NotfallmedizininderDeutschen GesellschaftzurRettung ......Schiffbrüchiger(DGzRS)alsHauptträgerin...

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Der Anaesthesist Originalien Anaesthesist 2021 · 70:280–290 https://doi.org/10.1007/s00101-020-00885-5 Eingegangen: 27. Februar 2020 Überarbeitet: 11. September 2020 Angenommen: 23. September 2020 Online publiziert: 24. November 2020 © Der/die Autor(en) 2020 S. Schemke 1,2,3 · H. Schwalbe 2 · L. Grunewald 1 · H. Maurer 1,3 1 Universität zu Lübeck, Klinik für Anästhesiologie, Lübeck, Deutschland 2 Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), Bremen, Deutschland 3 Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Lübeck, Deutschland Notfallmedizin in der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – Auswertung medizinischer Notfälle auf der Nord- und Ostsee über 2 Jahre Einleitung AufdenMeerenvorDeutschlandsKüsten befindet sich zu jedem Zeitpunkt zu pri- vaten oder beruflichen Zwecken eine gro- ße Anzahl von Menschen. Ebenso wie an Land kommt es bei diesen Personengrup- pen zu medizinischen Problemen vom internistischen Notfall bis zum schwe- ren Arbeitsunfall. Die logistischen Be- sonderheiten des Notfallortes, wie lange Fahrzeiten, derkomplizierte Transfervon Mensch und Material zwischen wasser-, luſt- und bodengebundenen Fahrzeugen, oder die potenziell zusätzlich drohende akzidentelle Hypothermie aufgrund der klimatischen Besonderheiten auf See ma- chendiese Notfälle besonders anspruchs- voll. Thematischer Hintergrund Die Versorgung medizinischer Notfälle auf den Meeren vor Deutschlands Küs- te wird aktuell durch eine Kombination verschiedener Organisationen erbracht. In unmittelbarer Nähe zur Küste stehen z. B. die Deutsche Lebens-Rettungs-Ge- sellschaſt e.V. (DLRG) oder die Was- serwacht bereit. Ist ein Schiff beteiligt, wird häufig die Unterstützung der Deut- schen Gesellschaſt zur Rettung Schiff- brüchiger (DGzRS) nötig. In komple- xen Schadenslagen besteht weiterhin die Möglichkeit einer Hilfeleistung durch das Havariekommando [4] mit den jeweili- gen Feuerwehren oder das Heranführen des Landrettungsdienstes über alternati- ve Seefahrzeuge. Ereignet sich der medizinische Not- fall nicht im unmittelbaren Küstenge- biet, werden Schiffe größeren Ausmaßes oder Helikopter notwendig. Hier steht die Flotte der DGzRS, ergänzt durch die „offshore“-tauglichen Rettungshub- schrauber Deutschlands oder benach- barter Küstenländer, zur Verfügung. Zu beachten ist hierbei, dass aufgrund der besonderen Bedingungen auf See das Einsatzmittel Helikopter nicht in jedem Falle nutzbar und seine maxima- le Flugdauer (abhängig von z.B. Wind und Beladung; Reichweite der Sea King: ca. 1500km Gesamtstrecke [11]) be- schränkt ist. Dunkelheit, Nebel, Sturm oder Besonderheiten wie Wirbelschlep- pen leeseitig angeflogener Windkraſt- anlagen [5, 15] oder die unzureichende technische Ausstattung für den Transfer zwischen Schiff und Helikopter können einen Einsatz je nach Hubschraubertyp einschränken oder unmöglich machen. Ein großer Teil der medizinischen Notfälle auf See kann und wird nur un- ter Zuhilfenahme der Flotte der DGzRS adäquat versorgt werden. Die flächen- deckende Einsatzbereitschaſt der durch die DGzRS betriebenen 20 Seenotret- tungskreuzer (>20 m, hauptamtlich rund um die Uhr besetzt) und 39 Seenotret- tungsboote (ehrenamtlich durch Ruf- bereitschaſten besetzt) zu jeder Uhrzeit und an jedem Tag des Jahres zu rea- lisieren, erfordert aufgrund der hohen Zahl an notwendigen leistungsstarken Wasserfahrzeugen und des großen Be- darfs adäquat geschulter und kurzfristig verfügbarer Besatzungsmitglieder einen immensen Material- und Zeitaufwand. Die DGzRS nimmt dafür keine öffentli- chen Gelder oder Steuern in Anspruch. Bei der Betrachtung der Notfallver- sorgung muss bedacht werden, dass der medizinische Ausbildungsgrad der See- notretter sehr heterogen ist; ein erwei- tertes Ersthelferniveau liegt hierbei in je- dem Fall vor. Die Vorhaltung medizini- scher Hilfe auf (not)ärztlichem Niveau ist nicht Bestandteil des Aufgabengebiets der DGzRS. Die vorliegende Arbeit soll durch Analyse aller Einsätze mit medizini- schem Hintergrund der Seenotrettungs- boote und -kreuzer in den deutschen Gebieten von Nord- und Ostsee helfen, die Häufigkeit solcher medizinischen Notfälle genauer zu beschreiben. Wei- terhin soll sie erste Anhaltspunkte dafür liefern, welche Akuität und Erkran- kungsschwere vorliegen, welche Art von medizinischem Fachpersonal diese Not- 280 Der Anaesthesist 4 · 2021

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Der Anaesthesist

Originalien

Anaesthesist 2021 · 70:280–290https://doi.org/10.1007/s00101-020-00885-5Eingegangen: 27. Februar 2020Überarbeitet: 11. September 2020Angenommen: 23. September 2020Online publiziert: 24. November 2020© Der/die Autor(en) 2020

S. Schemke1,2,3 · H. Schwalbe2 · L. Grunewald1 · H. Maurer1,3

1 Universität zu Lübeck, Klinik für Anästhesiologie, Lübeck, Deutschland2Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), Bremen, Deutschland3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Anästhesiologie undIntensivmedizin, Lübeck, Deutschland

Notfallmedizin in der DeutschenGesellschaft zur RettungSchiffbrüchiger – Auswertungmedizinischer Notfälle auf derNord- und Ostsee über 2 Jahre

Einleitung

AufdenMeerenvorDeutschlandsKüstenbefindet sich zu jedem Zeitpunkt zu pri-vatenoderberuflichenZweckeneinegro-ße Anzahl vonMenschen. Ebensowie anLandkommtesbeidiesenPersonengrup-pen zu medizinischen Problemen vominternistischen Notfall bis zum schwe-ren Arbeitsunfall. Die logistischen Be-sonderheiten des Notfallortes, wie langeFahrzeiten,derkomplizierteTransfervonMensch und Material zwischen wasser-,luft- undbodengebundenenFahrzeugen,oder die potenziell zusätzlich drohendeakzidentelle Hypothermie aufgrund derklimatischenBesonderheitenaufSeema-chendieseNotfällebesondersanspruchs-voll.

