 1,926 Billionen Euro, im dritten Quartal 2002
waren es schon einmal 3,517 Billionen Euro. Nur in eini-
gen Krisenjahren gab es Dellen, wie zuletzt im dritten
Quartal 2011. Damals nagten die Turbulenzen an den Bör-
sen am Wohlstand der Aktionäre. Die Finanzkrise
2008/2009 ließ das Vermögen sogar über einen längeren
Zeitraum schrumpfen. Diese Verluste sind längst schon
wieder aufgeholt worden.
Ungeachtet der Sorgen um den Euro und der allgemei-
nen Wirtschaftkrise erlebten auch die Siftungsgründungen
im letzten Jahr ein Wachstum um 3,4 Prozent auf 19.551.
Trotz des leichten Rückgangs bei den neugegründeten
rechtsfähigen Stiftungen im Vergleich zum Vorjahr bleibt
Deutschland nach Mitteilung des Bundesverbandes Deut-
scher Stiftungen Spitzenreiter bei den Neugründungen in
Europa. Bleibt diese Dynamik weiter bestehen, wird sich
die Zahl der rechtsfähigen Stiftungen in Deutschland noch
vor 2050 verdreifachen, schätzt der Bundesverband Deut-
scher Stiftungen. So bliebt die Rechtsform Stiftung weiter
attraktiv für nachhaltiges bürgerschaftliches Engagement
und die Stiftungen bleiben nach wie vor eine geschätzte
Rechtsform der deutschen Bürger. Mal sehen wohin der
Trend in diesem Jahr geht.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
Werte stiften � 5
Portraits8 Rausfahren, wenn andere reinkommen
Die Seenotretter sind 365 Tage im Jahr an der
deutschen Nord- und Ostseeküste einsatzbereit
10 Diabetes: die richtige Einstellung hilft
Die Stiftung Diañino gibt an Diabetes erkrankten
Kindern und deren Familien Rückhalt
14 Vor ihm die Freiheit, vor ihm die Frage nach
dem „und dann?“
Zentralstelle für Strafentlassenenhilfe in Nürnberg
bietet Hilfe für Inhaftierte und Haftentlassene
16 Partner mit sensibler Nase
„Vita e.V. Assistenzhunde“ bildet Hunde für
Menschen mit körperlicher Behinderung aus
20 Rote Karte gegen Rassismus
„Show Racism the Red Card – Deutschland e.V.“ –
eine Bildungsinitiative gegen Rassismus und
Diskriminierung
22 Nähe hilft heilen
Die McDonald's Kinderhilfe Stiftung setzt sich
für schwer kranke Kinder ein
Meldungen24 Kloster Schinna erhält Landespreis für
Denkmalpflege 2012
24 Vorfahrt für Stiftungen
24 Ein Herz für Bären
25 500.000 Euro Bonus
25 Nachfolge im Stiftungsvorstand
25 Kein Land zu haben heißt, keine Nahrung zu haben
Aktuelles26 Dem achtsamen Umgang mit unserer Schöpfung
verpflichtet
Herbert-Denk-Stiftung fördert durch Tierschutz und
Aufklärung das Bewusstsein für unsere Umwelt
28 Engagement von Bürgern für Bürger
Die Bürgerstiftung Erlangen hilft dort, wo „es brennt“
30 Mehr Chancengleichheit im Jugendaustausch
Kreuzberger Kinderstiftung vergibt Auslandsstipen-
dien an Jugendliche mit mittlerem Schulabschluss
32 Für ein Leben in Freiheit
„Mission Freedom e.V.“: Einsatz für Frauen aus
Menschenhandel und Zwangsprostitution
33 Bescherung zu Nikolaus
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttete
über 74.000 Euro aus und errichtete ihre 50. Stiftung
34 Fürther Stifterpreis wird im Herbst wieder verliehen
Nach 2010 wird der Fürther Stifterpreis bereits zum
zweiten Mal verliehen
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner ([email protected])Stephan Bühring ([email protected])
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff ([email protected])
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Andrea Löb, Karola Weisner
Autoren:Josef X. Baumeister, Dr. Michael Damian, Ralf Klaßmann
Anzeigen:Monika Rockrohr ([email protected])Petra Lutter ([email protected])Telefon 0 91 31.5 30 20-83
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Ver-lagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011
Impressum
36 Die Finanzkrise hat die Welt verändert
Stiftungsmanager Volker Fistler: Vermögen
professionell verwalten lassen
37 Verschleppt, verstümmelt und verkauft
Vom Schicksal junger Massai-Mädchen in Kenia
38 Für gutes Karma sorgen
Mit seiner Gutes Karma Stiftung engagiert sich der
erfolgreiche Autor David Safier sozial
39 Das Lesen ist der Anfang aller Bildung
Neue Stiftung innerhalb der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Vorderpfalz
40 Senioren über Stiftungsmöglichkeiten informiert
Vielseitige Möglichkeiten, in der Region zu wirken
40 Der „Neue Kupferhof“ eröffnet im April
Ein Kurzzeit-Zuhause für schwerbehinderte Kinder
42 Benefizkonzert in Erding
Tölzer Knabenchor gab Weihnachtskonzert
zugunsten der Stiftergemeinschaft
Berichte und Kampagnen43 Traditionelle Sehnsüchte und moderne Begebenheiten
„Heimat“-Wohnmodell bietet sicheres Zuhause
44 Daheim statt Heim
Warum es wichtig ist, ein Alternativsystem zur
Betreuung alter Menschen aufzubauen
45 Für eine Welt ohne Minen
Zum UN-Minentag am 4. April deutschlandweit
Veranstaltungen
46 Der Zeit Jahrzehnte voraus
Vor 45 Jahren als „pädagogischer Unfug“
verschrien – heute maßgebend
Vermögen und Finanzen47 Schweizer Stiftungen lassen Vermögensverwaltern
zu viel Freiraum
Centre for Philanthropy Studies (CEPS) der
Universität Basel veröffentlicht Studie
Recht und Steuern48 Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes
Erleichterungen bei der Vermögensweitergabe durch
Stiftungen durch neues Gesetz
Stiftungsmanagement49 Der Stiftung ein Profil geben
Plädoyer für professionelles Stiftungsmanagement
Anzeige
8 � Werte stiften
Die Seenotretter sind rund um die Uhr und bei jedem Wetter
einsatzbereit. Oft sind sie gerade dann auf Nord- und Ostsee
unterwegs, wenn andere Schiffe Schutz im Hafen suchen –
insgesamt mehr als 2.000-mal. Jahr für Jahr. Sie engagieren
sich freiwillig und selbstlos. Die Deutsche Gesellschaft zur
Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist zuständig für den Such-
und Rettungsdienst (SAR = Search and Rescue) im Seenotfall.
Sie nimmt diese Aufgaben unabhängig, eigenverantwortlich
und auf privater Basis wahr – finanziert nach wie vor aus-
schließlich durch freiwillige Zuwendungen, ohne jegliche
staatlich-öffentliche Mittel. Die DGzRS, deren Schirmherr der
Bundespräsident ist, beansprucht zur Erfüllung ihrer Aufga-
ben keine Steuergelder. Die allermeisten der rund 1.000 deut-
schen Seenotretter zwischen der Insel Borkum im Westen und
der Pommerschen Bucht im Osten sind ehrenamtlich tätig.
Alarmiert werden sie ähnlich wie freiwillige Feuerwehrleute.
Innerhalb weniger Minuten besetzen sie das Rettungsboot im
Hafen und fahren raus aufs Meer. Um andere Menschen zu
retten, begeben sie sich oft auch selbst in Gefahr. Nur etwa
180 von ihnen auf den größeren, rund um die Uhr besetzten
Einheiten sind bei der DGzRS fest angestellt.
Allein 2012 wurden 1.135 Menschenaus Seenot gerettet
Die Seenotleitung Bremen der DGzRS (MRCC = Maritime
Rescue Co-ordination Centre) koordiniert zentral alle SAR-
Maßnahmen. Die Seenotküstenfunkstelle Bremen Rescue
Radio der DGzRS überwacht rund um die Uhr die internatio-
nalen Funknotruffrequenzen. Seenotretter gibt es in Deutsch-
land seit rund 150 Jahren. Anfangs waren jeweils acht oder
zehn Ruderer in offenen Booten unterwegs, um Schiffbrüchige
zu retten. Allein mit ihrer Muskelkraft stellten sie sich mutig
der tosenden See entgegen. Heute fahren die Seenotretter mit
20 modernen Seenotkreuzern mit Tochterboot und 40 kleine-
ren, ebenso seetüchtigen Seenotrettungsbooten hinaus.Trotz
aller technischen Weiterentwicklung: Im Mittelpunkt des Ret-
tungswerkes steht nach wie vor der Mensch: die freiwillige
Bereitschaft der Seenotretter zu ihren nicht selten gefahrvol-
len Einsätzen. Allein 2012 haben sie 1.135 Menschen aus See-
not gerettet oder aus drohenden Gefahren auf See befreit.
Mehr als 80.000 Menschen verdanken ihnen seit Mitte des 19.
Jahrhunderts schnelle Hilfe.
Leistungsfähigkeit undEinsatzbereitschaft: Die DGzRS
Etwa, als in der Nacht zum 22. März des vergangenen Jah-
res der Krabbenkutter „Sigrid“ vor Sylt in Flammen steht.
Zehn Seemeilen westlich der Insel hat sich in jener Nacht
eine Verpuffung an Bord ereignet. Die Dramatik vor Sylt ahnen
die Wachleiter in der Seenotleitung Bremen der DGzRS
schnell, als sich gegen 2.55 Uhr die Besatzung eines anderen
Fischkutters über den internationalen Sprechfunk-Notrufka-
nal 16 meldet. Sie hat die roten Leuchtkugeln beobachtet, die
die Seeleute der brennenden „Sigrid“ als Seenotsignale in den
Nachthimmel geschossen haben. Die Mannschaften der See-
notkreuzer „Vormann Leiss“ von der Station Amrum und
„Minden“ von der Station List haben mitgehört. Mit voller
Fahrt nehmen die Seenotretter Kurs auf die Unglücksposition.
Die bange Frage nach dem Schicksal der Fischer ist schnell
gelöst. Der andere Kutter hat seine Netze eingeholt und die
Rettungsinsel gefunden. Er nimmt die Kollegen an Bord, bis
die „Minden“ eintrifft. Noch während die Seenotretter die Fi-
scher im Bordhospital versorgen – die Männer sind glückli-
cherweise wohlauf – beginnt die „Vormann Leiss“ mit der
Brandbekämpfung. Nur ein Beispiel von vielen.
Der jeweils letzte Juli-Sonntag des Jahres ist „Tag der See-
notretter“, 2013 am 28. Juli. Dann haben Küstenbewohner, Ur-
lauber und Tagesgäste die Gelegenheit, mit den Besatzungen
ins Gespräch zu kommen und sich von ihrer Leistungsfähig-
keit und Einsatzbereitschaft zu überzeugen. Die DGzRS nutzt
den Tag dazu, um ihren Freunden und Förderern zu zeigen,
wie sie die ihr anvertrauten Mittel bestmöglich verwendet.
Rausfahren, wenn anderereinkommen
Die Seenotretter sind 365 Tage im Jahr an der deutschen Nord- und Ostseeküste einsatzbereit
Portraits
Kurs halten – Stiftung „Die Seenotretter“: Zu-
stiften und Nachhaltigkeit ist in aller Munde.
Bei den Seenotrettern heißt nachhaltig för-
dern, deren langfristige Finanzierung ohne
Beteiligung des Staates sicherzustellen. Das
ist einerseits möglich, indem man als Förde-
rer eine Einzugsermächtigung erteilt, in der
Höhe und im Rhythmus der ganz persönli-
chen Wahl. Wer ein finanzielles Polster besitzt,
das er für die eigene Absicherung nicht be-
nötigt, zugleich aber der Gesellschaft, die ihn
im Leben begünstigt hat, etwas zurückgeben
möchte, kann in Form einer Zustiftung tat-
sächlich nachhaltig helfen. Die DGzRS hat
dazu die Stiftung „Die Seenotretter“ gegrün-
det. Die Erträge des darin angelegten Kapi-
tals werden die Besatzungen der 60 Seenot-
kreuzer und Seenotrettungsboote auch in fer-
ner Zukunft noch in die Lage versetzen, mit
moderner, zuverlässiger Ausrüstung und be-
stens ausgebildet in den Einsatz zu fahren –
Kurs: Menschen retten! Gern versendet die
DGzRS die Broschüre „Kurs halten – Stiftung
,Die Seenotretter‘“. DGzRS, Werderstraße 2,
28199 Bremen. �
� www.seenotretter.de
Werte stiften � 9
Portraits
Die DGzRS in Kürze:
• 54 Stationen an Nord- und Ostsee zwischen
Borkum im Westen und Usedom im Osten
• 60 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote
• 1.000 Seenotretter, davon über 800
Freiwillige; einsatzbereit bei jedem Wetter,
rund um die Uhr
• mehr als 2.000 Einsätze pro Jahr, koordiniert
durch die Seenotleitung Bremen
• seit 1865 mehr als 80.000 Gerettete
• finanziert ausschließlich durch freiwillige
Zuwendungen, ohne Steuergelder
Foto
: DG
zRS,
Hofe
r
10 � Werte stiften
Portraits
Der 12-Jährige Tim ist zuckerkrank. Er leidet an Diabetes mel-
litus Typ 1. Genau wie Tim sind rund 25.000 Kinder und Ju-
gendliche in Deutschland davon betroffen. Jährlich kommen
2.500 Erkrankte hinzu, Tendenz steigend. Seit vier Jahren ist
die Insulinspritze Tims täglicher Begleiter. Mehrmals am Tag
und manchmal auch nachts muss er seinen Blutzucker über
einen Piecks in seine Fingerkuppen bestimmen. Das ist wich-
tig, um eine Über- oder Unterzuckerung zu vermeiden. Er-
nährung und Insulingabe müssen immer gut aufeinander ab-
gestimmt sein. Tims Blutzuckerspiegel muss vor jedem Essen
kontrolliert werden. Auch wenn dies ein lästiges Unterfangen
ist, für Tim ist es lebensnotwenig. Eine Blutzuckerentgleisung
könnte für seinen Organismus fatale Folgen haben. Im
schlimmsten Fall kann eine Überzuckerung ein diabetisches
Koma auslösen, welches tödlich verlaufen kann.
Die Krankheit beginnt früh. Sie verläuft oft schleichend
ohne Symptome. Meist tritt sie im Kindes- und Jugendalter
auf, am häufigsten zwischen dem 11. und 13. Lebensjahr.Tims
Körper ist nicht in der Lage, genügend Insulin zu produzie-
ren. Ursache dafür ist ein körpereigener Immunprozess, der
die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse
zerstört. Die Gründe dafür sind bisher noch unbekannt. Das
Hormon Insulin ist dafür verantwortlich, dass der über die
Nahrung aufgenommene Zucker über das Blut in die Zellen
gelangt. Dort dient er als Energielieferant. Fehlt Insulin steigt
der Zuckerspiegel im Blut an. Die Krankheit ist zurzeit nicht
heilbar. Ein schlecht eingestellter Diabetes kann zur Verkal-
kung der kleinen und großen Blutgefäße führen. Diese Ver-
kalkungen können Erkrankungen wie Schlaganfälle, Erblin-
dung, Herzinfarkte, Nierenschäden bis hin zum Nierenversa-
gen, Schädigungen der Nerven oder Amputationen zur Folge
haben. Tims Welt und die seiner Eltern erfuhr durch die Dia-
gnose einen groben Einschnitt. Tims Mutter wurde auf einmal
zur „Krankenschwester“ und musste genauestens auf seine
Ernährung achten. Zunächst wehrte sich der kleine Tim gegen
die Insulinspritzen, die seine Mutter ihm verabreichen musste.
Er hatte große Angst davor. Der tägliche „Kampf“ war ein Alb-
traum für beide. Die Mutter machte sich Sorgen darüber, dass
Tim dadurch möglicherweise psychische Probleme davontra-
gen und ihr Verhältnis zu ihm dauerhaft gestört sein könnte.
Der damals Achtjährige spielte leidenschaftlich gerne Fuß-
ball. Als Stürmer in einer Mannschaft war er immer in Bewe-
gung. Durch die große Unsicherheit der Eltern durfte Tim zu-
nächst kein Fußball mehr spielen. Tim verstand nicht, warum
ihm etwas verboten wurde, was ihm eigentlich Spaß machte.
Die Eltern hatten ständig Angst um Tim. Die Verantwortung
und ihr Wunsch, alles richtig machen zu wollen, waren groß.
Auch die Familien in Tims Freundeskreis waren verunsichert.
Kindergeburtstage stellten für alle Beteiligten eine Herausfor-
derung dar, da die Eltern des Geburtstagskindes mit auf Tims
Ernährung achten mussten. Die gute Betreuung durch den Kin-
derarzt und durch ein Diabetes Team erleichterte der Familie
den Alltag und ließ keine Frage unbeantwortet. Über diese aus-
führliche Aufklärung und Anleitung lernten Tim und seine Fa-
milie, die richtige Einstellung im Umgang mit der Krankheit zu
finden. Mittlerweile spielt Tim auch wieder Fußball. Er weiß,
dass man auch als Diabetiker Höchstleistungen erzielen kann.
Diabetes:die richtige Einstellung hilft
Die Stiftung Diañino gibt an Diabetes erkrankten Kindern und deren Familien Rückhalt
von Andrea Löb
Ständiger Begleiter von Diabetikern sind Teststreifen, Stechhilfe und dasBlutzuckermessgerät.
Werte stiften � 11
Portraits
Das beweisen Sportler wie der Gewichtheber Matthias Stei-
ner und der Hockeyspieler Carsten Fischer.
Rückhalt für Kinder und Eltern
Ingrid Pfaff gründete 2004 die Stiftung Diañino. Ihr Sohn
erkrankte im Alter von sieben Jahren an Diabetes. Damals er-
fuhr sie am eigenen Leib, wie sich das Familienleben von jetzt
auf gleich verändern kann und welcher Druck auf Kind und
Eltern lastet. Als betroffene Mutter machte Ingrid Pfaff jedoch
auch die Erfahrung, dass man nicht immer die Hilfe bekommt,
die man braucht. Gerade in der ersten Zeit nach der Diagnose
ist der Bedarf an Beistand groß. Mit
ihrer Stiftung möchte Ingrid Pfaff die
an Diabetes erkrankten Kinder und
Jugendlichen und deren Familien
stärken, ihnen Rückhalt und Sicher-
heit im Umgang mit der Krankheit
geben. Fühlt sich eine Familie über-
fordert, wird sie direkt vor Ort bei
der lebenswichtigen Versorgung
ihres Kindes von der Stiftung unter-
stützt. Fachpersonal steht ihr dabei
beratend zur Seite. Ein weiteres Ziel
ist es, durch eine gute Betreuung
und eine familienübergreifende Auf-
klärung in Kindergärten, Schulen,
etc. die psychischen und sozialen
Folgen so gering wie möglich zu hal-
ten. Die Hilfe ist für die Familien ko-
stenlos. Für ihre gemeinnützige Stif-
tung konnte Ingrid Pfaff prominente Fürsprecher wie Dr.
Frank-Walter Steinmeier als Schirmherrn und Udo Walz als
Botschafter gewinnen.
Wenn ein Kind an Diabetes erkrankt, wirft das viele Fragen
auf. Häufig sind diese nicht nur medizinischer Natur, sondern
betreffen auch den psycho-sozialen Bereich. Viele Kinder und
Jugendliche ziehen sich zurück, wollen ihre Krankheit ver-
heimlichen und fühlen sich als Außenseiter. Bei der Diañino
Hotline haben Fachleute ein offenes Ohr für alle Alltagsfra-
gen, die aufkommen. Das Team setzt sich aus Kinder-Diabe-
tologen, Diabetesberatern, Ernährungsexperten, Lehrern, Ju-
risten, Psychologen, Sozialarbeitern und erfahrenen Eltern zu-
Portraits
sammen. So werden verschiedene Fachbereiche abgedeckt
und alle aufkommenden Fragen beantwortet.
Die Diañino Diabetes-Nanny kommt zum Einsatz, wenn in
einer Familie Not am Mann ist und die Versorgung oder Be-
treuung des erkrankten Kindes nicht mehr ausreichend ge-
währleistet ist. Seit der Einführung dieses europaweit einma-
ligen Projektes im Jahr 2006 ist es mittlerweile in ganz
Deutschland vertreten. Ereignisse wie beispielsweise die Tren-
nung der Eltern, der Tod eines Familienangehörigen oder aber
auch die Geburt eines Geschwisterkindes können den gere-
gelten Alltag einer Familie aus dem Gleichgewicht bringen
und die tägliche Versorgung des kranken Heranwachsenden
ins Hintertreffen geraten lassen. Der betreuende Kinderarzt
schaltet die Nanny in Notsituationen ein. Diese hält Rück-
sprache mit ihm und dem betreuenden Diabetes Team, bevor
sie Kontakt zur Familie aufnimmt. Erst dann bespricht sie mit
den betroffenen Eltern ihren Einsatz. Sie unterstützt die Fa-
milie da, wo es nötig ist. Das kann bei der Blutzuckerspiegel-
Betroffene Familien bringt die Stiftung beim Zirkus zusammen Selbst Artist werden und einen Tag lang den Alltag vergessen
messung sein oder beim Spritzen von Insulin. Ihr Einsatz kann
aber auch familienübergreifend sein z. B. in Institutionen wie
Kindergarten oder Schule. Dort setzt sie sich mit Betreuern in
Verbindung und klärt diese über die Krankheit, die Behand-
lung und die Verhaltensmaßnahmen bei einer Zuckerentglei-
sung auf. Die Nanny bleibt solange in der Familie wie ihre
Hilfe gebraucht wird und versucht, langfristige Lösungsmög-
lichkeiten zu finden. Sie steht stets in engem Kontakt mit den
betreuenden Fachdisziplinen und dokumentiert ihre Arbeit.
