Neuland 10

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Zeitschrift der JUSO Kanton Zürich November 2012, Nr. 10, www.juso.org neuland Spekulationsstopp Warum die neue Initiative der JUSO Schweiz nötig ist. Seite 3 Griechenland Ein Athener Genosse beantwor- tet uns eine Frage. Seite 6 Freiräume Parties in Zürich und ein Konzert im Oberland Seite 7

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Zeitschrift der JUSO Kanton ZürichNovember 2012, Nr. 10, www.juso.orgneuland

SpekulationsstoppWarum die neue Initiative der JUSO Schweiz nötig ist.

Seite 3

GriechenlandEin Athener Genosse beantwor-tet uns eine Frage.

Seite 6

Freiräume Parties in Zürich und ein Konzert im Oberland

Seite 7

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vol spécial & Die Känguru-Chroniken

Die Asylverfahrensdebatte in der Schweiz ist etwas vom Unangenehmsten, womit man sich befassen kann. Trotzdem, man will ja auch sehen wie das denn wirk-lich läuft mit diesen Zwangsausschaffungen. Der Dokumentarfilm vol spécial bietet einen eindrucksvollen Einblick in die verzweifel-te Lage der abgelehnten Asylsuchenden, die im Ausschaffungsgefängnis Frambois in ei-nem Vorort von Genf auf eine ungewisse Zu-kunft warten müssen. Die Beziehung zwi-schen den Insassen und dem Personal und auch der aussichtslose, kleinräumige Kampf gegen Unterdrückung machen besonders nachdenklich. Der Film kam 2011 heraus, aber er hat an Aktualität nichts verloren.

Nun ja, durch den oben erwähnten Film kann man zweifelsohne ein Gefühl der Ohn-macht erleben. Aber man sei getröstet, es gibt total leckere Pralinen unter den neueren Komödianten.

Wer ihn noch nicht kennt, hat sein Face-book links liegen lassen oder nicht hinge-hört: Marc Uwe Kling, 1 A Komiker aus Ber-lin. Sein berühmtestes Buch und Hörbuch Die Känguru-Chroniken ist einfach total lus-tig und bringt jeden Sozialisten zum lachen. Für junge und mittellose Menschen gibt’s das auch auf youtube.com spesenfrei.

Kulturtipps

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Di, 06.11.2012Ausserordentlicher Parteitag JUSO Kanton Zürich

Zeit: 19.00 UhrSP-Seki, Gartenhofstr. 15, Zürich

Di, 20.11.2012Vollversammlung JUSO Stadt Zürich

Zeit: 19.00 UhrSP-Seki, Gartenhofstr. 15, Zürich

Do, 22.11.2012Vollversammlung JUSO Zürcher Oberland

Zeit: 19.30 UhrUnia-Gebäude, Bahnstr. 23, Uster

So, 25.11.2012Abstimmungssonntag

An den Urnen

Sa, 08.12.2012Konzert gegen rechts

Kulturfabrik, Zürcherstr. 42, Wetzikon

Di, 15.12.2012DV JUSO Schweiz

Zeit: 11.30 UhrZofingen AG

Fr, 21.12.2012PolitZnacht JUSO Kanton Zürich

Zeit: 19.00 UhrGartenhof, Gartenhofstr. 7, Zürich

Mi, 26.12.2012Guetzli-Recycling JUSO Stadt Zürich

Gartenhof, Gartenhofstr. 7, Zürich

JUSO-Agenda

GenossInnen des Quartals

Die Ehrung als Genossen des Quar-tals geht diesmal an die SP-Fraktion in Bern. Zwar haben viele JUSOs ab und zu ihre liebe Mühe mit diesen Genos-sen, die gelegentlich nur noch Sinn für «Realpolitik» haben und gerne einmal schlechte Kompromisse mit den Bür-gerlichen eingehen. Nicht so an jenem denkwürdigen Donnerstagmorgen, dem 28. September 2012: Mit Inbrunst und Herzblut standen (fast) alle von ihnen am Rednerpult des Nationalrates, als es darum ging, die 1:12-Initiative zu ver-teidigen. Und das, obwohl der Ausgang der Abstimmung in diesem von Wirt-schaftslobbyisten und Rechtsbürgerli-chen dominierten Gremium schon im vornherein klar war. Dass die Medien nun wieder so intensiv über 1:12 und JUSO berichten, ist auch Verdienst je-ner 46 Genossen, die fünf Stunden ihres Lebens opferten, um den nicht gera-de einsichtsfähigen Mitgliedern des Ra-tes unsere vernünftigen Argumente für eine gerechtere Lohnbandbreite in der Schweiz näher zu bringen.

