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Editorial

INHALT

3 Gruppentherapie für Senioren— Oberärztin Kristine Ewert

4 Rückblick und Ausblick— CEO Hans-Peter Ulmann

7 Jahressymposium— Vertrauen und Misstrauen als

Chance einer Beziehung

8 Ethik in der Psychiatrie— Prof. Joachim Küchenhoff

10 Anteilnehmende Gäste— Seelsorgerin Elisabeth Hischier

11 Nutzen und Risiken von Medis— Tagung der Gesellschaft

für Arzneimittelsicherheit

12 Angehörigenarbeit— Aktive Psychiatrie Baselland

13 Kinder von Eltern in Scheidung— Hilfe aus dem Gefühls-Chaos

14 Zu Gast – Tobias Eggimann— Chef Baselland Tourismus

16 Bipolare Störung— «Meine Kinder gaben mir Kraft»

17 Ethik aus theologischer Sicht — PD Dr. Regine Munz

18 iPunkt-Label — Jobs für behinderte Menschen

19 Betriebsfeuerwehr — Wechsel im Präsidium

19 Neuer Verein — Physio in der Psychiatrie

20 Kunst in der Psychiatrie— Plattform für Kunstschaffende

20 Öffentliche Vorträge 2017— Von Autisten bis Straftäter

21 Stiftung Tierpark— Freude schenken und empfangen

22 Persönlich— Psychologin Simone Stöcklin

23 Personelles— Eintritte, Jubiläen, Pensionierungen

24 Anlässe und Impressum

Liebe MitarbeitendeLiebe Leserinnen und Leser Sind sie nicht wunderschön, die kalten Herbst- und Win-tertage, an denen sich der morgendliche Nebel im Laufe des Vormittags auflöst und wir uns bei prächtigem Sonnenschein draussen in der Natur bewegen, wandern, biken, joggen oder spazieren und uns erholen können? Die kühle Bise kann uns dank Thermowäsche und Outdoorbekleidung nichts anhaben, ausser vielleicht der mit der Zeit etwas unterkühlten Nasenspitze. Solche Tage durften wir in diesem Herbst einige erleben. Viele haben sie genutzt und die Sonne genossen.

Andere nehmen es sportlich, wenn sie sich statt im Di-ckicht des Waldes in der Dichte des Sonntagsverkaufes bewegen und für ihre Lieben Weihnachtseinkäufe tätigen. Auch sie geniessen den Tag, die festliche Vor-weihnachtszeit, die kleinen oder grossen Weihnachts-märkte, die stimmungsvolle Weihnachtsbeleuchtung und insbesondere die Freude am Freude bereiten.

Vielen geht es hierzulande gut. Sie haben die Wahl zwischen Alternativen. Sie haben Grund, das Leben zu

geniessen und sich daran zu erfreuen. Es gibt sie aber auch hier, jene, die zwischen die sozialen Maschen fallen, denen es schlecht geht und die nur mit einem Minimum auskommen müssen, ohne teure Bekleidung, ohne volle Taschen mit Weihnachtseinkäufen, ohne teure Spiel- sachen für ihre Kinder. Sie haben keine Wahl, müssen mit dem Wenigen zufrieden sein, das für sie erreichbar ist. Deshalb wird in der Weihnachtszeit an vielen Orten und bei vielen Gelegenheiten mit den unterschiedlichsten Aktionen dieser bedürftigen Menschen gedacht. Freude bereiten macht Freude.

Nur allzu gern vergessen wir, wie gut es uns geht. Wir möchten immer noch mehr, fokussieren uns auf jenes, das wir (noch) nicht haben, beneiden jene, die etwas besitzen, das uns noch fehlt. Ohne zu wissen, ob diese deswegen glücklicher sind. Zufriedenheit ist eine Voraus-setzung für das Glück. Seien wir etwas zufriedener, mit uns selbst, mit unseren Familienangehörigen und Freun-den, mit unserer Gesellschaft insgesamt. Auch wenn wir mit Recht vieles als verbesserungswürdig betrachten und uns dafür einsetzen, ist es gut, wenn wir hin und wieder innehalten und uns an dem vielen Guten, das uns umgibt, erfreuen und all die vielen guten Gründe für unsere Zufriedenheit geniessen.

Ihnen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, danke ich von Herzen für Ihr gosses Engagement, Ihren Einsatz und Ihre Treue zur Psychiatrie Baselland. Ebenso danke ich den Patientinnen und Patienten für das grosse Vertrauen, das sie unserer Institution und unseren Mitarbeitenden entgegenbringen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen besinn-liche und frohe Festtage und alles Gute für das neue Jahr.

Ihr Hans-Peter Ulmann

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Ältere Patienten treffen sich zur Gruppentherapie

«Vereinsamung im Alter ist häufig»

Kristine Ewert arbeitet seit bald zwei Jahren als Oberärztin in der Privatklinik der Psychiatrie Baselland. Sie ist Fachärz-tin für Neurologie sowie für Psychiatrie und Psychothera- pie. Zudem verfügt sie über die Zusatzbezeichnung Sport-medizin und das Zertifikat Gerontopsychiatrie (DGPPN / DGGPP). Ihr Schwerpunkt in der Privatklinik ist die Ge-rontopsychiatrie. Aber im kleinen Team arbeitet sie für das gesamte Spektrum, das die Klinik anbietet.

Mutter und ÄrztinDie Fachrichtung Psychiatrie und Psychotherapie – und zwar für Kinder und Jugendliche – war bereits während ihrem Medizinstudium an der Christian-Albrechts-Univer-sität in Kiel ihr Ziel. Sie schloss es 1998 mit dem dritten Staatsexamen ab. «Damals gab es in Deutschland noch ei-nen Ärzteüberfluss», erinnert sie sich. Deshalb sei es für sie schwierig gewesen, ein Praktikum in einer Teilzeitstelle zu finden. Eine Vollzeitstelle kam für sie nicht infrage – sie wollte für ihren damals kleinen Sohn da sein. So kam es, dass sie ihr Praktikum in einer Kieler Praxisgemeinschaft für Neurolo-gie, Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin absol-vierte. «Die Neurologie hat mich fasziniert», berichtet sie. Es folgten Assistenzstellen in der Holsteinischen Schweiz in Norddeutschland, wo sie aufgewachsen ist, und in Fachkli-niken der Helios-Gruppe in Schwerin.

Fasziniert von der Alterspsychiatrie In der Carl-Friedrich-Flemming-Klinik zu Schwerin setzte sie die Weiterbildung zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie fort. Dabei absolvierte sie ein Weiterbil-dungsjahr in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychi-atrie und 18 Monate in der Klinik für Alterspsychiatrie. Zwar arbeitete sie gerne für Kinder und Jugendliche, doch die Alterspsychiatrie faszinierte sie besonders. Grund: Bei älteren Patientinnen und Patienten sind mehr neurolo- gische Abklärungen nötig als bei Kindern und Jugend- lichen.Ihre Fähigkeiten als Fachärztin für Neurologie kommen ihr auch in Liestal zugute. Eine der Herausforderungen in der Gerontopsychiatrie ist die Abgrenzung zwischen Demenz und Depression. Kristine Ewert nimmt dabei auch neuro-logische Untersuchungen in der Privatklinik der Psychi-atrie Baselland vor. Für die apparative Diagnostik gibt es Kooperationen mit ambulanten Praxen, etwa für die Mag-netresonanztomographie (MRI) oder die Elektroenzepha-lographie, eine Methode zur Messung der Gehirnaktivität.

V.l.: Larissa Geissberger, Kristine Ewert und Jolanda Wenger im Stationsbüro der Privatklinik der Psychiatrie Baselland in Liestal.

Oberärztin Kristine Ewert von der Privatklinik der Psychiatrie

Baselland baut zusammen mit der Abteilungsleiterin Pflege und der

Abteilungspsychologin eine Ehemaligengruppe 65 + auf.

Gruppentherapie für ältere PatientenKristine Ewert kann sich mit der Psychiatrie Baselland voll identifizieren. Sie schätzt den hohen Stellenwert, den die Psychotherapie einnimmt: «Wir haben genügend Zeit für intensive therapeutische Gespräche.» Derzeit baut sie zu-sammen mit dem multiprofessionellen Team der Privatkli-nik eine Ehemaligengruppe auf, in der sich 65-jährige und ältere Patienten zu Gruppentherapien treffen. Aber auch der gesellige Teil mit Kaffee und Kuchen soll nicht zu kurz kommen. «Vereinsamung im Alter ist häufig», bedauert sie.Toll sei auch das grosse Sportangebot, das die Privatklinik bietet, sagt Ewert. Es reicht von der Bewegungsgruppe über Nordic-Walking, Pilates und Spielsport bis zur Frauentanz-gruppe. Sport sei für die Therapie von grosser Bedeutung, hebt sie hervor. Sport spielt auch im Privatleben von Kris-tine Ewert eine grosse Rolle. Früher nahm sie regelmässig an Triathlon-Wettkämpfen teil. Ihre Leidenschaft fürs Ve-lofahren hat sie von Deutschlands Norden in die Schweiz geführt. Sie lacht: «Auf einer Velotour durch Andalusien lernte ich einen Oberbaselbieter kennen und lieben.» ■

Martin Brodbeck, freier Mitarbeiter

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Hans-Peter Ulmann, CEO Psychiatrie Baselland

_diagonal: Was waren für Sie herausragende Ereignisse des zu Ende gehenden Geschäftsjahres?

Hans-Peter Ulmann: Unsere Mitarbeitenden leisten jahr-ein, jahraus Grossartiges, um unsere anspruchsvollen Aufgaben von der Behandlung über die Pflege und Be-treuung unserer Patientinnen und Patienten, Klien-tinnen und Klienten bis hin zu den Leistungen unserer Hotellerie und Verwaltung in unserer hohen Qualität zu bewältigen und so den Erfolg der PBL zu gewährleisten. Die PBL ist ein bedeutendes Gesundheitsunternehmen, in dem trotz sinkenden Tarifen und sanierungsbedürf-

tigen Immobilien gute, erfolgreiche Arbeit geleistet wird. Dies ist bestimmt unser wichtigstes Highlight 2016 – ganz wie gewohnt. Das ist nicht selbstverständlich, dazu müssen wir Sorge tragen.

Darüber hinaus, was war 2016 ein herausragendes Ereignis?

Deren gab es einige! Besonders freut mich, dass der Regierungsrat unser Anliegen für eine Erhöhung unseres Eigenkapitals nun aufgenommen und dem Landrat eine Vorlage unterbreitet hat. Dafür bin ich der Regie-

CEO Hans-Peter Ulmann (links) im Gespräch mit Thomas Lüthi, Leiter Kommunikation der Psychiatrie Baselland.

Prozesse hinterfragen und verbessern – Infrastruktur modernisieren Die Psychiatrie Baselland (PBL) hofft, dass der Landrat bald ihr Eigenkapital aufstockt.

Das ist nötig, damit sie dringende Investitionen realisieren kann. Ebenso sind weitere

Anstrengungen nötig, um die Betriebsabläufe zu optimieren und um die Kosten den tieferen

Tarifen anzupassen. CEO Hans-Peter Ulmann blickt auf ein intensives Jahr zurück;

2017 wird nicht weniger anspruchsvoll.

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Hans-Peter Ulmann, CEO Psychiatrie Baselland

rung sehr dankbar. Das Eigenkapital soll um 36,1 Millio-nen Franken aufgestockt werden. Es steigt dadurch auf 52 Millionen Franken, die Eigenkapitalquote auf 69,7 Prozent. Damit können wir die nötigen Mittel beschaffen, um dringende Investitionen in unsere Infra-struktur zu realisieren. Nun hoffen wir, dass der Landrat im Interesse einer modernen und wettbewerbsfähigen Psychiatrie Baselland der Vorlage bald zustimmt. Das ist wichtig für unsere Zukunft.

Was meinen Sie damit?

Wir müssen unsere Infrastruktur modernisieren, um unsere Betriebsabläufe effizienter gestalten zu können. Dazu haben wir einen Masterplan Campus Liestal er- arbeitet, der Ersatzbauten für allzu veraltete Gebäude vorsieht. Diese Investitionen sind eine wichtige Voraus- setzung, dass wir auch in Zukunft unsere Leistungen und Angebote erbringen können. Derzeit läuft ein Pro-jektwettbewerb für einen Ersatzbau des Zentrums für Alterspsychiatrie und einen Ersatzbau des Zentrums für Krisenintervention. Beide Neubauten stehen in un-mittelbarer Nähe der Klinik an der Bienentalstrasse in Liestal.

