Nicht nur bei Pferden Borna-Disease-Virus (BDV)-Erkrankungen · GROSSTIERPRAXIS 4/2006 139...

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138 GROSSTIERPRAXIS 4/2006 Historisches Die Bornasche Krankheit ist seit mehr als drei Jahrhunderten bekannt. Die wohl allererste Erwähnung der Krank- heit stammt aus dem 17. Jahrhundert (Galiberti 1660). Johann Baptist von Sind beschrieb das Leiden 1767 in sei- nem Buch „Der im Feld und auf der Reise geschwind heilende Pferdearzt, ...“, im Kapitel über die Krankheiten des Hauptes, erstmals die klinischen Zei- chen einer als „Kopfkrankheit“ be- schriebenen Erkrankung von Pferden: „Das Pferd ist anfänglich traurig und versaget sein Futter; es läßt den Kopf und die Ohren hängen, hat Hitze und Schleim im Maul, trübe und wässrige Augen; wanket im Gehen hin und her, als ob es schwindlich wäre; [...] drü- cket den Kopf gegen die Mauer, [...] endlich fällt es in convulsive Bewegun- gen, woran es meistens das Leben läs- set“ (von Sind 1767). Später wurden ähnliche Krankheitszeichen auch in zahlreichen anderen Pferdeheilbü- chern beschrieben. 1823 berichtete Christian Friedrich Autenrieth von ei- ner „hitzigen Kopfkrankheit“, an der zwei Drittel des Pferdebestandes auf der Schwäbischen Alb verendeten (Autenrieth 1823). Aufgrund seiner Beobachtungen schrieb Johann Jakob Wörz 1858 über „die halb-akute Ge- hirnentzündung oder Kopfkrankheit der Pferde“, dass sie vererblich sei, hauptsächlich im Frühling beobachtet werde und sich von Jahr zu Jahr in unterschiedlicher Stärke ereigne (Wörz 1858). Bis 1889 wurde in zahlreichen Veröffentlichungen das klinische Bild der Pferdekrankheit als „epidemische Nicht nur bei Pferden Borna-Disease-Virus (BDV)-Erkrankungen von B. Iben Großtierpraxis 7:04, 138-146 (2006) Bis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativ Bis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativ Bis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativ Bis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativ Bis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativ seltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als V seltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als V seltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als V seltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als V seltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als Verursacher der Bornaschen Krankheit war erursacher der Bornaschen Krankheit war erursacher der Bornaschen Krankheit war erursacher der Bornaschen Krankheit war erursacher der Bornaschen Krankheit war das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes- das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes- das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes- das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes- das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes- se. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig über se. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig über se. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig über se. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig über se. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig über Ursache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen bei Ursache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen bei Ursache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen bei Ursache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen bei Ursache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen bei einem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott et einem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott et einem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott et einem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott et einem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott et al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch- al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch- al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch- al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch- al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch- psychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißen psychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißen psychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißen psychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißen psychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißen Blutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr als Blutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr als Blutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr als Blutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr als Blutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr als 20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich 20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich 20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich 20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich 20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre. gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre. gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre. gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre. gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre.

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138 GROSSTIERPRAXIS 4/2006

Historisches

Die Bornasche Krankheit ist seit mehrals drei Jahrhunderten bekannt. Diewohl allererste Erwähnung der Krank-heit stammt aus dem 17. Jahrhundert(Galiberti 1660). Johann Baptist vonSind beschrieb das Leiden 1767 in sei-nem Buch „Der im Feld und auf derReise geschwind heilende Pferdearzt, ...“,im Kapitel über die Krankheiten desHauptes, erstmals die klinischen Zei-chen einer als „Kopfkrankheit“ be-schriebenen Erkrankung von Pferden:

„Das Pferd ist anfänglich traurig undversaget sein Futter; es läßt den Kopfund die Ohren hängen, hat Hitze undSchleim im Maul, trübe und wässrigeAugen; wanket im Gehen hin und her,als ob es schwindlich wäre; [...] drü-cket den Kopf gegen die Mauer, [...]endlich fällt es in convulsive Bewegun-gen, woran es meistens das Leben läs-set“ (von Sind 1767). Später wurdenähnliche Krankheitszeichen auch inzahlreichen anderen Pferdeheilbü-chern beschrieben. 1823 berichteteChristian Friedrich Autenrieth von ei-

ner „hitzigen Kopfkrankheit“, an derzwei Drittel des Pferdebestandes aufder Schwäbischen Alb verendeten(Autenrieth 1823). Aufgrund seinerBeobachtungen schrieb Johann JakobWörz 1858 über „die halb-akute Ge-hirnentzündung oder Kopfkrankheitder Pferde“, dass sie vererblich sei,hauptsächlich im Frühling beobachtetwerde und sich von Jahr zu Jahr inunterschiedlicher Stärke ereigne (Wörz1858). Bis 1889 wurde in zahlreichenVeröffentlichungen das klinische Bildder Pferdekrankheit als „epidemische

Nicht nur bei Pferden

Borna-Disease-Virus (BDV)-Erkrankungen

von B. Iben

Großtierpraxis 7:04, 138-146 (2006)

Bis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativBis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativBis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativBis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativBis vor etwa 20 Jahren galt das Borna-Disease-Virus (BDV) als mehr oder weniger exotischer, relativseltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als Vseltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als Vseltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als Vseltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als Vseltener Krankheitsverursacher bei Pferd und Schaf. Als Verursacher der Bornaschen Krankheit warerursacher der Bornaschen Krankheit warerursacher der Bornaschen Krankheit warerursacher der Bornaschen Krankheit warerursacher der Bornaschen Krankheit wardas Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes-das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes-das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes-das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes-das Virus allenfalls von mäßigem veterinär- und schon gar nicht von humanmedizinischem Interes-se. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig überse. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig überse. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig überse. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig überse. Obwohl die Pferdekrankheit seit über 300 Jahren bekannt ist, weiß man relativ wenig überUrsache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen beiUrsache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen beiUrsache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen beiUrsache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen beiUrsache und Wesen des Leidens. Wissenschaftlichen Auftrieb erfuhren Virus und Erkrankungen beieinem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott eteinem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott eteinem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott eteinem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott eteinem inzwischen erstaunlichen Spektrum von Tierspezies, als Amsterdam et al. (1985) und Rott etal. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch-al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch-al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch-al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch-al. (1985) Antikörper gegen das Virus im Blut von humanmedizinischen Patienten mit neurologisch-psychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißenpsychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißenpsychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißenpsychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißenpsychiatrischen Problemen fanden und Bode et al. (1995) Spuren des Virus in menschlichen weißenBlutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr alsBlutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr alsBlutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr alsBlutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr alsBlutzellen entdeckten und später das Virus vom Menschen isolieren konnten (Bode 1999). Mehr als20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblich20 Jahre später ist das Wissen über das Agens und die Krankheit bei Mensch und Tier zwar erheblichgewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre.gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre.gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre.gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre.gewachsen, aber beileibe noch nicht so, dass weitere Forschung unnötig wäre.