Thematischer Hintergrund

Die Versorgung medizinischer Notfälleauf den Meeren vor Deutschlands Küs-te wird aktuell durch eine Kombinationverschiedener Organisationen erbracht.In unmittelbarer Nähe zur Küste stehenz.B. die Deutsche Lebens-Rettungs-Ge-sellschaft e.V. (DLRG) oder die Was-serwacht bereit. Ist ein Schiff beteiligt,wird häufig die Unterstützung der Deut-schen Gesellschaft zur Rettung Schiff-brüchiger (DGzRS) nötig. In komple-xen Schadenslagen besteht weiterhin die

MöglichkeiteinerHilfeleistungdurchdasHavariekommando [4] mit den jeweili-gen Feuerwehren oder das Heranführendes Landrettungsdienstes über alternati-ve Seefahrzeuge.

Ereignet sich der medizinische Not-fall nicht im unmittelbaren Küstenge-biet, werden Schiffe größeren Ausmaßesoder Helikopter notwendig. Hier stehtdie Flotte der DGzRS, ergänzt durchdie „offshore“-tauglichen Rettungshub-schrauber Deutschlands oder benach-barter Küstenländer, zur Verfügung.Zu beachten ist hierbei, dass aufgrundder besonderen Bedingungen auf Seedas Einsatzmittel Helikopter nicht injedem Falle nutzbar und seine maxima-le Flugdauer (abhängig von z.B. Windund Beladung; Reichweite der Sea King:ca. 1500km Gesamtstrecke [11]) be-schränkt ist. Dunkelheit, Nebel, Sturmoder Besonderheiten wie Wirbelschlep-pen leeseitig angeflogener Windkraft-anlagen [5, 15] oder die unzureichendetechnische Ausstattung für den Transferzwischen Schiff und Helikopter könneneinen Einsatz je nach Hubschraubertypeinschränken oder unmöglich machen.

Ein großer Teil der medizinischenNotfälle auf See kann und wird nur un-ter Zuhilfenahme der Flotte der DGzRSadäquat versorgt werden. Die flächen-deckende Einsatzbereitschaft der durchdie DGzRS betriebenen 20 Seenotret-

tungskreuzer (>20m, hauptamtlich rundum die Uhr besetzt) und 39 Seenotret-tungsboote (ehrenamtlich durch Ruf-bereitschaften besetzt) zu jeder Uhrzeitund an jedem Tag des Jahres zu rea-lisieren, erfordert aufgrund der hohenZahl an notwendigen leistungsstarkenWasserfahrzeugen und des großen Be-darfs adäquat geschulter und kurzfristigverfügbarer Besatzungsmitglieder einenimmensen Material- und Zeitaufwand.Die DGzRS nimmt dafür keine öffentli-chen Gelder oder Steuern in Anspruch.

Bei der Betrachtung der Notfallver-sorgung muss bedacht werden, dass dermedizinische Ausbildungsgrad der See-notretter sehr heterogen ist; ein erwei-tertes Ersthelferniveau liegt hierbei in je-dem Fall vor. Die Vorhaltung medizini-scher Hilfe auf (not)ärztlichem Niveauist nicht Bestandteil des Aufgabengebietsder DGzRS.

Die vorliegende Arbeit soll durchAnalyse aller Einsätze mit medizini-schem Hintergrund der Seenotrettungs-boote und -kreuzer in den deutschenGebieten von Nord- und Ostsee helfen,die Häufigkeit solcher medizinischenNotfälle genauer zu beschreiben. Wei-terhin soll sie erste Anhaltspunkte dafürliefern, welche Akuität und Erkran-kungsschwere vorliegen, welche Art vonmedizinischem Fachpersonal diese Not-

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Tab. 1 Die Tabelle gibt Beispiele zumNACA-Score für die Einordnung von Einsatzszenarien

NACA I Patient mit umfangreicher Kälteschutzkleidung nach Havarie imWasser, folgendEigenrettung an Land ohne Hypothermie

NACA II Fingerfraktur eines Kindes an Bord eines Freizeitbootes; Hyperventilation an Bordeiner Fähre

NACA III Torsionstrauma des Knies an Bord mit mechanischer Blockade der Extension/Flexion; schmerzhafte Nierenkolik an Bord eines Segelboots

NACA IV Schlaganfall auf einem Kreuzfahrtschiff; Rettung dreier unterkühlterWattwanderer,bereits bis zum Hals unter Wasser

NACA V STEMI auf Fischerboot; Patient nach Havarie an Leine hinter Boot imWasser ohneKältezitternmit reduzierter Vigilanz und Bradykardie

NACA VI Reanimation

NACA VII Todesfall

Tab. 2 „Swiss clinical staging of hypothermia“. (Modifiziert nachBrown et al. [2])

Hypothermie-grad

Symptomatik Körperkerntemperatur(°C)

Grad I Bewusstsein uneingeschränkt, Kältezittern 35–32

Grad II Bewusstseinseinschränkung, kein Kältezittern 32–28

Grad III Bewusstlos, kein Kältezittern, Lebenszeichenvorhanden

28–24

Grad IV Keine Lebenszeichen <24

fälle versorgt und wie lang die dafürnotwendigen Einsatzzeiten sind.

Methoden

Die Datenerhebung erfolgte durch Ana-lyse des DGzRS-internen Datendoku-mentationssystems. In diesem wird in-tranetbasiert jede Fahrt eines DGzRS-Einsatzmittels durch ein Besatzungsmit-glied digital dokumentiert. (Die inter-nen Einsatzprotokolle orientieren sichan den DIVI-Empfehlungen und ent-sprechen weitestgehend dem typischenAufbau eines im Landrettungsdienstgenutzten Protokolls). Die jeweiligenEinsatzprotokolle wurden gesichtet undbei medizinischer Relevanz in die Studieeingeschlossen. Aufgrund der Aussage-kraft bezüglich drohender Lebensgefahrund zu erwartender Morbidität undMortalität von Unfallopfern [17] wur-den die betrachteten Patienten mit demNACA-Index kategorisiert. Der angege-bene NACA-Score wurde, wo auf Basisder vorliegenden Daten möglich, vonden Autoren (einem Assistenzarzt fürAnästhesie mit der ZusatzbezeichnungNotfallmedizin sowie einemFacharztmitden Zusatzbezeichnungen Notfallmedi-zinund Intensivmedizinmit langjährigerBerufserfahrung) nachträglich vergeben.

Für die Eingruppierung wurden auchandernorts veröffentlichte Kriterien [12]zurate gezogen. Reanimationen und To-desfälle wurden gesondert betrachtet.Exemplarische Zuordnungen von Ein-sätzen zu NACA-Scores finden sich in. Tab. 1.

