Max Seltmann Heft 21

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    Heft 21. Johannes der Tufer

    01. Johannes der Tufer02. Wieder zu Hause

    01. Johannes der TuferAm Fue des auslaufenden Gebirges befand sich der Grund der Elisabeth, dendiese nun schon seit ungefhr zwanzig Jahren mit ihrem Sohn Johannesbewirtschaftete. Mde und voll Sehnsucht erwartete Elisabeth an diesem Tagihren Sohn, der schon seit frhestem Morgen aus dem Hause war, um auf denHhen Futter und Streu fr die Ziegen zu holen. Schon neigte sich die Sonne,und mit wachsender Unruhe blickte sie nach der Richtung, aus der Johannesgewhnlich kam.Wo er nur heute bleibt", Elisabeth drckte ihre Linke auf das aufgeregt

    klopfende Herz, es wird ihm doch kein Unglck zugestoen sein! 0 Herr undGott, dies wirst Du doch verhten!"Endlich war Johannes heimgekommen. Schwer war das Bndel, das er auf demRcken trug. Zrtlich begrte er die ihm entgegeneilende Mutter, er empfandhinter ihrer Freude die groe Unruhe, die sie seit Stunden geqult hatte. Mutter,hast du dich wieder gesorgt um mich? Du weit doch, da der Ewige und allesErhaltende Seine schtzende Hand ber uns hlt. Wre dem nicht so, Mutter, eswre heute mein letzter Tag gewesen, da ich mit einem wildgewordenen Ochsenschwere Arbeit hatte.

    Der Nachbar jenseits des Berges, Sergius, hatte seinen Ochsen an seinen Karrengespannt und wollte auch Futter machen auf seinem Grund. Ruhig weidete dasTier, doch pltzlich wurde es furchtbar wild, wlzte sich auf dem Boden undbrllte vor Schmerz und Wut.Ich wurde aufmerksam und kam gleichzeitig mit Sergius hin, und wir sahen, wieein Schwrm Bienen dieses wildgewordene Tier ber und ber bedeckte. Wirwollten helfen, aber es ging nicht.Als Sergius mit einigen Grasbscheln die Bienen abstreifen wollte, wurde er vonden Bienen angegriffen, und so suchte er in der Flucht sein Heil.Was tun, dachte ich, dieses Tier kann ich doch dem Elend nicht preisgeben?

    Ich ri meinen Schurz vom Leibe und wedelte mit aller Kraft undGeschwindigkeit die Bienen ab, was mir schlielich gelang. Indessen, der Ochsenahm mir meine Hilfe bel und griff mich an. Eine kleine Zeit konnte ich michseiner erwehren, in einem gnstigen Augenblick sprang ich jedoch zur Seite undflchtete.Sergius sah von weitem, wie auch ich mich in Sicherheit brachte, und sogetrauten wir uns nicht zu 'arbeiten. Nach Stunden erst war das ermattete undbs zugerichtete Tier wieder zur Ruhe gekommen, und so kam es, da ich dichso lange allein lie."

    Johannes, mein Sohn, denke immer daran, da du noch eine Mutter hast. Dubist zu wild und meinst, alles bezwingen zu knnen." Des Sohnes Erzhlunghatte die betagte Elisabeth erschreckt. Wie oft bete ich um Schutz fr dich undbitte Gott, ber dich zu wachen."

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    Johannes mit frhlichem Ernst: Mutter, Mutter, wem Gott ein Amt gibt, denwird Er auch erhalten und mir ist dieses groe Amt geworden: fr dich zu sorgenund deine legten Tage zu verschnen. Wie knnte es auch anders sein, hast dunicht Vater und Mutter in einem mir gegeben? Deine Gte, deine Liebe sind sie

    nicht einmalig? Dies vergit dein Sohn nicht; darum, Mutter, sorge nicht zuviel,damit mein Vertrauen zu Gott nicht schwcher, sondern strker wird."Bald stand das gewohnte karge Abendmahl aus Milch und Brot auf dem Tisch,als der Nachbar Sergius mit zwei Priestern erschien. Ehrfurchtsvoll begrtendie drei Elisabeth, dann Johannes. Sergius begann nun von dem Geschehen aufdem Berge zu erzhlen, aber Johannes wehrte ab: Sergius, meiner Mutter habeich schon alles berichtet, es tut nicht not, nochmals die Gefahr zu schildern, inder wir standen."Elisabeth wollte etwas erwidern. Einer der Priester kam ihr zuvor: MutterZacharias, wieder komme ich mit der alten Bitte zu dir, gib uns deinen Sohn,

    damit wir ihn ganz fr den Tempel erziehen knnen. Du bist es deinem seligenManne schuldig, seinen einzigen Sohn zu einem Priester erziehen zu lassen.Dann ist es auch der Wille des Tempels, den Sohn eines so wrdigen Dienerswie Zacharias in die Fustapfen seines Vaters treten zu lassen."Joseph", entgegnete leise aber bestimmt Elisabeth, deine Mhe scheint auchheute vergeblich, hat sich Johannes doch vor wenigen Minuten fr die Mutterentschieden."Der Priester, zhe an seinem Gedanken festhaltend: Das ist recht und billig,aber auch wir wollen dich versorgen so gut, wie wir knnen, darum kann dieserVorwand nicht aufrechterhalten werden. Wir beobachten Johannes unausgesetztund mssen dir sagen: es kann nicht im Sinne des Tempels liegen, da deinSohn so frei und ohne unseren Einflu dahinlebt. Er wurde Gott und demTempel geweiht."Nun begann Johannes zu reden: Eure Sorge ist eitel und vllig haltlos, dennmeine Mutter hat mir bis jetzt voll und ganz gengt. So oft ich im Tempel und inder Synagoge weilte, hrte ich nichts anderes, als was mich die Mutter lehrte.Ihr wollt mich ganz von der Mutter trennen, damit ihr sagen knnt, ihr sorgt frden Sohn und die Witwe des Zacharias."Asur, der andere Priester, sprach: Junge, vergi nicht, da wir Vaterstelle an dir

    vertreten und du in Ehrerbietung und Gehorsam zu stehen hast. Schon allzulangelebst du in einer Zgellosigkeit, die ein Ende haben mu."Elisabeth: Was habt ihr vor? Was gefllt euch an Johannes nicht? Mir ist ergehorsam, voll Kindesliebe und Dankbarkeit! Er ist mein Sonnenstrahl inmeinen alten Tagen und in seiner Jugendfrische leuchtet mir der Glaube seinesVaters entgegen. Doch so er mit euch zum Tempel will, wrde ich ihn nichtzurckhalten wollen."Mutter", entgegnete Johannes, nie werde ich dich verlassen, solange du nochlebst! Und ihr beiden Gottesdiener hret: Lieber verlasse ich den Glaubenmeiner Vter, ehe ich meine alte, betagte Mutter verlasse. Gerade sie gab mirdas Bewutsein: da jederzeit und zu jeder Stunde ich aus der Gte und Liebedes ewigen Gottes und Schpfers lebe.Solange ich denken und urteilen kann, ist mir keine Handlung bewut, wo ich

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    mich meiner Mutter schmen mte. Wenn ich aber das Leben meiner Mutterund euer Leben vergleiche, entstehen endlose Zweifel, denn wir begegnen dabeiTag und Nacht.Ihr gebet vor, fr meine Erziehung besorgt zu sein? Dies ist gelogen, ich will es

    euch sagen: ich bin euch zu offen und kann ber eure unreinen Handlungennicht schweigen, darum soll ich unter euren Augen zu einem Priester erzogenwerden, der sich voll und ganz euren Bedingungen fgt."Mein Junge", sprach Joseph, was du dir nicht einbildest, bist kaum zwanzigJahre alt und mchtest reden wie einer von siebzig.Nie trennen wir dich von deiner Mutter, und so ihr hier verbleiben wollt, so mages sein. Es ist unsere Pflicht, zu mahnen! Doch einsehen mut du, ganz ohneUnterricht kannst du nicht bleiben und mut dir wohl oder bel unsere Sorgegefallen lassen. Dein Vater wrde auch nicht anders handeln, so er lebte, und dubist noch viel zu unreif, um recht denken und urteilen zu knnen. Gewi, du tust

    deine Pflicht und scheust keine Gefahren, wie Bruder Sergius berichtete, aberdas Schnste und; Beste ist doch das, so man gehorsam ist!"Erinnert mich nicht daran", entgegnete Johannes, ihr wit, wie mein Herzbrennt vor Sehnsucht, Gott dienen zu knnen! Aber ist der Dienst an meinerMutter nicht Gottesdienst? Danken will ich euch mit meinem Leben, so ihr mirgebt, was ntig ist zu einem treuen, gottergebenen Sinn, doch verlangt nicht, daich mich mit Brocken begnge.Seht, meine Mutter, sie ist mir Vorbild; lat sie mir Vorbild bleiben, damit ichdie Achtung vor euch nicht verliere."Da reichte Joseph dem Johannes die Hand und sprach: Mein Sohn, bleibekindlich und treu deiner Mutter ergeben; ich sehe ein, da wir auf demgedachten Wege nicht zum Ziele gelangen. Doch eines verlange ich von dir:achte den Tempel und seine Diener, denn es ist Gottes Werkt Und schaue nichtmit scheelen Augen auf jene, die nach deinen Begriffen nicht in der rechtenOrdnung leben. So will ich dich segnen und dich der rechten Hut Gottesempfehlen."Die beiden Priester verabschiedeten sich mit dem allgemeinen Segensgru, aberSergius blieb. Das unterbrochene Abendmahl wurde verzehrt. Auch Sergiusnahm einen Bissen Brot und einen Schluck Milch. Ich habe mit euch zu reden",

    begann dieser nach einer Weile, denn der heutige Tag gibt mir dieVeranlassung.Mutter Elisabeth, du weit, wie viel Dank ich dir noch schulde, als du meinerFrau in all den schweren Stunden so hilfreich nahe warst.Dein Sohn Johannes sollte doch zur Erziehung zum Priester in den Tempelgehen. Gerne und voll tausend Freuden nehmen wir dich in meinem Hause aufund ich kann dann die groe Schuld etwas abtragen.Dein Mann war Priester, ich habe ihn nicht gekannt, aber wenn er in diesemGlauben wie du stand, bist du es Gott schuldig, seinen Sohn ebenfalls Priesterwerden zu lassen. Du selbst lehrtest mich Gott erkennen, und ich bekenne michauch zu Ihm, dank deiner Liebe und deiner vielen Mhen. Nun mchte ich Gottdanken, indem ich dir ermgliche, deinen Sohn in den Tempel zu geben.Du kommst zu uns und ich lasse deinen kleinen Grund aufs beste versorgen, so