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Genickstarre, Genickkrampf, Hirn-wuth, Meningitis cerebrospinalisenzootica, Meningoencephalomyelitissimplex enzootica equorum, subakuteGehirnentzündung, Schlafsucht, hitzi-ge Kopfkrankheit,...“ beschrieben. Spe-ziell den „Berichten über das Veterinär-wesen im Königreich Sachsen“ zufolgetraten vor 1890 im Gebiet der „Amt-hauptmannschaft Borna“ nur isolierteFälle der Gehirn- und Rückenmarks-entzündung der Pferde auf. Zwischen1891 und 1895 kam es schließlich zueinem endemischen Auftreten derKrankheit in der Region um die StadtBorna (Walther 1896, 1897, 1899). 1895wurden der „Königlichen Kommissionfür das Veterinärwesen zu Dresden“122 erkrankte Pferde aus dem Umlandvon Borna gemeldet (von Zahn andJaensch 1896). Erstmals im Jahr 1896wurde die Meningitis cerebrospinalisbei Pferden von Kohl und OberroßarztGensert in der Berliner tierärztlichenWochenzeitschrift als „Bornasche Er-krankung“ beschrieben (Kohl 1896,Gensert 1896). Der Name beruht auf dersächsischen Stadt Borna, wo die säch-sische Kavallerie 1895/96 durch eineBorna-Epidemie dezimiert wurde. Seit-dem hat sich der Begriff zur Beschrei-bung dieser Pferdekrankheit durchge-setzt (Billich 2002).

Erreger

Das Borna-Disease-Virus ist ein erst vorwenigen Jahren charakterisiertes be-hülltes, unsegmentiertes, einzelsträngi-ges RNA-Virus von negativer Polarität(Abb. 1; Zimmermann et al. 1994).

Briese et al. (1994) sind der Überzeu-gung, dass es sich beim BDV entwick-lungsgeschichtlich um ein sehr altes Vi-rus handelt. Seine genetischen Beson-derheiten, wie die Kombination einerVielzahl spezieller Replikationsstrategi-en, die nukleäre Lokalisation von Tran-skription und Replikation - einzigartigunter den tierpathogenen Vertretern derOrdnung Mononegavirales - sowie dasdeutlich kürzere und kompaktere Ge-nom rechtfertigen die taxonomischneugeschaffene Familie Bornaviridae,in der dieses Virus das bislang einzigeGenus (Übersicht 1).

Abb. 1. Modell eines Bornavirus (Computersimulation; aus Stern). Grün = N-Protein; weiß = P-Protein; N- und P-Protein bedecken die virale RNA; blau =M-Protein; lila = G-Protein; Gelb = L-Polymerase.

Übersicht 1: Taxonomische Zuordnung von BDVOrdnung

FamilieUnterfamilie Genus Spezies

MononegaviralesBornaviridae Bornavirus Borna-Disease-Virus (BDV)Filoviridae Ebola-like Viruses Ebola-Virus

Marburg-like Marburg-VirusViruses

ParamyxoviridaeParamyxovirinae Respirovirus Human Parainfluenzavirus 1

Morbillivirus Masern-VirusRubeolavirus Mumps-Virus

Pneumovirinae Pneumovirus Respiratory Syncytial Virus (RSV)Metapneumovirus Turkey-Rhinotracheitis-Virus

Rhabdoviridae Vesiculovirus Vesicular-Stomatitis-Indiana-VirusLyssavirus Rabies-VirusEphemerovirus Bovine Ephemeral Fever VirusNovirhabdovirus Infectious Haematopoetic Necrosis VirusCytorhabdovirus Lettuce Necrotic Yellows VirusNucleorhabdovirus Potato Yellow Dwarf Virus

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Für die Reaktionen des Organismus aufeine virale Infektion spielen die Ober-flächenantigene des Virus eine ent-scheidende Rolle; deshalb werden dieFunktionen der entsprechenden Protei-ne hier kurz betrachtet. Die auf dreiTranskriptionseinheiten verteilten ORFvon BDV kodieren für sechs Proteine(Briese et al. 1994, Jordan und Lipkin2001, Walker et al. 2000). Auf der erstenTranskriptionseinheit wird ein N-Prote-in gebildet (Haas et al. 1986); es kommtin zwei Isoformen vor, die beide imnichtinfektiösen Überstand perforierter,infizierter Zellen als Komplex mit P-Protein gefunden werden (Jordan undLipkin 2001). Dieser Komplex wird alslösliches Antigen (S-Antigen; sAg) be-zeichnet. Dieses Antigen ist in infizier-ten Zellen (Gehirn, Blut) und Liquor ce-rebrospinalis erkrankter Tiere nach-weisbar (Ludwig et al. 1993). Deuschleet al. (1998) fanden das Antigen erst-mals auch im Liquor depressiver Men-schen. Beide Virusproteine sind haupt-verantwortlich für die Induktion einerhumoralen Immunantwort und ma-chen den Großteil der nicht neutralisie-renden Antikörper aus (Bode 1999).

Die zweite Transkriptionseinheitkodiert für die Proteine X und P (Kli-che et al. 1996). Für X wird die Funk-tion eines Kernexportproteins disku-tiert, während P vermutlich als Ko-faktor für die virale Transkription undReplikation dient. P-Protein bildet

BORNA Komplexe mit anderen viralen Protei-nen (Jordan und Lipkin 2001).

Das atypische Glykoprotein M desdritten Transkripts formt in vitro stabileTetramere und besitzt hydrophobe Se-quenzen, wie sie für Transmembran-proteine charakteristisch sind. Die Tat-sachen, dass Antisera gegen M neutra-lisierende Funktion besitzen und Inku-bation empfänglicher Zellen mit Meine anschließende Infektion zu ver-hindern vermag, sprechen für die Lo-kalisation von M auf der Virusoberflä-che und eine Funktion als Matrixpro-tein (Stoyloft et al. 1997).

Das G-Protein ist wahrscheinlichfür frühe Schritte der Adsorption bzw.Penetration bedeutend (Jordan undLipkin 2001) und erzeugt neutralisie-rende Antikörper (Ludwig et al. 1993).Der größte ORF auf dem Genom vonBDV dient der Synthese der viralen Po-lymerase (Walker et al. 2000).

Das Borna-Disease-Virus wird nachIn-vitro-Experimenten als nicht zyto-pathogen eingestuft (Danner et al. 1978,Ludwig et al. 1988). In der Zwischenzeitweisen allerdings zahlreiche Untersu-chungsergebnisse darauf hin, dass mög-licherweise auch die virale Infektionselbst zur Schädigung infizierter Zellenführt. Dazu können verschiedene Fak-toren beitragen: Nach einer Infektionmit BDV wurde eine verstärkte Expressi-on des Tissue-Faktors (TF) in Astrozytengemessen (Gonzalez-Dunia 1996). TFspielt eine wichtige Rolle in der Bil-dungskaskade der Protease Thrombin.Eine vermehrte Thrombin-Aktivität

könnte eine Störung von Neuronen-In-teraktionen zur Folge haben. ÄhnlicheWirkungen könnte die veränderte Ex-pression verschiedener Dopamin-Re-zeptoren in dopaminergen Gehirnregio-nen haben (Solbrig et al. 1996). Dane-ben wurde die vermehrte Bildung vonkatalysiertem Stickoxid (NO) festgestellt.NO kann als Neurotransmitter fungie-ren aber auch toxische Eigenschaftenzeigen (Dietzschold 1995). Im ZNS infi-zierter Tiere konnte zudem eine verän-derte Expression proinflammatorischerZytokine, von Zytokinrezeptoren unddem Neuropeptid Y beobachtet werden.Eine ausführliche neuropathologi-sche Bewertung ist bei Gosztonyi undLudwig (1995) zu finden.

