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LEBENSRAUM Fließgewässer

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LEBENSRAUM

Fließgewässer

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Redaktion: Anette Wolff

Text: Frank und Kathrin Hecker, Magnus Wessel

Bildnachweis: Frank Hecker Titel , S. 1, S. 5, S. 6, S. 7, S. 8, S. 9, S. 10, S. 11, S. 12, S. 13, S. 14, S. 15, S. 16, S. 17, S. 21, S. 22, S. 24, S. 27, S. 28, S. 29, S. 30, S. 31, S. 34 kleines Foto

Blickwinkel S. 4, S. 5 großes Foto, S. 7. großes Foto, S. 12 – 2. v. u. li., S. 17 u., S. 18, S. 19, S. 20, S. 21 o. li., S. 23, S. 26

U. Maier S. 2 NABU/M. Kapfer S. 3 re. NABU/F. Möllers S. 14 – 4. v. o. NABU/R. Buchta S. 22 o. re.

Karten: Europäische Kommission, März 2007, S. 25 Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA); Darstellung: Umweltbundesamt, S. 33

Gestaltung: eichenartig.de

Druck: Wuest Repro, Köln

Papier: gedruckt auf 100% Recyclingpapier (RecyMago), zertifiziert mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort .............................................................................. 3

Beständigkeit und Wandel .............................................. 4

Vielfalt und Veränderung ................................................ 6

Angebot und Nachfrage .................................................. 8

Alles im Fluss – Flusstypen ............................................ 10

Leben im Fließgewässer .................................................. 12

Verwandlungen: Von der Larve zum Insekt ................ 13

Erkunden und Erkennen ................................................. 14

Fischotter und Eisvogel ................................................... 16

Wasserstraßen und Wasserkraft ..................................... 18

Sind Deutschlands Fließgewässer gesund? .................. 20

Unerwünschte Einwanderer .......................................... 21

Naturschutz im Fließgewässer ........................................ 22

Fließgewässer europaweit ................................................ 24

Probleme und Lösungen.................................................. 26

Das können Sie tun .......................................................... 28

Lesen und Surfen .............................................................. 31

NABU vor Ort .................................................................. 32

INhALtSvERzEIchNIS

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Vorwort

EINE WELt IM FLUSS

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▼Eine Welt im FlussSie kommen als leise plätschernde Rinnsale, tosen-de Wildbäche oder ruhig strömende Flüsse daher. Von der Quelle bis zur Mündung sind unsere Bäche und Flüsse ständig in Bewegung. Sie gehören zu den dynamischsten Lebensräumen der Erde. Die gestalte-rische Kraft des Wassers, die die Ufer der Gewässer beständig verändert, schafft die Basis dafür, dass sich auf kleiner Fläche eine große Vielzahl von Lebens-räumen bilden kann. Flüsse, Bäche und ihre Auen nehmen zwar nur wenige Prozent der Landfläche in Anspruch, sie beherbergen im naturnahen Zustand aber weit mehr als ein Zehntel der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und gelten als die produktivsten Lebensräume Mitteleuropas. Viel ist von ihrem Reichtum und ihrer Ursprünglichkeit nicht geblieben. Die Lebensadern der Landschaft leiden massiv unter „Arteriosklerose“: Begradigun-gen und Uferverbauungen haben ihren Lauf eingeengt und degradierten sie viel-fach zu Kanälen. Der Eintrag von Schad- und Giftstoffen trug ein Übriges dazu bei, den Lebensräumen, die quasi die „Regenwälder“ Mitteleuropas darstellen, den ökologischen Garaus zu machen. In den 1980er Jahren machten Schaumberge auf der Wasseroberfläche den katastrophalen Zustand unserer Gewässer noch augen-scheinlich. Die moderne Klärtechnik konnte die Belastungen mit Nährstoffen, Quecksilber, Phosphat und Schwermetallen reduzieren. Darüber hinaus kaschier-ten Gehölzanpflanzungen und andere landschaftspflegerische Maßnahmen den tatsächlichen Zustand unserer Flüsse und Bäche. Verschiedene Renaturierungs-projekte zeigten in den vergangenen Jahrzehnten sehr gut, wie schnell sich die geschundenen Fließgewässer- und Auen-Lebensräume erholen könnten, wenn wir ihnen das zurückgeben würden, was sie zum Lebendigsein brauchen: Raum und die gestalterische Kraft des fließenden Wassers! Tauchen Sie mit uns auf den folgenden Seiten ein: in die Vielfalt einer Welt, in der die stete Veränderung der Alltag ist. Lernen Sie Arten kennen, die sich auf die erstaunlichste Weise an diese unsteten Bedingungen angepasst haben: über- wie unter Wasser. Blicken Sie mit uns in eine Welt, die uns Menschen viel zu bieten hat: Als Trinkwasserreservoir, als Badestelle, als umweltfreundlicher Transportweg oder als Schutz vor Hochwasser. Lassen Sie sich faszinieren und helfen Sie mit, die große Verantwortung für diese einzigartigen Lebensräume zu tragen. Unterstüt-zen Sie mit uns das Ziel der Politik, die Fließgewässer bis zum Jahre 2015 wieder in einen natürlichen Zustand zu versetzen.

Ihr

Olaf Tschimpke • NABU-Präsident

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BEStäNdIgkEIt UNd…

Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss.

(Präambel 1 der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie)

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Beständigkeit und Wandel

▼„Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder zur Erde muss es.“ Kurz und knapp beschrieb schon Johann Wolfgang von Goethe den ewigen Weg des Wassers auf unserer Erde. Recht hatte er: Der Kreislauf des Wassers ist ewig und unser Wasser so alt wie die Erde selbst. Wasser entsteht nicht neu und ver-schwindet auch nicht einfach irgendwo. Seit Urzeiten ist tatsächlich dasselbe Wasser auf unserem Planeten in allen möglichen Kreisläufen unterwegs – z.B. auch im menschlichen Körper: Auch wir bestehen zu 60 % aus purem Wasser, ein Neugeborenes sogar zu 75%. Das Wasser auf dem Tisch fiel vielleicht schon als Regen auf Dinosaurier und urzeitliche Farne. Bis dieses Wasser nun den Weg in Ihr Wasserglas findet, hat es einen langen Weg hinter sich: Manch ein Was-sermolekül muss erst 3000 Jahre im Meer schwim-men, bevor es, von der Sonne erhitzt, verdunstet und schließlich wieder hinabregnet zur Erde. Hier entde-cken wir das vielleicht schönste, anmutigste Gesicht des Wassers: Wie es aus Quellen sprudelt, sich in schmalen Bächlein sammelt und schließlich als Fluss wie eine Lebensader unsere Natur durchströmt, immer abwärts fließend, dem Meer entgegen.

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… WANdEL

Laubfrosch Gelbrandkäfer Flutender Hahnenfuß

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vIELFALt UNd…▼Für die meisten von uns ist er wohl der Inbegriff intak-ter Natur: Ein mal plätschernder, mal sprudelnder Bach, der sich durch die Landschaft schlängelt. Hier hüpft das klare Wasser über große und kleine Steine, dort sammelt es sich in tieferen Kolken. Wo der Bach breiter wird, da wachsen Kiesinseln und an schmalen Stellen zwängt sich das Wasser durch manche Strom-schnelle. Jede Turbulenz ist willkommen – reichert sie das Wasser doch mit zusätzlichem Sauer stoff an. Wer seinen Bach im Sommer kennenlernt, der wird ihn im nächsten Frühjahr kaum wiedererkennen: Fort-während ändert er sein Gesicht – der Wasserspiegel steigt und fällt, Substrat lagert sich um – alles ist hier im Fluss.

Der blaue PlanetAus dem Weltall betrachtet ist unsere Erde ein blauer Planet, denn 75 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Von den fast 1,4 Milliarden Kubikki-lometern Wasser sind nicht einmal drei Prozent Süß-wasser. Von diesen ist das meiste, rund 24 Millionen Kubikkilometer, in Form von Gletschern und Eisde-cken gebunden, weitere 10,5 Millionen Kubikkilome-ter lagern als Grundwasser tief unter der Erde. Nur ein winziger Rest, insgesamt weniger als ein Prozent des gesamten Wasserreservoirs unserer Erde, sind für uns leicht zugänglich.

Keiljungfer

Eisvogel

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Vielfalt und Veränderung

… vERäNdERUNg

▼Ein Fluss ist ein breiter Bach. Nicht mehr und nicht weniger. Ab einer Breite von mehr als fünf Metern sprechen wir von einem Fluss, erreicht er Breiten von über 100 Metern, so wird er zum Strom. Die Kraft des Wassers in einem Fluss oder gar Strom kann Gewal-tiges bewirken: Tiefe Schluchten haben Donau und Rhein in felsige Gebirge gefräst und eindrucksvolle Landschaften geschaffen. Mit ihrem lebensspen-denden Wasser ermöglichten Flüsse überhaupt erst die Besiedlung durch uns Menschen und gleichzeitig kann die Wucht des Wassers eine ernste Bedrohung darstellen.