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    da er immer noch deinem Sohn erhalten bleibt. Jederzeit kann er zurckkehren,so ihn die Sehnsucht nach dir und der Heimat treibt."Sprach Johannes: Du edler Freund! Deine Liebe und dein Angebot sind wie einErgu khlenden Wassers bei groer Hitze, und ich danke dir von Herzen. Aber

    die Mutter kann ich nicht verlassen, wer wei, was Jehova will? Und solangeSein Wille noch nicht offenbar geworden ist, bleibe ich hier. Gewi, ich mchtePriester sein, aber Priester nach der Mutter Art.Verstehe mich recht, ist Mutter nicht weiser denn die Priester? Und ist dir dieMutter jemals einen einzigen Aufschlu schuldig geblieben? Hier ist mehr dennder Tempel, hier ist Gott."Johannes", sprach Sergius, du bertreibst. Es ist jedenfalls nicht deiner MutterWille, so du den Tempel herabsetzt. Es gilt zu bedenken : was wirst du tunwollen, so deine Mutter deinem Vater in die Grube folgt? Verscherze dir dieHuld des Tempels nicht, mache einen Versuch; befriedigt dich das Leben nicht,

    kannst du ja zurckkehren in dein Vaterhaus, und ich will dich gerne stufen nachbesten Krften."Dein Vorschlag ist zu berlegen", antwortete Johannes, lasse mir Zeit, bis ichim reinen bin."Dann ist es gut, mein Johannes: Ich werde warten, bis du von selbst kommst",entgegnete Sergius, denn du hast bis jetzt immer Wort gehalten."Nun unterhielt sich Sergius noch eine kleine Weile mit Elisabeth, dannverabschiedete sich der Gast, und ohne nochmals davon zu reden, gingen beidezur Ruhe. Johannes schlief nicht, sondern erhob sich, kniete nieder und rang imGebet um Klarheit. Aber stumm blieb sein Herz und immer aufgeregter gingenseine Gedanken. Endlich bermannte ihn die Mdigkeit, und er schlief imGebetswinkel ein.Frhzeitig erhob sich Elisabeth vom Lager und wollte ihre Andacht halten. Dagewahrte sie den schlafenden Sohn. Behutsam weckte sie ihn und geleitete ihnin seine Kammer, ohne ein Wort zu sagen. Sie wute, er hatte wie Jakob einstim Gebet mit Gott gerungen. Nun hatte sie wieder Ursache, mit Gott zu redenund ihre ganze Sehnsucht Gott zu offenbaren, damit Johannes ein rechter undtreuer Gottesdiener werde!Im Zimmer ward es heller und heller, und als der erste Sonnenstrahl sie

    erreichte, hatte sie die Antwort in sich gefunden: Dein Sohn ist erkoren zumDienst frs ewige Gottesreich". Nun dankte sie in heller Freude ihrem Gott undHerrn und gelobte ewige Treue.Ehe das Morgenmahl, Milch und Brot, auf dem Tische stand, kam Johannes,begrte lchelnd seine Mutter und bat um den Segen fr den kommenden Tag.Feierlich war es in der Stube als Elisabeth sprach: Im Namen unseres ewigenGottes berreiche ich dir Seinen Segen, damit Er dich bewahre vor groerVersuchung, und du gewahr wirst: da du nur aus Seinen Krften lebst undschaffen kannst. Gott mit dir und du mit Gott! Amen."So fing der Tag an. Johannes kannte keine Ruhe. berall sahen seine Augen, woes fehlte. Das Essen htte er darber vergessen, wrde ihn die Mutter nichtgemahnt haben.Und so ging es Tag fr Tag. Elisabeth kannte ihren Sohn; was er in sich trug,

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    mute er allein lsen, fremde Hilfe taugte nicht fr ihn.Es war an einem Tage mitten in der Woche. Da kam berraschend Maria vonNazareth mit ihren beiden Shnen Jakob und Jesus.Der alte Joseph hatte mit seinen Shnen in der Gegend eine Arbeit bernommen.

    Diese Gelegenheit wurde benutzt, Elisabeth und ihren Sohn zu besuchen.Es vergingen Jahre, ehe sie sich einmal sahen, da Joseph die Mhe zu growurde, regelmig nach dem Rechten zu sehen. Auch diesmal blieb er in demOrte seiner Arbeit und schickte Maria mit den beiden Jngsten zu Elisabeth.Wie gro war die Freude auf beiden Seiten, auf welche aber bald ein Schattenfallen sollte. Jesus war merkwrdig schweigsam geworden und gab auf Befragennur kurze Antworten. Einmal verlie Er sogar die Stube. Und Jakob winkteJohannes zu sich und bat: Komm, wir wollen Jesus nicht allein lassen, Ermacht uns allen in der letzten Zeit viel Sorgen.So gingen beide Jesu nach.

    Elisabeth war betroffen, ihre feinsinnige Art empfand, hier stimmt etwas nicht.So trug sie Maria: Was ist mit Jesu, deinem Sohn?"Da fing Maria an zu weinen, bettete ihren Kopf an Elisabeths Brust und sagte:Wenn du nur wtest, wie eigensinnig Er seit den letzten Monaten gewordenist. Kommen die Mdchen zu mir, um Stick- und Handarbeiten zu lernen,verlt Er die Stube. Wird gelacht und gescherzt, schaut Er uns alle mit groenAugen an, schttelt den Kopf und geht von dannen. Gott allein wei, wo Erhingeht! Zu erfahren ist kein Wort von Ihm.Gibt der alte Vater Joseph eine Belehrung, oder die anderen Shne, so gibt Ergewhnlich zu verstehen, da Er dieses lngst wei. Wir htten Ihn gerne zueinem Rabbi gegeben, da sagte Er: Da bin ich lieber bei wilden Tieren imGebirge! Kurz und gut, ich bin fast am Ende meiner Kraft."Da sagte Elisabeth: Meine Tochter Maria, wie kommt es. da du verzweifelnwillst? Habt ihr die Gnaden und Fhrungen des ewigen Herrn und Gottesvergessen? Eben weil eure Hoffnungen auf Jesus sich nicht erfllten, bist dugebrochen und haltlos. Wie trgt es denn Joseph, dein Mann?Nie und nimmer werde ich vergessen, als du, noch fast ein Kind, zu mir kamstund das Kind unter meinem Herzen sprach: .Offne schnell, die Mutter meinesHerrn begehrt Einla!"

    Siehe, die Jahre haben mich alt gemacht, aber meinen Gottesglauben machtensie jung.Auch ich sorge mich um Johannes, der Tempel wnscht ihn als Priester, schonseines Vaters wegen, aber Johannes will nicht, ich bin ihm alles. Dabei besitzt ereinen Eigenwillen, der nur durch zarteste Liebe gelenkt werden kann. So la dirnoch eines sagen: wir Mtter lieben zu einseitig, darum mu Jehova wachen undseine Diener beauftragen, Hter ber den Geist zu sein, der unsere Shnebeseelt. Ich gbe ihn gerne in den Tempel."Maria: Mutter, fr Jesu wre es das grte Unglck, so Er in den Tempelkme! Denn Seine Schweigsamkeit ist geradezu bengstigend; redet Er aber, soist es zu einer Zeit, wo es am allerwenigsten gebraucht wird, und was Er spricht,bohrt sich tief in die Seele. Der Jammer des alten Joseph drckt mir manchmaldas Herz wund. Was soll blo werden?"

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    Abwarten, ruhig abwarten, meine Tochter", sprach Elisabeth. Gott lebt und istnoch Hter in Israel. Er kennt die Seinen und hlt Treue Seinen Getreuen. MeineGebete sind erhrt, und ich wei bestimmt, mein Sohn ist erkoren zum Dienstfrs Gottesreich!"

    O meine Mutter, da wrde dich Jesus fragen: zu welchem Gottesdienst ist ererkoren? Und Er wrde dir weiter sagen: Was du glaubst, ist wohl gut, aberdurch deinen Glauben allein ist dein Sohn noch lange kein Ttiger fr dasGottesreich.So ist es immer, nie ist es recht, und alle meine Mhe scheint vergebens zusein."Tochter, murre nicht! Bis jetzt hat eine jede Prfung und Leidenszeit ihr Endegefunden und eine wunderbare Lse."Jetzt kamen Jakob und Johannes wieder herein und Jakob sagte zu Maria:Siehst du, wie recht meine Ahnung war! Jesus will lieber allein sein als in

    eurem Alltag weiter zu verbleiben, wenn die Zeit fr Ihn gekommen ist, kommtEr von selbst."Wo ist denn Jesus?", fragte Elisabeth. Da antwortete Johannes: Drauen amBach und siehet zu, wie sich die kleinen Fischlein sonnen. Er sagte gleich, wiewir kamen: Wenn ihr kommt, um Mich zu holen, da seid ihr umsonstgekommen, Mir ist bei den stummen Fischen wohler als in der Stube, wo sie dieZungen wetzen und das Leben im Herzen beengen.Ich trug Ihn: Wie meinst Du das? Ich kann Dich nicht verstehen, berhaupt, wowir uns so freuten ber euren seltenen Besuch, ist Dein Benehmen keine Art.Da antwortete mir Jesus: Johannes, dich kmmere ja nicht Mein Benehmen, daIch Selbst jede Verantwortung ber Mein Tun bernehme und Mein eigenerHerr ber Mich sein will. Es wre dir bedeutend besser, so du gleich wie Ichklar wrdest ber deine innere Gestaltung und deinen Lebensgrund. Gehet heimund lasset Mich allein."So lieen wir Jesum allein. Ich frage dich, Mutter, was sagst du dazu?"Kind", antwortete Elisabeth, was soll ich sagen als nur: Jesus mu Grndehaben; denn um uns Kummer zu bereiten, tut Er es nicht. Jehova mge unserleuchten, um Jesus verstehen zu lernen!"Mutter", sprach Johannes, dies klingt ja, als wenn du Jesum in Seinen

    Anschauungen untersttzest? Mich mchtest du gern in dem Tempel sehen undnach einem Schema erziehen und schulen lassen, welches gerade das Gegenteilvon dem ist, was Jesus will."Beruhige dich", antwortete sanft Elisabeth, du bist ja auch nicht Jesus! Ichfhle. Er ist zu Groem ausersehen und wird einst als ein Herr ber Groesregieren.Wo Engel Sein Kommen verkndeten und Jehova ber Ihn besonders wacht,drfen wir Seine Entwicklung nicht hemmen, sondern mssen Ihn frdernhelfen, damit wir frei bleiben von dem Vorwurf, wir haben Gotteszielegehemmt."In diesem Augenblick kam Jesus zur Tre herein und sprach:Nun kann Ich wieder unter euch bleiben, da nun der Boden gereinigt ist, aufdem wir uns bewegen. Dir aber, Elisabeth, sage Ich noch: Mit deinen Worten

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    strktest du Meine Seele, und dereinst wirst du es erfahren, welch groen Dienstdu Mir geleistet hast."Sprach Elisabeth: Jesus! Ich glaube Dir, doch sage selbst, wie kannst Du es mitDeinem Kindesdank vereinbaren, so Du Deinen Eltern solch unsagbaren

    Kummer bereitest? Sie haben Dich ber alle Maen lieb und derlei nichtverdient."Antwortete Jesus: Ein Mensch, der seine zu erfllende Aufgabe erkennt und sienicht erfllt, verletzt Den, der ihn dazu berufen hat;denn um die Aufgabe zu erfllen, bekam er auch die Mittel mit auf den Weg!Freilich liegen die Mittel nicht offen vor aller Augen, sondern sind gebettet inden Tiefen unserer Seele! Der in uns wohnende Geist aus dem Urgeist wartetsehnschtig des Augenblickes, wo er seinem Trger all die Geheimnisse seinesInnenlebens offenbaren kann!So nun der Mensch in der Stille seines Herzens gelernt hat, den Offenbarungen

    seines eigenen Geistes aus Gott in aller Ordnung zu lauschen, wird er auch derMittel gewahr, die sein Gott und Schpfer ihm gegeben hat. Erkennt er nun dieGnade und glaubt diesen in ihm gewordenen Wahrheiten, sieht er nur noch dasZiel.Ich bin nicht da, um Leid zu bringen, sondern um das Leid auf eine Stufe zustellen, die es heiligt! Tausendmal tiefer liegt das Leid in Mir und Ich mu esganz allein tragen, weil sich noch niemand fand, der es mit Mir teilte.Wenigstens einen Helfer zu haben, der Mich sttzte, wenn Ich schwach werdenwill, wre Mir Wonne und Seligkeit; aber auch auf diesen habe Ich gelernt zuverzichten, da Ich wei: es kann und darf nicht sein, da Mein in Mir wohnenderGeist aus Gott sich erst verbinden mu mit dem Urgeist, der das ganze Allerfllt. Darum verstehet Mich und haltet Mich nicht auf."Groer und ewiger Gott", rief Elisabeth entsetzt aus. wer hat Dir denn dieseIdeen in den Kopf gesetzt? Dies hat ja kein Prophet oder frommer DienerJehovas geuert. Bedenkst Du nicht, lieber Jesus, da Du Dich bis insUnendliche verlierst? Gengen Dir die Gnaden und Verheiungen des ewigenGottes nicht? Erflle Deine Pflicht und bleibe auf dem Boden echterNatrlichkeit."Jesus: Eben weil Ich dieses will und mu, mu Ich Meinen Weg gehen, sonst

    wrde Ich Mich verlieren. Je eher Ich Mich ganz eins fhle mit Gott demEwigen und je williger Ich Meinen Willen ganz dem heiligen Willen Gottesunterordne habe Ich Mich ganz gefunden und dann gibt es nichts Fremdes mehrin Mir. So ihr aber wissen wollet, woher Mir dieses Wissen kam, kann Ich nursagen: Dieses fand Ich in Mir selbst und keiner ist Mir Ratgeber gewesen. Janoch mehr sage Ich euch: Mein Leben ist Mir nichts, und gerne will Ich es frdie Idee opfern, weil die Erfllung Meiner Aufgaben das Leben aller Menschenist."Hre auf, Jesus", sprach nun Elisabeth, mir wird bange vor Deinen Reden undwenn man Dich ansieht, frchtet man sich vor Deinem Ernst. Ist es denn schoneinmal vorgekommen in der Geschichte des Volkes Israels, da ein junger Mannwie Du sich so in seinen Ideen verrannt hat?Ich bin alt und grau geworden und die Jahre haben meinen Leib mde gemacht,

