mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST...

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S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 23 Leitartikel «Spielen im Alter» ei jedem Schwerpunktthema komme ich irgendeinmal in einen Arbeitsfluss. Bin mental im Thema eingenistet. Ohne grosses Zutun treffen mich jeweils Mitteilungen, die zum Thema passen. Lerne ich Menschen kennen, welche sich beruflich oder privat in die- sem Thema bewegen und Spannendes zu berich- ten haben. Dieses Mal war es anders. Der Arbeitsfluss ist ausgeblieben. Mit Disziplin und Überwindung bemühte ich mich meinen Beitrag zum Spielinfo Heft zu leisten. Erschrocken frage ich mich ob ich wohl alt werde? Besteht Grund zur Sorge? Fehlt es mir an mentaler Frische, Kreativität und Leidenschaft? Ich gehe davon aus, nicht die Einzige zu sein, die sich gelegentlich mit solchen Fragen be- schäftigt. Wahrscheinlich machen wir es uns zu einfach, das Alter als Begründung für «nicht mehr Funktionierendes» zu wählen. Natürlich sind biologische Prozesse, Veränderungen im körperlichen und geistigen Befinden ein zentra- ler Aspekt des Älterwerdens. Man verliert Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Agilität. An ihre Stelle treten häufig mehr Gelassenheit, Ruhe, Erfahrung. Wann ist man alt? Wann gehört man zu «den Al- ten»? Keine einfache Frage in unserer Gesell- schaft. Die Bevölkerung wird älter. Eine Viel- zahl von Menschen kann in guter Verfassung äl- ter werden. Es wird von den rüstigen Seniorin- nen und Senioren berichtet. Alter ist neben dem biologischen Alter, geprägt von der eigenen Ein- stellung zu sich selbst. Empfinde ich mich als alt, orientiere ich mich an meinen Defiziten oder an meinen Wünschen und Visionen für die Zu- kunft. Bewege ich mich mit Tatendrang vor- wärts auch wenn eventuell etwas gemächlicher als früher. Bin ich neugierig und offen für Neues oder bleibe ich lieber bei Bekanntem und Beste- hendem. Gerne erinnere ich mich hierzu an einen Sonn- tagnachmittag mit meiner Grossmutter. Damals schon im stolzen Alter von 90 Jahren. Wie sie unter dem Haus sitzend ein Ehepaar beim Spa- ziergang durchs Dorf beobachtet und feststellt, dass das Ehepaar jetzt mit Gehhilfe unterwegs ist, aber die seien eben schon alt. Ich für einen kurzen Moment die Luft anhalte, nicht wissend, wie meine Reaktion auf diese Aussage sein soll, da ich weiss, dass das Ehepaar sicher jünger ist als meine Grossmutter. Und in diesem kurzen Moment meines Luftanhaltens meine Grossmut- ter plötzlich realisiert und selber laut ausspricht, ah ich bin ja auch alt. Dieser winzige Moment, in welchem sich meine Grossmutter keinen Mo- ment lang als alt empfunden hat, genau dieser Augenblick ist entscheidend. Er ist Ausdruck des persönlichen Gefühls zu sich selbst. Er ist das Bauchgefühl, mit welchem wir im Alltag un- terwegs sind und erst wenn sich der Verstand einschaltet, das Bauchgefühl plötzlich in Frage gestellt wird und die Feststellung folgt, ich ge- höre auch zu denen. Es gibt viele (nur) Vorteile bis ins hohe Alter spielend zu bleiben. Ich hoffe/Ich bin sicher sie finden ein paar inspirierende Beispiele im Schwerpunkt. Andrea Riesen Redaktion Spielinfo B ohne Spiel… mit Spiel…

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S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 23

Leitartikel laquoSpielen im Alterraquo

ei jedem Schwerpunktthema komme ich irgendeinmal in einen Arbeitsfluss Bin mental im Thema eingenistet Ohne

grosses Zutun treffen mich jeweils Mitteilungen die zum Thema passen Lerne ich Menschen kennen welche sich beruflich oder privat in die-sem Thema bewegen und Spannendes zu berich-ten haben

Dieses Mal war es anders Der Arbeitsfluss ist ausgeblieben Mit Disziplin und Uumlberwindung bemuumlhte ich mich meinen Beitrag zum Spielinfo Heft zu leisten Erschrocken frage ich mich ob ich wohl alt werde Besteht Grund zur Sorge Fehlt es mir an mentaler Frische Kreativitaumlt und Leidenschaft

Ich gehe davon aus nicht die Einzige zu sein die sich gelegentlich mit solchen Fragen be-schaumlftigt Wahrscheinlich machen wir es uns zu einfach das Alter als Begruumlndung fuumlr laquonicht mehr Funktionierendesraquo zu waumlhlen Natuumlrlich sind biologische Prozesse Veraumlnderungen im koumlrperlichen und geistigen Befinden ein zentra-ler Aspekt des Aumllterwerdens Man verliert Kraft Schnelligkeit Beweglichkeit Agilitaumlt An ihre Stelle treten haumlufig mehr Gelassenheit Ruhe Erfahrung

Wann ist man alt Wann gehoumlrt man zu laquoden Al-tenraquo Keine einfache Frage in unserer Gesell-schaft Die Bevoumllkerung wird aumllter Eine Viel-zahl von Menschen kann in guter Verfassung aumll-ter werden Es wird von den ruumlstigen Seniorin-nen und Senioren berichtet Alter ist neben dem biologischen Alter gepraumlgt von der eigenen Ein-stellung zu sich selbst Empfinde ich mich als alt orientiere ich mich an meinen Defiziten oder

an meinen Wuumlnschen und Visionen fuumlr die Zu-kunft Bewege ich mich mit Tatendrang vor-waumlrts auch wenn eventuell etwas gemaumlchlicher als fruumlher Bin ich neugierig und offen fuumlr Neues oder bleibe ich lieber bei Bekanntem und Beste-hendem

Gerne erinnere ich mich hierzu an einen Sonn-tagnachmittag mit meiner Grossmutter Damals schon im stolzen Alter von 90 Jahren Wie sie unter dem Haus sitzend ein Ehepaar beim Spa-ziergang durchs Dorf beobachtet und feststellt dass das Ehepaar jetzt mit Gehhilfe unterwegs ist aber die seien eben schon alt Ich fuumlr einen kurzen Moment die Luft anhalte nicht wissend wie meine Reaktion auf diese Aussage sein soll da ich weiss dass das Ehepaar sicher juumlnger ist als meine Grossmutter Und in diesem kurzen Moment meines Luftanhaltens meine Grossmut-ter ploumltzlich realisiert und selber laut ausspricht ah ich bin ja auch alt Dieser winzige Moment in welchem sich meine Grossmutter keinen Mo-ment lang als alt empfunden hat genau dieser Augenblick ist entscheidend Er ist Ausdruck des persoumlnlichen Gefuumlhls zu sich selbst Er ist das Bauchgefuumlhl mit welchem wir im Alltag un-terwegs sind und erst wenn sich der Verstand einschaltet das Bauchgefuumlhl ploumltzlich in Frage gestellt wird und die Feststellung folgt ich ge-houmlre auch zu denen

Es gibt viele (nur) Vorteile bis ins hohe Alter spielend zu bleiben Ich hoffeIch bin sicher sie finden ein paar inspirierende Beispiele im Schwerpunkt

Andrea Riesen Redaktion Spielinfo

B

ohne Spielhellip

mit Spielhellip

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 24

Spielen kennt kein Alter

T e x t S Y N E S E R N S T

pielen erhaumllt jung Bis

ins Alter foumlrdert es

geistige und emotio-

nale Faumlhigkeiten Zu-

dem wirkt Spielen der Ver-

einsamung entgegen laquoMit

50 aufhoumlrenraquo uumlberschrieb

unlaumlngst mein Kollege Udo

Bartsch einen Artikel auf

der Homepage von laquoSpiel

des Jahresraquo Die Frage war natuumlrlich rhetorisch

gemeint Bartsch ist naumlmlich Spieler durch und

durch Als solcher wird er spielen solange es ihm

nur moumlglich ist Es gebe laquowirklichraquo keinen Grund

um mit 50 aufzuhoumlren endet sein Text

Spielen im Alter jetzt erst recht

Wenn es tatsaumlchlich keinen Grund gibt mit 50 aber auch nicht mit 60 70 oder 80 aufzuhoumlren (ausser der eigene Koumlrper setze Grenzen) so sprechen umgekehrt einige Gruumlnde dafuumlr das Spielen im Alter erst recht zu pflegen Drei As-pekte sind fuumlr mich besonders wichtig soziale emotionale und neurologische

Soziale Aspekte

Spielen fuumlhrt Menschen zusammen (auf die Ausnahmen gehe ich hier nicht ein) Ob sie nun ein strategisch-taktisches Brettspiel vor sich ha-ben einen Jass klopfen oder bei laquoScrabbleraquo knifflige Woumlrter legen ist egal Spielerinnen und Spieler suchen bei ihrer Taumltigkeit vor allem das Gemeinsame ndash die gemeinsame Herausfor-derung wie auch die gemeinsame Unterhaltung Dieses soziale Potenzial das in jedem Spiel steckt ist umso bedeutender als wir in einer im-mer aumllter werdenden Gesellschaft leben in der das Problem der Vereinsamung immer groumlsser wird Wertvoll ist schliesslich auch dass Spielen Generationen miteinander verbindet und zwar durch den sanften Zwang der Regeln Wer an ei-nem Spiel teilnimmt muss sich an diese halten Sie gelten fuumlr alle unabhaumlngig vom Alter weil ohne Regeln kein Spiel moumlglich ist

Emotionale Aspekte

Spielen hat sehr viel mit Emotionen zu tun Wenn ich gewinne loumlst das Freude aus Uumlber Niederlagen hingegen aumlrgere ich mich Das tue

S

Foto Synes Ernst

Foto Citizens Advice Swansea

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Spielinfo 1 2019 | 25

ich auch wenn ich eine raffinierte Zugmoumlglich-keit uumlbersehen habe Oder wie schoumln kann Scha-denfreude sein Bis ins hohe Alter hat der Mensch Emotionen So unbeschwert und frei wie im Spiel kann man sie sonst kaum aumlussern zumal der durch die Spielregeln bestimmte Rah-men so etwas wie einen geschuumltzten Raum bie-tet Auf diese Weise steigert Spielen das Wohl-befinden der Menschen Nicht nur das Wohlbe-finden sondern explizit auch das Selbstwertge-fuumlhl Menschen die in einem aktiven Berufs- oder Familienleben stehen stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen Von den Risiken die diese bergen spreche ich hier nicht wohl aber von den Chancen die sie bieten von den unzaumlhligen Moumlglichkeiten uns zu beweisen und zu zeigen wozu wir faumlhig sind Aumllteren Men-schen fehlen solche Moumlglichkeiten laquoerfolg-reichraquo zu sein Sie sind immer weniger gefragt was bei vielen am Selbstwertgefuumlhl nagt Vor diesem Hintergrund kommt dem Spielen im Al-

ter eine enorme Bedeutung zu Jedes Spiel bietet den Teilnehmenden kleinere oder groumlssere Er-folgserlebnisse einen gelungenen Kontermatch etwa beim Jassen eine Strasse beim Yatzee oder ein punktetraumlchtiges Wort beim Scrabble Wo andere Moumlglichkeiten fehlen sich zu bewaumlhren foumlrdern gerade solche Erfolgs- und Gluumlcksmo-mente wie man sie beim Spielen erleben kann das Gefuumlhl noch etwas wert zu sein

Neurologische Aspekte

Die Forschung hat unlaumlngst nachgewiesen dass Spielen die geistige Leistungsfaumlhigkeit foumlrdert und zwar unabhaumlngig davon was gespielt wird Spielen erhaumllt das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter jung und leistungsfaumlhig Gemaumlss Hirnforscher Gerald Huumlther werden beim Spie-len im Mittelhirn Botenstoffe freigesetzt laquodie wie Duumlnger wirkenraquo Sie provozieren zum einen im Koumlrper Gefuumlhle von Freude und Begeiste-rung und foumlrdern zum andern das Wachstum und

den Ausbau der Nervennetzwerke Huumlther laquoAll das was (beim Spielen) im Hirn daran beteiligt war und aktiviert worden ist um ein Problem zu loumlsen oder eine neue Erkenntnis zu gewinnen wird in Form entsprechend verstaumlrkter Netz-

werke fest und nachhaltig im Gehirn verankertraquo Was einmal fest verankert ist kann spaumlter wie-der abgerufen werden Man hat es ja beim Spie-len gelernt

laquoSpielen gegen die Vereinsamungraquo

Mit allen drei Aspekten setzt sich eine lesens-werte Bachelor-Arbeit unter dem Titel laquoGesell-schaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen Generationen verbindetraquo auseinan-der die unlaumlngst publiziert worden ist (vergl Spielinfo-Beitrag auf Seite 48) Darin hat die Autorin Petra Fuchs zahlreiche vorhandene Stu-dien zum sozialen emotionalen und neurologi-schen Potenzial von Spielen ausgewertet sowie eine breit abgestuumltzte Umfrage unter Fachleuten uumlber den Einsatz von Spielen in der Sozialen Ar-beit durchgefuumlhrt Ihre Erkenntnis dass das Ge-sellschaftsspiel laquodas ideale Mediumraquo sei um das Verstaumlndnis und den Austausch zwischen den Generationen zu foumlrdern bringt sie kurz und knapp auf den Punkt laquoSpielen gegen Vereinsa-mungraquo

Kontakt Autor sernstbluewinch

Bis ins hohe Alter hat der Mensch Emotionen

So unbeschwert und frei wie im Spiel kann man sie sonst kaum aumlussern

Die Forschung hat unlaumlngst nachgewiesen dass Spielen die

geistige Leistungsfaumlhigkeit foumlrdert und zwar unabhaumlngig

davon was gespielt wird

Menschen houmlren nicht auf zu spielen weil sie alt werden

sie werden alt weil sie aufhoumlren zu spielen

Oliver Wendell Holmes Sr

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Spielinfo 1 2019 | 26

Generationenuumlbergreifendes Spielen im Alter

T e x t S u s a n n e S t ouml c k l i n - M e i e r

Spielen im Alterraquo ist wichtig es erhaumllt

jung beweglich schaumlrft alle Sinne foumlr-

dert soziale Kontakte und bringt die

laquograuen Zellenraquo auf Trab Aumlltere Menschen koumln-

nen Spielerfahrung aus der Kindheit Generatio-

nen uumlbergreifend weitergeben Grosseltern und

Enkel bilden oft eine laquoverschworeneraquo Gemein-

schaft Dank ihrer Lebenserfahrung vermitteln sie

ihren Enkeln Werte Traditionen Geschichten und

Maumlrchen Dadurch werden sie fuumlr ihre Nachkom-

men zum Schluumlssel der Vergangenheit Fantasie

Empathie gesunder Menschenverstand und ihre

Liebe zu den Enkeln sind die wichtigsten Bau-

steine zu einer tragfaumlhigen Beziehung

Der Artikel laquoWas ist das Besondere an der Beziehung

zwischen Enkelkindern und ihren Grosselternraquo (Seite 27) moumlchte den laquoSpielern im Alterraquo aufzeigen warum das Kinderspiel so wichtig ist Der darauf

folgende Artikel laquoInfos fuumlr Omas und Opas Wissens-

wertes uumlber das Kinderspielraquo (Seite 34) birgt weite-res Basiswissen fuumlr Omas und Opas im Umgang mit ihren Enkeln Denn das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann enorm motivierend sein

Ein Kind spielt in den ersten sechs Lebensjahren rund 15rsquo000 Stunden und lernt so die Welt spie-lend kennen Deshalb sollten Erwachsene dem Kinderspiel wohlwollende Beachtung entgegen-bringen Spielen bedeutet fuumlr Kinder die Welt mit allen fuumlnf Sinnen erfassen Spielen ist nie nur Zeitvertreib sondern Freude Fantasie Sprache Ausdauer Bewegungslust Gewinnen und Ver-lieren nach einem Streit sich Versoumlhnen und Lernhilfe

Grosseltern die das Spiel ihrer Enkel bewusst miterleben und verstehen leisten einen wunder-baren Beitrag zur ganzheitlichen gesunden Ent-wicklung ihrer Enkel Mit dem Bezug zur Ver-gangenheit schenken sie ihnen Wurzeln im laquoHier und Jetztraquo Beziehungsfaumlhigkeit und fuumlr die Zukunft tragfaumlhige Fluumlgel

Susanne Stoumlcklin-Meier

Susanne Stoumlcklin-Meier (1940) machte ihre Aus-bildung zur Kindergaumlrtne-rin in Bern Sie hat zwei erwachsene Toumlchter In ihren Buumlchern gibt die Autorin ihr Wissen rund um das Kinderspiel wei-ter Ihre Themen sind Verse und Reime fuumlr Kinder Kreisspiele Na-turspielzeug Papierfalten

und Spielen mit Tuumlchern Sie ist uumlberzeugt dass Kinder die Weisheit der Maumlrchen benoumltigen um sich gesund zu entwickeln Das Kinderspiel ist fuumlr sie die Sprache des Herzens Ihr Motto fuumlr

alle die mit Kindern leben heisst Spielen Be-wegen Selbermachen und zusammen Lachen Im Jahr 2009 wurde Susanne Stoumlcklin-Meier von der Schweiz UNESCO-Kommission fuumlr ihre be-sonderen Verdienste um die Bewahrung von im-materiellem Kulturerbe der Gemeinschaft laquoKin-derraquo und fuumlr ihre herausragenden Verdienste auf dem Gebiet der Spielpaumldagogik ausgezeichnet In den letzten vierzig Jahren sind rund 30 Titel von ihr erschienen Sie wurden in verschiedene Sprachen uumlbersetzt Sie ist gefragte Referentin im In- und Ausland Mit einer Auflage von rund 2 Millionen Buumlchern schenkte sie vielen Kindern und Erwachsenen sinnvolle Spielstunden

