Mit mehr Effizienz -...

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46 gv-praxis | 4/2015 D ie Aufgabe muss man eigentlich zweimal lesen: Zwei Spülküchen an unterschiedlichen Standorten mit einer Gesamtleistung von täglich bis zu 70.000 Geschirrteilen nahezu gleichzeitig von Grund auf sanieren, mit zwei Bandautomaten und einer Gläserspülmaschine neu ausstatten, eine Altanlage beibehalten und neu einbinden, alles in vier Wochen, na- türlich bei laufendem gastronomi- schem Betrieb, aber nicht während der üblichen Arbeitszeit, sondern nach Feierabend, dazu der Betrieb einer In- terims-Spülküche und das zweifache Umlagern von Großspülanlagen im Wert von fast einer Million Euro, um eben die Spül-Zwischenlösung mit al- len Medien-Anschlüssen plus Hygie- newand noch mal im Bauraum zu ver- schieben – wer sich so etwas ausdenkt, der muss sich seiner Sache sicher sein. Jürgen Ballreich ist ein erfahrener Fa- cility Manager, seit über 20 Jahren bei SAP, dem größten europäischen Soft- ware-Hersteller. „Unser Ziel war, am Tag X die Spülküchen mit den neuen Techniken sofort und ohne Anlauf- probleme in Betrieb nehmen zu kön- nen,“ ergänzt er. „Denn unsere gastro- nomischen Angebote, auch der kos- tenlose Mittagstisch für alle SAPler, sind für uns ein wichtiger Service, den wir stets aufrechterhalten möchten.“ Projektstandorte waren die Unter- nehmenszentrale in Walldorf mit rund 10.000 Mitarbeitern sowie im di- rekt benachbarten St. Leon-Rot mit gut 5.000 Mitarbeitern. Mehr Caterings und Veranstaltungen, weitere Casinos und mehr Mitarbeiter – der Dax-Konzern, in seinem Geschäft weltweit die Nummer 4, hatte in den vergangenen Jahren gut zugelegt. Für die Gastronomie waren die Spülküchen derweil zum Nadelöhr geworden. „Das mussten wir angehen, und wir wollten höchste Wirtschaftlichkeit sowie einen Hersteller mit gutem Kundendienst,“ so Ballreich. Die Wahl fiel auf Meiko, ei- nen der bisherigen Lieferanten. „Die Servicetechniker kennen wir seit vielen Mit mehr Effizienz Es war ein Giga-Projekt in Turbo-Bauzeit: SAP sanierte bei laufendem GV-Betrieb nahezu zeitgleich an den Standorten Walldorf und St. Leon-Rot die Spülküchen. Die neue Technik spült heute rund 20.000 Geschirrteile täglich mehr – bei deutlich verminderten Betriebskosten. Die Planungsver- antwortlichen v.l.: Kerstin Batzios (V-Technik, Baulei- tung), Jürgen Ballreich (SAP, Facility Manager), Peter Adam-Luketic, V-Technik Planung. Fotos: Meiko Keine Experimente beim Kundendienst. TECHNIK

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46 gv-praxis | 4/2015

D ie Aufgabe muss man eigentlichzweimal lesen: Zwei Spülküchen

an unterschiedlichen Standorten miteiner Gesamtleistung von täglich biszu 70.000 Geschirrteilen nahezugleichzeitig von Grund auf sanieren,mit zwei Bandautomaten und einerGläserspülmaschine neu ausstatten,eine Altanlage beibehalten und neueinbinden, alles in vier Wochen, na-türlich bei laufendem gastronomi-

schem Betrieb, aber nicht während derüblichen Arbeitszeit, sondern nachFeierabend, dazu der Betrieb einer In-terims-Spülküche und das zweifacheUmlagern von Großspülanlagen imWert von fast einer Million Euro, umeben die Spül-Zwischenlösung mit al-len Medien-Anschlüssen plus Hygie-newand noch mal im Bauraum zu ver-schieben – wer sich so etwas ausdenkt,der muss sich seiner Sache sicher sein.Jürgen Ballreich ist ein erfahrener Fa-cility Manager, seit über 20 Jahren beiSAP, dem größten europäischen Soft-ware-Hersteller. „Unser Ziel war, amTag X die Spülküchen mit den neuenTechniken sofort und ohne Anlauf-probleme in Betrieb nehmen zu kön-nen,“ ergänzt er. „Denn unsere gastro-nomischen Angebote, auch der kos-tenlose Mittagstisch für alle SAPler,sind für uns ein wichtiger Service, denwir stets aufrechterhalten möchten.“

