Money Management 3

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S o werden Sie zum Gewinner – als BÖRSE ONLINE mit diesem Titel im Frühjahr 1998 viele Anleger erstmals mit Money Management kon- frontierte, war die Börsenwelt noch in Ordnung. Jeder dachte nur daran, schnell reich zu werden, das Thema „Risiko“ war entsprechend wenig populär. Das änderte sich während der dreijährigen Börsenbaisse ab Frühjahr 2000 grundle- gend: Manche Anleger verloren durch den gewaltigen Absturz der Wertpapiere bis zu drei Viertel ihres Gesamtvermögens. Das wichtigste Ziel eines jeden Anle- gers heißt deshalb Kapitalerhalt. Damit ist nicht das an der Börse eingesetzte Kapital, sondern das Gesamtvermögen gemeint. Die erste Money-Management-Frage lau- tet daher: Welchen Teil meines Vermögens setze ich an der Börse ein? Alles – diese Antwort war zum Höhepunkt der Eu- phorie im Frühjahr 2000 die Regel. Nichts – antworteten die gleichen Anleger nach drei Jahren Baisse und schlimmsten Ver- lusten. Beide Extreme sind falsch. „Alles“ kann die Existenz eines Anle- gers vernichten und „Nichts“ führt zu- mindest in einer Hausse nur zu einem ma- geren Vermögenszuwachs. Wie meist im Leben gilt es, die goldene Mitte zu be- stimmen. Deshalb errechnen Sie zuerst Ihr Nettovermögen – die Differenz aus Bruttovermögen und Verbindlichkeiten. Nehmen wir an, Sie verfügen über ein Nettovermögen von 270 000 Euro (der Betrag ist bespielhaft, um die später fol- genden Praxistipps zu veranschaulichen). Nach Abzug einer Notreserve von 20 000 Euro (siehe Tabelle rechts) ergibt sich ein theoretisch für Börsenengagements ver- fügbares Nettovermögen von 250 000 Euro. Sie bestimmen Ihr Börsenkapital nicht aus dem Bauch, also gemäß den Ratgebern Gier („Alles“) oder Angst („Nichts“), sondern wählen einen Mittel- 14 BÖRSE ONLINE 33/2004 TITEL Börse ohne Angst Verlieren und doch gewinnen – mit Money Management kein Pro- blem. Durch systema- tische Planung der Kapitaleinsätze und durch Beachtung einfacher Regeln mini- mieren Sie Risiken und gewinnen langfristig. Kurz & bündig Money Management beantwortet die Frage „Wie viel setze ich ein, damit ich mein Hauptziel Kapitalerhalt erreiche?“ Die Börsenformel (Seite 17) wird verwen- det, um die grundsätzliche Frage nach dem Börsenanteil am Nettovermögen zu beantworten. Das Hauptziel dabei ist, dass das Nettovermögen auch nach großen Börsenverlusten und unter Berücksichtigung eines inflationsbeding- ten Kaufkraftverlusts erhalten bleibt. Die MM-Formel (Seite 19) zeigt, wie viel Stück eines Wertpapiers gekauft werden dürfen, damit das Börsenkapital auch in schlechten Zeiten nur moderat schrumpft. Illustration: Rüdiger Trebels / Ag. J. Fricke für BÖRSE ONLINE

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Money Management 3

Transcript of Money Management 3

Page 1: Money Management 3

So werden Sie zum Gewinner –als BÖRSE ONLINE mitdiesem Titel im Frühjahr 1998viele Anleger erstmals mitMoney Management kon-frontierte, war die Börsenwelt

noch in Ordnung. Jeder dachte nur daran,schnell reich zu werden, das Thema „Risiko“ war entsprechend wenig populär.Das änderte sich während der dreijährigenBörsenbaisse ab Frühjahr 2000 grundle-gend: Manche Anleger verloren durch dengewaltigen Absturz der Wertpapiere bis zudrei Viertel ihres Gesamtvermögens.