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    aber bis heute habe ich mich immer mit dem begngt, was mir Jehova durchSeine Diener reichte. Und was das Schnste ist, ich habe mich wohlgeborgengefhlt im Schule des ewigen Gottes."Sagte Jesus: Elisabeth, weit entfernt ist Mir der Gedanke, dich anderen Willens

    und Glaubens zu machen; aber es beweist immer wieder, wie wenig du Gottkennst l Wohl stehst du in Treue und tiefer heiliger Ehrfurcht mit deinem Gott inVerbindung und wagst keinen Gedanken weiter, als dir das Gesetz vorschreibt,aber nun sage Mir: Warum hofft und erwartet ihr einen Erlser oder Messias?Die Zuchtrute der Rmer kann es nicht allein sein, da diese Erwartung schonlange vor der Machtergreifung der Rmer in den Herzen aller echten Judenlebte.Was wrdest du wohl sagen, so dir gesagt wrde, dein Sohn ist berufen zumSchrittmacher fr den kommenden Erlser? Wrdest du dich auch sorgen undgrmen, so er sich vorbereitet auf seine neuen Aufgaben? Nicht umsonst frage

    Ich dich im Beisein deines Sohnes Johannes."Lieber Jesus", entgegnete Elisabeth, vor Deiner Gedankenschrfe mu ichschweigen; ich bin ein Weib und Schweigen gewhnt, so aber Gott Johannesbraucht, hat er meinen mtterlichen Segen. Es wird fr mich das grte Glcksein, meinen Sohn ganz im Dienste Gottes zu wissen. Doch nun nichts mehrdavon. Ich mu mich um das Mahl kmmern und du, Tochter, hilfst mir doch,da doch auch Joseph mit den Shnen kommen wird."Nun waren die drei allein. Johannes hatte keine Ruhe. Endlich sprach er:Brder, welch Leben fhrt ihr in Nazareth? Du, Jakob, bist in Sorge, und Du,Jesus, lebst in einem Eifer, fr den ich teilnahmslos bin. Habt ihr doch eurenErwerb in eurem Handwerk, wogegen ich in die Schule der Templer soll.Warum seid ihr nicht zufrieden? Ich selbst habe nur den einen Wunsch, meineMutter so zufrieden wie mglich zu machen."Schweigend sah Jakob seinen Bruder an, dann sprach er zu Jesus: Siehest Duwieder? berall dieselben Reden, berall dasselbe Verlangen." Antwortete ganzsanft Jesus: Jakob und Johannes, ist es denn so schwer, nur ein einziges MalMich ganz zu verstehen? Wollet ihr nicht einmal versuchen, das Althergebrachteund Anerzogene ganz beiseite zu legen und euch auf den Boden zu stellen, aufdem Ich stehe?"

    Jakob: Mein Bruder! Wenn Du so zu mir sprichst, da bin ich ganz der Deineund gehe, wenn es gilt, fr Dich in den Tod. So ich aber Vater und Mutter leidensehe, mchte ich ihnen auch helfen, und dann bin ich gegen Dich. Wahrlich, esist mir kein Leichtes:hier Vater und Mutter und da bist Du!" Jesus: Bleibe dort, wo dich deineLiebe hintreibt, mein Bruder Jakob, aber bemhe dich weiter. Mich ganz zuverstehen."Zu Johannes aber sprach Er weiter: Du aber, Johannes, durftest heute tieferschauen und hast einen Einblick erlebt, der dir bestimmt zum Segen gereichenwird. Wie du schon hrtest, handelt es sich um die Einung Meines eigenenGeistes mit dem urewigen Gottesgeist; denn ohne diese kann Ich Meine Mirgestellte Aufgabe nicht lsen. Es kommt jetzt nicht in Frage, wann und wie Ichdie Einung erlange, sondern, glaubst du berhaupt, da dieses mglich ist?

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    Gerade an dich stelle Ich diese Frage, denn wir beide gehren zusammen, umgemeinsam ein Werk zu schaffen, das der Erde und ihren Bewohnern zum ewigbleibenden Wert und Segen wird! Siehe, du weit, wer Ich bin, kennst Meinegeheimnisvolle Geburt von deiner Mutter her zur Genge, und doch bringst du

    kein Verlangen auf, Mich ganz kennenzulernen?Komm mit nach Nazareth und bleibe eine Weile bei uns, es ist dir besser inMeiner Nhe als im Tempel bei seinwollenden Gottesdienern."berlegen lchelte Johannes und sprach: Jesus, Dein Verlangen ist mirunmglich zu erfllen, da ich mir nicht berdenken kann, warum nur und wozu.Was Du mir sagst von Deinen Aufgaben, wird Mir immer ein Fremdes bleiben;es gengt mir voll und ganz, so ich in die Fustapfen meines seligen Vaters treteund will lieber den Anweisungen der mich belehrenden Priester Folge leisten!Was Du erzhlst von Einung Deines Geistes mit dem Gottgeist, ist mir viel zuhoch. Dann stehe ich auf dem Standpunkt, voll und ganz meiner Kindespflicht

    zu gengen, deren Ausbung mich jetzt ganz erfllt!Jesus, Du kannst mir glauben, ich mte mich zu Tode schmen, so ich mirsagen mte: ich habe den einzigen Menschen, der mich ber alle Maen liebt und das ist meine Mutter , vernachlssigt und bin meinen eigenenWnschen nachgegangen! Ich will dir keinen Vorwurf machen, aber deineMutter ist deinetwegen unglcklich!"Ja, du hast recht, mu Ich dir sagen", antwortete nun Jesus, weil dumenschlich und nach den Begriffen dieser Welt urteilst. Knntest du dich aberhineinleben in Meine Liebe, in Meine Sehnsucht, berhaupt in den ganzenAufgabenkreis Meiner inneren Welt, du wrdest dieses Wort nicht zu Mirgesprochen haben. Ich will dir keinen Vorwurf machen, da du es nicht andersweit, aber, lieber Johannes, hast du dir berlegt, was du eigentlich willst?Zu Templern wrdest du gern in die Schule gehen? Warum nicht zu Mir? Siehe,der Tempel vertritt das Wort, Ich aber den Geist. Dort wird und kann dir keinBeweis ewig wahren Gotteslebens gegeben werden, weil das Gotteswort zueinem Gesetz geworden ist. Ich aber erlebe tglich die Beweise ewig wahrenGotteslebens, weil ber allem Gesetz Der steht, der das Leben ist.So Ich aber dieses Leben erfahre und in Mir erlebe, es Mich immer mehranfeuert, nicht nachzulassen, sondern es immer intensiver zu ergreifen, brauche

    Ich da noch eine andere Schule?Johannes, merke dir fr alle Zeiten: nie wird dich das Leben erfassen, so du esnicht mit allem Eifer suchst! Bist du aber vom Leben aus Gott ergriffen, dannwirst du es schwerlich je verlieren knnen. Wer dem Gesetz dient, wird vomGestz belohnt, und meistens ist das Ende unbefriedigend. Wer aber dem Lebenaus dem Leben dient, hat das Leben und alles wird Leben!"Hr auf, Jesus", rief Johannes entsetzt, das kann verstehen, wer will. Mitdiesem Deinem Wollen und Wnschen wirst Du wenig Freunde erwerben.Wenn ich Dich auch nicht verstehen und den Sinn Deiner Worte nicht erfassenkann, eines aber wei ich seit heute: Du bist ein Trumer, ein Schwrmer, unddiese mu man gehen lassen!Freue Dich mit uns, weil wir uns sehen und sprechen knnen, aber bleibe mitDeinen Zielen in Nazareth, dort ist man Deine Trume und Phantasien schon

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    gewhnt. Mich rgert immer der Mensch, der da glaubt im Himmel zu leben,und auf der Erde vergit er seine nchsten Pflichten. Du kannst mir noch so vielvon hohen Aufgaben und groen Zielen reden, mich erwrmst Du doch nicht, damein Ziel und meine Aufgabe Pflichterfllung, uerste Pflichterfllung heit;

    denn hchste Pflichterfllung ist auch hchste Gesetzeserfllung."Jesus sah lange Johannes, dann Jakob an und sprach: Nicht in Rechthabereisollte unser Austausch ausarten, da Meinungen und Ansichten noch kein Lebensind. Nun mag die Wirklichkeit in Erscheinung treten und jeder mag sehen, wieweit er gereift und gerstet ist. Vor uns liegen noch das Leben, die Aufgabenund das Ziel. Erreichung alles dessen ist aber nur mglich durch hrtestenKampf und unbeugsamen Willen. So gehe jeder seinen Weg, Ich werde und muden Meinen gehen. Doch vor dem Ziele, Bruder Johannes, treffen wir unswieder!"Die Frauen in der Kche hrten wohl, was die drei jungen Menschen redeten,

    wagten aber nicht, zu ihnen in das Zimmer zu gehen, da ihnen die Unterhaltungzu ernst und wichtig war. Nun aber glaubten sie den rechten Zeitpunktgekommen. So trat Elisabeth zu ihnen und sagte: Nun, schon fertig mit eurerUnterhaltung? Und seid ihr denn einig geblieben? Denn du, Johannes, hast jagetan, als wenn du zu Hunderten gesprochen httest."So schlimm wird es nicht gewesen sein", antwortete Johannes, aber mit Jesushast du es nicht mit Hunderten, sondern mit Tausenden zu tun. Er trgt in sicheinen Willen und eine Kraft, ich wollte, ich htte einen Teil davon!"Sprach Elisabeth zu Jesus: .Du kannst Dich freuen, so Johannes Dich lobt; denndies hrt man von ihm ganz selten, aber umso hufiger ist sein Tadeln."La nur gut sein, Mutter Elisabeth", sprach Jesus, alles braucht seine Zeit. So,wie dein Mahl zur Herrichtung seine Zeit braucht, ehe es auf den Tisch kommt,so braucht auch eine jede innere Entwicklung ihre Zeit, ehe sie mit Erfolgenhervortreten kann.Was du je in deinem Erdenleben erreicht hast, ist eine Folge deiner Gesinnung,deiner Gottesergebenheit und hast dir alles erbeten knnen! Kannst du aberglauben, da es auch Menschen geben knnte, die in sich fhlen, schauen underleben, da sie berufen sind zu geben?Um dir diesen Beweis zu geben, sage Ich dir: gehe in deine Kche und erlebe

    nach auen, was Ich nach innen erlebte!"Ohne ein Wort zu entgegnen, gingen Elisabeth und Maria in die Kche undblieben vor Staunen an dem Anrichtetisch stehen: Elisabeth hatte sieben kleineBrote gebacken, diese aber waren siebenmal grer geworden ohne irgendeinZutun. Was ist denn geschehen und wie ist denn dieses nur mglich", rief sie.Sind denn Elias' Zeiten wieder angebrochen?"Sprach Maria: Mutter Elisabeth, dies hat Jesus fertiggebracht, wie schonimmer, wenn wir nichts mehr anfangen konnten mit Ihm, war irgend etwasGroes in Erscheinung getreten, so da wir unsere Gedanken und Reden auf dasNeuerlebte lenken muten. Aber in Erfahrung bringen, warum und wozu, daswar uns nicht mglich."Wir wollen mit Jesus sprechen", antwortete nun Elisabeth. Warum Umwegegehen, wenn es geradeaus mglich ist?"