Kontakt Susanne Stoumlcklin infostoecklin-meierch

laquo

Das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann

enorm motivierend sein

Foto Tibor Nad

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Spielinfo 1 2019 | 27

Was ist das Besondere an der Beziehung zwischen

Enkelkindern und ihren Grosseltern

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

Was machen Sie am liebsten mit ihren En-

kelnraquo Diese Frage wurde Grosseltern

gestellt Hier ein paar Antworten laquoGe-

meinsame Zeit verbringen in herzlichem Kontakt

bleiben Ausfluumlge unternehmen gemeinsam

Feste im Jahreslauf feiern einfach mal zusam-

mensitzen reden und zuhoumlren Mit Kleinen Fin-

gerverse und Kniereiter spielen Bilderbuumlcher an-

schauen Singen und Tanzen Maumlrchen erzaumlhlen

Buumlcher vorlesen Gemeinsam Kochen und Backen

im Garten werken den Wald entdecken Papier-

falten Basteln zusammen Spass haben den En-

keln altersgerechte Spielregeln vermitteln um

gemeinsam in die Welt der Karten- Wuumlrfel-

Brett- und Gesellschaftsspiele einzutauchen

laquo

laquoBuumlechleraquo mit Opa Alle Fotos in diesem Artikel Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Gemeinsamer Schiffsausflug

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Spielinfo 1 2019 | 28

Koumlnnen Grosseltern Enkelkindern etwas

geben was diese bei anderen Menschen

nicht finden

Professor Anton Bucher Salzburg schreibt laquoFuumlr viele Kinder sind die Grosseltern der Schluumlssel zur Familiengeschichte Kinder wollen wissen wo sie herkommen wo ihre Familie herkommt Daruumlber hinaus hat die aumlltere Generation eine ausgleichende Funktion Erziehen Eltern ihre Kinder streng sind die Grosseltern nachsichti-ger Und ebenso umgekehrt Neigen Eltern zum Laisser-faire verhalten sich Grosseltern erziehe-rischer Nicht zuletzt betrachten Kinder Oma oder Opa haumlufig als Vorbilder Die meisten Kin-der fuumlhlen sich ihren Grosseltern auch dann ver-bunden wenn sie sie selten sehenraquo

Wikipedia haumllt fest laquoBei einer Untersuchung zum Thema Grosseltern und Enkel in der Schweiz bezeichneten uumlber 90 der befragten Enkel und Grosseltern die Beziehung unterei-nander als wichtig Die Mehrheit der Enkel cha-rakterisierte ihre Grosseltern als liebevoll und grosszuumlgig eine Minderheit als streng und unge-duldig Als besonders wertvoll wurde genannt dass Grosseltern fuumlr ihre Enkel da waren ihnen zuhoumlrten und Zeit fuumlr sie hatten Die Befragung der Enkel ergab dass fuumlr eine lebendige Bezie-hung eine relativ gute koumlrperliche und psychi-sche Gesundheit der Grosseltern erforderlich ist Das ist wichtiger als ihr tatsaumlchliches Alterraquo

Grosseltern erleben im Umgang mit ihren Enkel-kindern dass sie nicht mehr die gleiche Verant-wortung wie die Eltern tragen Sie koumlnnen sich mehr Zeit lassen und diese geniessen Sie stehen weniger unter Erziehungsdruck und gehen lo-ckerer mit ihren Enkelkindern um Durch ge-meinsames Tun Spielen und Lachen vertieft sich ihre Beziehung Vielen Grosseltern ist die-ser unbeschwerte Kontakt mit ihren Enkelkin-dern das aller Wichtigste

Bei Muumldigkeit Opa schenkt Geborgenheit

Durch gemeinsames laquoSeinraquo entsteht Urvertrauen

Sich mit Babybel-Kaumlserinde in Clowns verwandeln

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 29

Grosseltern sind der Schluumlssel

zur Familiengeschichte

Kinder fragen Grosseltern oft nach der Vergan-genheit und der Familiengeschichte laquoOma er-zaumlhlst von fruumlher Opa wo hast du als Kind ge-lebt Hattest du einen Hund Wann musstest du aufstehen Wo bist du zur Schule gegangen War der Schulweg weit Wie lange durftest du Fernsehen am Abend Kanntest du deine Gross-mutter Wo hast du Oma oder Opa kennenge-lernt Opa was war dein Lieblingsessen als Kind Was war dein groumlsster Geburtstags-wunsch Wenn Grosseltern spannend von fruumlher erzaumlhlen offen sind fuumlr Kinderfragen und diese altersgerecht beantworten werden sie fuumlr ihre Enkel automatisch zum Schluumlssel der Familien-geschichte

Wie kann Familiengeschichte gelingen

Anregungen fuumlr Grosseltern und Enkelkinder An regnerischen Tagen zusammen in alten Foto-buumlchern schmoumlkern Finden sich noch Fotos zum Thema laquo100 Jahre Familiengeschichteraquo

Die Grosseltern zeigen den Ekelkindern wo die Urgrosseltern aufgewachsen sind Erzaumlhlen wa-rum die Urgrossmutter in einem schwarzen Hochzeitskleid geheiratet hat Berichten was aus Onkeln Tanten und ihren Kindern geworden ist Sie betrachten gemeinsam alte Schulfotos und Ferienbilder Geschichten um Familienstamm-baum und Familienwappen sind spannend An Familiengeschichte interessierte Kinder malen den eigenen Stammbaum Wie Detektive werden alte Wohnorte von Vorfahren aufgestoumlbert und besucht Grosseltern geben Anekdoten und

Witze aus der Verwandtschaft an die Kinder wei-ter Gemeinsam werden alte Familien-Gerichte gekocht und gekostet

Auf den Spuren der Vergangenheit

Auf dem grosselterlichen Programm laquoReisen in die Vergangenheitraquo steht das Naturhistorische Museum Da lassen sich ausgestopfte Tiere Ske-lette von Dinosauriern Versteinerungen von Meeresschildkroumlten und riesengrosse Kristalle aus den Alpen bestaunen Ebenso steht ein Rund-gang durch ein Schloss oder eine Ritterburg auf der Liste

Bei Gelegenheit wird ein Dom oder ein Muumlnster angeschaut mit Glockenturm bunten Glasfens-tern Krypta Kreuzgang und alten Grabplatten Im Sommer sind Ausfluumlge in eine Einsiedelei oder eine Houmlhle genau das Richtige Kinder lie-ben auch Roumlmische Ausgrabungsstaumltten Mosa-ike und Amphitheater Wenn so etwas in der Naumlhe existiert auf zur Entdeckungsreise in die roumlmische Vergangenheit

Mit Oma im Museum (Foto FotoliaArkady Chubykin)

Im Schloss koumlnigliche Kindersessel ausprobieren

In diesem Haus lebten die Urgrosseltern (Foto ETH Bibliothek)

S c h w e r p u n k t

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Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

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Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 2: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 24

Spielen kennt kein Alter

T e x t S Y N E S E R N S T

pielen erhaumllt jung Bis

ins Alter foumlrdert es

geistige und emotio-

nale Faumlhigkeiten Zu-

dem wirkt Spielen der Ver-

einsamung entgegen laquoMit

50 aufhoumlrenraquo uumlberschrieb

unlaumlngst mein Kollege Udo

Bartsch einen Artikel auf

der Homepage von laquoSpiel

des Jahresraquo Die Frage war natuumlrlich rhetorisch

gemeint Bartsch ist naumlmlich Spieler durch und

durch Als solcher wird er spielen solange es ihm

nur moumlglich ist Es gebe laquowirklichraquo keinen Grund

um mit 50 aufzuhoumlren endet sein Text

Spielen im Alter jetzt erst recht

Wenn es tatsaumlchlich keinen Grund gibt mit 50 aber auch nicht mit 60 70 oder 80 aufzuhoumlren (ausser der eigene Koumlrper setze Grenzen) so sprechen umgekehrt einige Gruumlnde dafuumlr das Spielen im Alter erst recht zu pflegen Drei As-pekte sind fuumlr mich besonders wichtig soziale emotionale und neurologische

Soziale Aspekte

Spielen fuumlhrt Menschen zusammen (auf die Ausnahmen gehe ich hier nicht ein) Ob sie nun ein strategisch-taktisches Brettspiel vor sich ha-ben einen Jass klopfen oder bei laquoScrabbleraquo knifflige Woumlrter legen ist egal Spielerinnen und Spieler suchen bei ihrer Taumltigkeit vor allem das Gemeinsame ndash die gemeinsame Herausfor-derung wie auch die gemeinsame Unterhaltung Dieses soziale Potenzial das in jedem Spiel steckt ist umso bedeutender als wir in einer im-mer aumllter werdenden Gesellschaft leben in der das Problem der Vereinsamung immer groumlsser wird Wertvoll ist schliesslich auch dass Spielen Generationen miteinander verbindet und zwar durch den sanften Zwang der Regeln Wer an ei-nem Spiel teilnimmt muss sich an diese halten Sie gelten fuumlr alle unabhaumlngig vom Alter weil ohne Regeln kein Spiel moumlglich ist

Emotionale Aspekte

Spielen hat sehr viel mit Emotionen zu tun Wenn ich gewinne loumlst das Freude aus Uumlber Niederlagen hingegen aumlrgere ich mich Das tue

S

Foto Synes Ernst

Foto Citizens Advice Swansea

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Spielinfo 1 2019 | 25

ich auch wenn ich eine raffinierte Zugmoumlglich-keit uumlbersehen habe Oder wie schoumln kann Scha-denfreude sein Bis ins hohe Alter hat der Mensch Emotionen So unbeschwert und frei wie im Spiel kann man sie sonst kaum aumlussern zumal der durch die Spielregeln bestimmte Rah-men so etwas wie einen geschuumltzten Raum bie-tet Auf diese Weise steigert Spielen das Wohl-befinden der Menschen Nicht nur das Wohlbe-finden sondern explizit auch das Selbstwertge-fuumlhl Menschen die in einem aktiven Berufs- oder Familienleben stehen stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen Von den Risiken die diese bergen spreche ich hier nicht wohl aber von den Chancen die sie bieten von den unzaumlhligen Moumlglichkeiten uns zu beweisen und zu zeigen wozu wir faumlhig sind Aumllteren Men-schen fehlen solche Moumlglichkeiten laquoerfolg-reichraquo zu sein Sie sind immer weniger gefragt was bei vielen am Selbstwertgefuumlhl nagt Vor diesem Hintergrund kommt dem Spielen im Al-

ter eine enorme Bedeutung zu Jedes Spiel bietet den Teilnehmenden kleinere oder groumlssere Er-folgserlebnisse einen gelungenen Kontermatch etwa beim Jassen eine Strasse beim Yatzee oder ein punktetraumlchtiges Wort beim Scrabble Wo andere Moumlglichkeiten fehlen sich zu bewaumlhren foumlrdern gerade solche Erfolgs- und Gluumlcksmo-mente wie man sie beim Spielen erleben kann das Gefuumlhl noch etwas wert zu sein

Neurologische Aspekte

Die Forschung hat unlaumlngst nachgewiesen dass Spielen die geistige Leistungsfaumlhigkeit foumlrdert und zwar unabhaumlngig davon was gespielt wird Spielen erhaumllt das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter jung und leistungsfaumlhig Gemaumlss Hirnforscher Gerald Huumlther werden beim Spie-len im Mittelhirn Botenstoffe freigesetzt laquodie wie Duumlnger wirkenraquo Sie provozieren zum einen im Koumlrper Gefuumlhle von Freude und Begeiste-rung und foumlrdern zum andern das Wachstum und

den Ausbau der Nervennetzwerke Huumlther laquoAll das was (beim Spielen) im Hirn daran beteiligt war und aktiviert worden ist um ein Problem zu loumlsen oder eine neue Erkenntnis zu gewinnen wird in Form entsprechend verstaumlrkter Netz-

werke fest und nachhaltig im Gehirn verankertraquo Was einmal fest verankert ist kann spaumlter wie-der abgerufen werden Man hat es ja beim Spie-len gelernt

laquoSpielen gegen die Vereinsamungraquo

Mit allen drei Aspekten setzt sich eine lesens-werte Bachelor-Arbeit unter dem Titel laquoGesell-schaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen Generationen verbindetraquo auseinan-der die unlaumlngst publiziert worden ist (vergl Spielinfo-Beitrag auf Seite 48) Darin hat die Autorin Petra Fuchs zahlreiche vorhandene Stu-dien zum sozialen emotionalen und neurologi-schen Potenzial von Spielen ausgewertet sowie eine breit abgestuumltzte Umfrage unter Fachleuten uumlber den Einsatz von Spielen in der Sozialen Ar-beit durchgefuumlhrt Ihre Erkenntnis dass das Ge-sellschaftsspiel laquodas ideale Mediumraquo sei um das Verstaumlndnis und den Austausch zwischen den Generationen zu foumlrdern bringt sie kurz und knapp auf den Punkt laquoSpielen gegen Vereinsa-mungraquo

Kontakt Autor sernstbluewinch

Bis ins hohe Alter hat der Mensch Emotionen

So unbeschwert und frei wie im Spiel kann man sie sonst kaum aumlussern

Die Forschung hat unlaumlngst nachgewiesen dass Spielen die

geistige Leistungsfaumlhigkeit foumlrdert und zwar unabhaumlngig

davon was gespielt wird

Menschen houmlren nicht auf zu spielen weil sie alt werden

sie werden alt weil sie aufhoumlren zu spielen

Oliver Wendell Holmes Sr

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Spielinfo 1 2019 | 26

Generationenuumlbergreifendes Spielen im Alter

T e x t S u s a n n e S t ouml c k l i n - M e i e r

Spielen im Alterraquo ist wichtig es erhaumllt

jung beweglich schaumlrft alle Sinne foumlr-

dert soziale Kontakte und bringt die

laquograuen Zellenraquo auf Trab Aumlltere Menschen koumln-

nen Spielerfahrung aus der Kindheit Generatio-

nen uumlbergreifend weitergeben Grosseltern und

Enkel bilden oft eine laquoverschworeneraquo Gemein-

schaft Dank ihrer Lebenserfahrung vermitteln sie

ihren Enkeln Werte Traditionen Geschichten und

Maumlrchen Dadurch werden sie fuumlr ihre Nachkom-

men zum Schluumlssel der Vergangenheit Fantasie

Empathie gesunder Menschenverstand und ihre

Liebe zu den Enkeln sind die wichtigsten Bau-

steine zu einer tragfaumlhigen Beziehung

Der Artikel laquoWas ist das Besondere an der Beziehung

zwischen Enkelkindern und ihren Grosselternraquo (Seite 27) moumlchte den laquoSpielern im Alterraquo aufzeigen warum das Kinderspiel so wichtig ist Der darauf

folgende Artikel laquoInfos fuumlr Omas und Opas Wissens-

wertes uumlber das Kinderspielraquo (Seite 34) birgt weite-res Basiswissen fuumlr Omas und Opas im Umgang mit ihren Enkeln Denn das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann enorm motivierend sein

Ein Kind spielt in den ersten sechs Lebensjahren rund 15rsquo000 Stunden und lernt so die Welt spie-lend kennen Deshalb sollten Erwachsene dem Kinderspiel wohlwollende Beachtung entgegen-bringen Spielen bedeutet fuumlr Kinder die Welt mit allen fuumlnf Sinnen erfassen Spielen ist nie nur Zeitvertreib sondern Freude Fantasie Sprache Ausdauer Bewegungslust Gewinnen und Ver-lieren nach einem Streit sich Versoumlhnen und Lernhilfe

Grosseltern die das Spiel ihrer Enkel bewusst miterleben und verstehen leisten einen wunder-baren Beitrag zur ganzheitlichen gesunden Ent-wicklung ihrer Enkel Mit dem Bezug zur Ver-gangenheit schenken sie ihnen Wurzeln im laquoHier und Jetztraquo Beziehungsfaumlhigkeit und fuumlr die Zukunft tragfaumlhige Fluumlgel

Susanne Stoumlcklin-Meier

Susanne Stoumlcklin-Meier (1940) machte ihre Aus-bildung zur Kindergaumlrtne-rin in Bern Sie hat zwei erwachsene Toumlchter In ihren Buumlchern gibt die Autorin ihr Wissen rund um das Kinderspiel wei-ter Ihre Themen sind Verse und Reime fuumlr Kinder Kreisspiele Na-turspielzeug Papierfalten

und Spielen mit Tuumlchern Sie ist uumlberzeugt dass Kinder die Weisheit der Maumlrchen benoumltigen um sich gesund zu entwickeln Das Kinderspiel ist fuumlr sie die Sprache des Herzens Ihr Motto fuumlr

alle die mit Kindern leben heisst Spielen Be-wegen Selbermachen und zusammen Lachen Im Jahr 2009 wurde Susanne Stoumlcklin-Meier von der Schweiz UNESCO-Kommission fuumlr ihre be-sonderen Verdienste um die Bewahrung von im-materiellem Kulturerbe der Gemeinschaft laquoKin-derraquo und fuumlr ihre herausragenden Verdienste auf dem Gebiet der Spielpaumldagogik ausgezeichnet In den letzten vierzig Jahren sind rund 30 Titel von ihr erschienen Sie wurden in verschiedene Sprachen uumlbersetzt Sie ist gefragte Referentin im In- und Ausland Mit einer Auflage von rund 2 Millionen Buumlchern schenkte sie vielen Kindern und Erwachsenen sinnvolle Spielstunden

Kontakt Susanne Stoumlcklin infostoecklin-meierch

laquo

Das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann

enorm motivierend sein

Foto Tibor Nad

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 27

Was ist das Besondere an der Beziehung zwischen

Enkelkindern und ihren Grosseltern

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

Was machen Sie am liebsten mit ihren En-

kelnraquo Diese Frage wurde Grosseltern

gestellt Hier ein paar Antworten laquoGe-

meinsame Zeit verbringen in herzlichem Kontakt

bleiben Ausfluumlge unternehmen gemeinsam

Feste im Jahreslauf feiern einfach mal zusam-

mensitzen reden und zuhoumlren Mit Kleinen Fin-

gerverse und Kniereiter spielen Bilderbuumlcher an-

schauen Singen und Tanzen Maumlrchen erzaumlhlen

Buumlcher vorlesen Gemeinsam Kochen und Backen

im Garten werken den Wald entdecken Papier-

falten Basteln zusammen Spass haben den En-

keln altersgerechte Spielregeln vermitteln um

gemeinsam in die Welt der Karten- Wuumlrfel-

Brett- und Gesellschaftsspiele einzutauchen

laquo

laquoBuumlechleraquo mit Opa Alle Fotos in diesem Artikel Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Gemeinsamer Schiffsausflug

