Nachbarn

40
NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET Die Initiative ging von unten aus Vor 50 Jahren wurde die Euregio gegründet Zur Behandlung über die Grenze Marktwirtschaft im Gesundheitswesen setzt sich immer mehr durch Hier Diesel, dort Benzin Einkaufen jenseits der Grenze ist heute nichts Besonderes mehr Integration ist das Schlagwort Immer mehr Niederländer zieht es über die Grenze Vater nahm mir den Pass weg Liebe über die Grenzen hinweg hatte schon früher ihre Tücken Guten Morgen, Herr Professor Das D-Team überspült die niederländischen Universitäten und Hochschulen Mit dem Zug zum Wochenmarkt Bahnverbindung zwischen Gronau und Enschede wird gut angenommen Dienstag, 23. September 2008

description

Nachbarn- Zusammenleben im Grenzgebiet

Transcript of Nachbarn

Page 1: Nachbarn

NACHBARNZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Die Initiative ging von unten ausVor 50 Jahren wurde die Euregio gegründet

Zur Behandlung über die GrenzeMarktwirtschaft im Gesundheitswesen setzt sich immer mehr durch

Hier Diesel, dort BenzinEinkaufen jenseits der Grenze ist heute nichts Besonderes mehr

Integration ist das SchlagwortImmer mehr Niederländer zieht es über die Grenze

Vater nahm mir den Pass wegLiebe über die Grenzen hinweg hatte schon früher ihre Tücken

Guten Morgen, Herr ProfessorDas D-Team überspült die niederländischen Universitäten undHochschulen

Mit dem Zug zum WochenmarktBahnverbindung zwischen Gronau und Enschede wird gut angenommen

Dienstag, 23. September 2008

Page 2: Nachbarn

BESTE ERREICHBARKEIT KURZE WEGE GÜNSTIG PARKEN WWW.FMO.DE

MÜNCHEN10 MAL TÄGLICH

FRIEDRICHSHAFEN/

BODENSEEALPEN

PARIS2 MAL TÄGLICH

BERLIN2 MAL TÄGLICH

L INIE. LOW-COST. TOURISTIK.

MEINE WELT.

FERIENMITTELMEERKANARENROTES MEER

WELTWEITVIA FRANKFURT,MÜNCHEN, PARIS,BERLIN, MALLORCA

Page 3: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 3

Das deutsch-niederländische Redaktionsteam der gemeinsamen Zeitung „Nachbarn – Zusammenleben im Grenzgebiet“ (vonlinks): Julia Henkel, Redakteurin der in Enschede erscheinenden Tageszeitung „De Twentsche Courant Tubantia“, FreimuthSchulze, Redakteur der „Grafschafter Nachrichten“, Martin Borck, Redakteur der „Westfälischen Nachrichten“, und Jan Haverka-te, Redakteur „De Twentsche Courant Tubantia“. Die vier Journalisten haben in vielen gemeinsamen Redaktionsbesprechungenin den Räumen der Euregio in Gronau und Glanerbrug das Konzept für dieses bisher einmalige grenzüberschreitende Projekterabeitet und selber den größten Teil der auf den nachfolgenden Seiten veröffentlichten Reportagen und Kolumnen geschrieben.

Für Sammler von Raritä-

ten ist diese Zeitung eine

Ausgabe zum Aufbewahren.

Es ist die erste Zeitung in

der Geschichte, die von nie-

derländischen und deut-

schen Journalisten für ihre

jeweiligen Leser gemacht

wurde. Sie erscheint heute

in einer Auflage von ca.

420 000 Exemplaren in den

niederländischen Grenzre-

gionen Twente und Achter-

hoek, im Münsterland und

in der Grafschaft Bentheim.

Der Inhalt ist der gleiche,

nur die Sprache ist verschie-

den.

Die Idee für diese Zeitung

entstand vor einem Jahr.

Rob Meijer, Sprecher der Eu-

regio, fragte damals bei den

Redaktionen von „De Twent-

sche Courant Tubantia“,

„Westfälische Nachrichten“

und „Grafschafter Nachrich-

ten“ an, ob wir im Jahr 2008

bereit seien, das 50-jährige

Bestehen der Euregio, des

Zusammenarbeitsverbandes

deutscher und niederländi-

scher Grenzgemeinden, ent-

sprechend zu würdigen.

Der Plan reifte damals

schnell. Es war in den zu-

rückliegenden 50 Jahren viel

passiert, alte Feindschaften

waren beseitigt worden.

Aber anstatt eine Zeitung

über Unterschiede zu ma-

chen, entschieden wir uns

für eine Zeitung über Ge-

meinsamkeiten. Wenn die

Grenze zwischen den Nie-

derlanden und Deutschland

denn tatsächlich ihre Bedeu-

tung verloren hatte, so frag-

ten wir uns, müsste es dann

nicht möglich sein, für das

gesamte Verbreitungsgebiet

unserer Tageszeitungen die

gleiche Zeitung zu machen?

Wir beschlossen, die Pro-

be aufs Exempel zu machen.

Die Zeitung kam in ein-

trächtiger Zusammenarbeit

zwischen den Redaktionen

unserer Tageszeitungen zu-

stande. Ob wir mit unserem

Auftrage erfolgreich waren,

können nur Sie als Leser be-

urteilen. Lassen Sie es uns

bitte wissen. Wir hoffen,

dass Sie ebenso viel Spaß

beim Lesen dieser Zeitung

haben wie wir ihn beim Ma-

chen hatten.

Reagieren? Schicken Sie

dann eine E-Mail an redakti-

[email protected]

Martin BorkJan HaverkateJulia HenkelFreimuth Schulze

Eine historische Zeitung

I N H A LT

Die Initiative ging von unten aus 3

Wenn die Euregio ein eigener Staat wäre 6

„Sch . . . Bürokratie! Siesind ein Grenzfall“ 8

Zur Behandlung über die Grenze 10/11

Auf deutsche Patienten eingestellt 12

KonkurrenzGesundheitswesen 13

Augenklinik Ahaus: 9000 Operationen jährlich 14

Grenzgänger haben es heute leichter 15

Am Fußball schiedensich die Geister 17

Hier Diesel,dort Benzin 18/19

Die Landschaft fasziniert 18

Trip über die Grenze längstselbstverständlich 19

Oranje war zum Füchten 20

Filiale jenseits der Grenze 21

Integration ist das Schlagwort 22/23

Der ganz große Boom ist erst einmal vorbei 22

Ein Dirigent aus Eggerode 23

Vater nahm mir den Pass weg 25/26/27

Holländischer Abend – deutscher Abend 25

Auf Holländisch trauen auf der Burgin Bad Bentheim 27

„Man spricht Deutsch“ 28

Guten Morgen,Herr Professor 29/31/32

Niederländisch eine Art Deutsch für Anfänger 31

Mit dem Zug zumWochenmarkt 33/34/35

Ein halber Deutscher 35

Der Verkehr rollt 36

Halt! 37

FMO zählt immer mehr Niederländer 38

Lederhosen 39

Gesamtauflage

ca. 420.000 Exemplare

Dieses Produkt ist die Teil-ausgabe für den Landkreis Grafschaft Bentheim

HerausgeberGrafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG,

Coesfelder Hof 2,48527 Nordhorn,Tel. +49 (05921) 707-0

RedaktionMartin Bork, Westfälische Nachrichten

Jan Haverkate, De Twentsche Courant Tubantia

Julia Henkel, De Twentsche Courant Tubantia

Freimuth Schulze, Grafschafter Nachrichten

Guntram Dörr, Grafschafter Nachrichten (verantwortlich)

AnzeigenUlrich Schläger, Grafschafter Nachrichten

Matthias Richter, Grafschafter Nachrichten (verantwortlich)

Technische HerstellungGrafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG

Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn

I M P R E S S U M

NACHBARN ZUSAMMENLEBENIM GRENZGEBIETEine Koproduktion aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Euregio

• De Twentsche Courant Tubantia (Enschede)• Westfälische Nachrichten & Partner (Münster)• Grafschafter Nachrichten (Nordhorn)

Page 4: Nachbarn

eggersmann

Foto bulthaup

KÜCHENHAUS EKELHOFFBentheimer Straße 259 Nordhorn

Tel. 05921-80210 Fax 05921-802121www.ekelhoff.de [email protected]

Über 220 Küchen auf 5.000 m2 Ausstellungsfläche!

Herzlich willkommen in zwei der schönsten Küchenstudios Europas!

Der absolute Mittelpunktfür alle Küchenideen und

Topmarken in der Euregio!

Foto Siematic Foto Siematic

Geöffnet: Montag bis Freitag 9 - 18 Uhr, Samstag 9 - 17 Uhr.

Hauptstraße 14-16 Nordhorn-ZentrumTel. 05921-80480 Fax 05921-804848

www.ekelhoff.de [email protected]

Über 140 Küchen auf 2.700 m2 Ausstellungsfläche!

Page 5: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 5

Von Martin Borck

GRONAU. 1958: Der Zweite

Weltkrieg ist seit 13 Jahren

vorbei. Man pfeift den River-

Kwai-Marsch, „Sputnik I“

verglüht beim Wiederein-

tritt in die Erdatmosphäre,

die Römischen Verträge zur

Europäischen Wirtschafts-

gemeinschaft treten in Kraft

– und die erste grenzüber-

greifende Organisation auf

regionaler Ebene in Europa

entsteht: die Euregio.

Die Idee war beim Neu-

jahrsempfang der Stadt

Münster ausgebrütet wor-

den. Der damalige Ensche-

der Bürgermeister Van Veen

regte beiderseitige Kontakte

an. Damit rannte er offene

Türen bei den Mitgliedern

der Interessengemeinschaft

(später Kommunalgemein-

schaft) Rhein-Ems ein. In

dieser Organisation hatten

sich vier Jahre zuvor Kom-

munen aus dem deutschen

Grenzgebiet zusammenge-

schlossen, um ihre gemein-

samen Interessen gegenüber

Land und Bund zu vertre-

ten. Auf niederländischer

Seite bildeten sich zwei Inte-

ressengemeinschaften in En-

schede und Doetinchem. Die

Euregio bestand zunächst

aus diesen drei kommuna-

len Zusammenschlüssen.

Die Zeit für grenzüber-

schreitende Kooperationen

war reif. Dennoch war die

Art und Weise, wie sie zu-

stande kam, etwas Besonde-

res. Die Initiative ging von

unten aus, von den Kommu-

nen. Sie wurde nicht von

oben aufgestülpt. Die Betei-

ligten wussten genau, wo der

Schuh drückte, hatten sie

doch hautnah mit den Nach-

teilen zu kämpfen, die die

Grenzlage mit sich brachte.

Dementsprechend setzten

sich die ersten „Euregianer“

für die Öffnung von Grenz-

übergängen ein, sie machten

sich stark für eine bessere

Anbindung an die Autobahn-

netze und kümmerten sich

um die Probleme von Grenz-

gängern.

Dass der Region dabei

nichts geschenkt würde, war

den Initiatoren schnell klar.

Der damalige Euregiorats-

Präsident Hans Poetschki

sagte 1980: „Bereits Anfang

der 60er-Jahre setzte sich

die Auffassung durch, dass

Hilfen von außen für diesen

Raum und seine Zielsetzun-

gen nur zu erwarten sind,

wenn die Region zur Eigen-

leistung und Selbsthilfe

schreitet.“

Die 60er-Jahre müssen

als Vorbereitungsphase für

die systematische Zusam-

menarbeit gesehen werden.

Es gab kleine, greifbare Er-

folge, zum Beispiel die (zu-

mindest vorübergehende)

Erhaltung von Bahnlinien in

Zeiten von Streckenstillle-

gungen. Noch we-

sentlicher aber

muss ein ganz an-

derer Aspekt ge-

wichtet werden:

das Zusammen-

bringen von Men-

schen. Damit

wurde eine Ver-

trauensbasis ge-

legt, auf der die

anderen Erfolge

aufbauen konn-

ten.

„Ich habe An-

fang der 60er-

Jahre – damals

noch von der

Stadt Rheine aus

– Jugendbegeg-

nungen geleitet“,

erinnert sich In-

geborg Hoffkamp,

spätere Mitarbei-

terin des ersten

Geschäftsführers

der Euregio-Kommunalge-

meinschaft Rhein-Ems, Au-

gust Kersting. „Erst fuhren

wir Deutschen für ein paar

Tage über die Grenze, an-

schließend kamen die nie-

derländischen Jugendlichen

in deutsche Familien.“ Spä-

ter gab es riesige grenzüber-

schreitende Sportfeste,

Kommunalbeamte unter-

nahmen gemeinsame Studi-

enfahrten, Seniorenbegeg-

nungen fanden statt. Jähr-

lich begegneten sich auf die-

se Weise bis zu 300 000

Menschen. Gerade in den

Grenzgebieten müsse eine

enge Zusammenarbeit statt-

finden, um bürgernah dem

künftigen Europa ein Profil

zu geben, sagte auch Eure-

gio-Mentor Alfred Mozer:

„Wenn es hier nicht funktio-

niert, funktioniert es nir-

gendwo.“

Der Begriff „Euregio“

wurde übrigens 1965 erst-

mals für eine deutsch-nie-

derländische Wanderaus-

stellung verwendet. „Das

Wort hatte August Kersting

eingeführt“, erinnert sich

Hoffkamp. Kersting war wie

Mozer unermüdlich in Sa-

chen grenzüberschreitender

Arbeit unterwegs, und das

zunächst ehrenamtlich.

Raumordnung, Arbeits-

markt, Verkehr und die Re-

gelung alltäglicher Grenzfra-

gen blieben die Hauptthe-

men. Aber auch auf anderen

Arbeitsfeldern wurde die

Euregio immer aktiver. Das

erforderte eine stärkere Pro-

fessionalisierung. 1971 er-

hielt die Euregio-Kommu-

nalgesellschaft Rhein-Ems

ihre erste Geschäftsstelle in

Rheine. „Wir waren zu zweit:

August Kersting und ich“,

erinnert sich Ingeborg Hoff-

kamp. Sie kam wenige Mo-

nate später bei einem Unfall

ums Leben.

Ein politischer Meilen-

stein und eine Pioniertat auf

europäischer Ebene war

1978 die Gründung des pari-

tätisch deutsch-niederlän-

disch besetzten Euregiorats.

Die Region erhielt damit ein

politisches Beratungs- und

Koordinierungsorgan.

Seit den 90er-Jahren ste-

hen Mittel aus dem Europäi-

schen Strukturfonds für Pro-

jekte in der Region zur Ver-

fügung. Im Rahmen des In-

terreg-Programms flossen

-zig Millionen Euro ins Eu-

regio-Gebiet. Die Wirt-

schaftsministerien von

Nordrhein-Westfalen, Nie-

dersachsen und den Nieder-

landen sowie die Provinzen

Overijssel und Gelderland

beteiligen sich an der Pro-

jektförderung. Das ermög-

lichte fast 300 grenzüber-

schreitende Projekte – vom

Niederländisch-Lehrbuch

für den Unterricht an allge-

mein bildenden Schulen bis

hin zum Technologietransfer

zwischen Hochschulen und

kleinen und mittelständi-

schen Betrieben.

Nicht zuletzt durch be-

harrliche Arbeit der Euregio

kann das Gebiet erhebliche

Fortschritte verbuchen. Die

West-Ost-Autobahn E 30

und die A 31 wurden fertig

gestellt, die Bahnverbindung

zwischen Enschede und

Gronau wurde wieder in Be-

trieb genommen. Kleine und

mittelständische Unterneh-

men arbeiten ebenso zusam-

men wie Hochschulen.

Grenzüberschreitender Wis-

senstransfer hilft den Unter-

nehmen, sich besser auf dem

internationalen Markt zu be-

haupten.

Ein grenzüberschreiten-

der Gefahrenabwehrplan er-

höht den Schutz der Bürger

im Katastrophenfall, für den

grenzüberschreitenden Ju-

gendaustausch wurde das

Servicebüro Diabolo einge-

richtet. Grenzpendler finden

Hilfe in der Eures-Bera-

tungsstelle.

Doch den größten Erfolg

sah der langjährige Euregio-

rats-Präsident Wim Schel-

berg darin, dass im Laufe

der Jahre „das deutsch-nie-

derländische Miteinander zu

einer Selbstverständlichkeit

geworden ist und Offenheit,

Respekt und Verständnis

vorherrschen“.

Die Initiative ging von unten ausVor 50 Jahren wurde die Euregio gegründet – Erste Geschäftsstelle in Rheine

Hoher Besuch: Im Herbst 2007 waren die niederländische Königin Beatrix und Bundespräsi-dent Horst Köhler (Bildmitte) zu Gast bei der Euregio. Rechts Euregiorats-Präsident FransWilleme aus Denekamp.

Euregio-Mentor Alfred Mozer: „Wennes hier nicht funktioniert, funktioniert esnirgendwo.

Page 6: Nachbarn

6 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Von Martin Borck

Die Euregio ist nicht nur

eine Organisation; der

Begriff bezeichnet eine Re-

gion mit immerhin einer

Fläche von rund 13 000

Quadratkilometern. Fast

3,4 Millionen Einwohner

leben hier. Etwa zwei Drit-

tel der Fläche und der Be-

völkerung gehören zum

deutschen und ein Drittel

zum niederländischen

Staatsgebiet. Wo würde die

Euregio stehen, wenn sie

ein unabhängiger Staat wä-

re? Ein rein spekulatives

Gedankenspiel, das aber

das Potenzial der Region

verdeutlicht.

Flächenmäßig läge die

Euregio auf Platz 157 aller

Länder weltweit (zwischen

den Bahamas und Vanua-

tu). Oder, um es ein biss-

chen anschaulicher zu ma-

chen: Die Euregio ist grö-

ßer als die EU-Mitglieds-

staaten Zypern, Malta oder

Luxemburg.

Die 3,4 Millionen Ein-

wohner würden Rang 128

auf der Liste der 193 Staa-

ten der Welt bedeuten. In

der Euregio wohnen somit

mehr Menschen als in den

baltischen Staaten Estland

oder Lettland.

Nun werden in der Eure-

gio zwei Sprachen gespro-

chen. Das wäre nicht so un-

gewöhnlich. In Belgien, der

Schweiz und in zahlreichen

anderen Ländern gibt es

ebenfalls mehrere Amts-

sprachen. In der Euregio

würde sich als dritte Amts-

sprache vielleicht Platt an-

bieten.

In der Frage der Staats-

form müssten sich die Eu-

regianer einigen, ob sie als

Staatsoberhaupt einen Prä-

sidenten oder einen Monar-

chen wollten. Adelsge-

schlechter existieren in der

Region durchaus. Obwohl:

Eine Wahl zum Präsidenten

würde sich wahrscheinlich

einfacher gestalten. Die Ab-

geordneten des Euregio-

rats, der betroffenen Pro-

vinz- und Regionalparla-

mente und Kreistage könn-

ten in einer „Euregio-Ver-

sammlung“ den künftigen

Präsidenten wählen. Der

wäre vermutlich aus christ-

demokratischem Hause, da

sowohl im deutschen als

auch im niederländischen

Teil der Euregio die CDU

beziehungsweise CDA bei

den jüngsten Wahlen die

meisten Stimmen auf sich

vereinigen konnten. Aus-

sichtsreiche Kandidaten

wären zum Beispiel der

derzeitige Euregio-Chef

Frans Willeme aus Dene-

kamp oder auch Bart van

Winsen (Haaksbergen), der

die Mozer-Kommission lei-

tet. Oder der Mann mit der

wohl meisten Europa-Er-

fahrung: Hans-Gert Pötte-

ring, der in Bersenbrück

geborene Präsident des Eu-

ropäischen Parlaments.

Als Hauptstadt oder zu-

mindest Regierungssitz

würde sich die zentral gele-

gene „Doppelstadt“ Gro-

nau-Enschede anbieten.

Von der Infrastruktur

her steht die Euregio gut

da: Der große Flughafen

Münster-Osnabrück, dazu

mehrere kleine Landeplät-

ze, gute Straßen- und

Bahnverbindungen. Auch

per Schiff kann man auf

den Kanälen der Region die

wichtigsten Städte errei-

chen. Noch fehlt allerdings

eine Verbindung zwischen

Twente- und Mittellandka-

nal . . .

Universitäten und Fach-

hochschulen sind in den

Oberzentren Münster, Os-

nabrück und Enschede so-

wie in kleineren Städten

wie Steinfurt vorhanden.

Die Wirtschaft der Euregio

ist geprägt von gesunden,

innovativen mittelständi-

schen Unternehmen, die

Landwirtschaft spielt wei-

terhin eine große Rolle. Die

Arbeitslosigkeit ist unter-

durchschnittlich. Boden-

schätze sind eher rar: Es

existieren ergiebige Salz-

vorkommen, am Rande der

Euregio wird in Ibbenbü-

ren und im Bereich Ahlen

Kohle gefördert. Richtung

Emsland/Grafschaft Bent-

heim gibt es Öl.

Was berühmte Einwoh-

ner angeht, bräuchte sich

die Euregio nicht zu verste-

cken. Zum Beispiel stammt

ein Oscar-Preisträger aus

der Region: Bert Haanstra

(1916-1979), geboren in Es-

pelo und in Twente aufge-

wachsen, erhielt 1959 für

seinen Film „Glas“ die Aus-

zeichnung für den besten

Dokumentar-Kurzfilm.

Zahlreiche Olympia-Ge-

winner stammen aus der

Euregio: Eine der derzeit

besten Schwimmerinnen

der Welt kommt aus Borne:

Marleen Veldhuis (geboren

1979), Weltrekordhalterin

und gerade erst mit Staffel-

gold aus Peking zurückge-

kehrt. Ellen van Langen

(1966), 1992 Olympiasiege-

rin über 800 Meter, wurde

in Oldenzaal geboren. Rei-

ter Ulrich Kirchhoff (1967

in Lohne) war mehrfacher

Olympiasieger und lebt im

Münsterland, ebenso Klaus

Balkenhol, der bei den

Olympischen Spielen 1992

und 1996 Gold holte, und

Otto Becker, 2000 in Syd-

ney erfolgreich. Die Müns-

teraner Rainer Klimke

(1938-1999) und seine Toch-

ter Ingrid (1968) sind eben-

falls mit olympischen Edel-

metall ausgezeichnet.

Die auch in Deutschland

bekannten Schriftsteller

Jan Cremer (1940) und

Marcel Möring (1957) wur-

den in Enschede geboren,

die auch in Hollywood akti-

ve Schauspielerin Johanna

ter Steege kam 1961 in

Wierden zur Welt. Ihre Kol-

legin Franka Potente

stammt aus dem Münster-

land, ebenso Sängerin Ute

Lemper. Der erste nieder-

ländische Astronaut, Wub-

bo Ockels, wurde 1946 in

Almelo geboren.

Sogar mit Nobelpreisträ-

gern kann sich die Euregio

schmücken: Johannes

Georg Bednorz, geboren

1950 in Neuenkirchen, er-

hielt 1987 den Nobelpreis

für Physik. Klaus Klitzing

(Nobelpreis für Physik

1985) hat in Quakenbrück

sein Abitur gemacht.

Ein Fußballer, der 1954

in Bern Furore machte, als

er das Siegtor im Fußball-

WM-Finale für Deutsch-

land schoss, war später in

der Region aktiv: Helmut

Rahn spielte von 1960 bis

1963 beim SC Enschede.

Wenn die Euregio ein eigener Staat wäre...Flächenmäßig größer als Zypern, Malta und Luxemburg

Schauspielerin Franka Potente stammt gebürtig ausdem Münsterland.

Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parla-ments, wurde ebenfalls in der Euregio (Bersenbrück) geboren.

Page 7: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 00

449554,95 jetzt

699589,95 jetzt

neue damencollectionDAs PAST zu mir

89,989,959595898 95 je jettztzt 5454 9595554 95 jeettztt79,95 jetzt

6995 599574,95 jetzt799 95 j

FOOTWEAR®

Aalten • Almelo • Arnhem • Assen • Borculo • Borne • Coevorden • Colmschate • Dedemsvaart • Denekamp • Doetinchem • EdeEibergen • Emmen • Enschede Centrum • Enschede Zuid • Goor • Groningen • Haaksbergen • Hardenberg • Hengelo (O) • Hoogeveen • Klazienaveen • Leeuwarden • LichtenvoordeLosser • Oldenzaal • Rijssen • Stadskanaal (neu) • Veenendaal (neu)• Vroomshoop • Westervoort • Winschoten • Winterswijk • Zutphen

sie fi nden Schuurman Schoenen in:

www.schuurman-schoenen.nl

Sportliche Schnürboots,Größe 36 bis 42.

Elegante Stiefel,Größe 36,5 bis 42.

Trendy Stiefel,Größe 36 bis 42.

Flotte Mädchen-Stiefel,Größe 33 bis 40.

Trendy hohe Stiefel,Größe 36 bis 41.

Trendy Stiefel,Größe 36 bis 41.

Elegante, komfortableStiefel, Größe 36 bis 42.

SportlicheSchnürstiefel,Größe 36 bis 42.

hobb

119956995 129959995

74,474,74,959595747 959 jeje je jetztztzttztMädchen-b’s

hohe Stiefel

extr

a

kundenkarten

vorteil

fragen

sie uns!

Page 8: Nachbarn

8 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Von Freimuth Schulze

Wie oft habe ich die

Grenze in der Vergan-

genheit verflucht, wenn ich

wieder einmal zum Warten

verurteilt war. Eine Stunde

und 50 Minuten habe ich

einmal in der Schlange vor

dem ehemaligen Übergang

Nordhorn-Frensdorferhaar

gestanden, einen wichtigen

Termin verpasst. Aber auch

20 Minuten Stillstand kön-

nen einem auf die Nerven

gehen, wenn man es eilig

hat. Und eilig hat ein Jour-

nalist es eigentlich immer.

Kilometerlange Autorei-

hen vor der Grenze waren

vor 20, 30 Jahren gang und

gäbe, die Ursachen unter-

schiedlicher Art: Feiertags-

ausflugsverkehr, Terroris-

tenfahndung. Bauernauf-

stand, Streikaktionen der

Trucker. Als so genannter

Grenzgänger, mit Wohnsitz

im niederländischen

Grenzort Denekamp und

Arbeitsplatz in Nordhorn,

profitiere ich heute natür-

lich vom Wegfall der Gren-

zen. Aber das war nicht im-

mer so. Mindestens viermal

am Tag „pendele“ ich zwi-

schen Holland und

Deutschland hin und her.

Dabei wurde ich in der Ver-

gangenheit oftmals zum

„Grenzfall“.