Lebensadern unserer LandschaftWollen wir die Bedeutung und Wirkung unserer Bäche und Flüsse begreifen, so müssen wir nur unsere eigenen Blut-adern betrachten. Unsere Adern sind fein verästelt, jeder noch so ferne Finger wird mit Blut versorgt. Würden sie unseren Körper durchziehen wie gerade Kanäle, könnte der überlebenswichtige Austausch zwischen Blut und Kör-perzellen kaum stattfinden. So ist es auch mit naturnahen Fließgewässern: Als Rinnsale, Bäche und schließlich als Flüsse und Ströme durchschlängeln sie unsere Landschaft. Unsere Gewässer stehen mit ihr in ebenso regem Austausch wie das Blutgefäßsystem mit unserem Körper: Die mäch-tigen Grundwasserreservoires kommunizieren beständig mit Bächen und Flüssen; uferbegleitende Auwälder spei-chern Hochwässer wie ein Schwamm; angrenzende Wie-sen und Wälder profitieren vom Einfluss des Wassers und für unzählige Pflanzen und Tiere sind unsere Fließgewäs-ser lebenswichtige Verbindungen zwischen ansonsten getrennten Lebensräumen.

Feuersalamander

Obere Donau in der Schwäbischen Alb

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▼Ob Wald, Wiese, Wüste oder Fließgewässer – in jedem Lebensraum hat die Natur ein fein abgestimmtes, ver-netztes Nutzungskonzept entwickelt. Es gleicht im Prinzip der Arbeitsteilung von uns Menschen: Der eine baut Obst und Gemüse an, der Bäcker backt unsere Brötchen, der Schlachter sorgt für Fleisch, Müllabfuhr und Kläranlage entsorgen die Reste und

Menschen werden dick – Flüsse kippen um Im Unterschied zu den meisten Seen und Teichen sind Fließgewässer offene Ökosysteme, in denen ständig Nährstoffe von der Quelle bis zur Mündung transportiert werden. Im natürlichen Fließgewässer nimmt der Gehalt an Nährstoffen dabei ganz allmählich von der Quelle zur Mün-dung hin zu. Werden über die natürliche Leistungsfähigkeit hinaus weitere Nährstoffe wie Dünger und Gülle künstlich eingeleitet, führt dies zu einer übermäßigen Vermehrung der pflanzlichen Produzenten. Sterben diese ab, werden sie unter hohem Sauerstoffverbrauch am Gewässergrund zersetzt. Dieser Sauerstoffentzug schadet dem Gewässer, es „kippt um“. Die mei-sten Pflanzen und Tiere sterben ab, bei ihrem Zerfall wird noch mehr Sau-erstoff verbraucht, das Problem wird noch schlimmer, ein Teufelskreis.

ANgEBOt ...irgendwie ist in einer funktionierenden Lebensge-meinschaft für Jeden gesorgt. Ein kleiner Unterschied besteht natürlich schon: So produzieren Pflanzen und Tiere nicht wirklich etwas füreinander, sondern kon-sumieren sich gegenseitig. Und es gibt nahezu keinen „Restmüll“ – fast alles wird zu 100 Prozent recycelt.

Radalge

Kieselalge

Grünalge

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Angebot und Nachfrage

▼ Am Anfang der Nahrungskette stehen Algen und Wasserpflanzen, die mit Hilfe des Sonnenlichtes organische Substanz aufbauen und daher Produ-zenten genannt werden. Von Algen und Wasserpflan-zen ernähren sich die pflanzenfressenden Tiere, die Konsumenten „erster Ordnung“. Sie fressen pflanz-liches Substrat. Die Wasserassel zum Beispiel ras-pelt Algen von Steinen und Totholz, Muscheln filtern feinste Partikel aus dem Wasser. Muscheln und Was-serasseln werden wiederum von den Konsumenten der „zweiten Ordnung“ gefressen. Dazu gehören u.a. räuberische Käfer und Steinfliegenlarven, Libellenlar-ven, Bachforellen oder Hechte. Sterben Organismen ab, ernähren sich sogenannte Destruenten von ihnen, vor allem Bakterien und Pilze. Diese Destruenten set-zen so Mineralstoffe frei, die dann erneut den Produ-zenten als Nährstoffe zur Verfügung stehen.

… UNd NAchFRAgEGeschlüpfte Forellenlarve

Der Hecht ist einer der größten Fische unserer Flüsse und Seen – er kann bis zu 1,50 m lang und bis 35 kg schwer werden.

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ALLES IM FLUSS – FLUSStypEN

Fließgewässer der Forellenregion (Oberlauf)Das Wasser fließt hier schnell, oft reißend. Es ist besonders kalt und sauerstoff-reich. Der Untergrund ist steinig oder kiesig, Wasserpflanzen gibt es kaum.

BachforelleLeitart ist die Bachforelle. Im Winter zieht sie kur-ze Strecken bachaufwärts, um ihre Eier im Kiesbett abzulegen. Auch Groppe, Elritze, Bachschmerle und Bachneunauge sind hier zuhause.

▼Von der Quelle bis zu seiner Mündung verändert ein Fließgewässer fortlaufend sein Gesicht: Strömungs-geschwindigkeit, Breite und Tiefe des Gewässers, Beschaffenheit des Untergrundes, Temperatur und Sauerstoffgehalt entscheiden, welche Tierarten hier

leben können. Man unterscheidet fünf verschiedene „Fließgewässertypen“, die sich einzelnen Gewässer-abschnitten zuordnen lassen. Jeder davon trägt den Namen einer hier besonders typischen Fischart.

Fließgewässer der Äschenregion (Mittellauf)Etwas langsamer fließende Bäche und kleine Flüsse mit steinig-kiesigem Untergrund, Kiesbänken und tieferen Strudeltöpfen mit mehr oder weniger Pflanzenbewuchs.

Äsche Leitart ist die Äsche. Sie hält sich gern in den tieferen Strudeltöpfen auf. Daneben leben hier auch Gründ-ling, Döbel und Nase. Zur Laichzeit steigen Lachse und Meerforellen hierhin auf.

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Alles im Fluss – Flusstypen

BarbeLeitart ist die Barbe. Der Gewässergrund ist ihr Zuhau-se: Hier sucht sie am Boden nach Nahrung. Deshalb ist sie empfindlich gegen Verschlammung. Daneben leben Flussbarsch, Hasel, Rapfen und Aland.

Brachsen Leitart ist der Brachsen (auch Brassen genannt). Er durchwühlt hier im Unterlauf der Flüsse den weichen Untergrund nach Fressbarem. Daneben viele weitere Fischarten wie Rotfeder, Rotauge, Hecht, Zander, Aal und Wels.

KaulbarschLeitart ist der Kaulbarsch, der den leichten Salzge-halt des Wassers verträgt. Daneben sind Dreistachliger Stichling, Flunder, Zährte und Stint typisch. Auf ihren Laichzügen vom Meer hinauf in die Flüsse legen Lachs und Meerforelle hier eine Eingewöhnpause ein.

Fließgewässer der Barbenregion (Mittellauf)Das Wasser fließt hier langsamer, ist ruhiger und wärmer. Der Untergrund ist kiesig-sandig, stellenweise auch schlammig mit reichlich Pflanzenbewuchs.

Fließgewässer der Brachsenregion (Unterlauf)Das Wasser fließt sehr langsam. Im Sommer kann es sich bis auf 25°C erwär-men. Der Boden ist feinsandig-schlammig und üppig mit Wasserpflanzen bewachsen.

Fließgewässer der Kaulbarschregion (Unterlauf)Hier, im Mündungsbereich der Flüsse ins Meer vermischen sich Süß- und Salzwasser. Der Untergrund ist meist schlammig und der Sauerstoffgehalt gering.

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Wasserläufer Ruckartig flitzen sie auf der Wasseroberflä-che umher und erbeuten Insekten, die aufs Wasser fallen. Sie laufen auf der Wasser-oberfläche als wären es feste Wege.

WasserskorpionMit seinen skorpionsähnlichen Fangarmen lauert er im flachen Uferbereich auf Beute. Der lange Hinterleibsstachel dient wie ein Schnorchel zum Atmen.

Wasserfloh Durchsichtiger Kleinkrebs (1- 4mm), der hüpft wie ein Floh. Frisst Bakterien und im Wasser treibende, mikroskopisch kleine Algen und organische Partikel.

Bach-Flohkrebs Gekrümmte Tierchen, die meist auf derSeite liegen und sich so am Gewässergrund vorwärts bewegen. Oft sehr zahlreich, ernähren sich von Abfall.

Europäischer FlusskrebsBei uns vom Aussterben bedroht, weil er na -tür liche Ufer braucht. Reagiert empfindlich auf chemische Verschmutzung und wird vom röt licheren Amerikanischen Flusskrebs verdrängt.

Schlammschnecke Kriecht am Gewässerboden, auf Wasser-pflanzen und Steinen umher und weidet hier als „Kuh im Wasser“ fressbares Grün-futter ab. Fast überall häufig.

Flussmuschel (Partner vom Bitterling)Ihre Schalen werden bis zu 10 cm lang, ste-cken meist im Sand oder Schlamm. Der Bit-terling lebt als Jungfisch in der lebenden Muschel.

MoostierchenKeine „Blumen”, sondern winzige, auf Stei-nen oder Blättern festsitzende Tierchen! Filtern mit ihren Tentakeln kleinste Plank-tonorganismen aus dem Wasser.

LEBEN IM FLIESSgEWäSSER

Schlamm-Röhrenwurm Lange, dünne Würmer, die am Gewässer-grund leben. Wo sie sind, ist die Wasser-qualität meist nicht sehr gut. Sie sind ein wichtiges Futter für viele Fische.