Epidemiologie

BDV infiziert weltweit zahlreicheNutz- und Haustiere sowie den Men-schen; bislang konnte lediglich Islandals frei von BDV bei Pferden einge-stuft werden (Bode 1999). Sporadischwurde die Erkrankung auch in Zoolo-gischen Gärten beobachtet (z.B. Neu-welttylopoden, Alpakas). Auch Füch-se können BDV-Träger sein (Dauphinet al. 2001). Dieses breite Wirtsspek-trum wird zukünftig sicher um weite-re Spezies erweitert werden. Das Vi-rusreservoir ist bisher unbekannt.

Seit BDV-Infektionen auch beimMenschen diagnostiziert wurden, wirddarüber spekuliert, ob infizierte Tiere einrelevantes Risiko darstellen, d.h. ob essich beim Borna-Virus um ein zoonoti-sches Agens handelt (Koprowski undLipkin 1995). Eindeutig lässt sich dieFrage bis heute nicht beantworten. Diesist nicht die einzige offene Frage, waszur Entwicklung theoretischer Erklä-rungsansätze führt. Bode (1999) hat einweitgehend kohärentes Infektionsmo-dell zur Bornaschen Krankheit von Tierund Mensch entwickelt, welches aufden ungewöhnlichen Eigenschaften desVirus basiert (Abb. 2).

PferdAls Pferdekrankheit war die BornascheKrankheit aufgrund einer Mortalitäts-rate von nahezu 90 % lange Zeit beson-ders gefürchtet. In Sachsen betrug die

Abb. 2. Modellvorstellung einer BDV-Infektion und Krankheit bei Tier undMensch (Bode 1999).

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Inzidenz von Todesfällen durch BDV-Infektionen von 1896 bis 1940 zwischen0,03 und 0,8 % bei einem durchschnitt-lichen Pferdebestand von 150.000 Tie-ren. Um 1960 lag die Inzidenz bei 0,1 %.Von 1960 bis 1990 betrug die sächsischeBK-Rate durchschnittlich 0,01 % bei ei-nem auf 20.000 Pferde geschrumpftenBestand. Bode (1999) vertritt die Auffas-sung, dass nicht nur der zahlenmäßigeRückgang des Pferdebestandes, sondernvor allem die veränderte Nutzung derPferde (Nutzpferd – Hobbypferd) undbessere Haltungsbedingungen zur star-ken Reduktion der Erkrankungsrateauch in den ehemals als klassische Ver-breitungsgebiete geltenden Bundeslän-dern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thü-ringen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg beitrugen. Inwieweit eineregional unterschiedliche Virulenz ein-zelner Virusstämme die Morbiditätsratebeeinflusst, ist gegenwärtig schwer ab-schätzbar. Die letzte größere Krankheits-häufung bei Pferden wurde 2004 vonDieckhöfer et al. im Saarland beobach-tet und untersucht. Anlass waren dasgehäufte Auftreten ungeklärter klini-scher Symptomatiken, die teilweise dazuführten, dass schwer erkrankte Tiere(z.B. aggressiv) eingeschläfert werdenmussten. Erst nachdem differentialdiag-nostisch an Bornasche Krankheit ge-dacht wurde und eine neuartige Thera-pie (s. dort) erfolgte, fielen keine weite-ren (wertvollen) Tiere mehr der Eutha-nasie zum Opfer.

Bei einer hohen Mortalitätsratemüsste eine nur noch sporadisch auftre-tende Infektionskrankheit eigentlichvon selbst verschwinden. Dass dies nichtder Fall ist, liegt an der labordiagnosti-schen Aufdeckung eines lange beste-henden Irrtums. Waren bis in die 1980erJahre nur Post-mortem-Nachweisemöglich, sind seitdem seroepidemiologi-sche Untersuchungen mittels Immun-fluoreszenz und ELISA-Techniken eta-bliert und diese bestätigen eine hohe In-zidenz symptomloser Infektionsträger.Das Schrifttum dazu ist umfangreichund international. Das Zahlenmaterialzeigt Werte zwischen 5 und 40 %. Höch-ste Befallsraten (30 – 40 %; gelegentlichauch 100 %) sind in klinisch auffälligenBeständen bzw. in Beständen mit frühe-

ren Fällen von Bornascher Krankheitzu finden (Abb. 3).

SchafErste Berichte über eine der BK derPferde vergleichbare Erkrankung vonSchafen stammen aus Sachsen zuEnde des 19. Jahrhunderts (Walther1899). Wie bei Pferden kann manauch bei der BDV-Infektion der Scha-fe von einer weltweiten Verbreitungausgehen. Auch die Inzidenz, das ha-ben moderne Intra-vitam-Untersu-chungen gezeigt, ist beim Schaf min-destens so hoch wie beim Pferd. Bode(1999) berichtet von Infektionsratenbei klinisch gesund erscheinendenSchafen, die im Durchschnitt bei 27,7 %lagen (zwischen 13,3 und 33,3 %). Beider Ziege werden BDV bzw. BDV-Anti-körper dagegen sehr selten gefunden.

RindBeim Rind kommt die Erkrankungzwar auch vor, aber offenbar sehr sel-ten. Aus den 1930er Jahren existierenlediglich zwei Fallberichte (Ernst 1931,Zwick 1939). Zwick (1939) gelang ei-nerseits die Übertragung der Krankheitvom Rind auf das Kaninchen (Nach-weis typischer Hirnveränderungen,Joest-Degensche Einschlusskörper-chen), andererseits trat die Rinderer-krankung zeitgleich mit einer Borna-schen Erkrankung bei Pferden auf. Ei-ner latenten BDV-Infektion kommtnach Bode (1999) auf jeden Fall insbe-

sondere in Beständen mit Erkran-kungsfällen (Abb. 3) Bedeutung zu. Wiebei Pferd und Schaf sind latente BDV-Infektionen nicht auf Europa be-schränkt. Untersuchungen auf der ja-panischen Insel Hokkaido ergaben jenach Untersuchungsmethode antikör-perpositive Tiere zwischen 10 und 20 %.

KatzeBDV wird seit 1970 als Erreger der „Feli-ne Staggering Disease“ diskutiert. Lund-gren et al. (1993) konnten BDV-Antikör-per erstmals bei Katzen in Schwedennachweisen. Die Infektionsrate der Kat-ze wird von Bode (1999) für Deutsch-land mit 12 – 13 %, für Japan von Na-kamura et al. (1996) mit 8,4 % angege-ben. In England fand man bei neurolo-gisch auffälligen Katzen 36 % BDV-An-tikörper-positive Tiere, bei unauffälli-gen 6 %. In einer retro- und prospekti-ven Studie wurde die Prävalenz derBDV-Infektion und der StaggeringDisease in der Schweiz von Melzer(1999) untersucht. Die Seroprävalenzlag bei 31 % (Endemiegebiet) bzw. 18 %bei kranken und 42 % bei gesundenKatzen (übrige Schweiz), der Durch-schnittstiter bei ca. 1: 10 in beiden Grup-pen. Die bisher einzige Katze mit nach-gewiesener BDV-Infektion in derSchweiz stammte interessanterweisenicht aus dem bekannten Endemiege-biet. Wenige Gruppen bezweifeln noch,ob es sich in diesem Fall und generell beiden publizierten Fällen von Katzen-BD

Abb. 3. Seroprävalenz der BDV-Infektionen bei verschiedenen TierspeziesUntersuchungszeitraum 1994 - 1998 (Bode 1999).