Mit europäischer Grenz-

bürokratie bekam ich

schon unmittelbar nach

meiner Übersiedlung von

Schüttorf ins Land der

Mühlen, der Blumen, der

Kanäle und des Käses zu

tun. Als Neubürger Hol-

lands musste ich meinen

Manta GT umschreiben

und mit einem niederländi-

schen Kennzeichen verse-

hen lassen. Offenbar eine

schnell zu erledigende

Pflichtübung. Wenn da

nicht die Vorschriften wä-

ren . . . Wohlweislich hatte

ich mir schon einen Ur-

laubstag genommen. Ich

wollte alles in Ruhe regeln.

Frühmorgens um acht

stand ich mit meinem gelb-

orangefarbenen Manta –

mein ganzer Stolz – am

Grenzübergang Nordhorn-

Frensdorferhaar. Und ich

hatte auch schnell einen

Zollbeamten gefunden, der

mich darüber aufklärte,

dass Kraftfahrzeuge nur

über den A 30-Grenzüber-

gang Springbiel/De Poppe

bei Bad Bentheim in die

Niederlande eingeführt

werden können.

Also meldete ich mich ei-

ne halbe Stunde später in

De Poppe bei der holländi-

schen Douane mit der Bitte,

die Formalitäten zu regeln

und mir eine Einfuhrbe-

scheinigung auszustellen,

ohne die – das hatte ich be-

reits erfahren –, der Wagen

beim niederländischen Stra-

ßenverkehrsamt nicht ange-

meldet werden konnte. Und

ich wusste inzwischen auch,

dass zwischen Anmeldung

und Erteilung des neuen

Kennzeichens einige Wo-

chen vergehen können. Der

holländische Zollbeamte

wies mich freundlich, aber

bestimmt daraufhin, dass

ich das Auto nicht einfüh-

ren könne, bevor es nicht

ausgeführt sei. Und für die

Ausfuhr seien die deutschen

Kollegen zuständig.

Also suchte ich einige

Türen weiter meine Lands-

leute auf. Aber auch da war

ich zunächst einmal an der

falschen Adresse: „Als Pri-

vatmann können Sie kein

Kraftfahrzeug ausführen.

Das geht nur über eine Spe-

dition.“ Die gab es damals

an den Grenzübergängen

in Hülle und Fülle. So

stand ich schon bald am

Tresen einer bekannten Fir-

ma, die Ein- und Ausfuhren

regelt. Der Papierkram war

schnell erledigt, die Gebühr

bezahlt. Mein nächster

Gang führte mich wieder

zum deutschen Zoll.

Der hatte nun die vorge-

schriebenen Papiere, ich

aber noch nicht den Stem-

pel, der die Ausfuhr des

Fahrzeugs bescheinigt.

„Dann werden wir erst ein-

mal das Kennzeichen ver-

nichten“, erklärte mir der

deutsche Zöllner. Mir be-

gannen die Knie zu schlot-

tern. Was sollte ich wo-

chenlang mit einem Auto,

das keine Nummernschil-

der mehr hat. „Die Kenn-

zeichen sind Eigentum der

Bundesrepublik Deutsch-

land. Wenn das Auto aus-

geführt wird, bleiben die

Nummernschilder hier“ –

ich ließ mir die Papiere

wiedergeben und fuhr erst

einmal nach Hause.

Am Nachmittag suchte

ich das für mich zuständi-

ge holländische Finanzamt

in Enschede auf. Auch dort

wusste man sich keinen

Rat, schickte mich zu den

Kollegen nach Oldenzaal.

Die wiederum verwiesen

mich an den Zoll auf dem

Bahnhof: „Vielleicht haben

die eine Lösung.“

Ich sehe den Douane-

Beamten noch genau vor

mir. Er saß im Büro eines

alten Lagerschuppens.

Links auf dem Schreibtisch

eine Tasse Kaffee, im

Mundwinkel eine selbst

gedrehte Zigarette. Das

Thema kam zunächst ein-

mal auf die deutsch-hol-

ländischen Beziehungen in

der Vergangenheit. Wäh-

rend des Krieges hatte sich

der niederländische Zoll-

beamte längere Zeit in

Schüttorf aufgehalten,

meiner Geburtsstadt. Er

schwärmte vom guten Es-

sen bei „Pus“ – einer uri-

gen Kneipe, die auch heute

noch für ihre deftigen

Mahlzeiten bekannt ist.

Natürlich bot mir der Be-

amte das in Holland obli-

gatorische „kopje koffie“

an. Nach längerer Unter-

haltung fand ich dann Ge-

legenheit, mein Anliegen

vorzubringen. Mit wenigen

Worten in bestem Deutsch

gab mein Visavis seine

Antwort auf mein Prob-

lem: „Sch . . . Bürokratie!

Sie sind ein Grenzfall!“

Packte einen Stempel,

drückte ihn auf eine Ein-

fuhrerklärung und mir da-

nach die Papiere in die

Hand. Mein Manta war da-

mit „offiziell“ ein „Hollän-

der“.

„Sch...Bürokratie! Sie sind ein Grenzfall“Wie ein Manta GT auf nicht ganz legale Weise den Weg

von Deutschland nach Holland fand

Er kennt dieGrenze in derEuregio wiekaum ein an-derer Journa-list. UnzähligeGeschichtenhat der seit 33Jahren in De-nekamp woh-nende GN-Re-dakteur Frei-muth Schulzein der Vergan-genheit vonseinen tägli-chen Grenz-übertrittenmitgebracht.Bis dieSchlagbäume1993 fielen.

Freimuth Schulze

Page 9: Nachbarn

Auf zwei Rädern unterwegsParadies für Radwanderer: Die östlichen Grenzregionen der Niederlande mit ihren fl achen We-gen und den gut ausgeschilderten Radrouten sind das ideale Ziel für einen Urlaub/Ausfl ug auf zwei Rädern. Zahlreiche deutschsprachige Routenbeschreibungen und Fahrradkarten stellen die Schönheiten vor. Besonders zu empfehlen sind die 22 Radwanderrouten in der Broschüre „Radeln in der Grenzregion“, die Sie auf der Internetseite bestellen können. Wer den Ausfl ug mit einem kleinen Stadtbummel verbinden möchte, der kann „Von Hansestadt zu Hansestadt“ radeln.www.niederlande.de/grenzregion

Ein TOP-Tag mit den TOPsDas Auto parken und los geht’s! Dafür steht ein TOP. Die deutsch-nieder-ländische Grenzregion kennt verschiedene Touristische Orientierung-punkte, kurz TOPs. Ein TOP ist ein idealer Ausgangspunkt für verschie-dene Rad- und Wanderrouten. Lassen Sie das Auto einfach auf einem der Gratisparkplätze stehen und wechseln Sie auf’s Fahrrad oder ziehen Sie die Wanderschuhe an.Bei jedem TOP fi nden sich beschilderte Tagestouren von etwa 40 km. Über die Website www.grenzerlebnisse.de ist es möglich die zugehörigen Kar-ten von einem oder mehreren TOPs zu bestellen. Eine Karte kostet 1,90 und 5 nur noch 7,90!

Großer Spaß für kleine AbenteurerFreche Äffchen in Freiheit bestaunen, rasante Loopings drehen oder sich auf eine aufregende Expedition in die Eiszeit begeben. Sich als Ritter ver-kleiden oder durch ein riesiges Labyrinth irren. Zahlreiche Bauernhöfe, Handwerksbetriebe und Heimatmuseen zeigen wie in früheren Jahrhun-derten gelebt und gearbeitet wurde – interessante Eindrücke für Kids von heute. Von spektakulären Attraktionen bis zu kindgerechten, päda-gogischen Angeboten. Für Kinder bietet die niederländische Grenzregion zahllose spannende Möglichkeiten.www.niederlande.de/grenzregion

Veranstaltungstipps

1.-5. OktoberInternationale Glaskunstveranstaltung, Tubbergen www.glasrijk.nl

5. OktoberWeinfestival in Zwolle www.wijnfestivalzwolle.nl

9. – 12. OktoberMilitarywoche, Boekelowww.military-boekelo.nl

16. – 21. OktoberLEGO WORLD 2008, Zwollewww.legoworld.nl

17. – 19. Oktober“Schlacht um Grolle”, Groenlowww.slagomgrolle.nl

18. – 26. OktoberHerbstkirmis, Enschedewww.vvvenschede.nl

19. OktoberTag der alten Fahrzeuge, Boekelowww.vvvenschede.nl

19. OktoberHerbstliche Messe für Dampf- und Modelleisenbahnen, Boekelowww.museumbuurtspoorweg.nl

25. – 26. OktoberLandgoed Twente Fair, De Luttewww.landgoedtwentefair.nl

5.-9. NovemberHoliday on Ice Mystery, Zwollewww.ijsselhallen.nl

Mehr Veranstaltungen unter www.niederlande.de/grenzregion

Kurzurlaub und Ausfl ug „um die Ecke“Unberührte Naturparadiese und verborgene Gärten, zauberhafte Schlösser und char-mante Städtchen – die niederländische Grenzregion lockt mit einem vielfältigen Ange-bot. Ob für den Aktivurlaub oder die Kulturreise, den Ausfl ug mit der Großfamilie oder das romantische Pärchenwochenende: Zahlreiche Tipps für einen angenehmen Urlaub oder Tagesausfl ug fi nden Sie in der Broschüre „Urlaub in der Grenzregion, das andere Holland“. In der Tagesausfl ugskarte sind mehr als 80 Tipps aufgelistet für Tagestouren mit der ganzen Familie in der niederländischen und deutschen Grenzregion. Sie können diese Broschüren anfordern unter www.niederlande.de/grenzregionDort fi nden Sie auch eine Auswahl preiswerter Angebote und mehr.

Urlaubstipps für KidsInternetseite für Kinder gibt Tipps für tolle FerienEs ist soweit: die Herbstferen stehen wieder vor der Tür. Weißt Du schon was Du in den Ferien machen wirst? Wenn nicht, dann schau doch mal auf www.urlaubfuerkinder.de nach, Lilli und Luuk haben tolle Tipps für Dich! Falls das noch nicht ausreicht kannst du auch auf www.niederlande.de/grenzregion die „Tagesausfl ugskarte“ bestel-len. Bei den mehr als 80 Attraktionen ist sicherlich etwas Tolles für Dich dabei. So gut ausgerüstet können die Ferien ja dann losgehen!

Page 10: Nachbarn

10 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Zur Behandlung über die GrenzeMarktwirtschaft im Gesundheitswesen setzt sich immer stärker durch

Bislang haben zwei Hälf-

ten noch kein Ganzes ge-

macht. Eine Trennungs-

linie – die Landesgrenze

– ging immer mitten hin-

durch. Somit war auch

das Versorgungsgebiet

der Krankenhäuser im

deutschen und nieder-

ländischen Grenzgebiet

jahrelang halbiert: Es

hörte an der Grenze auf.

Von Rindert Paalman

NORDHORN/ENSCHEDE.

„Wenn nur diese Trennungs-

linie nicht wäre. Wenn die

andere Seite nur auch dazu

gehören würde“, hörte man

regelmäßig Seufzer im Me-

disch Spectrum Twente

(MST) in Enschede, dem

Krankenhaus mit einer Spit-

zenversorgung in den Berei-

chen Kardiologie, Onkolo-

gie, Neurochirurgie und Ge-

fäßchirurgie. Genau das

Gleiche war aus der Fachkli-

nik Bad Bentheim, speziali-

siert auf Rheumatologie,

chronische Erkrankungen

und Dermatologie zu hören:

„Hätten wir nur mehr nie-

derländische Patienten.“

Ja natürlich, die Kranken-

häuser in Twente und dem

Achterhoek, im Münster-

land und der Grafschaft

Bentheim haben immer

schon Patienten von jenseits

der Grenze versorgt. Es han-

delte sich aber nie um spek-

takuläre Zahlen, höchstens

um einige Dutzend Patien-

ten pro Jahr. Erst seit eini-

gen Jahren verstärkt sich all-

mählich der Zustrom vor al-

lem aus den Niederlanden

nach Deutschland; auf etwa

600, schätzt das Euregio Ser-

vicezentrum für Gesundheit

(ESG).

In die andere Richtung

sind es weniger. Doch sei die

Tendenz steigend, sagt An-

nette Dwars, die niederländi-

sche Geschäftsführerin des

ESG. Die Erwartung geht

denn auch dahin, dass in den

nächsten Jahren immer

mehr Niederländer und

Deutsche jenseits der Grenze

die jeweiligen Krankenhaus-

einrichtungen in Anspruch

nehmen werden. Die Einrich-

tungen selbst seien darauf

vorbereitet, sagen sie. Sie

sehnen es sogar herbei und

fürchten die Konkurrenz der

anderen Seite überhaupt

nicht. In den Niederlanden

dürfte Marktwirtschaft im

Gesundheitswesen mittler-

weile ein bekannter Begriff

sein, aber auch in Deutsch-

land setzt sich dieses Phäno-

men immer stärker durch.

Beim ESG handelt es sich

um ein grenzüberschreiten-

des Netzwerk mit etwa 30

großen Partnern aus dem

Gesundheitswesen. Nicht

nur die Universitäten und

Hochschulen sind beteiligt,

sondern auch Krankenversi-

cherungen, Krankenhäuser

und Gesundheitsämter ge-

nauso wie Ärzte- und Patien-

tenverbände. Das Netzwerk

hat inzwischen einen guten

Überblick, wie es im Bereich

Gesundheit auf beiden Sei-

ten der Grenze aussieht. Wo

befindet sich welche Ein-

richtung und wo fehlt ein

Angebot? Wo kann ein Pa-

tient so schnell wie möglich

und so wohnortnah wie

möglich die für ihn beste

Versorgung erhalten? „Nicht

unwichtig, so ein Versor-

gungsaltas“, sagt Annette

Dwars, denn Patienten, Ärz-

te und Krankenversicherun-

gen hätten bis vor Kurzem

kaum gewusst, was jenseits

der Grenze machbar ist.

EU-Bürger dürfen sich

unter bestimmten Umstän-

den in einem anderen Mit-

gliedsland behandeln lassen.

Das gilt auf jeden Fall, wenn

es im eigenen Land für die

Behandlung eine Warteliste

gibt. Im Prinzip herrsche

Wahlfreiheit, praktisch gehe

es aber noch recht unflexibel

zu, so die Erfahrung der

Krankenhäuser in der Eure-

gio. Es gibt also immer noch

Barrieren. Damit müsse

Schluss sein, sagte die EU-

Kommission kürzlich. Bevor

es jedoch so weit ist, werden

wohl noch Jahre ins Land

gehen.

Die Krankenversicherun-

gen werden jedoch entge-

genkommender. „Sie ma-

chen längst nicht mehr sol-

che Schwierigkeiten“, sagt

Page 11: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 11

A. Steinkamp, Direktions-

mitglied der Euregio-Klinik

in Nordhorn. „Die niederlän-

dischen Versicherungen sind

auf jeden Fall bereit, sich

mit der Materie auseinander

zu setzen. Versicherungen –

und darin unterscheiden

sich die niederländischen

nicht von den deutschen –

interessieren sich für drei

Fragen: Was kostet es? Wie

ist die Qualität? Wie ist der

Service? Wenn sich dann he-

rausstellt, dass etwas auf der

anderen Seite der Grenze

günstiger zu haben ist, ge-

ben sie zügig ihre Zustim-

mung zu einer Behandlung.“

Auch Dwars (ESG) stellt

fest, dass die Krankenversi-

cherungen nicht mehr so

unzugänglich sind wie noch

vor wenigen Jahren und sich

jetzt immer aufgeschlosse-

ner geben. „Lange Zeit wur-

de behauptet, dass lediglich

fünf Prozent der Grenzbe-

völkerung an einer Behand-

lung jenseits der Grenze in-

teressiert seien. Aber das

war nur so über den Dau-

men gepeilt. Zudem konnte

auch die Qualität der Versor-

gung jenseits der Grenze

nicht zufrieden stellend ein-

geschätzt werden.“

Ausführliche ESG-Befra-

gungen unter den Bewoh-

nern und Ärzten in der

Grenzregion haben jedoch

erwiesen, dass rund 60 Pro-

zent der Niederländer und

ein etwas geringerer Pro-

zentsatz der Deutschen er-

wägen, für eine zukünftige

Behandlung die Grenze zu

überqueren. „Also deutlich

mehr als fünf Prozent“, so

Dwars. „Wenn man berück-

sichtigt, dass im Euregioge-

biet ungefähr 3,5 Millionen

Menschen leben, dann hat

man es mit einem enormen

Potenzial zu tun.“

Niederländer sind in ers-

ter Linie an einer deutschen

Behandlung im Bereich der

Orthopädie (Bad Bentheim

und Gronau), der Augenheil-

kunde (Ahaus) sowie der Ge-

fäßchirurgie und der Urolo-

gie (Gronau) interessiert.

Großes Interesse besteht

auch an der so genannten

Onestop-Untersuchung (Nord-

horn und Gronau): Alle Un-

tersuchungen erfolgen an ei-

nem Tag, und zum Schluss

erhält man die Diagnose

und die Behandlungsemp-

fehlung. Und das alles lässt

sich kurzfristig realisieren.

Ganz anders als in den Nie-

derlanden, wo der Patient

immer wieder neue Termine

machen muss und wo er erst

nach Monaten weiß, wie es

um ihn steht.

Die Deutschen suchen

gern die Einrichtungen für

Rehabilitation („Het Roes-

singh“ in Enschede), Kardio-

logie (MST Enschede) und

Psychologie/Geriatrie (Brug-

gerbosch Enschede) in den

Niederlanden auf. Teilweise

ist das durch vorhandene

spezialisierte Therapiezen-

tren nah der Grenze zu er-

klären. Es hat aber auch mit

den bestehenden Wartelis-

ten sowohl auf deutscher als

auch auf niederländischer

Seite zu tun. Während die

Niederländer vor allem nach

Möglichkeiten suchen, sich

schneller behandeln zu las-

sen, ist für die Deutschen

die wohnortnahe Behand-

lungsmöglichkeit wichtig.

Auch die Krankenversi-

cherungen erkennen, dass

sich die Situation gegenüber

der Zeit von vor etwa zehn

Jahren drastisch verändert

hat. Patienten sind mündi-

ger geworden. Sie suchen

über das Internet heraus, wo

sie die beste und schnellste

Behandlung erhalten kön-

nen und konfrontieren ihre

Versicherung mit diesem

Wissen. „Warum soll ich 150

Kilometer fahren und Mona-

te auf eine Herzoperation

warten, wenn mir direkt jen-

seits der Grenze in Enschede

geholfen werden kann“,

fragt sich ein Deutscher,

während sich ein Niederlän-

der fragt: „Warum muss ich

in Enschede monatelang auf

eine neue Hüfte warten,

wenn ich in einem Spezial-

krankenhaus in Bad Bent-

heim nach wenigen Wochen

Wartezeit operiert werden

kann?“

„Als Krankenversiche-

rung“, sagt Dwars, „ist man

verpflichtet, die beste Be-

handlung zu ermöglichen,

auch wenn sie im Ausland

erfolgen muss. Deutsche

Versicherungen sind da, fin-

de ich, schon viel weiter als

die niederländischen. Sie

sind wirklich bereit, den

Markt zu öffnen.“

Aber, wo drückt denn nun

der Schuh? Sind niederlän-

dische Krankenhäuser teu-

rer als deutsche? Dwars ver-

mutet es, kann es aber nicht

mit Sicherheit sagen. Das

hänge von der Art der Be-

handlung ab. Bei einigen

Eingriffen sind deutsche

Krankenhäuser teurer. Es

hat vor allem mit dem kom-

plizierten Tarifsystem zu

tun. Auf die niederländi-

schen Endpreise wird vieles

aufgeschlagen, auch die In-

vestitionen in Gebäude und

Apparaturen, was man in

Deutschland so nicht kennt.

Dass sich in den nächsten

Jahren immer mehr Patien-

ten bei den Nachbarn jen-

seits der Grenze behandeln

lassen werden, darüber ist

man sich einig. Dass es je-

doch zu großen Verschie-

bungen bei den Patienten-

strömen kommen wird, ist

zu bezweifeln. „Wir brau-

chen wirklich nicht in Grö-

ßenordnungen von tausen-

den von Patienten zu den-

ken“, sagt Dwars.

Die Sprachbarriere sollte

dabei kein Problem darstel-

len. In Bad Bentheim, Nord-

horn, Gronau und Ahaus

wurden niederländische

Mitarbeiter eingestellt, au-

ßerdem sprechen viele deut-

sche Mitarbeiter Niederlän-

disch. Auf der anderen Seite

der Grenze, bei „Het Roes-

singh“ und am MST in En-

schede ist es genauso: Es

gibt Mitarbeiter mit einem

deutschen Pass, und es gibt

Personal, das Deutsch

spricht. „Als wir vor vier

Jahren das Thoraxzentrum

eröffneten“, sagt Clusterma-

nager Henny Voss, „haben

wir viel zusätzliches Perso-

nal eingestellt. Eine der Ein-

stellungsvoraussetzungen

war, dass deutsche Sprach-

kenntnisse vorhanden sein

mussten beziehungsweise

Deutsch gelernt werden

musste.“

Das Thoraxzentrum in Enschede zählt heute zur Spitze der niederländischen Herzzentren.

Rehabilitation im Ausland: das Reha-Zentrum „Het Roessingh“ in Enschede sieht das deutsche Grenzgebiet als interessan-ten Markt.

Page 12: Nachbarn

12 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Erwartungsvoll sieht

man im Thoraxzentrum

Twente in Enschede der

Ankunft des ersten deut-

schen Herzpatienten ent-

gegen, der ganz normal

korrekt von seinem deut-

schen Arzt überwiesen

worden ist und dessen

Krankenkasse die Kosten

der Behandlung über-

nimmt. „Dann werden

wir zur Feier des Tages

flaggen“, sagt Cluster-

Manager Henny Voss.

„Wir werden sogar zwei

Fahnen aushängen, die

deutsche und die nieder-

ländische.“

Von Rindert Paalman

ENSCHEDE. Der „Debütant“

wird nicht mehr lange auf

sich warten lassen, prophe-

zeit das Krankenhaus Me-

disch Spectrum Twente

(MST), dem das Thoraxzen-

trum angegliedert ist. Und

wenn der Damm erst ein-

mal gebrochen ist, wird es

einen Strom von Herzpa-

tienten aus dem deutschen

Grenzgebiet geben, erwar-

tet – und hofft – man. Eini-

ge Hundert sollen es pro

Jahr sein. „Wir sind bereit

dafür“, so Voss.

Deutsche Patienten sind

an und für sich nichts Be-

sonderes im MST. Das

Krankenhaus hat, vor allem

wenn es um Traumatologie

(Unfallmedizin) geht, eine

grenzüberschreitende Funk-

tion. Im vergangenen Jahr

wurden – verteilt auf alle

Abteilungen – nahezu 300

Patienten aufgenommen,

über 900 suchten die Poli-

klinik auf. In Enschede hat

man schon immer begierige

Blicke auf das potenzielle

Versorgungsgebiet jenseits

der Grenze geworfen. Doch

dabei blieb es auch – vor al-

lem wegen der Hürden, die

vor allem die Krankenkas-

sen aufbauten.

Jetzt hat sich die Situati-

on erheblich verändert, sagt

Voss. Umfragen des Eure-

gionalen Servicezentrums

Gesundheit (ESG) ergaben,

dass sich 60 Prozent der

Deutschen im Grenzgebiet

auf den Gebieten der Reha-

bilitation, Psychologie/Ger-

iatrie, aber vor allem der

Kardiologie, gerne in den

Niederlanden behandeln

lassen würden. Für sie

spielt die Nähe zum Be-

handlungsort eine wichtige

Rolle.

Herzpatienten aus Nord-

horn oder Gronau, Ahaus

oder Vreden sind derzeit

auf Behandlungen in Müns-

ter, Bad Rothenfelde oder

Bad Oeynhausen angewie-

sen; allesamt nicht um die

Ecke gelegene Kliniken.

Doch gerade im akuten Not-

fall ist die räumliche Nähe

zu einem Herzzentrum von

ausschlaggebender Bedeu-

tung. Außerdem bestehen

für bestimmte Eingriffe in

den deutschen Kliniken lan-

ge Wartezeiten. Im Thorax-

zentrum in Enschede kom-

men Patienten meistens

schon innerhalb von drei

Wochen an die Reihe.

Das Thoraxzentrum mit

seinen elf Kardiologen und

fünf Herzchirurgen existiert

seit vier Jahren und hat in

dieser Zeit, so Voss, „einen

Spitzenplatz in der Liga der

niederländischen Herzzen-

tren erobert“. Neben kar-

diologischen wie zum Bei-

spiel elektrophysiologische

und Herzkatheter-Untersu-

chungen sowie Behandlun-

gen wie dem Einsetzen von

Herzschrittmachern und

Defibrillatoren werden

auch PTCA (Aufdehnung ei-

nes verengten Herzkranzge-

fäßes) und Operationen an

Herzklappen ausgeführt so-

wie Bypässe gelegt.

„Bei uns läuft es mittler-

weile rund. Wir können die

Kosten für die einzelnen

Eingriffe gut beziffern, so-

dass wir uns weiter auf den

Markt vorwagen können.

Wir können jetzt über die

Grenzen unseres Versor-

gungsgebiets Twente und

Achterhoek hinaus blicken.“

Kürzlich hatte das Zen-

trum deutsche Ärzte, Ver-

treter von Krankenkassen

und andere Gesundheitsex-

perten zu einer Informati-

onsveranstaltung eingela-

den. Die Zusammenkunft,

von einem der Herzchirur-

gen, einem Deutschen, ge-

leitet, sei ein großer Erfolg

gewesen, so Voss. Die Ver-

handlungen mit der Bar-

mer-Ersatzkasse befinden

sich in einem weit fortge-

schrittenen Stadium. „Des-

halb erwarten wir den ers-

ten Patienten schon in die-

sem Jahr.“

So weit ist „Het Roes-

singh“ in Enschede noch

nicht. Das Reha-Zentrum,

das in den Niederlanden

den Ruf einer Spitzen-Ein-

richtung hat, bietet eine in-

tegrierte Verfahrensweise

mit neurologischer, ortho-

pädischer, traumatologi-

scher, Schmerz- und Kin-

derrehabilitation an. Eine

Kombination, die es so in

Deutschland offenbar nicht

gibt, zumindest nicht unter

einem Dach. Dabei geht es

nicht nur um Behandlun-

gen in der Klinik, sondern

auch um ortsnahe, ergän-

zende ambulante Behand-

lungen.

