MIBA Artikel „Römhild - ein bayerischer Bahnhof in Thüringen und...

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MIBA Artikel „Römhild - ein bayerischer Bahnhof in Thüringen und ein Basaltwerk“ -Römelder Boh'- Nach dem Artikel über die Modul-Anlage der Modellbahnfreunde „HSH“ aus Heft 12/2010 möchten wir Ihnen hier nun den Bahnhof Römhild vorstellen. Erbaut wurde der Bahnhof 1893 als Endbahnhof der Strecke Rentwertshausen Römhild. Von Planung bis zur Inbetriebnahme vergingen viele Jahre. Letztendlich wurde in der Landtagssitzung vom 30. April 1888 endlich der Beschluss über den Bau der Bahnlinie gefasst. Am 20. Juli 1892 wurde zwischen der bayerischen Landesregierung und der von Sachsen- Meiningen der Vertrag zum Bau unterzeichnet und per Ministerialbekanntmachung Nr. 11 vom 9. November 1892 veröffentlicht. Von Anfang an war die Eisenbahnstrecke laut Staatsvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Herzogtum Sachsen-Meiningen vom 30.03.1895 Staatseigentum von Bayern. Eigens für das bayerische Personal wurde eine kleine Kirche erbaut und 1904 eingeweiht. Abbildung 1: Eröffnung der Strecke 1893 Abbildung 3: Bahnhof Römhild in den 1950er Jahren Abbildung 2: Skizze Bf Römhild

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  • MIBA Artikel„Römhild - ein bayerischer Bahnhof in Thüringen und ein Basaltwerk“

    -Römelder Boh'-

    Nach dem Artikel über die Modul-Anlage der Modellbahnfreunde „HSH“ aus Heft 12/2010

    möchten wir Ihnen hier nun den Bahnhof Römhild vorstellen.

    Erbaut wurde der

    Bahnhof 1893 als

    Endbahnhof der Strecke

    Rentwertshausen –

    Römhild. Von Planung

    bis zur Inbetriebnahme

    vergingen viele Jahre.

    Letztendlich wurde in

    der Landtagssitzung

    vom 30. April 1888

    endlich der Beschluss

    über den Bau der

    Bahnlinie gefasst. Am

    20. Juli 1892 wurde zwischen der bayerischen Landesregierung und der von Sachsen-

    Meiningen der Vertrag zum Bau unterzeichnet und per Ministerialbekanntmachung Nr. 11

    vom 9. November 1892 veröffentlicht. Von Anfang an war die Eisenbahnstrecke laut

    Staatsvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Herzogtum Sachsen-Meiningen

    vom 30.03.1895 Staatseigentum von Bayern. Eigens für das bayerische Personal wurde

    eine kleine Kirche erbaut und 1904 eingeweiht.

    Abbildung 1: Eröffnung der Strecke 1893

    Abbildung 3: Bahnhof Römhild in den 1950er Jahren

    Abbildung 2: Skizze Bf Römhild

  • Au$zug aus dem Regierung$blatt für da$ Herzogthum Sachsen Meiningen:

    Nr. 44 Mittwoch, den 14. März 1893

    1. E$ wird hierdurch unter Hinwei$ auf die Ministerialbekanntmachung vom 9. November 1892 zur

    öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Baupläne für die Eisenbahn Rentwert$hausen-Römhild genehmigt

    worden ist. Nach denselben verläßt die Bahn die Station Rentwert$hausen der Eisenbahnlinie Meiningen-

    Schweinfurt noch innerhalb de$ Bahnhofe$. Sie wendet sich die Straße Rentwert$hausen-Nordheim und die

    Straße Rentwert$hausen-Berkach überschreitend in großem Bogen südöstlich und tritt nach Erreichung der

    Straße Rentwert$hausen-Queienfeld, dieser folgend, unmittelbar an letzter Ortschaft heran. Demnächst

    überschreitet sie den Bibra-Bach und theilweise den Flurbezirk Wolfmann$hausen berührend die von

    Queienfeld nach Wolfmann$hausen führende Straße. Sie hebt sich auf langer Strecke neben einem Feldweg

    verlaufend zu der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser empor, durchbricht diese mit einem Einschnitt und

    senkt sich die Strecke von Queienfeld nach Westenfeld überschreitend, an dem Ort Westenfeld, den sie recht$

    läßt, vorbei zur Thalfläche herab. Hierbei überschreitet sie zunächst die Straße von Westenfeld nach Haina,

    neben welcher sie von der Flurgrenze de$ letztgenannten Orte$ bi$ zur Kreuzung mit der Straße von

    Meiningen nach Römhild hinläuft, um dann recht$ neben letzterer zu verbleiben und kurz vor der Stadt

    Römhild in die Endstation einzulaufen.