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aus Schweden wirklich um das „klassi-sche“ BDV handelt. Allerdings wurdemehrfach festgestellt, dass es bei Katzenschwieriger ist, BDV-Antigen oder -RNAnachzuweisen als dies vergleichsweisebei Pferd und Schaf der Fall ist.

Bode (1999) hält es unter demAspekt der artspezifischen Eigenschaf-ten von Katzen und des oft engen Kon-taktes des Menschen mit diesem Tierfür notwendig, zukünftig umfassendeepidemiologische Untersuchungen an-zustellen; eine Forderung, die uneinge-schränkt unterstützt werden sollte.

HundÜber eine BDV-Infektion von Hundensteht nur spärlich Literatur zur Verfü-gung. Gleichwohl ist die Infektionsra-te offensichtlich relativ hoch. AusAbb. 3 geht hervor, dass bei Untersu-chungen von Bode und Pick (unpubl.)eine Seroprävalenz von 38,2 % ge-funden wurde. Hier muss vor allemdifferentialdiagnostisch an Tollwutgedacht werden.

StraußBode (1999) berichtet von einer 1993 inIsrael aufgetretenen neurologischenErkrankung bei Straußenvögeln. DieUntersuchung auf BDV-Antigen ergabin 53,3 % der Fälle (7 von 13) ein posi-tives Ergebnis. Daneben wurden auchbei einem von zehn KontakttierenBDV-Antikörper gefunden.

Zusammenfassend kommt Bode (1999)zur Infektion mit BD-Virus und Bor-nascher Krankheit bei Tieren zu fol-gender Einschätzung:1.Entgegen früheren Annahmen ist

die BDV-Infektion nur zu einem ge-ringen Prozentsatz letal. Bei Pferdenbeträgt die geschätzte Letalität bezo-gen auf eine 30 – 40%-ige Durch-seuchungsrate etwa 0,02 - 0,03%.

2.Bei sämtlichen bisher untersuchtenNutz- und Haustierarten (Pferd,Schaf, Rind, Katze, Hund) bestehtEmpfänglichkeit gegenüber Borna-Virus.

3. Asymptomatische Träger gibt es in je-der Spezies vermutlich weltweit. Be-zogen auf vorliegende Seropräva-lenzdaten kann die Durchseuchunggesunder Tiere unter 10% bis über40% liegen. Hohe Werte wurden inder Regel bei Tieren aus Beständen mitBK-Fällen gemessen. Im Vergleich derTierarten scheinen (gesunde/nichtneurologisch kranke) Katzen die rela-tiv geringste Infektionsrate (durch-schnittlich 10%) aufzuweisen.

MenschRott et al. (1991) fanden bei 10 von 1000gesunden Probanden BDV-Antikörper.Bei zufällig ausgewählten neurologi-schen Patienten in Süddeutschlandwurden 4,9 % Antikörperträger ermit-telt. Bechter et al. (1992) ermittelten einePositivrate von 6,5 % (33 von 508 Pro-banden) in Westdeutschland, Bode et al.(1988) in Amerika 2,2 % bei gesundenFreiwilligen. Chronisch immunsuppri-

mierende Grunderkrankungen oder In-fektionen führen offenbar zu häufigerAktivierung der BDV-Infektion und da-mit zu erhöhten Antikörperraten. Sowurden bei HIV-infizierten Patientenzwischen 7 und 8 % positive Reagentengefunden. Abb. 4 gibt einen Überblicküber die Seroprävalenz ausgesuchterPopulationen (Bode 1999).

Billich (2002) vertritt entgegen denAussagen von Bode und Luwig (2003)die Auffassung, dass der eindeutige Be-weis für eine tatsächliche Infektion mitBDV und einer Erkrankung des Men-schen bisher nicht erbracht wurde. Bil-lich beruft sich dabei auf eine Arbeitvon Allmang et al. (2001), die zeigten,dass humane Antikörper im Gegensatzzu Antikörpern aus Tierseren mit nied-rigerer Avidität an BDV-Antigene bin-den und schlussfolgern, dass der Nach-weis BDV-spezifischer Antikörper keinBeweis für die humane Pathogenitätdes BDV ist. Anderseits hat sich die sel-be Arbeitsgruppe in Widersprüche ver-strickt und später die BDV-Spezifitäthumaner Antikörper publiziert (Billichet al. 2003).

PathogeneseInkubationszeit, Krankheitsverlauf undMortalitätsrate sind im Wesentlichenvon der Tierart, dem Immunstatus desWirtstieres, dem Alter bei der Infektionund dem Virusstamm abhängig (Lud-wig et al. 1988). BDV zeichnet sich durcheinen ausgesprochenen Neurotropismusaus. Neben neuronalen Zellen werdenauch Astrozyten, Oligodendrozyten,Schwannsche Zellen und Ependymzel-len infiziert (Carbone et al. 1991). DasVirus gelangt bei experimenteller Infek-tion zunächst über die Nasen- oder Ra-chenschleimhäute in die offenen Nerv-erendigungen des Nervus olfactoriusund des Nervus trigeminus. Von hierwerden über den Bulbus olfactoriusund die nachfolgenden Stationen derRiechbahn große Teile des ZNS infiziert.Besonders betroffen ist das LimbischeSystem mit der grauen Substanz des ba-salen Cortex, des Hippocampus und desNucleus caudatus. Experimentell istaußerdem jeder Infektionsweg, bei demdas Virus Zugang zu peripheren oderzentralnervalen Nervenendigungen er-

BORNA

Abb. 4. Seroprävalenz der humanen BDV-Infektion. Patienten mitAffektstörungen versus Kontrollen (Bode 1999).

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hält, möglich: intramuskulär, Injektionin die Fußsohle, intranasal, oral, intra-peritoneal oder intrazerebral. Die Inku-bationszeit nimmt dabei mit zuneh-mend peripherem Inokulationsort zu, siekann zwischen einigen Wochen undmehreren Monaten liegen (Gosztonyiund Ludwig 1995).

Die Modellvorstellung zur Pathoge-nese geht davon aus, dass Virusbaustei-ne (weniger das Virus selbst) eine rever-sible Störung oder Modulation der Neu-rotransmitterfunktion via Rezeptorblok-kade oder auf indirektem Wege bewirkt(Bode 1999). Mit der Auffassung, dasseine T-Zell-vermittelte immunpatholo-gische Reaktion der vorherrschende Pa-thogenesemechanismus der Bornavi-rus-Infektionen ist, lassen sich Enze-phalitis, Krankheit und Tod hinreichenderklären (Stitz et al. 1989). Andererseitsgibt es Befunde, die an einer primärenRolle der Immunpathologie im Krank-heitsgeschehen zweifeln lassen (Bode1999). Nach natürlicher wie experimen-teller Infektion von Pferd, Schaf, Rind,Tupaia und Katze wurden mehrfach in-flammatorische Infiltrate im Gehirn be-schrieben, ohne dass prägnante und/oder dauerhafte klinische Symptomeauftraten. Umgekehrt gibt es beim PferdKrankheitsverläufe ohne post mortemnachweisbare Inflammation im Gehirn.Bode (1999) folgert daraus, dass die im-munpathologischen Reaktionen eherals Sekundärphänomene zu sehen sind.Als primärer Pathomechanismus, so dieForscherin, erscheint zunehmend einanderes Szenarium wahrscheinlich, dasaufgrund der fehlenden Zytopathoge-nität und der Präferenz für Neuronendes Limbischen Systems nicht von einerstrukturellen, sondern von einer (rever-siblen) funktionellen Störung im Neu-rotransmitterbereich ausgeht. Diese istdenkbar z.B. via direkte Rezeptorblocka-de der postsynaptischen Membrandurch Virusbausteine im Sinne einerkompetitiven Hemmung oder auch in-direkt via Interferenz mit den “Second-Messenger”-Systemen, die ebenfallsan der Neurotransmission mitwirken(Gosztonyi und Ludwig (1984, 1995).