Das wichtigste Ziel eines jeden Anle-gers heißt deshalb Kapitalerhalt. Damit istnicht das an der Börse eingesetzte Kapital,sondern das Gesamtvermögen gemeint.Die erste Money-Management-Frage lau-tet daher: Welchen Teil meines Vermögenssetze ich an der Börse ein? Alles – dieseAntwort war zum Höhepunkt der Eu-phorie im Frühjahr 2000 die Regel. Nichts– antworteten die gleichen Anleger nachdrei Jahren Baisse und schlimmsten Ver-lusten. Beide Extreme sind falsch.

„Alles“ kann die Existenz eines Anle-gers vernichten und „Nichts“ führt zu-mindest in einer Hausse nur zu einem ma-geren Vermögenszuwachs. Wie meist im

Leben gilt es, die goldene Mitte zu be-stimmen. Deshalb errechnen Sie zuerstIhr Nettovermögen – die Differenz ausBruttovermögen und Verbindlichkeiten.

Nehmen wir an, Sie verfügen über einNettovermögen von 270000 Euro (derBetrag ist bespielhaft, um die später fol-genden Praxistipps zu veranschaulichen).Nach Abzug einer Notreserve von 20000Euro (siehe Tabelle rechts) ergibt sich eintheoretisch für Börsenengagements ver-fügbares Nettovermögen von 250000Euro. Sie bestimmen Ihr Börsenkapitalnicht aus dem Bauch, also gemäß den Ratgebern Gier („Alles“) oder Angst(„Nichts“), sondern wählen einen Mittel-

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T I T E L

Börse ohne Angst Verlieren und dochgewinnen – mit MoneyManagement kein Pro-blem. Durch systema-tische Planung derKapitaleinsätze unddurch Beachtung einfacher Regeln mini-mieren Sie Risiken undgewinnen langfristig.

Kurz & bündigMoney Management beantwortet dieFrage „Wie viel setze ich ein, damit ichmein Hauptziel Kapitalerhalt erreiche?“

Die Börsenformel (Seite 17) wird verwen-det, um die grundsätzliche Frage nachdem Börsenanteil am Nettovermögen zu beantworten. Das Hauptziel dabei ist,dass das Nettovermögen auch nachgroßen Börsenverlusten und unterBerücksichtigung eines inflationsbeding-ten Kaufkraftverlusts erhalten bleibt.

Die MM-Formel (Seite 19) zeigt, wie vielStück eines Wertpapiers gekauft werdendürfen, damit das Börsenkapital auch inschlechten Zeiten nur moderat schrumpft. Ill

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weg. Damit ist nicht die Hälfte Ihres ver-fügbaren Nettovermögens gemeint, son-dern eine vernünftige Gewichtung. Dieseentscheidet letztlich über Vermögenser-halt und -zuwachs oder Ruin.

Um den Anteil des Börsenkapitals amNettovermögen zu bestimmen, ermittelnSie zuerst den kalkulatorischen ZuwachsIhrer konservativen Vermögensanlagen.Sie legen die derzeitige Rendite an denKapitalmärkten und die erwartete Ren-dite weiterer Vermögensanlagen zu-grunde und rechnen Kapitalzuflüsse dazu

(etwa Einzahlungen in Sparpläne). So kal-kulieren Sie zum Beispiel mit einem jähr-lichen Wachstum von 3,50 Prozent aufSicht von fünf Jahren. Länger sollten Siewegen kaum vorhersehbarer ökonomi-scher Entwicklungen nicht planen. Drei-einhalb Prozent jährliches Wachstum Ihrer sicheren Vermögensanlagen ergebennach fünf Jahren einen Zuwachs von ins-gesamt 18,77 Prozent.

Die Zuwachsformel hierzu:

Fünfjahreszuwachs = (1 + jährliches Wachstum)5 – 1

Sie rechnen: (1 + 0,035)5 – 1 = 0,1877 Das Ergebnis lautet 18,77 Prozent.

In einem zweiten Schritt bestimmen Siedas „Worst-Case-Szenario“ Ihrer Depot-performance auf Sicht von fünf Jahren. DaSie nach jedem Wertpapierkauf ohneWenn und Aber Stoppkurse zur Verlust-

begrenzung platzieren, dürfte Ihr Minusselbst während einer Mega-Baisse nichtviel mehr als 30 Prozent betragen.