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    In der offenen Tre stehend, sprach sie: Johannes, komm und sieh, was Gottuns tat. Sieben kleine Kuchenbrote habe ich gebacken und jetzt sind siewenigstens siebenmal grer! Was sagst du denn dazu?"Johannes schaute in die Kche und sprach lchelnd: Mutter, mache doch kein

    Aufhebens, du hast sie so gro gebacken, sie sind nur grer ausgefallen alssonst und du denkst nun gleich an ein Wunder."Elisabeth mahnte Johannes: Hast du vergessen, was Jesus zu mir sagte? Gehein die Kche und erlebe nach auen, was Ich in Mir erlebe. Willst du diesemGeschehen gleichgltig gegenberstehen? Hier hat Gott uns ein groes Zeichenerleben lassen wie den Elias."Zu Jesus sich wendend sprach sie: Jesus! Du kannst uns rechtes Licht gebenber dieses Wunderzeichen, denn Du wutest davon, ehe ich es sah; darum DeinRuf: Gehe in die Kche!"Antwortete Jesus: Mutter Elisabeth! Wie kommt es, da dir Gottes Allmacht

    und Gte geheimnisvoll erscheinen? Weil du Verstehen suchst mit Mir, so hre:Deine Liebe tat Meinem Herzen so wohl; es war wie ein Ausruhen an deinemHerzen. Da rief Ich in Mir zu der ewigen Gottesliebe, die Ich so lebendig fhle,und bat sie um Kraft, dich zu erfreuen. In diesem Augenblick war auch MeineBitte erfllt und Ich sah deine gesegneten Brote. Ich glaubte diesem MeinemGeschauten und Erlebten in Mir, und so weit du nun alles Weitere."Antwortete Elisabeth: Jesus, ich will nicht drngen, mir mehr zu sagen; denn Duhast Grnde, die Du nicht uern wirst. Aber eines sage ich Dir: wre ich so altwie Du, nie wrde ich Dich aus meinen Augen verlieren und wrde vergessen,da ich Weib bin, denn in Dir ist mehr denn Moses und Elias."Da erschien nun noch Joseph mit seinen anderen Shnen und bat um Quartier.Es wurde alles lebendig, und erst beim Mahl erzhlte Elisabeth den Mnnern dasgroe Brotwunder. Jesus schwieg zu allem.Es schmeckte allen so gut, dieses einfache Essen, Brot und Milch; und nach demMahl gab es so viel zu erzhlen zwischen Elisabeth und Joseph.Die Shne Josephs waren froh, das Lager aufsuchen zu knnen, welchesJohannes bereitet hatte, und so kam es, da nicht mehr viel gesprochen wurde.Ehe Joseph sein Lager aufsuchte, sagte er zu Elisabeth: Mit Jesus kommen wiram besten aus, so wir Ihn gewhren lassen; aber unser eigener Verstand, unser

    ganzer Wille wehrt sich ganz gewaltig dagegen! Ich kann Ihm hundertmalvorhalten, das ist nicht recht von Dir, so gibt Er mir neunundneunzigmal recht,um beim hundertsten Male mir den Boden unter meinen Fen wegzuziehen. Sostehe ich dann da mit meinem Zweifel in der Brust."Joseph, wir sind alt geworden und werden bald zu unseren Vtern gehen,darum verstehen wir die Jugend nicht mehr recht. Dir aber versichere ich noch:In Jesus sucht Gott Sein Volk heim, hier ist mehr denn Moses und Elias. Er istwie Michael, der seine Zeit abwartet, um das glhende Schwert zu erhebengegen die Feinde Gottes. Ergib dich in Gottes Willen! Ich glaube an die Aufgabeeures Jesus."La gut sein", sprach Joseph, niemand kennt die Last, die ich trage. Da ichnoch nicht zusammengebrochen bin, danke ich nebst Gott Maria, meinemWeibe. Wie sie es aber tragen wird, wenn ich nicht mehr sein werde ist eine

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    neue Sorge. Es mag Gott helfen, und Seine Gte und Frsorge mge abwenden,was uns zum Unheile ist." So ging man zur Ruhe. Auf drftigem Lager ruhend, verging rasch die Nacht und beim ersten Grauendes werdenden Tages bereitete Elisabeth das Frhmahl, Suppe aus Milch und

    Brot. Als einzige schlief sie nicht! Vor ihren Augen stand Jesus mit einemtiefernsten Blick in Seinen hellen Augen. Da segnete sie immerfort den vor ihrengeistigen Augen stehenden Jesum.Bald erschienen die Shne, auch Johannes. Ein Lobgesang ertnte von ihrenLippen, und so wurde der neue Tag geweiht. Der alte Joseph war gerhrt vondieser Harmonie und laut betete er: Groer Gott und urewiger Schpfer,singend begannen wir diesen Tag, den Du uns in Deiner ewigen Gte neugeschenkt hast. Lasse uns nicht vergessen, da wir Dir den schuldigen Dankbringen und gib uns allen zu unserem Tun und Schaffen Deinen Segen. Segnedieses Haus und alle, die ein- und ausgehen, auf da Dein Werk bleibe und

    zeuge von Dir. Amen."So segnete nun Joseph die Speise, und ruhig wurde das Mahl beendet. Ohne vielzu sagen gingen alle, auer Maria, nach ihrer Arbeitsstelle, wo sie gedachten, andiesem Tage fertig zu werden.Aber Johannes hatte keine Ruhe, immer zog es ihn hin zu Maria, und diesefhlte, Johannes trgt etwas auf dem Herzen. Als Maria mit Elisabeth die Kcheund Wohnstube gesubert hatte, kam Johannes und grte freundlich, fastdemtig. Herzlich erwiderte Maria den Gru und sagte: Johannes, du bist nichtfrei, was bedrckt deine Seele und was verdunkelt dein Gemt? So es an mirliegt, will ich dir gerne helfen."Sprach Johannes: Wie kannst du mir helfen, da du selber Hilfe brauchst; dennmich bedrckt und bekmmert dasselbe wie dich, nmlich Jesus. Du mut Ihn jakennen. Er ist doch dein Sohn."Johannes", antwortete Maria, die Sache, die dich bedrckt, liegt aber andersals bei mir; denn wir haben tglich Umgang mit Jesu, whrend du Ihn fast nichtsiehst und nicht sehen willst. Wir knnen uns nur mit der Art, wie Er sein Zielverfolgt, nicht vertraut machen; denn ich versichere dir, es kann keinengehorsameren und willigeren Sohn geben als den meinen. Du hast gestern Seinezu lsenden Aufgaben vernommen! Wir sind davon wie ausgeschieden, whrend

    Er dich zu gewinnen sucht. Er verlangt von uns nur Verstehen, von dir aberMithilfe! Weiter vermag ich dir nichts zu sagen, da es fr dich bergenug ist."Johannes kam ganz nahe an Maria heran und sprach: Wie klingen deine Worte?Jetzt nimmst auch du Jesum in Schutz? Und warum hat Er gerade mich bedacht,da ich mit Ihm gehen soll?Weit du, mit Trumern und Phantasten kann ich nicht gehen; meineNatrlichkeit und mein Verstand wehren sich dagegen. Was ich gestern von Ihmhrte, mag gut und schn sein, aber es ging zum einen Ohr hinein und zumanderen wieder hinaus."Maria: Johannes, warum betrgst du dich selbst und willst Den ausschalten.Den dein Herz sucht? Wenn du Jesum einen Trumer und Schwrmer nennst, sobist du in groer Irre; denn eben Seine Natrlichkeit, Seine Grndlichkeit undvor allem Sein Bestreben, ja Sucht mchte ich es nennen, nach Ordnung bringt

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    uns ja in Zwiespalt mit Ihm.Wenn ich dir raten darf, suche mit Jesu eins zu werden. Er wei, was Er will,und wei auch, was Er von den anderen fordert!"Dies ist mir unmglich zu glauben", entgegnete Johannes, wenn Er Ordnung

    sucht, so mag Er bei euch im Hause sich der Ordnung einfgen und nach auenein Bild bester Harmonie geben. Lieber wrde ich ein Glied meines Leibesopfern, ehe ich meiner Mutter Kummer machte!Und was mich meine Mutter lehrt, ist so gut, als wenn es mich Gott lehrte!Seit wann ist es denn Sitte, da die Kinder die Eltern lehren? Diese Ideen sind jageradezu zum Hochmut fhrend."Entgegnete Maria, ganz sanft: Lieber Johannes, sprich diese Worte nie mehr indeinem Leben; denn damit baust du eine Wand zwischen dich und Jesum. Gehemit dir zu Rate, nimm an, was du fr recht und wahr findest, und lasse hinter dirliegen, was dir nicht zusagt. Denn wrdest du ahnen, mit welchen Gedanken

    sich Jesus beschftigt, du wrdest diese deine Worte tief bereuen.Prfe dich recht und glaube meinen Worten! Denn ich, seine Mutter, habemanche Nacht im Gebet gerungen, habe gefleht um Klarheit; aber das Herzwollte immer etwas anderes, als Gott uns zugedacht hat.Wie oft habe ich mit Engeln verkehren drfen, habe manche wunderbareBelehrung als grtes Wunder angesehen; doch in der Herzensnot mute ichlernen, ganz auf eigenen Fen zu stehen und auf die Liebe Gottes zu vertrauen!Es ist mir und dem alten Joseph nicht immer gelungen, es gab so manchenbitteren Kampf, es gab aber auch manchen wunderbaren Segen. Nie haben wirNot zu leiden brauchen und manchen Armen durften wir beglcken undmanchen Hungrigen speisen."Entgegnete Johannes: Einen besseren Anwalt wie dich und meine Mutter kannJesus nicht mehr finden!Es fehlte nur noch, da meine Mutter sagt: Ziehe mit Jesu und den Seinen nachNazareth, denn der Tempel ist nun berflssig geworden."Elisabeth hrte die zuletzt gesprochenen Worte und sagte: .Johannes, es wrebestimmt kein Fehler, so du dieses glauben knntest; denn in den wenigenStunden habe ich Jesum wirklich lieben gelernt."Antwortete Johannes: Mutter, ich mchte wissen, wen du nicht lieben knntest;

    denn in deinen Augen gibt es keinen schlechten Menschen und lieben wrdestdu letzten Endes auch noch den Teufel und Vater aller Laster.Es mag diese eure Rede fr Jesum gut sein, mir aber habt ihr einen schlechtenDienst erwiesen; denn nun wei ich wirklich nicht mehr, bin ich oder seid ihr dieBetrogenen. Es ist besser, ich gehe an meine Arbeit und suche Futter fr unsereTiere!"Elisabeth strich Johannes ber das Haupt und sagte: Johannes, tue, was dichrecht dnkt, aber bedenke, das Herz mu zu leiten sein. Es ist bedeutend besser,verkannt zu sein, als auf falschen Wegen wandeln."Johannes lie beide Frauen stehen und eilte mit schnellen Schritten hinaus; jetztwurde er irre an sich. Da sein gerader Sinn ihm nicht die rechte Sicherheit gab,machte ihn direkt unruhig! Noch nie ging er ohne Abschied von seiner Mutter,aber heute ging ihm alles gegen seinen Willen.

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    Er ging nach dem Stall, nahm die Sichel und ging mit schnellen Schritten, als ober die Reue frchtete, nach dem nahen Wldchen, welches dem Nachbar Sergiusgehrte.Dieser sah ihn schon von weitem kommen und winkte ihm, ja nicht

    vorberzugehen. So begegneten sie sich, und beraus herzlich war der Gru, denSergius ihm entgegenbrachte.Bald merkte auch Sergius, da mit Johannes etwas nicht stimmte, darum sagteer: Aber Johannes, das bin ich durchaus nicht gewhnt, da du tust, als wenndir an meiner Gesellschaft nichts liege. Ich wollte dich bitten, mit nach meinemStall zu kommen, um das Tier anzuschauen, welches gestern so bs zugerichtetwurde, durch deine Hilfe aber ganz gut abgekommen ist. Ich habe getan, was ichkonnte, ich werde es erhalten knnen.".Mir ist es recht", antwortete Johannes; .denn ich brauche sowieso eineAnregung zu irgend etwas; ich bin ganz verwirrt in meinem Kopfe. Ich verstehe

    seit heute meine Mutter nicht mehr."Aber Johannes, du", entgegnete Sergius, wo du deine Mutter wie einenzweiten Gott liebst ? Was hat es denn gegeben? Da mu sofort Ordnunggemacht werden!"Hat seine Ordnung", erwiderte Johannes, eben um die Ordnung dreht sich derganze Sachverhalt. Verwandte aus Nazareth, welche seit gestern bei uns weilen,haben mich ganz aus dem Geleise gebracht."Dich, Johannes, der du die berlegenheit immer selber warst, du bist unsichergeworden? Dies freut mich, hast du mir wenigstens einmal den Beweis gegeben,da du auf keiner anderen Stufe stehst als ich. Aber la hren. Was istgeschehen? Du weit, ich habe dich lieb wie meinen einzigen Sohn."Johannes sprach: Sergius, ich wei, du hast mich gern und wrdest meineMutter und mich so gerne in dein Haus aufnehmen. Es hat aber nicht Not, da unsGott, der Herr, immer zu leben gab.Gestern nun, wo Jesus von Nazareth mit Seiner Mutter bei uns Einkehr hielten,kamen wir hart zusammen.Jesus vertritt ein Leben, welches sich von innen heraus gestalten soll nach demGott, mit dem Er eins werden mchte! Ich aber wei, da Gott durch SeineDiener mir reicht, was da ntig ist, um ganz in der Ordnung Gottes zu leben!