Wie ist der Stand des Projektwettbewerbs derzeit?

Wir haben im Spätsommer zwölf Architekturbüros in einer Präqualifikation aus 62 Bewerbungen ausgewählt. Zwei davon sind Teams mit jüngeren Architekten ohne Erfahrung auf dem Gebiet von Spitalbauten, denen wir bewusst eine Chance geben wollen. Das Siegerpro-jekt wird Ende Februar 2017 von einer Jury ausgewählt. Diese setzt sich aus Mitgliedern der Geschäftsleitung und Experten des Baufachs zusammen. Wir haben uns intensiv mit diesen Bauvorhaben auseinandergesetzt und zusammen mit Fachleuten Referenzobjekte im Ausland und in der Schweiz besucht, um die neusten Er-kenntnisse für moderne Psychiatriebauten abzuholen. Wenn alles optimal verläuft, können die Bauten 2021 bezogen werden.

Was passiert, wenn der Landrat die Erhöhung des Eigen- kapitals ablehnt?

Dann müssten wir den Masterplan Campus Liestal strei-chen, und es wäre eine Chance vergeben, von derzeit

noch tiefen Fremdkapitalzinsen zu profitieren. So günstig wie heute können wir wohl kaum je wieder Kapital aufnehmen. Statt dessen müssten wir viel Geld investie-ren in die Sanierung von veralteten und unzweckmäs-sigen Liegenschaften.

Die Psychiatrie Baselland hat seit Januar 2016 einen Gesamtarbeitsvertrag. Welche Erfahrungen haben Sie bisher damit gemacht?

Wir haben den Gesamtarbeitsvertrag erfolgreich umge-setzt. Ich darf sagen, dass wir mit den Personalverbänden gut zusammenarbeiten, auch wenn unsere Positionen manchmal auseinanderliegen. Aber wir gehen auch bei harten Verhandlungen anständig und respektvoll mitei-nander um. Beide Seiten wollen letztlich eine wirtschaft-lich gesunde PBL mit sicheren Arbeitsplätzen!

Wo liegen die Positionen auseinander?

Bei der Lohnrunde 2017 hatten wir zu Beginn der Ver-handlungen unterschiedliche Vorstellungen. Die Per- sonalverbände verlangten einen Lohnsummenanstieg von 0,8 Prozent. Wir wollten eine Nullrunde, vor allem wegen der tieferen Tarife. Angesichts der sehr tiefen oder sogar negativen Teuerung wäre dies in unseren Au-gen auch für die Mitarbeitenden zumutbar gewesen. Geeinigt haben wir uns dann auf einen Kompromis von 0,4 Prozent.

Die Psychiatrie Baselland muss angesichts tieferer Tarife sparen und gleichzeitig höhere Einnahmen erzielen. Wie kommt das bei den Mitarbeitenden an?

Wir versuchen, unsere Mitarbeitenden offen und ehrlich zu informieren. Wir müssen unsere Kosten optimieren und die Erträge steigern, wenn wir unser Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft führen wollen. Wir müssen nicht nur unsere Infrastruktur modernisieren sondern auch laufend unsere Prozesse hinterfragen und verbessern. Und dies tut die PBL seit Jahren und Jahrzehnten vor-bildlich. Ausgaben optimieren heisst aber nicht einfach sparen.

Sondern?

Wir müssen Betriebsabläufe in allen Bereichen und auf allen Stufen der Hierarchie prüfen und verbessern. Von den Mitarbeitenden kann nicht verlangt werden, dass sie immer mehr arbeiten. Sie leisten heute schon sehr gute Arbeit. Hier sind die Geschäftsleitung, das gesamte Kader und alle Mitarbeitenden gefordert. Wenn Leerläufe ge-zielt reduziert, Abläufe entschlackt und die Mitarbeiten-den von unnötigen Arbeiten entlastet werden, dann gewinnen wir mehr Zeit für die Behandlung der Patien-tinnen und Patienten. Wir müssen auch ohne Scheu-klappen unsere Angebote und Leistungen überprüfen und anpassen. Nicht alles, was sich über die Jahre be-währt hat, ist auch in Zukunft noch sinnvoll. Diese Pro-zesse führen letztlich auch zu weniger Arbeitsstress. Aber ja: Kostenoptimierung in der Psychiatrie ist immer sehr komplex und oft ein Balanceakt. Meine Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsleitung und ich sowie un- ser Verwaltungsrat sind sich der Notwendigkeit von

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Massnahmen zur Kostenreduktion ebenso bewusst wie der damit verbundenen Risiken und unserer grossen Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Patienten und anderen Dialoggruppen. Wie soll die PBL ihre Erträge steigern, wenn Tarife sinken?

Wir müssen unsere Produktivität steigern und wir brauchen noch mehr Patienten. So können wir zusätz-liche Erträge erwirtschaften. Und wir müssen uns gegen weitere Tarifsenkungen wehren und uns wie in der Vergangenheit für genügend hohe Tarife einsetzen. Mit guten Argumenten, mit Zahlen, Daten und Fakten und mit harten Verhandlungen mit den Krankenversi-cherern. Wir wollen und müssen die Psychiatrie Basel-land weiter stärken; damit sichern wir die qualitativ hochwertigen Angebote und Leistungen und die Arbeits-plätze. Die PBL bietet sichere Jobs, ausgebaute Sozial-leistungen und attraktive Arbeitsplätze. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Dafür brauchen wir auch den Rück-halt unserer Mitarbeitenden, den ich spüre und wofür ich sehr dankbar bin.

Wie läuft es mit der neuen Organisation der Erwachsenen-psychiatrie?

Wir haben die im Herbst 2015 eingeführte Erwachsenen-psychiatrie nun das erste volle Jahr in Betrieb. Die neue Organisation hat sich bisher grundsätzlich gut bewährt, beispielsweise ist die Zentrale Aufnahme schon bestens etabliert. Die fünf neuen Leistungszentren haben bereits eine gewisse eigene Identität gewonnen und sind nun daran, diese weiter zu stärken. Wir müssen allerdings noch Schwachstellen beseitigen. So muss zum Beispiel die Führungsorganisation optimiert werden, insbesondere bei den Ambulatorien.

Welches sind die grossen Projekte der Psychiatrie Baselland im neuen Jahr?

Stark fordern wird uns – neben dem Masterplan Campus Liestal – das neue Tarifsystem für stationäre Leistungen in der Psychiatrie, der Tarpsy. In einer Urabstimmung hat der Spitalverband H+ die Version 1.0 beschlossen. Beim Tarpsy geht es nicht um Fallpauschalen wie bei den somatischen Spitälern, sondern um leistungsbezogene Tagespauschalen. Diese werden berechnet, indem man eine Grundtaxe mit einem Kostengewicht multipliziert. Das Kostengewicht berücksichtigt die Hauptdiagnose, den Schweregrad oder allfällige Nebendiagnosen, das Al-ter und die Aufenthaltsdauer. Tarpsy wird bereits auf den 1. Januar 2018 eingeführt. Dies ist für die PBL eine «sportliche» Herausforderung mit markanten Auswir-kungen auf den klinischen Betrieb und die Verwaltung.

Was steht weiter auf dem Jahresprogramm 2017?

Ein höchst interessantes Pilotprojekt ist die Kooperation mit der Gesundheitsorganisation Swica im Bereich der Arbeitspsychiatrie. Wir wollen Arbeitgebern beim Um-gang mit psychisch belasteten Arbeitnehmenden helfen und stellen für betroffene Mitarbeitende neue Therapie-angebote bereit. Weiter steht, nebst dem Rezertifizie-rungsaudit nach der ISO Norm 9001:2008, die umfang-

reiche Vorbereitung für den Wechsel auf die Norm 9001:2015 per 2018 an. Besonders freue ich mich nächstes Jahr auf den ersten Spatenstich zum Ersatzbau für die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Baustart ist derzeit noch durch eine Einsprache blockiert. Das Kantonsgericht wird im Frühling darüber entscheiden, und ich bin zuversichtlich, dass wir dann endlich los- legen können. Wichtig ist auch das Projekt für einen neuen Standort für die ambulante Versorgung im Unter-baselbiet.

Ein neuer Standort?

Ja, wir müssen uns im unteren Kantonsteil neu aufstel-len und für unsere Patienten noch besser erreichbar sein. Dazu sehen wir einen neuen Standort in Binningen vor. Dort konzentrieren wir unsere Standorte in Münchenstein und auf dem Bruderholz, für die Erwach-senenpsychiatrie und für unsere Kinder- und Jugend-psychiatrie. Dieses Projekt wird notwendig, weil im Bruderholzspital schon lange keine Kinder mehr behan-delt werden und die Liegenschaften auf dem Bruder-holz, in denen wir eingemietet sind, stark sanierungsbe-dürftig sind und deshalb dort ebenfalls neue Projekte entwickelt werden. Wir bleiben allerdings mit unserer Konsiliar- und Liaison-Psychiatrie im Kantonsspital Baselland an allen Standorten und sind daran interes-siert, diese künftig gar auszubauen. Indem wir uns im Unterbaselbiet hauptsächlich auf einen Standort konzen-trieren werden wir effizienter und profitieren von Syner-gien. Wir werden näher bei unseren Patienten sein, näher am Bahnhof SBB in Basel und besser zugänglich aus dem Birsigtal und dem Birstal. Binningen ist für die PBL ein Glücksfall, ein idealer Standort.

Es stehen 2017 auch personelle Wechsel an.

Wir müssen einige Schlüsselpositionen neu besetzen, da verdiente Mitarbeitende in Rente gehen. Dazu gehören Dr. Philipp Eich, Chefarzt des Zentrums für Kriseninter-vention und des Zentrums für Abhängigkeitserkran-kungen sowie der Stellvertreter der Direktorin Pflege, Ludwig Elmiger. Beide werden im Sommer pensioniert.

Was wünschen Sie der PBL für 2017?

Dass wir weiterhin vielen Patientinnen und Patienten beistehen und ihnen mit unserer beziehungsorientierten Therapie und Betreuung aus ihren Krisen heraushelfen können. Dass es unseren Mitarbeitenden gut geht und sie in ihrem Beruf eine grosse Befriedigung finden. Und natürlich, dass wir all die grossen anstehenden Aufgaben erfolgreich bewältigen können. Wir haben ein intensives Jahr hinter und ein ebenso intensives vor uns. Unsere Mitarbeitenden waren und sind weiterhin gefordert; für dieses grosse Engagement bin ich sehr dankbar. Was wäre die Psychiatrie Baselland ohne ihre engagierten Mitarbeitenden? Ich wünsche der PBL, dass es so weiter-geht! ■

Hans-Peter Ulmann, CEO Psychiatrie Baselland

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Jahressymposium der Psychiatrie Baselland

Podiumsdiskussion am Jahres- symposium der Psychiatrie Baselland (v.l.): Diskussionsleiter Harald Gregor, Giovanni Maio, Joachim Küchenhoff, Emil Angehrn, Daniel Sollberger, Hans-jörg Becker.

Eingeladen zum Jahressymposium der Psychiatrie Basel-land mit dem Titel «Vertrauen in Beziehungen» hatte Prof. Dr. Joachim Küchenhoff, Direktor Erwachsenenpsychiat-rie. Er zeigte in seinem Referat, wie notwendig, aber auch verletzlich Vertrauen ist. Der Begriff Vertrauen werde in der Beziehung zwischen Arzt, Therapeut und Patient, in der Sozial-, Politik- und Wirtschaftswissenschaft sowie in der Technikforschung vielfältig verwendet. Vertrauen ist eine Gefühlshaltung. Vom Vertrauen kann man zu viel, aber auch zu wenig geben, es lässt sich herstellen, kann aber wieder verschwinden. Vertrauen ist eingelassen in einen interpersonalen Prozess, in Beziehungsgeschichten, und da Beziehungen sich verändern, werde Vertrauen immer wieder auf die Probe gestellt, betont Joachim Küchenhoff. Er spricht vom Grundvertrauen als einem Gefühl des Sich-Verlassen-Dürfens auf andere und auf sich selbst, welches sich im frühen Kindesalter durch verlässliche Zuwendung der Eltern entwickelt und überhaupt erst zum Vertrauen befähigt. Misstrauen entstehe, wenn dieses Grundvertrau-en sich nicht gegenüber anderen, negativen Erfahrungen durchsetzen kann. Vertrauen sei ein wechselseitiges Geschehen. Es sei aber nicht einfach gegeben, sondern werde in Frage gestellt und durch solche Krisen gestärkt, sagt Küchenhoff.