Die Graduierung einer akzidentellenHypothermie erfolgte nach dem „Swissstaging system“ [14], soweit gemessen ander Temperatur, ansonsten anhand derklinischen Symptomatik (. Tab. 2).

Die in der Untersuchung verwen-deten exemplarischen Vergleichswerteeines Notarztdienstes wurden auf demamUniversitätsklinikumSchleswig-Hol-stein, Campus Lübeck, stationiertenNEFdes Rettungsdienstes der Hansestadt Lü-beck erhoben und repräsentieren dasgesamte Einsatzspektrum eines rund umdie Uhr verfügbaren NEF der Stadtret-tung einer deutschenGroßstadt (Lübeck:ca. 215.000 Einwohner).

Die statistische Aufarbeitung erfolg-te mithilfe des Programmes MedCalc(MedCalc Software bvba, Acacialaan 22,8400 Ostend, Belgien). Die grafischeDarstellung der Ergebnisse erfolgte mitMicrosoft Excel 2013 (Microsoft Corpo-ration, One Microsoft Way, Redmond,WA, USA). Bei punktuell unvollstän-digen Daten wurden lediglich die vor-

handenen Werte als Datenbasis genutzt.Bei der Betrachtung von Einsatzzeitenwurde ein Mittelwert berechnet undder dazugehörige Standardfehler ange-geben. Weiterhin wurden der Mediander Erkrankungsschwere (NACA-Score)berechnet und als Maß der Streubreitedas erste und dritte Quartil angegeben(Q1; Q3). Statistische Signifikanz wur-de mithilfe des Mann-Whitney-Testsbzw. des zweiseitigen Chi-Quadrat-Testserrechnet. Bei einer Irrtumswahrschein-lichkeit unter 5% (p< 0,05) wurden diebeobachteten Unterschiede als signifi-kant erachtet.

Aufgrundder rein retrospektiven aus-schließlichen Analyse von Alter und Ge-schlecht in Bezug auf personenbezogeneDaten konnte auf ein Ethikvotum ver-zichtet werden.

Ergebnisse

Der weit überwiegende Teil der 4212(2017: 2056; 2018: 2156) dokumentier-ten Einsätze der DGzRS in den Jahren2017 und 2018 galt nichtmedizinischenProblemen (vornehmlich Hilfeleistungbei technischen Schwierigkeiten). In denJahren 2017 und 2018 wurden 182 Ein-sätze als medizinisch relevante primäreEinsatzfahrten erkannt (2017: 103; 2018:79). Zusätzlich bearbeitete die DGzRS indiesen beiden Jahren noch ungefähr 669Krankentransporte von den Inseln zumFestland (2017: 374; 2018: 295), wobeidiese Zahl retrospektiv nicht exakt zuermitteln ist [8]. Die medizinische Ver-antwortung bei den Krankentransportenobliegt dabei der begleitenden medizi-nischen Crew des kommunalen Trägersdes Rettungsdienstes oder der Klinik.

Einsatzstruktur und nautischeBedingungen

Von 181 dahingehend analysierbarenmedizinisch relevanten Einsätzen entfie-len 122 Einsatzfahrten auf durch haupt-amtlich angestellte Seenotretter besetzteSeenotrettungskreuzer und 59 Einsatz-fahrten auf durch ehrenamtlich tätigeSeenotretter besetzte Seenotrettungs-boote der DGzRS. Hier zeigten sich gro-ße Unterschiede in der Einsatzhäufigkeit

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Zusammenfassung · Abstract

Anaesthesist 2021 · 70:280–290 https://doi.org/10.1007/s00101-020-00885-5© Der/die Autor(en) 2020

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Notfallmedizin in der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – Auswertungmedizinischer Notfälle auf der Nord- und Ostsee über 2 Jahre

ZusammenfassungHintergrund. Die logistischen Besonderheiteneines maritimen Notfallortes und diehäufig zusätzlich drohende akzidentelleHypothermie machen die Versorgung medi-zinischer Notfälle auf dem Meer besondersanspruchsvoll. In dieser Arbeit sollen dieCharakteristika notfallmedizinischer Einsätzeder Deutschen Gesellschaft zur RettungSchiffbrüchiger (DGzRS) als Hauptträgerinder nichthelikopterbasiertenmedizinischenSeenotrettung auf den Meeren vor derdeutschen Küste beschriebenwerden.Material und Methoden. Es erfolgte eineretrospektive Analyse aller Einsätze der DGzRSder Jahre 2017 und 2018. Die Einsatzdatenund –zeiten sowie die Erkrankungsschwere

der Patienten (graduiert mittels NACA-Score)wurden ausgewertet und exemplarisch mitdenen eines NEF der Hansestadt Lübeckverglichen.Ergebnisse. Bei insgesamt 182 medizinischenEinsätzen wurden 224 Patienten behandelt.Die Einsatzeinheiten der DGzRS benötigtenim Mittel 30± 21min bis zur Ankunft und43± 30min für Rettung, Behandlung undTransport. Bei 63 Einsätzen wurden diePatienten durch einen Notarzt betreut, derbei 44 Einsätzen durch die Landrettungherangeführt wurde. Durch die Wartezeit aufbordfremdes Personal wurde bei 26 Einsätzendie Abfahrt um imMittel 18± 7min verzögert.

Die durchschnittliche Erkrankungsschwere inder Seenotrettung war signifikant höher als imLübecker Notarztdienst; es gab vergleichbarhäufig Reanimationen und Todesfälle.Schlussfolgerung. Trotz der hohenKrankheitsschwere medizinischer Notfälleauf den Meeren vor Deutschlands Küstetreffen Notärzte dort häufig mit erheblicherVerzögerung ein. Es gibt den dringendenBedarf effektiverer Unterstützung der DGzRSdurch für denmaritimenEinsatz ausgebildetesärztliches Personal.

SchlüsselwörterSeenotrettung · Maritime Medizin · SAR ·Reanimation · Hypothermie

Emergency medicine in the German Maritime Search and Rescue Service—Evaluation of medicalemergencies in the North Sea and Baltic Sea over 2 years

AbstractBackground. The logistic peculiarities ofan emergency maritime location and thefrequent additional threat of accidentalhypothermia mean that the treatment ofmedical emergencies at sea are particularlydemanding. This article describes thecharacteristics of emergency medical missionsof the German Maritime Search and RescueService (DGzRS) as the main provider of non-helicopter-basedmedical maritime rescue onthe seas off the coasts of Germany.Material and methods. A retrospectiveanalysis of all missions by the DGzRS in 2017and 2018 was carried out. The data and timesof the missions as well as the severity of thediseases of the patients (graduated using the

NACA score) were evaluated and exemplarilycompared to those of a medical emergencyambulance service from the City of Lübeck.Results. In a total of 182 medical missions 224patients were treated. The mission units of theDGzRS needed a mean time of 30± 21min upto arrival and 43± 30min for rescue, treatmentand transport. In 63missions the patients wereaccompanied by an emergency physician,who was brought in from the ground rescueservice in 44missions. Due to the waiting timefor boarding of the additional personnel, thedeparture in 26 missions was delayed by anaverage of 18± 7min.The average severity of the disease in themaritime rescue was significantly higher than

in the emergency medical service of Lübeckbut the number of resuscitations and fatalitieswere comparable.Conclusion. Although the severity of medicalemergencies on the seas off the coasts ofGermany was high, the emergency physiciansfrequently arrived with a considerable delay.There is an urgent need for an effectivesupport of the DGzRS by medical personnelspecifically trained for maritimemissions.