Arschlochdes Quartals

Als unverbesserliches Arschloch hat sich in letzter Zeit der Rohstoffhändler Ivan Glasenberg bewiesen. Die Millionen, die er mit der Firma Glencore verdient, deren CEO er ist, sind ihm nicht genug: Er muss sich unbedingt noch das Rohstoffunternehmen Xstrata dazukaufen. Mit der Fusion von Glencore und Xstrata entsteht ein riesiger multinationaler Konzern mit vielen Tausend Mit-arbeitern, der die gesamte Rohstoffwertschöpfungskette kontrolliert. Doch die Gewinne kommen nicht einfach aus dieser Markt-machtstellung, sondern werden auf dem Rücken der Arbeiter erbeutet. In Afrika lässt Herr Glasenberg die Mineure in Schächten ohne Sicherheitsvorkehrungen verenden und schüttet die giftigen Abfallstoffe der Bohrungen in die Flüsse, sodass auch die Kinder und Frauen der Minenarbeiter ihren Teil abbekommen – sie werden unfruchtbar und krank. Es ist auch nicht genug, dass die Spit-ze der Firma beim Börsengang 12 Milliarden verdienen konnte: Er stellt auch noch ein Heer von Juristen an, um seine Gewinne am Fiskus vorbei zu schleusen, damit die Gesellschaft möglichst nichts von seinem Reichtum bekommt.

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Yves Chopard Jean Ziegler bezeich-net sie als Verbrechen gegen die Menschlich-keit, Glencore als interessante Geschäftsmög-lichkeit: Die Spekulation mit Nahrungsmitteln. Millionen Menschen verhungern, während Spekulanten Milliarden absahnen.

Zwischen 2006 und 2008 erhöhten sich die Preise für Reis und Getreide um etwa 120 Prozent. Nach einem kurzen Abfall der Preise stiegen sie auch 2011 und 2012 wie-der stark an. Preisschwankungen sind an sich noch nichts Besonderes und in der Nahrungs-mittelbranche natürlicherweise vorhanden. Das Angebot wird durch Ernteausfälle (Dür-ren, Missernten), Exportbeschränkungen oder Überproduktion beeinflusst. Da Nahrung ein lebenswichtiges Gut ist, bleibt die Nachfra-ge relativ konstant. Dies macht das Nahrungs-mittelgeschäft zum perfekten Pokertisch für Spekulanten. So wechselten nach dem Zu-sammenbruch der amerikanischen Immobili-enblase viele Spieler zum Tisch mit den Nah-rungsmitteln.

Die Wetten der ZwischenhändlerEigentlich dienen die Finanzinstrumente in der Nahrungsmittelbranche als Sicherheit

für Produzenten und Abnehmer. So kann ein Bauer seine zukünftige Ernte zu einem vorn-herein festgelegten Preis und Zeitpunkt verkaufen und ist gegen Preisschwankungen ab-gesichert. Das Geschäft wird jedoch nicht direkt zwischen Verkäufer und Käufer abgewi-ckelt. Ein Zwischenhändler vermittelt das Geschäft. Dieser Zwischenhändler übernimmt bei einem Preisabfall den Verlust des Bauern gegenüber dem vorher festgelegten Preis. Bei einer Erhöhung der Nahrungsmittelpreise geht der Gewinn an den Händler. Dazu kommen weitere Spekulanten, welche Derivate auf die Verträge abschliessen. Es besteht also ein Interessenkonflikt zwischen dem Spekulant, welcher auf hohe Preise wettet, und den Nahrungsmittelkonsumenten.