Auch „Het Roessingh“

betrachtet das deutsche

Grenzgebiet als einen inte-

ressanten Markt, so Reha-

Arzt Dr. Govert Snoek. Er

hat in der Vergangenheit,

was bemerkenswert ist, vie-

le deutsche Patienten be-

handelt. Ein anderer der

dort tätigen Reha-Ärzte

hielt mehrere Jahre in deut-

schen Krankenhäusern

Sprechstunden ab und fun-

gierte als Berater. In seinem

Kielwasser begaben sich et-

liche deutsche Patienten zur

weiterführenden Reha nach

Enschede. „Aber Mitte der

90er-Jahre hörte das auf.

Die deutschen Kassen

machten immer häufiger

Schwierigkeiten bei der

Kostenübernahme. Jetzt

aber stellen wir wieder ei-

nen allmählichen Um-

schwung fest. Das liegt, ver-

mute ich, daran, dass der

Patient mündiger wird. Er

meldet sich bei seiner Kas-

se, wenn er etwas möchte.

Für einen Querschnittsge-

lähmten aus Gronau befin-

det sich die nächstgelegene

deutsche Reha-Klinik ir-

gendwo im Ruhrgebiet oder

im Sauerland. Aber so weit

weg will der Patient nicht,

und seine Familie auch

nicht. Also fragt er seine

Kasse: Warum kann ich

nicht nach Enschede?“

Deutsche Krankenversi-

cherungen tun sich mit der

Kostenübernahme schwer,

so Snoek, weil die Rehabili-

tation anders verlaufe und

die Kosten auf andere Art

berechnet würden. „Auch

die Kassen wissen, dass wir

qualitativ hochwertige Ar-

beit leisten; gleichzeitig

aber finden sie, dass wir,

was die Tarife betrifft, im

hohen Preissegment ange-

siedelt sind. Ja, dass wir zu

teuer sind. Wir handhaben

sozusagen einen All-inklusi-

ve-Preis. Dadurch ist es

schwierig, die Behandlung

in beiden Ländern zu ver-

gleichen. Unterm Strich

kann ich nicht ausschlie-

ßen, dass wir sogar günsti-

ger sind.“

Wie groß der potenzielle

deutsche Markt für „Het

Roessingh“ ist, vermag die

Einrichtung nicht einzu-

schätzen. Das Reha-Zen-

trum wirbt bislang noch

nicht aktiv auf dem deut-

schen Markt – etwas, was

das Thoraxzentrum durch-

aus konkret plant. „Aber

wir wissen, dass wir aktiv

werden müssen. Die Zeiten,

dass der Patient – gleich ob

Deutscher oder Niederlän-

der – wie selbstverständlich

von sich aus zu uns kommt,

sind vorbei. Man muss in al-

len Bereichen konkurrenz-

fähig sein: Qualität, Preis

und Service. Aber was das

angeht, brauchen wir uns

keine Sorgen zu machen.“

Auf deutsche Patienten eingestelltThoraxzentrum Twente und Reha-Zentrum „Het Roessingh“ schielen über die Grenze

Elf Kardiologen und fünf Herzchirurgen sind derzeit im Thoraxzentrum in Enschede be-schäftigt.

Page 13: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 13

Fürchten die Kranken-

häuser im deutschen

Grenzgebiet die nieder-

ländische Konkurrenz?

Betrachten sie Spitzen-

einrichtungen wie das

Medisch Spectrum

Twente (MST) mit sei-

nem Thoraxzentrum

und das Rehabilitations-

zentrum „Het Roes-

singh“ in Enschede als

eine Bedrohung? Über-

haupt nicht, ertönt es

fast im Chor. Aber was

denn dann?

Von Rindert Paalman

NORDHORN/ENSCHEDE.

Genauso wie in den Nieder-

landen sehen sich auch in

Deutschland immer mehr

Krankenhäuser dazu genö-

tigt, den Konkurrenzkampf

aufzunehmen, zudem wer-

den sie immer stärker nach

den Kriterien Qualität,

Preis und Service beurteilt.

Die Euregio-Klinik in

Nordhorn, in der im ver-

gangenen Jahr mehr als 150

niederländische Patienten

behandelt worden sind, hat

kürzlich eine halbseitige

Anzeige in der niederländi-

schen Tageszeitung „De

Twentsche Courant Tuban-

tia“ aufgegeben. Eine Auf-

sehen erregende Aktion,

nicht nur für niederländi-

sche, sondern auch für

deutsche Begriffe. Das

Krankenhaus pries sich be-

wusst selbst als Einrich-

tung an, die Niederländern

viel zu bieten habe: kurze

Wartezeiten für radiologi-

sche und MRT-Aufnahmen,

spezialisiert auf Knie- und

Hüftoperationen mit mini-

malinvasiver Chirurgie, zer-

tifiziertes Zentrum für Vor-

sorgeuntersuchungen nach

Brustkrebs usw.

„Wir hatten“, sagt Direk-

tionsmitglied A. Steinkamp,

„das Bedürfnis, die nieder-

ländische Bevölkerung zu

informieren. Nicht um zu

betonen, dass wir die Bes-

ten seien, sondern um auf-

zuzeigen, was wir alles zu

bieten haben. Wir haben

festgestellt, dass man nicht

einmal in den Orten unmit-

telbar jenseits der Grenze

wie in der Gemeinde Din-

kelland genau weiß, was

wir hier so alles machen

und können.“

Für die Euregio-Klinik

ist klar wie Kloßbrühe, dass

sie sich dem Wettbewerb

stellen muss. „Die Situati-

on, dass sich Krankenhäu-

ser bequem zurücklehnen

konnten nach dem Motto:

die Patienten kommen ja

doch, ist vorbei. Wir müs-

sen uns anstrengen – nicht

nur im Hinblick auf die nie-

derländischen, sondern

auch auf die anderen deut-

schen Krankenhäuser.“

Das St.-Antonius-Hospital

in Gronau, das in Nord-

rhein-Westfalen unter ande-

rem für seine Verwendung

der 3D-Navigation bei der

Implantation künstlicher

Gelenke bekannt ist, be-

hauptet, keinerlei Probleme

mit dem medizinischen Tou-

rismus über die Grenze zu

haben. Das ist nicht verwun-

derlich. Mit jährlich 600 am-

bulanten und 250 stationä-

ren niederländischen Pa-

tienten ist es bei seinen

Nachbarn recht beliebt.

„Wir betrachten das

MST, das keine zehn Kilo-

meter von Gronau entfernt

ist, absolut nicht als Kon-

kurrenz“, so Xenia Lorenz-

Rebers, Mitarbeiterin für

Öffentlichkeitsarbeit im

Antonius-Hospital, „son-

dern eher als Partner. Es ist

doch wunderbar, dass sich

hiesige Herzpatienten zur

Behandlung ins Thoraxzen-

trum in Enschede begeben

können.“

Im Bereich der Urologie

arbeitet das Antonius-Hos-

pital recht intensiv mit dem

MST zusammen. „Wir wür-

den am liebsten auch in an-

deren Bereichen die Zu-

sammenarbeit verstärken.“

Verwaltungsleiter Gert

de Groot vom Paulinen-

krankenhaus in Bad Bent-

heim fürchtet die nieder-

ländische Konkurrenz

ebenfalls nicht. Zum Pauli-

nenkrankenhaus gehört ein

großes Orthopädiezentrum,

das wegen seiner Hüft- und

Knieoperationen sowie der

Implantation künstlicher

Gelenke hohes Ansehen ge-

nießt. Bei der Rehabilitati-

on der Patienten arbeitet es

eng mit der Fachklinik Bad

Bentheim zusammen, die

ebenfalls in dem Kurort an-

gesiedelt ist. „Ich betrachte

die niederländischen Kran-

kenhäuser absolut nicht als

Konkurrenz“, sagt er. „Ich

würde mir eine gute Zu-

sammenarbeit wünschen.“

Groot weiß auch, dass auf

Grund der beschränkten

OP-Kapazitäten die Warte-

listen bei orthopädischen

Eingriffen in den Nieder-

landen lang sind. Er könnte

sich deshalb vorstellen,

„um nur ein Beispiel he-

rauszugreifen“, dass ein

Arzt aus Hengelo alle zwei

Wochen oder einmal im

Monat einige seiner Patien-

ten in Bad Bentheim ope-

riert. „Warum eigentlich

nicht?“

Konkurrenz GesundheitswesenNordhorner Euregio-Klinik wirbt mit Anzeigen in den Niederlanden

Die Nordhorner Euregio-Klinik wirbt mit Tageszeitungsanzeigen in den Niederlanden umPatienten.

Das Paulinenkrankenhaus in Bad Bentheim fürchtet die niederländische Konkurrenznicht.

Page 14: Nachbarn

14 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Die Krankenhäuser im

deutsch-niederländi-

schen Grenzgebiet kön-

nen vom „ausländischen“

Erfolg der Augenklinik

in Ahaus nur träumen.

Jährlich finden sich

2000 Niederländer in

den Sprechstunden zu

Beratungen, Kontrollen

oder zur Einholung einer

zweiten Meinung ein.

Von Rindert Paalman

AHAUS. In jedem Jahr wer-

den dort mehr als 300 nie-

derländische Patienten

operiert. Und die Zahlen

würden noch weiter stei-

gen, meint Betty Graauw,

niederländische Mitarbei-

terin der Klinik. „Die Nie-

derlande sind für uns ein

Wachstumsmarkt, sie wer-

den für uns immer wichti-

ger.“

Die Augenklinik in Ahaus

ist die drittgrößte ihrer Art

in Deutschland. Sie ist eine

der modernsten und nimmt

eine Vorreiterrolle bei der

Anwendung neuer Entwick-

lungen ein. 13 Ärzte, jeder

mit eigenem Spezialgebiet,

von denen acht operieren,

arbeiten an der Klinik.

30 000 Patienten, nicht nur

aus Nordrhein-Westfalen

oder Niedersachsen sondern

aus ganz Deutschland, kom-

men jährlich in die Sprech-

stunden; 9000 Operationen

werden vorgenommen.

Was die Krankenhäuser in

der Grenzregion regelrecht

neidisch macht, ist die Tatsa-

che, dass die Augenklinik für

die Behandlung niederländi-

scher Patienten feste Verträ-

ge mit einigen großen nie-

derländischen Krankenversi-

cherungen wie Menzis, Ach-

mea und Ohra Delta Lloyd

abgeschlossen hat. „Zu den

anderen Krankenversiche-

rungen haben

wir ein gutes

Verhältnis“, so

Betty Graauw.

„Das ist aber

nicht reibungs-

los über die

Bühne gegan-

gen. Wir

brauchten

schon einen

langen Atem.

Es lief darauf

hinaus, dass

wir uns dem

niederländi-

schen Kran-

kenkassenver-

gütungssystem

angenähert ha-

ben.“ Nieder-

ländische

Krankenversi-

cherungen seien nicht einfa-

cher oder schwieriger als

deutsche, sagt sie. „Nieder-

ländische Versicherungen

sind pragmatisch, deutsche

halten sich stärker an die

Vorschriften.“

Die Augenklinik gilt als

kommerzielle Einrichtung,

mehr oder weniger als Pri-

vatklinik. „Wir sind hier alle

daran interessiert, dass die

Klinik gut läuft. Denn wenn

es gut läuft, kann man auch

wieder in neue Geräte und

neue Entwicklungen inves-

tieren. Ich glaube, dass wir

uns hierin auch von vielen

niederländischen Kranken-

häusern unterscheiden. Wir

haben die Erfahrung ge-

macht, dass es den nieder-

ländischen Krankenhäusern

egal ist, ob ein Patient bei

der Sprechstunde eine War-

tezeit von 90 Minuten und

mehr in Kauf nehmen muss

oder dass es monatelang

dauert, bevor ihm geholfen

wird. Das können wir uns

nicht erlauben.“

9000 Operationen jährlichAuch immer mehr Niederländer kommen in die Augenklinik in Ahaus

9000 Augenoperationen werden jährlichin der Augenklinik in Ahaus vorgenommen.

Die Augenklinik in Gronau ist längst eine grenzüberschreitend ausgerichtete Einrichtung. Immer mehr Niederländer kommen in die Sprechstunden, mehrals 300 von ihnen lassen sich derzeit jährlich in Ahaus auch operieren.

Page 15: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 15

Die Staatsgrenze ist wie

ein Tellerrand. Wer es

schafft, darüber zu bli-

cken, dem eröffnet sich

eine neue Welt. Mit He-

rausforderungen, Risi-

ken, aber auch unver-

hofften Chancen.

Von Martin Borck

GRONAU/LOSSER. So war es

vor 23 Jahren bei Werner

Ostendorff. Der Gronauer

hatte als Techniker in einer

Spinnerei in Gronau gear-

beitet, als die Textilkrise zu-

schlug. Er fand einen neuen

Job bei einem Pumpenher-

steller. Doch auch der mach-

te pleite. „Ich war also ar-

beitslos. Aber dann bekam

ich vom Gronauer Arbeits-

amt den Hinweis, dass die

Firma Johma in Losser eine

Stelle frei habe. Ich habe an-

genommen. Eigentlich woll-

te ich nur zwei Monate blei-

ben. Tja – und nun bin ich

immer noch hier. Die Arbeit

macht mir einfach Spaß“,

sagt Ostendorff, der zum

Leiter Instandhaltung bei

dem niederländischen Un-

ternehmen aufgestiegen ist.

Johma, von zwei Glanerb-

rückern vor 40 Jahren ge-

gründet und jetzt Teil der

englischen Uniq-Holding,

beschäftigt in zwei benach-

barten Betrieben in Losser

rund 400 feste Mitarbeiter.

Das Unternehmen kreiert

Salate und Sandwiches in

zahllosen Variationen und

für alle Gelegenheiten: Joh-

ma-Produkte sind in Super-

märkten ebenso zu finden

wie in Gaststätten und bei

Cateringfirmen.

„Neben den 400 festen

stellen wir viele Mitarbeiter

befristet ein, um Produkti-

onsspitzen aufzufangen“, er-

läutert Personalleiter Peter

Davids. „Meistens sind es 70

bis 80, in Topzeiten können

es aber auch 250 sein.“ Ge-

nügend geeignete Arbeits-

kräfte ließen und lassen sich

nicht immer auf dem nieder-

ländischen Arbeitsmarkt fin-

den. Das Unternehmen hat

seinen Sitz gerade mal drei

Kilometer von der Grenze

entfernt – da lag es auf der

Hand, auch in Deutschland

zu suchen. „Wir arbeiten vor

allem eng mit spezialisierten

Zeitarbeitsfirmen zusam-

men“, sagt Davids.

Bedeutet die Einstellung

von deutschen Arbeitneh-

mern nicht einen Haufen

bürokratischer Mehrarbeit

für einen Arbeitgeber? „Je-

der unserer Arbeitnehmer –

bei uns sind 25 Nationalitä-

ten vertreten – wird nach

niederländischem Recht ver-

sichert und steuerlich be-

handelt“, sagt Davids. Für

den Arbeitgeber stellen Na-

tionalität und Wohnort der

Angestellten sozialversiche-

rungstechnisch oder fiska-

lisch also keine Probleme

dar. Für Arbeitnehmer dage-

gen bringt ein grenzüber-

schreitendes Arbeitsverhält-

nis viel Lauferei mit sich.

Grenzgänger Werner Os-

tendorff musste sich in den

80er-Jahren bei den Behör-

den beiderseits der Grenze

noch durchbeißen. „Zum

Beispiel in Sachen Einkom-

mensteuer: Das niederländi-

sche Finanzamt wollte zu-

erst von mir

keine Steuer-

erklärung,

weil ich in

Deutschland

wohnte – und

in Deutsch-

land hatte ich

ja kein Ein-

kommen, da-

rum fühlte

sich auch die

hiesige Steuer-

behörde nicht

zuständig.“ Es

dauerte, bis

sich das fiska-

lische Durch-

einander klär-

te. Ostendorff

zahlt seine

Einkommen-

steuer in den

Niederlanden

– und setzt wie

seine nieder-

ländischen

Kollegen die

Hypotheken-

zinsen für sein

Haus von der

Steuer ab. Ob-

wohl das Haus

in Deutsch-

land steht. Ei-

ne Regelung,

von der das

niederländi-

sche Finanz-

amt erst über-

zeugt werden

musste.

„Als ich an-

fing, gab es

nur wenig In-

formationen

über Steuern

und Sozialver-

sicherungen

für Grenz-

pendler“, sagt

Ostendorff.

„Das ist durch

die Arbeit der

Euregio deut-

lich besser ge-

worden. Europäischer.“ Be-

hörden, Krankenkassen

wurden für die Probleme der

Grenzgänger sensibilisiert.

Mittlerweile weiß jeder

Krankenkassen-Mitarbeiter,

was es mit dem für Grenz-

pendler wichtige Formular

„E 106“ auf sich hat.

Diese bürokratischen Er-

leichterungen führen dazu,

dass die Grenze immer sel-

tener ein Hindernis für Ar-

beit suchende darstellt. „Na-

türlich muss man immer

noch die Fallstricke ken-

nen“, meint Ostendorff. Als

„alter Hase“ gilt er im Un-

ternehmen mittlerweile

selbst als Experte für Grenz-

pendler-Fragen. „Zum Bei-

spiel die Altersrente. Wer in

den Niederlanden wohnt

oder arbeitet und 65 wird,

bekommt automatisch die

Altersrente, die AOW. Doch

die Ehefrau, die in Deutsch-

land lebt, erhält aus dieser

Kasse keinen Cent. Für sie

muss man also auf andere

Art und Weise für das Alter

vorsorgen.“ Das ist nicht op-

timal, aber durchaus mach-

bar.

Was sich Ostendorff und

Davids wünschen, ist ein

Ansprechpartner in

Deutschland, der Stellenan-

gebote niederländischer Be-

triebe annimmt. „In der Be-

ziehung gibt es noch zu we-

nig Kontakt untereinander“,

meint Ostendorff. Manch-

mal existiert die Grenze also

doch noch.

Und die Barriere in den

Köpfen der Bewohner? Gibt

es die? „Die Twenter sind

ziemlich nüchterne Leute.

Die Mentalität unterschie-

det sich nicht großartig von

der der Menschen aus der

deutschen Grenzregion“,

findet Davids. „Ich habe

noch nie erlebt, dass die

Herkunft eines Mitarbeiters

eine Rolle gespielt hätte.“

Ostendorff bestätigt den

Eindruck. „Die niederländi-

schen Kollegen machen es

den deutschen wirklich

nicht schwer. Sie sind sehr

offen und gehen auf einen

zu.“ Auch wer zunächst

sprachlich nicht zurecht-

kommt, braucht nicht zu

verzweifeln. Die Niederlän-

der kramen ihre Deutsch-

Kenntnisse hervor, zur Not

behilft man sich mit Platt.

Dank der deutlich verbes-

serten schulischen Angebo-

te verfügen immer mehr

Deutsche über Niederlän-

disch-Kenntnisse, die sich

mit der Zeit im Kontakt mit

niederländischen Kollegen

automatisch verbessern.

Ostendorff ist das beste

Beispiel: Als er Mitte der

80er-Jahre anfing, konnte

er kein Wort Niederlän-

disch. „Und jetzt“, scherzt

Davids anerkennend,

„spricht er besser Nieder-

ländisch als Deutsch.“

Grenzgänger haben es heute leichterAus ursprünglich geplanten zwei Monaten wurden für den Gronauer Werner Ostendorff 23 Jahre

„Natürlich muss man immer noch die Fallstricke kennen“ – der Gro-nauer Werner Ostendorff (rechts) arbeitet jetzt schon seit 23 Jahren beiJohma in Losser. Darüber freut sich Peter Davids, Personalleiter des nie-derländischen Produzenten von Salaten aller Art.

Page 16: Nachbarn

Für Möbel fahren Sie natürlich nach Vriezenveen!

Westeinde 660 - Vriezenveen - Niederlande - Tel.: (0031 546) 55 99 55 - www.lowikmeubelen.nl Öffnungszeiten: Montag 13.30-18.00 Uhr - Dienstag - Freitag 10.00-18.00 Uhr

Donnerstag Kaufabend bis 21.00 Uhr (eigenes Restaurant!) - Samstag 10.00-17.00 Uhr

Jetzt

1399,-

Jetzt

1699,-

NUR BEI SUPER KEUKENSVRIEZENVEEN - NIEDERLANDE

Gratis Kaffee!

Küche Stockholm, einschließlich Geräte

Eckkombination Bulgano, Stoff, sofort mitnehmen.

Jetzt

2699,-

Jetzt

649,-Elektrisch verstellbares Boxspring Rostock, Normalpreis 3995,- Großer Kühlschrank,

Inhalt 310 Liter, A-klasse

Miele Geschirrspüler

Jetzt

799,-

Der g rößte Wohn-Bou levard im Osten der N ieder lande - www. low ikmeube len .n l

Ab

1995,-

Jetzt ab

2499,-

Ecksofa Isla, normal 2699,-Sofa 3-Sitzer Gabon, in Wildleder

Ab

699,-Jetzt

1550,-Jetzt

1799,-

4-Sitz Picardi. In Pilotenleder.Fresco Sofa 3-Sitzer (excl. Kissen) Couchgarnitur 2,5-Sitzer und 2 Fauteuils Galio

Jetzt

899,-

Sessel Gillon, Leder, in verschiedenen Farben

Jetzt

299,-

Jetzt

999,-

Jetzt

299,-Ab

629,- Jetzt

1149,-

Relaxfauteuil Heri, normal 1529,-Fauteuil Absolute, Leder, mit Drehfuß Dressoir Abbey, 3 Türen, 7 LadenEßstuhl Wenen, Leder

WEG=WEG

Himmelbett Gilmore, 160 x 200

Jetzt

899,-

Malabo Glasschrank, 2 Türen, 3 Laden

UIT VOORRAAD LEVERBAAR

NUR BEI PROFIJT MÖBEL VRIEZENVEEN - NIEDERLANDE

Vr iezenveen

OmmenHardenberg

AlmeloWierden

R i jsen

Delden

BorneEnter

Goor

Enschede

Hengelo

N i jverdal

R aalte Zwol le

DeventerZwolleApeldoornAmsterdam

Deutschland

A1

A1

A35

Oldenzaal

A35

N36

IMMER DER GÜNSTIGSTE PREIS

Unt

er V

orbe

halt

von

Dru

ck- u

nd S

atzf

ehle

rn

Page 17: Nachbarn

Am Fußball schieden sich die GeisterInzwischen laufen die Duelle zwischen Holland und Deutschland längst friedlich ab

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 17

Von Martin Borck

Deutsch-niederländische

Zusammenarbeit zwi-

schen Unternehmen und

Behörden, grenzübergrei-

fende Schulkontakte oder

auch wiederhergestellte

Bahnverbindungen – alles

gut und schön. Hat die Eu-

regio gut gemacht. Keine

Frage. Aber haben sich die

Mühen und der finanzielle

Aufwand auch gelohnt?

Wie sieht es mit den

Schlagbäumen in den Köp-

fen der Euregio-Bewohner

aus? Darüber geben weder

der Höhe der ausgegebe-

nen Interreg-Millionen

noch Euregiorats-Protokol-

le Auskunft. Wer in Kopf

und Herz der Euregianer

schauen will, wer wissen

will, wie es um die deutsch-

niederländischen Befind-

lichkeiten wirklich bestellt

ist, braucht einen anderen

Gradmesser: Fußball.

Länderspiele zwischen

Deutschland und Holland.

Und da scheint sich in den

vergangenen gut 20 Jahren

doch eine ganze Menge

zum Positiven gewendet zu

haben.

Rückblick: 24. Juni 1990.

Deutschland hat das Ach-

telfinale der Fußball-WM in

Mailand gegen die Nieder-

lande gewonnen. Nichts

Gutes ahnend, stehe ich als

Reporter am Grenzüber-

gang Gronau-Glanerbrug

Tatsächlich versammeln

sich hier kurz nach dem

Schlusspfiff an beiden Sei-

ten Menschen. Reinier, ein

Niederländer, überschreitet

die Grenze, geht auf die

verdutzten deutschen Fans

zu und gratuliert ihnen

zum Sieg ihrer Mannschaft.

Doch leider bleibt das ei-

ne Einzelaktion. Wenn

auch der Großteil der Fans

einfach nur gut drauf ist,

kommt es kurz darauf zu

Provokationen. Niederlän-

dische Lastkraftwagen wer-

den blockiert, von nieder-

ländischer Seite fliegen Fla-

schen und Steine, wenig

später wird ein Auto auf

die Seite gekippt und de-

moliert. Es herrscht Eises-

kälte im Verhältnis zwi-

schen den meisten deut-

schen und niederländi-

schen „Fans“.

Zwei Jahre später. Bei der

Europameisterschaft in Gö-

teborg treffen beide Mann-

schaften wieder aufeinan-

der. Ich berichte vom Oude

Markt in Enschede, der sich

in ein Oranje-Meer verwan-

delt hat. Um mich herum

Niederländer, die ihr Team

anfeuern. Sobald ich mich

als Deutscher zu erkennen

gebe, beteuern die Fans,

dass sie ihre Schlachtgesän-

ge nun wahrlich nicht per-

sönlich meinen . . . Aber ich

gebe meine deutsche Staats-

angehörigkeit nicht allen

preis. Vor allem nicht denen,

die sich nach dem 3:1-Sieg

der Niederlande („Schade,

Deutschland, alles ist vor-

bei!“) an der Grenze in Gla-

nerbrug zusammenrotten.

Wieder kommt es zu Ausein-

andersetzungen. Der Grenz-

übergang wird gesperrt. Die

Polizei – sie hat von den Vor-

fällen zwei Jahre zuvor ge-

lernt – hält Hunderte rivali-

sierende Fans auseinander.

Trotzdem fliegen wieder Fla-

schen und Steine. Ein deut-

sches Reporter-Fahrzeug

bleibt in den Menschenmas-

sen auf Glanerbrücker Seite

stecken. In Enschede wer-

den trotz des niederländi-

schen Erfolgs Wagen mit

deutschen Kennzeichen zer-

kratzt. Ein weiterer Tief-

punkt.

23. Februar 2000, Ams-

terdam. In der Arena

kommt es zum Freund-

schaftsspiel zwischen Hol-

land und Deutschland. In

der Amsterdamer Innen-

stadt sind deutsche Fans

auszumachen. Aber – welch

Wunder – es kommt zu kei-

nerlei Zwischenfällen. Vor

der Arena spreche ich mit

dem Amsterdamer Polizei-

chef, der sich selbst zu

wundern scheint, dass alles

so friedlich abgelaufen ist.