Projektstandorte waren die Unter-nehmenszentrale in Walldorf mitrund 10.000 Mitarbeitern sowie im di-rekt benachbarten St. Leon-Rot mitgut 5.000 Mitarbeitern.Mehr Caterings und Veranstaltungen,weitere Casinos und mehr Mitarbeiter –der Dax-Konzern, in seinem Geschäftweltweit die Nummer 4, hatte in den

vergangenen Jahren gut zugelegt. Fürdie Gastronomie waren die Spülküchenderweil zum Nadelöhr geworden. „Dasmussten wir angehen, und wir wolltenhöchste Wirtschaftlichkeit sowie einenHersteller mit gutem Kundendienst,“ soBallreich. Die Wahl fiel auf Meiko, ei-nen der bisherigen Lieferanten. „DieServicetechniker kennen wir seit vielen

Mit mehr EffizienzEs war ein Giga-Projekt in Turbo-Bauzeit: SAP sanierte bei laufendem GV-Betrieb nahezu zeitgleich

an den Standorten Walldorf und St. Leon-Rot die Spülküchen. Die neue Technik spült heute rund

20.000 Geschirrteile täglich mehr – bei deutlich verminderten Betriebskosten.

Die Planungsver-

antwortlichen v.l.:

Kerstin Batzios

(V-Technik, Baulei-

tung), Jürgen

Ballreich (SAP,

Facility Manager),

Peter Adam-Luketic,

V-Technik Planung.

Fotos: Meiko

Keine Experimente beimKundendienst.

T E C H N I K

TECHNIK

Jahren, hier fühlen wir uns gut aufge-hoben.“ Um einen Bauplan mit Ge-linggarantie aufzustellen, holten dieSAPler das Unternehmen V-TechnikPlanung ins Boot. „Wir haben sechsMonate vor Baustart einen straff orga-nisierten Zeitplan erstellt, die rund 15Gewerke beauftragt, sie mit allen not-wendigen Zeichnungen und Aufga-ben informiert und für Zeiten meistnach 16 Uhr engagiert, inklusive derenZusicherung, notfalls auch Nacht-

oder Wochenendschichten einzule-gen,“ erläutert Peter Adam-Luketic,Geschäftsführer V-Technik. So konnte der arbeitsstörende Bau-lärm nicht nur auf ein Minimum redu-ziert werden. Am Ende ließ sich aufdringenden Bauherren-Wunsch derursprünglich avisierte Schlusstermingar noch um zwei Wochen vorziehen– eine wichtige Veranstaltung war fürSAP hereingeflattert. Heute gehentäglich rund 50.000 Geschirrteile

Tablettrückgabe-

band bei SAP in St.

Leon-Rot: Hier

werden die Gläser

manuell abgeräumt

bevor die Maschine

die weiteren drei

Geschirrbestandteile

automatisch trennt.

Bauherr SAP AG, WalldorfStandorte Spülküchen Walldorf (Unternehmens-

zentrale) und St. Leon-Rot Essen pro Tag 10.000 Mitarbeiter (ca. 9.000

Mittagessen) und 5.000 MA(ca. 4.000 Mittagessen)

Maßnahmen Sanierung der Spülküchen imlaufenden Betrieb (u. a. Entker-nung, Bodensanierung, UmbauLüftung usw.), Bau und Betriebeiner Interimsspülküche,Neuausstattung, neues Nass-müllsystem

Investition 1 Mio. Euro (inkl. 3 Bandtrans-portautomaten MiQ)

Bauzeit 4 Wochen (Sommer 2013)Betriebskosten-Einsparung ca. 20.000 €/a (bei zwei

Vollautomaten) Echtzeitwerteermittelt im Betrieb von Ok-tober 2013 bis September2014

Planung V-Technik Planung GmbH,Gaggenau

Ausstatter Meiko (Spültechnik und Nass-müllsystem)

Spül-Projekt SAP

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T E CHNI K

durch die beiden neuen Spülküchen inWalldorf und St. Leon-Rot durch, wo-bei die Kapazitäten für bis zu 70.000Teile täglich ausgelegt sind. „Wir ha-ben absichtlich über den Durst ge-plant“, so Ballreich. „Denn wir wollenfür weitere Umbauten oder Cateringsim Veranstaltungsbereich gut gerüstetsein.“ Die Spülgutmenge ist zwar als

solche schon kolossal. Besonders wirdes bei den Walldorfern zusätzlichdurch den hohen „Schälchen-Faktor“:Die Betriebsgastronomie serviert na-hezu alle Komponenten in Schalen:Pommes, Salat, Dessert, Kuchen,Obst, Gemüsebeilagen etwa. „In her-kömmlichen, großen Betrieben wie