    Jesus gibt an, Seine Aufgaben und Ziele zu kennen, und verfolgt rcksichtslosgegenber seiner Umgebung das zu erhoffende Ziel, whrend ich nach seinenWorten mich verliere, so ich nicht die Verbindung mit Gott in mir suche.Du weit, was mich meine Mutter immer lehrte: treu, gewissenhaft undpflichtbewut zu werden, da das Gebot aus Gott dieses unbedingt verlangt.Jesus wei dieses auch, kehrt sich aber nicht daran und sucht, auf Seine WeiseGott zu gefallen.Nun vertritt Mutter auf einmal diesen Jesum und mahnt mich, ich solle mich jaan Jesum halten! Mit anderen Worten, ich darf genau wie Er nach Seiner ArtGott dienen!"Sprach Sergius: Johannes, nach deinen Reden kann ich mir kein rechtes Bildmachen; aber ich glaube, Jesus wird schon wissen, was Er will!Es ist allerhand, so ein Sohn hchst achtbarer Eltern eigene Wege geht und sucht

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    Verbindung mit Gott.Gehe zu einem Rabbi und lege ihm deine Not ans Herz, er wird dir antworten,da fr ihn bezw. den Tempel schon etwas Gutes herausspringt.Auch ich lie dich immer in dem Glauben, da es fr den Menschen das

    Hchste ist, so er einen Ort sein eigen nennt, wo er sich mit Gott verbindenkann.Wenn Jesus in sich den Drang fhlt, in Seinem Herzen das zu fhlen und zuerleben, was der andere im Tempel fhlt und erlebt, da brauchst du nichtverwirrt zu werden, denn es gab zu allen Zeiten solche Sonderlinge."Sergius, du mtest Jesum kennenlernen! Der wird dir aber deine Meinungkorrigieren, denn hre: Jesus ist kein Sonderling, sondern ein Ausnahmefall, wieich noch von niemandem hrte; denn Er hat es fertig gebracht, meine Mutter sozu verwirren, da sie glaubt:Jesus habe aussieben kleinen Kuchenbroten siebenmal grere gemacht!"

    Du machst mich neugierig, mein Johannes", entgegnete Sergius, kann ichdiesen Menschen nicht kennenlernen? Es wrde mir groe Freude machen, soich mit Ihm mich unterhalten knnte."Das wird sich ermglichen, da ich nichts hrte, da sie nicht wiederkommenwollten; sie wollten heute gerne ihre Arbeit fertigstellen, antwortete Johannes.Wenn dies so ist, so komme ich vor Sonnenuntergang zu deiner Mutter",versicherte Sergius; nun aber komme zu mir in mein Haus, du bringst nochgenug Futter fertig."Es geschah. Nach dieser Besichtigung ging Johannes seiner Beschftigung nachund brachte gegen Mittag ein groes Bndel Futter heim.Inzwischen hatten Maria und Elisabeth ber noch viele Dinge gesprochen; sofrug Maria: Wie verlebt denn dein Johannes eigentlich die Tage? Dein Grundist klein, von vieler Arbeit kann daher nicht die Rede sein, denn alles Land istums Gehft."Maria", antwortete Elisabeth, Johannes fhrt ein Leben wie ein Priester, ganzstreng geregelt sucht er sich ntzlich zu machen im Hause und auch bei unserenNachbarn, er schafft gern vom frhesten Morgen bis zum spten Abend.Fanatisch liebt er mich und liest mir alles von den Augen ab; nur sollte er nichtso einen starken Eigensinn haben.

    Seine Gerechtigkeitsliebe ist grenzenlos. Lngst wre er in den Tempel, wennich nicht mehr leben wrde. Er ist ein Sohn, wie ihn eine Mutter sich nichtbesser wnschen knnte. Erst kommt die Arbeit, dann bin ich fr die anderenda, sind seine Worte."Maria war nicht recht zufrieden mit dieser Auskunft, darum sprach sie: .MutterElisabeth, mich dnkt aber, da Johannes nicht befriedigt ist von der Begegnungmit Jesu. Vor Jahren haben sich die beiden Kinder auch nicht verstehen knnen!Da Jesus gern allein und einsam blieb, ist es mir wie ein Wunder, da erberhaupt mit Johannes so viel redet. Jedenfalls bin ich neugierig, was Johannessagt, wenn er wiederkommt."Elisabeth meinte: Da wirst du noch keine nderung an ihm erleben, daJohannes fr neue Lehren, neue Begriffe nicht oder sehr schwer zu haben ist. Erhlt fest an dem Glauben unserer Vter, die Gebote sind ihm Heiligtum, eher

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    geht er selbst zugrunde, ehe er ein Gebot miachtet. Hat er aber etwas ergriffen,hlt er es fest, und niemand wird es ihm entreien knnen!"So verging der Vormittag unter Reden, welche sich nur auf die beiden jungenMenschen bezogen. Als aber Johannes zurckkam, bat er um Verzeihung, weil

    er ohne Gru gegangen war, und teilte seiner Mutter mit, da Sergius heute nochkommen wolle, so Joseph mit seinen Shnen Einkehr hlt.Elisabeth war erfreut, und nun gingen sie daran, ein Mahl zu richten fr denNachmittag oder Abend, wenn die Mnner kmen. Johannes brachte Fleischvom Nachbar Sergius, es war, als sollte ein Festmahl gefeiert werden.Es war noch frh am Nachmittag, da kam auch schon Joseph mit den Shnen. Ergab seiner Freude Ausdruck, da alles sich so wunderbar fgte. Es wurde eineschne Arbeit und nach seinen Begriffen auch ein guter Lohn.Noch einmal bat er um Nachtlager fr alle, und morgen mit dem Frhestenzgen sie wieder heim.

    Dem Johannes dauerte alles viel zu lange, denn in ihm war wieder derKampfeseifer gewachsen, der Jesum in die Enge treiben wollte.Joseph mit seinen Shnen machte es sich bequem, nur Jesus nicht.Er half in der Kche das Mahl zurichten. Auch Johannes half mit, so konnteJohannes schon jetzt mit Jesu sprechen. Aber Jesus merkte an Johannes dieUnruhe, darum trug Er: Johannes, hast du nicht nachgedacht, da blinder Eiferfter schadet als ntzt?Siehe, wir haben heute tchtig geschafft, aber in einer Ruhe, die kstlich war-Auf den ersten Blick habe Ich dir aber angesehen, da du voll der grtenUnruhe bist."Ist es ein Wunder", antwortete Johannes, Du kommst und stellst die Dinge inmir auf den Kopf. Was habe ich mir heute alles berlegt und gedacht, und wasist das Resultat? Ich bin keinen Stater vorwrtsgekommen.Bei unserem Freund und Nachbar Sergius habe ich auch keinen Beistand findenknnen, so mute ich allein mit mir und meinen Gedanken bleiben.Darum kann ich es kaum erwarten, bis das gemeinsame Essen vorber ist, weilich hoffe, mit Hilfe Deines Vaters auch einmal Recht zu erhalten."Sprach Jesus: Mein Bruder Johannes, welchen Vorteil httest du, so du nachdeiner Ansicht einmal recht behltst? Was ist besser, ein Recht zu erhalten und

    doch der Betrogene zu sein, oder ein Unrecht einzusehen und groen Gewinndabei zu machen?Du schaust Mich zweifelnd an und denkst: Wo will denn der hinaus? Ich sagedir: vor Meinem Empfindungsleben ist Mir deine ganze innere Welt offenbar. Eswird dir schwer werden, Mir einen Sto zu versehen, der dir Genugtuungverschafft, denn hundertmal eher wei Ich um dein Vorhaben und kann darum inaller Ruhe abwehren. Mich machst du nicht irre in Meinem Kampf, da er Mirauch Kraftquelle ist.Alles, was dir unmglich erscheint, ist bei Mir schon Tatsache! Du brauchstheute noch deine Mutter, deinen Priester und bist dir noch nicht ganz bewut,da ein Mensch, der mit eigenen Fen auf dem Grund und Boden steht, densein eigenes Gottesleben ihm schuf, erst den Anspruch hat, ein freier undselbstbewuter Mensch zu sein! Wer auf die Mithilfe seiner Mitmenschen noch

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    nicht Verzicht leisten kann, mu sich auch gefallen lassen, so ihnEnttuschungen lehren! Du mut selbstndig werden!Nun wollen wir beide den Tisch decken, denn Meine Lieben haben mchtigenHunger."

    Inzwischen kam auch Sergius und freudig begrte er den betagten Joseph undseine Shne.Johannes sagte im Vorbeigehen zu ihm: Vergi Jesum nicht! Er ist mit demAnrichten jetzt beschftigt."Sergius aber lie sich Zeit und beobachtete Jesum, wie Er geschftig den Frauenhalf; aber er hatte solch einen gewaltigen Eindruck, als Jesus die erste gefllteSchssel in das groe Zimmer brachte, da er sagte: Jesus! Du sorgst nichtschlecht fr Deinen Vater und Deine Brder."Und auch fr dich! Dies darfst du nicht vergessen, Mein Bruder!" gab Jesuslchelnd zurck. Es ist ja so leicht zu bringen, wo Liebe mit soviel Flei

    gepaart so viel schuf",So reichte Jesus dem Sergius die Hand, sagend: Bruder! Gesegnet sei deineLiebe, die erst dieses Mahl zu einem Festmahl macht!"Sergius konnte nichts antworten als nur die Hand drcken und ging dann eilendshinaus.Er hatte ein Glcksgefhl, ein Jubel war in ihm, alles war in ihm wieSonnenschein!Er winkte Johannes und frug ihn, ob Wein im Hause sei. Johannes mute diesesverneinen.Da ergriff er die Hand des Johannes und sagte: .Komm, nimm einen Korb, wirwollen ein paar Schluche bei mir holen."Johannes wollte abwehren, aber Sergius hatte Eile. In einer knappen halbenStunde waren sie wieder zurck.Auf Bitten Jesu warteten sie mit dem Beginn des Essens. Sobald Sergius dasZimmer betrat, erhob sich der alte Joseph von seinem Platz und sagte: Kinder,kommt zum Tisch, es ist alles bereitet! Bereitet nun auch eure Herzen, damitauch diese aufnahmefhig werden fr das Gute, welches der ewige, gtige Gottgleichzeitig mit dem Irdischen gibt.Du aber. Du Gott der Liebe und der Barmherzigkeit, mache uns wrdig und

    wert, Deine Gaben anzunehmen. Dein Name sei gepriesen allezeit! Undgesegnet sei das Mahl, damit es uns zum Segen werde! Amen."Nun wurde mit Eifer das krftige Gericht, Gemse, Fleisch und Brot mit Feigenverzehrt; alle, auch Elisabeth, muten bekennen, es war himmlische Speise.Elisabeth sagte: Jesus, ich habe Dich im Verdacht! An diesem herrlichenWohlgeschmack bist Du nicht ganz unbeteiligt?"Jesus: Wo Liebe mit Flei etwas schafft, ist dies immer von Erfolg gekrnt!Man mu nur daran glauben knnen, da das Werk gelingt. So bin Ich ganzunbeteiligt, da ja auch der Vater Joseph bekannte: Alles Gute kommt vomewigen Gott! Gebe Gott in deinem Herzen die Ehre und freue dich deinesErfolges!"Sergius brachte nun den Wein, den er in Krge fllte, und so wurde dieses Mahlein frhliches und freudiges.

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    Johannes allein trank keinen Wein, auch konnte er sich nicht so recht freuen;noch arbeitete das Wort Jesu zu mchtig in ihm. Doch Sergius war glcklich!Er trug Elisabeth: Wie kommst du denn zu der Annahme, da Jesus beteiligt seian dem guten Gelingen deines Mahles? Denn ich bin der Ansicht, so ich in mir

    Freude ber Freude fhle, ist mir's, als wenn alles, was ich sehe, hre, fhle undschmecke vollkommener wre.Es ist fr mich dies wichtig zu wissen, damit nicht falsche Gedanken mir dieErinnerung an diese Stunde verdunkeln!"Entgegnete Elisabeth: Du, treuer Sergius, weit nicht, was sich gestern zutrug.Mit dem Kommen von Maria und Joseph und den Shnen bin ich wieumgewandelt. Wenn ich sieben kleine Kuchenbrote anrichte und nachFertigstellung sind dieselben siebenmal grer und dieser ruhige Jesus sagt soberzeugend: .Schaue in der Kche das Wunder uerlich, welches Ich innerlicherlebe!"