Auch an der Grenze Gro-

nau-Glanerbrug bleibt es

ruhig, genauso wie bei den

Duellen 2002, 2004 und

2005. Die paar Leutchen,

die möglicherweise darauf

aus sind zu provozieren,

finden keinen Widerpart.

Das Verhältnis zwischen

Deutschen und Niederlän-

dern scheint sich zu nor-

malisieren.

2006 und 2008 bei der

WM beziehungsweise bei

der EM treffen Mannschaft

und Elftal nicht aufeinan-

der. Aber die in Deutsch-

land lebenden Niederländer

zeigten Flagge. Und zwar

Oranje. Und was passiert?

Anhänger beider Teams

frotzeln fröhlich übereinan-

der, amüsieren sich über

die Kids, die in viel zu gro-

ßen Fan-Shirts über die

Straße laufen. Selbst einge-

fleischte Fans der deut-

schen Mannschaft geben

zu, dass die Holländer bei

der WM toll gespielt haben

und trösten ihre holländi-

schen Nachbarn nach dem

Ausscheiden der Oranjes.

Fans ihrer jeweiligen

Mannschaft bleiben sie al-

lemal – aber Randale zu

machen, kommt offenbar

keinem Menschen mehr in

den Sinn. Und wenn das

schon im Fußball so ist,

lässt das doch sehr darauf

schließen, dass es mit dem

Verhältnis zwischen Deut-

schen und Niederländern

in der Euregio so ganz

schlecht nicht bestellt sein

kann . . .Martin Borck

„Fußball ist eigentlich Krieg“ sagte einst der niederländische Trainer Rinus Michels, der 1974 mit der holländische Na-tionalmannschaft Vize-Weltmeister und 1988 Europameister wurde. Hier haben niederländische Fußballfans am Grenz-übergang Gronau-Glanerbrug nach einem Sieg des Oranje-Teams über den Nachbarn ein deutsches Auto demoliert.

Page 18: Nachbarn

18 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Von Freimuth Schulze

Mit der Einführung des

Euro zu Beginn des

Jahres 2002 ist alles ganz

einfach geworden: Einkau-

fen jenseits der Grenze ist

heute nichts Besonderes

mehr. Schließlich stehen ja

auch schon lange die früher

so lästigen Zollkontrollen

nicht mehr im Wege. Die

Deutschen besorgen sich

zwischen Frühstück und

Mittagessen schnell noch ein

Paar Pfund Kaffee im hollän-

dischen Supermarkt an der

Grenze, decken sich mit Zi-

garetten und „geele vla“ ein

(„Diesen Vanillepudding im

Liter-Pack kennt man bei

uns so nicht. Schmeckt köst-

lich!“) und füllen vor der

Rückfahrt den Tank mit

günstigem Diesel. Die Nie-

derländer zieht es regelmä-

ßig in die großen deutschen

Verbrauchermärkte entlang

der Grenze. Aldi, Lidl und

K & K sind bei ihnen beson-

ders beliebt. Hier sind viele

Lebensmittel günstiger als

im eigenen Land. Dazu Spi-

rituosen – wer hat nicht im-

mer seine Flasche „Müm-

melmann“ in der Hausbar –

und Drogerieartikel. Und

dann wird noch schnell ge-

tankt, denn in Deutschland

ist Benzin wiederum billiger.

Zu Attraktionen haben

sich in den vergangenen

Jahren vor allem an den Wo-

chenenden einige ehemalige

Grenzübergänge entwickelt.

Der Hollandmarkt Ter Huur-

ne zwischen Ahaus und

Buurse ist ein beliebtes Ziel

für ganze Familien – mit

Spielgarten, Livemusik und

Amüsement; selbst Radtou-

ren werden angeboten. Und

an der Rammelbecke zwi-

schen Nordhorn und Dene-

kamp ist nach dem Wegfall

der Grenzkontrollen rund

um den Supermarkt Tensun-

dern sogar ein kleines Ein-

kaufszentrum entstanden –

mit unter anderem Restau-

rant, Obst- und Gemüsela-

den, Fischgeschäft und so-

gar Apotheke.

Drei Einkaufsziele auf nie-

derländischer Seite der

Grenze sind bei den Deut-

schen besonders beliebt: der

Sonnabend-Markt in En-

schede, Ikea mit den umlie-

genden großen Fachgeschäf-

ten in Hengelo und – allen

voran – das Gartencenter

Oosterik in Denekamp. „Ich

komme hier bereits zum

zweiten Mal mit dem Bus. So

etwas habe ich noch nie ge-

sehen“, berichtet eine ältere

Dame auf dem Weg zum Ein-

gang des Gartencenters. Sie

Hier Diesel, dort BenzinEinkaufen jenseits der Grenze ist heute nichts Besonderes mehr

Fest in deutscher Hand ist an bestimmten Tagen des Gartencenter Oosterik in Denekamp. Die Autokennzeichen auf demriesigen Parkplatz sind der Beweis dafür. Foto: Freimuth Schulze

Die Landschaft genießen

– die Bewohner von bei-

derseits der Grenze begeg-

nen sich immer häufiger auf

den inzwischen unzähligen

Rad- und Wanderrouten im

Euregio-Gebiet. Dabei zieht

es die Niederländer noch

weitaus häufiger über die

Grenze als die Deutschen.

Das belegen aktuelle Statis-

tiken. Die schöne Land-

schaft, die attraktiven Aktiv-

angebote, der ländliche

Charme sowie die interes-

santen Städte und Kultur-

schätze – das sind die

Hauptmotive niederländi-

scher Gäste für einen Tages-

trip oder einen Kurzurlaub

im Münsterland, im Osna-

brücker Land oder in der

Grafschaft Bentheim. Diese

Regionen präsentieren sich

seit Mitte 2002 im Benelux-

Gebiet unter dem gemeinsa-

men Nenner „Geheimnis

hinter der Grenze“ (Geheim

over de grens“).

47 Prozent der niederlän-

dischen Gäste im deutschen

Teil der Euregio stammen

aus den Grenzprovinzen

Overijssel und Gelderland.

Besonders beliebt sind bei

ihnen die bekannten Rad-

wanderrouten wie die „100

Schlösser Route – Entde-

ckungsreise durch die Park-

landschaft des Münsterlan-

des“ und die „Friedensroute

– Auf den Spuren des West-

fälischen Friedens“.

Aber es gibt auch viele

grenzüberschreitende Routen

wie die von Zwolle entlang

der Vechte bis ins münster-

ländisch Darfeld führend

Vechtetalroute. Ein grenzen-

loses Wandervergnügen bie-

tet auch der Handelsweg von

Osnabrück über Rheine und

Oldenzaal bis nach Deventer.

Neu für das Grenzgebiet

sind die „Touristischen Ori-

entierungspunkte“ – kurz

TOPs genannt. Für jeden der

13 TOPs in den Regionen

Münsterland, Grafschaft

Bentheim, Achterhoek,

Twente und Vechtdal wurde

jeweils mindestens eine

Route für Rad- und Wander-

touren entwickelt, zum Teil

auch mit Strecken für Inline-

skater und Kanuten.

Die Landschaft fasziniert

Immer ein beliebtes Ziel von Radwanderern: die Burg inBad Bentheim.

Page 19: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 19

Als es die Schlagbäume noch

gab, war die Fahrt über die

Grenze doch immer etwas Be-

sonderes – egal, ob für Deutsche

oder für Niederländer. Schließ-

lich mussten bei der Rückfahrt

immer die Zollkontrollen pas-

siert werden. „Haben Sie etwas

anzugeben? – wer von den älte-

ren Grenzbewohnern kann sich

an diese immer wiederkehrende

Frage nicht mehr erinnern.

Heute ist dies längst Ge-

schichte. Für die Bewohner des

deutschen Teils der Euregio ist

der wöchentliche oder gar tägli-

che Trip über die Grenze zu den

westlichen Nachbarn inzwi-

schen ebenso selbstverständlich

wie für die niederländischen

Grenzbewohner die Fahrt zu

den „buren“ auf östlicher Seite.

Und dabei sind die Gründe

so vielfältig und unterschied-

lich, wie nie zuvor. „Wir fuhren

früher mit unseren Kindern

einmal im Jahr zur Sommerro-

delbahn nach Ibbenbüren, das

war’s“, so eine Frau um die 60

aus Ootmarsum. Die Kinder ih-

rer Kinder waren zwar auch

schon einmal auf der Sommer-

rodelbahn, für sie gehören Be-

suche im Wellenfreibad in

Nordhorn oder in den Diskothe-

ken „Zak“ in Uelsen, „Index“ in

Schüttorf oder „Aura“ in Ibben-

büren aber längst zum Alltag,

ebenso wie für viele Familien

aus dem niederländischen

Grenzgebiet der Tagesausflug

zu den Zoos in Osnabrück und

Münster und natürlich zum

Nordhorner Tierpark. „Etwa die

Hälfte unserer jährlich inzwi-

schen rund 300 000 Besucher

sind Holländer“, so Tierpark-

Geschäftsführer Thomas Ber-

ling. Auch die deutschen Weih-

nachtsmärkte wie die in Nord-

horn, Münster und Osnabrück

üben alljährlich auf die Nieder-

länder eine große Anziehungs-

kraft aus.

Und die deutschen Grenzbe-

wohner? Sie fahren nicht selten

der Geselligkeit und der vielen

Terrassen wegen ins Nachbar-

land. Im Galerienstädtchen

Ootmarsum wimmelt es sonn-

tags von Besuchern aus

Deutschland, die auch gerne die

Konzerte im Musikzentrum in

Enschede und die Opern im

„Muziekkwartier“ der Grenz-

stadt besuchen. In den Som-

mermonaten sind die grenzna-

hen Erholungsgebiete mit ihren

Badeseen wie „het Rutbeek“,

„het Hulsbeek“ und Hilgelo bei

den Deutschen besonders be-

liebt. Und natürlich die Freizeit-

parks wie Hellendoorn und

Slagharen.

Der Trip über die Grenzeist längst selbstverständlich

Janna – Seehundbaby im Nord-horner Tierpark.

ist bereits um 7 Uhr in Bielefeld in

den Bus eines Reisebüros gestiegen,

das allein in diesem Jahr zehn Mal

von Ostwestfalen aus in die Twente

fährt. 23 Euro hat die allein stehen-

de Dame für den Tagesausflug nach

Holland bezahlt: „Dafür bin ich

aber auch den ganzen Tag unter-

wegs. Von Oosterik aus geht es

nämlich auch noch zum Wochen-

markt nach Enschede.“

„Diese Kombination bieten ver-

schiedene Busunternehmen aus dem

nordwestdeutschen Raum an“, be-

richtet Marcel Reinders, Clusterma-

nager des Denekamper Gartencen-

ters, nach dessen Auskunft etwa 60

Prozent der Kunden aus Deutsch-

land kommen: „Unser Einzugsgebiet

reicht bis Hamburg, Hannover und

an den Rand des Ruhrgebietes.“ An

manchen Tagen wird Oosterik von

bis zu 15 Bussen und mehr angesteu-

ert, an Spitzentagen werden an die

20 000 Kunden in dem mehr als

40 000 Quadratmeter großen Ein-

kaufsparadies gezählt.

„Die Deutschen sind dabei die

Ersten, die vor der Eingangstür ste-

hen, oftmals schon um 8 Uhr“,

weiß Reinders zu berichten. Sie

müssen bis 9 Uhr warten, um Ein-

lass zu finden. Wenn Busgesell-

schaften kommen, ist der erste

Gang der überwiegend älteren Rei-

senden der zur Toilette. Danach

geht es ins Gartencenter-Café, um

anschließend gestärkt einige Stun-

den lang durch die Einkaufswelt zu

bummeln.

Für den jungen Mann aus Wa-

rendorf führt der erste Gang auf

dem Enscheder Wochenmarkt zur

Imbiss-Bude: „Original holländi-

sche Pommes mit Majo, Gewürz-

ketschup und rohen Zwiebeln – im-

mer wieder Spitze“. Etwas später

lässt sich der Münsterländer noch

einen Backfisch und frische Scam-

pis schmecken. Und dann werden

Käse („Schön, dass man fast alles

erst probieren kann“) und noch ei-

nige Süßigkeiten eingekauft, wobei

„drop“ (Lakritz) natürlich nicht

fehlen darf.

Tausende deutsche Tagesausflüg-

ler bevölkern sonnabends den En-

scheder Wochenmarkt, vor allem in

den Sommermonaten, wenn es wie-

der den „Hollandse Nieuwe“ gibt,

die neuen Matjesheringe. Dafür

fahren Liebhaber kilometerweit.

Der Enscheder Wochenmarkt ist je-

den Sonnabend bis 17 Uhr geöffnet

– viel Zeit also, um das besondere

Flair zu genießen und sich unter

anderem auch mit frischem Obst

und Gemüse einzudecken.

Die Deutschen machen nach

Auskunft der Stadt Enschede der-

zeit ein Viertel der Wochenmarkt-

Besucher aus: gut 13 000 kommen

dafür jeden Sonnabend in die

Grenzstadt. Dabei ist die Tendenz

allerdings leicht rückläufig: Vor

drei Jahren machten die Deutschen

noch mehr als 16 500 oder 31 Pro-

zent aller Markt-Besucher aus.

Und was zieht den niederländi-

schen Verbraucher außer zum Ein-

kauf in den Verbraucher-, Drogerie

und Getränkemärkten nach

Deutschland? Zum Beispiel die gro-

ßen Elektro- und Elektronikfach-

märkte und natürlich die Möbel-

häuser im Münsterland und in der

Grafschaft Bentheim. Ein beson-

ders beliebtes Ziel sind XXXLutz

und der angrenzende Media-Markt

in Nordhorn, – der rote „größte

Stuhl der Welt“ macht schon an der

Grenze auf dieses Einkaufszentrum

aufmerksam. „Wir sind hier heute

mit der ganzen Familie und haben

uns bereits in der Wohnwelt und

im Media-Markt umgesehen. Jetzt

geht es zum Essen ins Restaurant“,

so ein junges Ehepaar aus Almelo,

das schon häufiger zum Einkauf in

Nordhorn war und vor allem von

der Innenstadt mit dem angrenzen-

den Vechtesee begeistert ist: „Hier

kann man unbeschwert bummeln

und einkaufen.“

In den Niederlanden einen Na-

men hat Nordhorn als Küchen-

stadt. Aus ganz Holland kommen

die Küchenkäufer, verbinden dies

nicht selten mit einem Einkaufs-

bummel oder einem Abstecher zur

Burg in Bad Bentheim. Selbst Groß-

städte haben im Verhältnis zur Ein-

wohnerzahl und zur Grundfläche

nicht so viel Ausstellungsfläche für

Küchen zu bieten wie die vielen

Fachgeschäfte zwischen Bad Bent-

heim und Emlichheim – an die

25 000 Quadratmeter.

Nur klein hinsichtlich der Aus-

stellungsfläche ist die Firma Kü-

chen Heilig im südlichen Nordhor-

ner Stadtteil Blanke, auf holländi-

scher Seite der Grenze aber ist die-

ses Fachgeschäft ein Begriff. „Für

manche Neubaugebiete in den

grenznahen Orten liefern wir bis zu

50 Prozent aller Küchen, richten

dort die neuen Wohnungen ganzer

Straßenzüge mit unseren Küchen

ein“, so Inhaber Manfred Heilig:

„Die Niederländer lieben gerade

bei Küchen und Einbaugeräten

deutsche Wertarbeit. Und schielen

natürlich immer auf den Preis.“

Und auch „uit eten“ im deut-

schen Grenzgebiet steht bei den

Niederländern hoch im Kurs. Dabei

ist es nicht nur die „gutbürgerliche“

deutsche Küche, die die Nachbarn

lockt, sondern vor allem auch der

günstige Preis. Ein komplettes Me-

nü für unter zehn Euro ist hier

noch ganz normal, und auch beim

Bierpreis haben die deutschen Gas-

tronomen noch lange nicht das Ni-

veau ihrer niederländischen Kolle-

gen erreicht. Und dann sind die

Restaurants zwischen Münster, Os-

nabrück, Gronau und Nordhorn

natürlich für ihre großen Portionen

bekannt. „Das Schnitzel reicht

nicht selten über den Tellerrand hi-

naus“, so ein Winterswijker, der re-

gelmäßig mit der Familie oder mit

Bekannten zum Essen über die

Grenze fährt.

Die Zukunftssicherung der Unternehmen hängt neben den betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten mehr und mehr von dem Einsatz neuer und innovativer EDV-Systeme ab. Diese Fakten sind uns als HBZ Anspruch und Ziel zu gleich.Um dieses hohe Niveau zu erreichen bieten wir Ihnen diese Weiterbildungen.

Digital- und Printmedien*2 in 1: Medienfachwirt und Meister für Digital- und PrintmedienEröffnung und Start um 16 Uhr: Fr. 24. Oktober 2008berufsbegleitend, fr 16–20 Uhr, sa 9–13 Uhr

Tagesschule auf Anfrage: Termin Januar 2009

INFO Frank Förster, Tel. 0251/705-1454, Fax -1428Echelmeyerstraße 1–2, 48163 Münster [email protected], www.hbz-bildung.de

Page 20: Nachbarn

Oranje war zum FürchtenVon der Fußball-WM 1974 bis zum Leben „auf der Grenze“

20 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Innere Medizin mit Spezialisierungenin der Gastroenterologie und derinterventionellen Kardiologie,Stroke Unit, Palliativmedizin

Chirurgie mit Spezialisierung in derchirurgischen Orthopädie, Hüft- undKnieendoprothetik

Radiologie mit Computer- und Kern-

spintomographie, Angiographie

Kinderheilkunde und Neugeborenen-

intensivmedizin (Neonatologie)

Frauenheilkunde mit Brustzentrum,

Mammographie

Anästhesiologie und Schmerztherapie

Strahlentherapie, Urologie, Augen-chirurgie

Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie

Psychiatrie und Kinder- und Jugend-psychiatrie

Euregio-Klinik Albert-Schweitzer-Straße GmbHAlbert-Schweitzer-Straße 1048527 NordhornTel.: 0049-5921-840 · Fax: 0049-5921-841244E-Mail: [email protected]

Euregio-Klinik Hannoverstraße GmbHHannoverstraße 548529 NordhornTel.: 0049-5921-1710 · Fax: 0049-5921-17130 09E-Mail: [email protected]

IHR KRANKENHAUS„IN DER NACHBARSCHAFT”

MODERNE KRANKENZIMMER, NIEDERLÄNDISCH SPRECHENDES PERSONAL, KURZE WARTEZEITEN

Euregio-Klinik Albert-Schweitzer-Straße(Animation nach Erweiterung)

Euregio-Klinik Hannoverstraße(Animation)

Von Guntram Dörr

Klar, ich kannte Frau Ant-

je mit dem Käse aus der

Fernsehwerbung. Und Rudi

Carell, der König des Sams-

tagabends, war Stammgast

im elterlichen Wohnzimmer

– via TV, versteht sich. Die

dralle Blonde und der char-

mante Schlaks mit der Stirn-

locke sprachen dieses lustig

akzentuierte Deutsch,

brachten locker und unver-

krampft ihre Botschaften

unters Volk. Ganz im Gegen-

satz zu den immer ernst-

haft-bemüht wirkenden

Fernsehfiguren diesseits der

Grenze, die damals, ich war

gerade 13, noch einige hun-

dert Kilometer von zu Hau-

se entfernt lag. Von einer

echten Berührung, gar einer

Nähe zu Holland, konnte

nicht die Rede sein. Das än-

derte sich 1974 deutlich und

– später mehr – 1993 grund-

legend.

Zunächst zum ersten Jah-

resdatum, das allen Sport-

fans unvergessen bleiben

wird und oranje durch die

leuchtenden Fußballtrikots

der niederländischen Natio-

nalmannschaft zur gefürch-

teten Farbe machte. Ich hat-

te mir wenige Wochen vor

Beginn der Weltmeister-

schaft einiges anzuhören,

weil ich eines Tages zum

Punktspiel meiner Jugend-

mannschaft mit Schuhen

der Marke „Puma Cruyff “

auftauchte. Die schwarz-

orangen Treter gefielen mir

eben besser als die Adidas-

Modelle mit den Schriftzü-

gen „Müller“ oder „Becken-

bauer“, die meine Mitspieler

trugen. Als der geniale „Kö-

nig Johan“ während des

Turniers die Fußballwelt

verzauberte, fühlte ich mich

durchaus nicht bestätigt,

sondern fieberte mit den

deutschen Helden. Doch ha-

ben wir uns mehr als einmal

zugeraunt: Donnerwetter,

können die spielen – die

Holländer!

Knapp 20 Jahre später

rückte ich den Niederlanden

auf den Leib. Von Nordhorn

aus erfuhr und erlebte ich,

dass die Leichtigkeit und

Unverkrampftheit der le-

gendären 74er Elf durchaus

die Lebenseinstellung der

Niederländer widerspiegelt.

Vieles von dem, was die

Oranjeteams auf dem grü-

nen Rasen zelebrieren, fin-

det sich im Alltag dieser Ge-

sellschaft wieder – Improvi-

sationstalent, Freude am

Augenblick, Fehler zu tole-

rieren und neue zu wagen,

Zusammenrücken auf en-

gem Raum – gleichzeitig

Sehnsucht nach Weite. Und

nach Land, das dieses Volk

dem Wasser abtrotzte, um es

gleichzeitig mit den Kanälen

in einem Maße zu nutzen,

von dem man, beispielswei-

se in Nordhorn, gerade erst

zu träumen beginnt.

Die Grenze ist, zum

Glück, längst gefallen, wir

sind beiderseits mitten in

Europa angekommen. Wir

sind Nachbarn, und wir hel-

fen einander, wenn es nötig

ist. 600 000 (damals noch)

Mark spendeten die Graf-

schafter im Rahmen einer

großen Hilfsaktion der Graf-

schafter Nachrichten für die

Opfer der Explosionskata-

strophe in Enschede – ganz

selbstverständlich.

Im Alltag schwindet das

Trennende mehr und mehr,

doch dürfen Eigenarten er-

halten bleiben. Ich werde

mich nie anfreunden mit

„frikandel uit de muur“ oder

getarnten Radarblitzgeräten

in Abfallbehältern. Ich stau-

ne über Weltläufigkeit,

Sprachgewandtheit und

Kinderfreundlichkeit. Und

über die folkloristische Be-

geisterung für ein Königs-

haus, das Identität stiftet.

Ich tröste mich damit, dass

die Nachbarn in der Twente

tagtäglich mit ähnlichen All-

tagssorgen zu kämpfen ha-

ben wie die Grafschafter

und dies bei Bier oder Gene-

ver, einander zunickend,

erörtern. Wenn es nicht ge-

rade um Fußball geht.

„König Johan“ und „Kaiser Franz“: Das holländische Team um den genialen SpielmacherCruyff beeindruckte bei der Fußballweltmeisterschaft 1974 – auch Guntram Dörr, damals 13Jahre alt, heute Chefredakteur der Grafschafter Nachrichten. „Du Beckenbauer!“ soll in Tei-len der Niederlande hingegen als Schimpfwort gebraucht worden sein. Und heute? Über vie-les lässt sich im Grenzgebiet inzwischen reden – gelegentlich sogar über Fußball. Foto: dpa

Guntram Dörr

Page 21: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 21

Ohne die Anregung sei-

ner niederländischen An-

gestellten hätte der Eper

Bäckermeister Hermann

Dust vielleicht nie den

Sprung über die Grenze

gewagt. „Carla hat mir

immer wieder erzählt,

wie gern ihre Nachbarn

Brötchen von deutschen

Bäckern mögen. Und sie

war sich sicher, dass sich

eine Filiale in Glanerbrug

bestimmt lohnen würde.“

Von Martin Borck

GRONAU/GLANERBRUG. Nun:

Dass Niederländer deutsche

Backwaren mögen, war dem

Bäckermeister nicht neu: „In

einigen grenznahen Filialen

in Gronau kommen, schätze

ich, 40 Prozent der Kunden

aus den Niederlanden.“ Bröt-

chen hatte er schon vor Jah-

ren, noch zu Schlagbaum-Zei-

ten, an ein Geschäft nach

Overdinkel liefert. Aber eine

eigene Filiale – das war doch

eine ganz neue Herausforde-

rung. Zumal er unterschiedli-

che Signale erhielt: „Der Be-

triebsberater meiner Ein-

kaufsgenossenschaft sagte:

Holland – das ist hopp oder

topp. Einige Bäcker seien gar

nicht glücklich geworden, an-

dere dagegen kriegten das La-

chen nicht mehr aus dem Ge-

sicht.“

Den Knoten hackte Dust

durch, als er eine deutsche

Filiale aufgab – und er somit

eine Inneneinrichtung übrig

hatte. Dust ging das Risiko

ein und begab sich ernsthaft

auf die Suche nach einem ge-

eigneten Geschäftsraum jen-

seits der Grenze. „Das war

gar nicht so einfach“, erzählt

der Bäckermeister. Zunächst

gab es in Glanerbrug keinen

freien Laden. Und als ein Ge-

schäft frei wurde, fing der

Genehmigungsreigen an.

„Zum Glück hat mir die

Kreishandwerkerschaft Bor-

ken geholfen“, sagt Dust. Die

hat nämlich ein eigenes EU-

Referat. Das angeschlossene

Inter-Ned Beratungscenter

unterstützt kleine und mitt-

lere Unternehmen bei ihren

Auslandsaktivitäten. Mitfi-

nanziert wird es aus Inter-

reg-Mitteln.

Mit den niederländischen

Behörden machte Dust unter-

schiedliche Erfahrungen. Die

einen waren äußerst hilfsbe-

reit, andere dagegen ließen

ihn mit ihren Formularen al-

lein. „Ich spreche leider kein

Niederländisch. Das machte

die Abwicklung natürlich

nicht einfacher.“ Zum Glück

hatte er seine Mitarbeiterin

Carla, die einiges an Schrift-

verkehr übersetzte . . .

Der neue Konkurrent be-

hagte den eingesessenen Be-

trieben in Glanerbrug ver-

ständlicherweise nicht be-

sonders. Dust musste sich

daher durchsetzen. „Zum

Beispiel war das Rot meiner

Außenwerbung den Kollegen

des Einzelhändlerverbandes

zuerst zu grell.“ Aber schließ-

lich ging es doch. Dafür hatte

Dust kurz nach der Eröff-

nung die ersten Lebensmit-

telprüfer im Geschäft, die

sich davon überzeugen woll-

ten, dass die Kühlkette bei

den angebotenen Waren

nicht unterbrochen wurde.