Nach fünf Jahren ist der Euro inflati-onsbedingt wahrscheinlich weniger wertals heute. Deshalb berücksichtigen Sie inder Berechnung in einem dritten und letz-ten Schritt den Kaufkraftverlust. AufGrund der deflationären Effekte der Globalisierung und des Euros (immenseKonkurrenz zwischen Unternehmen undgroße Preistransparenz) dürfte die durch-schnittliche jährliche Inflationsrate im be-trachteten Zeitraum kaum höher als bei 1,7Prozent (derzeitiger Stand) liegen. Gemäßder Zuwachsformel (links) sollten Sie alsoIhren Kaufkraftverlust ausrechnen (in un-serem Beispiel liegt er bei 8,79 Prozent).

Nun können Sie den Börsenkapital-anteil an Ihrem Nettovermögen ermitteln,

15B Ö R S E ONLINE 33 / 2004

Wer an der Börse systematisch und diszipli-niert handelt, wird selbst gefährlichsteSituationen ohne große Blessuren meistern.

BRUTTOVERMÖGENLiquidität

Sparanlagen

Lebens- u. RentenversicherungenImmobilienSumme Bruttovermögen

VERBINDLICHKEITENVerbindlichkeiten

Summe Verbindlichkeiten

NETTOVERMÖGEN= Bruttovermögen – VerbindlichkeitenNotreserve (= 5 Monats-Nettoeinkommen)theoretisch für die Börse verfügbares Nettovermögen davon 20 % Börse

5 000500

11 50015 000

5 00020 00020 00040 000

4 00050 000

180 000

80 0001 000

4 000

Einzelsumme

17 000

104 00050 000

180 000351 000

81 00081 000

270 00020 000

250 00050 000

Gesamtsumme

Angaben in Euro Quelle: eigene Berechnungen

Bei einem theoretisch für Börsengeschäfte verfügbaren Nettovermögen von 250 000 Euro wirdein Fünftel davon (gemäß der Börsenformel auf Seite 17) für Börsengeschäfte verwendet. Das unter „Liquidität“ normalerweise enthaltene Börsenkapital wird zur Verdeutlichung der Berechnung nicht berücksichtigt. Außerdem werden sichere Anlagen erstklassiger Bonität (zum Beispiel Staatsanleihen mit der Bewertung „AAA“) unter Sparanlagen aufgeführt.

Anlage

GirokontoBarbestandTagesgeldTermingeldSparbücherSparpläneBundesschatzbriefeStaatsanleihen (AAA)Sonstiges(aktueller Rückkaufswert)(aktueller Verkehrswert)

ImmobiliendarlehenSonstige Kredite

V E R M Ö G E N U N D B Ö R S E

Page 3: Money Management 3

Gute Zeiten, schlechte Zeiten – diese zy-klischen Phasen kennt jeder, doch im

Unterschied zu vielen anderen meistern SieTalfahrten grandios. Bei einem anhand derBörsenformel (siehe Seite 17 oben) ermittel-ten Anteil des Börsenkapitals am Netto-

vermögen von 20 Prozent (abgerundet)schrumpft Ihr Depot im ungünstigen Szena-rio nach fünf Jahren um 30 Prozent. Die miteinem Anteil von 80 Prozent gewichteten„sicheren“ Anlagen wachsen dagegen umrund 19 Prozent. Summa summarum er-

reichen Sie nach fünf Jahren sogar unterBerücksichtigung des KaufkraftausgleichsIhr Hauptziel: Kapitalerhalt. Im positivenSzenario erzielen Sie einen Zuwachs vongut 35 Prozent (nach Geldentwertung rund26 Prozent). Auch im Vergleich mit Anle-gern, die Garantiefonds erwerben, liegenSie vorn. Denn diese Fonds bringen meistwenig oder keinen Gewinn.