Bei experimenteller Infektion wer-den eine akute und eine chronischePhase der Krankheit unterschieden.

Immunologisch kommt es während derakuten Phase zu einer massiven Infil-tration des Gehirns, speziell im Bereichdes Limbischen Systems, mit Monozy-ten, CD4+- und CD8+-Lymphozyten,natürlichen Killerzellen und (wenigen)Plasmazellen (Stitz et al. 1995). In derchronischen Phase ist ein deutlicherRückgang der Gehirninfiltration mitMakrophagen, CD44- CD88-Lympho-zyten sowie eine deutlich Zunahme derPlasmazellen zu beobachten. Für dienatürliche Infektion liegen nur relativwenige Informationen vor (Ludwigund Bode 2000).

Klinik

PferdDie erste dokumentierte Beschreibungder komplexen Symptomatik der Bor-naschen Krankheit des Pferdes stammtaus dem 17. Jahrhundert (Galiberti1660). Ende des vorletzten Jahrhundertswurden die Symptome wie folgt darge-stellt: zu Beginn Apathie und Fressun-lust, später kommen Schwindel, Gang-unsicherheit, Kopfschlagen und anderekonvulsive Bewegungen hinzu, schließ-lich Festliegen und Tod. Dietz und Wies-ner (1982) beschreiben die klinischeSymptomatologie wie folgt: Die Krank-heit beginnt mit unspezifischen Erschei-nungen wie Inappetenz, Temperaturan-stieg bis 40,5 °C und Schläfrigkeit. Alszusätzliche Krankheitsanzeichen kön-nen Durchfall, leichte Kolik und Hustenauftreten. Die Lidbindehäute sind häu-fig leicht ikterisch. Im weiteren Verlaufdes Krankheitsgeschehens treten diezentralnervalen Störungen immer mehrin den Vordergrund. Betroffene Pferdezeigen inkoordinierten Gang, Ataxie,Nystagmus, Paresen der Gliedmaßenund Gleichgewichtsstörungen. DasVollbild der Krankheit wird begleitetvon Zwangsbewegungen und dem Ein-nehmen von unphysiologischen Stel-lungen der Gliedmaßen. Die Schmerz-empfindung ist zu Beginn im Kopf- undNackenbereich erhöht, später ist einedeutliche Hypästhesie die Regel. Bei pro-trahiertem Verlauf ist (vorübergehend)auch eine Besserung der Symptomatikzu beobachten. In anderen Fällen er-folgt nach Tagen oder Wochen ein Rezi-

div mit Fieber und Verstärkung der ner-valen Störungen. In solchen Fällen isteine Heilung unwahrscheinlich. Zu-mindest bleiben gewisse Störungen, wieAtaxie, schwankender Gang und un-physiologische Stellungen der Gliedma-ßen, bestehen. Einen ausführlichenÜberblick geben die Arbeiten vonSchmidt (1952).

Es wurde früher mit einer Mortalitätvon 90 % gerechnet. Diese Auffassungmuss revidiert werden, die Infektion hatim Gegenteil eine mindestens in dieserGrößenordnung liegende Überlebensra-te. Tödliche Enzephalitiden sind, auchbei Pferden, die seltene Ausnahme. Vielhäufiger sind Verhaltensstörungen, diespontan remittieren, oder asymptomati-sche Verläufe (Bode und Ludwig 1997).Als partielle Symptome dominierendann Apathie und Fressstörungen. Inanderen Fällen fanden Bode et al. (1994)ausschließlich Motilitätsstörungen inForm milder Ataxien der Hinterhandbei sonst unauffälligem Verhalten.

Das Vollbild der klinischen Erkran-kung wurde von Dieckhöfer et al. (2004)erst kürzlich anhand mehrerer klini-scher Fälle im Saarland beschrieben:Orientierungslosigkeit, Leis-tungsabfall,Aggressivität, Reizbarkeit, Schreckhaf-tigkeit, Antriebslosigkeit, Apathie, tage-langes schläfriges Verhalten, vermehrtesunerklärbares Scharren, wechselndeAppetitlosigkeit, Lichtempfindlich-keit, Kopfschütteln, Standanomali-en (Spreizstellung), wiederkehrende Ko-liken und Muskelzucken.

Inzwischen teilt man die Leitsym-ptome des Leidens beim Pferd in diedrei Symptomenkomplexe Depression(oder Exzitation), zentrale sensorischeStörungen und Motilitätsstörungenein. Seit moderne Untersuchungsver-fahren zur Verfügung stehen (Bode eta. 2001), weiß man um eine weit ver-breitete latente Erkrankungsrate. Oblatent infizierte Tiere lebenslang sym-ptomfrei bleiben oder Krankheitssym-ptome entwickeln, hängt von derHäufigkeit von Virusaktivierungenab. Diese werden nach Bode (1999)durch individuelle resis-tenzmindern-

BORNA

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de Faktoren, wie z.B. Immunsuppressi-on infolge von Stressoren (Transport,Umstallung, Turniere, Trächtigkeit),andere Grundkrankheiten oder Erb-faktoren begünstigt (Bode et al. 1994).

Zur diagnostischen Bearbeitung derverschiedenen Krankheitsverläufe wirddas von Dieckhöfer et al. (2004) entwik-kelte Diagnostikschema (Borna-Skala)empfohlen (Übersicht 2).

SchafAuch beim Schaf wird ein vielfältigesKrankheitsbild beobachtet. Die Erkran-kung beginnt mit Wesens- und Be-wusstseinsstörungen wie Absonderungvon der Herde, Agressivität gegenüberHütehunden, Stehenbleiben an einerStelle, Aufsuchen dunkler Stallecken,Futterverweigerung, Benommenheit,Schlafsucht, vermehrtes Liegen, er-schwertes Aufstehen. Die Vormagentä-tigkeit ist herabgesetzt, Kau- und Wie-derkaubewegungen sind unterschied-lich gestört. Die Körpertemperatur ist ge-ring- bis mittelgradig erhöht. Im weite-ren Verlauf können Erregungszuständewie häufiges Blöken, Schreckhaftigkeitund gesteigerter Bewegungsdrang,Zwangsbewegungen sowie Gleichge-wichts- und Bewegungsstörungen (stol-pernder oder tappender Gang), wieder-holtes plötzliches Zusammenbrechen

und Lähmungen der verschiedenstenArt auftreten. Das Endstadium ist durchFestliegen und Ruderbewegungen derGliedmaßen gekennzeichnet. DieKrankheitsdauer schwankt im Allge-meinen zwischen 1 und 3 Wochen.Häufig endet die Krankheit tödlich.Plötzliche Todesfälle ohne deutliche vor-herige Krankheitserscheinungen kön-nen vorkommen. Differentialdiagno-stisch muss an Scrapie gedacht werden.

Neben dem schweren Krankheits-bild gibt es beim Schaf auch eine Ver-laufsform, bei der schwere zentralner-vale Störungen fehlen und nur Abge-schlagenheit, vermehrtes Liegen, er-schwertes Aufstehen und Gehen, ge-senkte Kopfhaltung und ungewöhnli-che Beinstellungen vorkommen. DieseFälle können nach mehrwöchigerKrankheitsdauer heilen oder, besondersnach stärkeren Belastungen, in einenakuten Verlauf übergehen. Beim Schafsind auch chronisch-rekurrierende Er-krankungsformen möglich (Eikmeiero.J., Metzler et al. 1979, Behrens 1987).Einen neueren Einblick ergibt die Ar-beit von Vahlenkamp et al. (1999).