Um die bestmögliche Versorgung und Betreuung der klei-
nen Patienten und deren Familien zu gewährleisten, hat die
Stiftung die sogenannte Diañino Akademie eingerichtet. Hier
treffen sich mindestens einmal im Jahr die Diabetes-Nannies
auf einer zweitägigen Veranstaltung zum fachlichen Austausch.
Neben dem Erfahrungsaustausch erhalten sie umfangreiche
Informationen aus den Bereichen Diabetologie, Psychologie,
Sozialpädagogik und Organisationsmanagement basierend auf
dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Auf den Schultern der Eltern eines zuckerkranken Kindes
lastet Druck und immense Verantwortung. Viele leben in stän-
diger Angst um ihr Kind. Die Betreuung des Kindes mit Blut-
zuckermessung, Insulin spritzen, etc. nimmt viel Zeit im Alltag
ein. All das müssen die Eltern neben Beruf und Haushalt be-
werkstelligen. In einigen Fällen ist es Müttern sogar nicht
mehr möglich, ihren Beruf weiter auszuüben. Manche Mütter
und Väter brechen unter dem Druck zusammen. Hier küm-
mert sich die Stiftung demnächst auch um die Eltern. In Ko-
operation mit den Kinder-Reha-Zentren in Deutschland ist ein
neues Projekt ins Leben gerufen worden. Auf Anfrage des Kin-
derarztes haben „ausgebrannte“ Eltern im sogenannten Dia-
ñino RückzugHaus, die Möglichkeit wieder aufzutanken. Hier
müssen sie sich um nichts kümmern. Sie werden mit Essen
versorgt und dürfen durchschlafen. Währenddessen ist die
medizinische Betreuung ihres Kindes gesichert.
Viele an Diabetes erkrankte Kinder fühlen sich als Außen-
seiter mit ihrer Erkrankung. Ein Treffen mit Gleichgesinnten
zeigt ihnen, dass sie mit ihrer Krankheit nicht alleine dastehen.
Die Stiftung organisiert für Betroffene und deren Familien Ak-
tionen wie beispielsweise einen Besuch beim Zirkus. Die Kin-
der werden selbst zum Artisten und können einen Tag lang
ihren Alltag vergessen. Spaß und Freude stehen im Vordergrund.
Positiver Nebeneffekt: Die Kinder und Jugendlichen tauschen
häufig ungezwungen ihre persönlichen Erfahrungen mit der
Krankheit untereinander aus und lernen voneinander.
Damit zuckerkranke Kinder und Jugendliche und ihre Fami-
lien gestärkt einen unbeschwerten Alltag erleben können, be-
nötigt die Stiftung Spenden. Konto 44884, BLZ 64350070. �
� www.stiftung-dianino.de
14 � Werte stiften
Portraits
„Meine endgültige Verelendung wäre vorprogrammiert gewe-
sen“, sagt Peter L.. Als sich das Eisentor der Justizvollzugsanstalt
im Frühherbst des vergangenen Jahres hinter dem 45-jährigen
Nürnberger geschlossen hatte, seien dies seine ersten Gedan-
ken gewesen. Vor ihm die Freiheit. Vor ihm aber auch die Un-
sicherheit und die Frage nach dem „und dann“.
„Dass ich auf diese Einrichtung gestoßen bin, ist das Beste,
was mir je passiert ist“, sagt er. Sein Anker: Die Nürnberger Zen-
tralstelle für Strafentlassenenhilfe (ZfS), getragen von der Ca-
ritas, dem Bayerischen Landesverband für Gefangenenfürsorge
und Bewährungshilfe, der JVA Nürnberg, der Stadtmission und
dem AWO Kreisverband Nürnberg. Im vergangenen Herbst fei-
erte diese ihren 40. Geburtstag. Seit Oktober 1972 hilft die Be-
ratungsstelle für Haftentlassene und Inhaftierte Menschen wie
Peter L.. Der gelernte Bäcker kommt aus familiären Verhält-
nissen, die „nicht die besten Voraussetzungen für einen gera-
den Lebensweg boten“, wie er selbst sagt. Peter L. pflegt zwei
Jahre seine bettlägerige Mutter und schließlich auch seinen
Vater, der zudem an Alzheimer erkrankt.
Dazu kommen finanzielle Probleme. Sein Bruder plündert
die Konten der Familie. Es bleiben Schulden. Zuviel für Peter L..
„Der ständige Druck, die ganzen Rechnungen, die Situation
war für mich nicht mehr zu lösen“, sagt er. Peter L. bricht zu-
sammen. „Ich habe versucht, all das Erlebte mit Alkohol und
Tabletten zu kompensieren.“ Er rutscht in die Abhängigkeit.
Sein Leben entgleitet ihm zunehmend. Statt vom Lohn als Bäcker
lebt er fortan von Hartz-IV. Er gerät ins Drogenmilieu und an
falsche Freunde.
Wer draußen niemanden hat,steht vor dem Nichts
Es sind Menschen mit Brüchen in ihren Lebensläufen, die
in der Zentralstelle ihre letzte Chance sehen. „Wir haben es
mit Menschen zu tun, die in einem gewissen Milieu aufge-
wachsen sind und den Absprung nicht geschafft haben oder
abstürzen, weil ihnen ihr geregeltes Leben wegbricht“, sagt
Susanne Rüd. Die Diplom-Pädagogin gehört seit rund drei Jah-
ren zum fünfköpfigen Team der Zentralstelle, das im Jahr 2011
mehr als 700 aus der Haft entlassene Menschen beraten hat.
„Unsere Klienten haben kein kompetentes soziales Umfeld,
das sie auffängt, wenn sie in die Freiheit entlassen werden.“
Auch das ins Straucheln geratene
Leben von Peter L. mündet schließ-
lich in der Kriminalität. Er miss-
braucht Substitutionsmittel und wird
mehrmals beim Diebstahl von Le-
bensmitteln erwischt. Er muss für
mehrere Monate ins Gefängnis.
Vermeintlich geringe Straftaten, die
in der Summe aber auch zu einer Ge-
fängnisstrafe führen, sind für Su-
sanne Rüd keine Seltenheit. „Wir
haben es sehr oft mit Delikten zu
tun, die bei einem einmaligen Verge-
hen nur zu einer Verwarnung, einer
Geldstrafe oder zu Sozialstunden
führen. Was die Pädagogin immer
wieder erlebt: Wenn am Ende des
Geldes noch zu viel vom Monat übrig
Vor ihm die Freiheit, vor ihm die Fragenach dem „und dann?“Die Zentralstelle für Strafentlassenenhilfe in Nürnberg
bietet Hilfe für Inhaftierte und Haftentlassene
von Michael Kniess
Werte stiften � 15
ist, spart man in den Bereichen, die am teuersten sind. Man
fährt schwarz, stiehlt Schnaps, Bier und Lebensmittel. Die
Folge: eine Gefängnisstrafe. Bereits während der Inhaftierung
sucht das Team der ZfS den Kontakt zu den Inhaftierten. „Wir
versuchen bereits durch das Angebot von Entlassungsgruppen
in den Haftanstalten eine erste Brücke zu bauen, denn die So-
zialdienste in den Justizvollzugsanstalten können nur auf An-
trag der Häftlinge reagieren. Diejenigen, die das nicht von sich
aus machen, gehen unter.“ Überhaupt endet die Zuständigkeit
der Justiz am Gefängnistor. Wer draußen niemanden hat, steht
gleichzeitig vor dem Nichts und einem Berg zu Regelndem.
Bände davon spricht das umfangreiche Aufgabenspektrum
der Einrichtung. Es reicht von der Hilfe beim Umgang mit Be-
hörden, insbesondere dem Jobcenter und dem Sozialamt,
über die Beratung und Weitervermittlung bei Suchtproble-
men, Schulden und persönlichen Schwierigkeiten bis hin zur
Unterstützung bei der Wohnungs-
und Arbeitssuche.
Gerade Letzteres erweise sich als
äußerst problematisch, sagt Susanne
Rüd. „Wir haben sehr häufig mit
einer Stigmatisierung zu kämpfen.
Wir hatten schon Klienten mit einer
festen Jobzusage, bei denen nur
noch das Führungszeugnis im Raum
stand und aufgrund dessen die Ein-
stellung dann doch wieder zurück-
gezogen wurde.“ Die Rede ist von
Stellen als Küchenhelfer und der-
gleichen.
„Man sagt nicht umsonst, dass die
Rückfallgefahr im ersten halben Jahr
nach der Haftentlassung am größten
ist, weil der Weg in dieser Zeit am
steinigsten ist. Es gibt viel zu organisieren, viele stehen zu-
nächst ohne Obdach und mit kaum Geld da“, sagt Susanne
Rüd. „Wenn jemand nach vier Monaten noch immer keine
Wohnung oder keinen Job gefunden hat, dann ist das nicht
einfach.“ Ihre Arbeit vergleicht Susanne Rüd mit der eines All-
gemeinmediziners. „Auch wir schauen erstmal ganz generell,
wo die Probleme liegen und überlegen dann, wie wir selbst
helfen können oder an welche Fachstellen wir verweisen
müssen“, sagt sie.
„Dass ich hier ernst genommen werdehat mir das Leben gerettet“
Peter L. ist auf dem Weg, zurück in ein halbwegs geordnetes
Leben zu finden. „Ich habe durch die Unterstützung meine
Selbstachtung wieder gewonnen, weil ich Erfolge sehe“, sagt
er. Früher habe er unangenehme Dinge immer wochenlang vor
sich hergeschoben. „Heute sage ich zu Frau Rüd, dass ich noch
schnell eine Zigarette rauche und dann greifen wir an.“ Auch
die Schuldenregulierung gehe mit Hilfe der Zentralstelle voran.
„Das wichtigste ist, dass er sich hinsichtlich seiner Abhängig-
keit weiter stabilisiert, denn noch ist das Ganze nicht ganz aus-
gestanden“, sagt Susanne Rüd. Peter L. möchte als nächsten klei-
nen Schritt wenigstens wieder einen ersten Gelegenheitsjob
finden. Wohnungen auszuräumen könne er sich vorstellen. Den
Traum eines Tages dann doch wieder in den Beruf zurückzu-
kehren, in dem er 23 Jahre tätig war, hat Peter L. noch nicht
ganz aufgegeben. „Vielleicht klopfe ich doch nochmal vorsich-
tig bei einer Bäckerei an, denn Brot backen ist etwas Wunder-
schönes.“ Den Biss und den Willen dazu habe er jetzt wieder,
dank der Unterstützung durch die Zentralstelle. „Dass ich hier
ernst genommen werde hat mir das Leben gerettet.“ �
� www.strafentlassenenhilfe.de
Wer draußen niemanden hat, steht gleichzeitig vor dem Nichts undeinem Berg zu Regelndem: Nach der Haftentlassung sind viele Menschenauf Unterstützung und Hilfe angewiesen. Die Zentralstelle für Strafent-lassenenhilfe in Nürnberg bietet diese an.
Portraits
16 � Werte stiften
In Deutschlands Haushalten gibt es über fünf Millionen
Hunde. Meist sind die Vierbeiner für den Besitzer mehr als
nur ein Haustier. Sie halten ihn körperlich fit, sind Spielge-
fährte, „Türöffner“ für soziale Kontakte, Wegbegleiter, See-
lentröster und zuverlässiger Partner in allen Lebenssituatio-
nen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Hunde positive
Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System eines Menschen
haben. Die intensive Beschäftigung mit einem Hund vermin-
dert Stress, wirkt Blutdruck senkend und verbessert die Be-
findlichkeit. Schon Freud soll sich diese positive Reaktion, die
ein Hund auf Menschen hat, zunutze gemacht haben. Einige
seiner Therapiesitzungen fanden im Beisein seines Hundes
statt, da dieser offenbar eine beruhigende Wirkung auf seine
Klienten hatte.
Auf den Hund gekommen
Die Sozialpädagogin Tatjana Kreidler beschäftigte sich wäh-
rend ihrer Diplomarbeit intensiv mit der Wirkung des Hundes
auf den Menschen. Im Rahmen der Recherchen wurde sie auf
die englischen Organisationen „Dogs for the Disabled“ und
„Guide Dogs for the Blind“ aufmerksam. Ihr Interesse daran
war so groß, dass sie nach ihrem Studium bei den Organisa-
tionen eine Ausbildung zur Hundetrainerin absolvierte. Neben
den gängigen Ausbildungsmethoden wurde Tatjana Kreidlers
Blick dafür sensibilisiert, wie man das passende Hund-Mensch
Team ermittelt und wie man dieses Team richtig zusammen-
führt. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat war ihr klar, dass sie
auch hier Menschen mit einer körperlichen Behinderung mit-
hilfe eines Hundes zu mehr Selbstständigkeit, Unabhängigkeit
und Integration in die Gesellschaft verhelfen wolle. Daraufhin
gründete Tatjana Kreidler im März 2000 in Frankfurt am Main
„Vita e. V. Assistenzhunde“. Dem gemeinnützigen Verein ist es
ein Anliegen, möglichst viele Hunde-Mensch Teams auszubil-
den, die sich durch eine tiefe und enge harmonische Bezie-
hung auszeichnen. Man möchte beide Teampartner füreinan-
der öffnen. Durch den Hund an seiner Seite erfährt der kör-
perbehinderte Mensch eine neue Qualität in seinem Leben.
Der Hund soll sich in dieser Beziehung genauso wohlfühlen
und zuverlässig mit viel Freude für „seinen“ Menschen da sein.
Resultierend aus der jahrelangen intensiven Arbeit mit den er-
lernten Methoden entwickelte Tatjana Kreidler ihre eigene Me-
thodik, um Hund und Mensch besser miteinander vertraut zu
machen. Bei der Arbeit mit dem Hund nach der sogenannten
„Kreidler-Methode“ werden Kommandos stets im freundli-
chen Ton erteilt. Es wird viel Wert auf Empathie, Motivation
und positive Verstärkung gelegt. Ihre Methode hat sie im Laufe
der letzten Jahre immer wieder aufs Neue verfeinert und dabei
neueste wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. In
ihrer Arbeit wird sie von der Tierärztin Dr. Volpert unterstützt.
Da Tatjana Kreidler sich schon während ihres Studiums inten-
siv mit der kindlichen Entwicklung befasst hatte, bezog sie bei
der Gründung des Vereins auch körperlich behinderte Kinder
und Jugendliche in ihr Konzept mit ein. Dieses neue Terrain
hatte bisher noch keiner betreten. Bis dato glaubte man, dass
diese beiden keine Verantwortung füreinander übernehmen
könnten. Der Erfolg räumte mit dieser irrigen Annahme auf
und gab Tatjana Kreidler recht. Es zeigte sich, welche „wun-
dersamen“ Auswirkungen ein Hund auf die Psyche, den Kör-
per und das soziale sowie kognitive Verhalten von Heran-
wachsenden haben kann. Bis Ende 2011 konnte Vita erfolg-
reich 14 Hunde-Kinder Teams ausbilden. Diese Arbeit ist bis
heute in Deutschland einzigartig.
Sorgfältige Auswahl undprofessionelle Ausbildung
Vita-Assistenzhunde werden nach hohen europäischen
Qualitätsstandards ausgebildet. Es wird gleichermaßen auf
eine effiziente artgerechte Ausbildung und das Wohlergehen
der Tiere geachtet. Damit aus einem Menschen mit seinem
Hund ein „Dream-Team“ werden kann, muss von Anfang an
Partner mit sensibler Nase„Vita e.V. Assistenzhunde“ bildet Hunde für Menschen mit körperlicher Behinderung aus
von Andrea Löb
Portraits
Werte stiften � 17
Portraits
18 � Werte stiften
Portraits
die richtige Auswahl des Hundes getroffen werden. Besonders
gut für die Ausbildung zum Assistenzhund eignen sich Gol-
den Retriever und Labradore. Diese zeichnen sich durch ein
sanftes Wesen aus und können sich gut auf neue Bezugsper-
sonen einstellen. Bei der Welpenauswahl achtet Vita auf das
Wesen des Hundes und die Gesundheit seiner Eltern. Mit ca.
acht Wochen kommt der kleine Vierbeiner zu einem von dem
Verein ausgewählten ehrenamtlich arbeitenden Paten. Ge-
meinsam werden diese beiden von der Organisation betreut.
In dieser Phase der Sozialisierung wird das Jungtier spiele-
risch an alltägliche Situationen herangeführt und lernt grund-
legende Kommandos wie „Sitz“, Bleib, etc., welche für das Zu-
sammenleben mit einem Menschen wichtig sind. Des Weite-
ren wird er damit vertraut gemacht, sich in der Öffentlichkeit
zu bewegen und soll die Angst vor Menschenmengen verlie-
ren. Der Welpe muss regelmäßig die „Schulbank drücken“
und besucht die Hundeschule. Die Zeit beim Paten endet
nach einem Jahr. Es beginnt die Grundausbildung im Ausbil-
dungszentrum, die sechs bis zehn Monate dauert. Diese um-
fasst die Vertiefung der Basiskommandos und das Erlernen
neuer Kommandos. Im darauffolgenden fortgeschrittenen
Training wird der Hund auf spezielle Aufgaben, die er für
einen körperlich behinderten Menschen übernehmen muss,
vorbereitet. Gleichzeitig wird er an die Begleitung eines Roll-
stuhls gewöhnt. Im Anschluss daran beginnt die Phase, für die
Vita das größte Fingerspitzengefühl benötigt. Hund und Be-
werber werden im Ausbildungszentrum zusammengebracht
und das Team ermittelt. Im Vorfeld wird bereits überlegt, wel-
che beiden gut zusammenpassen könnten. Die Zusammen-
führung bzw. Bildung dieses besonderen Teams erfordert viel
Feingefühl und pädagogisches Wissen. Die richtige Chemie
entscheidet darüber, ob sich zukünftig eine harmonische Be-
ziehung zwischen dem Hund und dem Menschen entwickeln
kann. In der anschließenden Zusammenführungszeit, die ca.
4-6 Wochen dauert, wird das Team von Tatjana Kreidler und
der Tierärztin Ariane Volpert betreut. Mensch und Hund ler-
nen den richtigen Umgang miteinander und sollen ein Gefühl
dafür bekommen, wie der andere „tickt“. Danach heißt es, den
gemeinsamen Alltag in häuslicher Umgebung kennen zu ler-
nen. Dies findet zunächst einige Tage in Anwesenheit von Tat-
jana Kreidler statt. In dieser Zeit soll sichergestellt werden,
dass der Hund „seinen“ Menschen akzeptiert. Nach ein paar
Monaten Probezeit zuhause darf das Hund-Mensch Team in
einem dreitägigen Teamqualifikationstest, bestehend aus
einem schriftlichen und praktischen Test, seine gute Zusam-
menarbeit unter Beweis stellen. Mit dem Bestehen der Prü-
fung endet die Arbeit von Vita jedoch noch nicht. Das Wohl-
ergehen des Teams liegt Vita weiterhin am Herzen. Die Phase
der Nachbetreuung beginnt. Damit der Ausbildungsstand des
Hundes gehalten werden kann, wird der Hund ein Hundele-
ben lang geschult. Bei einer Verschlechterung des Krank-
heitsbildes des Menschen kann sich der Aufgabenbereich des
Hundes verändern und muss neu erarbeitet werden.
Für viele körperlich eingeschränkte Menschen erschließt
sich mit dem Hund eine neue Welt. Der Vierbeiner übernimmt
Alltagsaufgaben wie das Betätigen einer Klingel, hilft beim An-
Ein Hund wird kontinuierlich geschult, um sich den aktuellen Anforde-rungen anzupassen.
Zwischen dem Menschen und seinem Hund entwickelt sich eine engeBeziehung.
und Ausziehen u.v.m. Dadurch ist der Körperbehinderte
selbstständiger und weniger auf die Hilfe eines anderen Men-
schen angewiesen. Das wiederum verleiht ihm mehr Selbst-
sicherheit. Der Hund öffnet nicht nur Türen im herkömmli-
chen Sinne. Über ihn werden neue Kontakte zu anderen Men-
schen geknüpft und Berührungsängste abgebaut. Er verändert
das Leben des körperbehinderten Menschen, gibt ihm neuen
Lebensmut und Lebensfreude. Viele Kinder blühen mit dem
neuen Alltagsbegleiter regelrecht auf. Sie haben keine Angst
mehr vor dem Alleinsein, trauen sich mehr zu und öffnen sich
ihrer Umwelt.
Einer für alle Fälle
Die Anzahl der Vita-Teams ist in den letzten Jahren ge-
wachsen, sodass das Ausbildungszentrum mittlerweile zu
klein geworden ist und dringend ein größeres benötigt wird.
Den positiven Effekt, den Hunde auf kranke Menschen haben,
würde Tatjana Kreidler sehr gerne noch weiteren Menschen
zuteilwerden lassen. Bei kindlichen Diabetikern könnte ein
dafür ausgebildeter Hund im Falle einer nächtlichen Unter-
zuckerung rechtzeitig Hilfe holen, aber auch Demenzkranke
und autistische Kinder könnten von einem Vierbeiner profi-
tieren. Das ist Zukunftsmusik, die sich ohne ausreichende Gel-
der jedoch nicht finanzieren lässt. Die Ausbildung eines Assi-
stenzhundes ist sehr aufwendig und kostet rund 25 000 Euro.