16 B Ö R S E ONLINE 33 / 2004

10

20

30

40

+9,02Negatives Szenario:Vermögenszuwachs in Prozent

Jahre

Positives Szenario:Vermögenszuwachs in Prozent

10

0

5

1 2 3 4 5

+35,84

C H A N C E N O H N E R I S I K E N

Que

lle:

eige

ne B

erec

hnun

gen

Das war’s dann wohl – stöhnte ein Trader,der 90 Prozent seines Vermögens in den

Sand gesetzt hat. Sämtliche Turbos gingenK.o. und er gleich mit. Mit Money Manage-ment wäre das nicht passiert: Gemäß derBörsenformel (siehe Seite 17 oben) hätte er

bei einem kalkulierten „Worst-Case-Szena-rio“ von 90 Prozent Minus nicht das ge-samte, sondern nur neun Prozent des Netto-vermögens eingesetzt. Von K.o. keine Spur:Nach fünf Jahren könnte er trotz immenserVerluste resümieren: „Mir geht’s trotzdem

gut“. Im positiven Fall würden sich bei unse-rem MM-Trader dagegen Hochgefühle ein-stellen: Alles läuft bestens – ob long, obshort, das Geld ist nicht fort, sondern es ver-mehrt sich rasant. Sein Vermögen hat sichdank exzellentem Timing verdoppelt und erträumt jetzt nicht mehr von der Million, son-dern steuert mit Volldampf auf sie zu. Nocheine Verdopplung, und ...

Angaben in Euro; *jährliches Wachstum: 3,5 %

Börsenkapital (20 %) „Sichere“ Anlagen*GesamtvermögenGesamtrendite

Nettovermögen

50 000200 000250 000

250 000

40 000207 000247 000

– 1,20 %

1. Jahr

44 000214 245258 2453,30 %

2. Jahr

35 200221 744256 9442,78 %

3. Jahr

38 890229 505268 3957,36 %

4. Jahr

35 001237 537272 5389,02 %

5. Jahr

– 30,00 %18,77 %

9,02 %

Resultat

N E G A T I V E S S Z E N A R I O F Ü R A N L E G E R

Börsenkapital (20 %) „Sichere“ Anlagen*GesamtvermögenGesamtrendite

Nettovermögen

50 000200 000250 000

250 000

60 000207 000267 0006,80 %

1. Jahr

54 000214 245268 2457,30 %

2. Jahr

81 000221 744302 74421,10 %

3. Jahr

72 900229 505302 40520,96 %

4. Jahr

102 060237 537339 59735,84 %

5. Jahr

104,12 %18,77 %35,84 %

Resultat

P O S I T I V E S S Z E N A R I O F Ü R A N L E G E R

0

5

10

25

50

75

100

+8,98Negatives Szenario:Vermögenszuwachs in Prozent

Jahre

Positives Szenario:Vermögenszuwachs in Prozent

1 2 3 4 5

+101,39

G E W I N N E N O H N E S T R E S S

Que

lle:

eige

ne B

erec

hnun

gen

Börsenkapital (9 %) „Sichere“ Anlagen*GesamtvermögenGesamtrendite

Nettovermögen

22 500227 500250 000

250 000

11 250235 463246 713

– 1,32 %

1. Jahr

13 500243 704257 2042,88 %

2. Jahr

4 091252 233256 3242,53 %

3. Jahr

4 500261 061265 5616,22 %

4. Jahr

2 250270 199272 4498,98 %

5. Jahr

– 90,00 %18,77 %

8,98 %

Resultat

N E G A T I V E S S Z E N A R I O F Ü R T R A D E R

Börsenkapital (9 %) „Sichere“ Anlagen*GesamtvermögenGesamtrendite

Nettovermögen

22 500227 500250 000

250 000

56 250235 463291 71316,69 %

1. Jahr

101 250243 704344 95437,98 %

2. Jahr

81 000252 233333 23333,29 %

3. Jahr

129 600261 061390 66156,26 %

4. Jahr

233 280270 199503 479

101,39 %

5. Jahr

936,80 %18,77 %

101,39 %

Resultat

P O S I T I V E S S Z E N A R I O F Ü R T R A D E R

Ruhig schlafen – mit Köpfchen

M O N E Y M A N A G E M E N T F Ü R A N L E G E R

90 Prozent Verlust – na und?

M O N E Y M A N A G E M E N T F Ü R T R A D E R

T I T E L

Angaben in Euro; *jährliches Wachstum: 3,5 %

Page 4: Money Management 3

indem Sie die kalkulierten Werte in dieBörsenformel einsetzen (siehe rechts).Das Ergebnis lautet: 20,45 oder abgerun-det 20 Prozent.