„Der Mann hat sich vor Ort

davon überzeugen können,

dass unsere Produkte keine

Zeit hatten, schlecht zu wer-

den“, schmunzelt Dust.

Der grenzenlose EU-Bin-

nenmarkt hat dem Bäcker

unterm Strich Vorteile ge-

bracht. „Früher, als ich Bröt-

chen nach Overdinkel gelie-

fert habe, musste ich noch je-

des Mal den Lieferschein bei

einem Büro abgeben, das

dann die Zollangelegenheiten

regelte. Heutzutage fährt

man einfach so über die

Grenze – eine Erleichterung.

Und erstmal das einheitliche

Geld. Seit Einführung des

Euro gibt es keine Wechsel-

kursverluste mehr zwischen

Gulden und Mark.“

Dennoch ist nicht alles

Gold, was glänzt: „Ohne

niederländischen Steuerbe-

rater käme ich nicht zu-

recht“, gibt Dust zu. Eine

Fachfrau hat er über seinen

deutschen Steuerberater in

Gronau gefunden. „Natür-

lich kostet die Beratung in

Steuerfragen Geld. Auch

sind die Tariflöhne in den

Niederlanden spürbar hö-

her. Für die Lohnfortzah-

lung an seine Angestellten

im Krankheitsfall muss ich

eine eigene Versicherung ab-

schließen. Die niederländi-

sche Krankenkasse bezahlt

das nämlich nicht.“

Trotz dieser Mehrkosten

hat sich der Schritt über die

Grenze gelohnt. „Ich habe in

keiner einzigen Filiale in

Deutschland einen so hohen

Umsatz.“ Vor allem die klei-

nen Mahlzeiten wie Mett-

brötchen oder „broodjes ge-

zond“ (mit Salat und Schin-

ken) gehen weg – eben wie

die sprichwörtlichen warmen

Semmeln. Woran es liegt?

„Die Niederländer essen ja

erst abends eine warme

Mahlzeit. Unser Angebot

zum mittäglichen Lunch

kommt ihnen da sehr entge-

gen.“ Ganze Belegschaften

von Betrieben aus dem In-

dustriegebiet am Ortsrand

geben telefonisch ihre Bestel-

lungen durch.

Sein Verhältnis zu Nieder-

ländern war sowieso stets

gut. Die Kunden sind nett.

„Unterm Strich“, sagt Her-

mann Dust daher, „würde ich

es sofort wieder machen.“

Filiale jenseits der GrenzeBäckermeister aus Epe macht in Holland hervorragende Geschäfte

Der Eper Bäckermeister Hermann Dust – hier mit zwei Mitarbeiterinnen in seiner Filiale in der niederländischen Grenzge-meinde Glanerbrug – lieferte schon zu Schlagbaum-Zeiten frische Brötchen ins Nachbarland.

Der Handel im Raum Münster-

land/Grafschaft Bentheim/Twente/

Achterhoek hat sich sich von Grenzen nie

ernsthaft aufhalten lassen. Marskramer,

Tödden und Kiepenkerle, Tuchhändler

und Hausierer, waren schon im 19. Jahr-

hundert in diesem Raum unterwegs. Je

nachdem, wo die Wirtschaft florierte, zo-

gen auch Arbeitskräfte über die Grenze.

Grenzorte wie Glanerbrug oder Overdin-

kel wären ohne die florierenden Textilfa-

briken in Gronau nicht entstanden. In

den kleinen Orten siedelten sich nieder-

ländische Arbeiter an, die täglich zur Ar-

beit nach Deutschland gingen.

Die Textilindustriellen in den deut-

schen Grenzstädten waren übrigens

zum größten Teil Niederländer, die ab

etwa dem Jahr 1840 den preußischen

Markt erobern wollten. Den „grenzenlo-

sen Wirtschaftsraum“ hat es schon im

19. Jahrhundert gegeben. Die Etablie-

rung der Nationalstaaten und erst recht

der Zweite Weltkrieg machten die Gren-

zen undurchlässiger. Unterschiedliche

Sozial- und Steuersysteme erschweren

heutzutage die Arbeitsaufnahme im

Nachbarland. Die Euregio gibt Grenz-

gängern Hilfe bei Fragen und Proble-

men.

Von Grenzen nie aufhalten lassen

Page 22: Nachbarn

22 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Zwischen den Jahren 2000

und 2005 stieg die Zahl

der im deutschen Grenzge-

biet wohnenden Niederlän-

der um rund 10 000. Derzeit

haben etwa 30 000 Nieder-

länder ihren Wohnsitz auf

deutscher Seite der Grenze.

Bis 1999 war diese Zahl über

viele Jahre hinweg mit etwa

14 000 stabil geblieben, ehe

der große Auswanderer-

Boom einsetzte.

Unterschiedlich ist die

Entwicklung in den einzel-

nen deutschen Kommunen

entlang der Grenze. Als ei-

nes der beliebtesten Ziele

der Niederländer gilt Bad

Bentheim. Hier hat sich ihre

Zahl allein zwischen 2000

und 2004 mehr als verdrei-

facht. Im August 2008

wohnten exakt 1854 Nieder-

länder in der Burgstadt.

1991 waren es noch 293 ge-

wesen, im Jahr 2000 insge-

samt 414. „Aber die Zahl der

Holländer, die sich bei uns

ansiedeln, steigt derzeit nur

noch gering“, so ein Spre-

cher des Bad Bentheimer

Einwohnermeldeamtes.

Die Landkreise Graf-

schaft Bentheim und Bor-

ken zählen zu den beliebtes-

ten bei den ausreisewilligen

Niederländern. Nach einer

Erhebung des Statistischen

Bundesamtes wohnten in

der Grafschaft im August

genau 9256 Niederländer –

fast drei Mal so viele wie

1997 (3481). Im Jahr 2002

waren es 5245, 2006 insge-

samt 8083 und ein Jahr spä-

ter 8590.

Im Landkreis Borken

verlief die Entwicklung

ähnlich. Dort waren Ende

Juli 6120 Niederländer ge-

meldet, die meisten davon

in Gronau. Am 31. Dezem-

ber 2002 hatte die Zahl

noch bei 3206 gelegen,

2003 bei 3688, 2004 über-

stieg sie mit 4212 erstmals

die Grenze von 4000 nie-

derländischen Einwohnern

und zwei Jahre später dann

die Grenze von 5000 Ein-

wohnern (5184).

Auffallend groß im Ver-

hältnis zur Gesamteinwoh-

nerzahl ist der Anteil der

Niederländer in den relativ

kleinen Grafschafter Ge-

meinden Uelsen und Em-

lichheim, die im Vergleich

aller deutschen Städte und

Gemeinden zwischen Em-

lichheim und Emmerich

beide unter den ersten

Sechs liegen. In der Samtge-

meinde Uelsen waren am 1.

August 1801 der insgesamt

11 397 Einwohner niederlän-

discher Herkunft, in der

Samtgemeinde Emlichheim

waren es 1995 bei 14 348

Einwohnern.

In den niederländischen

Grenzregionen Twente und

Achterhoek bleibt die An-

zahl der dort gemeldeten

Deutschen schon seit mehr

als 15 Jahren weitgehend

stabil beziehungsweise ist

sogar leicht rückläufig. Wa-

ren hier 1996 insgesamt

41 915 Deutsche gemeldet,

so waren es laut der letzten

Erhebung von I&Q Re-

search im Jahr 2002 exakt

40 240. Die meisten Deut-

schen wohnen danach in

Enschede. Hier melden sich

derzeit jährlich mehr als

500 Deutsche neu an. Einer

der Gründe dafür ist die Tat-

sache, dass sich immer

mehr junge Deutsche für

ein Studium in der Grenz-

stadt entscheiden.

Der ganz große Boom ist erst einmal vorbeiDeutsches Grenzgebiet bei Niederländern aber immer noch sehr beliebt

Die Studenten aus dem Nachbarland sorgen in Enschededafür, dass der Anteil der Deutschen unter den Einwohnernder niederländischen Grenzstadt stetig wächst. Foto: dpa

Die Anzahl der im deut-

schen Grenzgebiet woh-

nenden Niederländer hat

sich in vergangenen zehn

Jahren verdoppelt: von

knapp 15 000 auf mittler-

weile rund 30 000. Dage-

gen ist die Anzahl der in

den holländischen Grenz-

regionen Twente und

Achterhoek lebenden

Deutschen seit 1996 nahe-

zu unverändert geblieben:

insgesamt knapp 40 000.

Von Freimuth Schulze

NORDHORN/ENSCHEDE.Ulrike Wilbers-Luckman

war eine der ersten Nieder-

länderinnen der vor acht

Jahren so richtig in Fahrt

gekommenen Emigrations-

welle Richtung Deutsch-

land. In Denekamp geboren,

ließ sie sich vor 15 Jahren

als damals 23-Jährige in

Hannover nieder und eröff-

nete dort einige Jahre spä-

ter das Blumen- und Floris-

tikfachgeschäft „Artfleur“.

Vor vier Jahren bezog sie

dann mit ihrem aus Henge-

lo stammenden Ehemann

Marc im Bad Bentheimer

Neubaugebiet Pieper-Wer-

ning einen schmucken Neu-

bau und spricht heute von

völliger Integration. „Der

Umgang mit den Nachbarn

ist super. Wir unternehmen

viel gemeinsam; Grillen ist

dabei besonders beliebt“, so

die engagierte Geschäfts-

frau.

Gemeinsam mit Ehemann

Marc spielt Ulrike Wilbers-

Luckman seit drei Jahren

Tennis bei TuS Gildehaus. Die

beiden genießen das deut-

sche Vereinsleben, würden es

aber begrüßen, wenn die Nie-

derländer noch etwas mehr

Geselligkeit mit in den Klub

bringen würden. Sohn Tim,

in Bad Bentheim geboren, ist

inzwischen dreieinhalb und

besucht mit Begeisterung den

Gildehauser Kindergarten

„Regenbogen“. „Ein sehr ge-

mütlicher Kindergarten“, be-

findet Mutter Ulrike. Vieles

Integration ist das SchlagwortImmer mehr Niederländer zieht es über die Grenze,

nur noch wenige Deutsche nach Holland

Einmal wöchentlich kauft Ulrike Wilbers-Luckman Blumen beim Oldenzaaler Großhänd-ler W. Kempers ein. Die engagierte Geschäftsfrau stammt gebürtig aus Denekamp, wohntseit einigen Jahren in Gildehaus und betreibt schon seit längerem erfolgreich ein Blumen-und Floristikfachgeschäft in Hannover – eine echte Europäerin. Foto: Freimuth Schulze

Page 23: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 23

Ein Dirigent aus EggerodeSein jährlicher Ausflug mit dem Jungenchor führte immer ins Münsterland

Von Jan Haverkate

August Vörding stammte

aus dem Wallfahrtsort

Eggerode bei Schöppingen

und wurde 1923, nach dem

Studium der Kirchenmusik

in Münster, Dirigent des

Kirchenchors der St.-Lam-

bertus-Kirche im nieder-

ländischen Hengelo, etwa

15 Kilometer von der Gren-

ze entfernt. Dort lernte ich

ihn 1953 kennen, nachdem

er mich als Sopran in sei-

nen Jungenchor aufgenom-

men hatte.

Das Repertoire, das er

mit uns einstudierte, hätte

auch einem professionellen

Chor zur Ehre gereicht. Pa-

lestrina, Des Prez, Swee-

linck, Bruckner – wir san-

gen alles. Aber dafür muss-

te geprobt werden – und

zwar richtig. Mit viel Dis-

ziplin und dafür mit wenig

Humor – aber das tat dem

Spaß keinen Abbruch. Er

gab uns das Gefühl, dass

wir gemeinsam mit ihm et-

was Großes auf die Beine

stellten.

Mindestens zwei Mal pro

Woche, an den freien Mitt-

woch- und Sonnabendnach-

mittagen, probten wir. Dazu

kamen die Aufführungen in

der Kirche einschließlich

der alljährlichen Matthäus-

Passion. Bis zu dem Zeit-

punkt, als ich wegen Stimm-

bruchs den Chor verlassen

musste, bestimmten die Pro-

ben den Rhythmus meiner

Kindheit. So müssen es auch

die anderen Jungs empfun-

den haben. In dem halben

Jahrhundert, in dem Vör-

ding Chorleiter war, – er

starb 1973 – sind es Hunder-

te gewesen.

Er sang nicht nur mit

seinen Jungs, er unter-

nahm mit ihnen auch Aus-

flüge. Mindestens ein Mal

jährlich lud er seine klei-

nen Sänger in einen Bus.

Das Ziel stand immer fest:

eine Tour durch das Müns-

terland, vor allem in die

Baumberge. Denn: Auch

wenn er seinen Beruf in

den Niederlanden ausübte

– sein Herz schlug für

Westfalen, eine Liebe, die

er in all den Jahren auch

auf seine jungen Schüler zu

übertragen versuchte. In

meinem Fall mit Erfolg.

Das Deutschland, durch

das wir mit ihm fuhren,

verkörperte für uns den

Reiz des Fremden. Es war

Mitte der 50er-Jahre, und

Reisen ins Ausland waren

für die meisten Jungen

meines Alters noch eine

Ausnahme. Wir waren un-

befangen. Es müssen da-

mals noch Spuren des Krie-

ges zu sehen gewesen sein,

aber die bemerkten wir

nicht. Ich kann mich auf je-

den Fall nicht daran erin-

nern.

Woran ich allerdings

noch sehr gute Erinnerun-

gen habe, sind die Straßen-

bauarbeiten. Immer wur-

den irgendwo Fahrbahnen

aufgebrochen, sodass der

Bus Umwege fahren muss-

te. Das erste deutsche Wort,

das ich kannte, hieß „Um-

leitung“.

Außerdem weiß ich

noch, dass das Deutsch-

land, durch das wir abends

unterwegs waren, dunkel

war, sehr dunkel. Die Stra-

ßen waren nur sparsam er-

leuchtet, die Läden an den

Häusern geschlossen, und

Schaufenster sahen wir kei-

ne. Nur über den Eingän-

gen der Dorfkneipen

brannten helle Leuchtre-

klamen. Meistens von der

Biermarke, die drinnen ge-

zapft wurde. Das verlieh

den Dörfern eine seltsame

Art von Behaglichkeit.

Das Münsterland hat

sich seitdem so verändert,

dass es kaum wiederzuer-

kennen ist, genauso wie die

Region in den Niederlan-

den, aus der ich stamme.

Aber die Faszination, die

das erste Stückchen Aus-

land auf mich ausübte, hat

das Münsterland stets be-

halten. 50 Jahre später

komme ich noch regelmä-

ßig hierhin. Wie viele ande-

re Jungen, die Mitglied des

Chors waren. Dank unseres

deutschen Dirigenten.

Jan Haverkate

erinnert sie dort an ihre eige-

ne Kindergartenzeit.

Den Kontakt zu ihren nie-

derländischen Kollegen hat

Ulrike Wilbers-Luckman nie

verloren. „Selbst von Hanno-

ver aus ist man über die Au-

tobahn schnell in Alsmeer

und noch schneller in Olden-

zaal“, so die Floristin, die ein

Mal wöchentlich ihren Be-

darf an frischen Blumen in

der Blumengroßhandlung W.

Kempers B.V. in Oldenzaal

deckt.

Ulrike Wilbers-Luckman

und Ehemann Marc sind

zwei von rund 15 000 Nieder-

ländern, die in den vergange-

nen 15 Jahren ihr Heimatland

Richtung Deutschland verlas-

sen haben. Die großen Unter-

schiede bei den Preisen für

das Wohnen in den Nieder-

landen und in Deutschland

sind nach einer von der Regio

Twente in Auftrag gegebenen

Untersuchung die wichtigste

Ursache für diesen Umzug,

Integration ist das Schlag-

wort. Für die meisten nieder-

ländischen Familien ist die

Integration laut Untersu-

chungsbericht völlig unprob-

lematisch. Und auch das

Schulproblem stellt sich

längst nicht mehr so schwie-

rig dar wie noch vor einigen

Jahren.

Noch 2004 platzte die

Grundschule Sint Plechelmus

in De Lutte aus allen Nähten.

Der Großteil der Niederlän-

der, die sich inzwischen in

Bad Bentheim und Umge-

bung angesiedelt hatte,

schickte seine Kinder zum

Schulunterricht in den klei-

nen, zur Gemeinde Losser ge-

hörenden Ort unweit der

Grenze bei Gildehaus. „In der

Spitze hatten wir 43 Schüler

aus Deutschland“, berichtet

Gerard Pross, Leiter der

Grundschule Sint Plechel-

mus. Damals musste sogar

Unterrichtsraum in einer

Gaststätte angemietet wer-

den. Inzwischen hat sich das

Blatt deutlich gewendet – für

Pross eine „äußerst positive

Entwicklung“: „Für die Kin-

der ist es besser, dass sie in

ihrer eigenen Wohnumge-

bung auch zur Schule gehen.“

Sint Plechelmus zählt heute

nur noch knapp 20 Schüler,

die täglich aus Deutschland

nach De Lutte kommen.

Ganz anders sieht es dage-

gen an der Grund- und

Hauptschule in Gildehaus

aus. Die Anzahl der Schüler

mit niederländischer Natio-

nalität hat hier von Jahr zu

Jahr zugenommen. 60 sind es

aktuell – mehr als zehn Pro-

zent der gesamten Schüler-

zahl. „Ohne die niederländi-

schen Schüler hätten wir heu-

te einige Klassen weniger“, so

Schulleiter Fritz Niemeyer,

der mit seinem persönlichen

Engagement sehr viel zur In-

tegration holländischer Fami-

lien in Bad Bentheim und

Umgebung beigetragen hat.

Niemeyer hat sogar festge-

stellt, dass sich viele über-

siedlungswillige niederländi-

sche Familien heute erst ein-

mal über die Schule informie-

ren, die ihre Kinder besuchen

könnten. Erst dann entschei-

den sie sich für den Kauf ei-

ner Wohnung oder den Bau

eines Hauses bei den östli-

chen Nachbarn.

Die Grund- und Haupt-

schule in Gildehaus arbeitet

intensiv daran, den nieder-

ländischen Schülern die best-

mögliche Schulausbildung

bieten zu können. Die Kinder

erhalten heute nicht nur

Deutsch-, sondern auch Nie-

derländisch-Unterricht – fi-

nanziert von der Stichting

Nederlandse taal en cultuur

(NTC). Fritz Niemeyer: „Das

heißt, zwei Stunden Sprache

und zwei Stunden Kultur.“

Nach einer Bestandsauf-

nahme des Landkreises Graf-

schaft Bentheim lebten im

Schuljahr 2003/2004 in der

Grafschaft insgesamt 570 nie-

derländische Kinder im Alter

von sechs bis 16 Jahren, über-

wiegend in den Kommunen

Uelsen, Emlichheim und Bad

Bentheim. 57 Prozent davon

besuchten schon damals eine

deutsche Schule, in Uelsen

waren es von 150 niederländi-

schen Kindern sogar 89 Pro-

zent. Besonders stark gestie-

gen ist in den vergangenen

Jahren entlang der gesamten

Grenze im Bereich der Eure-

gio die Zahl der Kinder nie-

derländischer Abstammung,

die einen deutschen Kinder-

garten besuchen.

Der Besuch eines deut-

schen Kindergartens oder ei-

ner deutschen Schule trägt

maßgeblich zu einer erfolg-

reichen Integration bei. Das

sieht auch die deutsche Be-

völkerung so. Aber: „Im An-

schluss an die weiterführen-

de Schule bietet Enschede

mehr Möglichkeiten als das

deutsche Grenzgebiet. Viele

deutsche Schüler absolvieren

deshalb zum Beispiel eine

Ausbildung an der Saxion

Hogeschool in Enschede. Sie

sehen Enschede vielfach

nicht als Stadt in einem ande-

ren Land, sondern als eine

Großstadt mit den dazugehö-

rigen Einrichtungen für die

Bewohner der Euregio“, heißt

es in einer vor einiger Zeit

von der Regio Twente, der

Provinz Overijssel, den Land-

kreisen Grafschaft Bentheim

und Borken sowie der Be-

zirksregierung in Münster

und der Euregio bei I&Q Re-

search in Enschede in Auf-

trag gegebenen Untersu-

chung.

Während Deutsche heute

vornehmlich aus schulischen

oder beruflichen Gründen

oder auch der Liebe wegen

ins Nachbarland übersiedeln,

entscheiden sich Niederlän-

der in erster Linie aus wirt-

schaftlichen Überwägungen

dazu, ihr Heimatland zu ver-

lassen. Viele haben sich be-

reits seit längerem auf dem

Grundstücks- und Woh-

nungsmarkt im eigenen

Land umgesehen, schrecken

dann aber vor den hohen

Kosten zurück und sehen

sich lieber auf dem deut-

schen Markt um. Makler bei-

derseits der Grenze haben al-

lerdings festgestellt, dass sich

potenzielle niederländische

Wohnungskäufer heute bes-

ser auf eine Umsiedlung

nach Deutschland vorberei-

ten als zu Beginn des Aus-

wanderungsbooms vor sechs

bis acht Jahren. Sie analysie-

ren zunächst die Vor- und

Nachteile, bevor sie eine Ent-

scheidung treffen.

Page 24: Nachbarn

Temptation Esszimmerstuhl

Braun pull-up Leder.

Relaxsessel Huurne

Mit Aufstehhilfe. Ausführung: Leder

899,-

Buffet-Schrank Montana

Antik Weiβ. Auch 2-oder 4-türig lieferbar.

999,-

1599,-

Boxspringset York

Bestehend aus; Kopfteil, zwei elektrisch verstelbaren boxsprings, zwei Luxusmatratzen, zwei toppers. Incl. Füβe in Aluminium. 160x 200 cm, elektrisch zu bedienen

160 x 200 cm in flacher Ausführung.

1599,-Lieferbar in verschiedenen Farben und Stoffen.

Rainier Sofa

2½ -Sitzer in Luxusleder.

Jetzt 869,-

nu 99,-

Esszimmerstuhl

Romulus

In verschiedenen Farben lieferbar.

2-Sitzer Napoli

Lieferbar in verschiedenenGröβen und Farben, Ausfürung in Leder

769,-

Ecksofa Sophie

In stoff: caleido

Hocker: 299,-

1399,-

Normal: 169,-

Jetzt 99,-

Schiebetürenschrank Nancy

200 x 220 cm (BXH). In verschiedene Farben lieferbar.

599,-

Esszimmerstuhl

New Western

Ausführung: Tasan Leder Normal; 219.-

Jetzt 139,-

3-Sitzer Nove

3-Sitzer Sofa mit manueller Relaxfunktionlinks und rechts. Ausführung: Leder. Ab

2-Sitzer Sofa ohne Relaxfunktion. Ausführung: Leder. Ab

1.299,-

749,-

3-Sitser Max

In Schönes Leder Lieferbar in verschiedenen Farben und Ausfürungen

899,-

Grenzüber -

schreitendes

Möbeldesign

Ecksofa Hindeloopen

Ausführung: Leder.

VGI-0054

VERKAUFSOFFENER

SONNTAG 5 OKTOBER

Page 25: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 25

Auf dem Tisch liegt „De

Twentsche Courant Tu-

bantia“ neben den „West-

fälischen Nachrichten“,

und Truus Dropmann

serviert gefüllte Spekula-

tius zum deutschen Kaf-

fee. Für Fritz (75) und

Truus (72) Dropmann

aus Gronau ist das Leben

an beiden Seiten der

Grenze die normalste Sa-

che der Welt – und das

schon seit über 50 Jah-

ren.

Von Julia Henkel

GRONAU/AALTEN. In dem

Jahr, in dem die Euregio aus

der Taufe gehoben wurde,

fuhr das deutsch-niederlän-

dische Paar in den Hafen der

Ehe ein. Wenn es nach Vater

Stuivenberg in Glanerbrug

gegangen wäre, dann wäre

aus der Hochzeit seiner

Truus mit dem deutschen

Jungen nichts geworden.

„Mein Vater war gar nicht

glücklich über unsere

Freundschaft“, erzählt Truus

Dropmann. „Er nahm mir

sogar meinen Pass weg. Mei-

ne Mutter war anders, die

gab ihn mir wieder zurück.

Ach ja, die Vergangenheit

war noch frisch, sie hatten

eine Menge durchgemacht.

Andererseits: Man kann

doch nicht ewig nachtra-

gend sein.”

Die beiden hatten sich bei

Engels in Enschede getrof-

fen. Dahin kamen auch Ju-

gendliche aus Gronau zum

Tanzen. Fritz Dropmann: „In

dem Imbiss nebenan haben

wir uns kennen gelernt.” –

„Ja, wir kamen ins Ge-

spräch. Na ja, sozusagen. Ich

konnte ja kein Deutsch und

du kein Holländisch.“ –

„Nein, aber wir haben uns

trotzdem verstanden. Mit

ein bisschen Deutsch, ein

bisschen Holländisch und

ein bisschen Dialekt.“

Mit den beiden wurde es

ernst, und auch Vater Stui-

venberg begann sich an den

Gedanken zu gewöhnen, ei-

nen Schwiegersohn aus

Deutschland zu bekommen.

Die Dropmanns heirateten

1958. Truus zog zu ihrem

Mann nach Gronau, darüber

wurde nicht lange disku-

tiert. Leicht fand sie das an-

fangs nicht. „Ich fuhr wohl

zwei Mal am Tag nach Hause

und wieder zurück“, erzählt

sie lachend. „Jedes Mal

durch die Passkontrolle, mit

Stempeln und allem Drum

und Dran. Vor allem, um mit

Leuten reden zu können. Ich

konnte ja immer noch kein

Deutsch. Dabei waren die

Nachbarn unheimlich nett

zu mir, und Christa, die Frau

eines Freundes von meinem

Mann. Die schleppte mich

überall mit hin.“

Jan (43) und Karin (40)

Westerveld aus Aalten lern-

ten sich in einer Diskothek

in Dinxperlo kennen, die in

den 80er-Jahren auch bei vie-

len deutschen Jugendlichen

beliebt war, auch bei Karin

aus Rhede. „So richtig negati-

ve Reaktionen gab es nicht.