KeywordsSea rescue · Maritimemedicine · SAR—Searchand Rescue · Resuscitation · Hypothermia

zwischen den einzelnen Einsatzmitteln(. Abb. 1).

Die Wetterbedingungen zum Zeit-punkt der medizinischen Einsätze derDGzRS waren zu 52% sonnig, zu 37%bedeckt, zu 8% regnerisch, zu 4% trübund bei 1% der Einsätze schneite es.Die durchschnittliche Windstärke imEinsatz betrug 4± 1 Beaufort (4 Be-aufort entsprechen 20–28km/h) beidurchschnittlich 0,7± 0,4m Wellenhö-he und im Mittel 16± 4km Sichtweite.Die durchschnittliche Wassertempera-

tur während der medizinischen Einsätzebetrug 15± 5°C. Pro Einsatz wurdenim Mittel 11± 10 Seemeilen (1 Seemei-le= 1852m) zurückgelegt.

Einsatzzeiten

Vom Ablegen des Einsatzmittels bis zurAnkunft am Patienten vergingen imMittel 30± 21min. Hierbei hatten dieSeenotrettungskreuzer tendenziell län-gere Anfahrtsdauern (Seenotrettungs-kreuzer 35± 26min vs. Seenotrettungs-

boote 21± 10min). Nach Ankunft amPatienten benötigten die Rettungsein-heiten der DGzRS im Mittel 43± 30minfür Rettung, Behandlung und Trans-port der Patienten (Seenotrettungskreu-zer 48± 35min vs. Seenotrettungsboote32± 21min). Die mittlere Dauer medizi-nischer Einsätze betrug 1:40± 1:04h(Seenotrettungskreuzer 1:46± 1:12hvs. Seenotrettungsboote 1:26± 0:46h).Konnte die auf Basis des Hilferufs alsnotwendig erachtete medizinische Be-satzung nicht durch die Seenotrettungs-

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Originalien

Amrum; 4

Baltrum ; 1Borkum; 2

Bremerhaven ; 4

Büsum; 6

Cuxhaven; 21

Damp; 1Darßer Ort ; 2

Eiderdamm; 2

Fedderwardersiel; 3

Freest ; 2Glowe; 2

Greifswalder Oie ; 4Grömitz ; 7

Großenbrode; 8

Heiligenhafen; 4

Helgoland; 6

Hooksiel; 5

Juist; 4

Kühlungsborn; 1

Laboe; 25

Langballigau; 2

Lippe; 3

List; 2

Maasholm; 18

Neuharlingersiel ; 1

Neustadt ; 3

Norddeich; 1Norderney ; 1Puttgarden; 2

Reserve; 1

Sassnitz; 3

Schilksee; 1

Schleswig; 8

Stralsund; 2Timmendorf; 2

Travemünde; 1

Ueckermünde ; 3

Vitte ; 1Wangerooge; 1

Warnemünde ; 5

Wustrow ; 2Zingst; 2

Zinnowitz; 1

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Abb. 18 aAufschlüsselung dermedizinisch relevanten Einsatzfahrten nach Stationierungsort der Einsatzmittel der DGzRS(Absolutwerte),bÜbersichtskarte der Stationen. (Seekarte: ©Die Seenotretter –DGzRS, Bernd Jocham,mit freundlicher Ge-nehmigung)

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Abb. 28 Verteilung von Patienten entsprechend ihrer NACA-Kategorie. a ImWasser befindliche Patienten sind inkludiert;b imWasser befindliche Patienten sind exkludiert. Anzahl analysierbarer Einsätze: 166;Median desNACA-Scores, incl. undexkl. Personen imWasser: 4 (3; 5)

einheit selbst gestellt oder über paralleleWege herangeführt werden, musste mitdemAblegen auf eintreffendes medizini-sches Personal des Landrettungsdienstesoder besondere Spezialkräfte (TaucheroderHöhenretter) gewartetwerden.Diesführte bei 26 Einsätzen zu einer Ver-zögerung des Ablegens von im Mittel18± 7min (Wartedauer minimal 4minund maximal 40min).

Medizinisches Einsatzspektrum

Im Rahmen der 182 medizinischenEinsätze waren insgesamt 224 Perso-nen betroffen. Diese waren im Mittel46± 16 Jahre alt (Durchschnittsalter imNotarztdienst der Hansestadt Lübeck:61 Jahre) und zu 33% weiblich bzw.67% männlich. Der Median der NACA-Kategorisierung lag in der Seenotrettungsowohl mit als auch ohne Berücksichti-gung von aus demWasser geretteten Pa-tienten in der Gesamtbetrachtung und inder isolierten Betrachtung der Seenotret-tungsboote und Seenotrettungskreuzerbei 4 (. Abb. 2). In der Vergleichsregiondes Lübecker Notarztdienstes fandensich verhältnismäßig weniger NACA-IV- und NACA-V-kategorisierte Pati-enten. Der Schwerpunkt lag hier in derKategorie NACA III und somit außer-halb akuter Lebensgefahr (. Abb. 3). DerMedian der NACA-Kategorisierung lagim Lübecker Notarztdienst bei 3 (3; 4).

Die Erkrankungsschwere unterschiedsich sowohl im Vergleich zwischen allenEinsätzen der DGzRS und denen des Lü-becker Notarztdienstes (p< 0,0001), als

auch den Einsätzen der DGzRS ohneBetrachtung von Patienten im Wasserund denen des LübeckerNotarztdienstes(p= 0,0018).

In den Jahren 2017/2018 wurden 102Patienten aus dem Wasser gerettet, vondiesen wiesen 63 eine akzidentelle Hy-pothermie auf (90% Hypothermie I, 7%Hypothermie II, 3% Hypothermie III;bei Reanimationen war retrospektiv kei-ne sichere Beurteilung möglich, ob eineHypothermie die primäre Todesursachewar).Darüber hinauswurde dieHilfe derDGzRSvergleichbarhäufigaufgrundvoninternistischen oder chirurgischen Pro-blemen (chirurgische Indikationen: 81%traumatisch, davon 98% Monotraumaund 2% Polytrauma; 19% nicht trauma-tisch) nötig. Neurologische Erkrankun-gen waren als primäre Einsatzindikati-on (7%) am seltensten ausschlaggebend(. Abb. 4). Die der Einsatzindikation zu-zuordnende fachliche Gruppierung un-terscheidet sich bei der DGzRS deutlichvon der des Lübecker Notarztdienstes.In Lübeck lagen zu 74% internistischeProblematiken vor; die akzidentelle Hy-pothermie war mit unter 1% deutlichseltener.