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 28

Koumlnnen Grosseltern Enkelkindern etwas

geben was diese bei anderen Menschen

nicht finden

Professor Anton Bucher Salzburg schreibt laquoFuumlr viele Kinder sind die Grosseltern der Schluumlssel zur Familiengeschichte Kinder wollen wissen wo sie herkommen wo ihre Familie herkommt Daruumlber hinaus hat die aumlltere Generation eine ausgleichende Funktion Erziehen Eltern ihre Kinder streng sind die Grosseltern nachsichti-ger Und ebenso umgekehrt Neigen Eltern zum Laisser-faire verhalten sich Grosseltern erziehe-rischer Nicht zuletzt betrachten Kinder Oma oder Opa haumlufig als Vorbilder Die meisten Kin-der fuumlhlen sich ihren Grosseltern auch dann ver-bunden wenn sie sie selten sehenraquo

Wikipedia haumllt fest laquoBei einer Untersuchung zum Thema Grosseltern und Enkel in der Schweiz bezeichneten uumlber 90 der befragten Enkel und Grosseltern die Beziehung unterei-nander als wichtig Die Mehrheit der Enkel cha-rakterisierte ihre Grosseltern als liebevoll und grosszuumlgig eine Minderheit als streng und unge-duldig Als besonders wertvoll wurde genannt dass Grosseltern fuumlr ihre Enkel da waren ihnen zuhoumlrten und Zeit fuumlr sie hatten Die Befragung der Enkel ergab dass fuumlr eine lebendige Bezie-hung eine relativ gute koumlrperliche und psychi-sche Gesundheit der Grosseltern erforderlich ist Das ist wichtiger als ihr tatsaumlchliches Alterraquo

Grosseltern erleben im Umgang mit ihren Enkel-kindern dass sie nicht mehr die gleiche Verant-wortung wie die Eltern tragen Sie koumlnnen sich mehr Zeit lassen und diese geniessen Sie stehen weniger unter Erziehungsdruck und gehen lo-ckerer mit ihren Enkelkindern um Durch ge-meinsames Tun Spielen und Lachen vertieft sich ihre Beziehung Vielen Grosseltern ist die-ser unbeschwerte Kontakt mit ihren Enkelkin-dern das aller Wichtigste

Bei Muumldigkeit Opa schenkt Geborgenheit

Durch gemeinsames laquoSeinraquo entsteht Urvertrauen

Sich mit Babybel-Kaumlserinde in Clowns verwandeln

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 29

Grosseltern sind der Schluumlssel

zur Familiengeschichte

Kinder fragen Grosseltern oft nach der Vergan-genheit und der Familiengeschichte laquoOma er-zaumlhlst von fruumlher Opa wo hast du als Kind ge-lebt Hattest du einen Hund Wann musstest du aufstehen Wo bist du zur Schule gegangen War der Schulweg weit Wie lange durftest du Fernsehen am Abend Kanntest du deine Gross-mutter Wo hast du Oma oder Opa kennenge-lernt Opa was war dein Lieblingsessen als Kind Was war dein groumlsster Geburtstags-wunsch Wenn Grosseltern spannend von fruumlher erzaumlhlen offen sind fuumlr Kinderfragen und diese altersgerecht beantworten werden sie fuumlr ihre Enkel automatisch zum Schluumlssel der Familien-geschichte

Wie kann Familiengeschichte gelingen

Anregungen fuumlr Grosseltern und Enkelkinder An regnerischen Tagen zusammen in alten Foto-buumlchern schmoumlkern Finden sich noch Fotos zum Thema laquo100 Jahre Familiengeschichteraquo

Die Grosseltern zeigen den Ekelkindern wo die Urgrosseltern aufgewachsen sind Erzaumlhlen wa-rum die Urgrossmutter in einem schwarzen Hochzeitskleid geheiratet hat Berichten was aus Onkeln Tanten und ihren Kindern geworden ist Sie betrachten gemeinsam alte Schulfotos und Ferienbilder Geschichten um Familienstamm-baum und Familienwappen sind spannend An Familiengeschichte interessierte Kinder malen den eigenen Stammbaum Wie Detektive werden alte Wohnorte von Vorfahren aufgestoumlbert und besucht Grosseltern geben Anekdoten und

Witze aus der Verwandtschaft an die Kinder wei-ter Gemeinsam werden alte Familien-Gerichte gekocht und gekostet

Auf den Spuren der Vergangenheit

Auf dem grosselterlichen Programm laquoReisen in die Vergangenheitraquo steht das Naturhistorische Museum Da lassen sich ausgestopfte Tiere Ske-lette von Dinosauriern Versteinerungen von Meeresschildkroumlten und riesengrosse Kristalle aus den Alpen bestaunen Ebenso steht ein Rund-gang durch ein Schloss oder eine Ritterburg auf der Liste

Bei Gelegenheit wird ein Dom oder ein Muumlnster angeschaut mit Glockenturm bunten Glasfens-tern Krypta Kreuzgang und alten Grabplatten Im Sommer sind Ausfluumlge in eine Einsiedelei oder eine Houmlhle genau das Richtige Kinder lie-ben auch Roumlmische Ausgrabungsstaumltten Mosa-ike und Amphitheater Wenn so etwas in der Naumlhe existiert auf zur Entdeckungsreise in die roumlmische Vergangenheit

Mit Oma im Museum (Foto FotoliaArkady Chubykin)

Im Schloss koumlnigliche Kindersessel ausprobieren

In diesem Haus lebten die Urgrosseltern (Foto ETH Bibliothek)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 30

Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 3: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 25

ich auch wenn ich eine raffinierte Zugmoumlglich-keit uumlbersehen habe Oder wie schoumln kann Scha-denfreude sein Bis ins hohe Alter hat der Mensch Emotionen So unbeschwert und frei wie im Spiel kann man sie sonst kaum aumlussern zumal der durch die Spielregeln bestimmte Rah-men so etwas wie einen geschuumltzten Raum bie-tet Auf diese Weise steigert Spielen das Wohl-befinden der Menschen Nicht nur das Wohlbe-finden sondern explizit auch das Selbstwertge-fuumlhl Menschen die in einem aktiven Berufs- oder Familienleben stehen stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen Von den Risiken die diese bergen spreche ich hier nicht wohl aber von den Chancen die sie bieten von den unzaumlhligen Moumlglichkeiten uns zu beweisen und zu zeigen wozu wir faumlhig sind Aumllteren Men-schen fehlen solche Moumlglichkeiten laquoerfolg-reichraquo zu sein Sie sind immer weniger gefragt was bei vielen am Selbstwertgefuumlhl nagt Vor diesem Hintergrund kommt dem Spielen im Al-

ter eine enorme Bedeutung zu Jedes Spiel bietet den Teilnehmenden kleinere oder groumlssere Er-folgserlebnisse einen gelungenen Kontermatch etwa beim Jassen eine Strasse beim Yatzee oder ein punktetraumlchtiges Wort beim Scrabble Wo andere Moumlglichkeiten fehlen sich zu bewaumlhren foumlrdern gerade solche Erfolgs- und Gluumlcksmo-mente wie man sie beim Spielen erleben kann das Gefuumlhl noch etwas wert zu sein

Neurologische Aspekte

Die Forschung hat unlaumlngst nachgewiesen dass Spielen die geistige Leistungsfaumlhigkeit foumlrdert und zwar unabhaumlngig davon was gespielt wird Spielen erhaumllt das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter jung und leistungsfaumlhig Gemaumlss Hirnforscher Gerald Huumlther werden beim Spie-len im Mittelhirn Botenstoffe freigesetzt laquodie wie Duumlnger wirkenraquo Sie provozieren zum einen im Koumlrper Gefuumlhle von Freude und Begeiste-rung und foumlrdern zum andern das Wachstum und

den Ausbau der Nervennetzwerke Huumlther laquoAll das was (beim Spielen) im Hirn daran beteiligt war und aktiviert worden ist um ein Problem zu loumlsen oder eine neue Erkenntnis zu gewinnen wird in Form entsprechend verstaumlrkter Netz-

werke fest und nachhaltig im Gehirn verankertraquo Was einmal fest verankert ist kann spaumlter wie-der abgerufen werden Man hat es ja beim Spie-len gelernt

laquoSpielen gegen die Vereinsamungraquo

Mit allen drei Aspekten setzt sich eine lesens-werte Bachelor-Arbeit unter dem Titel laquoGesell-schaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen Generationen verbindetraquo auseinan-der die unlaumlngst publiziert worden ist (vergl Spielinfo-Beitrag auf Seite 48) Darin hat die Autorin Petra Fuchs zahlreiche vorhandene Stu-dien zum sozialen emotionalen und neurologi-schen Potenzial von Spielen ausgewertet sowie eine breit abgestuumltzte Umfrage unter Fachleuten uumlber den Einsatz von Spielen in der Sozialen Ar-beit durchgefuumlhrt Ihre Erkenntnis dass das Ge-sellschaftsspiel laquodas ideale Mediumraquo sei um das Verstaumlndnis und den Austausch zwischen den Generationen zu foumlrdern bringt sie kurz und knapp auf den Punkt laquoSpielen gegen Vereinsa-mungraquo

Kontakt Autor sernstbluewinch

Bis ins hohe Alter hat der Mensch Emotionen

So unbeschwert und frei wie im Spiel kann man sie sonst kaum aumlussern

Die Forschung hat unlaumlngst nachgewiesen dass Spielen die

geistige Leistungsfaumlhigkeit foumlrdert und zwar unabhaumlngig

davon was gespielt wird

Menschen houmlren nicht auf zu spielen weil sie alt werden

sie werden alt weil sie aufhoumlren zu spielen

Oliver Wendell Holmes Sr

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Spielinfo 1 2019 | 26

Generationenuumlbergreifendes Spielen im Alter

T e x t S u s a n n e S t ouml c k l i n - M e i e r

Spielen im Alterraquo ist wichtig es erhaumllt

jung beweglich schaumlrft alle Sinne foumlr-

dert soziale Kontakte und bringt die

laquograuen Zellenraquo auf Trab Aumlltere Menschen koumln-

nen Spielerfahrung aus der Kindheit Generatio-

nen uumlbergreifend weitergeben Grosseltern und

Enkel bilden oft eine laquoverschworeneraquo Gemein-

schaft Dank ihrer Lebenserfahrung vermitteln sie

ihren Enkeln Werte Traditionen Geschichten und

Maumlrchen Dadurch werden sie fuumlr ihre Nachkom-

men zum Schluumlssel der Vergangenheit Fantasie

Empathie gesunder Menschenverstand und ihre

Liebe zu den Enkeln sind die wichtigsten Bau-

steine zu einer tragfaumlhigen Beziehung

Der Artikel laquoWas ist das Besondere an der Beziehung

zwischen Enkelkindern und ihren Grosselternraquo (Seite 27) moumlchte den laquoSpielern im Alterraquo aufzeigen warum das Kinderspiel so wichtig ist Der darauf

folgende Artikel laquoInfos fuumlr Omas und Opas Wissens-

wertes uumlber das Kinderspielraquo (Seite 34) birgt weite-res Basiswissen fuumlr Omas und Opas im Umgang mit ihren Enkeln Denn das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann enorm motivierend sein

Ein Kind spielt in den ersten sechs Lebensjahren rund 15rsquo000 Stunden und lernt so die Welt spie-lend kennen Deshalb sollten Erwachsene dem Kinderspiel wohlwollende Beachtung entgegen-bringen Spielen bedeutet fuumlr Kinder die Welt mit allen fuumlnf Sinnen erfassen Spielen ist nie nur Zeitvertreib sondern Freude Fantasie Sprache Ausdauer Bewegungslust Gewinnen und Ver-lieren nach einem Streit sich Versoumlhnen und Lernhilfe

Grosseltern die das Spiel ihrer Enkel bewusst miterleben und verstehen leisten einen wunder-baren Beitrag zur ganzheitlichen gesunden Ent-wicklung ihrer Enkel Mit dem Bezug zur Ver-gangenheit schenken sie ihnen Wurzeln im laquoHier und Jetztraquo Beziehungsfaumlhigkeit und fuumlr die Zukunft tragfaumlhige Fluumlgel

Susanne Stoumlcklin-Meier

Susanne Stoumlcklin-Meier (1940) machte ihre Aus-bildung zur Kindergaumlrtne-rin in Bern Sie hat zwei erwachsene Toumlchter In ihren Buumlchern gibt die Autorin ihr Wissen rund um das Kinderspiel wei-ter Ihre Themen sind Verse und Reime fuumlr Kinder Kreisspiele Na-turspielzeug Papierfalten

und Spielen mit Tuumlchern Sie ist uumlberzeugt dass Kinder die Weisheit der Maumlrchen benoumltigen um sich gesund zu entwickeln Das Kinderspiel ist fuumlr sie die Sprache des Herzens Ihr Motto fuumlr

alle die mit Kindern leben heisst Spielen Be-wegen Selbermachen und zusammen Lachen Im Jahr 2009 wurde Susanne Stoumlcklin-Meier von der Schweiz UNESCO-Kommission fuumlr ihre be-sonderen Verdienste um die Bewahrung von im-materiellem Kulturerbe der Gemeinschaft laquoKin-derraquo und fuumlr ihre herausragenden Verdienste auf dem Gebiet der Spielpaumldagogik ausgezeichnet In den letzten vierzig Jahren sind rund 30 Titel von ihr erschienen Sie wurden in verschiedene Sprachen uumlbersetzt Sie ist gefragte Referentin im In- und Ausland Mit einer Auflage von rund 2 Millionen Buumlchern schenkte sie vielen Kindern und Erwachsenen sinnvolle Spielstunden

Kontakt Susanne Stoumlcklin infostoecklin-meierch

laquo

Das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann

enorm motivierend sein

Foto Tibor Nad

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Spielinfo 1 2019 | 27

Was ist das Besondere an der Beziehung zwischen

Enkelkindern und ihren Grosseltern

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

Was machen Sie am liebsten mit ihren En-

kelnraquo Diese Frage wurde Grosseltern

gestellt Hier ein paar Antworten laquoGe-

meinsame Zeit verbringen in herzlichem Kontakt

bleiben Ausfluumlge unternehmen gemeinsam

Feste im Jahreslauf feiern einfach mal zusam-

mensitzen reden und zuhoumlren Mit Kleinen Fin-

gerverse und Kniereiter spielen Bilderbuumlcher an-

schauen Singen und Tanzen Maumlrchen erzaumlhlen

Buumlcher vorlesen Gemeinsam Kochen und Backen

im Garten werken den Wald entdecken Papier-

falten Basteln zusammen Spass haben den En-

keln altersgerechte Spielregeln vermitteln um

gemeinsam in die Welt der Karten- Wuumlrfel-

Brett- und Gesellschaftsspiele einzutauchen

laquo

laquoBuumlechleraquo mit Opa Alle Fotos in diesem Artikel Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Gemeinsamer Schiffsausflug

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Spielinfo 1 2019 | 28

Koumlnnen Grosseltern Enkelkindern etwas

geben was diese bei anderen Menschen

nicht finden

Professor Anton Bucher Salzburg schreibt laquoFuumlr viele Kinder sind die Grosseltern der Schluumlssel zur Familiengeschichte Kinder wollen wissen wo sie herkommen wo ihre Familie herkommt Daruumlber hinaus hat die aumlltere Generation eine ausgleichende Funktion Erziehen Eltern ihre Kinder streng sind die Grosseltern nachsichti-ger Und ebenso umgekehrt Neigen Eltern zum Laisser-faire verhalten sich Grosseltern erziehe-rischer Nicht zuletzt betrachten Kinder Oma oder Opa haumlufig als Vorbilder Die meisten Kin-der fuumlhlen sich ihren Grosseltern auch dann ver-bunden wenn sie sie selten sehenraquo

Wikipedia haumllt fest laquoBei einer Untersuchung zum Thema Grosseltern und Enkel in der Schweiz bezeichneten uumlber 90 der befragten Enkel und Grosseltern die Beziehung unterei-nander als wichtig Die Mehrheit der Enkel cha-rakterisierte ihre Grosseltern als liebevoll und grosszuumlgig eine Minderheit als streng und unge-duldig Als besonders wertvoll wurde genannt dass Grosseltern fuumlr ihre Enkel da waren ihnen zuhoumlrten und Zeit fuumlr sie hatten Die Befragung der Enkel ergab dass fuumlr eine lebendige Bezie-hung eine relativ gute koumlrperliche und psychi-sche Gesundheit der Grosseltern erforderlich ist Das ist wichtiger als ihr tatsaumlchliches Alterraquo

Grosseltern erleben im Umgang mit ihren Enkel-kindern dass sie nicht mehr die gleiche Verant-wortung wie die Eltern tragen Sie koumlnnen sich mehr Zeit lassen und diese geniessen Sie stehen weniger unter Erziehungsdruck und gehen lo-ckerer mit ihren Enkelkindern um Durch ge-meinsames Tun Spielen und Lachen vertieft sich ihre Beziehung Vielen Grosseltern ist die-ser unbeschwerte Kontakt mit ihren Enkelkin-dern das aller Wichtigste

Bei Muumldigkeit Opa schenkt Geborgenheit

Durch gemeinsames laquoSeinraquo entsteht Urvertrauen

Sich mit Babybel-Kaumlserinde in Clowns verwandeln

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 29

Grosseltern sind der Schluumlssel

zur Familiengeschichte

Kinder fragen Grosseltern oft nach der Vergan-genheit und der Familiengeschichte laquoOma er-zaumlhlst von fruumlher Opa wo hast du als Kind ge-lebt Hattest du einen Hund Wann musstest du aufstehen Wo bist du zur Schule gegangen War der Schulweg weit Wie lange durftest du Fernsehen am Abend Kanntest du deine Gross-mutter Wo hast du Oma oder Opa kennenge-lernt Opa was war dein Lieblingsessen als Kind Was war dein groumlsster Geburtstags-wunsch Wenn Grosseltern spannend von fruumlher erzaumlhlen offen sind fuumlr Kinderfragen und diese altersgerecht beantworten werden sie fuumlr ihre Enkel automatisch zum Schluumlssel der Familien-geschichte

Wie kann Familiengeschichte gelingen

Anregungen fuumlr Grosseltern und Enkelkinder An regnerischen Tagen zusammen in alten Foto-buumlchern schmoumlkern Finden sich noch Fotos zum Thema laquo100 Jahre Familiengeschichteraquo

Die Grosseltern zeigen den Ekelkindern wo die Urgrosseltern aufgewachsen sind Erzaumlhlen wa-rum die Urgrossmutter in einem schwarzen Hochzeitskleid geheiratet hat Berichten was aus Onkeln Tanten und ihren Kindern geworden ist Sie betrachten gemeinsam alte Schulfotos und Ferienbilder Geschichten um Familienstamm-baum und Familienwappen sind spannend An Familiengeschichte interessierte Kinder malen den eigenen Stammbaum Wie Detektive werden alte Wohnorte von Vorfahren aufgestoumlbert und besucht Grosseltern geben Anekdoten und

