Moderne Regestierung

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Überlegungen zur Urkundenregestierung heute. Vortrag auf der Tagung "Die virtuelle Urkundenlandschaft der Diözese Passau", 17.9.2010 (gemeinsam mit Dr. Daniel Burger/Nürnberg). Druck des Beitrags soll noch 2011 erfolgen.

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Moderne Regestierung

("Die virtuelle Urkundenlandschaft der Diözese Passau", 17.9.2010)

1. Einleitung, Abgrenzung der Thematik (Urkundenbücher)

2. Geschichtlicher Überblick (Johann Friedrich Böhmer)

3. Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns

4. Wege zu einer (modernen) Urkundenerschließung, auch jenseits der

"klassischen" Regesten?

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2. Geschichtlicher Überblick

Urkundenregesten sollen den wesentlichen Inhalt der Urkunden wiedergeben, Urkundenregesten sollen den wesentlichen Inhalt der Urkunden wiedergeben,

aber doch auch nicht allzu weitläufig sein, weil dadurch einerseits die aber doch auch nicht allzu weitläufig sein, weil dadurch einerseits die

Uebersicht erschwert würde, welche den eigenthümlichen Vorzug der Uebersicht erschwert würde, welche den eigenthümlichen Vorzug der

Regesten bildet, und weil es andrerseits zweckmäßiger wäre, noch einen Regesten bildet, und weil es andrerseits zweckmäßiger wäre, noch einen

Schritt weiter zu gehen, und die Urkunden vollständig abzudrucken. ... Es ist Schritt weiter zu gehen, und die Urkunden vollständig abzudrucken. ... Es ist

einleuchtend, daß ein solches Regest für Manches, was in den Urkunden einleuchtend, daß ein solches Regest für Manches, was in den Urkunden

enthalten ist, zugleich erläuternd sein kann, z.B. durch Substituierung der enthalten ist, zugleich erläuternd sein kann, z.B. durch Substituierung der

neueren Namen für die alten ... .neueren Namen für die alten ... .

Johann Friedrich Böhmer, Litterarisches und Artistisches aus Archiven, in: Zeitschrift für

die Archive Deutschlands 2 (1853)

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2. Geschichtlicher Überblick

•Johann Friedrich Böhmer (1795-1863) und die Anfänge der "Regesta Imperii"

•Böhmer hat seine Regestentechnik mehrfach beschrieben, aber keine "Richtlinien" aufgestellt (und

die Regesten auch nicht "erfunden")

•Böhmer: Regesten lassen sich in drei "Klassen" einteilen

1. solche, welche die Urkunden und Briefe einzelner Personen, also eines Pabstes, Königs, Bischofs oder 1. solche, welche die Urkunden und Briefe einzelner Personen, also eines Pabstes, Königs, Bischofs oder

weltlicher Fürsten aufzählen.weltlicher Fürsten aufzählen.

2. solche, welche den Vorrath gemischter Urkunden darstellen, welche ein Land, eine Corporation oder auch nur 2. solche, welche den Vorrath gemischter Urkunden darstellen, welche ein Land, eine Corporation oder auch nur

ein Ereignis betreffen.ein Ereignis betreffen.

3. solche, welche die Urkunden zusammenfassen, die sich in irgend einem Archive wirklich vorfinden.3. solche, welche die Urkunden zusammenfassen, die sich in irgend einem Archive wirklich vorfinden.

•Die beiden ersten Formen sind oft sehr zeitaufwendig (Recherchen in zahlreichen Archiven,

Langzeitprojekte); nicht selten wurde bzw. wird ein bestimmtes Endziel / Grenzjahr nicht erreicht

•Regesten der dritten Classe sind eine Aufgabe des Archivamtes und der Archivare; sie bilden zugleich das Regesten der dritten Classe sind eine Aufgabe des Archivamtes und der Archivare; sie bilden zugleich das

Inventar des betreffenden Archivs. ... Solche Regesten sollten die Regierungen, wenn sie einen Werth auf die Inventar des betreffenden Archivs. ... Solche Regesten sollten die Regierungen, wenn sie einen Werth auf die

Kenntniß der Vergangenheit ihres Landes legen, auf Staatskosten herausgeben lassen. Kenntniß der Vergangenheit ihres Landes legen, auf Staatskosten herausgeben lassen.

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3. Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns

•"Richtlinien für die Regestierung von Urkunden" (1965): Beschreibung von

Vollregesten, vielfach verwendet bzw. adaptiert (oft mit gewissen Kürzungen,

analog: "Archivregesten")

•Diskussion um eine angemessen-zeitgemäße Anfertigung von Regesten

(auch unter Berücksichtigung der Möglichkeiten der IT, des Internet bzw. der

Digitalisierung - aber auch aufgrund finanzieller und personeller Engpässe)

•Diskussion ist ablesbar weniger in gedruckten, theoretischen Beiträgen (z.B.

Johannes Mötsch), vielmehr indirekt in Form und Umfang der neu

entstandenen Regesten bzw. Projekte

•Wie soll eine pragmatische, zeitökonomisch (und finanziell) effektive und

nutzerorientierte Regestenerstellung aussehen?

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3. Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns

•"Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns für die Erstellung von Regesten"

(veröffentlicht 2009)

•Erstellung der Richtlinien im Kontext des DFG-Projekts "Urkundenportal"

(2008-2010)

•Ein Kurzregest soll aus ein oder maximal zwei Sätzen bestehen; es enthält in

der Regel nicht alle vorkommenden Orte und Personen. Stattdessen wird

angestrebt, viele Formulierungen, Namensaufzählungen und andere Teile des

Sachinhalts nur pauschal zu erwähnen.

•Richtlinien im Netz (http://www.gda.bayern.de/aufgaben/erschliessung.php)

sowie gedruckte Version (Archivalische Zeitschrift)

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4. Wege zu einer (modernen) Urkundenerschließung,

auch jenseits der "klassischen" Regesten?•Bayerische Richtlinien sind Ausdruck einer "modernen Regestierung"

•Zeitliche Vorgaben und "Kennzahlen", wie lange "dauert" die Regestierung

einer Urkunde??

•Kennzahlen verschiedener Landesarchivverwaltungen: 80 bis 180 Minuten pro

Urkunde (inklusive Repertorienerstellung)

•Digitale Urkundenpräsentationen (Monasterium) ermöglichen eine

pragmatischere Herangehensweise an die Erschließung, Vollregesten bzw.

Volltexte werden unerheblicher (bleiben natürlich "wertvoll")

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4. Wege zu einer (modernen) Urkundenerschließung,

auch jenseits der "klassischen" Regesten?•"Retrokonversion" (nachträgliche Erfassung von hand- oder

maschinenschriftlichen Regestenfindmitteln): Beispiel des Landeshauptarchivs

Koblenz (Projekt Urkunden Kurtrier, ca. 12.000 Urkunden), mit

Bearbeitungszeit pro Urkunde 7 Minuten

•Web 2.0 (kollaboratives Archiv Monasterium, weitere Möglichkeiten?)

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