Der Kern des VertrauensVon einem Spannungsverhältnis zwischen Vertrauen und Misstrauen sprach der emeritierte Philosophie-Professor Dr. Emil Angehrn, denn Vertrauen und Misstrauen ge-hören zu den Grundbedingungen menschlichen Lebens. Die zwischenmenschliche Beziehung kann, so Angehrn, als Kern und Ursprung des Vertrauens angesehen werden. Weitere Bereiche des Vertrauens sind Selbstvertrauen und Weltvertrauen. «Selbstvertrauen bedeutet, dass ich auch mir selber etwas zutraue, wenn ich glaube, die Kraft zu haben, eine Aufgabe oder ein Wagnis zu übernehmen.»

Vertrauen und Misstrauen als Chance einer Beziehung

Vertrauen in Beziehungen – Zu diesem Thema haben Experten aus Philosophie,

Ethik, Medizin und Wirtschaft am Jahressymposium der Psychiatrie Baselland

in Liestal referiert und diskutiert. Mehr als 200 Gäste waren gekommen.

Weltvertrauen, also das Vertrauen gegenüber der staatli-chen, kulturellen oder religiösen Ordnung, kann laut An-gehrn durch aktuelle politische Ereignisse wie in den USA in Frage gestellt werden.

Vertrauen als «riskante Vorleistung»«Vertrauen ist weder Hoffnung noch Zuversicht», sagt Medizinethiker Prof. Dr. Giovanni Maio und zitiert den Soziologen Niklas Luhmann, der Vertrauen als «riskante Vorleistung» versteht. Vertrauen als riskante Vorleistung benötige Kontrollelemente, Informationen und rationale Abwägungen, aber auch Zutrauen in das eigene Gefühl. Dieses Vertrauen brauche Zeit und Spielräume. «Überbor-dende Kontrolle und Ökonomisierung aber führen zum Verlust der Freiheit, etwa in der Arzt-Patient-Beziehung», sagt Maio. Gerade hier könne Vertrauen nicht vorausge-setzt, sondern müsse «erarbeitet» werden.Einen weiteren Aspekt des Vertrauens nahm Privatdozent Dr. med. Dr. phil Daniel Sollberger von der Psychiatrie Ba-selland auf. Er sprach über Lügen und Misstrauen in thera-peutischen Beziehungen und zeigte, wie frühes Misstrauen entsteht und wie Misstrauen und Lügen zu einer Irritation der therapeutischen Beziehung führen können.

Vertrauen in der WirtschaftVertrauensvorschuss sei trotz Misstrauens unverzichtbar in Wirtschaft und Politik, sagte der Psychoanalytiker und er-folgreiche Unternehmensberater Dr. Hansjörg Becker. Vor-gesetzte können seiner Ansicht nach Vertrauen gewinnen, indem sie um Vertrauen werben, gradlinig sind, Verspre-chen halten oder begründen, wenn sie das nicht können, indem sie Fehler zugeben, sich authentisch verhalten und selber Vertrauen leihen. ■ Dr. med. Harald GregorChefarzt Zentrum für Alterspsychiatrie

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Ethik in der Psychiatrie

Ethische Fragen zu diskutieren ist kein schöngeistiger Zeit-vertreib für die Mitarbeitenden einer psychiatrischen Ins-titution, wenn die übrige Arbeit getan ist. Nein, ethische Reflexion gehört unabdingbar in den psychiatrischen Ar-beitsalltag. Denn dieser ist voll von schwierigen Anforde-rungen, die neben den fachlichen auch ethische Entschei-dungen notwendig machen: Soll die schwere somatische Krankheit eines dement gewordenen älteren Menschen noch behandelt werden? Ist der Eingriff in die Autonomie und Selbstbestimmung des Patienten, die Fürsorgerische Unterbringung, gerechtfertigt, wenn der Patient in höchst unklarer Weise andeutet, er wolle daheim jemanden ernst-haft schädigen? Ethische Fragen können drängend sein und dürfen nicht aufgeschoben werden. Zugleich finden sich in ihnen menschliche Grundfragen wieder, die eine Zeit des Nach-denkens und Raum für das gemeinsame Gespräch brau-chen, auf die eine schnelle Antwort nicht leicht fällt. Daher haben PD. Dr. Regine Munz als Theologin und Klinikpfar-rerin und ich vor einigen Jahren gemeinsam in der Psych-iatrie Baselland zwei sehr unterschiedliche und sich ergän-zende Gefässe aufgebaut.

Entscheide zur Ethik können Notfälle seinWir haben die Ethische Notfallkonferenz (ENK) ins Leben gerufen. Das Gremium wurde mit Bedacht so bezeichnet: Dilemmata zu ethischen Entscheidungen können Notfälle sein, die sofort gelöst werden müssen. Die ENK wird von mir als ärztlichem Direktor geleitet. In ihr werden fallbezo-gene aktuelle ethische, das therapeutische Handeln beein-flussende Fragen bearbeitet. Die ENK ist ausgerichtet auf konkrete Entscheidungshilfen, die mit ethischen Grund-problemen verbunden sind wie etwa lebensverlängernde

Massnahmen bei Demenzkranken, Zwangsmedikation oder wenn es um den mutmasslichen Patientenwillen geht.Die ENK diskutiert darüber, ob ein bestimmtes Vorgehen nötig, rechtmässig und angemessen ist. Es klärt zudem die verschiedenen ethischen Grundhaltungen der Beteiligten ab. Ziel ist ein gemeinsam verantwortetes Handeln oder Aushalten ethischer Dilemmas. Eine ENK kann von jeder kompetenten Person, die sich mit dem Patienten befasst, bei mir beantragt werden. Die ENK wird dann kurzfris-tig und mit Priorität organisiert. An ihr nehmen auch die ärztlichen und pflegerischen Zentrumsleitenden teil und das behandelnde therapeutisch-pflegerische Kernteam. Die Sitzung wird von Regine Munz geleitet und dauert maxi-mal eine Stunde. Die Konferenz findet auf der betreffenden Abteilung statt, die auch für die Einladung zur Sitzung ver-antwortlich ist. Eine schriftliche Vorinformation über die ethisch relevanten Daten der Vorgeschichte und mögliche bereits erwogene Handlungsoptionen sind erwünscht.

Ethische Fragen werden besprochenIn der ENK wird zunächst die akute Situation erfasst und die medizinische Vorgeschichte (Anamnese) zusammenge-fasst. Speziell wird die ethische Problematik, die Urteilsfä-higkeit des Patienten und der mutmassliche oder sichere Patientenwillen erörtert. Wenn eine Patientenverfügung vorliegt, wird sie beigezogen, ebenso Stellungnahmen der Angehörigen.In der Diskussion arbeiten die Sitzungsteilnehmenden heraus, welche ethischen Prinzipien zu berücksichtigen sind und wo der Widerspruch von Werthaltungen liegt. Handlungsoptionen werden beschrieben und diskutiert, schliesslich eine begründete Entscheidung getroffen. Da-nach legt die ENK fest, wer die Entscheidung umsetzt,

Prof. Dr. Joachim Küchenhoff

Rasche Entscheide und gründliche Reflexion

Die Psychiatrie Baselland bespricht ethische Fragen in zwei

Gremien – in der Ethischen Notfallkonferenz und im

Ethik-Forum. Sie bezieht dazu auch externe Experten ein.

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Ethik in der Psychiatrie

wer zu informieren ist und wann in einer Folgesitzung die Entscheidung überprüft wird. Bis spätestens am folgenden Arbeitstag liegt ein Protokoll vor.

Grundlegende Fragen im ExpertengremiumNeben der Ethischen Notfallkonferenz gibt es das Ethik-Fo-rum (EF). Das EF ist das Gremium zur Diskussion grundle-gender ethischer Fragen und dauert jeweils zwei Stunden. Auch im EF werden ethische Fragen von Mitarbeitenden selbst eingebracht, in Form von einer oder mehreren Fall-präsentationen, die aber zeitlich zurückliegen können und vielleicht schon einmal in einer ENK behandelt worden sind. Eine Koordinationsgruppe mit der Leitenden Psycho-login Dr. phil. Daniela Heimberg und der Leitenden Pflege-fachfrau Katharina Hauri bereitet mit den aktiven Mitarbei-tenden den Themenschwerpunkt eines EF vor.

Externe Fachperson bereitet Grundlagen vorEingeladen in das EF sind alle therapeutisch und pflege-risch tätigen Mitarbeitenden der Psychiatrie Baselland plus ein externer Ethikexperte. Wir sind glücklich darüber, dass wir eine nun schon Jahre bewährte Zusammenarbeit mit dem bekannten und anerkannten Medizinethiker Professor Giovanni Maio von der Albert-Ludwig-Universität Freiburg i.Br. aufbauen konnten. Giovanni Maio stellt sich im EF auf das Schwerpunktthema ein, auf die zu besprechenden Fälle und auf die Diskussion und referiert etwa 30 Minuten, indem er die Grundlagen ethischer Positionen freilegt: Er

entscheidet nicht für die anwesenden Mitarbeitenden, aber er schafft die Voraussetzungen für ein klareres klinisches Handeln, da er die einzelnen Voten und die geäusserten Wertvorstellungen auf ihre ethischen Bedingungen hin-terfragt, klinisch ebenso anschaulich wie wissenschaftlich tiefgründig. Vor wenigen Wochen haben wir das zehnte Ethik-Forum abgehalten. Als Themen wurde unter anderem gespro-chen über «Die dringliche medizinische Behandlung und ihre Ablehnung im Kontext der seelischen Krankheit», «Interessenskonflikte zwischen Institution und Patient», «Lohnt sich das noch? Lebensqualität bei Patienten mit einer dementiellen Erkrankung und ihre Diagnose und Behandlung in der Klinik und im Spital» oder «Umgang mit Zwangsmassnahmen: Grauzonen – Rechtfertigung – Ablehnungen».

Ein Gewinn für alleDie angemessene Arbeit an ethischen Fragen des klinischen Alltags ist ein fachlicher Gewinn. Aber unsere beiden Gre-mien, die der ethischen Reflexion gewidmet sind, leisten mehr: Sie fördern den Zusammenhalt, indem sie einen sehr persönlichen Reflexionsraum schaffen, in dem alle enga-giert und gleichberechtigt mitwirken. ■ ■

Prof. Dr. Joachim KüchenhoffDirektor Erwachsenenpsychiatrie

Prof. Giovanni di Maio am Jahressymposium der Psychiatrie Baselland vom 10. November 2016.

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Die katholische Theologin Elisabeth Hischier im Gespräch

Die katholische Spitalseelsorgerin Elisabeth Hischier geht Ende 2016 in Rente.

«Wir Klinikseelsorgende sind anteilnehmende Gäste»

_diagonal: Wie tragen Sie als Seelsorgerin zum Seelenheil seelisch kranker Menschen bei?

Elisabeth Hischier: Das müssten Sie die Patientinnen und Patienten fragen. Der Begriff Seelenheil stört mich etwas. Seele und Heil – im Sinne von Heilung – sind gute Begriffe. Seelenheil als zusammengesetztes Wort ist für mich etwas zu bigott. Es geht mir nicht darum, Men-schen zu fischen. Ich schaue vielmehr, was die Menschen brauchen, wie ich sie ansprechen kann und welche mei-ner Angebote heilsam sein können.

Arbeiten Sie alleine oder sind Sie ins Team der Psychiatrie Baselland eingebunden?

Ich bin von der Katholischen Kirche Baselland an- gestellt. Wir Klinikseelsorgende sind in der Psychiatrie Baselland anteilnehmende Gäste. Wir fühlen uns als kritisch loyales Gegenüber zur Klinik. Wir können uns viel Zeit für Gespräche oder Meditationen nehmen. Die Patienten wissen, dass wir dem Seelsorgegeheimnis unterstehen. Das gilt auch gegenüber der Institution. In schwierigen Fällen bitten wir die Betroffenen, uns von der Schweigepflicht zu entbinden. Wie reagieren Ihre Patienten auf Ihr Angebot?

Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Viele rea- gieren zuerst abwartend, aber positiv. Heute morgen beispielsweise war ich in der Aktivierungstherapie. Dabei

Sie arbeitet seit 17 Jahren als Seelsorgerin im Kantonsspital

Baselland und in der Psychiatrie Baselland. Ende Jahr

geht die katholische Theologin Elisabeth Hischier in Pension.

ergaben sich lockere Gespräche. Einige schätzen eine Meditation im Raum der Stille der Psychiatrie Baselland. Andere wieder erklären, dass sie mit Religion nichts zu tun haben wollen.

Können Sie zu den Patienten eine Beziehung aufbauen?

Ja, dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: beispiels-weise kurze Kontakte. Viele Patienten erklären mir dann im Nachhinein, das Gespräch habe ihnen gut getan. Oder dann gibt es das, was ich «Fellpflege» nenne: Spon-tane Begegnungen im Gang oder in der Cafeteria, bei denen wir über alles sprechen, was sie beschäftigt. Das kann auch Fussball sein. Darüber hinaus begleite ich Patientinnen und Patienten aber auch intensiv während ihres gesamten Klinikaufenthaltes in Einzelgesprächen in meinem Büro oder im Raum der Stille.

Sie engagieren sich privat in den Bereichen Asyl, Migration und Entwicklungshilfe. Spielen diese Themen in Ihrer Arbeit als Klinikseelsorgerin eine Rolle?

Ja. Wir stehen für Menschen aller Religionen zur Ver- fügung, falls sie das wünschen. Bei Flüchtlingen bestehen jedoch oft sprachliche Barrieren.

Gibt es Unterschiede zwischen klassischer Pfarreiarbeit und Klinikseelsorge?

Klassische Pfarreiarbeit umfasst meist klare Strukturen mit fixen Terminen. Wir Klinikseelsorgende hingegen sind ein sich selbst leitendes, ökumenisches Team ohne Hierarchien. Wir gestalten unsere Arbeitsabläufe selbst-bestimmt. Wir entscheiden selbständig, wie wir am Klinikalltag teilnehmen. Bei den Angeboten für Gesprä-che oder Meditationen richten wir uns nach den Be- dürfnissen der Patientinnen und Patienten. ■

Interview: Martin Brodbeck

Persönlich Elisabeth Hischier wurde 1953 in Basel geboren. Sie stu-dierte in Basel Geschichte, Germanistik und Theologie für Mittellehrerin (ökumenischer Studiengang). Ab 1978 gab sie zuerst Schulunterricht in Birsfelden (Deutsch und Ge-schichte), danach arbeitete sie als Theologin in der Pfarrei-seelsorge Birsfelden. Ab 1999 war sie im Teilpensum, seit 2002 ist sie vollamtlich als Spital- und Klinikseelsorgerin im Kantonsspital Liestal und in der Psychiatrie Baselland tätig. Elisabeth Hischier hielt sich 1992 in Nicaragua auf und gründete den Verein «Partnerschaft mit St. Teresa, Nicara-gua». Sie ist Vorstandsmitglied der «Anlaufstelle Baselland, Beratung Asyl und Migration».

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Schweizerische Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie

Vorsicht vor zu vielen Medikamenten bei Patienten mit psychischen und körperlichen Krankheiten.

Nutzen und Risiken einer medikamentösen Behandlung

Die Psychiatrie Baselland ist seit 2008 in der Schweizeri-schen Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psy-chiatrie (SGAMSP) aktiv und monitoriert auftretende Nebenwirkungen von Psychopharmaka und anderen Me-dikamenten. Das übergeordnete Thema der diesjährigen SGAMSP-Tagung in Liestal lautete «Seelische und körper-liche Faktoren im Krankheitsverlauf». Das Augenmerk der Vorträge und Workshops lag auf dem Nutzen und den Ri-siken einer medikamentösen Behandlung. Gerade bei Pa-tienten mit schweren psychischen Erkrankungen bestehen zusätzlich oft vielfältige somatische Risiken und Mehrfach-krankheiten.

Zusätzlich körperliche KrankheitenDer Titel meines Referates hiess: «Pharmakotherapie bei Patienten mit komplexen körperlichen und psychischen Störungen» und befasste sich mit erhöhten Sterblichkeitsri-siken, der neuen Diagnostik somatoformer Störungen und der Pharmakotherapie. Menschen mit schweren psychi-schen Erkrankungen müssen gründlich abgeklärt und psy-chiatrisch wie auch somatisch untersucht werden. Häufig kommen bei diesen Patienten auch somatische Leiden hin-zu, etwa Infektionskrankheiten wie Aids oder sexuell über-tragbare Krankheiten sowie Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Nierenerkrankungen. Dazu gehört auch ein erhöhter Anteil von Fettleibigkeit, Diabetes mellitus, Schilddrüsen-Unterfunktionen sowie erhöhte Risiken für Schlaganfall, periphere Gefässerkrankungen und Bluthochdruck.

«Seelische und körperliche Faktoren im Krankheitsverlauf»: So

lautete das Thema der Jahrestagung der Schweizerischen

Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie Baselland

in Liestal. Sie wurde von 130 Teilnehmenden besucht.

Neue somatische BelastungsstörungDarauf wurde die neue somatische Belastungsstörung thematisiert, wie sie im amerikanischen Klassifikations-System DSM-5 aufgeführt ist (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 2013). Dieses Krankheitsbild entspricht der früheren Somatisierungsstörung. Sie ist aber breiter gefasst und meint auch Krankheitsbilder, welche durch Körpersymptome als Stressfolge entstanden sind. Diese neu definierte Störung umfasst zusammen mit der Krankheitsangst-Störung (früher: Hypochondrie) und den Konversionsstörungen ein neues Kapitel «Somatische Be-lastungsstörungen» im DSM-5.Gemeinsam ist diesen Störungsbildern die grosse Bedeu-tung der somatischen Symptome, welche belastend sind und das tägliche Leben stark einschränken. Betroffene su-chen Hilfe zumeist beim Hausarzt oder in anderen medi-zinischen Settings und kommen oft erst spät in die psych-iatrische Praxis. Eine Invalidisierung mit Berentung ist bei komplexeren Fällen leider selten zu verhindern. Zum Schluss wurden verschiedene Cochrane-Studien zur Therapie von somatoformen Leiden bei Erwachsenen be-sprochen, die nur eine geringe Evidenz für die Wirksamkeit neuerer Antidepressiva oder pflanzlicher Medikamente er-gaben. Unter den psychotherapeutischen Ansätzen zeigte sich die kognitive Verhaltenstherapie als die wirksamste. Die Kommunikation ist gerade mit diesen Patienten ent-scheidender als die Therapiemethode.

Vorsicht vor ÜbermedikationPatientinnen und Patienten nehmen in bester Absicht ver-schriebene Medikamente oft nicht ein. Deshalb Vorsicht vor einer Übermedikation! Hilfreich sind Psychopharmaka, vorab Antidepressiva, wenn sie aufgrund der Diagnose klar angezeigt sind. Bei der Verschreibung lohnt es sich, einfa-che Therapieschemata und so wenig Einnahmezeitpunk-te wie möglich zu wählen. Bei dualen Erkrankungen mit mehreren Ärzten und Fachdisziplinen sollte ein Hin- und Her-Schieben nach Möglichkeit vermieden werden. ■

Dr. med. Philipp EichChefarzt Zentrum für Kriseninterventionund Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen

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Dr. med. Philipp Eich

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Fachgruppe Angehörigenarbeit

Angehörigen von psychisch kranken Menschen ist es wich-tig, eine Anlaufstelle zu haben, um ihre Fragen und Sorgen mitzuteilen und von den behandelten Fachpersonen ange-hört zu werden. Die Psychiatrie Baselland pflegt mit dem Einbezug der Angehörigen in die Behandlung eine lange Tradition. In Einzel- und Gruppengesprächen können die Angehörigen ihre Fragen und Anliegen mit Fachpersonen besprechen. Die Zentrale Aufnahme der Erwachsenenpsy-chiatrie ist seit September 2015 auch als Anlaufstelle für Betroffene und ihre Angehörigen eröffnet worden.

Entlastung für AngehörigeDie Angebote der Psychiatrie Baselland verfolgen das Ziel, dass Angehörige gut informiert und in der Lage sind, schwierige Situationen zu reflektieren und sich sicherer zu fühlen im Umgang mit ihren Betroffenen, Institutionen und Unterstützungsangeboten. Dadurch sollen Angehörige entlastet werden und die Möglichkeit bekommen, (wieder) gut für sich selbst zu sorgen. Im klinischen Alltag kann die Angehörigenarbeit trotz-dem rasch in den Hintergrund rücken. Die kurzen Aufent-haltsdauern und das knappe Zeitbudget der behandelnden

Angehörige im Blick der Psychiatrie Baselland

Die Psychiatrie Baselland engagiert sich aktiv in der Angehörigen-

arbeit. Eine Fachgruppe mit Spezialisten aus ärztlich-therapeu-

tischen, pflegerischen und sozialarbeiterischen Disziplinen bringt die

Perspektive der Angehörigen in den klinischen Alltag ein.

Fachkräfte erschweren die Zusammenarbeit mit dem sozi-alen Umfeld. Eine ablehnende Haltung der Betroffenen ge-genüber dem Einbezug der Angehörigen, komplexe Famili-ensituationen und unterschiedliche Erwartungshaltungen der Beteiligten fordern die Fachpersonen heraus.

Unterstützung für FachleuteGerade in diesen Situationen ist die Psychiatrie Baselland auf therapeutische Fachpersonen angewiesen, die sich aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung und ihres fachli-chen Know-hows diesen Herausforderungen stellen. Die Fachgruppe möchte sich unter anderem zukünftig auf die Unterstützung dieser Fachpersonen konzentrieren. Diese bedürfen einer therapeutischen Haltung, eines grossen fachlichen Wissens über den Einbezug der Familie und sie brauchen einen guten Überblick über die Unterstützungs-möglichkeiten innerhalb und ausserhalb der Psychiatrie Baselland, um Angehörige möglichst gut zu beraten und in die Behandlung zu integrieren.

Gut vernetzt in der AngehörigenarbeitDie Angebote ausserhalb der Psychiatrie Baselland sind ebenfalls von zentraler Bedeutung. Die guten Beziehungen mit der Beratungsstelle und den Selbsthilfegruppen von Angehörigen der Stiftung Rheinleben in Basel wie auch die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Angehörigenarbeit in der Psychiatrie sind besonders wichtig und für diese Arbeit zielführend.Die Fachgruppe Angehörigenarbeit ist motiviert, die be-schriebenen Ziele zu verfolgen und – im Austausch inner-halb und ausserhalb der Psychiatrie Baselland – die Pers-pektive der Angehörigen bewusster im klinischen Alltag einzubinden. ■ Rachel Affolter, Pflegerische LeiterinZentrum für spezifische Psychotherapien und Psychosomatikund Zentrum für psychosoziale Therapien

Die Psychiatrie Baselland bringt die Perspektiven der Angehörigen von Patienten vermehrt in den klinischen Alltag ein.

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Scheidungsgruppe für Kinder

Stimmungs- und Gefühlszustände von Kindern visualisiert Dr. med. Romaine Viollier in der Scheidungsgruppe unter anderem mit Emoticons.

Hilfe aus dem Gefühls-Chaos

Wenn Eltern sich trennen, geht für Kinder eine Welt in die Brüche. Die Familienstruktur verändert sich grundlegend. Die damit verbundenen Verluste und Neuanpassungen stellen erhebliche Anforderungen an die einzelnen Famili-enmitglieder. Die Zerrissenheit zwischen Vater und Mutter lässt die Kinder oft in einen Loyalitätskonflikt gleiten. Es kostet sie viel Kraft, einen neuen Start zu finden. Auch Kin-der, die nicht mit Gefühlen wie Traurigkeit, Wut, Aggres-sivität, Ängsten oder Problemen in der Schule reagieren, leiden oft schwer unter dem Gefühls-Chaos.