Spekulanten gewinnen, Menschen verlierenDie Spekulation mit Nahrungsmitteln verschärft die Preissituation und macht sie insta-

bil. Kleine Preisschwankungen werden verstärkt. Vor allem in Krisensituationen wie zum Beispiel Dürren macht sich die Spekulation durch ein noch höheres Ansteigen des Preises bemerkbar. Da die Menschen in ärmeren Regionen prozentual mehr ihres Einkommens für Nahrung ausgeben als Menschen in westlichen Ländern, trifft sie diese enormen Preiser-höhungen besonders hart. Obwohl eigentlich genug Nahrung produziert wird, sind durch künstlich erhöhte Preise Millionen von Menschen von Hungersnöten betroffen.

Nicht einmal die Kleinbauern in Entwicklungsländern profitieren von einem erhöh-ten Verkaufspreis, da sie schlecht an den Mark angebunden sind. Die alleinigen Profiteure sind also die Spekulanten, während Millionen Menschen verhungern!

RealitätsfernSo wie die Menschen ihre Nahrung verlieren, hat das ganze Geschäft schon lange den

Bezug zur Realität verloren. Da die Spekulanten die Nahrungsmittel nicht wirklich kaufen wollen, werden die ablaufenden Verträge durch neue mit längerer Gültigkeit ersetzt, was zu einer künstlich gesteigerten Nachfrage führt.

Desweiteren können Hedgefonds mit riesigen Summen den Markt und die Preise be-einflussen. Dies ohne jegliche Regulationen. Die Nahrung entwickelt sich so von einem le-benswichtigen Gut zur Geldanlage.

Schätzungen besagen, dass etwa ein Drittel des Handelsvolumens mit Nahrungsmitteln mit Schweizer Beteiligung abläuft. Mit der Spekulationsstopp-Initiative der JUSO Schweiz kann also die globale Situation wirklich beeinflusst werden. Deshalb: nehmt einen Unter-schriftenbogen, lasst eure Verwandten und Freunde unterschreiben und schickt ihn ein. Und wer noch mehr tun will, kann an den vielen Sammel-Aktionen teilnehmen.

Mit Nahrung soll nicht gezockt werden!

Hungersnot als Geschäft

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Seite 5 Illustration von Nikolai Prawdzic

Nikolai, 22, aus Zürich studiert Sozio-logie und Volkswirtschaft und arbeitet als politischer Sekretär bei der GSoA. Als Ak-tivist und Urheber zahlreicher politischer Aktionen verbindet er Kreativität mit Poli-tischem und trägt so auf unkonventionelle Weise Forderungen auf die Strasse.

Der Inhalt unserer Initiative ist ziem-lich einfach: Vermögen über 2 Millionen Franken sollen neu stärker, nämlich mit rund 1 Prozent besteuert werden. Dieses Geld, etwa 220 Millionen jährlich, gin-ge an die Gemeinden und den Kanton Zürich. Dies sorgte bei einem Mitglied der für Steuern zuständigen Kommission schon für Fragezeichen, denn es wuss-te nicht, dass die Schweiz keine nationa-le Vermögenssteuer kennt. Auch dass im Kanton Zürich 1 Prozent der Menschen gleich viel besitzt wie die restlichen 99 Prozent oder dass die Bevölkerung seit Anfang der 90er Jahre um 26 Prozent ge-wachsen ist, die Steuereinnahmen dank der vielen Steuergeschenke für die Su-perreichen aber nur um 16 Prozent, lös-te staunendes Unverständnis aus. Nach

Samuel Ha!ner Verfolgt man Einträge auf so-zialen Netzwerken, fühlt man sich ins Wahljahr 2008 zu-rückversetzt. Der schwarze Erlöser tritt an gegen den hirn- und herzlosen Gorilla-Republikaner. Change. Yes, We Can. Obamania. Vier Jahre nach diesem epischen Showdown naht der nächste Endkampf zwischen Gut und Böse. Die Kandidaten haben sich nicht verändert. Und auch das Land unter Obama nicht.