Nach diesen Ausführungen dürftesich mancher Leser fragen: Warum dieseaufwendige Berechnung anstellen, wennsowieso jeder weiß, dass man nur einenTeil seines Vermögens an der Börse inves-tieren soll? Ganz einfach: Der Unter-schied zwischen Theorie und Praxis ist beiden meisten Anlegern immens groß. Gierzum Beispiel führt besonders in Eupho-riephasen zu einem sehr großen Bör-seneinsatz gemäß dem Motto „Schnellreich werden“. Bei einem Börsenkapital-anteil von 80 Prozent hätten viele Anlegerin den vergangenen viereinhalb Jahrenwahrscheinlich mehr als ein Drittel ihresNettovermögens eingebüßt. Außerdemführt eine systematisch-mathematische

Vorgehensweise zu strikter Disziplin.Und die ist an der Börse noch viel wichti-ger als im normalen Leben.

Wie sehr Kapitaleinsätze das Resultatbeeinflussen, zeigt der Exkurs „Kapital-einsatz und Börsenerfolg“ (siehe unten).Zwei Anleger, die analytisch exakt gleich

agieren, verbuchen auf Grund unter-schiedlicher Kapitaleinsatzpolitik starkdifferierende Ergebnisse. Ein bauchge-steuerter Anleger ist am Beginn derHausse noch sehr ängstlich (die Verlusteder letzten Baisse haben ihm schwer zu-gesetzt) und investiert deshalb anfangs

17B Ö R S E ONLINE 33 / 2004

Das Modell beruht auf folgenden Annah-men: Ein Index notiert nach einer Baisse

bei 100 Punkten und verdoppelt sich vonJanuar bis November auf 200 Zähler. Da-nach beginnt eine neue Baisse.

Zwei Anleger – Herr Bauch und HerrKopf – verfügen über ein Börsenkapital von

je 50000 Euro und erkennen frühzeitig denBeginn der Hausse. Beide steigen im Märzbei 120 Indexpunkten erstmals ein (zumBeispiel in Indexzertifikate) und kaufen biszum Höchststand bei 200 Zählern acht Malzu. Im Januar fällt der Index auf 180 Punkteund beide verkaufen sämtliche Positionen.

Lesebeispiel Einsätze: Der erste Einsatz desHerrn Bauch von 1500 Euro bei einem In-dexstand von 120 Punkten bringt bis zumAusstieg bei 180 Punkten ein Plus von 50Prozent, der letzte dagegen ein Minus vonzehn Prozent. Anleger Bauch muss sich miteinem Endresultat von knapp vier Prozentbegnügen, während Herr Kopf 32 ProzentGewinn einfährt (siehe auch Text oben undauf Seite 18).

2500

5000

7500

10000

12500

15000

120

140

160

180

200

220

J F M A M J J A S O N D J

Einsätzein EuroIndexin Punkten

Komplettverkaufmit 32,08 % Gewinn

E I N S A T Z „ K O P F “

Que

lle:

eige

ne B

erec

hnun

gen

120

140

160

180

200

220

J F M A M J J A S O N D J

2000

4000

6000

8000

10000

12000Einsätzein EuroIndexin Punkten

Komplettverkaufmit 3,82 % Gewinn

E I N S A T Z „ B A U C H “

Kleine Ursache – große Wirkung

E X K U R S : K A P I T A L E I N S A T Z U N D B Ö R S E N E R F O L G

Der Börsenkapitalanteilwird bestimmt, indem

der geschätzte Zuwachsder sicheren Anlagen

(z.B.: 18,77 %), der kal-kulierte Börsenverlust

(z.B.: 30 %) und der zumAusgleich des erwarte-

ten Kaufkraftverlustsermittelte Prozentsatz

(z.B.: 8,79 %) in die For-mel eingesetzt werden.