Unterstützung für das KindAuch die Eltern müssen sich vom Bild der «heilen Fami-lie» verabschieden. In unserer Gruppe geht es aber primär darum, die Bedürfnisse der Kinder zu erfahren und ihnen zu helfen. Sie brauchen in dieser Situation Orientierung, Anregung und Unterstützung beim Reden und Verarbei-ten. Deshalb bieten wir seit etwa fünf Jahren für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren eine Gruppetherapie während zehn Wochen zum Thema Scheidung an. Die neue Situation mit zwei «Zuhause» für die Kinder ist für die ganze Familie eine grosse Herausforderung. Auch die finanzielle Situation, oft verbunden mit einer Veränderung der Erwerbstätigkeit der Eltern, stellt hohe Anforderungen und erfordert von der ganzen Familie Flexibilität. Die Gruppe schafft zunächst einen neutralen Ort für die Kinder. Hier spüren sie Verbundenheit und Zugehörigkeit und können mit Erwachsenen sprechen und diskutieren, die keine Loyalität zum einen oder anderen Elternteil spü-ren. Die Gruppenstunde beginnt und startet jeweils mit ei-nem Gruppenruf, den die Kinder selber entwickeln. Auch die Gruppenregeln werden von der jeweiligen Gruppe in-dividuell aufgestellt. Ebenfalls fester Bestandteil sind ein kurzes Zvieri und ein Gruppenspiel.

Kinder lernen, zur Ruhe zu kommenDurch Geschichten lernen die Kinder indirekt, mit Erleb-tem umzugehen und erfahren Beispiele, wie andere Kinder mit der neuen familiären Situation umgehen. Dabei hat das Benennen von Gefühlen und der Umgang damit viel Raum. Die Kinder lernen Handlungsalternativen kennen und erproben diese im Rollenspiel. Durch Entspannungs-spiele oder kreative Arbeiten lernen die Kinder, zur Ruhe zu kommen.

Wenn Eltern sich trennen, ist das für die Kinder oft eine

leidvolle Zeit. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie der

Psychiatrie Baselland hilft Eltern und Kindern mit einem

speziellen Gesprächsangebot.

Wir betrachten unterschiedliche Familienformen, erklären Begriffe wie «Stiefbruder», «Halbschwester» und derglei-chen und den Unterschied zwischen «getrennt» und «ge-schieden». In der Gruppe hat alles Platz: Streit mit dem Stiefbruder, andere Regeln bei der neuen Partnerin des Vaters, sozialer Rückzug aber auch Erlebnisse aus Schule und Freizeit. Wird es einem Kind einmal zu viel, haben wir einen «Ruheplatz» eingerichtet, wo das Kind eine Pause einlegen und sich anschliessend wieder am Geschehen be-teiligen kann.

Wissenstransfer in der Schatztruhe Die Kinder dürfen selber entscheiden, was sie zu Hause be-richten wollen. Damit das Wissen und die Erlebnisse nicht verloren gehen, gestalten wir mit den Kindern eine Schatz-truhe, um die Inhalte der Gruppentherapie nach Hause und in ihren Alltag zu transferieren. Durch die Erfahrungen der Anderen lernt das Kind und beobachtet, dass es viele ver-schiedene Bewältigungsstrategien gibt, um mit der Tren-nung der Eltern umzugehen.Ziele der Gruppensitzungen sind die Akzeptanz der ei-genen, individuellen Geschichte, die Entstigmatisierung durch die Gruppensituation («ich bin nicht alleine»), das Erlernen von Bewältigungs- und Problemlösungsstrategi-en, erkennen und benennen von Gefühlen und der Um-gang damit, positive Selbstwahrnehmung gewinnen und Ressourcenförderung. ■

Dr. med. Romaine ViollierAssistenzärztin Kinder- und Jugendpsychiatrie

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Zu Gast – Tobias Eggimann, Geschäftsführer Baselland Tourismus

_diagonal: Sie sind seit über fünf Jahren Geschäftsführer von Baselland Tourismus. Wird der Job nicht zur Routine?

Tobias Eggimann: Natürlich gibt es Arbeiten, die regel- mässig anfallen. Die Materie, mit der ich zu tun haben darf, ist allerdings sehr positiv und vielseitig – ich wäre selber schuld, wenn die Arbeit langweilig würde. Zumal sich der Job laufend entwickelt und es massgeblich an mir liegt, ihn zu gestalten.

Was durchbricht die tägliche Routine?

Zum Beispiel die Gasttaxe, die 2014 eingeführt worden ist. Dadurch kommen neue Mittel herein, um touris- tische Projekte umzusetzen. Viele davon werden von uns initiiert. Dazu gehören etwa ein inter-aktiver online-Rundgang auf Schloss Wildenstein, die Chirsiroute 111 für Velofahrer oder ein Baselland-Quiz-App. Welches sind neue Projekte?

Wir werden nächstes Jahr zusammen mit dem Amt für Kultur eine Panoramakarte mit kulturellen Instituti-onen und anderen Infos herausbringen. Mit solchen Karten haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Leute halten gerne ein Stück Papier in den Händen, um sich zu orientieren, und die Vogelschau fasziniert. Natür-lich wird es dazu auch eine digitale Plattform geben.

Weiter werden wir gemeinsam mit dem Verein «Wander-wege beider Basel» eine Broschüre mit Wanderungen publizieren, die Eltern mit dem Kinderwagen unterneh-men können. Zudem erscheint nächstes Jahr das Buch «111 Orte in Baselland, die Sie gesehen haben müssen», ein spannender Tourismusführer.

Wie wird Baselland als Tourismuskanton ausserhalb unserer Region wahrgenommen?

Wir dürfen uns nicht mit klassischen Feriendestinationen vergleichen. Wir sind zusammen mit Basel ein «touris- tischer Potenzialraum» und werden nicht als eigene Tou-rismusdestination wahrgenommen. So wollen wir Basel-land auch gar nicht positionieren, sondern als Gebiet neben der Stadt mit vielen tollen Ausflugszielen, Natur- erlebnissen, kulturellen Angeboten oder Erholungsräumen.

In der Tourismus-Statistik kommt Baselland nicht vor, nur «Basel Region». Ist diese Terminologie nicht zu sehr auf die Stadt ausgerichtet statt auf die Landschaft?

Wir bieten einerseits vieles gemeinsam mit Basel Touris-mus an, andererseits differenzieren wir uns automatisch. Naürlich gibt es kantonale Statistiken, etwa zur Zahl der Logiernächte. Aber wenn wir national oder über die Grenzen wahrgenommen werden wollen, hilft uns die

Tobias Eggimann, Geschäftsführer Baselland Tourismus

Kraftorte sind Energiequellen

Baselland Tourismus will 2017 wiederum interessante Projekte umsetzen. Dazu

gehört eine Broschüre mit Wanderungen mit dem Kinderwagen. Wichtig ist für

Geschäftsführer Tobias Eggimann, dass der Kanton den Leistungsauftrag nicht kürzt.

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Zu Gast – Tobias Eggimann, Geschäftsführer Baselland Tourismus

Persönlich Der 40-jährige Tobias Eggimann ist in Arisdorf aufgewach-sen und wohnt mit seiner Familie in Lampenberg. Er ist Vater eines Knaben und eines Mädchens. Er liess sich zum eidg. dipl. Tourismusfachmann HF und Marketingplaner ausbilden. Später folgten ein MBA der Universität St. Gallen und andere Weiterbildungen. Von 2000 bis 2005 war er Ge-schäftsführer der Genossenschaft für Familienherbergen in Gelterkinden, die nächsten fünf Jahre verantwortlich für Kommunikation und Unternehmensentwicklung der Basel-land Transport AG. Seit Oktober 2011 ist Tobias Eggimann Geschäftsführer von Baselland Tourismus.

Zusammenarbeit mit Basel. Wir gehen zum Beispiel gemeinsam an Messen, betreiben eine gemeinsame Buchungsplattform und tauschen uns regelmässig aus.

Sind Baselland und Basel-Stadt im Tourismus-Geschäft nicht auch Konkurrenten?

Nein. Basel positioniert sich anders als wir. Die Stadt richtet sich internationaler aus und definiert sich als Kul-tur- und Messestadt. Unsere Zielgruppe ist enger begrenzt, und wir bieten ein anderes Produkt an: Aktiv erholen, erleben und geniessen sowie austauschen und lernen – das sind unsere Themen.

Es gibt Ranglisten über meistbesuchte Sehenswürdig- keiten der Schweiz. Baselland ist darauf kaum je zu finden. Haben wir nicht mehr zu bieten?

Für die Top 10 reicht es vielleicht nicht. Aber bei den Top 20 sind wir gleich mehrfach dabei. Denken wir nur an Augusta Raurica mit jährlich 140 000 Besuchern; oder an die Wasserwelt Aquabasilea in Pratteln mit mehreren hunderttausend Eintritten.

Baselland Tourismus erfüllt einen Leistungsauftrag des Kantons Basel-Landschaft für jährlich 600 000 Franken. Der Kanton muss kräftig sparen. Spüren Sie das auch?

Unser vierjähriger Leistungsauftrag läuft Ende 2016 aus und steht derzeit in der politischen Diskussion. Eine Studie der Uni St. Gallen über unsere Arbeit der letzten vier Jahre kommt zu einem sehr erfreulichen Resultat. Die Experten empfehlen, unseren Leistungsauftrag auf dem bisherigen Niveau zu lassen. Wir sind eine der wenigen Institutionen, die es sich zur Pflicht gemacht haben, das Baselbiet ins beste Licht zu setzen. Das ist nötig angesichts der eher negativen Stimmung, die über das Baselbiet derzeit da und dort verbreitet wird.

Welches wären die Konsequenzen, wenn die 600 000 Franken pro Jahr gekürzt würden?

Es geht um 50 000 Franken weniger. Das sind immerhin fast zehn Prozent. Bei einer solchen Kürzung müssten wir uns überall einschränken und Projekte streichen. Unsere Partner sind finanziell ebenfalls nicht so üppig aufgestellt und verlassen sich auf uns. Es wäre falsch,

wenn wir unsere Dynamik zurücknehmen müssten. Wir müssen weitermachen wie bisher, denn die Logier-nächte gehen eher zurück und es gibt neue Angebote in Basel.

Sie kennen das Baselbiet in- und auswendig. Wo gefällt es Ihnen am besten?

Ja, ich kenne das Baselbiet wirklich sehr gut. Ich bin auch viel mit dem Velo unterwegs. Einer meiner Lieb-lingsorte ist die Belchenfluh. Dorthin gehe ich sicher zehnmal pro Jahr. Die Rundsicht ist fantastsich. Man sieht die halbe Schweiz bis zum Mont Blanc in Frank-reich. Es gefällt mir auch sehr, mit dem Velo an einem Sommerabend über Hügel und durch Täler zu fahren und immer wieder neue Landschaften zu erleben.

Wir sind hier in der Psychiatrie Baselland. Gibt es zwischen Tourismus und Psychiatrie eine Verbidnung?

Vielleicht die sogenannten Kraftorte mit psychisch posi-tiver Wirkung wie die Belchenfluh, die Ermitage in Arlesheim oder das Gebiet St. Margreten in Binningen, wo die Menschen Energie tanken können und die auch touristisch wertvoll sind.

Menschen mit einer Depression sollten lieber in die Ermitage gehen statt in die Psychiatrie Baselland?

Das nicht unbedingt. Aber der Besuch eines Kraftortes hilft sicher, um positive Energie zu tanken. Viel frische Luft und Sonnenlicht – das tut in jedem Fall gut. ■

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«Meine Kinder gaben mir Kraft in der Depression»

Wer mit Monika* spricht, würde nie ahnen, was sich im Leben der fünffachen Mutter bisher abgespielt hat. An-gefangen hatte es, als sie acht war und sich ihre Eltern trennten. Die Mutter wurde abhängig von Alkohol und Tabletten. «Ich litt sehr unter ihrem Zustand», erinnert sich die 54-jährige Frau. Es war der Beginn einer langen Lei-densgeschichte, die 2007 zu einem ersten Aufenthalt in der Psychiatrischen Klinik in Liestal führte. Ihre Mutter habe sie als Kind oft geschlagen und schika-niert, erzählt Monika. Sie brachte nachts immer wieder Freunde mit nach Hause, die auch vor dem Schlafzim-mer des Mädchens nicht Halt machten. «Es war eklig und schrecklich und ich hatte damals riesige Angst, dass die Männer meiner Mutter und meinen Geschwistern etwas antun könnten, wenn ich mich nicht füge», sagt sie. Später lernte die Mutter einen Mann kennen und heiratete ihn. Die Ehe ging in die Brüche.