Öffentliche Fördermittel oder Gelder von den Krankenkas-
sen werden dafür nicht bereitgestellt. Die Bewerberzahl ist
hoch. Jedoch ist kaum einer der Bewerber in der Lage, die
Ausbildungssumme aufzubringen. Die Organisation ist auf
Spenden angewiesen.
Damit noch viele körperbehinderte Menschen über einen
Hund mehr Lebensqualität und Integration in die Gesellschaft
erfahren können, benötigt der Verein Spenden. Deutsche
Bank, Spendenkonto 30 109 15, BLZ 500 700 24. �
� www.vita-assistenzhunde.de
Schülerweinberg mitökologischem Weinbau
Nach 170 Jahren wird am südlichenMeißner Burgberg wieder Wein angebaut
Es begann 2004 mit einer gemeinsamen Idee der Schullei-tung des Landesgymnasiums St. Afra in Meißen und derSächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, den Schü-lern in der traditionellen Weinbauregion des Elbtals eineweitere regional typische Tätigkeit nahe zu bringen undeinen Schülerweinberg zu initiieren. In unmittelbarer Nach-barschaft zur Schule lag ein ehemaliger Weinberg zu Füßender berühmten Meißner Albrechtsburg seit etwa 170 Jah-ren brach. In zweijähriger Bauzeit wurde nun an dieser Stelle durchden Naturschutzfonds der Stiftung ein Terrassenweinbergrekonstruiert, finanziell unterstützt durch den FreistaatSachsen. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit und zahlrei-cher Ehrengäste konnte der Weinberg am 1. Oktober 2012festlich eröffnet werden.Ab Mai 2013 werden hier die Meißner Schüler auf ökologi-sche und nachhaltige Art und Weise Weinbau betreiben.Außerdem bieten die Terrassen und Trockenmauern einerVielzahl Wärme liebender Tier- und Pflanzenarten neuenLebensraum.Für die Ausstattung des Weinbergs u.a. mit Weinstöcken,Rosenbüschen und blühenden Gehölzen sucht die Stiftungnoch weitere Spender.
Der wieder entstandene Weinberg am Burgberg Meißen
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20 � Werte stiften
Portraits
Rassismus und andere Formen der sozialen Ausgrenzung, wie
Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit oder antimuslimischer
Rassismus, sind nach wie vor Teil des Alltags in Schule, Sport
und Gesellschaft. Auch diejenigen, die zwar selbst nicht von
Diskriminierung betroffen sind, stehen Vorurteilen und
Stammtischparolen oftmals machtlos gegenüber.
„Wir konfrontieren unsere Zielgruppe in unseren Work-
shops mit dem Themenfeld Antidiskriminierung und geben
Raum, über eigene Erfahrungen zu sprechen und zu reflek-
tieren. Dadurch fördern wir frühzeitig sowohl Zivilcourage
und Toleranz, als auch ein Bewusstsein für diese Thematiken“,
sagt Andreas Hellstab. Die Rede ist von der Initiative „Show
Racism the Red Card – Deutschland e.V.“, welche der 29-jäh-
rige Freiburger mit seinem Team 2010 ins Leben gerufen hat.
Erreicht werden soll dieses Ziel mittels interaktiver Work-
shops für Kinder und Jugendliche der Altersgruppe 9 bis 14
Jahre zu den Themen Rassismus, Diskriminierung und Intole-
ranz. Auf diese Weise sollen auch bildungsferne oder wenig
politikinteressierte Kinder und Jugendliche für ein politisches
Bildungsangebot begeistert werden.
In Zusammenarbeit mit zahlreichen Bundesliga-Vereinen (dar-
unter der FC Bayern München, der FC Augsburg oder der 1. FC
Nürnberg) und weiteren Fußball-Clubs, führt die Initiative
diese interaktiven Workshops in Fußballarenen, Jugendein-
richtungen und Schulen durch. „Dabei nutzen wir die ge-
samtgesellschaftliche Begeisterung für Fußball in Verbindung
mit abwechslungsreichen Methoden und innovativen Lern-
orten, um einen einfachen Einstieg in die Thematiken zu fin-
den“, sagt Andreas Hellstab, der geschäftsführende Vorstand
der Bildungsinitiative.
„Ich bin früher leider selbst oftmalsrassistisch beleidigt worden“
Das Team des gemeinnützigen Vereins besteht aus zertifizier-
ten jungen Teamern, die die Workshops anbieten. „Unser
Kerngedanke ist es, die Vorbildfunktion von Profisportlern zur
Prävention zu nutzen“, sagt die Mitarbeiterin der Bildungsin-
itiative, Lena Scheidig. „Über das Thema Sport kommen wir
mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch und können auf-
zeigen, wie wichtig gesellschaftliches Fairplay, Anerkennung
und Integration sind.“
Methodisch abwechslungsreich werden in den Workshops
die wichtigsten Begriffe des Themenbereichs erarbeitet und
eigene Erfahrungen diskutiert. Im Zentrum der Workshops
steht ein Rollenspiel, bei dem die Teilnehmenden analysieren,
Rote Karte gegen Rassismus„Show Racism the Red Card – Deutschland e.V.“ –
eine Bildungsinitiative gegen Rassismus und Diskriminierung
von Michael Kniess
Botschafter für die Bildungsinitiative: Der ehe-malige Fußballprofi Jimmy Hartwig wurde frü-her selbst oftmals rassistisch beleidigt. Mit seinemEngagement möchte er anderen diese Erfahrungersparen. Foto: Show Racism the Red Card
Portraits
wie man mit Rassismus in Sport und Gesellschaft umgehen
kann. Ein eindrücklicher Dokumentarfilm liefert hierfür das
nötige Hintergrundwissen.
Gespräche mit ehemaligen oder aktiven Fußballprofis, Fan-
beauftragten oder Nachwuchsspielern, die über ihre eigenen
Erfahrungen mit Integration, Rassismus und Diskriminierung
berichten, fördern den Lernprozess und runden den jeweili-
gen Workshop-Tag ab. „Sie geben den Kindern das Selbstver-
trauen, sich mit Diskriminierungsformen in ihrem Alltag aus-
einander zu setzen und Rassismus die Rote Karte zu zeigen“,
sagt Lena Scheidig. Einer dieser Botschafter ist der ehemalige
Fußballprofi Jimmy Hartwig. „Ich bin früher leider selbst oft-
mals rassistisch beleidigt worden“, sagt er. „Gerne berichte
ich deshalb von meinen eigenen Erfahrungen mit Rassismus
und Diskriminierung, damit andere diese Erfahrungen heute
möglichst nicht mehr machen müssen.“
Gesellschaftliche Toleranz unddemokratische Werte stärken
Der gemeinnützige Verein, der bereits im Jahr seiner Grün-
dung vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz – Gegen Ex-
tremismus und Gewalt“ ausgezeichnet wurde, steht unter der
Schirmherrschaft von Dr. Maria Böhmer (Staatsministerin bei
der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung
für Migration, Flüchtlinge und Integration), der Beiratsvorsit-
zenden der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Professor
Barbara John sowie von Romani Rose, dem Vorsitzenden des
Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.
„Wir müssen den jungen Menschen vermitteln und vor
allem vorleben, dass Demokratie und Menschenrechte nicht
selbstverständlich sind, sondern dass es Menschen bedarf, die
engagiert für diese Werte eintreten“, sagt Romani Rose.
„Genau dieses Vorleben erreicht die Bildungsinitiative mit
ihrem Konzept der Vorbildeinbindung von Fußballprofis.
Durch diese gezielte Aufklärungsarbeit wird das Selbstbe-
wusstsein von Kindern und Jugendlichen gestärkt und macht
sie widerstandfähiger gegen rassistische Denk- und Hand-
lungsweisen.“ „Show Racism the Red Card – Deutschland
e.V.“ basiert auf 17 Jahren erfolgreicher Arbeit in England,
Wales, Schottland und Irland. Neben interaktiven Workshops
zu den Themen Rassismus und Diskriminierung beschäftigt
sich „Show Racism the Red Card“ in Großbritannien mittler-
weile auch mit den Thematiken antimuslimischer Rassismus
und Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit.
Allein in England waren im Jahr 2011 insgesamt 85 Fuß-
ballprofis in „Show Racism the Red Card“ involviert und nah-
men regelmäßig an Workshops teil. „Von diesen Erfahrungen
können wir in Deutschland profitieren und stehen deshalb
in regelmäßigem Kontakt zu der Geschäftsführung in
Newcastle, die auch Ansprechpartner für Erfahrungsaustausch
und Wissenstransfer ist“, sagt Andreas Hellstab.
„Ziel ist es, Kinder und Jugendliche für das Thema Rassis-
mus und Diskriminierung zu sensibilisieren und ihnen Hand-
lungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wie sie auf Rassismus und
Diskriminierung in ihrem Umfeld reagieren können“, sagt An-
dreas Hellstab. Langfristig sollen auf diese Weise gesellschaft-
liche Toleranz und demokratische Werte gestärkt und Kon-
fliktsituationen in der deutschen Einwanderungsgesellschaft
vorgebeugt werden. �
� www.theredcard.de
Jugendliche mit dem Themenfeld Diskriminierung konfrontieren: Lang-fristig möchte die Bildungsinitiative „Show Racism the Red Card“ inDeutschland auf diese Weise gesellschaftliche Toleranz und demokrati-sche Werte stärken.
Portraits
Kurz nach ihrem ersten Geburtstag war es für Laura soweit.
Ihre von Geburt an vertauschten Herzkammern wurden mit
einem komplexen chirurgischen Eingriff korrigiert. Fünf Wo-
chen lang musste das kleine Mädchen im Deutschen Herz-
zentrum München verbringen. Eine große Operation, meh-
rere Herzkathetereinführungen und unzählige Untersuchun-
gen hat Laura in den vergangenen neun Jahren erlebt. Immer
in ihrer Nähe: ihre Eltern. Ohne deren Beistand wäre diese
Zeit für Laura noch schwerer als ohnehin schon gewesen.
Die vielen Krankenhausaufenthalte und die schwere Krank-
heit bedeuten eine große Belastung für ein Kind. Laura hat ge-
lernt, mit ihrem Herzfehler zu leben. Dank der Liebe und Un-
terstützung ihrer Familie, die neun Jahre lang bei jeder Be-
handlung in ihrer Nähe sein konnte. Und: Dank eines Zuhauses
auf Zeit. Während der Krankenhausaufenthalte und bei den
halbjährlich anstehenden Kontrolluntersuchungen fand und
findet die Familie ganz in der Nähe der Klinik ein solches: das
Ronald McDonald Haus München am Deutschen Herzzentrum.
Seit 1987 setzt sich die McDonald's Kinderhilfe Stiftung,
die bereits durchgängig seit über acht Jahren das DZI Spen-
den-Siegel als Zeugnis für satzungsgemäße Verwendung der
Spenden bekommt, für die Gesundheit und das Wohlergehen
schwer kranker Kinder wie Laura ein. Trotz ausgezeichneter
medizinischer Versorgung in Deutschland gibt es Tausende
Kinder, die weit weg von ihren Familien behandelt werden
müssen. Denn Spezialkliniken sind überall in Deutschland ver-
teilt. Die Stiftung betreibt derzeit bundesweit 18 Ronald
McDonald Häuser mit insgesamt rund 300 Apartments in der
Nähe von Kinderkliniken als Zuhause auf Zeit für Familien
schwer kranker Kinder, um hier Linderung zu schaffen.
„Gebt der Gesellschaft einen Teil vondem zurück, was sie Euch gegeben hat"
Diese sorgen dafür, dass schwer kranke Kinder auch wäh-
rend der Behandlung in der Nähe ihrer Familien sein können.
Seit 2008 können sich Familien zusätzlich in drei Ronald
McDonald Oasen direkt in der Klinik, zwischen anstrengen-
den Untersuchungs- und Behandlungseinheiten, zurückzie-
hen und geborgen fühlen. Darüber hinaus fördert die McDo-
nald's Kinderhilfe Projekte, die sich dem Wohlergehen von
Kindern widmen. So etwa das Kindergesundheitsmobil, wel-
ches das Angebot der medizinischen Regelversorgung und
der bestehenden Hilfsangebote der Stadt Essen ergänzt. Träger
des Dienstes sind die Stadt Essen, der Deutsche Kinder-
schutzbund Ortsverband Essen und die McDonald’s Kinder-
hilfe Stiftung.
Die McDonald's Kinderhilfe Deutschland wurde 1987 als
Teil der international tätigen Ronald McDonald House Chari-
ties gegründet. Am Anfang der Ronald McDonald Häuser stand
die persönliche Betroffenheit von Eltern: Kim Hill, Tochter des
amerikanischen Football-Spielers Fred Hill von den „Phil-
adelphia Eagles“, erkrankte 1973 an Leukämie. Die Eltern er-
lebten, was eine wochenlange Behandlung auf Leben und Tod
für die Kinder und ihre Familien bedeutet. Als es Kim wieder
besser ging, wurde der Entschluss geboren, Familien in einer
solchen Situation zu helfen.
So sprach Fred Hill mit Kims Ärztin, Dr. Audrey Evans, Chef-
ärztin der Abteilung für Krebskrankheiten. Diese träumte
schon länger davon, Familien ein Zuhause auf Zeit in der Nähe
Nähe hilft heilenDie McDonald's Kinderhilfe Stiftung setzt sich für schwer kranke Kinder ein
Seit 1987 setzt sich die McDonald's Kinderhilfe Stiftung für schwerkranke Kinder wie Laura ein: Im Ronald McDonald Haus München amDeutschen Herzzentrum fanden Lauras Eltern eine Zuhause auf Zeit,um während der Behandlung in der Nähe ihrer Tochter sein zu können.
Werte stiften � 23
Portraits
ihrer kranken Kinder zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam
mit seinen Football-Teamkameraden startete Fred Hill eine
große Spendenaktion für ein kliniknahes Elternhaus. McDo-
nald's-Gründer Ray Kroc, der die „Philadelphia Eagles“ zu die-
sem Zeitpunkt unter Vertrag hatte, unterstützte diese Spen-
denaktion. Er versprach, nach dem Matching-Fund-Prinzip
jeden eingeworbenen Dollar zu verdoppeln.
Soziales Engagement war von Anfang an fester Bestandteil
von Ray Krocs Unternehmensphilosophie. „Gebt der Gesell-
schaft einen Teil von dem zurück, was sie Euch gegeben hat",
lautete sein Appell, der ihm zugleich als Leitmotiv für sein ei-
genes Handelns diente. 1974 war es dann so weit, das erste
Ronald McDonald Haus wurde in Philadelphia eingeweiht.
Die Aktion zog Kreise: Schon 1977 eröffnete das zweite Ro-
nald McDonald Haus in Chicago. Das erste deutsche Ronald
McDonald Haus eröffnete schließlich 1990 in Kiel.
Jährliche Hilfe für rund 5.400 Kinderund deren Familien
Unterstützung erhält die McDonald's Kinderhilfe Stiftung
von prominenter Seite: Viele Größen aus Film, Sport und
Show engagieren sich als Schirmherren von Ronald McDo-
nald Häusern und Oasen. In Kiel hat Moderatorin Bettina Tiet-
jen die Schirmherrschaft übernommen. Topmodel Eva Pad-
berg ist Schirmherrin des Hauses in Berlin-Wedding. Die erste
deutsche Ronald McDonald Oase in der Kinder- und Jugend-
klinik des Universitätsklinikums Erlangen, die dieses Jahr ihr
5-jähriges Jubiläum feiert, steht unter der Schirmherrschaft
der Sängerin Sarah Connor. „Durch die Erfahrungen, die
meine Familie und ich während der Krankheit unserer Toch-
ter Summer gemacht haben, kann ich sehr gut nachvollzie-
hen, wie wichtig dieser farbenfrohe Rückzugsort inmitten
der Kinderklinik ist – nicht nur für die Eltern, sondern auch
für die Geschwister und das kranke Kind selbst“, sagt sie.
Neben den prominenten Paten, unterstützen zahlreiche
Unternehmen die McDonald's Kinderhilfe – mit einer Geld-
oder Zeitspende oder auch durch eine Patenschaft. Mit Herz
und Tatkraft setzen sich darüber hinaus über 600 ehrenamtli-
che Mitarbeiter für das Wohl der Familien in den Ronald McDo-
nald Häusern und Oasen ein, die an sieben Tagen in der Woche
in vier Tagesschichten von jeweils drei Stunden für die Fami-
lien schwer erkrankter Kinder da sind.Wer sich selbst enga-
gieren möchte, kann Geld spenden oder den betroffenen Fa-
milien seine Zeit. Ob als tatkräftiger Mitarbeiter im Ehrenamt
oder als sozial engagiertes Unternehmen. Das Ziel der McDo-
nald's Kinderhilfe Stiftung ist es, Familien mit schwer kran-
ken Kindern zwölf Stunden am Tag zu betreuen. Um das zu er-
möglichen, ist die Stiftung auf die Unterstützung von ehren-
amtlichen Mitarbeitern angewiesen. Denn wenn sich die El-
tern nicht um die kleinen Dinge des Alltags kümmern müs-
sen, bleibt umso mehr Energie für ihre kleinen Patienten.
Seit Gründung 1987 steht auch das Unternehmen McDo-
nald's Deutschlands selbst als starker Partner an der Seite der
McDonald's Kinderhilfe. Neben den regelmäßigen umsatzbe-
zogenen Spenden und zahlreichen Aktionen engagiert sich
McDonald's Deutschland im Rahmen einer jährlichen Benefiz
Gala. Durch das Aufstellen der rund 4.000 Spendenhäuschen
in allen McDonald's Restaurants in Deutschland, Aktionen,
unter anderem zum Weltkindertag, tragen alle McDonald's Re-
staurants in Deutschland dazu bei, dass die McDonald's Kin-
derhilfe jährlich rund 5.400 Kinder und deren Familien, in den
Ronald McDonald Häusern helfen kann. Kindern wie Laura. �
� www.mcdonalds-kinderhilfe.org
Sich zwischen anstrengenden Untersuchungs- und Behandlungseinheiten zurückziehen und geborgenfühlen: Seit 2008 können Familien dies in bundesweit drei Ronald McDonald Oasen direkt in der Klinik. Fo
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Vorfahrt für Stiftungen
„Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes“kommt
Der Bundestag hat Anfang Februar grünes Licht für das „Ge-
setz zur Stärkung des Ehrenamtes“ gegeben. Das geplante Ge-
setz enthält viele Verbesserungen für gemeinnützige Organi-
sationen, insbesondere für Stiftungen. Stiftungen könnten
nach den Plänen flexibler Rücklagen bilden und andere Stif-
tungen langfristig mit Vermögen ausstatten (Endowments).
Zudem würde die Anerkennung von Verbrauchsstiftungen er-
leichtert, die Haftung ehrenamtlich Tätiger reduziert und die
Übungsleiter- und Ehrenamtspauschale angehoben. Dazu Prof.
Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deut-
scher Stiftungen: „Die Gesetzesreformen 2000/2002 und 2007
haben deutlich gezeigt, dass gute rechtliche Rahmenbedin-
gungen die Zivilgesellschaft aktivieren. Seit 2000 sind über
11.000 Stiftungen errichtet worden. Daher ist es wichtig, dass
das Gesetz jetzt auch den Bundesrat passiert.“ Bedauern äu-
ßert Hans Fleisch über die nach wie vor fehlende Anerken-
nung bürgerschaftlichen Engagements als eigenständigen ge-
meinnützigen Zweck. „Aus Sicht des Bundesfinanzministeri-
ums und mancher Finanzbehörden kann es keine gemeinnüt-
zige Stiftung geben, die ausschließlich bürgerschaftliches En-
gagement fördert. Diese unserer Meinung nach rechtswidrige,
einengende Praxis hätte das neue Gesetz durch Klarstellung
beenden können; denn sie geht am Bedarf unserer Gesell-
schaft, Ehrenamt und Zivilgesellschaft zu stärken, vorbei.“ �
� www.stiftungen.org
Ein Herz für Bären
Tatort Kommissar Andreas Hoppe unterstützt Braunbären-Schutzzentrum
Der Berliner Schauspieler Andreas Hoppe, bekannt als Lud-
wigshafener Kommissar Kopper im ARD Tatort, engagiert sich
ab sofort als „Bären-Botschafter“ für den Bärenwald Müritz. Das
16 Hektar große Schutzzentrum in Mecklenburg-Vorpommern
– das größte seiner Art in Westeuropa – ist ein Tierschutzpro-
jekt der Stiftung VIER PFOTEN. Hier finden Braunbären aus
schlechter Zoo-, Zirkus- oder Privathaltung seit 2006 ein neues,
tiergerechtes Zuhause. Als „Bären-Botschafter“ setzt sich An-
dreas Hoppe zusammen mit VIER PFOTEN für den Schutz der
Bären ein. Derzeit leben 17 Bären in dem Freigehege am
Plauer See. �
� www.vier-pfoten.de
Kloster Schinnaerhält Landespreis fürDenkmalpflege 2012
Auszeichnung der der NiedersächsischenSparkassenstiftung
Die Niedersächsische Sparkassenstiftung hat das Kloster
Schinna mit dem Landespreis für Denkmalpflege 2012 aus-
gezeichnet. Thomas Mang, Präsident der Niedersächsischen
Sparkassenstiftung, und Stephan Winghart, Präsident des Nie-
dersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, lobten die
vorbildliche Restaurierung der Fachwerkkirche des Klosters.
Gemeinsam mit Winfried Schmierer, Vorstandsmitglied der
Sparkasse Nienburg, wurde der Preis an Ute Heitmüller, Vor-
sitzende der Stiftung Kloster Schinna, übergeben.