Witze aus der Verwandtschaft an die Kinder wei-ter Gemeinsam werden alte Familien-Gerichte gekocht und gekostet

Auf den Spuren der Vergangenheit

Auf dem grosselterlichen Programm laquoReisen in die Vergangenheitraquo steht das Naturhistorische Museum Da lassen sich ausgestopfte Tiere Ske-lette von Dinosauriern Versteinerungen von Meeresschildkroumlten und riesengrosse Kristalle aus den Alpen bestaunen Ebenso steht ein Rund-gang durch ein Schloss oder eine Ritterburg auf der Liste

Bei Gelegenheit wird ein Dom oder ein Muumlnster angeschaut mit Glockenturm bunten Glasfens-tern Krypta Kreuzgang und alten Grabplatten Im Sommer sind Ausfluumlge in eine Einsiedelei oder eine Houmlhle genau das Richtige Kinder lie-ben auch Roumlmische Ausgrabungsstaumltten Mosa-ike und Amphitheater Wenn so etwas in der Naumlhe existiert auf zur Entdeckungsreise in die roumlmische Vergangenheit

Mit Oma im Museum (Foto FotoliaArkady Chubykin)

Im Schloss koumlnigliche Kindersessel ausprobieren

In diesem Haus lebten die Urgrosseltern (Foto ETH Bibliothek)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 30

Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

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Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 4: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 26

Generationenuumlbergreifendes Spielen im Alter

T e x t S u s a n n e S t ouml c k l i n - M e i e r

Spielen im Alterraquo ist wichtig es erhaumllt

jung beweglich schaumlrft alle Sinne foumlr-

dert soziale Kontakte und bringt die

laquograuen Zellenraquo auf Trab Aumlltere Menschen koumln-

nen Spielerfahrung aus der Kindheit Generatio-

nen uumlbergreifend weitergeben Grosseltern und

Enkel bilden oft eine laquoverschworeneraquo Gemein-

schaft Dank ihrer Lebenserfahrung vermitteln sie

ihren Enkeln Werte Traditionen Geschichten und

Maumlrchen Dadurch werden sie fuumlr ihre Nachkom-

men zum Schluumlssel der Vergangenheit Fantasie

Empathie gesunder Menschenverstand und ihre

Liebe zu den Enkeln sind die wichtigsten Bau-

steine zu einer tragfaumlhigen Beziehung

Der Artikel laquoWas ist das Besondere an der Beziehung

zwischen Enkelkindern und ihren Grosselternraquo (Seite 27) moumlchte den laquoSpielern im Alterraquo aufzeigen warum das Kinderspiel so wichtig ist Der darauf

folgende Artikel laquoInfos fuumlr Omas und Opas Wissens-

wertes uumlber das Kinderspielraquo (Seite 34) birgt weite-res Basiswissen fuumlr Omas und Opas im Umgang mit ihren Enkeln Denn das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann enorm motivierend sein

Ein Kind spielt in den ersten sechs Lebensjahren rund 15rsquo000 Stunden und lernt so die Welt spie-lend kennen Deshalb sollten Erwachsene dem Kinderspiel wohlwollende Beachtung entgegen-bringen Spielen bedeutet fuumlr Kinder die Welt mit allen fuumlnf Sinnen erfassen Spielen ist nie nur Zeitvertreib sondern Freude Fantasie Sprache Ausdauer Bewegungslust Gewinnen und Ver-lieren nach einem Streit sich Versoumlhnen und Lernhilfe

Grosseltern die das Spiel ihrer Enkel bewusst miterleben und verstehen leisten einen wunder-baren Beitrag zur ganzheitlichen gesunden Ent-wicklung ihrer Enkel Mit dem Bezug zur Ver-gangenheit schenken sie ihnen Wurzeln im laquoHier und Jetztraquo Beziehungsfaumlhigkeit und fuumlr die Zukunft tragfaumlhige Fluumlgel

Susanne Stoumlcklin-Meier

Susanne Stoumlcklin-Meier (1940) machte ihre Aus-bildung zur Kindergaumlrtne-rin in Bern Sie hat zwei erwachsene Toumlchter In ihren Buumlchern gibt die Autorin ihr Wissen rund um das Kinderspiel wei-ter Ihre Themen sind Verse und Reime fuumlr Kinder Kreisspiele Na-turspielzeug Papierfalten

und Spielen mit Tuumlchern Sie ist uumlberzeugt dass Kinder die Weisheit der Maumlrchen benoumltigen um sich gesund zu entwickeln Das Kinderspiel ist fuumlr sie die Sprache des Herzens Ihr Motto fuumlr

alle die mit Kindern leben heisst Spielen Be-wegen Selbermachen und zusammen Lachen Im Jahr 2009 wurde Susanne Stoumlcklin-Meier von der Schweiz UNESCO-Kommission fuumlr ihre be-sonderen Verdienste um die Bewahrung von im-materiellem Kulturerbe der Gemeinschaft laquoKin-derraquo und fuumlr ihre herausragenden Verdienste auf dem Gebiet der Spielpaumldagogik ausgezeichnet In den letzten vierzig Jahren sind rund 30 Titel von ihr erschienen Sie wurden in verschiedene Sprachen uumlbersetzt Sie ist gefragte Referentin im In- und Ausland Mit einer Auflage von rund 2 Millionen Buumlchern schenkte sie vielen Kindern und Erwachsenen sinnvolle Spielstunden

Kontakt Susanne Stoumlcklin infostoecklin-meierch

laquo

Das Bewusstsein dass das Spiel mit den Enkeln mehr ist als blosses Vergnuumlgen kann

enorm motivierend sein

Foto Tibor Nad

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 27

Was ist das Besondere an der Beziehung zwischen

Enkelkindern und ihren Grosseltern

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

Was machen Sie am liebsten mit ihren En-

kelnraquo Diese Frage wurde Grosseltern

gestellt Hier ein paar Antworten laquoGe-

meinsame Zeit verbringen in herzlichem Kontakt

bleiben Ausfluumlge unternehmen gemeinsam

Feste im Jahreslauf feiern einfach mal zusam-

mensitzen reden und zuhoumlren Mit Kleinen Fin-

gerverse und Kniereiter spielen Bilderbuumlcher an-

schauen Singen und Tanzen Maumlrchen erzaumlhlen

Buumlcher vorlesen Gemeinsam Kochen und Backen

im Garten werken den Wald entdecken Papier-

falten Basteln zusammen Spass haben den En-

keln altersgerechte Spielregeln vermitteln um

gemeinsam in die Welt der Karten- Wuumlrfel-

Brett- und Gesellschaftsspiele einzutauchen

laquo

laquoBuumlechleraquo mit Opa Alle Fotos in diesem Artikel Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Gemeinsamer Schiffsausflug

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Spielinfo 1 2019 | 28

Koumlnnen Grosseltern Enkelkindern etwas

geben was diese bei anderen Menschen

nicht finden

Professor Anton Bucher Salzburg schreibt laquoFuumlr viele Kinder sind die Grosseltern der Schluumlssel zur Familiengeschichte Kinder wollen wissen wo sie herkommen wo ihre Familie herkommt Daruumlber hinaus hat die aumlltere Generation eine ausgleichende Funktion Erziehen Eltern ihre Kinder streng sind die Grosseltern nachsichti-ger Und ebenso umgekehrt Neigen Eltern zum Laisser-faire verhalten sich Grosseltern erziehe-rischer Nicht zuletzt betrachten Kinder Oma oder Opa haumlufig als Vorbilder Die meisten Kin-der fuumlhlen sich ihren Grosseltern auch dann ver-bunden wenn sie sie selten sehenraquo

Wikipedia haumllt fest laquoBei einer Untersuchung zum Thema Grosseltern und Enkel in der Schweiz bezeichneten uumlber 90 der befragten Enkel und Grosseltern die Beziehung unterei-nander als wichtig Die Mehrheit der Enkel cha-rakterisierte ihre Grosseltern als liebevoll und grosszuumlgig eine Minderheit als streng und unge-duldig Als besonders wertvoll wurde genannt dass Grosseltern fuumlr ihre Enkel da waren ihnen zuhoumlrten und Zeit fuumlr sie hatten Die Befragung der Enkel ergab dass fuumlr eine lebendige Bezie-hung eine relativ gute koumlrperliche und psychi-sche Gesundheit der Grosseltern erforderlich ist Das ist wichtiger als ihr tatsaumlchliches Alterraquo

Grosseltern erleben im Umgang mit ihren Enkel-kindern dass sie nicht mehr die gleiche Verant-wortung wie die Eltern tragen Sie koumlnnen sich mehr Zeit lassen und diese geniessen Sie stehen weniger unter Erziehungsdruck und gehen lo-ckerer mit ihren Enkelkindern um Durch ge-meinsames Tun Spielen und Lachen vertieft sich ihre Beziehung Vielen Grosseltern ist die-ser unbeschwerte Kontakt mit ihren Enkelkin-dern das aller Wichtigste

Bei Muumldigkeit Opa schenkt Geborgenheit

Durch gemeinsames laquoSeinraquo entsteht Urvertrauen

Sich mit Babybel-Kaumlserinde in Clowns verwandeln

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Spielinfo 1 2019 | 29

Grosseltern sind der Schluumlssel

zur Familiengeschichte

Kinder fragen Grosseltern oft nach der Vergan-genheit und der Familiengeschichte laquoOma er-zaumlhlst von fruumlher Opa wo hast du als Kind ge-lebt Hattest du einen Hund Wann musstest du aufstehen Wo bist du zur Schule gegangen War der Schulweg weit Wie lange durftest du Fernsehen am Abend Kanntest du deine Gross-mutter Wo hast du Oma oder Opa kennenge-lernt Opa was war dein Lieblingsessen als Kind Was war dein groumlsster Geburtstags-wunsch Wenn Grosseltern spannend von fruumlher erzaumlhlen offen sind fuumlr Kinderfragen und diese altersgerecht beantworten werden sie fuumlr ihre Enkel automatisch zum Schluumlssel der Familien-geschichte

Wie kann Familiengeschichte gelingen

Anregungen fuumlr Grosseltern und Enkelkinder An regnerischen Tagen zusammen in alten Foto-buumlchern schmoumlkern Finden sich noch Fotos zum Thema laquo100 Jahre Familiengeschichteraquo

Die Grosseltern zeigen den Ekelkindern wo die Urgrosseltern aufgewachsen sind Erzaumlhlen wa-rum die Urgrossmutter in einem schwarzen Hochzeitskleid geheiratet hat Berichten was aus Onkeln Tanten und ihren Kindern geworden ist Sie betrachten gemeinsam alte Schulfotos und Ferienbilder Geschichten um Familienstamm-baum und Familienwappen sind spannend An Familiengeschichte interessierte Kinder malen den eigenen Stammbaum Wie Detektive werden alte Wohnorte von Vorfahren aufgestoumlbert und besucht Grosseltern geben Anekdoten und

Witze aus der Verwandtschaft an die Kinder wei-ter Gemeinsam werden alte Familien-Gerichte gekocht und gekostet

Auf den Spuren der Vergangenheit

Auf dem grosselterlichen Programm laquoReisen in die Vergangenheitraquo steht das Naturhistorische Museum Da lassen sich ausgestopfte Tiere Ske-lette von Dinosauriern Versteinerungen von Meeresschildkroumlten und riesengrosse Kristalle aus den Alpen bestaunen Ebenso steht ein Rund-gang durch ein Schloss oder eine Ritterburg auf der Liste

Bei Gelegenheit wird ein Dom oder ein Muumlnster angeschaut mit Glockenturm bunten Glasfens-tern Krypta Kreuzgang und alten Grabplatten Im Sommer sind Ausfluumlge in eine Einsiedelei oder eine Houmlhle genau das Richtige Kinder lie-ben auch Roumlmische Ausgrabungsstaumltten Mosa-ike und Amphitheater Wenn so etwas in der Naumlhe existiert auf zur Entdeckungsreise in die roumlmische Vergangenheit

Mit Oma im Museum (Foto FotoliaArkady Chubykin)

Im Schloss koumlnigliche Kindersessel ausprobieren

In diesem Haus lebten die Urgrosseltern (Foto ETH Bibliothek)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 30

Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

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Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 5: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 27

Was ist das Besondere an der Beziehung zwischen

Enkelkindern und ihren Grosseltern

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

Was machen Sie am liebsten mit ihren En-

kelnraquo Diese Frage wurde Grosseltern

gestellt Hier ein paar Antworten laquoGe-

meinsame Zeit verbringen in herzlichem Kontakt

bleiben Ausfluumlge unternehmen gemeinsam

Feste im Jahreslauf feiern einfach mal zusam-

mensitzen reden und zuhoumlren Mit Kleinen Fin-

gerverse und Kniereiter spielen Bilderbuumlcher an-

schauen Singen und Tanzen Maumlrchen erzaumlhlen

Buumlcher vorlesen Gemeinsam Kochen und Backen

im Garten werken den Wald entdecken Papier-

falten Basteln zusammen Spass haben den En-

keln altersgerechte Spielregeln vermitteln um

gemeinsam in die Welt der Karten- Wuumlrfel-

Brett- und Gesellschaftsspiele einzutauchen

laquo

laquoBuumlechleraquo mit Opa Alle Fotos in diesem Artikel Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Gemeinsamer Schiffsausflug

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 28

Koumlnnen Grosseltern Enkelkindern etwas

geben was diese bei anderen Menschen

nicht finden

Professor Anton Bucher Salzburg schreibt laquoFuumlr viele Kinder sind die Grosseltern der Schluumlssel zur Familiengeschichte Kinder wollen wissen wo sie herkommen wo ihre Familie herkommt Daruumlber hinaus hat die aumlltere Generation eine ausgleichende Funktion Erziehen Eltern ihre Kinder streng sind die Grosseltern nachsichti-ger Und ebenso umgekehrt Neigen Eltern zum Laisser-faire verhalten sich Grosseltern erziehe-rischer Nicht zuletzt betrachten Kinder Oma oder Opa haumlufig als Vorbilder Die meisten Kin-der fuumlhlen sich ihren Grosseltern auch dann ver-bunden wenn sie sie selten sehenraquo

Wikipedia haumllt fest laquoBei einer Untersuchung zum Thema Grosseltern und Enkel in der Schweiz bezeichneten uumlber 90 der befragten Enkel und Grosseltern die Beziehung unterei-nander als wichtig Die Mehrheit der Enkel cha-rakterisierte ihre Grosseltern als liebevoll und grosszuumlgig eine Minderheit als streng und unge-duldig Als besonders wertvoll wurde genannt dass Grosseltern fuumlr ihre Enkel da waren ihnen zuhoumlrten und Zeit fuumlr sie hatten Die Befragung der Enkel ergab dass fuumlr eine lebendige Bezie-hung eine relativ gute koumlrperliche und psychi-sche Gesundheit der Grosseltern erforderlich ist Das ist wichtiger als ihr tatsaumlchliches Alterraquo

Grosseltern erleben im Umgang mit ihren Enkel-kindern dass sie nicht mehr die gleiche Verant-wortung wie die Eltern tragen Sie koumlnnen sich mehr Zeit lassen und diese geniessen Sie stehen weniger unter Erziehungsdruck und gehen lo-ckerer mit ihren Enkelkindern um Durch ge-meinsames Tun Spielen und Lachen vertieft sich ihre Beziehung Vielen Grosseltern ist die-ser unbeschwerte Kontakt mit ihren Enkelkin-dern das aller Wichtigste

Bei Muumldigkeit Opa schenkt Geborgenheit

Durch gemeinsames laquoSeinraquo entsteht Urvertrauen

Sich mit Babybel-Kaumlserinde in Clowns verwandeln

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Spielinfo 1 2019 | 29

Grosseltern sind der Schluumlssel

zur Familiengeschichte

Kinder fragen Grosseltern oft nach der Vergan-genheit und der Familiengeschichte laquoOma er-zaumlhlst von fruumlher Opa wo hast du als Kind ge-lebt Hattest du einen Hund Wann musstest du aufstehen Wo bist du zur Schule gegangen War der Schulweg weit Wie lange durftest du Fernsehen am Abend Kanntest du deine Gross-mutter Wo hast du Oma oder Opa kennenge-lernt Opa was war dein Lieblingsessen als Kind Was war dein groumlsster Geburtstags-wunsch Wenn Grosseltern spannend von fruumlher erzaumlhlen offen sind fuumlr Kinderfragen und diese altersgerecht beantworten werden sie fuumlr ihre Enkel automatisch zum Schluumlssel der Familien-geschichte

Wie kann Familiengeschichte gelingen

Anregungen fuumlr Grosseltern und Enkelkinder An regnerischen Tagen zusammen in alten Foto-buumlchern schmoumlkern Finden sich noch Fotos zum Thema laquo100 Jahre Familiengeschichteraquo

Die Grosseltern zeigen den Ekelkindern wo die Urgrosseltern aufgewachsen sind Erzaumlhlen wa-rum die Urgrossmutter in einem schwarzen Hochzeitskleid geheiratet hat Berichten was aus Onkeln Tanten und ihren Kindern geworden ist Sie betrachten gemeinsam alte Schulfotos und Ferienbilder Geschichten um Familienstamm-baum und Familienwappen sind spannend An Familiengeschichte interessierte Kinder malen den eigenen Stammbaum Wie Detektive werden alte Wohnorte von Vorfahren aufgestoumlbert und besucht Grosseltern geben Anekdoten und

Witze aus der Verwandtschaft an die Kinder wei-ter Gemeinsam werden alte Familien-Gerichte gekocht und gekostet

Auf den Spuren der Vergangenheit

Auf dem grosselterlichen Programm laquoReisen in die Vergangenheitraquo steht das Naturhistorische Museum Da lassen sich ausgestopfte Tiere Ske-lette von Dinosauriern Versteinerungen von Meeresschildkroumlten und riesengrosse Kristalle aus den Alpen bestaunen Ebenso steht ein Rund-gang durch ein Schloss oder eine Ritterburg auf der Liste