Die Seenotretter mussten 2017 und2018 insgesamt bei 10 Patienten Re-animationsmaßnahmen durchführen(5,5%). Im Lübecker Notarztdienstmussten bei 6779 Einsätzen 297 Reani-mationen durchgeführt werden (4,4%).Insgesamt waren in den Einsätzen derDGzRS in den beiden Jahren, frustraneSucheinsätze ausgenommen, 9 tote Pati-enten zu beklagen (4,9%). Im Rahmen

des Notarztdienstes der Stadt Lübeckwaren 242 tote Patienten zu beklagen(3,6%).

In insgesamt 63 Einsätzen (34,6% dermedizinisch relevanten Einsätze) wurde/wurden der oder die Patienten durcheinen Notarzt betreut und dies doku-mentiert. Bei diesen 63 Notarzteinsätzenkonnte in 19 Fällen ein freiwilliger See-notarzt der DGzRS eingesetzt werden,und in 44 Fällen wurde ein externer Not-arzt aufgenommen (. Abb. 5), welcher indenmeisten Fällenmittels Landrettungs-mitteln vor Ablegen des Bootes an Bordkam.

Insgesamt wurde auf mindestens31 Einsatzfahrten eine Aufnahme wei-terer, nichtärztlicher Einsatzkräfte nötig(25-mal RTW-Besatzung, 3-mal Höhen-retter, einmal Polizei, einmal Feuerwehr-taucher, einmal Feuerwehrmänner). In18 Einsätzen, die durch die DGzRSabgearbeitet wurden, wurde dokumen-tiert, dass ein Helikopter beteiligt war.Der am häufigsten bei medizinischenEinsätzen in Zusammenarbeit mit derDGzRS eingesetzte Helikopter war derfür die notfallmedizinische Versorgungvon Offshorewindparks zuständige undin Sankt Peter-Ording stationierte Heli-kopter „Northern Rescue 01“.

In 126 Einsätzen wurde der Überga-bepartner dokumentiert. In 64%der Fäl-le wurden die Patienten an einen RTWübergeben, in 24% der Fälle an RTWund Notarzt. In 6% der Fälle wurde derPatient durch den RTH und in 2% derFälle durch ein anderes Rettungsmittelder DGzRS transportiert (was nicht als

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Abb. 38 a Vergleich der NACA-Kategorie der Patienten der Seenotrettungskreuzer (Median4 (3; 5)) und Seenotrettungs-boote (Median 4 (4; 4)); Es überwiegenNACAIV undNACAV; Anzahl analysierbarer Einsätze 166.bNACA-Kategorisierung imLübecker Notarztdienst (Median: 3 (3; 4)); Es überwiegenNACAIII undNACA IV; Anzahl analysierbarer Einsätze: 6779

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Chirurgie akzidentelle

Hypothermie

Innere Medizin Neurologie

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Abb. 48 Zur Einsatzindikation führendes Fachgebiet; Anzahl analysierbarer Einsätze: 171

eigenständiger Einsatz gewertet wurde).In je 1% der Fälle wurden die Patientenan einen KTW, die DLRG, die Polizeioder ein Taxi übergeben.

Diskussion

Naturgemäß sind Rettungseinsätze aufSee vom abtreibenden Kitesurfer überden Herzinfarkt auf dem Kreuzfahrt-schiff, den Arbeitsunfall auf dem Fracht-schiff oder Fischkutter und das Polytrau-maaufderSegeljachtbiszurReanimationim Watt sehr heterogen.

Die wichtigste Voraussetzung zurmöglichst schnellen Hilfeleistung beiallen maritimen Notfällen ist erfahrenesseemännisches Vorgehen. Die Rettungs-

einheit muss den Patienten rund umdie Uhr bei jedem Wetter schnell errei-chen, das medizinische Team zu diesemüberwechseln, ihn versorgen, auf dasRettungsschiff bringen und schnell einerdefinitiven Versorgung zuführen. Diealltäglichen Umstände stellen hierbeihohe Ansprüche an die Mannschaft.Deshalb besetzt die DGzRS ihre Seenot-rettungskreuzer durch fest angestellteund entlohnte, oder im Falle der See-notrettungsboote ehrenamtlich aktiveseemännisch geschulte Rettungsmännerund -frauenmitmedizinischerKenntnis,mindestens auf erweitertem Ersthelfer-niveau (dem sog. SAR-Ersthelfer) [3].

Auch medizinisch sind Seenotret-tungseinsätze überdurchschnittlich her-

ausfordernd. Oft müssen schwer krankePatienten unter widrigsten Umständenund mit geringeren Ressourcen, als ausder klinischen Praxis gewohnt, versorgtwerden. Der medizinische Teil des Be-handlungsteams, wenn nicht in Formvon Seenotrettern mit umfangreiche-rer medizinischer Vorausbildung bereitsausreichend vorhanden, wird durch frei-willige Seenotärzte ergänzt, die durchinterne FortbildungenderDGzRS auf dieBesonderheiten der Arbeit auf See vor-bereitet werden. Da dies ausschließlichehrenamtlich erfolgt, steht regelmäßigkeine arztbesetzte Rettungseinheit zurVerfügung. Hier wird dann versucht,Kräfte aus der umliegenden Regelret-tung hinzuzuziehen.

Die Vielfältigkeit möglicher Einsätzein Kombination mit einem variabel zu-sammengesetzten Rettungsteam, machtbereits die Dringlichkeit einer Analyseder anfallenden Aufgaben und der dafürzurVerfügung stehendenRessourcenderdeutschen Seenotretter deutlich.

Die interne Dokumentation ist geeig-net, die geleisteten Einsätze zu erfassenund daraus auch retrospektiv die medi-zinisch relevanten zu erkennen und zuanalysieren. Die Möglichkeiten der Do-kumentation eines Einsatzes sind hier-bei denen des Notarzteinsatzes in derLandrettung gleichwertig. Häufig wur-den diese durch die Besatzung aber nichtvollständig ausgeschöpft. Als erstes Er-gebnis der Untersuchung sollen die Do-kumentationsqualität und konsequenteNutzungdervorhandenenDokumentati-

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Abb. 58 Zuführungder an EinsätzenderDGzRSbeteiligtenNotärzte, Anzahl analysierbarer Einsätze:63

onsmöglichkeitendurchdieBesatzung inden folgenden Jahren verbessert werden,um so in Zukunft belastbarere Informa-tionen über die medizinischen Einsätzeder deutschen Seenotretter zu erhalten.Die uneinheitliche Dokumentation vonmedizinischen Notfällen ist im mariti-men Umfeld ein bereits in vorigen Un-tersuchungen beschriebenes Problem [6,15].