Großer Schneckenegel Wurmartiges, flaches Tier, meist unter Steinen. Heftet sich an Schnecken oder Muscheln und saugt deren Blut aus. Wurde früher in der Medizin eingesetzt.

Geweihschwamm Nicht nur im Meer, auch in Flüssen leben Schwämme! Jeder Schwamm besteht aus abertausenden festsitzenden Einzeltier-chen, die das Wasser durchfiltern.

Gelbe Teichrose Wächst im Gegensatz zur Seerose auch in Fließgewässern, die aber nicht zu stark durchströmt sein dürfen. Blüten gelb und duftend, blüht von Juni-September.

Sumpf-Dotterblume Setzt schon im März dottergelbe Farbtupfer am Gewässerufer und blüht bis in den Juni hinein. Die Samen können schwimmen und sich so verbreiten.

Flutender Wasser-Hahnenfuß Bildet mit seinen bis zu 6m langen Stän-geln und weißen Blüten zauberhafte, im Wasser flutende Blütenteppiche. Blütezeit Juni-August.

Sumpf-Schwertlilie Bis ein Meter hohe Sumpfpflanze mit prächtigen, gelben Blüten und schwertför-migen Blättern. Blütezeit Mai-Juni. Alle Teile der Pflanze sind giftig!

Schilf Riesiges, bis zu vier Meter hohes Ufergras, das in bis zu zwei Meter tiefes Wasser vordringen kann und ökologisch wertvolle Schilfgürtel an Gewässerrändern ausbildet.

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Leben im Fließgewässer – Verwandlungen: Von der Larve zum Insekt

FeuersalamanderLarve: Lebt in kühlen, sauerstoffreichen Waldbächen. Insekt: Braucht strukturreiche Laubwald-Bäche mit Kolken und

herumliegenden Baumstämmen.

Köcherfliege Larve: Lebt am Gewässergrund in selbstgebautem Köcher aus

verklebten Sandkörnchen. Insekt: Fliegt im Mai und Juni an sauberen Fließgewässern.

SchlammfliegeLarve: Lebt räuberisch am Gewässergrund. Insekt: Unbeholfene Flieger mit grob geäderten Flügeln.

Auffällige Eigelege an Uferpflanzen.

Gebänderte Prachtlibelle Larve: Nur in vegetationsreichen und strömungsarmen Fließge-

wässern. Insekt: Mit ihren blaugefärbten Flügeln wird sie oft für einen

Schmetterling gehalten.

KeiljungferLarve: Bis zu drei Zentimeter lang, wühlt sich in den Gewässer-

grund, um nicht fortgerissen zu werden. Insekt: Die Art ist nur in klaren, sauberen Bächen und Flüssen

zuhause.

Steinfliege Larve: Typisch: Mit zwei langen Schwanzfäden. Zeiger für gute

Wasserqualität. Insekt: Typisch: Legen ihre Flügel in Ruhestellung übereinander.

Eintagsfliege Larve: Sehr flach und keilförmig mit großen Augen und drei

Schwanzfäden. Insekt: Mit zwei sehr langen Schwanzfäden. Schlüpft auf der

Wasseroberfläche.

Eintagsfliege Larve: Lebt in sauberen Bächen und Flüssen. Insekt: Lebt nur wenige Tage. Männchen tanzen in großen

Schwärmen Hochzeitsflüge am Gewässerufer.

vERWANdLUNgEN: von der Larve zum Insekt

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ERkUNdEN ...▼Viele Säugetiere, Vögel und Fische an Bach und Fluss sind gar nicht so leicht zu entdecken. Doch genaues Hinschauen lohnt sich!

Frecher Holzfäller Biber verändern ganze Flusslandschaften! Staudäm-me sind ihr Spezialgebiet – so machen sie aus Bächen und kleinen Flüssen verschwiegene Seen. An deren Ufer oder in deren Mitte thront ihre Ästeburg, in der sie ihren Nachwuchs aufziehen.

Geschickter Taucher Die Wasserspitzmaus lebt immer am Wasser und taucht nach Nahrung. Sie erbeutet unter Wasser klei-ne Fische und Wasserinsekten. Ihr Fell ist sehr dicht und wasserabweisend. Die Wasserspitzmaus steht bei uns auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Keschern bei NachtDie Wasserfledermaus kann wirklich keschern! Mit ihren Füßen und der Schwanzflughaut schnappt sie sich im Dunkeln Tierchen von der Wasseroberfläche.

Meistertaucher und SonnenanbeterDer Kormoran taucht nach seiner Beute – obwohl er kein besonders dichtes Gefieder besitzt. Deswegen muss er sich regelmäßig in der Sonne trocknen. Er ernährt sich überwiegend von Fisch, ist daher bei vie-len Anglern und Fischern nicht beliebt.

Fliegen unter Wasser Im Sommer taucht die Wasseramsel in klaren, schnell fließenden Gebirgsbächen nach Wasserinsekten, Schnecken und kleinen Fischen. Vorher wippt sie wie ein Zappelphilip am Ufer auf und ab.

Jogger am Ufer Den Flussuferläufer sieht man pausenlos an kiesigen Flussufern hin- und herrennen. Hier, zwischen den Steinen, hascht er nach Krebschen, Würmern und Insekten. Aufgescheucht ruft er schrill „hie-di-di-hie-di-di!“.

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Erkunden und Erkennen

… UNd ERkENNEN

Wächter der Eier Mit seinen großen Brustflossen krabbelt die Groppe des nachts über den Gewässergrund und stöbert hier Krebse, Würmer und Fischchen auf. Das Gelege der Groppe zwischen Steinen wird bis zum Schlüpfen der Jungfische vom Männchen bewacht und mit Frisch-wasser befächelt.

Steine beißen?Tatsächlich futtert der Steinbeisser Sand und Stein-chen, durchkaut das Gemisch nach Fressbarem und spuckt den Rest durch die Kiemenöffnungen wieder aus. Er kann nur in klaren Gewässern mit sandigem Grund überleben und gilt als stark gefährdet.

Nicht ohne meine Muschel!Die Jungfische des Bitterlings wachsen in einer lebenden Muschel auf – das ist ein perfektes Ver-steck und es gibt außerdem reichlich Nahrungsparti-kel zum Futtern. Die Larven der Muschel wiederum heften sich an die erwachsenen Fische und erreichen so neue Lebensräume.

Springender LeckerbissenDer Atlantische Lachs wandert zum Ablegen seiner Eier aus dem Meer bis in die Oberläufe unserer Flüs-se, wenn ihn nicht Staustufen und Wehre daran hin-dern.

Quer durch den Atlantik Dieser Fisch wandert gern! Zum Ablegen seiner Eier schwimmt der Aal flussabwärts bis ins Meer. Weit entfernt im Atlantik legt er seine Eier ab. Die Jung-fische finden den Weg zurück in unsere Flüsse. Wie, bleibt ihr Geheimnis.

Ein Urzeitfisch kehrt zurück Rund 200 Millionen Jahre hat die Art alles überlebt. Schnabelnase und Panzerplatten erinnern daran, dass es Störe schon zeitgleich mit den Dinosauriern gab. Ehemals in ganz Europa fast ausgestorben, kommt er durch konsequenten Artenschutz jetzt wieder lang-sam zurück.

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Fischotter gibt es nur noch wenige in Deutschland. Bejagung und Zerstörung sei-ner Lebensräume haben ihn als bundesweit gefährdet in die Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands gebracht. Die Gründe sind vielfältig: Sie wurden wegen ihres kostbaren Pelzes gejagt, weil es hervorragend gegen Kälte schützt. Da man außer-dem davon ausging, dass sich die Tiere ausschließlich von Fischen ernähren, wur-den sie als Konkurrenten des Menschen angesehen und auch deswegen getötet. Heute weiß man, dass Fische nur einen Teil ihres Speiseplans ausmachen. Insekten,

Lurche, Wasservögel, Kleinsäuger, Krebse und Mollusken wer-den ebenso verzehrt. Diese kulinarischen Vorlieben stellen ein ernstzunehmendes Problem für die Otter dar, sind die Beutetiere doch oft von Umweltgiften belastet. Heute kommen viele Otter auf Straßen zu Tode, denn die Tiere meiden Brücken, wenn diese keine Gelegenheit bieten, am Wasser entlang zu laufen. Fischot-ter weichen in solchen Fällen nicht selten auf benachbarte Stra-ßen aus, auf denen sie dann überfahren werden.

FISchOttER – BOtSchAFtER FüR vERNEtztE AUEN

Das dichte Fell des Fischotters schützt hervorragend gegen Kälte: 50.000 Haare wachsen einem Otter je Quadratzentimeter Haut, ein Mensch hat dagegen höchstens 120 Haare auf der gleichen Fläche.

Verkehrsopfer Fischotter

▼Hilfe für den Otter!Ein wichtiges Anliegen des Fischotterschutzes ist es, Gewässer zu vernetzen, und Straßen für den Fisch-otter passierbar zu machen. Dazu zählt auch der umweltverträgliche Ausbau ottergerechter Brücken, unter denen es flache Ufer oder Laufstege gibt, an denen die Tiere entlanglaufen können.

Neben dem Straßenverkehr gehören Fischreusen heu-te noch zu den häufigsten Todesursachen beim Fisch-otter. Die Netze der Reusen bestanden zu früheren Zeiten aus pflanzlichen Garnen, beispielsweise Hanf. Ein hineingeratener Otter konnte sich zumeist hin-

durchbeißen und entkommen. Bei den heute ver-wendeten Kunststoffreusen gibt es für die Tiere kein Entrinnen mehr. Eingedrungene Fischotter finden den Weg nicht mehr hinaus und müssen ertrinken.