Bei Gelegenheit wird ein Dom oder ein Muumlnster angeschaut mit Glockenturm bunten Glasfens-tern Krypta Kreuzgang und alten Grabplatten Im Sommer sind Ausfluumlge in eine Einsiedelei oder eine Houmlhle genau das Richtige Kinder lie-ben auch Roumlmische Ausgrabungsstaumltten Mosa-ike und Amphitheater Wenn so etwas in der Naumlhe existiert auf zur Entdeckungsreise in die roumlmische Vergangenheit

Mit Oma im Museum (Foto FotoliaArkady Chubykin)

Im Schloss koumlnigliche Kindersessel ausprobieren

In diesem Haus lebten die Urgrosseltern (Foto ETH Bibliothek)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 30

Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 6: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 28

Koumlnnen Grosseltern Enkelkindern etwas

geben was diese bei anderen Menschen

nicht finden

Professor Anton Bucher Salzburg schreibt laquoFuumlr viele Kinder sind die Grosseltern der Schluumlssel zur Familiengeschichte Kinder wollen wissen wo sie herkommen wo ihre Familie herkommt Daruumlber hinaus hat die aumlltere Generation eine ausgleichende Funktion Erziehen Eltern ihre Kinder streng sind die Grosseltern nachsichti-ger Und ebenso umgekehrt Neigen Eltern zum Laisser-faire verhalten sich Grosseltern erziehe-rischer Nicht zuletzt betrachten Kinder Oma oder Opa haumlufig als Vorbilder Die meisten Kin-der fuumlhlen sich ihren Grosseltern auch dann ver-bunden wenn sie sie selten sehenraquo

Wikipedia haumllt fest laquoBei einer Untersuchung zum Thema Grosseltern und Enkel in der Schweiz bezeichneten uumlber 90 der befragten Enkel und Grosseltern die Beziehung unterei-nander als wichtig Die Mehrheit der Enkel cha-rakterisierte ihre Grosseltern als liebevoll und grosszuumlgig eine Minderheit als streng und unge-duldig Als besonders wertvoll wurde genannt dass Grosseltern fuumlr ihre Enkel da waren ihnen zuhoumlrten und Zeit fuumlr sie hatten Die Befragung der Enkel ergab dass fuumlr eine lebendige Bezie-hung eine relativ gute koumlrperliche und psychi-sche Gesundheit der Grosseltern erforderlich ist Das ist wichtiger als ihr tatsaumlchliches Alterraquo

Grosseltern erleben im Umgang mit ihren Enkel-kindern dass sie nicht mehr die gleiche Verant-wortung wie die Eltern tragen Sie koumlnnen sich mehr Zeit lassen und diese geniessen Sie stehen weniger unter Erziehungsdruck und gehen lo-ckerer mit ihren Enkelkindern um Durch ge-meinsames Tun Spielen und Lachen vertieft sich ihre Beziehung Vielen Grosseltern ist die-ser unbeschwerte Kontakt mit ihren Enkelkin-dern das aller Wichtigste

Bei Muumldigkeit Opa schenkt Geborgenheit

Durch gemeinsames laquoSeinraquo entsteht Urvertrauen

Sich mit Babybel-Kaumlserinde in Clowns verwandeln

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Spielinfo 1 2019 | 29

Grosseltern sind der Schluumlssel

zur Familiengeschichte

Kinder fragen Grosseltern oft nach der Vergan-genheit und der Familiengeschichte laquoOma er-zaumlhlst von fruumlher Opa wo hast du als Kind ge-lebt Hattest du einen Hund Wann musstest du aufstehen Wo bist du zur Schule gegangen War der Schulweg weit Wie lange durftest du Fernsehen am Abend Kanntest du deine Gross-mutter Wo hast du Oma oder Opa kennenge-lernt Opa was war dein Lieblingsessen als Kind Was war dein groumlsster Geburtstags-wunsch Wenn Grosseltern spannend von fruumlher erzaumlhlen offen sind fuumlr Kinderfragen und diese altersgerecht beantworten werden sie fuumlr ihre Enkel automatisch zum Schluumlssel der Familien-geschichte

Wie kann Familiengeschichte gelingen

Anregungen fuumlr Grosseltern und Enkelkinder An regnerischen Tagen zusammen in alten Foto-buumlchern schmoumlkern Finden sich noch Fotos zum Thema laquo100 Jahre Familiengeschichteraquo

Die Grosseltern zeigen den Ekelkindern wo die Urgrosseltern aufgewachsen sind Erzaumlhlen wa-rum die Urgrossmutter in einem schwarzen Hochzeitskleid geheiratet hat Berichten was aus Onkeln Tanten und ihren Kindern geworden ist Sie betrachten gemeinsam alte Schulfotos und Ferienbilder Geschichten um Familienstamm-baum und Familienwappen sind spannend An Familiengeschichte interessierte Kinder malen den eigenen Stammbaum Wie Detektive werden alte Wohnorte von Vorfahren aufgestoumlbert und besucht Grosseltern geben Anekdoten und

Witze aus der Verwandtschaft an die Kinder wei-ter Gemeinsam werden alte Familien-Gerichte gekocht und gekostet

Auf den Spuren der Vergangenheit

Auf dem grosselterlichen Programm laquoReisen in die Vergangenheitraquo steht das Naturhistorische Museum Da lassen sich ausgestopfte Tiere Ske-lette von Dinosauriern Versteinerungen von Meeresschildkroumlten und riesengrosse Kristalle aus den Alpen bestaunen Ebenso steht ein Rund-gang durch ein Schloss oder eine Ritterburg auf der Liste

Bei Gelegenheit wird ein Dom oder ein Muumlnster angeschaut mit Glockenturm bunten Glasfens-tern Krypta Kreuzgang und alten Grabplatten Im Sommer sind Ausfluumlge in eine Einsiedelei oder eine Houmlhle genau das Richtige Kinder lie-ben auch Roumlmische Ausgrabungsstaumltten Mosa-ike und Amphitheater Wenn so etwas in der Naumlhe existiert auf zur Entdeckungsreise in die roumlmische Vergangenheit

Mit Oma im Museum (Foto FotoliaArkady Chubykin)

Im Schloss koumlnigliche Kindersessel ausprobieren

In diesem Haus lebten die Urgrosseltern (Foto ETH Bibliothek)

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Spielinfo 1 2019 | 30

Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

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Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

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Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 7: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

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Spielinfo 1 2019 | 29

Grosseltern sind der Schluumlssel

zur Familiengeschichte

Kinder fragen Grosseltern oft nach der Vergan-genheit und der Familiengeschichte laquoOma er-zaumlhlst von fruumlher Opa wo hast du als Kind ge-lebt Hattest du einen Hund Wann musstest du aufstehen Wo bist du zur Schule gegangen War der Schulweg weit Wie lange durftest du Fernsehen am Abend Kanntest du deine Gross-mutter Wo hast du Oma oder Opa kennenge-lernt Opa was war dein Lieblingsessen als Kind Was war dein groumlsster Geburtstags-wunsch Wenn Grosseltern spannend von fruumlher erzaumlhlen offen sind fuumlr Kinderfragen und diese altersgerecht beantworten werden sie fuumlr ihre Enkel automatisch zum Schluumlssel der Familien-geschichte

Wie kann Familiengeschichte gelingen

Anregungen fuumlr Grosseltern und Enkelkinder An regnerischen Tagen zusammen in alten Foto-buumlchern schmoumlkern Finden sich noch Fotos zum Thema laquo100 Jahre Familiengeschichteraquo

Die Grosseltern zeigen den Ekelkindern wo die Urgrosseltern aufgewachsen sind Erzaumlhlen wa-rum die Urgrossmutter in einem schwarzen Hochzeitskleid geheiratet hat Berichten was aus Onkeln Tanten und ihren Kindern geworden ist Sie betrachten gemeinsam alte Schulfotos und Ferienbilder Geschichten um Familienstamm-baum und Familienwappen sind spannend An Familiengeschichte interessierte Kinder malen den eigenen Stammbaum Wie Detektive werden alte Wohnorte von Vorfahren aufgestoumlbert und besucht Grosseltern geben Anekdoten und

Witze aus der Verwandtschaft an die Kinder wei-ter Gemeinsam werden alte Familien-Gerichte gekocht und gekostet

Auf den Spuren der Vergangenheit

Auf dem grosselterlichen Programm laquoReisen in die Vergangenheitraquo steht das Naturhistorische Museum Da lassen sich ausgestopfte Tiere Ske-lette von Dinosauriern Versteinerungen von Meeresschildkroumlten und riesengrosse Kristalle aus den Alpen bestaunen Ebenso steht ein Rund-gang durch ein Schloss oder eine Ritterburg auf der Liste

Bei Gelegenheit wird ein Dom oder ein Muumlnster angeschaut mit Glockenturm bunten Glasfens-tern Krypta Kreuzgang und alten Grabplatten Im Sommer sind Ausfluumlge in eine Einsiedelei oder eine Houmlhle genau das Richtige Kinder lie-ben auch Roumlmische Ausgrabungsstaumltten Mosa-ike und Amphitheater Wenn so etwas in der Naumlhe existiert auf zur Entdeckungsreise in die roumlmische Vergangenheit

Mit Oma im Museum (Foto FotoliaArkady Chubykin)

Im Schloss koumlnigliche Kindersessel ausprobieren

In diesem Haus lebten die Urgrosseltern (Foto ETH Bibliothek)

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Spielinfo 1 2019 | 30

Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

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Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

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Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 8: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 30

Omas und Opas Wissenswertes uumlber das Kinderspiel

T e x t S U S A N N E S T Ouml C K L I N - M E I E R

er Kinderpsychiater Heinz Stephan Herzka

schreibt uumlber das Kinderspiel laquoIm Spiel

wird Erlebtes gestaltet auch Entwicklungs-

schwierigkeiten und seelische Konflikte werden

dabei verarbeitet Gleichzeitig wird das Zukuumlnf-

tige auf das hin sich das Kind entwickelt wie zum

Beispiel die Arbeit des Erwachsenen vorwegge-

nommenhellip

hellipEinfallsreichtum und Spontaneitaumlt gehoumlren ebenso zum Spielen des Kindes wie das Einhal-ten bestimmter Ordnungen und Regeln Indivi-dualitaumlt und Gemeinschaftlichkeit werden im Spiel beide gefoumlrdert Das spielende Kind ist gleichzeitig taumltig und von Erlebnissen erfuumlllt Die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist ihm fremd Zumeist ist das Spiel des Kindes nicht von einem Ziel bestimmt auch dort wo es ein Ziel kennt sind die Vorgaumlnge beim Spielen ebenso wichtig wie das Ziel selbstraquo

Normaler Alltag ndash zeigen wie es geht

Neben dem allgemeinen Spielen nutzen Grossel-tern das spielerische Helfen der Kinder im Haus-halt oder im Garten Sie zeigen ihnen laquowie es gehtraquo und lassen sie eifrig Fruumlchte schnippeln fuumlr den Fruchtsalat Loumlcher mit der Gabel in den Ku-chenteig stechen Salatsausen ruumlhren Tisch de-cken helfen beim Waumlsche aufhaumlngen staubsau-gen werken im Garten oder Autos waschen Holz spalten usw

Sprachspiele mit Spielversen

eine Bruumlcke laquovom ich zum Duraquo bauen

Was passiert beim Spielen von Ver-sen Kinder zwi-schen zwei und acht Jahren lieben den rhythmischen Sing-sang und den Hu-mor von Versen und Reimen Beim Klat-schen Patschen und Stampfen bewegen sie alle Muskeln von Kopf bis Fuss Mit Spielversen erwei-tern sie ihren Wort-schatz die Freude am Wiederholen und bauen sich Bruumlcken vom laquoIch zum Duraquo auf

Feste Brauchtum und Rituale

rund ums Jahr

Kinder erleben durch Traditionen und Feste im Jahreslauf die vier Jahreszeiten kennen Zu ei-nem Fest gehoumlrt bestimmtes Essen Lieder Verse Spiele Geschenke Musik und Tanz Fa-milientraditionen geben den Kindern Gluumlcksge-fuumlhle und Sicherheit So auch die Vorfreude uumlber Weihnachtszeit Samichlaus Osterzeit mit Eier-suchen oder der Nationalfeiertag mit seinen Houml-henfeuern und Feuerwerk

D

Kinderspiel im Kuumlchenalltag Kuumlchenhilfen sind willkommen

Unsterbliche Klassiker

Kniereiterspiele

Illustrationen Patrick Lenz

(aus laquoSpielen Bewegen Selbermachenraquo)

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Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

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Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 9: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 31

Rollenspiele und Spiel mit Tuumlchern

Rollenspiele sind sehr beliebt Beim laquoTun-als obraquo schluumlpfen Kinder in andere Figuren Sie ah-men uumlber Jahre Erwach-sene nach spielen Tiere Indianer Raumluber oder verwandeln sich in Maumlr-chenfiguren Sie lernen im spontanen Rollen-

spiel die Welt aus verschiedenen Perspektiven kennen Sie verkleiden sich mit Tuumlchern Kro-nen Stoumlckelschuhen alten Huumlten Essen laquozube-reitenraquo oder Huumlttenbauen macht einfach grossen

Spass Omas Spielbeigaben sind sehr willkom-

men

Kindergeburtstage einmal im Jahr

die Hauptperson sein

Kindergeburtstage sind besonders wichtig Das Ge-burtstagskind ist fuumlr einmal im Jahr die Hauptperson Der Geburtstag er-innert an das kost-

barste Geschenk das wir Menschen haben das Leben Feiern wir so dass dem Geburtstagskind bewusst wird laquoIch bin ich Mamma Papa und die Grosseltern haben mich lieb Sie freuen sich dass es mich gibtraquo

Papierfalten ndash mehr als nur Papierfalten

Geben Oma und Opa

Faltformen an Enkel

weiter signalisie-

ren sie laquoIch nehme

mir Zeit fuumlr dich

Du bist mir wichtig

Ich gebe mein Wis-

sen an dich weiterraquo Kin-

der lernen dabei Aus einem flachen Blattpapier

entstehen dreidimensionale Dinge wie etwa ein

Hut ein Segelschiff ein Flieger oder laquoHimmel

und Houmllleraquo Falten foumlrdert die Konzentration

exaktes Arbeiten Ausdauer Kreativitaumlt Experi-

mentierfreude und mathematische Erfahrungen

Spielzeugfreie Zeit ist wichtig

Warum ist laquoSpielzeugfreie Zeitraquo so wichtig Durch das grosse Spielzeugangebot sind viele Kinder heute abgelenkt und uumlberfordert Ersetzt man Spielzeug durch laquoZeug zum Spielenraquo bluuml-hen sie auf Schachteln Zeitungen Schnuumlre Hammer und Naumlgel Tuumlcher eine Lupe oder eine Taschenlampe setzen dem Forscherdrang und der Fantasie keine Grenzen Klatschverse Marsch- Huumlpf- Ball oder Kreisspiele Raumltselra-ten Schnellsprecher Versteck- und Rollenspiele werden wieder spannend

Spielen in der Natur ist sehr beliebt

Spielen mit Sand und Wasser oder sich schmuuml-

cken mit Naturmaterial ist sehr beliebt Auf

Baumlume klettern oder auf Baumstaumlmmen balan-

cieren ist eine Kunst Im Wald Mooshaumluschen

bauen Maumlrchen houmlren und spielerisch erleben

sind fuumlr Kinder praumlgende Erfahrungen die ihnen

Grosseltern mit geschenkter Zeit ermoumlglichen

Mit Oma im Maumlrchenwald

Alle Fotos von Martin Hufschmid und Anna Stoumlcklin

Buchtipp Spielideen fuumlr Omas und Opas

Titel laquoSpielen Bewegen Selbermachen

Autorin Susanne Stoumlcklin Meier

Verlag Atlantisverlag (2010 2 Auflage)

ISBN 978-3-7152-1059-9

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 10: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 32

Der Kugelsichere Senior

T e x t R A P H A E L H A D O R N

Jahre alt und kein bisschen muumlde

einmal pro Woche trifft sich Erwin

Wenger aus Ostermundigen mit sei-

nen Klubkollegen im Loumlwen in Worb zum Kegeln

Erwin Wenger greift nach einer rund vier Kilo-

gramm schweren Kugel aus Holz positioniert sich

vor der Kegelbahn visiert die neun Kegel rund

zwanzig Meter vor ihm an geht leicht in die Knie

holt zum Wurf aus ndash und fuumlhrt ihn aus indem er

die Kugel moumlglichst sanft aus der Hand gleiten

laumlsst

Mit etwas uumlber zehn Stundenkilometern rollt sie nach vorne und trifft die Kegel idealerweise so dass sie allesamt umfallen Ist dies ndash ein soge-nanntes Babeli ndash geschafft schellt ein Klubmit-glied mit der kleinen Glocke auf dem Tisch hin-ter der Kegelbahn Mit- und Gegenspieler ap-plaudieren Und der erfolgreiche Kegler muss 20 Rappen in die Vereinskasse zahlen So will es die Tradition im Berner Kegelklub Haruus

Vom Neuling zum Praumlsident

Eine Stunde vorher in der Gaststube des Loumlwen in Worb Allmaumlhlich trudeln die Kegelfreunde ein Mit Kassier Willy Weber auch Erwin Wenger Beide wohnen sie in Ostermundigen Einer nach dem anderen nimmt am Stammtisch Platz Man trinkt etwas tauscht sich aus

Seit einem halben Jahr geniesst der 103-jaumlhrige Berner Klub hier Gastrecht Zuletzt musste gar oft der Standort gewechselt werden laquoImmer mehr Kegelbahnen verschwinden von der Bild-flaumlcheraquo begruumlndet Wenger 14 aktive Mitglie-der zaumlhlt der Klub Scheidet jemand aus ruumlckt ein neues Mitglied nach Wie 2003 Erwin Wenger

laquoCheglauml waumlr doch ono oumlppis fuumlr diraquo findet Franccedilois Diebold damals ein aktives Haruus-Mitglied und ein Bekannter Wengers Obwohl er vorher noch nie gekegelt hat schaut der ehema-lige Vizedirektor der Jacobs Suchard Tobler AG

beim Klub vorbei spielt mit Nach dem dritten Abend muss er vor die Tuumlr treten waumlhrend drin-nen uumlber die Aufnahme des Neuen abgestimmt wird