Aber einige Leute wundern

sich, auch heute noch.“

Das Paar ließ sich in den

Niederlanden nieder, vor al-

lem aus wirtschaftlichen

Gründen. „Ein eigenes Haus

in Deutschland war zu der

Zeit sehr teuer, und auch der

Wechselkurs zwischen Gul-

den und D-Mark wirkte sich

sehr ungünstig auf das Ge-

halt meines Mannes aus.“

Zuhause sprach man Nieder-

ländisch, dabei hatten Jan

und Karin zu Beginn ihrer

Freundschaft vor allem

Deutsch miteinander gere-

det. „Ich konnte zwar den

Aaltener Dialekt verstehen,

aber kein Niederländisch.

Als es dann ernster wurde,

habe ich an Niederländisch-

Kursen teilgenommen. Ich

wollte verstehen, worum es

ging, wenn das Telefon klin-

gelte, jemand vor der Tür

stand oder die Post kam.“

Die Westervelds wollten

ihre Kinder Jan (14) und An-

ne (11) eigentlich zweispra-

chig erziehen, aber der Älte-

re hatte Schwierigkeiten da-

mit. „Wir machen es darum

nicht mehr ernsthaft, aber

sie kommen trotzdem gut in

beiden Sprachen zurecht.

Wichtiger finden wir, dass

sie etwas von der deutschen

Fortsetzung auf Seite 26

„Vater nahm mir den Pass weg“Liebe über die Grenze hinweg hatte früher schon ihre Tücken

Von Julia Henkel

Eine bewusste Regelung

steckt nicht dahinter, es

hat sich einfach so ergeben

und zu gegebener Zeit

wusste es jeder: freitags ist

der „deutsche Abend“ in

der Diskothek „Zak“ in Uel-

sen, Sonnabendabend kom-

men die Niederländer.

„Jahrelang ging das auch

nicht anders“, so Betriebs-

leiterin Ingrid Kränzel:

„Der Musikgeschmack und

die Art des Feierns waren

einfach total unterschied-

lich. Bei den Holländern ist

die Stimmung sofort gut,

die Deutschen müssen erst

einmal in Gang kommen.“

Seit einigen Jahren ist

die Trennung weniger

streng. „Heute läuft alles

mehr durcheinander. Die

Deutschen haben erkannt,

dass sie auch mit den Nie-

derländern einen schönen

Abend verleben können“,

so Ingrid Kränzel. Springt

der Funke denn schon ein-

mal über? Bei Niels (22)

aus Geesteren bei Ootmar-

sum schon. Er besucht re-

gelmäßig das „Zak“ und

hat dort seine deutsche

Freundin kennen gelernt.

„Krista aus Uelsen. Wie

das läuft? Prima! Sie ver-

steht Niederländisch und

Twenter Platt und die

Mentalität an beiden Sei-

ten der Grenze ähnelt

sich“, so Niels. Helen (18)

und Kerstin (18) aus Uel-

sen kommen ins „Zak“, um

Spaß zu haben und Men-

schen kennen zu lernen:

„Ja, auch Niederländer.

Die meisten sprechen gut

Deutsch, ansonsten spielt

es keine große Rolle, wo-

her man kommt.“

Für Jan (29) und Rob

(26) aus Nijverdal gibt es

wohl Unterschiede zwi-

schen Deutschen und Nie-

derländern: „Wir sind for-

scher, Deutsche mehr ver-

legen. An der Art des Tan-

zens kann man erkennen,

ob jemand aus Deutsch-

land oder aus den Nieder-

landen kommt. Und an der

Kleidung. Niederländer

sind einfach hipper. Eine

deutsche Freundin? Die

Nationalität spielt keine

Rolle. Hauptsache, sie ist

hübsch.“ Dominik (25) aus

Ahaus genießt häufiger das

Ausgangsleben in Ensche-

de. „Man kann dort besser

feiern“, meint er: „Hollän-

der tun nicht so ver-

krampft.“ Auch mit dem

Musikverein kommt er re-

gelmäßig in den Niederlan-

den: „Eine schwierige Sa-

che? Überhaupt nicht, es

gibt so viele Kontakte. Ein

Freund von mir ist mit ei-

ner Niederländerin verhei-

ratet. Das ist doch ganz

normal.“

Holländischer Abend – deutscher AbendAber was einmal war, ist heute in der Diskothek „Zak“ ganz anders

In der Uelsener Diskothek „Zak“ stehen deutsche und niederländische Jugendliche heu-te friedlich nebeneinander auf der Tanzfläche. Das war nicht immer so. Foto: Karsten Rump

Page 26: Nachbarn

26 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Tel.: 05921/96-1312 • www.einfach-naeher.de

Raum für gute Ideen:• günstige Lage A 30 / A 31• hohe Flächenverfügbarkeit• günstige Förderbedingungen• Straße, Schiene und Wasser

Einfach näher:Wir, die Wirtschaftsförderer in derGrafschaft Bentheim, denken undhandeln serviceorientiert und un-ternehmensnah. Rufen Sie uns an!

G R A F S C H A F T B E N T H E I M

FMO

FNL

BERLIN

AMSTERDAM

A1 A30

A31

A31

NIEDERLANDE

A37

NORDHORN

BAD BENTHEIMGILDEHAUS

SCHÜTTORF

EMLICHHEIM

NEUENHAUS

UELSEN

WIETMARSCHEN

NORDHORN

BAD BENTHEIMGILDEHAUS

SCHÜTTORF

EMLICHHEIM

NEUENHAUS

UELSEN

WIETMARSCHEN

Emmen

©w

ww

.frei

sign

.de

Ihr Markt hört nichtan der Grenze auf!HollandMediaHouse ist DER Spezialist inSachen grenzüberschreitender Werbung für IhreProdukte und Dienstleistungen. Nutzen Sie unserfachkundiges und umfassendes Dienstleistungs-angebot auf dem Gebiet Printwerbung inTages- und Wochenzeitungen sowie Magazinenund Fachzeitschriften, Direct Mail, Radio und TV,Outdoor, Online, Events und H-a-H-Verteilungen.

Vereinbaren Sie jetzt einen Termin mit

einem unserer Mediaberater: 05921 - 30510

In Holland möchte man

Sie gern kennen lernen -

wir beraten

Sie zielgerichtet!

www.hollandmediahouse.deNORDHORN/FRANKFURT

Fortsetzung

Kultur mitbekommen. Wir

feiern mit unseren nieder-

ländischen Verwandten Sin-

terklaas und mit den deut-

schen Weihnachten. Wir ha-

ben nun mal beide Traditio-

nen, man kann nicht einfach

eine aufgeben.“

Bei den Dropmanns in Gro-

nau wurde im Dezember

ebenfalls regelmäßig zweimal

gefeiert – zur großen Freude

der Kinder. Mit Sohn und

Tochter wurde bei den Drop-

manns Deutsch gesprochen.

„So hatten sie in der Schule

keine Probleme, und auf der

anderen Seite der Grenze ka-

men sie auch zurecht.“

Truus Dropmann ent-

schied sich, ihren niederlän-

dischen Pass gegen einen

Deutschen einzutauschen.

„Im Krieg hatte ich erlebt,

dass die Mutter einer Freun-

din weg musste, weil sie

Deutsche war. Das sollte mir

und meinen Kindern nicht

passieren.“

Im alltäglichen Leben wa-

ren und sind es vor allem die

kleinen Dinge, die Truus

Dropmann und Karin Wes-

terveld daran erinnern, dass

sie in einem anderen Land

aufgewachsen sind. So bege-

ben sich beide Frauen regel-

mäßig zum Einkaufen über

die Grenze. Truus Drop-

mann besorgt sich Joghurt,

Vla (Pudding) und Erdnüsse

in Holland, Karin Wester-

veld fährt für Spezialitäten

wie Spätzle oder Lebkuchen

zum deutschen Supermarkt.

Die Unterschiede zwi-

schen den beiden Ländern

sind anno 2008 bei weitem

nicht mehr so stark wie in

Liebe über die Grenze hinweg: die Eheleute Truus und Fritz Dropmann aus Gronau während ihrer Trauung vor 50 Jahren (links) und heute.

Page 27: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 27

Von Julia Henkel

Für einige Brautpaare

könnte es nicht ro-

mantischer sein: heiraten

in einem echten Schloss.

Seit etwa acht Jahren ist

dies in den Sommermona-

ten in Bad Bentheim mög-

lich. Paare aus den Nie-

derlanden können daraus

sogar eine Hochzeit in

niederländischem Stil ma-

chen – dank der Euregio.

Die Euregio schlug vor

einigen Jahren Tandem-

Hochzeiten auf der Burg

vor, geschlossen von ei-

nem deutschen und ei-

nem niederländischen

Standesbeamten. „Stan-

desamtliche Trauungen

sind in Deutschland for-

meller als in den Nieder-

landen“, erläutert Heinz-

Gerd Bökenfeld, Standes-

beamter und Leiter des

Ordnungsamtes der Stadt

Bad Bentheim: „In den

Niederlanden ist alles per-

sönlicher, wobei der Le-

bensgeschichte des Braut-

paares viel Aufmerksam-

keit geschenkt wird.“ Eine

derartige Atmosphäre

kann jetzt auch in Bad

Bentheim kreiert werden.

Der Standesbeamte der

Stadt sorgt für die Forma-

litäten, jemand anders für

den persönlichen Touch.

„Das braucht kein nieder-

ländischer Standesbeam-

ter zu sein, auch andere

Personen sind willkom-

men“, so Bökenfeld.

In den Niederlanden ist

eine derartige Trauung

von Ausländern übrigens

nicht möglich; dort kön-

nen Trauungen nur vorge-

nommen werden, wenn

mindestens einer der

Partner die niederländi-

sche Nationalität hat oder

in den Niederlanden

wohnt.

Im Jahr 2007 wurden

in den Niederlanden so-

wie in den beiden deut-

schen Bundesländern Nie-

dersachsen und Nord-

rhein-Westfalen 1559

deutsch-niederländische

Ehen zwischen Männern

und Frauen geschlossen

und in den Niederlanden

zusätzlich noch einmal 34

zwischen zwei Männern

oder zwischen zwei Frau-

en. 1980 zählte die Statis-

tik im gleichen Gebiet

1931 grenzüberschreiten-

de Eheschließungen. Da-

raus Schlüsse zu ziehen,

fällt schwer – es wird im

Allgemeinen weniger ge-

heiratet. In Bad Bentheim

hat Heinz-Gerd Bökenfeld

sogar eine leichte Zunah-

me bei den Trauungen

zwischen Deutschen und

Niederländern registriert.

„Möglicherweise deshalb,

weil hier stets mehr Nie-

derländer wohnen“, so Bö-

kenfeld. Formelle Proble-

me gibt es selten. Trauwil-

lige Paar müssen sich

wohl einiger Dinge be-

wusst sein. Bökenfeld: „In

den Niederlanden behält

man offiziell immer sei-

nen Geburtsnamen, auch

wenn man den Namen

des Partners annehmen

möchte. Entscheidet sich

ein Niederländer in

Deutschland für den Na-

men seines Partners, dann

ist er seinen eigenen Na-

men für immer los. Selbst

die niederländische Ge-

burtsurkunde wird dann

angepasst.“

Auf Holländisch trauen auf derBurg in Bad Bentheim

Sogar ein niederländischer Standesbeamter darf im Ernst-August-Zimmer dabei sein

Trauungen auf der Burg in Bad Bentheim sind seit einigen Jahren möglich. Die Braut-paare geben sich im historischen Ernst-August-Zimmer das Ja-Wort.

den 50er- oder 60er-Jahren.

„In Deutschland ging es zu

der Zeit viel formeller zu.

Die Leute legten großen

Wert auf Titel und darauf,

dass man sie siezte,“ erin-

nert sich Truus Dropmann.

Das gemütliche Kaffee-

trinken ist heute allerdings

immer noch anders. „In

Deutschland wird fast aus-

schließlich nachmittags ge-

trunken, in den Niederlan-

den dagegen den ganzen Tag

über. Und Geburtstage – das

ist auch so ein Thema: Ich

lade Holländer und Deut-

sche immer gemeinsam ein.

In den Niederlanden würde

es reichen, abends ein Schäl-

chen mit Käsehäppchen he-

rumzureichen. Aber in

Deutschland kommt immer

warmes Essen auf den

Tisch.“

„Einige Dinge unter-

scheiden sich völlig“, hat

auch Karin Westerveld er-

fahren. „Die Gesundheits-

fürsorge in den Niederlan-

den ist minimal, vor allem

wenn man den deutschen

Standard gewöhnt ist, und

erst recht wenn man Kinder

bekommt. In Deutschland

geht jede Frau zum Gynäko-

logen. Entbindungen zu

Hause sind eine Seltenheit

und die „kraamzorg“ (ein

Angebot zwischen Haus-

haltshilfe und Hebamme für

Wöchnerinnen, Anm. d.

Red.) ist völlig unbekannt.

Auch in der Schule werden

viele Dinge anders angegan-

gen.“ Schwierig findet sie

das nicht. „Ich muss manch-

mal noch nachfragen, wie es

hier abläuft, aber ich mache

bei allen Aktivitäten mit. So

tolerant muss man doch

sein.“

Und wenn beim Fußball

Oranje gegen die deutsche

Mannschaft spielt? „Die Fra-

ge stellt uns jeder“, meint

Karin Westerveld. „Wir drü-

cken beiden die Daumen.“

Im Hause Dropmann lässt

man sich deswegen auch

nicht verrückt machen. „Der

Bessere soll gewinnen.“

„Dass man gut miteinan-

der auskommt und glücklich

ist, das ist das Allerwichtigs-

te“, findet Karin Westerveld.

„Zwei Kulturen nebeneinan-

der ist nicht immer einfach.

Du kommst in ein Land, in

dem du nicht verwurzelt

bist. Wenn hier mal etwas

völlig anders gehandhabt

wird, denke ich schon:

Mensch, das will ich doch

auf meine gewohnte Weise

machen. Weihnachten zum

Beispiel ist in den Nieder-

landen viel kommerzieller.

Auf der anderen Seite kann

man sich aus beiden Kultu-

ren die Rosinen herauspi-

cken. Dein Blickfeld erwei-

tert sich. Wenn man gegen

alles ankämpft, nur Kritik

hat oder auf Dinge von oben

herabschaut, kannst du dich

nie integrieren. Versuchst du

aber ernsthaft, Fuß zu fas-

sen, haben die Menschen

Respekt vor dir. Anderer-

seits sollen sie mir auch

nicht verbieten, Deutsch zu

sein und mich nicht ver-

pflichten, alles auf die nie-

derländische Art zu tun.“

Auch die Dropmanns le-

ben ihr deutsch-niederländi-

sches Leben mit gegenseiti-

gem Respekt, Toleranz und

Humor. So spannend wie

früher, als noch geschmug-

gelt wurde, ist es an der

Grenze schon lange nicht

mehr. Die Unterschiede ver-

blassen. Truus Dropmann

zeigt das Foto der Volkstanz-

gruppe vom Heimatverein

Gronau. „Fünf Niederländer

machen da mit“, erzählt sie

stolz. Und ihre eigene Hei-

mat? „Die ist hier“, sagt sie.

„Aber auch da.“

Seit 2005 Ratspräsident

Frans Willeme ist seit 2005 Präsident des Euregio-Ra-tes. Er bekleidete fast 20 Jahre lang das Amt des Bürger-meisters der Gemeinde Denekamp und der heutigenGemeinde Dinkelland.

Page 28: Nachbarn

28 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Von Andrea Kutzendörfer

Sprache ist die erfolg-

reichste Kommunikati-

onsform des Menschen,

sagt das Lexikon. Sie för-

dert das Miteinander und

kann Völker verbinden,

dachte ich – und lernte Nie-

derländisch. Denn das ist

die Sprache unserer Nach-

barn. Und mit ihnen will

man sich schließlich auch

unterhalten können. Zum

Beispiel am Wochenende,

wenn man „overstapt“, um

jenseits der Grenze einen

schönen Tag lang zu shop-

pen, das besondere nieder-

ländische Flair zu genießen

oder einfach nur einige

freundliche Worte zu wech-

seln – selbstverständlich in

der Sprache des Landes,

das gebietet schon die Höf-

lichkeit.

Ich wollte es auch an-

ders machen als meine

Mutter. „Zegels erbij . . ?“

höre ich sie noch heute

fröhlich in unserer Küche

flöten. Das war das Einzige,

was sie aus unserem so

heiß geliebten nordhollän-

dischen Urlaubsort mitge-

bracht hatte – die Frage der

netten Verkäuferin an der

Kasse, ob wir Rabattmar-

ken sammelten. Meine

Mutter hatte als Antwort

immer nur ein Kopfschüt-

teln parat, kein einziges

„Nee, bedankt“ war ihr

über die Lippen gekom-

men. „Wieso? Sie können

doch alle Deutsch“, recht-

fertigte sie sich immer. Ich

wollte es, wie gesagt, an-

ders machen und studierte,

vielleicht nicht zuletzt aus

diesem Grund, Niederlän-

disch.

Um es kurz zu machen:

Wirklich geholfen hat es

nicht. Meine Versuche, im

Grenzgebiet mit einem Nie-

derländer in seiner Sprache

in Kontakt zu kommen,

nehmen mittlerweile eher

groteske Züge an. Oder sa-

gen wir: Sie gleichen einer

Komödie. Zum Beispiel auf

dem Markt in Enschede:

Bevor mir nur ein einziges

„Goede morgen!“ über die

Lippen kommen kann,

spricht mich der Obstver-

käufer an: „Erdbeeren, jun-

ge Frau? Lecker, lecker!“

Ich seh’ mich um. Meint

der mich? Ich blicke an mir

herunter. Sehe ich so

Deutsch aus? Ich antworte

ihm kleinlaut in meiner

Muttersprache, schließlich

will ich ihn nicht enttäu-

schen. Und er hat ja Recht:

Ich bin keine von ihnen.

Das nächste Mal bin ich

klüger. Bevor mich über-

haupt jemand ansprechen

kann, presche ich vor. „Een

patat oorlog!“ Das kommt

gut, denke ich. Welcher

Deutsche kennt schon diese

besonders leckere Pommes-

kreation aus harten Zeiten?

Die junge Dame im Imbiss-

wagen lächelt: „Graag.“ Ich

bin erleichtert. „Geht

doch“, denke ich, nehme

die warme Kalorienbombe

entgegen und will gehen.

„Nette Frau“, geht mir noch

durch den Kopf. Sie bestä-

tigt meinen Eindruck.

„Tschüüüss!“, ruft sie hinter

mir her.

Dann kommen die Tage,

an denen ich, des Kampfes

müde, bei jedem Besuch im

Nachbarland nur noch

Deutsch spreche. Wie im

Fahrradgeschäft von En-

schede, in dem ich mir eine

„fiets“ ausgesucht habe. Ich

bleibe stur bei meiner Mut-

tersprache. Auch als der

Verkäufer seiner Kollegin

an der Kasse – natürlich

auf Niederländisch – zu-

ruft, dass ich mich gleich

sicher freuen werde, wenn

ich erfahre, dass ich fünf

Prozent Rabatt auf das Rad

erhalte. „Da freue ich mich

tatsächlich“, rufe ich in

reinstem Hochdeutsch zu-

rück.

Irgendwann habe ich

mit mir und meinen Nach-

barn Frieden geschlossen.

Das war nach folgender Ge-

schichte: In der Boutique

in Winterswijk spricht

mich die Besitzerin an. Auf

Deutsch. „Kann ich Ihnen

helfen?“ Ich sehe sie irri-

tiert an. Worauf sie sich la-

chend entschuldigt. Das sei

so eine dumme Angewohn-

heit, jeden Kunden, gerade

an der Grenze, auf Deutsch

anzusprechen. Bei wie vie-

len Landsleuten sie das

schon gemacht habe, könne

sie gar nicht mehr sagen,

sagt sie, schüttelt über sich

selbst den Kopf und ver-

schwindet hinter den Klei-

derständern. Ich verstehe.

Ich habe längst vollstes

Verständnis für unsere

sprach- und kontaktfreudi-

gen Nachbarn. „Ach, das

macht doch nichts. Das

passiert schon mal,“ rufe

ich ihr fröhlich zu. Selbst-

verständlich auf Deutsch.

„Man spricht Deutsch“Über den verzweifelten Versuch, mit Niederländern in ihrer Heimatsprache zu kommunizieren

Der Obsthändler auf dem Enschede Markt lacht sich kaputt über die deutsche Journalis-tin Andrea Kutzendörfer, die sich alle Mühe gegeben hatte, um sich in Niederländisch mitdem Händler zu unterhalten.

Bentheimer Straße 239 Nordhorn Tel: 0 59 21 - 7 88 38 80

www.baederland-nordhorn.eu

ALLES FÜR BAD & SANITÄR

JETZT IN NORDHORN700 m2 BADKULTUR!

Wir liefern komplette Badezimmer, inkl. Installation, Sanitär, Fliesen, etc.Öffnungszeiten: Mo-Fr 9.00 - 18.00 Uhr, Sa 9.00 - 17.00 Uhr

Um Sie umfassend beraten zu können, bitten wir Sie vorab einen Termin zu vereinbaren.

Eine detailierte Anfahrtsbeschreibung finden Sie auf unserer Homepage!

Individuelle Planung und Gestaltung ganz nach Ihren Wünschen!

SONNTAG,

28. SEPTEMBER

VERKAUFSOFFEN

VON 13.00 BIS

17.00 UHR

ENTDECKENSie unsere Welt der Bäder!

EINLADUNG NETZWERKKONGRESS‘BUSINESS OHNE GRENZEN’Am Mittwoch 8. Oktober 2008im Kurhaus Bad Bentheim

Gute Kontakte aufbauen und pflegen, das ist im Geschäftsleben entscheidend.Dies gilt auch für die Beziehungen Niederlande - Deutschland. Um diese Kontakte zu fördern, veranstalten das

HollandBusinessHouse und das GermanBusinessHouseeinen niederländisch-deutschen Netzwerkkongress

Die Anmeldung kann erfolgen unter www.germanbusinesshouse.nlAnmeldeschluss ist der 3. Oktober 2008. (Wir machen darauf aufmerksam, dass die Teilnehmerzahl begrenzt ist.)

Mit herzlichen deutsch-niederländischen Grüßen,

2008

2010

Page 29: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 29

Deutsche Jugendliche

stürmen massenhaft die

niederländischen Univer-

sitäten und Hochschu-

len. Umgekehrt geschieht

dies allenfalls nur tröpf-

chenweise. Deutsche fin-

den jenseits der Grenze,

was sie im eigenen Lan-

de vermissen: schöne

und helle Gebäude, um-

gängliche und offene Do-

zenten sowie ein gutes

und gut organisiertes

Studienangebot. Und ei-

gentlich ist Holland auch

durchaus gesellig.

Von Marten de Jonghund Gerard Lage Venterink

ENSCHEDE. Die erste Über-

raschung war, dass sie prak-

tisch von Anfang an dazuge-

hörten. „Als ich hierher

kam, hatte ich anfangs

schon ein wenig Angst vor

Vorurteilen gegenüber Deut-

schen“, so Dirk Terbahl, im

vierten Jahr Student Kom-

munikationswissenschaften

an der Universität Twente.

„Doch das war nicht so. In

der Twente sind diese ohne-

hin geringer als im Westen

des Landes.“

Zu Beginn seines Studi-

ums gab es eine kurze Zeit

lang zwei Gruppen, berich-

tet Felix Zschockelt, der in

Enschede im dritten Jahr

Psychologie und Business

Administration studiert.

Aber dann liefen Deutsche

und Niederländer schon

schnell durcheinander. „Nie-

derländische Jugendliche

meiden uns absolut nicht.“

Vielleicht auch deshalb

nicht, weil die Universität

erhebliche Anstrengungen

unternimmt, die Integration

zu fördern. Sprachkurse

sind Pflicht. Und eine spe-

zielle „Wurst- und Käse-

Kommission“ fördert von

der Einführung an die ge-

genseitigen Kontakte durch

gemeinsame Film-Besuche

oder kostenlose Essen, wenn

deutsche Studenten einen

niederländischen Freund

mitbringen. Das alles trage

dazu bei, so Terbahl, dass

man sich schon schnell „ein

wenig als Niederländer füh-

le.

Seit etwa sechs Jahren

zieht es immer mehr deut-

sche Studenten über die

Grenze. „Go West, junger

Mann“, ist offenbar die Devi-

se vieler junger Menschen“,

so Studienbegleiter Richter

von der Universität Münster.

Im zurückliegenden Studi-

enjahr waren nahezu 16 000

deutsche Studenten an nie-

derländischen Universitäten

eingetragen. Damit rangiert

das Nachbarland noch vor

den Vereinigten Staaten und

Großbritannien als wichtigs-

ten ausländischen Zielen

deutscher Studenten. Die

Universität und die Hoch-

schulen in Enschede bringen

es zusammen allein bereits

auf rund 3000 deutsche Stu-

denten.

Dem Zustrom deutscher

Studenten nach Holland

steht nur eine Hand voll

Niederländer gegenüber, die

es ebenfalls über die Grenze

zieht. Die Universitäten und

Hochschulen in Münster,

Osnabrück und Steinfurt be-

grüßen jährlich nicht viel

mehr als fünf bis zehn Stu-

denten aus dem Nachbar-

land. Und häufig kommen

diese lediglich für ein oder

zwei Jahre im Rahmen eines

Austauschprogrammes.

„Der Unterricht in den

Niederlanden ist einfach

besser“, erklärt Kim Dum-

pelmann, im dritten Jahr Pä-

dagogik-Student, den enor-

men Unterschied in der An-

ziehungskraft. „Man hat es

hier mit kleinen Gruppen zu

tun – persönliche Aufmerk-

samkeit, die ist viel wert.

Wenn man eine Frage hat,

spricht man ganz einfach

den Dozenten an. Das ist in

Deutschland mit seinen gro-

ßen Universitäten schon an-

ders.“

Es sind stets die gleichen

Argumente, die zum nieder-

ländischen Abenteuer verlei-

ten: Die deutschen Universi-

täten und Hochschulen sind

veraltert, überfüllt, starr

und hierarchisch. Während

niederländische Schulein-

richtungen einen hervorra-

genden Ruf haben: gut orga-

nisiert, kleiner und damit

mit mehr Aufmerksamkeit

für den einzelnen Studen-

ten, informell und leichter

zugänglich.