Der Großteil der Rettungseinsätzefindet in den Sommermonaten undunter verhältnismäßig ruhigen Wet-terbedingungen statt. Trotz der häufignichtwinterlichen Bedingungen (durch-schnittliche Wassertemperatur zum Ein-satzzeitpunkt 15± 5°C) ist zu beachten,dass auch solche Wassertemperaturenlebensbedrohlich sein können und ins-besondere bei 15 °C und darunter derunerwartete Sturz ohne Schutzkleidungins Wasser lebensgefährlich ist [1]. Diewenigsten hypothermen Patienten derDGzRS trugenoptimal isolierendeÜber-lebensanzüge (Verlängerung der Über-lebenszeit in 1 °C kaltem Wasser aufbis zu >1 Tag [9]). Ein leicht beklei-deter Mensch verliert in 0 °C kaltemWasser ca. 6 °C/h und überlebt damitwahrscheinlich im Mittel 1–1,5h [10],wenn er vor der Unterkühlung nichtbereits ertrinkt (insbesondere bei dendurch die DGzRS häufig angetroffenenFreizeitsportlern mit Sturz ins Wasser,Abtreibenunderschöpfenden frustranen

Rettungsbemühungen besteht hier gro-ße Gefahr des Ertrinkens während derAnfahrt der Seenotrettungseinheit). Inführend hypothermen Patienten bestehtbei richtiger Rettung und Behandlungeine große Wahrscheinlichkeit der er-folgreichen Therapie, was eine zügigeund gut organisierte Hilfeleistung indiesen Fällen besonders wichtig macht[13].

Zum Windpark BARD Offshore 1beispielsweise (ca. 100km ab Küstenli-nie) betrug die mittlere Eintreffzeit einesRettungshubschraubers einer Studie mit39 Einsätzen zufolge 107min [7]. DieAnkunftsdauer schiffsbasierter medizi-nischer Hilfe an solchen Einsatzstellendürfte länger sein.

Die durch dieDGzRS durchgeführtenEinsätze erforderten eine Anfahrtsstre-cke von im Mittel 11± 10 Seemeilen.Die mittlere Gesamtdauer medizini-scher Einsatzfahrten der DGzRS betrug1:40± 1:04h. Hier wird die Bedeutungleistungsstarker Spezialschiffe klar, dieden jeweiligen Einsatzort auch unterungünstigen Umgebungsbedingungenmöglichst schnell erreichen und verlas-sen können.

Im Mittel benötigten die Rettungs-mittel 30± 21min bis zur Ankunft amPatienten. Beachtet werden muss, dassin vielen Einsatzlagen die DGzRS-Ein-heit das einzige geeignete Rettungsmitteldarstellt. Auch zeitkritische Krankheits-

bilder wie Schlaganfall oder Herzinfarktkönnen also u.U. erst binnen dieser Fristerreicht werden. Hier besteht ein deutli-cher Unterschied zu den Hilfsfristen imLandrettungsdienst. Hinzu kommt dererhöhte Zeitbedarf für den Transport desPatienten an Land.

Bei den Seenotrettungseinsätzen wirdregelmäßigdasAufnehmenweiterenPer-sonalsnötig. ImGroßteilderEinsätzewardas zusätzlich notwendige Personal einArzt. Von den insgesamt 63 arztbeglei-teten Einsätzen konnte in 19 Einsätzenein ehrenamtlich tätiger Arzt der DGzRSeingesetzt werden. In 44 Fällen wurdeein externer Notarzt gerufen. Das Her-anführen externer Kräfte (meist Notärz-te) erfolgte in den meisten Fällen durchden Regelrettungsdienst. Dies führte in26 Einsätzen (14% aller Einsätze) zu ei-ner dokumentierenVerzögerung derAb-legezeit von im Mittel 18± 7min (mini-mal 4, maximal 40min). Dies entsprichteiner Verzögerung der Eintreffzeit derSeenotrettungsboote um 86% bzw. derSeenotrettungskreuzer um 51% von dermittlerenGesamteintreffzeit,weil (meist)kein Arzt für das Einsatzmittel unmit-telbar verfügbar war. Die Einsatzindi-kationen mit Wartezeit auf einen an-rückenden Notarzt waren im betrachte-ten Zeitraum u.a. mehrfach Myokardin-farkte, Atemnot, Schlaganfälle, schwereTraumata,eineReanimationsowieeiner-krankter Säugling. Hierzu sei angemerkt,dass das Personal in der Seenotrettungbei bestehender Indikation in der Regelauf den Notarzt warten muss und nicht„vorfahren“kann,einerseitsaufgrundhe-terogener Ausbildung und andererseits,da ein späteres Nachführen im Sinneeines Rendezvous-Verfahrens schon al-lein mangels zusätzlichen Fahrzeugs re-gelhaft entfällt. In Anbetracht der Ein-satzindikationen wäre eine Verzögerungdes Ausrückens des einzigen geeignetenRettungsmittels im Landrettungsdienstaufgrund von systematischem Nichtvor-handensein eines Notarztes um im Mit-tel 18min, insbesondere in Anbetrachtder mittleren zusätzlich benötigten Zeitvon 21min (Seenotrettungsboote) und35min (Seenotrettungskreuzer) bis zumEintreffen am Patienten, undenkbar.

DieAnalysederEinsatzfallschwereaufBasis des NACA-Scores gibt Hinweise

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Originalien

Abb. 68 Besonderheiten desmaritimen Einsatzumfelds. a Seenotrettungskreuzer in hohemSeegang,b Transfer von Ein-satzkräften und -material zwischenHubschrauber und Seenotrettungskreuzer, c eingeschränkter Raum fürmedizinischeMaßnahmen. (Fotos: ©Die Seenotretter –DGzRS,mit freundlicher Genehmigung)

darauf, dass bei medizinischen Einsät-zen der DGzRS regelhaft ärztliches Per-sonal nötig ist. In der Gesamtheit allerEinsätze fanden sich 38% Einsätze miteiner Erkrankungsschwere von NACA 4und 31%mit einer Erkrankungsschwerevon NACA 5 oder schwerer (Median desNACA-Scores: 4 mit und ohne PatientenimWasser). Es bestand also in 69% allermedizinischen Einsätze (mit oder ohneNotarzt) akute Lebensgefahr für den Pa-tienten (. Abb. 2). Auch nachAusschlussderPatienten imWasserbestandnoch fürüberdieHälftederbehandeltenPatienten(54%) akute Lebensgefahr (. Abb. 2). ImLübeckerNotarztdienstbestand lediglichfür 46% der Patienten akute Lebensge-fahr (Median des NACA-Scores: 3 (3; 4))(. Abb. 3). Dies sind deutlich weniger le-bensgefährlich Erkrankte, als in der See-notrettung (Median des NACA-Scores 4(DGzRS)vs.3 (NEF):p< 0,0001(beiallenEinsätzen der DGzRS) bzw. 4 (DGzRS)vs. 3 (NEF) p= 0,0018 (bei den Einsätzender DGzRS, exklusive solcher mit Pati-enten im Wasser)). Dies ist beachtlich,da in vielen Einsätzen der Seenotretterkein Notarzt anwesend war und auch dieauf dem Rettungswagen vorgeschriebe-ne medizinische, nichtärztliche Qualifi-kation des Notfallsanitäters, bei den mitder Situation konfrontierten Seenotret-tern nur in Ausnahmefällen vorausge-setzt werden kann.