Graf Wilbrand von Hallermund stiftete im Jahr 1148 das
Benediktinerkloster Schinna. Zu dem Kloster gehören das
Abtshaus, der westliche und südliche Flügel des Konvents-
gebäudes und die um das Jahr 1539 errichtete Fachwerk-
kirche. 1876 wurde das Kloster zu einer staatlichen Do-
mäne umgewandelt und danach landwirtschaftlich betrie-
ben. Die alte Klosterkirche diente noch bis Mitte der
1980er Jahre als Schweine- und Schafstall.
Die Niedersächsische Sparkassenstiftung vergibt zum
14. Mal den Preis für Denkmalpflege. Der Preis ist mit ins-
gesamt 75.000 Euro dotiert und zeichnet das private Enga-
gement von Denkmaleigentümern aus. In diesem Jahr wer-
den 17 Denkmale mit einem Preis bedacht, weitere 16 er-
halten eine Belobigung. �
� www.nsks.de
24 � Werte stiften
Meldungen
Foto: Helge Krückeberg
Übergabe der Urkunde. Von links nach rechts: Dr. Stefan Winghart,Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege;Winfried Schmierer, Vorstandsmitglied der Sparkasse Nienburg;Ute Heitmüller, Vorsitzende der Stiftung Kloster Schinna; ThomasMang, Präsident der Niedersächsischen Sparkassenstiftung; MichaelHeinrich Schormann, stellvertretender Geschäftsführer der Nieder-sächsischen Sparkassenstiftung
Kein Land zu haben heißt,keine Nahrung zu haben
FIAN hilft Betroffenen in Afrika
Nachfolge imStiftungsvorstand
Neues Buch im Stiftung&SponsoringVerlag erschienen
Am 17. April ist der Tag der Landlosen. Er erinnert daran,
dass der Zugang zu Ackerland für viele Menschen ein Le-
bensmittel, also ein Mittel zum Leben, ist. Während Men-
schen in Industrieländern zu diesem Tag keine Verbindung
haben, spielt er für die ländliche Bevölkerung in Entwick-
lungsländern eine bedeutende Rolle. So wurden nach An-
gaben der Organisation FIAN im August 2001 in Uganda
vier Dorfgemeinschaften von der Armee vertrieben, weil
die Regierung das Land an eine deutsche Kaffeefirma ver-
pachtet hat. Die betroffenen Bauernfamilien erhielten keine
Entschädigung für den Verlust ihrer Habe und ihres Acker-
landes. Die heute 85-jährige Anna Nandyose ist eine von
ihnen. Sie hatte ihr Land von ihrem Vater geerbt. Damit
konnte sie sich und ihre 19 Enkelkinder ernähren, die bei
ihr lebten. Das kleine Grundstück, das sie heute für die
Landwirtschaft nutzen kann, reicht dazu nicht mehr aus.
FIAN unterstützt die Landlosen in Uganda durch Öf-
fentlichkeitsarbeit und juristische Begleitung und hat den
Fall beim Menschenrechtskommissar der Vereinten Natio-
nen bekannt gemacht, die sich nun auch für eine Lösung
einsetzen. Im auf YouTube einsehbaren Video „Coffee to Go
– mit dem Geschmack der Vertreibung“ berichten Vertrie-
bene über die Vertreibung und ihre bis heute anhaltende
Not. Bei einem Besuch drückten die Betroffenen die Un-
terstützung FIANs bildlich aus: „Dass FIAN uns unterstützt,
ist, wie wenn jemand einen Holzstamm ein Stück weiter ins
Feuer schiebt.“ Dies ist nur einer von vielen Fällen, in denen
FIAN Landlose in ihren Bemühungen, fruchtbares Land für
ihre Selbstversorgung und den Verkauf von Nahrungsmit-
teln auf den örtlichen Märkten zu bekommen, unterstützt.
FIAN Deutschland e.V. bittet um Spenden für die Unter-
stützung Landloser. Spendenkonto 4000444400 bei der GLS
Gemeinschaftsbank, BLZ 430 609 67. �
� www.fian.de, www.kleinbauernrechte-jetzt.de
Die Bereitschaft von Freiwilligen,
sich langfristig ehrenamtlich an
eine Organisation zu binden,
nimmt beständig ab. So haben
Nonprofit-Organisationen zuneh-
mend Schwierigkeiten, für va-
kante Positionen in ihren Gre-
mien geeignete Nachfolger zu fin-
den. Wie aktuelle Studien zeigen,
dringt die Nachfolgeproblematik
erst langsam ins Bewusstsein der
Betroffenen. So sind auch die
meisten Stiftungen auf anstehende Wechsel in Vorständen
und Aufsichtsgremien kaum vorbereitet. Der vorliegende Band
zeigt auf, was sie tun können, um Führungskrisen vorzubeu-
gen. Die 17 Fachbeiträge beschreiben anschaulich und pra-
xisorientiert Herausforderungen der Nachfolge als Struktur-
problem, Organisationsgestaltung und Prozess.
276 Seiten, 39,90 Euro, ISBN 978-3-9812114-1-2 �
� www.stiftung-sponsoring.de
500.000 Euro Bonus
Spendenorganisationen erhalten Bonus
Ihr 90. Jubiläum im Jahr 2013 feiert die Bank für Sozialwirt-
schaft AG mit einer Aktion für Ihre Kunden: Sie vergibt einen
Jubiläums-Bonus von bis zu 500.000,- Euro. Ausgezahlt wird
der Bonus an Spendenorganisationen, die Kunden der Bank
sind. Auf jede Spende über mehr als 30,- Euro, die über das On-
line-Spendentool BFS-Net.Tool XXL eingeht, gibt die BFS einen
Euro hinzu – bis eine Gesamtsumme von 500.000,- Euro er-
reicht ist. „Damit möchten wir erreichen, dass möglichst viele
gemeinnützige Organisationen von unserer Jubiläums-Aktion
profitieren können“, so Prof. Dr. Dr. Rudolf Hammerschmidt,
Vorsitzender des Vorstandes der Bank. Als „Hilfskasse ge-
meinnütziger Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands GmbH“
wurde die Bank für Sozialwirtschaft am 10. März 1923 ge-
gründet. Noch heute haben viele der Kunden und der An-
teilseigner der Bank einen freigemeinnützigen Hintergrund. �
� www.sozialbank.de
Anna Nandyose tut alles für ihre Enkel. Foto: Fian
Werte stiften � 25
Meldungen
26 � Werte stiften
Aktuelles
Mitgefühl und Mitverantwortung – das sind die beiden Be-
griffe, die bei der Mission der Herbert-Denk-Stiftung die zen-
trale Rolle spielen. Seit dem Jahr 2005 setzt sich die Stiftung
dafür ein, die Menschen für den respektvollen Umgang mit
Mensch, Tier und Pflanze zu sensibilisieren. Zweck der Her-
bert-Denk-Stiftung ist es, die Achtung vor allem Leben zu för-
dern. „Wir haben die Pflicht, die Schwächeren zu beschüt-
zen. Davon bin ich überzeugt“, sagt Herbert Denk, der Grün-
der der Stiftung. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Doris
Aschenbrenner rief er im Jahr 2005 die Stiftung ins Leben.
Die Herbert-Denk-Stiftung hat sich unter anderem folgenden
Aufgaben verschrieben: Förderung der Humanität und des
Tierschutzes, Förderung von Maßnahmen, die die Rechtssi-
tuation unserer „Mitgeschöpfe“ verbessern, Förderung und
Unterhalt von Anwesen als Begegnungsstätte von Mensch
und Tier, um auf die Bedürfnisse von Tieren aufmerksam zu
machen, Aufnahme von bedürftigen Tieren, Informationen
und Aufklärung im Sinne der Tiere und der Umwelt.
Sternenhof – Begegnung zwischenMensch und Tier
Herbert Denk und Doris Aschenbrenner hatten eine deut-
liche Vision vor Augen, als sie die Stiftung aus der Taufe hoben:
einen Ort der Begegnung zwischen Mensch und Tier. Ziemlich
bald nach der Gründung startete die Herbert-Denk-Stiftung
mit ihrem ersten großen Projekt. Noch im Jahr 2005 wurde in
Pocking ein Vierseithof mit 25.000 Quadratmetern Grund ge-
kauft. Auf dem „Sternenhof“ sollten notleidende Tiere aller
Art ein artgerechtes Zuhause finden. Und mehr noch: Es sollte
ein Ort für Begegnungen zwischen Mensch und Tier entste-
hen. Die Menschen sollten hier erleben, wie glücklich jene
Tiere sein können, die man in unserer Welt meist nur als Ware
ansieht. Heute leben auf dem Sternenhof über 350 Tiere in
artgerechten Stallungen. Sie haben viel Freilauffläche und
können ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen. Ob-
wohl der Sternenhof kein Tierheim im eigentlichen Sinne ist,
gibt es auch dort Tiere, die nur auf der „Durchreise“ sind und
vermittelt werden.
Arche – ein Gnadenhof für ungewollteund gequälte Tiere
Bereits im Jahr 2006 war die Stiftung auf der Suche nach
einem weiteren Hof. Der Platz auf dem Sternenhof reichte
nicht mehr. Zudem ist ein Ort der Begegnung für traumati-
sierte, verletzte oder sehr alte Tiere nur schwer zu ertragen.
Das passende Objekt wurde in Engelhartszell gefunden. Die
Dem achtsamen Umgang mitunserer Schöpfung verpflichtet
Herbert-Denk-Stiftung fördert durch Tierschutz und Aufklärung das Bewusstseinfür unsere Umwelt
Herbert Denk: „Ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen die Aufgabehaben, diese wunderschöne Schöpfung zu behüten und zu pflegen –nicht auszubeuten und zu zerstören.“
Die Tiere auf dem Sternenhof führen ein artgerechtes Leben.
Werte stiften � 27
Aktuelles
„Arche“ liegt in Oberösterreich, etwa 40 Kilometer von
Pocking entfernt. Über 160.000 Quadratmeter Fläche stehen
hier zur Verfügung. Mittlerweile leben dort rund 300 Tiere.
Die meisten Bewohner dieses Gnadenhofes haben nur ge-
ringe Chancen ein neues Zuhause zu finden. Sie dürfen auf
der Arche ihren Lebensabend verbringen. Während der Ster-
nenhof täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet ist, empfängt die
Arche nur am Samstag von 9 bis 17 Uhr Besucher.
Aufklärung – Lösungen anbieten,statt ermahnen
Eine der wichtigsten Aufgaben der Herbert-Denk-
Stiftung ist die Sensibilisierung der Menschen für die Bedürf-
nisse ihrer Mitgeschöpfe. Vor allem die Kinder sollen an das
Leben und Fühlen der Tiere behutsam herangeführt werden.
Auf dem Sternenhof findet sich deshalb neben dem Café und
dem Scheunenladen ein neugestalteter Leseraum - mit der
neuesten Literatur sowie Filmen rund um den Tierschutz und
die artgerechte Haltung von Tieren. Die Stiftung will Lösungen
anbieten. Sie will zeigen, dass der respektvolle Umgang mit
Tieren nicht nur Aufwand bedeutet, sondern vor allem viel
mehr Freude in das eigene Leben bringt.
Projekte – Hilfe zur Selbsthilfe
Das Tierleid ist überall auf der Welt überwältigend groß.
Die Herbert-Denk-Stiftung unterstützt regelmäßig Tierheime
im europäischen Ausland – beispielsweise in Rumänien. Dort
ist die Population der Straßenhunde sehr groß, ebenso das
Leid. Die Stiftung versorgt dortige Tierschützer mehrmals im
Jahr mit Futtertransporten und sonstigen Zuwendungen.
Auch unter den Katzen herrscht vielen Orts große Not. Die
Herbert-Denk-Stiftung fördert Kastrationsprogramme und ver-
sucht durch Aufklärung das Drama zu verdeutlichen, das
durch eine zu große Katzenpopulation entsteht. Außerdem
hilft die Stiftung auch hier engagierten Tierschützern, die sich
um Katzen kümmern.
Die Zukunft – den Boden bereitenfür eine lebenswerte Welt
In den vergangenen Jahren wurden 80 Prozent aller Ko-
sten von Herbert Denk und Doris Aschenbrenner privat ge-
tragen. Jetzt, da die Stiftung und ihre Projekte größer werden,
wird dringend zusätzliche Unterstützung von außen benötigt.
Denn Herbert Denk und Doris Aschenbrenner haben vor
allem im Bereich Aufklärung und neue Lösungsansätze noch
viel vor.
So sind zum Beispiel mehrere Ausstellungen geplant –
unter anderem zum Thema Massentierhaltung. Um diese Vi-
sionen umzusetzen, sucht die Stiftung ständig Förderer und
aktive Unterstützer. Auf der Internetseite des Sternenhofes
werden alle Möglichkeiten aktiv zu werden, genau beschrie-
ben. Neben einmaligen Spenden gibt es zum Beispiel die
Möglichkeit, Patenschaften zu übernehmen – entweder für
einzelne Tiere, für bestimmte Projekte oder auch für die Stif-
tung insgesamt. �
� www.sternenhof.eu
Hat täglich seine Tore geöffnet: Der Sternenhof ermöglicht die respekt-volle Begegnung zwischen Tier und Mensch.
Idyllisch in Oberösterreich gelegen: die Arche bietet Heimstatt für rund300 alte und schwache Tiere
28 � Werte stiften
Aktuelles
„Bürgerstiftungen vereinen Menschen, die gestalten wollen,
Verantwortung übernehmen und sich einsetzen für ihr Le-
bensumfeld“ – mit diesen Worten beschrieb vor einigen Jahren
der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler das, was eine
Bürgerstiftung ausmacht. In die Tat setzen diese Worte aktuell
rund 90 engagierte Stifter in der Bürgerstiftung Erlangen um.
Und das bereits seit beinahe zehn Jahren. Im November
2003 wurde die Bürgerstiftung Erlangen unter dem Motto
„Bürger für Bürger“ mit einem Grundstockvermögen von
175.000 Euro von 31 Gründungsstiftern ins Leben gerufen. Seit
der Gründung hat sich nicht nur die Zahl der Stifter verdrei-
facht. Das Stiftungskapital hat sich sogar mehr als verzehn-
facht. Durch Zustiftungen und eine größere Erbschaft verfügt
die Bürgerstiftung Erlangen inzwischen über ein Grundstock-
vermögen von über zwei Millionen Euro.
In ihrem Wirken ist die Stiftung bewusst sehr breit aufge-
stellt, um überall dort helfen zu können, wo „es brennt“. So rei-
chen die Stiftungszwecke gemäß Satzung von „Bildung und Er-
ziehung“ über „Kinder-, Jugend- und Altenhilfe“, „Umwelt und
Naturschutz“ und „Gesundheitswesen“ bis zur „Pflege inter-
nationaler Kontakte“. Zudem hilft die Stiftung auch in Fällen in-
dividueller Not. Trotz des breiten Wirkens setzt sich die Stiftung,
den aktuellen Bedürfnissen entsprechend, Schwerpunkte. Ak-
tuell liegt dieser etwa in der Unterstützung benachteiligter Fa-
milien und Einzelpersonen sowie in Maßnahmen, die deren
(Re-)Integration zum Ziel haben. So unterstützt der Sonder-
fonds „Kinderarmut“ Vorhaben zur Linderung von deren Not
und trägt insbesondere zur Verbesserung der Bildungssituation
der betroffenen Kinder bei. Ins Leben gerufen wurde der Son-
derfonds von Ute Hirschfelder, die zu den Gründungsstiftern
gehört. Im Rückblick auf ihre Berufserfahrung als Lehrerin an
der Erlanger Eichendorffschule, an der sie – lange vor Hartz IV
– zahlreiche Schüler aus sozial schwachen Familien unterrich-
tete, gründete Ute Hirschfelder im Juli 2007 den Sonderfonds
„Kinderarmut“ als Teil der Bürgerstiftung.
Sonderfonds für benachteiligte Kinder
Dessen Ziel ist es, das Bewusstsein für die Situation sozial
benachteiligter Kinder in der Stadt zu schärfen. Unter ande-
rem werden mit finanziellen Mitteln aus dem Fonds Schüler-
mahlzeiten gefördert, sowie eine Reihe von Aktivitäten initi-
iert. Als besonders erfolgreicher Weg zur Gewinnung von
Spenden haben sich seit 2007 die alljährlichen Benefizveran-
staltungen in Form von hochkarätig besetzten Konzerten bzw.
literarisch-musikalischen Soireen erwiesen.
Neben dem Fundraising haben die Benefizkonzerte des
Sonderfonds „Kinderarmut“ durch ihre hohe öffentliche Re-
sonanz den Bekanntheitsgrad der Bürgerstiftung enorm ge-
steigert und zugleich eine Vielzahl von ehrenamtlichen Hel-
fern und Sponsoren aktiviert. Insgesamt konnten auf diesem
Weg bisher rund 250.000 Euro für den Sonderfonds einge-
nommen werden. Hinzu kommen künftig die Erträge aus
einer zweckgebundenen Zustiftung in Höhe von 50.000 Euro.
Engagement von Bürgern für BürgerDie Bürgerstiftung Erlangen hilft dort, wo „es brennt“
Dort helfen, wo „es brennt“: In ihrem Wirken ist die Bürgerstiftung Erlan-gen sehr breit aufgestellt. Der Sonderfonds „Kinderarmut“ hat das Ziel,das Bewusstsein für die Situation sozial benachteiligter Kinder in derStadt zu schärfen. Unter anderem werden Schülermahlzeiten gefördert.Foto: Bürgerstiftung Erlangen
Ausgezeichnetes Engagement: Für ihre Verdienste rund um die Bürger-stiftung Erlangen wurde Ute Hirschfelder und Martin Böller der Ehren-brief der Stadt Erlangen für besondere Verdienste im sozialen Bereichaus den Händen von Dr. Siegfried Balleis (Mitte) verliehen. Foto: MichaelKniess
Aktuelles
Bis Ende 2011 konnte die Stiftung, die mit dem Gütesiegel des
Bundesverbandes Deutscher Stiftungen ausgezeichnet ist, mit
insgesamt 398.000 Euro Projekte unterstützen und individu-
elle Hilfen leisten. Auf den Sonderfonds entfallen davon
146.000 Euro. Im vergangenen Jahr konnten Projekte von Bür-
gern für Bürger mit 112.000 Euro unterstützt werden, auf den
Sonderfonds entfielen weitere 53.200 Euro.
Künftig mehr eigene Projekte umsetzen
„Ein solches bürgerschaftliches Engagement ist der beste
Beweis für eine funktionierende Gesellschaft“, sagt der Er-
langer Oberbürgermeister, Dr. Siegfried Balleis, der gemein-
sam mit seiner Frau ebenfalls zu den Gründungsstiftern der
Bürgerstiftung Erlangen gehört. „Es ist schön zu sehen, dass
Bürger über ihre Funktion als Steuerzahler hinaus, die Ge-
schicke ihrer Stadt selbst in die Hand nehmen und sich für
das Gemeinwesen einsetzen.“ Wie wichtig das sein kann,
zeige sich beispielsweise gerade in Nordrhein-Westfalen, wo
sich Bürger, auch in Bürgerstiftungen, für den Erhalt von Bä-
dern einsetzen, welche von kommunaler Seite aufgrund deren
leeren Kassen nicht mehr betrieben werden können.
Seit November 2006 leitet Martin Böller als Vorsitzender
die Geschicke der Bürgerstiftung und vertritt diese nach
außen. Für den 71-jährigen Erlanger rundet diese Aufgabe sein
vielfältiges und langjähriges Engagement in den Bereichen
Wirtschaft, Sport und Kultur ab. Für Martin Böller, das ehe-
malige stellvertretende Vorstandsmitglied der Sparkasse Er-
langen, war es klar, sein in einem langen Berufsleben erlang-
tes Know-how für die Allgemeinheit einzusetzen.
„Mich haben soziale Dinge schon immer interessiert und
ich wollte schlichtweg auch in meinem Ruhestand noch eine
sinnvolle Aufgabe haben, mit der ich Menschen helfen kann“,
sagt er. Für ihr Engagement und ihre Verdienste rund um die
Bürgerstiftung Erlangen wurde Ute Hirschfelder und Martin
Böller unlängst der Ehrenbrief der Stadt Erlangen für beson-
dere Verdienste im sozialen Bereich aus den Händen von Dr.
Siegfried Balleis verliehen.
Während bisher überwiegend Projekte von dritter Seite ge-
fördert wurden, beabsichtigt die Bürgerstiftung unter Einbe-
ziehungen von ehrenamtlichen Helfern in Zukunft, den Anteil
eigener Projekte zu erhöhen. Dass „Fremdprojekte“ trotzdem
nicht zu kurz kommen, zeigt die lange Liste der geförderten
Maßnahmen. Da ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis gear-
beitet wird, können Kapitalerträge und Spenden praktisch un-
geschmälert den Förderzielen zugeführt werden. Am
13.11.2013 feiert die Bürgerstiftung ihr 10-jähriges Bestehen.�
� www.buergerstiftung-erlangen.de
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30 � Werte stiften
Aktuelles
„Brasilien – ein Jahr Brasilien! Ich kann es immer noch nicht so
richtig glauben, dass ich dabei sein darf! Ohne das Stipendium
wäre das für mich undenkbar“, schreibt der 15-jährige Nino
nach der Stipendienzusage der Kreuzberger Kinderstiftung.