Es gibt allerdings noch ei-

nen wichtigen Grund: Die

deutsche Nachfrage nach

Studienplätzen im eigenen

Land übersteigt das Angebot

bei weitem. Studenten, die

ein Fach studieren möchte,

für das in Deutschland eine

strenge Zulassungsbe-

schränkung (Numerus clau-

sus) gilt, weichen dann

schon schnell in die Nieder-

lande aus, um ihren Studien-

traum zu verwirklichen. Das

gilt zum Beispiel für Biologie

und Psychologie. An der

Universität Twente (UT) in

Enschede sind deutsche Stu-

denten beim Studiengang

Psychologie inzwischen so-

gar in der Mehrheit. Die Er-

fahrungen mit ihnen sind

ausgesprochen gut. „Sie be-

enden ihr Studien in der Re-

gel mit höheren Noten als

ihre niederländischen Kolle-

gen. Es gehen zum Beispiel

viele Preise für Diplomarbei-

Fortsetzung auf Seite 31

Guten Morgen, Herr ProfessorDas D-Team überspült die niederländischen Universitäten und Hochschulen

Westersand 24 · 49824 Emlichheim · Tel. 0 59 43/9 33 00www.autohaus-kronemeyer.de

Die Universität Twente in Enschede ist bei deutschen Studenten beliebt.

Page 30: Nachbarn

Die BOOM Software GmbH bietet Ihnen innovative Lösungen zur Bewältigungder täglichen Informationsflut in Ihrem Unternehmen auf derBasis der IBM-Software Lotus Notes/Domino. Funktionalitäten:

� Adressverwaltung

� Vorgangsbearbeitung

� Projektmanagement

� Aufgabenverwaltung

� Ablage und Archivierungvon E-Mails

� Serienbrief- undSerienmailerstellung

� Digitales Bildarchiv

� Allgemeine Dokumente

� Elektronische Kunden-und Lieferantenakten

� Fax- und Scanner-integration

� Wiedervorlage

� Automatisches Befüllenvon Word-Dokumenten

� Vertreterregelungen

� CTI – Wählen am PCsprechen am Telefon

BOOM SoftwareGmbH

Enschedestraße 14

48529 Nordhorn

Tel. 0 59 21 / 7139 97- 0Fax. 05921 / 7139 [email protected]

Gewinnen Sie die Schlacht gegen dieInformationsflut in Ihrem Unternehmen!

Die BOOM Office ist eine Lösung für die strukturierte Ablage von unternehmens-relevanten Dokumenten in elektronischer Form, zum Beispiel von E-Mails, Faxen,Geschäftsbriefen, gescannten Dokumenten oder digitalen Bildern.

■ Mein E-Mail-Postfach quillt über! – Wie lassen sich unternehmens-relevante E-Mails strukturiert und längerfristig aufbewahren?

■ Wo sind die Kontaktinformationen von der Firma XY? – Wie könnenAdressinformationen sinnvoll sortiert und gemeinsam benutzt werden?

■ Wo befindet sich die Korrespondenz eines Vorgangs? – Wiekönnen elektronische Dokumente reproduzierbar vorgangsbezogenabgelegt werden?

■ An welcher Stelle sollen Daten gespeichert werden? – Wie wirdsichergestellt, dass unternehmensrelevante Informationen nichtverloren gehen?

■ Wo finde ich die aktuellen Brief- und Faxvorlagen? – Wie wirdsichergestellt, dass in einem Unternehmen einheitliche Vorlagen ver-wendet werden?

■ Wie kann ich an bestimmte Termine erinnert werden? – Wie kannsichergestellt werden, dass Termine, wie beispielsweise Vertragsfristenauf Wiedervorlage liegen?

■ unternehmensrelevante Daten strukturiert aufbewahren■ E-Mails sinnvoll vorgangsbezogen ablegen um somit Ihr persönliches Mail-

postfach zu entlasten■ alle Arten von Korrespondenzdokumenten vorgangs- oder projektbezogen

verwalten■ Adressen zentral aufbewahren und gemeinsam nutzen■ digitale Kunden- und Lieferantenakten erstellen■ Aufgaben zentral verwalten

■ Erstellung leicht bedienbarer und innovativer Softwarelösungen zur Unter-stützung der Teamarbeit

■ Erstellung von durchdachten, alltagstauglichen, flexiblen und anpassungs-fähigen Softwareanwendungen

Mittlerweile vertrauen bereits zwölf regionale Unternehmen mit über 800 Anwendern unseren Lösungen und nutzen den direkten Draht zum Softwarehersteller vor Ort. Weltweit verwenden über 125 Millionen Benutzer dieIBM Lotus Notes/Domino Infrastruktur. Somit ist die IBM Groupware das meistverbreitete Mailsystem im professionellen Einsatz in Unternehmen.

Kennen Sie diese alltäglichen Herausforderungen?

BOOM Office-Dokumentenmanagement

Mit dem Einsatz der BOOM Office können Sie:

Was ist die Zielsetzung der BOOM Software Produkte?

Referenzen der BOOM Software GmbH:

Page 31: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 31

Die niederländische

Sprache ist für deut-

sche Studenten so gut wie

keine Barriere, sich für ein

Studium in den Niederlan-

den zu entscheiden. „Sie

betrachten das Fach als

Deutsch für Anfänger“, so

Pollus Fornerod, Projekt-

leiter Deutschland-Wer-

bung an der Universität

Twente (UT) in Enschede.

Deutsche Studenten er-

halten zur Vorbereitung

auf ihr Studium im Nach-

barland einen einen Monat

dauernden Intensivkurs

Niederländisch und legen

anschließend ein spezielles

Staatsexamen ab. Etwa 80

Prozent sind dabei auf An-

hieb erfolgreich. „Der Kur-

sus ist schwer, aber gut zu

absolvieren, wenn man

sich wirklich reinkniet“, so

Felix Zschockelt, der aus

der Nähe von Dortmund

stammt. „Niederländisch

hat viel von einem Ge-

misch aus Deutsch, Nie-

derländisch und Englisch

weg. Man muss ganz ein-

fach wollen, die Sprache zu

lernen. Das erhöht später

auch die Chancen auf ei-

nen Job.“

Viel Studienmaterial ist

zudem in Englisch. Den

Unterricht ganz in Eng-

lisch ablaufen zu lassen,

wie dies zum Beispiel an

der Universität in Maas-

tricht geschieht, hält Felix

Zschockelt nicht für erfor-

derlich: „Wir sind hier

doch eine Art Gast. Dann

muss man auch Niederlän-

disch lernen. Zudem er-

höht dies später die Chan-

cen auf einen Arbeits-

platz.“ Untereinander

sprechen deutsche Studen-

ten in der Regel in ihrer

Landessprache. Zscho-

ckelt: „Man fühlt sich dann

mehr zu Hause, aber für

die Sprachentwicklung ist

es ein Nachteil.“

Umgekehrt ist die Spra-

che vielleicht ein – übri-

gens bescheidener –

Grund, warum so wenige

Niederländer zum Studi-

um nach Deutschland ge-

hen, vermutet Steven Aver-

beck, Studienberater an

der Fachhochschule in

Steinfurt. „Die Kenntnis

der deutschen Sprache ist

in den Niederlanden rück-

läufig. Das macht den

Übergang doch schwieri-

ger. An der Universität

Münster gibt es inzwi-

schen mehr Niederlän-

disch-Studenten als

Deutsch-Studenten im ge-

samten Nachbarland. Das

ist bezeichnen für die der-

zeitige Situation.“

„Niederländisch ist eine Art Deutsch für Anfänger“

Fortsetzung

ten an deutsche Studenten“,

so Sprecher Joop Admiraal

von den Saxion Hochschu-

len.

„Was auffällt, ist ihr Ei-

fer“, bestätigt Pollus Forne-

rod, Projektleiter Deutsch-

land-Werbung der UT. Vor

allem vor einigen Jahren, als

die deutschen Studenten

noch selber ihren Weg zur

UT suchen mussten, waren

sie besonders ehrgeizig. Sie

hatten sich ganz bewusst für

ein anderes Land entschie-

den, wollten unbedingt ei-

nen erfolgreichen Abschluss.

„Jetzt, wo wir Studenten an-

werben, sind die Verhältnis-

se normaler. Es sind nicht

mehr allein Pfiffikusse, die

hierher kommen.“

Sowohl Saxion als auch

die UT werben aktiv Studen-

ten in Deutschland. Auch im

niederländischen Unter-

richtswesen hat die Markt-

werbung Einzug gehalten.

Niederländische Hochschu-

len haben ein Interesse an

einer ständigen Steigerung

der Anzahl ihrer Studenten.

Für jeden zusätzlichen Stu-

denten erhalten sie zusätzli-

ches Geld, während die

deutschen Universitäten

und Hochschulen einen fes-

ten Betrag pro Unterrichts-

sektor erhalten. „Für uns ist

die Grenzregion daher kein

Ausland“, so Joop Admiraal.

„Die niederländischen Re-

gionen Salland und Twente

sowie der deutsche Teil der

Euregio sind unser Kernge-

biet.“

Die UT beschäftigt inzwi-

schen ein spezielles

D(eutschland)-Team, das

von Münster bis Berlin und

von Hamburg bis München

Unterrichtsmessen besucht,

um junge Deutsche dazu zu

bewegen, in die Twente zu

kommen. Vor allem im Um-

kreis von rund 150 Kilome-

tern entscheiden sich junge

Deutsche schneller für En-

schede. Sie kennen die Nie-

derlande von Tagestrips und

Urlaub, haben teilweise in

der Schule Niederländisch-

Unterricht erhalten und die

kulturellen Unterschiede

sind hier nicht so groß. Die

Entscheidung zum Studium

jenseits der Grenze wird da-

durch stets leichter. Die Nie-

derlande bleiben zwar Aus-

land, aber es ist für viele ei-

ne Art „Ausland light“, wie

die Wochenzeitung „Die

Zeit“ unlängst schrieb.

„Der größte Unterschied

ist, das hier abends warm

gegessen wird“, lachen Dirk

Terbahl (aus Gronau-Epe)

und Felix Zschockelt (Wetter

an der Ruhr). „Seitens der

Deutschen heißt es natürlich

auch immer: Unser Brot ist

knuspriger als das Nieder-

ländische. Und Holland ist

Fortsetzung auf Seite 32

Stets mehr deutsche Studenten finden auch den Weg zur Saxion Hochschule in Enschede.

Page 32: Nachbarn

32 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

MARTINUSTURMDer Turm der St. Martinus-kirche ist das älteste baulicheDenkmal, das in Losser anfrühere Zeiten erinnert. Der"alte" Turm ist nur ein Teildes ursprünglichenKirchengebäudes, das sichdamals an dieser Stellebefand. Der Turm misst 22Meter und ist aus Backsteinerbaut. Der Turm ist von Maibis einschl. August amMittwoch und Freitagnachmittag für Besuchergeöffnet. Für weitere Informationen:www.deschatkamervantwente.nl

HOLZSCHUHMUSEUMIn einer Region, wo der Holzschuh (aufHolländisch Klomp genannt) immer noch zumgängigen Schuhwerk gerechnet wird, darf einHolzschuhmuseum mitsamt Holzschuhmachereiselbstverständlich nicht fehlen. Generationen derFamilie Koop aus De Lutte haben seit 1800 vonHand Holzschuhe gefertigt. Alte Anlagen undWerkzeuge wecken Erinnerungen an vergangeneZeiten. Auch jetzt noch zeigt Johnnie Koop Ihnengerne, wie er sich auf dieses edle Handwerk ver-steht. Für weitere Informationen: www.klompenmakerijkoop.nl

SANDSTEINBRUCH DESTARINGGROEVEDer Boden von Losser birgt jede Menge geologi-sche Bodenschätze. Der SandsteinbruchStaringgroeve im Dorf Losser gilt als der bekann-teste Fundort für Fossilien. Für weitereInformationen: www.beleeflosserindediepte.nl

ZIEGELEI ‘DE WERKLUST’Die vormalige Ziegelei De Werklust mit ihrem ein-zigartigen Ringofen sowie Trockenschuppenerfreut sich immer noch einer großen

Bekanntheit, die auf die früher hergestelltenund nach der Familie Osse benannten Osse-Ziegel zurückzuführen ist. Das entsprechendeVerfahren steht in der sorgfältig restauriertenZiegelei zur Besichtigung offen. Für weitereInformationen: www.dewerklust.nl

ZUNFTWERKSTATTAn einem ländlichen Ort in der Nähe vonBeuningen befindet sich die Zunftwerkstatt ‘HetDinkelwerk’, die einen Arbeits- undAusstellungsraum für fünf TwentenerHandwerksleute beherbergt, die in früherenJahrhunderten als Zunftmeister bezeichnet wur-den. Es betrifft einen Kerzenhersteller, einenEdelschmied, einen bildenden Künstler, einenTiffany-Künstler und eine Kunstmalerin. Sie kön-nen ihnen bei der Arbeit zusehen, ihre Werkstückebestaunen und … Sie dürfen das Handwerk auchgerne selbst mal ausprobieren. Für weitereInformationen: www.gildenwerkplaats.nl

FREILUFTMUSEUM ERVEKRAESGENBERGDort wird das Bauernleben vorgeführt, das sichum das 17. Jahrhundert herum im FreiluftmuseumErve Kraesgenberg und Umkreis abgespielt hat.Liebevoll und mit fachlichem Können sind dieGebäude des alten Bauernhofes restauriert undin einem wunderschön ausgestalteten Parkuntergebracht, der außer einem Rosarium mit-samt Skulpturengarten auch einenKräutergarten beherbergt. Für weitereInformationen: www.erve-kraesgenberg.nl

Schätzein Hülleund FülleDie Sehenswürdigkeiten vonLosser werden von Themenwie Gewerbstätigkeit undBauernwirtschaft geprägt,aber auch Geologie undAbenteuer nehmen einenganz besonderen Stellenwertein. Einige Beispiele für dasAngebot aus derSchatzkammer von Twente.

Losser:Die Schatzkammervon TwenteDie Gemeinde Losser gilt mit Fug und Recht als dieSchatzkammer von Twente. Mit ihrer reichen Geschichte,ihren verborgenen Perlen und ihren Bodenreichtümern gibtes Schätze in Hülle und Fülle. Davon kann sich jedermannselbst überzeugen. Die Türen der Schatzkammer sind sperran-gelweit geöffnet. Sie sind herzlich willkommen.

Losser kann sich der Tatsache erfreuen, dass es über die meis-ten und schönsten Landgüter von Twente verfügt, die sichnahtlos in die wunderschönen Naturgebiete wie Lutterzand,der Duivelshof (Teufelshof) und der Tankenberg einbindenund knapp hinter der Grenze fast unmerklich in dasGildehauser Venn und den Bentheimer Wald übergehen. Essind nur einige wenige Beispiele für den Reichtum anNaturschätzen, die sich in Losser und Umkreis zuhauf finden.

In Losser lassen sich die touristischen Wander- undFahrradrouten genießen, die sich gemeinsam über mehr als 500 Kilometer erstrecken.Damit bietet die Gemeinde das größte und abwechslungsreichste Angebot in Twente. AlsBeispiele nennen wir die Böggelpadroute, die Toer d’ Energie und die LutterBergwanderung. Wer ‘kurz’ die Grenze überqueren möchte, entscheidet sich für dieGildehaus Dinkelroute. Sie werden in Erfahrung bringen, dass die deutschen Grenzortemehr als nur ein guter Nachbar von Losser sind.

Die Geschichte von Losser wird aus dem Reichtum an Denkmälern, alten Bauernhöfen,Kirchenpfaden, Markensteinen, Wegekreuzen, Kapellen, Grabhügeln und Urnenfeldernersichtlich. Es gibt noch zahlreiche Traditionen, Heimatprodukte und Legenden, die diekulturhistorische Identität von Losser prägen. Erleben Sie auch die Geschichte desGrenzdorfes im Schmuggler- und Textilmuseum.

Die Schatzkammer bietet Ihnen noch vieles mehr! Das Gebiet im Losser Raum ist in geo-logischer Hinsicht sehr interessant. Die reiche und abwechslungsreiche Geschichte vonLosser reicht bis in die Prähistorie zurück. Das Stromgebiet der Dinkel bietet demBesucher Einblicke in die 30.000 Jahre währende Entstehungsgeschichte. Es betrifft hierdie älteste geschichtliche Region im niederländischen Raum. Werfen Sie einen Blick in dieVergangenheit und besuchen Sie den Sandsteinbruch Staringgroeve oder die alteZiegelei De Werklust.

Die Gemeinde Losser und deren fünf Kirchdörfer laden Sie gerne dazu ein, dieSchatzkammer von Twente zu entdecken. Denn dieser Reichtum gehört jedem. Naturgenießen, Erholung suchen, leckeres Essen, Kraft und Energie tanken, Aktivurlaub; allesist möglich in Losser.

GRENZHISTORISCHES TEXTIL-UND SCHMUGGLER MUSEUMDie Welt der Schmuggler und Zöllner, aberauch die der schwer arbeitendenTextilarbeiter wird im GrenzhistorischenTextil- und Schmugglermuseum in Overdinkelwieder zum Leben erweckt. Aben-teuer ver-flechtet sich dort mit der Erinnerung an dieIndustrie, für die Twente während vielerJahre so bekannt war. Für weitereInformationen: www.smokkelmuseum.nl

Fortsetzung

gesellig. Niederländer finden

es gesellig – ein Ausdruck,

den wir nicht kennen –, viel

miteinander zu unterneh-

men.“ Das Dorf, das der Cam-

pus der UT eigentlich ist, er-

leichtert dadurch die Anpas-

sung. Und es verringert die

Chance, dass Neulinge sich

verloren vorkommen.

Die Niederlande haben

zwar den Ruf, besonders in-

ternational orientiert zu

sein. Doch während nieder-

ländische Studenten lieber

„zu Hause“ bleiben, scheint

Studieren jenseits der Gren-

ze geradezu ein Trend unter

junge Deutschen zu sein. Im

Jahr 2000 zogen noch 52000

Deutsche zum Studieren ins

Ausland, 2006 waren das be-

reits 76000. Die Qualität des

Unterrichts und Neugier

nach der Fremde spielen ei-

ne Rolle. Aber auch die grö-

ßere Chance auf Arbeit. „Ein

ausländisches Studium

macht sich gut im Lebens-

lauf“, meint Felix Zschockelt,

der selber dem D-Team der

UT angehört. „Man zeigt da-

mit zukünftigen Arbeitge-

bern seine Flexibilität.“ Es

ist eines der Argumente, die

stets wieder genannt wer-

den: „Wer hier studiert, hat

später zwei Chancen auf ei-

nen Job.“

Kim Dumpelmann aus

Dortmund würde selber ger-

ne später in den Niederlan-

den hängen bleiben. „Die

Arbeits-Atmosphäre scheint

mir hier besser als in

Deutschland zu sein. Die

Menschen sind doch etwas

geselliger, fröhlicher. Es ist

alles etwas ungezwunge-

ner.“

Dennoch entscheidet sich

bei weitem nicht jeder, der

den niederländischen Unter-

richt mit dem Abschluss in

der Tasche verlässt, für einen

Verbleib im Nachbarland.

Diesbezüglich ist die Angst

vor einem „braindrain“, den

einige Politiker und Unter-

richtswissenschaftler in

Deutschland offenbaren, et-

was übertrieben. Deutsch-

land verliert zwar stets mehr

intelligente Jugendliche an

ausländische Schulen, erhält

dafür aber gut ausgebildete

Erwachsene zurück.

„Denn 50 Prozent der Stu-

denten kehrt schließlich

nach Deutschland zurück“,

so Joop Admiraal von der Sa-

xion Hochschule in Ensche-

de: „Der Rest orientiert sich

auf ein anderes Land, was

nicht unbedingt die Nieder-

lande sein müssen. Sie su-

chen ihr Heil auch in ande-

ren Ländern. Es handelt sich

ganz einfach um eine inter-

national orientierte Gruppe

von Studenten.“

Und lange nach ihrem Ab-

schied von den Hochschulen

und Universitäten profitie-

ren auch die Niederlande

noch von jungen Deutschen,

die sie ausgebildet haben.

Weil die Kenntnis und das

gegenseitige Verständnis zwi-

schen zwei Nachbarländern

größer geworden ist. Und

weil es wirtschaftliche Chan-

cen bietet. Stets mehr zu-

künftige Macher in der deut-

schen Wirtschaft, der Politik

oder der Gesellschaft spre-

chen Niederländisch, kennen

die Niederlande und deren

Kultur.

„Makro-wirtschaftlich ge-

sprochen kommt uns das

entgegen“, meint Pollus For-

nerod von der UT. „Es gibt

wahrscheinlich nur wenige

niederländische Studenten,

die gut Deutsch sprechen

und sich im Nachbarland

auskennen. Dem steht aber

gegenüber, dass es viele deut-

sche Studenten gibt, die gut

Niederländisch sprechen und

hier zu Hause sind. Sie sind

die besten Botschafter der

Niederlande.“

Eingangsbereich der Saxion Hochschule in Enschede.

Page 33: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 33

Da will man eine Ge-

schichte über den Erfolg

der Bahnstrecke zwi-

schen Gronau und En-

schede schreiben – da

schlägt der Vorführeffekt

erbarmungslos zu. Auf

dem Bahnsteig in Gro-

nau knackt der Lautspre-

cher und die Stimme aus

dem Off ertönt: „Wegen

eines technischen De-

fekts fällt der Zug aus

Dortmund in Richtung

Enschede aus. Nächste

Möglichkeit zur Fahrt

nach Enschede besteht

um 16.09 Uhr.“

Von Martin Borck

GRONAU/ENSCHEDE. In 30

Minuten. Das ist zwar zu

verschmerzen, aber blöd ist

es doch. Dabei sind Ausfälle

der Bahn extrem selten.

Klar: Beim Schneechaos im

November 2005 lagen so vie-

le abgebrochene Äste auf

den Gleisen, dass der Bahn-

verkehr nach Münster für ei-

nige Tage eingestellt wurde.

Aber sonst dieseln die „Ta-

lent“-Züge zuverlässig von

morgens früh bis abends

spät zwischen den beiden

Grenzstädten hin und her.

Im Halb-Stunden-Takt, an

Wochenenden für Nacht-

schwärmer sogar bis 1.30

Uhr.

Doch jetzt ist es Donners-

tagnachmittag. Im Zug sit-

zen gut 50 Personen. Darun-

ter Reinie Cohen aus En-

schede und ihr Sohn Michiel

aus Hengelo. „Wir waren in

Gronau shoppen“, erzählt

sie. Jetzt geht es zurück nach

Hause. „Wir haben kein Au-

to. Für uns ist die Bahnver-

bindung ideal.“ Michiel fin-

det, dass sie bis Hengelo

durchgezogen werden sollte.

In Enschede besteht zwar

ein direkter Anschluss in

Richtung Westen, doch man

muss umsteigen.

Das Gleis am Bahnsteig 5

in Enschede, auf dem die

Züge aus Gronau ankom-

men, endet an einem Prell-

bock. Der Schienenstrang ist

durchtrennt. Konzessions-

rechte und unterschiedliche

Bahnsicherungssysteme ma-

chen Plänen, die Verbindung

bis Hengelo oder gar Almelo

durchzuziehen, einen Strich

durch die Rechnung. Doch

es gibt Hoffnung: Politiker

zweier niederländischer Re-

gierungsfraktionen fordern

mittlerweile, die behindern-

den Vorschriften auf den

Prüfstand zu stellen.

„In Gronau müsste man

deutlicher anzeigen, welcher

Zug in welche Richtung

fährt. Am Bahnsteig stehen

nämlich immer zwei, und

man weiß nie genau, wel-

cher nach Enschede fährt“,

fällt Reinie Cohen noch ein,

bevor der Zug in Enschede

einfährt. Dort warten schon

etwa 40 Passagiere auf die

Fahrt in Richtung Gronau,

die in sechs Minuten be-

ginnt.

Ein Ehepaar aus Köln hat

eine viertägige Radtour von

Köln nach Zwolle unternom-

men. Nun geht es per Zug

und Rädern zurück in die

Stadt am Rhein. Als die Rei-

senden erfahren, dass die

neun Kilometer lange Zug-

verbindung 20 Jahre stilllag,

können sie das kaum glau-

ben. „War denn die Auslas-

tung so schlecht?“

Damals, 1981, durchaus.

Die Deutsche Bundesbahn

Fortsetzung auf Seite 34

Mit dem Zug zum WochenmarktBahnverbindung zwischen Gronau und Enschede wird gut angenommen

Montags bis freitags

sind auf der Bahn-

strecke Gronau-Enschede

täglich 1800 Reisende un-

terwegs – 1200 in den Zü-

gen der Regionalbahn (RB)

64 von beziehungsweise

nach Münster und 600 in

der Regionalbahn 51 von

beziehungsweise nach

Dortmund. Das hat der

Zweckverband Schienen-

personennahverkehr Müns-

terland ermittelt.

Sonnabends beträgt das

gesamte Fahrgastaufkom-

men in den Zügen zwi-

schen den beiden Nachbar-

städten 2800 Reisende

(1800 in der RB 64 und

1000 in der RB 51).

An Sonn- und Feierta-

gen nutzen immerhin noch

1000 Menschen die Züge

auf der 2001 wiedereröff-

neten Strecke (800 in der

RB 64 und 200 RB 51).

Die Pünktlichkeit der

RB 64 liegt für 2008 bisher

bei 96,6 Prozent. Nur 0,2

Prozent der Züge fielen

aus. Der Jahreswert für

2007 lag bei 95,9 Prozent

bei 0,5 Prozent Zugausfäl-

len.

Die Pünktlichkeit der

RB 51 liegt für 2008 bisher

bei 96,2 Prozent bei 0,3

Prozent Zugausfällen. Der

Jahreswert für 2007 lag bei

92,2 Prozent bei 0,6 Pro-

zent Zugausfällen.

Wenig ZugausfälleRund 5600 Reisende wöchentlich

Die Pünktlichkeit der zwischen Enschede und Münster vekehrenden Regionalbahn 64 liegt bei fast 97 Prozent.

Page 34: Nachbarn

34 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Gronau und Enschede hat sich gelohnt.Die Züge sind gut besetzt.

Fortsetzung

(DB) hatte den Betrieb ein-

gestellt, weil er sich nicht

rentierte. Was allerdings

kein Wunder war: Es gab

seit Ende der 70er-Jahre nur

noch an Vormittagen eine

einzige Alibiverbindung

über die Grenze. Die DB

wollte das Trajekt offenbar

loswerden. Personennahver-

kehr war ihr offenbar zu teu-

er.