    Und dann ist dieses Brot von einem Wohlgeschmack, wie ihr alle es heutebesttigen mt. Mu ich da nicht annehmen, mit dem heutigen Mahle ist esebenso?Deutelt nicht daran herum und lasset mir meinen Glauben! Gerade heute ist esmir, als wenn das Leben so beraus wertvoll wre, und Ahnungen habe ich vonkommenden Herrlichkeiten? Noch nie in meinem Leben habe ich solchWunderbares erfahren!"Mag sein, liebe Elisabeth, da dir dieses Mahl zu einer Wonne und Herrlichkeitwird. Geht es mir doch ebenso. Trotzdem steigt immer wieder die Frage auf:Was ist nun eigentlich die Ursache dieser wundervollen Wirkung? Ist es derWein oder das gute Essen, oder ist es Jesus?" sprach Sergius. Wer ist nun inder Lage, die rechte Lse zu geben?"Alle schwiegen, so stand nun Joseph auf und sprach: .Kinder, kommt, wirwollen zur Ruhe gehen! Der Wein hat mich mde gemacht. Doch du, BruderSergius, kannst dich mit Jesu noch lange unterhalten; denn dieser kennt keineMdigkeit, so Er nicht mde sein will.Auch missen wir nichts an eurer Unterhaltung, da wir doch alle zusammenmachtlos sind gegen die Einstellung und Auffassung unseres Jesus.Du, Elisabeth, bist glcklich, weil du etwas erleben durftest, was wir lngst

    wieder vergessen haben.Bewahre dir diese liebliche Erinnerung, wer wei, ob du nochmals das Glckhast, uns, ich meine Jesum, zu sehen! Die Monde und Jahre eilen und bald istauch unser Lebenswerk erfllt.Htte ich nur den einen Sohn, htte ich auch weniger Kampf; aber so gilt es, inallem gerecht sein und keine Ausnahme machen. Auch unser Tagewerk warheute reich, berreich gesegnet. Wollte ich jedesmal sagen: Hret, meine Shne,diesen Segen danken wir unserem Jesus, da wrden bald Reden laut werden, diemir mein Herz beschweren.So danken wir Gott und geben Ihm die Ehre und halten den Frieden, der schonso oft gewichen war aus unserem Herzen und aus dem Hause.Bleibet in Zukunft eins im Frieden und suchet beieinander das Fehlende zuersehen in rechter Geduld und brderlicher Liebe, dann ist es nicht gefehlt und

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    Gott wird uns weiterhin gndig sein.So will ich euch segnen im Namen des Herrn. Er sei euer Schutz und euer Sein.Amen."Joseph verlie, begleitet von Elisabeth und Johannes, mit den Seinen auer

    Jesus das Zimmer und suchten ihr Lager auf.Sergius und Jesus waren allein. Sergius: Jesus, ich mchte Dich immeranschauen und Dich reden hren. Du hast es mir angetan, wie wohl mu denensein, die immer um Dich sind!"Du irrst, lieber Freund", antwortete Jesus, ein Ansto bin Ich ihnen und oftmu Ich harte Worte hren, da Ich den Meinen nicht immer zu willen bin.Du hast den alten Joseph gehrt; wenn du wtest, wie wehe Mir sein Klagentut! Doch wollen wir nicht davon reden, es gibt Kstlicheres zu besprechen."Darf ich den Grund wissen", fragte nun Sergius, denn nun bin ich begierig, ihnzu erfahren, so er auch nicht gerade trstlich ist."

    Gern will Ich diesen Wunsch erfllen; aber Johannes wird unbefriedigt sein, daer noch etwas anderes erhofft! So sei dir gesagt:dieser Besuch ist von Mir gewollt, da Ich in Johannes den sehe, der Mir Sttzeund Helfer sein soll! Leider will Johannes nichts wissen von Mir, da es nicht inseinem Willen liegt; und doch kann er nicht ausweichen, da er selbst sich dieBestimmung auferlegte. Mir zu dienen und Mein Werk zu frdern."Sergius: Ich verstehe Dich noch nicht recht, von welchem Werk sprichst Du?Bist Du nicht Zimmermann gleich Deinem Vater und Deinen Brdern?Da ein Geheimnis waltet, ist mir nun bewut, da sind mir Johannes, Elisabethund Dein Vater Beweis. Was ntzt mir aber ein Geheimnis um Dich, so ich esnicht ergrnden kann?"Johannes kam mit seiner Mutter und Maria zurck, und sie selten sich hin zuden Zweien.Da begann Jesus zu reden: Sergius und Johannes! Es gibt berhaupt keineGeheimnisse fr den, der aus seiner inneren Quelle schpft!Geheimnisvoll kann nur das sein, zu dem einer oder der andere keine Erklrungfindet!Was den Meinen und Meiner Umwelt noch so geheimnisvoll erscheint, ist Mirlicht und klar. Die groe Lebensfrage: Wer bin Ich, was soll Ich und was will

    Ich, ist in Mir gelst.Es gibt keine Weisheit, die Mich anderen Sinnes machen kann, und es gibt keineKraft, die Mein Wollen aufhalten kann. Ihr denkt vielleicht, das ist jaGrenwahn I Solche berhebung ist noch nicht gehrt worden! Gemach,Meine Freunde, hret gut zu: Ein jeder ist das Produkt seiner eigenen Erziehung,die ihre Vorschulen schon im Vorleben hatte. In dieser Lebensschule erkenntman dann seine bestimmten Aufgaben.So gilt es nun, zu prfen inwieweit Mein Wille Tat geworden ist. Wenn einMensch, ohne zu denken und zu prfen, durch dieses Erdendasein geht, ist es daverwunderlich, wenn andere, die ehrlich ringen und kmpfen, als geheimnisvollangesehen werden?Glaubet Mir, ein unendlicher Reichtum und Flle von Kraft liegen in einer jedenMenschenseele gebettet, doch wie viele wissen davon?

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    Ich wollte, Ich knnte euch fhren in eure eigenen Seelentiefen und knnte eureSinne schrfen! Dann wrdet ihr die Gre dieser Wahrheit erkennen, die euchjetzt noch nicht Wahrheit ist."Sprach Sergius: Jesus, wie willst Du uns Deine Worte als Wahrheit beweisen?

    Es ist noch nicht gehrt worden, was du uns kndest!Jesus: Beweisen kann Ich es euch nicht und darf es auch nicht, da es noch nichtAngehr eurer eigenen Welt ist! Obwohl es in euch liegt, ist es doch nicht euer,weil es als Unbewutes in euch liegt und ihr habt somit auch keineVerantwortung dafr zu bernehmen!In dem Augenblick, wo es als Bewutes in Erscheinung tritt, wird es auch etwasEigenes in dir und du bist verpflichtet, darber zu wachen und es rechtschaffenzu verwerten!Wohl dir, so du es erkennst und recht verwaltest, es wird dich in hchstesLebensglck fhren!

    Aber wehe denen, die es erkannt und doch verworfen oder ins Niedere undGemeine gezogen haben, es wird eine Qual ohne Ende herbeifhren!"Sprach Sergius: Jesus, Du bist noch ein junger Mensch und auerordentlichbegabt, dies hre ich aus Deinen Worten. Wer aber gibt Dir die Gewhr, da Duauf dem rechten Wege bist und das, was Du uns als Wahrheiten bekundest, auchWahrheit ist?In meinem Leben habe ich so viel gesehen und erfahren, habe ber so manchesProblem nachgedacht und bin auch manchen Dingen nachgegangen, kann Diraber versichern, es war unntze Liebesmhe. Es stellte sich immer heraus, dameine Einbildungen und Vorstellungen doch im Bereich des Unmglichenlagen. Es wrde mir leid sein um Dich, um die Deinen, so Du doch erkennenmtest, Du gehst irrige Wege.Hast Du noch nicht nachgedacht, da Dich niemand recht untersttzt und vorallen Dingen Dich niemand untersttzen will, da es doch eine gewagte Sacheist, Dinge zu vollbringen zu suchen, die keinem Menschen, sondern nur Gottmglich sind?"Jesus lchelte und sagte, zu Sergius gewandt: .Johannes hast du nichtverstanden, als er dir von Mir erzhlte, auch sind deine Einwendungen vllighinfllig, weil alles auf Mich und Meine Person nicht anzuwenden ist. So hre

    und folge Mir, nicht um Meinet-, sondern um deinetwillen!Seit Meiner frhesten Jugend bin Ich Mir der auerordentlichen Gnade bewut,mit Gott, dem allerhchsten Leben, in Mir verkehren zu knnen! Es ist dieskeine Annahme, sondern vollkommenes Wissen!Durch Meine Verbundenheit mit Gott erlebe Ich in Mir und um Mich alles vielfeiner oder auch viel realer.Dort Meine Mutter knnte dir Wunderdinge bezeugen, die das hchsteGottesleben in Mir vollbrachte, aber es wre dies ein Zustand fr Michgeworden, der Meine Willensfreiheit beengt htte!Mit Bruder Jakob besteht die Vereinbarung, alles Unverstndliche an und vonMir kann er in sich erfahren, so er an diese gttlichen Gnadenoffenbarungenglaubt!Leider ist durch Prfungen dieser Glaube sehr erschttert worden. So erkenne

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    Ich, Ich mu Meinen Willen bis zum Alleruersten opfern, damit Gottes reinerLiebe-Wille ganz der Meine werde!Dieses sind ja nicht Dinge, die im Bereich der Unmglichkeit liegen, sonderneinem jeden mglich sind, auch dir! Oder hltst du Gott fr so engherzig, kalt

    und lieblos, da Er, wenn du mit Aufbietung deiner ganzen Willenskraft SeinenWunsch und Willen erfllst, dich dann beiseite schiebt und links liegen lt, alswenn du gar nichts getan httest? Ich sage dir: Unzertrennlich wird Er mit denensein, die Seine Aufgaben und Seine Eigenschaften zu den ihrigen machen!In diesem Sinne wirst du auch nicht Dinge zu vollbringen suchen, die nur Gottmglich sind, sondern deine ganze Innenwelt Dem zur Verfgung stellen, Demalles mglich ist! Du denkst, so knnte Gott auch mich zu einem Werkzeugmachen. Er htte ja die Kraft und Mglichkeit dazu? Da sage Ich dir ausMeinem Erkennen: Er knnte es!Hat Er Bileams Esel reden gemacht, und dieses war ein Tier, um wie viel

    leichter wre es bei einem Menschen der Fall, ihn als Werkzeug zu bentzen.Aber wre damit jemandem gedient?So der normale Zustand wiederhergestellt wre, wrde der Zweifel der anderenins Riesenhafte steigen und du selbst mtest erkennen: du bist nur ein blinderAutomat gewesen! Ich will dir noch sagen, da Ich mit Gott heilige Zwiesprachehalte und mich immer erst versichere: es ist nicht Mein Werk und Wille, sondernGotteswerk in Seinem Willen!"Sergius ging zu Jesus hin, umfate Ihn, zog Ihn an sich und sprach: MeinJesus! Sage mir, was hast Du vor? Deine Worte sind wie Gold so schwer undleicht wie das Himmelsblau. Wenn ich Dich auch nicht so verstehe, wie Du esvielleicht wnschtest, aber eines versichere ich Dir: ich glaube Dir!"Sprach Jesus: So du nur Meinen Worten glaubst, wirst du irre werden! Warumwillst du nicht an Mich glauben?Siehe, ein gesprochenes Wort ist wie eine Hlle, darin so mancher Sinnverborgen liegt!Glaubst du aber an Mich, dann wirst du Mich auch kennenlernen und nichtsGeheimnisvolles mehr finden an Mir. Mein Leben wird dir offenbar werden unddu wirst, gleich Mir, Meine Aufgabe und Meine Mission erkennen, welche inkurzen Worten lautet: Erlsung allem gerichteten Sein und Leben!"