Ein Jahr im Ausland zu verbringen, ist für viele Gymnasia-
stinnen und Gymnasiasten fester Bestandteil ihrer schulischen
Laufbahn. Das Besondere bei Nino: Er ist kein Gymnasiast, son-
dern Sekundarschüler und im Jugendaustausch somit eher
die Ausnahme als die Regel. Denn Jugendliche von Haupt- und
Realschulen nehmen nur selten an solchen Programmen teil
und wissen oft nicht einmal, dass auch ihnen diese Möglich-
keit offensteht. Häufig waren ihre Eltern selbst keine Aus-
tauschschüler und kennen sich daher mit dem Thema nicht
aus; nur wenige Schulen bieten Informationen an und vielen
ist nicht bekannt, dass es auch finanzielle Förderung gibt.
Dabei sind die persönlichen Erfahrungen und der Erwerb so-
zialer Kompetenzen durch den intensiven kulturellen Aus-
tausch für alle Jugendlichen wichtig – unabhängig von ihrem
Schulabschluss. Die Kreuzberger Kinderstiftung will deshalb
einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit in diesem Bereich
unseres Bildungssystems leisten und vergibt seit 2009 Teilsti-
pendien für ein Auslandsjahr gezielt an Schülerinnen und
Schüler mit mittlerem Schulabschluss, deren Familien die Ko-
sten allein nicht tragen können. Als Kooperationspartner
konnten die gemeinnützigen Austauschorganisationen AFS,
YFU und Experiment e.V. gewonnen werden, die den Teil-
nehmerinnen und Teilnehmern Gastfamilien vermitteln und
sie vor Ort betreuen.
Nachdem das Programm in der Pilotphase zunächst mit
21 Berliner Real- und Gesamtschüler/innen gestartet war,
wurde es inzwischen auf die neuen Bundesländer ausgewei-
tet und ermöglicht zurzeit ca. 60 Jugendlichen pro Jahrgang
den Schritt in eine andere Kultur. So konnten mit der Unter-
stützung engagierter Spenderinnen und Spender in den er-
sten vier Jahren bereits 171 Stipendiatinnen und Stipendia-
ten in 39 Länder reisen. „Natürlich würden wir gerne noch
viel mehr junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben för-
dern, aber vor allem wünschen wir uns, dass der Jugendaus-
tausch sich an allen Schulformen etabliert und kein Privileg
höherer Bildungsschichten bleibt. Schließlich sind die Erleb-
nisse eines solchen Jahres wertvoll für die gesamte persönli-
che Entwicklung“, sagt Peter R. Ackermann, der die Stiftung
Mehr Chancengleichheitim Jugendaustausch
Die Kreuzberger Kinderstiftung vergibt Auslandsstipendien an Jugendlichemit mittlerem Schulabschluss
Juni 2012: Bei der Urkundenverleihung im Stiftungsgarten werden dieStipendiaten in das vor ihnen liegende Jahr verabschiedet
Stipendienverleihung im Juni 2012 im Kreuzberger Stiftungsgarten –eine Spenderin überreicht einer Stipendiatin ihre Urkunde
Aktuelles
2004 gegründet hat und dem Vorstand vorsitzt. „Ich denke,
nach so einem Jahr ist man nicht mehr dieselbe Person, die
man vorher war“, schwärmt auch die Stipendiatin Johanna in
ihrem Weihnachtsbericht aus China.
Besondere Unterstützung beimÜbergang ins Berufsleben
Das Stipendienprogramm, das unter der Schirmherrschaft
des Außenministers steht und 2010 mit dem Feri Stiftungspreis
ausgezeichnet wurde, bietet außerdem eine speziell auf die
Zielgruppe abgestimmte Besonderheit. Weil der Auslandsauf-
enthalt gewöhnlich an die 10. Klasse und damit für die Schütz-
linge der Kreuzberger Kinderstiftung an den Schulabschluss
anschließt, müssen sie sich anders als Gymnasiast/innen be-
reits vor ihrer Abreise Gedanken über die Zeit danach machen
und sich um einen Ausbildungsplatz oder einen Platz an einer
weiterführenden Schule kümmern. Deshalb stehen den Sti-
pendiat/innen zwei Mitarbeiterinnen der Stiftung zur Seite, die
ihnen bei den Bewerbungen helfen und Kontakte vermitteln.
So müssen sie vor dem Auslandsjahr – das an sich schon einen
großen Schritt darstellt und mit einigen Unsicherheiten ver-
bunden ist – nicht befürchten, nach ihrer Rückkehr den An-
schluss zu verpassen. Marit Nieschalk, die Koordinatorin des
Stipendienprogramms, erklärt: „Ein
Austauschjahr ist auch für Absol-
vent/innen mit mittlerem Schulab-
schluss keine verlorene Zeit, weil
sie wichtige Kompetenzen erwer-
ben, die sie für potentielle Arbeit-
geber interessant machen.“
Zurzeit laufen die Auswahlver-
fahren der neuen Bewerberinnen
und Bewerber und Stifter Peter Ak-
kermann hofft, dass genügend
Spenden eingehen, um all jenen, die
für eine Förderung in Frage kommen, ein Stipendium bewilli-
gen zu können. Neben dem Stipendienprogramm der Kreuz-
berger Kinderstiftung gehören zu den eigenen Projekten
Kurse für Kinder und Jugendliche aus der Umgebung, in
denen ein respektvoller und nachhaltiger Umgang mit den
Ressourcen der Natur sowie soziale Kompetenzen wie Ko-
operation und Verantwortungsbewusstsein vermittelt wer-
den. Außerdem fördert die Stiftung deutschlandweit Projekte
anderer gemeinnütziger Träger, die Kindern und Jugendlichen
eine aktive Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen und so-
ziales Engagement ermöglichen. �
� www.kreuzberger-kinderstiftung.de
Stifter Peter R. Ackermann
32 � Werte stiften
Aktuelles
„Was würden Sie tun, wenn Ihre minderjährige Tochter täg-
lich zwanzig Mal vergewaltigt würde?“ - diese Frage ist furcht-
bar. So furchtbar, dass wir es uns gar nicht vorstellen möchten.
Für tausende junger Frauen und Mädchen ist dies Realität. Täg-
lich, über Wochen und Monate, immer wieder.
Es sind junge Frauen aus Osteuropa oder Afrika, die oft
keine Perspektive in ihrer Heimat sehen. Menschenhändler
machen sich das zu Nutze und locken sie mit falschen Ver-
sprechungen nach Westeuropa. Auf dem Weg dorthin wird
ihnen der Pass weg genommen, sie werden bedroht, geschla-
gen und vergewaltigt. Deutschland ist ein Ziel – und Täterland.
Hier müssen diese Frauen gegen ihren Willen als Prostituierte
arbeiten und werden wie Ware gekauft und weiter verkauft.
„Fast alle Länder der Welt haben harte Gesetze und Strafen
gegen Vergewaltigung, Folter und Entführung“, sagt Prof. Dr.
Thomas Schirrmacher, der Sprecher für Menschenrechte der
„Weltweiten Evangelischen Allianz“. „Zwangsprostitution um-
fasst alle diese drei Verbrechen, wird aber viel nachlässiger
behandelt, kaum ermittelt und ge-
linde bestraft“. Dieser harten Rea-
lität stellt sich „Mission Freedom
e.V.“. Der Verein, der vor gut zwei
Jahren gegründet wurde, richtet
sich gegen Menschenhandel und
Zwangsprostitution. Ziel ist es,
Aufklärung zu leisten, Menschen-
handel abzuschaffen, die Opfer in
ein neues Leben in Freiheit zu be-
gleiten und nachhaltige Betreu-
ung zu erreichen. Der Verein, der
derzeit fünf Angestellte, zum Teil
im Bundesfreiwilligendienst und sechs feste ehrenamtliche
Mitarbeiter hat, kann auf ein großes Netz an Unterstützern
und Kooperationspartnern zurückgreifen. Dazu gehört unter
anderem die „Aktion Mensch“, die eine Sozialarbeiterin fi-
nanziert.
Einsatz gegen systematischenMissbrauch und Gewalt
So konnte ein „Home“ eröffnet werden, ein vertraulicher
Ort, an dem gleichzeitig bis zu zehn Frauen aus Zwangspro-
stitution mit ihren Kindern sofortigen Schutz, eine Unterkunft
und Hilfe finden. Dort sind Fachkräfte notwendig, damit eine
pro fess ione l l e
und liebevolle Be-
treuung im
Schichtdienst an
sieben Tagen die
Woche, rund um
die Uhr sicherge-
stellt werden
kann.
Neben dem Herz-
stück, dem „Mis-
sion Freedom
Home“, ist die Auf-
klärungsarbeit eine wichtige Säule der Arbeit gegen Men-
schenhandel. „Mein Herz leidet mit diesen unschuldigen Mäd-
chen“, sagt Gaby Wentland, die Vorstandsvorsitzende des Ver-
eins. „Nachdem mir die Augen für dieses schreckliche Un-
recht geöffnet wurden, konnte ich nicht mehr weg schauen,
sondern will zur Rettung beitragen und für die endgültige Ab-
schaffung der Sklaverei kämpfen.“
Mehrmals im Monat gibt „Mission Freedom“, der Verein ist
Mitglied im Verbund der Diakonie, auf Veranstaltungen mit bis
zu 10.000 Zuhörern im In- und Ausland, denen eine Stimme,
die ansonsten kaum gehört würden. Mit Politikern der Bun-
desregierung oder anderen Hilfsorganisationen wird bei Ge-
sprächen am Runden Tisch in Berlin über Gesetzesänderun-
gen, verstärkte Polizeiermittlungen und strengere Bestrafung
der Menschenhändler gesprochen.
Aufklärung findet auch im Rotlichtmilieu selbst statt. In dop-
pelter Weise: Zum einen suchen Streetworkerinnen die Frauen
auf, die dort arbeiten und bieten konkrete Hilfe an. Bei den Ge-
sprächen wird eine Notrufnummer weitergegeben, unter der
das „Mission Freedom“-Team rund um die Uhr erreichbar ist. Je-
derzeit kann eine Frau dort anrufen und wird sofort abgeholt,
wenn sie aus einer Notsituation fliehen muss. Bei Bedarf wird
die Polizei eingeschaltet, über die auch Frauen zu „Mission Free-
dom“ kommen, die bei Razzien gefunden werden.
Zum anderen versucht der Verein mittels Aktionen die
Nachfrage zu reduzieren. So werden Postkarten an Freier auf
dem Straßenstrich verteilt. „Freiheit auch für die Mädchen -
schau zweimal hin!“ fordert der Text auf, nennt Anzeichen für
Zwangsprostitution und bittet darum, in solchen Fällen die
Polizei zu informieren. �
� www.mission-freedom.de
Für ein Leben in Freiheit„Mission Freedom e.V.“: Einsatz für Frauen aus Menschenhandel und Zwangsprostitution
Gaby Wentland ist Vor-standsvorsitzende des Ver-eins „Mission Freedom“
Wie Ware gekauft und weiter verkauft
Werte stiften � 33
Aktuelles
Zufriedene Gesichter, so weit das Auge reicht: Eine großzü-
gige Nikolaus-Bescherung gab es am 6. Dezember letzten Jah-
res, als die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg zur
jährlichen Ausschüttungsfeier alle Stifter und Begünstigten
eingeladen hat. Die Zuwendungen wurden symbolisch in
Form von gut gefüllten Stiefeln überreicht.
„Wissen Sie, was der Namensgeber des heutigen Tages, der
heilige Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert lebte, und
die Stifter in unserer Stiftergemeinschaft gemeinsam haben?“,
fragte zu Beginn Jochen Hack, Stiftungsberater der Sparkasse
Bamberg. „Es ist der Wunsch und das Bedürfnis, seinen Mit-
menschen zu helfen.“ Die Beweggründe der Stifter seien
überwiegend die gleichen: „Fürsorge, Nächstenliebe und der
Wunsch, seiner Heimat etwas zurückzugeben. Mit ihrer Stif-
tung gestalten die Stifter unsere Gesellschaft, hinterlassen Spu-
ren und unterstützen dauerhaft verschiedenste Zwecke und
Einrichtungen.“
Das Spektrum der Stiftungen unter dem Dach der Stifter-
gemeinschaft reicht von Namensstiftungen über Bürgerstif-
tungen einzelner Gemeinden bis hin zu Themenstiftungen. Die
Vielfalt der Stiftungsgründer ist mindestens so groß wie die
der Begünstigten, denen in diesem Jahr insgesamt fast 75.000
Euro übergeben werden konnten. Bedacht wurden beispiels-
weise die Caritas-Jugendhilfe Pettstadt, die Hilfe für Senioren
in Oberhaid, der Hospizverein Bamberg, die ökumenische
Wohnungsloseneinrichtung „Menschen in Not“, der Orgel-
bau-Förderverein St. Stephan, die Pfarrei St. Wenzeslaus Lit-
zendorf, der Altenburgverein Bamberg, die Gemeinde Bisch-
berg und der Markt Burgebrach. Mehrere Stifter waren selbst
zum Festakt gekommen und ließen es sich nicht nehmen, die
symbolischen Nikolaus-Stiefel an ihre Begünstigten zu über-
reichen und die Freude über die Mittel zu teilen.
„Als Ideengeber und gefühlter Pate der Stiftergemeinschaft
freue ich mich auf all das, was wir heute bewirken können“,
so Konrad Gottschall, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse
Bamberg und selbst Stifter. „Stiftungen sind nicht nur etwas
für Millionäre“, erklärte Gottschall, „gerade die Gründung klei-
nerer Stiftungen liegt im Trend. Schließlich können auch klei-
nere Vermögen sinnvoll für viele, vor allen Dingen gemein-
nützige Zwecke eingesetzt werden.“ Bereits ab 25.000 Euro
können Stifter ihre eigene Namensstiftung in der Stifterge-
meinschaft errichten und sich so einen Stiftertraum erfüllen.
Neben der Stiftungsmittelfeier konnte die Sparkasse Bam-
berg ein kleines Jubiläum begehen: Die 50. Stiftung wurde in
der Stiftergemeinschaft errichtet und mit einer Gründungs-
urkunde besiegelt. Der Zweck der jüngsten Stiftung, die Fa-
milie Schweiger-Stiftung, ist die Förderung gemeinnütziger
Zwecke im Bereich Kinder- und Jugendhilfe sowie Kultur und
Denkmalpflege. Die Förderleistungen sollen Kindern und Ju-
gendlichen aus dem Raum Bamberg zugutekommen. Die Stif-
tungszwecke werden insbesondere verwirklicht durch Pro-
jekte, welche den jungen Menschen die Kultur und das Welt-
kulturerbe Bamberg näher bringen und eine Bewusstseins-
bildung für die Einmaligkeit dieses Weltkulturerbes schaffen.
So wird beispielsweise das Kindertheater Chapeau Claque un-
terstützt, das ein Theaterstück rund um die Bistumsgründer
Heinrich und Kunigunde konzipiert hat.
Seit nun acht Jahren besteht die Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Bamberg und dieses „Bamberger Modell“ wurde
bereits von mehr als 50 Sparkassen in ganz Deutschland über-
nommen. Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender der Treu-
händerin DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, skizzierte die
bemerkenswerte Entwicklung der Stiftergemeinschaft: „2005
mit einem Stiftungskapital von 275.000 Euro begonnen, be-
trägt das Stiftungsvermögen heute mehr als sechs Millionen
Euro. Über 90 Prozent der Zweckerträge bleiben in der Re-
gion und unterstützen diese somit nachhaltig.“ �
� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de
Bescherung zu NikolausStiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttete über 74.000 Euro aus
und errichtete ihre 50. Stiftung.
Ein kleines Jubiläum: Die 50. Stiftung in der Stiftergemeinschaft. Vor-standsvorsitzender Konrad Gottschall (r.) und Stiftungsberater JochenHack (l.) mit Ehepaar Susanne und Günter Schweiger
34 � Werte stiften
Aktuelles
Relativ genau zweieinhalb Jahre ist es her, dass der erste Für-
ther Stifterpreis feierlich verliehen wurde. Wir erinnern uns
an ein vollbesetztes Fürther Stadttheater, an grandiose Auf-
tritte des Hamburger Quartetts „Salut Salon“, dass das Publi-
kum mit Salonmusik aus den 20er und 30er Jahren beglückte
und diese in einer ganz eigenen Interpretation und einem Mix
von Romantik bis zu modernem Pop darbot. Und wir erin-
nern uns an einen galanten Gastgeber in Person von Spar-
kassendirektor Hans Wölfel, der gemeinsam mit Moderator
Robert Zimmermann vom Bayerischen Fernsehen durch den
Abend führte und sich auch sichtlich stolz über die gelun-
gene Veranstaltung zeigte.
Vor allen Dingen aber erinnern wir uns an den Mäzen
Hans-Georg Mathias, den strahlenden Gewinner des ersten
Fürther Stifterpreises, der sich selbst mit den Worten charak-
terisierte, „der glücklichste Mensch der Welt zu sein“. Und
dieses Glück hat er weitergetragen und mit seinem Geld eine
gemeinnützige, regionale Stiftung errichtet, die sich für die
Bereiche Kultur, Sport und Soziales in Fürth engagiert. Nach
der Hochzeit zog er mit seiner Frau 1953 nach Fürth. „Seit
dieser Zeit ist es mir nie mehr schlecht gegangen“, sagt Hans-
Georg Mathias, der ab dieser Zeit als Lehrer und ab 1966 als
Rektor der Grundschule am Kirchenplatz arbeitete.
Im Herbst diesen Jahres wird der Fürther Stifterpreis er-
neut verliehen.Anders als im Jahre 2010 ist es diesmal auch
möglich, das nicht das Engagement einer einzelnen Person,
sondern eine Stiftung als Preisträger ausgezeichnet wird.
Eine schwere Entscheidung, die bei der Sparkasse keiner
alleine treffen möchte. „Verdient hätten es alle Stiftungen in
der Stiftergemeinschaft und Ihre Initiatoren, diesen Preis zu
erhalten“, sagt Thomas Mück, Marketingleiter der Sparkasse,
und ergänzt „deshalb möchten wir bei der Abstimmung auch
die Meinung der Bevölkerung in Stadt und Landkreis noch
stärker berücksichtigen, welche Stiftung oder welche Stifter
der neue Preisträger des Fürther Stifterpreises werden soll.“
Auf jeden Fall verspricht die Verleihung des Fürther Stifter-
preises wieder ein toller Abend mit spannenden Gästen und
Showacts zu werden.
Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ist keine Stif-
tung der Sparkasse, sondern sie besteht aus einzelnen Namens-
oder Themenstiftungen
von Sparkassenkunden.
Insgesamt 34 Stiftungen
gibt es unter dem Dach der
Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Fürth. Neben
den Bürgerstiftungen, die
sich für die einzelnen
Landkreisgemeinden en-
gagieren, sind weitere Stif-
tungszwecke Kinderschutz,
Fürther Stifterpreis wirdim Herbst wieder verliehen
Nach 2010 wird der Fürther Stifterpreis bereits zum zweiten Mal verliehen
Der strahlende PreisträgerHans-Georg Mathias (zweitervon links) freut sich gemein-sam mit dem Fürther Oberbür-germeister Dr. Thomas Jung(links), Landrat MatthiasDießl (zweiter von rechts) unddem Vorstandsvorsitzendender Sparkasse Fürth Hans Wöl-fel über die Auszeichnung.
Aktuelles
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]
www.medizinrecht-kanzlei.de
Erziehung, Jugendhilfe, Kultur, Gesundheit und Soziales.
Bereits ab 25.000 Euro kann eine eigene Namensstiftung in
der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth errichtet werden.
Der Stifter hat die freie Auswahl, welcher mögliche Stiftungs-
zweck von seiner Stiftung unterstützt werden soll und kann
sein gemeinnütziges Wirken seinen individuellen Interessen
und Bedürfnissen anpassen. Die Stiftungszwecke reichen von
der Sportförderung über dieThemen Gesundheit, Wissenschaft
und Forschung bis hin zum Katastrophenschutz. „Gerne wird
von Stifterinnen und Stiftern auch die Möglichkeit genutzt, den
Stiftungszweck zu ändern und an neue Förderwünsche anzu-
passen“, erklärt der Stiftungsverwalter Horst Ohlmann, der als
Vorstandsvorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG
die Stiftungsgelder der Stiftergemeinschaft der Sparkasse
Fürth treuhänderisch verwaltet.
Auszeichnung mit Symbolwert
„Das Wohl von Kindern und Jugendlichen und die Kul-
turförderung in Fürth waren die Steckenpferde von unserem
letztjährigen Preisträger Hans-Georg Mathias, der dieses Jahr
93 Jahre alt wird. Ich bin nun gespannt, welche Fürther Stif-
tung oder welcher Stifter den Fürther Stifterpreis 2013 ge-
winnt“, sagt Stiftungsberater Klaus Brunner.
Marketingleiter Thomas Mück freut sich schon jetzt auf
die Verleihung des Stifterpreises im Rahmen der Stiftergala,
die am 6. November 2013 wieder im Fürther Stadttheater
stattfinden wird.Und er verspricht sich davon auch eine Stei-
gerung der Bekanntheit der Fürther Stiftungen: „Je mehr Bür-
ger von unseren Stiftungen in der Stiftergemeinschaft und
über ihre jeweiligen Besonderheiten erfahren, desto mehr
Bürger werden sich auch für diese Stiftungen engagieren“,
so Thomas Mück. �
� www.die-stifter.de, www.sparkasse-fuerth.de
Im vollbesetzten Fürther Stadttheater wurde im Herbst 2010 erstmaligder Fürther Stifterpreis verliehen.