BKA = WSA5+KKV5WSA5 – BKV5

BKA: Börsenkapitalanteil am NettovermögenWSA5: Wertzuwachs „Sichere Anlagen“ nach 5 JahrenKKV5: Kaufkraftverlust-Ausgleich nach 5 JahrenBKV5: Börsenkapitalverlust nach 5 Jahren (worst case)

Beispiel: 0,1877+ ( – 0,0879)0,1877 – ( – 0,30)

= 0,2045 oder 20,45%

B Ö R S E N F O R M E L

Komplettverkauf

100110120130140150160170180190200190180

Index inPunkten

JanuarFebruarMärz1

AprilMaiJuniJuliAugustSeptemberOktoberNovemberDezemberJanuar

Monat

D E R U N T E R S C H I E D Z W I S C H E N P R O Z E N T U N D E U R O

Komplettverkauf Gewinn Gewinn

50 00050 00048 50046 50044 00041 00037 00031 00032 00013 000

50000

Cash nachEinsatz

00

1500200025003000400060008000

10 00012 500

00

Einsatz

0 %0 %

50 %38 %29 %20 %13 %

6 %0 %

– 5 %– 10 %

0 %0 %

3,82 %

00

750769714600500353

0– 526

– 125000

1910

Gewinn /Verlust

50 00050 00033 50022 44515 03810 076

67514523303020301360

00

Cash nachEinsatz

00

16 50011 055

740749633325222814931000

67000

Einsatz

0 %0 %

50 %38 %29 %20 %13 %

6 %0 %

– 5 %– 10 %

0 %0 %

32,08 %

Ergebnis2

00

825042522116

993416131

0– 53– 67

00

16 038

Gewinn /Verlust

Angaben in Euro; 1) erster Kauf im März; 2) prozentuale Differenz des Index zwischen Käufen und Komplettverkauf

Anleger „Kopf“: systematischer Einsatz

Ergebnis2

Anleger „Bauch“: emotionaler Einsatz

Page 5: Money Management 3

D er erste und wichtigste Schritt ist getan: Sie haben gemäß der Börsen-

formel Ihr Börsenkapital – in unseremBeispiel 50 000 Euro – errechnet. BevorSie zur Tat schreiten und kaufen, defi-nieren Sie Ihr maximales Gesamtrisiko:Werden zum Beispiel auf Grund einesCrashs sämtliche Aktien ausgestoppt,möchten Sie nicht mehr als zehn Pro-zent Ihres Börsenkapitals risikieren,also 5000 Euro (siehe Tabelle 1).

Da Sie am 1. Januarnoch keine Position imDepot haben, beträgtIhr aktuelles Gesamt-risiko Null und Sie ver-fügen damit zu diesemZeitpunkt über ein mitdem maximalen Ge-samtrisiko identischesfreies Risiko von 5000Euro. Das ändert sicherst, wenn Sie aktiv

werden: Am 15. Januar (siehe Tabelle 2)möchten Sie beispielsweise eine Aktiekaufen, die bei 100 Euro notiert.

Noch bevor Sie ordern, bestimmenSie das Risiko pro Position (RpP). Zuerstüberlegen Sie, wieviel Prozent Ihres freienRisikos von 5000 Euro Sie für das Papierin Anspruch nehmen wollen. Mehr alszehn Prozent davon, also 500 Euro,möchten Sie nicht riskieren – wird dieAktie ausgestoppt, soll der Verlust in etwa

500 Euro betragen. Da-nach wird der Stopp-kurs zur Verlustbegren-zung festgelegt: bei 75Euro – knapp unter demletzten markanten Tief.Damit sind alle Parame-ter für die zu orderndeStückzahl definiert. Die-se können Sie sehr ein-fach durch die Money-Management-Formel

wenig. Erst mit steigenden Kursen undschönen Buchgewinnen wachsen seineZuversicht und mit ihr auch die Einsätze.

Genau umgekehrt verfährt der kopf-gesteuerte Anleger: Zu Beginn der Hausseist er mutig und investiert relativ viel. Zu-dem plant er seine Einsätze systematisch –bei jedem Kauf setzt er jeweils ein Drittelseiner vorhandenen Barmittel ein. Damitwerden die Kapitaleinsätze bei steigendenKursen stetig kleiner. Denn er weiß:Keine Hausse dauert ewig.