Politik in den USA ist ein Kampf zwischen Personen. In der Zweiparteiendiktatur stehen sich zwei Blöcke gegen-über, die kaum über inhaltliche Differenzen verfügen. Nur wenige, besonders ausserhalb der USA, können sagen, wo-rin genau der inhaltliche Unterschied zwischen Demokra-ten und Republikanern besteht. Was man aber in Europa weiss: Obama ist besser als Bush und wird wohl auch bes-ser sein als Romney. Politik wird relativ. Demokraten sind liberaler und etwas sozialer als die Republikaner. Während

einigen Fragen verliessen wir den Raum mit den bürgerlichen Anzugsträgern wie-der, nicht ganz sicher, ob dort drin die verteilungspolitischen Dogmen nun vor-sätzlich oder fahrlässig produziert wer-den.

Inzwischen hat die WAK gegen die Stimmen von SP und Grünen Nein zur In-itiative empfohlen. Im November wird die Bonzensteuer im Kantonsrat behan-delt, der wohl auch eine Ablehnung be-schliessen wird. Dann endlich ist der Weg frei für die Abstimmung und für die Möglichkeit, die Zürcher Bevölkerung über die grossen Steuerlügen der Bür-gerlichen aufzuklären und für ein Ja zur Bonzensteuer zu kämpfen. Denn auch in Zürich gilt: Geld ist genug da, nur falsch verteilt!

man hierzulande absolute Werte vertritt wie soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit, scheinen diese beim Blick über den At-lantik verloren zu gehen. Bewahren wir aber die Relationen. Ob-ama der Präsident der kleinen Leute. Bush half der Wallstreet mit 700 Milliarden Dollar. Obama mit 4.5 Billionen Dollar, während die Gesundheitsreform an der eigenen Partei scheitert. Der Friedens-präsident. Verdoppelung der Soldaten in Afghanistan, Ausweitung des Drohnenkrieges, Bombardierung Pakistans. Der grüne Präsi-dent. 36 geplante AKW, Nutzung weiterer Offshore-Gebiete im Golf von Mexiko.

Es bleibt die Vermutung, dass es unter den Republikanern noch schlimmer aussehen würde. Die Relativität rettet die Relativität. Unterdessen bleiben die Gewerkschaften in der Geiselhaft der Demokraten und die 99 Prozent ohne politische Vertretung. Wer schlussendlich die Wahlen gewinnt, Obama oder Romney, Demo-kraten oder Republikaner, ist egal. Ihr Arbeitgeber ist derselbe: die Finanzwelt. Die Amerikaner brauchen aber eine Partei im Auf-trag der Lohnabhängigen und keine andere Partei verdient unse-re Unterstützung.

Die Bonzensteuer in der Parlaments-Mühle Fabian Molina Am 4. September 2012 wurde die erste Initiative der JUSO Kanton Zürich, die Bonzensteuer, in der

Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Kantonsrats diskutiert. Eingeladen die Initiative vorzustellen und die bürgerli-che Mehrheit in der Kommission von einem Ja zuhanden des Gesamtkantonsrats zu überzeugen, war auch das Präsidium der JUSO. Selbstverständlich hatten Ursula Näf und der Autor sich nicht grosse Worte für eine gerechte Besteuerung durch deren Mitglieder erhofft – sind es doch diese Herren und einige Damen, die unseren Kanton seit Jahren kaputt sparen. Aber was dann doch über-raschte, waren das Ausmass von Ignoranz und Unwissenheit, die in der WAK augenscheinlich bezüglich Steuerpolitik und Reich-tumsverteilung herrschen.

not again! Obamania –

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«Riss»

not again!

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Joachim Lichtenhahn Wir haben den Griechen Patroklos Psaltis gefragt: Ist die faschistische Partei Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi) eine Bedrohung, so wie es in den Schweizer Massenmedien dar-gestellt wird? Patroklos lebt in Athen und ist aktives Mitglied der Synaspismos- und Syriza-Jugend und Redaktionsmitglied der Zeitung Marxistiki Foni.