Fischer und Naturschützer suchen bereits gemeinsam nach Lösungen: Verschiedene Typen von Reusengit-tern, die in der Einstiegskehle einer Reuse eingenäht werden und so verhindern, daß der Otter in die Reuse gelangen kann, wurden bereits erfolgreich entwickelt und erprobt. Doch die Suche nach der besten Lösung geht weiter!

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Durch sein leuchtend türkis-blaues Gefieder und sei-nen orangeroten Bauch beeindruckt dieser kleine Exot, den der NABU 2009 zum Vogel des Jahres kür-te. Als sogenannter Stoßtaucher stürzt er sich blitz-schnell ins Wasser, um im Sturzflug Fische zu fangen. Sein Nest, die sogenannte Brutröhre, baut er an hohen Steilwänden oder Abbruchkanten – vornehmlich an Flüssen und Bächen, aber auch an Seen und Teichen. Das Wasser muss langsam fließen und vor allem klar sein, damit der kleine Fischjäger seine Beute erkennt.

Neben den natürlichen Feinden wie Kälte, Hochwas-ser und Greifvögeln, stellte vor allem der Mensch in der Vergangenheit eine Gefahr für die Eisvögel dar.

EISvOgEL – BOtSchAFtER FüR LEBENdIgE FLüSSE

Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts wurde der far-benprächtige Vogel viel zu oft Opfer der Menschen, weil Fischer und Angler meinten, der Eisvogel redu-ziere ihre Bestände. Durch den Ausbau und die Begradigung der Fließgewässer gingen zudem viele Brutplätze verloren. Natürlich gewundene Fluss- und Bachläufe, die sich im Laufe der Zeit in die Landschaft „eingraben“ und an Prallhängen steile Abbruchkanten bilden, sind vielerorts begradigten Kanälen gewi-chen – Eisvögel können hier keine Brutröhren anle-gen. Zudem finden die Eisvögel an betonierten Ufern keine umgestürzten Bäume oder ins Wasser ragende Äste, die sie als Ansitzwarte für den Fischfang benö-tigen.

▼Hilfe für den Eisvogel!Die wichtigste Maßnahme zum Schutz des Eisvogels ist der Erhalt vielgestaltiger, sich immer wieder ver-ändernder Gewässerlandschaften und die Renatu-rierung ausgebauter Gewässer. Flüsse und Bäche, die ihren Lauf verlagern dürfen und dabei Steilufer, Flach-wasserzonen und Altarme immer wieder neu schaf-fen, bieten ein reiches Nahrungsangebot, Ansitze und Brutmöglichkeiten. Davon profitiert nicht nur der Eisvogel, sondern eine Vielzahl von Tieren und Pflan-zen der Auen.

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Fischotter und Eisvogel

Bruthöhle

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▼Flüsse sind seit Menschengedenken wichtige Trans-port- und Verkehrswege. Die Binnenschifffahrt stellt einen wichtigen Teil der Verkehrsinfrastruktur, aber auch der Volkswirtschaft dar, weil insbesonde-re wichtige Massengüter wie Brennstoffe, Sand und Contai ner auf diesem Wege transportiert werden. Da moderne Schiffe bis zu 3,50 Meter oder mehr Tief-gang haben, werden die wichtigen Schifffahrtswege oftmals ausgebaggert. Die Bundeswasserstraßen, auf denen sich die meisten Transportschiffe bewegen, hat sich der Mensch mehr und mehr zu Eigen gemacht, indem er künstliche Kanäle angelegt, und Schleusen und Schiffshebewerke dort eingebaut hat, wo Höhen-unterschiede zu überwinden sind. Diese künstlichen Kanäle machen 25% der insgesamt 7300 km Binnen-wasserstraßen Deutschlands aus.

Ein einziges Güterschiff kann zwei Güterzü-ge oder rund 160 LKW ersetzen. Die größ-ten Fluß-Frachter sind 135 mal 21 Meter groß und können über 9.000 Tonnen Fracht transportieren! Die wichtigsten deutschen Flüsse für die Binnenschifffahrt sind Rhein, Main, Donau, Mosel, Neckar, Weser, Elbe und Oder. Zusätzlich von großer Bedeutung sind die extra für die Schifffahrt angelegten Kanäle: Der Mittellandkanal, der Elbe-Havel-Kanal, der Elbe-Seitenkanal, der Main-Donau-Kanal, der Oder-Havel-Kanal, der Dort-mund-Ems-Kanal, der Rhein-Herne-Kanal, der Datteln-Hamm-Kanal und der Weser-Datteln-Kanal.

Naturschutz und der Ausbau von Flüssen stehen immer in einem Spannungsfeld. Doch der Einsatz von naturnahen Baustoffen und -techniken können viele Folgen mildern. Dies kann auch an Bundes-wasserstraßen erfolgreich sein und wichtige Tritt-steine für viele Arten schaffen, die sonst keinen Platz mehr finden. Das Wasserstraßennetz muss aus Sicht des Naturschutzes regelmäßig auf seine Wirtschaft-lichkeit und die mit Blick auf den Klimawandel zu erwartenden Veränderungen in der Wasserführung neu bewertet werden. Unrentabel gewordene Stre-cken müssen zurückgebaut werden. Aber auch an bestehenden Bundeswasserstraßen muss Stelle für Stelle überprüft werden, ob nicht „weniger“ möglich ist: weniger Verbauung, weniger Regulierung – aber mehr lebendige Flüsse.

WASSERStRASSEN …Frachtschiff auf dem Rhein Burg Katz am Rhein

Rhein bei Duisburg

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Info WasserkraftRund 16 Prozent der Energie weltweit wird durch die alternative Energie Wasserkraft gewonnen. In Deutschland sind es 3,5 % (die wichtigste erneu-erbare Energiequelle Deutschlands ist die Wind-energie).

▼ Schon seit Urzeiten nutzt der Mensch die Wasser-kraft. Früher wurde damit gemahlen, heute wird mit Wasserkraft in Deutschland fast ausschließlich elek-trischer Strom erzeugt. In über 90 % der Anlagen wird jedoch weniger als zehn Prozent des Gesamtbetrages an Wasserkraftstrom erzeugt, da nur Großkraftwerke ertragreich und effizient arbeiten. Ende 2008 waren in Deutschland rund 7.300 Kleinwasserkraftanla-gen in Betrieb, die ca. acht Prozent des Wasserkraft-stroms produzieren. Der Rest stammt aus mittleren und großen Anlagen, von denen es rund 350 Wasser-kraftwerke gibt. Um Energie aus Wasserkraft zu gewinnen, ist es immer erforderlich, das Wasser auf-zustauen. Dies zerstört die natürliche Dynamik eines Flusses komplett, zudem werden andere Bereiche wie zum Beispiel Flussauen überflutet. Anlagen mit einer Leistung unter einem Megawatt sollten daher zurück-gebaut werden, da im Verhältnis zur gewonnenen Strommenge der verursachte Schaden am Gewässer zu gross ist.

Wasserstrassen und Wasserkraft

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Flusskraftwerk an der Enns, Österreich

Wassermühle im Schwarzwald

… UNd WASSERkRAFt

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SINd dEUtSchLANdS FLIESSgEWäSSER gESUNd? ▼Verbaut, begradigt und vergiftet – aus den meisten unsere Flüsse wurden durch das Abschneiden der Auen und Schlingen, durch den Bau von Deichen, Spundwänden und Staustufen verbaute Fluss-Kanäle. Im kanalisier-ten, ausgeräumten Flussbett finden Fische und andere Wassertiere keinen Unterschlupf mehr, Staustufen und Wehre bedeuten für wandernde Fischarten wie Lachs und Aal das Aus und an gleichförmigen Flussufern findet der Eisvogel keinen Platz mehr zum Brüten. Während ein Fluss mit Mäandern, Altwässern und Nebenläufen viel Wasser aufnehmen und speichern kann, ging uns dieser natürliche Hochwasserschutz mit der Verbauung unserer Flüsse verloren.

Hohe Wasser Schon immer zogen Flüsse Menschen in ihren Bann. Hier gab es wert-volles Trinkwasser und Fische, Holz und Steine konnten geflößt und Siedlungen errichtet werden. Schon unsere Vorfahren aus der Jungstein-zeit bauten weit genug oberhalb des Wassers, oder sogar auf künstlichen Hügeln oder Pfählen. Sie wussten, dass nach starken Regenfällen und zur Zeit der Schneeschmelze das Tal rechts und links des Flussbettes überflu-tet würde. Spätestens seit der Industrialisierung im 18. und 19 Jahrhundert sorgten Riesenbagger und anderes Gerät für grundlegende Änderungen: Fluss-betten wurden ausgebaggert, um besser schiffbar zu werden, der Flusslauf kanalisiert, begradigt und in Deiche oder Betonwände gepresst. Mit dra-matischen Folgen für Pflanze, Tier und Mensch: Wo ein Fluss auf kürze-rer Stecke fließen muss, da fließt er umso schneller und wilder. Und dort, wo Wasser nicht ausweichen kann, bricht es sich schließlich seinen Weg und überflutet schließlich Dörfer und Städte.