Nur wenn sich alle einig sind wird ein neues Mitglied akzeptiert laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo erklaumlrt Haruus-Praumlsident Ekkehard Dreher Das ist beim damals bereits 80-jaumlhrigen Erwin Wenger der Fall Aber auch sein Spiel weiss zu uumlberzeugen

laquoMeine Koordinationsfaumlhigkeiten waren glaub ich ganz gut die hatte ich mir beim Bocciaspie-len in Italien und beim Curlen in Wengen ange-eignet Im Berner Oberland amtete Wenger 1947 als Pressesekretaumlr fuumlr die Skimeisterschaften Dafuumlr opferte er seine Ferien Lohn erhielt er keinen Und auch keine Spesenverguumltung

laquoIch fuhr mit dem Velo von Bern nach Lauter-brunnen ndash und lief dann nach Wengen hoch den Zug konnte ich mir nicht leistenraquo Immerhin war fuumlr eine Unterkunft gesorgt

95

laquoOb einer kegeln kann oder nicht spielt keine Rolle Wichtig ist dass er als Mensch zu uns passtraquo

Ekkehard Dreher Praumlsident Kegelklub Haruus

Er holt zum Wurf aus Mit der rund vier Kilogramm schweren Kugel

will Erwin Wenger alle neun Kegel zum Fallen bringen

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Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 11: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 33

Doch zuruumlck zum Kegeln Das neue Haruus-Mitglied startet sogleich durch 2004 und 2005 gewinnt Wenger das Auskegeln sichert sich den Wanderpokal was dazu fuumlhrt dass er 2005 und 2006 als Praumlsident amten laquomussraquo So wollten es damals die Statuten Heute ist das anders Was immer noch gleich ist Frauen koumlnnen nur Pas-sivmitglied werden sind nur beim jaumlhrlichen Ausflug und beim Jahresessen laquowillkommenraquo

Zum Ehrenmitglied ernannt

Mit seinen 95 Jahren ist Erwin Wenger das aumll-teste Klubmitglied ndash und wurde am 1 Januar zum Ehrenmitglied ernannt Dafuumlr wurden sogar die Statuten geaumlndert Eine Ehre die so nicht einmal Alt-Bundesrat Rudolf Gnaumlgi zuteil wurde der in den 80er-Jahren dem Klub ange-houmlrt hatte

laquoUnd Erwin spielt immer noch vorne mitraquo be-tonen seine Kollegen Wenger winkt ab Das sind ihm zu viel der Komplimente Er gewinne zwar gerne habe einen gesunden Ehrgeiz aber keinen falschen laquoOb ich gut oder schlecht spiele ist nebensaumlchlich aber wenn ich die Si-cherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Wenger der im Jahrbuch des Klubs als liebens-wuumlrdiger Charakter mit legendaumlrem Humor be-schrieben ist traumlgt gerne mal ein Gedicht

vor Auch heute hat er passend zur Rubrik dieses Artikels einen Vers parat laquoEin Hobby ist harte Arbeit die niemand taumlte wenn es ein Beruf waumlreraquo

Gelaumlchter am Stammtisch Erwin Wenger ge-niesst das gesellige Beisammensein Seine Frau ist 1996 verstorben 2011 auch seine langjaumlhrige Lebensgefaumlhrtin Und so fuumlhrt er seinen Haus-halt nun allein ndash wenn auch mithilfe einer Putz-frau Er schaut selber zum Garten maumlht den Ra-sen Ist auch sonst sehr aktiv Er geht mit Freun-den jassen oder wandern Trifft seine beiden Soumlhne laquoFuumlr diese Selbststaumlndigkeit bin ich sehr dankbarraquo sagt er denn auch

Die Glocke schellt

Nach einer halben Stunde wechselt die heute achtkoumlpfige Gruppe vom Stammtisch auf die Kegelbahn nebenan Mit Jasskarten werden zwei Teams ausgelost Dann heisst es laquoGuet Houzraquo Kaum rollt die erste Kugel uumlber die Bahn geht die Tuumlr auf laquoDer Junior ist daraquo freut sich die Gruppe Waumlhrend von den restlichen Klubmitgliedern alle zwischen 68 und 95 Jahre alt sind ist Damien Stoffel gerade mal 27-jaumlhrig

laquoKomm zu uns ins Teamraquo wird um den Jungs-pund gefeilscht Aber auch er wird zugelost Al-les muss seine Ordnung haben Dazu gehoumlrt ebenfalls die Buchhaltung an der Wandtafel Fein saumluberlich werden alle Wuumlrfe eingetragen Erwin Wenger startet durchschnittlich Bis zum 6 Versuch Dann ist es soweit Alle Kegel fal-len Ein Babeli Die Glocke schellt Wenger ist um 20 Rappen aumlrmer

Textquelle Berner Zeitung Fotos Christian Pfander

laquoWenn ich die Sicherheit verliere houmlre ich von einer Woche auf die andere aufraquo

Erwin Wenger

Musik in eines jeden Kegler Ohr wenn die Glocke schellt wurde ein

Babel oder ein Kranz erzielt

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 12: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

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Spielinfo 1 2019 | 34

Spielen im Altersheim Homburg in Laumlufelfingen

T e x t u n d F o t o s B A R B A R A F I E C H T E R

ontagnachmittag im Homburg Die Ti-

sche sind vorbereitet fuumlr die beiden Jass-

Gruppen und fuumlr die Eile mit Weile

Runde Wir spielen aber nicht nur am Montag-

nachmittag dazu gibt es je nach Lust und Laune

immer wieder Gelegenheiten Spielen verbindet

regt an erfreut erhaumllt lebendig fordert heraus

bringt Spannung Abwechslung und weckt laquodas

innere Kindraquo

Spiele stehen jederzeit zur Verfuumlgung

Bei unserem Aktivierungsangebot bilden ver-schiedene Arten von Spielen einen wichtigen Bestandteil In unseren Abteilungen und Wohn-gruppen stehen Spiele jederzeit zur Verfuumlgung

Die Spielrunden werden haumlufig vom Personal oder von freiwilligen Helfenden unterstuumltzt und begleitet Es kommt aber auch immer wieder vor dass sich spontan Kleingruppen bilden und diese in eigener Initiative selbstaumlndig miteinander spielen

Ungezwungene Atmosphaumlre keiner

laquomussraquo spielen

Die Spielrunden finden in einer ungezwungenen und froumlhlichen Atmosphaumlre statt Von dieser Stimmung profitieren auch Bewohnende die selbst nicht mitspielen sondern einfach mit da-beisitzen und das ganze interessiert mitverfol-gen

Besonders beliebt sind die Lotto-Nachmittage an welchen sich immer mindestens 15 Bewoh-nende beteiligen Es locken zwar keine Roll-schinkli als Hauptpreise aber der gemeinsame Spass ist genau so viel wert Alle sind ganz kon-zentriert dabei decken die aufgerufenen Zahlen ab und warten voller Spannung auf den ersten laquoLottoraquo-Ruf

Kegeln und Jassen

Eines unserer Highlights sind die Kegelnachmit-tage Zwei Gruppen mit 8-10 Teilnehmenden spielen gegeneinander und kaumlmpfen um die houmlchstmoumlgliche Punktzahl Da wird jeweils in-tensiv mitgefiebert mitgezaumlhlt und Daumen ge-druumlckt fuumlr den maximalen Erfolg - die laquoBabelisraquo dabei fallen alle 9 Kegel Kegel- und Jassturniere organisieren wir auch gemeinsam mit zwei ande-ren Pflegeinstitutionen Diese Treffen finden

M

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Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 13: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 35

drei Mal pro Jahr statt Dazu gehoumlrt der gemuumltli-che Spielnachmittag und ein abschliessendes Zvieri in geselliger Runde Dabei entstehen wertvolle Kontakte und zusaumltzlich ergibt sich ein houmlchst willkommener Tapetenwechsel

Gedaumlchtnistraining mit

spielerischen Elementen

Zusaumltzlich zu den eigentlichen Spielangeboten werden spielerische Elemente im woumlchentlichen Gedaumlchtnistraining jeweils thematisch einge-baut z Bsp Kim-Spiele Geschicklichkeits-spiele Spiele mit Musik Gedaumlchtnisspiele Ball-spiele und vieles mehr

Sport Spiel und

Spielzeugherstellung im Werken

Auch in den regelmaumlssigen Turnstunden kommt das Spielen nicht zu kurz Da wird mit Baumlllen Ballons farbigen Tuumlchern mit dem grossen Schwungtuch und anderen Gegenstaumlnden die Geschicklichkeit die Beweglichkeit und die Konzentration gefoumlrdert und erhalten

Das Thema Spielen beschaumlftigt uns auch im Werken Wir stellen diverse Spiele aus Holz fuumlr Kleinkinder und Erwachsene her

Unsere Grundangebote zum Thema Spielen ste-hen allen Bewohnenden offen Es gibt selbstver-staumlndlich Bewohnende die aus unterschiedli-chen Gruumlnden an den oben erwaumlhnten Angebo-ten nicht teilnehmen koumlnnen Diese Bewohnen-den werden nach Moumlglichkeit einzeln besucht Wir haben eine grosse Anzahl Spiele die wir fuumlr eine 10-minuumltige Aktivierung einsetzen und an-dere die auch fuumlr laumlngere Sequenzen geeignet sind Je nach Situation spielen wir mit Einzelnen oder auch in Kleingruppen

Digitale Spiele

wenn die Zeit dafuumlr gekommen isthellip

Bei uns im Homburg arbeiten wir noch nicht mit digitalen Spielangeboten Unsere derzeitigen Bewohner und Bewohnerinnen haben noch kein Beduumlrfnis nach solchen Spielen und aumlussern auch nicht den Wunsch sich damit vertraut zu

machen Wir kennen die digitalen Spielmoumlglich-keiten die bereits im Angebot sind und werden diese gerne einsetzen wenn der Zeitpunkt kommt an welchem es fuumlr unsere Bewohnenden wichtig wird Das wird nochmals einen neuen spannenden Spiel-Raum eroumlffnen

Ob analog oder digital Spielen macht Spass ist gesund und bringt immer wieder einen Hauch Leichtigkeit in den Alltag

Barbara Fiechter

Barbara Fiechter arbeitet seit 7 Jahren mit viel En-gagement im APH Hom-burg in Laumlufelfingen ndash ein familiaumlr gefuumlhrtes Altersheim in laumlndlicher Gegend mit 48 Bewoh-nenden Zusammen mit einem motivierten laquoauf-gestelltenraquo Team leitet

sie seit 5 Jahren den Aktivierungsbereich laquoEs sind die Begegnungen mit Menschen die das Le-ben reich machenraquo Nicht nur die Begegnungen beim Spielen ndash auch die Begegnungen in allen weiteren Aktivierungsangeboten und Veranstal-tungen bereichern den Arbeitsalltag der Mitar-beitenden des Aktivierungsteams

barbarafiechteraph-homburgch

wwwaph-homburgch

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Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 14: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 36

Gedanken eines Spielers mit

rund 77 Jahren Spielerfahrung

Spielen ist menschlich

as Lebensalter ist in Bezug auf unser Spielen weitestgehend irrelevant Von houmlherer Bedeutung ist einerseits die di-

rekte Einstellung das einzelnen Menschen zum Spielen Was erwartet er persoumlnlich davon was verspricht er sich vom Spiel was bringt ihm das Spielen welchen Platz raumlumt er dem Spiel im Beruf und in der Freizeitgestaltung uumlberhaupt ein Welche Chancen gibt er dem Spiel in sei-nem Leben Da unterscheiden sich Individuen altersunabhaumlngig stark voneinander

Ebenso grosse Unterschiede existieren in Bezug auf das Entwicklungsalter innerhalb des einzel-nen Spiels sei es Jassen oder Schach Jonglie-ren Fadenspiele Fussball oder Eishockey Su-per-Mario oder Tetris Blockfloumltenspiel oder E- Sports Auch das muss mit dem Lebensalter uumlberhaupt nicht korrelieren Hier koumlnnen sich je-weils ein Achtjaumlhriger und ein Achtzigjaumlhriger naumlher sein als beliebige andere Nichtspieler von zwanzig bis siebzig Jahren

Herzlich

Hans (Jg 1942)

D

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 15: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

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Spielinfo 1 2019 | 37

Generationen-Jass im Klassenzimmer

ie Schweizer Bevoumllkerung wird aumllter ndash das

Miteinander der verschiedenen Generatio-

nen wird darum immer wichtiger Mit dem

Generationen-Jass foumlrdert das Migros-Kulturpro-

zent den Austausch zwischen Jung und Alt Es ver-

mittelt in der Ostschweiz erfahrene Jasserinnen

und Jasser fuumlr den Schulunterricht

Kommen verschiedene Generationen miteinan-der in Kontakt so kann das helfen Vorurteile ab-zubauen Das Migros-Kulturprozent hat deshalb 2014 das Projekt Generationen-Jass lanciert Es vermittelt erfahrene Jasserinnen und Jasser die den Schieberjass gerne an Kinder und Jugendli-che weitergeben und Lehrpersonen in Jassstun-den und -projekten unterstuumltzen

Im Zentrum steht nicht das laquoTheorie buumlffelnraquo sondern das Lernen beim gemeinsamen Spiel Im Optimalfall begleitet ein Jasser je einen Tisch mit vier Schuumllerinnen und Schuumllern Wann wie oft und wie lange in einer Klasse gejasst wird bestimmt die Lehrperson Das Angebot ist fuumlr

Schulen kostenlos die Fahrspesen der freiwilli-gen Seniorinnen und Senioren uumlbernimmt das Migros-Kulturprozent

Viel Wertschaumltzung als Dank

Vom den Jassstunden profitieren nicht nur die Kinder und Jugendlichen die ein neues Spiel kennenlernen sondern vor allem auch die Seni-oren Sie koumlnnen ihr Wissen weitergeben trai-nieren beim Jassen das Gedaumlchtnis erleben In-tegration hautnah und erhalten bei den vielseiti-

gen Begegnungen viel Wertschaumltzung Oder gibt es etwas Schoumlneres als eine handgeschriebene Dankeskarte mit folgenden Worten laquoLieber Jassprofi es hat mega viel Spass gemacht mit Ihnen zu jassen Ich freue mich schon sehr auf das naumlchste Mal mit Ihnenraquo

Text und Fotos Natalie Braumlgger Migros Ostschweiz

D

Kontakt und Infos

Natalie Braumlgger Projektleiterin Kulturprozent

Migros Ostschweiz ndash Telefon 071 493 24 46

Kontakt Natalie Braumlgger nataliebraeggergmosch

Hier gehts zur Website wwwgenerationen-jassch

Die Senioren geben ihr Wissen weiter und trainieren beim

Jassen das Gedaumlchtnis

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 16: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

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Spielinfo 1 2019 | 38

CareClown laquoFreud(h)araquo eine Begegnungsclownin

T e x t C H R I S T I N E H U N K E L E R F o t o s B E R T O S S A G I A N N I

umor fuumlr mich Humor fuumlr dichraquo ndash

mit diesen Gedanken entstand

meine Clown Figur und als

Freud(h)a alias Christine Hunkeler bin ich heute

in Altersinstitutionen unterwegs und begegne zu-

ruumlckgezogenen oder dementen Menschen

Begegnungen

Ich komme den Gang entlang und winke von weitem einer Bewohnerin im Rollstuhl zu So-wie ich bei ihr bin und sie begruumlsse zeigt sie mir ein herzliches Lachen und bedankt sich bei mir

uumlber die Begegnung das froumlhliche Kleid und die willkommene Abwechslung

Ein anderer Bewohner will wissen warum ich komme und was ich denn bei ihm wolle Kaum die Antwort gehoumlrt zeigt er mir seine Sammlung an Eisenbahnen Fotos und mehr

laquoH

laquoHumor fuumlr Dich ndash Humor fuumlr michraquo

Christinie Hunkeler ndash Bewergungsclownin

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Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 17: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 39

Ein Bewohner im Bett verraumlt mir nur mit den Augen dass er sich uumlber mein Floumltenspiel freut Es ist schon vorgekommen dass ich erst im Laufe des Gespraumlchs bemerkt habe dass mein Gegenuumlber fast nichts sieht

Das Spiel

Einmal ist es ein Spiel mit dem Luftballon oder mit Tuumlchern ein anderes Mal spiele ich auf mei-ner Gitarre ein Lied und es wird mitgesungen Der Jahreszeit entsprechend finde ich im Wald oder Garten Blumen und Pflanzen die ich mit-nehme und uumlber die ich mit den Menschen in Kontakt und ins Gespraumlch komme Als mein staumlrkstes laquoSpielzeugraquo sehe ich mein Gesicht vorab meine Augen Mit meiner Mimik habe ich schon so manches Laumlcheln oder Schmunzeln hervorgeholt

Meine Motivation

laquoWas du aussendest kommt zu dir zuruumlckraquo ndash das erfahre ich in den Begegnungen in den Al-tersinstitutionen Mein Lachen steckt an und uumlber den Augenkontakt und das Zuhoumlren pas-siert sehr viel Es macht mich gluumlcklich und zu-frieden den Menschen zu begegnen und ihnen eine kleine Abwechslung zu schenken und ihren Alltag fuumlr einen Moment zu erheitern

Ich bin auch Mitglied im Verein laquoHumorCare Schweizraquo HumorCare Schweiz foumlrdert und un-terstuumltzt die wissenschaftlich orientierte An-wendung von Humor in beratenden pflegeri-schen psychosozialen und paumldagogischen Be-rufen sowie in den entsprechenden Institutionen (siehe nebenstehende Info-Box)

Christine Hunkeler

laquoLachen ist gesundraquo Seit 2012 gehoumlrt die Clown Nase in meine Handtasche Das Spielen erheitert meine Besuche in den Al-tersinstitutionen es bringt Farbe und Abwechslung in den Alltag und haumllt uns alle

fit Ich freue mich immer wieder neue Spiele zu entdecken und aus zu probieren

Kontakt Mail infoentspannungbewegungch

Website wwwentspannungbewegungch

Die laquoCareClownsregraquo

von HumorCare Schweiz

HumorCare Schweiz foumlrdert und unterstuumltzt die wissen-

schaftlich orientierte Anwendung von Humor in beraten-

den pflegerischen psychosozialen und paumldagogischen

Berufen sowie in den entsprechenden Institutionen

Die CareClownsreg von HumorCare Schweiz sind professi-

onell ausgebildete Clowns die sich mit ihrer Humorarbeit

engagieren betagten behinderten und demenzbetroffe-

nen Menschen Lebensfreude Heiterkeit und Gluumlcksmo-

mente zu vermitteln Sie sind den laquoEthischen Richtlinienraquo

von HumorCare Schweiz verpflichtet Die geschuumltzte Be-

zeichnung laquoCareClownregraquo buumlrgt fuumlr Professionalitaumlt eine

Voraussetzung zur Akzeptanz durch Heimleitungen Akti-

vierungs- und Pflegepersonal die eine humorvolle Ar-

beits- und Bewohneratmosphaumlre in ihren Einrichtungen

verstaumlrken wollen Alle laquoCareClownregraquo sind vom Vorstand

von HumorCare Schweiz zertifiziert

Die Initiative zur Gruumlndung dieser Clowngruppe wurde

2013 vom Vorstand von HumorCare Schweiz lanciert und

konnte dank der Unterstuumltzung von Sponsoren und der

Stiftung Humor und Gesundheit Basel realisiert werden

Hier gehts zur Website wwwhumorcarech

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Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