Der Unterschied wird besonders deut-lich, wenn die Ergebnisse der anfäng-lichen Einsätze betrachtet werden: Daserste Investment des Anlegers Bauch von1500 Euro bringt einen Gewinn von 50Prozent oder 750 Euro, während der In-vestor Kopf 16500 Euro einsetzt unddarauf bei einem Plus von ebenfalls 50Prozent 8250 Euro Gewinn realisiert.Über teils hohe prozentuale Profite kön-

nen sich zwar beide freuen, doch überdas kapitaleinsatzbedingte Endergebnisnur Anleger Kopf. Er erzielt 32 ProzentGewinn, sein Kontrahent dagegen nurknapp vier Prozent. Diese an sich rich-tige Kapitaleinsatzpolitik des kopfge-steuerten Anlegers gerät ins Hintertref-fen, wenn sich steigende Kurse nicht alsBeginn einer Hausse, sondern als Stroh-feuer entpuppen. In diesem Fall schützenjedoch knappe Stoppkurse vor größerenBlessuren.

Zurück zur Praxis: Wie wird der Kapitaleinsatz für eine Aktienorder er-rechnet? Dafür braucht man drei Daten:Erstens der aktuelle Kurs der Aktie, diegekauft werden soll. Zweitens den Stopp-kurs und drittens das Risiko beziehungs-weise den Verlust, den wir im Fall desAusstoppens in Kauf nehmen wollen.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung:Unsere Aktie notiert bei 100 Euro und

der Stoppkurs wird knapp unter demletzten markanten Tiefkurs bei 75 Eurogesetzt. Das Risiko pro Stück beträgt da-mit 25 Euro (ohne Spesen und schlechteAusführung). Wir könnten nun „aus demBauch“ 100 Stück kaufen – das ergäbeein Risiko von rund 2500 Euro. Oderzehn Stück mit einem Verlust von etwa250 Euro. Das macht wenig Sinn undöffnet dem Zufall Tür und Tor. Deshalberrechnen wir die Stückzahl, indem wirzuerst das Risiko pro Position (kurz:RpP, siehe auch unten) definieren.

Angenommen, wir möchten bei derAktie 500 Euro Verlust in Kauf nehmen,dann wird einfach das Risiko durch dieDifferenz aus Aktien- und Stoppkurs di-vidiert, und wir erhalten als Resultat dieStückzahl. Die Rechnung lautet also: 500geteilt durch 25. Als Ergebnis erhaltenwir 20 Stück (siehe auch die Money-Management-Formel, Seite 19). Sollten

18 B Ö R S E ONLINE 33 / 2004

T I T E L

Mit System zum Erfolg Dem Zufall keine Chance: Kapitaleinsätze an der Börse mathematisch bestimmen und das Verlustrisiko damit exakt definieren.

M O N E Y M A N A G E M E N T I N D E R B Ö R S E N P R A X I S – S C H R I T T F Ü R S C H R I T T

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Cash 50 000Depotwert 0Börsenkapital 50 000max. Gesamtrisiko in % 10 %max. Gesamtrisiko 5000– aktuelles Gesamtrisiko 0= freies Risiko 5000

Angaben in Euro

B A S I S DAT E N 1 . J A N U A R

Kauf Position 1 15. JanuarRpP in % 10 %RpP 500Aktienkurs 100Stoppkurs 75Stückzahl (s. MM-Formel) 20

freies Risiko 14.01 5000– akt. Gesamtrisiko* 15.01 500= freies Risiko 15.01 4500

Kauf Position 2 16. JanuarRpP in % 20 %RpP 900Aktienkurs 50Stoppkurs 45Stückzahl (s. MM-Formel) 180

Angaben in Euro; *RpP, dass von Kauf 1

R I S I KO P R O P O S I T I O N

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2

Page 6: Money Management 3

(kurz: MM-Formel; siehe oben) ermitteln– Spesen und schlechte Ausführung wer-den zur Veranschaulichung nicht berück-sichtigt. Sie erwerben nun 20 Stück dieserAktie und Ihr freies Risiko vermindertsich dadurch um 500 Euro. Am 16. Januar

kaufen Sie eine zweite,sehr aussichtsreiche Ak-tie (s. Tabelle 2, Seite 18),und bestimmen dafürdas RpP auf 20 Prozentvom neuen freien Ri-siko, also von 4500Euro. Wird das Papierausgestoppt, beträgt derVerlust rund 900 Euro.