Studentenwerken haben wir meist einbis zwei Schalen je Tablett,“ erklärtLars Urban, Geschäftsführer MeikoSüdwest. Bei SAP kommen jedoch vierbis fünf Schalen je Gedeck zusammen.Heißt: Das Verhältnis von Schalen zuden weiteren Geschirrarten ist hier im-mens hoch, das Geschirraufkommenhöchst unterschiedlich. Das erfordert in Walldorf eine neuausgetüftelte Konzeption und speziel-le Taktung der hier eingesetzten Voll-automaten, einer Spezialklasse bei denBandspülmaschinen. Nur das Glaswird am Anfang per Hand abgenom-men, alles andere wandert zur automa-tischen Abräumung. „Das Systemfunktioniert dann besonders effizient,wenn die Geschirrarten auf ihren un-terschiedlichen Wegen gleichmäßigabgearbeitet werden,“ so Urban. „Al-les andere führte zu einem Rückstau an

Schmutzgeschirr und wäre nicht mehreffizient.“ Die Meiko-Fachleute pass-ten das Spülsystem mit einer pfiffigenLösung auf die hohe Menge von Scha-len je Gedecksatz an: Anstelle einerherkömmlichen Vierspuranlage fürdie vier Geschirrsorten bauten sie eineDreispuranlage für Tabletts, Tellerund Besteck, ergänzt und verbundenmit einer eigens für die Schalen getak-teten und besonders breiten MiQ-Bandtransportspülmaschine. Es rechnet sich: Die neuen Vollauto-maten sind wahre Highspeed-Abräu-mer und schaffen heute 33 kompletteGedecksätze je Minute. Zum Ver-gleich: Die Altanlagen spülten 24 Ge-decksätze. Bei manueller Tablettab-

räumung könnte eine Spülkraft gar nur30 Einzelteile – nicht Gedecksätze! – jeMinute in die Maschine befördern.Weiterer Pluspunkt: „Obwohl wir dieSpülkapazität um 25 Prozent erhöhthaben, konnte die Lüftung dank mo-derner Spültechnik niedriger ausgelegtwerden,“ so Adam-Luketic. „Die tat-sächlichen Betriebskosten, ermitteltim Echtzeitbetrieb der Maschine, san-ken im Jahr um rund 20.000 Euro be-zogen auf beide Bandspültransportma-schinen.“ (s. Übersicht) Für das Pla-nungsbüro eine wichtige Größe, die indie von SAP geforderte Wirtschaft-lichkeitsrechnung inklusive Nachhal-tigkeitsnachweis für fünf Jahre ein-ging. Jürgen Ballreich zeigt sich am En-de zufrieden: „Sicher, es war eine sport-liche Herausforderung. Aber wirhatten gute Partner an unserer Seite,Plan B musste da nie gezogen werden.“

Lars Urban, Ge-

schäftsführer Meiko

Südwest: „Bei SAP

kommen vier bis

fünf Schalen je

Gedeck zusammen.“

Links: Besteck-

auslauf.

Für 70.000 Geschirrteiletäglich ausgelegt.

Dreispuranlage für Teller,Tabletts und Besteck.

€Wirtschaftlichkeitsrechnung*Spülsysteme bei SAP: Betriebskosten vorher und nachher

Standort Walldorf 1 Standort St. Leon-Rot ²

Vergleichswerte Altanlage Neuanlage Altanlage Neuanlage

Kosten Heizenergie €/h 25,62 18,72 25,60 18,72

Kosten Wasser €/h 5,73 3,87 6,09 3,87

Kosten Reiniger €/h 5,75 3,78 13,30 3,78

Kosten gesamt €/h 37,10 26,37 44,99 26,37

Gesamtkosten / Jahr 3 29.680,00 21.096,00 28.118,75 16.481,25

Einsparung € / Jahr 8.584,00 11.637,50

1 Hier Parallelbetrieb von Alt- und Neuanlage² Altanlage ausgetauscht3 bei einer täglichen Laufzeit der Spülmaschinen von 3,2 Stunden in Walldorf und 2,5 Stunden in St. Leon-Rot;

jährliche Laufzeit an beiden Standorten 250 Tage*Daten basieren auf der Auswertung Echtdaten der Maschinen MiQ (Okt. 13 – Sept. 14), die mit einem Ökonomiemanagementmodul

ausgestattet sind und im laufenden Spülprozess live neben den Temperaturen und Zeiten die Verbräuche von Wasser,Energie und Spülmittel dokumentieren.

Quelle: V-Technik Planung GmbH, Gaggenau 2015 © gv-praxis-grafik