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Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 18: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 40

Das Generationenfestival in Thun geht in die zweite Runde

ach dem Erfolg des ersten Festivals im Sep-

tember 2017 haben die Beteiligten von

laquoundraquo das Generationentandem entschie-

den das vielfaumlltige und generationendurch-

mischte Fest mit Konzert bunt gemischtem Markt

und interaktiven Workshops erneut auf die Beine

zu stellen Reservieren Sie sich den 6 und 7 Sep-

tember 2019 in ihrer Agenda

Das generationendurchmischte Team widmet sich seit letztem Oktober der Aufgabe erneut in verschiedensten Formen Menschen aller Genera-tionen auf dem Seefeld-Areal in Thun zusam-menzubringen Aktuell arbeitet das Organisati-onskomitee daran die Finanzierung sicherzu-stellen Die Vorbereitungen fuumlr das Programm auf der Buumlhne dem Markt und in den Workshops (auch mit Spielaktivitaumlten) laufen auf Hochtou-ren

Das Generationenfestival 2019 kommt mit ei-nem neuen Symbol daher Jahresringe die aber auch ein bisschen wie ein Fingerabdruck ausse-hen laquoFuumlr mich symbolisieren die Jahresringe das Alter Aber auch ein grosser Baum war mal jung und diese Jahresringe sieht man im Kern innendrinraquo sagt Co-Leiterin Annemarie Voss

Co-Leiter Joel Schaad ergaumlnzt laquoDie juumlngsten Ringe die den Saft des Baumes tragen sind aus-sen In der Mitte ist der stuumltzende Kern es braucht beides damit der Baum stehtraquo

Das Festival wird in diesem Jahr zwei Tage dau-ern Am Freitagabend locken ein breites Kulina-rikangebot ein musikalisches Programm und ein Nacht-Flohmarkt auf dem Seefeld-Areal waumlh-rend es am Samstag neben der Buumlhne diverse Workshops Spiele und andere Uumlberraschungen zu entdecken gibt

Text wwwgenerationenfestivalch

Website wwwgenerationentandemch

Mehr Infos uumlber die Organisation im Spielinfo

N

laquoGenerationen-Engagementraquo Foto Annina Reusser

Generationendurchmischung auch im OK ndash Foto Annina Reusser

6 ndash 7 September 2019

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

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laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

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Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 19: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 41

Generationendialog laquoundraquo das Generationentandem

undraquo das Generationentandem sorgt da-

fuumlr dass Jung und Alt mehr miteinander

zu tun haben Wir bauen Bruumlcken ndash zwi-

schen den Generationen und zwischen verschie-

denen Lebenswelten Wir haben Freude am ge-

meinsamen kreativen Schaffen

Ausgangslage

Mit der demografischen Veraumlnderung wird der Generationenaustausch immer wichtiger Weni-ger junge Menschen auf der einen ein zuneh-mender Anteil aumllterer Menschen mit houmlherer Le-benserwartung auf der anderen Seite fordern die Generationensolidaritaumlt heraus Zwischen den Generationen ndash vor allem zwischen Juumlngeren und Aumllteren ndash koumlnnen neue Beziehungen wach-sen es schlummern aber auch neue Konfliktpo-tentiale Der Dialog zwischen den Generationen ist das verbindende Mittel Damit koumlnnen ge-meinsame Erfahrungen gesammelt und Ausei-nandersetzungen gefuumlhrt werden In beidem liegt die Basis um solidarisch und konstruktiv zusam-menleben zu koumlnnen und etwas Neues entstehen zu lassen

Geschichte

Eine Maturaarbeit im Jahr 2012 war der Ur-sprung des heutigen Generationentandems Das laquoundraquo Magazin wurde erstmals erarbeitet und eine Testausgabe gedruckt Mit dem Erlangen der Matur war jedoch das Projekt von laquoundraquo noch nicht vorbei In den letzten Jahren wurde ein Traumlgerverein gegruumlndet und haben sich die

Vereinsstrukturen geschaumlrft und weiterentwi-ckelt Unteressen konnten viele Projekte reali-siert werden eine Uumlbersicht ist auf der informati-ven Hompage (Links siehe unten) zu finden

Idee und Umsetzung

laquoundraquo das Generationentandem bietet die soziale und journalistische Plattform fuumlr den Austausch von Jung und Alt Die Plattformen sind vielfaumlltig ausgestaltet und sprechen alle Generationen an

laquoundraquo-online eine aktuelle Platt-form fuumlr den Dialog von Jung und Alt Die grosse Themenvielfalt

Gesellschaft Meinung Politik und Kultur laden zum Dialog ein Auch eine Rubrik laquoGeneradioraquo kann als Audioplattform benutzt werden

laquoundraquo-live laumldt Menschen aller Generationen zu gemeinsamen Erlebnissen ein laquoundraquo live will

junge und alte Menschen miteinander vernetzen Mit Workshops Events Generationentreffs Ausfluumlgen und vielem mehr

laquoundraquo-print Viermal im Jahr er-scheint das professionell und sorg-faumlltig aufgemachte Magazin in ei-

ner Auflage von 1rsquo000 Exemplaren ndash jeweils mit einem Schwerpunktthema Die Printausgabe be-leuchtet Themen aus Gesellschaft Politik Wis-senschaft und Kultur im laquoSpannungsfeldraquo von Jung und Alt

Texte wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-online wwwgenerationentandemch

Link laquoundraquo-live wwwgenerationentandemchlive

Link laquoundraquo-print wwwgenerationentandemchprint

laquo

laquoWir leben den Generationen- dialog Wir bringen

jugendliche Offenheit mit der Lebenserfahrung der aumllteren Generation zusammen und

begegnen einander auf Augenhoumlheraquo

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 20: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 42

Spiele fuumlr Menschen mit Demenz

eder Mensch hat ein natuumlrliches Beduumlrfnis

nach Beschaumlftigung ndash egal ob es berufliche

oder familiaumlre Aufgaben sind die eigenen

Hobbys Sport oder die Pflege seiner sozialen Kon-

takte Dieses Beduumlrfnis nach Beschaumlftigung be-

steht auch im Alter und auch bei einer Demenz-Er-

krankung weiterhin Die Aktivierung und Beschaumlf-

tigung von Personen mit Demenz ist sehr wichtig

und steht bei Pflege-Einrichtungen aber auch bei

der haumluslichen Betreuung durch pflegende Ange-

houmlrige ganz oben auf der Tagesordnung Ganz

nach dem Motto laquoWenn Du Menschen mit Demenz

nicht beschaumlftigst beschaumlftigen sie Dichraquo Eine er-

fuumlllende Beschaumlftigung im Alltag ist entscheidend

um die Lebensfreude zu erhalten und Geist und

Koumlrper fit zu halten Das gilt selbstverstaumlndlich

auch fuumlr Menschen mit Demenz Eine Moumlglichkeit

sind Spiele

Spiele fuumlr Demenzkranke

Es gibt eine grosse Zahl von analogen und digita-len Spielen die speziell fuumlr Demenzkranke entwi-ckelt wurden Sie sollen gezielt motorische Fauml-higkeiten trainieren den Spass am Raten und am modernen Gedaumlchtnistraining wecken In den letzten Jahren sind immer mehr solcher Demenz-spiele auf den Markt gekommen die meistens auf Erinnerungsvermoumlgen Motorik und Raumltseln ab-zielen

Entwicklung von neuen Spielen

Seit April 2018 arbeitet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gemeinsam mit ande-ren Partnern an einer dreijaumlhrigen Strategischen Initiative zur professionellen Entwicklung und Erforschung neuartiger Spiele Das Projekt baut auf rund 15 verschiedenen Spielprototypen auf welche zwischen 2015 und 2018 von Informatik-Studierenden der FHNW entwickelt wurden

siehe auch Artikel laquoMyosotis ndash Gamen

mit betagten Menschenraquo auf Seite 44)

Vorsicht vor Uumlberforderung

Wer sich als pflegender Angehoumlriger fragt wie man demenziell erkrankte Angehoumlrige gezielt be-schaumlftigen bzw mit ihnen spielen kann muss be-hutsam und individuell vorgehen Nicht alle Be-schaumlftigungen eignen sich fuumlr jeden Betroffenen und jedes Stadium der Demenz gleich gut Je fort-geschrittener die Demenz ist desto sensibler muss man auf die Einschraumlnkungen eingehen Waumlhrend bei einer leichten Demenz Gedaumlchtnis-spiele durchaus sinnvoll sind und noch Spass ma-chen koumlnnen sie bei einer mittelschweren De-menz zu erheblicher Verunsicherung fuumlhren Da

J Regeln fuumlr das Spiel bei Demenz

Beachten Sie das Stadium der Demenz Wie weit ist

die Demenz fortgeschritten Was kann der Be-

troffene noch was schon nicht mehr

Beruumlcksichtigen Sie persoumlnliche Vorlieben und Ab-

neigungen denn die Beschaumlftigung sollte Spass ma-

chen Nicht jeder Mensch bastelt gern und nicht jede

aumlltere Frau moumlchte sich noch mit Hausarbeit be-

schaumlftigten

Respektieren Sie die Entscheidung des Demenzkran-

ken Lassen Sie es zu wenn der Erkrankte gar nicht

beschaumlftigt werden moumlchte sondern Ihnen vielleicht

einfach nur zuschaut wenn Sie etwas erledigen oder

ihm etwas vorlesen

Akzeptieren Sie es wenn der Erkrankte eine Be-

schaumlftigung ablehnt die er sonst immer gern ge-

macht hat Vielleicht ist es Zeit fuumlr etwas Neues

Tolerieren Sie bdquoFehlerldquo Schimpfen Sie nicht wenn

etwas nicht klappt und draumlngen Sie auch nicht auf

eine Wiederholung oder das Erreichen von Zielen

Das Spiel soll nicht zu Leistungsdruck fuumlhren Lieber

die Spielregeln variieren als zu konsequent auf de-

ren Einhaltung zu achten und den demenzkranken

Spielepartner damit zu verunsichern

Genuumlgend Zeit fuumlr das Spiel einplanen und nicht mit

Lob und Anerkennung sparen

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Spielinfo 1 2019 | 43

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Analoge Spiele

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Autorin Annika Schneider

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Myosotis Gamen mit betagten Menschen

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den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 21: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 43

werden dann einfachste Sprichworte nicht mehr erinnert das Versagen fuumlhrt beim Erkrankten zu grosser Enttaumluschung oft auch zu Scham und zum Ruumlckzug Genau das gilt es zu vermeiden

Koumlnnen Videospiele Demenz vorbeugen

Bei Videospielen sind mitunter ebenfalls das Ge-daumlchtnis schnelle Reaktionen Kreativitaumlt oder Orientierungsfaumlhigkeiten gefragt ndash laumlsst sich da-mit das Gehirn gezielt trainieren um Demenz vorzubeugen Kanadische Forscher an der Uni-versitaumlt von Montreacuteal haben in aktuellen Studien die Effekte von Video-Spielen auf das Gehirn un-tersucht Sie stellten dabei fest dass der Hippo-campus ndash der Teil des Gehirns der fuumlr die Orien-tierung und das Uumlberfuumlhren von Erinnerungen vom Kurzzeit ins Langzeitgedaumlchtnis zustaumlndig ist ndash stimuliert wird wenn Spieler sich innerhalb des Spiels an Landmarken oder aumlhnlichem orien-tieren Dies geht besonders gut bei 3D-Spielen wo Spieler sich durch raumlumliche Landschaften bewegen ndash wie etwa bei Super Mario 64 das fuumlr eine solche Studie genutzt wurde Doch haumlngt es auch davon ab wie man spielt Spieler die Spiel-zuumlge und Wege dagegen nur auswendig lernten schwaumlchten dabei ihren Hippocampus und verlie-ren graue Zellen

Orientierungssinn gezielt trainieren

Ein Spiel das den Orientierungssinn gezielt testet und trainiert ist das Spiel laquoSea Quest Heroraquo Es wurde entwickelt um Daten fuumlr die Demenzfor-schung zu generieren (bisher knapp 3 Millionen Nutzer) So kam eine grosse Datenmenge zur raumlumlichen Orientierung in verschiedenen Alters-klassen zusammen wie sie bei Forschungsprojek-ten nur selten gesammelt werden kann Nach ers-ten Erkenntnissen aus diesem Forschungsprojekt faumlngt die Orientierungsfaumlhigkeit ndash anders als zu-naumlchst vermutet ndash schon ab dem fruumlhen Erwach-senenalter an stetig abzunehmen Um mehr Er-kenntnisse zu gewinnen wird Sea Quest Hero in-zwischen auch in einer Virtual Reality-Spielver-sion fuumlr die Forschungszwecke angewandt

Online-Portale fuumlr Gehirntraining

Eins von mehreren Online-Portalen die gezieltes Gehirntraining nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anbieten ist zum Beispiel die

Website wwwneuronationcom Hier lassen sich Merkfaumlhigkeit mentale Flexibilitaumlt Sprachge-schick und vieles mehr trainieren Dass dies min-destens einen kurzfristigen gezielten Lerneffekt bewirkt ist bereits wissenschaftlich belegt Doch ob sich dieser Effekt auch auf Merkfaumlhigkeit Fle-xibilitaumlt und Co im Alltag uumlbertragen laumlsst oder sich durch das Gehirntraining womoumlglich De-menz herauszoumlgern laumlsst ist unter Wissenschaft-lern houmlchst umstritten Was sich jedoch in jedem Fall positiv auswirkt ist das Spielen in Gesell-schaft und das Ausprobieren neuer Strategien und Wege ndash ob bei digitalen Spielen oder bei Karten- und Brettspielen

Analoge Spiele

Verschiedene Spielverlage bieten eine Vielzahl an analogen Spielen an die sich fuumlr an Demenz erkrankten Menschen sehr gut eignen Viele die-ser Spiele wurden gezielt fuumlr an Demenz er-krankte Menschen entwickelt eignen sich aber auch ohne Erkrankung zum Spiel fuumlr Alt und

Jung (lb)

Link zum Demenz-Portal httpwwwdemenz-portalat

Online-Portal Gehirntraining wwwneuronationcom

Plattform mit analogen Spielen fuumlr Demenzpatienten

Buchtipp

laquoDas groszlige Spiele-Buch

fuumlr Menschen mit Demenzraquo

Autorin Annika Schneider

Singliesel Verlag 2017 298 S

ISBN 978-3-944360-92-8)

Dieses Spielebuch ist eine wahre Fundgrube zur Aktivierung und

Beschaumlftigung Vorgestellt werden in der Praxis erprobte

Zuordnungs- Bewegungs- und Kennenlern- Spiele und vieles

mehr Alle Spiele koumlnnen von Betreuungs- und Pflegekraumlften

sowie von Angehoumlrigen individuell gestaltetadaptiert werden

Die Autorin Annika Schneider ausgebildete Ergotherapeutin ist

heute als Kursleiterin und Dozentin im Bereich der Weiterbildung

taumltig Seit 2014 ist sie Autorin und Redakteurin der Internetseite

mal-alt-werdende wo viele Informationen und Hilfsmittel zum

Thema zu finden sind

Link zur Internetseite wwwmal-alt-werdende

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Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

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Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 22: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 44

Myosotis Gamen mit betagten Menschen

T e x t B E T T I N A W E G E N A S T

yosotisraquo (botanisch fuumlr Vergissmein-

nicht) ist ein innovatives digitales

Unterhaltungssystem um die Kom-

munikation zwischen Betagten und ihren Angehouml-

rigen zu foumlrdern Die Idee ist hier persoumlnliche

Materialen wie Fotos Filme oder Musik die im

Leben der betagten Menschen und ihrer Familien

eine Bedeutung haben in einfache aber attrak-

tive digitale Spiele zu integrieren Die Spiele wer-

den in enger Zusammenarbeit mit den Zielgrup-

pen entwickelt und sollen spaumlter fuumlr eine breite

Oumlffentlichkeit verfuumlgbar gemacht werden Ziel ist

es in Heimen Angebote fuumlr Angehoumlrige und ins-

besondere auch fuumlr Kinder zu schaffen Sie sollen

motiviert werden ihre betagten Mitmenschen oumlf-

ters zu besuchen und mit ihnen eine moumlglichst un-

beschwerte Zeit zu verbringen

Hemmschwellen abbauen

Beim Besuch in einer Seniorenwohnung oder ei-nem Altersheim ist es oft nicht einfach Zugang zu den hier lebenden Angehoumlrigen zu finden Man weiss nicht wie man mit der ungewohnten Situation umgehen soll ohne etwas falsch zu machen Ausserdem gibt es in Heimen nur wenig Begegnungsmoumlglichkeiten fuumlr BewohnerInnen und fuumlr Angehoumlrige Die Zimmer sind nicht fuumlr Besuche eingerichtet auf Kaffee und Kuchen hat man (wenn vorhanden) nicht immer Lust und ei-nen Garten hat auch nicht jedes Heim Kurz Al-tersheimbesuche koumlnnen ganz schoumln langweilig sein Vor allem auch fuumlr Kinder

So bleibt man dann auch aus Hilflosigkeit lie-ber gleich zuhause und die betagten Familien-mitglieder bleiben allein

Myosotis will hier spielerisch Abhilfe schaffen in kleine einfache Computerspiele sollen fami-lieneigene Materialien wie Fotos Musik oder

laquoM

Foto Thierry Corbat

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 45

Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

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Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

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Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

S c h w e r p u n k t

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laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 23: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

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Filmschnipsel integriert werden So freut man sich beim gemeinsamen Spiel uumlber ploumltzlich auf-tauchende Erinnerungen oder erfaumlhrt bisher Un-bekanntes aus der Familiengeschichte Erste Pro-totypen sind vielversprechend

Zusammenarbeit mit der Fachhochschule

Nordwestschweiz (FHNW)