    Meiningen, den 10. März 1893.

    Herzogliche$ Staat$ministerium, Abtheilung de$ Innern, M. v. Butler

    Erst im Frühjahr 1893 wurde

    dann unter der Amtszeit von

    Bürgermeister Gottlieb Bing die

    Eisenbahn gebaut (Einweihung

    25.11.1893).

    Die Endstation Römhild wurde

    nach bayerischen Plänen

    errichtet, das Empfangsgebäude

    entstand im Baustil bayrischer

    Würfel am Ende der Strecke auf 309 m über NN. Weiterhin gab es Wirtschaftsgebäude,

    Güterschuppen und Lokschuppen. Im Wirtschaftsgebäude waren Abortteil, Schuppenteil

    und das Waschhaus für die Dienstwohnungen. Im Lokschuppen war nur Platz für zwei

    kleine Lokomotiven und im hinteren Teil waren die Dienstwohnungen untergebracht. Die

    Endstation war auch gleichzeitig als Wasserstation vorgesehen.

    Am 21. November 1893 war es dann soweit, das Dampfross konnte zum ersten mal einen

    Zug über die neue Strecke Rentwertshausen-Römhild ziehen.

    Eröffnung: Rentwertshausen - Römhild 10,73 km 25.11.1893Stilllegungen: Rentwertshausen - Römhild 29.09.1968 (Reiseverkehr)

    Rentwertshausen - Römhild 1972 (Güterverkehr)

    Abbildung 4: Gleisplan Bahnhof Römhild

  • Die Betriebsstätte Römhild gehörte dem BW Schweinfurt an, nach 1945 wurde sie dem

    Bw Meiningen zugeordnet. Die Wasserversorgung der Lokomotiven erfolgte im

    Lokschuppen. Vor dem 2. WK wurde der Wasserbehälter unter dem Dach des

    Lokschuppens aus der städtischen Wassernetz befüllt. In den Jahren nach 1945 bis zur

    Stilllegung wurde nach Bedarf in Grimmenthal ein Wasserwagen (alter 3achs. Tender)

    befüllt und nach

    Ritschenhausen

    gefahren. Dieser

    wurde dann einem

    GmP beigestellt. In

    Römhild dann

    wurde er auf dem

    linken (östlichen)

    Schuppengleis

    abgestellt und das

    Wasser in den

    Wasserbehälter

    unter dem

    Schuppendach gepumpt. Die Restaurierung der Lokomotiven incl. Wasserversorgung fand

    im Bw Meiningen statt, notfalls konnten Sie in Römhild Wasser nachfassen. Für die Kohlen

    stand ein gemauerter Pferch mit einfacher Konstruktion aus Holz für einen Flaschenzug

    zum aufziehen des Kohlehunt zur Verfügung. Eine Schlackegrube befand sich auf dem

    Abbildung 5: Luftbild Bahnhof Römhild 1938

    Abbildung 6: Blick von der Ladestraße Richtung Bahnhof

  • rechten Gleis vor dem Lokschuppen, die Schlacke wurde aus der Grube auf die westliche

    Seite in einen kleinen Pferch geschaufelt und später auf Wagen verladen. Die

    Einrichtungen für Bekohlung, Ausschlacken usw. wurden schon nach 1945 nicht mehr

    benutzt und alsbald abgerissen, die Versorgung der Lokomotiven fand hauptsächlich in

    Meiningen statt.

    Der Betrieb zwischen beiden Bahnhöfen sowie

    der Rangierdienst wurden in der Regel von

    einer Lokomotive bewältigt. Dies waren am

    Anfang bayerische D VII Nr. 1860 (98 7667);

    später bayerische Mallet's BB (Baureihe 98.7),

    bayerische D XI (Baureihe 98.4-6) und bis

    Ende der 1940er Jahre Gtl 4/4 (z.B. 98 876).

    Nach 1945 waren die Lokomotiven 98 862 und

    98 865 sowie die 98 1108 auf dem Gebiet der

    DDR verblieben, welche hier und Meiningen Dienst taten. Sehr wahrscheinlich ist, dass

    auch 92 214 Anfang der 1950er Jahre für kurze Zeit nach Römhild fuhr als diese in

    Meiningen stationiert war.