Früh von zuhause ausgezogenNach ihrem 16. Geburtstag zog die Tochter von zuhause aus und mit ihrem Freund zusammen. Sie machte eine Lehre als Verkäuferin, heiratete und wurde mit 20 Jahren Mutter eines Sohnes. Bis 1989 kamen weitere zwei Söhne und eine Tochter zur Welt. «Ich war sehr glücklich mit meinen Kindern», erinnert sich Monika. «Ich konnte ihnen geben, was ich mir immer gewünscht, aber nie bekommen hatte: Liebe, Wärme, Verständnis und Spass.» Sie wurde sehr von ihrem Mann dominiert. «Sehr wenige Male in zwölfeinhalb Jahren war ich im Ausgang und durfte immer nur bis Mit-ternacht wegbleiben.» 1993 kam es zur Trennung.

Zweite Ehe gescheitertKurze Zeit später lernte sie ihren zweiten Mann kennen. Als sie kurzzeitig von Zuhause aus arbeitete, strich ihr ers-ter Mann die Unterstützung für sie. Sie nahm eine Stelle an, um sich und ihre Kinder über Wasser zu halten. Ihr fünftes Kind, eine Tochter, wurde 1995 geboren; vier Jahre später heirateten sie und ihr Lebenspartner. «Es war für mich die grosse Liebe.» Aber auch diese Ehe scheiterte und wurde 2010 geschieden. In dieser Zeit liess sich Monika zur IT-Fachfrau ausbilden, war Projektleiterin und Lehr-lingsverantwortliche. Ihr Leben war in diesen und späte-ren Jahren geprägt von wechselnden Jobs, einer weiteren

Monika vor dem Haus A der Psychiatrie Baselland in Liestal.

* Der volle Name ist der Redaktion bekannt

Als Kind missbraucht und oft geschlagen, mit 16 zuhause

ausgezogen und später schlimme Enttäuschungen mit

Männern: Mit 32 setzte bei Monika eine Bipolare Störung

ein. In der Psychiatrie Baselland hat sie zu einem stabilen

Leben gefunden.

Bekanntschaft, die in die Brüche ging und ihr noch mehr schadete, von Arbeitslosigkeit, vom Gang zum Sozialamt und immer wieder von psychischen Belastungen und kör-perlichen Beschwerden.

Das Atelier war «der Hammer»Mehrmals war sie in Psychiatrischen Kliniken, meistens in der Psychiatrie Baselland. In Einzel- und Gruppentherapi-en, aber auch mit Hilfe von Medikamenten ging sie ihre Probleme an. Es gab auch Rückschläge, sobald sie wieder zuhause war. Neue Probleme führten zu erneuten stationä-ren Behandlungen. Ursachen waren der emotionale Stress, die Verletzungen, der Vertrauensmissbrauch und anderes. «Die Schwierigkeiten hatten aber nie mit meinen Kindern zu tun oder mit der Arbeit.» Mit der Zeit schlugen die The-rapien an. «Mein Zustand verbesserte sich, ich habe enorm viel von der Behandlung in der Klinik profitiert.» Besonders gut gefallen hat Monika die Arbeit in den Ate-liers: «Das war der Hammer.» Hier konnte sie ihre Kreati-vität ausleben, baute ein Hexenhaus mit 1800 Ziegeln in Form von Glacéstengeln und Fachwerk und machte Sport, Pilates, Physio und Tanz. Viel gebracht hat ihr die radika-le Akzeptanz ihres bisherigen Lebens. «Wer das umsetzen kann, was ich in der Psychiatrie Baselland gelernt habe, hat massiv an Lebensqualität gewonnen.»Monika hat sich in einer sozialen Institution für Menschen mit psychischen Schwierigkeiten ausbilden lassen, auch um Alzheimerpatienten zu begleiten. Ehrenamtlich, wie sie sagt, betreut sie derzeit noch zwei Männer. Gerne würde sie die Erfahrungen, die sie mit ihrer Krankheit gemacht hat, noch stärker einsetzen, um Menschen zu helfen.

«Ich habe es geschafft»«Ohne die Klinik in Liestal weiss ich nicht, wo ich stehen würde», sagt die ehemalige Patientin. «Gerade in den Zei-ten schwerer Depressionen war die Pflege sehr einfühlsam. Das war mein grosses Ziel, endlich herabzusteigen von die-ser grässlichen Fahrt auf der ‹Achterbahn der Gefühle›, die alles steuert, wie sie will. Ich habe es geschafft zurück zu den Menschen, die ich liebe.» ■

Monika* litt unter einer Bipolaren Störung

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Ethische Fragen in der Psychiatrie Baselland

Gemeinsam zu guten Lösungen Der Psychiatrie stellen sich grundsätzliche Fragen nach Freiheit und Selbstbestimmung, nach der

Begründung von Zwangsmassnahmen und dem Umgang mit Patientenverfügungen. Ethische Fragen

werden gemeinsam mit den Beteiligten diskutiert und Entscheidungen verantwortet.

Das Team der Seelsorgerinnen und Seelsorger der Psychiatrie Baselland (v.l.): Christoph Schneider (ref.), Marion Klee (ref.), Elisabeth Hischier (kath.), PD Dr. theol. Regine Munz (ref.) und Rolf Schlatter (ref).

Der Theologe und Ethikprofessor Johannes Fischer aus Zürich sagte: «Es gibt ethische Fragen und Probleme nicht deswegen, weil es die Ethik als philosophische Disziplin gibt. Es gibt die Ethik als eine solche Disziplin, weil es sol-che Probleme gibt.» Ethik ist demnach kein Selbstzweck, sondern eingebettet in ein bestimmtes Umfeld, in dem sich die Frage nach dem richtigen und guten Handeln stellt.

Nachdenken über Ethik ist ein Privileg Ethische Probleme treten immer wieder in der Psychiatrie Baselland auf. Manchmal werden sie in eine Fallbespre-chung integriert und gar nicht als eigenes Thema behan-delt, manchmal werden sie in einem Ethik-Forum oder in einer Ethischen Notfallkonferenz diskutiert. Das Nachden-

ken über Ethik ist ein Privileg. Denn wir haben die Zeit, um die Hintergrundannahmen und Vorverständnisse davon zu klären, wie wir das Handeln in der Klinik mit und an den Patienten verstehen. Die ethischen Entscheidungen werden dabei nicht an Spe-zialisten abgegeben – etwa eine eigens dafür eingerichtete Ethikkommission – oder formalisiert in Regeln und Hand-lungsanweisungen gefasst, sondern gemeinsam mit den Beteiligten diskutiert. Sie entzünden sich an der Frage wie der nach dem je angemessenen Umgang mit Zwangsmass-nahmen oder dem Problem, wie gewalttätigen Patienten in der Klinik zu begegnen ist. Im Zusammenhang der Fragen, die Sterben und Tod in der Psychiatrie berühren, stehen die ethischen Aspekte beim Umgang mit der Patientenverfügung im Zentrum sowie die ethische Dimension der Grauzone zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe. Wie kann der Umgang mit der

lebensbedrohlichen Magersucht bei älteren Patientinnen aussehen, die sich vehement gegen eine Gewichtszunahme wehren?

Freiheit und SelbstbestimmungIn den Gesprächen stellen sich oft grundsätzliche Fragen: Welches ist die Aufgabe der Psychiatrie Baselland, wo ist Zwang gerechtfertigt, was ist unter Freiheit und Selbstbe-stimmung zu verstehen, welches ist der mutmassliche Wille des Patienten oder der Patientin, auch wenn diese im Mo-ment ihre Wünsche nicht direkt artikulieren können? Es bleibt eine immer wieder neu zu lösende Aufgabe, diese Fragen in Beziehung mit den jeweiligen Betroffenen zu klären und Antworten zu finden.Dabei gibt es kein absolut richtiges ethisches Handeln oder eine absolut richtige ethische Entscheidung, sondern nur eine von den Beteiligten gemeinsam verantwortete Ent-scheidung. Der Weg dazu führt über die Diskussion, die Analyse des ethischen Problems, die Suche nach Lösungs-ansätzen, die Klärung der Fragen: wofür entscheiden wir uns aus welchen Gründen, wie kann diese Entscheidung umgesetzt werden, und muss diese Entscheidung noch ein-mal im Laufe der Behandlung überprüft werden?

Verantwortliches HandelnIn der Diskussion bringe ich meinen eigenen Hintergrund ein. Als Theologin und Pfarrerin sind mir christliche Über-zeugungen wichtig, wie etwa, was unter Menschenwürde zu verstehen oder was Solidarität ist. Hier sehe ich mich in inhaltlicher Nähe zum Freiburger Ethiker Giovanni Maio, der in den Ethik-Foren zu grundsätzlichen ethischen Klä-rungen beiträgt und den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ebenso wichtig ist mir die Erkenntnis, dass verant-wortliches Handeln immer auch fehlbares Handeln ist und bleibt, und genau dies unser Menschsein ausmacht – auch hier in der Psychiatrie Baselland. ■ Pfrn. PD Dr. theol. Regine MunzSeelsorgerin der Reformierten Kirche Baselland

«Es ist sehr viel leichter, eine Sache prinzipiell als in konkreter Verantwortung

durchzuhalten.»Dietrich Bonhoeffer

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nen Personalverleih mit passendem Job-Coaching für Un-ternehmen in der Region.Mit der Unterzeichnung des Lizenzvertrages für das iPunkt-Label verpflichtet sich die Psychiatrie Baselland, verschie-dene Vergabekriterien für dieses Label einzuhalten. Diese Kriterien haben zum Ziel, dass Menschen mit Beeinträch-tigung angestellt werden. Die am Label teilnehmenden Un-ternehmen sind verpflichtet, sich in der Integrationsbefä-higung und -bereitschaft weiter zu entwickeln.

Psychiatrie Baselland engagiert sichMit dem iPunkt-Label profitiert die Psychiatrie Baselland von der Aufnahme ins iPunkt-Branchenverzeichnis, ei-nem starken Netzwerk von Unternehmen, Einladungen zu Stammtischen und Informationsveranstaltungen sowie von Weiterbildungen für Personalfachleute. Der mit der beruflichen Integration beauftragte Bereich «Arbeit und Beschäftigung» kann damit die eigenen Angebote stärken; im Gegenzug stellt er sich im Netzwerk und an Veranstal-tungen für beruflich-integrative Fachfragen bei psychischer Beeinträchtigung zur Verfügung und bringt sich aktiv für die Ziele des iPunkt-Labels ein. ■

Fabian BussingerLeiter Bereich «Arbeit und Beschäftigung» Psychiatrie Baselland

Psychiatrie Baselland iPunkt-zertifiziert

Jobs für Menschen mit einer Behinderung

Die Psychiatrie Baselland ist seit kurzem Trägerin des Labels iPunkt. Damit zeichnet der Verein Impulse aus Basel Unter-nehmen aus, die Menschen mit Beeinträchtigung anstellen und deren berufliche Chancengerechtigkeit achten. Dem Label liegt ein Zertifikat mit einem Lizenzvertrag zugrun-de. Impulse entstand aus «die CHARTA», einer Initiative, die 2009 bis 2012 rund 100 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung im ersten Arbeitsmarkt geschaffen hatte. Am Start beteiligt waren rund 70 Unternehmen aus der Nordwestschweiz, die beiden Regierungen von Baselland und Basel-Stadt, die Handelskammer beider Basel, die Wirtschaftskammer Baselland, der Gewerbeverband Ba-sel-Stadt, der Arbeitgeberverband Basel, die IV-Stellen von Basel-Stadt und Baselland, die Sozialversicherungsanstalt Baselland sowie das Behindertenforum Basel.

Jobs für Menschen mit BeeinträchtigungDas Label iPunkt passt hervorragend zur Psychiatrie Ba-selland: Wie Impulse ist es auch der Psychiatrie Baselland wichtig, dass Menschen mit Behinderung am gesellschaft-lichen Leben teilhaben können. Sie bietet dazu Unterstüt-zung und Leistungen für Betroffene und Unternehmen, damit behinderte Menschen in der Arbeitswelt integriert sind, und gewährt ein breites Spektrum an Arbeitsmög-lichkeiten in ihren Betrieben. Sie unterhält zudem mit dem dazu beauftragten Bereich «Arbeit und Beschäftigung» ei-

Die Integration in Gesellschaft und Arbeitswelt von

Menschen mit Behinderung – diesem Ziel ist die Psychiatrie

Baselland verpflichtet. Das Label iPunkt hilft ihr dabei.

Fabian Bussinger bei einem Anlass von iPunkt im November 2016.

iPunkt-Stammtisch (v.l.): Jacqueline Etter und Zuhra Salihi (Abteilungsleiterin Job-Coaching und Job-Coach des Bereiches «Arbeit und Beschäf- tigung» der Psychiatrie Baselland); Beatrice Gall, Job-Coach der Stiftung Rheinleben, Basel und Guido Herklotz vom Verein Impulse, Basel.

