Moderne Regestierung
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Moderne Regestierung
("Die virtuelle Urkundenlandschaft der Diözese Passau", 17.9.2010)
1. Einleitung, Abgrenzung der Thematik (Urkundenbücher)
2. Geschichtlicher Überblick (Johann Friedrich Böhmer)
3. Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns
4. Wege zu einer (modernen) Urkundenerschließung, auch jenseits der
"klassischen" Regesten?
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2. Geschichtlicher Überblick
Urkundenregesten sollen den wesentlichen Inhalt der Urkunden wiedergeben, Urkundenregesten sollen den wesentlichen Inhalt der Urkunden wiedergeben,
aber doch auch nicht allzu weitläufig sein, weil dadurch einerseits die aber doch auch nicht allzu weitläufig sein, weil dadurch einerseits die
Uebersicht erschwert würde, welche den eigenthümlichen Vorzug der Uebersicht erschwert würde, welche den eigenthümlichen Vorzug der
Regesten bildet, und weil es andrerseits zweckmäßiger wäre, noch einen Regesten bildet, und weil es andrerseits zweckmäßiger wäre, noch einen
Schritt weiter zu gehen, und die Urkunden vollständig abzudrucken. ... Es ist Schritt weiter zu gehen, und die Urkunden vollständig abzudrucken. ... Es ist
einleuchtend, daß ein solches Regest für Manches, was in den Urkunden einleuchtend, daß ein solches Regest für Manches, was in den Urkunden
enthalten ist, zugleich erläuternd sein kann, z.B. durch Substituierung der enthalten ist, zugleich erläuternd sein kann, z.B. durch Substituierung der
neueren Namen für die alten ... .neueren Namen für die alten ... .
Johann Friedrich Böhmer, Litterarisches und Artistisches aus Archiven, in: Zeitschrift für
die Archive Deutschlands 2 (1853)
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2. Geschichtlicher Überblick
•Johann Friedrich Böhmer (1795-1863) und die Anfänge der "Regesta Imperii"
•Böhmer hat seine Regestentechnik mehrfach beschrieben, aber keine "Richtlinien" aufgestellt (und
die Regesten auch nicht "erfunden")
•Böhmer: Regesten lassen sich in drei "Klassen" einteilen
1. solche, welche die Urkunden und Briefe einzelner Personen, also eines Pabstes, Königs, Bischofs oder 1. solche, welche die Urkunden und Briefe einzelner Personen, also eines Pabstes, Königs, Bischofs oder
weltlicher Fürsten aufzählen.weltlicher Fürsten aufzählen.
2. solche, welche den Vorrath gemischter Urkunden darstellen, welche ein Land, eine Corporation oder auch nur 2. solche, welche den Vorrath gemischter Urkunden darstellen, welche ein Land, eine Corporation oder auch nur
ein Ereignis betreffen.ein Ereignis betreffen.
3. solche, welche die Urkunden zusammenfassen, die sich in irgend einem Archive wirklich vorfinden.3. solche, welche die Urkunden zusammenfassen, die sich in irgend einem Archive wirklich vorfinden.
•Die beiden ersten Formen sind oft sehr zeitaufwendig (Recherchen in zahlreichen Archiven,
Langzeitprojekte); nicht selten wurde bzw. wird ein bestimmtes Endziel / Grenzjahr nicht erreicht
•Regesten der dritten Classe sind eine Aufgabe des Archivamtes und der Archivare; sie bilden zugleich das Regesten der dritten Classe sind eine Aufgabe des Archivamtes und der Archivare; sie bilden zugleich das
Inventar des betreffenden Archivs. ... Solche Regesten sollten die Regierungen, wenn sie einen Werth auf die Inventar des betreffenden Archivs. ... Solche Regesten sollten die Regierungen, wenn sie einen Werth auf die
Kenntniß der Vergangenheit ihres Landes legen, auf Staatskosten herausgeben lassen. Kenntniß der Vergangenheit ihres Landes legen, auf Staatskosten herausgeben lassen.
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3. Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns
•"Richtlinien für die Regestierung von Urkunden" (1965): Beschreibung von
Vollregesten, vielfach verwendet bzw. adaptiert (oft mit gewissen Kürzungen,
analog: "Archivregesten")
•Diskussion um eine angemessen-zeitgemäße Anfertigung von Regesten
(auch unter Berücksichtigung der Möglichkeiten der IT, des Internet bzw. der
Digitalisierung - aber auch aufgrund finanzieller und personeller Engpässe)
•Diskussion ist ablesbar weniger in gedruckten, theoretischen Beiträgen (z.B.
Johannes Mötsch), vielmehr indirekt in Form und Umfang der neu
entstandenen Regesten bzw. Projekte
•Wie soll eine pragmatische, zeitökonomisch (und finanziell) effektive und
nutzerorientierte Regestenerstellung aussehen?
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3. Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns
•"Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns für die Erstellung von Regesten"
(veröffentlicht 2009)
•Erstellung der Richtlinien im Kontext des DFG-Projekts "Urkundenportal"
(2008-2010)
•Ein Kurzregest soll aus ein oder maximal zwei Sätzen bestehen; es enthält in
der Regel nicht alle vorkommenden Orte und Personen. Stattdessen wird
angestrebt, viele Formulierungen, Namensaufzählungen und andere Teile des
Sachinhalts nur pauschal zu erwähnen.
•Richtlinien im Netz (http://www.gda.bayern.de/aufgaben/erschliessung.php)
sowie gedruckte Version (Archivalische Zeitschrift)
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4. Wege zu einer (modernen) Urkundenerschließung,
auch jenseits der "klassischen" Regesten?•Bayerische Richtlinien sind Ausdruck einer "modernen Regestierung"
•Zeitliche Vorgaben und "Kennzahlen", wie lange "dauert" die Regestierung
einer Urkunde??
•Kennzahlen verschiedener Landesarchivverwaltungen: 80 bis 180 Minuten pro
Urkunde (inklusive Repertorienerstellung)
•Digitale Urkundenpräsentationen (Monasterium) ermöglichen eine
pragmatischere Herangehensweise an die Erschließung, Vollregesten bzw.
Volltexte werden unerheblicher (bleiben natürlich "wertvoll")
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4. Wege zu einer (modernen) Urkundenerschließung,
auch jenseits der "klassischen" Regesten?•"Retrokonversion" (nachträgliche Erfassung von hand- oder
maschinenschriftlichen Regestenfindmitteln): Beispiel des Landeshauptarchivs
Koblenz (Projekt Urkunden Kurtrier, ca. 12.000 Urkunden), mit
Bearbeitungszeit pro Urkunde 7 Minuten
•Web 2.0 (kollaboratives Archiv Monasterium, weitere Möglichkeiten?)
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