    Die 98er wurden jedoch bald abgezogen und Anfange der 1950er Jahre durch Maschinen

    Abbildung 8: 93 221 mit PmG im Bahnhof Römhild, Anfang der 1950er Jahre von Werner Schreiber; vlnr.: Fahrdienstleiter Otto Balter, Zugführer Heinz Heinrich aus Melkers, Lokführer Werner Schreiber (Mutti), Heizer Name unbekannt, am Zaun zu sehen Helga Flossmann, am Fenster oben Frau Schinko

    Abbildung 7: 98 876 im Bahnhof Römhild

  • der Baureihe 93.0 ersetzt. Ende der 1950er Jahre wurden die 93.0 durch die Baureihe

    93.5 ersetzt welche bis zur

    Betriebseinstellung den

    Dienst abwickelten. In

    anderer Literatur wird

    berichtet, dass Lokomotiven

    der Baureihe 86 oder 94

    nach Römhild fuhren, ist aber

    nicht belegt.

    An Wagen kamen damals

    zweiachsige Personen- und

    Güterwagen bayerischer

    Bauart zum Einsatz. Nach

    1945 bis zur

    Betriebseinstellung wurden die auf DDR-Gebiet verbliebenen Langenschwalbacher

    eingesetzt, dazu MCI, zuletzt fuhren hier alte vierachsige D-Zug-Wagen. Zweiachsige

    Wagen mit langem Radstand wie Donnerbüchsen sowie dreiachsige Wagen verkehrten

    wegen der Entgleisungsgefahr in den 180m Radien nicht.

    Auch gab es immer wieder

    Entgleisungen der

    Lokomotiven auf der

    Strecke. Schuld daran war

    der schlechte Oberbau, der

    nicht mehr als unbedingt

    nötig unterhalten wurde.

    Heutige Erzählungen

    darüber sind immer ohne

    Groll über „ihre Eiseboh“,

    den Entgleisungen und

    dem daraus resultierendem

    lange Weg zu Fuß nach Hause. Ob es damals auch so locker aufgenommen wurde….

    Auch fuhr der Zug in Römhild niemals ab ohne rechtzeitig Pfeifsignal zu geben, oft

    wartete der Zugführer auf die Bummelletzten, man kannte ja seine Spezialisten.

    Der Wagenverschub auf Gleis 5 und 8 (vor dem Basaltwerk) wurde Anfang 20. Jahrhun-

    dert mittels einer handbetriebenen Spillanlage vor dem Basaltwerk bewerkstelligt. Der

    Abbildung 10: abfahrbereiter Personenzug in Römhild

    Abbildung 9: Gelände des ehemaligen Bahnhof Römhild 2010Heute sieht das Gelände so aus, wo einst die Gleise lagen, ist Asphalt.

  • Kurbeltrieb und später eingebaute Elektromotor waren in einer Wellblechbude vor Gleis 8

    untergebracht. In den letzten Betriebsjahren allerdings muss diese Anlage dann nicht mehr

    repariert worden sein. Zeitzeugen berichten, dass die Arbeiter vom Basaltwerk mit einem

    Traktor oder auch der Lokomotive (für ein paar Mark oder ein Bier) die Wagen verschoben

    haben. Einfahrende Züge fuhren in der Regel auf Gleis 2 ein, die Lokomotive setzte dann

    über Gleis 3 um, die anderen Gleise waren meist mit Wagen zugestellt. War wegen des

    hohen Wagenaufkommens im Bahnhof kein Platz zum rangieren wurden kurzerhand

    störende Wagen (auch die Personenwagen!) auf dem Streckengleis abgestellt. Das

    Umladen von Schüttgut fand auf der Westseite von Gleis 8 und an Gleis 6 statt, Holz und

    Baustoffe auf Gleis 6 und an der Rampe von Gleis 7.

    Am 28. September 1968

    startete der Personenzug

    zu seiner letzten Fahrt

    nach Rentwertshausen.