Das große Ausmaß schwer erkrankterPatienten zeigt sich zusätzlich zu dem er-hobenen NACA-Score darin, dass 88%der Patienten an den Landrettungsdienstübergeben und 6%durchRTH transpor-tiert wurden. Ein Krankenhaustransportder Patienten war also in 94% der Fällenötig. Trotz der in jedem Fall stattgefun-

denen Vorsichtung der Patienten durchmedizinisches Personal wurde in 24%die Notwendigkeit eines notarztbegleite-ten Weitertransports im RTW gesehen.

Die große Zahl internistischer Krank-heitsbilder in der Seenotrettung steht imEinklang mit Voruntersuchungen ausFrankreich, die in HEMS-Einsätzen bis320km Offshore der französischen At-lantikküste insbesondere internistischeEinsatzindikationen fanden, wobei dasACS der häufigste Alarmierungsgrundwar und folgend in einer relevantenAnzahl von Einsätzen auch ein STEMIvorlag (11 Patienten mit STEMI bei36 Alarmierungen wegen eines ACS)[16]. Diese hohe Rate an Patienten miteinem STEMI unter allen Alarmierun-gen wegen einer ACS-Symptomatik gibtHinweise auf die hohe durchschnittlicheKrankheitsschwere in diesem Patienten-kollektiv. Weiterhin gab es im Rahmenmedizinischer Einsätze der Seenotrettermit 5,5% vs. 4,4% (p= 0,46) vergleich-bar viele Reanimationen und mit 4,9%vs. 3,6% (p= 0,31) vergleichbar vieleTodesfälle wie im Notarztdienst derHansestadt Lübeck.

Neben denmedizinischenHerausfor-derungen (die schon fachlich aufgrunddergeringenHäufigkeit eineungewohnteHerausforderung für den Landrettungs-dienst darstellen [18]), stellen Einsätzemit der DGzRS häufig auch besonde-re logistische Ansprüche an eingesetzteNotärzte. Die Versorgung Erkrankter anBordwirddurchSeegang,EngeundLärmerschwert(. Abb.6).AußerdemmussderArzt genaue Kenntnis der Ausrüstunghaben, da ein nachträgliches Anfordernweiteren Materials nicht möglich ist. ImEinsatzablauf entscheidend ist eine aus-

reichendeKenntnis der besonderenAus-stattung (z.B. Überlebensanzug), des si-cheren Verhaltens an Bord eines Schiffesoder Helikopters und insbesondere auchdes sicherenDurchführens eines taktischu.U. sehr wichtigen Transfers zwischenSchiff und Helikopter (. Abb. 6).

All dies kann bei Notärzten der Re-gelrettung nicht vorausgesetzt werden.Notärzte für medizinische Seenotfällekönnen daher nicht einfach und oh-ne Risiko aus dem Regelnotarztdienstherangeführt werden, sondern bedürfeneiner grundlegenden Ausbildung in denBesonderheiten des maritimen Umfelds.Anderenfalls besteht die Gefahr, dassder herangeführte Notarzt aufgrundfehlender Ausbildung keine Hilfe fürdie Besatzung der Rettungseinheit ist,sondern ein Hindernis darstellt und imExtremfall (z.B. bei einem Sturz insWasser) weitere Kräfte bindet.

Eine effektivere ärztliche Unterstüt-zung der deutschen Seenotrettung könn-te z.B. durch Erweiterung der Einsatzka-pazitäten seenotrettungstauglicher Ret-tungshubschraubererfolgen.Darüberhi-naus sollten die bestehenden telemedi-zinischen Konzepte (Telenotarzt) ausge-baut werden und deren Effizienz auchfür die Seenotrettung in entsprechendenStudien überprüft werden.

Limitationen

Die vorliegende Untersuchung weist ei-nige Limitationen auf. Zunächst handeltes sich um eine rein retrospektive Ar-beit, weshalb auf die Datenerfassung undderen Qualität kein Einfluss genommenwerden konnte. Insbesondere die Doku-mentationsqualität ist deutlich verbesse-

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rungswürdig und die Auswertung dervorliegendenDatenmag deshalb Fehlernunterliegen. Mit einer hochqualitativenDokumentation von Situation, Messwer-ten,Maßnahmen undVerlauf ließen sichpräzisere Auswertungen durchführen.

Die Einsatzprotokolle sind situativ-deskriptiv; es wurden wenige Messwer-te erhoben und wenige medizinischeMaßnahmen dokumentiert. Pathophy-siologische Variablen standen mithinfür eine Auswertung nicht ausreichendzur Verfügung. Um dennoch eine Ver-gleichbarkeit der Erkrankungsschwerezu ermöglichen, wurde der NACA-Score gewählt, der typischerweise auchdurch Beurteilung deskriptiver Erkran-kungsszenarien ohne Zuhilfenahme vonMesswerten bestimmt werden kann.Dieser NACA-Score wurde nicht vonden am Einsatz beteiligten Rettungs-kräften vergeben, sondern im Nach-hinein bestimmt. Die rein retrospektiveBestimmung anhand von Protokollenmit teilweise schwacher Dokumentati-onsqualität bedingt hier allerdings dieMöglichkeit von Fehlannahmen.

Die vorliegende Arbeit beschäftigtsich ausschließlich mit von der DGzRS(als Hauptakteur der deutschen See-notrettung) durchgeführten Primär-einsätzen. Sie betrachtet nicht, ob undin welchem Umfang mögliche Drit-te an Rettungseinsätzen beteiligt sind.Der Vergleich erfolgt orientierend mitden Notarzteinsätzen eines NEF (derHansestadt Lübeck) mit städtisch ge-prägtem Einsatzspektrum und nicht ge-bietskörperschaftsübergreifend; für dieAspekte Alter, Geschlecht und Erkran-kungsschwere kann hier ausreichendeRepräsentativität vermutet werden, fürdie gruppierten Einsatzindikationen istinsbesondere das Trauma/Nontrauma-Verhältnis möglicherweise nicht reprä-sentativ. Eine Ausweitung der Betrach-tung auf alle im Bereich der Seenotret-tung und Offshoremedizin beteiligtenAkteure und ein Vergleich mit einemgrößeren und heterogeneren Stadt-/Landrettungskollektiv könnte die Aussa-gekraft in Folgestudien weiter steigern.