    Jesus, Jesus, Du geheimnisvolles Wesen", sprach Sergius, wer knnte Dichverstehen? Wer den Sinn Deiner Worte erfassen? Du bist mir wie einSonnenstrahl, der belichtet und beleuchtet, der Wonne verbreitet!Aber wie wird es sein, so Du heimkehrst? An Dich soll ich glauben? Wie knnteich es aber, da wir uns nicht sobald wiedersehen werden?"Sergius", antwortete Jesus, hre: Es kommt nicht darauf an, ob wir beidepersnlich zusammenkommen, sondern dieses ist wichtig zu wissen: Uns eintein Geist und ein Wollen! In diesem Geiste verfolgen wir ein Ziel, wenn auchmit verschiedenen Mitteln!Aber bedenke, wenn zwei ein Ziel verfolgen, untersttzt einer den anderen mitgeistigen Krften und strkt damit das Siegesbewutsein.Grundbedingung aber mu sein, es ist aus der Liebe des Herzens geboren!Nun wollen wir an das Auseinandergehen denken, denn du, Sergius, wirst geholt

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    und unsere Mtter haben Ruhe ntig."Es kam eine Magd, klopfte an die Tre und verlangte Einla. Sie erzhlte, dadas kranke Tier unruhig und Schlimmes zu befrchten sei.Sergius war erschrocken und wollte nach Hause eilen. Jesus aber sagte: Nicht

    so, Sergius I Johannes und Ich begleiten euch. Der Tag soll fr dich nicht mitUnruhe enden. Mein Vater im Himmel erfllt gerne Meine Bitten!"Auch dieses Wort verstanden Sergius und die anderen nicht Rasch wurdeAbschied genommen, da die Magd drngte und beide, Jesus und Johannes,gingen mit.In eiligem Lauf und wortlos erreichten sie den Hof. Der Stall war von einerLampe beleuchtet, und das Weib des Sergius wartete mit Ungeduld auf dessenKommen.Lange schauten sie das Tier an, endlich sagte Sergius: .Johannes, deine Mheund unsere Freude waren umsonst, es ist am Verenden."

    Da ging Jesus hin zum kranken Tier, hob den Kopf, der auf dem Boden ruhte,empor und sprach:Sergius. du darfst dich freuen, Mein Vater hat Meine Bitte erhrt! Zum Morgenist dein Tier gesund.Nun gebet Gott die Ehre und vergesset nicht die Stunden, die wir verlebten!"Sergius wollte nichts von Abschied wissen, aber Jesus drngte nach Hause.Ich glaube an Dich und werde Dir immer glauben!" sprach Sergius, magkommen, was da mag; diese Stunden haben mich zu einem anderen Menschengemacht."Auch Ich danke dir fr deine Liebe, die den Meinen so viel Freude machte,dereinst wird es dir offenbar werden, was du Mir bist.Selig der, der da erfreuen kann, ohne gentigt zu werden, und berselig der, derda gibt nach dem Zuge seines Herzens. Heute ist noch alles dunkel, aber imLichte wirst du dereinst erschauen und erschauern, wenn Ich ausrufen kann: Esist vollbracht!"Kurz schieden sie, weil Sergius keine Antwort fand auf die bedeutsamen Worte.Aber Johannes schttelte den Kopf und sagte im Gehen:Jesus, wenn das Tier doch noch stirbt, wie willst Du da bestehen vor DeinenWorten? Wre es nicht besser gewesen, Du httest geschwiegen?"

    Sprach Jesus: Johannes! Warum lebt in dir noch solcher Zweifel und willzunichte machen diese ausgestreute Saat? Wre es nicht besser, du wrdestglauben wie Sergius? Merke dir: Sergius wird ein anderes Leben leben unddurch seinen Glauben lebt auch sein Tier!Hast du nicht gefhlt und gemerkt, da Gott sprach und wirkte, und Ich war nurSein Werkzeug?Wenn du schon Meinen Worten Zweifel entgegenbringst, so glaube wenigstensMeiner Liebe, da sie kein Angehr dieser Erde ist und keinen Zug nachIrdischem hat!Johannes, eine ernste Bitte richte Ich in dieser Nachtstunde an dich:Verliere dich nicht im Gesetz, sondern finde dich in der Liebe, und der Grundaller deiner Handlungen sei Liebe!Noch sind wir junge Menschen und stehen am Anfang unserer Aufgaben. Keiner

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    darf den anderen ntigen, ein jeder soll aus sich heraus finden, was da Rechtensist!Darum, Johannes, bedenke: Wer in sich nicht frei von Zweifeln werden kann,steht noch mit beiden Fen auf dem Boden, wo er sich nicht wohlfhlen kann

    und gibt dem Gegner seine besten Krfte!Nur reiner Glaube erhebt und macht das Leben in seiner Vielgestaltigkeit zueinem sonnigen!Je sonniger dein Wesen und je freier dein Gemt ist, desto mehr bist duimstande, das Grte zu vollbringen, weil alles Hemmende und Niedrige dannkeinen Raum mehr in dir hat."Lieber Jesus! La mich in Ruhe Deine Worte wgen! Es ist zuviel, was Du mirgestern und heute gabst. Ich bin einmal anders und kann, was in mir schwarz ist,nicht wei machen oder umgekehrt. La mir Zeit, ich werde fr Dich und michdas Beste finden", antwortete Johannes, aber verlange nicht, da ich gegen

    meine berzeugung handle!"Jesus: Johannes, so sei es. Prfe ernstlich und ohne Vorurteil, dann wirst duauch nichts zu bereuen haben!Mache einen Unterschied zwischen Gesetz und freiem Leben und betrachte dieSchrift nicht als Hchstes, sondern als Wegweiser zum Hchsten!Befolgst du gerne diesen Meinen Rat, dann wirst du leben aus der Flle allesLebens, die da Gott ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.Lt du dich aber treiben von dem Geiste deines eigenen Ichs, dann wird deinLeben ein unbefriedigtes sein und dein Ende ist dann ebenso."Johannes erwiderte nun nichts mehr und bald war die Behausung erreicht.Beide Mtter wachten noch und erwarteten die Heimkehr ihrer Shne.Mit kurzem Gru suchten nun auch sie ihre Ruhesttten, denn es war inzwischenMittemacht geworden.Die Sonne stand am Himmel, als Joseph mit den Seinen Abschied nahm von dergastlichen Elisabeth.Mit beraus herzlichen Worten dankte nun Elisabeth Joseph und Maria fr dieStunden, die sie mit ihnen, vor allem mit Jesus verleben konnte..Du aber, Jesus, nimm die Zusicherung mit in all Dein ferneres Wirken: ichglaube an Dich!"

    Darauf sagte Jesus: Elisabeth, behalte alles tief in deinem Herzensgrund undnichts in deinem Erdenleben wird dir diesen Glauben trben. Er wird dich tragenbis an das Ziel deiner Sehnsucht und dein grter Wunsch wird in Erfllunggehen. Der Vater im Himmel wird deine Liebe berreich segnen!"Joseph segnete nun Elisabeth und Johannes und dann die Seinen und folgteseinen Shnen, die schon frba schritten. Lange sah Johannes den Enteilendennach, gern wre er noch etwas nachgeeilt, aber eine Scheu hielt ihn zurck.So sagte er zu seiner Mutter: Es ist wie ein Traum! Beim Erwachen merkt manerst, wie wenig Wirklichkeit dahinter liegt Dort gehen sie und nehmen dieWirklichkeit mit, uns bleibt nur die Erinnerung."Mitnichten, mein Sohn, antwortete Elisabeth, sie brachten uns Wirklichkeitund dieselbe bleibt nun unser Teil!Mit Jesus hat nun alles, auch du, ein anderes Aussehen bekommen, und Freude

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    ber Freude empfinde ich darber.Schau hin, Jesus winkt uns noch einmal zu, es ist nicht wie ein Winken zumAbschied, sondern wie ein Zuwinken, als sollten wir zu Ihm kommen."Beide erwiderten das Abschiedsgren, und nun bogen die Enteilenden um eine

    Ecke. Da sagte Elisabeth: Mir ist, als sei die Sonne untergegangen, alles siehtnun so leer aus."Mir nicht", sprach Johannes, mir nicht; als wenn ich nun wieder kolossalenPlatze und Raum habe, ist mir; denn vor Jesus und Seinem Blick ist mir alles zuklein und zu eng geworden. Wre Er noch lnger hiergeblieben, ich wte nicht,wo ich htte hingehen sollen; denn mit Ihm kann man sich auf keine gleicheStufe stellen.Dies sollst du auch nicht, Johannes", sprach Elisabeth ganz sanft, es sei dirgenug zu wissen: Er stellt sich auf deine Stufe und will dein Bestes. Er ist einGroer und wei darum, aber dies hindert Ihn nicht, immer als Kleiner und

    Dienender Sich zu geben! Wie gerne Er bediente, wie besorgt Er um die Seinenwar, ganz das Bild eines treuen Sohnes!"Sie bemerkten nicht, da Sergius hinzutrat. Er kam zu spt, um nochmals mitJoseph und vor allem mit Jesus zu reden, aber die Worte der Elisabeth drangenin sein Herz und besttigten seine Ahnung! So grte er beide herzlich.Da sagte Elisabeth: Nun bist du zu spt gekommen, um sie nochmals zu sehen;aber sei deswegen nicht traurig, das Herrlichste haben wir von ihnen ja docherhalten, nmlich das Bewutsein: aus Jesus erwchst uns allen ein Erlser undBefreier; es soll uns sein, als weile Er unter uns und mache uns zu VertrautenSeines Wirkens.Als ich mich in dieser Nacht ganz dem Gedanken hingab, unter meinem Dacheruht Einer, der von Gott zum Hchsten berufen ist, wurde es licht um mich. Dagewahrte ich eine Sonne, die da leuchtete, aber nicht blendete.Wie ich so in die Sonne schaute, nahm sie das Gesicht Jesu an! Aus den Augenwinkte es so beraus lieblich, fast zrtlich, und Sein Mund war halb geffnet,gerade so, als ob Er ein Verlangen trge, mich zu kssen!Das Gesicht blieb nicht, aber das Licht leuchtete weiter und machte in mirmanches hell, was bis jetzt finster war. So verging die Nacht, die keine Nachtwar; als aber Jesus gegangen war und meinen Augen entschwunden, war mir,

    als ob es Abend wrde.So bleibt uns nun die Erinnerung und der Glaube."Mutter", entgegnete Johannes, von Jesus hast du wohl das Schwrmen gelerntund willst dich in ein anderes, schneres Leben trumen. Schau der Wirklichkeitin das Gesicht und du mut zugeben: es ist alles geblieben, wie es vor 3 Tagenwar! Wo kmen wir hin mit unserem Glauben, so wir jedem Schwrmer glaubenwrden?Hat uns Jehova nicht berreich bedacht? Ja, fast zuviel ist es, um alles einhaltenzu knnen. Ich habe nicht die geringste Lust, Jesum zu untersttzen! Mirgengen Moses und die Propheten."Entgegnete Elisabeth: Johannes, niemand, auch Jesus nicht, wird versuchen, dirdeinen Glauben zu nehmen; so du aber in einem fort auf dein eigenes Wissenund Wollen pochst und anderer Meinung und Erkenntnis in das Reich der

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    Schwrmerei verweist, mut du dir auch gefallen lassen, so mit dir dasselbegeschieht. Ich sage dir aber, die Kuchenbrote waren mir mehr als Beweis! Einesweiteren bedarf es nun nicht mehr.Ich werde dir auch nie Anregung geben, dich mit Jesu in Gedanken zu

    beschftigen, weil in meinem Herzen fr Ihn ein Pltzchen ist, das geheiligt ist."Sergius sprach nun: Auch ich, Mutter Elisabeth, habe Jesum in mein Herzaufgenommen; Er ist mehr als nur ein gewhnlicher Mensch.Heute frh galt mein erster Gedanke meinem kranken Tier. Als ich in den Stallkam, stand es da und verlangte Futter. Was dieses heit, gestern am Verendenund heute gesund, kann nur der erfassen, den es betroffen hat!Darum, lieber Johannes, bitte in Zukunft kein Wort gegen Jesum mehr lEin ungeheures Vertrauen besitzt Er zu Seinem Vater im Himmel und diesererfllt Seine Bitten gern, weil solch ein Vertrauen noch nicht erlebt wurde.Wie glcklich macht mich das Wissen: auch wir sind mit eingeschlossen in die

    Liebe Jesu, die in Seinem Herzen lebt. Ein Schwrmer und Phantast hat noch nieTaten vollbringen knnen, sondern nur Worte sprudeln gleich Wasserbchenber eines solchen Lippen und es ist nicht zu kontrollieren, ob das Herz mitdabei ist.Du wirst dir wohl gefallen lassen mssen, da ich mit deiner Mutter ber Jesumspreche, und ich wage schon jetzt zu behaupten, es wird mir Bedrfnis werden!Auch meine Augen floh in dieser Nacht der Schlaf, Jesus mit den Speisetellernund Seine leuchtenden Augen haben es mir angetan! Noch nie in meinem Lebendurchstrmten mich solche Gefhle wie gestern und heute Nacht!"Antwortete Johannes: Also seid ihr gegen mich? Da werde ich es wie Jesusmachen mssen und werde die Einsamkeit aufsuchen und sehen, wie ich michdamit abfinde!"Tue es ruhig, mein Sohn", entgegnete Elisabeth, eins versichere ich dir: Jemehr du Jesum aus deinem Dasein streichen willst, um so mehr mut du dichmit Ihm beschftigen!Ich kann dich aber nicht begreifen, warum du auf einmal deine Mutter nichtmehr verstehen willst. Ist es denn so schwer, die Liebe eines Menschenanzunehmen, der sich nicht nur mit kleinen Problemen, sondern sogar mit demAllergrten beschftigt?