«Die Führung der faschistischen Partei Goldene Mor-genröte hat dazu aufgerufen, Sturmtruppen nach dem Vor-bild Hitlers zu formieren. Aber im Gegensatz zu den 30er Jahren, als es Hitler gelang, Millionen von Menschen in seinen Bann zu ziehen, gelingt es den griechischen Fa-schisten heute gerade mal 500 bis 600 Leute für eine De-monstration zu mobilisieren. Was aufzeigt, dass die Fa-schisten keine Massenpartei sind und in keiner Weise eine wirkliche faschistische Reaktion repräsentieren. Vielmehr zeigt es die Krise des gegenwärtigen parlamentarischen Systems auf. Sie repräsentiert die Protestwähler, die ge-nug von dem gesamten System haben. Diese Wähler sind aber nicht jene, die eine Mobilisierung gegen die Arbei-terbewegung planen. Im Gegenteil, genau diese Leute, die Kleinbürgerlichen, die historisch das Rückgrat des faschis-tischen Systems waren, nehmen heute zusammen mit den Arbeitern an den Demonstrationen gegen die Regierung teil. Am Tag des Generalstreiks schlossen Kleinladenbesit-zer ihre Läden und gingen zusammen mit den Angestell-ten an die Demonstration. Dies wiederum erklärt uns, wa-rum die Mitglieder der Goldenen Morgenröte und andere Faschisten mit individuellen Attacken von kleinen Gruppen gegen Migranten vorgehen. Aber sogar dann konnten die Immigranten zurückschlagen, beispielsweise mit einer De-monstration von 4000 Immigranten auf dem Syntagmaplatz vor dem Parlament.

Folglich sind die Faschisten nicht eine unmittelbare Ge-fahr für die Bewegung. Sogar die griechischen Bürgerli-chen haben die Goldene Morgenröte öffentlich angegriffen und erklärten ihre Absichten als reaktionäres Gedanken-gut. Darüber hinaus haben sie sehr wohl verstanden, dass eine reaktionäre Bewegung, wie eine faschistische, zum heutigen Zeitpunkt vielmehr die ohnehin schon protestie-renden Arbeiter und Jugendlichen provoziert und damit noch mehr radikalisiert.

Momentan darf man den Einfluss der Faschisten in der Gesellschaft nicht überschätzen. Es ist aber absolut not-wendig, der faschistischen Gewalt mit aller Härte zu be-gegnen und dazu braucht es eine vereinigte Front aus Sy-riza, Kommunistischer Partei, den Gewerkschaften und Organisationen von Immigranten, um Massenanlässe und Demonstrationen zu organisieren, um die wirklichen Kräf-teverhältnisse in der Gesellschaft aufzuzeigen. Diese ver-einigte Front gegen die Faschisten sollte beispielsweise bekanntgeben, wo sich Räumlichkeiten von faschistischen Banden befinden, damit ihre Treffen, Vorbereitungen von progromartigen Attacken und das Publizieren von rechter Propaganda mit Gegenveranstaltungen und Demonstratio-nen unterbunden werden kann.

Wenn heute die griechischen Bourgeois die Aktivitäten der Goldenen Morgenröte noch ablehnen, könnten sie sie zukünftig als Teil eines generellen reaktionären Angriffs gegen die Arbeiterbewegung nutzen. Bevor dies jedoch passiert, werden noch viele Mobilisierungen der Arbeiter-bewegung stattfinden, die dies abwenden können.

Die generelle gesellschaftliche Tendenz zeigt nach links und trotzdem sollte man den Wahlerfolg der Golde-nen Morgenröte als Warnung verstehen, wenn die Lei-tung der Arbeiterorganisationen nicht ein für alle Mal mit der reformistischen Politik bricht und ihre Organisationen nach einem marxistischen Programm ausrichten.»

«Momentan darf man den Einfluss der Faschisten in der Gesellschaft nicht überschätzen.»

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Severin Pomsel Zahlreiche Fälle, wie etwa diverse Skandale einiger SVP-Mitglieder, zeigen, dass Rechtsextremismus immer häufiger für mediale Aufregung sorgt und phasenweise sogar an der Tagesordnung steht. Der Fall Breivik ist sicherlich der tragischste, wohl aber nicht der einzige. Gerade im Zürcher Oberland finden un-terschiedlichste Szenarien beinahe vor der Haustüre statt. So sorgte vor einigen Jahren die Rechtsrock-Band Amok mit Morddrohungen gegen den Journalisten Hans Stutz für Aufsehen.