Auen – artenreich und beinahe ausgestorbenAn Flüsse angrenzende, regelmäßig überschwemmte Flächen heißen „Au“ oder „Aue“ – ein Begriff aus dem Mittelhochdeutschen, der nichts anderes heißt als „Wasser“. Fließgewässer und Auen bilden eine eng vernetzte, untrennbare Einheit: Hier begleiten Altarme und kleine Seitengewässer den eigentlichen Flusslauf, stehen oft bei Hochwasser wieder mit ihm in Verbindung und fallen ansonsten teilweise sogar trocken. Die meisten Auen Deutschlands sind heute jedoch von ihren Fließgewässern abgeschnitten.Viele Auentiere und -pflanzen sind Spezialisten: Dau-erhaft „nasse Füße“ vertragen sie ebenso wie ein dau-erhaftes Austrocknen der Böden. Trotz oder gerade wegen dieser kompliziert erscheinenden Umstände ist die Artenvielfalt der Auen beeindruckend: über 1000 Käferarten, mehr als 500 Großschmetterlingsar-ten und rund 85% unserer bedrohten Fischarten wie Zingel und Streber sind hier zu Hause.

Emscher bei Dortmund Stahlwerk an der Saar

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▼Pflanzliche InvasorenKanadische Wasserpest, Indisches Springkraut und Kaukasische Herkulesstaude – diese Pflanzen haben eines gemeinsam: Sie vermehren sich rasant und ver-drängen viele heimische Arten. Die aus Nordame-rika stammende Wasserpest verdrängt heimische Arten und verstopft sogar Staustufen und Wehre; das Indische Springkraut bildet sehr dichte Bestände und die riesige Herkulesstaude enthält ein Kontaktgift, das zusammen mit Sonneneinstrahlung zu schweren Ver-brennungen beim Menschen führt.

Tierische InvasorenAusgesetzt vom Menschen oder ohne es zu ahnen von ihm mit der Schifffahrt verbreitet, haben sich auch tierische Invasoren ausgebreitet, mit zum Teil verhee-rende Folgen für die heimische Tierwelt: der amerika-nische Edelkrebs brachte nicht nur die Krebspest mit, sondern ist selber dagegen resistent und ist toleranter gegenüber Wasserverschmutzungen. Der heimische europäische Flußkrebs hatte dem wenig entgegenzu-setzen und ist fast ausgestorben. Mit dem Ballastwasser von Schiffen wurde die chine-sische Wollhandkrabbe mit ins Land gebracht: heute findet sie sich in den meisten Flüssen bis ins Alpen-vorland und wird sogar von Fischern gewinnbrin-gend gefangen und an Restaurants verkauft.

UNERWüNSchtE EINWANdERER

Unerwünschte Einwanderer

Amerikanischer Flusskrebs Kanadische Wasserpest

Chinesische Wollhandkrabbe

Kaukasische Herkulesstaude

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▼Bäche und Flüsse sind für den Naturschutz eine der größten Herausforderungen, denn sie sind gleicher-maßen für die biologische Vielfalt als auch für die menschliche Nutzung von großer Bedeutung. Vom Wunsch, das Gewässer als Transportweg zu nutzen, als Freizeitort oder als Lieferant von Trinkwasser bis hin zum notwendigen Schutz von Menschen, Flächen und Gebäuden vor Hochwasser müssen lebendige Flüsse viele Interessen in Einklang bringen.

Aktiver Naturschutz am und im Fließgewässer löst dabei gleichzeitig auch viele Probleme des Hoch-wasserschutzes: Können sich Hochwässer gefahrlos in Auen ausbreiten, sind an anderer Stelle z.B. Sied-lungen effektiv und kostengünstig vor Hochwas-serspitzen geschützt. Nachhaltiger Naturschutz am

Fließgewässer erfordert daher immer auch die groß-flächige Einbeziehung der umgebenden Flächen, was bei der heutigen intensiven Nutzung der Ufer viele Konflikte mit sich bringt. Umso wichtiger ist es, von Anfang an möglichst viele Betroffene und Interessier-te in die Entwicklung des Naturschutzes und seiner Umsetzung mit einzubeziehen.

Verbündete für den Naturschutz finden sich dabei an vielen Stellen: Fischer, für die natürliche Gewäs-ser die Voraussetzung für einen erfolgreichen Fang sind, Hochwasserschützer, die begreifen, das rein technische Lösungen auf Dauer nicht ausreichen, Menschen am Fluss, die eine lebenswertere Heimat wollen.

NAtURSchUtz IM FLIESSgEWäSSER

▼Lebensraum HavelDie Untere Havel ist ein weit verzweigter, mäan-drierender Fluss von außerordentlicher Standort-vielfalt. Etwa 1.000 bedrohte und geschützte Arten wurden hier nachgewiesen – was einzigartig ist in Deutschland und Mitteleuropa. Neben ihrer Funk-tion als Rückzugs- und Geburtsstätte bedrohter Arten hat die Untere Havelniederung eine einzigar-tige Bedeutung als Rast- und Überwinterungsraum wandernder Vogelarten. Seeadler, Fischadler, Kiebitz, Bekassine, Rotschenkel, Uferschnepfe, Flussuferläu-fer, Uferschwalbe, Eisvogel, Großer Brachvogel und Wachtelkönig, viele seltene Fischarten und auch der Fischotter sind hier zu finden.

▼NABU-Großprojekt zur Renaturierung der Unteren Havel Der NABU wird zusammen mit dem Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt innerhalb von 13 Jahren die Untere Havel naturnah gestalten. Nun soll die Havel wieder ein lebendiger Fluss werden, ein wertvoller Lebensraum für typische Pflanzen und Tiere einer Flussaue.Dafür sollen Altarme angeschlossen, Uferbefesti-gungen zurück gebaut, Unterhaltungsbaggerungen vermindert, alte Flutrinnen aktiviert und Fischwan-derhilfen errichtet werden. Das Projekt kommt dabei nicht nur dem Natur- und Gewässerschutz zugute, es bietet Chancen für die Entwicklung der ganzen Region. Infos unter www.NABU.de/unterehavel

Untere Havel

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Naturschutz im Fließgewässer

▼ „Lebendiger Rhein“Das NABU-Projekt, „Lebendiger Rhein-Fluss der tausend Inseln“ hat mit der Hil-fe vieler Förderer wie der Deutschen Bundestiftung Umwelt in 15 Modellprojekten zwischen Iffezheim in Baden-Württemberg und der niederländischer Grenze mit Mauern oder Steinen befestigte Ufer wieder der natürlichen Gestaltung des Flusses übergeben. Mit dem NABU-Projekt wurden Beispiele geschaffen, die zeigen, dass es durchaus möglich ist, dem Rhein als einen der massivst verbauten und ver-kehrsreichsten Ströme weltweit, Teile seiner Ufer und Auen zurückzugeben. Trotz vermeintlich schwieriger Zuständigkeiten am Rhein zwischen Bundesländern, Wasserstraßenverwaltung, Kommunen, Naturschutzverbänden und UNESCO ist es gelungen, eine gute Lösung für alle Beteiligten zu kommen.

Etwa 11.500 Kubikmeter Uferbefestigung ließ der NABU allein an Ober- und Mit-telrhein abtragen und Strombauelemente wie Leitwerke ökologisch umgestalten. 2,4 Kilometer Ufer wurden revitalisiert. Für Rote-Liste Arten wie z.B. Flussregen-pfeifer und Barbe wurde neuer Flusslebensraum geschaffen. Ein weiterer Kilo-meter Uferrückbau folgt noch in diesem Jahr. An Mittel- und Niederrhein sollen durchströmte Seitenarme dem Fluss in Zukunft ein Stück von seinem alten Gesicht wieder geben.

Fische kennen keine GrenzenJeder Fisch benötigt drei verschiedene Lebensräume: einen zum Fressen, einen, wo er Schutz findet und einen, wo seine Nachkommen aufwachsen. Bei manchen Fischen wie dem Aal sind diese Lebens-räume Abertausende von Kilometern von-einander entfernt! Wo hohe Staustufen und Sohlabstürze den Flusslauf durchbre-chen, wo falsch gebaute Wasserkraftanlagen zum Wegweiser in tödliche Fallen werden, endet für diese Fische ihre Wanderung – und damit auch ihre Fortpflanzung.

Flüsse müssen durchgängig sein Nicht nur Lachs, Forelle und Aal müs-sen wandern – etliche Fischarten, darun-ter auch der berühmte Stör müssen es, um sich erfolgreich fortpflanzen zu können. Und, weniger bekannt aber nicht weniger wichtig: Etliche Kleintiere wandern eben-falls! Dazu muss ein Fluss durchgängig sein – von seiner Mündung ins Meer bis hoch hinauf zur Quelle samt Nebengewässern und Altarmen, die für viele Fische wichtige Laichplätze darstellen. Mit der Verbauung unserer Flüsse durch Wehre und Staustufen schneiden wir diesen Tieren ihren Weg ein-fach ab. Nährstoffeinträge sorgen zudem für die Verschlammung ehemals kiesiger Fluss-betten – so sind nach Angaben der Welt-naturschutzunion (IUCN) von den 522 europäischen Fischarten heute bereits 200 Arten bedroht.

Die Umweltminister aller Rheinanliegerstaaten arbeiten im „Rheinprogramm 2020“ gemeinsam daran, weitgehende Verbesserungen des Ökosystems Rhein bis zum Jahr 2020 zu erreichen.