Die Idee fuumlr diese Spielanlage ist Bettina We-genast aufgrund eigener Erfahrungen gekom-men Mutter und Schwiegermutter waren in je-weils unterschiedlichen Heimen untergebracht und Wegenast verbrachte viel Zeit in Institutio-nen Mit Schwiegermutter Dorle versuchte sie altbekannte Spiele zu spielen Dies erwies sich aber schwierig das Material war zu kleinteilig die Regeln zu kompliziert und die Spielrunden dauerten zu lang So begann Bettina Wegenast ihr Tablet ins Heim mitzunehmen und zusam-men mit ihrer Schwiegermutter einfache Games zu spielen Dies funktionierte bestens und machte beiden viel Spass Davon und dass es noch mehr Spass machen wuumlrde wenn sich Ga-mes jeweils persoumlnlich anpassen liessen erzaumlhlte Bettina Wegenast Marco Soldati seines Zei-chens Informatiker an der Fachhochschule FHNW in Brugg

Gemeinsam beschlossen sie die Idee an der FHNW als Bachelor Projekt auszuschreiben Auf die Ausschreibung meldeten sich gleich zwei Teams Viviane Bendus und Souzan Al-henawi entwickelten ein Labyrinth in dem Ess-waren eingesammelt werden muumlssen (laquoWas gitrsquos zrsquoAumlsseraquo) und Anila Bircher und Markus Recher bauten persoumlnliche Fotos in ein virtuelles laquoEile mit Weileraquo-Spiel ein Weitere Ausschreibungen folgten Wie schon im vorhergehenden Artikel erwaumlhnt haben inzwischen Studierende der FHNW zwischen 2015 und 2018 rund 15 ver-schiedene Spielprototypen fuumlr und gemeinsam mit betagten Menschen entwickelt und dabei de-ren Beduumlrfnisse und Wuumlnsche kennen gelernt

Spiel als Kommunikationsmittel

In diesem Rahmen sollen Multiplayer-Spiele entwickelt werden die von bis zu vier Personen gemeinsam gespielt werden koumlnnen Das Gewin-

nen soll dabei nicht im Zentrum stehen das ge-meinsame Spielen soll Spass machen und die Kommunikation zwischen den Spielenden foumlr-dern Allerdings gehoumlrt laquoGewinnenraquo fuumlr viele MitspielerInnen noch immer zum Spielen be-sondere Spielvarianten sollen auch diesem Be-duumlrfnis Rechnung tragen

Bedienerfreundliche Hardware

Die Spiele laufen auf herkoumlmmlichen iPads (105 oder 129 Zoll) Hier koumlnnen die grafischen Elemente so dargestellt werden dass sie auch fuumlr aumlltere Personen gut sichtbar sind Die beruumlh-rungssensitive Oberflaumlche erlaubt es intuitiv mit dem Programm zu interagieren Als gut geeignet haben sich auch sehr grosse Tablets (21-27 Zoll) erwiesen Aber leider ist diese Hardware schwer und sehr stoumlrungsanfaumlllig Man hofft auf weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet (zB Tisch-beamer mit integrierter Kamera)

Testphase mit erfreulichem Echo

Die Spiele wurden ab Herbst 2015 mit Bewoh-nerinnen und Bewohnern von verschiedenen In-stitutionen getestet Dabei zeigte sich dass kaum jemand Beruumlhrungsaumlngste mit der Technologie hatte Tablets werden nicht als laquoComputerraquo wahrgenommen Viele Testpersonen spielten konzentriert uumlber laumlngere Zeit und erzaumlhlten auch spaumlter noch von den Spielen

Grosse Tablets sind zwar gut geeignet

jedoch stoumlrungsanfaumlllig und teuer

Foto

Bettin

a W

egenast

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Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 24: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 46

Bei den Tests wurden die Entwicklerinnen und Entwickler von erfahrenen Aktivierungsthera-peutinnen begleitet Auch diese zeigten sich uumlberrascht wie gut die neue Technologie aufge-nommen wurde und wie positiv die Patientinnen und Patienten auf die Spiele reagierten

Verbessern und Weiterentwickeln

Das grosse Interesse an Myosotis und die positi-ven Erfahrungen und Ergebnisse aus der ersten

Phase ermutigen die beiden Projektverantwortli-chen Bettina Wegenast und Marco Soldati laquoMy-osotisraquo weiter zu erweitern und zu professionali-sieren Zusammen mit Betroffenen und Fachleu-ten verschiedener Richtungen wie Psychologie Gesundheit Kunst amp Gestaltung aber auch Mu-sik werden die Ideen weiterentwickelt und ver-feinert Ziel ist es ein Studio zu gruumlnden um in absehbarer Zeit kommerzielle fuumlr die breite Oumlf-fentlichkeit verfuumlgbare Produkte zu entwickeln und zu vermarkten

Spielen in Alters- und Pflegeheimen

Um diese und andere geeignete Spiele und vor allem auch um das Spielprinzip bekannt zu ma-chen bietet die Fabelfabrik GmbH aus Bern pro-fessionell geleitete Spielnachmittage in Alters- und Pflegeheimen an Diese sind als Aktivierung der Bewohnenden und gleichzeitig als Weiterbil-dung fuumlr die Pflegenden angelegt

Kontakt Bettina Wegenast wegenastfabelfabrikch

Website Fabelfabrik GmbH wwwfabelfabrikch

Mehr Details uumlber das Myosotis Konzept

Bettina Wegenast ndash Initiantin Myosotis Projekt und CEO der

FABELFABRIK ndash spielt mit ihrer Schwiegermutter Dorothea Wegenast

Foto Yves Maurer

FABELFABRIK BRINGT ALLES MIT komplettes Spielmaterial die Freude am Spielen sorgfaumlltig ausgewaumlhlte Spiele mehrjaumlhrige Mitspiel-Erfahrung vor allem im Altersbereich und ein umfangreiches Wissen zu Thema laquoComputerspieleraquo

Diese Nachmittage dienen der Unterhaltung und dem gemeinsamen Spielspass Vorwissen oder besondere Faumlhigkeiten braucht es dazu keine Gern leiten wir auch Betreuungspersonen im Gebrauch von Tablets an

Dauer ca 2 Stunden gemaumlss Abmachung und nach Lust und Laune der MitspielerInnen Den Rahmen bestimmen Sie

Mehr Informationen wwwfabelfabrikchstartspielnachmittage

Kursleiterin Bettina Wegenast Kontakt wegenastfabelfabrikch Telefon +41 31 352 45 62 Fabelfabrik GmbH Buristrasse 53 3006 Bern

Spielen Sie mit uns Computerspiel-Nachmittage in Institutionen und im privaten Rahmen

INSERAT

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Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

Link zu Website Serious Games

Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

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Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 25: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 47

Kurzvorstellung einiger Spiele die von Myosotis entwickelt werden

Was gits zrsquoAumlsse

laquoWas gits zrsquoAumlsseraquo ist eines der ersten Myosotis-Spiele und wurde von der Walder Stiftung mit einem Innovati-

onspreis ausgezeichnet Gemeinsam sammelt man die Zutaten fuumlr ein Schweizer Gericht ein Das Thema laquoEssenraquo spricht alle an und dient uns oft als Einstieg ins spannende Gespraumlch

TonSpur (in Entwicklung)

TonSpur ist speziell fuumlr Men-schen mit fortgeschrittener Demenz gedacht Durch Zie-hen von einfachen Gegenstaumln-

den auf dem Bildschirm koumlnnen langsam ver-blassende animierte Muster gezeichnet werden Zudem wird ein passendes Geraumlusch abgespielt Das Spiel soll verschiedene Sinne ansprechen und zum gemeinsamen Zeichnen anregen

Food Planet

In Myosotis laquoFoodPlanetraquo stellt man gemeinsam ein Fon-due oder einen Hamburger zu-sammen Mit dem Spiel erfor-

schen wir systematisch bei welchem Spielprin-zip die Kommunikation am meisten gefoumlrdert wird miteinander gegeneinander oder zusam-men gegen den Computer

Mystix

laquoMystixraquo wurde von einem Berufslernenden der FHNW entwickelt Bis zu vier Perso-

nen versuchen moumlglichst viel Terrain zu erobern Als Belohnung wird fuumlr alle eine Collage mit persoumlnlichen Bildern angezeigt Mit Mystix un-tersuchen wir die Kommunikation in Gruppen

Eile mit Weile (in Entwicklung)

laquoEile mit Weileraquo ergaumlnzt das bekannte Brettspiel mit Musik Bildern und Texten aus dem Leben der Spielenden Kommt

eine Spielfigur auf ein gekennzeichnetes Feld aumlndern sich die am Spielfeldrand eingeblendeten Fotos Ziel des Spiels ist also nicht mehr das Ge-winnen sondern moumlglichst ein solches Feld zu erreichen

Tischlein deck dich (in Entwicklung)

Hier muss ein Tisch gedeckt werden Teller Besteck Glauml-ser und weitere Utensilien koumlnnen auf einem Tisch belie-

big angeordnet werden Dies koumlnnen mehrere Personen gleichzeitig machen Weitere Szene-rien sollen dazukommen

Website Myosotis httpsmyosotisi4dsnet

Myosotis gewinnt Preis am Serious Games

Symposium 2018 in der Kategorie laquoBest Original Idearaquo

Beim Serious Games Symposium 2018 in Neuenburg hat Myosotis den Preis in der Ka-

tegorie laquoBest Original Idearaquo gewonnen Das Symposium bildet eine Schnittstelle zwischen der Industrie und den erfinderischen Ansaumltzen der Entwicklungsgemeinschaft indem es eine spielerische Perspektive fuumlr die Bewaumlltigung kommunikativer Herausforderungen in techni-schen und oumlkologischen Bereichen sowie in Management und Kommunikation vertritt Diese Veranstaltung die die Staumlrken der gan-zen Schweiz zusammenbringt bietet eine so-

lide Bruumlcke zwischen Wissenschaft und Indust-rie Uumlber 70 nationale und internatio-nale Akteure gestalten die-sen Prozess mit Parallel zu den 40 Vortraumlgen und Demos wird das Publikum eingeladen sich aktiv an den Gespraumlchen zu beteiligen

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Symposium httpssgsgch

Bettina Wegenast bei der Preisverleihung

Foto sgsgch

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

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Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

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Page 26: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

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Spielinfo 1 2019 | 48

Studie Spielen gegen Vereinsamung

esellschaftsspiele bringen Jung und Alt zu-

sammen und foumlrdern das gegenseitige

Verstaumlndnis zwischen den Generationen

Eine aktuelle Studie zeigt dass das Gesellschafts-

spiel das ideale Medium ist damit sich Jung und

Alt begegnen koumlnnen

Petra Fuchs hat im Herbst 2018 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit laquoGesellschaftsspiele als Medium der Sozialen Arbeit ndash wie Spielen verbindetraquo eine Online-Umfrage durchgefuumlhrt und 1433 ge-sellschaftsspielende Personen zwischen 16 und 85 Jahren zu ihren Erfahrungen im Spiel befragt

Untersucht wurde unter anderem wie haumlufig die Befragten mit anderen Generationen spielen und wie gerne Waumlhrend 60 angaben oft bis sehr oft mit anderen Altersgruppen zu spielen gab es nur bei 13 der Befragten keine Beruumlhrungs-punkte Das Spiel mit anderen Generationen wurde von 70 der befragten Teilnehmer als vorteilhaft bewertet Als Vorteile wurden unter anderem genannt dass das gemeinsame Spiel zwischen Menschen verschiedenen Alters die Kommunikation und das Erleben gemeinsamer Zeit foumlrdert und Spass macht Gesellschafts-spiele koumlnnen daher deutlich dazu beitragen der Vereinsamung entgegenzuwirken

Aber auch der Erfahrungs- und Wissensaus-tausch sowie die Foumlrderung verschiedenster so-zialer und kommunikativer Kompetenzen wur-den benannt Nur 1 der Befragten gaben an mehr Nachteile als Vorteile beim Spielen mit an-deren Generationen zu sehen Als schwierig wurden vor allem unterschiedliche Interessen und Faumlhigkeiten in altersgemischten Spielegrup-pen empfunden

Bei diesen Ergebnissen verwundert es daher nicht dass 85 der Befragten sicher sind dass das Spielen von Gesellschaftsspielen zum Ver-staumlndnis zwischen den Generationen beitraumlgt Betrachtet man dies im Zuge des Generationen-wandels kann behauptet werden dass das Ge-sellschaftsspiel einen bedeutenden wenn nicht gar unterschaumltzten Platz in unserer Gesellschaft einnimmt Menschen von Jung bis Alt koumlnnen durch das gemeinsame Spielen zueinander fin-den und sich austauschen

Die Studie liefert zudem interessante Ergebnisse fuumlr die Soziale Arbeit Es wurden Personen be-fragt die beruflich oder ehrenamtlich im sozia-len Bereich taumltig sind Ziel war es zu betrachten inwiefern Gesellschaftsspiele innerhalb der So-zialen Arbeit als Medium ihren Platz finden koumln-nen Die Antwort der Befragten war eindeutig 88 der Sozialtaumltigen gaben an dass das Gesell-schaftsspiel ein geeignetes wenn nicht gar idea-les Medium ist um den Kontakt zwischen Gene-rationen zu foumlrdern Soziale Arbeit kann somit durch den Einsatz von Gesellschaftsspielen dem Generationenwandel gerecht werden und Gene-rationenbeziehungen foumlrdern Ergebnisse die nicht nur die Studie zeigt sondern auch im theo-retischen Teil der Bachelorarbeit von Fuchs be-legt werden konnten

Doch welche Spiele sind geeignet um verschie-dene Generationen an einen Spieletisch zu brin-gen Uumlber 700 Spiele wurden in der Umfrage von den Befragten genannt Altbekannte Spiele wie Mensch aumlrgere Dich nicht Uno Monopoly und Siedler standen hoch im Kurs Doch auch moderne Spiele wurden nicht selten gelistet Azul Quixx Dixit Dog und Codenames lande-ten dabei auf den ersten Plaumltzen unter den Spie-len die nicht aumllter als 10 Jahre sind

Das uumlberraschendste Ergebnis bei der Auswer-tung ist uumlbrigens dass den Spielerinnen und Spielern der Austausch von Spielekultur ein grosses Anliegen ist Gemeint ist damit dass juumln-gere SpielerInnen von den aumllteren Generationen alte und klassische Spiele gezeigt bekommen aber auch dass die juumlngere Generation den aumllte-ren Spielerinnen und Spielern zeigt dass jedes Jahr tolle neue Spielkonzepte herauskommen

Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zu Textquelle wwwjungundaltspieltde

Link zur Studienarbeit von Petra Fuchs

G

Der Austausch von Spielekultur ist bei den Spielerinnen und Spieler

ein grosses Anliegen

S c h w e r p u n k t

Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

Link zu Pixxadoo und Frechmax

P

Page 27: mit Spiel...S c h w e r p u n k t Spielinfo 1 / 2019 | 24 Spielen kennt kein Alter Text: SYNES ERNST pielen erhält jung. Bis ins Alter fördert es geistige und emotio-

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Spielinfo 1 2019 | 49

laquoPixadoo und Frechmaxraquo Spiele die Generationen verbinden

ixadoo Spiele verbinden Generationen in

der digitalen und analogen Welt Sie richten

sich bewusst und gezielt nicht nur an Kinder

sondern wollen vor allem auch Grosseltern und

Eltern aktiv ins Spiel miteinbeziehen Kinder sol-

len etwas lernen und den Grosseltern wollen wir

etwas Gutes tun indem wir sie spielerisch zusam-

men mit den Enkeln geistig und koumlrperlich fit hal-

ten

Das Spezielle der Pixadoo Spiele ist dass Er-wachsene aktiv involviert und auch gefordert werden Der Inter-Generationenaustausch ist zentral die Spielprinzipien wissenschaftlich fun-diert Die Spiele kombinieren digitale und ana-loge Technologien

Wieso Spiele fuumlr Grosseltern

und Enkelkinder

Was hat Oma oder Opa als Kind unternommen wenn es mal draussen geregnet hat Je weiter die Generationen auseinander sind desto spannen-der sind die Unterschiede Die furchtlose Art und Begeisterungsfaumlhigkeit der Kinder wirkt ermuti-gend auf Grosseltern Spielen mit Kindern stei-gert die Kreativitaumlt schuumltzt vor Depressionen und beugt Demenz vor Das generationsuumlber-greifende Spiel soll die laquoalten Gehirnzellenraquo fit halten und man fuumlhlt sich geistig jung

Beispiel Frechmax ndash

das real-digitale Spiel

Frechmax besteht aus zwei Teilen die aber auch einzeln gespielt werden koumlnnen Einerseits han-delt es sich um eine App die ein Enkelkind zu-sammen mit einem Grosselternteil spielt wobei die Erwachsene Person eine Rolle einnimmt und das Kind eine andere Rolle innehat Andererseits

handelt es sich um ein nicht digitales Spiel laquoFang den Frechmaxraquo eine Art Fangspiel das mit denselben Charakteren im Freien oder im Wohnzimmer gespielt wird

Frechmax Spiele fordern auch die

Grosseltern nicht nur die Kinder

Bei den meisten Spielen die Grosseltern mit ih-ren Enkeln spielen liegt der Fokus auf den Kin-dern Die Erwachsenen sind weniger gefordert Bei den Frechmax Spielen ist das nicht so weil die Aufgaben den Enkelkindern oder den Gros-seltern angepasst sind Zugleich lernt man den Spielpartner und so auch die andere Generation besser kennen dies durch Fragen die kein Rich-tig oder Falsch zulassen Zum Beispiel laquoWas gab es damals in deiner Kindheit noch nicht zu es-senraquo Beim laquoanalogenraquo Fangspiel sollen auch aumlltere Menschen noch eine Chance haben ndash es ist mentales und zugleich auch koumlrperliches Trai-ning ndash der Mutter der Erfinderin (Dr Franziska Spring) hatrsquos auf jeden Fall sehr gefallenhellip Zu-sammengefasst

Fokus auf die laquoGenerationen-Beziehung

Aktives Involvieren der Grosseltern

Mix von analogen und digitalen Medien

Kombination von Bewegung mit Denkaufgaben

Spiel- und Lernprinzipien sind wissenschaftlich fundiert

Frechmax gibtrsquos zur Zeit in zwei Varianten naumlmlich laquoFrechmax ndash Fotojagdraquo und laquoFrech-max ndash Abenteuertascheraquo

Textquelle wwwpixxadoocom

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