Betrachten wir nunIhr Depot am 16. Januar(siehe Tabelle 3): Das aktuelle Gesamtri-siko beträgt zu diesem Zeitpunkt 1400Euro – fallen beide Aktien bis zum Stopp-kurs, verlieren Sie 1400 Euro. Das restlichefreie Risiko von 3600 Euro (5000 – 1400)

könnten Sie nun „ver-braten“, tun es abernicht. Stattdessen beobachtenSie, wie die Aktien stei-gen – und verringern dasRisiko. Der Stoppkursder ersten Position wirdvon 75 auf 90 Euro undder Stopp der zweitenAktie von 45 auf dasEinstandsniveau bei 50

Euro angehoben. Jetzt ist kaum noch Risiko vorhanden.

Durch den erhöhten Stoppkurs der erstenPosition beispielsweise verringert es sichvon 500 auf 200 Euro (Kaufkurs 100 mi-

nus Stoppkurs 90 ergibt 10Euro Risiko pro Stück; mal20). Am 16. März könnenSie resümieren: Mein aktu-elles Gesamtrisiko beträgtstatt 1400 nur noch 200Euro und das freie Risiko istdadurch und durch die gutePerformance auf 5200 Eurogestiegen – genug freies Ri-siko für neue Käufe und damit neue Chancen (sieheTabelle 4).

nun die 20 Stück des Wertpapiers, daswir zum Kurs von 100 Euro erwerben,ausgestoppt werden, beträgt der Verlust500 Euro (ohne Spesen). Das Manko die-ser einfachen Rechnung: Für einen Anle-ger mit einem Börsenkapital von 50000

Euro ist ein Verlust von 500 Euro leichtzu verkraften – das ist lediglich ein Pro-zent seines Kapitals. Dagegen schrumpftein Börsenkapital von 5000 Euro beimgleichen Verlust um zehn Prozent. Des-halb sollte das Risiko pro Position besser

in Abhängigkeit vom Börsenkapital unddem freien Risiko bestimmt werden(siehe Beispielrechnung unten).

Mit Money Management bleibt IhrRisiko immer überschaubar. Damit ha-ben Sie den Rücken frei, um die Chancender Börse zu nutzen. In Zukunft werdenauch Sie resümieren: Verlust – na und?

HEINZ IMBACHER

19B Ö R S E ONLINE 33 / 2004

Wer Verluste kleinhält und damit

Risiken minimiert,geht nicht unter,sondern erzielt

langfristig stetigeRenditen. Das be-

deutet: Börse ohneStress und Angst.

Kauf Stückzahl Kaufkurs Kap.einsatz akt. Kurs Kurswert akt. Stoppkurs akt. RpP

15.1. Position 1 20 100 2000 100 2000 75 50016.1. Position 2 180 50 9000 50 9000 45 900

gesamter Kapitaleinsatz 11 000 Depotwert 11 000 akt. Gesamtrisiko 1400

D E P O T1 6 .

J A N U A R

Stückzahl = Risiko pro PositionAktienkurs – Stoppkurs

BeispielRisiko pro Position 500 ¤Aktienkurs 100 ¤Stoppkurs 75 ¤Stückzahl = 500 : (100 – 75) 20

M M - F O R M E L

Kauf Stückzahl Kaufkurs Kap.einsatz akt. Kurs Kurswert akt. Stoppkurs akt. RpP

15.1. Position 1 20 100 2000 120 2400 90 20016.1. Position 2 180 50 9000 70 12 600 50 0

gesamter Kapitaleinsatz 11 000 Depotwert 15 000 akt. Gesamtrisiko 200Angaben in Euro

Cash 39 000Depotwert 15 000Börsenkapital 54 000max. Gesamtrisiko in % 10 %max Gesamtrisiko 5400– aktuelles Gesamtrisiko 200= freies Risiko 5200

Angaben in Euro

B A S I S D AT E N 1 6 . M Ä R Z

D A S D E P O T B E I M K A U F U N D Z W E I M O N A T E S P Ä T E R3

4

D E P O T1 6 .

M Ä R Z

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Auf unserer Webseite können Sie die neueVersion (3.0) des Money-Management-Ex-cel-Tools gegen eine Gebühr von 29,90Euro herunterladen. Darin sind neben derVermögensbilanz und der Börsenformel Be-rechnungen zur Bestimmung der Kapital-einsätze, ein integriertes Depot, eine Liqui-ditätsrechnung und ein Sheet zur Analysevon Börsentransaktionen enthalten.