▼Der NABU hat in konkreten Renaturierungsprojekten an vielen Flüssen aufge-zeigt, wie an den meistbefahrenen Binnenwasserstraßen Europas wieder naturna-he Flussabschnitte und wertvolle Ökosysteme wachsen können.An der Elbe unterstützt der NABU die Bemühungen dem Wasser mehr Raum zu geben, im Nationalpark Unteres Odertal bemüht sich der NABU darum, wil-de Auwälder an der Oder neu entstehen zu lassen und kämpft an der Donau mit dem Landesbund für Vogelschutz für die Rettung der letzten freifließenden Flus-sabschnitte. Aber selbst am meistbefahrensten Fluss Deutschlands, dem Rhein, kann der Natur neuer Raum geschaffen werden.

Altrhein bei Mannheim

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▼Fließgewässer halten sich nicht an Landesgrenzen. Ob Donau, Oder, Elbe oder Rhein – von ihrer Quel-le bis zur Mündung durchfließen sie gleich mehre-re Nachbarländer, verbinden Menschen, Arten und Lebensräume.

Die Donau ist als zweitgrößter Fluss in Europa Spit-zenreiter: sie verbindet von den Alpen bis zum Schwarzen Meer elf Länder, bietet entlang ihrer Ufer Verbindungen zwischen den Lebensräumen der kon-tinentalen Steppen bis zur Bergwelt. Und sie ist mit den letzten ursprünglichen Auwaldresten Westeuro-pas die Heimat unzähliger bedrohter Arten. Ihr Del-ta ist vermutlich das artenreichste Europas, selbst der Stör ist hier noch zu finden.

Von seinen Quellflüssen in den Alpen bis zu seiner Mündung ins Wattenmeer der Nordsee durchfließt der Rhein auf einer Länge von 1320 km immer-hin neun verschiedene Länder: die Schweiz, Öster-reich, Italien, Frankreich, Lichtenstein, Luxemburg, Deutschland, Belgien und die Niederlande.

Ob Donau, Rhein, Oder, Elbe – sie alle sind als die „Autobahnen der Biologischen Vielfalt“ Mittler und Wegbereiter für unzählige Arten. Sie alle teilen aber auch das Schicksal mit unzähligen anderen Was-serstraßen: verbaut, an einigen Strecken grob kana-lisiert, von ihrer Aue zumeist abgeschnitten. Um so dringender ist hier der Arbeitsbedarf: nicht nur Gemeinden, auch Nationalstaaten, Bundesländer und Kulturen müssen zusammengebracht werden, um gemeinsam Stück für Stück, überall dort wo es mög-lich ist, den Flüssen mehr Leben einzuhauchen.

An vielen Stellen Europas geht die Entwicklung jedoch in die völlig andere Richtung; in der Oder werden wieder Staustufen geplant, die im Namen des Hochwasserschutzes und der Wasserkraft die Lebens-ader zerschneiden sollen, die Elbe soll in ihrem Mün-dungsbereich durch umfangreiche Baggerarbeiten grundlegend verändert und industrialisiert werden und selbst in der Donau sind neue Staustufen geplant.

FLIESSgEWäSSER EUROpAWEIt Elbe bei Hitzacker

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Fließgewässer europaweit

Naturschutz im Wasser – europaweit Am 7. September 2000 wurde die EG-Wasserrahmen-richtlinie, kurz WRRL verabschiedet. Damit ist die Gewässerbewirtschaftung erstmalig europaweit auf eine einheitliche, ökologische und sozial verträgliche Grundlage gestellt worden. Die Hauptziele mit der Zeitvorgabe 2015 sind das Erreichen des

• guten, ökologischen und chemischen Zustands aller natürlichen Oberflächengewässer in der EU.

• guten ökologischen Potenzials und guten che-mischen Zustands für künstliche und natürliche, aber erheblich veränderte Gewässer.

• guten chemischen und mengenmäßigen Zustands des Grundwasserkörpers.

Karte der Fließgewässer-Einzugsgebiete Europas: Grüne Flächen zeigen große Flüsse mit nationalen Einzugsge bieten, rote Flächen wie z.B. das Rhein-Einzugsgebiet erstrecken sich über Landesgrenzen hinaus.

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pROBLEME...

1.4.5.2.

3.

Fehlende VielfaltNatürliche Fließgewässer bieten vielfältige Lebens-räume, haben zerfranste Ufer und schlängeln sich in zahlreichen Windungen durch die Landschaft. Die ständige Änderung der Fließrichtung und der zer-klüftete Bodengrund verändern dabei den Wasser-fluss. Durch Ausbaggerung, Uferbefestigung und Begradigung haben wir unsere Flüsse in regelrechte Rutschbahnen verwandelt, auf denen das Wasser nur so dahin schießt. Tiere und Pflanzen finden keine Lebensräume und der Fluss ist von der Aue getrennt. Auf diesen „Wasserstraßen“ fließt zudem das Was-ser viel zu schnell ab und das, was im Oberlauf die Menschen schützen kann, führt dann im weiteren Gang des Flusses zu Hochwasser und Überschwem-mungen.

Zerschnitten und zerteiltUm das Wasser der Bäche und Flüsse für die Wasser-kraft oder die Schifffahrt zu nutzen, zerteilen Däm-me, Staustufen und Wehre den natürlichen Lauf der Flüsse. Die Zerschneidung der Gewässer ist eine der gravierendsten Eingriffe die der Mensch verursacht. Lebensräume und Arten werden getrennt, wandernde Arten aufgehalten. Insbesondere dort, wo das Wasser durch Turbinen geschickt wird, verenden zudem viele Fische bei dem Versuch den Fluss vom Ober- zum Unterlauf zu durchschwimmen.

Nährstoffe und Gifte im WasserMit dem Regenwasser werden Nährstoffe und Gif-te vor allem aus der Landwirtschaft fortlaufend in unsere Bäche und Flüsse gespült. Zu immensen Kon-zentrationen mit dramatischem Fischsterben kann es dann in heißen Sommern kommen, wenn durch die Abbauprozesse zu viel Sauerstoff im Fluss ver-

braucht wird. Auch wenn starker Regen oder Hoch-wässer Pestizide und Nährstoffe in den Fluss waschen, schädigt dies die Lebewesen im Fluss. Die Fischzucht, wenn sie nicht ökologisch arbeitet, belastet Gewässer durch Nährstoffeinträge, Futter und Arzneimittelreste ebenfalls.

Verbauung der AuenAuen werden durch nicht angepasste Flächennut-zungen beeinträchtigt, z. B. Bebauung, Verkehrswege, intensive Landwirtschaft oder Abgrabungen. Uferbe-festigungen, Laufverkürzungen, Eintiefungen, Deich-bau, Querbauwerke, Stauhaltungen und – regional verschieden – seitliche Einengung oder auch unna-türliche Aufweitung des Gewässerbettes sowie die Entwässerung der Aue haben zu einem dramatischen Verlust an Lebensräumen geführt.

Reißende WasserEingezwängt in ein enges Korsett aus Deichen haben unsere Flüsse fast überall ihre Fähigkeit einge-büßt, ihre Hochwasser zu verteilen und auszuglei-chen. So wurden z.B. Elbe und Rhein um 4/5 ihres ursprünglichen Überschwemmungsbereiches redu-ziert, der Oberrhein um 1/4 seiner natürlichen Länge beraubt. Auch das Einzugsgebiet der Gewässer kann immer weniger Wasser speichern. So sind Hochwas-ser-Ereignisse, einst natürliche Elemente der Fluss-dynamik, heute für uns zu oftmals unkontrollierbaren Katastrophen geworden, die an den Unterläufen der Flüsse regelmäßig Bilder der Verwüstung hinterlas-sen. Es fehlen verbindliche Regelungen, um mehr Raum zu schaffen und die Landnutzung in den Auen daran anzupassen, das wieder mehr Wasser vom Land gespeichert und aufgenommen werden kann.

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... UNd LÖSUNgEN

Probleme und Lösungen

zU1. zU4.

zU5.zU2.zU3.

Lebendige Flüsse Das Flusssystem muss als Ganzes betrachtet werden. Wir müssen lernen, den Fluss wieder als Organismus zu verstehen und ihn im ganzen Einzugsgebiet zu ei-ner naturnahen, wasserspeichernden und lebendigen Struktur zurückentwickeln. Dabei ist es besonders wichtig, dass unsere Gewässer wieder mehr Raum bekommen. Deiche müssen rückverlegt und naturna-he Wälder in der Flussaue geschaffen werden. Bei der Verwaltung, dem Neubau und Ausbau von Bundes-wasserstraßen muss eine übergreifende Betrachtung des Gesamtvorhabens mit seinen Auswirkungen auf den gesamten Flussverlauf rechtlich festgelegt wer-den. Unrentable Bundeswasserstraßen sollten zurück-gebaut und wieder der Natur überlassen werden.

Frei fließende Flüsse Querverbauungen unserer Bäche und Flüsse müs-sen verhindert oder soweit wie möglich zurückge-baut werden. Wo Wasser aufgestaut werden muss, um Schifffahrt und Sicherheit für Menschen zu gewähren, sollte dies durch ökologisch verträgliche Stauwerke umgesetzt werden (bsp. Solgleiten). Wo das nicht möglich oder gewünscht ist, müssen die Folgeschä-den der Verbauung durch Fischtreppen und den Stau umgehende Gewässer gemildert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass sie das ganze Jahr über genü-gend Wasser führen, um Fischen und anderen Lebe-wesen die Wanderung flussauf- und flussabwärts zu ermöglichen.