    Die Personen-Beförderung

    wurde vom Kraftverkehr

    mit Omnibussen

    übernommen. Im

    Bahnhofsgebäude wurden

    dann zwei Wohnungen

    eingerichtet. Im

    Lokschuppen waren hinten

    zwei Wohnungen, es

    wohnten Ende 60er die Familien

    Abbildung 11: 93 1036 vor Bahnhofsgebäude Römhild, vlnr: Lokführer Gerhard Gottschalk, Heizer Fritz Besoke, Zugführer Willi Nattermann, Schaffner Stefan Kucha, Fahrdienstleiter Johann Schinko

    Abbildung 12: Rohbau Kulturhaus auf dem Bahngelände, das Schotterwerk existiert jetzt schon nicht mehr

  • Paul Kitzing und Familie Hoffmann im Lokschuppen. Bis 1972 fand noch Güterverkehr

    statt, immerhin wurden noch Küchen, Heizöfen, Hohlblocksteine, Töpferwaren sowie

    verschiedene Güter für den Landhandel transportiert. Das Gelände des Basaltwerkes und

    des Bahnhofs wurde für den Bau des Kulturhauses vorbereitet.

    Der sinkende Personen- und Gütertransport, der schlechte Unterhaltungszustand der

    Gleise und Anlagen, sinkender Basaltabbau, all diese Tatsachen führten schließlich zur

    Betriebseinstellung von Basaltwerk und der romantischen Nebenbahn Rentwertshausen -

    Römhild.

  • Basaltwerk:

    Während der Amtszeit von Römhild's Bürgermeister Georg Griebel wurde im Jahr 1899

    und 1900 mit einem Kostenaufwand von 400 000 M das städtische Basaltwerk erbaut und

    am 16. Januar 1901 in Betrieb genommen. Durch das Basaltwerk wurde Arbeit und

    Verdienstmöglichkeit

    geschaffen. Die 4,6

    km lange

    Drahtseilbahn vom

    Basaltbruch auf dem

    Großen Gleichberg

    bis zum Basaltwerk

    am Bahnhof Römhild

    wurde 1904 gebaut.

    Die Schuld von 400

    000 M an Baukosten

    war im Jahr 1906

    vollständig von den

    Erlösen des Basaltwerkes abgetragen. Aus den Verkaufserlösen des Basaltwerkes wurde

    im Herbst 1908 das Städtische Elektrizitätswerk am Basaltwerk in Betrieb genommen.

    Außer Römhild wurden auch Nachbargemeinden von diesem mit Elektrizität versorgt. Die

    1916 fertiggestellte Schule in Römhild wurde ebenfalls aus den Verkaufserlösen des

    Basaltwerkes getragen. Bis Ende 1927 wurden vom Basaltwerk verschickt: 123.311

    Waggon Schotter á 10 t und 18.230 Waggon Gneis á 10 t zuzüglich Handverkauf.

    Am großen Gleichberg vor den Toren Römhild's wurde in einem Steinbruch Basalt

    abgebaut. Über die Seilbahn gelangte dieser in das Bruchhaus. Die Brecher sowie auch

    die Seilbahn wurden von einer Dampfmaschine angetrieben, das Heizhaus befand sich

    auf der Westseite des Bruchhauses. Direkt vom Gebäude aus sowie über eine Siebanlage

    auf der Südseite wurde der Schotter über Rutschen in offene Güterwagen und Talbot-

    Schotterwagen verladen. Der Schotter aus Römhild war auf Grund seiner Beschaffenheit

    bei Bahn und Straßenbau sehr begehrt.

    Im Jahr 1908 wurde eine neue Dampfmaschine mit 200 PS von Fa. Franz Beyer & Co.

    aus Erfurt für Basaltwerk und Elektrizitätswerk in Betrieb genommen.

    Am 3. März 1932 brannte das Städtische Basaltwerk vollständig ab. Das war für Römhild

    ein spürbarer Verlust, da zu dieser Zeit das Basaltwerk fast die einzige Arbeitsmöglichkeit

    für viele Bürger in Römhild war. Nach dem Wiederaufbau 1933 ging der Betrieb weiter. Am

    Abbildung 13: Postkarte Basaltwerk von 1903

  • 25. Januar 1949 wurde das Städtische Basaltwerk Römhild volkseigener Betrieb welcher

    am 01. 04 1968 den Betrieb einstellte, kurz darauf wurde auch die Seilbahn abgebaut.

    Zwei Jahre vor Abbau der Seilbahn wurde das Tragseil nochmal für viele Tausend Mark

    erneuert.

    In einer der nächsten Ausgaben möchte ich Ihnen den Bahnhof Römhild im Modell

    vorstellen.

    Quellen:

    – Stadtarchiv Römhild

    – Staatsarchiv Meiningen

    – Seminararbeit zur Strecke

    – verschiedene Artikel „Meininger Tageblatt

    – Buch „1200 Jahre Römhild“

    Bildnachweis:

    alle Bilder: Autor unbekannt, Sammlung Steffen Walther

    Text: Steffen Walther