Aktuelles
„Wir leben in einer neuen Welt, die Zinsen sind niedrig, die
Märkte volatil, das Vertrauen schwindet“, erklärte Volker Fist-
ler, Direktor Institutionelle/Kommunale Kunden sowie zerti-
fizierter Stiftungsmanager der Sparkasse Neunkirchen/Saar,
während eines Referates zum Thema „Vermögensanlage von
Stiftungen“ vor den Mitgliedern des Kuratoriums der Her-
berge zur Heimat in Saarbrücken. Die Herberge zur Heimat
ist eine öffentliche Stiftung des privaten Rechts, welche sich
als stationäre Einrichtung mit ihren Angeboten vornehmlich
an wohnungslose Männer (Obdachlose) wendet.
Die „neue Welt“ berührt somit die Vermögensanlage und
-struktur von Stiftungen sowie in Folge auch die Verantwor-
tung der Kuratoriumsmitglieder. Fistler empfahl daher, das Stif-
tungsvermögen „professionell verwalten zu lassen“, zumal
laut Satzung das Stiftungsvermögen
„in seinem Wert zu erhalten ist.“
Dazu biete die Sparkasse Neunkir-
chen herausragende Voraussetzun-
gen. Das Kreditinstitut ist die einzige
Sparkasse im Saarland, welche nach
den Worten des Direktors seit über
40 Jahren eine eigene Vermögensver-
waltung erfolgreich anbietet.
Bis 2008, so der Stiftungsmanager,
erhielten die Vermögensanlagen von
Stiftungen kaum Aufmerksamkeit, da
sichere und auskömmliche Erträge
möglich waren. Im Vordergrund stand zumeist der Stiftungs-
zweck. Dies habe sich geändert. Heute benötigen die Verant-
wortlichen klar definierte Anlagerichtlinien. So zählten zur Ka-
pitalanlage drei wesentliche Kriterien: das Kriterium der Si-
cherheit mit einer realen und dauerhaften Bestandserhaltung
des Stiftungsvermögens, das Kriterium der Rendite mit mög-
lichst umfassender Förderung und das Kriterium der Liquidi-
tät, um eine kontinuierliche Stiftungsarbeit zu gewährleisten.
Um dies zu erreichen, müssen zunächst Anlagerichtlinien er-
arbeitet werden, welche festlegen, in welche Wertanlagen in-
vestiert werden darf und in welche nicht (beispielsweise nicht
in Waffengeschäfte, Kinderarbeit oder ähnliche).
Das individuelle Vermögensmanagement der Sparkasse
Neunkirchen kümmert sich nach der Festlegung der Anlage-
richtlinien durch das Kuratorium professionell um die Ver-
mögensverwaltung der jeweiligen Stiftung. Und dies funktio-
niert so: „Das Wertpapierdepot und das dazu gehörende Ab-
rechnungskonto bilden eine Einheit. Jede Bewegung im
Depot wird schriftlich mitgeteilt. Zum Kalenderhalbjahr und
zum Jahresende erfolgt eine regelmäßige Berichterstattung
über Stand und Entwicklung des Vermögens sowie eine jähr-
liche Performance-Berechnung vor Steuern und nach Kosten“,
erklärte der Experte.
Im Anschluss an das Referat beschloss das Kuratorium der
Herberge zur Heimat, der Sparkasse Neunkirchen in einigen
Wochen entsprechende Anlagerichtlinien vorzulegen. �
� www.sparkasse-neunkirchen.de/stiftungen
Die Finanzkrise hatdie Welt verändert
Stiftungsmanager Volker Fistler: Vermögen professionell verwalten lassen
Die Herberge zur Heimat amLudwigsplatz in Saarbrücken(Quelle: tf.).
Direktor Volker Fistlerist zertifizierterStiftungsmanager derSparkasse Neunkirchen.Foto: Sparkasse.
36 � Werte stiften
Werte stiften � 37
Aktuelles
Verschleppt, verstümmelt und verkauft Vom Schicksal junger Massai-Mädchen in Kenia
Die Massai sind vermutlich die bekannteste Volksgruppe Ost-
afrikas. Sie sind Nomaden, die mit ihren Kuh- und Ziegenher-
den in den weiten Ebenen Kenias und Tansanias umherzie-
hen. Von den rund ein Millionen Massai leben zwischen
350.000 und 500.000 in Kenia. Von den früheren stolzen Krie-
gern, die sich durch ihre Viehdiebstähle bei den anderen
Stämmen wenig beliebt gemacht haben, ist nicht mehr viel
geblieben, denn die sesshaften Stämme haben die Massai
längst wirtschaftlich und politisch überflügelt.
Der Klimawandel mit vermehrter Trockenheit und die zu-
nehmende Zersiedelung Kenias machen das Nomadisieren
immer schwieriger. Eine solide Schulausbildung ist deshalb
für das Überleben aller Kenianer unerlässlich geworden. Aber
gerade in die Bildung von Mädchen wird in den Massaifami-
lien viel zu wenig investiert: Ist kein Geld mehr vorhanden,
wird das Mädchen bereits im Alter zwischen 13 und 16 Jahren
aus der Schule genommen und zwangsverheiratet.
Denn die Eltern kommen dadurch in den Genuss des
Brautpreises. Oft geht dies einher mit der kulturell begrün-
deten, aber grausamen Praxis der Mädchenbeschneidung. Ob-
wohl diese Praxis seit Jahren von der kenianischen Regierung
verboten ist, gehört diese bis heute in den Augen vieler Mas-
saifrauen zum Erwachsenwerden dazu.
Den einzigen Ausweg bieten bislang die so genannten
„Rescue-Center“, in denen die Mädchen Zuflucht finden, zur
Schule gehen und in den Ferien auch dort wohnen bleiben
können. Dort sind die Mädchen vor einer Zwangsverheira-
tung durch ihre Eltern oder Verwandten geschützt und kön-
nen konzentriert ihre Schulausbildung (bis zum Abitur) zu
Ende führen. In den Ferien, während alle anderen Schüler zu
Hause bei ihren Familien sind, lernen sie in praktischen Kur-
sen Dinge, die ihnen im späteren Berufsleben nützen.
Die betroffenen Mädchen sind in diesen Zeiten oft zwischen
Heimweh und der Angst vor ungewollter Verheiratung hin
und hergerissen. Glücklicherweise leben sie dort als Gruppe
von Gleichgesinnten und haben die moralische Unterstüt-
zung der Schulleitung. Um die Bezahlung des Schulgeldes
müssen sich die Schülerinnen allerdings selbst kümmern.
Hierbei hilft das persönliche Patenschaftsprogramm des
„Missionswerk Frohe Botschaft e.V.“ (MFB e.V.). In Zusam-
menarbeit mit der kenianischen Partnerorganisation „Light of
Life“, hilft der Verein mittellosen Maasiamädchen bereits seit
Mitte der 80iger Jahre, ihre Schulausbildung erfolgreich ab-
schließen zu können. Neben dem Schulgeld reicht das Paten-
geld von 33 Euro im Monat außerdem für die Anschaffung der
Schuluniform und der Arbeitsmaterialien und sichert die me-
dizinische Versorgung des Kindes, die sonst ausbleiben würde.
Im Moment werden 85 Schülerinnen in zwei Regionen
(Kajiado und Narok) unterstützt. Die Sozialarbeiterin Evelyne
Timado von „Light of Life“, selbst eine Massai, besucht die
Schülerinnen regelmäßig und betreut sie pädagogisch, damit
die Mädchen mit ihren kleinen und großen Nöten eine An-
sprechpartnerin haben. Noch sind es in der Mehrzahl die Jun-
gen, die in vielen Massai Familien bevorzugt werden, aber das
MFB-Patenschaftsprogramm für Maasiamädchen hilft mit, für
gerechtere Bildungschancen unter den Massai zu sorgen. Ak-
tuell ist ein Begegnungszentrum für die Massaimädchen ge-
plant, in dessen Räume sie in geschützter Atmosphäre an Kon-
ferenzen, Kursen und individueller Beratung teilnehmen kön-
nen. Di3e Kosten dafür betragen 55.000 Euro.
Wer dieses Projekt unterstützen möchte, kann dies mit
einer Spende unter dem Stichwort: „Massai-Projekt beim MFB
e.V.“, Konto 00094, BLZ 52060410, EKK tun. �
� www.mfb-info.de
Schutz vor Zwangsverheiratung und Bildung für Massai-Mädchen bieten Rescue-Center in Kenia
38 � Werte stiften
Aktuelles
Seine Romane „Mieses Karma“, „Jesus liebt mich“ und „Plötz-
lich Shakespeare“ erreichten Millionenauflagen. David Safier
zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der
letzten Jahre. Darüber hinaus engagiert er sich mit seiner ei-
genen Stiftung, der Gutes Karma Stiftung, für Bildungsprojekte
auf der ganzen Welt. Über dieses Engagement spricht David
Safier im Interview mit Werte stiften.
Werte stiften: Lieber Herr Safier, Sie zählen nicht nur zu den
erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der letzten Jahre.
Sie haben zudem eine eigene Stiftung, die Gutes Karma Stif-
tung, ins Leben gerufen. Wie kam es zu Ihrem Engagement?
David Safier: Nun, ganz simpel: Das Leben war gut zu mir. Und
wenn man schon ein Buch namens „Mieses Karma“ schreibt,
dann sollte man auch ein bisschen für gutes Karma sorgen
und da habe ich mit meiner Stiftung ein Vehikel geschaffen,
mit dem meine Leser und ich dies tun können.
Welche Idee steht hinter Ihrer Stiftungsarbeit?
Die Idee meiner Stiftung ist es, Kindern in der Dritten Welt
eine Perspektive zu geben, eine Zukunft, die sie ohne Unter-
stützung nicht hätten.
Für welche Projekte setzen Sie sich ein?
Wir haben eine Schule in Nepal gebaut, wir unterstützen der-
zeit ein Anti-Sklavereiprojekt in Nepal und ein Alphabetisie-
rungsprojekt in Kolumbien.
Inwiefern hat Ihr Engagement etwas mit Ihrer Tätigkeit als
Schriftsteller und Autor zu tun?
Wie schon erwähnt, es ist kein Zufall. Für mich stellte sich die
Frage: Spenden oder Stiften? Und mit meiner kleinen Promi-
nenz erreiche ich andere Menschen. Daher entschied ich
mich fürs Stiften. Ich mache im Jahr ungefähr zwanzig Le-
sungen, deren Erlöse und Honorare gänzlich in die Stiftung
fließen. Zugleich kommen auf diese Weise viele Leser in Kon-
takt mit der Stiftungsarbeit und sind dadurch bereit zu spen-
den. Das heißt, einen Monat im Jahr arbeite ich als Schrift-
steller nicht auf eigene Rechnung sondern für andere.
Ihre Stiftung ist eine Treuhandstiftung unter dem Dach der
Stiftung Hilfe mit Plan des Plan Stiftungszentrums. Warum
haben Sie sich für diese Form des Engagements entschieden?
Meine Stiftung ist eine kleine Stiftung, ich selbst kann keine
große Organisation aufbauen und bin deshalb darauf ange-
wiesen, mit seriösen Partnern zusammenzuarbeiten. Das kann
Plan International sein, das können aber auch andere Orga-
nisationen sein.
Was zeichnet diese Form der Kooperation aus?
Seriosität. Kompetenz. Erfahrung. Man kann viel von den Plan-
Mitarbeitern für die eigene Arbeit lernen.
Wie kann man Ihre Stiftungsarbeit unterstützen?
Spenden, Spenden, Spenden – oder einfach auf andere Weise
in seinem Leben gutes Karma sammeln.
� Interview: Michael Kniess
� www.gutes-karma-stiftung.de, www.plan-stiftungszentrum.
Für gutes Karma sorgenMit seiner Gutes Karma Stiftung engagiert sich der erfolgreiche Autor David Safier sozial
Das aktuelle Projekt: David Safier setzt sich mit seiner Stiftung für denSchutz der Kamalari-Mädchen im Südwesten Nepals ein. Mädchen imAlter von sechs bis sechzehn Jahren der dortigen Tharu-Ethnie werdenhäufig als Leibeigene (Kamalari) an reiche Familien verkauft. Das Fotozeigt David Safier mit Urmila Chaudhary, einem ehemaligen Kamalari-Mädchen. Foto: Plan Stiftungszentrum
Die Gutes Karma Stiftung von David Safier, die nicht zu-
letzt durch den Erfolg seiner Romane möglich wurde, will
Kindern in aller Welt helfen. Dabei liegt der Schwerpunkt
auf Bildung. Durchgeführt werden sollen große und
kleine Bildungsprojekte in aller Welt.
Das Plan Stiftungszentrum bietet Möglichkeiten, dau-
erhafte Formen der Kinderhilfe zu schaffen. Durch die
Gründung einer eigenen Stiftung, eine Zustiftung oder di-
rekte Projektunterstützung kann jeder die Lebensum-
stände von Kindern, Jugendlichen und deren Familien in
Deutschland, Afrika, Asien und Lateinamerika verbessern.
Werte stiften � 39
Aktuelles
Der Titel ihres ersten gelesenen Buches sollte gleichzeitig das
Programm für ihr weiteres Leben vorgeben. Jules Vernes
„Reise um die Erde in 80 Tagen“ weckte in Elke Schwang die
Lust am Reisen und Lesen. Auf Reisen begibt sie sich, wann
immer es möglich ist. Ohne Lesestoff ist sie niemals. „Ich habe
immer ein Buch in Greifweite“, lacht die 71-jährige, für die
ein Tag ohne Literatur un-
denkbar ist. Mit ihrem mittler-
weile verstorbenen Mann
hatte sie sich zuhause eine ei-
gene Bibliothek aufgebaut.
Heute hat sie einen Teil der
Bücher wieder verkauft, lebt
aber immer noch mit „tausen-
den Büchern in jedem einzel-
nen Raum“, wie sie schmun-
zelnd verrät.
Die Stadtbibliothek in Lud-
wigshafen spielte seit Elke
Schwangs Kindheit eine zen-
trale Rolle im Leben ihrer Familie. Für ihre Schwester war das
Gebäude mit den vielen langen Regalen eine Oase, ein Zu-
fluchtsort, an dem sie die autoritäre Erziehung ihres Vaters ver-
gessen und sich in die Welt der Geschichten hineinträumen
konnte. Mit der Zeit wuchs der Wunsch, anderen Menschen zu
helfen, die literarische Welt kennen zu lernen. Diesen Wunsch
hat Elke Schwang nun in die Tat umgesetzt. Nach ausführlichen
Gesprächen mit ihrem Sparkassen-Finanzberater wies dieser
sie auf die Möglichkeit einer Stiftungsgründung hin, da Elke
Schwang nach eigenem Bekunden mehr Wert auf die nach-
haltige Verwendung ihres Kapitals legte, als auf eine hohe Ren-
dite. Sie gründete ihre Stiftung „Zukunft der Stadtbibliothek
Ludwigshafen“ unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Vorderpfalz – und war überrascht, wie schnell und
unkompliziert die Stiftungsgründung vonstatten ging.
10.000 Euro Startkapital
Das eingebrachte Geld wird fest angelegt und der Ertrag
dem Förderverein der Bibliothek zur Verfügung gestellt. Die-
ser schafft davon neue Medien und Bücher an, organisiert Ver-
anstaltungen, finanziert Projekte zur Leseförderung. Mit
10.000 Euro aus ihrem Privatvermögen hat Elke Schwang
einen Grundstock gelegt, der weiter wachsen soll. „Ich hoffe,
dass sich viele Mitstreiter finden, die dieses Kapital durch Zu-
stiftungen erhöhen“, so die Stifterin, die ihre Stiftungsgrün-
dung als Initialzündung verstanden wissen will. „Ich möchte
ein Zeichen für den Erhalt und das Wachstum der Stadtbi-
bliothek setzen. Wenn viele
Menschen, die ebenso von Li-
teratur und Leseförderung
überzeugt sind wie ich, einen
Beitrag leisten, wird das Stif-
tungskapital schnell anwach-
sen und neue Möglichkeiten
entstehen“, so Schwang. „Le-
seförderung ist sehr, sehr
wichtig“, ist sie überzeugt.
Denn Literatur sei mehr als
eine Ansammlung schöner
Geschichten. „Mit dem Lesen
beginnt alles, was wir Bildung
nennen. Wer sich frühzeitig für Bücher begeistert, wird erle-
ben, wie er seine eigene Sprache besser kennenlernt. Spra-
che zu beherrschen und sie im Alltag gekonnt einzusetzen,
öffnet Türen in allen Lebensbereichen“, zeigt sich die Stifterin
überzeugt. Gerade für Kinder mit Migrationshintergrund oder
einem schwierigen Elternhaus sei Sprache der Schlüssel zu
einem glücklichen und erfolgreichen Leben.
Mit der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz hat
die Sparkasse eine Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger
geschaffen, eigene Stiftungen ohne großen Aufwand einzu-
richten. Die Stiftergemeinschaft bietet für private Stifter viele
Vorteile:Ab einem Kapital von 10.000 Euro kann bereits eine
eigene Stiftung gegründet werden. Der Stifter legt dabei den
Namen seiner Stiftung und den Empfänger der Stiftungser-
träge fest. Um Stiftungsmanagement und Vermögensverwal-
tung kümmert sich die Sparkasse, auch nach dem Ableben des
Stiftungsgründers. Bei der Festlegung des Stiftungszweckes
muss sich der Stifter nicht auf alle Zeit binden, sondern kann
bei geänderten Bedürfnissen auch andere Zwecke auswäh-
len. Ansprechpartner für Fragen zur Stiftergemeinschaft der
Sparkasse Vorderpfalz ist Martin May. �
� www.sparkasse-vorderpfalz.de
Das Lesen ist der Anfang aller BildungEine neue Stiftung innerhalb der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Vorderpfalz hat das Ziel,vor allem junge Menschen zum Lesen zu ermuntern. Lesen sei „Grundstein für eine umfas-sende Bildung“, sagt die Stifterin – und erhofft sich eine noch weitreichendere Wirkung.
Mit großen Schritten nähert sich der langersehnte Tag: Im
April können die ersten kleinen Gäste mit großen Handicaps
im „Neuen Kupferhof“ begrüßt werden. Dann erwartet sie
dort ein Kurzzeit-Zuhause zum Wohlfühlen mit einem enga-
gierten und Pflege- und Therapie-Team. Und ihre Eltern und
Geschwister können sich eine wohlverdiente Auszeit vom an-
strengenden Alltag gönnen.
Mit dem „Neuen Kupferhof“ in Hamburgs Norden wird
ein Pilotprojekt Realität, dessen Anfang eine Idee von zwei
Vätern war: Steffen Schumann und Frank Stangenberg, zwei
der Initiatoren und Gründer des Vereins „Hände für Kinder“,
sind selbst Väter mehrfach behinderter Kinder. Sie wissen,
dass ein Kind, das Betreuung rund um die Uhr braucht, bei
aller Liebe das Leben jeder Familie auf den Kopf stellt. So gibt
es bei Familie Schumann neben zwei gesunden Kindern den
kleinen Noah, der mit seltenen Marshall-Smith-Syndrom auf
die Welt kam und weder alleine essen oder trinken kann, nicht
spricht und nicht läuft. Bei Familie Stangenberg zeigte der
zweite Sohn, Justin, im Babyalter erste Anzeichen eines
schwerwiegenden genetischen Defekts. Beide Jungs brauchen
ständige, fachkundige Betreuung, die weitgehend von den Fa-
milien zu Hause geleistet wird. So entstand 2008 die Idee, ein
Der„Neue Kupferhof“eröffnet im April
Ein Kurzzeit-Zuhause für schwerbehinderte Kinder
Der „Neue Kupferhof“: Im April werden hier die ersten Gäste begrüßt.
Neben der Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach
gibt es seit einiger Zeit auch die Stiftergemeinschaft. Die
Stiftergemeinschaft ist offen für jeden. Aus den Erträgen
werden gezielt Projekte in der Region gefördert. Einzelne
Stifter oder Spender können aber auch ganz genau festle-
gen, für welchen Zweck ihr Geld verwendet werden soll.
Spenden sind in jeder Höhe möglich und steuerlich ab-
setzbar. Für Spender und Stifter hat die Stiftergemeinschaft
viele Vorteile. Ab 25.000 Euro können Stifter ihre eigene
Namensstiftung gründen. (z. B. Max-Mustermann-Stiftung).
Der Stiftungszweck kann dabei ganz genau festgelegt wer-
den und auch jederzeit geändert werden. So lässt sich
auch über den Tod hinaus Gutes tun oder aber auch steu-
ern was mit dem Erbe passiert. Eine Stiftung kann so auch
Erben mit regelmäßigen Zahlungen bedienen, was manch-
mal sehr von Vorteil sein kann. Spannend ist es aber auch
für jeden, der hin und wieder einmal Gutes tun möchte
und nur kleine Beträge zur Verfügung hat. Sicherlich sind
große Hilfsorganisationen wichtig und sinnvoll. Aber als
Spender haben Sie keinen Einfluss, wofür ihr Geld ver-
wendet wird.Anders bei der Stiftergemeinschaft der Spar-
kasse Amberg-Sulzbach. Wer hier spendet kann sich sicher
sein, dass das Geld eins zu eins in der Region Gutes tut.