Ökologischer LandbauDie landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet von Fließgewässern muss so geändert werden, dass die Böden wieder mehr Wasser aufnehmen können. Ökologischer Landbau ist dabei ein probates Mittel,

verheerende Ausmaße von Hochwasser einzudäm-men. Vor allem die geringere Versiegelung des Bodens und somit eine bessere Durchlässigkeit für Wasser sind die enormen Vorteile der Öko-Flächen: Der Regenwurm ist im ökologischen Landbau sieben-mal häufiger zu finden, als auf konventionell betrie-benen Äckern. Felder, die von Regenwürmern ständig aufgelockert werden, haben eine doppelt so hohe Wasserspeicherkapazität und können große Men-gen Flüssigkeit besser aufnehmen und Überschwem-mungen vermeiden.

Auen schützenFür die an ein Fließgewässer angrenzenden Auen müssen die Landnutzungsformen festgeschrieben wer-den, die die Belange des Hochwasserschutzes, des Natur schutzes und der Gewässerreinhaltung glei-chermaßen erfüllen. Diesen Ansprüchen werden nur exten sive ökologische Grünlandnutzung (Mähwie-sen, Weiden) und Auwälder gerecht. Die Ausweisung von Bauland in der Aue sollte vollständig unterlassen werden, um nicht zusätzliche Gefahren für Mensch und Umwelt zu riskieren. Zudem bedarf es der Aus-weisung von Gewässerrandstreifen, die entlang der Gewässer mindestens 25 m breite Freiräume lassen, die nicht oder nur extensiv ohne Dünger und Giftein-satz bewirtschaftet werden. So können Lebensräume entlang des Flusses vernetzt und zusammen mit der Entwicklung von Auwäldern Gewässer sauber gehal-ten werden.

Ökologischer HochwasserschutzVor allem an unseren großen Strömen benötigen wir dringend wieder zusätzliche Überschwemmungsflä-chen als Hochwasserschutz. Denn nur der Wasser-rückhalt an möglichst vielen, geeigneten Stellen des Flussverlaufs trägt dazu bei, Hochwasserspitzen bereits an den Oberläufen abzuflachen. Wo immer möglich, müssen frühere, als Hochwasser-Rückhalte-becken geeignete Überschwemmungsflächen zurück-gewonnen und Deichlinien konsequent zurückverlegt werden. Hierbei ist einer ökologischen Gewässerent-wicklung mit natürlicher Überschwemmungsdyna-mik Vorrang gegenüber technischen Maßnahmen des Hochwasserschutzes einzuräumen. Dies ist unse-re Chance, gleichzeitig einem der artenreichsten Öko-systeme Mitteleuropas, der Flussaue, wieder neuen Lebensraum zu bieten.

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▼Ökolebensmittel mindern HochwasserÖkologischer Landbau verbessert nicht nur die Was-serqualität, weil er keine Pestizide nutzt und maßvoll mit Dünger umgeht, sondern hilft auch das Risiko von Hochwasser zu minimieren, da auf Flächen des Öko-landbaus so gewirtschaftet wird, das sie Wasser besser aufnehmen und speichern können. Mit jedem Ein-kauf können Sie so zum nachhalti geren Umgang mit unseren Ressourcen und beitragen und zudem dafür sorgen, das vielleicht schon das nächs te Hochwasser die Menschen am Fluss nicht ganz so hart trifft.

Prachtlibelle

Posthornschnecke

Gesundes Wasser – gesunder FischKaufen Sie mit dem Biosiegel ausgezeichneten Fisch. So unterstützen Sie saubere Gewässer, denn der so ausgezeichnete Fisch stammt aus ausgezeichneter, nachhaltig wirtschaftender Aquakultur, die Grund-wasser und Gewässer nicht belastet.

• Die Fische haben mehr Platz als in herkömm-lichen Aquakulturen und sind damit weniger anfällig für Krankheiten.

• Die Fische werden ohne übermäßige Mastfutter-gabe, Medikamente und Hormone aufgezogen.

• Es werden keine giftigen Chemikalien gegen Algenbewuchs und Parasiten eingesetzt.

So sind die entstehenden Abwässer belastet und ver-schmutzen die Gewässer kaum noch.

dAS kÖNNEN SIE tUN!

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▼Der Weg der Achtsamkeit Wasser achten heißt Wasser sparen: nutzen Sie was-sersparende Geräte, gießen Sie im Garten doch ein-fach mit dem Regenwasser, das sich auf dem Dach sammelt. Verzichten Sie zum Schutz unseres Grund-wassers auf den Einsatz von Giften und Dünger im Garten. Selbst in der Stadt lässt sich dem Wasser hel-fen: durchlässiges Pflaster auf dem Parkplatz und ein naturnaher Garten helfen ebenso wie Dachbegrünung Wasser seinen natürlichen Weg gehen zu lassen.

BadetageAn vielen Flüssen gibt es heute feste Badetage: Hier versammeln sich Menschen am Fluss, um mit einem Bad in den kühlen Fluten ein Zeichen für einen bes-seren Umgang mit unseren Fließgewässern zu setzen.

Ufer sind sensibelViele Bereiche an Flüssen sind sensible Räume, in denen viele seltene Arten leben, die nicht immer eine Störung durch den Menschen vertragen. Daher heißt es Leben und Leben lassen: meiden Sie Schilf-gürtel, halten Sie Abstand von Nestern und Ruheplät-zen, auch wenn Sie auf dem Wasser unterwegs sind und achten Sie insbesondere in den Brutzeiten darauf, nicht Schaden an Gelegen auf Kiesbänken, an Steil-wänden oder natürlichen Kolken zu verursachen.

Unser Bach! Kennen Sie den nächsten Bach oder Fluss in Ihrer Gemeinde? Wissen Sie seinen Namen, wo er ent-springt, wo er mündet und wie es ihm geht? Lernen Sie Ihr Fließgewässer kennen und passen Sie darauf auf. Gelangen Abwässer hinein? Wirft jemand seinen Müll ans Bachufer? Versperren möglicherweise unnö-tige Hindernisse wandernden Tieren den Weg?

▼Sicher am Wasser• Gehen Sie nie allein ans Wasser, Kinder

sollten immer von einem Erwachsenen begleitet werden!

• Schonen Sie Pflanzen und Boden an Ufer und Gewässer!

• Halten Sie Abstand von Nistplätzen, Schilf-gürteln und anderen sensiblen Bereichen, insbesondere während der Brutzeit.

• Gefangene Tiere bitte wieder freilassen nach ihrer Untersuchung! Sie gehören in die Natur.

• Fragen Sie im Zweifel beim örtlichen NABU nach geeigneten Stellen, um Ihren Bach zu erkunden. Unsere Ortsgruppen helfen Ihnen gern! Bei fremden Grundstücken fragen Sie bitte auch den Besitzer, ob Sie „Ihren“ Bach erkunden dürfen.

Das können Sie tun!

▼Der Fließgewässertest Mit ein bisschen Übung sieht man eigentlich schon auf den ersten Blick, wie gut ein Bach oder Fluss ist: Schlängelt er sich in sanften Kurven durch die Land-schaft, weist er natürliche Prall- und Gleithänge auf, ist er von Bäumen umgeben, das Wasser klar mit reich-haltigen Strukturen im Bachbett wie Wurzeln, Steine und Totholz, so sind das gute Zeichen. Fließt er hinge-gen schnurgerade ohne uferbegleitende Gehölze, feh-len Strukturen wie Steine oder Totholz, ist es um die Qualität des Gewässers sicher nicht so gut bestellt.

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Werden Sie Fluss-Pate!Saubere, unverbaute Bäche und Flüsse für Eisvogel, Fischotter und für unsere eigenen Kinder, dafür setzt sich der NABU als starke Gemeinschaft ein. Ob an Rhein, Donau, Elbe, Havel oder in Ihrem Landkreis – 1.200 Ortsgruppen des NABU sind deutschlandweit aktiv und freuen sich über Ihre Mitgliedschaft. Sie haben auch die Möglichkeit, eine Fluss-Patenschaft zu übernehmen. Damit verleihen Sie dem NABU ein größeres Gewicht, um gegenüber politischen Ent-scheidungsträgern stärker auftreten zu können. Mehr Infos finden Sie unter http://www.nabu.de

dAS kÖNNEN SIE tUN!

▼Kinderleicht den Bach erkunden Wie schnell ist das Wasser? Material: 10 m lange Schnur (Wolle), Stoppuhr, Rin-denschiffchen oder Stock

Zunächst mit der Schnur eine Uferlänge von zehn Metern abmessen. Ein Partner stellt sich mit der Stoppuhr bachabwärts ans untere Ende der Strecke. Er startet die Stoppuhr, wenn das Rindenschiffchen oder der Stock ins Wasser geworfen wird. Kommt das „Schiff “ an ihm vorbei, stoppt er die Zeit. Das sollte mehrmals wiederholt werden. Spannend ist es, ver-schiedene Bachabschnitte miteinander zu vergleichen – wo fließt das Wasser am schnellsten?

▼So keschert man richtig! Material: Kescher oder Küchensieb, Eimer, mehre-re, helle Plastikschalen (z.B. leere Eispackungen oder Joghurtbecher), Becherlupe & Bestimmungsbuch, trockene Ersatz-Strümpfe

Auf den ersten Blick kann man die Tiere nicht entde-cken – natürlich nicht, sie müssen sich doch verste-cken! Sonst werden sie womöglich aufgefressen oder mit der Strömung fortgerissen.