Aber im Jahr 2012, genauer am 13. Februar, fand ein Ereignis statt, das insbesondere dadurch besorgniserre-gend ist, dass es sich von Übergriffen seitens einiger be-trunkener Neonazis auf Jugendliche (man vergleiche den Fall an der Chilbi in Hinwil – ebenfalls in diesem Jahr) un-terscheidet. Fünfzig Neonazis marschierten in einem Fa-ckelzug durch Hombrechtikon im Zürcher Oberland. Es

kam wohl nicht zu Gewalt, doch die Tatsache, dass sich die rechte Szene zu organisieren weiss, gibt zu denken. Gerade für die JUSO Zürcher Oberland, aber ganz allge-mein für all jene, die für eine offenere Welt eintreten, sind solche Umstände absolut inakzeptabel. So wurde inner-halb der Sektion kurzerhand beschlossen, sich klar gegen die militante Rechte und Fremdenfeindlichkeit zu positio-nieren mit einem Konzert gegen Rechts, das am 8. Dezem-ber 2012 in der Kulturfabrik Wetzikon stattfinden wird.

Zugegeben: Das geplante Konzert gegen Rechts wird das Problem keineswegs aus der Welt schaffen, doch es soll zeigen, dass es mehr als genug Menschen gibt, die die Nase voll haben von salonfähigem Fremdenhass in diesem Land und erst recht von Rechtsextremisten jeglicher Art. Neben Bands aus der Region wird der linke Rapper Albi-no aus Deutschland für Stimmung sorgen, aber auch ein informativer Teil soll nicht zu kurz kommen. So werden am Nachmittag vor dem Konzert unterschiedliche Work-shops zum Thema durchgeführt. Natürlich bist auch Du herzlich eingeladen.

In einer Welt, die immer stressiger und anstrengender wird, ist dieses Recht denn auch wichtiger denn je. Doch wird es heute auch heftiger eingeschränkt denn je. Dies hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass 1 Prozent genau so viel be-sitzt, wie die anderen 99 Prozent. Und auch, weil in unserer Gesellschaft das Credo lautet: Geld ist Macht und somit auch Geld ist Recht. Das gilt auch für das Recht auf Freiraum. Superreiche Unter-nehmen bauen immer grössere Wolken-kratzer für ihre Geldmacherei, aber klei-nere Clubs und Grünräume müssen wei-chen. Dies trifft vor allem die Jugend, weil Clubs geschlossen werden, die man sich noch halbwegs leisten kann, zum Beispiel das Abart.

Umzüge durch die Stadt Zürich von betrunkenen Bonzen hoch zu Ross wer-den gebilligt, aber friedliche Parties wer-den mit Gummischrot und Tränengas auf-gelöst. Was ist das für ein Land, in dem das Recht auf Freiraum durch den Geld-beutel bestimmt wird? Und obwohl die Stadt Zürich ein Konzept verabschiedet hat, das Parties auf öffentlichem Grund ermöglichen soll, wurde eine Anfrage der JUSO Kanton Zürich nicht genehmigt. Wir haben durchschaut, dass diese Lo-ckerung nur eine Farce ist.

Wir wollen uns nicht mit einer Welt abfinden, die unsere Freiräume beschnei-det, und werden nicht ruhen, bis unsere Rechte auch wirklich durchgesetzt sind. Darum setzen wir uns ein für ein Party-konzept, das den Jungen die Freiheit gibt, da Party zu machen, wo sie wollen. Die JUSO Stadt Zürich wird eine Petition auf-schalten, die fordert, die Schliessung des Abarts rückgängig zu machen. Wir be-harren auf unserer Freiheit und somit auch auf unseren Freiräumen.

FreiräumeRafael Mörgeli Jeder schätzt seine Freiräume, denn sie sind die einzigen Räume, die wir mit allem füllen können, das wir begehren oder auch wirklich wollen. Doch was ist, wenn genau diese Frei-heiten beschnitten werden? Sind sie noch intakt, oder haben wir uns schon mit einer Welt abgefun-den, in der unser Recht auf Freiraum beschnitten wird?

Konzert gegen Rechts

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Giancarlo Dironza Die Vergangenheit hat ge-lehrt, was mein Lehrer nicht vermochte. Wie könnte er auch beibringen, was keiner kann? Klar ist doch, dass ich nichts ändern kann und deswegen von Anfang an sein muss, ein Mann. Versteht ihr nicht? Gestern kommt auch morgen nicht heim. Was getan wurde ist getan und erstickt alle Hoffnung im Keim. Seht ihr nicht? Dies ist keine Tragödie oder gar ein Drama. Es lastet auf keiner Seele Rücken nur ein Schema, oder der Welt ihr ver-schlingendes Karma. Nun vorwärts geht‘s, alle Tage ein Stück weiter dem Anfang entgegen.