    Wenn ich mir berlege, welch eine Liebe, Geduld und Ausdauer dazu gehren,sich jene Krfte anzueignen, die Gott gleich einem Samenkorn in Ihn legte,komme ich zu dem Schlu: Jesus wei, was Er will! Und Er glaubt an dasGelingen Seines Werkes. Wir haben es leichter gehabt, weil wir uns sttzenkonnten auf die Schrift und brauchen uns nur anzulehnen an die Lehre unseresTempels.Jesus aber bringt etwas ganz Neues! Etwas, was der Mensch in sich trgt, abernicht kennt.Es ist fr uns neu und doch uralt! Die Verheiung beginnt wahr zu werden: EinLicht scheint in die Finsternis und wird allen eine Leuchte werden!"Mutter, warum qulst du mich?" antwortete Johannes bitter. Ich kann meinHerz nicht zwingen zu etwas, was mir nicht einleuchtend ist.Wenn du das Liebe nennst, so ein Sohn den Eltern Kummer macht oder das

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    Haus meidet, wo Freude herrscht, so nenne ich es anders, nmlich Eigensinn.Mutter, la uns schweigen, damit Friede bleibe und du nur Freude an mirerlebst."Sergius schwieg zu allem, nun aber wandte er sich an Johannes und sprach:

    Johannes, es wird nicht gut gehen, zu schweigen ber das, was im Herzenemporquellen will; denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund ber.Ich mache dir einen Vorschlag: Deine Mutter bersiedelt in mein Heim und dugehst einige Monate in den Tempel.Zu jeder Zeit kannst du heimkehren, und die Sorge fr deine Mutter nehme ichdir ab.Euer gesamtes Hauswesen bleibt bestehen und wird versorgt, als wenn es meineigen wre.Du lernst etwas kennen, was dir noch fremd ist, und in dieser Schule wirst dubestimmt ausreifen zu dem Werk, zu dem du berufen bist.

    Hier leidest du und verlierst, dort aber lernst du und gewinnst. Kommst duzurck, ist die Freude doppelt gro!Ich aber darf endlich einmal Liebe zurckgeben, wo ich bis jetzt immer Liebeempfing! Wie denkst du, Elisabeth?"Du lieber Sergius, meine Sorgen sind auch deine Sorgen! Um Johannes frei undglcklich zu wissen, willige ich gerne in die Trennung, aber bleiben mchte ichin meinem Huschen, da ich mit ihm verwachsen bin.Will Johannes, so sei es, will er nicht, ist es auch recht! Meine Hoffnung istJesus."Kurz entschlossen spricht Johannes: Mutter, ich gehe! Lieber eine kurzeTrennung als ein Nebeneinandergehen. Jehova mge mir verzeihen, so ichunrecht handle und mge mir Kraft verleihen zu dem Kommenden!" Es wurdewie geplant.Der Priester Joseph war berglcklich, seinen Pflegling selbst in den Tempel zubringen, und fr Johannes ging eine neue Welt auf, aber eine Welt, die ihmAnsto war.Frhzeitig an selbstndiges Denken und Handeln gewhnt, erlebte er nun dasGegenteil. Hier gab es nur einen, der dachte und Anweisungen gab, denHohenpriester oder bei Abwesenheit den Stellvertreter.

    Hier lernte er Menschen kennen, die ihr Inneres verschlossen hielten und nachauen eine Maske trugen. Oft, wenn er allein war, sagte er zu sich selbst:Vater! Hier hast du ein Leben lang ausgehalten? Hast mehr als alle nderngewut und bist dennoch geblieben? Dein Leben mu ein Opfergang gewesensein!"Zuweilen, wenn er allein mit sich rang, schien ihm in Erinnerung zu kommen,wie anders doch Jesus rang und er fragte sich dann, wie wrde sich nun Jesusbenehmen?Weil er selbst einen geraden Sinn hatte, rgerte es ihn, da er hier schweigenmute. Denn die Parole war: Schweigen und befolgen!Zu einem alten, ehrwrdigen Priester zog es ihn hin, der seinen Vater nochgekannt hatte. Diesem offenbarte er seine groe Herzensnot, als sie fastunertrglich wurde. In der Wohnung des alten Samuel drang der ganze

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    zurckgehaltene Schmerz ber die Lippen des Johannes.Samuel, die Gte selbst, hrte von Anfang bis Ende die Beichte des Jngeren anund sagte: Mein junger Bruder, was ich dir jetzt sage, behalte fr dich!An meinem Leben liegt nichts, aber das deine ist wertvoll. Ein ganzes Leben

    diente ich dem Tempel, schon zu Lebzeiten deines Vaters. Damals war derTempel noch anders als heute; das Gift der Welt, Herrschsucht und Habgierhaben seitdem gewaltig zugenommen. Ja, selbst vor einem Mord scheut mannicht zurck! Du wirst denken, warum bleibst du da im Tempel?So sage ich dir: um das Unheil aufzuhalten und der Schlechtigkeitentgegenzusteuern verbleibe ich im Tempel.Der Tempel hat tausend Waffen, ich nur eine einzige und diese heitHerzensgte. Vor dieser Gte beben sie zurck! Wie lange, ist mir unbekannt.Tust du nicht mit, mut du beweisen, warum.So hrt man gerne meinen Rat, und ich bin nun auch befriedigt, mein Leben

    Dem geschenkt zu haben. Der es mir schenkte!Fr dich ist das Beste, gehe heim zu deiner Mutter, diene Gott und denMenschen; denn durch Seine Gte bist du geworden, was du bist.So danke Ihm, indem du Seine Gte nicht mibrauchst!"Vater Samuel! Du gibst mir das Gleichgewicht zurck, aber wie soll ich michzu Hause meiner Mutter und Sergius gegenber verhalten, wenn die Rede aufJesum von Nazareth kommt? Dieser ist der Ansto und der Grund zurTrennung!"Mein junger Bruder! Warum so strmisch? In deinem Leben wirst du noch oftSchiffbruch erleiden, so du an deinem starren Willen festhltst!" entgegneteruhig Samuel. Nie in deinem Leben wirst du Erfolg haben, so du denkst, ichkann und mache es besser!Gebe gern und willig Raum in deinem Herzen, so ein anderer eine andereMeinung und Erkenntnis hat! Prfe ernstlich alles und eigne dir nur das an, wasdir zusagt!Da Jesus von Nazareth dir Ansto ist, wundert mich sehr; denn als er damalsdrei Tage im Tempel das Kollegium in groe Aufregung brachte, habe ich mirdas Beste zunutze gemacht, und es ist auch heute noch mein Teil:Menschenliebe und Menschengte! Gerade Jesus war es, der den leitenden

    Priestern die Larve vom Gesicht ri und Schandtaten aufdeckte, die du nichtertragen knntest.Oft und oft habe ich an den Knaben gedacht, und es ist wunderbar, er bleibt inmeiner Erinnerung der Knabe.Was ntzte es, da die Aufregung eine Zeitlang blieb und Jesus samt dem HauseJosephs berwacht wurde?Bei Jesus hatte sich aber dann die Entwicklung statt nach vorwrts mehrrckwrts bewegt. So ist es erklrlich, da seit etwa 10 Jahren der Tempelimmer ppiger wurde.Es freut mich ungemein, nun etwas Erfreuliches ber diesen jungen Menschenzu hren, aber ich frchte, sobald das Kollegium von diesem Fortschritt erfhrt,wird es um die Ruhe Jesu aus sein.Nun, lieber junger Bruder, hre meinen Rat, der aus vterlichem Herzen kommt:

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    Stelle dich auf guten Fu mit Jesus, mache deiner frommen Mutter und deinemvterlichen Sergius die Freude, du gewinnst tausendfach!Was hat dir der Tempel noch zu geben? Nichts, aber auch gar nichts; so duunbequem wirst, schiebt man dich hchstens ins Ausland zu den Heiden und

    Unbekehrten. Noch bist du frei und kannst leicht deine Zugehrigkeit zumTempel lsen. Gerne will ich dir helfen und einen guten Abgang sichern."Sprach Johannes: .Vater Samuel, deine Worte machen mein Herz froh. Abereine groe Frage beantworte mir noch, dann befolge ich gerne deinen Rat.Was dnkt dich um Jesum von Nazareth? Sind seine Ideen Schwrmereioder als was soll ich sie annehmen?"Antwortete Samuel: Komm, mein Junge, an meine Brust. Bei Beantwortungdieser lebenswichtigen Frage will ich dir nicht ins Auge schauen, sonderndenken, mein holder Knabe Jesus steht vor mir.Nun hre: Als ich ein stummer Zeuge Seiner Weisheit und Seiner Kraft war und

    Er hinwies auf die Bedingungen, die erfllt werden mssen bei dem zuerwartenden Messias und doch bei Ihm schon erfllt sind, habe ich immer dieHoffnung in mir genhrt: Dieser ist es!! Auch ist meine Hoffnung nichtschwcher geworden, als die Berichte immer negativer ausfielen. Ich habegedacht, das war eine Bltezeit. Er mu ausreifen!Deine Kunde um Jesum ist mir wertvoll, denn ich glaube an Ihn. Seine Ideensind nicht von Ihm, sondern die legte Jehova Selbst in Ihn und der in Ihmruhende Gottesgeist trieb diese Ideen in Ihm zur vollen Reife.Was du mir von dem Kampfe des ringenden Jesus sagtest, besttigt mir meineAnsicht. Es wre an der Zeit, Ihn zu untersttzen.Bleibst du in deiner Willensmeinung, hinderst du Gott, der Erde dasGnadengeschenk zu berlassen, nmlich den Mittler zwischen Gott und Menschund den Retter Seines Volkes aus aller Knechtschaft.Weiteres zu sagen tut nicht gut. Wohl knnte es sein, da ich irre.Bedenkst du aber die Flle von Wahrheiten, die Sein Ich erfllten, so kommst duzu dem Schlu: Ihn kann nur der Himmel geschickt haben!Johannes, knntest du mein Glck begreifen, so jetzt Jesus in meinem rechten,du in meinem linken Arm ruhen wrden! Ich stelle mir vor, es sei so und bininnerlich beglckt!

    Warum ist das beglckende Gefhl nun eigentlich da? Es ist das Geschenk ausden Himmeln, wobei sich der Mensch wieder besinnen kann auf das Glck, dasden erwartet, der die Bedingungen erfllt hat.Wie du sagst, ringt Jesus mit sich in stetem Eifer, also ist Er bemht, dieBedingungen restlos zu erfllen, um in Sich nur noch den Himmel zu fhlen undzu empfinden!Auf diesen Bruder bist du neidisch und ungerecht, statt Ihm Verstndnisentgegenzubringen, bist du hart?0 Johannes, urteile nicht ber den Tempel und seine Diener, sonst fllst du selbstber den Strick, den du fr andere bereit hltst.Es darf nichts in dieser Welt geben, was ich als verloren betrachte, sondern ichmu Mittel suchen, um zu heilen und zu retten! Kannst du mich verstehen?"Ja, mein Vater", antwortete Johannes, dich verstehe ich sehr gut, trotzdem es

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    fast dieselben Worte sind, die Jesus uerte, nur tun sie, von dir gesprochen,nicht weh.Ich habe Jesu vieles abzubitten, da ich Ihm in meinem Herzen viel Unrecht tat."Dies freut mich, mein Johannes! Es wird dir viel leichter und wohler werden,

    wenn du dich ausshnst mit dem Gedanken, da Jesus von Nazareth einBerufener und Auserwhlter ist.Einem Beruf