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit beschreibt de-tailliert das medizinische Einsatzspek-trum der DGzRS über 2 Jahre. Bei182 analysierten medizinischen Seenot-rettungseinsätzen benötigten die Ein-satzeinheiten im Mittel 30min bis zurAnkunft und 43min für Behandlung,Transport und Übergabe des Patienten.Die in den Einsätzen behandelten Pati-enten scheinen den Ergebnissen zufolgejünger und häufiger lebensbedrohlicherkrankt gewesen zu sein, als das Kol-lektiv der durch Notärzte behandeltenPatienten in der Hansestadt Lübeck.Weiterhin kam es vergleichbar häufig zuReanimationen und Todesfällen wie beiden Notarzteinsätzen des Vergleichsnot-arzteinsatzfahrzeuges. Trotz der größe-ren Erkrankungsschwere konnten nur34,6% der medizinisch relevanten See-notrettungseinsätze durch einen Notarztbegleitet werden. In ca. der Hälfte der44 Fälle mit der Notwendigkeit eines vonextern anrückenden Notarztes kam es zueiner Verzögerung des Ablegens von imMittel 18min. Die Einsatzindikation warhier meist dringlich und ließ eine Ver-schlechterung des Patienten-Outcomedurch verzögerteTherapie erwarten. DieUntersuchung gibt Hinweise darauf, dassmedizinische Hilfe regelmäßig und trotzzeitkritischer Indikation aufgrund unzu-reichend vorgehaltenen ärztlichen Per-sonals erst verzögert eintrifft. Aufgrundder besonderen Anforderungen des ma-ritimen Umfelds ist eine Besetzung derRettungseinheiten der DGzRS durchnicht spezifisch ausgebildete Ärzte derRegelrettung als systematisches Konzeptnicht geeignet. Die aktuell vorgehalteneKapazität an geeigneten Notärzten (undtelenotärztlicher Unterstützung) sollteausgebaut werden.

Fazit

Es gibt dringenden Bedarf an einer effek-tiveren Unterstützung der DGzRS durchfür den maritimen Einsatz ausreichendausgebildetes ärztliches Personal.

Korrespondenzadresse

S. SchemkeUniversitätsklinikum Schleswig-Holstein,Campus Lübeck, Klinik für Anästhesiologie undIntensivmedizinRatzeburger Allee 160, 23562 Lübeck,[email protected]

Funding. Open Access funding enabled and organi-zed by Projekt DEAL.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. S. Schemke, H. Schwalbe, L. Gru-newaldundH.Maurer geben an, dass kein Interessen-konflikt besteht.

Diese retrospektive Studie erfolgte imEinklangmitnationalemRecht.

Open Access.Dieser Artikelwird unter der CreativeCommonsNamensnennung4.0 International Lizenzveröffentlicht, welche dieNutzung, Vervielfältigung,Bearbeitung, VerbreitungundWiedergabe in jegli-chemMediumundFormat erlaubt, sofern Sie den/dieursprünglichenAutor(en)unddieQuelle ordnungsge-mäßnennen, einen Link zur Creative Commons Lizenzbeifügenundangeben, obÄnderungen vorgenom-menwurden.

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WeitereDetails zur Lizenz entnehmenSie bitte derLizenzinformation auf http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de.

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Ankündigung

LIFEMED 2021 - 10.09. und 11.09.2021 in Leipzig

Das diesjähriges LIFEMED Symposium als Hy-

bridveranstaltung. Das Organisationsteam ist

optimistisch, dass dieses Format sowohl vordem Hintergrund der dann aktuellen Lage

mit regelmäßigen Testmöglichkeiten und

einer höheren Impfquote umsetzbar ist undso den notfallmedizinisch interessierten Kol-

leginnen und Kollegen aller Berufsgruppenund Fachbereiche unter Einhaltung der Hy-

gieneregeln endlich wieder die Möglichkeit

gibt, sich auch direkt vor Ort auch im persön-lichen Austausch fort- und weiterzubilden.

Freitag, 10.09.2021 Vortragspro-gramm: Neben Themen wie „COVID-19

und Zentrale Notaufnahme – was haben wirgelernt?“, „Aktuelle Konzepte, Strukturen und

politische Entwicklungen“ stehen Update-

Veranstaltungen u.a. zu Kindernotfällen, zurVersorgung geriatrischer Notfallpatienten, zu

psychiatrischen Notfällen und zum Polytrau-

mamanagement auf dem Programm. Für dieeinzelnen Sitzungen ist ein ganz neues For-

mat vorgesehen: Die Präsentationen erfolgeninDialogformbzw. als Pro- undCon-Vorträge.

DieUpdate-Sitzungenorientieren sich jeweils

an einem konkreten Fall liefern zur Thematikaber auch den aktuellen wissenschaftlichen

Hintergrund. In Zusammenarbeit mit dem

DRK Sachsen findet nachmittags der dies-jährige LIFEMED-Rettungsdienst-Workshop

statt.

Samstag, 11.09.2021 Workshops: Dabeiwerden intraossärer Zugang, Thoraxdraina-

ge und Koniotomie in einem gemeinsamenWorkshop Invasive Notfalltechniken angebo-

ten. Der Workshop Notfallmedizin kompakt

wird für Berufseinsteiger aber auch als Refres-herkurs in bewährter Formdie verschiedenen

Themen rund um die Notaufnahme aufgrei-fen und kompakt anbieten. Als besonderes

Highlight wird im Rahmen des erstmalig bei

LIFEMED 2021 angebotenen VR-Workshopein Notfallmedizinisches Training an reali-

tätsnahen virtuellen Patienten, losgelöst von

räumlichen Gegebenheiten und Limitierun-gen im Team in Echtzeitkommunikationund

-kooperationmöglich sein.

LIFEMED 2021 findet genau 20 Jahre nach

den Angriffen auf das World Trade Center inNew York 2001, 9/11 statt. Zur Erinnerung

an diese Anschläge wird eine zu dieser Zeit

im Emergency Department des Mount SinaiHospital in Manhattan tätige Kollegin, für

einen Vortrag zu den Erfahrungen dieserZeit und der anschließenden Bewältigung

berichten.

Last but not least wird es wieder ein Get-

Together geben: Nach Bootstransfer auf den

Leipziger Kanälen möchten in spannenderund interessanter Umgebung wieder die

Gelegenheit zum direkten Dialog mit Refe-renten, Teilnehmern und Kollegen geben.

Anmeldung und Information:www.ukl-live.de/lifemed

290 Der Anaesthesist 4 · 2021