Ein Spender kann aber auch festlegen für welche Zwecke
sein Geld verwendet wird. Da er an eine Stiftung spendet
kann er es trotzdem steuerlich geltend machen. Parallel
dazu startete zur Adventszeit ein Spendenaufruf der Spar-
kasse Amberg-Sulzbach für die Stiftergemeinschaft. Die
Spenden die hier eingesammelt werden kamen hilfsbe-
dürftigen Kindern der Region zu Gute. �
� www.sparkasse-amberg-sulzbach.de
Senioren über Stiftungs-möglichkeiten informiert
Vielseitige Möglichkeiten,in der Region zu wirken
Edgar Rauch, Stiftungsexperte der Sparkasse Amberg-Sulzbach undDieter Weisner von der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG informie-ren bei den Amberger Seniorentagen im Amberger Congresscentrum
40 � Werte stiften
Aktuelles
Kurzzeit-Heim für Kinder
mit erheblichen, aber
nicht akut lebensbedroh-
lichen Handicaps, zu
gründen. Diese Familien
finden in der Regel keine
Aufnahme in den schon
bestehenden Hospizen.
Für sie gab es bisher
kaum Gelegenheit zum
Luftholen. Doch wie
wichtig Auszeiten sind,
können schon Eltern von
gesunden Kindern nach-
vollziehen.
Als ersten Schritt grün-
dete Steffen Schumann
damals gemeinsam mit
anderen Betroffenen den
Verein „Hände für Kinder e.V.“Dann kam ihm der Zufall zu
Hilfe: „ Beim Joggen im Wohldorfer Wald stand kam ich am
Kupferhof vorbei und hatte sofort den Gedanken, dass das
unser Haus ist“, berichtet er und tatsächlich stand das Ge-
bäude einige Zeit später zum Verkauf.
Nach und nach konnten Steffen Schumann und Frank
Stangenberg ein komplettes, ehrenamtliches Team um sich
sammeln, das tatkräftig mitanpackte. Und so wurde aus der
Idee ein konkretes Projekt mit vielen Unterstützern. Finan-
ziell engagierte sich z. B. die Hamburger Bürgerschaft und för-
derte - nach eingehender Prüfung des Konzepts- den Umbau
des Hauses mit 500.000 Euro aus einem Sonderinvestitions-
programm. Weitere Gelder stehen durch Zuschüsse anderer
Organisationen wie „Aktion Mensch“, aber auch dank vieler
Einzelaktionen zur Verfügung. Sportvereine und Schulen, Fir-
men und Privatspender haben sich engagiert. Spendenläufe,
Grillfeste, Konzerte, Tombolas und Familienfeiern wurden und
werden zugunsten von „Hände für Kinder“ veranstaltet.
Betreuen, pflegen, fördern
Der Kupferhof liegt in Hamburg-Ohlstedt, in einem park-
ähnlichen Gelände von ca. 10.000 m2. Das hier bestehende
Herrenhaus sowie der zweigeschossige Neubau bieten ideale
Voraussetzungen für das betreute Kurzzeitwohnen. Insgesamt
bieten die beiden Gebäude rund 2000 m2 Fläche und wurden
im Zuge des Umbaus durch einen großzügigen Eingangsbe-
reich miteinander verbunden. Der „Neue Kupferhof“ ist jetzt
ein freundlicher Ort mit hellen, großzügigen Räumen für die
zu betreuenden Kinder und Jugendlichen. Neben Entspan-
nungs- und Therapieräumen gibt es auch Wohnräume für El-
tern und Geschwisterkinder. Durch die vollstationäre Unter-
bringung können die Kinder rund um die Uhr versorgt wer-
den und die Eltern neue Kräfte für die Betreuung zu Hause
sammeln.
Der Betrieb des Neuen Kupferhofes wird als Maßnahme
der Eingliederungshilfe durch den Sozialleistungsträger sowie
aus Mitteln der Kurzzeit- und Verhinderungspflege mit ca.
200,- Euro/Tag finanziert werden. Geplant ist eine Aufent-
haltsdauer pro Kind und Jahr im Kupferhof von ca. 20 Tagen.
Damit ist der laufende Betrieb grundlegend abgesichert.
Aber eben nur in der Basis: Der „Neue Kupferhof“ möchte
seinen kleinen und großen Gästen einiges mehr bieten als die
Träger finanzieren, damit diese mit dem optimalen Paket an
neuer Energie und Anregungen wieder in den Alltag zurück-
kehren. Das Team von „Hände für Kinder“ wird daher dauer-
haft auf Spenden angewiesen sein. Erfahrene Therapeuten
und Pflegekräfte werden die Kinder während ihres Aufent-
haltes betreuen und neue Impulse zur Betreuung und Förde-
rung setzen. Im „Neuen Kupferhof“ dürfen auf Wunsch auch
die Eltern und Geschwisterkinder bleiben und sich mit den
Therapeuten und anderen Familien austauschen.
„Hände für Kinder“ freut sich über jede Spende, die das
Projekt voranbringt. Spendenkonto 1 034 243 962 bei der
Hamburger Sparkasse, BLZ: 200 505 50. �
� www.haendefuerkinder.de
Die drei Initiatoren von „Hände fürKinder“: Frank Stangenberg (hintenlinks), Steffen Schumann (hintenrechts) und Hans Nee
Aktuelles
Ein Ohrenschmaus für alle Chorliebhaber war der Auftritt des
Tölzer Knabenchors im vergangenen Dezember. Eingeladen
von der Sparkasse Erding – Dorfen, begeisterte der Knaben-
chor seine Zuhörer in der vollbesetzten Stadtpfarrkirche St. Jo-
hannes in Erding. Mit einer Mischung aus Vokal- und Kirchen-
musik bis hin zur Oper gehören die Tölzer schon seit Jahren
zu den international besten Knabenchören.
Dabei treten sie immer wieder mit Dirigenten und Orche-
stern der Weltspitze auf. Die ungewöhnlich kraftvollen und gut
ausgebildeten Stimmen der zumeist 11- bis 14-jährigen Sänger
sind nicht nur als leistungsfähiger Konzertchor sondern auch
für Soloparts sehr gefragt. Bei der Ausbildung der Knaben geht
es Chordirektor Gerhard Schmidt-Gaden und dem künstleri-
schen Leiter Ralf Ludewig in erster Linie um die Freude am
Singen. Wobei Kreativität, Spontaneität und ein gewisses Maß
an Selbstdisziplin ebenfalls dazu gehören.
Mit rund 250 Auftritten im
Jahr ist dieser einzigartige
Chor weit über die Gren-
zen Deutschlands be-
kannt und sehr erfolg-
reich. Nach 2010 gaben
die Tölzer im vergange-
nen Jahr bereits ihr zwei-
tes Benefizkonzert in Er-
dings Stadtpfarrkirche.
Auch diesmal war der
Eintritt für die gelade-
nen Gäste der Sparkasse
kostenfrei. Die Besu-
cher hatten jedoch die
Möglichkeit einer
Spende zugunsten der
Stiftergemeinschaft der
Sparkasse. Diese Mög-
lichkeit nutzten zahl-
reiche Konzertgäste, sodass letztendlich ein beachtlicher Be-
trag von 3.865,00 EUR zusammen kam. Mit diesen Spenden
fördert die Stiftergemeinschaft gemeinnützige, mildtätige und
kirchliche Einrichtungen und Projekte in der Region.
Um die Stiftergemeinschaft
der Sparkasse mit einer Spende
zu unterstützen, ist nicht immer
ein besonderer Anlass nötig.
Unter der Kontonummer 25999
und der der Bankleitzahl
70051995 kann zu jeder Zeit ge-
spendet werden. „Fördern was
einem am Herzen liegt“, so lautet
das Motto der Stiftergemeinschaft
. Neben der Spende gibt es bei
der Sparkasse zusätzlich die Mög-
lichkeit einer eigenen Stiftungs-
gründung. �
� www.spked.de
Benefizkonzert in ErdingTölzer Knabenchor gab Weihnachtskonzert zugunsten der Stiftergemeinschaft
Singen für den guten Zweck
Informationen über eine in-dividuelle Stiftungsgrün-dung erteilt Veronika Anger-maier, Stiftungsbeauftragteder Sparkasse Erding – Dor-fen (Tel.. 08122 5511-4682).
Wer sich dafür interessiert, eine eigene Stif-tung zu gründen, findet in der Broschüreder Stiftergemeinschaft Antworten auf zahl-reiche Fragen, die man sich im Zusammen-hang mit einer Stiftungserrichtung stellt.
Berichte und Kampagnen
Dass Menschen im Alter und bei Behinderung selbstbestimmt,
respektvoll und geborgen ihre Zeit verbringen können,
möchte die Stiftung „In der Heimat wohnen – ein Leben
lang!“ ermöglichen. Denn ein Wunsch eint alle Menschen: Sie
möchten in ihrer vertrauten Umgebung bleiben dürfen und
möchten dort, auch wenn sie nicht mehr alles alleine mei-
stern können und Unterstützung benötigen, nicht mehr „ver-
pflanzt“ werden. Was liegt näher, als dass ein kirchliches Woh-
nungsunternehmen und ein entsprechender Wohlfahrtsver-
band den klar formulierten Anspruch in die Tat umsetzen; die
Joseph-Stiftung und der Caritasverband für die Erzdiözese
Bamberg e. V. haben aufgrund ihrer Erfahrungen aus der täg-
lichen Praxis ein innovatives Wohnmodell entwickelt, das
einen Spagat zwischen traditionellen Sehnsüchten und den
modernen Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts vollzieht.
Um das Jahr 2005 begannen Führungskräfte des Bamberger
Diözesan-Caritasverbandes und der Joseph-Stiftung, Zukunfts-
szenarien zu entwerfen und eine konkrete Lösung zu konzipie-
ren. Als ihren Beitrag zur Feier des 1.000-jährigen Bestehens des
Bistums Bamberg präsentierten sie 2007 öffentlich ihre Er-
kenntnisse und ließen den daraus abgeleiteten Erfordernissen
beispielhafte Taten folgen. Ihre Modellmaßnahmen basieren auf
drei Säulen: 1. Barrierefreier Wohnraum in zentraler Lage zu orts-
üblichen Preisen; 2. sozialräumliche Vernetzung innerhalb der
Kommune, Kirchengemeinde, Vereine/Verbände und sonstiger
Organisationen, und 3. professionelle hauswirtschaftliche und
ambulante Dienste, die allerdings nur bei tatsächlicher Inan-
spruchnahme bezahlt werden müssen. Mittlerweile ist dies an
15 Standorten verwirklicht – jeweils individuell angepasst an
die lokalen Umstände bzw. den Bedarf. Beispielsweise wird im
Bamberger Stadtteil Gaustadt das Haus „Miteinander“ als inte-
grative Wohnanlage betrieben, in der 29 Mietwohnungen nicht
nur für junge Familien und Senioren, sondern auch für Men-
schen mit Behinderung bereitstehen – eben für alle Lebens-
phasen. Die „Heimat“-Idee wurde bereits in weitere Teile
Deutschlands exportiert. Die Trägerschaft übernehmen die
„Erfinder“ aufgrund ihrer rechtlichen Struktur ausschließlich
im Erzbistum Bamberg. Innerhalb dieser Grenzen ist es uner-
heblich, welche konfessionelle Gewichtung in einer sich in-
teressierenden Stadt oder Gemeinde herrscht.
Spenden sind willkommen an die Stiftung „In der Heimat
wohnen – ein Leben lang!“ (unter dem Dach des Stiftungs-
zentrums der Erzdiözese Bamberg) auf das Konto 9056785
bei der LIGA Bank Bamberg (BLZ 750 903 00). �
� www.joseph-stiftung.de, www.in-der-heimat.de
Traditionelle Sehnsüchte undmoderne Begebenheiten
„Heimat“-Wohnmodell bietet sicheres Zuhause
Auf Abruf zur Stelle:professionelle Helfer
44 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Daheim statt HeimWarum es wichtig ist, ein Alternativsystem zur Betreuung alter Menschen aufzubauen
von Dr. Michael Damian
Nach neueren Untersuchungen wird in den nächsten Jahren
jede zweite Frau und jeder dritte Mann jenseits von 70 Jahren
an Demenz erkranken. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der
Pflegebedürftigen von heute 2,5 Millionen auf mindestens 4,5
Millionen steigen. Die alterspflegebedürftigen, zum Teil de-
menzkranken Menschen werden die größte Gruppe in unse-
rer Gesellschaft bilden. Dies bedeutet, wir wachsen in eine
gesellschaftliche Situation hinein mit einer riesigen Hilfsbe-
dürftigkeit.
Früher hat man die Menschen zur Hilfe gebracht, seit ge-
raumer Zeit versucht man zunehmend, Hilfe zu den Men-
schen zu bringen. Das ist auch ganz im Sinne des Sozialhilfe-
gesetzes, das ab 1961 die bis dahin praktizierte Devise ‚sta-
tionär vor ambulant’ aufhob und das genaue Gegenteil for-
derte, nämlich ‚ambulant vor stationär’. Trotz dieses damals
sehr fortschrittlichen Gesetzes entstanden in der Folgezeit
und bis heute weitere Tausende von Alten- und Pflegeheimen
in Deutschland. Als Beispiel Frankfurt am Main: Hier stieg die
Zahl der Pflegebedürftigen in den letzten 10 Jahren um mehr
als 20 Prozent. Trotzdem bleibt die Stadt überversorgt mit sta-
tionären Plätzen in Alten- und Pflegeheimen. Wie aus der Pfle-
gestatistik der Stadt hervorgeht, wurden im Jahr 2011 von den
rund 4.200 zur Verfügung stehenden Wohnplätzen nicht alle
belegt, 92 wurden als frei gemeldet.
Hier schöpft man inzwischen alle Möglichkeiten einer Be-
treuung und Pflege in den eigenen vier Wänden aus. Dies
hängt mit der dramatisch gesunkenen Akzeptanz von Alten-
und Pflegeheimen in der Bevölkerung zusammen. Der ältere
Mensch lässt sich zunehmend nicht mehr institutionalisieren,
er möchte integriert werden. Für die Gruppe dieser Men-
schen kämpft seit 30 Jahren der Sozialpsychiater Prof. Klaus
Dörner. Seine Devise ist es, Heime überflüssig zu machen.
Die Hilfe muss zu den Menschen nach Hause kommen
und nicht umgekehrt. Ein ganz wichtiger Indikator für einen
Wandel hin zu einem neuen Hilfesystem ist für Dörner die
Gründung von ‚ambulanten Haushaltsgemeinschaften’ oder
auch ‚ambulanter Nachbarschaftswohnpflegegruppen’. In
ihnen organisieren sich Familien mit pflegebedürftigen An-
gehörigen und teilen sich die Betreuung.
Mit professioneller und institutionalisierter Hilfe allein ist
das Problem der älter werdenden Gesellschaft nach Dörners
Meinung nicht zu begegnen. Auch die hohen Kosten für die
‚Monokultur Heim’ kann die Gesellschaft seiner Meinung
nach bald nicht mehr aufbringen.
Bundesweit sind nach den Recherchen von Klaus Dörner
beispielsweise mehr als 1000 ambulante Alterspflege-Grup-
pen entstanden. Oft entstehen solche Wohnformen in Ko-
operation mit Wohnungsbaugesellschaften. Diese ermögli-
chen diese Wohnformen nicht aus sozialen, sondern aus rein
betriebswirtschaftlichen Gründen.
Auch gemeinnützige Vereine wie der in Frankfurt, Berlin
und Hamburg tätige Notmütterdienst versuchen, mit Hilfe so
genannter Notmütter, alte Menschen so lange sie leben, zu
Hause zu betreuen. Die Notmütter kommen ins Haus, be-
treuen und pflegen die älteren Menschen, machen die Haus-
arbeit und kümmern sich um alles, was wichtig ist.
Die Menschen in Deutschland werden immer älter, die
Zahl der Menschen im Rentenalter steigt an und zu dem Pfle-
genotstand gesellt sich ein weiteres Problem, an dem zur Zeit
in der Politik heftig gestritten wird: die Altersarmut.
Diese ist allerdings nicht ein bloßes Zukunftsszenario, son-
dern schon lange Realität. In Organisationen wie dem Not-
mütterdienst sind bereits mehr als 40 Prozent der Freien Mit-
arbeiter im Rentenalter. Wenn die eigenen Kinder aus dem
Haus sind und nach dem Eintritt in den ‚Ruhestand’ einem oft
die Decke auf den Kopf fällt, suchen viele Frauen und Männer
nach einer sinnvollen Beschäftigung. Die von Prof. Dörner in
seinen Publikationen festgestellte ‚Neue soziale Bewegung’,
darunter zählt er die vielfältigen Aktivitäten älterer Menschen
in Nachbarschaftshäusern und –vereinen, in Selbsthilfegrup-
pen, Hospizen, Bürgerstiftungen und auch der Familienpflege
ist ein gutes Beispiel. Man engagiert sich gerne gerade in sol-
chen Bereichen, um sich gewissermaßen sozial zu erden, oder
als Therapie gegen die Leere und mit einer bestimmten Ta-
gesdosis an Bedeutung für andere. Umso besser, wenn eine
über das Erwerbsleben hinaus mögliche Beschäftigung auch
noch honoriert wird, damit die oft jetzt schon karge Rente
spürbar aufgebessert werden kann. Dann können auch Ver-
eine wie der Notmütterdienst aufzeigen, wie man im Sinne
der Menschen den beiden Problemfeldern Pflegenotstand
und Altersarmut gleichzeitig begegnen kann. �
� www.notmuetterdienst.org
Berichte und Kampagnen
Ein kurzer Moment veränderte das
Leben der 12-jährigen Ana für
immer. Am frühen Morgen ging sie
für ihre Tante Albertina Wasser vom
Brunnen holen. Wenige Minuten
später hörte Albertina eine Explo-
sion. Sie lief sofort los und fand das
Mädchen blutend am Boden. Ana
war auf eine Mine getreten, ihr rech-
tes Bein, Hände und Gesicht waren
schwer verletzt. Das Bein musste
amputiert werden.
Das mosambikanische Mädchen
teilt ihr Schicksal mit Hunderttau-
senden Menschen weltweit. Und
immer noch kommen jedes Jahr
Tausende solcher Fälle hinzu. Den-
noch: Das früher stark verminte
Land Mosambik wird sich im näch-
sten Jahr als minenfrei erklären kön-
nen. Dazu haben Organisationen
wie Handicap International beige-
tragen, die dort und in anderen Län-
dern seit vielen Jahren mit lokalen Teams Minen räumen –
und gleichzeitig dafür sorgen, dass weltweit keine neuen
Minen mehr gelegt werden.
Der Traum von einer Welt ohne Minen hat 1992 Handicap
International und fünf andere Organisationen dazu bewegt,
eine Kampagne zu gründen, die von Kofi Annan später als „die
erfolgreichste Bürgerinitiative der Welt“ bezeichnet wurde: die
internationale Landminenkampagne (ICBL). 1997 erreichte die
Kampagne, dass ein Vertrag über ein Verbot von Anti-Personen-
Minen geschlossen wurde. Der Frie-
densnobelpreis krönte diesen Erfolg.
Aber die Kampagne ruht sich bis
heute nicht aus – denn es gibt noch
viel zu tun, bis alle Minen geräumt
sind und alle Länder sich an das Mi-
nenverbot halten. Unter dem Vertrag
fehlen noch immer Unterschriften –
unter anderem von so entscheiden-
den Ländern wie Russland, China
oder den USA.
Zumindest in den USA besteht die-
ses Jahr die Chance, dass Präsident
Obama das Minenverbot unter-
zeichnet – und bis es endlich so weit
ist, wird die Landminenkampagne
weiter darauf drängen. Zum Beispiel
mit der weltweiten Aktion „Lend
your leg – Zeig dein Bein für eine
Welt ohne Minen“. Unter diesem
Motto lädt Handicap International in
diesem Jahr wieder gemeinsam mit
der deutschen Partnerorganisation
SODI Prominente, Politiker und alle Menschen in Deutschland
dazu ein, mit dem einfachen Symbol eines hochgeschlagen Ho-
senbeins ein Zeichen gegen Landminen zu setzen. Höhepunkt
ist der UN-Minentag am 4. April mit Veranstaltungen in ganz
Deutschland – damit nicht nur die Kinder von Ana aus Mo-
sambik einmal ohne Gefahr Wasser holen können.
Spenden für Minenopfer: Handicap International Spen-
denkonto 595, bei Sozialbank München BLZ 881 72 00. �
� www.handicap-international.de, www.zeigdeinbein.de
Für eine Welt ohne MinenZum UN-Minentag am 4. April deutschlandweit Veranstaltungen
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46 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Der Zeit Jahrzehnte vorausVor 45 Jahren als „pädagogischer Unfug“ verschrien – heute maßgebend
Der Zeit Jahrzehnte voraus – was vor 45 Jahren noch als „päd-
agogischer Unfug“ verschrien wurde, ist heute maßgebend
1968 gründete Prof. Dr.med. Dr.hc. mult. Theodor Hellbrügge
die Aktion Sonnenschein mit dem Ziel der Integration (heute
Inklusion genannt) von Kindern mit Behinderung und be-
schritt damit völlig neue Wege der Behindertenhilfe. Das Kon-
zept sah vor, Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam
zu erziehen und allen Kindern eine möglichst individuelle
Förderung zu Gute kommen zu lassen, damit jedes Kind op-
timale Entwicklungs- und Bildungschancen erhält.
Bereits zwei Jahre nach Gründung eines Integrations-Kin-
dergartens rief die Aktion Sonnenschein gegen große Wider-
stände eine Grundschule für Schüler mit und ohne besonde-
ren Förderbedarf ins Leben. Dies war zu der damaligen Zeit
nach Vorstellungen des Deutschen Bildungsrates absurd und
u.a. nach den bayerischen Gesetzen sogar verboten. Die Re-
gierung von Oberbayern wies daher eine nicht unerhebliche
Strafe für „pädagogischen Unfug“ zu. Zum Glück konnte man
sich aber einigen und inzwischen besuchen über 600 Kinder
die pädagogischen Einrichtungen der Aktion Sonnenschein.