RindAls Symptome werden von Marek et al.(1945) genannt: Normale oder erhöhteKörpertemperatur, Fressunlust, leeresKauen, Speichelfluss, Kaumuskel-krämpfe und sonstige Muskelkrämpfe,erschwertes Abschlingen, Sehstörung,

Anfälle von Erregung mit anschließen-den bis halbkomatösen Bewusstseins-störungen, zielloses Herumwandern,Rückwärtsbewegungen, allgemein er-höhte Reflexerregbarkeit. Ein klinischerFall der Bornarschen Krankheit wurdevon Bode et al. (1994) beschrieben.

MenschBis 1985 galt das Bornavirus ausschließ-lich als tierpathogenes Agens. Für dienach Schweregrad und Häufigkeitwichtigsten Psychosen – Schizophrenieund Affektstörungen – wurden seit lan-gem biologische Ursachen vermutet. ObBorna-Virus in der Ätiopathogenesevon affektiven neuropsychiatrischenStörungen eine monokausale Bedeu-tung hat oder als Kofaktor fungiert, wirdin den nächsten Jahren zu klären sein.

Amsterdam et al. (1985) stellten eineInfektion psychiatrischer Patienten mitBDV erstmals zur Diskussion. Die BDV-Forschung sah sich im Humanbereichvon Beginn an mit zwei Problemenkonfrontiert: 1. dem schlüssigen Infekti-onsnachweis (s. Labordiagnostik) und 2.der Klärung der Beziehung zu bestimm-ten Krankheitsbildern. Das Sympto-menspektrum von Patienten mit nach-gewiesener BDV-Aktivität/-Infektionähnelt in verblüffender Weise dem derBK der Pferde auftretenden klinischenBildes. Es entspricht dem melancholi-schen Subtyp einer Major-Depression(Abb. 5), der durch folgende Symptomegekennzeichnet ist:1.Depressive Verstimmung an fast al-

len Tagen, für die meiste Zeit des Ta-ges, vom Betroffenen selbst berichtet(z. B. fühlt sich traurig oder leer)oder von anderen beobachtet (z. B.erscheint den Tränen nahe).

2. Deutlich vermindertes Interesse an al-len oder fast allen Aktivitäten, an fastallen Tagen, für die meiste Zeit des Ta-ges (entweder nach subjektivem Er-messen oder von anderen beobachtet).

3.Deutlicher Gewichtsverlust ohneDiät; oder Gewichtszunahme (mehrals 5 % des Körpergewichtes in ei-nem Monat) oder verminderter odergesteigerter Appetit an fast allen Ta-gen. Beachte: Bei Kindern ist dasAusbleiben der zu erwartenden Ge-wichtszunahme zu berücksichtigen.

BORNA

Abb. 5. Schematische Darstellung von Verhaltensstörungen beim Menschen(aus Bode und Ludwig 2003).

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Übersicht 2: Borna-Skala beim Pferd (nach Diekhöfer et al. 2004)

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146 GROSSTIERPRAXIS 4/2006

Anschrift des Verfassers:

Dr. Dr. Bernd IbenMündener Straße 537213 WitzenhausenTel.: 05542 / 507 701Fax: 05542 / 507 690e-mail: [email protected]

4. Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf an fast allen Tagen.5.Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung an fast

allen Tagen (durch andere beobachtbar, nicht nur dassubjektive Gefühl von Rastlosigkeit oder Verlangsamung).

6.Müdigkeit oder Energieverlust an fast allen Tagen.7.Gefühle von Wertlosigkeit oder übermäßige oder unange-

messene Schuldgefühle (die auch wahnhaftes Ausmaßannehmen können) an fast allen Tagen (nicht nur Selbst-vorwürfe oder Schuldgefühle wegen des Krankseins).

8.Verminderte Fähigkeit zu denken oder sich zu konzen-trieren oder verringerte Entscheidungsfähigkeit an fastallen Tagen (entweder nach subjektivem Ermessen odervon anderen beobachtet).

9.Wiederkehrende Gedanken an den Tod (nicht nur Angstvor dem Sterben), wiederkehrende Suizidvorstellungenohne genauen Plan, tatsächlicher Suizidversuch odergenaue Planung eines Suizids.

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209GROSSTIERPRAXIS 5/2006

Pathologie

Infizierte Tiere entwickeln, sofern sienicht lediglich subklinisch erkranken,eine akute, disseminierte nichteitrigeMeningoenzephalitis und Myelitis, diemakroskopisch nicht in Erscheinungtreten. Histologisch ist dagegen schon1909 waren intranukleäre Einschlus-skörperchen (Joest-Degensche Ein-schlüsse) in den Neuronen des Am-monshorns entdeckt worden (Joestund Degen 1909). Diese Einschlus-skörperchen sieht man in runden,ovoiden und diplokokkenähnlichenFormen ohne blaugefärbte Chroma-tinkörperchen und gewöhnlich miteinem farblosem Hof (Halo), in unge-färbten Präparaten als gleichmäßighelle, mäßig lichtbrechende Gebilde(Abb. 6).

Lieblingsstellen der Gewebsverän-derungen sind das Höhlengrau desSylviusschen Aquädukts mitsamt denAugenmuskelkernen, die Substantianigra (Nucleus niger) im Hirnstamm,

Nicht nur bei Pferden

Borna-Disease-Virus (BDV)-Erkrankungen

von B. Iben

Großtierpraxis 7:05, 209-215 (2006)

der Boden des dritten Ventrikels unddie ventrikelnahen Hypothalamustei-le im Zwischenhirn, der Nucleus cau-

datus, das Ammonshorn und dieRiechrinde, das Höhlengrau des Rau-tenhirns. Die genannten Einschlus-

Abb. 6. Kerneinschlusskörperchen bei Bornascher Krankheit des Pferdes ingroßen polymorphen Ganglienzellen des Ammonshorns. Färbung nach Lentz;Ölimmersion (aus Nieberle und Cohrs 1970).

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210 GROSSTIERPRAXIS 5/2006

skörperchen wurden in der Vergan-genheit – als lediglich post-mortem-Untersuchungen zur Krankheitverifi-kation möglich waren – zusammenmit perivaskulären Infiltraten als pa-thognomonisch angesehen. Die peri-vaskulären Infiltrate umgeben vor al-lem die präkapillaren Gefäße als kon-tinuierliche Mäntel. Sie setzen sich imWesentlichen aus Lymphozyten undMakrophagen sowie wenigen Plas-mazellen und seltener eosinophilenLeukozyten zusammen. Daneben tre-ten in denselben Bezirken kleinere Ge-websinfiltrate auf, die aus gewucher-ten Glia-zellen in Gestalt von Körn-chen- und Stäbchenzellen bestehen.Die Meningen sind meist nur gering-gradig, wahrscheinlich sekundär in-filtriert. Die Zerebrospinalflüssigkeitzeigt eine geringe Erhöhung des Ei-weißgehaltes und der Lymphozyten-zahl (Nieberle und Cohrs 1970).