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Neuer Verein für Physiotherapie in der Psychosomatik und Psychiatrie

Therapeutinnen vereinigen sich

Wechsel im Präsidium

Den Austausch unter Fachleuten fördern und die Physio-therapie weiter stärken – diese Ziele verfolgt der schweize-rische Verein für Physiotherapie in der Psychosomatik und Psychiatrie (SAG PPP). Er wurde im Sommer 2016 in der Psychiatrie Baselland in Liestal gegründet. Die Institution hat den Verein von Anfang an tatkräftig unterstützt, vor allem Prof. Dr. Joachim Küchenhoff, Direktor Erwachse-nenpsychiatrie. Im Januar 2017 organisiert der SAG PPP die erste Fachtagung.

Die Betriebsfeuerwehr der Psychiatrie Baselland (PBL) und des Kantonsspitals Baselland (KSBL) hat an ihrer Hauptübung den langjährigen Kommissionsprä-sidenten Hans-Peter Ulmann, CEO der Psychiatrie Baselland, verabschiedet. Er ist nach 21 Jahren zurückgetreten. Sein Nachfolger ist Fabian Keller, Leiter Betrieb der PBL und stellvertretender CEO. Ebenfalls aus dem Feuerwehrcorps ausgetreten ist der langjährigen Offizier Thomas Heid.Die vielen Gäste konnten eindrückliche Demonstrationen der «Pompieri» mit-erleben. So simulierten diese an einem Modellhaus einen Zimmerbrand mit Flashover, das heisst, dem rasanten Übergang des Zimmerbrandes zum Voll-brand aufgrund einer Rauchdurchzündung. Weiter zeigte die Feuerwehr, wie ein Fettbrand entstehen kann und wie man diesen auf keinen Fall zu löschen versuchen sollte. Die letzte kleine Demonstration verdeutlichte die beschleu-nigende Wirkung von Sauerstoff auf das Feuer.Bei der Einsatzübung bekämpften die Feuerwehrfrauen und -männer einen Brand des Kreativ-Therapeutischen Zentrums der PBL, wobei drei Personen vermisst wurden. Zum Abschluss des Nachmittags wurden im Feuerwehrma-gazin Ehrungen und Beförderungen ausgesprochen. Bei einem Nachtessen im KSBL liess die Betriebsfeuerwehr die gelungene Hauptübung ausklingen. ■ Hauptmann Manuele ZizziKommandant Betriebsfeuerwehr KSBL/PBL

Oberleutnant Melanie GlauserStr. Kommandantin Betriebsfeuerwehr KSBL/PBL

Die Präsidentin des Vereins für Physiotherapie in der Psychosoma-tik und Psychiatrie Zagorka Pavles (sitzend) mit Susanne Waldmeier, zuständig für die Vereinsfinanzen.

Hans-Peter Ulmann (in Zivil, links) übergibt das Präsidium der Feuerwehrkommission an Fabian Keller. Die beiden stehen inmitten ehemaliger und aktueller Kommandanten (v.l.): Domenico Mozzillo (Kommandant 2003 – 2008), Urs Thommen (1992 – 1995), Fritz Stalder (2001 – 2002), Dario Balosetti (2009 – 2012) und Manuele Zizzi (seit 2013).

Der Verein mit derzeit 40 Mitgliedern fördert die Quali-tät der Physiotherapie, Ausbildung, Praxis und Forschung, vorab in jenen Gebieten, die für die Psychosomatik und Psychiatrie wichtig sind. Viel Gewicht legt er in die natio-nale und internationale Vernetzung der Fachleute, in die Kommunikation und den Austausch der Physiotherapeu-ten und anderen Fachdisziplinen.Der SAG PPP ist als Fachgruppe bei Physioswiss registriert, dem Schweizer Physiotherapie-Verband und dem Weltver-band der Physiotherapeuten in der Psychiatrie beigetreten. Dieses Jahr war der SAG PPP mit einer zwölfköpfigen De-legation in Madrid an einer internationalen Konferenz für Physiotherapeuten im Bereich der Psychiatrie vertre-ten und hat sich dort mit einer Präsentation und Postern eingebracht. Er nahm auch am Physioswiss-Kongress vom Juni 2016 in Basel teil und konnte dort einen Workshop zum Thema Psychosomatik in der Physiotherapie organi-sieren. ■ Zagorka Pavles, Leiterin Physiotherapie Psychiatrie BasellandPräsidentin SAG PPP

Hauptübung der Betriebsfeuerwehr

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15 Jahre Kunst in der Psychiatrie

Öffentliche Vorträge 2017 der Psychiatrie Baselland

Plattform für Kunstschaffende

Von Autismus bis zu psychisch kranken Tätern

Die Sissacher Künstlerinnen Liza Stauder-Koltay und Jacqueline Borner sowie der Künstler Christian Kessler aus Gempen stellen in der Psychiatrie Baselland in Lies-tal noch bis 23. April 2017 ihre Arbeiten aus. Es ist die 30. Ausstellung in 15 Jahren der Institution. Seit 2001 ha-ben 62 Künstlerinnen und Künstler aus der Region in der Psychiatrie Baselland ihre Werke präsentiert. «Ich bin froh und stolz darauf, dass wir unsere Institution durch unser Kunst-Engagement dem Publkum näher brin-

Erstmals hat die Psychiatrie Baselland in diesem Jahr zu öf-fentlichen Vorträgen über psychische Erkrankungen einge-laden. Hunderte von Besucherinnen und Besuchern haben sich von Fachleuten informieren lassen. Die erfolgreiche Serie von öffentlichen Vorträgen wird 2017 fortgesetzt. Es stehen sechs Anlässe auf dem Programm. Sie beginnen alle um 18.30 Uhr im Restaurant Seegarten, Rainstrasse 6 in Münchenstein. Der Eintritt ist frei, am Schluss wird ein Apéro serviert. ■

gen können», sagt Hans-Peter Ulmann, CEO der Psychiatrie Baselland. «Gleichzeitig schmücken wir unsere Räume mit vielen Arbeiten regionaler Kunstschaffender und bieten ih-nen eine Plattform, ihre Werke auszustellen.»Lustvolles Experimentieren mit Farbe und Leinwand cha-rakterisiert das Werk von Jacqueline Borner. Sie pinselt, spachtelt, trägt auf und ab, überdeckt, schleift und klebt, verbrennt und löscht – in vielen Varianten und Methoden lässt sich die Künstlerin in ihrer Arbeit treiben und inspi-rieren. Der Mensch und seine Sinne stehen im Zentrum des Werkes von Liza Stauder-Koltay. In ihren Ölgemälden und Gipsreliefs kommen Ohren, Augen, Lippen und ganze Gesichter aus unterschiedlichen Kulturen vor, die mitei-nander zu kommunizieren scheinen. Bildhauer Christian Kesslers Skulpturen aus Holz, Kalkstein, Marmor oder Alabaster «entstehen in, mit und aus der Natur», sagte Kunsthistorikerin Rebekka Schraner an der Vernissage vom 29. November 2016. Gleichzeitig verarbeite der Künstler Stoffe wie Holz oder Stein zu ausdrucksstarken mannsho-hen Stelen. ■

Stellen derzeit in der Psychiatrie Baselland in Liestal aus (v.l.): Liza Stauder-Koltay, Christian Kessler und Jacqueline Borner.

Programm 2017 Es ist zum VerzweifelnKrisenintervention und Bewältigung– Donnerstag, 16. Februar 2017Referent: Dr. med. Philipp Eich, Chefarzt Zentrum für Kriseninter- vention und Zentrum für Abhängig-keitserkrankungen

Ein Leben in der eigenen Welt Autismus bei Kindern und Jugendlichen– Mittwoch, 3. Mai 2017Referent: Markus Förster, Diplom- psychologe, Leitender Psychologe Kinder- und Jugendpsychiatrie

Erschütterte MenschenTrauma(-folgen) erkennen, verstehen und behandeln– Dienstag, 1. Juni 2017Referierende: Dr. rer. nat. Nadja Jacob, Diplompsychologin, Psychologische Leiterin Tagesklinik Liestal, und Med. pract. Karsten Prause, Oberarzt Zentrum für Psychosoziale Therapien

Psychisch krank und gefährlich?Einblicke in die psychiatrische Forensik– Dienstag, 22. August 2017Referent: Dr. med. Andreas Frei, Leiter Fachstelle Forensik

Nichts ist mehr wie früherDepression im Alter– Montag, 23. Oktober 2017Referentin: Kristine Ewert, Oberärztin Privatklinik, Fachärztin für Neurologie sowie für Psychiatrie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Gerontopsychiatrie

Handeln als AngehörigePsychisch Kranke in der Familie– Dienstag, 12. Dezember 2017Referentin: Rachel Affolter, Pflegerische Leiterin Zentren für spezifische Psychotherapien und Psychosomatik sowie psychosoziale Therapien

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Stiftung Tierpark

Freude schenken – Freude empfangen

Danke

Weihnachten steht vor der Tür. Viele suchen in letzter Minute und in Hektik nach Gelegenheiten und Ideen für ein Geschenk. Unser Tierpark als Ort der Ruhe, der Begegnung und des Natur-genusses ist geradezu ideal, um in der Vorweih-nachtszeit oder übers ganze Jahr Freude zu schenken. Aber auch wir dürfen Freude empfan-gen. So erfahren die Mitarbeitenden des Tier-parks und die Mitglieder des Stiftungsrates von Besucherinnen und Besuchern im Tierpark oder bei Kontakten immer wieder, wieviel Freude unser gut und mit viel Liebe und Engagement ge- pflegter Tierpark auslöst.

Besondere Freude bereiten die Jungtiere, die im Tierpark auf die Welt kommen. In diesem Jahr waren dies vor allem unsere schottischen Hoch-landrinder, Dartmoor-Ponys, ein Lama, Stiefel-geissen, Walliser Schwarzhalsziegen, Spiegel-schafe, Zwergziegen und Meerschweinchen.

Unser beliebter und gut besuchter Streichelzoo hat am Weihnachtsmarkt in Liestal wiederum unzählige Kinder und Eltern begeistert. Promi-

nente Hirten in unmittelbarer Nähe unseres Standes sammelten für das Weihermätteli einen namhaften Betrag. Wir freuen uns sehr darüber und danken herzlich. Unser Streichelzoo war auch für viele Besucher an zahlreichen weiteren Anlässen die grosse Attraktion, etwa an der MUBA in Basel, den Waldtagen in Arisdorf oder am Ebenraintag in Sissach.

Mit Freude durften wir an der Benefizvorstellung der bühne_liestal das Märchen Ali Baba und die 40 Räuber geniessen. Bereits zum fünften Mal spendete die bühne_liestal die Einnahmen einer Vorstellung unserem Tierpark.

Im Rahmen des Tierparkfests führten wir einen Ballonwettbewerb durch. Der Ballon der dreijäh-rigen Amélie Schildt aus Arisdorf flog mit 271 Kilometern am weitesten und erreichte Algund im Südtirol. Amélie und ihre Familie genossen den Hauptpreis – eine Kutschenfahrt in den herbstli-chen Liestaler Wald mit unseren Dartmoorponys. Unsere Kutschenfahrten sind sehr beliebt und lösen bei Passanten immer wieder Bewunderung

Karl Schopfer Fonds

Elsa Martha und Eduard Stahl-Greuter Stiftung

GemeindeLausen

Die dreijährige Amélie Schildt aus Arisdorf ist Siegerin des Ballon-wettbewerbes am Tier-parkfest vom August. Hier mit ihren Eltern und dem kleineren Bruder sowie der Gross-mutter. Die beiden Ponys Topstar und Apollo zogen die Kutsche mit der Gewinnerin durch den Wald.

Kinder vergnügen sich mit Ziegen im Streichelzoo.

Sie wachsen und wachsen – die jungen Dartmoorponys Captain und Chelsea vom Weihermätteli.

aus. Sie eignen sich bestens für Anlässe wie Jubiläen, Geburtstage, Hochzeiten oder Ausflüge und können bei uns gebucht werden.

Zum regelmässigen Ponyreiten am Mittwoch-nachmittag kommen immer mehr Kindergeburts-tage an anderen Wochentagen hinzu, für die Ponyreiten mit einem Zvieri gebucht werden. Begeisterte Kinder sind auch für uns eine grosse Freude. Besonders gut eignen sich als Geschenk unsere Tierpark-Patenschaften. Diese schaffen eine besondere Verbindung zu unserem regio- nalen Bijou und sind in Bronze (50 CHF), Silber (200 CHF) und in Gold (500 CHF) zu haben.