Mittlerweile hat sich die Gesetzeslage, dank weiterer enga-
gierter Organisationen und Unterstützer geändert und „Teil-
habe“ ist als zentrales Menschenrecht in der 2006 verab-
schiedeten Behindertenrechtskonvention der UNO-General-
versammlung definiert worden. Damit steht der Mensch im
Mittelpunkt und damit auch seine Rechte auf Teilhabe, Gleich-
behandlung und Selbstbestimmung. Die Aktion Sonnenschein
verfolgt diese Zielsetzung u.a. mit ihren pädagogischen Ein-
richtungen, als „Zentrum der Vielfalt“, bereits seit vielen Jahr-
zenten. Somit ist sie Vorreiter der Inklusion und war prägend
in der sozialen Landschaft Deutschlands.
Die Besonderheit der Aktion Sonnenschein liegt nicht nur
in ihrer Pionierleistung in Bezug auf Integration/Inklusion. Sie
hat nicht nur gezeigt, dass Inklusion funktioniert sondern
schafft auf den unterschiedlichsten Ebenen Synergien: In den
pädagogischen Einrichtungen wird Kindern Tag für Tag kon-
kret geholfen. Diese Erkenntnisse werden durch Kurse, Hos-
pitationen und die Qualifizierung von Mitarbeitern, die in an-
dere Einrichtungen wechseln, weitergegeben und vervielfa-
chen sich so in Ihrer Wirkung, was somit Forschung und
Lehre aus einer Hand bedeutet.
So wurden auf dem Weg zu einem innovativen, zeitge-
rechten und wegweisenden Zentrum gewohnte Pfade ver-
lassen und eigenständige Profile weiter entwickelt. Die Hilfe
für das Kind mit einer Behinderung steht im Mittelpunkt der
täglichen Bemühungen. Jeder soll im Rahmen seiner indivi-
duellen Möglichkeiten sein Potential entfalten und entwik-
keln können, und das gilt unabhängig von Alter, Gesundheit,
Geschlecht oder eventuellen Behinderungen. Denn jeder hat
das Recht, dass seine Begabungen in einem geeigneten Um-
feld gefordert werden.
Um diese Ziele erfüllen zu können, reichen die vom Staat
zur Verfügung gestellten Mittel nicht aus. Wichtige Projekte,
wie längst fällige Baumaßnahmen, aber auch die individuelle
Betreuungsleistung benötigen Unterstützer, damit die Aktion
Sonnenschein den derzeit über 600 anvertrauten Kindern
auch in Zukunft helfen kann. �
� www.aktionsonnenschein.de
Vermögen und Finanzen
Schweizer Stiftungen lassen Vermögens-verwaltern zu viel Freiraum
Centre for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel veröffentlicht Studie
Gemeinnützige Stiftungen in der Schweiz verwalten ihr Ver-
mögen zunehmend professionell, vernachlässigen aber die
Bereiche Anlagekontrolle, Kostentransparenz und das Poten-
zial nachhaltiger Anlagen. Zudem lassen sie ihren Vermö-
gensverwaltern zu viel Freiraum. Zu diesem Ergebnis kommt
eine Studie des Centre for Philanthropy Studies (CEPS) der
Universität Basel und der Globalance Bank.
Nur 43 Prozent der Stiftungen messen die Leistung der Ver-
mögensverwalter an Zielvorgaben, und fast drei Viertel haben
keine definierte Zielrendite. Weiter zeigt die Studie, an der 110
Stiftungen mit einem Vermögen von 3,2 Mrd. Franken betei-
ligt waren, dass gemeinnützige Stiftungen lediglich die offen
gelegten Kosten beurteilen; die Gesamtkosten der Vermö-
gensverwaltung werden dabei aber ausser Acht gelassen. Die
impliziten Kosten der im Depot enthaltenen Anlagefonds und
-produkte haben jedoch einen grossen Einfluss auf die Ge-
samtkosten und somit auf die Rendite.
Der Trend, das Finanzvermögen für den Stiftungszweck ar-
beiten zu lassen, wird von 58 Prozent der Stiftungen unter-
stützt. 94 Prozent der Stiftungen, die zweckkonform inve-
stieren, haben damit positive Erfahrungen gemacht. Trotzdem
wird das Renditepotenzial der mit dem Stiftungszweck kon-
formen Anlagen nicht ausgeschöpft: «Die Umsetzung erfolgt
heute fast ausschliesslich über ethische Ausschlusskriterien»,
sagt David Hertig, Gründungspartner der Globalance Bank.
«Hier fehlen jedoch positive Anlageansätze wie das ‚Footprint
Investing‘, das eine finanzielle Rendite mit einer positiven Wir-
kung auf die reale Welt kombiniert.» Mehr als 60 Prozent der
Stiftungen geben an, dass sie bei gleichem Rendite-Risiko-
Profil eine nachhaltige Anlagestrategie wählen würden.
Rund 70 Prozent der Stiftungen verfügen über eine ver-
bindlich formulierte Anlagestrategie, 12 Prozent planen eine
solche. Ein Grossteil der Stiftungen hat in den letzten Jahren
auf das schwierige Marktumfeld reagiert und ihre Anlagestra-
tegie angepasst. Über die Festlegung von Restriktionen wer-
den im Vorfeld zudem wichtige Vorkehrungen für ein Risiko-
management ergriffen.
Verbesserungspotenzialund Empfehlungen
Die Studie deckt auch Verbesserungsmöglichkeiten in der
Regelung von Interessenskonflikten sowie der Aufsicht und
Leistungsbeurteilung von externen Vermögensverwaltern auf.
76 Prozent der Stiftungen haben keine Unabhängigkeitsrege-
lung, obwohl viele Juristen und Bankenvertreter in den Stif-
tungsräten sitzen. «Die Auswertung der Umfrage zeigt sogar,
dass Stiftungsräte mit einem Bankenvertreter die Vermögens-
verwalter weniger systematisch beurteilen», stellt Prof. Dr.
Georg von Schnurbein, Leiter des CEPS, fest.
Schliesslich identifiziert die Studie Divergenzen bei der
Umsetzung von Anlagestrategien der Stiftungen. Die Vermö-
gensaufteilung entspricht nicht immer dem definierten Ver-
mögensziel und Risikoprofil. Auch haben 73 Prozent der Stif-
tungen keine definierte Zielrendite – dies erschwert einer-
seits die Umsetzung einer geeigneten Anlagestrategie und
lässt anderseits eine wirkungsvolle Leistungsbeurteilung der
mandatierten Vermögensverwalter nicht zu.
Die gemeinnützigen Stiftungen in der Schweiz verwalten
gesamthaft Vermögenswerte von rund 70 Mrd. Franken. An
der Studie des CEPS der Universität Basel und der Zürcher
Globalance Bank beteiligten sich 110 gemeinnützige Stiftun-
gen mit einem Gesamtvermögen von 3,2 Mrd. Franken und
einem frei investierbaren Vermögen von 2,9 Mrd. Franken. Zu
den Erkenntnissen liefert die Studie auch konkrete Hand-
lungsempfehlungen. �
� www.ceps.unibas.ch/publikationen, www.globalance-bank.com/stiftungen
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gemeinnützig!
48 � Werte stiften
Recht und Steuern
Gesetz zur Stärkung des EhrenamtesErleichterungen bei der Vermögensweitergabe durch Stiftungen durch neues Gesetz
Der Gesetzgeber möchte noch in dieser Legislaturperiode das
Gemeinnützigkeits- und Spendenrecht verändern, um das eh-
renamtliche Engagement insbesondere im Stiftungsbereich wei-
ter zu stärken. Dazu wurde ein „Gesetz zur Entbürokratisierung
des Gemeinnützigkeitsrechts“ konzipiert, über dessen Grund-
züge Dr. Rupert Graf Strachwitz in der Ausgabe „Werte stiften“
12/2012 durchaus kritisch berichtet hat.
Zu einer Verabschiedung des geplanten Gesetzes ist es im
Jahre 2012 nicht mehr gekommen. Allerdings haben sich Bun-
destag und Bundesrat zwischenzeitlich darauf verständigt, die
geplanten neuen Regelungen kurzfristig mit überwiegend rück-
wirkender Anwendung ab 1. Januar 2013 zu beschließen, aller-
dings unter einem neuen Titel als „Gesetz zur Stärkung des Eh-
renamtes“. Dabei dürften sich gegenüber den ursprünglich vor-
gesehenen Gesetzesregelungen noch Änderungen ergeben,
über die derzeit noch keine vollständige Klarheit besteht.
In Ergänzung der ursprünglichen Entwurfsfassung der Bun-
desregierung hat der Finanzausschuss des Deutschen Bundes-
tags in seiner Sitzung vom 16. Januar 2013 eine Änderung des
§ 58 Nr. 3 Abgabenordnung bei den sog. „unschädlichen Betäti-
gungen“ angeregt, also bei den im Gesetz ausdrücklich aufge-
führten Aktivitäten, die eigentlich gegen die zentralen Gebote
des Gemeinnützigkeitsrechts, nämlich die Selbstlosigkeit, Aus-
schließlichkeit und/oder Unmittelbarkeit verstoßen, die aber
kraft Gesetzes für unbedenklich erklärt werden. Es deutet sich
ein breiter politischer Konsens über diese geplante Änderung
an; der Bundestag hat am 1. Februar 2013 bereits zugestimmt.
§ 58 Nr. 3 AO betrifft derzeit die Überlassung von Arbeitskräf-
ten an andere Personen, Unternehmen, Einrichtungen oder an
eine juristische Person des öffentlichen Rechts für steuerbe-
günstigte Zwecke durch eine steuerbegünstigte Körperschaft.
Eine derartige Überlassung ist danach gemeinnützigkeitsrecht-
lich erlaubt und gefährdet den Status der Gemeinnützigkeit
nicht; sie ist aber zumeist verbunden mit Körperschaftsteuer-,
Gewerbesteuer- und/oder Umsatzsteuerpflichten bezüglich die-
ser Personalüberlassung. Diese Regelung soll inhaltsgleich in die
Nr. 4 des § 58 AO „umgebucht“ werden; Nr. 3 soll eine zusätzli-
che und neue Gestaltung zur Vermögensweitergabe vor allem
für Stiftungen eröffnen. Eine steuerbegünstigte Körperschaft –
und damit z. B. auch eine Stiftung – wird danach ihre Über-
schüsse der Einnahmen über die Ausgaben aus Vermögensver-
waltung, ihre Gewinne aus wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben
ganz oder teilweise und darüber hinaus höchstens 15 Prozent
ihrer sonstigen zeitnah zu verwendenden Mittel einer anderen
steuerbegünstigten Körperschaft oder einer juristischen Person
des öffentlichen Rechts zur Vermögensausstattung zuwenden
dürfen. Die aus ihren Vermögenserträgen zu verwirklichenden
steuerbegünstigten Zwecke müssen allerdings den steuerbe-
günstigten satzungsmäßigen Zwecken der zuwendenden Kör-
perschaft entsprechen. Außerdem dürfen die zugewandten Mit-
tel und deren Erträge nicht für weitere Mittelweitergaben ver-
wendet werden (sog. Kaskadeneffekt).
Die geplante Änderung lockert das derzeit (noch) sehr strin-
gent angewendete sog. „Endowment-Verbot“, also das Verbot,
zeitnah zu verwendende Mittel als Ausstattungskapital einer
neuen gemeinnützigen Stiftung einzusetzen. Durch dieses Ver-
bot wurden steuerbegünstigte Stiftungen bisher erheblich darin
eingeschränkt, sich als (Zu-)Stifter an der Gründung anderer Stif-
tungsinitiativen zu beteiligen. Eine Beteiligung mit Hilfe von Ver-
mögenswerten, die bei der zuwendenden Stiftung nicht zeitnah
zu verwenden sind (Grundstockvermögen, Mittel der freien
Rücklage), war in der Praxis bisher zumeist ebenso wenig mög-
lich, da diese regelmäßig bereits für andere Zwecke (Kapitaler-
haltung) gebunden waren und deshalb für Endowments nicht
zur Verfügung standen.
Insbesondere große gemeinnützige Förderinstitutionen
(z. B. im Bereich Wissenschaft) sind daran interessiert, andere
Einrichtungen (z. B. Universitäten) nicht nur durch laufende För-
dermittel, sondern durch Gewährung eines Grundstockvermö-
gens zu fördern, um z. B. Stiftungsprofessuren durch eine dau-
erhafte Mittelausstattung (Kapitalstock) wirkungsvoller zu er-
richten als dies bisher möglich ist. Die geplante Gesetzesände-
rung ist zu begrüßen. Sie entspricht berechtigten Erfordernis-
sen der Praxis, ohne das Gebot der zeitnahen Mittelverwendung
ungebührlich auszuhebeln. Sie dürfte sich überaus positiv auf
das Stiftungswesen in Deutschland auswirken. �
� www.bdo.de Ralf Klaßmann
Dipl.-Kfm. Ralf Klaßmann ist Wirt-
schaftsprüfer und Steuerberater
und arbeitet als Leiter Branchen-
center Gesundheit & Soziales bei
der BDO AG Wirtschaftsprüfungs-
gesellschaft. Er ist spezialisiert auf
das Steuerrecht und Besteue-
rungsfragen gemeinnütziger Ein-
richtungen und öffentlich-rechtlicher Körperschaften.
Werte stiften � 49
„Menschen stiften Werte“ – der Trend ist unübersehbar. In-
zwischen werden in Deutschland in einem Jahr so viele Stif-
tungen gegründet wie früher in einem Jahrzehnt. Stiften tut
gut: Soziales, kulturelles, gemeinnütziges oder innovatives En-
gagement verbindet Familien und Unternehmen und wirkt
dabei sinn- und identitätsstiftend über Generationen hinweg.
Einerseits suchen kinderlose Paare, Singles ohne Nachkom-
men einen sicheren Hafen für Ihre Rücklagen, andererseits
stehen zunehmend Familienunternehmen am Scheideweg –
eine Generation ohne Nachfolger dankt ab. Individuelle Stif-
tungsmodelle können private und unternehmerische Vermö-
genswerte, angesammelt über Jahrzehnte, über künftige Ge-
nerationen hinweg sichern, Familienunternehmen eine un-
abhängige Zukunft schaffen und gleichzeitig bürgerliches En-
gagement initiieren. Stiften dient dem guten Namen. Wer sein
Vermögen einem guten Zweck zuführt, bleibt der Nachwelt
in Erinnerung. Langfristige Betrachtung und das auf Dauer
Wichtige sowie die Stärkung der dezentralen Eigenverant-
wortung sind wesentliche Akzente, die positiv dem von Kurz-
fristigkeit geprägtem Handeln der politisch Verantwortlichen
und der starr geprägten Fürsorge des Wohlfahrtsstaats ge-
genübersteht. Damit jedoch nachhaltige und langfristige Wir-
kung mit Stiftungsarbeit erzielt werden kann und die zur Ver-
fügung stehenden Mittel sinn- und wertstiftend eingesetzt
werden, bedarf es, vergleichbar mit einem wachsenden Un-
ternehmen, eine stetige Steigerung des Professionalisie-
rungsgrades des operativen Managements einer Stiftung.
Gründungsphase – Profil nach INNEN(Inhalte & Personen)
Bei der Gründung der Stiftung die Prioritäten richtig set-
zen. Meist trägt ein potentieller Stifter seine Idee lange Zeit
mit sich alleine, durch einen Impuls von außen wird sie dann
spontan und zügig umgesetzt und der Schwerpunkt liegt im
Startprozess bei Rechts- und Steuerkonformität. Für was die
Stiftung dann über Generationen hinweg stehen will, findet
man meist in einer sehr allgemein formulierten Satzung, die
(zu)viel Spielraum bietet für künftiges gemeinnütziges Enga-
gement. Für Steuern und Recht werden Fachexperten hinzu-
gezogen, für die inhaltlichen Grundlagen des späteren Wir-
kens wird hierauf meist verzichtet. Das Rückgrat einer Stif-
tung sind Vision und Zweck. Beim Entstehungsprozess ver-
dienen sie entsprechende Aufmerksamkeit. Das Selbstver-
ständnis der Stiftung ist Basis der späteren Identität, die
„DNA“ der Stiftung, und steht in enger Verbindung mit der
Identität des Stifters: WER? (Namensgebung) – FÜR ? (Inhalt,
Zweck, Zielgruppe) - WAS? (Maßnahmen, Projekte) - WIE? (fi-
nanziell fördern und/oder operativ gestaltend fördernd). Ant-
worten auf diese Kernfragen sind am Anfang in Form von Dis-
kussion und Dialog mit Beteiligten und Experten zu finden,
um auf dieser Basis im nächsten Schritt Persönlichkeits- und
Kompetenzprofile für Entscheidungs- und Führungsorgane
der Stiftung zu definieren. Ob in der Personalrekrutierung Ver-
wandtschafts- bzw. Bekanntheitsgrad oder Netzwerkzugehö-
rigkeit entscheidend sind, müssen Stifter selbst entscheiden.
Auffallend ist, dass die Personalstruktur in deutschen Stiftun-
gen homogen ist und der Akademikeranteil um die 90 Pro-
zent beträgt. Das macht insofern nachdenklich, da viele Stif-
tungsmitarbeiter den Anspruch haben, Lösungen für gesell-
schaftliche Probleme zu finden. Mehr Betroffene und in der
Praxis Erfahrene in den Rekrutierungsprozess einzubinden,
wäre ein Schritt hin zu mehr Professionalität.
Aufbauphase – Profil nach AUSSEN(Strukturen & Marketing)
Ein unverwechselbares Profil sowie Qualität in der Trans-
parenz nach Innen und Außen schafft Vertrauen und Identität
als Grundlage für nachhaltiges positives Stiftungswirken. Im
nächsten Schritt geben die operativ Verantwortlichen der
noch jungen Stiftung ein Profil nach Innen (Organisation und
Prozesse) und ein Gesicht nach außen. Dies ist ein interakti-
ver Prozess, abhängig von Vermögens- und Personalausstat-
tung einerseits und der Art und Weise der Förderungsarbeit
andererseits. Basis des aktiven Handelns ist ein von den Ent-
scheidern verabschiedeter Strategie-, Maßnahmen- und Haus-
halts-/Budgetplan. Parallel sind Strukturen für Vermögensma-
nagement und Administration zu schaffen. Passend zur fest-
gelegten Stiftungsausrichtung werden die geeigneten Instru-
mente für die Öffentlichkeitsarbeit ausgewählt und gestaltet.
Hierzu zählen ein einheitliches Erscheinungsbild (Corporate
Design), Informationsmaterial (Imagebroschüren sowie Tä-
tigkeits- und Projektberichte), Newsletter für die interessierte
Der Stiftung ein Profil gebenPlädoyer für professionelles Stiftungsmanagement
von Josef X. Baumeister
Stiftungsmanagement
Stiftungsmanagement
Josef X. Baumeister besitzt lang-
jährige Stiftungs-, Unternehmer-
und Bankerfahrung, war zuletzt
CFO/CEO der Hirschvogel Auto-
motive Group und Vorstandsvor-
sitzender der gemeinnützigen Un-
ternehmensstiftung. 2012 grün-
dete er als geschäftsführender Ge-
sellschafter gemeinsam mit seiner Frau die baumeister-
value GmbH. Spezialisiert auf Stiftungen sowie den fa-
miliengeführten Mittelstand versteht sich die Gesell-
schaft als unabhängiger Berater und Begleiter für Stif-
tungsverantwortliche, Stiftungsgremien sowie für Ge-
sellschafter, Unternehmer und Management.
Öffentlichkeit sowie Projektpartner und Förderer, Internet-
präsenz als zentrale Informationsquelle, Öffentliche Informa-
tionsveranstaltungen, Medienarbeit (Schreiben von Presse-
texten) und Journalistenkontakte, aktive Teilnahme an Vor-
trägen/Kongressen sowie Fundraising-Kampagnen.
Weiterentwicklung – Projektmanagement und Projektcontrolling
Stiftung ist mehr als Geld zur Verfügung stellen – es be-
deutet, aktiv Veränderungsprozesse in der Gesellschaft zu in-
itiieren und zu begleiten als Beitrag zur Zukunftsfähigkeit
einer modernen und gerechteren Zivilgesellschaft. Um die-
sem Anspruch gerecht zu werden, bedarf es zwingender Pro-
fessionalität in Auswahl, Vorbereitung, Durchführung und Eva-
luierung von Projekten auf Basis des Stiftungszwecks. Für
nachhaltiges Wirken sind geeignete Maßnahmen zu finden für
die Bewertung und Messung der durchgeführten Projekte.
Hier besteht vor allem für bestehende Stiftungen ein hohes
Maß an Potenzial der Weiterentwicklung und kontinuierlicher
Verbesserung.
Fazit: Eine Stiftung will so professionell gemanagt und ge-
führt werden wie ein erfolgreiches Unternehmen. Gerade für
Stiftungen, die auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit zielen,
verdient dieser Aspekt in der täglichen Arbeit mehr Aufmerk-
samkeit als bisher. Lucius Annaeus Seneca hat vor mehr als
zwei Jahrtausenden konstatiert: „Man irrt, wenn man glaubt,
dass Schenken eine leichte Sache sei. Es hat recht viel Schwie-
rigkeiten, wenn man mit Überlegung geben und nicht nach
Zufall und Laune verschleudern will.“ Im Übrigen profitieren
von einer zunehmenden Professionalisierung alle Stakehol-
der gleichermaßen: Stifter, Gremienentscheider, Mitarbeiter
Projektverantwortliche, Projektbegünstigte und die öffentli-
che Gesellschaft. �
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