• Unter Steine und Äste im Uferbereich schau-en – am besten gleich Sieb oder Kescher in Strö-mungsrichtung davorhalten, denn beim Anheben werden die Tierchen schnell fortgeschwemmt! Dann den Stein oder Ast in eine helle, mit Was-ser gefüllte Schale legen – viele Tierchen kleben sich nämlich daran fest, um nicht fortgerissen zu werden!

• Mit der Hand vorsichtig im Bodengrund herum-wühlen – und wiederum das Sieb in Strömungs-richtung davorhalten. Viele Tiere graben sich im Untergrund ein!

• Eine Handvoll nasses Laub aus dem Uferbereich nehmen und in eine wassergefüllte Schale legen. Dann vorsichtig die daran sitzenden Tierchen abstreifen.

• Sanft die Wasserpflanzen unter Wasser abschüt-teln und sie mit Sieb oder Kescher durchstrei-chen. Libellenkinder und andere wasserlebende Insekten halten sich gern im Gewirr feinster Was-serpflanzen auf.

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Bücher und ...

▶ Engelhardt, Wolfgang: Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? Pflanzen und Tiere unserer Gewässer, 16., neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Kosmos 2008.

▶ Graw, Martina: Ökologische Bewertung von Fließgewässern, Schriftenreihe der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz Band 64, 4. Auflage, 2008.

▶ Hecker, Frank: Welcher Fisch ist das? Die Süß-wasserfische Mitteleuropas, Kosmos 2005.

▶ Hecker, Frank; Hecker Katrin: Das große Natur-erlebnisbuch: Entdecken, Tüfteln, Spielen, Ulmer 2009.

▶ Hecker, Frank; Hecker Katrin: Was lebt in Bach und Teich? Kosmos 2009.

▶ Hutter, Klaus-Peter (Hrsg.); Konold, Werner; Schreiner, Johann: Quellen, Bäche, Flüsse und ande-re Fließgewässer: Biotope erkennen, bestimmen, schützen, Weitbrecht 1996.

▶ Lauge, Bent; Tent, Ludwig: Lebendige Bäche und Flüsse: Praxistipps zur Gewässerunterhaltung und Revitalisierung von Tieflandgewässern, Edmund Siemers-Stiftung Hamburg, 2000.

▶ Matzke-Hajek, Günter: Auen leben – Infobro-schüre, Schriftenreihe der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz Band 70, 2007.

▶ Matzke-Hajek, Günter: Abenteuer Auen – Bach- und Flussauen erforschen für die Sekundarstufe Schriftenreihe der Vereinigung Deutscher Gewässer-schutz Bd. 72, 2007.

▶ Ryser, Jan; Beutler, Raymond: Fließende Was-ser: Flusslandschaften der Alpen und Mitteleuropas, Haupt Verlag, 2008.

▶ Patt, Jürgen (Hrsg.); Jürging, Peter; Baumgart, Heinz-Christian: Fließgewässer- und Auenentwick-lung: Grundlagen und Erfahrungen, Springer 2005.

LESEN UNd SURFEN

Lesen und Surfen

... Internet

▶ www.NABU.de

▶ www.nabu.de/themen/fluesse/lebendigefluesseAusführliche Infos zur Situation unserer Fließgewäs-ser, zu Ihrem Schutz und zu aktuellen Projekten im Fließgewässerschutz.

▶ www.bafg.deBundesanstalt für Gewässerschutz (BAFG).

▶ www.BfN.de/0324_gewaesser_u_auen.htmlDas Bundesamt für Naturschutz ist auch an Gewäs-sern aktiv.

▶ www.fliessgewaesserbewertung.de Grundlagen für eine deutschlandweite, standardi-sierte Bewertung von Fließgewässern nach den Vorgaben der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL).

▶ www.hochwasser-special.deInformationsportal zu Hochwasser und Fließ-gewässern – nicht nur für Kinder und Jugendliche.

▶ www.hochwasserzentralen.de/ Informationsdienst der Hochwasserzentralen in der BRD, Schweiz und Österreich.

▶ www.h2o-wissen.de/Rasche und umfassende Übersicht zu aktuellen Unterrichts- und Bildungsmaterialien zum Ge - wässerschutz bietet die Datenbank „H2O-Wissen“.

▶ www.klasse-wasser.deWasserwissen, -experimente, -spiele und Kopiervorlagen für Kinder.

▶ www.rudi-rotbein.deInfos, Aktionsideen, Camps und Projekte für Erwachsene und Kinder.

▶ www.umweltbundesamt.de/wasser/Wasserseiten des Umweltbundesamtes.

▶ www.umweltschulen.de/links/wasserlinks.htmlWasser im web: Umfangreiche Link-Sammlung für Erwachsene (insbesondere für Lehrkräfte und Erzie-her) und Kinder zu Umweltbildung und -erziehung in Deutschland, Europa und weltweit.

▶ www.wasserblick.netDas Portal der Bundesländer zur Wasserrahmen-richtlinie

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NABU vOR ORtNABU Baden-WürttembergTübinger Straße 15 • 70178 StuttgartTelefon: 07 11. 9 66 72-0Telefax: 07 11. 9 66 72-33E-Mail: [email protected]: www.NABU-BW.de

NABU-Partner Bayern – Landesbund für Vogelschutz (LBV)Eisvogelweg 1 • 91161 HilpoltsteinTelefon: 0 91 74.47 75-0Telefax: 0 91 74. 47 75-75E-Mail: [email protected]: www.LBV.de

NABU BerlinWollankstraße 4 • 13187 BerlinTelefon: 030. 9 86 41 07 oder 9 86 08 37-0Telefax: 030. 9 86 70 51E-Mail: [email protected]: www.Berlin.NABU.de

NABU BrandenburgLindenstraße 34 • 14467 PotsdamTelefon: 03 31. 2 01 55-70Telefax: 03 31. 2 01 55-77E-Mail: [email protected]: www.NABU-Brandenburg.de

NABU BremenContrescarpe 8 • 28203 BremenTelefon : 04 21. 3 39 87 72Telefax: 04 21. 33 65 99 12E-Mail: [email protected]: www.NABU-Bremen.de

NABU HamburgOsterstraße 58 • 20259 HamburgTelefon: 040. 69 70 89-0Telefax: 040. 69 70 89-19E-Mail: [email protected]: www.NABU-Hamburg.de

NABU HessenFriedenstraße 26 • 35578 WetzlarTelefon: 0 64 41.6 79 04-0Telefax: 0 64 41.6 79 04-29E-Mail: [email protected]: www.NABU-Hessen.de

NABU Mecklenburg-VorpommernArsenalstraße 2 • 19053 SchwerinTelefon: 03 85. 7 58 94 81Telefax: 03 85.7 58 94 98E-Mail: [email protected]: www.NABU-MV.de

NABU NiedersachsenAlleestraße 36 • 30167 Hannover Telefon: 05 11. 91 10 5-0Telefax: 05 11.9 11 05-40E-Mail: [email protected]: www.NABU-Niedersachsen.de

NABU Nordrhein-WestfalenMerowingerstraße 88 • 40225 Düsseldorf Telefon: 02 11. 15 92 51-0Telefax: 02 11.15 92 51-15E-Mail: [email protected]: www.NABU-NRW.de

NABU Rheinland-PfalzFrauenlobstraße 15-19 • 55118 Mainz Telefon: 0 61 31. 1 40 39-0Telefax: 0 61 31.1 40 39-28E-Mail: [email protected]: www.NABU-RLP.de

NABU SaarlandAntoniusstraße 18 • 66822 LebachTelefon: 0 68 81. 93 61 9-0Telefax: 0 68 81. 93 61 9-11 E-Mail: [email protected]: www.NABU-Saar.de

NABU SachsenLöbauer Straße 68 • 04347 Leipzig Telefon: 03 41. 23 33 13-0Telefax: 03 41.23 33 13-3E-Mail: [email protected]: www.NABU-Sachsen.de

NABU Sachsen-AnhaltSchleinufer 18a • 39104 MagdeburgTelefon: 03 91. 5 61 93-50Telefax: 03 91. 5 61 93-49E-Mail: [email protected] Internet: www.NABU-LSA.de

NABU Schleswig-HolsteinFärberstraße 51 • 24534 Neumünster Telefon: 0 43 21. 5 37 34Telefax: 0 43 21. 59 81E-Mail: [email protected]: www.NABU-SH.de

NABU ThüringenLeutra 15 • 07751 Jena Telefon: 0 36 41. 60 57 04Telefax: 0 36 41. 21 54 11E-Mail: [email protected] Internet: www.NABU-Thueringen.de

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Gewässerstrukturkarte

Quelle: Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA); Darstellung: Umweltbundesamt

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Leise plätschernde Rinnsale, tosende Wildbäche oder ruhig dahin fließender Strom – Fließge-wässer schaffen vielfältige Lebensräume, an die sich die verschiedensten Arten angepasst haben. Tauchen Sie mit dem NABU in eine Welt ein, in der die Veränderung der Alltag ist. Folgen Sie dem fein aufeinander abgestimmten Netzwerk zwischen Ufer, Aue und Fließgewässer und las-sen Sie sich ein, auf eine Entdeckungsreise zu Forelle, Eisvogel und Prachtlibelle.