Wir danken allen Gross- und Kleinspendern so-wie Sponsoren für ihre Beiträge. Wir sind glück-lich und stolz, eine so grosse Verbundenheit mit unserem Tierpark Weihermätteli zu spüren. Sie tragen dazu bei, dass wir an eine gute Zukunft unseres Tierparks glauben dürfen. Und dafür engagieren wir uns mit voller Kraft. Jean-Luc NordmannStiftungsratspräsident

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Persönlich

«Ich versuche, dem Alltag gelassen gegenüber zu treten»

Die Psychologin Simone Stöcklin (38) arbeitet seit bald zwölf Jahren in der Psychiatrie Baselland. Die Haupt- arbeit leistet sie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf dem Bruderholz. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Töchtern im Alter von zwei und fünf Jahren.

_diagonal: Sie haben das Gymnasium 1997 mit der Latein-matura abgeschlossen. Warum gerade Latein?

Simone Stöcklin: Auf Empfehlung meiner Mathelehrerin: um lateinische Texte zu übersetzen, sei analytisches Denken gefragt, was mir liege. Und falls es doch nicht klappe, könne ich mit der Mathenote aufholen.

Wie kommt man von einer Lateinmatura zu einem

Psychologiestudium?

Ich wollte schon immer mit Menschen im Kontakt sein bei der Arbeit. Zur Psychologie kam ich, weil ich die Menschen und ihre Beweggründe verstehen wollte – wohl manchmal ein weit grösseres Rätsel als ein latei-nischer Text. Sie haben sich in Ihrem Studium in Angewandter Psycholo-

gie vertieft. Was bedeutet dieser Begriff?

Die Angewandte Psychologie beschäftigt sich mit mensch-lichem Erleben und Handeln, im Studium waren es Bereiche wie Schulpsychologie, Arbeits- und Organisa- tionspsychologie.

Sie arbeiten seit vielen Jahren mit Kindern und Jugend-

lichen. Was fasziniert Sie an diesem Fachgebiet?

Bei Kindern ist noch vieles offen und möglich, es braucht manchmal nur kleine Inputs, um etwas in Bewegung zu setzen, sie begeistern zu können. Die Aktivierung individueller, familiärer und sozialer Ressourcen bei Kin-dern und Jugendlichen ist wichtig, um psychische Beein-trächtigungen im Erwachsenenalter vorzubeugen.

Was nehmen Sie aus Ihrem Beruf für die Erziehung der

eigenen Kinder mit?

Ich sehe im Arbeitsalltag viele Familien, die schwierige Themen zu bewältigen haben. Ich nehme eine grosse Dankbarkeit für zwei gesunde Kinder mit und versuche, dem Alltag mit Gelassenheit gegenüber zu treten sowie Ansprüche zu senken und nicht alles perfekt machen zu wollen.

Sie tanzen in Ihrer Freizeit. Welche Art von Tanz und was

gefällt Ihnen daran?

Ich habe schon verschiedene Tanzstile getanzt, angefan-gen bei Afro-Jazz und Hip-Hop als Kind und Teenie, dann aber auch Bauchtanz, House und andere Varianten. Nun tanze ich schon länger Dancehall, eine Art Hip-Hop; hier gefällt mir der afrikanische Einfluss.

Worüber haben Sie sich in der Psychiatrie Baselland

schon geärgert?

Ich wünschte mir mehr Festanstellungen, welche mehr Konstanz und Ruhe ins Team bringen könnten, was die Produktivität erhöhen würde.

Welcher Zeit würden Sie gerne einen Besuch abstatten

und warum?

Ich möchte ganz allgemein gerne ein bisschen in der Zeit herumreisen und verschiedene Epochen besuchen.

Gibt es in Ihrem Leben ein persönliches Vorbild?

Es gibt verschiedene Personen aus meinem Umfeld, bei der Arbeit wie im Familien- und Freundeskreis, die mich inspirieren, jedoch kein eigentliches Vorbild.

Was macht Sie schnell wütend?

Selbstgerechtigkeit, unreflektierte Vorwürfe und Erwar-tungen.

Und was kann Sie schnell wieder beruhigen?

Meine Kinder, die nach jedem Streit schnell wieder lachen können.

Wo möchten Sie am liebsten leben und warum?

Hier ist mein Zuhause und sind meine Liebsten. Und na-türlich schätze ich den hohen Lebensstandard und die Sicherheit in der Schweiz, gerade mit Kindern. Es dürfte etwas wärmer sein und die Menschen dürften ihr Leben etwas leichter nehmen und mehr lachen. ■

Simone Stöcklin, aufgenommen beim Bruderholz-Spital.

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Pensioniert

31.10.2016 Frei Peter

31.12.2016 Ernsting-Schmitt Simone

31.12.2016 Ahl-Vollenweider Lilli

31.12.2016 Zimmerli Christian

Personelles

20 Jahre

01.11.2016 Andreas Burch

25 Jahre

01.10.2016 Daniel Keller

01.10.2016 Elke Anschütz

01.11.2016 Rosmarie Blaser-Riesen

01.12.2016 Francesco Greco

01.12.2016 Thelma Montalbo-Espina

30 Jahre

01.12.2016 Heinz Widmer-Scholz

1. SEPT. BIS 31. DEZ. 2016

EINTRITTE

September

Degen Monika Angestellte AuB Arbeit und Beschäftigung

Ettl Anne-Kathrin Oberärztin Kinder- und Jugend-psychiatrie

Glättli Tessa Assistenzpsychologin Erwachsenen- psychiatrie

Kiefer Ines Assistenzpsychologin Erwachsenen- psychiatrie

Kirchner Isabelle Pflegefachfrau HF i.A. Erwachsenen- psychiatrie

Leinhos Rainer Sozialarbeiter Erwachsenen- psychiatrie

Majchrzak Bartosz Oberarzt Erwachsenen- psychiatrie

Occhiuzzi Gean Fachmann Gesundheit Erwachsenen- psychiatrie

Ritschard Claudia Arztsekretärin Erwachsenen- psychiatrie

Wang-Xiao Zuomei Assistenzärztin Erwachsenen- psychiatrie

Wermelinger Karin Assistenzpsychologin Kinder- und Jugendpsychiatrie

Zaborsky Roya Assistenzärztin Erwachsenen- psychiatrie

Jenzer Scheidegger Evelyn Sozialarbeiterin Erwachsenen- psychiatrie

Keller Anja Sozialpädagogin i.A. Wohnheim Windspiel

Nonnato Sandro Ricardo Pflegefachmann HF i.A. Erwachsenen- psychiatrie

Ponti Elena Pflegefachfrau HF i.A. Erwachsenen- psychiatrie

Sahin Haci Pflegefachmann HF i.A. Erwachsenen- psychiatrie

Volken Rebekka Pflegefachfrau HF i.A. Erwachsenen- psychiatrie

Oktober

Abt Claudia Dipl. Pflegefachfrau Erwachsenen- psychiatrie

Fuchs Veronica Dipl. Pflegefachfrau Erwachsenen- psychiatrie

Garn Jasmin Dipl. Pflegefachfrau Erwachsenen- psychiatrie

Hauenstein Ariane Sozialarbeiterin Erwachsenen- psychiatrie

Kapp Kerstin Dipl. Pflegefachfrau Erwachsenen- psychiatrie

Kökhan Serdar Angestellter AuB Arbeit und Beschäftigung

Schenker Bastian Assistent Direktion Psychiatrie Baselland

Sivanesan Jobina Dipl. Pflegefachfrau Erwachsenen- psychiatrie

Spinnler Erika Angestellter AuB Arbeit und Beschäftigung

Sporer Sonja Assistenzärztin Erwachsenen- psychiatrie

Furczyk Karolina Assistenzärztin Erwachsenen- psychiatrie

Gray Edward Assistenzpsychologen Erwachsenen- psychiatrie

Hagen Lilly Dipl. Pflegefachfrau Erwachsenen- psychiatrie

November

Bader Michael Oberarzt Erwachsenen- psychiatrie

Bomatter Sarah Sozialarbeiterin Erwachsenen- psychiatrie

Harter Maya Assistenzärztin Kinder- und Jugendpsychiatrie

Russi Manuela Sozialpädagogin Erwachsenen- psychiatrie

Studer Tamara Dipl. Pflegefachfrau Erwachsenen- psychiatrie

Textor Wiebke Assistenzärztin Erwachsenen- psychiatrie

Gisler Maria Assistenzpsychologin Erwachsenen- psychiatrie

Zekaj Ramiz Chauffeur Betrieb

Dezember

Bär Roman Koch i.A. Betrieb

Dima Cristina Assistenzärztin Erwachsenen- psychiatrie

McCourt Meyer Sarah Assistenzpsychologin Kinder- und Jugendpsychiatrie

JUBILÄEN

10 Jahre

01.09.2016 Tatjana Zubanovic

01.09.2016 Sibel Kondurlu

01.10.2016 Gabi Egger-Wüthrich

16.10.2016 Thomas Roth

16.10.2016 Davut Karadeniz

01.11.2016 Franziska Ruch

01.11.2016 Roger Isenschmid

15 Jahre

01.09.2016 Sandra Keller

01.09.2016 Katharina Eglin-Bitterlin

01.09.2016 Ruedi Schaub

10.09.2016 Marlen Renggli-Fricker

01.10.2016 Hanna Alfanz

01.10.2016 Christa Imhof

01.10.2016 Diana Wieland

01.11.2016 Lukas Zimmerli

01.11.2016 Emanuel Müller

01.11.2016 Maria Pohl

01.12.2016 Philipp Gerber

01.12.2016 Alija Keranovic

16.12.2016 Arulthas Veerasingham

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DIAGONAL, DAS MAGAZIN DER PSYCHIATRIE BASELLAND

IMPRESSUM

Herausgeber

Direktion der Psychiatrie Baselland Bienentalstrasse 74410 [email protected]

Redaktion

Thomas Lüthi

Gestaltung

vista point, Basel

Titelbild

Dr. med. Romaine Viollier von der Kinder- und Jugendpsychiatrie Baselland leitet die Gruppentherapie für Kinder von Eltern in Scheidung.

Druck

Birkhäuser + GBC AG, Reinach

diagonal erscheint 3-mal jährlich

Ausgabe Nº3 –2016, Dezember 2016

Die Mitarbeitenden der Psychiatrie Baselland sind eingeladen, Themenvor- schläge, Artikel oder Berichte einzu- reichen. Wenden Sie sich dazu an die Redaktionsleitung: Thomas Lüthi, Tel. 061 553 50 11, [email protected] freuen uns auf Ihre Beiträge.

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Anlässe in der Psychiatrie Baselland

Weihnachtsfeier mit Theater

Donnerstag, 22. Dezember 2016, 15 Uhr Psychiatrie Baselland, Mehrzwecksaal Haus A Bienentalstrasse 7, Liestal

Neujahrsapéro für MitarbeitendeDienstag, 3. Januar 2017, 16 Uhr, Psychiatrie BasellandMehrzweckraum Haus B, Bienentalstrasse 7, Liestal

Pflegesymposium mit Workshops

Donnerstag, 2. Februar 2017, 13 bis 17.15 Uhr Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Ökonomiegebäude Plenum 2, Wilhelm-Klein-Strasse 27, Basel. Titel: Pflegeintervention in Gruppen. Im zweiten Teil mit Workshops. Organisiert von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und der Psychiatrie Baselland.

Dynamik von sozialem Erfolg und Scheitern Wechselwirkungen zwischen psychiatrisch-psychothera- peutischer Behandlung und sozialer Entwicklung im Langzeitverlauf. Kurzreferate und Workshops zur Diskussion von Hypothesen und vorläufigen Resultaten einer qualitativen Studie. Donnerstag, 9. Februar 2017, 17.30 Uhr Psychiatrie Baselland, Mehrzweckraum Haus B Bienentalstrasse 7, Liestal

Abschiedssymposium von Philipp Eich

Dr. med., Chefarzt Zentrum für Krisenintervention und Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen Donnerstag, 22. Juni 2017, 14 bis 18 Uhr Psychiatrie Baselland, Mehrzweckraum Haus B Bienentalstrasse 7, Liestal Titel: «Treffpunkt: Psychosen»

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