Wir sterben, bis wir Leben! Hat's Trost gegeben? Ja! Denn wir durften Freiheit erleben, allen anderen das Licht nehmen und weiter gehen! Wir durften zusammen Tyrann sein. Unsre Angst ist fort, gebettet in den Grä-bern derer die noch immer Angst haben. Kommt! Wir holen sie! Sie laufen nicht weg, sie sind geblieben in ih-rem Versteck. Räuchert sie aus. Schlagt ihnen ein Leck. Unterdrückt sie bis zum letzten Tropfen Blut.

Eine einzige Scharade für diese nutzlose, abscheuli-che Parade. Doch wir geniessen. Geniessen euren Fall. Wir geben euch nichts und stehlen euch Hab und Gut, Leiber und sogar die Not. Denn wer braucht die schon im Tod? Gelächter. Ein Vermächtnis unsrer Lehrer. Die Sonne scheint uns aufs Haupt an diesem Tag. Freiheit! Jetzt haben wir eure Klasse. Wir sind die bestimmende Masse. Nie habt ihr verstanden, dass ihr allein nicht sie-gen könnt. Warum auch? Niemand hat's euch gegönnt. Ausser ihr euch selbst, bestimmt. Doch ihr zählt nicht. Nicht mehr. Wir sind Jeder, wir sind Gott. Ausgelost und abgemacht, die harte Arbeit vollbracht. Aufgesprun-gen aufs eisernen Pferd und vorwärts in den Schmelz-herd. Vorbei. Gewonnen und verloren, alles vollbracht und euer Ziel zerronnen. Gelächter, Gelächter! Ein Ver-mächtnis von uns, für euch, geschätzte Lehrer.

LexikonStreik, der; bedeutet Arbeitsniederlegung um besse-

re Löhne und Arbeitsbedingungen zu erzielen oder ei-nen Angriff auf das bestehende Niveau zu verhindern. Streiks oder streikähnliche Aktionen fanden schon im Altertum und im Mittelalter statt. Mit dem Aufkommen frühkapitalistischer Produktionsweisen intensivierte sich auch das Streikverhalten und durch die Erfahrungen der Klassenkämpfe in England erkannte man die Möglich-keit, durch Arbeitsniederlegung die Arbeits- und Le-bensverhältnisse zu verbessern. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts kamen auch sogenannte General-/Massen-streiks auf. Von einem Generalstreik spricht man, wenn eine Arbeitsniederlegung mit dem Ziel einer politischen Veränderung mehrere Branchen eines grösseren regio-nalen Umfelds umfasst. Nach Marx und Engels ist der Streik sowohl eine Möglichkeit, die Interessen der Ar-beiterInnen im Kapitalismus zu behaupten, als auch eine revolutionäre Schule, eine Vorbereitung auf die Eman-zipation der Arbeiterklasse und der Menschheit über-haupt.

Kurzgeschichte: Vermächtnis

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Impressum:

Herausgeberin: neuland ist das offizielle Publikati-onsorgan der JUSO Kanton Zürich und ihrer Sektionen: JUSO Kt. Zürich; Postfach 3015; 8021 Zürich;

www.juso.org.Redaktion (erreichbar unter [email protected]):

Jonas Banholzer, Yves Chopard, Marco Geissbühler, Samuel Haffner, Lena Lademann, Rafael Mörgeli, Ra-chel Plüss, Severin Pomsel, Dario Schai, Larissa Schül-ler, Anna Serra, Lucia Thaler, Simon Walter.

Layout: Elephant at Work Design, Samuel VonäschDruck: Spescha Luzzi, IlanzAuflage: 1000 Ex.Abos: Mitglieder der JUSO Kanton Zürich erhalten

neuland gratis zugestellt. Alle anderen können unter www.juso.org/neuland_soli für einen Beitrag von min. 50 Franken ein Jahresabo bestellen.