Kaum aber war die Ver-

bindung tatsächlich einge-

stellt, folgte auch schon das

Bemühen der Euregio, sie

wieder in Betrieb zu neh-

men. Schließlich verbinden

die Linien Enschede-Gro-

nau-Münster beziehungs-

weise -Dortmund die Inter-

citynetze beider Länder mit-

einander. Die Euregio gab

Gutachten in Auftrag, ließ

Fahrgastprognosen erstel-

len, trat Politikern und den

Bahnen auf die Füße. Die

Wiedereröffnung der Bahn-

strecke nach jahrelangem

Dicke-Bretter-Bohren ist

wohl einer der größten Er-

folge der Euregio. „Ich hätte

es fast nicht für möglich ge-

halten“, bekannte der frühe-

re, mittlerweile verstorbene

Euregiorats-Präsident Wim

Schelberg damals. Das Re-

gionalisierungsgesetz in

Deutschland, das den Bun-

desländern Steuermittel für

den Schienennahverkehr zur

Verfügung stellte, kam zur

rechten Zeit.

Nun ist die Wiederinbe-

triebnahme eine Sache – die

Akzeptanz durch die Fahr-

gäste eine andere. So viel

lässt sich sagen: Die Progno-

sen waren falsch. Nämlich

viel zu niedrig. Die Züge

sind besser ausgelastet als

vorhergesagt. Vor allem

sonnabends sind oft kaum

noch Sitzplätze frei, wenn

deutsche Tagesausflügler gut

gelaunt nach Enschede zum

Markt fahren und Nieder-

länder die Baumberge und

Münster erkunden. Die Zah-

len sprechen für sich: Jeden

Werktag nutzen rund 1800

Menschen den Zug zwischen

Gronau und Enschede,

Page 35: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 35

Von Marten de Jongh

Ein unermesslich großes

Land, mit weiten Wäl-

dern, in denen man stun-

denlang wandern konnte,

ohne jemandem zu begeg-

nen. Die wenigen Leute, auf

die man traf, waren Gast-

wirte, die ihren Gästen die

Wünsche von den Augen ab-

lasen. Das ist das Deutsch-

land, an das ich mich aus

meiner Kinderzeit erinnere.

Ein magisches Land, das da-

zu einlud, sich spannende

Rittergeschichten auszu-

denken. Ein Land, das mei-

ne Eltern gerne in Wander-

schuhen erkundeten. Wir

liefen dann zum Beispiel

durch den Maiglöckchen-

Wald. Die weißen Blümchen

sehe ich noch vor mir, doch

den Wald, den würde ich

nicht mehr wiederfinden.

Ich erinnere mich an ei-

ne Tour, während der wir

immer in Jugendherbergen

übernachteten, die Kaser-

nen glichen. Das tun nie-

derländische Jugendherber-

gen auch, aber aus völlig

dubiosen Gründen ist die

Assoziation deutsch. Eine

Assoziation, deren Kern zu

einer späteren Zeit gelegt

wurde, nachdem Deutsch-

land im Geschichtsunter-

richt ein anderes Gesicht

bekommen hatte. Die Lek-

tionen waren notwendig,

aber sie trübten auch meine

schönen Kindheitserinne-

rungen. Mit deren Un-

schuld war es vorbei.

Welches Bild stimmt?

Was ist die Wahrheit? Das

Bild eines Landes und sei-

ner Einwohner ist eine vage

Mischung aus Erinnerun-

gen, Fakten und (Vor-)Ur-

teilen. Das Bild ändert sich,

je nach Zeitläuften und

dem Ort, in dem man

wohnt. Das Bild, das die

Niederländer derzeit von

Deutschen haben, ist an-

ders, positiver, nuancierter

als vor gut 30 Jahren. Es

wird nicht mehr nur vom

Krieg beherrscht.

Aber auch der Ort, an

dem man selbst lebt, ändert

die Perspektive. Der Durch-

schnitts-Seeländer oder Be-

wohner der Großstädte im

Westen der Niederlande

denkt anders über „den

Deutschen“ als der durch-

schnittliche Bewohner

Twentes. Jahrelang habe ich

in Goes in Seeland gewohnt,

wo die Bewohner geradezu

schizophrene Vorstellungen

über Deutsche hatten. Auf

der einen Seite achteten sie

darauf, besonders freund-

lich zu den deutschen Tou-

risten zu sein, die in jedem

Sommer an die Küste reis-

ten. Es hieß, dass die deut-

schen Urlauber es verdien-

ten, mit Samthandschuhen

angefasst zu werden. Es sei-

en schließlich hart arbeiten-

de Menschen, die sich ihren

Urlaub vom Munde abge-

spart hätten, um wenigs-

tens ein Mal in ihrem Leben

das Meer zu sehen. Sie kä-

men direkt aus dem Ruhr-

gebiet, wo die Sonne nie-

mals scheine. Sie hätten

den Dreck der Kohlenminen

selbst dann noch hinter den

Ohren, wenn sie ihre Hand-

tücher am Strand ausbreite-

ten.

Die Zuvorkommenheit

war natürlich nicht frei von

einer gesunden Dosis Ei-

gennutz: Tourismus bringt

Geld in die Kasse. Die

Freundlichkeit war zwei-

schneidig.

Die andere Seite lernte

ich kennen, als ich ankün-

digte, nach Hengelo umzu-

ziehen. „Nach Hengelo?

Twente?“, fragten Seelän-

der, die es nur gut mit mir

meinten. „Bis du verrückt

geworden? Da wohnen

doch nur halbe Deutsche!“

Die Leute, die das sag-

ten, wussten nicht, dass ich

dort, in Hengelo, aufge-

wachsen bin. Dass dort

meine Wurzeln lagen. Ich

ein halber Deutscher? So

hatte ich das noch nie be-

trachtet. Ach ja, warum

auch nicht. Denn es ist

wahr: Wir sind uns

schrecklich ähnlich, wir

Deutschen und Niederlän-

der in der Grenzregion.

Man braucht sie sich doch

nur anzuschauen, die

Deutschen auf Schnäpp-

chenjagd in Enschede und

bei IKEA in Hengelo. Sind

das nicht halbe Niederlän-

der? Ja, es sind Niederlän-

der so wie ich. Menschen,

die wahrscheinlich genauso

schöne Erinnerungen an

das Nachkriegs-Deutsch-

land ihrer Kinderjahre ha-

ben wie ich auch.

Ein halber DeutscherErinnerungen an spannende Rittergeschichten und den Maiglöckchen-Wald

Marten de Jongh

Seit 2001 verkehren in der Euregio, deren größtes Gebiet auf deutscher Seite der Grenzeliegt (siehe Karte), wieder Züge zwischen Enschede und dem Münsterland.

sonnabends 2800 und sonn-

tags rund 1000. Nach der

Wiederaufnahme des Zug-

verkehrs stieg das Fahrgast-

aufkommen zwischen En-

schede und Münster sprung-

haft an. Zum Erfolg trugen

offenbar auch die modernen

Züge des Typs Talent bei.

Für Tim Enge aus Epe ist

die Zugverbindung ideal.

Der Jugendliche fährt oft

nach Enschede, um dort mit

seinen Kumpels BTX-Rad zu

fahren oder zu skaten. „Ich

hab mir extra eine Fun-Kart

gekauft“, sagt er. Das macht

das Hin- und Herreisen

günstiger. „Nur fürs Fahrrad

müssen die sich noch was

einfallen lassen. Die Mitnah-

me kostet zu viel.“

Dutzende in Gronau woh-

nende Studenten der Saxi-

on-Hogeschool nutzen den

Zug täglich. Die Fahrt dau-

ert schließlich nur elf Minu-

ten. „Mein Fahrrad kann ich

in Gronau am Bahnhof ste-

hen lassen, und in Enschede

laufe ich fünf Minuten bis

zur Saxion“, erzählt eine Stu-

dentin.

Zum ersten Mal ist Bert

Jan Holtenbrink aus Losser

mit Frau und dem sechs

Wochen alten Sohn im Zug

nach Gronau unterwegs. Er

will seine gerade geborene

Nichte im Gronauer Kran-

kenhaus besuchen. „Von

Losser aus lohnt es sich ei-

gentlich nicht, den Zug zu

nehmen. Aber wegen einer

Handverletzung darf ich

nicht Auto fahren.“ Dass er

am Gronauer Bahnhof den

Kinderwagen Treppen he-

runter und wieder herauf

schleppen muss, gefällt ihm

nicht. Doch an dem Prob-

lem arbeiten Bahn und

Stadt gerade. In wenigen

Monaten wird der Bahnhof

behinderten- und damit

auch kinderwagengerecht

sein.

Zwei Tage später: Bärbel

Kreutz aus Lünen will mit

ihrem Mann und zwei

Freunden einen schönen

Sonnabend in Enschede er-

leben. „Sonst sind wir mit

dem Auto gefahren, aber zu

viert für 33 Euro hin und zu-

rück, ohne Parkplatzsuche –

das ist doch viel günstiger.“

Beatrix Wesendrup aus

Berlin besucht ihre Schwes-

ter in Lüdinghausen. Ge-

meinsam machen sie einen

Ausflug nach Enschede, um

die Jacobuskirche und die

Synagoge zu besuchen. „Mir

gefällt vor allem, wie unkon-

ventionell und hilfsbereit

die Angestellten mit den

Fahrgästen umgehen“, sagt

die Lüdinghausenerin. „Gibt

es Probleme beim Fahrkar-

tenautomaten, sagen die:

,Steigen Sie erst mal ein.

Das regeln wir schon‘.“ Und:

„Dass die Ansagen zweispra-

chig sind, das gefällt mir.

Das gibt der Fahrt einen in-

ternationalen Touch.“

Page 36: Nachbarn

36 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Ab dem 1. April 2008 sind wir in unseren neuen,erweiterten Praxisräumen im Gesundheitszentrum

am St. Antonius-Hospital für Sie da.

Möllenweg 26

Tel. Praxis 0 25 62 / 915-18 60Fax Praxis 0 25 62 / 915-18 65

48599 Gronau

Tel. Schlaflabor 0 25 62 / 915-23 20Fax Schlaflabor 0 25 62 / 915-23 32

e-mail: [email protected]

Die Stärken und Schwächen

in Bezug auf das Thema

Verkehr hat die Euregio ständig

im Blick. Die Autobahnverbin-

dungen schätzt sie bis auf ver-

einzelte Lücken und Engpässe

im Autobahn- und Bundesstra-

ßennetz als sehr gut ein. Auch

das regionale Straßennetz wird

insgesamt als ausgewogen und

leistungsfähig beschrieben.

Nachholbedarf gibt es beim

grenzübergreifenden Schienen-

verkehr. Bis auf die DB-Verbin-

dungen zwischen Bad Bent-

heim und Hengelo (Strecke

Berlin-Amsterdam) gibt es nur

die regionale Linie Gronau-En-

schede. Unterschiedliche

Strom- und Bahnsicherungssys-

teme erschweren Fortschritte.

Die Anbindungen ans Was-

serstraßennetz gelten in der

Euregio als gut. Manko: Es exis-

tiert keine leistungsfähige Ver-

bindung zwischen Twenteka-

naal und Mittellandkanal.

Mit dem Flughafen Münster-

Osnabrück verfügt die Euregio

über einen internationalen Ver-

kehrsflughafen. Die Anbindung

an die Flughäfen in Amsterdam

und Düsseldorf gelten ebenfalls

als gut.

Der Verkehr rolltGutes Fernstraßennetz in der Euregio

Das Fernstraßennetz (hier die A 30 bei Gildehaus) in der Euregio ist gut.Foto: Werner Westdörp

Page 37: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 37

Von Jan Bengevoord

Es dürfte im Jahr 1972

gewesen sein. Viele klei-

nere Grenzübergänge wa-

ren damals vom späten

Abend bis zum frühen Mor-

gen geschlossen. Auch der

Grenzübergang in der Nähe

des Zwillbrocker Venns, das

sich von Vreden aus bis in

die niederländischen Ge-

meinden Winterswijk,

Groenlo und Eibergen er-

streckt. Das heute von vie-

len Menschen besuchte

Gebiet war damals noch

ein Geheimtipp. Ein Eldo-

rado für Naturforscher. Im

Venn brüteten Bartmeisen,

schwarze Seeschwalben

und Rohrweihen. Von

Lachmöwen und Flamin-

gos – heutzutage eine tou-

ristische Attraktion – gab

es damals noch keine Spur.

Wie in vielen anderen Na-

turschutzgebieten an der

Grenze herrschten hier ab-

solute Ruhe und Unbe-

rührtheit der Natur.

Es war an einem Sonn-

tagmorgen, als ich be-

schloss, mich über den ille-

galen Grenzpfad ins Venn

zu begeben. Ich war mit ein

paar Freunden im Naturre-

servat verabredet. Von

Winterswijk aus war es mir

zu weit, bis zum offiziellen

Grenzübergang in Zwill-

brock zu fahren. Auf mei-

nem ersten Moped, der So-

lex von meinem Opa, tu-

ckerte ich an einem Grenz-

stein aus Sandstein vorbei.

Ich wusste, dass sich direkt

dahinter ein tiefes

Schlammloch im Weg be-

fand. Ich schaltete also den

Motor aus und schob mit

der Solex an der Hand

durchs Strauchwerk und an

Schlammtümpeln vorbei.

Klitschnass erreichte ich

den Sandweg, der zur

prächtigen Kirche von

Zwillbrock führt.

„Halt!“ Von allen Seiten

kamen Männer mit auto-

matischen Waffen aus den

Büschen. Bundesgrenz-

schutz mit Schuhcreme im

Gesicht und Eichenzwei-

gen auf dem Barett. „Hinle-

gen!“

Ab und zu durchlebe ich

diese Situation im Traum

noch einmal, und ich sehe

mich bäuchlings auf dem

schlammigen Weg liegen.

Ich wurde durchsucht und

durfte dann wieder aufste-

hen. Noch schlammbedeckt

wurde ich in einem Bus

verhört, der ein Stück ent-

fernt stand. Was ich hier

täte? Vögel beobachten.

Warum ich illegal die Gren-

ze passiert hätte? Weil das

kürzer war. Ob ich Freunde

in Deutschland hätte? Ja

natürlich. Ob ich politisch

aktiv sei? Nein, eigentlich

nicht.

Wie lange ich in dem

Bus gesessen habe, weiß

ich nicht mehr. Es dauerte

auf jeden Fall lange. Mein

ganzes Sündenregister

wurde durchforstet. Meine

Passnummer durchgege-

ben. Und dann wieder Fra-

gen. Sind Sie Bernard Ben-

gevoord? Nein, ich heiße

Jan. Falsche Antwort. Wie-

der folgten Gespräche

übers Feldtelefon. Was ich

hier mache? Mit Freunden

Vögel beobachten. Wo die

Freunde denn seien?

Wahrscheinlich im Venn,

ich hätte sie noch nicht ge-

troffen. Der Offizier schau-

te mich ungläubig an.

Warum, weiß ich bis

heute nicht, aber auf ein-

mal durfte ich gehen. Ich

wurde bis zum Grenzstein

begleitet. Dort habe ich ei-

ne Zeit lang zitternd ge-

standen, dann die Solex

wieder gestartet und bin

nach Hause gefahren.

Erst viel später wurde

mir bewusst, dass in den

Wochen ganz Deutschland

wegen terroristischer An-

schläge in Aufruhr war. Ich

dagegen hatte von Baader

oder Meinhof zu dem Zeit-

punkt noch nichts gehört.

Inzwischen fahre ich seit

vielen Jahren über den offi-

ziell zum „grünen Grenz-

übergang“ ernannten Patt

nach Zwillbrock. Auf ein

Bier in Ludwigs Kneipe, ins

Restaurant Kloppendiek

oder zum Sonntagnachmit-

tagskonzert in der Kirche.

Ganze Volksstämme sind

mittlerweile auf der „illega-

len Route“ unterwegs, bei

schönem Wetter ist es re-

gelrecht voll.

Als ich meinen Kindern

erzählte, dass man mir mal

kurz hinterm Grenzpfahl

Handschellen angelegt hat,

glaubten sie mir das nicht:

„Vater erzählt mal wieder

Märchen . . .“

Halt!Mit der Solex schnurstracks in die Terroristenfahndung im Zwillbrocker Venn

Jan Bengevoord

Der Euregio

herzlichenGlückwunsch

zum

50.Geburtstag !

Page 38: Nachbarn

38 NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET

Es informiert Sie:Sabrina Lammers/Brigitte WesselTelefon 0251/7 05-1315/-13 14, Fax -13 30 · Echelmeyerstr. 1–2, 48163 Mü[email protected] · www.hbz-bildung.de

14.11.08 ■ fr 16–20 Uhr, sa 8.30–12.30 Uhr27.01.09 ■ di+do von 18–22 Uhr

Bildung macht erfolgreichGebäudeenergieberater

Die Handwerkskammer engagiert sich im intensiven Know-how Austausch mitden Niederlanden. Unsere Lehrgangsangebote im Bereich Bau und Energierichten sich an Handwerker aus der ganzen EUREGIO.

03.11.08 ■ mo–fr 8.30–17 Uhr21.11.08 ■ fr 16–20 Uhr, sa 8.30–12.30 Uhr

Fachkraft für Solartechnik

24.10.08 ■ fr 16–21 Uhr, sa 8–16.30 UhrFachwirt für Gebäudemanagement

Gerade wurde das INTERREG-Projekt„Energiesparendes Bauen” erfolgreichabgeschlossen. Näheres über die Ergebnissefindens Sie unter www.demozentrum-bau.de,dort Projekte. Schauen Sie mal rein!

HANDWERKSKAMMERBILDUNGSZENTRUM

MÜNSTER

Rund 1,6 Millionen

Fluggäste zählte der

Flughafen Münster/Osna-

brück (FMO) im vergange-

nen Jahr. Zehn Prozent

von ihnen, also 160 2000,

stammten aus den Nieder-

landen. „Das ist schon

ganz beachtlich“, findet

Andres Heinemann, Pres-

sesprecher des FMO. „Vor

allem, wenn man die Ent-

wicklung betrachtet: Vor

zehn Jahren kamen nur

drei Prozent der Reisen-

den aus dem Nachbar-

land.“

In allen Bereichen, so-

wohl dem der Geschäfts-

reisenden als auch bei der

Städte- und Pauschaltou-

ristik, steigt der Anteil der

niederländischen Nutzer

in den vergangenen Jah-

ren an. „Und sie fühlen

sich offensichtlich wohl

bei uns“, so Heinemann.

Eine niederländische Web-

site und Broschüren, nie-

derländische Durchsagen

und Beschriftungen wo es

geht und sinnvoll ist – in

Greven ist man bemüht,

dem Anspruch als Flugha-

fen für die gesamte Eure-

gio gerecht zu werden.

Der FMO ist schließlich

keine 50 Kilometer von

der Grenze entfernt. Für

einen großen Teil der nie-

derländischen Euregio-Be-

wohner ist er schneller

und besser zu erreichen

als der Flughafen Schiphol

bei Amsterdam. Auch bei

den niederländischen Rei-

severanstaltern setze sich

dieses Bewusstsein immer

stärker durch, sagt Heine-

mann.

Was, wenn der Flugbe-

trieb am Flughafen Twen-

te wieder aufgenommen

werden sollte? Einer Nut-

zung des Enscheder Air-

ports als Start- und Lan-

deplatz für Geschäftsflug-

zeuge stehe nichts entge-

gen. Doch: „Zwei große

Flughäfen in der Euregio

wären zu viel“, ist sich

Heinemann sicher. „Wir

stehen mit den Verant-

wortlichen in Enschede in

Kontakt und informieren

sie offen und ehrlich.“

FMO zählt immer mehr NiederländerIm vergangenen Jahr bereits 160 000 Fluggäste von jenseits der Grenze

Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das gesamte Gebiet der Euregio undselbst darüber hinaus. Auch immer mehr Niederländer nutzen den FMO für Geschäfts- oder Urlaubsflüge.

Auftritte von zwei deutschen Künstlern:Auftritte von zwei deutschen Künstlern: Olaf BergerOlaf Berger und und Gaby BaginskyGaby Baginsky.

Music NightMusic NightFreitag 3. Oktober ab 21.30 UhrFreitag 3. Oktober ab 21.30 Uhr

Spielbank Holland Casino EnschedeSpielbank Holland Casino Enschede Tipp:Tipp:

Nähere Informationen und unsere Bedingungen finden sie auf hollandcasino.deNähere Informationen und unsere Bedingungen fi nden sie auf hollandcasino.de

Page 39: Nachbarn

NACHBARN ZUSAMMENLEBEN IM GRENZGEBIET 39

Von Julia Henkel

Die Erinnerung daran ist

noch sehr lebendig: an

die Ferien in Egmond aan

Zee, festgehalten in einigen

Schnappschüssen im Foto-

album. Ich bin ungefähr

drei Jahre alt und stehe in

meiner Lederhose mitten

in einer holländischen

Landschaft, eine Wind-

mühle stolz im Hinter-

grund. Es ist die Geschichte

von dem weichen Weißbrot

mit Streuseln drauf in der

Jugendherberge, wo wir

mit allen Kindern der Kin-

derkrippe ein paar Tage Fe-

rien machten. In den 70er-

Jahren, als unsere Eltern

auf dem Alternativ- und

Gesundheitstrip waren. Zu

Hause in Deutschland wäre

auf keinen Fall Schoko-

creme auf den Tisch ge-

kommen. In Holland dage-

gen schon. Mit skeptischem

Blick sahen sie zu, wie wir

uns die Fruchtstreusel

schmecken ließen.

Jahre später verguckte

ich mich dann richtig in

Holland. Während einer

Radtour mit einer Freundin

begann ich dieses kleine,

nasskalte Land zu lieben.

Es war da so schön, die

Menschen so freundlich

und vor allem diese witzige

Sprache ließ mich nicht

mehr los. Ein Fahrrad –

„fiets“–, das brummte –

„brommen“–, war ganz ein-

fach eine „bromfiets“. Dass

wir da nicht selbst schon

längst drauf gekommen

waren!

Nach meinem Studium

bekam ich einen Job bei ei-

ner Zeitung, in den Nieder-

landen. Ich war überglück-

lich. So hatte ich mir mein

Leben vorgestellt. Auf der

Schule hatte man es uns

schließlich eingeimpft:

lernt Sprachen, seht euch

die Welt an, nutzt eure

Chancen! Die Gelegenheit

war da, jetzt, da die Gren-

zen wirklich offen waren.

Einer Frau von Welt war es

doch einerlei, wo in Europa

sie wohnte und arbeitete!

Es wurde also Holland.

Aber es war nicht ganz so,

wie ich mir das gedacht

hatte. War das das schöne,

nette, tolerante Land? Ich

begann zu zweifeln. Hier

war ich auf einmal nicht

mehr die Frau von Welt,

sondern die Deutsche. Und

das ließen sie mich durch-

aus spüren. Ich musste eine

ganze Menge erklären. Im

Grunde genommen aber

auch wieder nicht. Denn an

ernsthaften Gesprächen

zeigte kaum jemand Inte-

resse. Aber ihre Witze, die

durfte ich mir anhören: Wo

denn im Krieg ihr Fahrrad

geblieben sei. Über Sand-

burgen. Und über Prinz

Bernhard. Wohl hundert

Mal. Und ich musste auch

noch mitlachen, denn, tja,

Deutsche und Humor – das

war auch so‘ne Sache. Ganz

behutsam eine kritische Be-

merkung über die Nieder-

lande machen? Nichts da!

Ich war zwar willkommen,

hatte aber meinen Mund zu

halten. Meinen großen,

deutschen Mund auf jeden

Fall.

Ups! So hatte ich mir

mein Leben in Europa

nicht vorgestellt. Hatte ich

mir dafür ein paar Jahre

Zeit genommen, mir alle

Spitzfindigkeiten der nie-

derländischen Sprache an-

zueignen, mich in die

schwierige Geschichte der

beiden Länder vertieft und

mit offenem Herzen den

Schritt über die Grenze ge-

wagt?

Glücklicherweise begeg-

nete ich auch anderen

Menschen. Die es wagten,

über ihre Nasenspitze hi-

nauszublicken. Die sich ge-

nau wie ich vor allem als

Europäer oder Weltbürger

fühlten, mehr als nur als

Niederländer oder Deut-

scher.

Einige Jahre später ist

nun die naive Ernüchte-

rung in einen entspannten

Realitätssinn umgeschla-

gen. Ich bin in Europa an-

gekommen, wohne in

Deutschland, arbeite in den

Niederlanden, habe einen

deutschen Pass, einen nie-

derländischen Mann und

ein französisches Auto. Ich

spreche Niederländisch mit

einem deutschen und

Deutsch mit einem leicht

niederländischen Akzent.

Und ich esse Streusel,

wann immer ich will, auf

einem leckeren, dunklen

deutschen Butterbrot.

Im Fotoalbum meines

Mannes befindet sich eben-

falls ein über 30 Jahre alter

Schnappschuss. Er lacht

fröhlich in die Kamera, sei-

ne kurzen Beine stecken in

einer Lederhose, im Hinter-

grund ein stolzer Berg. In

den Ferien bei Freunden in

Deutschland bekam der Be-

such aus den Niederlanden

regelmäßig Kaffee mit ei-

nem großen Stück Sahne-

torte aufgetischt. Die Erin-

nerung daran ist noch sehr

lebendig.

LederhosenUnd Streusel auf weichem holländischen Weißbrot

Julia Henkel, deutsche Journalistin in Diensten der nieder-ländischen Tageszeitung „De Twentsche Courant Tuban-tia“, erinnert sich gern an die Ferien in Egmond an Zee, wosie als Dreijährige in Lederhose vor einer Mühle posierte.

Julia Henkel

Historische Steine markieren in der Euregio die Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden (links). Das Bild rechts zeigt das Euregio-Sekretariatin Gronau.

Page 40: Nachbarn

Atmosphäre...

Themen...und ganz viele

Angebote!

JETZT DER SCHÖNSTE, GRÖßTE UND GÜNSTIGSTE!

Johanninksweg 68 Denekamp/NL www.oosterik.nlÖffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 20 Uhr,Samstag von 9 bis 18 Uhr. Telefon: 0031 541 35 18 88.

Grenzenlos gut!Tonangebend in Deko-, Farb- und Gartenideen!

Wilkommen!

In einer Woche beginnt

wieder unser

GIGANTISCHER

WEIHNACHTSMARKT

Mit wirklich allen denkbaren

neuen Weihnachtstrends, wieder

tausenden Artikeln, Ideen

und überall einer

fantastischen, gemütlichen

Weihnachtsatmosphäre.

10.000 m², einfach unvorstellbar!

Trends...