LabordiagnostikEin Teil der nicht unerheblichen fach-lichen Kontroversen im Zusammen-hang mit der Bornaschen Krankheitist in einer sehr schwierigen Diagno-stik begründet. Bis vor wenigen Jah-

ren stand lediglich die Post-mortem-Untersuchung zur Verfügung. Unter-sucht wurden Pferde, die an klini-schen Bornaerscheinungen verendetoder eingeschläfert worden waren. Alspathognomonisch galten die erwähn-ten Joest-Dengenschen-Einschlus-skörperchen.

Post-mortem-UntersuchungenPost-mortem-UntersuchungenPost-mortem-UntersuchungenPost-mortem-UntersuchungenPost-mortem-Untersuchungen

Heute können in der post-mortem-Diagnostik immunhistologische Ver-fahren zum Nachweis von BDV-Anti-gen und In-situ-Hybridisierungstech-niken zum Nachweis genetischen Ma-terials des Virus in Gehirnschnitten er-krankter Tiere angewendet werden(Bode 1999). Eine Virusanzucht ausGehirnmaterial erkrankter Tiere inZellkulturen ist möglich (Gosztonyiund Ludwig 1984). Ein negatives An-zuchtergebnis schließt eine Infektionmit BDV natürlich nicht aus. Die Vor-schaltung einer Tierpassage (neugebo-rene Ratten; Hirano et al. 1983) erhöhtdie Sensivität. Daneben steht heute einDouble-Sandwich ELISA zur Verfü-gung (Bode et al. 1990) mit dem Spurenvon N- und P-Protein über monoklo-nale Antikörper nachgewiesen werdenkönnen (Ludwig et al. 1993). Seit 1994ist auch eine RT-PCR-Technik verfüg-bar (Zimmermann et al. 1994).

Intra-vitam-UntersuchungenIntra-vitam-UntersuchungenIntra-vitam-UntersuchungenIntra-vitam-UntersuchungenIntra-vitam-Untersuchungen

Intra-vitam-Untersuchungen zur Ab-sicherung von Verdachtsdiagnosen be-gannen in den 1950er Jahren mit derUntersuchung von Blut- und Liquor-proben. Müller und Dorn (1951) be-schrieben bei Pferden mit BK eineLymphopenie sowie eine verlangsamteBlutsenkungsgeschwindigkeit. Der dia-gnostische Nutzen war allerdings eherzweifelhaft. Nach der Entdeckung deskomplimentbindenden s-Antigensfand die Komplimentbindungsreaktion(KBR) Eingang in die BK-Diagnostik(von Sprockhoff 1954). Auch diese Un-tersuchungsmethode zeigte wegen ei-ner zu geringen Sensivität wenig Nut-zen. Inzwischen wird mehrheitlich dieindirekte Fluoreszenz (Wagner et al.1968), in den letzten Jahren zuneh-mend der Western-Blot (Ludwig et al.1988), seltener ELISA-Techniken (Bodeet al. 1990) verwendet.

Dieckhöfer et al. (2004) unter-suchten Zitratblut nach Abtrennungder weißen Blutkörperchen (überFicoll-Paque) auf drei Parameter:BDV-spezifisches Plasma-Antigen(pAG), zirkulierende Immunkomplexe(circulating immune complexes, CIC)und Antikörper (AK). Diese drei Para-meter wurden mit einem Triple-ELISAgemessen (Bode et al. 2001), der zu ei-ner für den Tierarzt klaren Diagnoseführt und therapeutische Entschei-dungshilfen bietet (Abb. 7).

Therapie

Über Jahrhunderte wurde von eineraußerordentlich hohen Mortalitätsra-te (mindestens 90 %) berichtet. DieseZahl geistert auch in neueren Publi-kationen noch herum. Bei entspre-chender Therapie können aber heute,so zeigt ein Bericht von Dieckhöfer etal. (2004), ein großer Teil der Tiere ge-rettet werden. Bei frühzeitigem Beginnbleiben keine Schäden zurück. DieAutoren berichten von einem Pferd,das nach überstandener Krankheit er-folgreich ein Turnier bestritt. Nebendem von Dieckhöfer et al. verwende-ten Amantadin wurden und werdenandere Therapie- oder Behandlungs-ansätze verfolgt (Schlaberg 2003).

BORNA

Abb. 7. Organigramm für den Einsatz des BDV-Triple-Enzymimmunoassays zumNachweis von virusspezifischen Immunkomplexen, Antigenen und Antikörpern imBlut (Dieckhöfer et al. 2004).

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211GROSSTIERPRAXIS 5/2006

Schutz erzielen lasse. Diese Einschät-zung war jedoch zu optimistisch, jeden-falls hat sich diese Immunisierungsme-thode, wie auch die Verabreichung an-derer Impfstoffe nicht durchsetzen kön-nen. Der Einsatz von Lebendvakzinenist im Licht der neuen Erkenntnisse überBDV heute sogar als kontraproduktiv zubezeichnen, weil der unerwünschtenVerbreitung latenter Infektionen damiteher Vorschub geleistet wird, eine Ge-fahr, auf die bereits in den fünfzigerJahren hingewiesen worden ist (Matthi-as 1954). Ein Erfolg versprechendesneues Impfkonzept, das die heutigendiagnostischen Möglichkeiten einbe-zieht und das Problem der Viruspersi-stenz der natürlichen Infektion ange-messen berücksichtigt, ist nur langfristigzu erwarten (Bode und Ludwig 1997).

Aktiven Immunisierungsversu-chen steht nach Lewis et al. (1999) dieProblematik gegenüber, dass durcheine forcierte Immunreaktion eine Re-duktion der Viruslast ermöglicht wer-den kann, diese aber mit einer intensi-veren Klinik und vermehrten neuro-pathologischen Läsionen einhergeht.In einer Studie gelang durch einehochdosierte Inokulation von attenu-iertem Virus eine Induktion hoherAntikörpertiter mit Clarence einernachfolgenden BDV-Infektion. DieserEffekt ist dosisabhängig und führt beizu niedriger Dosierung zu klassischerBD und schweren neuropathologi-schen Veränderungen (Oldach 1995).

InterferonInterferonInterferonInterferonInterferonDer antivirale Effekt von Interferon invitro ist stark von der verwendetenZelllinie und einem frühen Behand-lungsbeginn abhängig (von Rheinha-ben et al. 1985, Hallensleben undStaeheli 1999).

ImmunsuppressivaImmunsuppressivaImmunsuppressivaImmunsuppressivaImmunsuppressivaDer positive Effekt von Immunsup-pressiva wie Cyclosporin A, Cyclo-phosphamid und Kortikoiden auf diePathologie und Klinik von BD beruhtauf der Reduktion der für die Patho-genese entscheidenden Funktion desImmunsystems. ImmunsupprimierteTiere zeigen geringere bis fehlende hi-stopathologische Veränderungen und

ChemotherapieChemotherapieChemotherapieChemotherapieChemotherapie

Erste Berichte über medikamentöse Be-handlungsversuche bei Pferden stam-men aus den 1920er Jahren (Bode1999). Einem französischen Erstberichtzufolge konnte Hexamethylentetramin(Hexamin), die auch unter dem Namen“Urotropin” im Handel war, mit über-raschend hoher Effizienz bei Pferdenmit Bornascher Krankheit eingesetztwerden. Die Substanz Hexamin warinteressanterweise deswegen für The-rapieversuche ausgewählt worden,weil Berichte über günstige therapeuti-sche Effekte bei neurologischen Er-krankungen des Menschen vorlagen.

Die klinische Besserung gelang denBerichten zufolge selbst bei schwer-kranken Pferden und war bei frühzei-tiger intravenöser oder subkutanerVerabreichung am effektivsten. Auspraktischen Gründen wurde auch einemorgendliche intravenöse Applikationvon 10 g, die durch den Tierarzt erfol-gen musste, mit einer abendlichen ora-len Gabe von nochmals 20-30 g, dieder Landwirt selbst geben konnte, kom-biniert. In Baden-Württemberg warenBehandlungsversuche mit Hexamin inden zwanziger Jahren sogar vorge-schrieben, als Voraussetzung von Ent-schädigungszahlungen bei Todesfällendurch BK (von Ostertag 1924). Trotzweiterer Behandlungserfolge, über diebis in die fünfziger Jahre berichtetwurde (Wagner 1951), blieb der Nutzender Hexaminbehandlung jedoch vonAnfang an aufgrund ebenso häufiger,erfolgloser Therapieversuche stark um-stritten (Geißert 1925, Schmidt 1952).

Eine in den 1940er Jahren prakti-zierte Behandlung mit Sulfonamidenwurde wegen des mäßigen Erfolges(225 von 501 Pferden gebessert) nichtweiter verfolgt (Goertler und Vöhrin-ger 1954), insbesondere weil jetzt dieImpfung der Pferde propagiert wurde.

ImmunisierungImmunisierungImmunisierungImmunisierungImmunisierung

Marek et al. (1945) berichten über das sogenannte Zwicksche Impfverfahren mitsubkutaner Einspritzung einer frischenoder getrockneten und emulgiertenHirnmasse von erkrankten Kaninchen,wodurch sich meist ein ½ bis 1-jähriger

klinische Symptome (Krey et al. 1981,Morimoto et al. 1996). SystemischeNebenwirkungen einer allgemeinenImmunsuppression, die Notwendigkeiteiner zum Zeitpunkt der Infektionvorbestehenden Suppression und einefehlende Beeinflussung der viralenReplikation sind die entscheidendenNachteile dieses Therapieansatzes.

AmantadinsulfatAmantadinsulfatAmantadinsulfatAmantadinsulfatAmantadinsulfat

In 1996 erfolgte erstmals eine Behand-lung der Bornavirus-Infektion des Men-schen mit Amantadinsulfat (Bode et al.1997). Der Wirkstoff Amantadin ist einseit mehr als 40 Jahren bekanntes, frü-her gegen Influenza A-Viren eingesetz-tes Medikament (Davies et al 1964).Bode et al. (1997) berichten von einerPatientin, welche mit einer Behandlungvon 100-200 mg Amantadinsulfat (täg-lich, oral) bereits nach 2 Wochen einesignifikante Besserung ihrer zuvorwährend einer Dreimonatsperiode trotzAntidepressiva unverändert bestande-nen Depression zeigte. Die Behandlungweiterer Patienten mit ähnlicher Sym-ptomatik bestätigte die gute Wirkungvon Amantadinsulfat.

Die Vergleichbarkeit der phasischverlaufenden BK der Pferde mit derMajor Depression des (BDV-infizierten)Menschen kommt nicht nur in Verlaufund Symptomatik zum Ausdruck, son-dern auch in den sonstigen Therapie-möglichkeiten. Unabhängig von dereben beschriebenen antiviralen Be-handlung fördern nämlich humaneAntidepressiva die Rückbildung derdepressiven Symptomatik, indem dieWiederaufnahme der Neurotransmitter(Serotonin, Noradrenalin) aus demsynaptischen Spalt verhindert wirdund dadurch mehr Botenstoffe für dieNeurotransmission verfügbar sind(Snyder 1986). Unter Bezugnahme aufdie Hypothese einer ähnlichen virusbe-dingten Neurotransmitterfunktionsstö-rung bei Mensch und Tier hatten wir(vor der Entdeckung der AS-Wirkung)für symptomatische Pferde ein aktivie-rendes trizyklisches Antidepressivum(Nortriptylin) kombiniert mit einem

BORNA

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212 GROSSTIERPRAXIS 5/2006

“Mood-Stabilizer” (Carbamazepin) inder für Humanpatienten üblichen Do-sis empfohlen (Bode und Ludwig 1997).

Diese Behandlung hatte nämlich wiebeim Menschen die Symptomrückbil-dung erkrankter Pferde gefördert.

Dieckhöfer et al. (2004) wendeten einempirisch an mehreren hundert Pfer-den ermittelte Therapieschema an. ImEinzelnen werden die in Übersicht 3genannten Arzneimitteldosen empfoh-len. In einer gut definierten klinischenKohorte von 38 kranken Pferden wur-den mit diesem Behandlungsschemadie in Abb. 7 und 8 dargestellten Hei-lungsraten erreicht. Die Ergebnisse zei-gen, dass sich über 80 % der Tiere nachdurchschnittlich 7,6 Wochen klinischdeutlich gebessert hatten.

Wenn Apathie und starke Ängst-lichkeit im Vordergrund der klinischenSymptomatik stehen, hat sich nachDieckhöfer et al. (2004) eine additivesymptomatische Behandlung mit Psy-chopharmaka aus der Humanmedizinals hilfreich erwiesen (die Anwendunggeht aus Übersicht 4 hervor).

Zusammenfassend lässt sich aus denbisherigen Daten zur Bekämpfungund Behandlung der Infektion fol-gern (Bode 1999):

1.Die bis 1992 praktizierte Impfungvon Pferden mit lapinisierter Le-bendvakzine war ineffektiv. Einneues Vakzinierungskonzept aufder Basis heutiger molekularerKenntnisse gibt es noch nicht.

2.Für die medikamentöse Behandlungder Infektion (Mensch, Tier) gibt eserfolgversprechende Ansätze mit ei-nem antiviral wirkenden Medika-ment (Amantadin).

3.Es gibt enorme Sensitivitätsunter-schiede zwischen Wildviren undLaborviren, die aufgrund der gene-tischen Ähnlichkeit nicht erwartetworden waren.

4. Infizierte Tiere können auch vonder den Neurotransmitterhaushaltausgleichenden Wirkung humanerAntidepressiva profitieren.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Dr. Bernd IbenMündener Straße 537213 WitzenhausenTel.: 05542 / 507 701fax: 05542 / 507 690e-mail: [email protected]

Übersicht 3: Empfohlene Amantadinsulfat-Dosierungenbei Bornascher Krankheit der Pferde1. Behandlungstag 500 mg (bei hoher Antigenlast 750 mg)2. Behandlungstag 500 mg (bei hoher Antigenlast 1000 mg)3. Behandlungstag 750 mg (bei hoher Antigenlast 1000 mg)4. – 7. Behandlungstag 1000 mg (bei hoher Antigenlast 1500 mg)8. – 90. Behandlungstag 1500 mg (bei hoher Antigenlast 2000 mg)

Abb. 8. Klinische Besserung erkrankter Pferde (n=38) durchAmantadinbehandlung (Dieckhöfer et al 2004).

Abb. 9. Virologische Besserung mit Amantadin bei klinisch gebessertenPferden (n=36; Dieckhöfer et al. 2004).

Übersicht 4: Behandlungsschema mit Psychopharmakabei Bornascher Krankheit der Pferde 1. – 3. Tag 50 mg NoNortriptylin100 mg Carbamazepin 4. – 6. Tag 75 mg Nortriptylin, 200 mg Carbamazepin 7. – 10. Tag 100 mg Nortriptylin, 300 mg Carbamazepin10. – 56. Tag 100 mg Nortriptylin, 400 mg Carbamazepin

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